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AKTUELLER IMPULS<br />
Noch ist dieses Geheimnis verborgen,<br />
aber früher oder später wird es ans<br />
Licht kommen. Jetzt aber geht Jesus<br />
einen Schritt weiter und spricht, als<br />
ob die Geburt unmittelbar bevorstünde.<br />
Wie eine Entbindung ist der<br />
Einbruch der neuen Welt Gottes mit<br />
Schmerzen verbunden. Der Evangelist<br />
deutet die Schrecken dieses Umbruchs<br />
nur an: angesichts der weltweiten<br />
Kriegshandlungen und Naturkatastrophen<br />
könnte man leicht den Verstand<br />
verlieren, nicht zuletzt deswegen, weil<br />
die Jünger selbst auch von Verrat, Verfolgung<br />
und Tod bedroht sind. „Aber<br />
das Ende ist es noch nicht.“ Für das<br />
Ende hat Gott etwas ganz anderes<br />
vorgesehen: neues Leben.<br />
Jetzt aber heißt es: „wachet und<br />
betet, dass ihr nicht in Anfechtung<br />
fallt.“ So der Monatsspruch im<br />
kräftigen Lutherdeutsch. Vielleicht<br />
einen Tag nach der Jüngerbelehrung<br />
über die Wehen, die mit dem Zur-<br />
Welt-Kommen Gottes verknüpft sind,<br />
durchlebt Jesus die Schrecken der<br />
Endzeit am eigenen Leib. „Er fing<br />
an zu trauern und zu zagen.“ Doch<br />
ausgerechnet jetzt lassen ihn seine<br />
Gefährten, vom Schlaf überwältigt,<br />
im Stich. Dabei sollten sie hellwach<br />
sein. Betrifft sie der bevorstehende<br />
Umbruch nicht genauso? Müssten sie<br />
ihrem Meister nicht beistehen? Wie<br />
kann man da träumen? Wer schläft,<br />
ist nicht handlungsfähig, sondern<br />
wird von der Wucht der Ereignisse<br />
einfach nur fortgerissen.<br />
In der Tat sind die Jünger angesichts<br />
der unerwarteten Wendung der Ereignisse<br />
wie gelähmt. Am Ende reicht<br />
eine schlichte Frage, um sogar einen<br />
Felsen wie Petrus aus dem Gleis zu<br />
werfen. „Ich kenne diesen Menschen<br />
nicht.“ Wir sind durchaus nicht die<br />
Starken, für die wir uns halten. Wenn<br />
das Leben uns einen Strich durch die<br />
Rechnung macht, laufen wir davon wie<br />
die Jünger angesichts des Karfreitags.<br />
Jesus weiß das. Deswegen die Mahnung:<br />
„Wachet und betet.“ Wenn es<br />
eng wird, brauchen wir noch andere<br />
Kraftquellen, die uns durch unsere Krisen<br />
hindurchtragen — gut, wenn wir<br />
sie anzapfen. Ansonsten reagieren wir<br />
wie die Jünger einfach nur kopflos.<br />
Ein Trost bleibt. Obwohl die Jünger im<br />
entscheidenden Moment vor Erschöpfung<br />
einschlafen und die Dinge nur<br />
noch laufen lassen, lässt Jesus sie<br />
nicht los. „Ich habe für dich gebetet,<br />
dass dein Glaube nicht aufhört,“<br />
ermutigt er Petrus Tage vor seinem<br />
Versagen. Auch wenn wir nicht mehr<br />
beten (und vielleicht auch nicht mehr<br />
glauben) können — der Mann aus<br />
Nazareth tritt doch für uns ein. Sein<br />
Einsatz für uns Menschen ist bedingungslos.<br />
Das ist unsere Rettung —<br />
da ist einer, der mit uns in die tiefsten<br />
Tiefen hinabsteigt und uns so auffängt.<br />
So oft ich die Passion Jesu auch<br />
meditiere: über so viel Hingabe kann<br />
ich nur staunen.<br />
Hans Kolthoff<br />
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