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Von Frauen, Katzen und der Zukunft…

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Paul Fischer<br />

<strong>Von</strong> <strong>Frauen</strong>, <strong>Katzen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft…</strong><br />

Die Druckerei Egloff in Wettingen ist eine bekannte <strong>und</strong> innovative<br />

KMU-Druckerei. Nun bereiten Inhaber Kurt Egloff <strong>und</strong> seine Tochter<br />

Barbara Egloff den Generationenwechsel vor. Die junge Frau will in<br />

die Fussstapfen des Vaters <strong>und</strong> des Grossvaters treten. Eine schöne<br />

Geschichte!<br />

Das gewisse Etwas...<br />

Kurt Egloff ist eine Art «grafisches Urgestein».<br />

Eine Lehre als Buchdrucker, Lehr- <strong>und</strong><br />

Wan<strong>der</strong>jahre in diversen grafischen Anstalten.<br />

Weiterbildung zum Offsetdrucker <strong>und</strong><br />

Abschluss <strong>der</strong> Handelsschule.1978 Übernahme<br />

des elterlichen Betriebes. Die Druckerei<br />

ist immer noch eine Einzelfirma. Kurt Egloff<br />

ist also mit «Haut <strong>und</strong> Haaren» an sein<br />

Unternehmen geb<strong>und</strong>en – es ist wie Akrobatik<br />

ohne Sicherheitsnetz...<br />

Kurt Egloff ist auch ein Tüftler. Als er vor<br />

acht Jahren die erste Heidelberger Quickmaster<br />

DI <strong>der</strong> Schweiz anschaffte, avancierte er<br />

sehr schnell zu einem <strong>der</strong> erfahrensten DI-<br />

Spezialisten im Land. Tag <strong>und</strong> Nacht arbeite-<br />

viscom print & communication Nr. 4, 24. Februar 2004<br />

te er an <strong>der</strong> erfolgreichen Einführung <strong>der</strong><br />

Quickmaster DI, welche er liebevoll «Heidi»<br />

nannte. Inzwischen hat Kurt Egloff die<br />

Quickmaster DI durch eine Speedmaster DI<br />

ersetzt – auch diese Maschine kennt er.<br />

Ein Sunnyboy ist Kurt Egloff auf keinen Fall,<br />

dies verrät nur schon seine Kleidung: offenes,<br />

traditionell geschnittenes Hemd, keine Krawatte,<br />

unauffällige Jeans, die Hemdsärmel<br />

immer zurückgekrempelt. Es ist die klassische<br />

Arbeitskleidung für einen, <strong>der</strong> zwischen<br />

Büro, Produktion <strong>und</strong> Drucksachenauslieferung<br />

hin <strong>und</strong> her springt. Auch sonst setzt<br />

Kurt Egloff bei seinem Aussehen auf Un<strong>der</strong>statement:<br />

Die Brille ist praktisch, doch unauffällig,<br />

das graue Haar gepflegt <strong>und</strong> von<br />

«Häxli», die wahre Herrin <strong>der</strong> Druckerei Egloff…<br />

Locken durchzogen. Kurt Egloff wäre ein<br />

ziemlich «normaler» Zeitgenosse, wenn da<br />

nicht das amüsierte Lächeln <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schalk in<br />

den Augen wären. Diesem Mann kann man<br />

einfach nicht böse sein, er hat das gewisse<br />

Etwas...<br />

Energiebündel<br />

Es gibt Menschen, die wirken nie müde, egal,<br />

zu welcher Tageszeit man sie auch antrifft.<br />

Gerade erst, wenn man nach langer Arbeit<br />

mit dem Gähnen kämpft o<strong>der</strong> sich die verspannten<br />

Glie<strong>der</strong> reibt, setzen solche Menschen<br />

Energien frei, als wären sie gerade <strong>der</strong><br />

Dusche entsprungen. Das steckt an <strong>und</strong><br />

motiviert!<br />

Barbara Egloff scheint ein solches Energiebündel<br />

zu sein.Sie wirkt rast- <strong>und</strong> ruhelos,<br />

dies aber im positiven Sinne. Wer Barbara<br />

Egloff beobachtet, wie sie charmant <strong>und</strong><br />

kompetent auf die Laufk<strong>und</strong>schaft zugeht,<br />

wird ganz neidisch:Ach,wäre man doch auch<br />

ein K<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Druckerei Egloff …<br />

