20.11.2012 Aufrufe

incentives - Wirtschaftszeitung

incentives - Wirtschaftszeitung

incentives - Wirtschaftszeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●<br />

SEITE 4 | FREITAG, 15. JULI 2011 THEMA DES MONATS WIRTSCHAFTSZEITUNG | SEITE 5<br />

WennDenkmusterdie<br />

Wirklichkeitausblenden<br />

EinTrendforscher,eineStatistikerinundeinWirtschaftsvertreterräumenmitKlischeesauf<br />

VON CHRISTINE HOCHREITER<br />

KELKHEIM/NÜRNBERG/MÜNCHEN. „Die<br />

Wirklichkeit verändert sich meist<br />

schneller als unsere gewohnten Denkmuster“,<br />

sagt einer, der es wissen muss.<br />

Als Geschäftsführer des berühmten Zukunftsinstituts<br />

von Matthias Horx in<br />

Kelkheim/Frankfurt beschäftigt sich<br />

Andreas Steinle mit gesellschaftlichen<br />

Trends. Nach der Beobachtung des Diplom-Kommunikationswirts<br />

ist denn<br />

auchdasvielzitierteSommerlochinder<br />

Wirtschaft „zumindest in seiner absoluten<br />

Dominanz eine Mär“. Es gebe zur<br />

Jahresmitte zwar durchaus eine „Zäsur<br />

im Vortrags- und Kongress-Business“,<br />

aber Fakt sei nun einmal auch, „dass<br />

nichtalleMenschenschulpflichtigeKinderhabenundgleichzeitigverreistsind“.Dennochlösediepsychologischautomatisierte<br />

Annahme eines Sommerlochs in<br />

den Köpfen Kettenreaktionen auf der<br />

konkretenEbeneaus.<br />

Werksschließungenwürdennichtzuletzt<br />

durch die fortschreitende Globalisierung<br />

verhindert. Steinle: „In Asien<br />

gibt es keine Sommerferien. Und als Exportnationkönnenwiresunsnichtleisten,<br />

eine Exportpause einzulegen.“ Der<br />

Trend-Experteräumtallerdingsein,dass<br />

es in der Gesellschaft eine große Sehnsucht<br />

nach Entschleunigung gebe. Und<br />

dakommesomanchemdieAusredemit<br />

dem berühmten Sommerloch zupass –<br />

auch wenn es dieses in der Realität<br />

längstnichtmehrgebe.<br />

Ein Ausschlag nach oben<br />

Diese Wahrnehmung kann eine Statistikerin<br />

mithilfe einer konkreten Untersuchung<br />

untermauern. Sabine Klinger<br />

vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) in Nürnberg hat für<br />

die <strong>Wirtschaftszeitung</strong> die saisonale Bewegung<br />

wirtschaftlicher Aktivität in<br />

denSommermonatenunterdieLupegenommen.<br />

Sie bringt das Ergebnis wie<br />

folgt auf den Punkt: „Es gibt kein Sommerloch!“.<br />

Im dritten Quartal eines Jahres<br />

– zwischen den Monaten Juli und<br />

September–gehediewirtschaftlicheAk-<br />

tivität tendenziell sogar nach oben. Dies<br />

gelte insbesondere für die Bereiche Bau<br />

(bei gutem Wetter), Handel, Verkehr, Finanzierung,<br />

Vermietung sowie unternehmensnaheDienstleistungen.DieserpositiveAusschlagindenSommermonaten<br />

