IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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10.07.2015 Aufrufe

Neuerscheinungenzwei bisher unverbunden Forschungssträngen, die zudemverschiedenen Theorietraditionen entstammen.Bisher liefern vor allem konstruktivistisch inspirierteempirische Studien Erkenntnisse über das subjektiveund kollektive Verständnis vom Mädchen- bzw. Junge-Sein,wenn Prozesse der Geschlechtersozialisationin Peergruppen bei Kindern in der mittleren Kindheit(8-10 Jahre) und Jugendlichen in der Frühadoleszenz(12-14 Jahre) betrachtet werden. Das Betrachtungsfeldsolcher Arbeiten ist auf den Mikrokosmos Peergruppebeschränkt. Mögliche Wirkungen der Kontexte, in welchendiese Peergruppen verortet sind, werden in dieserForschungstradition nicht berücksichtigt.Demgegenüber arbeitet die sozial-strukturell ausgerichteteKindheits- und Jugendforschung vor allem überdie Wirkungen der familiären und der regionalen Umgebungenauf den Zugang zu Peergruppen in Schulen,Vereinen, auf Spielplätzen oder beim Sport. Prozesseinnerhalb dieser Peergruppen, besonders die geschlechtlichrelevanten, finden in dieser Forschungstraditionkeine Berücksichtigung.Mit ihrem sozialstrukturellen Zugang spezifiziert dieAutorin in diesem Band Mikroprozesse innerhalb vonPeergruppen so, dass sie sozialstrukturell anschlussfähigwerden. Das Ergebnis dieses Vorgehens ist das hochinnovative Modell ‚kontextualisierte Geschlechter-sozialisationvon Kindern und Jugendlichen in situiertenPeergruppen’.Die Autorin zeigt, dass Prozesse der Geschlechtersozialisationin Peergruppen sowohl direkt als auch indirektdurch die Umgebungen, in welchen die Peergruppensituiert sind, beeinflusst werden. Als indirektenEinfluss macht sie den familiären und den regionalenHintergrund von Kindern und Jugendlichen aus:Diese Komponenten der Herkunft sind entscheidenddafür, welche Peerorte überhaupt zugänglich sind.Peerorte ihrerseits stellen darüber hinaus eine Rahmungdar und zwar für Prozesse der Geschlechtersozialisation,die in den dort situierten Peergruppen stattfinden.Bei den Rahmungen handelt es sich entweder um einesogenannte ‚vergeschlechtlichte’ oder um eine sogenannte‚geschlechtsneutrale’ Kodierung einzelner Peerorte.Der direkte Einfluss der Peerorte besteht in derAnalyse dieses Buches darin, dass Mädchen und Jungensich an ‚vergeschlechtlichten’ Peerorten in Prozessender Geschlechtersozialisation als Differente erfahren,während sie sich an ‚geschlechtsneutralen’ Peerortenals Gleiche konstruieren.Indirekte und direkte Umgebungseinflüsse werdenvon der Autorin konstruktiv zusammengeführt, so dasssich für Kinder und Jugendliche je nach familiärer undregionaler Herkunft unterschiedliche Kombinationenvon Gleichheits- und Differenzerfahrungen an den ihnenzur Verfügung stehenden Peerorten eröffnen. Auszwei zentralen Dimensionen der Sozialstruktur, nämlichdem familiären Status und der regionalen Zugehörigkeit,entwickelt die Autorin eine innovative Beschreibungsozial-strukturell variierender Konstitutionsbedingungenvon Geschlecht.Sabine Marx: Kommunikation im Arbeitsteam.Eine Fallstudie mit Ingenieurinnen und Ingenieuren,Campus Verlag, Frankfurt/M./New York2003, 324 Seiten, 34,90 €, ISBN 3-593-37349-1Kommunikation kommt in der Neu/Gestaltung vonOrganisationen eine Schlüsselrolle zu. Dabei stellen sicheinige grundlegende Fragen:Wie „funktioniert“ überhaupt menschliche Kommunikation?Wie lassen sich kommunikative Ressourcenin Organisationen erfolgreich nutzen? Wie entfaltet sichkommunikative Kompetenz?Diesen Fragen geht das Buch aufgrund einer Fallstudiemit Ingenieurinnen und Ingenieuren nach. Untersuchtwurde die Zusammenarbeit in multiprofessionellenTeams. Es entstanden lebendige Porträts aktuellerTeamarbeit, die Einblick geben in den Berufsalltagder Beteiligten jenseits von Managementrhetorik.Die Autorin schildert die Auflösung wesentlicherOrientierungsfiguren wie Berufs- und Unternehmensidentität,Geschlechterordnung, Zukunft als zentraleHerausforderung an die Akteure. Die in der Studieangewandte Methode der Gruppendiskussion wirdausführlich dargelegt, besonders in ihrem Nutzen fürdie Organisationsberatung.104

