incentives - Wirtschaftszeitung
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SEITE 4 | FREITAG, 15. JULI 2011 THEMA DES MONATS WIRTSCHAFTSZEITUNG | SEITE 5<br />
WennDenkmusterdie<br />
Wirklichkeitausblenden<br />
EinTrendforscher,eineStatistikerinundeinWirtschaftsvertreterräumenmitKlischeesauf<br />
VON CHRISTINE HOCHREITER<br />
KELKHEIM/NÜRNBERG/MÜNCHEN. „Die<br />
Wirklichkeit verändert sich meist<br />
schneller als unsere gewohnten Denkmuster“,<br />
sagt einer, der es wissen muss.<br />
Als Geschäftsführer des berühmten Zukunftsinstituts<br />
von Matthias Horx in<br />
Kelkheim/Frankfurt beschäftigt sich<br />
Andreas Steinle mit gesellschaftlichen<br />
Trends. Nach der Beobachtung des Diplom-Kommunikationswirts<br />
ist denn<br />
auchdasvielzitierteSommerlochinder<br />
Wirtschaft „zumindest in seiner absoluten<br />
Dominanz eine Mär“. Es gebe zur<br />
Jahresmitte zwar durchaus eine „Zäsur<br />
im Vortrags- und Kongress-Business“,<br />
aber Fakt sei nun einmal auch, „dass<br />
nichtalleMenschenschulpflichtigeKinderhabenundgleichzeitigverreistsind“.Dennochlösediepsychologischautomatisierte<br />
Annahme eines Sommerlochs in<br />
den Köpfen Kettenreaktionen auf der<br />
konkretenEbeneaus.<br />
Werksschließungenwürdennichtzuletzt<br />
durch die fortschreitende Globalisierung<br />
verhindert. Steinle: „In Asien<br />
gibt es keine Sommerferien. Und als Exportnationkönnenwiresunsnichtleisten,<br />
eine Exportpause einzulegen.“ Der<br />
Trend-Experteräumtallerdingsein,dass<br />
es in der Gesellschaft eine große Sehnsucht<br />
nach Entschleunigung gebe. Und<br />
dakommesomanchemdieAusredemit<br />
dem berühmten Sommerloch zupass –<br />
auch wenn es dieses in der Realität<br />
längstnichtmehrgebe.<br />
Ein Ausschlag nach oben<br />
Diese Wahrnehmung kann eine Statistikerin<br />
mithilfe einer konkreten Untersuchung<br />
untermauern. Sabine Klinger<br />
vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
(IAB) in Nürnberg hat für<br />
die <strong>Wirtschaftszeitung</strong> die saisonale Bewegung<br />
wirtschaftlicher Aktivität in<br />
denSommermonatenunterdieLupegenommen.<br />
Sie bringt das Ergebnis wie<br />
folgt auf den Punkt: „Es gibt kein Sommerloch!“.<br />
Im dritten Quartal eines Jahres<br />
– zwischen den Monaten Juli und<br />
September–gehediewirtschaftlicheAk-<br />
tivität tendenziell sogar nach oben. Dies<br />
gelte insbesondere für die Bereiche Bau<br />
(bei gutem Wetter), Handel, Verkehr, Finanzierung,<br />
Vermietung sowie unternehmensnaheDienstleistungen.DieserpositiveAusschlagindenSommermonaten<br />
ist nach Angaben der<br />
ArbeitsmarktforscherinabernichtsNeues<br />
und bereits seit den siebziger Jahren<br />
erkennbar.Demnachhates„niemalsein<br />
Sommerloch in der deutschen Wirtschaft<br />
gegeben“. Unterschiedliche Ferienzeiten<br />
und branchenspezifische Entwicklungen<br />
führten gesamtwirtschaftlich<br />
betrachtet zu ausgleichenden Effekten,sagtSabineKlinger.<br />
Bereits vor Jahren war die Bauer Media<br />
KG der Frage nachgegangen, ob es<br />
das ökonomische Sommerloch überhaupt<br />
gibt. Die Experten stellten dabei<br />
fest,dasszumindestaufdasSommerloch<br />
in der Werbung Verlass ist. Die Forschungs-<br />
und Marketing-Abteilung konstatiertelapidar,„dassesvieleVorurteile<br />
