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DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />

Analytik » Forschung » Prozesse » <strong>Recht</strong><br />

» Mineralwasser<br />

Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas<br />

(Strube)<br />

» „Festschrift Welsch“<br />

Die Suppe im <strong>Recht</strong><br />

Eine der ältesten zubereiteten Speisen der<br />

Menschheit im Spiegel lebensmittelrechtlicher<br />

Vorschriften (Weck)<br />

B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG, 22085 Hamburg<br />

ZKZ 9982, Entgelt bezahlt, PVSt, Deutsche Post L<br />

106. Jahrgang Dezember 2010 Behr’s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982<br />

„Quis iudicabit“?<br />

Erste Überlegungen zum <strong>Recht</strong>sschutz gegen Kampagnen (Wallau)<br />

» Erklärung des <strong>Recht</strong>sausschusses des BLL<br />

zum Deutschen Lebensmittelbuch<br />

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Anstiftung zum Lesen<br />

Wer schrieb welches Buch?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Anstifter Werk<br />

Ken Follett a. Totengrund<br />

Judith Lennox b. Sturz der Titanen<br />

Tess Gerritsen c. Das Herz der Nacht<br />

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Skandal: <strong>Recht</strong> versus Ethik<br />

Wir bewegen uns mit Höchstge-<br />

schwindigkeit auf eine neue Skandal-<br />

serie im Lebensmittelbereich zu.<br />

Aber dieses Mal sind es Skandale, die<br />

keine sind. Nicht <strong>Recht</strong>svorschriften<br />

werden verletzt, sondern das ethische<br />

Empfi nden der Verbraucher bzw.<br />

derer, die sie vertreten.<br />

Unsere Wohlstandsgesellschaft der<br />

Übergewichtigen klagt an. Beginnen<br />

wir mit dem global view: Darf man Getreide,<br />

Zucker, Kaffee und Kakao an<br />

Warenterminbörsen handeln, nicht<br />

etwa, um die Welt mit Lebensmitteln<br />

zu versorgen, sondern einzig und allein,<br />

um kurzfristige Profi te zu generieren?<br />

Darf die EU mit 53 Mrd. € die<br />

Agrarwirtschaft subventionieren, obwohl<br />

wir nicht zu wenig, sondern viel<br />

zu viel Lebensmittel haben? Dürfen<br />

wir Lebensmittel, die wir auch lokal<br />

erzeugen können, über viele tausend<br />

km treibstoffverbrauchenderweise<br />

und CO -generierend von<br />

2<br />

Südamerika nach Europa transportieren?<br />

Dürfen wir Lebensmittel aus<br />

Afrika kaufen in der klaren Erkenntnis,<br />

dass dort Kinder arbeiten, anstatt<br />

zur Schule zu gehen? Dürfen wir Nutztiere<br />

halten, zu deren Ernährung<br />

wir die 20-fache landwirtschaftliche<br />

Fläche benötigen wie für die korrespondierende<br />

Menge an pfl anzlichem<br />

Eiweiß? Dürfen wir in das Erbgut<br />

von Pfl anzen und Tieren eingreifen<br />

und Schwarmfi sche in Aquakultur halten?<br />

Weiter geht’s zum local view:<br />

Brauchen wir (richtig gekennzeichneten)<br />

Analogkäse, Formfl eisch, „Klebefl<br />

eisch“, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Erfrischungsgetränke ohne Frucht,<br />

länger haltbare Milch, Fleisch verpackt<br />

unter Sauerstoffatmosphäre oder unter<br />

roten Leuchtstoffröhren in der<br />

Kühltheke? Brauchen wir „Bio“, Allergenkennzeichnung<br />

und clean labelling,<br />

wissend, dass diese Informationselemente<br />

nice, aber letztlich wenig<br />

necessary für Sicherheit, Genuss und<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Ernährung sind? Und jetzt fassen wir<br />

uns an die eigene Nase: Dürfen wir<br />

(immer noch) Diäten anpreisen und<br />

Ampeln fordern, obwohl wir alle wissen,<br />

dass wir nur durch eine persönliche<br />

dauerhafte ganzheitliche Verhaltensänderung<br />

unser Gewicht halbwegs<br />

begrenzen können und bekanntlich<br />

nicht durch das Weglassen oder Hinzufügen<br />

bestimmter Nahrungsbestandteile?<br />

Schwierige Fragestellungen, auf<br />

die es aber stets eine abgesicherte<br />

naturwissenschaftliche und ebenso<br />

eine betriebswirtschaftlich nachvollziehbare<br />

Antwort gibt. Doch eine<br />

medial vernetzte Überfl ussgesellschaft,<br />

der es an nichts mangelt, wird<br />

andere Fragen stellen, eben die nach<br />

Ethik, Emotion, Moral und Ratio.<br />

Nicht alles, was lebensmittelrechtlich<br />

zulässig und technologisch möglich<br />

ist, wird in Zukunft auch für alle<br />

ethisch vertretbar sein.<br />

Die Medien refl ektieren diesen<br />

Trend gerade mit allerlei Schwerpunktberichten.Verbraucherschützer<br />

behaupten, die profi tgierige Industrie<br />

betrügt uns alle sowieso;<br />

Sterneköche vermitteln den Eindruck,<br />

dass wir nur im (Sterne)Restaurant<br />

überleben können; cooking<br />

shows machen glauben, dass wir alle<br />

jeden Tag mehrere Stunden in der<br />

eigenen Küche stehen (könnten);<br />

die Industrie erlaubt wieder vermehrt<br />

Filmaufnahmen über die industrielle<br />

Lebensmittelherstellung,<br />

die sachlich richtig aufklären, aber<br />

zuweilen emotionale Irritationen<br />

beim Zuschauer auslösen, weil der<br />

den Stand der Technik eben nicht<br />

kennt. Am Ende steht der Verbraucher,<br />

der vor laufender Kamera empört<br />

ist und schwört, für Besseres<br />

auch mehr Geld ausgeben zu wollen…<br />

und dann bekanntlich noch<br />

11 % seines verfügbaren Nettoeinkommens<br />

für Nahrungsmittel aus-<br />

» Akzente<br />

Prof. Dr. Ulrich Nöhle<br />

» Zur Person<br />

Interim Manager und<br />

Honorarprofessor<br />

Qualitätsmanagement<br />

TU Braunschweig «<br />

Ulrich Nöhle<br />

649<br />

gibt – und das immer öfter beim Discounter,<br />

inklusive Bio.<br />

Lösen werden wir dieses Dilemma<br />

jetzt nicht, aber wir können besser<br />

kommunizieren. So, wie wir seit nun<br />

40 Jahren den Begriff „Qualität“ defi<br />

nieren, vor Ort umsetzen, tatsächlich<br />

messbare Fortschritte erzielt haben<br />

und diese auch vermitteln,<br />

müssen wir uns offensichtlich jetzt<br />

des Begriffs „Ethik“ für Lebensmittel<br />

widmen und entscheiden, was geht<br />

und was nicht, und eben das verhandeln.<br />

Kein leichter Weg, denn es gibt<br />

keine klaren Defi nitionen, keine Leitsätze<br />

und schon gar keine <strong>Recht</strong>svorschriften<br />

oder DIN-Normen.<br />

Vielleicht wird es neben dem QS-Beauftragten<br />

demnächst einen „Ethik-<br />

Beauftragten“ geben?<br />

Die Welt ändert sich.<br />

Ein paar zielführende Gedanken<br />

wünscht Ihnen


Allergene in Lebensmitteln<br />

Allergologie – Ernährungswissenschaften – <strong>Recht</strong> – Praxis<br />

NEU<br />

Herausgeber: U. Busch/ A. H. Meyer<br />

H.-U. Waiblinger/ M. Worm<br />

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Aus dem Inhalt:<br />

• Lebensmittelallergene und -unverträglichkeiten<br />

- Pflanzliche und tierische Lebensmittelallergene<br />

- Allergen-Steckbriefe<br />

- 14 Hauptallergene (Vorkommen und Verwendung,<br />

Allergologie und Analytik)<br />

• Umgang mit Allergenen in der Praxis<br />

- Anforderungen an die Allergenanalytik<br />

- Produktionstechnische Möglichkeiten zur Verminderung<br />

von Kreuzkontaminationen<br />

- Hypoallergene Lebensmittel<br />

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sind stets über alle wichtigen Änderungen informiert. Dieser Service wird<br />

separat berechnet und kann nach erfolgter Mindestabnahme von 2<br />

Aktualisierungen jederzeit beendet werden.<br />

Wie lassen sich Kreuzkontaminationen vermeiden?<br />

Wie unterscheiden sich Allergien von Unverträglichkeiten? Oder wie<br />

sind Allergene zu kennzeichnen? Viele Fragen sind mit dem Thema<br />

Lebensmittelallergien verbunden.<br />

Das Werk „Allergene in Lebensmitteln“ beantwortet all diese Fragen.<br />

Es vermittelt sowohl medizinisches und ernährungsphysiologisches<br />

Grundlagenwissen als auch die allergenspezifische Analytik und das<br />

entsprechende Lebensmittelrecht. Das Allergenmanagement in der<br />

Lebensmittelindustrie wird umfangreich erläutert und verbindet das<br />

theoretische Wissen mit Empfehlungen zum praktischen Handeln.<br />

Ein umfassendes Werk, dessen Beiträge speziell auf die Anforderungen<br />

von Lebensmittelwirtschaft, von Juristen, Medizinern und<br />

Verbraucherverbänden zugeschnitten sind.<br />

• Analytik – Nachweismethoden<br />

- Qualitative Analytik (Schnelltest, PCR – LP-Technik)<br />

- Quantitative Analytik (ELISA, PCR – real time)<br />

• <strong>Recht</strong>liche Anforderungen<br />

- Allergenkennzeichnung (inkl. Kennzeichnung loser Ware)<br />

- Implementierung im QM-System<br />

• Allergologie und Medizin<br />

- Bedeutung und Häufigkeiten von Nahrungsmittelallergien<br />

- Lebensmittelintoleranzen und -unverträglichkeiten<br />

• Ernährungswissenschaft<br />

- Diagnostik, Therapie, Prävention<br />

- Unverträglichkeiten bei Zusatzstoffen<br />

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bringt die Praxis auf den Punkt.


<strong>DLR</strong> l Heft 2 12 l l Februar Dezember 2010 2010 l 106. l 106. Jahrgang l ISSN l ISSN 0012-0413<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

» Inhalt<br />

651<br />

»<strong>DLR</strong> l Deutsche Lebensmittel-Rundschau<br />

» Akzente<br />

Skandal: <strong>Recht</strong> versus Ethik (Nöhle) 649<br />

» Magazin (Rempe) 652<br />

» Mineralwasser<br />

Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas (Strube)<br />

»<br />

654<br />

Wie lange dürfen abgelehnte Health Claims noch „verwendet“ werden?<br />

Glosse (Meyer) 661<br />

» Lebensmittel zwischen Technik und Ethik<br />

Symposium der Forschungsstelle für Lebensmittelrecht Bayreuth (Rempe) 663<br />

» Forschung Aktuell – eine Übersicht<br />

Internationale Literatur (Großmann-Kühnau) 665<br />

» <strong>Recht</strong><br />

Normen – Für Sie ausgewählt und kurz gefasst (Ackermann) 668<br />

» Angewandte Wissenschaft<br />

– „Festschrift Welsch“<br />

Die Suppe im <strong>Recht</strong>: Eine der ältesten zubereiteten Speisen der Menschheit<br />

im Spiegel lebensmittelrechtlicher Vorschriften (Weck) 669<br />

„Quis iudicabit?“ Erste Überlegungen zum <strong>Recht</strong>schutz gegen Kampagnen (Wallau) 675<br />

– Erklärung des <strong>Recht</strong>ausschusses des Bundes für Lebensmittelrecht und<br />

Lebensmittelkunde e. V. (BLL) zum Deutschen Lebensmittelbuch 679<br />

» <strong>Recht</strong><br />

EuGH-Entscheidungen der Jahre 2009 und 2010 (Meyer) 681<br />

Deutsches und Europäisches <strong>Recht</strong> (Ackermann) 683<br />

» Für Sie gelesen!<br />

Mykotoxine in Umweltgewässern? (Großmann-Kühnau) 685<br />

» Behr‘s PraxisForum Lebensmittel-Kennzeichnung<br />

Bericht (Görgen) 687<br />

» Analytik & Co – Aktuell (Häseler) 688<br />

» Für einen lückenlosen Datenfl uss<br />

Sonderthema LIMS (Häseler) 690<br />

» Neuerscheinungen (Wiemers/Häseler) 695<br />

» Veranstaltungskalender/15. Stockmeyer-Workshop (Häseler) 696<br />

» Karriere (Häseler) 698<br />

» Marktplatz 699<br />

» Impressum 700<br />

Ihr Passwort <strong>DLR</strong>-online (www.dlr-online.de):<br />

Gänsebraten


652 Magazin «<br />

Meldungen<br />

Schinken: Mehr<br />

Kontrolle in der<br />

Gastronomie<br />

Das Thema „Imitat-Lebensmittel“<br />

zieht seit Monaten immer<br />

weitere Kreise: Kaum ein Tag vergeht,<br />

an dem die Medien nicht<br />

über tatsächliche und vermeintliche<br />

Verbrauchertäuschungen<br />

zu berichten wissen. Angesichts<br />

der Ergebnisse der amtlichen<br />

Überwachung 2009 ist eins klar:<br />

Gaststätten und Imbisse müssen<br />

besser kontrolliert werden, denn<br />

in den rund 2000 kontrollierten<br />

Betrieben war gut die Hälfte der<br />

verwendeten Kochschinkenerzeugnisse<br />

falsch oder fehlerhaft<br />

gekennzeichnet, so der Jahresbericht<br />

der Überwachung. Es ist angedacht,<br />

das Thema in einem angepassten<br />

Programm erneut<br />

aufzugreifen.<br />

Gegen Klone in der<br />

Lebensmittelproduktion<br />

Die Europäische Kommission<br />

möchte das Klonen von Tieren<br />

für die Lebensmittelproduktion<br />

zunächst für fünf Jahre aussetzen.<br />

Auch der Import und die<br />

Verwendung geklonter Tiere soll<br />

gestoppt werden. Die vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen dienen<br />

dem Tierschutz und sollen in spätestens<br />

fünf Jahren erneut überprüft<br />

werden. Das Klonen zu<br />

anderen Zwecken, etwa zur Arzneimittelherstellung<br />

und zur Forschung,<br />

sei von der Initiative<br />

nicht betroffen, unterstrich der<br />

für Verbraucher und Gesundheit<br />

zuständige Kommissar John<br />

Dalli.<br />

(EU-Kommission, Pressemitteilung<br />

vom 19. Oktober 2010)<br />

Göttinger Studie: „Lebensmittel sind<br />

eigentlich zu billig“<br />

Zwischen Verbrauchern und der Er-<br />

nährungswirtschaft fi ndet eine zu-<br />

nehmende Entfremdung statt, so das<br />

Ergebnis einer Studie der Georg-Au-<br />

gust-Universität Göttingen, die im<br />

Auftrag der Heinz-Lohmann-Stiftung<br />

erstellt wurde. Angesichts des um-<br />

fangreichen Angebots an hochverar-<br />

beiteten Fertigerzeugnissen, die eine<br />

unkomplizierte und schnelle Zuberei-<br />

tung versprechen, ist der Verbraucher<br />

offenbar von einer Sehnsucht<br />

nach möglichst natürlichen Lebensmitteln<br />

getrieben. Die von der Industrie<br />

viel gepriesene Effi zienz und<br />

Technologisierung wird vom Konsumenten<br />

als „negative Veränderung<br />

von Naturprozessen“ angesehen, so<br />

Studienleiter Prof. Dr. Achim Spiller.<br />

Auch die mit der Effi zienzsteigerung<br />

verbundenen Preissenkungen sind<br />

nicht mehr unbedingt das legitime<br />

Ziel der Agrarproduktion. Vielmehr<br />

meinen immer mehr Verbraucher,<br />

dass Lebensmittel eigentlich zu billig<br />

seien. Vermieden werden könnte die<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

–0,2<br />

–0,4<br />

–0,6<br />

–0,8<br />

–1,0<br />

Familie<br />

Freunde<br />

Politik<br />

Behörden<br />

weitere Entfremdung von der Gesellschaft<br />

und der Ernährungswirtschaft<br />

nach Ansicht des Göttinger Wissenschaftlers<br />

möglicherweise, indem die<br />

Lebensmittelbranche ihr eigenes<br />

Wertekonzept einer steten Produktivitätssteigerung<br />

und Kostensenkung<br />

kritisch hinterfrage. Potenziale sieht<br />

Spiller außerdem in den Medien, einschließlich<br />

der Internetportale: Er<br />

empfi ehlt der Branche, mehr am öffentlichen<br />

Diskurs teilzunehmen und<br />

den Diskurs mit Meinungsführern zu<br />

suchen. Möglicherweise kann dieses<br />

Vorgehen auch die Glaubwürdigkeit<br />

der Industrie steigern. Denn hier<br />

schneiden die Lebensmittelkonzerne<br />

und Schlachtunternehmen nach der<br />

Politik am schlechtesten ab, so ein<br />

weiteres Ergebnis der Studie. Dagegen<br />

haben Nichtregierungsorganisationen<br />

nach der eigenen Familie und<br />

den Freunden die höchste Glaubwürdigkeit<br />

bei den Verbrauchern. Eher<br />

neutral wird der Lebensmitteleinzelhandel<br />

gesehen.<br />

Neues Fischereimanagement soll<br />

Europas Fischbestände sichern<br />

Drei Viertel der marinen Fischbestände<br />

gelten bereits heute als überfi<br />

scht, in Europa sind es laut EU-Kommission<br />

sogar 88 Prozent. Schienen<br />

Medien<br />

Greenpeace<br />

WWF<br />

Landwirtschaft<br />

SchlachtunternehmenLebensmittelkonzerne<br />

LEH<br />

Glaubwürdigkeit<br />

von Institutionen im<br />

Vergleich<br />

die Fischbestände der Ozeane über<br />

Jahre nahezu unerschöpfl ich, wird<br />

darüber heute anders geurteilt: Seit<br />

Jahrzehnten wird mehr Fisch aus dem<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Meer geholt als nachwachsen kann.<br />

Fischarten wie Scholle, Hering oder<br />

Kabeljau sind in einigen Regionen<br />

schon jetzt fast verschwunden. Lösungen<br />

verspricht ein Konzept, das<br />

Wissenschaftler des Kieler Leibniz-<br />

Instituts für Meereswissenschaften<br />

(IFM-GEOMAR) und der Exzellenzcluster<br />

„Ozean der Zukunft“ erarbeitet<br />

haben. Es enthält Strategien, nach<br />

denen sich die Fischbestände Europas<br />

nachhaltig sichern und sich gefährdete<br />

Bestände stabilisieren und wieder<br />

aufstocken lassen. Nach dem<br />

Managementplan der Kieler Wissenschaftler<br />

könnten langfristig 60 Prozent<br />

mehr Fänge aus viermal größe-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

ren Beständen erbracht werden. Ihr<br />

Vorschlag unterscheidet sich stark von<br />

dem gegenwärtigen Plan der Kommission,<br />

der der Fischerei auch bei<br />

sehr kleinen Bestandsgrößen Fänge<br />

weit über dem maximalen nachhaltigen<br />

Ertrag erlaubt. Der Vorschlag<br />

verbindet ökologische und ökonomische<br />

Ziele: So schlagen die Kieler<br />

Wissenschaftler erstmals einen Sicherheitsspielraum<br />

für die Bestände und<br />

eine Gewinnmaximierung für die<br />

Fischer vor. Das Konzept fi nde auch<br />

politischen Rückhalt, heißt es in einer<br />

Pressemittelung des Instituts. Umweltverbände<br />

zeigten sich ebenfalls<br />

positiv beeindruckt.<br />

Neuer BMELV-Leitfaden zur erweiterten<br />

Nährwertkennzeichnung<br />

Nachdem im Juni 2010 das Europäische<br />

Parlament beschlossen hat,<br />

dass es künftig keine verpfl ichtende<br />

Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln<br />

geben wird, ist es ruhig geworden<br />

um das Thema Nährwertkennzeichnung.<br />

Diese Ruhe möchte<br />

das Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) nun offenbar beenden:<br />

