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DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />
Analytik » Forschung » Prozesse » <strong>Recht</strong><br />
» Mineralwasser<br />
Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas<br />
(Strube)<br />
» „Festschrift Welsch“<br />
Die Suppe im <strong>Recht</strong><br />
Eine der ältesten zubereiteten Speisen der<br />
Menschheit im Spiegel lebensmittelrechtlicher<br />
Vorschriften (Weck)<br />
B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG, 22085 Hamburg<br />
ZKZ 9982, Entgelt bezahlt, PVSt, Deutsche Post L<br />
106. Jahrgang Dezember 2010 Behr’s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982<br />
„Quis iudicabit“?<br />
Erste Überlegungen zum <strong>Recht</strong>sschutz gegen Kampagnen (Wallau)<br />
» Erklärung des <strong>Recht</strong>sausschusses des BLL<br />
zum Deutschen Lebensmittelbuch<br />
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Anstiftung zum Lesen<br />
Wer schrieb welches Buch?<br />
1.<br />
2.<br />
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Anstifter Werk<br />
Ken Follett a. Totengrund<br />
Judith Lennox b. Sturz der Titanen<br />
Tess Gerritsen c. Das Herz der Nacht<br />
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Skandal: <strong>Recht</strong> versus Ethik<br />
Wir bewegen uns mit Höchstge-<br />
schwindigkeit auf eine neue Skandal-<br />
serie im Lebensmittelbereich zu.<br />
Aber dieses Mal sind es Skandale, die<br />
keine sind. Nicht <strong>Recht</strong>svorschriften<br />
werden verletzt, sondern das ethische<br />
Empfi nden der Verbraucher bzw.<br />
derer, die sie vertreten.<br />
Unsere Wohlstandsgesellschaft der<br />
Übergewichtigen klagt an. Beginnen<br />
wir mit dem global view: Darf man Getreide,<br />
Zucker, Kaffee und Kakao an<br />
Warenterminbörsen handeln, nicht<br />
etwa, um die Welt mit Lebensmitteln<br />
zu versorgen, sondern einzig und allein,<br />
um kurzfristige Profi te zu generieren?<br />
Darf die EU mit 53 Mrd. € die<br />
Agrarwirtschaft subventionieren, obwohl<br />
wir nicht zu wenig, sondern viel<br />
zu viel Lebensmittel haben? Dürfen<br />
wir Lebensmittel, die wir auch lokal<br />
erzeugen können, über viele tausend<br />
km treibstoffverbrauchenderweise<br />
und CO -generierend von<br />
2<br />
Südamerika nach Europa transportieren?<br />
Dürfen wir Lebensmittel aus<br />
Afrika kaufen in der klaren Erkenntnis,<br />
dass dort Kinder arbeiten, anstatt<br />
zur Schule zu gehen? Dürfen wir Nutztiere<br />
halten, zu deren Ernährung<br />
wir die 20-fache landwirtschaftliche<br />
Fläche benötigen wie für die korrespondierende<br />
Menge an pfl anzlichem<br />
Eiweiß? Dürfen wir in das Erbgut<br />
von Pfl anzen und Tieren eingreifen<br />
und Schwarmfi sche in Aquakultur halten?<br />
Weiter geht’s zum local view:<br />
Brauchen wir (richtig gekennzeichneten)<br />
Analogkäse, Formfl eisch, „Klebefl<br />
eisch“, Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Erfrischungsgetränke ohne Frucht,<br />
länger haltbare Milch, Fleisch verpackt<br />
unter Sauerstoffatmosphäre oder unter<br />
roten Leuchtstoffröhren in der<br />
Kühltheke? Brauchen wir „Bio“, Allergenkennzeichnung<br />
und clean labelling,<br />
wissend, dass diese Informationselemente<br />
nice, aber letztlich wenig<br />
necessary für Sicherheit, Genuss und<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Ernährung sind? Und jetzt fassen wir<br />
uns an die eigene Nase: Dürfen wir<br />
(immer noch) Diäten anpreisen und<br />
Ampeln fordern, obwohl wir alle wissen,<br />
dass wir nur durch eine persönliche<br />
dauerhafte ganzheitliche Verhaltensänderung<br />
unser Gewicht halbwegs<br />
begrenzen können und bekanntlich<br />
nicht durch das Weglassen oder Hinzufügen<br />
bestimmter Nahrungsbestandteile?<br />
Schwierige Fragestellungen, auf<br />
die es aber stets eine abgesicherte<br />
naturwissenschaftliche und ebenso<br />
eine betriebswirtschaftlich nachvollziehbare<br />
Antwort gibt. Doch eine<br />
medial vernetzte Überfl ussgesellschaft,<br />
der es an nichts mangelt, wird<br />
andere Fragen stellen, eben die nach<br />
Ethik, Emotion, Moral und Ratio.<br />
Nicht alles, was lebensmittelrechtlich<br />
zulässig und technologisch möglich<br />
ist, wird in Zukunft auch für alle<br />
ethisch vertretbar sein.<br />
Die Medien refl ektieren diesen<br />
Trend gerade mit allerlei Schwerpunktberichten.Verbraucherschützer<br />
behaupten, die profi tgierige Industrie<br />
betrügt uns alle sowieso;<br />
Sterneköche vermitteln den Eindruck,<br />
dass wir nur im (Sterne)Restaurant<br />
überleben können; cooking<br />
shows machen glauben, dass wir alle<br />
jeden Tag mehrere Stunden in der<br />
eigenen Küche stehen (könnten);<br />
die Industrie erlaubt wieder vermehrt<br />
Filmaufnahmen über die industrielle<br />
Lebensmittelherstellung,<br />
die sachlich richtig aufklären, aber<br />
zuweilen emotionale Irritationen<br />
beim Zuschauer auslösen, weil der<br />
den Stand der Technik eben nicht<br />
kennt. Am Ende steht der Verbraucher,<br />
der vor laufender Kamera empört<br />
ist und schwört, für Besseres<br />
auch mehr Geld ausgeben zu wollen…<br />
und dann bekanntlich noch<br />
11 % seines verfügbaren Nettoeinkommens<br />
für Nahrungsmittel aus-<br />
» Akzente<br />
Prof. Dr. Ulrich Nöhle<br />
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Interim Manager und<br />
Honorarprofessor<br />
Qualitätsmanagement<br />
TU Braunschweig «<br />
Ulrich Nöhle<br />
649<br />
gibt – und das immer öfter beim Discounter,<br />
inklusive Bio.<br />
Lösen werden wir dieses Dilemma<br />
jetzt nicht, aber wir können besser<br />
kommunizieren. So, wie wir seit nun<br />
40 Jahren den Begriff „Qualität“ defi<br />
nieren, vor Ort umsetzen, tatsächlich<br />
messbare Fortschritte erzielt haben<br />
und diese auch vermitteln,<br />
müssen wir uns offensichtlich jetzt<br />
des Begriffs „Ethik“ für Lebensmittel<br />
widmen und entscheiden, was geht<br />
und was nicht, und eben das verhandeln.<br />
Kein leichter Weg, denn es gibt<br />
keine klaren Defi nitionen, keine Leitsätze<br />
und schon gar keine <strong>Recht</strong>svorschriften<br />
oder DIN-Normen.<br />
Vielleicht wird es neben dem QS-Beauftragten<br />
demnächst einen „Ethik-<br />
Beauftragten“ geben?<br />
Die Welt ändert sich.<br />
Ein paar zielführende Gedanken<br />
wünscht Ihnen
Allergene in Lebensmitteln<br />
Allergologie – Ernährungswissenschaften – <strong>Recht</strong> – Praxis<br />
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Wie lassen sich Kreuzkontaminationen vermeiden?<br />
Wie unterscheiden sich Allergien von Unverträglichkeiten? Oder wie<br />
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Lebensmittelallergien verbunden.<br />
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Grundlagenwissen als auch die allergenspezifische Analytik und das<br />
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<strong>DLR</strong> l Heft 2 12 l l Februar Dezember 2010 2010 l 106. l 106. Jahrgang l ISSN l ISSN 0012-0413<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
» Inhalt<br />
651<br />
»<strong>DLR</strong> l Deutsche Lebensmittel-Rundschau<br />
» Akzente<br />
Skandal: <strong>Recht</strong> versus Ethik (Nöhle) 649<br />
» Magazin (Rempe) 652<br />
» Mineralwasser<br />
Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas (Strube)<br />
»<br />
654<br />
Wie lange dürfen abgelehnte Health Claims noch „verwendet“ werden?<br />
Glosse (Meyer) 661<br />
» Lebensmittel zwischen Technik und Ethik<br />
Symposium der Forschungsstelle für Lebensmittelrecht Bayreuth (Rempe) 663<br />
» Forschung Aktuell – eine Übersicht<br />
Internationale Literatur (Großmann-Kühnau) 665<br />
» <strong>Recht</strong><br />
Normen – Für Sie ausgewählt und kurz gefasst (Ackermann) 668<br />
» Angewandte Wissenschaft<br />
– „Festschrift Welsch“<br />
Die Suppe im <strong>Recht</strong>: Eine der ältesten zubereiteten Speisen der Menschheit<br />
im Spiegel lebensmittelrechtlicher Vorschriften (Weck) 669<br />
„Quis iudicabit?“ Erste Überlegungen zum <strong>Recht</strong>schutz gegen Kampagnen (Wallau) 675<br />
– Erklärung des <strong>Recht</strong>ausschusses des Bundes für Lebensmittelrecht und<br />
Lebensmittelkunde e. V. (BLL) zum Deutschen Lebensmittelbuch 679<br />
» <strong>Recht</strong><br />
EuGH-Entscheidungen der Jahre 2009 und 2010 (Meyer) 681<br />
Deutsches und Europäisches <strong>Recht</strong> (Ackermann) 683<br />
» Für Sie gelesen!<br />
Mykotoxine in Umweltgewässern? (Großmann-Kühnau) 685<br />
» Behr‘s PraxisForum Lebensmittel-Kennzeichnung<br />
Bericht (Görgen) 687<br />
» Analytik & Co – Aktuell (Häseler) 688<br />
» Für einen lückenlosen Datenfl uss<br />
Sonderthema LIMS (Häseler) 690<br />
» Neuerscheinungen (Wiemers/Häseler) 695<br />
» Veranstaltungskalender/15. Stockmeyer-Workshop (Häseler) 696<br />
» Karriere (Häseler) 698<br />
» Marktplatz 699<br />
» Impressum 700<br />
Ihr Passwort <strong>DLR</strong>-online (www.dlr-online.de):<br />
Gänsebraten
652 Magazin «<br />
Meldungen<br />
Schinken: Mehr<br />
Kontrolle in der<br />
Gastronomie<br />
Das Thema „Imitat-Lebensmittel“<br />
zieht seit Monaten immer<br />
weitere Kreise: Kaum ein Tag vergeht,<br />
an dem die Medien nicht<br />
über tatsächliche und vermeintliche<br />
Verbrauchertäuschungen<br />
zu berichten wissen. Angesichts<br />
der Ergebnisse der amtlichen<br />
Überwachung 2009 ist eins klar:<br />
Gaststätten und Imbisse müssen<br />
besser kontrolliert werden, denn<br />
in den rund 2000 kontrollierten<br />
Betrieben war gut die Hälfte der<br />
verwendeten Kochschinkenerzeugnisse<br />
falsch oder fehlerhaft<br />
gekennzeichnet, so der Jahresbericht<br />
der Überwachung. Es ist angedacht,<br />
das Thema in einem angepassten<br />
Programm erneut<br />
aufzugreifen.<br />
Gegen Klone in der<br />
Lebensmittelproduktion<br />
Die Europäische Kommission<br />
möchte das Klonen von Tieren<br />
für die Lebensmittelproduktion<br />
zunächst für fünf Jahre aussetzen.<br />
Auch der Import und die<br />
Verwendung geklonter Tiere soll<br />
gestoppt werden. Die vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen dienen<br />
dem Tierschutz und sollen in spätestens<br />
fünf Jahren erneut überprüft<br />
werden. Das Klonen zu<br />
anderen Zwecken, etwa zur Arzneimittelherstellung<br />
und zur Forschung,<br />
sei von der Initiative<br />
nicht betroffen, unterstrich der<br />
für Verbraucher und Gesundheit<br />
zuständige Kommissar John<br />
Dalli.<br />
(EU-Kommission, Pressemitteilung<br />
vom 19. Oktober 2010)<br />
Göttinger Studie: „Lebensmittel sind<br />
eigentlich zu billig“<br />
Zwischen Verbrauchern und der Er-<br />
nährungswirtschaft fi ndet eine zu-<br />
nehmende Entfremdung statt, so das<br />
Ergebnis einer Studie der Georg-Au-<br />
gust-Universität Göttingen, die im<br />
Auftrag der Heinz-Lohmann-Stiftung<br />
erstellt wurde. Angesichts des um-<br />
fangreichen Angebots an hochverar-<br />
beiteten Fertigerzeugnissen, die eine<br />
unkomplizierte und schnelle Zuberei-<br />
tung versprechen, ist der Verbraucher<br />
offenbar von einer Sehnsucht<br />
nach möglichst natürlichen Lebensmitteln<br />
getrieben. Die von der Industrie<br />
viel gepriesene Effi zienz und<br />
Technologisierung wird vom Konsumenten<br />
als „negative Veränderung<br />
von Naturprozessen“ angesehen, so<br />
Studienleiter Prof. Dr. Achim Spiller.<br />
Auch die mit der Effi zienzsteigerung<br />
verbundenen Preissenkungen sind<br />
nicht mehr unbedingt das legitime<br />
Ziel der Agrarproduktion. Vielmehr<br />
meinen immer mehr Verbraucher,<br />
dass Lebensmittel eigentlich zu billig<br />
seien. Vermieden werden könnte die<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
–0,2<br />
–0,4<br />
–0,6<br />
–0,8<br />
–1,0<br />
Familie<br />
Freunde<br />
Politik<br />
Behörden<br />
weitere Entfremdung von der Gesellschaft<br />
und der Ernährungswirtschaft<br />
nach Ansicht des Göttinger Wissenschaftlers<br />
möglicherweise, indem die<br />
Lebensmittelbranche ihr eigenes<br />
Wertekonzept einer steten Produktivitätssteigerung<br />
und Kostensenkung<br />
kritisch hinterfrage. Potenziale sieht<br />
Spiller außerdem in den Medien, einschließlich<br />
der Internetportale: Er<br />
empfi ehlt der Branche, mehr am öffentlichen<br />
Diskurs teilzunehmen und<br />
den Diskurs mit Meinungsführern zu<br />
suchen. Möglicherweise kann dieses<br />
Vorgehen auch die Glaubwürdigkeit<br />
der Industrie steigern. Denn hier<br />
schneiden die Lebensmittelkonzerne<br />
und Schlachtunternehmen nach der<br />
Politik am schlechtesten ab, so ein<br />
weiteres Ergebnis der Studie. Dagegen<br />
haben Nichtregierungsorganisationen<br />
nach der eigenen Familie und<br />
den Freunden die höchste Glaubwürdigkeit<br />
bei den Verbrauchern. Eher<br />
neutral wird der Lebensmitteleinzelhandel<br />
gesehen.<br />
Neues Fischereimanagement soll<br />
Europas Fischbestände sichern<br />
Drei Viertel der marinen Fischbestände<br />
gelten bereits heute als überfi<br />
scht, in Europa sind es laut EU-Kommission<br />
sogar 88 Prozent. Schienen<br />
Medien<br />
Greenpeace<br />
WWF<br />
Landwirtschaft<br />
SchlachtunternehmenLebensmittelkonzerne<br />
LEH<br />
Glaubwürdigkeit<br />
von Institutionen im<br />
Vergleich<br />
die Fischbestände der Ozeane über<br />
Jahre nahezu unerschöpfl ich, wird<br />
darüber heute anders geurteilt: Seit<br />
Jahrzehnten wird mehr Fisch aus dem<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Meer geholt als nachwachsen kann.<br />
Fischarten wie Scholle, Hering oder<br />
Kabeljau sind in einigen Regionen<br />
schon jetzt fast verschwunden. Lösungen<br />
verspricht ein Konzept, das<br />
Wissenschaftler des Kieler Leibniz-<br />
Instituts für Meereswissenschaften<br />
(IFM-GEOMAR) und der Exzellenzcluster<br />
„Ozean der Zukunft“ erarbeitet<br />
haben. Es enthält Strategien, nach<br />
denen sich die Fischbestände Europas<br />
nachhaltig sichern und sich gefährdete<br />
Bestände stabilisieren und wieder<br />
aufstocken lassen. Nach dem<br />
Managementplan der Kieler Wissenschaftler<br />
könnten langfristig 60 Prozent<br />
mehr Fänge aus viermal größe-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
ren Beständen erbracht werden. Ihr<br />
Vorschlag unterscheidet sich stark von<br />
dem gegenwärtigen Plan der Kommission,<br />
der der Fischerei auch bei<br />
sehr kleinen Bestandsgrößen Fänge<br />
weit über dem maximalen nachhaltigen<br />
Ertrag erlaubt. Der Vorschlag<br />
verbindet ökologische und ökonomische<br />
Ziele: So schlagen die Kieler<br />
Wissenschaftler erstmals einen Sicherheitsspielraum<br />
für die Bestände und<br />
eine Gewinnmaximierung für die<br />
Fischer vor. Das Konzept fi nde auch<br />
politischen Rückhalt, heißt es in einer<br />
Pressemittelung des Instituts. Umweltverbände<br />
zeigten sich ebenfalls<br />
positiv beeindruckt.<br />
Neuer BMELV-Leitfaden zur erweiterten<br />
Nährwertkennzeichnung<br />
Nachdem im Juni 2010 das Europäische<br />
Parlament beschlossen hat,<br />
dass es künftig keine verpfl ichtende<br />
Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln<br />
geben wird, ist es ruhig geworden<br />
um das Thema Nährwertkennzeichnung.<br />
Diese Ruhe möchte<br />
das Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV) nun offenbar beenden:<br />
Wenngleich derzeit nicht klar<br />
ist, ob die geplante europäische<br />
Lebensmittelinformationsverordnung<br />
überhaupt Spielraum für<br />
nationale Alleingänge zu einer erweiterten<br />
Nährwertkennzeichnung<br />
lassen wird, präsentierte das BMELV<br />
jetzt einen überarbeiteten Entwurf<br />
des „1 plus 4“-Modells von 2008.<br />
Fünf Angaben sollen wie nach dem<br />
bisherigen Konzept an prominenter<br />
Stelle in Form einheitlicher, wiedererkennbarer<br />
Symbole auf das Etikett:<br />
der Energiegehalt (Brennwert) sowie<br />
die Gehalte an Zucker, Fett, gesättigten<br />
Fettsäuren und Salz. Mindestens<br />
der Energiewert soll auf der<br />
Schauseite des Etiketts angegeben<br />
werden. Der neue Leitfaden greift<br />
einen zentralen Kritikpunkt am ursprünglichen<br />
Modell auf: die teils<br />
sehr niedrig angesetzten Portionsgrößen.<br />
Mindestkriterien für die zu<br />
verwendenden Bezugsmengen des<br />
Lebensmittels sollen nach dem<br />
neuen Leidfaden den Eindruck vermeiden,<br />
ein Lebensmittel enthalte<br />
weniger Kilokalorien oder Fett, als<br />
dies tatsächlich der Fall ist. Überarbeitet<br />
wurde außerdem die Darstellung<br />
des Energiegehaltes: Für dessen<br />
Darstellung wird jetzt ein<br />
Tortenschnittmodell empfohlen, das<br />
den Energiegehalt eines Lebensmittels<br />
verständlicher präsentieren soll.<br />
Unkommentiert bleibt: Bislang<br />
konnte keine wissenschaftlich fun-<br />
pro Packung (eine Packung entspricht 335 g)<br />
Energie<br />
800 00<br />
kcal<br />
40%<br />
Richtwerte in % der Tageszufuhr<br />
1 plus 4-Label<br />
6,3g 42g<br />
» Magazin<br />
Meldungen<br />
MSC-Siegel: Bekanntheitsgrad<br />
gestiegen<br />
653<br />
Seit über zehn Jahren verleiht<br />
der Marine Stewardship Council<br />
(MSC) sein blaues Umweltsiegel<br />
an nachhaltig arbeitende Fischereien.<br />
Schutz der Bestände, minimale<br />
Auswirkungen auf das<br />
Öko-System und ein verantwortungsvolles<br />
Management der Fischerei<br />
lauten die Grundsätze<br />
der Organisation. Ein Konzept<br />
mit Erfolg, wie eine repräsentative<br />
Umfrage mit 3 600 Teilnehmern<br />
in Großbritannien, den<br />
USA, Deutschland, Japan, Kanada<br />
und Frankreich zeigt. Mehr<br />
als ein Drittel der Deutschen<br />
kennt das MSC-Siegel. 2008 war<br />
es nur gut ein Zehntel. Die Mehrheit<br />
der Befragten sieht in den<br />
abnehmenden Fischbeständen<br />
ein ernstes Problem und glaubt,<br />
durch den Kauf von MSC-Produkten<br />
den Lebensraum Meer<br />
positiv beeinfl ussen zu können.<br />
pro Packung (eine Packung entspricht 335 g)<br />
Zucker Fett<br />
7%<br />
dierte Studie zeigen, dass Nährwertlogos,<br />
egal ob in Form der farblich<br />
unterlegten Ampel oder als GDA-<br />
Kennzeichnung (Guideline Daily<br />
Amount), den Verbraucher dazu bewegen,<br />
gesünder einzukaufen. Denn<br />
wer kein Interesse an gesunder Ernährung<br />
hat, wird sich wohl auch<br />
vom Etikett wenig beeindrucken<br />
lassen.<br />
gesättigte<br />
Fettsäuren<br />
Richtwerte in % der Tageszufuhr<br />
Salz<br />
11g 2,2g<br />
60% 55% 37%
654 Thema des Monats «<br />
Mineralwasser<br />
Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas<br />
Andrea Strube<br />
Ziel unserer Studie war die Identifi zierung eines medizinischen Fehlgeruchs in Mineral-<br />
wasser, der erstmalig 1936 beschrieben wurde. Durch Kombination humansensorischer und<br />
analytischer Methoden konnten 2-Iodphenol und 2-Iod-4-methylphenol als Fehlgeruch-<br />
komponenten identifi ziert werden.<br />
Andrea Strube<br />
» Zur Person<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
in der Gruppe<br />
Analytische Sensorik am<br />
Fraunhofer-Institut für<br />
Verfahrenstechnik und<br />
Verpackung (IVV) in<br />
Freising «<br />
Die hohe Geruchspotenz dieser Verbin-<br />
dungen spiegelt sich in den sehr niedrigen<br />
Geruchsschwellen wider. Die Geruchs-<br />
schwelle für 2-Iodphenol lag bei 0,3 µg/l<br />
Wasser und für 2-Iod-4-Methylphenol bei<br />
0,01 µg/l Wasser. Halogenierte Chlorwasserstoffe<br />
wie Iodoform und Bromoform,<br />
die bisher im Zusammenhang mit dem<br />
medizinischen Fehlgeruch beschrieben<br />
wurden, wurden in den hier analysierten<br />
Proben nicht detektiert.<br />
Der neutrale Charakter von Trinkwasser<br />
trägt dazu bei, dass schon geringe sensorische<br />
Abweichungen detektierbar sind.<br />
Über durch fl üchtige Verbindungen hervorgerufene<br />
geruchlich (orthonasal), aber<br />
auch „geschmacklich“ (retronasal) wahrnehmbare<br />
sensorische Abweichungen, die<br />
auch als Fehlaromen bezeichnet werden,<br />
wurde in der Literatur wiederkehrend berichtet<br />
(Mottram, 1998; Strube and Büttner<br />
2008; Czerny and Buettner, 2009).<br />
Fehlaromen<br />
Die Entstehung medizinischer Fehlaromen<br />
in Lebensmitteln und Getränken<br />
wurde in wissenschaftlichen Artikeln wiederholt<br />
beschrieben, wobei ihre Komplexität<br />
bereits durch die unterschiedlichen<br />
Beschreibungen dieses Fehlaromas deutlich<br />
wird. Die Beschreibungen des Charakters<br />
variieren u. a. zwischen chemisch,<br />
iodoformähnlich, phenolisch und medizinisch<br />
(Mottram, 1998).<br />
In früheren Untersuchungen wurde<br />
eine Vielzahl von verursachenden Substanzen<br />
mit dem Fehlaroma in Verbindung<br />
gebracht. Verschiedene Autoren berichteten,<br />
der medizinische Charakter<br />
deute auf die Anwesenheit halogenierter<br />
Verbindungen hin. So wurde zum Beispiel<br />
2-Chlor-6-methylphenol als Ursache für<br />
ein medizinisches Fehlaroma in Keksen<br />
und 2-Brom-4-chlorphenol als Ursache für<br />
ein medizinisch-phenolisches Fehlaroma<br />
in einem Gouda-Käse identifi ziert (Mottram,<br />
1998). Ein anderes medizinisches<br />
Fehlaroma in Melonen wurde auf die Anwesenheit<br />
von 4-Brom-2-chlorphenol zurückgeführt<br />
(Sanchez Saez et al., 1991).<br />
Auch im Trinkwassersektor sind medizinische<br />
Gerüche bekannt. Als Ursache wurden<br />
Prozesse vermutet, die im Zusammenhang<br />
mit Chlorierung oder Ozonierung<br />
im Sterilisationsprozess auftreten, wobei<br />
keine umfassende Ursachenklärung erfolgte.<br />
Es ist bekannt, dass eine Reihe von<br />
Nebenprodukten im Rahmen dieser breit<br />
eingesetzten Verfahren entstehen, wobei<br />
zu den bekanntesten Produkten diverse<br />
Iod- und Chlorphenole, Iodoform und Bromoform<br />
zählen (Bruchet et al., 1991).<br />
In Mineralwasser wurde ein medizinischer<br />
Fehlgeruch erstmalig 1936 beschrieben<br />
und auf die Anwesenheit von<br />
Iodoform zurückgeführt (Lindner, 1936).<br />
Eristavi et al. identifi zierten 2-Chlorphenol<br />
in einem Mineralwasser mit medizi-<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
nischem Fehlgeruch. Als Ursache für die<br />
Bildung dieser Substanz nannten die Autoren<br />
Rückstände von Desinfektionsmitteln<br />
auf Phenolbasis in den Lagertanks,<br />
die mit Chlorid aus dem Mineralwasser zu<br />
Chlorphenolen reagieren (Eristavi et al.,<br />
1962).<br />
Interne Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe<br />
haben gezeigt, dass darüber<br />
hinaus weitere Substanzen bei diesem<br />
Fehlgeruch eine Rolle spielen. Außerdem<br />
zeigten unsere Testungen an Proben aus<br />
Europa, die speziell auf die geruchsverursachenden<br />
Substanzen fokussiert waren,<br />
dass keine der bisher beschriebenen<br />
Substanzen nachweisbar bzw. von geruchlicher<br />
Relevanz war. Daher war Ziel unserer<br />
Arbeiten, die für den medizinischen<br />
Fehlgeruch ausschlaggebenden Substanzen<br />
im Rahmen eines Eigenforschungsprojektes<br />
mit Methoden der modernen Geruchsstoffanalytik<br />
zu identifi zieren.<br />
Der vorliegende Übersichtsbeitrag zeigt<br />
exemplarisch, wie die Fehlaromakomponenten<br />
durch Koppelung sensorischer und<br />
analytischer Methoden detektiert und<br />
identifi ziert wurden und wie diese Ergebnisse<br />
eine neue Ausgangsbasis für die Ursachenforschung<br />
bei Störgerüchen in Getränken<br />
und Lebensmitteln schaffen.<br />
Vorgehensweise<br />
Als Proben dienten verschiedene Mineralwässer<br />
aus Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz, die das medizinische Fehlaroma<br />
aufwiesen. Die entsprechenden<br />
Rückstellmuster und Referenzproben<br />
wurden direkt vom Mineralwasserabfüller<br />
bezogen.<br />
Probenvorbereitung<br />
Die Aufarbeitung der Wasserproben er-<br />
folgte mittels Lösungsmittelextraktion<br />
mit Dichlormethan. Die Extraktion wurde<br />
jeweils in drei Schritten mit je 80 ml<br />
Dichlormethan durchgeführt. Die gewon-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
nenen Extrakte wurden zusammengeführt,<br />
über wasserfreiem Natriumsulfat<br />
getrocknet und an einer Vigreux Kolonne<br />
auf 100 µl eingeengt (Bemelmans, 1979).<br />
Hochaufl ösende Gaschromatografi e-<br />
Olfaktometrie (HRGC-O)<br />
Die Charakterisierung der jeweiligen Geruchsstoffe<br />
erfolgte mittels HRGC-O, in<br />
Koppelung mit Detektoren wie FID oder<br />
MS. Die Messungen erfolgten an einem Helium<br />
GC type 5160 (Thermo Finnigan, Dreieich,<br />
Deutschland) unter Verwendung folgender<br />
Kapillarsäulen: DB-FFAP (30 m ×<br />
0,32 mm fused silica capillary, free fatty<br />
acid phase FFAP, 0,25 µm; Chrompack,<br />
Mühlheim, Deutschland) und DB-5 (30 m ×<br />
0,32 mm fused silica capillary DB-5, 1.5 µm;<br />
J & W Scientifi c, Fisons Instruments, Waldbronn,<br />
Deutschland). Die Proben wurden<br />
bei 40 °C injiziert, nach einer Haltezeit von<br />
zwei Minuten wurde der Ofen schrittweise<br />
mit 10 °C/min auf 240 °C aufgeheizt und<br />
nochmals 5 Minuten gehalten.<br />
Aromaextrakt-Verdünnungsanalyse<br />
(AEVA)<br />
Die AEVA gibt Auskunft über die Beteiligung<br />
einzelner geruchsaktiver Verbindungen<br />
am Gesamtaroma. Dadurch kann<br />
der Einfl uss der detektieren Aroma- bzw.<br />
Geruchsstoffe untereinander gewichtet<br />
werden. Dies erfolgt über die Bestimmung<br />
Verwendete Chemikalien<br />
» Thema des Monats<br />
655<br />
» Mittels GC-O ist<br />
eine klare Unterscheidung<br />
von<br />
geruchsaktiven und<br />
geruchsinaktiven<br />
Verbindungen<br />
möglich. «<br />
Dichlormethan (Merck, Darmstadt, Deutschland), 2-Iodphenol ≥ 98 %<br />
(Aldrich, Steinheim, Deutschland) und 2-Iod-4-methylphenol ≥ 98 %<br />
(AromaLab GmbH, Freising, Deutschland) 2-Chlorphenol ≥ 96 %,<br />
2-Bromphenol ≥ 98 %, Iodoform ≥ 99 %, 2,6-Dibromphenol ≥ 99 %,<br />
Bromdichlormethan ≥ 99 %, Dibromchlormethan ≥ 99 %, Bromiodmethan,<br />
Chloriodmethan ≥ 97 %, Chloroform ≥ 99 %; Tetrachlormethanlösung<br />
1 mg/ml (TCI, Eschborn, Germany)
656 Thema des Monats «<br />
Tab. 1 Zusammenfassung geruchsaktiver fl üchtiger Verbindungen in Extrakten von Mineralwasser (Vgl. Mineralwasser<br />
mit und ohne Fehlgeruch, na ch Strube et al., 2009a)<br />
Nr. Geruchscharaktera FD-Faktor Retentionsindexb Referenz Fehlgeruch-Probe DB-5 DB-FFAP<br />
1 nach Pilz 8 8 976 1296<br />
2 nach Pilz 8 8 1079 1393<br />
3 fettig 8 16 1145 1497<br />
4 fettig 8 8 1162 1527<br />
5 medizinisch n.d. 256 1203 2219<br />
7 süßlich, nach Kokos 16 16 1253 1911<br />
6 fettig 16 8 1256 1629<br />
8 medizinisch n. d. 256 1308 2322<br />
9 fettig, nach Kunststoff 16 16 1322 1802<br />
10 metallisch 128 64 1375 1998<br />
11 nach Vanille 32 64 1400 2580<br />
12 nach Vanille 8 8 1477 2502<br />
a b Geruchscharakter, der am Sniffi ng-Port wahrgenommen wurde; Lineare Retentionsindizes (RIs) nach Dool and Kratz (1963); n. d.: Keine Detektion eines<br />
Geruchseindrucks<br />
» Korkton/Kellermuff,<br />
ein Fehlaroma<br />
im Wein. Dafür verantwortlich<br />
sind<br />
die Verbindungen<br />
Trichloranisol (TCA)<br />
und Tribromanisol<br />
(TBA). «<br />
des Flavour Dilution Factors (FD-Faktor),<br />
der als höchste Verdünnungsstufe eines<br />
Aromastoffes defi niert ist, bei der die Ver-<br />
bindung am Sniffi ng-Port noch wahrgenommen<br />
wird (Grosch, 2001). Die gewonnenen<br />
Extrakte werden so häufi g im<br />
Verhältnis 1:1 (v/v) verdünnt, bis kein Aromastoff<br />
mehr am Sniffi ng-Port detektierbar<br />
ist. Die AEVA kann erste Informationen<br />
zu den Schlüsselverbindungen des<br />
Fehlgeruchs liefern.<br />
Strukturaufklärung der fehlgeruchverursachenden<br />
Verbindungen<br />
Die Konzentration der Störsubstanzen<br />
liegt oftmals im Ultraspurenbereich und<br />
somit unterhalb der Nachweisgrenze analytischer<br />
Standardmethoden wie z. B. GC-<br />
FID und GC-MS. Dementsprechend erfolgt<br />
die Strukturaufklärung mittels zweidimensionaler<br />
HRGC-MS/O (2D-HRGC-GC<br />
MS/O). Das verwendete 2D-HRGC-GC-MS/<br />
O-System ist ein aus zwei Helium CP 3800<br />
GCs (Varian, Darmstadt, Germany) gekoppeltes<br />
System in Verbindung mit einem<br />
Saturn 2200 MS (Varian, Darmstadt,<br />
Deutschland).<br />
Chromatografi sche Bedingungen<br />
Trennsäule 1: FFAP, 30 m lang, 0,32 mm Innendurchmesser,<br />
0,25 µm Filmdicke, Tem-<br />
peraturprogramm: 40 °C (2 min), Heizrate<br />
10 °C min 1, 230 °C (5 min). Trennsäule 2:<br />
DB 5, 30 m lang, 0,32 mm Innendurchmesser,<br />
0,25 µm Filmdicke, Temperaturprogramm:<br />
40 °C, Heizrate 10 °C/min, 250 °C<br />
(5 min).<br />
Massenspektrometrische (MS)<br />
Bedingungen<br />
Die Aufzeichnung von Massenspektren im<br />
EI-Modus erfolgte bei einer Ionisierungsenergie<br />
von 70 eV im m/z-Bereich von 35<br />
bis 399. Bei den Messungen im CI-Modus<br />
diente Methanol als Reagenzgas. Der gemessene<br />
Massenbereich lag zwischen 60<br />
und 600 m/z.<br />
Identifi zierungskriterien<br />
Die Identifi zierung der geruchsaktiven<br />
Verbindungen basiert üblicherweise auf<br />
den Kriterien Geruchsqualität und -inten-<br />
sität, lineare Retentionsindizes auf min-<br />
destens zwei Säulen unterschiedlicher<br />
Polarität (relative Retentionszeit in Be-<br />
zug auf n-Alkane) sowie den Massenspektren<br />
im MS-EI- und MS-CI-Modus<br />
(DooI and Kratz, 1963; Kovats, 1958).<br />
Der Vergleich mit den entsprechenden<br />
Referenzverbindungen ist dabei von<br />
höchster Priorität, da die Identifi zierung<br />
nur auf ihrer Basis zuverlässig verifi ziert<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
werden kann (Molyneux and Schieberle,<br />
2007).<br />
Resultate<br />
Im Rahmen der GC-O-Analysen wurden in<br />
der Referenz- und der Fehlgeruch-Probe<br />
bis zu 10 bzw. 12 geruchsaktive Verbindungen<br />
detektiert. Zehn dieser Verbindungen,<br />
die u. a. als fettig, metallisch und<br />
süßlich beschrieben wurden, waren in allen<br />
Proben nachweisbar. In den Fehlgeruchs-Proben<br />
wurden zwei Verbindungen<br />
mit dem spezifi schen medizinischen Geruchscharakter<br />
wahrgenommen (Tab. 1).<br />
Diese Verbindungen wiesen einen vergleichsweise<br />
hohen FD-Faktor auf und waren<br />
in den Referenzproben nicht detektierbar.<br />
Der Fokus der weiteren Analysen<br />
richtete sich demnach auf diese zwei Verbindungen.<br />
Mit eindimensionalen MS-Analysen<br />
wurden keine interpretierbaren Spektren<br />
und somit keine Hinweise auf die Strukturen<br />
erhalten. Die Konzentration der<br />
Verbindungen lag unterhalb der Nachweisgrenzen<br />
der eingesetzten Messgeräte.<br />
Erst nach Aufarbeitung mehrerer<br />
Proben (bis zu 4 Liter Mineralwasser) und<br />
entsprechender Einkonzentrierung auf<br />
50 µl konnte unter Einsatz der 2D-HRGC-<br />
GC-MS/O die erste medizinische Verbindung<br />
als 2-Iodphenol identifi ziert werden<br />
(Abb. 1).<br />
Die Identifi zierung der zweiten Verbindung<br />
erforderte einen deutlich höheren<br />
Aufwand. Um einen Hinweis auf die mögliche<br />
Struktur dieser Verbindung zu erhalten,<br />
wurden bis zu 20 Liter Proben aufgearbeitet<br />
und ein spezielles Verfahren der<br />
2D-Messungen angewandt. Hierzu wurden<br />
die Läufe im ersten Ofen fünfmal wiederholt<br />
und die „Ausschnitte“ nicht direkt<br />
auf den zweiten Ofen transferiert, sondern<br />
in der Cryotrap gesammelt. Erst nach<br />
dem fünften Lauf wurden alle gesammelten<br />
Kondensate gemeinsam auf die zweite<br />
Säule injiziert, gaschromatografi sch getrennt<br />
und im MS-CI-Modus gemessen.<br />
Mit dieser Methode gelang es zunächst,<br />
Hinweise auf das Molekulargewicht der<br />
Verbindung zu bekommen und letztend-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
kCounts med_cut_ref_ip__4-17-2009.sms Ions: 221.0 Filtered Sample<br />
1A Notes: Referenz 2-Iodophenol 2µl<br />
60:300<br />
��������<br />
� ����������� �<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
5 10 15 20 25<br />
minutes<br />
kCounts med_cut_ip_1_ci__4-17-2009.sms Ions: 221.0 Filtered Sample<br />
2A Notes: alte Probe 2-iodophenol 2µl<br />
60:300<br />
� �����<br />
2.0<br />
�<br />
�����������<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
5 10 15 20 25<br />
minutes<br />
» Thema des Monats<br />
100%<br />
75%<br />
50%<br />
25%<br />
0%<br />
100%<br />
lich die Verbindung als 2-Iod-4-methylphenol<br />
zu identifi zieren (Abb. 2).<br />
Zudem wurde die mögliche Anwesenheit<br />
einiger bisher in medizinischem Wasser<br />
beschriebener Verbindungen überprüft.<br />
Die Lösungen der entsprechenden<br />
Verbindungen wurden mittels GC-FID auf<br />
zwei Säulen unterschiedlicher Polarität<br />
gemessen. Wie in Tabelle 2 zu erkennen<br />
ist, konnten alle der gemessenen Verbindungen<br />
aufgrund abweichender analytischer<br />
Parameter (RI-Daten und MS-Daten)<br />
für den hier analysierten Fehlgeruch<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Interpretation<br />
2-Iodphenol und 2-Iod-4-methylphenol<br />
(Abb. 3) wurden im Rahmen unserer Analysen<br />
als Schlüsselkomponenten für den<br />
medizinischen Fehlgeruch identifi ziert.<br />
75%<br />
50%<br />
25%<br />
0%<br />
Spectrum 1A, Ion: 533 us, RIC: 22448, Scan: 561, 9.078 min<br />
BP: 221 (16798=100%), med_cut_ref_ip__4-17-2009.sms<br />
65 94<br />
657<br />
50 100 150 200 250 300<br />
m/z<br />
Spectrum 2A, Ion: 905 us, RIC: 8299, Scan: 560, 9.060 min<br />
BP: 221 (6581=100%), med_cut_ip_1_ci__4-17-2009.sms<br />
94<br />
221<br />
222<br />
221<br />
50 100 150 200 250 300<br />
m/z<br />
222<br />
Abb. 1<br />
CI-Massenspekrum von<br />
2-Iodphenol. Vergleich<br />
der Messergebnisse<br />
der Standardlösung (1)<br />