Der Werdegang Barbara Egloffs passt<br />

haargenau ins Bild, das man sich von ihr


macht: KV-Lehre bei Neidhardt+Schön<br />

Druck. Nach <strong>der</strong> Lehre ihre Kenntnisse sechs<br />

Jahre lang im elterlichen Betrieb vertieft.<br />

Fremdsprachenaufenthalt in den USA. Danach<br />

«Klimawechsel»:eine Wintersaison lang<br />

als Receptionistin in einem Hotel in Saas Fee,<br />

<strong>und</strong> ein Jahr in <strong>der</strong> Innendienstabteilung<br />

eines Textilunternehmens.<br />

Barbara Egloff musste weiter Abwechslung<br />

haben.Die «Druckertochter» landete bei<br />

den elektronischen Medien. Zunächst im<br />

Produkt-Management <strong>der</strong> IP Multimedia,<br />

welche die Schweizer Werbefenster von Pro 7,<br />

RTL etc. vermarktet. Danach gings zu Seven-<br />

One, einem Unternehmen, welches unter an<strong>der</strong>em<br />

im Bereich Zuschauermarketing von<br />

Pro 7,Sat 1 <strong>und</strong> Kabel 1 tätig ist.Kurz <strong>und</strong> gut:<br />

Barbara Egloff hatte zu Beginn 2003 einen<br />

beruflichen Erfahrungsschatz, um den sie<br />

an<strong>der</strong>e nur beneiden können.<br />

Doch sie war nicht ganz glücklich dabei.<br />

Barbara Egloff: «Irgendwie fühlte ich mich in<br />

den diversen Jobs unterfor<strong>der</strong>t. Mit <strong>der</strong> Zeit<br />

vermisste ich die Hektik <strong>und</strong> die tägliche<br />

Abwechslung, welche man beim Arbeiten in<br />

einer Druckerei erlebt!» O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gesagt:<br />

Barbara Egloff war mental bereit für die Rückkehr<br />

in den elterlichen Betrieb. «Papi, ich<br />

möchte bei Dir einsteigen, was meinst Du?»,<br />

war ihre Frage. Und Kurt Egloff freute sich...<br />

Verän<strong>der</strong>ungen<br />

Barbara Egloff kommt in einen Betrieb zurück,<br />

<strong>der</strong> sich über die Kantonsgrenzen hinaus<br />

einen guten Namen gemacht hat. Kurt<br />

Egloff: «Ein grosser Anteil unserer K<strong>und</strong>en<br />

kommt aus Zürich. Viele unserer K<strong>und</strong>enbeziehungen<br />

dauern schon Jahrzehnte.»<br />

Doch die Zeiten än<strong>der</strong>n sich. Nochmals<br />

Kurt Egloff: «Der Betrieb ist mit seinen K<strong>und</strong>en<br />

über die Zeit ‹mitgewachsen›. Ich denke<br />

beispielsweise an einen unserer wichtigsten<br />

K<strong>und</strong>en aus <strong>der</strong> Möbelbranche, <strong>der</strong> in den<br />

Siebzigerjahren mit gerade zwei Leuten<br />

begann.Heute ist die Firma eines <strong>der</strong> grössten<br />

Designermöbelhäuser <strong>der</strong> Schweiz.» Und<br />

weiter: «Ich musste eigentlich nie gross in den<br />

Aussendienst, die meisten Neuk<strong>und</strong>en kamen<br />

mittels M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-Propaganda zu<br />

uns. Unsere Vorteile waren immer dieselben:<br />

absolute Termintreue, gute Qualität, ein<br />

Höchstmass an Flexibilität <strong>und</strong> eine intensive<br />

Betreuung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en im Betrieb.»<br />