ist nach Angaben der<br />

ArbeitsmarktforscherinabernichtsNeues<br />

und bereits seit den siebziger Jahren<br />

erkennbar.Demnachhates„niemalsein<br />

Sommerloch in der deutschen Wirtschaft<br />

gegeben“. Unterschiedliche Ferienzeiten<br />

und branchenspezifische Entwicklungen<br />

führten gesamtwirtschaftlich<br />

betrachtet zu ausgleichenden Effekten,sagtSabineKlinger.<br />

Bereits vor Jahren war die Bauer Media<br />

KG der Frage nachgegangen, ob es<br />

das ökonomische Sommerloch überhaupt<br />

gibt. Die Experten stellten dabei<br />

fest,dasszumindestaufdasSommerloch<br />

in der Werbung Verlass ist. Die Forschungs-<br />

und Marketing-Abteilung konstatiertelapidar,„dassesvieleVorurteile<br />

gibt, die das Sommerloch maßgeblich<br />

verursachen“. Dazu gehöre unter anderen<br />

das Klischee, dass die meisten DeutschenimSommerverreisenunddeshalb<br />

unerreichbarfürWerbungsind.<br />

MitdiesemVorurteilwurdeflugsaufgeräumt.<br />

Logischerweise seien Juli und<br />

August diebeliebtestenReisemonate für<br />

Familien und junge Leute, weil diese an<br />

Ferienzeiten gebunden sind. Im Trend<br />

verfügten diese aber über ein<br />

(unter)durchschnittliches frei verfügbares<br />

Einkommen. 79 Prozent der GesamtbevölkerungverreistenimSommeraber<br />

entweder gar nicht oder nur innerhalb<br />

Deutschlands. Die Mehrheit der KonsumentenseiimSommeralsovorOrt.Und<br />

daran dürfte sich im Laufe der Jahre wenig<br />

geändert haben. Ein weiterer Beleg:<br />

DieNachfragenachdenwichtigstenProduktendestäglichenBedarfsistimSommer<br />

kaum geringer als im Restjahr, so<br />

eineAnalysedesNielsenHandelspanels.<br />

Aber wie sieht es in den Sommermonaten<br />

am Arbeitsmarkt aus? Am Jobmarkt<br />

geht die Zahl der offenen Stellen<br />

nach Erkenntnissen der IAB-Expertin in<br />

den Sommermonaten tendenziell nach<br />

oben. Demgegenüber steige aber auch<br />

die Zahl der Arbeitslosen im Juli im<br />

Schnitt jeweils um rund 50000 Personen.<br />

Erwerbslosigkeit schlage sich also<br />

nicht in Beschäftigung nieder. Zu einer<br />

Belebung am Arbeitsmarkt komme es<br />

erst im Herbst. Die Arbeitsmarktforscherin<br />

erklärt diese Entwicklung mit<br />

unserem Ausbildungssystem: „Schulabgänger<br />

melden sich im Sommer arbeitslosundstartenimHerbstbeiihremAusbildungsunternehmen.“<br />

Schnelligkeit ist Trumpf<br />

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer<br />

der vbw – Vereinigung der Bayerischen<br />

Wirtschaft e. V. (München) – bestätigt<br />

die emotionale wie empirische<br />

Betrachtung: „Ein Sommerloch gibt es<br />

heutenichtmehr“,sagter.Dasgelteinsbesondere<br />

für die Industrie, die inzwischenindenSommermonatenkeineBetriebsferien<br />

mehr kenne. Der Hauptgrund<br />

sei die immer stärkere internationale<br />

Ausrichtung der Unternehmen.<br />

Brossardt: „Einen Kunden aus Südostasieninteressiertesbeispielsweisenicht,<br />

ob in Bayern gerade Schulferien sind. Er<br />

will seinen Auftrag bearbeitet wissen,<br />

sonstgehterzueinemanderenAnbieter,<br />

beidemgeradekeineFeriensind.“<br />

Einen internationalen Kunden, der<br />

einmal wegen Lieferschwierigkeiten infolge<br />

des Sommerlochs auf die Konkurrenz<br />

ausweichen musste, gewinne man<br />

jedoch nicht wieder zurück. Dies bedeutekonkret,dassdieBetriebeauchinden<br />

Sommerferien eine ausreichend große<br />

Belegschaftvorhaltenmüssen,umlieferfähig<br />

zu bleiben. Die Unternehmen stelle<br />

das vor große Herausforderungen. GeradeimlaufendenJahrherrscheeinebesondereSituation,dadieAuftragsbücher<br />

in vielen Betrieben so voll seien wie seltenzuvor.Esgelte,dieBestellungenüber<br />

die Sommermonate hinweg abzuarbeiten.DochauchinWirtschaftsbereichen,<br />

die weniger stark international ausgerichtet<br />

sind, ist Brossardt zufolge der<br />

Rückgang der Aktivität in der Sommerferienzeit„beiweitemnichtmehrsoausgeprägtwiefrüher“.<br />