und der Probe (2) (nach<br />
Strube et al., 2009a)
658 Thema des Monats «<br />
Tab. 2 Bisher beschrieb ene Substanzen in Verbindung mit einem medizinischen und/oder phenolischen Fehlgeruch in<br />
Trinkwasser und Minerawasser<br />
Verbindung MS-Daten (Basis Peak) Retentionsindexa DB-5 DB-FFAP<br />
Bromoform1,2 252 (100, M+) b 897 1442<br />
2-Chlorphenol3 128 (100, M+) b 1002 1855<br />
2-Bromphenol4 172 (100, M+) b 1089 1974<br />
Iodoform1,5 394 (100, M+) b 1299 1650<br />
2,6-Dibromphenol4 250 (100, M+) b 1417 2350<br />
Bromdichlormethan1,2 164 (100, M+) b 713 1148<br />
Dibromchlormethan1,2 208 (100, M+) b 809 1283<br />
Bromdiiodmethan1 221 (100, M+) b 803 1312<br />
Chloriodmethan1 176 (100, M+) b 731 1191<br />
Chloroform2 119 (100, M+) b 646 1019<br />
Tetrachlormethan2 154 (100, M+) b 680 1011<br />
a b 1 2 3 Lineare Retentionsindizes (RIs) nach Dool and Kratz (1963); M+ = Molekulargewicht; Bichsel and Gunten (2000); Hu et al. (1999); Young et al. (1996);<br />
4 5 Acero et al. (2005); Lindner (1936)<br />
» 50 % der Panel-<br />
Mitglieder konnten<br />
den medizinischen<br />
Fehlgeruch nicht<br />
detektieren. «<br />
Diese Verbindungen wurden nach unserer<br />
Kenntnis noch nie zuvor im Zusammenhang<br />
mit einem medizinischen Fehlgeruch<br />
in Mineralwasser oder einem<br />
anderen Lebensmittel identifi ziert. Die<br />
Substanzen weisen hohe Geruchspotenzen<br />
auf, was durch die niedrigen<br />
Geruchsschwellen von 0,3 µg/l Wasser für<br />
2-Iodphenol und 0,01 µg/l Wasser für<br />
2-Iod-4-methylphenol demonstriert wird<br />
(Strube et al., 2009a). Die Abbildung 4<br />
zeigt ein exemplarisches Beispiel einer<br />
2D-GC-MS/O-Analyse und verdeutlicht<br />
die Notwendigkeit der Kombination humansensorischer<br />
und instrumenteller<br />
Methoden für die Identifi zierung geruchsaktiver<br />
Verbindungen im Ultraspurenbereich.<br />
Die Verbindungen mit kunststoffartigen,<br />
fettigen, pilzartigen und metallischen<br />
Geruchscharakteren konnten u. a.<br />
als (Z)-2-Nonenal, (E)-2-Nonenal, (E)-2-Decenal,<br />
(E,E)-2,4-Decadienal, (tr)-4,5-epoxy-<br />
(E)-2-decenal und 1-Okten-3-on identifi -<br />
ziert werden. Diese Substanzen stehen in<br />
keinem Zusammenhang mit dem medizinischen<br />
Fehlgeruch, sondern wurden in<br />
der Literatur als Ursachen für einen kunststoffartigen<br />
Fehlgeruch in Mineralwasser<br />
beschrieben (Strube et al., 2009b), was in<br />
diesem Fall jedoch offensichtlich von untergeordneter<br />
Bedeutung war.<br />
Weiterhin wurde in der vorliegenden<br />
Studie die Anwesenheit von haloge-<br />
nierten Verbindungen, die bisher für den<br />
medizinischen Fehlgeruch in Mineralwasser<br />
verantwortlich gemacht wurden, überprüft<br />
(Bruchet et al., 1991); Lindner, 1936).<br />
Keine der beschriebenen Verbindungen<br />
konnte in den hier analysierten Proben<br />
nachgewiesen werden. An dieser Stelle<br />
bleibt zu erwähnen, dass die analysierten<br />
Proben den medizinischen Fehlgeruch<br />
auch noch nach einer einjährigen Lagerung<br />
vorwiesen. Eine Studie von Thomas<br />
et al. hingegen zeigt, dass die Stabilität<br />
von bspw. Bromoform und Iodoform in<br />
wässrigen Lösungen für eine 5 ppb Lösung<br />
auf zwei Monate und für eine 0,5 ppb<br />
Lösung auf einen Monat begrenzt ist<br />
(Thomas et al., 1980).<br />
Interessant war, dass 50 % der Mitglieder<br />
des Sensorikpanels den medizinischen<br />
Fehlgeruch in Mineralwasser und<br />
auch in den wässrigen Lösungen von 2-Iod-<br />
4-methylphenol nicht detektieren konnten,<br />
wobei bei der Detektion des Geruchs<br />
in beiden Fällen eine hundertprozentige<br />
Übereinstimmung zwischen Probe und Referenz<br />
erzielt wurde. Diese Beobachtung<br />
unterstreicht nochmals die Ergebnisse dieser<br />
Studie. 2-Iodphenol hingegen war für<br />
alle Probanden wahrnehmbar. Demnach<br />
ist dieser Verbindung in diesem Fehl-<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
geruch eine eher untergeordnete Rolle<br />
zuzuschreiben. Die Konzentration von<br />
2-Iodphenol in den Proben lag entsprechend<br />
möglicherweise unterhalb seiner<br />
Geruchsschwelle in Wasser, was jedoch<br />
noch durch quantitative Untersuchungen<br />
verifi ziert werden muss. Ob synergistische<br />
Effekte zwischen 2-Iodphenol und 2-Iod-<br />
4-methylphenol vorliegen, bleibt ebenfalls<br />
in weiterführenden Studien zu untersuchen.<br />
Die Klärung der Bildungswege ist zum<br />
gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abgeschlossen.<br />
In der Literatur sind verschiedene<br />
Bildungswege für die identifi zierten<br />
Substanzen beschrieben. So wird 2-Iodphenol<br />
unter anderem als ein typisches Nebenprodukt<br />
der Chlorierung phenol- und<br />
iodidhaltiger Trinkwässer beschrieben<br />
(Mirlohy, 1997). Dieser Bildungsschritt kann<br />
bei den hier analysierten Proben ausgeschlossen<br />
werden, weil die Proben den Auflagen<br />
der länderspezifi schen Mineral- und<br />
Tafelwasserverordnungen unterliegen.<br />
Hier ist klar defi niert, dass Mineralwässer<br />
keinen weiteren Aufarbeitungsschritten,<br />
wie z. B. einer Chlorierung zur Keimreduzierung<br />
unterzogen werden dürfen.<br />
2-Iod-4-methylphenol wurde nach unserer<br />
Kenntnis in vorhergehenden Studien<br />
nicht in Mineralwasser identifi ziert und<br />
demnach ist der Bildungsweg noch ungeklärt.<br />
Sevenants and Sanders beschrieben<br />
1984 ein unbekanntes Isomer von Iodmethylphenol<br />
als Ursache für ein medizinisches<br />
Fehlaroma in einer Backmischung.<br />
Die Autoren vermuteten die Bildung des<br />
Fehlaromas als Folge einer Reaktion zwischen<br />
Iodid (Inhaltstoff des iodierten<br />
Salzes) und 4-Methylphenol (Komponente<br />
des Zitronenaromas) (Sevenants and Sanders,<br />
1984). Ein anderer Arbeitskreis<br />
beschrieb die Bildung von chlorartig<br />
riechenden Verbindungen aus der Reaktion<br />
von Chlorid und 4-Methylphenol<br />
(Ettinger and Ruchhoft, 1951). In vielen<br />
Beiträgen werden den iodierten Verbindungen<br />
ähnliche chemische Reaktion wie<br />
den chlorierten Verbindungen zugeschrieben<br />
(Mirlohy, 1997). Demnach kann vermutet<br />
werden, dass die hier identifi -<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
�<br />
Sample Notes: reference 2iodo4methylphenol<br />
Counts std_ic__4-24-2009.sms Ions: 108.0+235.0 Filtered Sample<br />
1A Notes: reference 2iodo4methylphenol<br />
100:300<br />
500<br />
� �<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
7.5 10.0 12.5 15.0 17.5<br />
minutes<br />
» Thema des Monats<br />
100%<br />
75%<br />
50%<br />
25%<br />
0%<br />
Spectrum 1A, Ion: 1986 us, RIC: 1555, Scan: 645, 10.634 min<br />
BP: 108 (1030=100%), std_ic__4-24-2009.sms<br />
7.5 10.0 12.5 15.0 17.5<br />
Sample Notes: ic sammel 8+8+8+8<br />
minutes<br />
100 150 200 250 300<br />
m/z<br />
Counts med_sammel_ic__4-24-2009.sms Ions: 108.0+235.0 Filtered<br />
2A Sample Notes: ic sammel 8+8+8+8<br />
Spectrum 2A, Ion: 1999 us, RIC: 56, Scan: 645, 10.635 min<br />
BP: 108 (28=100%), med_sammel_ic__4-24-2009.sms<br />
100:300<br />
� 25<br />
100% �<br />
108<br />
zierten Verbindungen aus Iodid (natürlicher<br />
Inhaltsstoff in Mineralwasser) und<br />
den entsprechenden Vorläufern Phenol<br />
und 4-Methylphenol gebildet werden.<br />
Ausblick<br />
Basierend auf den hier vorgestellten Erkenntnissen,<br />
arbeiten wir derzeit an der<br />
Entwicklung entsprechender Schnellmethoden<br />
zum Nachweis der geruchsaktiven<br />
Verbindungen bzw. derer Vorläufermoleküle.<br />
In weiteren Studien werden die Mineralwässer<br />
auf die Anwesenheit entspre-<br />
OH OH<br />
a) b)<br />
I I<br />
CH 3<br />
75%<br />
50%<br />
25%<br />
0%<br />
108<br />
109<br />
235<br />
109 235<br />
100 150 200 250 300<br />
m/z<br />
659<br />
Abb. 2<br />
CI-Massenspekrum von<br />
2-Iod-4-methylphenol.<br />
Vergleich der Messergebnisse<br />
der Standardlösung<br />
(1) und der Probe<br />
(2) (nach Strube et al.,<br />
2009a)<br />
Abb. 3<br />
Strukturen der identifi -<br />
zierten Verbindungen<br />
des medizinischen Fehlgeruchs<br />
in Mineralwasser.<br />
a) 2-Iodphenol;<br />
b) 2-Iod-4-methylphenol<br />
�
660 Thema des Monats «<br />
mV olts c:\varianws \data\s trube\eigenfors chung\medizinis ch\kas \med_curt2220_3__11-19-2008.run File: c:\varianws \data\s trube\eigenfors chung\medizinis ch\kas \med_curt2220_3__11-19-2008.run<br />
C hannel: Front = FID<br />
Last recalc: NA<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-17<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1.50<br />
1.25<br />
1.00<br />
0.75<br />
0.50<br />
0.25<br />
0.00<br />
1.00<br />
0.75<br />
0.50<br />
0.25<br />
0.00<br />
1. Ofen<br />
Heart-cut Säuleneluat-Fraktion, die in den<br />
X: 7.6540 Minutes<br />
Y: 4.69 mVolts<br />
2.5 5.0 7.5 10.0 12.5 15.0 17.5<br />
zweiten Ofen zur Analyse appliziert wurde<br />
Minutes<br />
MCounts med_cut3_2220__11-19-2008.sms TIC Filtered Sample Notes: inj 4 μl<br />
35:399<br />
medizinisch<br />
2. Ofen<br />
TIC m/z 35-399<br />
5 10 15 20 25<br />
med_cut3_2220__11-19-2008.sms Filtered<br />
minutes<br />
4 μl<br />
kCounts Ions: 220.0 Sample Notes: inj<br />
35:399<br />
SIM m/z 220<br />
5 10 15 20 25<br />
minutes<br />
Abb. 4 Exemplarisches Beispiel einer 2D-HRGC-GC-MS/O-Analyse zur<br />
Identifi zierung der medizinischen Verbindungen, dargestellt am Beispiel<br />
2-Iodphenol. 1: 1D-GC-FID/O; 2: 2D GC-MS/O im Full Scan; 3: 2D-GC-MS/O<br />
Masse 220 gefi ltert (nach Strube et al., 2009a)<br />
Biogene Nahrungsergänzungsmittel<br />
Mit Nutzen/Risiko Bewertung<br />
Von Dr. Hans-Peter Hanssen,<br />
Dr. Angelika Koch und<br />
Dr. Rita Richter, Hamburg<br />
2008. 315 Seiten. 111 farbige<br />
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Format 11,5 x 16,5 cm.<br />
Kartoniert.<br />
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Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft<br />
Stuttgart<br />
chender Vorläufer analysiert und die<br />
Bedingungen für die Bildung des Fehlgeruchs<br />
überprüft. Mit den Ergebnissen sollen<br />
in naher Zukunft Vermeidungsstrategien<br />
für den medizinischen Fehlgeruch in<br />
Mineralwasser erarbeitet und diskutiert<br />
werden.<br />
Anschrift der Autorin<br />
Dipl.-Ing. Andrea Strube<br />
Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik<br />
und Verpackung IVV<br />
Giggenhauser Straße 35<br />
85354 Freising<br />
andrea.strube@ivv.fraunhofer.de<br />
www.ivv.fraunhofer.de<br />
Literaturverweise und Summary<br />
fi nden Sie unter<br />
www.dlr-online.de → <strong>DLR</strong> Plus<br />
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sowie Pilze und Mineralien liefert das Autorentrio Informationen<br />
über Herkunft, Beschreibung, Inhaltsstoffe, Verwendung<br />
und Verzehrempfehlung. Zusätzlich wird jedes Präparat hinsichtlich<br />
Nutzen/Risiko kritisch bewertet. Farbige Abbildungen<br />
veranschaulichen, was sich hinter den oft exotischen Namen<br />
verbirgt. Übersichtliche Tabellen zeigen die wichtigsten Anwendungsgebiete<br />
auf einen Blick.<br />
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» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Mineralwasser<br />
Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas<br />
Andrea Strube<br />
Literatur<br />
Acero JL, Piriou P, v Gunten U: Kinetics<br />
and mechanisms of formation of bromophenols<br />
during drinking water chlorination:<br />
Assessment of taste and odor<br />
develpment. Water Res 39,<br />
2979–2993 (2005).<br />
Bemelmans JHM: In: Land, DG and<br />
Nursten, HE (eds): Progress in Flavour<br />
Research: Symposium Proceedings Land,<br />
Elsevier Science (1979).<br />
Bichsel Y, van Gunten, U: Formation<br />
of Iodo-Trihalomethanes during<br />
Disinfection and Oxidation of Iodide-<br />
Containig Waters. Environ Sci<br />
Technol 34, 2784–2791 (2000).<br />
Bruchet A, N’Guyen K, Mallevialle J,<br />
Anselme C: Identifi cation and behaviour<br />
of iodinated haloform medicinal odor.<br />
Org Micropollut Aquat Environ,<br />
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Czerny M, Buettner A: Odor-active<br />
compounds in cardboard. J Agric Food<br />
Chem 57, 9979–9984 (2009).<br />
v d DooI H, Kratz P: A generalization of<br />
the retention index system including linear<br />
temperature programmed gas-liquid<br />
partition chromatography.<br />
J Chromatogr 11, 463–471 (1963).<br />
Eristavi DI, Salukvadze EK, Darchashvili<br />
TV, Kachukhashvili SI, Brouchek FI,<br />
Goguadze MI, Dzhincharadze GG:<br />
The causes of the periodic appearance<br />
of an iodoform odor in Borzhom mineral<br />
water. Tr Grusinsk Politekhn Inst 2,<br />
33–43 (1962).<br />
Summary<br />
The aim of the present study<br />
was to identify the compounds<br />
responsible for a characteristic medicinal<br />
off-odour in mineral water. A<br />
combination of olfactometry methods<br />
and 2-dimensional high resolution gas<br />
chromatography-mass spectrometry<br />
analysis (HRGC-MS/O), led to the iden-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Ettinger MB, Ruchhoft CC: Effect of<br />
stepwise chlorination on tastes and odor<br />
producing intensity of some phenolic<br />
compounds. J Amer Water Works<br />
Assoc 43, 561–567 (1951).<br />
Grosch W: Evaluation of the Key Odorants<br />
of Food by Dilution Experiments,<br />
Aroma Models and Omission.<br />
Chem Senses 26, 533–545 (2001).<br />
Hu JY, Wang ZS, NG JW, Ong SL:<br />
Disinfection by-products in water<br />
produced by ozonation and chlorination.<br />
Environ Monitor Assess 59 (1),<br />
81–93 (1999).<br />
Kovats E: Gaschromatographische<br />
Charakterisierung organischer Verbindungen.<br />
Teil 1: Retentionsindices<br />
alpihatischer Halogenide, Alkohole,<br />
Aldehyde und Ketone.<br />
Helv Chim Acta 41, 1915–1931 (1958).<br />
Lindner E: Iodoform odor of mineral<br />
water containing iodine.<br />
Chemiker-Zeitung 60, 426 (1936).<br />
Mirlohy S: Chemical identifi cation and<br />
fl avor profi le analysis of iodinated<br />
phenols produced from disinfection of<br />
spacecraft drinking water. Virginia<br />
Polytechnic Institute and State University,<br />
Blacksburg, Virginia (1997).<br />
Molyneux JR, Schieberle P: Compound<br />
Identifi cation: A Journal of Agricultural<br />
and Food Chemistry Perspective.<br />
J Agric Food Chem 55,<br />
4625–4629 (2007).<br />
Mottram DS: Chemical tainting of foods.<br />
J Food Sci Technol 33, 19–29 (1998).<br />
tifi cation of 2-iodophenol and<br />
2-iodo-4-methylphenol as the two<br />
compounds exhibiting the medicinal<br />
off-odour. Determination of odour<br />
thresholds of these compounds in water<br />
showed that 2-iodophenol and<br />
2-iodo-4-methylphenol were both extremely<br />
potent odour substances with<br />
» Thema des Monats<br />
660A<br />
Sevenants MR, Sanders RA: Anatomy<br />
of an off-fl avor investigation: the<br />
“medicinal“ cake mix. Anal Chem 56<br />
(2), 293A–298A (1984).<br />
Strube A, Büttner A: Investigations into<br />
off-fl avours in PET bottled mineral<br />
water caused by sunlight exposure.<br />
Prague, Czech Republic (2008).<br />
Sanchez Saez JJ, Herce Garraleta MD,<br />
Calvo Anton P, Folgueiras Alonso ML:<br />
Identifi cation of 4-bromo-2-chlorophenol<br />
as a contaminant responsible<br />
for organoleptic taint in melons.<br />
Food Addit Contam 8 (5),<br />
627–631 (1991).<br />
Strube A, Guth H, Buettner A: Identifi cation<br />
of a medicinal off-fl avour in<br />
mineral water. Water Res 43 (20),<br />
5216–5224 (2009a).<br />
Young WF, Horth H, Crane R, Ogden T,<br />
Arnott M: Taste and odor threshold<br />
concentrations of potential potable<br />
water contaminants. Water Res 30 (2),<br />
331–340 (1996).<br />
Strube A, Buettner A, Grötzinger C:<br />
Characterization and Identifi cation of a<br />
plastic off-odour in mineral water.<br />
Water Science and Technology.<br />
Water Supply 9 (3), 299–309 (2009b).<br />
Thomas RF, Weisner MJ, Brass HJ:<br />
The fi fth trihalomethane: dichloroiodomethane,<br />
its stability and occurrences<br />
in chlorinated drinking water.<br />
Water chlorination. Environ Impact<br />
Health 3, 161–168 (1980).<br />
odour thresholds down to 0.313 and<br />
0.009 µg/l, respectively. The presence<br />
of further halogenated compounds,<br />
which were previously described in literature<br />
to exhibit the medicinal<br />
odour taint in mineral water, could<br />
not be verifi ed.
Wie lange dürfen abgelehnte Health<br />
Claims noch „verwendet“ werden?<br />
Offene Abverkaufsfrist für abgelehnte Health Claims<br />
Alfred Hagen Meyer<br />
Allerorten wird mit Bangen dem Tag entgegengesehen, an dem die Euro-<br />
päische Kommission die ersten im Sammelverfahren gemeldeten Claims<br />
kraft Verordnung zulassen, aber zugleich auch die ersten Claims verbieten<br />
würde. Der Tag wird kommen, wenn auch wieder mal verschoben,<br />
derzeit nach Sommer 2011 (Kommission, IP/10/1176, 27.9.2010, „Commission<br />
reviews the progressive adoption of the list of permitted health<br />
claims“).<br />
Der erste Entwurf einer solchen VO<br />
(SANCO/10656/2010 Rev. 3 (POOL/<br />
E4/2010/10656/10656R3-EN.doc) sah<br />
in einem Artikel 2 vor, dass abge-<br />
lehnte Claims „may continue to be<br />
used for six months after the entry<br />
into force of this Regulation”.<br />
Aber was heißt denn „continue to<br />
be used“, auf Deutsch „verwenden“?<br />
Steht dies für „in Verkehr bringen“<br />
oder gar „abverkaufen“?<br />
Entlehnt hat die Kommission diese<br />
„Verwendungs“-Frist aus Art. 28 Abs.<br />
6 Buchst. b der Health ClaimVO<br />
1924/2006; für die dort geregelten<br />
health claims ist vorgesehen, dass die<br />
nicht zugelassenen bis zu sechs Monate<br />
nach einer Entscheidung weiter<br />
„verwendet“ werden dürfen. Die<br />
„Verwendungs“-Frist nach Art. 28<br />
Abs. 6 gewährt die Kommission übrigens<br />
auch denen, die nicht einmal<br />
formal die Anforderungen erfüllen;<br />
mit der VO 1025/2009 vom 29. Oktober<br />
2009 gewährte die Kommission<br />
Unilever für den abgelehnten Claim<br />
„Schwarzer Tee fördert die Konzentration“<br />
die Übergangsfrist nach<br />
Art. 28 Abs. 6, obwohl der Antrag gar<br />
nicht – wie erforderlich – vor dem<br />
19.1.2008 gestellt wurde. Damit ist<br />
zumindest klargestellt, dass jeder abgelehnte<br />
und damit verbotene Claim<br />
(noch) eine Schonfrist erhält.<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Aber wie lange dürfen abgelehnte<br />
Health Claims dann noch „verwendet“<br />
werden? Unkenrufe sind schon<br />
zu vernehmen. Unter Deutung der<br />
verschiedenen Sprachfassungen der<br />
Health ClaimVO 1924/2006 sowie unter<br />
Berücksichtigung des Bedeutungsgehalts<br />
scheinbar ähnlicher Begriffe<br />
wie „Inverkehrbringen“ wird<br />
schon gemunkelt, es sei davon auszugehen,<br />
dass bei einer Untersagung<br />
des „Verwendens“ die Angaben binnen<br />
6 Monaten vollständig verschwunden<br />
sein müssten. Nach Ablauf<br />
der Übergangsfrist könne also<br />
die Werbung mit abgelehnten Angaben<br />
(auch und gerade durch den<br />
Handel) sowohl behördlich untersagt<br />
wie auch wettbewerbsrechtlich angegriffen<br />
werden.<br />
Fakt ist, dass es eine Legaldefi nition<br />
des „Verwendens“ nicht gibt.<br />
Der Begriff wird ebenso mehrfach<br />
wie auch ohne Erklärung in der<br />
Health ClaimVO 1924/2006 verwendet;<br />
in Art. 28 Abs. 1 schafft es der<br />
europäische Gesetzgeber sogar, doppelt<br />
gemoppelt von der „Verwendung“<br />
und dem „in Verkehr bringen“<br />
von Lebensmitteln nach Erlass<br />
der Nährwertprofi le (mögen sie nie<br />
kommen!) zu sprechen.<br />
Warum daher so voreilig und<br />
devot aufgeben? Dies in Anbetracht<br />
» Glosse<br />
661<br />
dessen, dass die Kommission nichts<br />
auslässt, die <strong>Recht</strong>sunsicherheit noch<br />
zu erhöhen. Wir erinnern uns: Die<br />
Health ClaimVO 1924/2006 wurde zuerst<br />
in einer falschen Fassung veröffentlicht<br />
(damit die am 1.1.2007 beigetretenen<br />
Bulgarien und Rumänien<br />
nicht noch auf den Gedanken kommen<br />
konnten, das Projekt in Frage zu<br />
stellen); die Kommission müht sich<br />
ständig, ihre verkorkste VO schön zu<br />
reden, wie durch die Pressemitteilung<br />
über „Mythen und Missverständnisse“<br />
(MEM0/03/188, 1. Oktober<br />
2003); die Regelung über „Handelsmarken,<br />
Markennamen oder<br />
Phantasiebezeichnungen“ ist ein Beleg<br />
für einen unbedarften Gesetzgeber,<br />
dem geltendes <strong>Recht</strong> wie das für<br />
„Marken“ gänzlich unbekannt ist; an<br />
(selbst gesetzte) Fristen, wie die für<br />
die Veröffentlichung der Gemeinschaftsliste,<br />
sieht sich die Kommission<br />
nicht gebunden; von 44 000 im Sammelverfahren<br />
gemeldeten Claims<br />
schmiss die Kommission einfach<br />
34 000 in den Papierkorb (was viele<br />
noch nicht wahrhaben wollen und<br />
davon träumen, dass „ihre“ Claims<br />
der EFSA noch nachgereicht würden);<br />
bei den wenigen zur Genehmigung<br />
anstehenden Claims kann sich das<br />
Standing Committee über Monate<br />
nicht verständigen (die Protokolle<br />
der engl. FSA zeugen von einem Kindergarten<br />
mit Besserwissern und ewigen<br />
Nörglern); im Nachhinein wurde<br />
das <strong>Recht</strong> maßlos verschärft, indem<br />
mit der VO 353/2008 vom 18. April<br />
2008 der Nachweis durch Humanstudien<br />
für unabdingbar erklärt wurde.<br />
Ob dieser <strong>Recht</strong>ssituation, die<br />
einem <strong>Recht</strong>sstaat Hohn spricht, sollen<br />
Unternehmen sechs Monate nach<br />
einer Entscheidung der Kommission<br />
auf ihr verfassungsrechtlich verbürgtes<br />
<strong>Recht</strong> auf Marketing einfach<br />
so verzichten? Angesichts des Paradigmenwechsels,<br />
der mit der Health<br />
ClaimVO 1924/2006 einhergeht<br />
(sprich: nichts geht mehr), dürfte sich
662 Glosse «<br />
anbieten, in „verwenden“ allenfalls<br />
ein Gebot für den ersten Inverkehrbringer<br />
(insbesondere Hersteller)<br />
zu sehen und jeder weitere, insbesondere<br />
der Handel, dürfte in of-<br />
Kritzmöllers Warenwelt<br />
fener Abverkaufsfrist die mit Health<br />
Claims versehenen Erzeugnisse weiter<br />
in Verkehr bringen. Allein diese<br />
Interpretation steht in Einklang mit<br />
dem Sinn und Zweck der Übergangs-<br />
Schwester der Unschuld<br />
vorschriften der Health ClaimVO<br />
1924/2006: insbesondere die Wirtschaftsteilnehmer,<br />
die am stärksten<br />
von solchen Einschnitten betroffen<br />
sind, müssen mit der Übergangsfrist<br />
vor unverhältnismäßigen Schäden<br />
geschützt werden; dies sind vor allem<br />
die Hersteller als erste in der Lebensmittelkette.<br />
Da sie nicht selten über<br />
Verpackungsvorräte von mehr als<br />
2 Jahren verfügen, müssen sie vom<br />
Gesetzgeber eine angemessene Frist<br />
zur Anpassung ihrer Produkte an die<br />
neue Gesetzeslage erhalten. Würde<br />
man dagegen am hinteren Ende der<br />
„Supply-Chain“ (nämlich beim Einzelhandel)<br />
ansetzen, wäre jegliche<br />
Übergangs-, besser Umsetzungfrist<br />
für das erste Glied in der Supply-<br />
Chain – also den Hersteller – schon<br />
entzogen, da der Handel von den<br />
Herstellern mindestens 6 Monate<br />
Abverkaufszeit verlangt.<br />
Jubelnd, Hand in Hand wagen sie den Sprung durch die Fluten des Wasserfalls<br />
hin zu einem imaginären Garten Eden. Ihr Ziel: „Frischer starten“.<br />
Neuer Tag – neues Glück verheißt Lättas Halbfettmargarine!<br />
Dabei verzeichnet der (bei Lebensmitteln selbstredend vorausgesetzte)<br />
Zustand der Frische ganz offensichtlich kollektive Relevanz, werden doch<br />
zahllose „Produkte“ mit ihm belegt, von frischen Kräutern im Quark über<br />
frische Milch in der Schokolade, nicht zu vergessen das jenseits der Genießbarkeit<br />
gelagerte Streben nach „frischem Geld“ zur Rettung wirtschaftlich<br />
bedrohter Banken. Auch sie erhoffen sich einen „frischen“ Start<br />
in eine von Altlasten befreite Zukunft.<br />
So scheint die Beliebtheit dieses Attributs zwischen unberührter Unschuld und<br />
ungerührter Coolness weniger über das beworbene Erzeugnis Auskunft zu<br />
geben denn über die Gesellschaft, die sich seiner bedient – auf der Suche nach einer Existenz, so „unbefl eckt“ wie die<br />
Kleidung der Akteure, an der alle Turbulenzen spurlos vorbeigehen?<br />
PD Dr. Monika Kritzmöller<br />
Forschungs- und Beratungsinstitut<br />
Trends + Positionen<br />
www.kritzmoeller.ch<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Lebensmittel zwischen Technik<br />
und Ethik<br />
Symposium der Forschungsstelle für Lebensmittelrecht<br />
Bayreuth<br />
Die Gesetzesbücher werden immer dicker. Da ist das Lebensmittelrecht<br />
kein Ausnahmefall. Trotz immer umfangreicherer Regelungen scheint<br />
es angesichts der medialen Berichterstattung dennoch so, als böten die<br />
Vorschriften stets Lücken für Lug und Trug, die Hersteller geschickt auszunutzen<br />
wüssten. Die Kritik trifft mitunter Werbebotschaften, für deren<br />
Inhalte es keine spezialgesetzlichen Regelungen gibt, etwa Aussagen<br />
über nachhaltiges Wirtschaften der Unternehmen oder ethische Aspekte.<br />
Zwar müssen sich diese an den allgemeinen<br />
wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen<br />
messen lassen, doch<br />
nicht selten führt dies zu unterschiedlichen<br />
Interpretationen bei den<br />
Marktteilnehmern. Auch innovative<br />
Techniken, deren Anwendung und<br />
Kennzeichnung führen regelmäßig<br />
zu Unstimmigkeiten in den beteiligten<br />
Kreisen. Auf dem diesjährigen<br />
Symposium der Forschungsstelle für<br />
Lebensmittelrecht Bayreuth, das vom<br />
7. bis 8. Oktober an der Universität<br />
Würzburg stattfand, zeigte sich erneut,<br />
dass vorschnelle Schuldzuweisungen<br />
kaum zielführend sein können.<br />
Lebensmittel zwischen<br />
Technik und Ethik<br />
Unter diesem Titel widmete sich die<br />
Tagung unter anderem dem Thema<br />
Klonfl eisch: Meldungen darüber, dass<br />
dieses längst auf dem Teller sei, wühlten<br />
erst im Sommer die Gemüter auf.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Branscheid vom<br />
Bundesforschungsinstitut für Ernährung<br />
und Lebensmittel, Kulmbach<br />
präsentierte den aktuellen Entwicklungsstand<br />
aus agrarwissenschaftlicher<br />
Sicht. In Bezug auf etwaige Risiken<br />
für die Verbrauchergesundheit<br />
durch den Verzehr von Klonfl eisch<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
gab er, wie jüngst auch die Europäische<br />
Behörde für Lebensmittelsicherheit,<br />
Entwarnung: Die stoffl iche Zusammensetzung<br />
von Klonfl eisch<br />
unterscheide sich nach aktuellem wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisstand praktisch<br />
nicht von herkömmlichem<br />
Fleisch, so Branscheid. Deutlich wurde<br />
außerdem: Das Klonen von Nutztieren<br />
sei letztlich gar kein lebensmittelrechtliches<br />
Thema, sondern vielmehr<br />
eine Frage des Tierschutzrechts. Vor<br />
diesem Hintergrund müsse auch die<br />
öffentlich geführte Diskussion über<br />
das Klonen von Nutztieren kritisch<br />
hinterfragt werden. So dürften nicht<br />
dieselben Fehler gemacht werden wie<br />
bereits bei der Gentechnik: Wissenschaftlich<br />
letztlich nicht begründbare<br />
Gesundheitsrisiken dürften nicht die<br />
Rolle eines Stellvertreters einnehmen,<br />
wenn es darum geht, das Für und Wider<br />
einer neuen Technik abzuwägen,<br />
äußerte ein Tagungsteilnehmer und<br />
fand damit klare Zustimmung im Auditorium.<br />
Dass der Gentechnik noch<br />
immer ihre düsteren Schatten vorauseilen,<br />
zeigte der Beitrag von Prof. Dr.<br />
Stefan Leible, Leiter der Forschungsstelle<br />
und Lehrstuhlinhaber der<br />
Universität Bayreuth: Er nahm die aktuellen<br />
Regelungen zur Gentechnikkennzeichnung<br />
kritisch unter die<br />
» Veranstaltungen<br />
663<br />
Lupe und machte deutlich, dass sowohl<br />
die Positiv- wie auch die Negativkennzeichnung<br />
der Gentechnik<br />
den Verbraucher nicht umfassend aufkläre.<br />
Dies bestätige auch eine aktuelle<br />
Forsa-Studie. Dass aber die<br />
in jüngerer Vergangenheit von<br />
verschiedenen Seiten bereits geforderte<br />
Prozesskennzeichnung gentechnischer<br />
Verfahren, nach der jeglicher<br />
Kontakt mit der Gentechnik<br />
offengelegt werden soll, kaum abwägbare<br />
Schwierigkeiten mit sich<br />
brächte, wurde in der lebhaften Diskussion<br />
des Vortrags deutlich.<br />
Lebensmittel-Imitate<br />
Nicht weniger hitzig verlief die Diskussion<br />
zum Thema „Klebefl eisch,<br />
Surimi und Co“. Sogenannte Lebensmittel-Imitate<br />
stehen seit Längerem<br />
in der öffentlichen Kritik. Dass die<br />
Produkte sicher sind und teils auch<br />
Vorteile für die Verarbeitung, Allergiker<br />
oder auch den preisbewussten,<br />
weniger anspruchsvollen Käufer mit<br />
sich bringen können, wird dabei nur<br />
von wenigen wahrgenommen. Präsenter<br />
sind dagegen Täuschungsfälle,<br />
etwa wenn Ersatzprodukte für<br />
Käse in der Bäckerei oder Gastronomie<br />
nicht kenntlich gemacht werden.<br />
Welche praktischen Probleme aber<br />
die sachgemäße Kennzeichnung von<br />
solchen Ersatzprodukten mit sich<br />
bringt, verdeutlichte <strong>Recht</strong>sanwalt<br />
Dr. Christofer Eggers. So sei zwar die<br />
Bezeichnung „Lebensmittelzubereitung<br />
unter Verwendung von Milcheiweiß<br />
und Pfl anzenfett“ für ein entsprechendes<br />
Erzeugnis sachlich und<br />
rechtlich richtig. Ob allerdings der<br />
Verbraucher mit derart abstrakten<br />
Bezeichnungen in Bandwurmlänge<br />
etwas anzufangen wisse, könne mit<br />
guten Argumenten bezweifelt werden.<br />
Kernige Begriffe seien hier gefragt,<br />
so Eggers. Er äußerte, mitunter<br />
werde der Wert vollständiger und<br />
sachlich richtiger Informationen<br />
überschätzt. Dass „Kunsthonig“
664 Veranstaltungen «<br />
Prof. Olaf Sosnitza von der Universität Würzburg führte durch die Veranstaltung.<br />
rechtlich einwandfrei als „Invertzuckercreme“<br />
bezeichnet werden<br />
müsse, verdeutliche dieses Dilemma.<br />
Der einst aus marktorganisatorischen<br />
Knapp die Hälfte der Verbraucher<br />
möchte keine Gentechnik auf dem<br />
Teller, das zeigt jüngst die vom Institut<br />
für Demoskopie Allensbach<br />
durchgeführte, repräsentative „SGS<br />
INSTITUT FRESENIUS Verbraucherstudie<br />
2010“. Dass die Anwendung gentechnischer<br />
Verfahren auf dem Etikett<br />
angegeben werden muss, ist<br />
unbestritten, vermag ein entsprechender<br />
Hinweis doch grundsätzlich<br />
das Informationsbedürfnis des Verbrauchers<br />
zu erfüllen. Die europäische<br />
Verordnung Nr. 1829/2003<br />
schreibt europaweit einheitlich und<br />
verbindlich vor, wann und wie die Positivkennzeichnung<br />
erfolgen muss.<br />
Angesichts der Haltung des Verbrauchers<br />
gegenüber gentechnischen Verfahren<br />
hat allerdings der werbliche<br />
Gründen erlassene Bezeichnungsschutz<br />
für Käse sei letztlich eine<br />
Hürde für die einfache, leicht verständliche<br />
Bezeichnung entspre-<br />
„Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung auf dem Prüfstand<br />
Hinweis auf den Verzicht gentechnischer<br />
Verfahren seinen besonderen<br />
Reiz: In dem EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz<br />
hat Deutschland von<br />
seinem <strong>Recht</strong> Gebrauch gemacht, verbindliche<br />
Regelungen für die „Ohne<br />
Gentechnik“-Kennzeichnung zu erlassen.<br />
Beide Kennzeichnungsvarianten<br />
geben allerdings aus Verbrauchersicht<br />
Anlass zur Kritik, wie ein<br />
aktuelles Gutachten von Prof. Stefan<br />
Leible von der Forschungsstelle für<br />
Lebensmittelrecht Bayreuth zeigt:<br />
Keine der beiden Kennzeichnungsvarianten<br />
liefere dem Verbraucher eine<br />
verlässliche Information über die Anwendung<br />
gentechnischer Verfahren.<br />
So sei eine „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung<br />
beispielsweise bei tierischen<br />
Lebensmitteln möglich, so-<br />
chender Produkte, äußerte sich auch<br />
ein Teilnehmer zu der Problematik.<br />
Ob allerdings eine Bezeichnung wie<br />
„Imitatkäse“ das bereits verlorene<br />
Vertrauen des Verbrauchers wieder<br />
aufbauen könne, blieb auch nach der<br />
Diskussion im Ungewissen. Allerdings:<br />
Mehr Transparenz könnte der<br />
Weg in die richtige Richtung sein.<br />
Würden Unternehmen den Verbraucher<br />
proaktiver über neue Techniken<br />
und deren Möglichkeiten informieren,<br />
ließe sich das Täuschungspotenzial<br />
mancher Innovation vielleicht minimieren.<br />
Dies kann jedoch nur<br />
gelingen, wenn alle an einem Strang<br />
ziehen, etwa indem Wirtschafts- und<br />
Verbraucherverbände gemeinsame<br />
Strategien für eine bessere, interessenunabhängige<br />
und nicht polarisierende<br />
Verbraucheraufklärung entwickeln. <br />
lange nur bestimmte Abstinenzfristen<br />
eingehalten würden. Die verpfl ichtende<br />
Positivkennzeichnung etwa<br />
greife unterhalb eines Schwellenwertes<br />
erst gar nicht. Leible fragt<br />
daher nach einem transparenten<br />
Kennzeichnungsmodell, das dem Verbraucher<br />
eine freie Kaufentscheidung<br />
ermöglicht. In Betracht komme<br />
seiner Ansicht nach allein eine lückenlose<br />
Positivkennzeichnung ohne<br />
Wenn und Aber. Eine solche Regelung<br />
obliegt allerdings nicht allein<br />
den Mitgliedstaaten, sondern berührt<br />
auch die Kompetenz des europäischen<br />
Gesetzgebers.<br />
Das Gutachten zur „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung<br />
kann auf der<br />
Internetseite www.lmr.uni-bayreuth.<br />