Sind das aber nicht Werte, die auf jede<br />

Druckerei zutreffen? Kurt Egloff präzisiert:<br />

«Das ist klar, doch in welcher Firma stimmt<br />

<strong>der</strong> Chef selber die Aufträge an <strong>der</strong> Druckmaschine<br />

mit dem K<strong>und</strong>en ab? Ich nahm mir am<br />

Tag immer genügend Zeit, um die Aufträge<br />

mit den K<strong>und</strong>en zu besprechen, drucken<br />

konnte ich ja dann noch in <strong>der</strong> Nacht…»<br />

Trotzdem: Kurt Egloff <strong>und</strong> seine Tochter<br />

Barbara sind sich einig,dass sich <strong>der</strong> Familienbetrieb<br />

in Zukunft verstärkt auf dem Markt<br />

bemerkbar machen muss, auch wenn die besten<br />

K<strong>und</strong>en noch immer mittels M<strong>und</strong>-zu-<br />

M<strong>und</strong>-Propaganda gewonnen werden.<br />

Ein Musterbetrieb<br />

Die Druckerei Egloff war immer schon ein<br />

innovativer KMU-Betrieb. Vielleicht hat es<br />

auch damit zu tun, dass Kurt Egloff in seinen<br />

Wichtige Akteure <strong>der</strong> Druckerei Egloff:<br />

Vater Kurt Egloff…<br />

Eine weitere Frau mit Power: Gaby Breitenstein,<br />

Druckerin <strong>und</strong> Mitglied <strong>der</strong> Unihockey-Nationalmannschaft.<br />

jungen Jahren vom Offsetdruck überzeugt<br />

<strong>und</strong> begeistert war, dies zu einer Zeit, als<br />

Buchdruck noch <strong>der</strong> unantastbare Standard<br />

war.Bereits 1969 führte Kurt Egloff den Fotosatz<br />

ein (als erster Betrieb zwischen Basel <strong>und</strong><br />

Zürich!).<br />

Seit 1985 befindet sich die Firma im ehemaligen<br />

neu umgebauten Volg-Gebäude, inmitten<br />

von Wettingen.<br />

1989 wurde die Druckvorstufe als eigenständige<br />

Firma ausgeglie<strong>der</strong>t – Kurt Egloff<br />

…<strong>und</strong> Tochter Barbara Egloff, die den Betrieb<br />

übernehmen wird.<br />

Und nochmals eine Frau in einer Schlüsselposition:<br />

Beatrice Paolini leitet die ArtSatz AG.<br />

viscom print & communication Nr. 4, 24. Februar 2004<br />

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gründete die Firma ArtSatzAG, geführt von<br />

Beatrix Paolini. Insgesamt beschäftigen beide<br />

Betriebe r<strong>und</strong> zehn Personen.<br />

Im Vorstufenbereich findet sich alles, vom<br />

G4 mit Dualprozessoren über Scanner bis hin<br />

zum Plotter. Ohne dieses grosse Vorstufen-<br />

Know-how im Rücken hätte sich Kurt Egloff<br />

niemals an Druckmaschinen mit digitaler<br />

Bebil<strong>der</strong>ung gewagt.<br />

Das Rückgrat <strong>der</strong> Produktion stellen die<br />

Heidelberg Speedmaster DI SM74/5 im Papierformat<br />

740�530 mm sowie die GTOZ-<br />

52-Zweifarbenmaschine im Papierformat<br />

520�360 mm dar, wobei auf <strong>der</strong> Speedmaster<br />

DI wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Löwentanteil <strong>der</strong> Aufträge<br />

gedruckt wird.<br />

Kurt Egloff setzte seit Beginn auf die<br />

Computer-to-press-Technologie. Bereits mit<br />

<strong>der</strong> Quickmaster sammelte er einschlägige<br />

Erfahrungen. Der Vorteil <strong>der</strong> DI liegt auf <strong>der</strong><br />