gibt, die das Sommerloch maßgeblich<br />
verursachen“. Dazu gehöre unter anderen<br />
das Klischee, dass die meisten DeutschenimSommerverreisenunddeshalb<br />
unerreichbarfürWerbungsind.<br />
MitdiesemVorurteilwurdeflugsaufgeräumt.<br />
Logischerweise seien Juli und<br />
August diebeliebtestenReisemonate für<br />
Familien und junge Leute, weil diese an<br />
Ferienzeiten gebunden sind. Im Trend<br />
verfügten diese aber über ein<br />
(unter)durchschnittliches frei verfügbares<br />
Einkommen. 79 Prozent der GesamtbevölkerungverreistenimSommeraber<br />
entweder gar nicht oder nur innerhalb<br />
Deutschlands. Die Mehrheit der KonsumentenseiimSommeralsovorOrt.Und<br />
daran dürfte sich im Laufe der Jahre wenig<br />
geändert haben. Ein weiterer Beleg:<br />
DieNachfragenachdenwichtigstenProduktendestäglichenBedarfsistimSommer<br />
kaum geringer als im Restjahr, so<br />
eineAnalysedesNielsenHandelspanels.<br />
Aber wie sieht es in den Sommermonaten<br />
am Arbeitsmarkt aus? Am Jobmarkt<br />
geht die Zahl der offenen Stellen<br />
nach Erkenntnissen der IAB-Expertin in<br />
den Sommermonaten tendenziell nach<br />
oben. Demgegenüber steige aber auch<br />
die Zahl der Arbeitslosen im Juli im<br />
Schnitt jeweils um rund 50000 Personen.<br />
Erwerbslosigkeit schlage sich also<br />
nicht in Beschäftigung nieder. Zu einer<br />
Belebung am Arbeitsmarkt komme es<br />
erst im Herbst. Die Arbeitsmarktforscherin<br />
erklärt diese Entwicklung mit<br />
unserem Ausbildungssystem: „Schulabgänger<br />
melden sich im Sommer arbeitslosundstartenimHerbstbeiihremAusbildungsunternehmen.“<br />
Schnelligkeit ist Trumpf<br />
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer<br />
der vbw – Vereinigung der Bayerischen<br />
Wirtschaft e. V. (München) – bestätigt<br />
die emotionale wie empirische<br />
Betrachtung: „Ein Sommerloch gibt es<br />
heutenichtmehr“,sagter.Dasgelteinsbesondere<br />
für die Industrie, die inzwischenindenSommermonatenkeineBetriebsferien<br />
mehr kenne. Der Hauptgrund<br />
sei die immer stärkere internationale<br />
Ausrichtung der Unternehmen.<br />
Brossardt: „Einen Kunden aus Südostasieninteressiertesbeispielsweisenicht,<br />
ob in Bayern gerade Schulferien sind. Er<br />
will seinen Auftrag bearbeitet wissen,<br />
sonstgehterzueinemanderenAnbieter,<br />
beidemgeradekeineFeriensind.“<br />
Einen internationalen Kunden, der<br />
einmal wegen Lieferschwierigkeiten infolge<br />
des Sommerlochs auf die Konkurrenz<br />
ausweichen musste, gewinne man<br />
jedoch nicht wieder zurück. Dies bedeutekonkret,dassdieBetriebeauchinden<br />
Sommerferien eine ausreichend große<br />
Belegschaftvorhaltenmüssen,umlieferfähig<br />
zu bleiben. Die Unternehmen stelle<br />
das vor große Herausforderungen. GeradeimlaufendenJahrherrscheeinebesondereSituation,dadieAuftragsbücher<br />
in vielen Betrieben so voll seien wie seltenzuvor.Esgelte,dieBestellungenüber<br />
die Sommermonate hinweg abzuarbeiten.DochauchinWirtschaftsbereichen,<br />
die weniger stark international ausgerichtet<br />
sind, ist Brossardt zufolge der<br />
Rückgang der Aktivität in der Sommerferienzeit„beiweitemnichtmehrsoausgeprägtwiefrüher“.<br />