de herunter geladen werden.<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Forschung Aktuell – eine Übersicht<br />
Zusammengestellt von Susanne Großmann-Kühnau<br />
Arabica oder Robusta: liegt<br />
eine Beimischung vor?<br />
Keidel A et al.<br />
Discrimination of green Arabica<br />
and Robusta coffee beans by<br />
Raman Spectroscopy<br />
J Agric Food Chem 2010, 58 (21),<br />
11187–11192<br />
Die analytische Unterscheidung der<br />
beiden überwiegend genossenen Kaffeearten<br />
Coffea arabica („Arabica“)<br />
und Coffea canephora L. var. robusta,<br />
besser bekannt unter dem Namen<br />
„Robusta“, ist seit Langem ein wichtiges<br />
Erfordernis. Arabica ist mit 61 %<br />
der Welternte die bedeutendere und<br />
qualitativ hochwertigere Art. Robusta<br />
wird zu 39 % angebaut und fi ndet<br />
Verwendung in Espressomischungen,<br />
gilt aber in hochwertigen Röstkaffeemischungen<br />
im nordeuropäischen<br />
Raum eher als minderwertige Komponente.<br />
Außer im Coffeingehalt unterscheiden<br />
sich die Rohkaffeebohnen<br />
der beiden Arten auch im Gehalt an<br />
Kahweol, einem Diterpen, das beim<br />
Rösten weitgehend abgebaut wird.<br />
Tabelle 1 zeigt die Gehalte im Rohkaffee.<br />
Wissenschaftler der TU Berlin und<br />
der Universität Lissabon (Portugal)<br />
nutzten diesen Stoff zur Unterscheidung<br />
der Kaffeearten und entwickelten<br />
eine Methode zur schnellen<br />
Analyse desselben in Rohkaffee.<br />
Kahweol kann mit der Fourier-<br />
Transformations-Raman-Spektroskopie<br />
bestimmt werden. Es zeigt bei<br />
1064 nm eine charakteristische Spektrallinie.<br />
Die Messung ist berührungslos<br />
an ganzen Bohnen und gemahlenem<br />
Kaffee möglich. Die Autoren<br />
untersuchten von beiden Coffea-Ar-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
ten verschiedene Provenienzen<br />
(Asien, Afrika, Südamerika): insgesamt<br />
83 Proben in ganzen Bohnen<br />
und 125 Proben gemahlenen Kaffees.<br />
Mit Hilfe der Hauptkomponentenanalyse<br />
der Spektren berechneten<br />
sie einen Kahweolindex σ der ka,<br />
den relativen Beitrag einzelner Bohnen<br />
zum Kahweolgehalt beschreibt.<br />
Die Reproduzierbarkeit der spektroskopischen<br />
Messung und der Auswertung<br />
lag bei 3,5 %, selbst Bohnen<br />
derselben Art und Herkunft streuten<br />
erheblich. Dennoch erlaubt der<br />
Kahweolindex eine sichere Unterscheidung<br />
der Kaffeearten. Er liegt<br />
bei Arabica über 10, bei Robusta unter<br />
10. Messungen an Bohnenware<br />
und gemahlenem Kaffee lieferten<br />
überraschenderweise ähnliche Ergebnisse,<br />
obwohl die Verteilung des<br />
Kahweols innerhalb einer Bohne<br />
nicht homogen ist. Die Methode ermöglicht<br />
in jedem Fall die Erkennung<br />
unerwünschter Beimengungen des<br />
preisgünstigeren Robustas in Arabicakaffee<br />
und das ohne jegliche Probenaufbereitung.<br />
Kahweol<br />
H 3 C<br />
H<br />
CH OH 2<br />
OH<br />
» Internationale Literatur<br />
Tab. 1 Coffein- und Kahweolgehalte in Rohkaffeearten<br />
Rohkaffeesorte Coffein [%] Kahweol [g/kg]<br />
Arabica 0,9–1,4 3<br />
Robusta 1,5–2,6 Spuren, max. 2<br />
O<br />
H<br />
H<br />
665<br />
Welche Pfl anze ist gemeint?<br />
Nesbitt M et al.<br />
Linking bi odiversity, food<br />
and nutrition: The importance<br />
of plant identifi cation and<br />
nomenclature<br />
J Food Comp Anal 2010, 23 (6),<br />
486–498<br />
Pfl anzliche Lebensmittel, ihre Nährstoffzusammensetzung<br />
und ihr Gehalt<br />
an sekundären, teilweise physiologisch<br />
bedeutsamen Inhaltsstoffen ist<br />
Thema vieler wissenschaftlicher Veröffentlichungen.<br />
Zunehmend wird in<br />
den Arbeiten die Bedeutung einer<br />
weiterhin großen Biodiversität bei den<br />
Nahrungspfl anzen betont. Die Sicherheit<br />
der Nahrungsmittelgewinnung ist<br />
nur dann gewährleistet, wenn große<br />
Artenvielfalt den Angriffen von Schädlingen<br />
entgegensteht. Leider mangelt<br />
es den wissenschaftlichen Studien oftmals<br />
an exakten Bezeichnungen der<br />
untersuchten Pfl anzen, was den Vergleich<br />
mit anderen Studien erschwert,<br />
ja sogar unmöglich macht.<br />
Die Autoren dieser Arbeit des britischen<br />
Royal Botanic Garden und der<br />
Universität in Kent und eines französischen<br />
Netzwerks zur Förderung des<br />
Moringabaumes haben diesen Missstand<br />
in einer Übersichtsstudie quantifi<br />
ziert. Sie werteten 50 Veröffentlichungen<br />
mit 502 darin genannten<br />
Pfl anzen aus und vermerkten auch,<br />
ob ein Botaniker unter den Autoren<br />
war. Einige Ergebnisse sind in<br />
Tabelle 2 dargestellt.
666 Internationale Literatur «<br />
Tab. 2 Pfl anzennamen in Veröffentlichungen<br />
Pfl anzen in den Veröffentlichungen Anzahl<br />
Gesamt 502<br />
Botanisch korrekt bestimmt 36<br />
Botanisch korrekt bezeichnet 37<br />
Falsch oder unüblich bezeichnet 136<br />
Pfl anzenname wiederauffi ndbar in Datenbanken 159<br />
Tab. 3 Zusammensetzung des Krillöls nach einfacher Extraktion<br />
Fettbestandteil Gehalt<br />
[%]<br />
Ungenauigkeiten in der Nomen-<br />
klatur der Pfl anzen treten häufi g bei<br />
Wildarten oder Pfl anzen von nur ein-<br />
geschränkter geografi scher Verbrei-<br />
tung auf. Vergleichende Betrach-<br />
tungen über mehrere Studien sind so<br />
nicht möglich. Ebenso ist der Zugriff<br />
auf die Arbeiten bei Datenbankre-<br />
cherchen nicht möglich. Die Autoren<br />
appellieren an die Wissenschaftler,<br />
gerade auf dem Gebiet der Ethnobo-<br />
tanik und Ethnopharmakologie, die<br />
untersuchten Pfl anzen botanisch exakt<br />
zu bestimmen und eine korrekte<br />
Nomenklatur zu benutzen, um die<br />
Ergebnisse anderen Interessierten<br />
zugänglich zu machen.<br />
Anteil der Fettsäuren am<br />
Fettbestandteil [%]<br />
gesättigt n-3 ungesättigt DHA EPA<br />
Phospholipide 20–33 24 47 18 28<br />
Polare Nicht-Phospholipide 64–77<br />
Triglyceride 1–3 39 4,0 1,1 2,3<br />
DHA: Docosahexaensäure (22:6n3); EPA: Eicosapentaensäure (20:5n3)<br />
Krill<br />
Der Antarktische Krill (Euphausia superba)<br />
ist jener kleine Krebs, der in<br />
südatlantischen Meeren lebt und<br />
wahrscheinlich die biologisch erfolgreichste<br />
Art der Erde darstellt. Er ernährt<br />
sich überwiegend von Phytoplankton<br />
und in zweiter Linie von<br />
Zooplankton. Beides ist für andere<br />
Tiere als Nahrung nicht nutzbar und<br />
steht dem Krill deshalb konkurrenz-<br />
Der Krill als Quelle<br />
wertvoller Öle<br />
Gigliotti JC et al.<br />
Extraction and characterisation<br />
of lipids from Antarctic krill<br />
Food Chem 2011, 125 (3),<br />
1028–1036<br />
Das Öl des Krills ist wegen seines hohen<br />
Gehaltes an mehrfach ungesättigten<br />
omega-3-Fettsäuren ernährungsphysiologisch<br />
von Interesse und<br />
wird als solches angeboten und ausgelobt.<br />
Die Autoren dieser Studie der Universitäten<br />
von West-Virginia und<br />
los zur Verfügung. So kann er gewaltige<br />
Mengen an Biomasse erzeugen<br />
und wird entsprechend stark gefi<br />
scht. Krill wiederum bildet in der<br />
Nahrungskette das Hauptfutter für<br />
Wale, Robben und Vögel.<br />
Lipidextrakt aus Krill ist nach EU-<br />
<strong>Recht</strong> als neuartige Lebensmittelzutat<br />
zugelassen. Hierbei wird von einer Extraktion<br />
mit Aceton ausgegangen.<br />
Alaska-Fairbanks untersuchten diverse<br />
Extraktionsverfahren (Folch-Extraktion,<br />
Soxhletextraktion, übliche Zweifachextraktion)<br />
im Hinblick auf die<br />
Ausbeute und die Zusammensetzung<br />
des gewonnenen Öls. Am effektivsten<br />
war die einmalige Extraktion des gefriergetrockneten<br />
Krills bei einem Gewichtsverhältnis<br />
Krill:Lösungsmittel<br />
von 1:12. Die Zusammensetzung des<br />
Öls ist in Tabelle 3 dargestellt.<br />
Die antioxidative Kapazität betrug<br />
ca. 11 Troloxeinheiten/ml Öl und war<br />
damit signifi kant größer als bei dem<br />
Öl, das mit Aceton extrahiert war. Der<br />
Krill-Extraktionsrückstand wies einen<br />
Proteingehalt von ca. 75 % auf und<br />
kann entsprechend aufgearbeitet<br />
werden.<br />
Aufgrund der Ausbeute und der<br />
besonders günstigen Zusammensetzung<br />
des gewonnenen Krillöls<br />
empfehlen die Wissenschaftler die<br />
von ihnen entwickelte Einschrittextraktion.<br />
Fehlaroma bei Haselnüssen<br />
Amrein TM et al.<br />
Identifi cation of prenyl ethyl<br />
ether as a source of metallic,<br />
solvent-like off-fl avor in hazelnut<br />
J Agric Food Chem 2010, 58 (21),<br />
11408–11412<br />
Das Fehlaroma, ein metallischer lösungsmittelartiger<br />
Geruch einer<br />
großen Charge von Haselnüssen war<br />
der Auslöser für eine Untersuchung,<br />
bei der die Forschungsabteilungen<br />
der Firmen COOP und GIVAUDAN<br />
H 3 C O CH 3<br />
CH 3<br />
Prenylethylether (1-Ethoxy-3methyl-2-buten)<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
mit der ETH Zürich zusammenarbei-<br />
teten. Die Wissenschaftler unterzogen<br />
die fl üchtigen Stoffe der<br />
betroffenen Haselnüsse einer GC-<br />
Trennung. Die olfaktometrische<br />
Wahrnehmung wurde mit der instrumentellen<br />
Detektion synchronisiert<br />
und zwar im Vergleich zu einer<br />
nicht kontaminierten Probe. Als Auslöser<br />
des Fehlgeruchs konnte eindeutig<br />
Prenylethylether nachgewiesen<br />
werden.<br />
Weitere Untersuchungen an Produkten<br />
vom Markt zeigten, dass dieser<br />
Aromastoff sogar in Haselnusskeksen<br />
noch nachweisbar war<br />
und auch dort die Fehlnote hervorrief.<br />
Als Auslöser der Biosynthese<br />
von Prenylethylether werden Pilze<br />
vermutet.<br />
Bohnen: soll das Einweichwasser<br />
verworfen werden?<br />
Fernandes AC et al.<br />
Infl uence of soaking on the<br />
nutritional quality of common<br />
beans (Phaseolus vulgaris L.)<br />
cooked with or without the<br />
soaking water: a review<br />
Int J Food Sci Techn 2010, 45<br />
(11), 2209–2218<br />
Das Einweichen von Samen der Gartenbohnen<br />
vor dem Kochen wird von<br />
Wissenschaftlern allgemein empfohlen.<br />
Uneinigkeit besteht jedoch in der<br />
Frage, ob die Einweichfl üssigkeit vor<br />
dem Kochen entfernt werden soll<br />
oder nicht. Zu diesem Thema sichte-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
» Internationale Literatur<br />
667<br />
Ein GC mit „sniffi ng port“ bietet die Möglichkeit, den Geruchseindruck mit der<br />
gaschromatografi schen Identifi zierung zu synchronisieren.<br />
ten Forscher der brasilianischen Universität<br />
von Florianopolis die Literatur<br />
und fanden 11 Veröffentlichungen,<br />
die entweder einen direkten Vergleich<br />
beider Methoden anstellten<br />
oder aber nur das Verwerfen bzw.<br />
die Mitverwendung des Quellwassers<br />
untersuchten. Zielgrößen waren<br />
Nährstoffe und sogenannte Antinähr-<br />
Phaseolus vulgaris L.<br />
Die Gartenbohne oder Grüne Bohne<br />
ist schon seit mehreren tausend<br />
Jahren ein domestiziertes Gemüse,<br />
erstmalig wurde sie in Peru und<br />
Mexiko angebaut. Inzwischen wird<br />
sie weltweit und in unterschiedlichen<br />
Klimazonen kultiviert.<br />
Lexikon Lebensmittelzusatzstoffe<br />
stoffe, letztere behindern die<br />
Aufnahmen von Nährstoffen. Die Autoren<br />
verglichen jeden einzelnen<br />
Nährstoff für beide Methoden. Die<br />
Frage, ob das Quellwasser verworfen<br />
werden soll, konnte nicht eindeutig<br />
geklärt werden, wenngleich sich ein<br />
leichter Vorteil für dieses Verfahren<br />
abzeichnete.<br />
Die meisten Menschen verwenden<br />
die reifen getrockneten Samen,<br />
die in großer Vielfalt vorkommen<br />
und sich gut lagern lassen. Überwiegend<br />
in Europa ist auch der Verzehr<br />
der unreifen grünen Hülsen<br />
üblich.<br />
Von Acesulfam-K über Milchsäure bis zur neuen Zusatzstoff-Verordnung (EG) spannt sich der Bogen in diesem Nachschlagewerk. Das Lexikon bietet in kurzer<br />
und prägnanter Form Informationen und Fakten zu Herkunft, Bestandteilen, Wirkung, Verwendung und Zulassung von Lebensmittelzusatzstoffen. Mit seinen<br />
ca. 1.000 Begriffen, den dazugehörigen E-Nummern und der Übersetzung der Stichworte<br />
ins Englische und Französische ist dieses Werk eine präzise Informationsquelle.<br />
Autoren: P. Kuhnert/ E. Lück<br />
3. Auflage 2010, DIN A5, HC, 384 Seiten ISBN 978-3-89947-533-3 € 129,50 zzgl. MwSt.<br />
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bringt die Praxis auf den Punkt.
668 <strong>Recht</strong> «<br />
Normen – Für Sie ausgewählt und kurz gefasst<br />
DIN 6647-4:2010-10<br />
Packmittel – Zylindrische Getränke- und<br />
Grundstoffbehälter – Teil 4: Einwegverpackung<br />
mit zulässigem Betriebsüberdruck<br />
bis 3 bar, Nennvolumen bis<br />
60 Liter<br />
Der Normentwurf soll DIN 6647-4:2004 04<br />
ändern. Folgende Änderungen werden vorgenommen:<br />
a) die Anforderung an die Kennzeichnung<br />
von Behältern wird allgemeiner<br />
gefasst; b) die Anforderung an die Volumenbeständigkeit<br />
wird neu festgelegt; c) eine<br />
Sicherheitsanforderung an den Überdruckabbau<br />
nach dem Entleeren wird neu aufgenommen;<br />
d) bei der Prüfung auf Volumenbeständigkeit<br />
ist die Drucksteigerung<br />
entfallen; e) die Prüfung auf Formstabilität<br />
wird mit höherer Belastung durchgeführt;<br />
f) die Prüfung auf Druckstabilität wurde in<br />
„Prüfung auf Berstsicherheit“ umbenannt,<br />
das Prüfverfahren wurde geändert; g) einzelne<br />
Vorgaben zur Kennzeichnung wurden<br />
neu formuliert. Die Norm regelt auch hygienische<br />
Aspekte und Anforderungen an<br />
Materialien.<br />
DIN EN<br />
Nahrungsmittelmaschinen – . . . –<br />
Sicherheits- und Hygieneanforderungen<br />
In einer Vielzahl von DIN EN-Normen<br />
(DIN EN 454/1673/1674/12851/13389/<br />
13391:2010-10) werden derzeit die Anforderungen<br />
der „Richtlinie des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates vom 17. Mai<br />
2006 über Maschinen und zur Änderung der<br />
Richtlinie 95/16/EG“ konkretisiert. Es handelt<br />
sich dabei um die deutschen Fassungen<br />
der entsprechenden europäischen Normen.<br />
Die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG gilt für<br />
Maschinen, auswechselbare Ausrüstungen,<br />
Sicherheitsbauteile, Lastaufnahmemittel,<br />
Ketten, Seile und Gurte, abnehmbare Gelenkwellen<br />
und unvollständige Maschinen.<br />
Sie erfasst u. a. grundlegende Sicherheitsund<br />
Gesundheitsschutzanforderungen für die<br />
Konstruktion und den Bau von Maschinen.<br />
DIN EN ISO 18415:2010-11<br />
Kosmetik – Mikrobiologie – Nachweis<br />
von spezifi zierten und nichtspezifi zierten<br />
Mikroorganismen<br />
Der Normentwurf ist die deutsche Fassung<br />
von FprEN ISO 18415:2010 (basierend auf<br />
der internationalen Norm ISO 18415:2008)<br />
und enthält Anleitungen für den Nachweis<br />
und die Identifi zierung bestimmter Mikroorganismen<br />
(Pseudomonas aeruginosa,<br />
Escherichia coli, Staphylococcus aureus und<br />
Candida albicans) wie auch für nichtspezifi -<br />
zierte Mikroorganismen in kosmetischen<br />
Mitteln.<br />
DIN EN ISO 16212:2010-11<br />
Kosmetik – Mikrobiologie – Zählung von<br />
Hefen und Schimmelpilzen<br />
Der Normentwurf ist die deutsche Fassung<br />
von FprEN ISO 16212:2010 (basierend auf<br />
der internationalen Norm ISO 16212:2008)<br />
und bezieht sich auf Hefen und Schimmelpilze.<br />
Die Überprüfung kosmetischer Mittel dient<br />
der Risikoanalyse und der Absicherung der<br />
Unbedenklichkeit dieser Produkte. Damit<br />
soll der Verbraucher vor Gefahren, die von<br />
mikrobiologisch problematischen kosmetischen<br />
Mitteln ausgehen könnten, geschützt<br />
werden.<br />
Für die Hersteller liegen damit auch klare<br />
Vorgaben für die notwendigen Eigenkontrollen<br />
vor.<br />
Die bekannte Gesamtaufstellung<br />
der Normen fi nden Sie im Internet<br />
unter www.dlr-online.de →<br />
<strong>DLR</strong> Plus, Passwort: Gänsebraten<br />
DIN EN ISO 24443:2010-09<br />
(Entwurf)<br />
In-vitro-Bestimmung des UVA-Sonnenlichtschutzmittels<br />
Der vorliegende Normentwurf – die deutsche<br />
Fassung von prEN ISO 24443:2010<br />
(ISO/DIS 24443:2010) – soll eine reproduzierbare<br />
Bestimmung des UVA-Schutzes<br />
ermöglichen. Mit dem beschriebenen Verfahren<br />
wird die UV-Transmission eines dünnen<br />
Films des Sonnenschutzmittels gemessen,<br />
der auf eine defi nierte Unterlage<br />
aufgebracht wurde. Dabei wird eine festgelegte<br />
UV-Quelle eingesetzt. Auch die Fotostabilität<br />
der Produkte wird nachgewiesen.<br />
Ein Zusammenhang mit dem in-vivo Schutzfaktor,<br />
der durch Prüfungen am Menschen<br />
festgestellt wird, wurde durch Berechnungen<br />
hergestellt.<br />
Materialien und Geräteausstattung, das<br />
Prüfverfahren, Kalibrierverfahren, verschiedene<br />
Berechnungsverfahren und ein Referenzsonnenschutzmittel<br />
werden im Entwurf<br />
und in normativen Anhängen beschrieben.<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />
106. 10 1 Jahrgang Dezember 2010 Behr’s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982<br />
Angewandte Wissenschaft » Originalarbeiten exklusiv für Sie vorgestellt<br />
Festschrift für Michael Welsch<br />
Herausgegeben von Prof. Dr. Moritz Hagenmeyer und Peter Loosen, LL.M., erschienen bei Behr’s Verlag.<br />
Die beiden nachfolgend abgedruckten Beiträge sind zwei der herausragenden aus der<br />
Vielzahl der gelungenen und guten Beiträge aus der Festschrift für Michael Welsch.<br />
Beide Arbeiten zeigen anschaulich, was Juristen auch sein können, gewitzt die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen gesellschaftlichen Tuns am Fall und gekonnt in der Abstraktion<br />
abzustecken, um hieraus lehrreich zukünftiges abzuleiten.<br />
Geehrt wird mit den Beiträgen Michael Welsch. 1983 trat er als Geschäftsführer in den<br />
BLL ein und blieb auch dort bis 2010. Er war der personifizierte BLL, zugleich „Beichtvater“<br />
und Psychologe, um durch „Klippen und Untiefen“ des „ausufernden und immer<br />
komplizierter werdenden Lebensmittelrechts“ zu lotsen; und Spettmann wies des<br />
Weiteren im Geleitwort zur Festschrift zutreffend darauf hin, dass es bewundernswert<br />
sei, wie er dabei auch noch für gute Laune sorgen konnte. Er hat stets alle Fakten präsent,<br />
beherrscht trefflich die Kunst der Komplexitätsreduktion, das Filtern der Fakten<br />
aus der Flut an Informationen. Nur mit dieser Erfahrung und Expertise ist eine Reflexion über die Lebensmittelwirtschaft<br />
und ihre Diskurs- und rechtlichen Rahmenbedingungen möglich; einer wie Welsch wird schmerzlich vermisst,<br />
bald. Die <strong>DLR</strong> reiht sich in die Danksagungen ein.<br />
Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />
Die Suppe im <strong>Recht</strong><br />
Eine der ältesten zubereiteten Speisen der Menschheit im Spiegel lebensmittelrechtlicher Vorschriften<br />
Wer sich als Lebensmittelrechtler vertieft mit der Suppe<br />
beschäftigt, ahnt, dass es kein Zufall sein kann, dass das<br />
lateinische Wort „ius“ nicht nur „Brühe“ oder „Suppe“,<br />
sondern auch „<strong>Recht</strong>“ bedeuten kann [1]. So unscheinbar,<br />
ja geradezu einfach und bescheiden das Lebensmittel Suppe<br />
erscheinen mag [2], so sehr widersetzt sie sich lebensmittelrechtlichen<br />
Zwängen und Schubladen. Schon allein dafür<br />
muss man die Suppe schätzen und wird nach einem zweiten<br />
Blick mit der Erkenntnis belohnt: Die Suppe lügt nicht<br />
[3]! Man muss sich nur manchmal etwas bemühen, sie zu<br />
verstehen [4].<br />
Markus Weck #<br />
Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel e. V., Reuterstr. 51,<br />
53113 Bonn<br />
I. Verkehrsbezeichnung, Verkehrsauffassung, und was die<br />
Füllmengenkennzeichnung damit zu tun hat<br />
Die Frage, was denn eigentlich eine Suppe sei, wurde im<br />
Jahre 1744 im 41. Band des Lexikons „Grosses vollständiges<br />
Universal Lexicon Aller Wissenschaften und Künste<br />
[…]“ wie folgt beantwortet:<br />
# RA Dr. Markus Weck, m.weck@verbaendebuero.de
670 Originalarbeiten «<br />
„Suppe, heisset die sehr bekannte, und so wohl Gesunden<br />
als auch Krancken dienliche Löffelspeise, welche entweder<br />
schlechthin aus Brod und Wasser, Cofent, ja welches kräftiger,<br />
aus Fleischbrühe, Wein, Milch= und Bier zubereitet<br />
wird, oder vielmahls mit unterschiedlichen anderen nahrsamen<br />
und gesunden Ingredientien versetztet und verändert<br />
werden kan, […]“ [5]<br />
Der Lebensmittelrechtler heutiger Tage fragt nach der Verkehrsauffassung<br />
zu einem als „Suppe“ bezeichneten Erzeugnis<br />
und wird z. B. im Dr. Oetker Lebensmittellexikon<br />
unter dem entsprechenden Stichwort fündig:<br />
„Suppen engl.: soups; dünnflüssige, sämige oder dünnbreiige<br />
meist als Vorspeise, seltener als Hauptgericht (Eintopfsuppen)<br />
dienende Zubereitungen. Nach Konsistenz bzw.<br />
Zusammensetzung werden sie in klare und gebundene S.<br />
(beide auch mit Einlagen) eingeteilt. […] Zur Herstellung<br />
von S. dienen u.a. Fleisch, Fleischextrakte, Geflügel, tierische<br />
oder pflanzliche Fette, Getreide und Getreideerzeugnisse<br />
als Einlagen (Reis, Grieß, Graupen, Teigwaren) und<br />
Bindemittel […].“<br />
Man stellt fest: An der Definition der Suppe hat sich nichts<br />
Grundlegendes geändert, an den Rahmenbedingungen sehr<br />
wohl: Nach § 3 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung über die<br />
Kennzeichnung von Lebensmitteln (Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung<br />
– LMKV) darf ein Lebensmittel nur<br />
in den Verkehr gebracht werden, wenn die Verkehrsbezeichnung<br />
angegeben ist. Dies ist bekanntlich nach § 4<br />
Abs. 1 LMKV die in <strong>Recht</strong>svorschriften festgelegte Bezeichnung,<br />
bei deren Fehlen die nach allgemeiner Verkehrsauffassung<br />
übliche Bezeichnung oder eine Beschreibung des<br />
Lebensmittels anzugeben ist. Voraussetzung: Der Verbraucher<br />
muss die Art des Lebensmittels erkennen und es von<br />
verwechselbaren Erzeugnissen unterscheiden können [6].<br />
Nun ist es nicht immer einfach, eine Suppe von verwechselbaren<br />
Erzeugnissen zu unterscheiden; dies gilt neben der<br />
Abgrenzung von der Brühe (hierzu unter II.) insbesondere<br />
für den großen Bruder der Suppe, den Eintopf [7]. Die Abgrenzung<br />
ist nicht nur von theoretischer Bedeutung, denn<br />
die Suppe gilt gemeinhin als flüssiges, der Eintopf als festes<br />
Lebensmittel. Abgesehen von der Pflicht, ein Produkt nur<br />
mit der korrekten Verkehrsbezeichnung in Verkehr zu bringen,<br />
damit die durch Bezeichnung und Aufmachung geweckten<br />
Erwartungen des Verbrauchers erfüllt werden,<br />
kommt durch die Pflicht der Kennzeichnung der Füllmenge<br />
ein weiteres, praktisch bedeutsames Element hinzu: Nach<br />
§ 7 Abs. 2 Satz 1 der Verordnung über Fertigpackungen<br />
(Fertigpackungsverordnung – FPV) sind Fertigpackungen<br />
mit flüssigen Lebensmitteln nach Volumen zu kennzeichnen,<br />
Fertigpackungen mit anderen Lebensmitteln nach Gewicht.<br />
Was tun also mit „dickflüssigen“ Suppen und<br />
„dünnflüssigen“ Eintöpfen? Diese Frage wird auch vonseiten<br />
der amtlichen Lebensmittelüberwachung in schöner<br />
Regelmäßigkeit aufgegriffen; Beanstandungen von als<br />
„Suppen“ bezeichneten und gleichwohl nach ihrem Gewicht<br />
gekennzeichneten Produkten sind zu erwarten.<br />
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Unterschied zwischen<br />
Suppe und Eintopf letztlich nur eine Frage der Zu-<br />
gabe von mehr oder weniger Flüssigkeit (oder festen Bestandteilen)<br />
ist; dennoch muss jeder Versuch, sich der Frage<br />
streng wissenschaftlich zu nähern, scheitern: Nach der allgemein<br />
gängigen Definition ist ein Stoff (nicht: ein Lebensmittel!)<br />
dann flüssig, wenn er sich bei Zimmertemperatur<br />
(20 °C) infolge seiner Schwerkraft der Form des Gefäßes<br />
anschmiegt, in dem er sich befindet; Flüssigkeiten sind deshalb<br />
auch zäh fließende Erzeugnisse, die ihre Lage langsam<br />
ändern [8]. Dies trifft auf die wässrige Phase im Erbseneintopf<br />
zu; auf die Erbsen selbst sicher nicht. So kann im Versuch<br />
beobachtet werden: Ein Eintopf schmiegt sich fast<br />
noch eleganter (weil langsamer) an die Gefäßwand als die<br />
flüssige Suppe. Einen Eintopf deshalb als flüssiges Lebensmittel<br />
einzuordnen, würde indes der Verbrauchererwartung<br />
nicht gerecht: Geradezu charakteristisch für den Eintopf<br />
ist der vergleichsweise hohe Anteil fester Bestandteile.<br />
Hilfreich ist hier eine systematische Betrachtung des § 7,<br />
denn der Gesetzgeber der FPV hat neben der Regel (flüssig<br />
– Volumen, fest – Gewicht) auch eine Reihe interessanter<br />
Ausnahmen geregelt, deren nähere Betrachtung lohnt. Warum<br />
etwa die Gruppe der Feinkostsoßen „abweichend“<br />
von der oben genannten Regel nach dem Volumen zu kennzeichnen<br />
ist (§ 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 a) FPV), leuchtet auf<br />
den ersten Blick nicht recht ein: Hatte der Verordnungsgeber<br />
Feinkostsoßen üblicherweise für feste Lebensmittel gehalten?<br />
Immerhin handelt es sich um eine Gruppe von Lebensmitteln,<br />
bei denen die Abgrenzung fest/flüssig im<br />
Einzelfall schwierig sein kann, was auf die Fließfähigkeit<br />
(Mayonnaise, Salatmayonnaise, Chutney) oder auch auf<br />
den Anteil nicht flüssiger (stückiger) Zutaten in Feinkostsoßen<br />
zurückzuführen ist [9]. Auf Nachfrage bei einigen<br />
Herstellern von Feinkostsoßen wurde dem Verfasser mitgeteilt,<br />
dass der Anteil stückiger Zutaten bei typischen Feinkostsoßen<br />
wie z. B. Salsa- oder Schaschliksoße schon aus<br />
abfülltechnischen Gründen bei maximal 20 % liegt.<br />
Wenn nun der Anteil stückiger oder fester Zutaten bei Suppen<br />
vereinzelt und bei Eintöpfen regelmäßig (deutlich) über<br />
20 % liegt [10], ist nicht einsichtig, weshalb die Zuordnung<br />
beider Produktgruppen zu den festen Lebensmitteln<br />
nicht gerechtfertigt sein kann. Als „Eintopf“ bezeichnete<br />
Erzeugnisse werden aufgrund des stets hohen Anteils fester<br />
Zutaten nach der allgemeinen Verkehrsauffassung zu den<br />
festen Lebensmitteln gerechnet und in ständiger Praxis<br />
nach ihrem Gewicht gekennzeichnet. Für als „Suppe“ bezeichnete<br />
Erzeugnisse gilt dies nicht allgemein (zu denken<br />
ist etwa an klare oder auch gebundene Suppen ohne stückige<br />
Einlagen); vielmehr müsste hier gesondert festgestellt<br />
werden, ob die Zuordnung zu den festen Lebensmitteln<br />
nach der allgemeinen Verkehrsauffassung gerechtfertigt ist.<br />
Dazu darf auch die übliche Verzehrsgewohnheit herangezogen<br />
werden, und damit die Frage, ob das als Suppe bezeichnete<br />
Lebensmittel (z. B. Linsensuppe) üblicherweise<br />
als Vorspeise oder als Hauptgericht verzehrt wird. Letzteres<br />
setzt einen erhöhten Anteil fester Zutaten voraus. Sollte<br />
dies der Fall sein, sind die entsprechenden Erzeugnisse<br />
nach der allgemeinen Verkehrsauffassung auch als Fertiggerichte<br />
[11] anzusehen. Als solche stehen sie mit anderen<br />
» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Fertiggerichten, die z. B. in Mehrkammermenüs angeboten<br />
werden, im „Wettbewerb“, sodass eine Kennzeichnung<br />
nach Gewicht nicht nur sachgerecht ist, sondern aus Sicht<br />
des Verbrauchers auch einer verbesserten Vergleichbarkeit<br />
dient [12].<br />
So kann festgehalten werden:<br />
• Ein Eintopf ist in aller Regel ein festes und nach seinem<br />
Gewicht zu kennzeichnendes Lebensmittel.<br />
• Ein als Suppe bezeichnetes Erzeugnis ist regelmäßig ein<br />
flüssiges Lebensmittel; es ist allerdings vertretbar, auch<br />
Suppen bei einem vergleichsweise hohen Anteil an festen/<br />
stückigen Bestandteilen nach dem Gewicht zu kennzeichnen.<br />
• Die Grenze zwischen Suppen und Eintöpfen – wie sollte<br />
es anders sein – verläuft fließend. Über einen starren<br />
Grenzwert für den Anteil stückiger Zutaten zu diskutieren,<br />
oberhalb dessen von einem festen und damit nach<br />
seinem Gewicht zu kennzeichnenden Produkt auszugehen<br />
ist, ist nicht zielführend. Es obliegt dem Lebensmittelhersteller,<br />
den Charakter seines Produkts zu bewerten<br />
und es entsprechend zu kennzeichnen.<br />
II. Konzentrierte Suppen, Brühen, und die Angabe ihrer<br />
Ergiebigkeit – ein Nachruf?<br />
Im Hinblick auf die Füllmengenangabe bereiten Suppenprodukte<br />
nicht nur bei der Einteilung in fest und flüssig Schwierigkeiten;<br />
auch bei konzentrierten Suppen und Brühen ist<br />
erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich. Der Gesetzgeber<br />
hatte frühzeitig erkannt, dass die Angabe der Nennfüllmenge<br />
bei bestimmten konzentrierten Produkten keine für<br />
den Verbraucher verwertbare Information liefert. Und so<br />
wurde die Möglichkeit (genauer: die Pflicht) geschaffen, bestimmte<br />
Produkte nach ihrer Ergiebigkeit zu kennzeichnen:<br />
Gemäß § 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3 FPV sind Fertigpackungen<br />
mit konzentrierten Suppen, Brühen, Braten-, Würz- und Salatsoßen<br />
mit dem Volumen der verzehrfertigen Zubereitung<br />
nach Liter oder Milliliter zu kennzeichnen; soweit ersichtlich<br />
eine in der EU einmalige Vorschrift. Möglicherweise<br />
liegt hierin auch der Grund, weshalb im Vorschlag für eine<br />
Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates<br />
betreffend die Information der Verbraucher über Lebensmittel<br />
[13] (im Folgenden: Lebensmittelinformationsverordnung)<br />
unterschiedslos die Kennzeichnung der „Nettomenge“<br />
gefordert wird (Artikel 9 des Vorschlags, mit<br />
wenigen Ausnahmen in Anhang VIII). Wird die Angabe der<br />
Nennfüllmenge auch für konzentrierte Suppen und Brühen<br />
Gesetz, müsste die Regelung des § 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3<br />
FPV als entgegenstehendes nationales <strong>Recht</strong> gegenüber der<br />
europäischen Regelung zurücktreten; die Kennzeichnung<br />
nach der Ergiebigkeit wäre nur noch freiwillig und zusätzlich<br />
zur Angabe der Nennfüllmenge nach Volumen oder<br />
Gewicht möglich. Ein Verlust? Aus Sicht des Verfassers<br />
ganz klar: Ja!<br />
De lege lata ist Kennzeichnung der Ergiebigkeit für konzentrierte<br />
Produkte nicht lediglich eine Option, sondern<br />
zwingend vorgeschrieben; die Angabe der Nennfüllmenge<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />
» Originalarbeiten<br />
671<br />
kann hingegen optional erfolgen. Dies steht in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit der Preisangabenverordnung,<br />
nach der sich die Angabe des Grundpreises (am Beispiel<br />
einer flüssigen, konzentrierten Suppe) nach dem Volumen<br />
des verzehrfertigen Erzeugnisses richtet, oder besser: richten<br />
muss, weil für diese Produkte lediglich die Angabe der<br />
Ergiebigkeit vorgeschrieben ist. Die Angabe (nur) der<br />
Nennfüllmenge wäre bei einer konzentrierten Suppe nicht<br />
sinnvoll, weil sie dem Käufer keine verwertbare Information<br />
liefert. Gerade im Großverbraucherbereich sind 8- bis<br />
25-fach konzentrierte Produkte keine Seltenheit; Suppen<br />
in entsprechender Konzentration sind nicht genießbar.<br />
Wird nun in der Lebensmittelinformationsverordnung die<br />
Angabe der Nennfüllmenge auch für diese Produkte verbindlich<br />
vorgeschrieben, hat das unmittelbare Auswirkungen<br />
auf die Angabe des Grundpreises nach der Preisangabenverordnung:<br />
Es ist davon auszugehen, dass<br />
Handelsunternehmen die Grundpreisangabe entsprechend<br />
anpassen und nicht mehr auf die Ergiebigkeit beziehen<br />
(dürfen). Folge: Mehrfach (in unterschiedlichem Grad)<br />
konzentrierte Suppen können über ihren Grundpreis nicht<br />
mehr miteinander verglichen werden; hiermit ist aber weder<br />
dem Handel noch dem Hersteller oder dem Verbraucher<br />
gedient.<br />
Daneben sind auch die praktischen Auswirkungen zu berücksichtigen:<br />
Schwankungen bei Rohstoffqualitäten (z. B.<br />
bei Kartoffeln) im Hinblick auf den Stärke- oder Proteingehalt<br />
können bei der Kennzeichnung der Ergiebigkeit (Zubereitungsanweisung<br />
für z. B. 500 ml Wasser) durch angepasste<br />
Einwaagen ausgeglichen werden. Künftig wäre dies<br />
nicht mehr möglich; die zwingende Änderung der Angabe<br />
der Nennfüllmenge auf den Etiketten wäre die Folge.<br />
Unberechtigt dürfte hingegen die Sorge sein, dass Erzeugnisse,<br />
die nach ihrer Ergiebigkeit gekennzeichnet sind,<br />
künftig nach den allgemeinen Grundsätzen beurteilt werden,<br />
die für Mogelpackungen gelten. Auch in diesem Bereich<br />
sind konzentrierte Suppen und Brühen keine gewöhnlichen<br />
Produkte: Es ist allgemein anerkannt (und durch<br />
Schreiben des BMWi vom 14. Dezember 1977 an den Verband<br />
der Suppenindustrie bestätigt), dass die Grundsätze<br />
der Mogelpackung nicht auf Produkte angewendet werden,<br />
die nach ihrer Ergiebigkeit gekennzeichnet sind [14].<br />
Dies ist auch sinnvoll, da aus Sicht des Verbrauchers bei<br />
einer Trockensuppe oder -soße nicht entscheidend ist, was<br />
in der Verpackung enthalten ist; es kommt vielmehr darauf<br />
an, welche Menge des verzehrfertigen Produkts er aus dem<br />
Inhalt zubereiten kann. Der Verbraucher hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten „gelernt“, dass der Freiraum in Beuteln<br />
mit Trockensoßen und Trockensuppen häufig größer<br />
als 30 % ist; dies ist auch den umfangreichen Rezept- und<br />
Zubereitungshinweisen geschuldet, die auf der Rückseite<br />
der Verpackung erwartet werden. Allerdings: Die grundsätzliche<br />
Ausnahme dieser Produkte von den Grundsätzen<br />
der Mogelpackung bleibt auch dann berechtigt, wenn die<br />
Kennzeichnung der Ergiebigkeit in Zukunft nur noch freiwillig<br />
erfolgt.