Wenngleich derzeit nicht klar<br />

ist, ob die geplante europäische<br />

Lebensmittelinformationsverordnung<br />

überhaupt Spielraum für<br />

nationale Alleingänge zu einer erweiterten<br />

Nährwertkennzeichnung<br />

lassen wird, präsentierte das BMELV<br />

jetzt einen überarbeiteten Entwurf<br />

des „1 plus 4“-Modells von 2008.<br />

Fünf Angaben sollen wie nach dem<br />

bisherigen Konzept an prominenter<br />

Stelle in Form einheitlicher, wiedererkennbarer<br />

Symbole auf das Etikett:<br />

der Energiegehalt (Brennwert) sowie<br />

die Gehalte an Zucker, Fett, gesättigten<br />

Fettsäuren und Salz. Mindestens<br />

der Energiewert soll auf der<br />

Schauseite des Etiketts angegeben<br />

werden. Der neue Leitfaden greift<br />

einen zentralen Kritikpunkt am ursprünglichen<br />

Modell auf: die teils<br />

sehr niedrig angesetzten Portionsgrößen.<br />

Mindestkriterien für die zu<br />

verwendenden Bezugsmengen des<br />

Lebensmittels sollen nach dem<br />

neuen Leidfaden den Eindruck vermeiden,<br />

ein Lebensmittel enthalte<br />

weniger Kilokalorien oder Fett, als<br />

dies tatsächlich der Fall ist. Überarbeitet<br />

wurde außerdem die Darstellung<br />

des Energiegehaltes: Für dessen<br />

Darstellung wird jetzt ein<br />

Tortenschnittmodell empfohlen, das<br />

den Energiegehalt eines Lebensmittels<br />

verständlicher präsentieren soll.<br />

Unkommentiert bleibt: Bislang<br />

konnte keine wissenschaftlich fun-<br />

pro Packung (eine Packung entspricht 335 g)<br />

Energie<br />

800 00<br />

kcal<br />

40%<br />

Richtwerte in % der Tageszufuhr<br />

1 plus 4-Label<br />

6,3g 42g<br />

» Magazin<br />

Meldungen<br />

MSC-Siegel: Bekanntheitsgrad<br />

gestiegen<br />

653<br />

Seit über zehn Jahren verleiht<br />

der Marine Stewardship Council<br />

(MSC) sein blaues Umweltsiegel<br />

an nachhaltig arbeitende Fischereien.<br />

Schutz der Bestände, minimale<br />

Auswirkungen auf das<br />

Öko-System und ein verantwortungsvolles<br />

Management der Fischerei<br />

lauten die Grundsätze<br />

der Organisation. Ein Konzept<br />

mit Erfolg, wie eine repräsentative<br />

Umfrage mit 3 600 Teilnehmern<br />

in Großbritannien, den<br />

USA, Deutschland, Japan, Kanada<br />

und Frankreich zeigt. Mehr<br />

als ein Drittel der Deutschen<br />

kennt das MSC-Siegel. 2008 war<br />

es nur gut ein Zehntel. Die Mehrheit<br />

der Befragten sieht in den<br />

abnehmenden Fischbeständen<br />

ein ernstes Problem und glaubt,<br />

durch den Kauf von MSC-Produkten<br />

den Lebensraum Meer<br />

positiv beeinfl ussen zu können.<br />

pro Packung (eine Packung entspricht 335 g)<br />

Zucker Fett<br />

7%<br />

dierte Studie zeigen, dass Nährwertlogos,<br />

egal ob in Form der farblich<br />

unterlegten Ampel oder als GDA-<br />

Kennzeichnung (Guideline Daily<br />

Amount), den Verbraucher dazu bewegen,<br />

gesünder einzukaufen. Denn<br />

wer kein Interesse an gesunder Ernährung<br />

hat, wird sich wohl auch<br />

vom Etikett wenig beeindrucken<br />

lassen.<br />

gesättigte<br />

Fettsäuren<br />

Richtwerte in % der Tageszufuhr<br />

Salz<br />

11g 2,2g<br />

60% 55% 37%


654 Thema des Monats «<br />

Mineralwasser<br />

Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas<br />

Andrea Strube<br />

Ziel unserer Studie war die Identifi zierung eines medizinischen Fehlgeruchs in Mineral-<br />

wasser, der erstmalig 1936 beschrieben wurde. Durch Kombination humansensorischer und<br />

analytischer Methoden konnten 2-Iodphenol und 2-Iod-4-methylphenol als Fehlgeruch-<br />

komponenten identifi ziert werden.<br />

Andrea Strube<br />

» Zur Person<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

in der Gruppe<br />

Analytische Sensorik am<br />

Fraunhofer-Institut für<br />

Verfahrenstechnik und<br />

Verpackung (IVV) in<br />

Freising «<br />

Die hohe Geruchspotenz dieser Verbin-<br />

dungen spiegelt sich in den sehr niedrigen<br />

Geruchsschwellen wider. Die Geruchs-<br />

schwelle für 2-Iodphenol lag bei 0,3 µg/l<br />

Wasser und für 2-Iod-4-Methylphenol bei<br />

0,01 µg/l Wasser. Halogenierte Chlorwasserstoffe<br />

wie Iodoform und Bromoform,<br />

die bisher im Zusammenhang mit dem<br />

medizinischen Fehlgeruch beschrieben<br />

wurden, wurden in den hier analysierten<br />

Proben nicht detektiert.<br />

Der neutrale Charakter von Trinkwasser<br />

trägt dazu bei, dass schon geringe sensorische<br />

Abweichungen detektierbar sind.<br />

Über durch fl üchtige Verbindungen hervorgerufene<br />

geruchlich (orthonasal), aber<br />

auch „geschmacklich“ (retronasal) wahrnehmbare<br />

sensorische Abweichungen, die<br />

auch als Fehlaromen bezeichnet werden,<br />

wurde in der Literatur wiederkehrend berichtet<br />

(Mottram, 1998; Strube and Büttner<br />

2008; Czerny and Buettner, 2009).<br />

Fehlaromen<br />

Die Entstehung medizinischer Fehlaromen<br />

in Lebensmitteln und Getränken<br />

wurde in wissenschaftlichen Artikeln wiederholt<br />

beschrieben, wobei ihre Komplexität<br />

bereits durch die unterschiedlichen<br />

Beschreibungen dieses Fehlaromas deutlich<br />

wird. Die Beschreibungen des Charakters<br />

variieren u. a. zwischen chemisch,<br />

iodoformähnlich, phenolisch und medizinisch<br />

(Mottram, 1998).<br />

In früheren Untersuchungen wurde<br />

eine Vielzahl von verursachenden Substanzen<br />

mit dem Fehlaroma in Verbindung<br />

gebracht. Verschiedene Autoren berichteten,<br />

der medizinische Charakter<br />

deute auf die Anwesenheit halogenierter<br />

Verbindungen hin. So wurde zum Beispiel<br />

2-Chlor-6-methylphenol als Ursache für<br />

ein medizinisches Fehlaroma in Keksen<br />

und 2-Brom-4-chlorphenol als Ursache für<br />

ein medizinisch-phenolisches Fehlaroma<br />

in einem Gouda-Käse identifi ziert (Mottram,<br />

1998). Ein anderes medizinisches<br />

Fehlaroma in Melonen wurde auf die Anwesenheit<br />

von 4-Brom-2-chlorphenol zurückgeführt<br />

(Sanchez Saez et al., 1991).<br />

Auch im Trinkwassersektor sind medizinische<br />

Gerüche bekannt. Als Ursache wurden<br />

Prozesse vermutet, die im Zusammenhang<br />

mit Chlorierung oder Ozonierung<br />

im Sterilisationsprozess auftreten, wobei<br />

keine umfassende Ursachenklärung erfolgte.<br />

Es ist bekannt, dass eine Reihe von<br />

Nebenprodukten im Rahmen dieser breit<br />

eingesetzten Verfahren entstehen, wobei<br />

zu den bekanntesten Produkten diverse<br />

Iod- und Chlorphenole, Iodoform und Bromoform<br />

zählen (Bruchet et al., 1991).<br />

In Mineralwasser wurde ein medizinischer<br />

Fehlgeruch erstmalig 1936 beschrieben<br />

und auf die Anwesenheit von<br />

Iodoform zurückgeführt (Lindner, 1936).<br />

Eristavi et al. identifi zierten 2-Chlorphenol<br />

in einem Mineralwasser mit medizi-<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


nischem Fehlgeruch. Als Ursache für die<br />

Bildung dieser Substanz nannten die Autoren<br />

Rückstände von Desinfektionsmitteln<br />

auf Phenolbasis in den Lagertanks,<br />

die mit Chlorid aus dem Mineralwasser zu<br />

Chlorphenolen reagieren (Eristavi et al.,<br />

1962).<br />

Interne Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe<br />

haben gezeigt, dass darüber<br />

hinaus weitere Substanzen bei diesem<br />

Fehlgeruch eine Rolle spielen. Außerdem<br />

zeigten unsere Testungen an Proben aus<br />

Europa, die speziell auf die geruchsverursachenden<br />

Substanzen fokussiert waren,<br />

dass keine der bisher beschriebenen<br />

Substanzen nachweisbar bzw. von geruchlicher<br />

Relevanz war. Daher war Ziel unserer<br />

Arbeiten, die für den medizinischen<br />

Fehlgeruch ausschlaggebenden Substanzen<br />

im Rahmen eines Eigenforschungsprojektes<br />

mit Methoden der modernen Geruchsstoffanalytik<br />

zu identifi zieren.<br />

Der vorliegende Übersichtsbeitrag zeigt<br />

exemplarisch, wie die Fehlaromakomponenten<br />

durch Koppelung sensorischer und<br />

analytischer Methoden detektiert und<br />

identifi ziert wurden und wie diese Ergebnisse<br />

eine neue Ausgangsbasis für die Ursachenforschung<br />

bei Störgerüchen in Getränken<br />

und Lebensmitteln schaffen.<br />

Vorgehensweise<br />

Als Proben dienten verschiedene Mineralwässer<br />

aus Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz, die das medizinische Fehlaroma<br />

aufwiesen. Die entsprechenden<br />

Rückstellmuster und Referenzproben<br />

wurden direkt vom Mineralwasserabfüller<br />

bezogen.<br />

Probenvorbereitung<br />

Die Aufarbeitung der Wasserproben er-<br />

folgte mittels Lösungsmittelextraktion<br />

mit Dichlormethan. Die Extraktion wurde<br />

jeweils in drei Schritten mit je 80 ml<br />

Dichlormethan durchgeführt. Die gewon-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

nenen Extrakte wurden zusammengeführt,<br />

über wasserfreiem Natriumsulfat<br />

getrocknet und an einer Vigreux Kolonne<br />

auf 100 µl eingeengt (Bemelmans, 1979).<br />

Hochaufl ösende Gaschromatografi e-<br />

Olfaktometrie (HRGC-O)<br />

Die Charakterisierung der jeweiligen Geruchsstoffe<br />

erfolgte mittels HRGC-O, in<br />

Koppelung mit Detektoren wie FID oder<br />

MS. Die Messungen erfolgten an einem Helium<br />

GC type 5160 (Thermo Finnigan, Dreieich,<br />

Deutschland) unter Verwendung folgender<br />

Kapillarsäulen: DB-FFAP (30 m ×<br />

0,32 mm fused silica capillary, free fatty<br />

acid phase FFAP, 0,25 µm; Chrompack,<br />

Mühlheim, Deutschland) und DB-5 (30 m ×<br />

0,32 mm fused silica capillary DB-5, 1.5 µm;<br />

J & W Scientifi c, Fisons Instruments, Waldbronn,<br />

Deutschland). Die Proben wurden<br />

bei 40 °C injiziert, nach einer Haltezeit von<br />

zwei Minuten wurde der Ofen schrittweise<br />

mit 10 °C/min auf 240 °C aufgeheizt und<br />

nochmals 5 Minuten gehalten.<br />

Aromaextrakt-Verdünnungsanalyse<br />

(AEVA)<br />

Die AEVA gibt Auskunft über die Beteiligung<br />

einzelner geruchsaktiver Verbindungen<br />

am Gesamtaroma. Dadurch kann<br />

der Einfl uss der detektieren Aroma- bzw.<br />

Geruchsstoffe untereinander gewichtet<br />

werden. Dies erfolgt über die Bestimmung<br />

Verwendete Chemikalien<br />

» Thema des Monats<br />

655<br />

» Mittels GC-O ist<br />

eine klare Unterscheidung<br />

von<br />

geruchsaktiven und<br />

geruchsinaktiven<br />

Verbindungen<br />

möglich. «<br />

Dichlormethan (Merck, Darmstadt, Deutschland), 2-Iodphenol ≥ 98 %<br />

(Aldrich, Steinheim, Deutschland) und 2-Iod-4-methylphenol ≥ 98 %<br />

(AromaLab GmbH, Freising, Deutschland) 2-Chlorphenol ≥ 96 %,<br />

2-Bromphenol ≥ 98 %, Iodoform ≥ 99 %, 2,6-Dibromphenol ≥ 99 %,<br />

Bromdichlormethan ≥ 99 %, Dibromchlormethan ≥ 99 %, Bromiodmethan,<br />

Chloriodmethan ≥ 97 %, Chloroform ≥ 99 %; Tetrachlormethanlösung<br />

1 mg/ml (TCI, Eschborn, Germany)


656 Thema des Monats «<br />

Tab. 1 Zusammenfassung geruchsaktiver fl üchtiger Verbindungen in Extrakten von Mineralwasser (Vgl. Mineralwasser<br />

mit und ohne Fehlgeruch, na ch Strube et al., 2009a)<br />

Nr. Geruchscharaktera FD-Faktor Retentionsindexb Referenz Fehlgeruch-Probe DB-5 DB-FFAP<br />

1 nach Pilz 8 8 976 1296<br />

2 nach Pilz 8 8 1079 1393<br />

3 fettig 8 16 1145 1497<br />

4 fettig 8 8 1162 1527<br />

5 medizinisch n.d. 256 1203 2219<br />

7 süßlich, nach Kokos 16 16 1253 1911<br />

6 fettig 16 8 1256 1629<br />

8 medizinisch n. d. 256 1308 2322<br />

9 fettig, nach Kunststoff 16 16 1322 1802<br />

10 metallisch 128 64 1375 1998<br />

11 nach Vanille 32 64 1400 2580<br />

12 nach Vanille 8 8 1477 2502<br />

a b Geruchscharakter, der am Sniffi ng-Port wahrgenommen wurde; Lineare Retentionsindizes (RIs) nach Dool and Kratz (1963); n. d.: Keine Detektion eines<br />

Geruchseindrucks<br />

» Korkton/Kellermuff,<br />

ein Fehlaroma<br />

im Wein. Dafür verantwortlich<br />

sind<br />

die Verbindungen<br />

Trichloranisol (TCA)<br />

und Tribromanisol<br />

(TBA). «<br />

des Flavour Dilution Factors (FD-Faktor),<br />

der als höchste Verdünnungsstufe eines<br />

Aromastoffes defi niert ist, bei der die Ver-<br />

bindung am Sniffi ng-Port noch wahrgenommen<br />

wird (Grosch, 2001). Die gewonnenen<br />

Extrakte werden so häufi g im<br />

Verhältnis 1:1 (v/v) verdünnt, bis kein Aromastoff<br />

mehr am Sniffi ng-Port detektierbar<br />

ist. Die AEVA kann erste Informationen<br />

zu den Schlüsselverbindungen des<br />

Fehlgeruchs liefern.<br />

Strukturaufklärung der fehlgeruchverursachenden<br />

Verbindungen<br />

Die Konzentration der Störsubstanzen<br />

liegt oftmals im Ultraspurenbereich und<br />

somit unterhalb der Nachweisgrenze analytischer<br />

Standardmethoden wie z. B. GC-<br />

FID und GC-MS. Dementsprechend erfolgt<br />

die Strukturaufklärung mittels zweidimensionaler<br />

HRGC-MS/O (2D-HRGC-GC<br />

MS/O). Das verwendete 2D-HRGC-GC-MS/<br />

O-System ist ein aus zwei Helium CP 3800<br />

GCs (Varian, Darmstadt, Germany) gekoppeltes<br />

System in Verbindung mit einem<br />

Saturn 2200 MS (Varian, Darmstadt,<br />

Deutschland).<br />

Chromatografi sche Bedingungen<br />

Trennsäule 1: FFAP, 30 m lang, 0,32 mm Innendurchmesser,<br />

0,25 µm Filmdicke, Tem-<br />

peraturprogramm: 40 °C (2 min), Heizrate<br />

10 °C min 1, 230 °C (5 min). Trennsäule 2:<br />

DB 5, 30 m lang, 0,32 mm Innendurchmesser,<br />

0,25 µm Filmdicke, Temperaturprogramm:<br />

40 °C, Heizrate 10 °C/min, 250 °C<br />

(5 min).<br />

Massenspektrometrische (MS)<br />

Bedingungen<br />

Die Aufzeichnung von Massenspektren im<br />

EI-Modus erfolgte bei einer Ionisierungsenergie<br />

von 70 eV im m/z-Bereich von 35<br />

bis 399. Bei den Messungen im CI-Modus<br />

diente Methanol als Reagenzgas. Der gemessene<br />

Massenbereich lag zwischen 60<br />

und 600 m/z.<br />

Identifi zierungskriterien<br />

Die Identifi zierung der geruchsaktiven<br />

Verbindungen basiert üblicherweise auf<br />

den Kriterien Geruchsqualität und -inten-<br />

sität, lineare Retentionsindizes auf min-<br />

destens zwei Säulen unterschiedlicher<br />

Polarität (relative Retentionszeit in Be-<br />

zug auf n-Alkane) sowie den Massenspektren<br />

im MS-EI- und MS-CI-Modus<br />

(DooI and Kratz, 1963; Kovats, 1958).<br />

Der Vergleich mit den entsprechenden<br />

Referenzverbindungen ist dabei von<br />

höchster Priorität, da die Identifi zierung<br />

nur auf ihrer Basis zuverlässig verifi ziert<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


werden kann (Molyneux and Schieberle,<br />

2007).<br />

Resultate<br />

Im Rahmen der GC-O-Analysen wurden in<br />

der Referenz- und der Fehlgeruch-Probe<br />

bis zu 10 bzw. 12 geruchsaktive Verbindungen<br />

detektiert. Zehn dieser Verbindungen,<br />

die u. a. als fettig, metallisch und<br />

süßlich beschrieben wurden, waren in allen<br />

Proben nachweisbar. In den Fehlgeruchs-Proben<br />

wurden zwei Verbindungen<br />

mit dem spezifi schen medizinischen Geruchscharakter<br />

wahrgenommen (Tab. 1).<br />

Diese Verbindungen wiesen einen vergleichsweise<br />

hohen FD-Faktor auf und waren<br />

in den Referenzproben nicht detektierbar.<br />

Der Fokus der weiteren Analysen<br />

richtete sich demnach auf diese zwei Verbindungen.<br />

Mit eindimensionalen MS-Analysen<br />

wurden keine interpretierbaren Spektren<br />

und somit keine Hinweise auf die Strukturen<br />

erhalten. Die Konzentration der<br />

Verbindungen lag unterhalb der Nachweisgrenzen<br />

der eingesetzten Messgeräte.<br />

Erst nach Aufarbeitung mehrerer<br />

Proben (bis zu 4 Liter Mineralwasser) und<br />

entsprechender Einkonzentrierung auf<br />

50 µl konnte unter Einsatz der 2D-HRGC-<br />

GC-MS/O die erste medizinische Verbindung<br />

als 2-Iodphenol identifi ziert werden<br />

(Abb. 1).<br />

Die Identifi zierung der zweiten Verbindung<br />

erforderte einen deutlich höheren<br />

Aufwand. Um einen Hinweis auf die mögliche<br />

Struktur dieser Verbindung zu erhalten,<br />

wurden bis zu 20 Liter Proben aufgearbeitet<br />

und ein spezielles Verfahren der<br />

2D-Messungen angewandt. Hierzu wurden<br />

die Läufe im ersten Ofen fünfmal wiederholt<br />

und die „Ausschnitte“ nicht direkt<br />

auf den zweiten Ofen transferiert, sondern<br />

in der Cryotrap gesammelt. Erst nach<br />

dem fünften Lauf wurden alle gesammelten<br />

Kondensate gemeinsam auf die zweite<br />

Säule injiziert, gaschromatografi sch getrennt<br />

und im MS-CI-Modus gemessen.<br />

Mit dieser Methode gelang es zunächst,<br />

Hinweise auf das Molekulargewicht der<br />

Verbindung zu bekommen und letztend-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

kCounts med_cut_ref_ip__4-17-2009.sms Ions: 221.0 Filtered Sample<br />

1A Notes: Referenz 2-Iodophenol 2µl<br />

60:300<br />

��������<br />

� ����������� �<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5 10 15 20 25<br />

minutes<br />

kCounts med_cut_ip_1_ci__4-17-2009.sms Ions: 221.0 Filtered Sample<br />

2A Notes: alte Probe 2-iodophenol 2µl<br />

60:300<br />

� �����<br />

2.0<br />

�<br />

�����������<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

5 10 15 20 25<br />

minutes<br />

» Thema des Monats<br />

100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

100%<br />

lich die Verbindung als 2-Iod-4-methylphenol<br />

zu identifi zieren (Abb. 2).<br />

Zudem wurde die mögliche Anwesenheit<br />

einiger bisher in medizinischem Wasser<br />

beschriebener Verbindungen überprüft.<br />

Die Lösungen der entsprechenden<br />

Verbindungen wurden mittels GC-FID auf<br />

zwei Säulen unterschiedlicher Polarität<br />

gemessen. Wie in Tabelle 2 zu erkennen<br />

ist, konnten alle der gemessenen Verbindungen<br />

aufgrund abweichender analytischer<br />

Parameter (RI-Daten und MS-Daten)<br />

für den hier analysierten Fehlgeruch<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Interpretation<br />

2-Iodphenol und 2-Iod-4-methylphenol<br />

(Abb. 3) wurden im Rahmen unserer Analysen<br />

als Schlüsselkomponenten für den<br />

medizinischen Fehlgeruch identifi ziert.<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

Spectrum 1A, Ion: 533 us, RIC: 22448, Scan: 561, 9.078 min<br />

BP: 221 (16798=100%), med_cut_ref_ip__4-17-2009.sms<br />

65 94<br />

657<br />

50 100 150 200 250 300<br />

m/z<br />

Spectrum 2A, Ion: 905 us, RIC: 8299, Scan: 560, 9.060 min<br />

BP: 221 (6581=100%), med_cut_ip_1_ci__4-17-2009.sms<br />

94<br />

221<br />

222<br />

221<br />

50 100 150 200 250 300<br />

m/z<br />

222<br />

Abb. 1<br />

CI-Massenspekrum von<br />

2-Iodphenol. Vergleich<br />

der Messergebnisse<br />

der Standardlösung (1)<br />

und der Probe (2) (nach<br />

Strube et al., 2009a)