Auch in der Autoindustrie – wie hier bei der Produktion des neuen BMW 1er in Regensburg – gehören Werksferien in Zeiten<br />

vollerAuftragsbücherderVergangenheitan. Foto:BMW<br />

KeineVerschnaufpausemehr:DieZeitengemütlicherUrlaubsmonatesindvorbei–inDeutschlandwird mittlerweileauchimSommerfastflächendeckenddurchgearbeitet. Foto:GettyImages<br />

KeineSommerflautebeiIndustrieundDienstleistung<br />

ObAutomobilzulieferer,MessegesellschaftoderReisebüro:SaisonaleSchwankungensindkaummehrderRedewert–zumindestnichtimSommer<br />

NEUMARKT/RODING/REGENSBURG. Von<br />

einer Sommerflaute kann Johann<br />

Lang, Werkleiter der Delphi Deutschland<br />

GmbH in Neumarkt, Vorsitzender<br />

des bayme vbm, Bezirk Nordoberpfalz,<br />

und Vorsitzender des IHK IndustrieauschussesRegensburg/Kelheimnichtsberichten.„Saisonbedingte<br />

Nachfrageeinbrüche im Sommer<br />

gibtesbeiunsschonseitJahrennicht<br />

mehr, unsere letzten Betriebsferien<br />

sind schon mindestens 14 Jahre her.“<br />

SeinerMeinungnachliegendieGründeaufderHand:„WirhabeneinenExportanteil<br />

von über 94 Prozent, und<br />

die restliche Welt interessiert sich<br />

herzlich wenig dafür, ob bei uns Ferien<br />

sind.“ Deshalb wird durchgearbeitet,<br />

und dafür, dass das reibungslos<br />

läuft, sind die Abteilungen selbst<br />

zuständig, so Lang. „Unsere Arbeitsgruppen<br />

und Dienste organisieren<br />

sich selbst.Dasistsinnvoll,denn dem<br />

Betrieb liegt einiges daran, Arbeitskraft<br />

und Motivation der Belegschaft<br />

dauerhaftzuerhalten.“<br />

Delphi beschäftigt in Neumarkt<br />

300Mitarbeiterundisteinklassischer<br />

ZulieferbetriebfürAutokonzerneund<br />

Kunden der ersten Zulieferebene. Produkte<br />

wie Steckverbinder,Anschlüsse<br />

und Schnittstellen gehen von Neumarkt<br />

aus an 500 Kunden in alle RegionenderWelt.„Wirproduzierenim<br />

High-Tech-Standort Westeuropa und<br />

müssen unsere innovativen und investitionsintensivenProduktionsanlagenoptimalnutzen,umwettbewerbsfähig<br />

zu sein.“ Auf Kundenseite, also<br />

der Automobil- und Maschinenbaubranche,<br />

ist von Sommerferien also<br />

nichtszuspüren.Einzigbeidenzuliefernden<br />

Handwerksbetrieben aus der<br />

Region kommen hin und wieder Betriebsferienvor–dochdamitkannder<br />

Elektronikspezialistgutleben.<br />

Klare Urlaubsrichtlinien<br />

Auch die Stangl & Co. Präzisionstechnik<br />

GmbH in Roding ist ein klassisches<br />

Zulieferunternehmen auf den<br />

GebietenAutomotive,Elektrotechnik,<br />

Halbleitertechnik, Medizintechnik<br />

und Maschinenbau. In den beiden<br />

Standorten, die die GmbH in Roding<br />

und Waldmünchen unterhält, arbeiten<br />

knapp200Mitarbeiter–undzwar<br />

auch im Sommer durch, wie Gründer<br />

und Geschäftsführer Johann Stangl<br />

im Gespräch mit der <strong>Wirtschaftszeitung</strong><br />

sagt. „Das war schon seit der Betriebsgründung<br />

1988 so, hier gab es<br />

noch nie Betriebsferien“, so Stangl.<br />

Flauten und Umsatz-„Dellen“ gebe es<br />

allenfalls in Abhängigkeit von Wirtschaftskrisen,<br />

doch diese Erfahrung<br />

dürfte die Rodinger Firma mit den Industriebetrieben<br />

auf der ganzen Welt<br />

teilen. Von jahreszeitlich bedingten<br />

Einbrüchen gebe es dagegen keine<br />

Spur. Kein Sommerloch, keine Weihnachtsflaute.<br />

„Im Gegenteil: Die Monate<br />

Juli, August und September sind<br />

bei uns immer besonders gut ausgelastet.“<br />

Als einen Grund nennt Stangl,<br />

dass seine Kunden in diesen Zeiten<br />

teils Aufträge nach außen geben – etwa,umihreBetriebefüreinpaarWochenBetriebsferienzuschließen.<br />