672 Originalarbeiten «<br />
Fazit: Die Kennzeichnung von konzentrierten Suppen und<br />
Brühen (nur) nach ihrer Ergiebigkeit ist mehr als nur eine<br />
kauzige Eigenart des deutschen Lebensmittelrechts. Ein<br />
kleines Wunschkonzert darf daher an dieser Stelle erlaubt<br />
sein: Wenn schon die Kennzeichnung konzentrierter Produkte<br />
nach ihrer Ergiebigkeit vom europäischen Gesetzgeber<br />
„einkassiert“ wird, sollte der deutsche Gesetzgeber wenigstens<br />
eine Anpassung der Preisangabenverordnung in<br />
Erwägung ziehen. Eine Vorschrift, die für die Grundpreisangabe<br />
bei konzentrierten Produkten ausdrücklich auf<br />
das Volumen des verzehrfertigen Erzeugnisses abstellt,<br />
wäre aus Sicht aller Beteiligten hilfreich.<br />
III. Die Verkehrsauffassung im Wandel<br />
Die Abgrenzung zwischen Suppen und Eintöpfen – gleich<br />
ob konzentriert oder nicht – kann durchaus als Aufwärmübung<br />
verstanden werden, wenn es im Folgenden um die<br />
Abgrenzung zwischen Suppen und Brühen, und die Verkehrsauffassung<br />
im Allgemeinen und Besonderen geht.<br />
Der Begriff der Verkehrsauffassung umfasst nach seiner<br />
sprachlichen Bedeutung die Auffassung der am Verkehr<br />
mit Lebensmitteln beteiligten Kreise über den Inhalt einer<br />
Kennzeichnung, Angabe oder Aufmachung und über die<br />
Beschaffenheit eines Lebensmittels. Zu den Verkehrskreisen<br />
gehören Verbraucher, Hersteller und Händler [15]. Für<br />
den Bereich der Suppen und Brühen fehlt es an gesetzlich<br />
normierten Quellen der Verkehrsauffassung ebenso wie an<br />
Leitsätzen des Lebensmittelbuchs. Vielmehr beruht die Verkehrsauffassung<br />
zu Suppen und Brühen im Wesentlichen<br />
auf herkömmlichen Handelsbräuchen, die sich aus den folgenden<br />
Richtlinien und Begriffsbestimmungen der Herstellerverbände<br />
[16] ergeben:<br />
• Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen [17]<br />
• Europäische Beurteilungsmerkmale für Bouillons (Brühen)<br />
und Consommés [18]<br />
Darüber hinaus wurde im Jahr 2001 ein (überarbeiteter)<br />
Codex-Alimentarius-Standard verabschiedet, mit dem die<br />
Europäischen Beurteilungsmerkmale weitestgehend übereinstimmen<br />
[19].<br />
III.1. Unterscheidung zwischen Suppen und Brühen<br />
Nach dem Anwendungsbereich der genannten Richtlinien<br />
ist die Unterscheidung zwischen Suppen und Brühen wesentlich,<br />
denn die Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen<br />
gilt nicht für Brühen; hier sind als speziellere Norm vorrangig<br />
die Europäischen Beurteilungsmerkmale anzuwenden.<br />
Worin besteht also der Unterschied? Zugespitzt ausgedrückt:<br />
In der Verwendung von Bindemitteln, die bei der Herstellung<br />
von Brühen keine Verwendung finden, denn Brühen<br />
sind klare Flüssigkeiten [20] (wobei auch eine gewisse Trübung<br />
aus einer Brühe nicht sofort eine Suppe macht).<br />
So weit, so klar, stiftete allerdings der Reichsgesetzgeber einmal<br />
mehr Verwirrung, als er in der amtlichen Begründung<br />
zu der Verordnung über Fleischbrühwürfel und ähnliche Er-<br />
zeugnisse [21] zu § 1 Satz 1 ausdrücklich die Bezeichnungen<br />
„Fleischsuppe“ und „Rindsuppe“ als gleichsinnige Bezeichnungen<br />
für Fleischbrühen zuließ, um den sprachlichen Gegebenheiten<br />
der zum Reichsgebiet gekommenen „Ostmark“<br />
zu entsprechen. Während der Begriff „Ostmark“ bald wieder<br />
Geschichte war, blieb es bei der amtlichen Begründung<br />
der Fleischbrühwürfelverordnung, die den Begriff „Fleischsuppe“<br />
auch für eine klare Fleischbrühe zuließ. Misslich vor<br />
allem deshalb, weil die amtliche Lebensmittelüberwachung<br />
bald damit begann, sich für als „Fleischsuppen“ bezeichnete<br />
Fleischbrühen zu interessieren und sie an der Richtlinie zur<br />
Beurteilung von Suppen und Soßen zu messen. Diese aber<br />
bestimmt, dass Suppen, deren Bezeichnung und/oder Aufmachung<br />
auf die Verwendung von Rindfleisch, Rindfleischextrakt<br />
oder Rindfleischbrühe hinweisen, einen Kreatiningehalt<br />
von mindestens 70 mg/l enthalten [22]. Eine solche<br />
Verkehrsauffassung bestand und besteht für eine Fleischbrühe<br />
nicht.<br />
Ohne die „Entschließung des Verbandes der Suppenindustrie<br />
zur Begriffstrennung zwischen Suppen und Brühen“<br />
vom 25.10.1954 in der Fassung des Beschlusses des Ausschusses<br />
Lebensmittelchemie vom 8./10.11.1956 [23]<br />
wäre Ärger programmiert gewesen. Die Entschließung ist<br />
ein interessantes Beispiel für die Prägung der Verkehrsauffassung<br />
durch Handelsbräuche der Hersteller – und<br />
das nicht zu unterschätzende Desinteresse der Verbraucher<br />
hieran.<br />
Im Kern sieht die Entschließung – die nie aufgehoben<br />
wurde, weil es zwar die Fleischbrühwürfelverordnung<br />
nicht mehr gibt, aber trotzdem noch zwischen Suppen und<br />
Brühen unterschieden werden muss – Folgendes vor:<br />
Die Unternehmen der Suppenindustrie nehmen davon Abstand,<br />
für Brüh- und Fleischbrüherzeugnisse die nach der<br />
Fleischbrühwürfelverordnung zugelassenen Bezeichnungen<br />
„Rindsuppe“ und „Fleischsuppe“ oder ähnliche Bezeichnungen<br />
mit dem Beiwort „Suppe“ zu verwenden.<br />
Zum Unterschied von Brüherzeugnissen enthalten Suppen<br />
aller Art, und zwar je nach ihrem Charakter in unterschiedlichen<br />
Mengen, Bindemittel, Einlagen oder auch Bindemittel<br />
nebst Einlagen.<br />
Gleichwohl: Die Verbraucher sprechen auch nach über<br />
50-jährigem Bestehen der Entschließung von (klaren)<br />
Fleischsuppen und -brühen, wann es ihnen beliebt; auch<br />
das Vorhandensein von Einlagen wird dabei keinesfalls als<br />
störend empfunden. Wenn aber bei der Ermittlung der Verkehrsauffassung<br />
der Verbrauchersicht eine besonders wichtige<br />
Rolle zukommt [24], kann folglich keine Abweichung<br />
von der Verkehrsauffassung angenommen werden, wenn<br />
Hersteller die Begriffe „Klare Fleischsuppe“ und „Fleischbrühe“<br />
synonym verwenden. Folgerichtig werden kIare<br />
(FIeisch-)Suppen, die die Anforderungen der Europäischen<br />
Beurteilungsmerkmale erfüllen, auch nach diesen beurteilt<br />
und nicht nach der Richtlinie zur Beurteilung von Suppen<br />
und Soßen. Mehr noch: Einlagen jeder Art (Nudeln, Gemüse<br />
etc.) können einer klaren Rindfleischsuppe zugegeben<br />
werden, ohne deren Charakter als klare Suppe und damit<br />
ihre Einstufung entsprechend den Europäischen<br />
» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Beurteilungsmerkmalen zu ändern. Nach wie vor aber gilt:<br />
Gebundene Suppen können den Europäischen Beurteilungsmerkmalen<br />
nicht zugeordnet werden, da es sich nicht<br />
um klare, dünne Flüssigkeiten handelt.<br />
III.2. Die Bedeutung der Herstellerrichtlinien in der Praxis<br />
Trotz vereinzelter Fälle „zivilen Ungehorsams“ wie im Fall<br />
der „Fleischsuppe“ – die Richtlinie zur Beurteilung von<br />
Suppen und Soßen sowie die Europäischen Beurteilungsmerkmale<br />
für Brühen und Consommés spielen bei der Ermittlung<br />
der Verkehrsauffassung nach wie vor eine entscheidende<br />
Rolle und werden auch vonseiten der amtlichen<br />
Lebensmittelüberwachung in ständiger Praxis zur Beurteilung<br />
von Suppenprodukten herangezogen. Allerdings: Die<br />
Zeit macht auch vor den Richtlinien der Hersteller nicht<br />
Halt, wie schon das Beispiel „Schildkrötensuppe“ zeigt<br />
[25]. Doch nicht immer ist es möglich, veraltete oder überholte<br />
Regelungen einfach zu ignorieren. Druck auf bestehende<br />
Richtlinien wird durch Produktinnovationen, abweichende<br />
Handelsbräuche in anderen Mitgliedstaaten<br />
und nicht zuletzt profane, aber gleichwohl existenzielle<br />
Faktoren wie steigende Rohstoffpreise aufgebaut. Die<br />
Frage, inwieweit von der Verkehrsauffassung abgewichen<br />
werden kann, ist häufig gestellt und legitim, aber heikel, da<br />
sie durchaus die Gefahr birgt, an den Grundfesten von<br />
Leitsätzen oder Richtlinien zu rütteln und sie auszuhöhlen.<br />
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<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />
» Originalarbeiten<br />
673<br />
Nicht nur der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat indessen<br />
klargestellt: Da die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs<br />
– und für Richtlinien der Hersteller kann<br />
nichts anderes gelten – bloße Auslegungshilfe sind, kann<br />
selbstverständlich von ihnen abgewichen werden; erforderlich<br />
ist aber eine ausreichende Kenntlichmachung dieser<br />
Abweichung [26]. Dies ergibt sich schon aus § 11 Abs. 2<br />
Nr. 2 b) und c) LFGB, wobei die Lektüre der Vorschrift ein<br />
wichtiges Detail enthüllt, das gerne einmal übersehen wird:<br />
Erforderlich ist die Kenntlichmachung von Lebensmitteln,<br />
die hinsichtlich ihrer Beschaffenheit von der Verkehrsauffassung<br />
abweichen und dadurch in ihrem Wert, insbesondere<br />
ihrem Nähr- oder Genusswert oder in ihrer Brauchbarkeit<br />
nicht unerheblich gemindert sind. Nicht jede<br />
Abweichung von der Verkehrsauffassung erfordert also<br />
auch eine Kenntlichmachung. Hierzu ein Beispiel, das<br />
zwar nichts mit der guten Suppe zu tun hat, aber mit erschreckender<br />
Häufigkeit auf dem Schreibtisch des Verfassers<br />
landet:<br />
Die Verkehrsbezeichnung „Fleischsalat“ für ein Erzeugnis,<br />
das neben Gurken zusätzlich auch Zwiebeln enthält, wird<br />
als irreführend beanstandet, da die Verkehrsbezeichnung<br />
„Fleischsalat“ nach den Leitsätzen für Feinkostsalate<br />
einem Erzeugnis vorbehalten sei, das Gurken als einziges<br />
Gemüse enthält. Für ein Erzeugnis, welches Gurken und/<br />
oder Zwiebeln enthält, sei hingegen die Bezeichnung<br />
„Wurstsalat“ vorgesehen.<br />
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674 Originalarbeiten «<br />
Überflüssig zu erwähnen, dass das beanstandete Produkt<br />
im Hinblick auf den Gehalt an Fleischbrät den Anforderungen<br />
der Leitsätze mehr als entsprach und die Kennzeichnung<br />
eine vollständige Zutatenliste sowie die entsprechende<br />
Mengenkennzeichnung nach § 8 LMKV aufwies.<br />
Wird nun ein Fleischsalat dadurch in seinem Wert gemindert,<br />
dass man ihm zusätzlich Zwiebeln hinzugibt? Wohl<br />
kaum, es sei denn, man würde dafür am Fleischbrät sparen.<br />
Oder handelt es sich gar um ein aliud, ein „im Wesen<br />
anderes Produkt“? In der Literatur wird immerhin angedeutet,<br />
dass ein aliud vorliegen kann, wenn die Leitsätze<br />
für das zu beurteilende Produkt eine andere Verkehrsbezeichnung<br />
vorsehen [27]. Aber reicht das im Beispielsfall<br />
bereits aus, um von einem im Wesen anderen Produkt auszugehen?<br />
Man darf sehr bezweifeln, dass hierfür die Zugabe<br />
oder das Weglassen von Zwiebeln entscheidend ist.<br />
So sehr Preuß darin zuzustimmen ist, dass die Leitsätze Berechtigung<br />
und Nutzen in der Praxis haben [28], so sehr<br />
sollten sie doch mit Augenmaß angewendet werden, wenn<br />
es um den Vorwurf der Verbrauchertäuschung geht [29].<br />
Auch die Verkehrsauffassung zu einer der ältesten zubereiteten<br />
Speisen der Menschheit [30] verändert sich, langsam,<br />
aber stetig. Sie beruht heute im Wesentlichen auf Richtlinien<br />
der Hersteller und enthält zum Teil Kriterien, für deren<br />
Überprüfung die Zutatenliste einschließlich der prozentualen<br />
Mengenkennzeichnung nicht ausreicht, so etwa in<br />
Bezug auf den Milchfettgehalt von Sahnesuppen (nach der<br />
Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen mindestens<br />
erforderlich: 10 g/l Milchfett aus Sahne, IV.10.b). Abweichungen<br />
von der Verkehrsauffassung sind dennoch zulässig;<br />
lediglich die Anforderungen an deren Kenntlichmachung<br />
sind höher. Die blickfangartig hervorgehobene<br />
Auslobung „Jetzt mit nur 5 g Milchfett pro Liter“ würde<br />
hierfür vermutlich nicht ausreichen, da nicht davon ausgegangen<br />
werden kann, dass der Verbraucher ihren Sinn zutreffend<br />
interpretiert („fettarm?“) und die Menge von 5 g/l<br />
überhaupt in einen Gesamtzusammenhang einordnen<br />
kann. Hingegen dürfte z. B. der Hinweis „Mit der Hälfte<br />
des üblichen Milchfettgehalts“ als Kenntlichmachung ausreichend<br />
sein [31].<br />
Es bleibt die Erkenntnis, dass auch und gerade für die<br />
Suppe gilt: Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein<br />
ewiges Werden und Wandeln.<br />
Verweise<br />
[1] Das lateinische „ius“ geht auf die alte, aus dem Indogermanischen<br />
stammende Wurzel „ieu-“ zurück; sie bedeutet so viel wie „bei der<br />
Speisebereitung vermengen“, siehe zur Etymologie Fritz Ruf, Brei, Mus<br />
und Suppe – Die ältesten Formen der zubereiteten Nahrung in der Geschichte<br />
unserer Ernährung, Bonn 1993, S. 10.<br />
[2] Aber Vorsicht: Aus gegebenem Anlass sei darauf hingewiesen, dass die<br />
Darreichung von Gulaschsuppe anlässlich einer Verabschiedung in den<br />
Ruhestand über den „Bereich bloßer Annehmlichkeiten“ hinausgeht<br />
und steuerlich nicht als Werbungskosten abzugsfähig ist, FG Köln, Urteil<br />
v. 2. Mai 2007 – 5 K 703/07.<br />
[3] A.A. Hans-Ulrich Grimm in seinem Pamphlet „Die Suppe lügt“.<br />
[4] Dies gilt auch für die sogenannte Hamburger „Aalsuppe“, deren Bezeichnung<br />
nicht zwingend auf die Verwendung von Aal hindeutet, sondern<br />
darauf, dass „allens rinkümmt, wat so in de Keuk is“. Ob es der<br />
amtlichen Lebensmittelüberwachung in Hamburg zu verdanken ist,<br />
dass in den letzten Jahren zunehmend auch ein geringer Anteil von Aal<br />
in der Aalsuppe zu finden ist, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers.<br />
[5] Zitiert bei Fritz Ruf a.a.O. Fn. 1, S. 9<br />
[6] Und an dieser Stelle müsste dann eigentlich auch für jeden, der<br />
strengere Vorschriften gegen das Inverkehrbringen von „Analogkäse“<br />
fordert, das Ende der Diskussion erreicht sein.<br />
[7] Der Eintopf wird hier lediglich im Hinblick auf den regelmäßig höheren<br />
Anteil stückiger Bestandteile als „großer Bruder“ der Suppe bezeichnet.<br />
Tatsächlich gibt es das Wort „Eintopf“ vor dem Jahr 1930 nicht – der<br />
„Eintopfsonntag“ wurde während der Kriegsjahre eingeführt, vgl. Fritz<br />
Ruf, a.a.O. Fn. 1, S. 135. Der Eintopf ist das klassische Beispiel der<br />
Gemeinschaftsverpflegung (alle sitzen um „einen Topf“), eindrucksvoll<br />
nachzuvollziehen auch in der Ordnung Nr. 064/9/001 des Ministers für<br />
Abrüstung und Verteidigung über die Verpflegung in der Nationalen<br />
Volksarmee: Während der Treffen von Bürgern mit Soldaten in Garnisonen<br />
zum Tag der NVA wurde – per Verordnung geregelt – ein kostenloses<br />
„Erbseneintopfgericht“ ausgegeben.<br />
[8] Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 116, § 7, Rn. 8. Bei Suppen besteht<br />
allerdings Einigkeit darüber, dass sich die Frage der „Flüssigkeit“<br />
nicht nach der eichrechtlichen Bezugstemperatur von 20 °C, sondern<br />
nach der Temperatur des verzehrfertigen Erzeugnisses richtet. Die übliche<br />
Verzehrtemperatur darf nicht unterschätzt werden: „Jeder, der<br />
eine Suppe bestellt, weiß aber, dass er ein sog. Heißgericht serviert<br />
bekommt, welches nur mit äußerster Vorsicht zu genießen ist.“, vgl.<br />
AG Hagen, Urteil v. 9. September 1996 – 14 C 149/96.<br />
[9] Zipfel/Rathke, ebenda.<br />
[10] Ein Anteil von 30 bis über 50 % dürfte bei Eintöpfen die Regel sein.<br />
[11] Fertiggerichte werden definiert als vorbereitete Lebensmittelzubereitungen,<br />
die als Hauptmahlzeit verzehrt werden und dazu keiner Ergänzung<br />
durch weitere Lebensmittel bedürfen, vgl. die „Begriffsbestimmungen<br />
für Fertiggerichte und fertige Teilgerichte“, Schriftenreihe des<br />
BLL, Heft 71.<br />
[12] Gegen dieses Ergebnis ließe sich einwenden, dass gemäß § 7 Abs. 2<br />
Satz 2 Nr. 3 FPV Fertigpackungen mit konzentrierten Suppen mit dem<br />
Volumen der verzehrfertigen Zubereitung nach Liter oder Milliliter zu<br />
kennzeichnen sind (hierzu noch ausführlich unter II.). Ob hieraus gefolgert<br />
werden kann, dass Suppen generell als flüssiges Lebensmittel<br />
anzusehen sind, ist aber zweifelhaft: Dem Gesetzgeber ging es in erster<br />
Linie darum, die Kennzeichnung nach der Ergiebigkeit gesetzlich zu<br />
verankern; dass daneben auch eine weitere feinsinnige Abgrenzung zwischen<br />
„konzentrierter Suppe“ und „konzentriertem Eintopf“ erforderlich<br />
sein kann, dürfte ihm schlicht entgangen sein. Die Frage, ob hier vom<br />
Wertungsplan des Gesetzgebers aus betrachtet eine Regelungslücke<br />
besteht, die im Wege der ergänzenden Auslegung geschlossen werden<br />
kann (hierzu Bernd Rüthers, <strong>Recht</strong>stheorie, München 1999, Rn. 844),<br />
soll an dieser Stelle den <strong>Recht</strong>sphilosophen überlassen bleiben.<br />
[13] Vom 30. Januar 2008, KOM (2008) 40.<br />
[14] Im Wortlaut: „[…] Das Thema „Verpackung von Trockensuppen“ [ist]<br />
vom Arbeitsausschuss Mogelpackungen des Länderausschusses Gesetzliches<br />
Messwesen […] am 2.11.1977 behandelt worden. Dabei<br />
wurde festgestellt, dass Packungen mit Trockensuppen, bei denen die<br />
Ergiebigkeit gekennzeichnet wird, nicht unter § 17 Eichgesetz fallen.“<br />
[15] Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 102, § 11, Rn. 265.<br />
[16] Als solche sind zu nennen der Verband der Suppenindustrie, der im<br />
Jahr 2009 mit dem Verband der Essig- und der Senfindustrie sowie<br />
dem Bundesverband der deutschen Feinkostindustrie zum Verband<br />
der Hersteller kulinarischer Lebensmittel (VKL) verschmolzen wurde;<br />
der EU-Branchenverband FAIBP (FEDERATION DES ASSOCIATIONS<br />
DE L‘INDUSTRIE DES BOUILLONS ET POTAGES DE LA CEE) sowie<br />
der internationale Verband der Suppenindustrie, AIIBP (ASSOCIATION<br />
INTERNATIONALE DE L‘INDUSTRIE DES BOUILLONS ET POTAGES).<br />
[17] Die Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen wurde vom BLL<br />
überprüft, als Verkehrsanschauung der Lebensmittelindustrie gebilligt<br />
und im Dezember 1979 veröffentlicht (Schriftenreihe des BLL Heft 93,<br />
ebenfalls abgedruckt bei Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 240a).<br />
» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
[18] In der Fassung vom 7. April 2003, <strong>DLR</strong> Heft 11/2003, S. 445 ff.; abzurufen<br />
auch im Internet unter www.kulinaria.org → Fachgruppe Suppe,<br />
Backmischungen, Desserts → <strong>Recht</strong>sgrundlagen.<br />
[19] CODEX STANDARD 117-1981, Rev. 2-2001; der Codex Standard steht<br />
ebenfalls im Internet unter www.kulinaria.org zur Verfügung.<br />
[20] Die grundlegende Definition für Brühen und Consommés in den Europäischen<br />
Beurteilungsmerkmalen lautet: „Dünne klare Flüssigkeiten,<br />
die gewonnen werden<br />
– entweder durch Kochen geeigneter eiweißreicher Substanzen oder<br />
deren Extrakte und/oder Hydrolysate mit Wasser mit oder ohne Zusatz<br />
von Würzmitteln und/oder Geruchs- oder Geschmacksstoffen,<br />
Speisefetten, Kochsalz, Gewürzen und deren natürlichen Extrakten,<br />
Destillaten oder anderen Lebensmitteln zu ihrer Geschmacksverbesserung<br />
und solchen Zusatzstoffen,<br />
– oder durch Rekonstitution einer gleichwertigen Mischung getrockneter<br />
Zutaten nach Gebrauchsanweisung.”<br />
[21] Vom 27. Dezember 1940, RGBl. 1940 I S. 1672, aufgehoben durch<br />
die Verordnung zur Änderung der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung<br />
und anderer lebensmittelrechtlicher Verordnungen vom 13. Juni 1990,<br />
BGBl I 1990, S. 1053.<br />
[22] Kreatinin ist nur in Fleisch und Fleischsaft enthalten. Da es sich proportional<br />
zur Skelettmuskelmasse verhält, dient der Kreatiningehalt<br />
als Maß für den Fleischextraktanteil z. B. in Brühwürfeln, Suppen oder<br />
Soßen. Der Kreatiningehalt von Fleischextrakt beträgt ca. 6–8 %. Dabei<br />
ist unter Fleischextrakt ein Auszug ausschließlich von Rindfleisch zu<br />
verstehen. Auszüge vom Fleisch anderer Tiere (wie Walfleischextrakt<br />
oder Extrakte vom Schaf- oder Kaninchenfleisch) sind nach ihrer Herkunft<br />
zu kennzeichnen, vgl. Karl Schiller in: Ullmanns Enzyklopädie der<br />
technischen Chemie, 3. Auflage 1967, 18. Band, S. 705.<br />
[23] Abgedruckt in <strong>DLR</strong> Heft 12/1954, S. 318 und in Die Ernährungswirtschaft,<br />
Heft 3/1955, S. 102.<br />
[24] So Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 102, § 11, Rn. 265 unter Verweis<br />
auf eine Entscheidung des Reichsgerichts v. 26. Februar 1929<br />
zur Frage, ob Verbraucher eine „gefühlsmäßige Abneigung“ gegenüber<br />
einer unter Verwendung von Mineralöl hergestellten Schokoladenüber-<br />
„Quis iudicabit?“[1]<br />
Erste Überlegungen zum <strong>Recht</strong>sschutz gegen Kampagnen<br />
1. Einleitung<br />
„Dieu aide le Maréchal“ [2]. Mit Wappenschild und mit<br />
Schwert und dank dieser Devise gewinnt William Marshal,<br />
der sich Guillaume le Maréchal nennen lässt, im 12. Jahrhundert<br />
seine Kämpfe, Schlachten und Feldzüge. Ob sich<br />
eine vergleichbare innere Haltung auch im Angesicht eines<br />
medial getriebenen Feldzuges empfiehlt, kann hier nicht<br />
vertieft werden. Im Weiteren soll lediglich von Möglichkeiten<br />
des <strong>Recht</strong>sschutzes gegen solche modernen Kampagnen<br />
die Rede sein – und nicht etwa von Kampagnen als<br />
Probierstein einer ritterlichen Ethik [3].<br />
Wie jedes Ding kann man auch Kampagnen unter verschiedener<br />
Perspektive beschreiben. Kampagnen sind keine<br />
Sommergewitter, Kampagnen sind Artefakte. Kampagnen<br />
kann man reformulieren als elementarer Bestandteil des<br />
kommunikativen Agierens einer „Pressure Group“ unter<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />
» Originalarbeiten<br />
675<br />
zugsmasse verspüren, RGSt 63, S. 60, 62. Während die Strafkammer<br />
des Landgerichts Mannheim in der Vorinstanz noch die Vorzüge der<br />
Verwendung von Mineralöl gegenüber Haselnussbestandteilen herausgestellt<br />
hatte (Haselnussbestandteile werden ranzig!), weist ironischerweise<br />
das Reichsgericht am Vorabend seines Niedergangs (sinngemäß)<br />
darauf hin, dass ein makelloser Überzug wertlos ist, wenn der<br />
Kern der Praline verdorben ist.<br />
[25] Die Regelung über den Kreatiningehalt von Schildkrötensuppe in der<br />
Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen (IV.9.: 200 mg/l Kreatinin)<br />
hat nur noch historische Bedeutung, da die Suppenschildkröte<br />
(Chelonia mydas) seit 1976 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen<br />
unter internationalem Schutz steht; mit der Umsetzung des<br />
Abkommens im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes besteht ein<br />
absolutes Verkehrsverbot für Schildkrötenfleischprodukte.<br />
[26] BayVGH, Beschluss vom 23. Juli 1998 – 25 B 95.01001, ZLR 1998,<br />
S. 660; Meyer/Streinz, LFGB/BasisVO, § 15 LFGB, Rn. 12; Wehlau,<br />
LFGB, § 16, Rn. 6.<br />
[27] Vgl. zum Begriff „aliud“ Meyer/Streinz, ebenda.<br />
[28] Axel Preuß, Die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches – hilfreich<br />
und gut!, Food & <strong>Recht</strong> Praxis, Ausgabe Nr. 02/2009, S. 22, 23.<br />
[29] Insofern ist Wehlau, LFGB, § 11, Rn. 28, ausdrücklich zuzustimmen:<br />
„Das Irreführungsverbot des § 11 soll nicht gewünschten Beschaffenheitsspezifizierungen<br />
der Lebensmittelbuch-Kommission zur Geltung<br />
verhelfen, sondern Verbraucher vor Irreführung schützen.“<br />
[30] Die Geburtsstunde der Suppe dürfte tatsächlich mit der gezielten Nutzung<br />
des Feuers zum Kochen einhergegangen sein. Vor der Erfindung<br />
von Kochgefäßen (frühe Keramiken werden in das 11. Jahrtausend<br />
v. Chr. datiert) wurde in mit Tierhäuten ausgekleideten Gruben „gekocht“,<br />
in denen Flüssigkeiten oder breiige Speisen mittels erhitzter<br />
Steine („Kochsteine“) bis zum Siedepunkt erwärmt wurden, vgl. hierzu<br />
Fritz Ruf, a.a.O. Fn. 1, S. 14 f.<br />
[31] Ob es sich dabei um eine nährwertbezogene Angabe handelt, die an<br />
Anhang I der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene<br />
Angaben zu messen ist, soll an dieser Stelle nicht<br />
vertieft werden.<br />
Rochus Wallau #<br />
BLL, Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.,<br />
Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin<br />
dem Ziel der Beeinflussung Dritter. Kampagnen gewinnen<br />
in der negativen Semantik des „Dramadreiecks“ von Täter-<br />
Opfer-Retter (= Wirtschaft-Verbraucher-Staat/NGOs) eine<br />
spürbar immer größere Bedeutung. Und Kampagnen können<br />
rechtserheblich in dem Sinne sein, dass sie mitunter –<br />
einfach und schlicht – rechtswidrig sind.<br />
Eine solche Kampagne war Gegenstand der Entscheidung<br />
des Bundesverfassungsgerichts vom Frühjahr 2009, wonach<br />
die u. a. bildliche Gleichsetzung von Holocaustopfern und<br />
Schlachtvieh im Zusammenhang der PR-Aktion einer Tierschutzorganisation<br />
de iure als aktualisierende Bagatellisierung<br />
und Banalisierung schwerer Menschenwürdeverletzungen<br />
einzustufen und daher als grundrechtswidrig<br />
anzusehen ist [4].<br />
# RA Rochus Wallau, rwallau@bll.de
676 Originalarbeiten «<br />
Im Frühjahr 2008 hatte der 6. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs<br />
über die Zulässigkeit der Bezeichnung von<br />
Milchprodukten als „Gen-Milch“ im Rahmen der Kampagne<br />
einer Umweltschutzorganisation zu urteilen. Und auch<br />
bei diesem Erkenntnis war das grundgesetzliche Normenprogramm<br />
von entscheidender Bedeutung. Der Senat ermittelte<br />
die angenommene Zulässigkeit der gegenständlichen<br />
Äußerung, indem er „die betroffenen Interessen<br />
einander in einer umfassenden Abwägung zuordnet, bei<br />
der alle wesentlichen Umstände zu berücksichtigen sind“.<br />
„Das <strong>Recht</strong> am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb<br />
stellt einen offenen Tatbestand dar, dessen Inhalt und<br />
Grenzen sich erst aus einer Interessen- und Güterabwägung<br />
mit der im Einzelfall konkret kollidierenden Interessensphäre<br />
anderer ergeben. Gleiches gilt für das Persönlichkeitsrecht<br />
des Unternehmens. Bei dieser Abwägung<br />
sind die betroffenen Grundrechte interpretationsleitend zu<br />
berücksichtigen.“ [5]<br />
Das theoretisch schwer auflösbare und praktisch schwierige<br />
Geschäft der Abwägung [6], zumal nach verfassungsrechtlicher<br />
Vorgabe (also auf der Grundlage von Normtexten<br />
einiger Abstraktionshöhe), ist damit angesprochen<br />
– rechtstatsächlich neigt sich die Waagschale in aller Regel<br />
zugunsten der Zulässigkeit einer „subjektiven Rede“, denn<br />
„jeder soll frei sagen können, was er denkt, auch wenn er<br />
keine nachprüfbaren Gründe für sein Urteil angibt oder<br />
angeben kann…; zugleich ist es der Sinn von Meinungsäußerungen,<br />
geistige Wirkung auf die Umwelt ausgehen zu<br />
lassen, meinungsbildend und überzeugend zu wirken. Deshalb<br />
sind Werturteile, die immer eine geistige Wirkung erzielen,<br />
nämlich andere überzeugen wollen, vom Grundrecht<br />
des Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG geschützt. Der Schutz<br />
des Grundrechts bezieht sich in erster Linie auf die eigene<br />
Stellungnahme des Redenden. … Unerheblich ist, ob seine<br />
Äußerung wertvoll oder wertlos, richtig oder falsch, emotional<br />
oder rational begründet ist.“[7]<br />
2. Werturteil, Tatsache – Ansichtssache<br />
Ohne sich an dieser Stelle allzu weit auf die mitunter kasuistisch<br />
gestanzten Felder der einschlägigen <strong>Recht</strong>sprechung<br />
vorwagen zu wollen, wird man nach dem Vorgesagten also<br />
davon ausgehen dürfen, dass die tradierte Unterscheidung<br />
zwischen „Werturteil“ auf der einen und „Tatsachenbehauptung“<br />
auf der anderen Seite durch den weiteren Begriff<br />
der „Meinung“ (und damit in erster Linie verfassungsrechtlich,<br />
via Art. 5 Abs. 1 S. 1 GG) überformt wird [8].<br />
Dass die solchermaßen initiierte begriffliche Dynamik gewiss<br />
nicht nur für freiheitsrechtliche Zwecke reklamiert<br />
werden kann, wusste niemand besser als Niccolò Macchiavelli:<br />
„Nichts macht eine Republik so stabil wie eine Ordnung,<br />
die zulässt, dass sich die unterschiedlichen Meinungen,<br />
die sich gegen irgendjemanden richten, … auf eine<br />
geordnete Weise Luft machen können.“[9]<br />
Halten wir damit kurz fest [10]: Geltenden <strong>Recht</strong>s privilegiert<br />
das Grundgesetz im Bereich der Meinungsfreiheit Äußerungen<br />
nicht nur, insoweit darin Werturteile enthalten<br />
sind, sondern auch Tatsachenbehauptungen, insoweit sol-<br />
che einen Meinungsbezug aufweisen. Werturteile sind cum<br />
grano salis gestattet, sofern der Rahmen sachbezogener,<br />
ggf. auch schärferer Kritik eingehalten wird, also z. B.<br />
nicht in Form einer Diffamierung oder Schmähung erfolgt<br />
oder die in Rede stehende Äußerung „Prangerwirkung“<br />
hat. Tatsachenbehauptungen sind relativ zu deren Wahrheitsgehalt<br />
„sanktionsfrei gestellt“: Die bewusst unwahre<br />
Behauptung einer Tatsache unterfällt nicht dem grundgesetzlichen<br />
Schutzregime. Die Behauptung wahrer Tatsachen<br />
erfährt verfassungsrechtliche Flankierung, soweit<br />
diese eine meinungsbildende Funktion haben und sie z. B.<br />
keine besonders privilegierte <strong>Recht</strong>ssphäre des Betroffenen<br />
berühren. Solange der Wahrheitsgehalt einer Tatsachenbehauptung<br />
zum Zeitpunkt ihrer Äußerung noch nicht feststeht,<br />
ist deren Äußerung jedenfalls zulässig, soweit der<br />
Äußernde vor der Aufstellung und Verbreitung seiner Behauptung<br />