NeuerscheinungenWeitere Neuerscheinungen:Mechthild Rumpf, Ute Gerhard, Mechtild M.Jansen (Hg.): Facetten islamischer Welten.Geschlechterordnungen, Frauen- und Menschenrechtein der Diskussion, transcriptVerlag, Bielefeld 2003, 319 Seiten, 24,80 €,ISBN: 3-89942-153-1Mit Blick auf die Geschlechterverhältnissewird der Islam häufig alsmodernitätsfeindlichesreligiöses und kulturellesSystem verstanden undeinem westlichen Emanzipationsverständnisgegenübergestellt.Die Beiträgedieses Bandes zeigen,wie unverzichtbardifferenzierende und interdisziplinärePerspektivensind, die sich auf dieVielfalt des Islam (auchin Europa), seine unterschiedlichenreligiösen Strömungen, Lebensformenund Vorstellungen von Geschlechterordnungen richten.Diskutiert wird die Beziehung zwischen Islam, Geschlechtund Menschenrechten. Dabei kommt dasPotenzial der reform-islamischen Ansätze zur Sprache,die nicht nur eine Herausforderung für die politischenRichtungen des Islam darstellen, sondern sich auch amKonzept der Gleichheit bei der Auslegung des islamischenRechts im Hinblick auf die Geschlechterverhältnisseorientieren.Metz-Göckel, Sigrid: Exzellenz und Eliteim amerikanischen Hochschulsystem, ReiheGeschlecht und Gesellschaft Bd. 30, Leske +Budrich, Opladen 2004, 300 Seiten, 24,90 €;ISBN: 3-8100-3711-7Anstalten zu Ausbildungsstätten entwickelt, die jungeFrauen auf erfolgreiche Berufstätigkeiten vorbereiten.Inzwischen beanspruchen einige, eine bessere Ausbildungals die koedukativen Einrichtungen anzubieten.Das Buch untersucht am Beispiel des Wellesley-College,wie diese Programmatik umgesetzt wird und beschreibtdas Auswahlverfahren und die Konstruktioneines Studienjahrgangs, die Leitung und Alumnaekultur,das Studien- und Lehrprogramm sowie das studentischeCampus-Leben. Es basiert auf Recherchen undInterviews mit Studentinnen, Lehrenden und Verwaltungund gibt als datengestützte ethnographische Studieeinen bisher einmaligen Einblick in die Collegekulturder USA. Damit knüpft es an die aktuelle Diskussionum die Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge in der Bundesrepublik Deutschland an.Brück, Brigitte: Frauen und Rechtsradikalismusin Europa. Eine Studie zu Frauen in Führungspositionenrechtsradikaler Parteien in Deutschland,Frankreich und Italien, (Reihe Geschlechtund Gesellschaft Bd. 32), Leske + Budrich,Opladen 2004, 220 Seiten, 15,90 €, ISBN: 3-8100-3857-1Das Buch führt in die zeitgenössische Rechtsextremismusforschung– sofern sie eine Geschlechterperspektiveberücksichtigt – ländervergleichend ein. Anhandvon Leitfadeninterviews mit Politikerinnen in Führungspositionenrechtsradikaler Parteien in Deutschland,Frankreich und Italien werden das Selbstverständnisund die politische Positionierung dieser Aktivistinnenuntersucht. Gemeinsamkeiten und Unterschiededieser Politikerinnen im Mittelpunkt werden analysiert.Dabei wird die Rolle der Politikerinnen in der Traditionsbildungund der Modernisierung ihrer Parteiennachgezeichnet. Das Buch bietet einen fundierten Überblicküber rechtsextreme Frauen in Europa und einenEinblick in die geschlechterkritische komparativeRechtsextremismusforschung.In den USA stehen die knapp 80 Women’s Colleges ineiner existenziellen Konkurrenz zu den koedukativenColleges. Sie mussten ihr Selbstverständnis seit den 70erJahren grundlegend ändern, um überhaupt bestehenzu können. Einige haben sich von Höheren Töchter-Info 21.Jg. Nr.27/2004105