Mit seinen Produkten beliefert<br />

Stangl vor allem Kunden in Deutschland:<br />

Die Exportquote gibt Johann<br />

Stangl mit maximal 20 Prozent an,<br />

womit ausländische Kunden als ausgleichende<br />

Faktoren für typisch deutsche<br />

Zyklen keine Rolle spielen dürften.<br />

„Dass wir durcharbeiten können,<br />

liegtanunserenklarenUrlaubsrichtlinien:MitarbeitermitFamiliehabenin<br />

den Sommermonaten klar den<br />

Urlaubsvorzug vor ledigen Mitarbeitern,<br />

auf die wir in den Schulferien<br />

nichtsoleichtverzichtenkönnen.“<br />

Schon etwas deutlicher bemerkbar<br />

macht sich das sommerliche „Hitzefrei“inderKongress-undMesseszene.<br />

In den Monaten Juli und August<br />

schrumpfen die Messekalender auf<br />

wenigeTerminezusammen.Dochdieser<br />

Eindruck täuscht, wie Alexander<br />

Mohanty, Leiter Unternehmens-PR<br />

bei der Messe München GmbH sagt.<br />

„DieWahrnehmung,dassimSommer<br />

bei Messeveranstaltern ein Sommerloch<br />

herrscht, ist nicht richtig.“ Zwar<br />

seien im Messewesen die Perioden Januar<br />

bis Mai und September bis November<br />

besonders dicht mit Veranstaltungen<br />

belegt. Dies liege am Bedarf<br />

der jeweiligen Branchen, deren<br />

Orderrhythmen die Messetermine bestimmen.ImAugustgebeesnur<br />

ganz<br />

wenige große Veranstaltungen. „In<br />

dieser Zeit werden aber bereits die<br />

Herbstveranstaltungen intensiv vorbereitet,inMünchenzumBeispielEndeAugust2011derKongressderDeutschen<br />

Gesellschaft für Rheumatologie<br />

mit mehreren Tausend Teilnehmern,<br />

AnfangSeptemberdie„MunichFabric<br />

Start“ mit fast 800 Ausstellern und etwa17000Besuchern,AnfangOktoberdieExpoRealoder2012MitteSeptember<br />