hinreichend sorgfältige Recherchen über den<br />
Wahrheitsgehalt angestellt hat (und insoweit unterscheiden<br />
sich selbstverständlich die Anforderungsprofile gegenüber<br />
einer Naturpartei von denjenigen gegenüber einem Journalisten).<br />
Werturteile erhalten ihre Prägung durch die subjektive Beziehung<br />
des sich Äußernden zum Inhalt seiner Aussage,<br />
während Tatsachenbehauptungen durch die objektive Beziehung<br />
zwischen Äußerung und Wirklichkeit charakterisiert<br />
sind; diese objektive Beziehung erschließt sich wiederum<br />
danach, ob die Aussage – auch soweit sog. innere<br />
Tatsachen behauptet werden – einer Überprüfung auf ihre<br />
Richtigkeit mit Mitteln des Beweises zugänglich ist. Die<br />
praktisch erheblichste Fallgruppe stellen sog. „gemischte<br />
Äußerungen“ dar; i .e. solche, die sowohl Tatsachenbehauptungen<br />
als auch Meinungsäußerungen oder Werturteile<br />
enthalten. Die <strong>Recht</strong>sprechung unterzieht sie einer<br />
wertenden (!) Prüfung dahingehend, ob die Äußerung insgesamt<br />
durch ein Werturteil geprägt ist und ihr Tatsachengehalt<br />
gegenüber der subjektiven Wertung in den Hintergrund<br />
tritt oder aber ob überwiegend, wenn auch vermischt<br />
mit Wertungen, über tatsächliche Vorgänge oder Zustände<br />
berichtet wird [11].<br />
An dieser Wertungsklippe scheitert in den allermeisten Fällen<br />
ein rechtsförmig gesuchter Widerstand gegen Kampagnen,<br />
da sich Äußerungen im Rahmen von Kampagnen regelmäßig<br />
dadurch auszeichnen, dass dabei entweder<br />
Tatsachenbehauptungen in Werturteile „verpackt“ worden<br />
sind oder aber – gleichermaßen publikumswirksam – der<br />
bloße Schein einer Tatsache erweckt wurde. Ein treffliches<br />
Beispiel für die Technik der Tatsacheninszenierung – der<br />
Sache nach ein mit dolus directus vollzogenes Umgehungsgeschäft<br />
– bildet die folgenreiche Aktion einer Verbraucherzentrale<br />
gegen sog. Lebensmittel-Imitate. Unter dem<br />
Rubrum der Verbraucherinformation wurden bei den öffentlich<br />
angeprangerten Lebensmitteln bestimmte wertgebende<br />
Inhaltsstoffe – so die originale Formulierung auf der<br />
im Internet veröffentlichten „Imitate-Liste“ – „vermisst“.<br />
Form, Aufmachung und Ausgestaltung dieser „Imitate-<br />
Liste“ sowie die gesellschaftlich anerkannte (nicht zuletzt<br />
durch staatliche Finanzierung ermöglichte) Funktion des<br />
» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Äußernden erweckten bei bloß oberflächlichem Blick allerdings<br />
den Anschein, es handle sich bei den diskreditierten<br />
Produkten allesamt um solche, die gesetzlichen Anforderungen<br />
nicht genügten. Was mitnichten als Tatsache hätte<br />
behauptet werden dürfen: Bei den meisten der diskreditierten<br />
Lebensmittel handelte es sich um legal produzierte<br />
und nach <strong>Recht</strong> und Gesetz und entsprechend den Leitsätzen<br />
des Deutschen Lebensmittelbuches gekennzeichnete<br />
Produkte.<br />
Kommunikatives Stilmittel dieser Kampagne war kurz und<br />
knapp gesagt also: eine Täuschung. Im Ergebnis bediente<br />
man sich mithin exakt der „Darstellungsweise“, die mit<br />
medialer Schützenhilfe gegenüber der Lebensmittelwirtschaft<br />
als Vorwurfsgegenstand konstruiert wurde. Wäre<br />
der unausgesprochen diese Kampagne anleitende Satz<br />
„Was drauf steht, muss auch drin sein“ [12] (äußerungs-)<br />
rechtliches Gemeingut, hätte sich ein prozessual gangbarer<br />
Weg gegen diese Aktion mit Aussicht auf Erfolg beschreiten<br />
lassen. So entstand die Situation, dass trotz Einhaltung<br />
sämtlicher lebensmittelrechtlicher Vorschriften ein „faktischer<br />
Verkaufsstopp“ erduldet werden musste.<br />
3. Der Markt des Verbraucherschutzes<br />
Das kleine Beispiel der „Imitate-Liste“ macht ein hinlänglich<br />
bekanntes Ergebnis anschaulich: Gegen (Äußerungen<br />
im Rahmen von) Kampagnen ist einfach-zivilrechtlicher<br />
<strong>Recht</strong>sschutz (in Gestalt von §§ 823, 824, 826 BGB) nur in<br />
Ausnahmefällen (z. B. bei einem Boykottaufruf) zu erlan-<br />
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<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />
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Abgrenzung aufgezeigt. Einzelne Gesundheitsprodukte<br />
und deren Einstufung finden Sie im Lexikonteil des<br />
Buches. Ebenso enthalten sind alle wichtigen Urteile<br />
zum Thema Abgrenzung.<br />
» Originalarbeiten<br />
677<br />
gen. Die kurze Kontroll-Frage sei gestattet, ob nicht aber<br />
das Lauterkeitsrecht Möglichkeiten der rechtlichen Gegenwehr<br />
eröffnet. Üblicherweise wird lauterkeitsrechtlicher<br />
<strong>Recht</strong>sschutz gegen die „funktionsbezogenen“ Aktivitäten<br />
zumindest von Verbraucherverbänden mit dem Hinweis<br />
verneint, dass bereits ein marktbezogenes geschäftliches<br />
Handeln i. S. v. § 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG nicht anzunehmen<br />
sei. „Sofern sie im Rahmen ihres Satzungszwecks die Öffentlichkeit<br />
über Verbraucherbelange durch Warentests,<br />
Preisvergleiche und sonstige Informationen unterrichten, ist<br />
aber auch ein Absatzförderungszusammenhang regelmäßig<br />
zu verneinen. Anderes könnte nur gelten, wenn ein Verbraucherverband<br />
versucht, mit unsachlichen Mitteln oder<br />
Methoden Einfluss auf den Wettbewerb und insbesondere<br />
die Preisgestaltung von Anbietern zu übernehmen [13].“<br />
Wechselt man die Perspektive und nimmt den Verbraucherschutz<br />
als wettbewerbliches Marktgeschehen der Verbraucherverbände<br />
und NGOs selbst – ein Kampf um öffentliche<br />
Aufmerksamkeit, um Mitglieder, Gelder – in den Blick,<br />
scheint diese Argumentation freilich nicht mehr unmittelbar<br />
einsichtig. Bereits gegen die alte <strong>Recht</strong>sprechung des<br />
BGH, die ausgehend von der ehemaligen Gesetzeslage bei<br />
z. B. Preisvergleichen durch einen Verbraucherverband das<br />
Merkmal „Handeln zu Zwecken des Wettbewerbs“ verneinte,<br />
ist m. E. nicht ganz ohne Grund angeführt worden,<br />
dass sich der BGH „nicht mit der Frage befasst (hat), inwieweit<br />
ein Wettbewerbshandeln deswegen zu bejahen ist,<br />
weil möglicherweise die Verbraucherverbände untereinan-<br />
Aus dem Inhalt:<br />
• rechtliche Grundlagen zum<br />
Thema Abgrenzung<br />
• Einzelne Abgrenzungen der<br />
Gruppen:<br />
Lebensmittel, Arzneimittel,<br />
Medizinprodukte,<br />
Kosmetika, Futtermittel,<br />
Tierarzneimittel,<br />
Tierkosmetika,<br />
Biozidproduke<br />
• Gesundheitsprodukte von<br />
A–Z<br />
• Wichtige Urteile zur<br />
Abgrenzung<br />
bringt die Praxis auf den Punkt.
678 Originalarbeiten «<br />
der werben um die Gunst der Verbraucher, und eventuell<br />
hinsichtlich des Erwerbs von Mitgliedern und ihres<br />
Leistungsangebotes untereinander in Wettbewerb stehen.<br />
Das OLG Düsseldorf hat sich auf den Standpunkt gestellt,<br />
dass die Stiftung Warentest (…) insoweit im Wettbewerb<br />
steht, und zwar nicht im Wettbewerb mit den Anbietern<br />
der von ihr getesteten gewerblichen Leistungen, sondern<br />
mit anderen Veranstaltern von Warentests. Wenn die Veranstaltung<br />
und Veröffentlichung von Preisvergleichen ein<br />
eigener Markt werden sollte, wäre wohl schon deshalb das<br />
Tatbestandsmerkmal des Handelns zu Zwecken des Wettbewerbs<br />
zu bejahen.“[14]<br />
Ergebnisorientiert formuliert dürften freilich auch auf der<br />
Grundlage des heute geltenden UWG lauterkeitsrechtliche<br />
<strong>Recht</strong>sbehelfe in den hier interessierenden Zusammenhängen<br />
– zumindest in der Regel – nicht zur Verfügung stehen.<br />
Alles andere würde der angenommenen verfassungsrechtlichen<br />
Zielvorgabe, das allgemeine öffentliche Interesse am<br />
„freien Spiel der Meinungen“ nur höchst ausnahmsweise<br />
einer rechtlichen bzw. gerichtlichen Kontrolle zu unterwerfen,<br />
nicht entsprechen [15].<br />
4. Die Ebene der Kommunikation<br />
Eines scheint sicher: Auch zweite, detailgenaue Überlegungen<br />
zum <strong>Recht</strong>sschutz gegen Kampagnen hätten/haben<br />
diesem grundgesetzlichen Normenprogramm Rechnung zu<br />
tragen [16]. Ein solcher Befund erscheint freilich im Ergebnis<br />
nicht unter allen Gesichtspunkten und auch nicht stets<br />
angemessen: Damit gewährte die <strong>Recht</strong>sordnung dem von<br />
einer Kampagne Betroffenen regelmäßig bloß das <strong>Recht</strong><br />
zur „kommunikativen Notwehr“; stellte ihn also sonst<br />
grundsätzlich frei von förmlichen <strong>Recht</strong>sschutzmöglichkeiten,<br />
mehr oder weniger also auf sich selbst und damit<br />
doch unter Umständen: schutzlos.<br />
Es ist noch nicht absehbar, ob auch die <strong>Recht</strong>sprechung auf<br />
die sich weiter verändernden Bedingungen, Grundlagen und<br />
Ausgestaltungen der Kommunikation von Meinungen in<br />
Kampagnenform reagieren wird. Seitdem Kampagnen im<br />
Bereich des Verbraucherschutzes zum Teil nach der Art von<br />
brachialen Geschäftsmodellen etabliert werden, ist nicht<br />
nur eine immer stärkere Eskalation der Sprache, ein Drang<br />
zur Emotionalisierung zu verzeichnen – alles mit steigender<br />
Geschwindigkeit, in „schneller Schlagzeile“, vereinfacht, in<br />
schwarz-weißen Bildern [17]. Dass der Ethos der auf Seite<br />
eins drängenden Akteure in diesem Bereich allein ein ausreichendes<br />
Regulativ darstellte, bleibt angesichts des instrumentalisierenden<br />
Zugriffs manch bevormundender Meinungsmacherei<br />
zu bezweifeln. Kein Zweifel allerdings, dass<br />
man diesen kommunikativen Herausforderungen mit einem<br />
am besten begegnen kann: Mit Sprache. Und dieses Können<br />
zeigt täglich einer: Michael Welsch.<br />
Verweise<br />
[1] „Wer wird entscheiden?“ – Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff,<br />
Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates, hrsg. u.<br />
eingel. von Iring Fetscher, übers. von Walter Euchner, 9. Aufl., 1999.<br />
[2] „Gott hilft dem Marschall“ – Georges Duby, Guillaume le Maréchal ou<br />
le meilleur chevalier du monde, 1. Aufl. 1984.<br />
[3] S. z. B. die Skizze bei Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1922,<br />
2.Teil IV. § 7 „Der ritterliche Glaubenskämpfer – Religiosität und Bürokratie“.<br />
[4] BVerfG NJW 2009, 3089 ff.<br />
[5] BGH NJW 2008, 2110 (2112).<br />
[6] Jede Abwägungsentscheidung enthält einen dezisionistischen Rest,<br />
der normativ nicht vollständig rückgebunden werden kann.<br />
[7] BVerfG NJW 1983, 1415.<br />
[8] Vgl. exemplarisch die ausführliche Darstellung bei Damm/Rehbock,<br />
Widerruf, Unterlassung und Schadensersatz in den Medien, 3. Aufl.<br />
2008, S. 203 ff., m. w. N.<br />
[9] Niccolò Macchiavelli, Discorsi – Gedanken über Politik und Staatsführung,<br />
3. Aufl. 2007, I, 7.<br />
[10] Vgl. zum Folgenden insbesondere BVerfG NJW 2006, 207 ff.<br />
[11] Vgl. z. B. BGH WM 2002, 937 f.<br />
[12] Die aktuellen Diskussionen geben Anlass, zur lebensmittelrechtlichen<br />
Erheblichkeit dieser populären Sentenz kurz anzumerken: Bereits die<br />
Ausgangsprämisse, nämlich dass eine bildliche/verbale Darstellung<br />
„zwingender“ Hinweis auf eine Zutat sei, steht nicht in Übereinstimmung<br />
mit geltendem <strong>Recht</strong>. Weder die Verkehrsbezeichnung noch eine<br />
bildliche Darstellung dürfen/können einseitig als eine Art „abgekürztes<br />
Zutatenverzeichnis“ verstanden werden. Das widerspräche bekannten<br />
Grundsätzen, die der EuGH prominent ausformuliert hat: Falls z. B.<br />
eine Verkehrsbezeichnung die Möglichkeit von „Restirrtümern“ zulässt,<br />
ist zur Orientierung des Verbrauchers ausweislich der grundlegenden<br />
Entscheidung „sauce hollandaise“, Urteil. v. 26.10.1995 Az. C 51/94,<br />
das Zutatenverzeichnis maßgeblich (und damit doch auch: genügend!):<br />
„Wie der Generalanwalt in Nummer 39 seiner Schlussanträge ausführt,<br />
ist nämlich davon auszugehen, dass Verbraucher, die sich in ihrer Kaufentscheidung<br />
nach der Zusammensetzung der Erzeugnisse richten,<br />
zunächst das Zutatenverzeichnis lesen, dessen Angabe Artikel 6 der<br />
Richtlinie vorschreibt. Zwar werden die Verbraucher möglicherweise in<br />
Einzelfällen irregeführt, jedoch ist diese Gefahr gering und kann folglich<br />
das durch die streitigen Anforderungen begründete Hemmnis für<br />
den freien Warenverkehr nicht rechtfertigen.“ Damit ist umgekehrt dem<br />
Grunde nach auch gesagt, dass im Fall zusammengesetzter Erzeugnisse<br />
bei „gehörigem Zutatenverzeichnis“ eine verbale (oder auch bildliche)<br />
Darstellung zulässig sein muss, die keine „eindeutige“ Aussage trifft<br />
(sie kann eben Hinweis auf eine Zutat oder eine Geschmacksrichtung<br />
sein) und erst durch den informativen Kontext des Zutatenverzeichnisses<br />
in ihrer Bedeutung konkretisiert wird. Im Übrigen: Diese Sentenz<br />
würde – einigermaßen stringent zu Ende gedacht – dazu führen, dass<br />
z. B. gängige Formulierungen wie „Erdbeer-Joghurt“ nur noch in sehr<br />
eingeschränktem Umfang als verkehrsüblich anzusehen wären – nämlich<br />
bei sog. „Naturprodukten“. Die ganz überwiegende Anzahl industriell<br />
gefertigter Produkte dürfte nur noch in sehr begrenzten Fällen auf<br />
bildliche oder verbale Darstellungen „mit Naturbezug“ zurückgreifen<br />
– selbst die Bezeichnung „Joghurt mit Erdbeer-Geschmack“, ja sogar<br />
fruchtassoziierende Farbgebungen wären in letzter Konsequenz nicht<br />
mehr zulässig. Das puristische Ergebnis eines solchen produktgruppenübergreifenden<br />
„Bilderverbots“ mit diskriminierender Wirkung:<br />
weiße und namenlose Becher Joghurt im Kühlregal.<br />
[13] Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Keller, UWG, 2. Aufl. 2009, § 2<br />
Rdnr. 89 m.w.N.<br />
[14] Schulze zu Wiesche, GRUR 1981, 661, 665.<br />
[15] Vgl. zur abstrakt-axiologisch vergleichbaren Fallgruppe des Medienhandelns,<br />
das bei bestimmten Fallgestaltungen über eine verfassungsrechtlich<br />
orientierte Abwägung aus dem Anwendungsbereich des<br />
UWG exkludiert wird, nur Piper/Ohly/Sosnitza, UWG, 5. Aufl. 2010, § 2<br />
Rdnr. 35 ff. m. w. N.<br />
[16] Im Übrigen hier nur am Rande erwähnt – weil mit dem Selbstverständnis<br />
jedenfalls einiger NGOs nicht vereinbar – seien bestimmte Formen<br />
der Selbstkontrolle, z. B. in Gestalt einer Kodex-Vereinbarung von<br />
Verbraucherverbänden und NGOs, einer Einrichtung vergleichbar z. B.<br />
dem Presserat u. a. m.<br />
[17] Siehe die Skizze bei Wacker, PR in turbulenten Zeiten, in: Lebensmittel<br />
im gesellschaftlichen Wandel, 2009, 231 ff.<br />
» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Dem Deutschen Lebensmittelbuch kommt in der Praxis<br />
des Lebensmittelrechts seit vielen Jahren eine besondere<br />
Bedeutung zu. Diese Sammlung von Leitsätzen, die nicht<br />
zuletzt auch für die Frage einer verbotenen Irreführung<br />
von Verbrauchern bedeutsam sind, gerät zunehmend in<br />
den Blickpunkt öffentlicher Debatten und verschiedenster<br />
Interessen. Der <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL betont vor diesem<br />
Hintergrund die gesetzlich ausformulierten Grundlagen<br />
und Grenzen der Tätigkeit der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission.<br />
Hiernach ersetzen die Leitsätze nicht<br />
die bestehenden rechtlichen Regelungen und dürfen auch<br />
einen solchen Eindruck nicht erwecken. Die Leitsätze dürfen<br />
zudem nicht im inhaltlichen Widerspruch zu rechtsverbindlichen<br />
Vorgaben deutscher oder europäischer Gesetzgebung<br />
stehen. Die Leitsätze beschreiben, welche<br />
Merkmale von Lebensmitteln nach Auffassung der maßgeblichen<br />
Verkehrskreise (Verbraucher, Wissenschaft,<br />
Überwachung, Wirtschaft) objektiv üblich sind. Die Leitsätze<br />
sind kein Vehikel für die rechtspolitische Fragestellung,<br />
wie Lebensmittel beschaffen oder aufgemacht sein<br />
sollten. Der Lebensmittelbuch-Kommission steht es nach<br />
<strong>Recht</strong> und Gesetz insbesondere nicht zu, Wunsch- oder<br />
Wertvorstellungen an die Stelle der von ihr zuallererst zu<br />
ermittelnden Erwartungen der maßgeblichen Verkehrskreise<br />
zu setzen. In § 15 LFGB sind die Grundlagen der<br />
Tätigkeit der Lebensmittelbuch-Kommission rechtsverbindlich<br />
ausgestaltet. Auf die Einhaltung der damit aufgezeigten<br />
rechtlichen Grenzen hat das zuständige Bundesministerium<br />
zu achten.<br />
Anlass für eine intensive, in der Politik und den Medien<br />
seit dem Sommer 2009 geführte Debatte um irreführende<br />
und täuschende Aufmachungen von Lebensmitteln waren<br />
vor allem die Fälle von „Analog-Käse“ bzw. „Schinken-<br />
Imitaten“. Die politischen und öffentlichen Diskussionen<br />
weisen dem Deutschen Lebensmittelbuch in diesem Zusammenhang<br />
eine wesentliche Funktion bei der Frage zu,<br />
einer Irreführung der Verbraucher, § 11 des Lebensmittel-<br />
und Futtermittelgesetzbuches (LFGB), effektiv zu begegnen.<br />
Die damit einhergehende öffentliche Erwartungshaltung<br />
an Aufgabe und Tätigkeit der Deutschen<br />
Lebensmittelbuch-Kommission (Buch-Kommission) gibt<br />
dem <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL Anlass zu folgenden grundsätzlichen<br />
Ausführungen:<br />
1. Das Deutsche Lebensmittelbuch ist gemäß § 15 Abs. 1<br />
LFGB eine Sammlung von Leitsätzen, „in denen Herstellung,<br />
Beschaffenheit oder sonstige Merkmale von Lebensmitteln,<br />
die für die Verkehrsfähigkeit der Lebensmittel von<br />
Bedeutung sind, beschrieben werden“. Die Leitsätze wer-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />
» Originalarbeiten<br />
Erklärung des <strong>Recht</strong>sausschusses des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.<br />
(BLL) zum Deutschen Lebensmittelbuch<br />
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL),<br />
Haus der Land- und Ernährungswirtschaft<br />
Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin<br />
679<br />
den gemäß § 15 Abs. 2 LFGB von der Buch-Kommission<br />
unter Berücksichtigung der anerkannten internationalen<br />
Lebensmittelstandards „beschlossen“. Die Leitsätze behandeln<br />
insbesondere die Beschaffenheitsmerkmale, die man<br />
seitens der Verkehrskreise üblicherweise bei bestimmten<br />
Lebensmitteln erwartet, die unter der jeweiligen Bezeichnung<br />
vertrieben werden. Die Niederlegung der Beschaffenheitsmerkmale<br />
in Gestalt der Leitsätze beschreibt damit<br />
zugleich Leitlinien für die Herstellung der jeweiligen Lebensmittel.<br />
Die Leitsätze erlangen auf diese Weise auch Bedeutung bei der<br />
Frage, ob Verbraucher irregeführt werden können. Die Leitsätze<br />
stellen somit insbesondere in Bereichen, in denen keine oder nur<br />
partielle gesetzliche Rezepturvorgaben für Lebensmittel vorhanden<br />
sind, eine orientierende Grundlage für Verbraucher, aber auch für<br />
die Überwachung durch Behörden und für die Beurteilung durch<br />
Gerichte dar.<br />
2. Die Buch-Kommission ist kein Gesetz- oder Verordnungsgeber.<br />
Die Buch-Kommission ist nicht zur rechtlichen<br />
Normsetzung befugt. Die Buch-Kommission ist nicht damit<br />
beauftragt, die <strong>Recht</strong>slage fortzugestalten.<br />
Den Leitsätzen kommt keine Verbindlichkeitswirkung zu,<br />
wie sie gesetzgeberischen (oder kraft gesetzgeberischer Befugnis<br />
erlassenen) Entscheidungen eigen ist. Die Tätigkeit<br />
der Buch-Kommission hat eine lediglich rechtsdienende und<br />
-unterstützende Funktion: Aus rechtlicher Perspektive gibt<br />
sie mit den Leitsätzen eine Hilfestellung für Entscheidungen<br />
der Überwachungsbehörden und der Gerichte. Aus rechtlicher<br />
Perspektive stellen die Leitsätze im Zusammenhang<br />
mit behördlichen und/oder gerichtlichen Verfahren nämlich<br />
eine Interpretations- bzw. Auslegungshilfe dar. Im Rahmen<br />
dieser Verfahren werden sie regelmäßig als gutachtliche Äußerung<br />
aller am Verkehr mit Lebensmitteln in Betracht<br />
kommenden Kreise angesehen. Das Bundesverwaltungsgericht<br />
hat dementsprechend angenommen, dass die Leitsätze<br />
„Sachverständigengutachten von besonderer Qualität und<br />
wesentliche Hilfen zur Feststellung einer bestehenden allgemeinen<br />
Verkehrsauffassung und damit auch einer Verbrauchererwartung<br />
(sind). Als solche begründen sie eine Vermutungswirkung<br />
dafür, was der Verbraucher von einem nach<br />
Herstellung, Beschaffenheit und sonstigen Merkmalen in<br />
den Leitsätzen beschriebenen Lebensmittel erwartet [1].“<br />
Dies bedeutet insbesondere auch, dass die Leitsätze durch<br />
die Gerichte in vollem Umfang überprüfbar sind.<br />
3. Die damit definierte, rechtsdienende und -unterstützende<br />
Funktion der Tätigkeit der Buch-Kommission schließt aus,<br />
dass den Leitsätzen inhaltlich-sachlich eine rechtskonkurrierende<br />
Wirkung zugedacht oder zugeschrieben werden darf.<br />
Damit ist notwendig auch gemeint: Die Leitsätze dürfen
680 Originalarbeiten «<br />
nicht im inhaltlich-sachlichen Widerspruch zu rechtsverbindlichen<br />
Vorgaben deutscher oder europäischer Gesetzgebung<br />
stehen. Insbesondere dürfen die Leitsätze nicht gesetzliche<br />
Anforderungen, gesetzgeberische Grundentscheidungen<br />
oder höherrangig begründete Parlamentsvorbehalte unterlaufen<br />
oder konterkarieren. Das ist selbstverständlich nicht<br />
der Fall, soweit sich die Leitsätze auf eine Feststellung der<br />
Erwartungen der Verkehrskreise beschränken. An diese<br />
Grenzen ist freilich besonders zu erinnern, soweit die Leitsätze<br />
über die vorrangige Feststellung von Herstellergewohnheiten<br />
und Verbrauchererwartungen hinaus höchst<br />
ausnahmsweise eine die Verkehrsauffassung „gestaltende<br />
Funktion ohne bindende Wirkung“ [2] ausüben sollen.<br />
Insoweit bleibt festzuhalten: Die Leitsätze müssen sich in<br />
jedem Fall an ihrer gesetzlichen Grundlage – „Beschreibung<br />
von Herstellung, Beschaffenheit oder sonstigen<br />
Merkmalen …“ – und den verfassungsrechtlichen Vorgaben<br />
ausrichten und dürfen und können in dieser Konsequenz<br />
weder die <strong>Recht</strong>slage gestalten noch für Dritte einen<br />
entsprechenden Eindruck hervorrufen.<br />
Es obliegt dem zuständigen Bundesministerium, auf die<br />
Einhaltung der damit aufgezeigten rechtlichen Grenzen der<br />
Tätigkeit der Buch-Kommission zu achten (§ 15 Abs. 3 S. 2<br />
LFGB).<br />
4. Gesetzlich steht es der Buch-Kommission insbesondere<br />
nicht zu, im Rahmen ihrer Tätigkeit quasi-normative Feststellungen<br />
zu treffen. Eine Feststellung z. B. dergestalt, dass<br />
eine bestimmte Verkehrsbezeichnung „irreführend“ sei,<br />
bleibt ausschließlich der Verwaltung (Überwachung) im<br />
Sinne der Annahme eines (vorläufigen) Verdachts bzw. den<br />
Gerichten im Sinne einer letztgültigen Feststellung vorbehalten.<br />
Der Buch-Kommission ist kraft Gesetzes und dabei nicht<br />
zuletzt mit Blick auf ihre Funktion und den Grundsatz der<br />
Gewaltenteilung eine solche „Feststellungshoheit“ verwehrt.<br />
5. Die Leitsätze orientieren sich sachnah – und damit notwendig<br />
auch in ihrer textlichen Ausgestaltung und Formulierung<br />
– an den Verschiedenheiten der jeweiligen Produkte<br />
bzw. Produktgruppen. Denn die Erwartungen der Verkehrskreise,<br />
die in den Leitsätzen Niederschlag finden, sind<br />
nicht generell-abstrakter, sondern relativ-konkreter Natur;<br />
sie sind immer im Einzelfall und in Bezug auf bestimmte<br />
Produkte oder Produktgruppen objektiv zu ermitteln.<br />
Aufgabe der Buch-Kommission ist es, diesen Unterschieden<br />
Rechnung zu tragen. Aufgabe der Buch-Kommission ist es<br />
nicht, die jeweiligen Besonderheiten der einzelnen Produktgruppen<br />
– und damit die produkt- bzw. produktgruppenabhängige<br />
Vielfalt der Erwartungen – unterschiedslos<br />
einzuebnen. Wie bereits dargelegt: Der Buch-Kommission<br />
steht es nicht zu, eine „gesetzgebungsähnliche“ Tätigkeit<br />
zu versehen oder einen entsprechenden Eindruck hervorzurufen.<br />
Generell-abstrakt formulierte „allgemeine“ Äußerungen<br />
dürfen nicht den Eindruck von Normsetzungen<br />
vermitteln, die ausschließlich dem deutschen oder europäischen<br />
Gesetzgeber vorbehalten sind.<br />
Die Leitsätze beschreiben, welche Merkmale von Lebensmitteln<br />
objektiv üblich sind. Die Buch-Kommission darf<br />
über die Leitsätze demgegenüber nicht vorschreiben, wel-<br />
che Merkmale von Lebensmitteln üblich werden sollten:<br />
Mit der rechtspolitischen Fragestellung, wie Lebensmittel<br />
beschaffen oder aufgemacht sein sollten, ist die Buch-Kommission<br />
grundsätzlich nicht befasst. Der Buch-Kommission<br />
steht es insbesondere nicht zu, Wunsch- oder Wertvorstellungen<br />
an die Stelle der von ihr zuallererst zu ermittelnden<br />
Erwartungen der maßgeblichen Verkehrskreise zu setzen.<br />
Damit würde die Buch-Kommission ihre Kompetenzen erheblich<br />
überschreiten. Auch insoweit ist von <strong>Recht</strong>s wegen<br />
strikt darauf zu achten, dass nicht der Eindruck einer solchen<br />
„Quasi-Normsetzung“ entsteht.<br />
Der <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL betont, dass in § 15 LFGB<br />
Grundlagen und Grenzen der Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches<br />
verbindlich ausgestaltet worden sind. Sowohl<br />
die Befassungsbefugnis als auch die Niederlegungskompetenz<br />
der Buch-Kommission sind damit abschließend<br />
definiert und ausdrücklich beschränkt.<br />
Berlin, im November 2010<br />
Dem <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL gehören besonders ausgewiesene<br />
Lebensmittelrechtler an, die aktiv und prägend<br />
die weitere Fortentwicklung des Lebensmittelrechts<br />
in der Praxis mitgestalten. Als Mitglieder des<br />
<strong>Recht</strong>sausschusses des BLL tragen diese Erklärung:<br />
Joachim Bergmann, Hamburg; Dr. Thomas Büttner,<br />
Frankfurt/Main; Dr. Christofer Eggers, Frankfurt/Main;<br />
Dr. Matthias Eschricht, Ulm; Britta Gallus, Brüssel;<br />
Dietrich Gorny, Frankfurt/Main; Dr. Detlef Groß, Berlin;<br />
Dr. Markus Grube, Gummersbach; Prof. Dr. Moritz<br />
Hagenmeyer, Hamburg; Peter Hahn, Berlin; Dr. Bernd<br />
Hartlage, Haar; Rainer Kaase, Hamburg; Dr. J. Wilfried<br />
Kügel, Stuttgart; Susanne Langguth, Mannheim; Peter<br />
Liesen, Bonn; Helmut Martell, Düsseldorf; Margot<br />
Mayr, Köln; Andreas Meisterernst, München; Thomas<br />
Mettke, München; Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer, München;<br />
Dr. Carsten Oelrichs, Hamburg; Prof. Dr. Hans-<br />
Jürgen Rabe, Berlin; Dirk Radermacher, Bonn; Kurt-<br />
Dietrich Rathke, Dießen am Ammersee; Dr. Jörg Rieke,<br />
Berlin; Dr. Boris Riemer, Lörrach; Dr. Volker Schoene,<br />
Köln; Dr. Ine-Marie Schulte-Franzheim, Köln; Wolfgang<br />
Stubbe, Bonn; Dr. Markus Weck, Bonn; Ronald Welge,<br />
Frankfurt/Main.<br />
Verweise<br />
[1] BVerwG, Urt. vom 10.12.1987 – 3 C 18.87, LMRR 1987, 70.<br />
[2] So die amtl. Begründung zur Änderung des Wortlauts innerhalb der<br />
Vorgängervorschrift von § 15 LFGB, § 33 LMBG, von „feststellen“ zu<br />
„beschreiben“, BT-Drucks. 7/255, S. 37. Angesichts dieses Formulierungswechsels<br />
hat die Wissenschaft wiederholt und nachdrücklich die<br />
rechtlichen, insbesondere verfassungsrechtlich vorgegebenen Grenzen<br />
der Tätigkeit der Buch-Kommission angemahnt: Siehe pars pro toto<br />
Loschelder, FS-Michael Welsch, 2010, S. 119 ff.; Meyer/Streinz, Basis-<br />
VO/LFGB, 2007, § 15 Rn. 4 ff.; Rabe, <strong>DLR</strong> 1975, S. 255 ff.; Wiemers,<br />
LMuR 2009, S. 1 ff.; Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, 139. Aufl. 2010,<br />
§ 15 Rn. 27 f.<br />
» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
EuGH-Entscheidungen der Jahre 2009 und 2010<br />
Entscheidung <strong>Recht</strong>ssache Datum Stichworte<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Conseil<br />
d’État (Frankreich) mit Entscheidung<br />
vom 21. November 2007<br />
Commune de Sausheim gegen<br />
Pierre Azelvandre<br />
Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />
gegen Königreich Spanien<br />
Anheuser-Busch, Inc. gegen Harmonisierungsamt<br />
für den Binnenmarkt (Marken,<br />
Muster und Modelle) (HABM), Verfahren<br />
vor der Beschwerdekammer des HABM<br />
und Streithelferin im Verfahren vor dem<br />
Gericht:Budějovický Budvar, národní<br />
podnik<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Vestre<br />
Landsret (Dänemark) mit Entscheidung<br />
vom 6. August 2007,<br />
Strafverfahren gegen Frede Damgaard<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Bundesverwaltungsgericht<br />
(Deutschland) mit<br />
Entscheidung vom 25. Oktober 2007,<br />
Verfahren BIOS Naturprodukte GmbH<br />
gegen Saarland<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht von der Corte<br />
d’ appello di Torino (Italien)<br />
Bavaria NV, Bavaria Italia Srl gegen<br />
Bayerischer Brauerbund e. V.<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom High Court<br />
of Justice (England & Wales), Queen’s<br />
Bench Division (Administrative Court),<br />
(Vereinigtes Königreich)<br />
Verfahren The Queen, auf Antrag von<br />
S.P.C.M. SA, C. H. Erbslöh KG, Lake<br />
Chemicals and Minerals Ltd, Hercules<br />
Inc. gegen Secretary of State for the<br />
Environment, Food and Rural Affairs<br />
Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />
gegen Republik Polen<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
» <strong>Recht</strong><br />
C-552/07 17.02.2009 „Richtlinie 2001/18/EG – Absichtliche Freisetzung<br />