658 Thema des Monats «<br />

Tab. 2 Bisher beschrieb ene Substanzen in Verbindung mit einem medizinischen und/oder phenolischen Fehlgeruch in<br />

Trinkwasser und Minerawasser<br />

Verbindung MS-Daten (Basis Peak) Retentionsindexa DB-5 DB-FFAP<br />

Bromoform1,2 252 (100, M+) b 897 1442<br />

2-Chlorphenol3 128 (100, M+) b 1002 1855<br />

2-Bromphenol4 172 (100, M+) b 1089 1974<br />

Iodoform1,5 394 (100, M+) b 1299 1650<br />

2,6-Dibromphenol4 250 (100, M+) b 1417 2350<br />

Bromdichlormethan1,2 164 (100, M+) b 713 1148<br />

Dibromchlormethan1,2 208 (100, M+) b 809 1283<br />

Bromdiiodmethan1 221 (100, M+) b 803 1312<br />

Chloriodmethan1 176 (100, M+) b 731 1191<br />

Chloroform2 119 (100, M+) b 646 1019<br />

Tetrachlormethan2 154 (100, M+) b 680 1011<br />

a b 1 2 3 Lineare Retentionsindizes (RIs) nach Dool and Kratz (1963); M+ = Molekulargewicht; Bichsel and Gunten (2000); Hu et al. (1999); Young et al. (1996);<br />

4 5 Acero et al. (2005); Lindner (1936)<br />

» 50 % der Panel-<br />

Mitglieder konnten<br />

den medizinischen<br />

Fehlgeruch nicht<br />

detektieren. «<br />

Diese Verbindungen wurden nach unserer<br />

Kenntnis noch nie zuvor im Zusammenhang<br />

mit einem medizinischen Fehlgeruch<br />

in Mineralwasser oder einem<br />

anderen Lebensmittel identifi ziert. Die<br />

Substanzen weisen hohe Geruchspotenzen<br />

auf, was durch die niedrigen<br />

Geruchsschwellen von 0,3 µg/l Wasser für<br />

2-Iodphenol und 0,01 µg/l Wasser für<br />

2-Iod-4-methylphenol demonstriert wird<br />

(Strube et al., 2009a). Die Abbildung 4<br />

zeigt ein exemplarisches Beispiel einer<br />

2D-GC-MS/O-Analyse und verdeutlicht<br />

die Notwendigkeit der Kombination humansensorischer<br />

und instrumenteller<br />

Methoden für die Identifi zierung geruchsaktiver<br />

Verbindungen im Ultraspurenbereich.<br />

Die Verbindungen mit kunststoffartigen,<br />

fettigen, pilzartigen und metallischen<br />

Geruchscharakteren konnten u. a.<br />

als (Z)-2-Nonenal, (E)-2-Nonenal, (E)-2-Decenal,<br />

(E,E)-2,4-Decadienal, (tr)-4,5-epoxy-<br />

(E)-2-decenal und 1-Okten-3-on identifi -<br />

ziert werden. Diese Substanzen stehen in<br />

keinem Zusammenhang mit dem medizinischen<br />

Fehlgeruch, sondern wurden in<br />

der Literatur als Ursachen für einen kunststoffartigen<br />

Fehlgeruch in Mineralwasser<br />

beschrieben (Strube et al., 2009b), was in<br />

diesem Fall jedoch offensichtlich von untergeordneter<br />

Bedeutung war.<br />

Weiterhin wurde in der vorliegenden<br />

Studie die Anwesenheit von haloge-<br />

nierten Verbindungen, die bisher für den<br />

medizinischen Fehlgeruch in Mineralwasser<br />

verantwortlich gemacht wurden, überprüft<br />

(Bruchet et al., 1991); Lindner, 1936).<br />

Keine der beschriebenen Verbindungen<br />

konnte in den hier analysierten Proben<br />

nachgewiesen werden. An dieser Stelle<br />

bleibt zu erwähnen, dass die analysierten<br />

Proben den medizinischen Fehlgeruch<br />

auch noch nach einer einjährigen Lagerung<br />

vorwiesen. Eine Studie von Thomas<br />

et al. hingegen zeigt, dass die Stabilität<br />

von bspw. Bromoform und Iodoform in<br />

wässrigen Lösungen für eine 5 ppb Lösung<br />

auf zwei Monate und für eine 0,5 ppb<br />

Lösung auf einen Monat begrenzt ist<br />

(Thomas et al., 1980).<br />

Interessant war, dass 50 % der Mitglieder<br />

des Sensorikpanels den medizinischen<br />

Fehlgeruch in Mineralwasser und<br />

auch in den wässrigen Lösungen von 2-Iod-<br />

4-methylphenol nicht detektieren konnten,<br />

wobei bei der Detektion des Geruchs<br />

in beiden Fällen eine hundertprozentige<br />

Übereinstimmung zwischen Probe und Referenz<br />

erzielt wurde. Diese Beobachtung<br />

unterstreicht nochmals die Ergebnisse dieser<br />

Studie. 2-Iodphenol hingegen war für<br />

alle Probanden wahrnehmbar. Demnach<br />

ist dieser Verbindung in diesem Fehl-<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


geruch eine eher untergeordnete Rolle<br />

zuzuschreiben. Die Konzentration von<br />

2-Iodphenol in den Proben lag entsprechend<br />

möglicherweise unterhalb seiner<br />

Geruchsschwelle in Wasser, was jedoch<br />

noch durch quantitative Untersuchungen<br />

verifi ziert werden muss. Ob synergistische<br />

Effekte zwischen 2-Iodphenol und 2-Iod-<br />

4-methylphenol vorliegen, bleibt ebenfalls<br />

in weiterführenden Studien zu untersuchen.<br />

Die Klärung der Bildungswege ist zum<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abgeschlossen.<br />

In der Literatur sind verschiedene<br />

Bildungswege für die identifi zierten<br />

Substanzen beschrieben. So wird 2-Iodphenol<br />

unter anderem als ein typisches Nebenprodukt<br />

der Chlorierung phenol- und<br />

iodidhaltiger Trinkwässer beschrieben<br />

(Mirlohy, 1997). Dieser Bildungsschritt kann<br />

bei den hier analysierten Proben ausgeschlossen<br />

werden, weil die Proben den Auflagen<br />

der länderspezifi schen Mineral- und<br />

Tafelwasserverordnungen unterliegen.<br />

Hier ist klar defi niert, dass Mineralwässer<br />

keinen weiteren Aufarbeitungsschritten,<br />

wie z. B. einer Chlorierung zur Keimreduzierung<br />

unterzogen werden dürfen.<br />

2-Iod-4-methylphenol wurde nach unserer<br />

Kenntnis in vorhergehenden Studien<br />

nicht in Mineralwasser identifi ziert und<br />

demnach ist der Bildungsweg noch ungeklärt.<br />

Sevenants and Sanders beschrieben<br />

1984 ein unbekanntes Isomer von Iodmethylphenol<br />

als Ursache für ein medizinisches<br />

Fehlaroma in einer Backmischung.<br />

Die Autoren vermuteten die Bildung des<br />

Fehlaromas als Folge einer Reaktion zwischen<br />

Iodid (Inhaltstoff des iodierten<br />

Salzes) und 4-Methylphenol (Komponente<br />

des Zitronenaromas) (Sevenants and Sanders,<br />

1984). Ein anderer Arbeitskreis<br />

beschrieb die Bildung von chlorartig<br />

riechenden Verbindungen aus der Reaktion<br />

von Chlorid und 4-Methylphenol<br />

(Ettinger and Ruchhoft, 1951). In vielen<br />

Beiträgen werden den iodierten Verbindungen<br />

ähnliche chemische Reaktion wie<br />

den chlorierten Verbindungen zugeschrieben<br />

(Mirlohy, 1997). Demnach kann vermutet<br />

werden, dass die hier identifi -<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

�<br />

Sample Notes: reference 2iodo4methylphenol<br />

Counts std_ic__4-24-2009.sms Ions: 108.0+235.0 Filtered Sample<br />

1A Notes: reference 2iodo4methylphenol<br />

100:300<br />

500<br />

� �<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

7.5 10.0 12.5 15.0 17.5<br />

minutes<br />

» Thema des Monats<br />

100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

Spectrum 1A, Ion: 1986 us, RIC: 1555, Scan: 645, 10.634 min<br />

BP: 108 (1030=100%), std_ic__4-24-2009.sms<br />

7.5 10.0 12.5 15.0 17.5<br />

Sample Notes: ic sammel 8+8+8+8<br />

minutes<br />

100 150 200 250 300<br />

m/z<br />

Counts med_sammel_ic__4-24-2009.sms Ions: 108.0+235.0 Filtered<br />

2A Sample Notes: ic sammel 8+8+8+8<br />

Spectrum 2A, Ion: 1999 us, RIC: 56, Scan: 645, 10.635 min<br />

BP: 108 (28=100%), med_sammel_ic__4-24-2009.sms<br />

100:300<br />

� 25<br />

100% �<br />

108<br />

zierten Verbindungen aus Iodid (natürlicher<br />

Inhaltsstoff in Mineralwasser) und<br />

den entsprechenden Vorläufern Phenol<br />

und 4-Methylphenol gebildet werden.<br />

Ausblick<br />

Basierend auf den hier vorgestellten Erkenntnissen,<br />

arbeiten wir derzeit an der<br />

Entwicklung entsprechender Schnellmethoden<br />

zum Nachweis der geruchsaktiven<br />

Verbindungen bzw. derer Vorläufermoleküle.<br />

In weiteren Studien werden die Mineralwässer<br />

auf die Anwesenheit entspre-<br />

OH OH<br />

a) b)<br />

I I<br />

CH 3<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

108<br />

109<br />

235<br />

109 235<br />

100 150 200 250 300<br />

m/z<br />

659<br />

Abb. 2<br />

CI-Massenspekrum von<br />

2-Iod-4-methylphenol.<br />

Vergleich der Messergebnisse<br />

der Standardlösung<br />

(1) und der Probe<br />

(2) (nach Strube et al.,<br />

2009a)<br />

Abb. 3<br />

Strukturen der identifi -<br />

zierten Verbindungen<br />

des medizinischen Fehlgeruchs<br />

in Mineralwasser.<br />

a) 2-Iodphenol;<br />

b) 2-Iod-4-methylphenol<br />


660 Thema des Monats «<br />

mV olts c:\varianws \data\s trube\eigenfors chung\medizinis ch\kas \med_curt2220_3__11-19-2008.run File: c:\varianws \data\s trube\eigenfors chung\medizinis ch\kas \med_curt2220_3__11-19-2008.run<br />

C hannel: Front = FID<br />

Last recalc: NA<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-17<br />

1<br />

2<br />

3<br />

1.50<br />

1.25<br />

1.00<br />

0.75<br />

0.50<br />

0.25<br />

0.00<br />

1.00<br />

0.75<br />

0.50<br />

0.25<br />

0.00<br />

1. Ofen<br />

Heart-cut Säuleneluat-Fraktion, die in den<br />

X: 7.6540 Minutes<br />

Y: 4.69 mVolts<br />

2.5 5.0 7.5 10.0 12.5 15.0 17.5<br />

zweiten Ofen zur Analyse appliziert wurde<br />

Minutes<br />

MCounts med_cut3_2220__11-19-2008.sms TIC Filtered Sample Notes: inj 4 μl<br />

35:399<br />

medizinisch<br />

2. Ofen<br />

TIC m/z 35-399<br />

5 10 15 20 25<br />

med_cut3_2220__11-19-2008.sms Filtered<br />

minutes<br />

4 μl<br />

kCounts Ions: 220.0 Sample Notes: inj<br />

35:399<br />

SIM m/z 220<br />

5 10 15 20 25<br />

minutes<br />

Abb. 4 Exemplarisches Beispiel einer 2D-HRGC-GC-MS/O-Analyse zur<br />

Identifi zierung der medizinischen Verbindungen, dargestellt am Beispiel<br />

2-Iodphenol. 1: 1D-GC-FID/O; 2: 2D GC-MS/O im Full Scan; 3: 2D-GC-MS/O<br />

Masse 220 gefi ltert (nach Strube et al., 2009a)<br />

Biogene Nahrungsergänzungsmittel<br />

Mit Nutzen/Risiko Bewertung<br />

Von Dr. Hans-Peter Hanssen,<br />

Dr. Angelika Koch und<br />

Dr. Rita Richter, Hamburg<br />

2008. 315 Seiten. 111 farbige<br />

Abbildungen, 8 Tabellen.<br />

Format 11,5 x 16,5 cm.<br />

Kartoniert.<br />

ISBN 978-3-8047-2391-7<br />

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Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft<br />

Stuttgart<br />

chender Vorläufer analysiert und die<br />

Bedingungen für die Bildung des Fehlgeruchs<br />

überprüft. Mit den Ergebnissen sollen<br />

in naher Zukunft Vermeidungsstrategien<br />

für den medizinischen Fehlgeruch in<br />

Mineralwasser erarbeitet und diskutiert<br />

werden.<br />

Anschrift der Autorin<br />

Dipl.-Ing. Andrea Strube<br />

Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik<br />

und Verpackung IVV<br />

Giggenhauser Straße 35<br />

85354 Freising<br />

andrea.strube@ivv.fraunhofer.de<br />

www.ivv.fraunhofer.de<br />

Literaturverweise und Summary<br />

fi nden Sie unter<br />

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Passwort: Gänsebraten<br />

Nahrung sinnvoll ergänzen!<br />

Für über 100 pflanzliche und tierische Ausgangsmaterialien<br />

sowie Pilze und Mineralien liefert das Autorentrio Informationen<br />

über Herkunft, Beschreibung, Inhaltsstoffe, Verwendung<br />

und Verzehrempfehlung. Zusätzlich wird jedes Präparat hinsichtlich<br />

Nutzen/Risiko kritisch bewertet. Farbige Abbildungen<br />

veranschaulichen, was sich hinter den oft exotischen Namen<br />

verbirgt. Übersichtliche Tabellen zeigen die wichtigsten Anwendungsgebiete<br />

auf einen Blick.<br />

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» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Mineralwasser<br />

Identifi zierung des medizinischen Fehlaromas<br />

Andrea Strube<br />

Literatur<br />

Acero JL, Piriou P, v Gunten U: Kinetics<br />

and mechanisms of formation of bromophenols<br />

during drinking water chlorination:<br />

Assessment of taste and odor<br />

develpment. Water Res 39,<br />

2979–2993 (2005).<br />

Bemelmans JHM: In: Land, DG and<br />

Nursten, HE (eds): Progress in Flavour<br />

Research: Symposium Proceedings Land,<br />

Elsevier Science (1979).<br />

Bichsel Y, van Gunten, U: Formation<br />

of Iodo-Trihalomethanes during<br />

Disinfection and Oxidation of Iodide-<br />

Containig Waters. Environ Sci<br />

Technol 34, 2784–2791 (2000).<br />

Bruchet A, N’Guyen K, Mallevialle J,<br />

Anselme C: Identifi cation and behaviour<br />

of iodinated haloform medicinal odor.<br />

Org Micropollut Aquat Environ,<br />

Proc. Eur. Symp., 6th, pp. 371–383<br />

(1991).<br />

Czerny M, Buettner A: Odor-active<br />

compounds in cardboard. J Agric Food<br />

Chem 57, 9979–9984 (2009).<br />

v d DooI H, Kratz P: A generalization of<br />

the retention index system including linear<br />

temperature programmed gas-liquid<br />

partition chromatography.<br />

J Chromatogr 11, 463–471 (1963).<br />

Eristavi DI, Salukvadze EK, Darchashvili<br />

TV, Kachukhashvili SI, Brouchek FI,<br />

Goguadze MI, Dzhincharadze GG:<br />

The causes of the periodic appearance<br />

of an iodoform odor in Borzhom mineral<br />

water. Tr Grusinsk Politekhn Inst 2,<br />

33–43 (1962).<br />

Summary<br />

The aim of the present study<br />

was to identify the compounds<br />

responsible for a characteristic medicinal<br />

off-odour in mineral water. A<br />

combination of olfactometry methods<br />

and 2-dimensional high resolution gas<br />

chromatography-mass spectrometry<br />

analysis (HRGC-MS/O), led to the iden-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Ettinger MB, Ruchhoft CC: Effect of<br />

stepwise chlorination on tastes and odor<br />

producing intensity of some phenolic<br />

compounds. J Amer Water Works<br />

Assoc 43, 561–567 (1951).<br />

Grosch W: Evaluation of the Key Odorants<br />

of Food by Dilution Experiments,<br />

Aroma Models and Omission.<br />

Chem Senses 26, 533–545 (2001).<br />

Hu JY, Wang ZS, NG JW, Ong SL:<br />

Disinfection by-products in water<br />

produced by ozonation and chlorination.<br />

Environ Monitor Assess 59 (1),<br />

81–93 (1999).<br />

Kovats E: Gaschromatographische<br />

Charakterisierung organischer Verbindungen.<br />

Teil 1: Retentionsindices<br />

alpihatischer Halogenide, Alkohole,<br />

Aldehyde und Ketone.<br />

Helv Chim Acta 41, 1915–1931 (1958).<br />

Lindner E: Iodoform odor of mineral<br />

water containing iodine.<br />

Chemiker-Zeitung 60, 426 (1936).<br />

Mirlohy S: Chemical identifi cation and<br />

fl avor profi le analysis of iodinated<br />

phenols produced from disinfection of<br />

spacecraft drinking water. Virginia<br />

Polytechnic Institute and State University,<br />

Blacksburg, Virginia (1997).<br />

Molyneux JR, Schieberle P: Compound<br />

Identifi cation: A Journal of Agricultural<br />

and Food Chemistry Perspective.<br />

J Agric Food Chem 55,<br />

4625–4629 (2007).<br />

Mottram DS: Chemical tainting of foods.<br />

J Food Sci Technol 33, 19–29 (1998).<br />

tifi cation of 2-iodophenol and<br />

2-iodo-4-methylphenol as the two<br />

compounds exhibiting the medicinal<br />

off-odour. Determination of odour<br />

thresholds of these compounds in water<br />

showed that 2-iodophenol and<br />

2-iodo-4-methylphenol were both extremely<br />

potent odour substances with<br />

» Thema des Monats<br />

660A<br />

Sevenants MR, Sanders RA: Anatomy<br />

of an off-fl avor investigation: the<br />

“medicinal“ cake mix. Anal Chem 56<br />

(2), 293A–298A (1984).<br />

Strube A, Büttner A: Investigations into<br />

off-fl avours in PET bottled mineral<br />

water caused by sunlight exposure.<br />

Prague, Czech Republic (2008).<br />

Sanchez Saez JJ, Herce Garraleta MD,<br />

Calvo Anton P, Folgueiras Alonso ML:<br />

Identifi cation of 4-bromo-2-chlorophenol<br />

as a contaminant responsible<br />

for organoleptic taint in melons.<br />

Food Addit Contam 8 (5),<br />

627–631 (1991).<br />

Strube A, Guth H, Buettner A: Identifi cation<br />

of a medicinal off-fl avour in<br />

mineral water. Water Res 43 (20),<br />

5216–5224 (2009a).<br />

Young WF, Horth H, Crane R, Ogden T,<br />

Arnott M: Taste and odor threshold<br />

concentrations of potential potable<br />

water contaminants. Water Res 30 (2),<br />

331–340 (1996).<br />

Strube A, Buettner A, Grötzinger C:<br />

Characterization and Identifi cation of a<br />

plastic off-odour in mineral water.<br />

Water Science and Technology.<br />

Water Supply 9 (3), 299–309 (2009b).<br />

Thomas RF, Weisner MJ, Brass HJ:<br />

The fi fth trihalomethane: dichloroiodomethane,<br />

its stability and occurrences<br />

in chlorinated drinking water.<br />

Water chlorination. Environ Impact<br />

Health 3, 161–168 (1980).<br />

odour thresholds down to 0.313 and<br />

0.009 µg/l, respectively. The presence<br />

of further halogenated compounds,<br />

which were previously described in literature<br />

to exhibit the medicinal<br />

odour taint in mineral water, could<br />

not be verifi ed.


