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IFF-Info Nr. 27, 2004 - IFFOnzeit

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RezensionenChristiane Erlemann: Ich trauer meinemIngenieurdasein nicht mehr nach. WarumIngenieurinnen den Beruf wechseln – einequalitative empirische Studie, Kleine Verlag,Bielefeld 2002, 433 Seiten,24,90 € ,ISBN 3-89370-370-5,Warum gibt es, trotzzahlreicher Maßnahmenzur Steigerung des Frauenanteilsin ingenieurwissenschaftlichenStudiengängenoder auchzur Integration vonFrauen in entsprechendeBerufsfelder, nachwie vor so wenige Ingenieurinnenin Deutschland?Warum wird technischeGestaltungs- undDefinitionsmacht nahezuungebrochen mit „Männlichkeit“ oder dem Bild „desIngenieurs“ verknüpft? Warum zeigt sich die ingenieurwissenschaftlicheFachkultur, wie die Fachkulturforschungim ingenieurwissenschaftlichen Feld selbst, alsbesonders „resistent“ oder „widerständig“ gegen dieKategorie Geschlecht? Diesen spannenden und politischprovokanten Fragen geht Christiane Erlemannnach. In ihrem Buch rekonstruiert sie die Hinwendungzum, die Auseinandersetzung mit dem und letztlich dieAbwendung vom ingenieurwissenschaftlichen Feldanhand biographisch orientierter narrativer Interviewsmit Ingenieurinnen, die ihren Beruf „an den Nagelgehängt“ haben.Ausgangspunkt, Fragestellung und MethodeIn den ersten drei Kapiteln ihres Buches skizziert Erlemanndie Fragestellung ihrer qualitativ empirischen Studie,verortet diese in den bestehenden Diskurs über„Frauen und Technik“ und steckt den von ihr gewähltentheoretischen wie methodischen Bezugsrahmen ab.In Kapitel 1 geht sie noch einmal auf die unterschiedlichenFacetten der Situation von Frauen im Ingenieurstudiumund im Ingenieurberuf ein und setzt sich dabeisehr fundiert und kritisch mit den bisherigenSchwerpunkten dieses Forschungsfeldes auseinander.Sehr überzeugend legt die Autorin dar, dass sich dasForschungsinteresse und der gleichstellungspolitischeDiskurs bislang nahezu ausschließlich auf die Fragekonzentriert haben, wie der Frauenanteil in Ingenieurstudiengängenerhöht und den Absolventinnen der Berufseinstieg„erleichtert“ werden kann. Bedingungen,Ursachen und (individuelle wie strukturelle) Prozesse,die zu einem Verbleib oder einem Ausstieg von Frauenaus dem Ingenieurberuf führen, blieben bis heute einweitgehend vernachlässigtes Thema. Innovativ sind ohneZweifel Erlemanns Überlegungen zu einem Perspektivwechselin der empirischen (Fachkultur-)Forschung;diese in den wissenschaftlichen Diskurs aufzunehmenund weiterzuführen, hält die Rezensentin für ein ebensonotwendiges wie vielversprechendes und lohnenswertesUnterfangen. Kapitel 2 bietet eine kurze Zusammenfassungzentraler Aspekte der feministischen Kritikan Naturwissenschaft und Technik. Wichtig für dieVerortung von Erlemanns Forschungsinteresse ist vorallem die Diskussion um eine Re-Kontextualisierungvon Naturwissenschaft und Technik und die sich anschließendeFrage nach den politischen Konsequenzeneiner solchen Re-Kontextualisierung, die u. a. dieNotwendigkeit einer Thematisierung von Geschlechtzur Ergründung, Erklärung und ggf. Veränderung„frauendiskriminierender“ bzw. „frauenausschließender“Strukturen, Bilder und Einstellungen im ingenieurwissenschaftlichenFeld impliziert. In Kapitel 3 schließlichführt Erlemann in die von ihr gewählte Methodeder interpretativen Textanalyse narrativer Interviewsein. Darüber hinaus beschreibt sie kurz ihr Sample unddie Auswahlkriterien für die in ihre Studie aufgenommenen„Biographinnen“.Von der Kunst wissenschaftlicher InterpretationKapitel 4, das immerhin die Hälfte des gesamten Buchesumfasst, stellt den eigentlichen Kern der wissenschaftlichenArbeit von Erlemann dar. In diesem interpretiertdie Autorin die beruflichen Einstiegs-, Umstiegs-und Ausstiegsverläufe dreier Ingenieurinnen.Insgesamt hat Erlemann im Rahmen ihrer Studie mit12 „ausgestiegenen“ Ingenieurinnen biographisch orientierteInterviews geführt. Zu ihrer Entscheidung, geradedie Lebensgeschichten dieser drei Frauen in denMittelpunkt ihrer Studie zu rücken, kann man der Autorinnur gratulieren. Kontrastreicher kann das Datenmaterialwohl kaum sein, sowohl hinsichtlich der „Hintergrundvariablen“(z. B. räumliche Herkunft, Herkunftsfamilie,Familienstatus, Bildungsweg, Fachrichtung,Berufsfeld) als auch mit Blick auf die Bandbreiteder lebensgeschichtlichen Erfahrungen dieser Frauen.Dabei geht es der Autorin nicht um das Nacherzählenvon (am Ende noch „typischen“) Berufs- und Ausstiegsbiographienvon Ingenieurinnen. Der Anspruchder Autorin ist vielmehr, das in den Interviews gewonneneDatenmaterial in einen wissenschaftlichen Kon-100

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