genetisch veränderter Organismen – Ort der Freisetzung<br />
– Vertraulichkeit“<br />
681<br />
C-88/07 05.03.2009 „Art. 28 EG und 30 EG – Freier Warenverkehr –<br />
Richtlinie 2001/83/EG – Erzeugnisse auf der Basis von<br />
Arzneipfl anzen – Erzeugnisse, die als Arzneimittel<br />
eingestuft werden – Erzeugnisse, die in anderen Mitgliedstaaten<br />
rechtmäßig als Nahrungsergänzungsmittel<br />
oder diätetische Erzeugnisse hergestellt oder auf<br />
den Markt gebracht worden sind – Begriff des Arzneimittels<br />
– Genehmigung für das Inverkehrbringen –<br />
Beschränkung – <strong>Recht</strong>fertigung – Gesundheit der Bevölkerung<br />
– Verbraucherschutz – Verhältnismäßigkeit<br />
– Entscheidung Nr. 3052/95/EG – Verfahren der gegenseitigen<br />
Unterrichtung über einzelstaatliche Maßnahmen,<br />
die vom Grundsatz des freien Warenverkehrs in<br />
der Gemeinschaft abweichen“<br />
T-191/07 25.03.2009 „Gemeinschaftsmarke – Widerspruchsverfahren –<br />
Anmeldung der Gemeinschaftswortmarke BUD-<br />
WEISER – Ältere internationale Wort- und Bildmarken<br />
BUDWEISER und Budweiser Budvar – Relative<br />
Eintragungshindernisse – Art. 8 Abs. 1 Buchst. a und b<br />
der Verordnung (EG) Nr. 40/94 – Ernsthafte Benutzung<br />
der älteren Marke – Art. 43 Abs. 2 und 3 der Verordnung<br />
Nr. 40/94 – Verletzung des Grundsatzes des<br />
rechtlichen Gehörs – Begründung – Art. 73 der Verordnung<br />
Nr. 40/94 – Verspätete Vorlage von Unterlagen<br />
– Ermessen nach Art. 74 Abs. 2 der Verordnung<br />
Nr. 40/94“<br />
C-421/07 02.04.2009 „Humanarzneimittel – Richtlinie 2001/83/EG – Begriff<br />
‚Werbung‘ – Verbreitung von Informationen über ein<br />
Arzneimittel durch einen aus eigenem Antrieb handelnden<br />
Dritten“<br />
C-27/08 30.04.2009 „Richtlinie 2001/83/EG – Art. 1 Nr. 2 Buchst. b – Begriff<br />
des Funktionsarzneimittels – Dosierung des Erzeugnisses<br />
– Normaler Gebrauch – Gesundheitsrisiko –<br />
Eignung, die menschlichen physiologischen Funktionen<br />
wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu<br />
beeinfl ussen“<br />
C-343/07 02.07.2009 „Vorabentscheidungsersuchen – Gültigkeitsprüfung<br />
– Zulässigkeit – Verordnungen (EWG) Nr. 2081/92 und<br />
(EG) Nr. 1347/2001 – Gültigkeit – Gattungsbezeichnung<br />
– Koexistenz zwischen einer Marke und einer<br />
geschützten geographischen Angabe“<br />
Bayerisches Bier – BAVARIA<br />
C-558/07 07.07.2009 „Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 – Chemische Stoffe<br />
– Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung<br />
dieser Stoffe (REACH) – Begriff ‚Monomerstoff‘ –<br />
Gültigkeit – Verhältnismäßigkeit – Gleichbehandlung“<br />
C-165/08 16.07.2009 „Genetisch veränderte Organismen – Saatgut – Verbot<br />
des Inverkehrbringens – Verbot der Aufnahme in<br />
den nationalen Sortenkatalog – Richtlinien 2001/18/EG<br />
und 2002/53/EG – Berufung auf ethische und religiöse<br />
Gründe – Beweislast“
682 <strong>Recht</strong> «<br />
EuGH-Entscheidungen der Jahre 2009 und 2010 – Fortsetzung<br />
Entscheidung <strong>Recht</strong>ssache Datum Stichworte<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Handelsgericht<br />
Wien (Österreich)<br />
Budějovický Budvar, národní podnik<br />
gegen Rudolf Ammersin GmbH<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Tribunale<br />
civile di Modena (Italien)<br />
Alberto Severi gegen Regione Emilia-<br />
Romagna<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Oberlandesgericht<br />
München (Deutschland)<br />
Verfahren Zentrale zur Bekämpfung<br />
unlauteren Wettbewerbs e. V. gegen<br />
Adolf Darbo AG<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Bundesgerichtshof<br />
(Deutschland) mit Entscheidung<br />
vom 5. Juni 2008, Verfahren<br />
Zentrale zur Bekämpfung unlauteren<br />
Wettbewerbs e. V. gegen Plus Warenhandelsgesellschaft<br />
mbH<br />
Europäische Kommission gegen<br />
Französische Republik<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Conseil<br />
d’ État (Frankreich) mit Entscheidung<br />
vom 17. Dezember 2007, in dem<br />
Verfahren<br />
Solgar Vitamin’s France u. a.<br />
Vorabentscheidungsersuchen nach<br />
Art. 234 EG, eingereicht vom Tribunal de<br />
commerce de Bourges (Frankreich) mit<br />
Entscheidung vom 17. März 2009, in dem<br />
Verfahren Lidl SNC gegen Vierzon Distribution<br />
SA<br />
Im Internet unter http://curia.europa.eu/jurisp/cgi-bin/form.pl?lang=de<br />
Zusammengestellt von Alfred Hagen Meyer<br />
C-478/07 08.09.2009 „Bilaterale Verträge zwischen Mitgliedstaaten – Schutz<br />
einer geografi schen Herkunftsangabe eines anderen<br />
Mitgliedstaats in einem Mitgliedstaat – Bezeichnung<br />
‚Bud‘ – Benutzung der Marke American Bud –<br />
Art. 28 EG und 30 EG – Verordnung (EG) Nr. 510/2006<br />
– Gemeinschaftsregelung über den Schutz von geografi<br />
schen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />
– Beitritt der Tschechischen Republik – Übergangsmaßnahmen<br />
– Verordnung (EG) Nr. 918/2004 – Geltungsbereich<br />
der Gemeinschaftsregelung – Erschöpfende<br />
Regelung“<br />
C-446/07 10.09.2009 „Richtlinie 2000/13/EG – Etikettierung von Lebensmitteln,<br />
die ohne weitere Verarbeitung an den Endverbraucher<br />
abgegeben werden sollen – Etikettierung,<br />
die geeignet ist, den Käufer über Ursprung oder<br />
Herkunft des Lebensmittels in die Irre zu führen –<br />
Gattungsbezeichnungen im Sinne von Art. 3 der<br />
Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 – Auswirkung“<br />
C-366/08 10.09.2009 „Harmonisierung der <strong>Recht</strong>svorschriften – Richtlinie<br />
95/2/EG – Anhang III Teil A – Richtlinie 2001/113/EG –<br />
Anhang I Abschnitt II Absatz 2 – Konfi türe extra mit<br />
einem Trockenmassegehalt von 58 %, die Kaliumsorbat<br />
(E 202) als Konservierungsstoff enthält –<br />
Begriff ,zuckerarme Konfi türe‘“<br />
C-304/08 14.01.2010 „Richtlinie 2005/29/EG – Unlautere Geschäftspraktiken<br />
– Nationale Regelung, mit der Geschäftspraktiken,<br />
die die Teilnahme von Verbrauchern an einem<br />
Gewinnspiel vom Erwerb einer Ware oder der<br />
Inanspruchnahme einer Dienstleistung abhängig<br />
machen, grundsätzlich verboten werden“<br />
C-333/08 28.01.2010 „Vertragsverletzung eines Mitgliedstaats – Freier<br />
Warenverkehr –Art. 28 EG und 30 EG – Mengenmäßige<br />
Einfuhrbeschränkung – Maßnahme gleicher Wirkung –<br />
Zulassungssystem – Verarbeitungshilfsstoffe und<br />
Lebensmittel, bei deren Zubereitung Verarbeitungshilfsstoffe<br />
aus anderen Mitgliedstaaten verwendet<br />
wurden, wo diese rechtmäßig hergestellt und/oder in<br />
den Verkehr gebracht werden – Verfahren, das es den<br />
Wirtschaftsteilnehmern ermöglicht, die Aufnahme<br />
solcher Stoffe in eine ‚Positivliste‘ zu erreichen –<br />
Klausel der gegenseitigen Anerkennung − Nationaler<br />
Regelungsrahmen, der für die Wirtschaftsteilnehmer<br />
eine Lage der <strong>Recht</strong>sunsicherheit schafft“<br />
C-446/08 29.04.2010 „Richtlinie 2002/46/EG – Angleichung der <strong>Recht</strong>svorschriften<br />
der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel<br />
– Vitamine und Mineralstoffe, die bei der<br />
Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet<br />
werden dürfen – Höchstmengen – Harmonisierung<br />
auf Unionsebene – Fehlen – Zuständigkeit der Mitgliedstaaten<br />
– Bei der Festsetzung der Höchstmengen<br />
einzuhaltende Modalitäten und zu berücksichtigende<br />
Kriterien – Nationale Regelung zur Festsetzung dieser<br />
Mengen – Festsetzung einer Höchstmenge auf null“<br />
C-159/09 18.11.2010 „Richtlinien 84/450/EWG und 97/55/EG – Zulässigkeitsvoraussetzungen<br />
für vergleichende Werbung – Preisvergleich<br />
in Bezug auf eine Auswahl von Nahrungsmitteln,<br />
die von zwei konkurrierenden Supermarktketten<br />
verkauft werden – Waren für den gleichen<br />
Bedarf oder dieselbe Zweckbestimmung – Irreführende<br />
Werbung – Vergleich in Bezug auf eine nachprüfbare<br />
Eigenschaft“<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Deutsches und Europäisches <strong>Recht</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
11.10.2010<br />
Neunzehnte Verordnung zur Änderung<br />
der Bedarfsgegenständeverordnung<br />
BGBl. I 51/21.10.2010, S. 1393–1398<br />
Inh. vielfältig und umfangreich<br />
Allgemeinverfügungen<br />
(§54 LFGB). Bek. d. BVEL<br />
Frühstückscerealien mit Vitaminen und<br />
Calciumcarbonat angereichert und mit<br />
Zusatz von elementarem Eisen und<br />
Natriumselenit<br />
Einfuhr und Inverkehrbringen<br />
(BVL 2010/01/008) 20.10.2010<br />
(BAnz. 166/3.11.2010, S. 3707)<br />
Ausnahmegenehmigungen<br />
(§ 68 Abs. 1 u. 2 Nr. 1 LFGB)<br />
Bek. d. BVL<br />
31.8.2010 – 101-222-8140-3/2447 –<br />
Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform<br />
mit Zusatz von Vitaminen, Mineralstoffen,<br />
Spurenelementen sowie den<br />
Aminosäuren L-Methionin und L-Serin<br />
TRUW Arzneimittel GmbH, 33330 Gütersloh;<br />
Herstellen und Inverkehrbringen; vorgeschriebene<br />
Warnhinweise u. a. zu Vitamin A<br />
und D; gültig bis 6.9.2013<br />
GMBl 60/2010, S. 1231<br />
5.10.2010 – 101-222-8140-3/2492 –<br />
Nahrungsergänzungsmittel mit Zusatz<br />
von Lycopin<br />
WÖRWAG PHARMA GmbH & Co.KG,<br />
71034 Böblingen; Herstellen und<br />
Inverkehrbringen; gültig bis 18.10.2013<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1264<br />
11.10.2010 – 101-214-2854-1/48 –<br />
Tafelwasser mit Zusatz von Sauerstoff<br />
Firma fi t durch natur, 22523 Hamburg;<br />
Herstellen und Inverkehrbringen<br />
gültig bis 13.10.2013<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1264<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Pfi fferlinge, Rückstände bis zu<br />
1,0 mg/kg DEET<br />
13.9.2010 – 101-222-8140-3/2480 –<br />
Herbert Widmann GmbH, 81371 München<br />
GMBl 60/2010, S. 1231<br />
13.9.2010 – 101-222-8140-3/2493 –<br />
Meier GmbH, 79258 Hartheim<br />
GMBl 60/2010, S. 1232<br />
23.9.2010 – 101-222-8140-3/2485 –<br />
Pilze Wohlrab e. K., 85307 Entrischenbrunn<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1260<br />
4.10.2010 – 101-222-8140-3/2481 –<br />
Beeren-, Wild-, Feinfrucht GmbH,<br />
08237 Steinberg<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1261<br />
5.10.2010 – 101-222-8140-3/2489 –<br />
KÜNDIG Nahrungsmittel GmbH & Co. KG<br />
Deutschland, 98617 Ritschenhausen,<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1264<br />
14.10.2010 – 101-222-8140-3/2484 –<br />
Fruchthof Chemnitz Dresden GmbH,<br />
09120 Chemnitz<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1266<br />
14.9.2010 – 101-222-8140-3/2486 –<br />
Margarinen mit erhöhtem Zusatz von<br />
Vitamin D<br />
Walter Rau Lebensmittelwerke GmbH,<br />
49176 Hilter, Herstellen und Inverkehrbringen,<br />
Aufl agen u. a.: Der erhöhte Vitamin D-<br />
Gehalt der Erzeugnisse ist zu kennzeichnen.<br />
gültig bis 19.09.2013.<br />
GMBl 61/2010, S. 1240<br />
4.10.2010 – 101-312-6412-5/317 –<br />
4.10.2010 – 101-312-6412-5/318 –<br />
Molkenmischerzeugnis, koffeinhaltig<br />
mit 300 mg/l Koffein und mit Zusatz von<br />
Taurin sowie Grundstoff hierzu<br />
Döhler GmbH, 64204 Darmstadt, Herstellen<br />
und Inverkehrbringen des Grundstoffes,<br />
Müller Sachsen GmbH, 01454 Leppersdorf,<br />
(Herstellen) und Sachsenmilch AG,<br />
01454 Leppersdorf (Inverkehrbringen);<br />
gültig bis 7.10.2013<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1261, 1262<br />
» <strong>Recht</strong><br />
683<br />
11.10.2010 – 101-312-6412-5/300 –<br />
Erfrischungsgetränk, koffeinhaltig mit<br />
320 mg/l Koffein, mit Zusatz von Taurin<br />
Glucuronolacton und Inosit sowie<br />
Grundstoff hierzu<br />
Vivaris Getränke GmbH & Co. KG, Standort<br />
49740 Haselünne und 16755 Löwenberger<br />
Land (Getränk), Döhler GmbH, 64204 Darmstadt<br />
(Grundstoff) – jew. Herstellen und<br />
Inverkehrbringen<br />
gültig bis 18.10.2013<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1265<br />
14.10.2010 – 101-312-6412-5/340 –<br />
Erfrischungsgetränk, koffeinhaltig mit<br />
320 mg/l Koffein und Taurin und<br />
Glucuronolacton<br />
Milchwerke „Mittelelbe“ GmbH,<br />
39576 Stendal, und der Krüger GmbH & Co.<br />
KG, 51469 Bergisch Gladbach,<br />
Herstellen und Inverkehrbringen<br />
gültig bis 18.10.2013<br />
GMBI 62/8.11.2010, S. 1266<br />
Aufl agen bei - 5/317, 5/318, -5/300<br />
u. -5/340 (jew. bei Grundstoff u.<br />
Erzeugnis): die bekannten Hinweise wegen<br />
des erhöhten Koffeingehaltes<br />
Berlin<br />
Zulassung von privaten Sachverständigen<br />
für die Untersuchung amtlich zurückgelassener<br />
Proben<br />
30.8.2010 (ABl. 40/1.10.2010, S. 1616)<br />
Inh. betr. Herrn Dr. Harms, Versuchs- und<br />
Lehranstalt für Brauerei in Berlin, Seestr. 13.<br />
13353 Berlin<br />
3.9.2010 (ABl. 40/1.10.2010, S. 1616)<br />
Inh. betr. Herrn Dr. Mevissen, Gesellschaft<br />
für Lebensmittelforschung mbH, Landgrafenstr.<br />
16, 10787 Berlin und Herrn Mechlinski,<br />
PiCA Prüfi nstitut Chemische Analytik<br />
GmbH, Rudower Chaussee 29, 12489 Berlin<br />
16.9.2010 (ABl. 41/8.10.2010, S. 1654)<br />
Inh. betr. Herrn Hentschel und Herrn Dr.<br />
Basikow, bilacon Gesellschaft für Laboranalytik,<br />
Lebensmittelhygiene und Prozess-
684 <strong>Recht</strong> «<br />
management mbH, Gustav-Adolf-Str. 143,<br />
13086 Berlin<br />
20.9.2010 (ABl. 43/22.10.2010, S. 1714)<br />
Inh. betr. Frau Jutta Kunert-Kirchhoff,<br />
Frau Norma Radtke und Frau Jeanette<br />
Schwab, Institut Kirchhoff Berlin GmbH,<br />
Albestr. 3–4, 12159 Berlin<br />
27.9.2010 (ABl. 43/22.10.2010, S. 1715)<br />
Inh. betr. Frau Dr. Eve Schneider, bilacon<br />
Gesellschaft für Laboranalytik, Lebensmittelhygiene<br />
und Prozessmanagement mbH,<br />
Gustav-Adolf-Str. 143, 13086 Berlin<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Landesgesetz zur Ausführung des Lebensmittel-<br />
und Bedarfsgegenständerechts<br />
sowie des Vorläufi gen Tabakgesetzes<br />
20.10.2010 (GVBl. 18/4.11.2010, S. 362)<br />
Sachsen<br />
Verordnung der Sächsischen Staatsregierung<br />
und des Sächsischen Staatsministeriums<br />
für Soziales und Verbraucherschutz<br />
zur Übertragung von Zuständigkeiten<br />
auf die oberen Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />
24.9.2010 (GVBl. 12/18.10.2010, S. 272)<br />
EG<br />
Verordnung (EU) Nr. 914/2010 der Kommission<br />
vom 12. Oktober 2010 zur Änderung<br />
des Anhangs der Verordnung (EU)<br />
Nr. 37/2010 über pharmakologisch wirksame<br />
Stoffe und ihre Einstufung hinsichtlich<br />
der Rückstandshöchstmengen<br />
in Lebensmitteln tierischen Ursprungs<br />
betreffend Natriumsalicylat<br />
(ABl. EU. L 269/5 vom 13.10.2010)<br />
Verordnung (EU) Nr. 915/2010 der Kommission<br />
vom 12. Oktober 2010 über ein mehrjähriges<br />
koordiniertes Kontrollprogramm<br />
der Union für 2011, 2012 und<br />
2013 zur Gewährleistung der Einhaltung<br />
der Höchstgehalte an Pestizidrückständen<br />
in oder auf Lebensmitteln<br />
pfl anzlichen und tierischen Ursprungs<br />
und zur Bewertung der Verbraucherexposition<br />
(ABl. EU. L 269/8 vom 13.10.2010)<br />
Richtlinie 2010/74/EU der Kommission vom<br />
9. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />
98/8/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates zwecks Aufnahme des<br />
Wirkstoffs Kohlendioxid in Anhang I<br />
unter der Produktart 18<br />
(ABl. EU. L 292/36 vom 10.11.2010)<br />
Inh. betr. Produkte, die Kohlendioxid<br />
enthalten und als Insektizide, Akarizide und<br />
zur Bekämpfung anderer Arthropoden verwendet<br />
werden.<br />
Richtlinie 2010/70/EU der Kommission vom<br />
28. Oktober 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />
91/414/EWG des Rates hinsichtlich des<br />
Ablaufs der Frist für die Aufnahme des<br />
Wirkstoffs Carbendazim in Anhang I<br />
(ABl. EU. L 283/27 vom 29.10.2010)<br />
Richtlinie 2010/71/EU der Kommission vom<br />
4. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />
98/8/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates zwecks Aufnahme des<br />
Wirkstoffs Metofl uthrin in Anhang I<br />
(ABl. EU. L 288/17 vom 5.11.2010)<br />
Richtlinie 2010/72/EU der Kommission vom<br />
4. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />
98/8/EG des Europäischen Parlaments<br />
und des Rates zwecks Aufnahme des<br />
Wirkstoffs Spinosad in Anhang I<br />
(ABl. EU. L 288/20 vom 5.11.2010)<br />
Richtlinie 2010/77/EU der Kommission vom<br />
10. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />
91/414/EWG hinsichtlich des Ablaufs<br />
der Fristen für die Aufnahme bestimmter<br />
Wirkstoffe in Anhang I<br />
(ABl. EU. L 293/48 vom 11.11.2010)<br />
Beschluss der Kommission vom 5. November<br />
2010 zur Ermächtigung der Mitgliedstaaten,<br />
die vorläufi ge Zulassung für den neuen<br />
Wirkstoff Spirotetramat zu verlängern<br />
(ABl. EU. L 290/49 vom 6.11.2010)<br />
Beschluss der Kommission vom 8. November<br />
2010 über die Nichtaufnahme bestimmter<br />
Wirkstoffe in Anhang I,<br />
IA oder IB der Richtlinie 98/8/EG des<br />
Europäischen Parlaments und des Rates<br />
über das Inverkehrbringen von Biozid-<br />
Produkten<br />
(ABl. EU. L 291/47 vom 9.11.2010)<br />
Richtlinie 2010/67/EU der Kommission vom<br />
20. Oktober 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />
2008/84/EG zur Festlegung spezifi<br />
scher Reinheitskriterien für andere<br />
Lebensmittelzusatzstoffe als Farbstoffe<br />
und Süßungsmittel<br />
(ABl. EU. L 277/17 – 26 vom 21.10.2010)<br />
Richtlinie 2010/69/EU der Kommission vom<br />
22. Oktober 2010 zur Änderung der<br />
Anhänge der Richtlinie 95/2/EG des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates über<br />
andere Lebensmittelzusatzstoffe als<br />
Farbstoffe und Süßungsmittel<br />
(ABl. EU. L 279/22 vom 23.10.2010)<br />
Verordnung (EU) Nr. 956/2010 der Kommission<br />
vom 22. Oktober<br />
2010 zur Änderung des Anhangs X der<br />
Verordnung (EG) Nr. 999/2001 des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates hinsichtlich<br />
der Liste der Schnelltests<br />
(ABl. EU. L 279/10 vom 23.10.2010)<br />
Inh. betr. Vorschriften zur Verhütung,<br />
Kontrolle und Tilgung transmissibler<br />
spongiformer Enzephalopathien (TSE) bei<br />
Tieren (TSE-, BSE-Überwachung)<br />
Verordnung (EU) Nr. 957/2010 der Kommission<br />
vom 22. Oktober 2010 über die Zulassung<br />
bzw. Nichtzulassung bestimmter gesundheitsbezogener<br />
Angaben über<br />
Lebensmittel betreffend die Verringerung<br />
eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung<br />
und die Gesundheit von Kindern<br />
(ABl. EU. L 279/13 vom 23.10.2010)<br />
Inh. betr. zugelassene gesundheitsbezogene<br />
Angaben zu Iod, Eisen, OPC Premium,<br />
Uroval (Cranberry-Extrakt und D-Mannose)<br />
und zu einer Kombination aus Bifi dobakterien.<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Für Sie gelesen!<br />
Mykotoxine in Umweltgewässern?<br />
Susanne Großmann-Kühnau<br />
Mykotoxine sind natürlich vorkommende<br />
sekundäre Metaboliten<br />
von Pilzen, mit denen pfl anzliche<br />
Lebensmittel und Futtermittel<br />
schon während ihres Wachstums<br />
und auch später bei der Lagerung<br />
kontaminiert werden können.<br />
Zwei dieser Stoffe, Zearalenon und<br />
Deoxynivalenol, sind auch in Oberfl<br />
ächengewässern nachgewiesen<br />
worden. Dies veranlasste Schweizer<br />
Wissenschaftler der staatlichen<br />
Agroscope-Reckenholz-Tänikon<br />
Forschungsanstalt und der ETH<br />
Zürich, eine Analysenmethode für<br />
die Bestimmung einer Vielzahl<br />
weiterer Mykotoxine in wässrigen<br />
Medien zu entwickeln und damit<br />
eine Studie über die Mykotoxingehalte<br />
diverser natürlicher Gewässer<br />
durchzuführen.<br />
Mykotoxine bilden eine außerordentlich<br />
heterogene Stoffgruppe.<br />
Gemeinsam ist ihnen, dass sie von Fadenpilzen<br />
gebildet werden und vermutlich<br />
zur Abwehr anderer Lebewesen<br />
von der Wirtspfl anze, ihrer<br />
Nahrungsquelle dienen. Es gibt über<br />
100 mykotoxinbildende Pilzarten.<br />
Vergiftungsfälle bei Truthähnen<br />
und Enten waren 1960 der Auslöser<br />
für die Entdeckung der Afl atoxine.<br />
Sie wurden im teilweise verschimmelten<br />
Erdnussfutter gefunden. Afl atoxine<br />
wirken stark karzinogen.<br />
Die Gehalte von Mykotoxinen in<br />
Lebensmitteln sind Gegenstand zahlreicher<br />
Veröffentlichungen. Es<br />
konnte gezeigt werden, dass die Verarbeitung<br />
schimmelpilzbefallener<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Rohstoffe die Toxine nicht zerstört.<br />
Wenig untersucht ist jedoch bisher<br />
die Verbreitung dieser Stoffe in der<br />
Umwelt. Ausgehend von ersten Berichten<br />
über die Kontamination des<br />
Ablaufs von belasteten Feldern entwickelten<br />
die Autoren eine Methode<br />
zur Bestimmung der Mykotoxine in<br />
Wässern. Mykotoxine werden von<br />
Menschen proportional zur aufgenommenen<br />
Menge wieder ausgeschieden.<br />
Da der Abbau der Toxine<br />
in Klärwerken bzw. Wiederaufbereitungsanlagen<br />
nicht vollständig geschieht,<br />
ist der Eintrag über menschliche<br />
Exkremente ein weiterer<br />
denkbarer Weg zur Verschmutzung<br />
der Gewässer.<br />
Probenahme<br />
Die Proben von Drainagewasser<br />
(Sickerwasser) wurden von den Versuchsfeldern<br />
des Institutes in Reckenholz<br />
gezogen. Das Oberfl ächenwasser<br />
erhielten die Wissenschaftler aus<br />
Monitoringprogrammen des Kantons<br />
Zürich und einer Langzeitstudie<br />
der Schweizer Regierung (Nationale<br />
Daueruntersuchung der schweizerischen<br />
Fliessgewässer (NADUF)).<br />
Eine Kläranlage bei Zürich lieferte<br />
das Abwasser (waste water treatment<br />
plant (WWTP) effl uent).<br />
Zunächst wurden die Wässer mit<br />
einem Glasfaserfi lter unter Vakuum<br />
fi ltriert, dann auf pH 6,6 bis 7,0 eingestellt<br />
und mit einem inneren Standard<br />
(isotope labeled internal standard<br />
(ILIS)) versetzt.<br />
Festphasenextraktion<br />
zur Aufkonzentration<br />
Wegen der sehr niedrigen Mykotoxinkonzentrationen<br />
in den Wässern<br />
» Internationale Literatur<br />
685<br />
musste aufkonzentriert werden.<br />
Hierzu diente eine Reversed-phase-<br />
Festphasensäule (solid phase extraction<br />
(SPE)).<br />
Etliche Versuche mit unterschiedlichen<br />
Kartuschen waren erforderlich,<br />
um eine zu fi nden, die möglichst<br />
viele Mykotoxine anreichert, basische,<br />
neutrale und saure, hydrophobe<br />
und hydrophile. Die ausgewählte<br />
Säule (Oasis HLB) ergab über<br />
alle Mykotoxine im Median eine Wiederfi<br />
ndung von 90 bis 95 %. Für alle<br />
Auswaschvorgänge wurde Milli-Q-<br />
Wasser verwendet, hier im Gemisch<br />
mit Methanol.<br />
HPLC-Trennung, MS/MS<br />
Analyse<br />
Die Trennung der Mykotoxine erfolgte<br />
auf einer RP-C -Säule, die für<br />
18<br />
alle sauber getrennte Peaks lieferte,<br />
ungeachtet der Vielfalt der Substanzklassen.<br />
Die Mykotoxine wurden mit<br />
der Elektronensprayionisation (ESI)<br />
ionisiert, wobei sowohl ein positiver<br />
als auch ein negativer Durchgang nötig<br />
war, um alle Analyten zu erfassen.<br />
Negativ ionisiert werden Alternaria-<br />
N<br />
O<br />
Beauvericin<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O O<br />
O<br />
N<br />
N<br />
O
686 Internationale Literatur «<br />
Tab. 1 Mykotoxingehalte (MG) von Wässern<br />
Mykotoxin Sickerwässer (Ablauf von<br />
Feldern)<br />
und Penicillium-Toxine, Lactone<br />
(resorcyclic acid lactons (RALs)) und<br />
Trichothecene vom Typ B, positiv<br />
ionisiert u. a. Afl atoxine, Ergotalka-<br />
loide, Fumonisine, Trichothecene<br />
vom Typ A.<br />
MG-Median<br />
[ng/l]<br />
Erwähnt werden muss der Einfl uss<br />
der Matrixbestandteile auf die Ioni-<br />
sierung und Detektion. Es kommt<br />
häufi g zu einer Unterdrückung der<br />
Ionisierung (ion suppression) und zu<br />
einer Verfälschung der Analyten-<br />
signale (signal suppression). Beidem<br />
begegnet man durch Zugabe von inneren<br />
Standards und Matrixblindproben.<br />
Die Ionenunterdrückung war<br />
am schwerwiegendsten bei den Proben<br />
aus der Kläranlage, weil diese die<br />
höchste Last an organischen Stoffen<br />
tragen, und bei den negativ ionisierten<br />
Mykotoxinen.<br />
Die Wiederfi ndungsraten weisen<br />
eine große Spannbreite auf. Das ist<br />
bei einer so großen Anzahl an chemisch<br />
unterschiedlichen Substanzen<br />
zu erwarten gewesen und auch in an-<br />
Kontaminierte<br />
Proben [%]<br />
von 129<br />
deren Veröffentlichungen, z. B. über<br />
Bestimmungen einer breiten Auswahl<br />
an Arzneistoffen in Flusswasser,<br />
berichtet worden.<br />
Die Nachweisgrenzen lagen bei<br />
den Umweltproben zwischen 1 und<br />
10 ng/l Mykotoxin, bei den reinen<br />
Standardlösungen niedriger, nämlich<br />
im Bereich von 0,7 bis 4 ng/l.<br />
Ergebnisse<br />
MG-Median<br />
[ng/l]<br />
Die Untersuchungen der Wässer haben<br />
2009 begonnen und dauern<br />
noch an. Einige Ergebnisse sind in<br />
Tabelle 1 aufgeführt.<br />
Auf einem Versuchsfeld des Forschungsinstitutes<br />
in Reckenholz<br />
wurde Winterweizen jeweils im Juni<br />
2009 und 2010 mit diversen Fusarium-Arten<br />
infi ziert und das Sickerwasser<br />
dieser Felder analysiert. Da<br />
die Probenahme früh in der Vegetationsperiode<br />
geschah, sind die gefundenen<br />
Mykotoxinkonzentrationen<br />
niedriger als in früheren Untersuchungen.<br />
Deoxynivalenol, Nivalenol<br />
und Beauvericin sind in Konzentrationen<br />
von 5 bis 10 ng/l im Median<br />
messbar.<br />
Die Flusswässer stammen aus Monitoringprogrammen<br />
der öffentlichen<br />
Überwachung. Deoxynivalenol<br />
wurde in einer Konzentration von<br />
5,5 ng/l im Median bestimmt, was mit<br />
früheren Daten übereinstimmt. Nivalenol<br />
und Beauvericin lagen in derselben<br />
Größenordnung.<br />
Flusswässer Wässer aus Kläranlage<br />
Kontaminierte<br />
Proben [%]<br />
von 223<br />
In den menschlichen Abwässern,<br />
die einer Kläranlage entnommen<br />
wurden, konnte Deoxynivalenol mit<br />
Gehalten bis zu 39 ng/l bestimmt<br />
werden, die anderen Mykotoxine<br />
waren lediglich nachweisbar. In<br />
früheren Studien hatten die Autoren<br />
die nur geringe Dekontaminationsrate<br />
(33–57 %) für diese Substanzen<br />
durch die Abwasseraufbereitung gezeigt.<br />
Fazit<br />
MG-Median<br />
[ng/l]<br />
Kontaminierte<br />
Proben [%]<br />
von 4<br />
Beauvericin 6,7 30 4,3 35 d 100<br />
Deoxynivalenol 8,3 17 5,5 17 26,1 100<br />
Nivalenol 6,1 20 5,9 48 nd 0<br />
3-Acetyl-Deoxynivalenol d 8 d 42 d 100<br />
Zearalenon d 2 d 3 nd 0<br />
d: detected; nd: not detected<br />
Originalbeitrag<br />
Schenzel J et al.<br />
Multi-residue screening method<br />
to quantify mycotoxins in aqueous<br />
environmental samples<br />
J Agric Food Chem 2010, 58 (21),<br />
11207–11217<br />
Belastete Agrarfl ächen und menschliche<br />
Abwässer sind gleichermaßen<br />
Kontaminationsquellen für das Oberfl<br />
ächenwasser bzw. Flusswasser. Auf<br />
diesem Wege gelangt Deoxynivalenol<br />
in ng-Mengen/l hinein. Das Vorkommen<br />
von Beauvericin und Nivalenol<br />
in Sickerwasser von belasteten<br />
Feldern und in Flusswasser wird hier<br />
erstmalig berichtet. Die Löslichkeiten<br />
dieser Substanzen legen die Vermutung<br />
nahe, dass beide von den Feldern<br />
in die Flüsse geschwemmt<br />
wurden. Zearalenon und 3-Acetyl-<br />
Deoxynivalenol wurden in allen drei<br />
Umweltproben detektiert, jedoch<br />
nicht in messbaren Mengen. Die<br />
Mykotoxine, ihre Entstehung und<br />
ihre Ausbreitung in der Umwelt bedürfen<br />
weiterer Forschung. In jedem<br />
Fall könnten Stoffe dieser Brisanz in<br />
Mengen von ng bis mg /l erhebliche<br />
ökotoxikologische Risiken bergen,<br />
die es abzuschätzen gilt.<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Behr’s PraxisForum Lebensmittel-<br />
Kennzeichnung<br />
In Köln fand am 4. und 5. Oktober zum achten Mal das Praxisforum Lebensmittel-Kennzeichnung<br />
statt. Das sehr gut besuchte und von Frau Mrohs<br />
souverän moderierte zweitägige Intensivseminar informierte die interessierten<br />
Fachkreise zu aktuellen Fragestellungen im Bereich der allgemeinen<br />
Lebensmittelkennzeichnung sowie rund um die Nährwert-, Allergen- und Spurenkennzeichnung,<br />
die Themen Gentechnik und Novel Food sowie die Lebensmittelinformationsverordnung<br />
und die Health Claims-Verordnung.<br />
Fachleuten aus Wirtschaft, Handel<br />
und Überwachung bot sich auf diesem<br />
Forum wieder einmal hinreichend Ge-<br />
legenheit, bereits bestehendes Wissen<br />
zum Kennzeichnungsrecht weiter zu<br />
vertiefen und in einen Dialog mit den<br />
Kollegen anderer Branchen zu treten.<br />
Dazu trugen nicht zuletzt maßgeblich<br />
die mittlerweile fest integrierten<br />
Workshops zum Produktrecht (Fleisch<br />
und Fleischerzeugnisse, Milch und<br />
Milcherzeugnisse, Fertiggerichte, Suppen,<br />
Feinkost, Süßwaren, Diätprodukte,<br />
Getränke, Backwaren) bei. Hier<br />
können gezielt Kennzeichnungsprobleme<br />
der eigenen Produktgruppe angesprochen<br />
und diskutiert werden.<br />
Auch das traditionelle gesellige<br />
Beisammensein am Ende des ersten<br />
Seminartages, dem Behr´s Get-Together,<br />
bietet reichlich Möglichkeit für<br />
Kontakt und Kommunikation und<br />
schafft zugleich Raum für einen regen<br />
Erfahrungsaustausch unter Kollegen.<br />
Schwerpunkt: Herkunftskennzeichnung<br />
An beiden Tagen wurde praxisgerecht<br />
aufbereitetes Fachwissen von<br />