Wie lange dürfen abgelehnte Health<br />

Claims noch „verwendet“ werden?<br />

Offene Abverkaufsfrist für abgelehnte Health Claims<br />

Alfred Hagen Meyer<br />

Allerorten wird mit Bangen dem Tag entgegengesehen, an dem die Euro-<br />

päische Kommission die ersten im Sammelverfahren gemeldeten Claims<br />

kraft Verordnung zulassen, aber zugleich auch die ersten Claims verbieten<br />

würde. Der Tag wird kommen, wenn auch wieder mal verschoben,<br />

derzeit nach Sommer 2011 (Kommission, IP/10/1176, 27.9.2010, „Commission<br />

reviews the progressive adoption of the list of permitted health<br />

claims“).<br />

Der erste Entwurf einer solchen VO<br />

(SANCO/10656/2010 Rev. 3 (POOL/<br />

E4/2010/10656/10656R3-EN.doc) sah<br />

in einem Artikel 2 vor, dass abge-<br />

lehnte Claims „may continue to be<br />

used for six months after the entry<br />

into force of this Regulation”.<br />

Aber was heißt denn „continue to<br />

be used“, auf Deutsch „verwenden“?<br />

Steht dies für „in Verkehr bringen“<br />

oder gar „abverkaufen“?<br />

Entlehnt hat die Kommission diese<br />

„Verwendungs“-Frist aus Art. 28 Abs.<br />

6 Buchst. b der Health ClaimVO<br />

1924/2006; für die dort geregelten<br />

health claims ist vorgesehen, dass die<br />

nicht zugelassenen bis zu sechs Monate<br />

nach einer Entscheidung weiter<br />

„verwendet“ werden dürfen. Die<br />

„Verwendungs“-Frist nach Art. 28<br />

Abs. 6 gewährt die Kommission übrigens<br />

auch denen, die nicht einmal<br />

formal die Anforderungen erfüllen;<br />

mit der VO 1025/2009 vom 29. Oktober<br />

2009 gewährte die Kommission<br />

Unilever für den abgelehnten Claim<br />

„Schwarzer Tee fördert die Konzentration“<br />

die Übergangsfrist nach<br />

Art. 28 Abs. 6, obwohl der Antrag gar<br />

nicht – wie erforderlich – vor dem<br />

19.1.2008 gestellt wurde. Damit ist<br />

zumindest klargestellt, dass jeder abgelehnte<br />

und damit verbotene Claim<br />

(noch) eine Schonfrist erhält.<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Aber wie lange dürfen abgelehnte<br />

Health Claims dann noch „verwendet“<br />

werden? Unkenrufe sind schon<br />

zu vernehmen. Unter Deutung der<br />

verschiedenen Sprachfassungen der<br />

Health ClaimVO 1924/2006 sowie unter<br />

Berücksichtigung des Bedeutungsgehalts<br />

scheinbar ähnlicher Begriffe<br />

wie „Inverkehrbringen“ wird<br />

schon gemunkelt, es sei davon auszugehen,<br />

dass bei einer Untersagung<br />

des „Verwendens“ die Angaben binnen<br />

6 Monaten vollständig verschwunden<br />

sein müssten. Nach Ablauf<br />

der Übergangsfrist könne also<br />

die Werbung mit abgelehnten Angaben<br />

(auch und gerade durch den<br />

Handel) sowohl behördlich untersagt<br />

wie auch wettbewerbsrechtlich angegriffen<br />

werden.<br />

Fakt ist, dass es eine Legaldefi nition<br />

des „Verwendens“ nicht gibt.<br />

Der Begriff wird ebenso mehrfach<br />

wie auch ohne Erklärung in der<br />

Health ClaimVO 1924/2006 verwendet;<br />

in Art. 28 Abs. 1 schafft es der<br />

europäische Gesetzgeber sogar, doppelt<br />

gemoppelt von der „Verwendung“<br />

und dem „in Verkehr bringen“<br />

von Lebensmitteln nach Erlass<br />

der Nährwertprofi le (mögen sie nie<br />

kommen!) zu sprechen.<br />

Warum daher so voreilig und<br />

devot aufgeben? Dies in Anbetracht<br />

» Glosse<br />

661<br />

dessen, dass die Kommission nichts<br />

auslässt, die <strong>Recht</strong>sunsicherheit noch<br />

zu erhöhen. Wir erinnern uns: Die<br />

Health ClaimVO 1924/2006 wurde zuerst<br />

in einer falschen Fassung veröffentlicht<br />

(damit die am 1.1.2007 beigetretenen<br />

Bulgarien und Rumänien<br />

nicht noch auf den Gedanken kommen<br />

konnten, das Projekt in Frage zu<br />

stellen); die Kommission müht sich<br />

ständig, ihre verkorkste VO schön zu<br />

reden, wie durch die Pressemitteilung<br />

über „Mythen und Missverständnisse“<br />

(MEM0/03/188, 1. Oktober<br />

2003); die Regelung über „Handelsmarken,<br />

Markennamen oder<br />

Phantasiebezeichnungen“ ist ein Beleg<br />

für einen unbedarften Gesetzgeber,<br />

dem geltendes <strong>Recht</strong> wie das für<br />

„Marken“ gänzlich unbekannt ist; an<br />

(selbst gesetzte) Fristen, wie die für<br />

die Veröffentlichung der Gemeinschaftsliste,<br />

sieht sich die Kommission<br />

nicht gebunden; von 44 000 im Sammelverfahren<br />

gemeldeten Claims<br />

schmiss die Kommission einfach<br />

34 000 in den Papierkorb (was viele<br />

noch nicht wahrhaben wollen und<br />

davon träumen, dass „ihre“ Claims<br />

der EFSA noch nachgereicht würden);<br />

bei den wenigen zur Genehmigung<br />

anstehenden Claims kann sich das<br />

Standing Committee über Monate<br />

nicht verständigen (die Protokolle<br />

der engl. FSA zeugen von einem Kindergarten<br />

mit Besserwissern und ewigen<br />

Nörglern); im Nachhinein wurde<br />

das <strong>Recht</strong> maßlos verschärft, indem<br />

mit der VO 353/2008 vom 18. April<br />

2008 der Nachweis durch Humanstudien<br />

für unabdingbar erklärt wurde.<br />

Ob dieser <strong>Recht</strong>ssituation, die<br />

einem <strong>Recht</strong>sstaat Hohn spricht, sollen<br />

Unternehmen sechs Monate nach<br />

einer Entscheidung der Kommission<br />

auf ihr verfassungsrechtlich verbürgtes<br />

<strong>Recht</strong> auf Marketing einfach<br />

so verzichten? Angesichts des Paradigmenwechsels,<br />

der mit der Health<br />

ClaimVO 1924/2006 einhergeht<br />

(sprich: nichts geht mehr), dürfte sich


662 Glosse «<br />

anbieten, in „verwenden“ allenfalls<br />

ein Gebot für den ersten Inverkehrbringer<br />

(insbesondere Hersteller)<br />

zu sehen und jeder weitere, insbesondere<br />

der Handel, dürfte in of-<br />

Kritzmöllers Warenwelt<br />

fener Abverkaufsfrist die mit Health<br />

Claims versehenen Erzeugnisse weiter<br />

in Verkehr bringen. Allein diese<br />

Interpretation steht in Einklang mit<br />

dem Sinn und Zweck der Übergangs-<br />

Schwester der Unschuld<br />

vorschriften der Health ClaimVO<br />

1924/2006: insbesondere die Wirtschaftsteilnehmer,<br />

die am stärksten<br />

von solchen Einschnitten betroffen<br />

sind, müssen mit der Übergangsfrist<br />

vor unverhältnismäßigen Schäden<br />

geschützt werden; dies sind vor allem<br />

die Hersteller als erste in der Lebensmittelkette.<br />

Da sie nicht selten über<br />

Verpackungsvorräte von mehr als<br />

2 Jahren verfügen, müssen sie vom<br />

Gesetzgeber eine angemessene Frist<br />

zur Anpassung ihrer Produkte an die<br />

neue Gesetzeslage erhalten. Würde<br />

man dagegen am hinteren Ende der<br />

„Supply-Chain“ (nämlich beim Einzelhandel)<br />

ansetzen, wäre jegliche<br />

Übergangs-, besser Umsetzungfrist<br />

für das erste Glied in der Supply-<br />

Chain – also den Hersteller – schon<br />

entzogen, da der Handel von den<br />

Herstellern mindestens 6 Monate<br />

Abverkaufszeit verlangt.<br />

Jubelnd, Hand in Hand wagen sie den Sprung durch die Fluten des Wasserfalls<br />

hin zu einem imaginären Garten Eden. Ihr Ziel: „Frischer starten“.<br />

Neuer Tag – neues Glück verheißt Lättas Halbfettmargarine!<br />

Dabei verzeichnet der (bei Lebensmitteln selbstredend vorausgesetzte)<br />

Zustand der Frische ganz offensichtlich kollektive Relevanz, werden doch<br />

zahllose „Produkte“ mit ihm belegt, von frischen Kräutern im Quark über<br />

frische Milch in der Schokolade, nicht zu vergessen das jenseits der Genießbarkeit<br />

gelagerte Streben nach „frischem Geld“ zur Rettung wirtschaftlich<br />

bedrohter Banken. Auch sie erhoffen sich einen „frischen“ Start<br />

in eine von Altlasten befreite Zukunft.<br />

So scheint die Beliebtheit dieses Attributs zwischen unberührter Unschuld und<br />

ungerührter Coolness weniger über das beworbene Erzeugnis Auskunft zu<br />

geben denn über die Gesellschaft, die sich seiner bedient – auf der Suche nach einer Existenz, so „unbefl eckt“ wie die<br />

Kleidung der Akteure, an der alle Turbulenzen spurlos vorbeigehen?<br />

PD Dr. Monika Kritzmöller<br />

Forschungs- und Beratungsinstitut<br />

Trends + Positionen<br />

www.kritzmoeller.ch<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Lebensmittel zwischen Technik<br />

und Ethik<br />

Symposium der Forschungsstelle für Lebensmittelrecht<br />

Bayreuth<br />

Die Gesetzesbücher werden immer dicker. Da ist das Lebensmittelrecht<br />

kein Ausnahmefall. Trotz immer umfangreicherer Regelungen scheint<br />

es angesichts der medialen Berichterstattung dennoch so, als böten die<br />

Vorschriften stets Lücken für Lug und Trug, die Hersteller geschickt auszunutzen<br />

wüssten. Die Kritik trifft mitunter Werbebotschaften, für deren<br />

Inhalte es keine spezialgesetzlichen Regelungen gibt, etwa Aussagen<br />

über nachhaltiges Wirtschaften der Unternehmen oder ethische Aspekte.<br />

Zwar müssen sich diese an den allgemeinen<br />

wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen<br />

messen lassen, doch<br />

nicht selten führt dies zu unterschiedlichen<br />

Interpretationen bei den<br />

Marktteilnehmern. Auch innovative<br />

Techniken, deren Anwendung und<br />

Kennzeichnung führen regelmäßig<br />

zu Unstimmigkeiten in den beteiligten<br />

Kreisen. Auf dem diesjährigen<br />

Symposium der Forschungsstelle für<br />

Lebensmittelrecht Bayreuth, das vom<br />

7. bis 8. Oktober an der Universität<br />

Würzburg stattfand, zeigte sich erneut,<br />

dass vorschnelle Schuldzuweisungen<br />

kaum zielführend sein können.<br />

Lebensmittel zwischen<br />

Technik und Ethik<br />

Unter diesem Titel widmete sich die<br />

Tagung unter anderem dem Thema<br />

Klonfl eisch: Meldungen darüber, dass<br />

dieses längst auf dem Teller sei, wühlten<br />

erst im Sommer die Gemüter auf.<br />

Prof. Dr. Wolfgang Branscheid vom<br />

Bundesforschungsinstitut für Ernährung<br />

und Lebensmittel, Kulmbach<br />

präsentierte den aktuellen Entwicklungsstand<br />

aus agrarwissenschaftlicher<br />

Sicht. In Bezug auf etwaige Risiken<br />

für die Verbrauchergesundheit<br />

durch den Verzehr von Klonfl eisch<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

gab er, wie jüngst auch die Europäische<br />

Behörde für Lebensmittelsicherheit,<br />

Entwarnung: Die stoffl iche Zusammensetzung<br />

von Klonfl eisch<br />

unterscheide sich nach aktuellem wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand praktisch<br />

nicht von herkömmlichem<br />

Fleisch, so Branscheid. Deutlich wurde<br />

außerdem: Das Klonen von Nutztieren<br />

sei letztlich gar kein lebensmittelrechtliches<br />

Thema, sondern vielmehr<br />

eine Frage des Tierschutzrechts. Vor<br />

diesem Hintergrund müsse auch die<br />

öffentlich geführte Diskussion über<br />

das Klonen von Nutztieren kritisch<br />

hinterfragt werden. So dürften nicht<br />

dieselben Fehler gemacht werden wie<br />

bereits bei der Gentechnik: Wissenschaftlich<br />

letztlich nicht begründbare<br />

Gesundheitsrisiken dürften nicht die<br />

Rolle eines Stellvertreters einnehmen,<br />

wenn es darum geht, das Für und Wider<br />

einer neuen Technik abzuwägen,<br />

äußerte ein Tagungsteilnehmer und<br />

fand damit klare Zustimmung im Auditorium.<br />

Dass der Gentechnik noch<br />

immer ihre düsteren Schatten vorauseilen,<br />

zeigte der Beitrag von Prof. Dr.<br />

Stefan Leible, Leiter der Forschungsstelle<br />

und Lehrstuhlinhaber der<br />

Universität Bayreuth: Er nahm die aktuellen<br />

Regelungen zur Gentechnikkennzeichnung<br />

kritisch unter die<br />

» Veranstaltungen<br />

663<br />

Lupe und machte deutlich, dass sowohl<br />

die Positiv- wie auch die Negativkennzeichnung<br />

der Gentechnik<br />

den Verbraucher nicht umfassend aufkläre.<br />

Dies bestätige auch eine aktuelle<br />

Forsa-Studie. Dass aber die<br />

in jüngerer Vergangenheit von<br />

verschiedenen Seiten bereits geforderte<br />

Prozesskennzeichnung gentechnischer<br />

Verfahren, nach der jeglicher<br />

Kontakt mit der Gentechnik<br />

offengelegt werden soll, kaum abwägbare<br />

Schwierigkeiten mit sich<br />

brächte, wurde in der lebhaften Diskussion<br />

des Vortrags deutlich.<br />

Lebensmittel-Imitate<br />

Nicht weniger hitzig verlief die Diskussion<br />

zum Thema „Klebefl eisch,<br />

Surimi und Co“. Sogenannte Lebensmittel-Imitate<br />

stehen seit Längerem<br />

in der öffentlichen Kritik. Dass die<br />

Produkte sicher sind und teils auch<br />

Vorteile für die Verarbeitung, Allergiker<br />

oder auch den preisbewussten,<br />

weniger anspruchsvollen Käufer mit<br />

sich bringen können, wird dabei nur<br />

von wenigen wahrgenommen. Präsenter<br />

sind dagegen Täuschungsfälle,<br />

etwa wenn Ersatzprodukte für<br />

Käse in der Bäckerei oder Gastronomie<br />

nicht kenntlich gemacht werden.<br />

Welche praktischen Probleme aber<br />

die sachgemäße Kennzeichnung von<br />

solchen Ersatzprodukten mit sich<br />

bringt, verdeutlichte <strong>Recht</strong>sanwalt<br />

Dr. Christofer Eggers. So sei zwar die<br />

Bezeichnung „Lebensmittelzubereitung<br />

unter Verwendung von Milcheiweiß<br />

und Pfl anzenfett“ für ein entsprechendes<br />

Erzeugnis sachlich und<br />

rechtlich richtig. Ob allerdings der<br />

Verbraucher mit derart abstrakten<br />

Bezeichnungen in Bandwurmlänge<br />

etwas anzufangen wisse, könne mit<br />

guten Argumenten bezweifelt werden.<br />

Kernige Begriffe seien hier gefragt,<br />

so Eggers. Er äußerte, mitunter<br />

werde der Wert vollständiger und<br />

sachlich richtiger Informationen<br />

überschätzt. Dass „Kunsthonig“


664 Veranstaltungen «<br />

Prof. Olaf Sosnitza von der Universität Würzburg führte durch die Veranstaltung.<br />

rechtlich einwandfrei als „Invertzuckercreme“<br />

bezeichnet werden<br />

müsse, verdeutliche dieses Dilemma.<br />

Der einst aus marktorganisatorischen<br />

Knapp die Hälfte der Verbraucher<br />

möchte keine Gentechnik auf dem<br />

Teller, das zeigt jüngst die vom Institut<br />

für Demoskopie Allensbach<br />

durchgeführte, repräsentative „SGS<br />

INSTITUT FRESENIUS Verbraucherstudie<br />

2010“. Dass die Anwendung gentechnischer<br />

Verfahren auf dem Etikett<br />

angegeben werden muss, ist<br />

unbestritten, vermag ein entsprechender<br />

Hinweis doch grundsätzlich<br />

das Informationsbedürfnis des Verbrauchers<br />

zu erfüllen. Die europäische<br />

Verordnung Nr. 1829/2003<br />

schreibt europaweit einheitlich und<br />

verbindlich vor, wann und wie die Positivkennzeichnung<br />

erfolgen muss.<br />

Angesichts der Haltung des Verbrauchers<br />

gegenüber gentechnischen Verfahren<br />

hat allerdings der werbliche<br />

Gründen erlassene Bezeichnungsschutz<br />

für Käse sei letztlich eine<br />

Hürde für die einfache, leicht verständliche<br />

Bezeichnung entspre-<br />

„Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung auf dem Prüfstand<br />

Hinweis auf den Verzicht gentechnischer<br />

Verfahren seinen besonderen<br />

Reiz: In dem EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz<br />

hat Deutschland von<br />

seinem <strong>Recht</strong> Gebrauch gemacht, verbindliche<br />

Regelungen für die „Ohne<br />

Gentechnik“-Kennzeichnung zu erlassen.<br />

Beide Kennzeichnungsvarianten<br />

geben allerdings aus Verbrauchersicht<br />

Anlass zur Kritik, wie ein<br />

aktuelles Gutachten von Prof. Stefan<br />

Leible von der Forschungsstelle für<br />

Lebensmittelrecht Bayreuth zeigt:<br />

Keine der beiden Kennzeichnungsvarianten<br />

liefere dem Verbraucher eine<br />

verlässliche Information über die Anwendung<br />

gentechnischer Verfahren.<br />

So sei eine „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung<br />

beispielsweise bei tierischen<br />

Lebensmitteln möglich, so-<br />

chender Produkte, äußerte sich auch<br />

ein Teilnehmer zu der Problematik.<br />

Ob allerdings eine Bezeichnung wie<br />

„Imitatkäse“ das bereits verlorene<br />

Vertrauen des Verbrauchers wieder<br />

aufbauen könne, blieb auch nach der<br />

Diskussion im Ungewissen. Allerdings:<br />

Mehr Transparenz könnte der<br />

Weg in die richtige Richtung sein.<br />

Würden Unternehmen den Verbraucher<br />

proaktiver über neue Techniken<br />

und deren Möglichkeiten informieren,<br />

ließe sich das Täuschungspotenzial<br />

mancher Innovation vielleicht minimieren.<br />

Dies kann jedoch nur<br />

gelingen, wenn alle an einem Strang<br />

ziehen, etwa indem Wirtschafts- und<br />

Verbraucherverbände gemeinsame<br />

Strategien für eine bessere, interessenunabhängige<br />

und nicht polarisierende<br />

Verbraucheraufklärung entwickeln. <br />

lange nur bestimmte Abstinenzfristen<br />

eingehalten würden. Die verpfl ichtende<br />

Positivkennzeichnung etwa<br />

greife unterhalb eines Schwellenwertes<br />

erst gar nicht. Leible fragt<br />

daher nach einem transparenten<br />

Kennzeichnungsmodell, das dem Verbraucher<br />

eine freie Kaufentscheidung<br />

ermöglicht. In Betracht komme<br />

seiner Ansicht nach allein eine lückenlose<br />

Positivkennzeichnung ohne<br />

Wenn und Aber. Eine solche Regelung<br />

obliegt allerdings nicht allein<br />

den Mitgliedstaaten, sondern berührt<br />

auch die Kompetenz des europäischen<br />

Gesetzgebers.<br />

Das Gutachten zur „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung<br />

kann auf der<br />

Internetseite www.lmr.uni-bayreuth.<br />

de herunter geladen werden.<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Forschung Aktuell – eine Übersicht<br />

Zusammengestellt von Susanne Großmann-Kühnau<br />

Arabica oder Robusta: liegt<br />

eine Beimischung vor?<br />

Keidel A et al.<br />

Discrimination of green Arabica<br />

and Robusta coffee beans by<br />

Raman Spectroscopy<br />

J Agric Food Chem 2010, 58 (21),<br />

11187–11192<br />

Die analytische Unterscheidung der<br />

beiden überwiegend genossenen Kaffeearten<br />

Coffea arabica („Arabica“)<br />

und Coffea canephora L. var. robusta,<br />

besser bekannt unter dem Namen<br />

„Robusta“, ist seit Langem ein wichtiges<br />

Erfordernis. Arabica ist mit 61 %<br />

der Welternte die bedeutendere und<br />

qualitativ hochwertigere Art. Robusta<br />

wird zu 39 % angebaut und fi ndet<br />

Verwendung in Espressomischungen,<br />

gilt aber in hochwertigen Röstkaffeemischungen<br />

im nordeuropäischen<br />

Raum eher als minderwertige Komponente.<br />

Außer im Coffeingehalt unterscheiden<br />

sich die Rohkaffeebohnen<br />

der beiden Arten auch im Gehalt an<br />

Kahweol, einem Diterpen, das beim<br />

Rösten weitgehend abgebaut wird.<br />

Tabelle 1 zeigt die Gehalte im Rohkaffee.<br />

Wissenschaftler der TU Berlin und<br />

der Universität Lissabon (Portugal)<br />

nutzten diesen Stoff zur Unterscheidung<br />

der Kaffeearten und entwickelten<br />

eine Methode zur schnellen<br />

Analyse desselben in Rohkaffee.<br />

Kahweol kann mit der Fourier-<br />

Transformations-Raman-Spektroskopie<br />

bestimmt werden. Es zeigt bei<br />

1064 nm eine charakteristische Spektrallinie.<br />

Die Messung ist berührungslos<br />

an ganzen Bohnen und gemahlenem<br />

Kaffee möglich. Die Autoren<br />

untersuchten von beiden Coffea-Ar-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

ten verschiedene Provenienzen<br />

(Asien, Afrika, Südamerika): insgesamt<br />

83 Proben in ganzen Bohnen<br />

und 125 Proben gemahlenen Kaffees.<br />

Mit Hilfe der Hauptkomponentenanalyse<br />

der Spektren berechneten<br />

sie einen Kahweolindex σ der ka,<br />

den relativen Beitrag einzelner Bohnen<br />

zum Kahweolgehalt beschreibt.<br />

Die Reproduzierbarkeit der spektroskopischen<br />

Messung und der Auswertung<br />

lag bei 3,5 %, selbst Bohnen<br />

derselben Art und Herkunft streuten<br />

erheblich. Dennoch erlaubt der<br />

Kahweolindex eine sichere Unterscheidung<br />

der Kaffeearten. Er liegt<br />

bei Arabica über 10, bei Robusta unter<br />

10. Messungen an Bohnenware<br />

und gemahlenem Kaffee lieferten<br />

überraschenderweise ähnliche Ergebnisse,<br />

obwohl die Verteilung des<br />

Kahweols innerhalb einer Bohne<br />

nicht homogen ist. Die Methode ermöglicht<br />

in jedem Fall die Erkennung<br />

unerwünschter Beimengungen des<br />

preisgünstigeren Robustas in Arabicakaffee<br />

und das ohne jegliche Probenaufbereitung.<br />

Kahweol<br />

H 3 C<br />

H<br />

CH OH 2<br />

OH<br />

» Internationale Literatur<br />

Tab. 1 Coffein- und Kahweolgehalte in Rohkaffeearten<br />

Rohkaffeesorte Coffein [%] Kahweol [g/kg]<br />

Arabica 0,9–1,4 3<br />

Robusta 1,5–2,6 Spuren, max. 2<br />

O<br />

H<br />

H<br />

665<br />

Welche Pfl anze ist gemeint?<br />

Nesbitt M et al.<br />

Linking bi odiversity, food<br />

and nutrition: The importance<br />

of plant identifi cation and<br />

nomenclature<br />

J Food Comp Anal 2010, 23 (6),<br />

486–498<br />

Pfl anzliche Lebensmittel, ihre Nährstoffzusammensetzung<br />

und ihr Gehalt<br />

an sekundären, teilweise physiologisch<br />

bedeutsamen Inhaltsstoffen ist<br />

Thema vieler wissenschaftlicher Veröffentlichungen.<br />

Zunehmend wird in<br />

den Arbeiten die Bedeutung einer<br />

weiterhin großen Biodiversität bei den<br />

Nahrungspfl anzen betont. Die Sicherheit<br />

der Nahrungsmittelgewinnung ist<br />

nur dann gewährleistet, wenn große<br />

Artenvielfalt den Angriffen von Schädlingen<br />

entgegensteht. Leider mangelt<br />

es den wissenschaftlichen Studien oftmals<br />

an exakten Bezeichnungen der<br />

untersuchten Pfl anzen, was den Vergleich<br />

mit anderen Studien erschwert,<br />

ja sogar unmöglich macht.<br />

Die Autoren dieser Arbeit des britischen<br />

Royal Botanic Garden und der<br />

Universität in Kent und eines französischen<br />

Netzwerks zur Förderung des<br />

Moringabaumes haben diesen Missstand<br />

in einer Übersichtsstudie quantifi<br />

ziert. Sie werteten 50 Veröffentlichungen<br />

mit 502 darin genannten<br />

Pfl anzen aus und vermerkten auch,<br />

ob ein Botaniker unter den Autoren<br />

war. Einige Ergebnisse sind in<br />

Tabelle 2 dargestellt.