Hand: Man braucht keine zusätzlichen Plattenbelichter;<br />

das spart Material- <strong>und</strong> Entsor-<br />

viscom print & communication Nr. 4, 24. Februar 2004<br />

«Wo an<strong>der</strong>e krampfhaft <strong>und</strong> in gross<br />

angelegten Brainstormings den «USP»<br />

suchen, haben ihn die Egloffs instinktiv<br />

verinnerlicht.»<br />

gungskosten (Druckplatten, Chemie), vor allem<br />

Platz, <strong>und</strong> man produziert sehr flexibel.<br />

Im Gegensatz zu vielen, welche nicht ganz<br />

den Sinn <strong>der</strong> DI-Technologie sehen, war Kurt<br />

Egloff von den Möglichkeiten dieser Technik<br />

immer überzeugt. Kurt Egloff: «Die durchschnittliche<br />

Auflagenzahl auf <strong>der</strong> Speedmaster<br />

DI beträgt r<strong>und</strong> 1000 Ex. 4/4. Im Bereich<br />

<strong>der</strong> Auflagen bis zu 5000 Ex. ist die<br />

DI-Technologie für mich <strong>der</strong> Kombination<br />

Bogenoffsetmaschine/CTP überlegen. Der<br />

Gr<strong>und</strong>: Mit nur vier Minuten Bebil<strong>der</strong>ungszeit<br />

bin ich bei Kleinauflagen <strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen vielen Formwechseln schneller<br />

<strong>und</strong> flexibler. Erst bei hohen Auflagen sind<br />

konventionelle Maschinen wirtschaftlicher.<br />

Doch Aufträge mit grossen Auflagen sind bei<br />

uns selten.» Man rechne selber: Fünf Aufträge<br />

pro Tag für 4/4-Aufträge mit r<strong>und</strong> 1000 Ex.<br />

Auflage bedeuten r<strong>und</strong> 45 Minuten Belichtungszeit<br />

in <strong>der</strong> Maschine. Auf einer CTP-<br />

Anlage sind dies 40 Platten – zeitlich keine<br />

Rene Fel<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Heidelberg Speedmaster DI SM74/5 im Papierformat 740�530 mm, dem «Herzstück»<br />

<strong>der</strong> Druckerei Egloff.<br />

Bei den Egloffs setzt man auf langjährige<br />

<strong>und</strong> treue Mitarbeiter. Leute wie Werner Seiler,<br />

<strong>der</strong> die Ausrüstung betreut.<br />

Sache, da ja die Platten ausserhalb <strong>der</strong> Maschine<br />

belichtet werden. Da aber in einem<br />

Kleinbetrieb nur ein Halbautomat in Frage<br />

kommt, wäre entwe<strong>der</strong> die Vorstufe o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Drucker den ganzen Tag abgelenkt. Ausserdem<br />

braucht eine CTP-Anlage Platz <strong>und</strong> permanente<br />

Wartung. So gesehen kann eine<br />

Speedmaster DI trotz ihrer im Vergleich zur<br />

konventionellen Speedmaster/CTP-Lösung<br />

deutlich grösseren Investitionskosten durchaus<br />

interessant sein.<br />

Neben <strong>der</strong> Hightech findet man in <strong>der</strong><br />

Druckerei Egloff auch Altbewährtes: Kords,<br />

OHTs <strong>und</strong> Schneidmaschinen sowie eine<br />

Horizon-Weiterverarbeitungsanlage. Grössere<br />

Ausrüstarbeiten vergibt man an externe<br />

Betriebe. Für grössere Druckaufträge ist man<br />

eine «strategische Partnerschaft» mit einem<br />

Drucker in <strong>der</strong> Region eingegangen.Auch dies<br />

ist typisch für Kurt Egloff: Während an<strong>der</strong>e<br />

strategische Partnerschaften <strong>und</strong> betriebliche<br />

Vernetzungen als innovativ feiern, praktiziert<br />

Kurt Egloff dies schon seit vielen Jahren.<br />

Barbara Egloff doppelt nach: «Mein Vater<br />

hat sich immer sehr intensiv mit mo<strong>der</strong>nen<br />

Technologien <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkung auf die<br />

betrieblichen Abläufe auseinan<strong>der</strong> gesetzt.<br />

Manchmal habe ich das Gefühl, er sei in<br />

gewissen Dingen <strong>der</strong> Branche weit voraus…»<br />

Operation Firmenübergabe<br />

Kurt Egloff, <strong>der</strong> strahlende Drucker, <strong>der</strong> seiner<br />