die Weltmesse der Bäckerei-Industrie<br />

iba mit über 1000 Ausstellern<br />

und etwa 80000 Besuchern aus der<br />

ganzen Welt.“ Die messefreien WochenimAugustwürdenauchdazugenutzt,<br />

Renovierungen oder Bauarbeiten<br />

im Gelände durchzuführen, sodass<br />

der Messebetrieb ab September<br />

ungestört fortgesetzt werden kann.<br />

„BereitsseiteinigenJahrenstellenwir<br />

daherfest,dassesindenMonatenJuli<br />

und August keine Ruhephasen mehr<br />

gibt.“ Wenn es eine sommerliche Ru-<br />

hepause gibt, weil alle Welt verreist<br />

ist, sollte sich das eigentlich bei den<br />

Reiseveranstaltern bemerkbar machen–undzwarmiteinergegenläufigen<br />

Kurve. Doch selbst in der Tourismusbranche<br />

werden die starren Sommer-Saison-Gesetze<br />

aufgeweicht. Rosi<br />

Koller von der Ferntouristik Ulbrich<br />

& Koller GmbH bestätigt, dass die<br />

Hauptreisezeiten zumindest in ihrem<br />

Buchungsgeschäft sich schon längst<br />

aufandereZeitenverlagerthaben.<br />

Keine Spur von „Ferragosto“<br />

„Selbstverständlich sind Familien mit<br />

KindernandieFeriengebunden,doch<br />

dass im Sommer alle gleichzeitig verreisen,<br />

können wir nicht feststellen.“<br />

Von einem „Ferragosto“ nach italienischem<br />

Vorbild, das das öffentliche Leben<br />

im August zum Erliegen bringt,<br />

könnekeineRedesein.Vielaktiversei<br />

das Reiseverhalten in den Jahreszeiten,<br />

in denen sich die Deutschen vom<br />

Wetter in die Flucht schlagen lassen.<br />

Das ist, so Koller, meistens in den Osterferien,<br />

vor allem aber in den<br />

Herbstferien und der ungeschlagenen<br />

Nummer Eins, den Weihnachtsferien,<br />

der Fall. „Im Sommer erstreckt sich<br />

dieReisezeitübereinenlängerenZeitraum,<br />

und viele bleiben hier, weil es<br />

im Sommer auch bei uns schönes<br />

Wettergibt.“(xma)<br />

WasdieKammernsagen<br />

FürmanchesindJuni,JuliundAugustsogar„starkeMonate“<br />

REGENSBURG. Die Wirtschaft boomt<br />

und im Zeitalter der Globalisierung<br />

gibt es längst keine regionalen Grenzen.<br />

Daher erlaubt die ökonomische<br />

Großwetterlage auch keine längeren<br />

Betriebsferien mehr. Die Vertreter der<br />

beiden regionalen Wirtschaftskammernsindsicheinig,dassdasSommerlochnichtexistiert.<br />

Stefan Rödl, Vize-Präsident der Industrie-undHandelskammer(IHK)Regensburg<br />

für Oberpfalz/Kelheim, ist<br />

Geschäftsführer des Unternehmens<br />

RödlEnergieinNeumarktundbetreibt<br />

unter anderem Tankstellen. Aus seiner<br />

Perspektive gibt es schon lange kein<br />

Sommerlochmehr:„ImSommeristder<br />

Kraftstoffbedarfeindeutighöheralsim<br />

Winter. Juni und Juli sind sehr starke<br />

Monate,früherwarderAugustnochetwasschwächer,<br />

aber das ist heute auch<br />

Geschichte“,berichtetRödl.<br />

ZumstarkenAusflugs-undUrlaubsverkehr<br />

komme in den SommermonatennocheinPlusimGüterverkehrhinzu.<br />

Letzteres hänge unter anderem mit<br />

den Baustellen zusammen, „auf denen<br />

im Sommer einfach viel mehr verbaut<br />

wirdalsimWinter“.<br />

Auch Josef Beimler, der stellvertretende<br />

Hauptgeschäftsführer der IHK,<br />

hatspeziellinunsererRegiondieBeobachtunggemacht,„dasseseinSommerloch<br />

in der Wirtschaft immer seltener<br />

gibt“. Es komme kaum noch vor, dass<br />

Betriebe im August komplett schließen.<br />

Die Betriebsferien würden stattdessen<br />

gekürzt und die Industrie arbeite<br />

durch. Dasliege nichtzuletzt auch<br />

an der aktuell so hervorragenden Auftragslage.<br />

„Iminternationalen Geschäftist das<br />

Sommerlochabsolut kein Thema und<br />

im Übrigennochnie einesgewesen“,<br />

sagtDr.AlfredBrunnbauer,Außenhandelsexperte<br />

und IHK-Geschäftsführer.<br />

DasGleiche gilt fürden Tourismusim<br />

Kammerbezirk:„HiergibteskeinSommerloch“,weißDr.ReinhardRieger.AllerdingsrechnetderIHK-GeschäftsführermiteinerkurzenEinzelhandelsflaute<br />

ab Mitte August – dann, wennviele<br />

Menschen Urlaub machen.Momentan<br />

sei voneinem Sommerlochallerdings<br />

noch nichts zu spüren. „Ende Juli<br />

kommt jetzt erstmal noch der inoffizielle<br />

Sommerschlussverkauf und erst<br />

dannwirdesruhiger“,meintRieger.<br />

Bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz<br />

sieht es nicht anders<br />

aus: „Nein, einSommerlochgibtesbei<br />

unsdefinitiv nicht“,soPressesprecher<br />

GerhardHeegen. DieKonjunkturim<br />

Handwerk laufe derzeit gut – und das<br />

in nahezu allen Bereichen. Sehr viele<br />

BetriebeimKammerbezirkseiensogut<br />

ausgelastet, dass sieessichwegen der<br />

hervorragendenAuftragslagenichtleistenkönnten,<br />

im Sommer eine längere<br />

Pauseeinzulegen.(ti)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!