Neuerscheinungenzwei bisher unverbunden Forschungssträngen, die zudemverschiedenen Theorietraditionen entstammen.Bisher liefern vor allem konstruktivistisch inspirierteempirische Studien Erkenntnisse über das subjektiveund kollektive Verständnis vom Mädchen- bzw. Junge-Sein,wenn Prozesse der Geschlechtersozialisationin Peergruppen bei Kindern in der mittleren Kindheit(8-10 Jahre) und Jugendlichen in der Frühadoleszenz(12-14 Jahre) betrachtet werden. Das Betrachtungsfeldsolcher Arbeiten ist auf den Mikrokosmos Peergruppebeschränkt. Mögliche Wirkungen der Kontexte, in welchendiese Peergruppen verortet sind, werden in dieserForschungstradition nicht berücksichtigt.Demgegenüber arbeitet die sozial-strukturell ausgerichteteKindheits- und Jugendforschung vor allem überdie Wirkungen der familiären und der regionalen Umgebungenauf den Zugang zu Peergruppen in Schulen,Vereinen, auf Spielplätzen oder beim Sport. Prozesseinnerhalb dieser Peergruppen, besonders die geschlechtlichrelevanten, finden in dieser Forschungstraditionkeine Berücksichtigung.Mit ihrem sozialstrukturellen Zugang spezifiziert dieAutorin in diesem Band Mikroprozesse innerhalb vonPeergruppen so, dass sie sozialstrukturell anschlussfähigwerden. Das Ergebnis dieses Vorgehens ist das hochinnovative Modell ‚kontextualisierte Geschlechter-sozialisationvon Kindern und Jugendlichen in situiertenPeergruppen’.Die Autorin zeigt, dass Prozesse der Geschlechtersozialisationin Peergruppen sowohl direkt als auch indirektdurch die Umgebungen, in welchen die Peergruppensituiert sind, beeinflusst werden. Als indirektenEinfluss macht sie den familiären und den regionalenHintergrund von Kindern und Jugendlichen aus:Diese Komponenten der Herkunft sind entscheidenddafür, welche Peerorte überhaupt zugänglich sind.Peerorte ihrerseits stellen darüber hinaus eine Rahmungdar und zwar für Prozesse der Geschlechtersozialisation,die in den dort situierten Peergruppen stattfinden.Bei den Rahmungen handelt es sich entweder um einesogenannte ‚vergeschlechtlichte’ oder um eine sogenannte‚geschlechtsneutrale’ Kodierung einzelner Peerorte.Der direkte Einfluss der Peerorte besteht in derAnalyse dieses Buches darin, dass Mädchen und Jungensich an ‚vergeschlechtlichten’ Peerorten in Prozessender Geschlechtersozialisation als Differente erfahren,während sie sich an ‚geschlechtsneutralen’ Peerortenals Gleiche konstruieren.Indirekte und direkte Umgebungseinflüsse werdenvon der Autorin konstruktiv zusammengeführt, so dasssich für Kinder und Jugendliche je nach familiärer undregionaler Herkunft unterschiedliche Kombinationenvon Gleichheits- und Differenzerfahrungen an den ihnenzur Verfügung stehenden Peerorten eröffnen. Auszwei zentralen Dimensionen der Sozialstruktur, nämlichdem familiären Status und der regionalen Zugehörigkeit,entwickelt die Autorin eine innovative Beschreibungsozial-strukturell variierender Konstitutionsbedingungenvon Geschlecht.Sabine Marx: Kommunikation im Arbeitsteam.Eine Fallstudie mit Ingenieurinnen und Ingenieuren,Campus Verlag, Frankfurt/M./New York2003, 324 Seiten, 34,90 €, ISBN 3-593-37349-1Kommunikation kommt in der Neu/Gestaltung vonOrganisationen eine Schlüsselrolle zu. Dabei stellen sicheinige grundlegende Fragen:Wie „funktioniert“ überhaupt menschliche Kommunikation?Wie lassen sich kommunikative Ressourcenin Organisationen erfolgreich nutzen? Wie entfaltet sichkommunikative Kompetenz?Diesen Fragen geht das Buch aufgrund einer Fallstudiemit Ingenieurinnen und Ingenieuren nach. Untersuchtwurde die Zusammenarbeit in multiprofessionellenTeams. Es entstanden lebendige Porträts aktuellerTeamarbeit, die Einblick geben in den Berufsalltagder Beteiligten jenseits von Managementrhetorik.Die Autorin schildert die Auflösung wesentlicherOrientierungsfiguren wie Berufs- und Unternehmensidentität,Geschlechterordnung, Zukunft als zentraleHerausforderung an die Akteure. Die in der Studieangewandte Methode der Gruppendiskussion wirdausführlich dargelegt, besonders in ihrem Nutzen fürdie Organisationsberatung.104

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