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Erziehung

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Pensionierungen<br />

Viktor Weber<br />

Bezirksschule<br />

Vor gut 37 Jahren trat Viktor Weber seine<br />

Stelle an der Bezirksschule an, Ende Schuljahr<br />

geht er in Pension. In all diesen Jahren hat er<br />

als Lehrer für Mathematik, Physik und Chemie,<br />

vor allem aber durch sein Engagement in<br />

einer Vielzahl von Schulämtern, zuletzt als<br />

Schulleiter, das Gesicht unserer Schule massgeblich<br />

geprägt.<br />

Für seine Schülerinnen und Schüler war er ein<br />

überaus korrekter, berechenbarer, verständnisvoller,<br />

aber auch fordernder Lehrer. Immer<br />

wieder erzielten seine Klassen an der kantonalen<br />

Abschlussprüfung in Mathematik hervorragende<br />

Resultate. Hinter diesen Erfolgen<br />

steckten viel beharrliche Kleinarbeit und<br />

wohl auch so veraltete Überzeugungen, dass<br />

saubere Hefteinträge, pflichtbewusstes Erfüllen<br />

von Arbeitsaufträgen und intensives Üben<br />

letztlich wichtiger sind als die kreative Suche<br />

nach verschiedenen Lösungswegen. Die Klarheit<br />

auf dem Papier ist das Spiegelbild der<br />

Klarheit in den Köpfen! Zu seinem Leidwesen<br />

muss der zukünftige Pensionär allerdings in<br />

den letzten Jahren die Erfahrung machen, dass<br />

ein wachsender Teil der Schülerschaft weder<br />

den Zauber einer sauberen Aufstellung noch<br />

den Charme eines doppelt unterstrichenen<br />

Schlussresultates zu erahnen vermag.<br />

Sehr bald übernahm Viktor Weber übers<br />

Schulzimmer hinaus weitere Aufgaben. So<br />

war er 1978 bis 1982 Prorektor der Schule<br />

und wirkte auch als Inspektor.<br />

Ende der Achtzigerjahre wurde schweizweit<br />

der Sommerschulbeginn eingeführt. Der Kanton<br />

suchte einen Beauftragten für die Organisation<br />

der Lehrerfortbildung im Langschuljahr<br />

1988/89. Viktor Weber bewarb sich und wurde<br />

gewählt – in eine Aufgabe, die er im Nachhinein<br />

als seine grösste Herausforderung bezeichnet.<br />

Für 5000 Lehrpersonen hatte er ein<br />

21<br />

Weiterbildungsangebot bereitzustellen – eine<br />

konzeptuell, logistisch wie administrativ<br />

gigantische Aufgabe. Er löste sie mit Bravour.<br />

Gern hätte man ihn in einer verantwortungsvollen<br />

Position im Departement zurückbehalten.<br />

Er aber kehrte an seine Schule nach Wettingen<br />

zurück.<br />

Von 1994 – 1998 leitete er die Bezirksschule<br />

als Rektor mit grosser Sachkenntnis, gewandt,<br />

souverän.<br />

Als im Jahre 2003 in Wettingen die neuen<br />

Schulleitungen eingeführt wurden, war Viktor<br />

Weber noch einmal bereit, mit Andi Disler<br />

zusammen ein Schulamt zu übernehmen.<br />

Obwohl von ihrer Persönlichkeit her verschieden,<br />

bauten sie die Schulleitung zusammen<br />

auf und entwickelten und vertraten gemeinsame<br />

Positionen. Bis zum Sommer 2009 bildeten<br />

sie ein kompetentes Leitungsteam, das<br />

neue Ideen der Schulleitung und Schulentwicklung<br />

aufnahm und in einem für das Kollegium<br />

verkraftbaren Tempo einführte.<br />

Bei all diesen Aufgaben kamen Viktor Weber<br />

sein Flair für Zahlen, seine organisatorischen<br />

Fähigkeiten, seine unermüdliche Schaffenskraft,<br />

seine akribische Kenntnis der Dossiers<br />

zugute. Als vor einigen Jahren die Schule<br />

extern evaluiert wurde, staunten die Leute des<br />

Evaluationsteams nicht schlecht, wie locker er<br />

jedes gewünschte Dokument aus einer langen<br />

Reihe von Bundesordnern herbeizuzaubern<br />

wusste.<br />

Gern arbeitete er in seinem Büro im Hintergrund,<br />

um allen an der Schule Tätigen die<br />

Arbeit zu erleichtern. Eine Vielzahl von Papieren<br />

und Merkblättern stammt aus seiner Feder<br />

und hat die Jahre in fast unveränderter Form<br />

überdauert. Seine Person stellte er nie in den<br />

Mittelpunkt. Viele hätten damals gern gesehen,<br />

wenn er seiner Amtszeit als Rektor noch<br />

eine zweite angefügt hätte. Er habe gemerkt,<br />

wie viel Macht über andere er mit diesem Amt<br />

auf sich vereinige, sagte er einmal im kleinen<br />

Kreis, und diese Macht möchte er jetzt gern<br />

einem anderen weitergeben.<br />

Das Bild seiner Persönlichkeit bliebe unvollständig<br />

ohne einen Hinweis auf seine bemerkenswerten<br />

sprachlichen Fähigkeiten. Auch<br />

noch so komplizierte Sachverhalte versteht er<br />

in einer präzisen, nüancierten Ausdrucksweise<br />

festzuhalten. Ausserdem ist er ein Meister der<br />

Ironie – Ironie als Mittel, die kleinen Widerwärtigkeiten<br />

des Alltags wie auch die eigenen<br />

Unzulänglichkeiten auf erträgliche Distanz zu<br />

halten. Sein Text, mit dem er sich im Schulspiegel<br />

im Namen der Schule für die gelungene<br />

Sanierung bedankte, ist ein Musterbeispiel<br />

dieser hohen Kunst.<br />

Seit dem Rücktritt aus der Schulleitung hat er<br />

sein Pensum auf wenige Lektionen reduziert<br />

und persönlichen Interessen mehr Raum gegeben.<br />

So lernt er etwa intensiv Englisch, und<br />

wenn man ihn im Schulhaus mit einer freundlichen<br />

Dame trifft, die einen mit «Hello»<br />

begrüsst, so kann man annehmen, dass es sich<br />

um seine Englischlehrerin handelt und er auf<br />

der Suche ist nach einem freien Unterrichtsraum,<br />

in dem die nächste Lektion stattfinden<br />

soll.<br />

Lieber Viktor, für alles, was du für die Schule<br />

getan hast, danken wir dir von Herzen und<br />

wünschen dir einen gelingenden, erfüllten<br />

neuen Lebensabschnitt.<br />

Kurt Fischer

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