strahlenden Tochter einen tollen Betrieb<br />

übergibt? Ja, Kurt Egloff ist überglücklich,<br />

eine «natürliche» Nachfolgerin gef<strong>und</strong>en zu<br />

haben. Er war sich in den Jahren nie sicher, ob


Wie heisst es doch? Tradition ist mo<strong>der</strong>n.<br />

Das Motto scheint auf die Egloffs richtiggehend<br />

zugeschnitten…<br />

dies auch geschehen würde,im Gegenteil: Die<br />

ältere Tochter Marianne Timeus-Egloff entschied<br />

sich für die Familie <strong>und</strong> gegen die<br />

Übernahme des Betriebes. Die «Egloffsche»<br />

Lösung, Betrieb <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> unter einen Hut<br />

zu bringen, behagte ihr nicht. Und Barbara<br />

Egloff wollte ohnehin zuerst «die Welt» sehen<br />

<strong>und</strong> hatte ihre eigenen Träume.<br />

Kurt Egloff verzagte jedoch nicht <strong>und</strong><br />

dachte dabei an seine eigene Geschichte.<br />

Auch er wollte ursprünglich nichts vom elterlichen<br />

Betrieb wissen <strong>und</strong> träumte von einer<br />

Karriere als Flugzeugmechaniker. Sein Vater<br />

musste sich deshalb in Geduld üben.<br />

Doch nun ist eine Lösung gef<strong>und</strong>en. Barbara<br />

Egloff sammelt ihre Erfahrungen als<br />

Geschäftsführerin, betreut intensiv den<br />

Aussendienst <strong>und</strong> besucht die Skugra, während<br />

Vater Kurt Egloff vornehmlich im Betrieb<br />

arbeitet <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Firmenübergabe<br />

feilt. Eine knifflige Angelegenheit: «Wir<br />

schauen <strong>der</strong>zeit an, wie es möglich ist, meiner<br />

Tochter den Betrieb zu überschreiben. Das ist<br />

alles an<strong>der</strong>e als einfach, denn bei einer normalen<br />

Schenkung müsste sich meine Tochter<br />

mit mehreren h<strong>und</strong>erttausend Franken verschulden.<br />

Das ist natürlich keine Alternative.»<br />

Und Barbara Egloff? Sie meint offen <strong>und</strong><br />

direkt: «Eigentlich denke ich gar nicht zu<br />

weit, ansonsten würde ich mich selber verrückt<br />

machen. Deshalb gehen wir die Firmenübergabe<br />

auch mit Bedacht an. Wichtig<br />

ist es jetzt,dass ich mich als Geschäftsführerin<br />

bewähren kann.» Und weiter: «Papi hat einen<br />

guten Job gemacht, <strong>und</strong> ich denke nicht, dass<br />

wir den Betrieb neu ausrichten müssen.»<br />

Allerdings hat auch Barbara Egloff ihre Pläne<br />

<strong>und</strong> Ideen. Eine davon ist die verstärkte<br />

Marktbearbeitung, für sie ein Schlüsselelement<br />

einer erfolgreichen Zukunft.<br />

«Ich wollte nur Töchter…»<br />

Barbara Egloff war es immer gewohnt,sich als<br />

Frau in einer Männerumgebung zu behaupten.<br />

Auch in ihrem Skugra-Lehrgang sieht es<br />

nicht an<strong>der</strong>s aus: Es sind zehn Männer <strong>und</strong><br />

zwei <strong>Frauen</strong>. In Führungspositionen sind<br />

<strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> grafischen Branche noch immer<br />

dünn gesät. Barbara Egloff sieht es pragmatisch:<br />

«In <strong>der</strong> TV-Branche, wo ich die letzten<br />

Jahre gearbeitet habe, gibt es prozentual<br />

viel mehr <strong>Frauen</strong> als in <strong>der</strong> grafischen Industrie.<br />