666 Internationale Literatur «<br />

Tab. 2 Pfl anzennamen in Veröffentlichungen<br />

Pfl anzen in den Veröffentlichungen Anzahl<br />

Gesamt 502<br />

Botanisch korrekt bestimmt 36<br />

Botanisch korrekt bezeichnet 37<br />

Falsch oder unüblich bezeichnet 136<br />

Pfl anzenname wiederauffi ndbar in Datenbanken 159<br />

Tab. 3 Zusammensetzung des Krillöls nach einfacher Extraktion<br />

Fettbestandteil Gehalt<br />

[%]<br />

Ungenauigkeiten in der Nomen-<br />

klatur der Pfl anzen treten häufi g bei<br />

Wildarten oder Pfl anzen von nur ein-<br />

geschränkter geografi scher Verbrei-<br />

tung auf. Vergleichende Betrach-<br />

tungen über mehrere Studien sind so<br />

nicht möglich. Ebenso ist der Zugriff<br />

auf die Arbeiten bei Datenbankre-<br />

cherchen nicht möglich. Die Autoren<br />

appellieren an die Wissenschaftler,<br />

gerade auf dem Gebiet der Ethnobo-<br />

tanik und Ethnopharmakologie, die<br />

untersuchten Pfl anzen botanisch exakt<br />

zu bestimmen und eine korrekte<br />

Nomenklatur zu benutzen, um die<br />

Ergebnisse anderen Interessierten<br />

zugänglich zu machen.<br />

Anteil der Fettsäuren am<br />

Fettbestandteil [%]<br />

gesättigt n-3 ungesättigt DHA EPA<br />

Phospholipide 20–33 24 47 18 28<br />

Polare Nicht-Phospholipide 64–77<br />

Triglyceride 1–3 39 4,0 1,1 2,3<br />

DHA: Docosahexaensäure (22:6n3); EPA: Eicosapentaensäure (20:5n3)<br />

Krill<br />

Der Antarktische Krill (Euphausia superba)<br />

ist jener kleine Krebs, der in<br />

südatlantischen Meeren lebt und<br />

wahrscheinlich die biologisch erfolgreichste<br />

Art der Erde darstellt. Er ernährt<br />

sich überwiegend von Phytoplankton<br />

und in zweiter Linie von<br />

Zooplankton. Beides ist für andere<br />

Tiere als Nahrung nicht nutzbar und<br />

steht dem Krill deshalb konkurrenz-<br />

Der Krill als Quelle<br />

wertvoller Öle<br />

Gigliotti JC et al.<br />

Extraction and characterisation<br />

of lipids from Antarctic krill<br />

Food Chem 2011, 125 (3),<br />

1028–1036<br />

Das Öl des Krills ist wegen seines hohen<br />

Gehaltes an mehrfach ungesättigten<br />

omega-3-Fettsäuren ernährungsphysiologisch<br />

von Interesse und<br />

wird als solches angeboten und ausgelobt.<br />

Die Autoren dieser Studie der Universitäten<br />

von West-Virginia und<br />

los zur Verfügung. So kann er gewaltige<br />

Mengen an Biomasse erzeugen<br />

und wird entsprechend stark gefi<br />

scht. Krill wiederum bildet in der<br />

Nahrungskette das Hauptfutter für<br />

Wale, Robben und Vögel.<br />

Lipidextrakt aus Krill ist nach EU-<br />

<strong>Recht</strong> als neuartige Lebensmittelzutat<br />

zugelassen. Hierbei wird von einer Extraktion<br />

mit Aceton ausgegangen.<br />

Alaska-Fairbanks untersuchten diverse<br />

Extraktionsverfahren (Folch-Extraktion,<br />

Soxhletextraktion, übliche Zweifachextraktion)<br />

im Hinblick auf die<br />

Ausbeute und die Zusammensetzung<br />

des gewonnenen Öls. Am effektivsten<br />

war die einmalige Extraktion des gefriergetrockneten<br />

Krills bei einem Gewichtsverhältnis<br />

Krill:Lösungsmittel<br />

von 1:12. Die Zusammensetzung des<br />

Öls ist in Tabelle 3 dargestellt.<br />

Die antioxidative Kapazität betrug<br />

ca. 11 Troloxeinheiten/ml Öl und war<br />

damit signifi kant größer als bei dem<br />

Öl, das mit Aceton extrahiert war. Der<br />

Krill-Extraktionsrückstand wies einen<br />

Proteingehalt von ca. 75 % auf und<br />

kann entsprechend aufgearbeitet<br />

werden.<br />

Aufgrund der Ausbeute und der<br />

besonders günstigen Zusammensetzung<br />

des gewonnenen Krillöls<br />

empfehlen die Wissenschaftler die<br />

von ihnen entwickelte Einschrittextraktion.<br />

Fehlaroma bei Haselnüssen<br />

Amrein TM et al.<br />

Identifi cation of prenyl ethyl<br />

ether as a source of metallic,<br />

solvent-like off-fl avor in hazelnut<br />

J Agric Food Chem 2010, 58 (21),<br />

11408–11412<br />

Das Fehlaroma, ein metallischer lösungsmittelartiger<br />

Geruch einer<br />

großen Charge von Haselnüssen war<br />

der Auslöser für eine Untersuchung,<br />

bei der die Forschungsabteilungen<br />

der Firmen COOP und GIVAUDAN<br />

H 3 C O CH 3<br />

CH 3<br />

Prenylethylether (1-Ethoxy-3methyl-2-buten)<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


mit der ETH Zürich zusammenarbei-<br />

teten. Die Wissenschaftler unterzogen<br />

die fl üchtigen Stoffe der<br />

betroffenen Haselnüsse einer GC-<br />

Trennung. Die olfaktometrische<br />

Wahrnehmung wurde mit der instrumentellen<br />

Detektion synchronisiert<br />

und zwar im Vergleich zu einer<br />

nicht kontaminierten Probe. Als Auslöser<br />

des Fehlgeruchs konnte eindeutig<br />

Prenylethylether nachgewiesen<br />

werden.<br />

Weitere Untersuchungen an Produkten<br />

vom Markt zeigten, dass dieser<br />

Aromastoff sogar in Haselnusskeksen<br />

noch nachweisbar war<br />

und auch dort die Fehlnote hervorrief.<br />

Als Auslöser der Biosynthese<br />

von Prenylethylether werden Pilze<br />

vermutet.<br />

Bohnen: soll das Einweichwasser<br />

verworfen werden?<br />

Fernandes AC et al.<br />

Infl uence of soaking on the<br />

nutritional quality of common<br />

beans (Phaseolus vulgaris L.)<br />

cooked with or without the<br />

soaking water: a review<br />

Int J Food Sci Techn 2010, 45<br />

(11), 2209–2218<br />

Das Einweichen von Samen der Gartenbohnen<br />

vor dem Kochen wird von<br />

Wissenschaftlern allgemein empfohlen.<br />

Uneinigkeit besteht jedoch in der<br />

Frage, ob die Einweichfl üssigkeit vor<br />

dem Kochen entfernt werden soll<br />

oder nicht. Zu diesem Thema sichte-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

» Internationale Literatur<br />

667<br />

Ein GC mit „sniffi ng port“ bietet die Möglichkeit, den Geruchseindruck mit der<br />

gaschromatografi schen Identifi zierung zu synchronisieren.<br />

ten Forscher der brasilianischen Universität<br />

von Florianopolis die Literatur<br />

und fanden 11 Veröffentlichungen,<br />

die entweder einen direkten Vergleich<br />

beider Methoden anstellten<br />

oder aber nur das Verwerfen bzw.<br />

die Mitverwendung des Quellwassers<br />

untersuchten. Zielgrößen waren<br />

Nährstoffe und sogenannte Antinähr-<br />

Phaseolus vulgaris L.<br />

Die Gartenbohne oder Grüne Bohne<br />

ist schon seit mehreren tausend<br />

Jahren ein domestiziertes Gemüse,<br />

erstmalig wurde sie in Peru und<br />

Mexiko angebaut. Inzwischen wird<br />

sie weltweit und in unterschiedlichen<br />

Klimazonen kultiviert.<br />

Lexikon Lebensmittelzusatzstoffe<br />

stoffe, letztere behindern die<br />

Aufnahmen von Nährstoffen. Die Autoren<br />

verglichen jeden einzelnen<br />

Nährstoff für beide Methoden. Die<br />

Frage, ob das Quellwasser verworfen<br />

werden soll, konnte nicht eindeutig<br />

geklärt werden, wenngleich sich ein<br />

leichter Vorteil für dieses Verfahren<br />

abzeichnete.<br />

Die meisten Menschen verwenden<br />

die reifen getrockneten Samen,<br />

die in großer Vielfalt vorkommen<br />

und sich gut lagern lassen. Überwiegend<br />

in Europa ist auch der Verzehr<br />

der unreifen grünen Hülsen<br />

üblich.<br />

Von Acesulfam-K über Milchsäure bis zur neuen Zusatzstoff-Verordnung (EG) spannt sich der Bogen in diesem Nachschlagewerk. Das Lexikon bietet in kurzer<br />

und prägnanter Form Informationen und Fakten zu Herkunft, Bestandteilen, Wirkung, Verwendung und Zulassung von Lebensmittelzusatzstoffen. Mit seinen<br />

ca. 1.000 Begriffen, den dazugehörigen E-Nummern und der Übersetzung der Stichworte<br />

ins Englische und Französische ist dieses Werk eine präzise Informationsquelle.<br />

Autoren: P. Kuhnert/ E. Lück<br />

3. Auflage 2010, DIN A5, HC, 384 Seiten ISBN 978-3-89947-533-3 € 129,50 zzgl. MwSt.<br />

Unsere aktuellen Angebote bestellen Sie per<br />

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bringt die Praxis auf den Punkt.


668 <strong>Recht</strong> «<br />

Normen – Für Sie ausgewählt und kurz gefasst<br />

DIN 6647-4:2010-10<br />

Packmittel – Zylindrische Getränke- und<br />

Grundstoffbehälter – Teil 4: Einwegverpackung<br />

mit zulässigem Betriebsüberdruck<br />

bis 3 bar, Nennvolumen bis<br />

60 Liter<br />

Der Normentwurf soll DIN 6647-4:2004 04<br />

ändern. Folgende Änderungen werden vorgenommen:<br />

a) die Anforderung an die Kennzeichnung<br />

von Behältern wird allgemeiner<br />

gefasst; b) die Anforderung an die Volumenbeständigkeit<br />

wird neu festgelegt; c) eine<br />

Sicherheitsanforderung an den Überdruckabbau<br />

nach dem Entleeren wird neu aufgenommen;<br />

d) bei der Prüfung auf Volumenbeständigkeit<br />

ist die Drucksteigerung<br />

entfallen; e) die Prüfung auf Formstabilität<br />

wird mit höherer Belastung durchgeführt;<br />

f) die Prüfung auf Druckstabilität wurde in<br />

„Prüfung auf Berstsicherheit“ umbenannt,<br />

das Prüfverfahren wurde geändert; g) einzelne<br />

Vorgaben zur Kennzeichnung wurden<br />

neu formuliert. Die Norm regelt auch hygienische<br />

Aspekte und Anforderungen an<br />

Materialien.<br />

DIN EN<br />

Nahrungsmittelmaschinen – . . . –<br />

Sicherheits- und Hygieneanforderungen<br />

In einer Vielzahl von DIN EN-Normen<br />

(DIN EN 454/1673/1674/12851/13389/<br />

13391:2010-10) werden derzeit die Anforderungen<br />

der „Richtlinie des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 17. Mai<br />

2006 über Maschinen und zur Änderung der<br />

Richtlinie 95/16/EG“ konkretisiert. Es handelt<br />

sich dabei um die deutschen Fassungen<br />

der entsprechenden europäischen Normen.<br />

Die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG gilt für<br />

Maschinen, auswechselbare Ausrüstungen,<br />

Sicherheitsbauteile, Lastaufnahmemittel,<br />

Ketten, Seile und Gurte, abnehmbare Gelenkwellen<br />

und unvollständige Maschinen.<br />

Sie erfasst u. a. grundlegende Sicherheitsund<br />

Gesundheitsschutzanforderungen für die<br />

Konstruktion und den Bau von Maschinen.<br />

DIN EN ISO 18415:2010-11<br />

Kosmetik – Mikrobiologie – Nachweis<br />

von spezifi zierten und nichtspezifi zierten<br />

Mikroorganismen<br />

Der Normentwurf ist die deutsche Fassung<br />

von FprEN ISO 18415:2010 (basierend auf<br />

der internationalen Norm ISO 18415:2008)<br />

und enthält Anleitungen für den Nachweis<br />

und die Identifi zierung bestimmter Mikroorganismen<br />

(Pseudomonas aeruginosa,<br />

Escherichia coli, Staphylococcus aureus und<br />

Candida albicans) wie auch für nichtspezifi -<br />

zierte Mikroorganismen in kosmetischen<br />

Mitteln.<br />

DIN EN ISO 16212:2010-11<br />

Kosmetik – Mikrobiologie – Zählung von<br />

Hefen und Schimmelpilzen<br />

Der Normentwurf ist die deutsche Fassung<br />

von FprEN ISO 16212:2010 (basierend auf<br />

der internationalen Norm ISO 16212:2008)<br />

und bezieht sich auf Hefen und Schimmelpilze.<br />

Die Überprüfung kosmetischer Mittel dient<br />

der Risikoanalyse und der Absicherung der<br />

Unbedenklichkeit dieser Produkte. Damit<br />

soll der Verbraucher vor Gefahren, die von<br />

mikrobiologisch problematischen kosmetischen<br />

Mitteln ausgehen könnten, geschützt<br />

werden.<br />

Für die Hersteller liegen damit auch klare<br />

Vorgaben für die notwendigen Eigenkontrollen<br />

vor.<br />

Die bekannte Gesamtaufstellung<br />

der Normen fi nden Sie im Internet<br />

unter www.dlr-online.de →<br />

<strong>DLR</strong> Plus, Passwort: Gänsebraten<br />

DIN EN ISO 24443:2010-09<br />

(Entwurf)<br />

In-vitro-Bestimmung des UVA-Sonnenlichtschutzmittels<br />

Der vorliegende Normentwurf – die deutsche<br />

Fassung von prEN ISO 24443:2010<br />

(ISO/DIS 24443:2010) – soll eine reproduzierbare<br />

Bestimmung des UVA-Schutzes<br />

ermöglichen. Mit dem beschriebenen Verfahren<br />

wird die UV-Transmission eines dünnen<br />

Films des Sonnenschutzmittels gemessen,<br />

der auf eine defi nierte Unterlage<br />

aufgebracht wurde. Dabei wird eine festgelegte<br />

UV-Quelle eingesetzt. Auch die Fotostabilität<br />

der Produkte wird nachgewiesen.<br />

Ein Zusammenhang mit dem in-vivo Schutzfaktor,<br />

der durch Prüfungen am Menschen<br />

festgestellt wird, wurde durch Berechnungen<br />

hergestellt.<br />

Materialien und Geräteausstattung, das<br />

Prüfverfahren, Kalibrierverfahren, verschiedene<br />

Berechnungsverfahren und ein Referenzsonnenschutzmittel<br />

werden im Entwurf<br />

und in normativen Anhängen beschrieben.<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />

106. 10 1 Jahrgang Dezember 2010 Behr’s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982<br />

Angewandte Wissenschaft » Originalarbeiten exklusiv für Sie vorgestellt<br />

Festschrift für Michael Welsch<br />

Herausgegeben von Prof. Dr. Moritz Hagenmeyer und Peter Loosen, LL.M., erschienen bei Behr’s Verlag.<br />

Die beiden nachfolgend abgedruckten Beiträge sind zwei der herausragenden aus der<br />

Vielzahl der gelungenen und guten Beiträge aus der Festschrift für Michael Welsch.<br />

Beide Arbeiten zeigen anschaulich, was Juristen auch sein können, gewitzt die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen gesellschaftlichen Tuns am Fall und gekonnt in der Abstraktion<br />

abzustecken, um hieraus lehrreich zukünftiges abzuleiten.<br />

Geehrt wird mit den Beiträgen Michael Welsch. 1983 trat er als Geschäftsführer in den<br />

BLL ein und blieb auch dort bis 2010. Er war der personifizierte BLL, zugleich „Beichtvater“<br />

und Psychologe, um durch „Klippen und Untiefen“ des „ausufernden und immer<br />

komplizierter werdenden Lebensmittelrechts“ zu lotsen; und Spettmann wies des<br />

Weiteren im Geleitwort zur Festschrift zutreffend darauf hin, dass es bewundernswert<br />

sei, wie er dabei auch noch für gute Laune sorgen konnte. Er hat stets alle Fakten präsent,<br />

beherrscht trefflich die Kunst der Komplexitätsreduktion, das Filtern der Fakten<br />

aus der Flut an Informationen. Nur mit dieser Erfahrung und Expertise ist eine Reflexion über die Lebensmittelwirtschaft<br />

und ihre Diskurs- und rechtlichen Rahmenbedingungen möglich; einer wie Welsch wird schmerzlich vermisst,<br />

bald. Die <strong>DLR</strong> reiht sich in die Danksagungen ein.<br />

Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />

Die Suppe im <strong>Recht</strong><br />

Eine der ältesten zubereiteten Speisen der Menschheit im Spiegel lebensmittelrechtlicher Vorschriften<br />

Wer sich als Lebensmittelrechtler vertieft mit der Suppe<br />

beschäftigt, ahnt, dass es kein Zufall sein kann, dass das<br />

lateinische Wort „ius“ nicht nur „Brühe“ oder „Suppe“,<br />

sondern auch „<strong>Recht</strong>“ bedeuten kann [1]. So unscheinbar,<br />

ja geradezu einfach und bescheiden das Lebensmittel Suppe<br />

erscheinen mag [2], so sehr widersetzt sie sich lebensmittelrechtlichen<br />

Zwängen und Schubladen. Schon allein dafür<br />

muss man die Suppe schätzen und wird nach einem zweiten<br />

Blick mit der Erkenntnis belohnt: Die Suppe lügt nicht<br />

[3]! Man muss sich nur manchmal etwas bemühen, sie zu<br />

verstehen [4].<br />

Markus Weck #<br />

Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel e. V., Reuterstr. 51,<br />

