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4/2011 - EFG Karlsruhe

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AKTUELLER IMPULS<br />

Noch ist dieses Geheimnis verborgen,<br />

aber früher oder später wird es ans<br />

Licht kommen. Jetzt aber geht Jesus<br />

einen Schritt weiter und spricht, als<br />

ob die Geburt unmittelbar bevorstünde.<br />

Wie eine Entbindung ist der<br />

Einbruch der neuen Welt Gottes mit<br />

Schmerzen verbunden. Der Evangelist<br />

deutet die Schrecken dieses Umbruchs<br />

nur an: angesichts der weltweiten<br />

Kriegshandlungen und Naturkatastrophen<br />

könnte man leicht den Verstand<br />

verlieren, nicht zuletzt deswegen, weil<br />

die Jünger selbst auch von Verrat, Verfolgung<br />

und Tod bedroht sind. „Aber<br />

das Ende ist es noch nicht.“ Für das<br />

Ende hat Gott etwas ganz anderes<br />

vorgesehen: neues Leben.<br />

Jetzt aber heißt es: „wachet und<br />

betet, dass ihr nicht in Anfechtung<br />

fallt.“ So der Monatsspruch im<br />

kräftigen Lutherdeutsch. Vielleicht<br />

einen Tag nach der Jüngerbelehrung<br />

über die Wehen, die mit dem Zur-<br />

Welt-Kommen Gottes verknüpft sind,<br />

durchlebt Jesus die Schrecken der<br />

Endzeit am eigenen Leib. „Er fing<br />

an zu trauern und zu zagen.“ Doch<br />

ausgerechnet jetzt lassen ihn seine<br />

Gefährten, vom Schlaf überwältigt,<br />

im Stich. Dabei sollten sie hellwach<br />

sein. Betrifft sie der bevorstehende<br />

Umbruch nicht genauso? Müssten sie<br />

ihrem Meister nicht beistehen? Wie<br />

kann man da träumen? Wer schläft,<br />

ist nicht handlungsfähig, sondern<br />

wird von der Wucht der Ereignisse<br />

einfach nur fortgerissen.<br />

In der Tat sind die Jünger angesichts<br />

der unerwarteten Wendung der Ereignisse<br />

wie gelähmt. Am Ende reicht<br />

eine schlichte Frage, um sogar einen<br />

Felsen wie Petrus aus dem Gleis zu<br />

werfen. „Ich kenne diesen Menschen<br />

nicht.“ Wir sind durchaus nicht die<br />

Starken, für die wir uns halten. Wenn<br />

das Leben uns einen Strich durch die<br />

Rechnung macht, laufen wir davon wie<br />

die Jünger angesichts des Karfreitags.<br />

Jesus weiß das. Deswegen die Mahnung:<br />

„Wachet und betet.“ Wenn es<br />

eng wird, brauchen wir noch andere<br />

Kraftquellen, die uns durch unsere Krisen<br />

hindurchtragen — gut, wenn wir<br />

sie anzapfen. Ansonsten reagieren wir<br />

wie die Jünger einfach nur kopflos.<br />

Ein Trost bleibt. Obwohl die Jünger im<br />

entscheidenden Moment vor Erschöpfung<br />

einschlafen und die Dinge nur<br />

noch laufen lassen, lässt Jesus sie<br />

nicht los. „Ich habe für dich gebetet,<br />

dass dein Glaube nicht aufhört,“<br />

ermutigt er Petrus Tage vor seinem<br />

Versagen. Auch wenn wir nicht mehr<br />

beten (und vielleicht auch nicht mehr<br />

glauben) können — der Mann aus<br />

Nazareth tritt doch für uns ein. Sein<br />

Einsatz für uns Menschen ist bedingungslos.<br />

Das ist unsere Rettung —<br />

da ist einer, der mit uns in die tiefsten<br />

Tiefen hinabsteigt und uns so auffängt.<br />

So oft ich die Passion Jesu auch<br />

meditiere: über so viel Hingabe kann<br />

ich nur staunen.<br />

Hans Kolthoff<br />

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