Doch die TV-Branche ist jung, das grafische<br />

Gewerbe hingegen schaut auf eine<br />

mehrh<strong>und</strong>ertjährige Tradition zurück. In all<br />

diesen Jahren wurde die grafische Welt von<br />

Männern dominiert. Da braucht es einfach<br />

seine Zeit,bis sich die Dinge än<strong>der</strong>n.» Und sie<br />

führt weiter aus: «<strong>Frauen</strong> haben heute auch in<br />

unserer Branche die gleichen Chancen.In <strong>der</strong><br />

Skugra haben wir manchmal rege Diskussionen<br />

zu diesem Thema. Fazit: Der <strong>Frauen</strong>anteil<br />

in führenden Positionen wird in den<br />

nächsten Jahren rasant steigen, dies nur<br />

schon deshalb, weil viele KMU-Druckereien<br />

in Familienbesitz keine Söhne haben…»<br />

Gilt dies auch für die Druckerei Egloff?<br />

Barbara Egloff in den «Chefschuhen», nur<br />

weil sich <strong>der</strong> Wunsch nach einem strammen<br />

Sohn nie erfüllte? Kurt Egloff lacht: «Ich wollte<br />

doch gar nie einen Sohn, ich wollte nur immer<br />

Töchter. Mein Vater war da noch an<strong>der</strong>s,<br />

<strong>der</strong> war richtig enttäuscht, als Barbara auf die<br />

Welt kam <strong>und</strong> es noch immer keinen Sohn<br />

gab. Aber schauen Sie sich doch um, im Betrieb<br />

dominieren doch die <strong>Frauen</strong>!»<br />

Doch wer nun meint, Kurt Egloff sei ein<br />

«Progressiver», sieht sich getäuscht: In gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> sozialpolitischen Fragen<br />

vertritt er ein traditionelles Bild. Die Familie<br />

ist sein Ein <strong>und</strong> Alles, unvorstellbar, dass die<br />

Kin<strong>der</strong> beispielsweise in einer Tagesschule<br />

statt zu Hause mit den Eltern ihr Mittagessen<br />

zu sich nehmen würden…<br />

Bei diesen Aussagen ist man nicht erstaunt,<br />

wenn Barbara Egloff davon spricht,<br />

eines Tages auch eigene Kin<strong>der</strong> haben zu<br />

wollen <strong>und</strong> trotzdem den Betrieb weiterzuführen.<br />

Beim Vater ging es ja auch. Die<br />

egloffschen Sprösslinge tobten in <strong>der</strong> Abenteuerwelt<br />

<strong>der</strong> Kords <strong>und</strong> GTOs herum – <strong>und</strong><br />

trotzdem kam das «Räuber <strong>und</strong> Polizei»spielen<br />

mit an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n nie zu kurz!<br />

Man sieht: Die Egloffs sind eigen. Traditionell<br />

<strong>und</strong> mo<strong>der</strong>n. Sie haben keine Angst<br />

vor dem Umgang mit mo<strong>der</strong>nster Hightech,<br />

aber sie glauben fest an die Tradition des<br />

Druckens. Wo an<strong>der</strong>e krampfhaft <strong>und</strong> in<br />

gross angelegten Brainstormings den «USP»<br />

suchen, haben ihn die Egloffs instinktiv verinnerlicht.<br />

Übrigens: Wer das erste Mal den Empfangsraum<br />

<strong>der</strong> Druckerei entdeckt, sollte<br />

nicht überrascht sein, wenn eine schöne<br />

<strong>Katzen</strong>-Dame im Wege liegt.Die Katze gehört<br />

zum Betrieb wie die Druckmaschinen – <strong>und</strong>,<br />

ach ja, die <strong>Frauen</strong>! Ein weiterer Tipp: Man<br />

besuche die Firma in jedem Fall gegen neun<br />

Uhr. Eine Teilnahme an <strong>der</strong> betrieblichen<br />

«Znünipause» mit Kaffee <strong>und</strong> Kuchen ist<br />

einem gewiss. Aber bitte etwas mitbringen,<br />

sonst wirkt es etwas auffällig…<br />

Buchbin<strong>der</strong>ei Kaufmann AG<br />

Inhaber O. Aminger<br />

Sihlquai 71<br />

8005 Zürich<br />

Tel: 01 272 47 63<br />

Fax: 01 272 52 02<br />

wir sind nun<br />

FSC zertifiziert<br />

<strong>und</strong> schonen<br />

die Wäl<strong>der</strong><br />

Biber Papier<br />

Schneiden<br />

Sammelheften<br />

Klebebinden<br />

Falzen<br />

Zusammentragen<br />

Garnituren/Block leimen<br />

Register stanzen/Ecken r<strong>und</strong>en<br />

Rillen/Perforieren<br />

Ordner konfektionieren<br />

Beilagen einstecken<br />

Folieren<br />

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FSC Trademark © 1996 Forest Stewardship Council A.C.<br />

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