Auch in der Autoindustrie – wie hier bei der Produktion des neuen BMW 1er in Regensburg – gehören Werksferien in Zeiten<br />
vollerAuftragsbücherderVergangenheitan. Foto:BMW<br />
KeineVerschnaufpausemehr:DieZeitengemütlicherUrlaubsmonatesindvorbei–inDeutschlandwird mittlerweileauchimSommerfastflächendeckenddurchgearbeitet. Foto:GettyImages<br />
KeineSommerflautebeiIndustrieundDienstleistung<br />
ObAutomobilzulieferer,MessegesellschaftoderReisebüro:SaisonaleSchwankungensindkaummehrderRedewert–zumindestnichtimSommer<br />
NEUMARKT/RODING/REGENSBURG. Von<br />
einer Sommerflaute kann Johann<br />
Lang, Werkleiter der Delphi Deutschland<br />
GmbH in Neumarkt, Vorsitzender<br />
des bayme vbm, Bezirk Nordoberpfalz,<br />
und Vorsitzender des IHK IndustrieauschussesRegensburg/Kelheimnichtsberichten.„Saisonbedingte<br />
Nachfrageeinbrüche im Sommer<br />
gibtesbeiunsschonseitJahrennicht<br />
mehr, unsere letzten Betriebsferien<br />
sind schon mindestens 14 Jahre her.“<br />
SeinerMeinungnachliegendieGründeaufderHand:„WirhabeneinenExportanteil<br />
von über 94 Prozent, und<br />
die restliche Welt interessiert sich<br />
herzlich wenig dafür, ob bei uns Ferien<br />
sind.“ Deshalb wird durchgearbeitet,<br />
und dafür, dass das reibungslos<br />
läuft, sind die Abteilungen selbst<br />
zuständig, so Lang. „Unsere Arbeitsgruppen<br />
und Dienste organisieren<br />
sich selbst.Dasistsinnvoll,denn dem<br />
Betrieb liegt einiges daran, Arbeitskraft<br />
und Motivation der Belegschaft<br />
dauerhaftzuerhalten.“<br />
Delphi beschäftigt in Neumarkt<br />
300Mitarbeiterundisteinklassischer<br />
ZulieferbetriebfürAutokonzerneund<br />
Kunden der ersten Zulieferebene. Produkte<br />
wie Steckverbinder,Anschlüsse<br />
und Schnittstellen gehen von Neumarkt<br />
aus an 500 Kunden in alle RegionenderWelt.„Wirproduzierenim<br />
High-Tech-Standort Westeuropa und<br />
müssen unsere innovativen und investitionsintensivenProduktionsanlagenoptimalnutzen,umwettbewerbsfähig<br />
zu sein.“ Auf Kundenseite, also<br />
der Automobil- und Maschinenbaubranche,<br />
ist von Sommerferien also<br />
nichtszuspüren.Einzigbeidenzuliefernden<br />
Handwerksbetrieben aus der<br />
Region kommen hin und wieder Betriebsferienvor–dochdamitkannder<br />
Elektronikspezialistgutleben.<br />
Klare Urlaubsrichtlinien<br />
Auch die Stangl & Co. Präzisionstechnik<br />
GmbH in Roding ist ein klassisches<br />
Zulieferunternehmen auf den<br />
GebietenAutomotive,Elektrotechnik,<br />
Halbleitertechnik, Medizintechnik<br />
und Maschinenbau. In den beiden<br />
Standorten, die die GmbH in Roding<br />
und Waldmünchen unterhält, arbeiten<br />
knapp200Mitarbeiter–undzwar<br />
auch im Sommer durch, wie Gründer<br />
und Geschäftsführer Johann Stangl<br />
im Gespräch mit der <strong>Wirtschaftszeitung</strong><br />
sagt. „Das war schon seit der Betriebsgründung<br />
1988 so, hier gab es<br />
noch nie Betriebsferien“, so Stangl.<br />
Flauten und Umsatz-„Dellen“ gebe es<br />
allenfalls in Abhängigkeit von Wirtschaftskrisen,<br />
doch diese Erfahrung<br />
dürfte die Rodinger Firma mit den Industriebetrieben<br />
auf der ganzen Welt<br />
teilen. Von jahreszeitlich bedingten<br />
Einbrüchen gebe es dagegen keine<br />
Spur. Kein Sommerloch, keine Weihnachtsflaute.<br />
„Im Gegenteil: Die Monate<br />
Juli, August und September sind<br />