Top-Referenten komprimiert und<br />
höchst aktuell vermittelt, wobei der<br />
Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung<br />
am zweiten Tag auf der Herkunftskennzeichnung<br />
lag. So gab<br />
Herr Dr. Rieke einen interessanten<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Überblick zum Stand der Diskussion<br />
zur Kennzeichnung des sogenannten<br />
„place of farming“ (sinngemäß:<br />
Herkunft der Zutaten, Erzeugungsort)<br />
und des „country of manufacture“<br />
(Herkunft des Lebensmittels,<br />
Verarbeitungsort). Die Politik verfolge<br />
eine regionale Herkunftskennzeichnung,<br />
die zwischen Ursprungsund<br />
Verarbeitungsort unterscheide.<br />
In punkto Herkunftskennzeichnung<br />
bestehe ein Spannungsverhältnis<br />
zwischen den Verbraucherverbänden,<br />
den Verarbeitern und dem<br />
Handel. Die Verbraucherverbände<br />
forderten eine Ausweitung der Herkunftskennzeichnung,<br />
die die Wirtschaft<br />
vor Probleme bei der eindeutigen<br />
Kennzeichnung verarbeiteter<br />
Erzeugnisse und einen zusätzlichen<br />
Verwaltungsaufwand stelle. In der<br />
anschließenden Diskussion mit der<br />
Lebensmittelüberwachung (Zellner)<br />
ging es u. a. um die Frage, ob eine<br />
verpfl ichtende Herkunftskennzeichnung<br />
mit der Idee eines gemeinschaftlichen<br />
Marktes zu vereinbaren<br />
sei, oder ob sie nicht vielmehr wieder<br />
zu einer Abkehr hin zu nationalen<br />
Märkten und Protektionismus führe.<br />
Ebenso für reichlich Diskussionsstoff<br />
sorgte auch die Sicht der Lebensmittelüberwachung<br />
zum Thema<br />
Lebensmittelimitate. Frau Dr. Neuß,<br />
Referatsleiterin im Hessischen Verbraucherschutzministerium,<br />
stellte<br />
» Veranstaltungen<br />
687<br />
die Schwerpunktaktion der Hessischen<br />
Landesregierung aus dem<br />
Jahre 2009 vor und präsentierte das<br />
dortige Konzept des „Tätigwerdens“<br />
im Umgang mit der Problematik<br />
„Mogel-Schinken“ & Co. Die hohen<br />
Beanstandungsquoten der Lebensmittelüberwachungsbehördenhätten<br />
letztlich zu dem Entschluss geführt,<br />
Wiederholungstäter, die<br />
überwiegend in der Gastronomie<br />
Imitate nicht richtig kennzeichneten,<br />
im Internet zu veröffentlichen. Die<br />
Initiative zeige bereits Wirkung.<br />
Carbon Footprint-Label<br />
Frau Thomae und Herr Feller nahmen<br />
sich eines weiteren höchst aktuellen<br />
Themas an und stellten die Vor- und<br />
Nachteile eines CO -Labellings für Le-<br />
2<br />
bensmittel vor. Das Auditorium erhielt<br />
sehr anschaulich Einblick in die<br />
verschiedensten Facetten der Problematik,<br />
so beispielsweise rund um die<br />
Fragen, was sich überhaupt hinter<br />
dem Carbon Footprint verbirgt, wer<br />
dieses Label bereits nutzt und welche<br />
Aussagekraft es hat und was insbesondere<br />
bei der Erhebung spezifi<br />
scher Daten zu beachten ist.<br />
Insgesamt hat dieses Kennzeichnungsforum<br />
eine Botschaft deutlich<br />
werden lassen: Es entspricht offenbar<br />
dem heutigen – durch wen oder was<br />
auch immer initiierten – Zeitgeist,<br />
dass Verbraucher mehr und mehr fragen,<br />
ob eine legale, also durch<br />
<strong>Recht</strong>svorschriften gedeckte Kennzeichnung<br />
noch legitim, also angebracht<br />
und wünschenswert ist. Die<br />
Lebensmittelwirtschaft muss sich<br />
dem Gebot der Stunde stellen und<br />
darauf künftig in irgendeiner Form<br />
reagieren. Die Entwicklungen zu<br />
ignorieren wäre der falsche Weg.<br />
Einmal mehr eine rundherum<br />
gelungene Veranstaltung, deren<br />
Besuch auch im kommenden Jahr<br />
(9. und 10. November 2011) fest eingeplant<br />
werden sollte.<br />
Sabine Görgen, Kempen
688 Analytik & Co.– Aktuell «<br />
Meldungen<br />
Bilanz für 2009<br />
Das Krisenjahr 2009 hinterlässt<br />
deutliche Spuren in der Forschungs-<br />
und Entwicklungsbilanz<br />
der deutschen Unternehmen:<br />
Erstmals seit 1997 reduzierten<br />
diese ihre Budgets für Innovationsprojekte<br />
um 3,1 %. Da allerdings<br />
gleichzeitig die Umsätze<br />
der untersuchten Konzerne um<br />
drastische 9,5 % zurückgingen,<br />
ist die Innovationsintensität<br />
leicht gestiegen. Deutsche Konzerne<br />
verteidigen auch 2009 vor<br />
Frankreich und der Schweiz den<br />
Titel als Innovations-Europameister.<br />
So stehen deutsche Unternehmen<br />
mit 27,7 Mrd. € (Vorjahr<br />
28,6 Mrd. €) immer noch für<br />
7,6 % (Vorjahr 7,9 %) der weltweiten<br />
F&E-Investitionen.<br />
www.booz.com<br />
Bundesverband<br />
gegründet<br />
Zurzeit ergänzen und unterstützen<br />
über 270 Schülerlabore in<br />
Deutschland durch ihre neue<br />
Lehr- und Lernkultur vorzugsweise<br />
den naturwissenschaftlichtechnischen<br />
Schulunterricht und<br />
dienen der Wissenschaftskommunikation<br />
an die junge Generation.<br />
Am 21. Oktober fand die<br />
Gründungsversammlung des<br />
Vereins „LernortLabor – Bundesverband<br />
der Schülerlabore“<br />
in Anwesenheit von mehr als<br />
30 Vertreter dieser Einrichtungen<br />
in Hamburg statt. Zum<br />
Gründungsvorsitzenden wurde<br />
Prof. Rolf Hempelmann gewählt,<br />
er ist Lehrstuhlinhaber für Physikalische<br />
Chemie an der Universität<br />
des Saarlandes.<br />
www.lernort-labor.de<br />
Den Legionellen auf der Spur<br />
Legionellen fühlen sich im feucht-<br />
warmen Klima von Warmwasserhei-<br />
zungen oder Duschen pudelwohl. Sie<br />
sind nur schwer zu isolieren und las-<br />
sen sich zudem nicht einfach kultivie-<br />
ren. Daher ist ein Nachweis der un-<br />
terschiedlichen Erregertypen, allein<br />
bei Legionella pneumophila gibt es<br />
14 Serotypen, sehr aufwendig. Im<br />
Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelte<br />
Leila Kahlisch innerhalb des<br />
von der EU geförderten Projektes<br />
„Healthy-Water“ am Braunschweiger<br />
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung<br />
(HZI) ein sehr genaues<br />
und zudem schnelles Diagnoseverfahren<br />
auf molekularer Ebene. Die<br />
Methode ist nicht nur dafür geeignet,<br />
Legionellen im Trinkwasser aufzuspüren,<br />
sondern auch um festzustellen,<br />
ob sie zu einem gefährlichen<br />
Stamm gehören. Der Nachweis der<br />
Erreger erfolgt über charakteristische<br />
Abschnitte ihrer DNA.<br />
Nun ist es gelungen, die erprobten<br />
Verfahren zur Gewinnung und Vervielfältigung<br />
von Legionellen-DNA<br />
weiterzuentwickeln und so zu modi-<br />
fi zieren, dass ein Nachweis einzelner<br />
Bakterienstämme direkt aus Wasserproben<br />
möglich ist.<br />
In der Vergangenheit gestaltete<br />
sich die Konzentrierung und Aufreinigung<br />
von DNA aus Trinkwasser<br />
problematisch. Des Weiteren konnte<br />
der notwendige genetische Aufl ösungsgrad<br />
bisher nicht erreicht werden.<br />
Jetzt können kurze, sich wiederholende<br />
DNA-Abschnitte (tandem<br />
repeats) im Erbgut der Legionellen<br />
nachgewiesen werden. Durch eine<br />
farbige Markierung dieser Tandemabschnitte<br />
werden vergleichbare<br />
Muster für die verschiedenen Bakterienstämme<br />
erhalten. Damit kann<br />
nicht nur überprüft werden, welchen<br />
Keim die Wasserprobe enthält, sondern<br />
auch, wie krankmachend der<br />
Stamm für den Menschen ist. Die<br />
Nachweismethode kann alsbald einen<br />
wichtigen Beitrag für das Risikomanagement<br />
von Trinkwassersystemen<br />
leisten, um u. a. tote Winkel und<br />
Biofi lmaufwüchse zu erkennen und<br />
besser zu kontrollieren.<br />
Quelle: www.helmholtz-hzi.de<br />
Mikroverkapselte Milchproteine<br />
Im Rahmen eines IGF-Projektes, das<br />
von einem Forschungsteam der TU<br />
München über den Forschungskreis<br />
der Ernährungsindustrie (FEI) durchgeführt<br />
wurde, wurden probiotische<br />
Keime mittels enzymatisch indu-<br />
Legionellen – gramnegative<br />
nicht sporenbildende<br />
stäbchenförmige Bakterien<br />
zierter Gelbildung von Milchproteinen<br />
mikroverkapselt. Dabei erwies<br />
sich diese Form der Mikroverkapselung<br />
als eine konkurrenzfähige Alternative<br />
zu den bisher eingesetzten<br />
Verkapselungsmethoden. Die probi-<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
otischen Keime werden so länger<br />
haltbar gemacht und sind auf dem<br />
Weg vor dem sauren Milieu des Magens<br />
geschützt.<br />
Nach ersten erfolgreichen In-vitro-<br />
Untersuchungen gilt es nun, diese<br />
Ergebnisse auch in vivo wissenschaftlich<br />
zu belegen, was für die Entwicklung<br />
von funktionellen Lebensmitteln<br />
essenziell ist. An der TU<br />
München wird in einem interdisziplinären<br />
Team seit Kurzem die Funktionalität<br />
mikroverkapselter Probiotika<br />
unter In-vivo-Bedingungen<br />
untersucht. Dabei wird vor allem die<br />
Freisetzung der probiotischen Keime<br />
aus den Kapseln und deren Effekte<br />
zur Reduktion chronischer Entzün-<br />
Metabolite detektieren<br />
Die Technologietransfer-Organisa-<br />
tion der Max-Planck-Gesellschaft, die<br />
Max-Planck-Innovation GmbH, ver-<br />
gab eine Lizenz für die Analyse-Soft-<br />
ware TagFinder an die Potsdamer<br />
Metabolomic Discoveries GmbH. Mit<br />
der neuen Technologie können chemische<br />
Stoffe innerhalb einer biologischen<br />
Probe gemessen und interpretiert<br />
werden.<br />
Die Qualität von Obs t und Gemüse<br />
hängt neben den Genen von den in-<br />
ternen Stoffwechselvorgängen ab.<br />
So sind Metabolite u. a. für deren Ge-<br />
schmack und Nährwert verantwort-<br />
lich. Die Software TagFinder, deren<br />
Entwicklung am Max-Planck-Institut<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
dungen im Magen-Darm-Trakt im Fokus<br />
stehen.<br />
Die für 2012 avisierten Ergebnisse<br />
können dann v. a. kleinen und mittleren<br />
Unternehmen dienen, da diese<br />
nicht über die fi nanziellen Ressourcen<br />
und Forschungskapazitäten in diesem<br />
Umfang verfügen. Die Ergebnisse<br />
sollen die Voraussetzungen für die<br />
Entwicklung neuer gesundheitsfördernder<br />
Lebensmittel schaffen, wovon<br />
vor allem die Hersteller von Milchprodukten<br />
und Säuglingsnahrung sowie<br />
von fermentierten Lebensmitteln, die<br />
mit probiotischen Kulturen angereichert<br />
werden, profi tieren.<br />
www.fei-bonn.de/projekte/projektdatenbank.html/fv_16537/<br />
Prinzip der Mikroverkapselung<br />
für molekulare Pfl anzenphysiologie<br />
in Golm erfolgte, ist Bestandteil eines<br />
neuen Verfahrens zur Metaboliten-<br />
analyse. Mit ihr gelingt es, einen de-<br />
taillierten Blick in die stoffl iche Zu-<br />
sammensetzung, z. B. von Früchten,<br />
zu werfen. Innovativ im Vergleich zu<br />
herkömmlichen Methoden ist dabei,<br />
dass mehrere hundert Stoffwechselprodukte<br />
identifi ziert werden können.<br />
Ermöglicht wird dies durch ein<br />
mehrstufi ges Verfahren, an deren<br />
Ende ein hochaufl ösendes Massenspektrometer<br />
steht.<br />
Mit der lizenzierten Software<br />
kann eine bioinformatische Auswertung<br />
erfolgen und die komplexen<br />
» Analytik & Co.– Aktuell<br />
Meldungen<br />
689<br />
Angenehmes<br />
Quetschen<br />
Das neue Programm an Quetschventilen<br />
der nächsten Generation<br />
von Bio-Chem Fluidics wartet<br />
mit einem neu gestalteten<br />
Gehäuse mit glatten Konturen<br />
auf, die ein leichteres Hineinschieben<br />
und Herausziehen von<br />
Schläuchen ohne Schlingen ermöglichen.<br />
Die neuen Quetschventilbaureihen<br />
075 und 100 sind<br />
als in Ruhestellung geöffnete<br />
Durchgangsventile, in Ruhestellung<br />
geschlossene Durchgangsventile,<br />
als Dreiwegeventile und<br />
als Dualschlauchkonfi guration<br />
erhältlich.<br />
www.biochemfl uidics.com<br />
Neuer Name<br />
Das GKSS-Forschungszentrum<br />
Geesthacht heißt seit dem 1. November<br />
2010 Helmholtz-Zentrum<br />
Geesthacht Zentrum für<br />
Material- und Küstenforschung<br />
GmbH. Mit der Namensänderung<br />
änderte die Forschungseinrichtung<br />
auch ihr Design für den Internetauftritt.<br />
www.gkss.de<br />
Datenmengen werden in konkrete<br />
Ergebnisse umgewandelt. Die so erhaltenen<br />
Erkenntnisse können u. a.<br />
als Grundlage für die gezielte Verbesserung<br />
von Lebensmitteln eingesetzt<br />
werden, z. B. kann die Saatgutindustrie<br />
schneller diejenigen<br />
Metabolite identifi zieren, die für<br />
eine Pfl anze essenziell für ihre Widerstandsfähigkeit<br />
sind, deren Gehalte<br />
dann gezielt erhöht werden<br />
können.<br />
www.max-planck-innovation.de
690 Sonderthema: LIMS «<br />
Für einen lückenlosen Datenfl uss<br />
LIMS-Anwendungen im Porträt<br />
Viel Zeit ist einzuplanen, wenn es im Labor um das Erstellen von Probentabellen<br />
und das Anlegen von Aufträgen in zahlreichen Analysengeräten<br />
geht. Diese kostenintensive Tätigkeit ist zudem eine Quelle für<br />
Fehler. Gerade bei einer steigenden Probenzahl stellt es eine Herausforderung<br />
dar, den Überblick über parallele Abläufe zu behalten. Um weiterhin<br />
komplett durchzublicken, haben sich Labor-Informationsmanagement-Systeme<br />
(LIMS) etabliert.<br />
Die individuellen Aufgaben eines Labors<br />
lassen es zunächst wenig sinnvoll<br />
erscheinen, IT-Systeme zu installieren,<br />
die dabei helfen, die Flut an<br />
Daten zu managen, um einen guten<br />
Workfl ow zu erreichen. Dies ist aber<br />
möglich, wenn beachtet wird, dass<br />
die Leistungsfähigkeit eines IT-Systems<br />
essenziell von der Fähigkeit abhängt,<br />
die verfügbaren Programmfunktionen<br />
an die jeweiligen<br />
Bedürfnisse des Labors anzupassen.<br />
Die wichtigsten Gründe für die Einführung<br />
eines solchen Systems sind<br />
offensichtlich:<br />
– Erfüllung der Dokumentationspfl<br />
ichten,<br />
– frühzeitiges Erkennen von Qualitätsproblemen<br />
mit der Möglichkeit<br />
des Gegensteuerns und<br />
– hohe Informationsverfügbarkeit<br />
der Labordaten.<br />
Hieraus wird ersichtlich, dass die Entscheidung<br />
für den Einsatz eines LIMS<br />
selten allein auf dem Rationalisierungsaspekt<br />
basiert.<br />
Um effektiv mit einem LIMS zu arbeiten,<br />
sind folgende technische<br />
Grundvoraussetzungen zu berücksichtigen:<br />
– ein Datenbankserver, der die LIMS-<br />
Datenbank hält und auf dem häufi<br />
g auch die LIMS-Anwendungssoftware<br />
betrieben wird<br />
– ein Arbeitsplatzrechner, d. h. PC-<br />
Systeme, die über ein lokales Netz-<br />
werk mit dem Serversystem verbunden<br />
sind<br />
– eine Netzwerkinfrastruktur, d. h.<br />
lokale und manchmal auch Weitverkehrsnetzwerke<br />
(LAN, WAN)<br />
überwiegend auf Basis von Ethernet.<br />
Neben diesen Grundkomponenten<br />
gibt es häufi g weitergehende Aspekte<br />
einer LIMS-Realisierung. Diese<br />
reichen von der Vernetzung mit<br />
übergeordneten Planungssystemen<br />
bis hin zur Einbindung von Kunden<br />
oder Lieferanten über das Internet.<br />
Die Integration der Peripherie, z. B.<br />
die Analysengeräteanbindung zur<br />
online-Datenerfassung oder der Austausch<br />
von Daten mit Prozessleitsystemen,<br />
Produktionsplanungs- und<br />
Lagerverwaltungssystemen, bis hin<br />
zu betriebswirtschaftlich orientierten<br />
Anwendungen erweitert das Einsatzspektrum<br />
des LIMS signifi kant.<br />
Produkte der Anbieter<br />
Der Workfl ow Manager von Manz ist<br />
eine Laborsteuerungs-Software, die<br />
diese Aufgaben übernimmt. Der Anwender<br />
konfi guriert fl exibel seine<br />
Abläufe und verknüpft sie mit seinen<br />
Probendaten. Der Workfl ow Manager<br />
steuert die daraus generierten<br />
Jobs über alle angeschlossenen Geräte:<br />
Proben werden anhand ihrer<br />
Barcodes von jedem angeschlossenen<br />
Gerät identifi ziert und automatisch<br />
mit der richtigen Methode bearbeitet.<br />
Die Ergebnisdaten werden in der<br />
Workfl ow-Manager-Datenbank gespeichert<br />
und können einfach ausgegeben<br />
werden: als schriftlicher Report<br />
oder als Exportdatensatz an das<br />
jeweilige elektronische Laborjournal,<br />
LIMS oder ERP. Die Abläufe können<br />
jederzeit vom Anwender geändert,<br />
Prozessverzweigungen eingeführt,<br />
Geräte an- und abgemeldet, neue<br />
Probentypen angelegt und viele weitere<br />
Funktionen genutzt werden.<br />
Damit verbunden ist eine Entlastung<br />
des manuellen Daten-Handling<br />
bei gleichzeitiger lückenloser Protokollierung<br />
von Proben- und Prozessdaten<br />
und Unabhängigkeit von bestehenden<br />
Methoden und Workfl ows<br />
sowie ein höherer Probendurchsatz<br />
durch optimierte Ressourcenauslastung.<br />
Typische Einsatzgebiete sind<br />
die Probenvorbereitung und Analytik,<br />
die chromatografi sche Aufreinigung<br />
und die Compound-Logistik.<br />
Software für unterschiedlichste<br />
Anwendungen<br />
Die iCD. ist ein LIMS-Pionier und Hersteller<br />
von Software für Laboratorien<br />
unterschiedlichster Bereiche; so der<br />
Prozessindustrie aber auch für Behörden<br />
und Auftragslabore. Folgende<br />
Produkte sind im Portfolio: Entwicklungsschwerpunkte<br />
sind das LIMS<br />
LABS/Q, die auf LABS/Q basierende<br />
Erweiterung zur Optimierung chemischer<br />
Synthesen und galenischen<br />
Entwicklungen LABS/R sowie die SAP-<br />
Middleware LABS/QM zur Anbindung<br />
von SAP PLM/QM an die Laborgeräteebene.<br />
Das LIMS LABS/Q bildet<br />
das Rückgrat eines mit elektronischen<br />
Analysegeräten ausgestatteten<br />
Labors und ermöglicht die Erfüllung<br />
aktueller Anforderungen an<br />
akkreditierte und qualitätsgesicherte<br />
Labore. Mit dem LABS/Q wird ein fl exibles<br />
LIMS mit integriertem Dokumentenmanagementsystemangeboten.<br />
Die direkte Anbindung von<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Geräten und Analysensystemen verringert<br />
den Aufwand beim Erfassen<br />
und Übertragen der Daten. Geeignete<br />
Schnittstellen zu allen bekannten<br />
Geräten und Datensystemen<br />
sowie die Anbindung beliebiger<br />
über- und untergeordneter Systeme<br />
(z. B. ERP, MES, PLS) können realisiert<br />
werden.<br />
Für eine effi ziente Produktentwicklung<br />
wurde ein Rezept-Informations-<br />
und Managementsystem<br />
(LABS/R) auf Basis von LABS/Q zur Optimierung<br />
von chemischen Synthesen<br />
sowie Rezepturen entwickelt. Die<br />
Middleware LABS/QM ermöglicht es,<br />
unter Einhaltung eines GxP/FDA-konformen<br />
Workfl ows, beliebige Messgeräte<br />
und -systeme direkt an SAP<br />
PLM/QM anzubinden. Weil eine manuelle<br />
Dateneingabe weitestgehend<br />
überfl üssig wird, werden Fehlermöglichkeiten<br />
reduziert und gleichzeitig<br />
der Automatisierungsgrad im Labor<br />
erhöht.<br />
Speziell für kleinere Auftragslabore<br />
wird außerdem das LIMS Sample<br />
Master des US-Partners Accelerated<br />
Technology Laboratories Inc.<br />
angeboten. Es ist zu 100 % Windowskompatibel,<br />
verwendet Oracle oder<br />
MS SQL-Server als nachgeschaltetes<br />
Datenbanksystem, ist modular aufgebaut<br />
und bietet dem Anwender<br />
ein hohes Maß an Flexibilität innerhalb<br />
aller Komponenten.<br />
Für unterschiedliche<br />
Labortypen<br />
Durch Erfahrungen hat QSI umfassende<br />
LIMS-Funktionalität für eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Labortypen<br />
entwickelt. WinLIMS.NET ist ein hochentwickeltes<br />
Laborsystem, das Geschäftsprozesse<br />
und Probenlebenszyklen<br />
optimal abbildet. Es kombiniert<br />
manuelle Bedienung mit automatisierter<br />
Datenintegration für Prüfmittel,<br />
ERP, Prozesskontrolle, Kundenbeziehungs-<br />
und Projektmanagement-Systeme,<br />
um einen nahtlosen<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Prüf- und Messmittelverwaltung<br />
Schnittstellen<br />
Immer verfolgen, was aus den Labordaten wird<br />
und effektiven Informationsfl uss im<br />
Unternehmen zu gewährleisten. Das<br />
System kann als Smart-Client-System<br />
oder alternativ als Web-Client eingesetzt<br />
werden.<br />
Die Software bietet u. a. die Möglichkeit,<br />
dass die Auftraggeber über<br />
das Internet Laboraufträge auslösen,<br />
Probendaten und Methoden eingeben.<br />
Die Auftraggeber können z. B.<br />
jederzeit über den Web-Client den<br />
Bearbeitungstand abrufen und am<br />
Ende der Untersuchungen die Analysenzertifi<br />
kate bekommen. Mit dem<br />
WinLIMS Visual Designer lassen sich<br />
innerhalb von Minuten komplette<br />
Datenbankanwendungen neu erstellen<br />
bzw. bestehende Masken interaktiv<br />
an die Bedürfnisse der Anwender<br />
anpassen.<br />
Mit dem DynamicCode Editor lassen<br />
sich VB.Net Code, Sql-Befehle,<br />
Programme etc. mit Ereignissen von<br />
Objekten verknüpfen, die dann beim<br />
Eintreffen dieses Ereignisses automatisch<br />
ausgeführt werden. Gepaart<br />
werden diese herausragenden Produkteigenschaften<br />
durch entsprechendes<br />
Projektmanagement: QSI<br />
bietet seinen Kunden ein bewährtes<br />
» Sonderthema: LIMS<br />
SAP MES PLS<br />
Stabilitätsstudien<br />
VALIDAT<br />
LABS/Q LIMS<br />
OOS & OOT<br />
OpenLab<br />
CDS<br />
Labor- und Analysengeräte<br />
Umweltschutz<br />
OpenLab<br />
ECM<br />
691<br />
Paket zum Projektmanagement nach<br />
dem V-Modell an.<br />
F&S-Modul<br />
OpenLab<br />
ELN<br />
Produktionsleitung und<br />
Qualitätssicherung<br />
In Ergänzung zur den Standard-Automatisierungssystemen,<br />
welche die<br />
Control- und Leitebene abdecken,<br />
sind bei der Realisierung eines hohen<br />
Automationsgrades zusätzlich übergeordnete<br />
Systeme für die Produktionsleitung<br />
und die Qualitätssicherung<br />
der Produkte notwendig. Dies<br />
sind sehr oft genau auf den Anwendungsfall<br />
zugeschnittene Spezialapplikationen.<br />
CTE hat umfassende<br />
Erfahrung in der Realisierung von<br />
Projekten mit Systemen aus den Bereichen<br />
MES, LIMS, und PIMS. Ob<br />
MES, LIMS oder PIMS, in jedem Projekt<br />
muss erst ein detailliertes<br />
Pfl ichtenheft aufgenommen werden,<br />
anhand dessen die Auswahl des richtigen<br />
Produktes getroffen werden<br />
kann. Alle diese Systeme sind meist<br />
in ein heterogenes Umfeld eingebunden.<br />
Dies stellt hohe Anforderungen<br />
an das Datenbankmanagement und<br />
an die vielen Schnittstellen zu den<br />
umliegenden Systemen. CTE hat
692 Sonderthema: LIMS «<br />
LIMS hilft im Labor den Überblick zu behalten.<br />
seine Crew entsprechend aufgebaut,<br />
sodass alle Bereiche von speziellen<br />
Applikation über die Datenbanken<br />
bis hin zu den Schnittstellen abge-<br />
deckt werden.<br />
LabVantage, Anbieter für Labor-<br />
datenmanagementsysteme, ganz<br />
gleich, ob Biobanking, Lebensmittel,<br />
Individuallösungen etc., SAPPHIRE<br />
bietet Lösungen für mannigfaltige<br />
Anforderungen. Mehr als 300 LIMS-<br />
Methoden und mehr als 900 vorkonfi<br />
gurierte Evergreen Pages stehen<br />
zur Verfügung und das ohne zusätzlichen<br />
Installationsaufwand.<br />
Die Software benötigt keine Plugins<br />
für den Internet Explorer. Prozessänderungen<br />
können sehr einfach<br />
umgesetzt werden, ohne externe<br />
Hilfe zu benötigen oder gar zusätzlichen<br />
Code programmieren zu müssen.<br />
Mit Evergreen konfi gurierte<br />
Prozesse bleiben auch nach einem<br />
Releasewechsel funktionsfähig.<br />
AJAX erlaubt das Ändern von Daten,<br />
ohne dass die komplette Webseite<br />
vom Webbrowser neu geladen werden<br />
muss. Dies erhöht die Performance.<br />
Der IT-Standard ist für Unternehmen<br />
geeignet, die an mehreren<br />
Standorten tätig sind. Hierbei kommen<br />
die Funktionen Mehrsprachigkeit,<br />
Zeitzonenunterstützung, Datum/Zeit<br />
und numerische Formate<br />
sowie Übersetzungen zum Tragen.<br />
SAPPHIRE ist bekannt für sehr fl exible<br />
Reports. Rollenbasierte Dashboards,<br />
Data Mining, kontrolliertes<br />
unternehmensweites Reporting helfen<br />
dabei, die richtigen Entscheidungen<br />
schneller zu treffen.<br />
Dank des Power Designers können<br />
die Anwender noch einfacher produktiv<br />
sein. Papierdokumente können in<br />
elektronischer Form einfach nachge-<br />
bildet werden; weiterhin können die<br />
Vorteile von Auswahlfeldern oder<br />
Plausibilitätschecks genutzt werden.<br />
Die dazugehörige Biobank-Lösung<br />
wird als garantierte Implementierung<br />
angeboten. Verwalten von Kit-Management,<br />
Aliquotieren, Poolen,<br />
Shipment Management und Storage/<br />
Freeze Management sind nur einige<br />
Funktionen, die die Praxisnähe widerspiegeln.<br />
Modularität ist das A und O<br />
LABbase fußt auf dem blomesystem,<br />
das alle Funktionalitäten beinhaltet,<br />
die für den Arbeitsalltag professioneller<br />
Labors notwendig sind. Mit<br />
dieser Software präsentiert die AJ-<br />
Blomesystem ein echtes Standardsystem.<br />
„Standard“ bedeutet in diesem<br />
Kontext, dass die modular<br />
aufgebauten Applikationen von<br />
LABbase „vorkonfektioniert“ sind<br />
und den speziellen Bedürfnissen der<br />
Kunden angepasst werden können.<br />
Mit dem LABbase Designer erhalten<br />
Sie ein Werkzeug, mit dem geschulte<br />
Mitarbeiter Anpassungen selbst vornehmen<br />
können – ohne dabei die<br />
Updatefähigkeit des Systems zu gefährden.<br />
Der modulare Aufbau und die Anpassungswerkzeuge<br />
erleichtern es,<br />
individuell auf die Wünsche der Kunden<br />
einzugehen und die Analytik –<br />
wenn notwendig – immer wieder<br />
neu zu defi nieren und das Berichtswesen<br />
den jeweiligen Erfordernissen<br />
anzupassen.<br />
LABbase ist ein vollständig qualifi -<br />
ziertes Produkt. Alle 800 integrierten<br />
Objekte wurden mittels Risikoanalyse<br />
betrachtet und ausgiebigen Tests unterzogen.<br />
Daher können analytische<br />
Labors den Validierungsaufwand stark<br />
reduzieren. Auch Anwender mit mehreren<br />
Standorten benötigen nur eine<br />
zentrale Datenbank – die Stammdaten<br />
können gemeinsam genutzt werden.<br />
Defi nierte Benutzerrechte regeln<br />
den Zugriff der verschiedenen Anwen-<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
der. In Kombination mit der Mehrspra-<br />
chigkeit und den Schnittstellen zu<br />
moderner Kommunikationstechnik er-<br />
öffnet LABbase eine neue Dimension<br />
der standortübergreifenden Laborarbeit.<br />
Wartungs- und Sicherungsarbeiten<br />
an der Datenbank beschränken<br />
sich auf einen zentralen Ort.<br />
Vom Auftrag bis zur<br />
Präsentation<br />
Als integriertes System konzipiert,<br />
übernimmt lisa.lims von der Triestram<br />
& Partner GmbH zugleich administrative<br />
Tätigkeiten und unterstützt<br />
das Labormanagement bei der<br />
Organisation, Planung und Durchführung<br />
sämtlicher auftragsrelevanter<br />
Arbeitsabläufe. Bereits in der<br />
Basis-Konfi guration enthält das System<br />
eine Vielzahl an Funktionalitäten<br />
– von der Probenregistrierung<br />
und Arbeitsplanung bis hin zur Dokumentation<br />
der Ergebnisse und zur<br />
internen wie externen Informationsbereitstellung.<br />
Über die Implementierung der<br />
Kernprozesse hinaus werden Erweiterungen<br />
um branchen- und anwenderspezifi<br />
sche Anforderungen durch<br />
prolisa.lims-Module geboten. Diese<br />
Module erweitern den Einsatzbereich<br />
des Systems um effi zienzsteigernde<br />
und bedarfsgerechte Komponenten<br />
– von branchenspezifi schen<br />
Modulen wie Stabilitätstests über<br />
kundenorientierte WebPortale bis<br />
hin zu integrativen Funktionen wie<br />
Rohdatenarchivierung oder Geräteund<br />
Subsystemanbindung.<br />
Die modulare Architektur ist von<br />
großem Vorteil: Stets bestimmt der<br />
Anwender Zeitpunkt, Umfang und<br />
Tiefe der funktionalen Integration.<br />
Er erhält die Möglichkeit, Systemerweiterungen<br />
in Einklang mit den intern<br />
notwendigen organisatorischen<br />
Veränderungen und Anforderungen<br />
zu synchronisieren. In Verbindung<br />
mit dem t&p-Projektmanagement<br />
und dem Service & Support entwi-<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
» Sonderthema: LIMS<br />
693<br />
Fließdiagramm der Abläufe im Unternehmen: Aufträge, Analysen und Rechnungen<br />
ckelt sich das „Unternehmen Software“<br />
zu einem Erfolgsprojekt: Die<br />
individuelle Lösung wird terminlich<br />
qualitativ und wirtschaftlich präzise<br />
plan- und umsetzbar.<br />
eGecko LIMS der CSS GmbH ist ein<br />
System, das die Laborabläufe von der<br />
Auftragsverwaltung bis zur Präsentation<br />
von Messergebnissen ganzheitlich<br />
unterstützt. Aufgrund heterogener<br />
Anforderungen an Auftragsund<br />
Forschungslabore werden zwei<br />
Systemversionen mit angepassten<br />
Komponenten bereitgestellt. Umfangreiche<br />
Konfi gurationsmöglichkeiten<br />
erlauben dabei die individuelle<br />
Anpassung an die Abläufe im Labor.<br />
Auf Wunsch sorgen die Module Rechnungswesen,<br />
Personalwesen und<br />
Controlling für zusätzliche Synergieeffekte.<br />
Es kann prozessorientiert und ganzheitlich<br />
gearbeitet werden und Verwaltungs-<br />
und Managementprozesse<br />
können einbezogen werden. Benutzerfreundlichkeit<br />
in der Software<br />
wird häufi g auf die reine oberfl ächliche<br />
Wahrnehmung ohne fachlichen<br />
Hintergrund begrenzt. Die Ergebnispräsentationen<br />
bzw. die Weitergabe<br />
von Laboruntersuchungsergebnissen<br />
sind wesentliche Bestandteile des Systems.<br />
Die Integration des Reportdesigners<br />
überzeugt durch verschiedene<br />
Varianten der Datenpräsentation<br />
auf der einen Seite und das Rückführen<br />
der Ergebnisse auf der anderen.<br />
Eine einfache Datenverarbeitung<br />
und -speicherung für alle Prozessbeteiligte<br />