53113 Bonn<br />

I. Verkehrsbezeichnung, Verkehrsauffassung, und was die<br />

Füllmengenkennzeichnung damit zu tun hat<br />

Die Frage, was denn eigentlich eine Suppe sei, wurde im<br />

Jahre 1744 im 41. Band des Lexikons „Grosses vollständiges<br />

Universal Lexicon Aller Wissenschaften und Künste<br />

[…]“ wie folgt beantwortet:<br />

# RA Dr. Markus Weck, m.weck@verbaendebuero.de


670 Originalarbeiten «<br />

„Suppe, heisset die sehr bekannte, und so wohl Gesunden<br />

als auch Krancken dienliche Löffelspeise, welche entweder<br />

schlechthin aus Brod und Wasser, Cofent, ja welches kräftiger,<br />

aus Fleischbrühe, Wein, Milch= und Bier zubereitet<br />

wird, oder vielmahls mit unterschiedlichen anderen nahrsamen<br />

und gesunden Ingredientien versetztet und verändert<br />

werden kan, […]“ [5]<br />

Der Lebensmittelrechtler heutiger Tage fragt nach der Verkehrsauffassung<br />

zu einem als „Suppe“ bezeichneten Erzeugnis<br />

und wird z. B. im Dr. Oetker Lebensmittellexikon<br />

unter dem entsprechenden Stichwort fündig:<br />

„Suppen engl.: soups; dünnflüssige, sämige oder dünnbreiige<br />

meist als Vorspeise, seltener als Hauptgericht (Eintopfsuppen)<br />

dienende Zubereitungen. Nach Konsistenz bzw.<br />

Zusammensetzung werden sie in klare und gebundene S.<br />

(beide auch mit Einlagen) eingeteilt. […] Zur Herstellung<br />

von S. dienen u.a. Fleisch, Fleischextrakte, Geflügel, tierische<br />

oder pflanzliche Fette, Getreide und Getreideerzeugnisse<br />

als Einlagen (Reis, Grieß, Graupen, Teigwaren) und<br />

Bindemittel […].“<br />

Man stellt fest: An der Definition der Suppe hat sich nichts<br />

Grundlegendes geändert, an den Rahmenbedingungen sehr<br />

wohl: Nach § 3 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung über die<br />

Kennzeichnung von Lebensmitteln (Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung<br />

– LMKV) darf ein Lebensmittel nur<br />

in den Verkehr gebracht werden, wenn die Verkehrsbezeichnung<br />

angegeben ist. Dies ist bekanntlich nach § 4<br />

Abs. 1 LMKV die in <strong>Recht</strong>svorschriften festgelegte Bezeichnung,<br />

bei deren Fehlen die nach allgemeiner Verkehrsauffassung<br />

übliche Bezeichnung oder eine Beschreibung des<br />

Lebensmittels anzugeben ist. Voraussetzung: Der Verbraucher<br />

muss die Art des Lebensmittels erkennen und es von<br />

verwechselbaren Erzeugnissen unterscheiden können [6].<br />

Nun ist es nicht immer einfach, eine Suppe von verwechselbaren<br />

Erzeugnissen zu unterscheiden; dies gilt neben der<br />

Abgrenzung von der Brühe (hierzu unter II.) insbesondere<br />

für den großen Bruder der Suppe, den Eintopf [7]. Die Abgrenzung<br />

ist nicht nur von theoretischer Bedeutung, denn<br />

die Suppe gilt gemeinhin als flüssiges, der Eintopf als festes<br />

Lebensmittel. Abgesehen von der Pflicht, ein Produkt nur<br />

mit der korrekten Verkehrsbezeichnung in Verkehr zu bringen,<br />

damit die durch Bezeichnung und Aufmachung geweckten<br />

Erwartungen des Verbrauchers erfüllt werden,<br />

kommt durch die Pflicht der Kennzeichnung der Füllmenge<br />

ein weiteres, praktisch bedeutsames Element hinzu: Nach<br />

§ 7 Abs. 2 Satz 1 der Verordnung über Fertigpackungen<br />

(Fertigpackungsverordnung – FPV) sind Fertigpackungen<br />

mit flüssigen Lebensmitteln nach Volumen zu kennzeichnen,<br />

Fertigpackungen mit anderen Lebensmitteln nach Gewicht.<br />

Was tun also mit „dickflüssigen“ Suppen und<br />

„dünnflüssigen“ Eintöpfen? Diese Frage wird auch vonseiten<br />

der amtlichen Lebensmittelüberwachung in schöner<br />

Regelmäßigkeit aufgegriffen; Beanstandungen von als<br />

„Suppen“ bezeichneten und gleichwohl nach ihrem Gewicht<br />

gekennzeichneten Produkten sind zu erwarten.<br />

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Unterschied zwischen<br />

Suppe und Eintopf letztlich nur eine Frage der Zu-<br />

gabe von mehr oder weniger Flüssigkeit (oder festen Bestandteilen)<br />

ist; dennoch muss jeder Versuch, sich der Frage<br />

streng wissenschaftlich zu nähern, scheitern: Nach der allgemein<br />

gängigen Definition ist ein Stoff (nicht: ein Lebensmittel!)<br />

dann flüssig, wenn er sich bei Zimmertemperatur<br />

(20 °C) infolge seiner Schwerkraft der Form des Gefäßes<br />

anschmiegt, in dem er sich befindet; Flüssigkeiten sind deshalb<br />

auch zäh fließende Erzeugnisse, die ihre Lage langsam<br />

ändern [8]. Dies trifft auf die wässrige Phase im Erbseneintopf<br />

zu; auf die Erbsen selbst sicher nicht. So kann im Versuch<br />

beobachtet werden: Ein Eintopf schmiegt sich fast<br />

noch eleganter (weil langsamer) an die Gefäßwand als die<br />

flüssige Suppe. Einen Eintopf deshalb als flüssiges Lebensmittel<br />

einzuordnen, würde indes der Verbrauchererwartung<br />

nicht gerecht: Geradezu charakteristisch für den Eintopf<br />

ist der vergleichsweise hohe Anteil fester Bestandteile.<br />

Hilfreich ist hier eine systematische Betrachtung des § 7,<br />

denn der Gesetzgeber der FPV hat neben der Regel (flüssig<br />

– Volumen, fest – Gewicht) auch eine Reihe interessanter<br />

Ausnahmen geregelt, deren nähere Betrachtung lohnt. Warum<br />

etwa die Gruppe der Feinkostsoßen „abweichend“<br />

von der oben genannten Regel nach dem Volumen zu kennzeichnen<br />

ist (§ 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 a) FPV), leuchtet auf<br />

den ersten Blick nicht recht ein: Hatte der Verordnungsgeber<br />

Feinkostsoßen üblicherweise für feste Lebensmittel gehalten?<br />

Immerhin handelt es sich um eine Gruppe von Lebensmitteln,<br />

bei denen die Abgrenzung fest/flüssig im<br />

Einzelfall schwierig sein kann, was auf die Fließfähigkeit<br />

(Mayonnaise, Salatmayonnaise, Chutney) oder auch auf<br />

den Anteil nicht flüssiger (stückiger) Zutaten in Feinkostsoßen<br />

zurückzuführen ist [9]. Auf Nachfrage bei einigen<br />

Herstellern von Feinkostsoßen wurde dem Verfasser mitgeteilt,<br />

dass der Anteil stückiger Zutaten bei typischen Feinkostsoßen<br />

wie z. B. Salsa- oder Schaschliksoße schon aus<br />

abfülltechnischen Gründen bei maximal 20 % liegt.<br />

Wenn nun der Anteil stückiger oder fester Zutaten bei Suppen<br />

vereinzelt und bei Eintöpfen regelmäßig (deutlich) über<br />

20 % liegt [10], ist nicht einsichtig, weshalb die Zuordnung<br />

beider Produktgruppen zu den festen Lebensmitteln<br />

nicht gerechtfertigt sein kann. Als „Eintopf“ bezeichnete<br />

Erzeugnisse werden aufgrund des stets hohen Anteils fester<br />

Zutaten nach der allgemeinen Verkehrsauffassung zu den<br />

festen Lebensmitteln gerechnet und in ständiger Praxis<br />

nach ihrem Gewicht gekennzeichnet. Für als „Suppe“ bezeichnete<br />

Erzeugnisse gilt dies nicht allgemein (zu denken<br />

ist etwa an klare oder auch gebundene Suppen ohne stückige<br />

Einlagen); vielmehr müsste hier gesondert festgestellt<br />

werden, ob die Zuordnung zu den festen Lebensmitteln<br />

nach der allgemeinen Verkehrsauffassung gerechtfertigt ist.<br />

Dazu darf auch die übliche Verzehrsgewohnheit herangezogen<br />

werden, und damit die Frage, ob das als Suppe bezeichnete<br />

Lebensmittel (z. B. Linsensuppe) üblicherweise<br />

als Vorspeise oder als Hauptgericht verzehrt wird. Letzteres<br />

setzt einen erhöhten Anteil fester Zutaten voraus. Sollte<br />

dies der Fall sein, sind die entsprechenden Erzeugnisse<br />

nach der allgemeinen Verkehrsauffassung auch als Fertiggerichte<br />

[11] anzusehen. Als solche stehen sie mit anderen<br />

» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Fertiggerichten, die z. B. in Mehrkammermenüs angeboten<br />

werden, im „Wettbewerb“, sodass eine Kennzeichnung<br />

nach Gewicht nicht nur sachgerecht ist, sondern aus Sicht<br />

des Verbrauchers auch einer verbesserten Vergleichbarkeit<br />

dient [12].<br />

So kann festgehalten werden:<br />

• Ein Eintopf ist in aller Regel ein festes und nach seinem<br />

Gewicht zu kennzeichnendes Lebensmittel.<br />

• Ein als Suppe bezeichnetes Erzeugnis ist regelmäßig ein<br />

flüssiges Lebensmittel; es ist allerdings vertretbar, auch<br />

Suppen bei einem vergleichsweise hohen Anteil an festen/<br />

stückigen Bestandteilen nach dem Gewicht zu kennzeichnen.<br />

• Die Grenze zwischen Suppen und Eintöpfen – wie sollte<br />

es anders sein – verläuft fließend. Über einen starren<br />

Grenzwert für den Anteil stückiger Zutaten zu diskutieren,<br />

oberhalb dessen von einem festen und damit nach<br />

seinem Gewicht zu kennzeichnenden Produkt auszugehen<br />

ist, ist nicht zielführend. Es obliegt dem Lebensmittelhersteller,<br />

den Charakter seines Produkts zu bewerten<br />

und es entsprechend zu kennzeichnen.<br />

II. Konzentrierte Suppen, Brühen, und die Angabe ihrer<br />

Ergiebigkeit – ein Nachruf?<br />

Im Hinblick auf die Füllmengenangabe bereiten Suppenprodukte<br />

nicht nur bei der Einteilung in fest und flüssig Schwierigkeiten;<br />

auch bei konzentrierten Suppen und Brühen ist<br />

erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich. Der Gesetzgeber<br />

hatte frühzeitig erkannt, dass die Angabe der Nennfüllmenge<br />

bei bestimmten konzentrierten Produkten keine für<br />

den Verbraucher verwertbare Information liefert. Und so<br />

wurde die Möglichkeit (genauer: die Pflicht) geschaffen, bestimmte<br />

Produkte nach ihrer Ergiebigkeit zu kennzeichnen:<br />

Gemäß § 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3 FPV sind Fertigpackungen<br />

mit konzentrierten Suppen, Brühen, Braten-, Würz- und Salatsoßen<br />

mit dem Volumen der verzehrfertigen Zubereitung<br />

nach Liter oder Milliliter zu kennzeichnen; soweit ersichtlich<br />

eine in der EU einmalige Vorschrift. Möglicherweise<br />

liegt hierin auch der Grund, weshalb im Vorschlag für eine<br />

Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates<br />

betreffend die Information der Verbraucher über Lebensmittel<br />

[13] (im Folgenden: Lebensmittelinformationsverordnung)<br />

unterschiedslos die Kennzeichnung der „Nettomenge“<br />

gefordert wird (Artikel 9 des Vorschlags, mit<br />

wenigen Ausnahmen in Anhang VIII). Wird die Angabe der<br />

Nennfüllmenge auch für konzentrierte Suppen und Brühen<br />

Gesetz, müsste die Regelung des § 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3<br />

FPV als entgegenstehendes nationales <strong>Recht</strong> gegenüber der<br />

europäischen Regelung zurücktreten; die Kennzeichnung<br />

nach der Ergiebigkeit wäre nur noch freiwillig und zusätzlich<br />

zur Angabe der Nennfüllmenge nach Volumen oder<br />

Gewicht möglich. Ein Verlust? Aus Sicht des Verfassers<br />

ganz klar: Ja!<br />

De lege lata ist Kennzeichnung der Ergiebigkeit für konzentrierte<br />

Produkte nicht lediglich eine Option, sondern<br />

zwingend vorgeschrieben; die Angabe der Nennfüllmenge<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />

» Originalarbeiten<br />

671<br />

kann hingegen optional erfolgen. Dies steht in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit der Preisangabenverordnung,<br />

nach der sich die Angabe des Grundpreises (am Beispiel<br />

einer flüssigen, konzentrierten Suppe) nach dem Volumen<br />

des verzehrfertigen Erzeugnisses richtet, oder besser: richten<br />

muss, weil für diese Produkte lediglich die Angabe der<br />

Ergiebigkeit vorgeschrieben ist. Die Angabe (nur) der<br />

Nennfüllmenge wäre bei einer konzentrierten Suppe nicht<br />

sinnvoll, weil sie dem Käufer keine verwertbare Information<br />

liefert. Gerade im Großverbraucherbereich sind 8- bis<br />

25-fach konzentrierte Produkte keine Seltenheit; Suppen<br />

in entsprechender Konzentration sind nicht genießbar.<br />

Wird nun in der Lebensmittelinformationsverordnung die<br />

Angabe der Nennfüllmenge auch für diese Produkte verbindlich<br />

vorgeschrieben, hat das unmittelbare Auswirkungen<br />

auf die Angabe des Grundpreises nach der Preisangabenverordnung:<br />

Es ist davon auszugehen, dass<br />

Handelsunternehmen die Grundpreisangabe entsprechend<br />

anpassen und nicht mehr auf die Ergiebigkeit beziehen<br />

(dürfen). Folge: Mehrfach (in unterschiedlichem Grad)<br />

konzentrierte Suppen können über ihren Grundpreis nicht<br />

mehr miteinander verglichen werden; hiermit ist aber weder<br />

dem Handel noch dem Hersteller oder dem Verbraucher<br />

gedient.<br />

Daneben sind auch die praktischen Auswirkungen zu berücksichtigen:<br />

Schwankungen bei Rohstoffqualitäten (z. B.<br />

bei Kartoffeln) im Hinblick auf den Stärke- oder Proteingehalt<br />

können bei der Kennzeichnung der Ergiebigkeit (Zubereitungsanweisung<br />

für z. B. 500 ml Wasser) durch angepasste<br />

Einwaagen ausgeglichen werden. Künftig wäre dies<br />

nicht mehr möglich; die zwingende Änderung der Angabe<br />

der Nennfüllmenge auf den Etiketten wäre die Folge.<br />

Unberechtigt dürfte hingegen die Sorge sein, dass Erzeugnisse,<br />

die nach ihrer Ergiebigkeit gekennzeichnet sind,<br />

künftig nach den allgemeinen Grundsätzen beurteilt werden,<br />

die für Mogelpackungen gelten. Auch in diesem Bereich<br />

sind konzentrierte Suppen und Brühen keine gewöhnlichen<br />

Produkte: Es ist allgemein anerkannt (und durch<br />

Schreiben des BMWi vom 14. Dezember 1977 an den Verband<br />

der Suppenindustrie bestätigt), dass die Grundsätze<br />

der Mogelpackung nicht auf Produkte angewendet werden,<br />

die nach ihrer Ergiebigkeit gekennzeichnet sind [14].<br />

Dies ist auch sinnvoll, da aus Sicht des Verbrauchers bei<br />

einer Trockensuppe oder -soße nicht entscheidend ist, was<br />

in der Verpackung enthalten ist; es kommt vielmehr darauf<br />

an, welche Menge des verzehrfertigen Produkts er aus dem<br />

Inhalt zubereiten kann. Der Verbraucher hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten „gelernt“, dass der Freiraum in Beuteln<br />

mit Trockensoßen und Trockensuppen häufig größer<br />

als 30 % ist; dies ist auch den umfangreichen Rezept- und<br />

Zubereitungshinweisen geschuldet, die auf der Rückseite<br />

der Verpackung erwartet werden. Allerdings: Die grundsätzliche<br />

Ausnahme dieser Produkte von den Grundsätzen<br />

der Mogelpackung bleibt auch dann berechtigt, wenn die<br />

Kennzeichnung der Ergiebigkeit in Zukunft nur noch freiwillig<br />

erfolgt.


672 Originalarbeiten «<br />

Fazit: Die Kennzeichnung von konzentrierten Suppen und<br />

Brühen (nur) nach ihrer Ergiebigkeit ist mehr als nur eine<br />

kauzige Eigenart des deutschen Lebensmittelrechts. Ein<br />

kleines Wunschkonzert darf daher an dieser Stelle erlaubt<br />

sein: Wenn schon die Kennzeichnung konzentrierter Produkte<br />

nach ihrer Ergiebigkeit vom europäischen Gesetzgeber<br />

„einkassiert“ wird, sollte der deutsche Gesetzgeber wenigstens<br />

eine Anpassung der Preisangabenverordnung in<br />

Erwägung ziehen. Eine Vorschrift, die für die Grundpreisangabe<br />

bei konzentrierten Produkten ausdrücklich auf<br />

das Volumen des verzehrfertigen Erzeugnisses abstellt,<br />

wäre aus Sicht aller Beteiligten hilfreich.<br />

III. Die Verkehrsauffassung im Wandel<br />

Die Abgrenzung zwischen Suppen und Eintöpfen – gleich<br />

ob konzentriert oder nicht – kann durchaus als Aufwärmübung<br />

verstanden werden, wenn es im Folgenden um die<br />

Abgrenzung zwischen Suppen und Brühen, und die Verkehrsauffassung<br />

im Allgemeinen und Besonderen geht.<br />

Der Begriff der Verkehrsauffassung umfasst nach seiner<br />

sprachlichen Bedeutung die Auffassung der am Verkehr<br />

mit Lebensmitteln beteiligten Kreise über den Inhalt einer<br />

Kennzeichnung, Angabe oder Aufmachung und über die<br />

Beschaffenheit eines Lebensmittels. Zu den Verkehrskreisen<br />

gehören Verbraucher, Hersteller und Händler [15]. Für<br />

den Bereich der Suppen und Brühen fehlt es an gesetzlich<br />

normierten Quellen der Verkehrsauffassung ebenso wie an<br />

Leitsätzen des Lebensmittelbuchs. Vielmehr beruht die Verkehrsauffassung<br />

zu Suppen und Brühen im Wesentlichen<br />

auf herkömmlichen Handelsbräuchen, die sich aus den folgenden<br />

Richtlinien und Begriffsbestimmungen der Herstellerverbände<br />

[16] ergeben:<br />

• Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen [17]<br />

• Europäische Beurteilungsmerkmale für Bouillons (Brühen)<br />

und Consommés [18]<br />

Darüber hinaus wurde im Jahr 2001 ein (überarbeiteter)<br />

Codex-Alimentarius-Standard verabschiedet, mit dem die<br />

Europäischen Beurteilungsmerkmale weitestgehend übereinstimmen<br />

[19].<br />

III.1. Unterscheidung zwischen Suppen und Brühen<br />

Nach dem Anwendungsbereich der genannten Richtlinien<br />

ist die Unterscheidung zwischen Suppen und Brühen wesentlich,<br />

denn die Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen<br />

gilt nicht für Brühen; hier sind als speziellere Norm vorrangig<br />

die Europäischen Beurteilungsmerkmale anzuwenden.<br />

Worin besteht also der Unterschied? Zugespitzt ausgedrückt:<br />

In der Verwendung von Bindemitteln, die bei der Herstellung<br />

von Brühen keine Verwendung finden, denn Brühen<br />

sind klare Flüssigkeiten [20] (wobei auch eine gewisse Trübung<br />

aus einer Brühe nicht sofort eine Suppe macht).<br />

So weit, so klar, stiftete allerdings der Reichsgesetzgeber einmal<br />

mehr Verwirrung, als er in der amtlichen Begründung<br />

zu der Verordnung über Fleischbrühwürfel und ähnliche Er-<br />

zeugnisse [21] zu § 1 Satz 1 ausdrücklich die Bezeichnungen<br />

„Fleischsuppe“ und „Rindsuppe“ als gleichsinnige Bezeichnungen<br />

für Fleischbrühen zuließ, um den sprachlichen Gegebenheiten<br />

der zum Reichsgebiet gekommenen „Ostmark“<br />

zu entsprechen. Während der Begriff „Ostmark“ bald wieder<br />

Geschichte war, blieb es bei der amtlichen Begründung<br />

der Fleischbrühwürfelverordnung, die den Begriff „Fleischsuppe“<br />

auch für eine klare Fleischbrühe zuließ. Misslich vor<br />

allem deshalb, weil die amtliche Lebensmittelüberwachung<br />

bald damit begann, sich für als „Fleischsuppen“ bezeichnete<br />

Fleischbrühen zu interessieren und sie an der Richtlinie zur<br />

Beurteilung von Suppen und Soßen zu messen. Diese aber<br />

bestimmt, dass Suppen, deren Bezeichnung und/oder Aufmachung<br />

auf die Verwendung von Rindfleisch, Rindfleischextrakt<br />

oder Rindfleischbrühe hinweisen, einen Kreatiningehalt<br />

von mindestens 70 mg/l enthalten [22]. Eine solche<br />

Verkehrsauffassung bestand und besteht für eine Fleischbrühe<br />

nicht.<br />

Ohne die „Entschließung des Verbandes der Suppenindustrie<br />

zur Begriffstrennung zwischen Suppen und Brühen“<br />

vom 25.10.1954 in der Fassung des Beschlusses des Ausschusses<br />

Lebensmittelchemie vom 8./10.11.1956 [23]<br />

wäre Ärger programmiert gewesen. Die Entschließung ist<br />

ein interessantes Beispiel für die Prägung der Verkehrsauffassung<br />

durch Handelsbräuche der Hersteller – und<br />

das nicht zu unterschätzende Desinteresse der Verbraucher<br />

hieran.<br />

Im Kern sieht die Entschließung – die nie aufgehoben<br />

wurde, weil es zwar die Fleischbrühwürfelverordnung<br />

nicht mehr gibt, aber trotzdem noch zwischen Suppen und<br />

Brühen unterschieden werden muss – Folgendes vor:<br />

Die Unternehmen der Suppenindustrie nehmen davon Abstand,<br />

für Brüh- und Fleischbrüherzeugnisse die nach der<br />

Fleischbrühwürfelverordnung zugelassenen Bezeichnungen<br />

„Rindsuppe“ und „Fleischsuppe“ oder ähnliche Bezeichnungen<br />

mit dem Beiwort „Suppe“ zu verwenden.<br />

Zum Unterschied von Brüherzeugnissen enthalten Suppen<br />

aller Art, und zwar je nach ihrem Charakter in unterschiedlichen<br />

Mengen, Bindemittel, Einlagen oder auch Bindemittel<br />

nebst Einlagen.<br />

Gleichwohl: Die Verbraucher sprechen auch nach über<br />

50-jährigem Bestehen der Entschließung von (klaren)<br />

Fleischsuppen und -brühen, wann es ihnen beliebt; auch<br />

das Vorhandensein von Einlagen wird dabei keinesfalls als<br />

störend empfunden. Wenn aber bei der Ermittlung der Verkehrsauffassung<br />

der Verbrauchersicht eine besonders wichtige<br />

Rolle zukommt [24], kann folglich keine Abweichung<br />

von der Verkehrsauffassung angenommen werden, wenn<br />

Hersteller die Begriffe „Klare Fleischsuppe“ und „Fleischbrühe“<br />

synonym verwenden. Folgerichtig werden kIare<br />

(FIeisch-)Suppen, die die Anforderungen der Europäischen<br />

Beurteilungsmerkmale erfüllen, auch nach diesen beurteilt<br />

und nicht nach der Richtlinie zur Beurteilung von Suppen<br />

und Soßen. Mehr noch: Einlagen jeder Art (Nudeln, Gemüse<br />

etc.) können einer klaren Rindfleischsuppe zugegeben<br />

werden, ohne deren Charakter als klare Suppe und damit<br />

ihre Einstufung entsprechend den Europäischen<br />

» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Beurteilungsmerkmalen zu ändern. Nach wie vor aber gilt:<br />