bei uns immer besonders gut ausgelastet.“<br />
Als einen Grund nennt Stangl,<br />
dass seine Kunden in diesen Zeiten<br />
teils Aufträge nach außen geben – etwa,umihreBetriebefüreinpaarWochenBetriebsferienzuschließen.<br />
Mit seinen Produkten beliefert<br />
Stangl vor allem Kunden in Deutschland:<br />
Die Exportquote gibt Johann<br />
Stangl mit maximal 20 Prozent an,<br />
womit ausländische Kunden als ausgleichende<br />
Faktoren für typisch deutsche<br />
Zyklen keine Rolle spielen dürften.<br />
„Dass wir durcharbeiten können,<br />
liegtanunserenklarenUrlaubsrichtlinien:MitarbeitermitFamiliehabenin<br />
den Sommermonaten klar den<br />
Urlaubsvorzug vor ledigen Mitarbeitern,<br />
auf die wir in den Schulferien<br />
nichtsoleichtverzichtenkönnen.“<br />
Schon etwas deutlicher bemerkbar<br />
macht sich das sommerliche „Hitzefrei“inderKongress-undMesseszene.<br />
In den Monaten Juli und August<br />
schrumpfen die Messekalender auf<br />
wenigeTerminezusammen.Dochdieser<br />
Eindruck täuscht, wie Alexander<br />
Mohanty, Leiter Unternehmens-PR<br />
bei der Messe München GmbH sagt.<br />
„DieWahrnehmung,dassimSommer<br />
bei Messeveranstaltern ein Sommerloch<br />
herrscht, ist nicht richtig.“ Zwar<br />
seien im Messewesen die Perioden Januar<br />
bis Mai und September bis November<br />
besonders dicht mit Veranstaltungen<br />
belegt. Dies liege am Bedarf<br />
der jeweiligen Branchen, deren<br />
Orderrhythmen die Messetermine bestimmen.ImAugustgebeesnur<br />
ganz<br />
wenige große Veranstaltungen. „In<br />
dieser Zeit werden aber bereits die<br />
Herbstveranstaltungen intensiv vorbereitet,inMünchenzumBeispielEndeAugust2011derKongressderDeutschen<br />
Gesellschaft für Rheumatologie<br />
mit mehreren Tausend Teilnehmern,<br />
AnfangSeptemberdie„MunichFabric<br />
Start“ mit fast 800 Ausstellern und etwa17000Besuchern,AnfangOktoberdieExpoRealoder2012MitteSeptember<br />
die Weltmesse der Bäckerei-Industrie<br />
iba mit über 1000 Ausstellern<br />
und etwa 80000 Besuchern aus der<br />
ganzen Welt.“ Die messefreien WochenimAugustwürdenauchdazugenutzt,<br />
Renovierungen oder Bauarbeiten<br />
im Gelände durchzuführen, sodass<br />
der Messebetrieb ab September<br />
ungestört fortgesetzt werden kann.<br />
„BereitsseiteinigenJahrenstellenwir<br />
daherfest,dassesindenMonatenJuli<br />
und August keine Ruhephasen mehr<br />
gibt.“ Wenn es eine sommerliche Ru-<br />
hepause gibt, weil alle Welt verreist<br />
ist, sollte sich das eigentlich bei den<br />
Reiseveranstaltern bemerkbar machen–undzwarmiteinergegenläufigen<br />
Kurve. Doch selbst in der Tourismusbranche<br />
werden die starren Sommer-Saison-Gesetze<br />
aufgeweicht. Rosi<br />
Koller von der Ferntouristik Ulbrich<br />
& Koller GmbH bestätigt, dass die<br />
Hauptreisezeiten zumindest in ihrem<br />
Buchungsgeschäft sich schon längst<br />
aufandereZeitenverlagerthaben.<br />
Keine Spur von „Ferragosto“<br />
„Selbstverständlich sind Familien mit<br />
KindernandieFeriengebunden,doch<br />
dass im Sommer alle gleichzeitig verreisen,<br />
können wir nicht feststellen.“<br />
Von einem „Ferragosto“ nach italienischem<br />
Vorbild, das das öffentliche Leben<br />
im August zum Erliegen bringt,<br />
könnekeineRedesein.Vielaktiversei<br />