erfolgt ohne Medienbrüche<br />
und das integrierte Dokumentenmanagement-System<br />
erlaubt eine<br />
professionelle Archivierung. Der Audit<br />
Trail als Basis qualitätsgesicherter<br />
Abläufe ist das Kernstück des integrierten<br />
Workfl ow-Moduls.<br />
STARLIMS ist eine integrierte Labordatenmanagement-Lösung,<br />
die
694 Sonderthema: LIMS «<br />
neben den Funktionalitäten eines<br />
klassischen LIMS auch Lösungen für<br />
Datenmanagement und Berichtswesen<br />
bietet. Sie wird in Deutschland<br />
von der Axel Semrau GmbH & Co. KG<br />
vertrieben. Klassische LIMS sind für<br />
den Umgang mit strukturierten Daten<br />
wie Probendaten oder Analysenergebnissen<br />
optimiert. In einem Labor<br />
fallen darüber hinaus viele<br />
Dokumente an, die keine einheitliche<br />
Datenstruktur aufweisen. Diese Daten<br />
können effi zient von dem SDMS-<br />
Modul verwaltet werden.<br />
STARLIMS bietet mit dem integrierten<br />
ELN-Modul die Möglichkeit,<br />
Laborjournale sofort elektronisch zu<br />
erfassen. Übertragungsarbeiten und<br />
-fehler entfallen.<br />
Ein hoher Wert dieser integrierten<br />
und vollkommen webbasierten Lö-<br />
Hätten Sie es gewusst?<br />
Rama macht das Frühstück gut<br />
Die Inhaltsstoffe laut Herstellerangaben:<br />
49 % pfl anzliche Öle, pfl anzliche<br />
Fette, Wasser, Sauermolke, Speisesalz,<br />
Emulgatoren (Lecithine [E 322],<br />
Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren<br />
[E 471]), Vitamine E, A und<br />
D, Zitronensäure (E 330), Aroma, Carotin<br />
(E 160a). Das ist die Zusammensetzung<br />
des Streichfettes aus dem<br />
Hause Unilever, sicherlich deutlich<br />
schmackhafter als der Beginn im Jahr<br />
1866 als Napoleon einen Wettbewerb<br />
ausschrieb, der die Versorgung der<br />
„unteren Schichten der Bevölkerung“<br />
sicherstellen sollte. Der Pariser Professor<br />
Hippolyte Meges-Mouriès gewann<br />
und seitdem hat sich das damals<br />
aus Magermilch und Rindertalg gerührte<br />
Gemisch deutlich verändert.<br />
sung liegt darin, dass nur ein Softwaresystem<br />
installiert, bedient und<br />
gewartet wird. Clientseitige Installationen<br />
entfallen, der Zugriff erfolgt<br />
von verschiedenen Standorten, einfach<br />
und schnell über den Internetbrowser.<br />
Zeitliche Verzögerungen entstehen<br />
aufgrund der modernen Technologie<br />
nicht. Zu dem geringen Installationsaufwand<br />
kommt eine<br />
besonders einfache und intuitive Benutzerführung.<br />
Die webbasierte Architektur ermöglicht<br />
eine einfache Nutzung von<br />
Web Services. Intelligentes Schnittstellenmanagement<br />
zu anderen Software-Lösungen<br />
(ERP) ist eine der<br />
großen Stärken.<br />
Die Architektur erlaubt zudem einen<br />
sofortigen globalen Zugriff. Die<br />
Eng verbunden mit dem Pfl anzenfett<br />
ist das Mädchen auf der Verpackung.<br />
Anfangs zierte sie die Verpackung<br />
in Würfelform und hieß auch noch<br />
„Rahma“. Das „h“ sollte sie später<br />
einbüßen, damit nicht die Assoziation<br />
zum Rahm und damit zur Butter<br />
und dem Erzrivalen zum Tragen<br />
kam.<br />
Das Mädchen, das zuvor als Figur<br />
oftmals in Erscheinung trat, ziert seit<br />
1967 nur noch die Verpackung. Die<br />
Verbannung von Bildschirm und Anzeigen<br />
war einer Umpositionierung<br />
zu verdanken, die den veränderten<br />
Essgewohnheiten Rechnung tragen<br />
sollte. Als wichtigste Mahlzeit galt –<br />
nicht nur nach dem Volksglauben –<br />
das Frühstück, das in den Fernsehspots<br />
von der Rama-Frühstücksfamilie<br />
Einbeziehung weiterer Anwender<br />
oder zusätzlicher Unternehmensstandorte<br />
ist deshalb einfach möglich.<br />
Der XFD-Designer eröffnet die<br />
Möglichkeit, STARLIMS schnell und<br />
leicht an geänderte Anforderungen<br />
anzupassen, zusätzliche analytische<br />
Systeme einzubinden, Daten zu exportieren<br />
und vieles mehr. Die mehrstufi<br />
ge Architektur vereinfacht erforderliche<br />
Anpassungen und Updates.<br />
Daten und Anwendungen bleiben<br />
von technischen Weiterentwicklungen<br />
z. B. der Betriebssysteme unberührt.<br />
STARLIMS erfüllt die Anforderungen<br />
nach ISO/IEC 17025 und<br />
FDA 21 CFR Part 11.<br />
zelebriert wurde. Dementsprechend<br />
hieß es seitdem, dass dieses Erzeugnis<br />
das Frühstück gut macht. Aus dem<br />
Würfel als Verpackungsform wurde<br />
parallel der Kunststoffbecher, weil<br />
dies jünger und dynamischer wirkte.<br />
Vom Mädchen als Markensymbol<br />
konnte man sich nach so langer Geschichte<br />
nicht mehr trennen, das<br />
hätte womöglich für ein weniger<br />
gutes Frühstück gesorgt.<br />
Jörg Häseler<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
K.-D. Rathke, H.-J. Kopp, D. Betz<br />
Ökologischer Landbau und Bioprodukte<br />
<strong>Recht</strong> und Praxis<br />
Verlag C. H. Beck, 2. Aufl age, München 2010, geb., 392 S., Preis 54,00 €<br />
(ISBN 978-3-406-60204-7)<br />
Bitte lesen Sie zu diesem Buch auch die Rezension von Axel Preuß, Münster,<br />
erschienen in der Oktober-Ausgabe der <strong>DLR</strong> (S. 546) oder unter<br />
www.dlr-online.de → Archiv <strong>DLR</strong> (Passwort: Gänsebraten).<br />
Rathke/Kopp/Betz<br />
Ökologischer Landbau<br />
und Bioprodukte<br />
<strong>Recht</strong> und Praxis<br />
2.Auflage<br />
Verlag C.H.Beck<br />
Lebensmittelrecht<br />
Der Markt für „Bio-Produkte“ innerhalb<br />
des Gesamtmarktes für Lebensmittel<br />
ist in den letzten Jahren rasant<br />
gestiegen. Bio-Lebensmittel sind<br />
längst nicht nur ein Nischenprodukt<br />
für Spezialisten, Avantgardisten und<br />
Anhänger bestimmter Lebensphilosophien.<br />
Sie sind in der Breite der Anbieter<br />
von Lebensmitteln angekommen<br />
– einschließlich der Lebensmittel-Discounter.<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig:<br />
Neben einer zumindest potenziell<br />
höheren Marge ist es das handfeste<br />
Interesse der Verbraucher an Produkten,<br />
das immer mehr Lebensmittelhersteller<br />
dazu verleitet, einen Teil<br />
ihres Sortiments auf Bioprodukte umzustellen.<br />
Nachdem das bisherige <strong>Recht</strong> des<br />
„ökologischen Landbaus“ seit Erlass<br />
der neuen Verordnung 834/2007<br />
über die ökologische/biologische<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Produktion und die Kennzeichnung<br />
von ökologischen/biologischen Erzeugnissen<br />
(ÖkoV) allmählich reformiert<br />
und demnächst ein Abschluss<br />
dieser <strong>Recht</strong>sentwicklung zu erwarten<br />
sein wird, sahen sich die Autoren<br />
des hier vorzustellenden Werks veranlasst,<br />
ihr auf dem alten <strong>Recht</strong> beruhendes<br />
Lehrbuch vollständig zu<br />
überarbeiten.<br />
Dem Leser bietet sich neben einer<br />
Einführung über die Regeln für die<br />
ökologische Produktion auch ein<br />
Überblick über die Entstehung der<br />
ÖkoV sowie eine umfassende Erläuterung<br />
der Vorschriften der ÖkoV,<br />
von den allgemeinen Zielen und<br />
Grundsätzen bis hin zur Problematik<br />
des freien Warenverkehrs für ökologische<br />
Erzeugnisse im Rahmen der<br />
EU. Die Darstellung ist durchweg so<br />
gehalten, dass keine ergänzende Heranziehung<br />
von Gesetzestexten erforderlich<br />
ist. Ein besonderes Plus des<br />
Buches ist die ergänzende Darstellung<br />
auf der schon für die Voraufl age<br />
eingerichteten Internetseite (http://<br />
www.oeko-kommentar.de/); dort<br />
sind nicht nur die einschlägigen europäischen<br />
Verordnungen hinterlegt,<br />
sondern auch das deutsche Ökolandbau-Gesetz.<br />
Im Rahmen der<br />
Rubrik „Aktuelle Informationen“ erfährt<br />
der Leser, wie es mit dem derzeit<br />
noch nicht entwickelten, künftig<br />
für Bioprodukte zwingend zu verwendenden<br />
„Ökologo“ weitergehen<br />
soll.<br />
Matthias Wiemers, <strong>Recht</strong>sanwalt,<br />
Darmstadt/Berlin<br />
» Neuerscheinungen<br />
Bücher<br />
Eberhard Teuscher und<br />
Ulrike Lindequist<br />
Biogene Gifte<br />
2010, 3., neu bearbeitete und<br />
erweiterte Aufl age<br />
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />
Stuttgart<br />
963 S., geb.<br />
Preis 138,00 €<br />
(ISBN 978-3-8047-2438-9)<br />
695<br />
Hans-Walter Heldt und<br />
Birgit Piechulla<br />
Pfl anzenbiochemie<br />
2010, 4., Aufl ., Springer-Verlag,<br />
Heidelberg<br />
DVD, Preis 25,00 €<br />
(ISBN: 978-3-8274-2512-6)<br />
Hans K. Biesalski (Hrsg.)/<br />
Peter Fürst (Hrsg.)/<br />
Heinrich Kasper (Hrsg.)<br />
Ernährungsmedizin<br />
2010, 4. überarb. und<br />
erweiterte Aufl .,<br />
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />
Stuttgart<br />
734 S., geb.<br />
Preis 89,95 €<br />
(ISBN 978-3-13-100294-5)<br />
Peter Wareing<br />
HACCP<br />
2010, 2. Aufl ., Springer-Verlag,<br />
Heidelberg<br />
132 S., Hardcover<br />
Preis 85,00 €<br />
(ISBN 978-1-90522-497-5)<br />
Karin Blessing, Claus-Peter<br />
Hutter und Nicole Welsch<br />
Schluss mit Fertig-Pizza<br />
Wissens-Hunger – Tipps<br />
für eine gesunde<br />
Schulverpfl egung<br />
2010, S. Hirzel-Verlag,<br />
Stuttgart<br />
216 S., Softcover<br />
Preis 19,80 €<br />
(ISBN 978-37776-2109-8)
696 Veranstaltungskalender/Veranstaltungen «<br />
Veranstaltungskalender<br />
Wann Veranstaltungstitel Wo Information<br />
19.1.2011 Seminar: Kosmetikrecht<br />
kompakt<br />
20./21.1.2011 40. Wissenschaftliche<br />
Informationstagung der<br />
Berlin-Brandenburgischen<br />
Gesellschaft für Getreideforschung<br />
e. V.<br />
21.–30.1.2011 76. Internationale Grüne<br />
Woche<br />
26./27.1.2011 Marketing & Innovation<br />
Forum Europe<br />
30.1.–2.2.2011 Internationale Süßwarenmesse<br />
(ISM)<br />
Frankfurt/<br />
Main<br />
Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg,<br />
Tel.: +49-40-22 70 08 62, www.behrs.de<br />
Berlin Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für<br />
Getreideforschung e. V., Seestr. 13, 13353 Berlin,<br />
info@getreideforschung.de<br />
Berlin Messe Berlin GmbH, Messedamm 22,<br />
14055 Berlin, www.fruit-logistica.de<br />
München evoworkx live, Carl-Benz-Straße 21,<br />
60386 Frankfurt am Main,<br />
Tel.: +49-69-133 84 68-0, info@mifeurope.com<br />
Köln Kölnmesse, Messeplatz 1, 50679 Köln,<br />
Tel.: +49-221-82 10, www.ism-cologne.de<br />
9.–11.2.2011 Fruit Logistica Berlin Messe Berlin GmbH, Messedamm 22,<br />
14055 Berlin, www.fruit-logistica.de<br />
2./3.2.2011 Seminar: Sensorik Hamburg-<br />
Bergedorf<br />
2./3.2.2011 Seminar: Nachhaltig<br />
wirtschaften<br />
Einmal um die ganze Welt<br />
15. Stockmeyer Workshop<br />
„Globalisierung und Lebensmittelsicherheit“<br />
lautete der Titel des<br />
Workshops der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung<br />
am 28. Oktober<br />
2010 in Berlin. Rund 70 Teilnehmer<br />
konnte der Kuratoriumsvorsitzende<br />
der Stiftung Prof. Dr. Dr.<br />
Manfred Gareis begrüßen, die von<br />
den Beiträgen der Referenten und<br />
der souveränen Moderation von<br />
Theo Koll begeistert waren.<br />
Prof. Dr. Dagmar Schoder vom Institut<br />
für Milchhygiene, Milchtechnologie<br />
und Lebensmittelwissenschaften<br />
der Veterinärmedizinischen Universität<br />
in Wien widmete sich dem die<br />
Medien im Jahr 2008 beherrschenden<br />
Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg,<br />
Tel.: +49-40-22 70 08 62, www.behrs.de<br />
Bonn Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg,<br />
Tel.: +49-40-22 70 08 62, www.behrs.de<br />
Skandal Melamin. Dass es sich nicht<br />
nur allein um ein chinesisches Thema<br />
handelte, wurde durch das Schnellwarnsystem<br />
deutlich. Bemerkenswerterweise<br />
blieb es nicht dabei, dass nur<br />
Europa betroffen war. Durch ihre Untersuchungen<br />
förderte sie zutage,<br />
dass der chinesische Melaminskandal<br />
Auswirkungen auf die globale Lebensmittelsicherheit<br />
hatte: Am Beispiel<br />
Tansania konnte sie zeigen,<br />
dass, obwohl die chinesischen Behörden<br />
mitteilten, sie hätten sämtliches<br />
Milchpulver vernichtet, dieses auch<br />
in Afrika gefunden wurde.<br />
Flughäfen und Ausbreitung<br />
von Seuchen<br />
Nach dem Beitrag von PD Dr. Dr. René<br />
Gottschalk vom Amt für Gesundheit<br />
der Stadt Frankfurt/Main, Facharzt<br />
für Innere Medizin/Infektiologie und<br />
Öffentliches Gesundheitswesen sieht<br />
wohl jeder die Welt eines internationalen<br />
Flughafens aus einer ganz<br />
neuen Perspektive. Diese Orte sind<br />
ein Umschlagsplatz nicht nur von<br />
Menschen, sondern auch von den ungeliebten<br />
kleinen Reisebegleitern in<br />
Form von Viren, Bakterien, die jeder<br />
von uns als unerwünschte Souvenirs<br />
um den Erdball trägt. Gerade im letzten<br />
Winterhalbjahr bekamen alle zu<br />
spüren, dass unsere Welt nur ein Dorf<br />
ist, denn die Schweinegrippe drohte<br />
ihren globalen Siegeszug anzutreten.<br />
An die erste Pandemie SARS im<br />
Jahr 2003 erinnert sich heute kaum<br />
einer mehr, aber es zeigte sich, in<br />
welchem rasanten Tempo sich Infektionen<br />
ausbreiten können. Weiterhin<br />
wies er darauf hin, dass vor allem die<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
Lebensbedingungen in den Schwel-<br />
lenländern verbessert werden müs-<br />
sen, damit derartige Pandemien eingedämmt<br />
würden.<br />
Warenströme<br />
Gerd Billen von der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband e. V., Berlin berichtete<br />
über die „Chancen und Risiken<br />
globaler Lebensmittelmärkte<br />
aus Verbrauchersicht“ und plädierte<br />
für eine verstärkte staatliche Überwachung<br />
der Lebensmittel. Der Staat<br />
muss stärker in die Pfl icht genommen<br />
werden. Es konnte fast der Eindruck<br />
entstehen, dass er vom Prinzip der<br />
Verantwortung, die aufseiten des Lebensmittelherstellers<br />
liegt, abkommen<br />
möchte.<br />
Nach der Mittagspause sorgte<br />
Prof. Dr. Ulrich Nöhle, u. a. tätig an<br />
der TU Braunschweig, dafür, dass wir<br />
alle gerüstet sind für das, was sich<br />
Globalisierung nennt. Ausführlich<br />
stellte er die zwischenstaatlichen<br />
Vorgehensweisen hinsichtlich der<br />
Zollpolitik dar. Insbesondere widmete<br />
er sich den Bedarfsgegenständen<br />
und Elektrogeräten. Wie schon<br />
beim Melamin konnte China als Ursprung<br />
des größten Teils de r im RA-<br />
PEX (Schnellwarnsystem für Konsum-<br />
güter inkl. Spielzeug) gemeldeten<br />
Jetzt bewerben<br />
Oecotrophica-Preis 2011:<br />
Nachwuchswissenschaftler können sich ab sofort für den<br />
Oecotrophica-Preis 2011 bewerben. Angenommen werden<br />
wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Ernährungsverhaltensforschung<br />
und dem Bereich der Humanernährung,<br />
die in den Jahren 2009 oder 2010 im<br />
Studienfach Oecotrophologie, Haushalts- und/oder Ernährungswissenschaften<br />
oder einem fachverwandten Studium<br />
abgeschlossen wurden.<br />
Pro Bereich prämiert das Kuratorium die beste Doktorarbeit<br />
mit 1 750 € und die beste Diplom- oder Masterarbeit<br />
mit 750 €.<br />
Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar 2011.<br />
<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
Fälle identifi ziert werden. Vor allem<br />
da China zum Exportweltmeister auf-<br />
gestiegen ist, werden im zuneh-<br />
menden Maße Waren aus China bei<br />
uns angeboten werden, aber auch<br />
andere Staaten wie Vietnam und<br />
Thailand holen auf. Leider treten dadurch<br />
wieder vermehrt Probleme<br />
auf, die uns vor rund 25 Jahren beschäftigten:<br />
Blei, Cadmium, Quecksilber,<br />
unsachgemäßer Einsatz von<br />
Pestiziden, unerlaubte Verwendung<br />
von Zusatzstoffen etc.<br />
Dr. Gerd Fricke vom Bundesamt für<br />
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,<br />
Abt. Lebensmittel, Futtermittel<br />
und Bedarfsgegenstände,<br />
Berlin beschrieb das Instrumentarium<br />
» Veranstaltungen<br />
697<br />
Prof. Dr. Dagmar Schoder, Dr. Gerd Fricke, Theo Koll, Prof. Dr. Ulrich Nöhle,<br />
PD Dr. Dr. René Gottschalk und Gerd Billen (v. l. n. r.)<br />
der Überwacher im harmonisierten<br />
Europa. Wichtigster Ansatzpunkt für<br />
eine Verbesserung, den auch schon<br />
Nöhle ansprach, war, dass ausgewählte<br />
Überwachungsmaßnahmen<br />
zu kritischen Produktionsschritten<br />
schon im Drittland erfolgen müssten.<br />
So kann u. a. vor Ort in Südostasien<br />
erkannt werden, welche Tierarzneimittel<br />
z. B. in Aquakulturen eingebracht<br />
werden, wenn die Säcke hierfür<br />
neben dem Beckenrand stehen.<br />
Hier in Deutschland muss größte Forschung<br />
aufgefahren werden; mit<br />
einem Besuch im Erzeugerland können<br />
Informationen erhalten werden,<br />
die den analytischen Aufwand im Importland<br />
stark vereinfachen.<br />
Der Verband der Oecotrophologen e. V. (VDOE) vergibt<br />
den Oecotrophica-Preis bereits zum fünfzehnten Mal.<br />
Stifter des Preises ist das Margarine-Institut für gesunde<br />
Ernährung e. V. in Bonn. Das Ziel ist es, wissenschaftliche<br />
Nachwuchskräfte zu fördern und hervorragende wissenschaftliche<br />
Arbeiten bekannt zu machen.<br />
Der Oecotrophica-Preis wird im Rahmen der VDOE-Jahrestagung<br />
am 13. Mai 2011 im Schloss Rauischholzhausen<br />
in Ebsdorfergrund verliehen.<br />
Weitere Informationen und das Bewerbungsformular<br />
für den OECOTROPHICA-Preis 2011 gibt es im Internet unter<br />
www.vdoe.de/oecotrophica-preis.html. Die Unterlagen<br />
können auch per E-Mail (vdoe@vdoe.de) angefordert<br />
werden.
698 Karriere «<br />
Karriere<br />
Gastprofessur<br />
PD Dr. Wim Wätjen<br />
Der Chemiker und Fachtoxikologe PD<br />
Dr. Wim Wätjen, Jahrgang 1971, hat<br />
seit Oktober 2010 für ein Jahr eine<br />
Gastprofessur an der TU Berlin am Institut<br />
für Lebensmittelchemie und Lebensmittelchemie<br />
angenommen. Er<br />
lehrt dort Lebensmittelchemie und<br />
Toxikologie.<br />
Wätjen ist seit Juli 2010 kommissarischer<br />
Direktor des Instituts für Toxikologie<br />
der Heinrich-Heine-Universität<br />
Düsseldorf und seit April 2008<br />
Mitglied der BfR-Kommission für<br />
Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe<br />
und Verarbeitungsstoffe. In<br />
seiner Habilitationsschrift setzte er<br />
sich mit den „Toxikologischen Aspekten<br />
von Nahrungsergänzungsmitteln:<br />
Untersuchungen zu oxidativem<br />
Stress und Apoptose in<br />
Säugerzellen“ auseinander. Im Juni<br />
2006 erhielt er die Lehrbefugnis für<br />
das Fach Toxikologie.<br />
Wätjen widmet sich in seiner Forschung<br />
v. a. den zellulären Wirkungen<br />
von sekundären Pfl anzeninhaltsstoffen<br />
wie Flavonoiden oder<br />
Resveratrol. So untersucht er zum einen<br />
antioxidative und antiapoptotische<br />
Effekte verschiedener Polyphenole<br />
sowie deren Effekte auf<br />
intrazelluläre Signaltransduktionswege<br />
(z. B. Nrf-2, MAPK), zum anderen<br />
werden die Effekte dieser<br />
Substanzen über weite Konzentrationsbereiche<br />
untersucht.<br />
Bestandene Staatsprü fung I<br />
Den dritten Prüfungsabschnitt der<br />
Staatsprüfung für Lebensmittelchemikerinnen<br />
und Lebensmittelchemiker<br />
haben am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt<br />
Freiburg im<br />
Breisgau im Oktober 2010 bestanden:<br />
Susanne Falk, Diane Rohmberger,<br />
Ulrike Schneider und Barbara<br />
Vogel.<br />
Bestandene Staatsprüfung II<br />
An den Standorten des Landesbetriebes<br />
Hessisches Landeslabor Wiesbaden<br />
und Kassel haben folgende<br />
Kandidatinnen und Kandidaten am<br />
3. November 2010 die zweite Staatsprüfung<br />
für Lebensmittelchemikerinnen<br />
und Lebensmittelchemiker<br />
bestanden: Sara Gojkovic, Ingrid<br />
Köbe, Larissa Liebrucks, Nicole Mika<br />
und Evelyn Nuñez Benavides.<br />
Iserlohn geht ins Detail<br />
Als Professorin für das Lehrgebiet<br />
Mikro- und Nanoanalytik wurde<br />
Dr. Nicole Rauch an die Fachhochschule<br />
Südwestfalen in Iserlohn berufen.<br />
Sie lehrt im Studiengang Biound<br />
Nanotechnologien.<br />
Rauch studierte Werkstoffwissenschaften<br />
an der Universität Saarbrücken<br />
und spezialisierte sich dort auf<br />
den Bereich der metallischen Werkstoffe.<br />
Nach dem Studium nahm sie<br />
eine Tätigkeit bei der Saarstahl AG im<br />
Forschungs- und Entwicklungsbereich<br />
auf. Am Laurence Berkeley National<br />
Laboratory bei San Francisco/USA<br />
forschte sie für zwei Jahre auf dem Gebiet<br />
der Hochtemperaturbenetzungskinetik<br />
von Metallen. Ihre Promotion<br />
Prof. Dr. Nicole Rauch<br />
schloss sie am Max-Planck-Institut für<br />
Metallforschung in Stuttgart ab. Als<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigte<br />
sich Rauch dort nach ihrer<br />
Promotion vorrangig mit Biomaterialien<br />
und der Frage, wie sich Hautzellen<br />
auf Hydrogelen mit unterschiedlichen<br />
mechanischen Eigenschaften<br />
ausbreiten. Dazu zählte auch die Bestimmung<br />
der mechanischen Eigenschaften<br />
dieser Hydrogele. Schwerpunkt<br />
ihrer anschließenden Tätigkeit<br />
im Naturwissenschaftlich-Medizinischen<br />
Institut der Universität Tübingen<br />
war die Oberfl ächenanalytik,<br />
speziell die hochaufl ösende Fotoelektronen-Spektroskopie.<br />
Im Mittelpunkt<br />
ihrer Untersuchungen stand die<br />
Sauberkeit von Medizinprodukten im<br />
Krankenhausbereich.<br />
An der Fachhochschule Südwestfalen<br />
wird Rauch die Studierenden mit<br />
der Werkstofftechnik und der Oberfl<br />
ächenanalytik vertraut machen. Im<br />
Bereich der Forschung wird sie sich<br />
weiterhin mit Hydrogelen für Gewebeersatz<br />
und deren mechanischen Eigenschaften<br />
beschäftigen, insbesondere<br />
mit deren Auswirkungen auf die<br />
Knochen- und Hautzellen. Für ihren<br />
Lehr- und Forschungsbereich von<br />
wurde die Laborausstattung um zwei<br />
Geräte erweitert: ein Rasterkraftmikroskop<br />
und ein Rotationsrheometer<br />
mit Hochfrequenzoption.<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
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Rundschau. Wie auf dem Wochenmarkt treffen<br />
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<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />
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Impressum<br />
Herausgeber<br />
Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />
Redaktion<br />
Dr. Gabriele Lauser (verantwortlich)<br />
Dr. Hans Ackermann<br />
Susanne Großmann-Kühnau<br />
Dr. Jörg Häseler<br />
Dr. Christina Rempe<br />
Redaktionsbeirat<br />
Prof. Dr. Ulrich Engelhardt<br />
Dr. Gerd Fricke<br />
Dr. Bernd Haber<br />
Dr. Axel Preuß<br />
Prof. Dr. Hildegard Przyrembel<br />
Michael Warburg<br />
Prof. Dr. Peter Winterhalter<br />
DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />
Analytik >> Forschung >> Prozesse >> <strong>Recht</strong><br />
Verlag<br />
B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />
Averhoffstraße 10<br />
22085 Hamburg<br />
Telefon (0 40) 22 70 08-0<br />
Telefax (0 40) 2 20 10 91<br />
www.behrs.de<br />
Geschäftsführer<br />
Dieter Benecke, Dr. Arno Langbehn<br />
Redaktionsbüro<br />
Dr. Gabriele Lauser<br />
Lessingstraße 2, 74405 Gaildorf<br />
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<strong>DLR</strong>@behrs.de<br />
Betreuung <strong>DLR</strong> <strong>Online</strong><br />
Barbara Lipsky<br />
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vom 1.1.2010<br />
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SATZPUNKT Ursula Ewert GmbH<br />
Oswald-Merz-Straße 3<br />
95444 Bayreuth<br />
Bezugsbedingungen<br />
Die „Deutsche Lebensmittel-Rundschau“<br />
erscheint monatlich. Preis im Abonnement<br />
jährlich € 359,00 zzgl. Mwst. (€ 384,13 inkl.<br />
MwSt.) inklusive Versandkosten. Auslandsabonnements<br />
zuzüglich Versandkosten von<br />
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Preis für ein Einzelheft beträgt € 39,50 zzgl.<br />
MwSt. (€ 42,27 inkl. MwSt.). <strong>DLR</strong> Spezial-<br />
Hefte erhalten Sie im Rahmen Ihres Abonnements.<br />
Das Spezial-Einzelheft zur Nachbestellung<br />
kostet 14,00 € zzgl. MwSt. (14,98 € inkl.<br />
MwSt.) inkl. Versand (Deutschland). Preisänderungen<br />
vorbehalten. Bestellungen nehmen<br />
jede Buchhandlung sowie der Verlag entgegen.<br />
Ein Abonnement gilt, falls nicht befristet<br />
bestellt, zur Fortsetzung bis auf Widerruf.<br />
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zum Ablauf des Jahres erfolgen und müssen<br />
bis zum 15. November des laufenden Jahres<br />
beim Verlag eingegangen sein.<br />
Einbanddecken für die <strong>DLR</strong> können bei Buchbinderei<br />
Schuster, Telefon (07 11) 60 54 18,<br />
Fax -60 44 38, E-Mail: Mail@Buchbinderei-<br />
Schuster.de, bestellt werden. Für weitere<br />
Fragen steht Ihnen gerne der Behr´s Abonnenten-Service,<br />
Telefon (0 40) 22 70 08-0 zur<br />
Verfügung.<br />
Urheber- und Verlagsrecht<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
einzelnen Beiträge und Abbildungen sind<br />
urrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskripts<br />
gehen für die Zeit bis zum Ablauf<br />
des Urheberrechts das <strong>Recht</strong> zur Veröffentlichung<br />
sowie die <strong>Recht</strong>e zur Übersetzung, zur<br />
Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen<br />
Speicherung in Datenbanken, zur<br />
Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien<br />
und Mikrokopien an den Verlag über.<br />
Eingeschlossen sind insbesondere auch das<br />
<strong>Recht</strong> zur Herstellung elektronischer Versionen<br />
sowie das <strong>Recht</strong> zu deren Vervielfältigung<br />
und Verbreitung online und offl ine<br />
ohne zusätzliche Vergütung. Jede Verwertung<br />
außerhalb der durch das Urheberrecht<br />
festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung<br />
des Verlags unzulässig. Mit Namen gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag<br />
haftet nicht für unverlangt eingereichte<br />
Manuskripte. Die der Redaktion angebote-<br />
nen Originalbeiträge dürfen nicht gleichzeitig<br />
in anderen Publikationen veröffentlicht<br />
werden.<br />
Gebrauchsnamen<br />
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />
Warenbezeichnungen und dgl.<br />
in dieser Zeitschrift berechtigt nicht zu der<br />
Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres<br />
von jedermann benutzt werden dürfen; oft<br />
handelt es sich um gesetzlich geschützte eingetragene<br />
Warenzeichen, auch wenn sie<br />
nicht als solche gekennzeichnet sind.<br />
Bildnachweise<br />
Titelseite Chromatogramm © A. Strube,<br />
IVV Freising<br />
Seite 652 Glaubwürdigkeit von<br />
Institutionen: Daten von<br />
Department für Agrarökonomie<br />
und Rurale Entwicklung,<br />
Marketing für Lebensmittel<br />
und Agrarprodukte,<br />
Georg-August-Universität<br />
Göttingen<br />
Seite 653 1 plus 4-Label nach BMELV<br />
Seite 664 Prof. Dr. O. Sosnitza<br />
© Forschungsstelle für Lebensmittelrecht<br />
Bayreuth<br />
Seite 667 GC mit „sniffing port“<br />
© IVV Freising<br />
Seite 668 Logo DIN, CEN, ISO © DIN e. V.<br />
Seite 688 Legionellen © wikipedia.org<br />
Seite 689 Prinzip Mikroverkapselung<br />
© Dr. Thomas Heidebach<br />
Seite 691 LIMS iCD © iCD. Vertriebs GmbH<br />
Seite 692 LIMS LabVantage © LabVantage<br />
Solutions Europe Ltd.<br />
Seite 693 LABbase<br />
© AJ-Blomesystem GmbH<br />
Seite 694 Rama © wikipedia.org<br />
Seite 697 15. Stockmeyer Workshop<br />
© Dr. J. Häseler<br />
Seite 698 PD Dr. W. Wätjen © Privat<br />
Prof. Dr. N. Rauch<br />
© Harald Jakob<br />
2010 B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />
Averhoffstraße 10<br />
22085 Hamburg<br />
ISSN 0012-0413<br />
» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>
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Schnellanalytik<br />
Prof. Dr. Reinhard Matissek<br />
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Spirituosenanalytik<br />
Autoren: C. Bauer-Christoph/N. Christoph<br />
M. Rupp/N. Schäfer<br />
1. Auflage 2009, DIN A5, HC, 384 Seiten<br />
ISBN 978-3-89947-440-4<br />
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gebrachte, um Verfahrenskenndaten erweiterte Analysenmethoden<br />
zur Bestimmung der wichtigsten Hauptkomponenten, insbesondere<br />
mittels Photometrie, Enzymatik, Gravimetrie, Titration<br />
und Chromatographie beschrieben. Neben der sensorischen Analyse<br />
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Aromastoffen oder speziellen Komponenten mittels<br />
GC, HPLC und GC-MS nachvollziehbar dargestellt. Beschrieben<br />
werden die Methoden der Stabilisotopenanalytik ebenso wie<br />
Schnelltests oder die Aräometrie. Hinweise zur Qualitätssicherung<br />
im Labor sowie auf Fachliteratur und Fundstellen im Internet ergänzen<br />
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von A wie Abdampfrückstand bis Z wie Zuckercouleur,<br />
darunter Begriffe wie:<br />
Alkoholausbeute, Aromastoffe, Asaron, Benzaldehyd, Blausäure, Brix,<br />
Cholesterin, Coffein, Diacetyl, Dichte, Ester, Ethylcarbamat, Etherische<br />
Öle, Extrakt, Farbstoffe, flüchtige Bestandteile, Fruchtliköre, Gewürze,<br />
Glycyrrhizinsäure, Holzaromastoffe, Inulin, Isoamylalkohole, Konservierungsstoffe,<br />
Kräuter, Lecithinphosphorsäure, Methanol, Milchfett, Neutralalkohol,<br />
Nachlauf, Oechsle, pH-Wert, Sensorische Prüfverfahren,<br />
Spirituosenfehler, Stabilisotopenanalytik, Thujon, Typage, Vanillearoma,<br />
Vergärungsgrad, Vorlaufkomponenten, Wasserhärte, Zucker, Zuckercouleur…<br />
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