das Reiseverhalten in den Jahreszeiten,<br />
in denen sich die Deutschen vom<br />
Wetter in die Flucht schlagen lassen.<br />
Das ist, so Koller, meistens in den Osterferien,<br />
vor allem aber in den<br />
Herbstferien und der ungeschlagenen<br />
Nummer Eins, den Weihnachtsferien,<br />
der Fall. „Im Sommer erstreckt sich<br />
dieReisezeitübereinenlängerenZeitraum,<br />
und viele bleiben hier, weil es<br />
im Sommer auch bei uns schönes<br />
Wettergibt.“(xma)<br />
WasdieKammernsagen<br />
FürmanchesindJuni,JuliundAugustsogar„starkeMonate“<br />
REGENSBURG. Die Wirtschaft boomt<br />
und im Zeitalter der Globalisierung<br />
gibt es längst keine regionalen Grenzen.<br />
Daher erlaubt die ökonomische<br />
Großwetterlage auch keine längeren<br />
Betriebsferien mehr. Die Vertreter der<br />
beiden regionalen Wirtschaftskammernsindsicheinig,dassdasSommerlochnichtexistiert.<br />
Stefan Rödl, Vize-Präsident der Industrie-undHandelskammer(IHK)Regensburg<br />
für Oberpfalz/Kelheim, ist<br />
Geschäftsführer des Unternehmens<br />
RödlEnergieinNeumarktundbetreibt<br />
unter anderem Tankstellen. Aus seiner<br />
Perspektive gibt es schon lange kein<br />
Sommerlochmehr:„ImSommeristder<br />
Kraftstoffbedarfeindeutighöheralsim<br />
Winter. Juni und Juli sind sehr starke<br />
Monate,früherwarderAugustnochetwasschwächer,<br />
aber das ist heute auch<br />
Geschichte“,berichtetRödl.<br />
ZumstarkenAusflugs-undUrlaubsverkehr<br />
komme in den SommermonatennocheinPlusimGüterverkehrhinzu.<br />
Letzteres hänge unter anderem mit<br />
den Baustellen zusammen, „auf denen<br />
im Sommer einfach viel mehr verbaut<br />
wirdalsimWinter“.<br />
Auch Josef Beimler, der stellvertretende<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK,<br />
hatspeziellinunsererRegiondieBeobachtunggemacht,„dasseseinSommerloch<br />
in der Wirtschaft immer seltener<br />
gibt“. Es komme kaum noch vor, dass<br />
Betriebe im August komplett schließen.<br />
Die Betriebsferien würden stattdessen<br />
gekürzt und die Industrie arbeite<br />
durch. Dasliege nichtzuletzt auch<br />
an der aktuell so hervorragenden Auftragslage.<br />
„Iminternationalen Geschäftist das<br />
Sommerlochabsolut kein Thema und<br />
im Übrigennochnie einesgewesen“,<br />
sagtDr.AlfredBrunnbauer,Außenhandelsexperte<br />
und IHK-Geschäftsführer.<br />
DasGleiche gilt fürden Tourismusim<br />
Kammerbezirk:„HiergibteskeinSommerloch“,weißDr.ReinhardRieger.AllerdingsrechnetderIHK-GeschäftsführermiteinerkurzenEinzelhandelsflaute<br />
ab Mitte August – dann, wennviele<br />
Menschen Urlaub machen.Momentan<br />
sei voneinem Sommerlochallerdings<br />
noch nichts zu spüren. „Ende Juli<br />
kommt jetzt erstmal noch der inoffizielle<br />
Sommerschlussverkauf und erst<br />
dannwirdesruhiger“,meintRieger.<br />
Bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz<br />
sieht es nicht anders<br />
aus: „Nein, einSommerlochgibtesbei<br />
unsdefinitiv nicht“,soPressesprecher<br />
GerhardHeegen. DieKonjunkturim<br />
Handwerk laufe derzeit gut – und das<br />
in nahezu allen Bereichen. Sehr viele<br />
BetriebeimKammerbezirkseiensogut<br />
ausgelastet, dass sieessichwegen der<br />
hervorragendenAuftragslagenichtleistenkönnten,<br />
im Sommer eine längere<br />
Pauseeinzulegen.(ti)