Gebundene Suppen können den Europäischen Beurteilungsmerkmalen<br />

nicht zugeordnet werden, da es sich nicht<br />

um klare, dünne Flüssigkeiten handelt.<br />

III.2. Die Bedeutung der Herstellerrichtlinien in der Praxis<br />

Trotz vereinzelter Fälle „zivilen Ungehorsams“ wie im Fall<br />

der „Fleischsuppe“ – die Richtlinie zur Beurteilung von<br />

Suppen und Soßen sowie die Europäischen Beurteilungsmerkmale<br />

für Brühen und Consommés spielen bei der Ermittlung<br />

der Verkehrsauffassung nach wie vor eine entscheidende<br />

Rolle und werden auch vonseiten der amtlichen<br />

Lebensmittelüberwachung in ständiger Praxis zur Beurteilung<br />

von Suppenprodukten herangezogen. Allerdings: Die<br />

Zeit macht auch vor den Richtlinien der Hersteller nicht<br />

Halt, wie schon das Beispiel „Schildkrötensuppe“ zeigt<br />

[25]. Doch nicht immer ist es möglich, veraltete oder überholte<br />

Regelungen einfach zu ignorieren. Druck auf bestehende<br />

Richtlinien wird durch Produktinnovationen, abweichende<br />

Handelsbräuche in anderen Mitgliedstaaten<br />

und nicht zuletzt profane, aber gleichwohl existenzielle<br />

Faktoren wie steigende Rohstoffpreise aufgebaut. Die<br />

Frage, inwieweit von der Verkehrsauffassung abgewichen<br />

werden kann, ist häufig gestellt und legitim, aber heikel, da<br />

sie durchaus die Gefahr birgt, an den Grundfesten von<br />

Leitsätzen oder Richtlinien zu rütteln und sie auszuhöhlen.<br />

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<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />

» Originalarbeiten<br />

673<br />

Nicht nur der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat indessen<br />

klargestellt: Da die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs<br />

– und für Richtlinien der Hersteller kann<br />

nichts anderes gelten – bloße Auslegungshilfe sind, kann<br />

selbstverständlich von ihnen abgewichen werden; erforderlich<br />

ist aber eine ausreichende Kenntlichmachung dieser<br />

Abweichung [26]. Dies ergibt sich schon aus § 11 Abs. 2<br />

Nr. 2 b) und c) LFGB, wobei die Lektüre der Vorschrift ein<br />

wichtiges Detail enthüllt, das gerne einmal übersehen wird:<br />

Erforderlich ist die Kenntlichmachung von Lebensmitteln,<br />

die hinsichtlich ihrer Beschaffenheit von der Verkehrsauffassung<br />

abweichen und dadurch in ihrem Wert, insbesondere<br />

ihrem Nähr- oder Genusswert oder in ihrer Brauchbarkeit<br />

nicht unerheblich gemindert sind. Nicht jede<br />

Abweichung von der Verkehrsauffassung erfordert also<br />

auch eine Kenntlichmachung. Hierzu ein Beispiel, das<br />

zwar nichts mit der guten Suppe zu tun hat, aber mit erschreckender<br />

Häufigkeit auf dem Schreibtisch des Verfassers<br />

landet:<br />

Die Verkehrsbezeichnung „Fleischsalat“ für ein Erzeugnis,<br />

das neben Gurken zusätzlich auch Zwiebeln enthält, wird<br />

als irreführend beanstandet, da die Verkehrsbezeichnung<br />

„Fleischsalat“ nach den Leitsätzen für Feinkostsalate<br />

einem Erzeugnis vorbehalten sei, das Gurken als einziges<br />

Gemüse enthält. Für ein Erzeugnis, welches Gurken und/<br />

oder Zwiebeln enthält, sei hingegen die Bezeichnung<br />

„Wurstsalat“ vorgesehen.<br />

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674 Originalarbeiten «<br />

Überflüssig zu erwähnen, dass das beanstandete Produkt<br />

im Hinblick auf den Gehalt an Fleischbrät den Anforderungen<br />

der Leitsätze mehr als entsprach und die Kennzeichnung<br />

eine vollständige Zutatenliste sowie die entsprechende<br />

Mengenkennzeichnung nach § 8 LMKV aufwies.<br />

Wird nun ein Fleischsalat dadurch in seinem Wert gemindert,<br />

dass man ihm zusätzlich Zwiebeln hinzugibt? Wohl<br />

kaum, es sei denn, man würde dafür am Fleischbrät sparen.<br />

Oder handelt es sich gar um ein aliud, ein „im Wesen<br />

anderes Produkt“? In der Literatur wird immerhin angedeutet,<br />

dass ein aliud vorliegen kann, wenn die Leitsätze<br />

für das zu beurteilende Produkt eine andere Verkehrsbezeichnung<br />

vorsehen [27]. Aber reicht das im Beispielsfall<br />

bereits aus, um von einem im Wesen anderen Produkt auszugehen?<br />

Man darf sehr bezweifeln, dass hierfür die Zugabe<br />

oder das Weglassen von Zwiebeln entscheidend ist.<br />

So sehr Preuß darin zuzustimmen ist, dass die Leitsätze Berechtigung<br />

und Nutzen in der Praxis haben [28], so sehr<br />

sollten sie doch mit Augenmaß angewendet werden, wenn<br />

es um den Vorwurf der Verbrauchertäuschung geht [29].<br />

Auch die Verkehrsauffassung zu einer der ältesten zubereiteten<br />

Speisen der Menschheit [30] verändert sich, langsam,<br />

aber stetig. Sie beruht heute im Wesentlichen auf Richtlinien<br />

der Hersteller und enthält zum Teil Kriterien, für deren<br />

Überprüfung die Zutatenliste einschließlich der prozentualen<br />

Mengenkennzeichnung nicht ausreicht, so etwa in<br />

Bezug auf den Milchfettgehalt von Sahnesuppen (nach der<br />

Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen mindestens<br />

erforderlich: 10 g/l Milchfett aus Sahne, IV.10.b). Abweichungen<br />

von der Verkehrsauffassung sind dennoch zulässig;<br />

lediglich die Anforderungen an deren Kenntlichmachung<br />

sind höher. Die blickfangartig hervorgehobene<br />

Auslobung „Jetzt mit nur 5 g Milchfett pro Liter“ würde<br />

hierfür vermutlich nicht ausreichen, da nicht davon ausgegangen<br />

werden kann, dass der Verbraucher ihren Sinn zutreffend<br />

interpretiert („fettarm?“) und die Menge von 5 g/l<br />

überhaupt in einen Gesamtzusammenhang einordnen<br />

kann. Hingegen dürfte z. B. der Hinweis „Mit der Hälfte<br />

des üblichen Milchfettgehalts“ als Kenntlichmachung ausreichend<br />

sein [31].<br />

Es bleibt die Erkenntnis, dass auch und gerade für die<br />

Suppe gilt: Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein<br />

ewiges Werden und Wandeln.<br />

Verweise<br />

[1] Das lateinische „ius“ geht auf die alte, aus dem Indogermanischen<br />

stammende Wurzel „ieu-“ zurück; sie bedeutet so viel wie „bei der<br />

Speisebereitung vermengen“, siehe zur Etymologie Fritz Ruf, Brei, Mus<br />

und Suppe – Die ältesten Formen der zubereiteten Nahrung in der Geschichte<br />

unserer Ernährung, Bonn 1993, S. 10.<br />

[2] Aber Vorsicht: Aus gegebenem Anlass sei darauf hingewiesen, dass die<br />

Darreichung von Gulaschsuppe anlässlich einer Verabschiedung in den<br />

Ruhestand über den „Bereich bloßer Annehmlichkeiten“ hinausgeht<br />

und steuerlich nicht als Werbungskosten abzugsfähig ist, FG Köln, Urteil<br />

v. 2. Mai 2007 – 5 K 703/07.<br />

[3] A.A. Hans-Ulrich Grimm in seinem Pamphlet „Die Suppe lügt“.<br />

[4] Dies gilt auch für die sogenannte Hamburger „Aalsuppe“, deren Bezeichnung<br />

nicht zwingend auf die Verwendung von Aal hindeutet, sondern<br />

darauf, dass „allens rinkümmt, wat so in de Keuk is“. Ob es der<br />

amtlichen Lebensmittelüberwachung in Hamburg zu verdanken ist,<br />

dass in den letzten Jahren zunehmend auch ein geringer Anteil von Aal<br />

in der Aalsuppe zu finden ist, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers.<br />

[5] Zitiert bei Fritz Ruf a.a.O. Fn. 1, S. 9<br />

[6] Und an dieser Stelle müsste dann eigentlich auch für jeden, der<br />

strengere Vorschriften gegen das Inverkehrbringen von „Analogkäse“<br />

fordert, das Ende der Diskussion erreicht sein.<br />

[7] Der Eintopf wird hier lediglich im Hinblick auf den regelmäßig höheren<br />

Anteil stückiger Bestandteile als „großer Bruder“ der Suppe bezeichnet.<br />

Tatsächlich gibt es das Wort „Eintopf“ vor dem Jahr 1930 nicht – der<br />

„Eintopfsonntag“ wurde während der Kriegsjahre eingeführt, vgl. Fritz<br />

Ruf, a.a.O. Fn. 1, S. 135. Der Eintopf ist das klassische Beispiel der<br />

Gemeinschaftsverpflegung (alle sitzen um „einen Topf“), eindrucksvoll<br />

nachzuvollziehen auch in der Ordnung Nr. 064/9/001 des Ministers für<br />

Abrüstung und Verteidigung über die Verpflegung in der Nationalen<br />

Volksarmee: Während der Treffen von Bürgern mit Soldaten in Garnisonen<br />

zum Tag der NVA wurde – per Verordnung geregelt – ein kostenloses<br />

„Erbseneintopfgericht“ ausgegeben.<br />

[8] Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 116, § 7, Rn. 8. Bei Suppen besteht<br />

allerdings Einigkeit darüber, dass sich die Frage der „Flüssigkeit“<br />

nicht nach der eichrechtlichen Bezugstemperatur von 20 °C, sondern<br />

nach der Temperatur des verzehrfertigen Erzeugnisses richtet. Die übliche<br />

Verzehrtemperatur darf nicht unterschätzt werden: „Jeder, der<br />

eine Suppe bestellt, weiß aber, dass er ein sog. Heißgericht serviert<br />

bekommt, welches nur mit äußerster Vorsicht zu genießen ist.“, vgl.<br />

AG Hagen, Urteil v. 9. September 1996 – 14 C 149/96.<br />

[9] Zipfel/Rathke, ebenda.<br />

[10] Ein Anteil von 30 bis über 50 % dürfte bei Eintöpfen die Regel sein.<br />

[11] Fertiggerichte werden definiert als vorbereitete Lebensmittelzubereitungen,<br />

die als Hauptmahlzeit verzehrt werden und dazu keiner Ergänzung<br />

durch weitere Lebensmittel bedürfen, vgl. die „Begriffsbestimmungen<br />

für Fertiggerichte und fertige Teilgerichte“, Schriftenreihe des<br />

BLL, Heft 71.<br />

[12] Gegen dieses Ergebnis ließe sich einwenden, dass gemäß § 7 Abs. 2<br />

Satz 2 Nr. 3 FPV Fertigpackungen mit konzentrierten Suppen mit dem<br />

Volumen der verzehrfertigen Zubereitung nach Liter oder Milliliter zu<br />

kennzeichnen sind (hierzu noch ausführlich unter II.). Ob hieraus gefolgert<br />

werden kann, dass Suppen generell als flüssiges Lebensmittel<br />

anzusehen sind, ist aber zweifelhaft: Dem Gesetzgeber ging es in erster<br />

Linie darum, die Kennzeichnung nach der Ergiebigkeit gesetzlich zu<br />

verankern; dass daneben auch eine weitere feinsinnige Abgrenzung zwischen<br />

„konzentrierter Suppe“ und „konzentriertem Eintopf“ erforderlich<br />

sein kann, dürfte ihm schlicht entgangen sein. Die Frage, ob hier vom<br />

Wertungsplan des Gesetzgebers aus betrachtet eine Regelungslücke<br />

besteht, die im Wege der ergänzenden Auslegung geschlossen werden<br />

kann (hierzu Bernd Rüthers, <strong>Recht</strong>stheorie, München 1999, Rn. 844),<br />

soll an dieser Stelle den <strong>Recht</strong>sphilosophen überlassen bleiben.<br />

[13] Vom 30. Januar 2008, KOM (2008) 40.<br />

[14] Im Wortlaut: „[…] Das Thema „Verpackung von Trockensuppen“ [ist]<br />

vom Arbeitsausschuss Mogelpackungen des Länderausschusses Gesetzliches<br />

Messwesen […] am 2.11.1977 behandelt worden. Dabei<br />

wurde festgestellt, dass Packungen mit Trockensuppen, bei denen die<br />

Ergiebigkeit gekennzeichnet wird, nicht unter § 17 Eichgesetz fallen.“<br />

[15] Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 102, § 11, Rn. 265.<br />

[16] Als solche sind zu nennen der Verband der Suppenindustrie, der im<br />

Jahr 2009 mit dem Verband der Essig- und der Senfindustrie sowie<br />

dem Bundesverband der deutschen Feinkostindustrie zum Verband<br />

der Hersteller kulinarischer Lebensmittel (VKL) verschmolzen wurde;<br />

der EU-Branchenverband FAIBP (FEDERATION DES ASSOCIATIONS<br />

DE L‘INDUSTRIE DES BOUILLONS ET POTAGES DE LA CEE) sowie<br />

der internationale Verband der Suppenindustrie, AIIBP (ASSOCIATION<br />

INTERNATIONALE DE L‘INDUSTRIE DES BOUILLONS ET POTAGES).<br />

[17] Die Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen wurde vom BLL<br />

überprüft, als Verkehrsanschauung der Lebensmittelindustrie gebilligt<br />

und im Dezember 1979 veröffentlicht (Schriftenreihe des BLL Heft 93,<br />

ebenfalls abgedruckt bei Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 240a).<br />

» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


[18] In der Fassung vom 7. April 2003, <strong>DLR</strong> Heft 11/2003, S. 445 ff.; abzurufen<br />

auch im Internet unter www.kulinaria.org → Fachgruppe Suppe,<br />

Backmischungen, Desserts → <strong>Recht</strong>sgrundlagen.<br />

[19] CODEX STANDARD 117-1981, Rev. 2-2001; der Codex Standard steht<br />

ebenfalls im Internet unter www.kulinaria.org zur Verfügung.<br />

[20] Die grundlegende Definition für Brühen und Consommés in den Europäischen<br />

Beurteilungsmerkmalen lautet: „Dünne klare Flüssigkeiten,<br />

die gewonnen werden<br />

– entweder durch Kochen geeigneter eiweißreicher Substanzen oder<br />

deren Extrakte und/oder Hydrolysate mit Wasser mit oder ohne Zusatz<br />

von Würzmitteln und/oder Geruchs- oder Geschmacksstoffen,<br />

Speisefetten, Kochsalz, Gewürzen und deren natürlichen Extrakten,<br />

Destillaten oder anderen Lebensmitteln zu ihrer Geschmacksverbesserung<br />

und solchen Zusatzstoffen,<br />

– oder durch Rekonstitution einer gleichwertigen Mischung getrockneter<br />

Zutaten nach Gebrauchsanweisung.”<br />

[21] Vom 27. Dezember 1940, RGBl. 1940 I S. 1672, aufgehoben durch<br />

die Verordnung zur Änderung der Zusatzstoff-Zulassungsverordnung<br />

und anderer lebensmittelrechtlicher Verordnungen vom 13. Juni 1990,<br />

BGBl I 1990, S. 1053.<br />

[22] Kreatinin ist nur in Fleisch und Fleischsaft enthalten. Da es sich proportional<br />

zur Skelettmuskelmasse verhält, dient der Kreatiningehalt<br />

als Maß für den Fleischextraktanteil z. B. in Brühwürfeln, Suppen oder<br />

Soßen. Der Kreatiningehalt von Fleischextrakt beträgt ca. 6–8 %. Dabei<br />

ist unter Fleischextrakt ein Auszug ausschließlich von Rindfleisch zu<br />

verstehen. Auszüge vom Fleisch anderer Tiere (wie Walfleischextrakt<br />

oder Extrakte vom Schaf- oder Kaninchenfleisch) sind nach ihrer Herkunft<br />

zu kennzeichnen, vgl. Karl Schiller in: Ullmanns Enzyklopädie der<br />

technischen Chemie, 3. Auflage 1967, 18. Band, S. 705.<br />

[23] Abgedruckt in <strong>DLR</strong> Heft 12/1954, S. 318 und in Die Ernährungswirtschaft,<br />

Heft 3/1955, S. 102.<br />

[24] So Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, C 102, § 11, Rn. 265 unter Verweis<br />

auf eine Entscheidung des Reichsgerichts v. 26. Februar 1929<br />

zur Frage, ob Verbraucher eine „gefühlsmäßige Abneigung“ gegenüber<br />

einer unter Verwendung von Mineralöl hergestellten Schokoladenüber-<br />

„Quis iudicabit?“[1]<br />

Erste Überlegungen zum <strong>Recht</strong>sschutz gegen Kampagnen<br />

1. Einleitung<br />

„Dieu aide le Maréchal“ [2]. Mit Wappenschild und mit<br />

Schwert und dank dieser Devise gewinnt William Marshal,<br />

der sich Guillaume le Maréchal nennen lässt, im 12. Jahrhundert<br />

seine Kämpfe, Schlachten und Feldzüge. Ob sich<br />

eine vergleichbare innere Haltung auch im Angesicht eines<br />

medial getriebenen Feldzuges empfiehlt, kann hier nicht<br />

vertieft werden. Im Weiteren soll lediglich von Möglichkeiten<br />

des <strong>Recht</strong>sschutzes gegen solche modernen Kampagnen<br />

die Rede sein – und nicht etwa von Kampagnen als<br />

Probierstein einer ritterlichen Ethik [3].<br />

Wie jedes Ding kann man auch Kampagnen unter verschiedener<br />

Perspektive beschreiben. Kampagnen sind keine<br />

Sommergewitter, Kampagnen sind Artefakte. Kampagnen<br />

kann man reformulieren als elementarer Bestandteil des<br />

kommunikativen Agierens einer „Pressure Group“ unter<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />

» Originalarbeiten<br />

675<br />

zugsmasse verspüren, RGSt 63, S. 60, 62. Während die Strafkammer<br />

des Landgerichts Mannheim in der Vorinstanz noch die Vorzüge der<br />

Verwendung von Mineralöl gegenüber Haselnussbestandteilen herausgestellt<br />

hatte (Haselnussbestandteile werden ranzig!), weist ironischerweise<br />

das Reichsgericht am Vorabend seines Niedergangs (sinngemäß)<br />

darauf hin, dass ein makelloser Überzug wertlos ist, wenn der<br />

Kern der Praline verdorben ist.<br />

[25] Die Regelung über den Kreatiningehalt von Schildkrötensuppe in der<br />

Richtlinie zur Beurteilung von Suppen und Soßen (IV.9.: 200 mg/l Kreatinin)<br />

hat nur noch historische Bedeutung, da die Suppenschildkröte<br />

(Chelonia mydas) seit 1976 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen<br />

unter internationalem Schutz steht; mit der Umsetzung des<br />

Abkommens im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes besteht ein<br />

absolutes Verkehrsverbot für Schildkrötenfleischprodukte.<br />

[26] BayVGH, Beschluss vom 23. Juli 1998 – 25 B 95.01001, ZLR 1998,<br />

S. 660; Meyer/Streinz, LFGB/BasisVO, § 15 LFGB, Rn. 12; Wehlau,<br />

LFGB, § 16, Rn. 6.<br />

[27] Vgl. zum Begriff „aliud“ Meyer/Streinz, ebenda.<br />

[28] Axel Preuß, Die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches – hilfreich<br />

und gut!, Food & <strong>Recht</strong> Praxis, Ausgabe Nr. 02/2009, S. 22, 23.<br />

[29] Insofern ist Wehlau, LFGB, § 11, Rn. 28, ausdrücklich zuzustimmen:<br />

„Das Irreführungsverbot des § 11 soll nicht gewünschten Beschaffenheitsspezifizierungen<br />

der Lebensmittelbuch-Kommission zur Geltung<br />

verhelfen, sondern Verbraucher vor Irreführung schützen.“<br />

[30] Die Geburtsstunde der Suppe dürfte tatsächlich mit der gezielten Nutzung<br />

des Feuers zum Kochen einhergegangen sein. Vor der Erfindung<br />

von Kochgefäßen (frühe Keramiken werden in das 11. Jahrtausend<br />

v. Chr. datiert) wurde in mit Tierhäuten ausgekleideten Gruben „gekocht“,<br />

in denen Flüssigkeiten oder breiige Speisen mittels erhitzter<br />

Steine („Kochsteine“) bis zum Siedepunkt erwärmt wurden, vgl. hierzu<br />

Fritz Ruf, a.a.O. Fn. 1, S. 14 f.<br />

[31] Ob es sich dabei um eine nährwertbezogene Angabe handelt, die an<br />

Anhang I der Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 über nährwert- und gesundheitsbezogene<br />

Angaben zu messen ist, soll an dieser Stelle nicht<br />

vertieft werden.<br />

Rochus Wallau #<br />

BLL, Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.,<br />

Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin<br />

dem Ziel der Beeinflussung Dritter. Kampagnen gewinnen<br />

in der negativen Semantik des „Dramadreiecks“ von Täter-<br />

Opfer-Retter (= Wirtschaft-Verbraucher-Staat/NGOs) eine<br />

spürbar immer größere Bedeutung. Und Kampagnen können<br />

rechtserheblich in dem Sinne sein, dass sie mitunter –<br />

einfach und schlicht – rechtswidrig sind.<br />

Eine solche Kampagne war Gegenstand der Entscheidung<br />

des Bundesverfassungsgerichts vom Frühjahr 2009, wonach<br />

die u. a. bildliche Gleichsetzung von Holocaustopfern und<br />

Schlachtvieh im Zusammenhang der PR-Aktion einer Tierschutzorganisation<br />

de iure als aktualisierende Bagatellisierung<br />

und Banalisierung schwerer Menschenwürdeverletzungen<br />

einzustufen und daher als grundrechtswidrig<br />

anzusehen ist [4].<br />

# RA Rochus Wallau, rwallau@bll.de


676 Originalarbeiten «<br />

Im Frühjahr 2008 hatte der 6. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs<br />

über die Zulässigkeit der Bezeichnung von<br />

Milchprodukten als „Gen-Milch“ im Rahmen der Kampagne<br />

einer Umweltschutzorganisation zu urteilen. Und auch<br />

bei diesem Erkenntnis war das grundgesetzliche Normenprogramm<br />

von entscheidender Bedeutung. Der Senat ermittelte<br />

die angenommene Zulässigkeit der gegenständlichen<br />

Äußerung, indem er „die betroffenen Interessen<br />

einander in einer umfassenden Abwägung zuordnet, bei<br />

der alle wesentlichen Umstände zu berücksichtigen sind“.<br />

„Das <strong>Recht</strong> am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb<br />

stellt einen offenen Tatbestand dar, dessen Inhalt und<br />

Grenzen sich erst aus einer Interessen- und Güterabwägung<br />

mit der im Einzelfall konkret kollidierenden Interessensphäre<br />

anderer ergeben. Gleiches gilt für das Persönlichkeitsrecht<br />

des Unternehmens. Bei dieser Abwägung<br />

sind die betroffenen Grundrechte interpretationsleitend zu<br />

berücksichtigen.“ [5]<br />

Das theoretisch schwer auflösbare und praktisch schwierige<br />

Geschäft der Abwägung [6], zumal nach verfassungsrechtlicher<br />

Vorgabe (also auf der Grundlage von Normtexten<br />

einiger Abstraktionshöhe), ist damit angesprochen<br />

– rechtstatsächlich neigt sich die Waagschale in aller Regel<br />

zugunsten der Zulässigkeit einer „subjektiven Rede“, denn<br />

„jeder soll frei sagen können, was er denkt, auch wenn er<br />

keine nachprüfbaren Gründe für sein Urteil angibt oder<br />

angeben kann…; zugleich ist es der Sinn von Meinungsäußerungen,<br />

geistige Wirkung auf die Umwelt ausgehen zu<br />

lassen, meinungsbildend und überzeugend zu wirken. Deshalb<br />

sind Werturteile, die immer eine geistige Wirkung erzielen,<br />

nämlich andere überzeugen wollen, vom Grundrecht<br />

des Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG geschützt. Der Schutz<br />

des Grundrechts bezieht sich in erster Linie auf die eigene<br />

Stellungnahme des Redenden. … Unerheblich ist, ob seine<br />

Äußerung wertvoll oder wertlos, richtig oder falsch, emotional<br />

oder rational begründet ist.“[7]<br />

2. Werturteil, Tatsache – Ansichtssache<br />

Ohne sich an dieser Stelle allzu weit auf die mitunter kasuistisch<br />

gestanzten Felder der einschlägigen <strong>Recht</strong>sprechung<br />

vorwagen zu wollen, wird man nach dem Vorgesagten also<br />

davon ausgehen dürfen, dass die tradierte Unterscheidung<br />

zwischen „Werturteil“ auf der einen und „Tatsachenbehauptung“<br />

auf der anderen Seite durch den weiteren Begriff<br />

der „Meinung“ (und damit in erster Linie verfassungsrechtlich,<br />

via Art. 5 Abs. 1 S. 1 GG) überformt wird [8].<br />

Dass die solchermaßen initiierte begriffliche Dynamik gewiss<br />

nicht nur für freiheitsrechtliche Zwecke reklamiert<br />

werden kann, wusste niemand besser als Niccolò Macchiavelli:<br />

„Nichts macht eine Republik so stabil wie eine Ordnung,<br />

die zulässt, dass sich die unterschiedlichen Meinungen,<br />

die sich gegen irgendjemanden richten, … auf eine<br />

geordnete Weise Luft machen können.“[9]<br />

Halten wir damit kurz fest [10]: Geltenden <strong>Recht</strong>s privilegiert<br />

das Grundgesetz im Bereich der Meinungsfreiheit Äußerungen<br />

nicht nur, insoweit darin Werturteile enthalten<br />

sind, sondern auch Tatsachenbehauptungen, insoweit sol-<br />

che einen Meinungsbezug aufweisen. Werturteile sind cum<br />

grano salis gestattet, sofern der Rahmen sachbezogener,<br />

ggf. auch schärferer Kritik eingehalten wird, also z. B.<br />

nicht in Form einer Diffamierung oder Schmähung erfolgt<br />

oder die in Rede stehende Äußerung „Prangerwirkung“<br />

hat. Tatsachenbehauptungen sind relativ zu deren Wahrheitsgehalt<br />

„sanktionsfrei gestellt“: Die bewusst unwahre<br />

Behauptung einer Tatsache unterfällt nicht dem grundgesetzlichen<br />

Schutzregime. Die Behauptung wahrer Tatsachen<br />

erfährt verfassungsrechtliche Flankierung, soweit<br />

diese eine meinungsbildende Funktion haben und sie z. B.<br />

keine besonders privilegierte <strong>Recht</strong>ssphäre des Betroffenen<br />

berühren. Solange der Wahrheitsgehalt einer Tatsachenbehauptung<br />

zum Zeitpunkt ihrer Äußerung noch nicht feststeht,<br />

ist deren Äußerung jedenfalls zulässig, soweit der<br />

Äußernde vor der Aufstellung und Verbreitung seiner Behauptung<br />

hinreichend sorgfältige Recherchen über den<br />

Wahrheitsgehalt angestellt hat (und insoweit unterscheiden<br />

sich selbstverständlich die Anforderungsprofile gegenüber<br />

einer Naturpartei von denjenigen gegenüber einem Journalisten).<br />

Werturteile erhalten ihre Prägung durch die subjektive Beziehung<br />

des sich Äußernden zum Inhalt seiner Aussage,<br />

während Tatsachenbehauptungen durch die objektive Beziehung<br />

zwischen Äußerung und Wirklichkeit charakterisiert<br />

sind; diese objektive Beziehung erschließt sich wiederum<br />

danach, ob die Aussage – auch soweit sog. innere<br />

Tatsachen behauptet werden – einer Überprüfung auf ihre<br />

Richtigkeit mit Mitteln des Beweises zugänglich ist. Die<br />

praktisch erheblichste Fallgruppe stellen sog. „gemischte<br />

Äußerungen“ dar; i .e. solche, die sowohl Tatsachenbehauptungen<br />

als auch Meinungsäußerungen oder Werturteile<br />

enthalten. Die <strong>Recht</strong>sprechung unterzieht sie einer<br />

wertenden (!) Prüfung dahingehend, ob die Äußerung insgesamt<br />

durch ein Werturteil geprägt ist und ihr Tatsachengehalt<br />

gegenüber der subjektiven Wertung in den Hintergrund<br />

tritt oder aber ob überwiegend, wenn auch vermischt<br />

mit Wertungen, über tatsächliche Vorgänge oder Zustände<br />

berichtet wird [11].<br />

An dieser Wertungsklippe scheitert in den allermeisten Fällen<br />

ein rechtsförmig gesuchter Widerstand gegen Kampagnen,<br />

da sich Äußerungen im Rahmen von Kampagnen regelmäßig<br />

dadurch auszeichnen, dass dabei entweder<br />

Tatsachenbehauptungen in Werturteile „verpackt“ worden<br />

sind oder aber – gleichermaßen publikumswirksam – der<br />

bloße Schein einer Tatsache erweckt wurde. Ein treffliches<br />

Beispiel für die Technik der Tatsacheninszenierung – der<br />

Sache nach ein mit dolus directus vollzogenes Umgehungsgeschäft<br />

– bildet die folgenreiche Aktion einer Verbraucherzentrale<br />

gegen sog. Lebensmittel-Imitate. Unter dem<br />

Rubrum der Verbraucherinformation wurden bei den öffentlich<br />

angeprangerten Lebensmitteln bestimmte wertgebende<br />

Inhaltsstoffe – so die originale Formulierung auf der<br />

im Internet veröffentlichten „Imitate-Liste“ – „vermisst“.<br />

Form, Aufmachung und Ausgestaltung dieser „Imitate-<br />

Liste“ sowie die gesellschaftlich anerkannte (nicht zuletzt<br />

durch staatliche Finanzierung ermöglichte) Funktion des<br />

» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Äußernden erweckten bei bloß oberflächlichem Blick allerdings<br />

den Anschein, es handle sich bei den diskreditierten<br />

Produkten allesamt um solche, die gesetzlichen Anforderungen<br />

nicht genügten. Was mitnichten als Tatsache hätte<br />

behauptet werden dürfen: Bei den meisten der diskreditierten<br />

Lebensmittel handelte es sich um legal produzierte<br />

und nach <strong>Recht</strong> und Gesetz und entsprechend den Leitsätzen<br />

des Deutschen Lebensmittelbuches gekennzeichnete<br />

Produkte.<br />

Kommunikatives Stilmittel dieser Kampagne war kurz und<br />

knapp gesagt also: eine Täuschung. Im Ergebnis bediente<br />

man sich mithin exakt der „Darstellungsweise“, die mit<br />

medialer Schützenhilfe gegenüber der Lebensmittelwirtschaft<br />

als Vorwurfsgegenstand konstruiert wurde. Wäre<br />

der unausgesprochen diese Kampagne anleitende Satz<br />

„Was drauf steht, muss auch drin sein“ [12] (äußerungs-)<br />

rechtliches Gemeingut, hätte sich ein prozessual gangbarer<br />

Weg gegen diese Aktion mit Aussicht auf Erfolg beschreiten<br />

lassen. So entstand die Situation, dass trotz Einhaltung<br />

sämtlicher lebensmittelrechtlicher Vorschriften ein „faktischer<br />

Verkaufsstopp“ erduldet werden musste.<br />

3. Der Markt des Verbraucherschutzes<br />

Das kleine Beispiel der „Imitate-Liste“ macht ein hinlänglich<br />

bekanntes Ergebnis anschaulich: Gegen (Äußerungen<br />

im Rahmen von) Kampagnen ist einfach-zivilrechtlicher<br />

<strong>Recht</strong>sschutz (in Gestalt von §§ 823, 824, 826 BGB) nur in<br />

Ausnahmefällen (z. B. bei einem Boykottaufruf) zu erlan-<br />

Der erste Praxiskommentar zu allen<br />

Abgrenzungsfragen!<br />

Autoren: T. Bruggemann/ F. Meyer<br />

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<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />

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Dieses Fachbuch befasst sich produktübergreifend mit<br />

der Abgrenzung zwischen Lebensmitteln, Arzneimitteln,<br />

Medizinprodukten, Kosmetika, Futtermitteln,<br />

Tierarzneimitteln, Tierkosmetika und Biozidprodukten.<br />

Ausführlich und praxisnah werden die Alternativen der<br />

Abgrenzung aufgezeigt. Einzelne Gesundheitsprodukte<br />

und deren Einstufung finden Sie im Lexikonteil des<br />

Buches. Ebenso enthalten sind alle wichtigen Urteile<br />

zum Thema Abgrenzung.<br />

» Originalarbeiten<br />

677<br />

gen. Die kurze Kontroll-Frage sei gestattet, ob nicht aber<br />

das Lauterkeitsrecht Möglichkeiten der rechtlichen Gegenwehr<br />

eröffnet. Üblicherweise wird lauterkeitsrechtlicher<br />

<strong>Recht</strong>sschutz gegen die „funktionsbezogenen“ Aktivitäten<br />

zumindest von Verbraucherverbänden mit dem Hinweis<br />

verneint, dass bereits ein marktbezogenes geschäftliches<br />

Handeln i. S. v. § 2 Abs. 1 Nr. 1 UWG nicht anzunehmen<br />

sei. „Sofern sie im Rahmen ihres Satzungszwecks die Öffentlichkeit<br />

über Verbraucherbelange durch Warentests,<br />

Preisvergleiche und sonstige Informationen unterrichten, ist<br />

aber auch ein Absatzförderungszusammenhang regelmäßig<br />

zu verneinen. Anderes könnte nur gelten, wenn ein Verbraucherverband<br />

versucht, mit unsachlichen Mitteln oder<br />

Methoden Einfluss auf den Wettbewerb und insbesondere<br />

die Preisgestaltung von Anbietern zu übernehmen [13].“<br />

Wechselt man die Perspektive und nimmt den Verbraucherschutz<br />

als wettbewerbliches Marktgeschehen der Verbraucherverbände<br />

und NGOs selbst – ein Kampf um öffentliche<br />

Aufmerksamkeit, um Mitglieder, Gelder – in den Blick,<br />

scheint diese Argumentation freilich nicht mehr unmittelbar<br />

einsichtig. Bereits gegen die alte <strong>Recht</strong>sprechung des<br />

BGH, die ausgehend von der ehemaligen Gesetzeslage bei<br />

z. B. Preisvergleichen durch einen Verbraucherverband das<br />

Merkmal „Handeln zu Zwecken des Wettbewerbs“ verneinte,<br />

ist m. E. nicht ganz ohne Grund angeführt worden,<br />

dass sich der BGH „nicht mit der Frage befasst (hat), inwieweit<br />

ein Wettbewerbshandeln deswegen zu bejahen ist,<br />

weil möglicherweise die Verbraucherverbände untereinan-<br />

Aus dem Inhalt:<br />

• rechtliche Grundlagen zum<br />

Thema Abgrenzung<br />

• Einzelne Abgrenzungen der<br />

Gruppen:<br />

Lebensmittel, Arzneimittel,<br />

Medizinprodukte,<br />

Kosmetika, Futtermittel,<br />

Tierarzneimittel,<br />

Tierkosmetika,<br />

Biozidproduke<br />

• Gesundheitsprodukte von<br />

A–Z<br />

• Wichtige Urteile zur<br />

Abgrenzung<br />

bringt die Praxis auf den Punkt.


678 Originalarbeiten «<br />

der werben um die Gunst der Verbraucher, und eventuell<br />

hinsichtlich des Erwerbs von Mitgliedern und ihres<br />

Leistungsangebotes untereinander in Wettbewerb stehen.<br />

Das OLG Düsseldorf hat sich auf den Standpunkt gestellt,<br />

dass die Stiftung Warentest (…) insoweit im Wettbewerb<br />

steht, und zwar nicht im Wettbewerb mit den Anbietern<br />

der von ihr getesteten gewerblichen Leistungen, sondern<br />

mit anderen Veranstaltern von Warentests. Wenn die Veranstaltung<br />

und Veröffentlichung von Preisvergleichen ein<br />

eigener Markt werden sollte, wäre wohl schon deshalb das<br />

Tatbestandsmerkmal des Handelns zu Zwecken des Wettbewerbs<br />

zu bejahen.“[14]<br />

Ergebnisorientiert formuliert dürften freilich auch auf der<br />

Grundlage des heute geltenden UWG lauterkeitsrechtliche<br />

<strong>Recht</strong>sbehelfe in den hier interessierenden Zusammenhängen<br />

– zumindest in der Regel – nicht zur Verfügung stehen.<br />

Alles andere würde der angenommenen verfassungsrechtlichen<br />

Zielvorgabe, das allgemeine öffentliche Interesse am<br />

„freien Spiel der Meinungen“ nur höchst ausnahmsweise<br />

einer rechtlichen bzw. gerichtlichen Kontrolle zu unterwerfen,<br />

nicht entsprechen [15].<br />

4. Die Ebene der Kommunikation<br />

Eines scheint sicher: Auch zweite, detailgenaue Überlegungen<br />

zum <strong>Recht</strong>sschutz gegen Kampagnen hätten/haben<br />

diesem grundgesetzlichen Normenprogramm Rechnung zu<br />

tragen [16]. Ein solcher Befund erscheint freilich im Ergebnis<br />

nicht unter allen Gesichtspunkten und auch nicht stets<br />

angemessen: Damit gewährte die <strong>Recht</strong>sordnung dem von<br />

einer Kampagne Betroffenen regelmäßig bloß das <strong>Recht</strong><br />

zur „kommunikativen Notwehr“; stellte ihn also sonst<br />

grundsätzlich frei von förmlichen <strong>Recht</strong>sschutzmöglichkeiten,<br />

mehr oder weniger also auf sich selbst und damit<br />

doch unter Umständen: schutzlos.<br />

Es ist noch nicht absehbar, ob auch die <strong>Recht</strong>sprechung auf<br />

die sich weiter verändernden Bedingungen, Grundlagen und<br />

Ausgestaltungen der Kommunikation von Meinungen in<br />

Kampagnenform reagieren wird. Seitdem Kampagnen im<br />

Bereich des Verbraucherschutzes zum Teil nach der Art von<br />

brachialen Geschäftsmodellen etabliert werden, ist nicht<br />

nur eine immer stärkere Eskalation der Sprache, ein Drang<br />

zur Emotionalisierung zu verzeichnen – alles mit steigender<br />

Geschwindigkeit, in „schneller Schlagzeile“, vereinfacht, in<br />

schwarz-weißen Bildern [17]. Dass der Ethos der auf Seite<br />

eins drängenden Akteure in diesem Bereich allein ein ausreichendes<br />

Regulativ darstellte, bleibt angesichts des instrumentalisierenden<br />

Zugriffs manch bevormundender Meinungsmacherei<br />

zu bezweifeln. Kein Zweifel allerdings, dass<br />

man diesen kommunikativen Herausforderungen mit einem<br />

am besten begegnen kann: Mit Sprache. Und dieses Können<br />

zeigt täglich einer: Michael Welsch.<br />

Verweise<br />

[1] „Wer wird entscheiden?“ – Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff,<br />

Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates, hrsg. u.<br />

eingel. von Iring Fetscher, übers. von Walter Euchner, 9. Aufl., 1999.<br />

[2] „Gott hilft dem Marschall“ – Georges Duby, Guillaume le Maréchal ou<br />

le meilleur chevalier du monde, 1. Aufl. 1984.<br />

[3] S. z. B. die Skizze bei Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1922,<br />

2.Teil IV. § 7 „Der ritterliche Glaubenskämpfer – Religiosität und Bürokratie“.<br />

[4] BVerfG NJW 2009, 3089 ff.<br />

[5] BGH NJW 2008, 2110 (2112).<br />

[6] Jede Abwägungsentscheidung enthält einen dezisionistischen Rest,<br />

der normativ nicht vollständig rückgebunden werden kann.<br />

[7] BVerfG NJW 1983, 1415.<br />

[8] Vgl. exemplarisch die ausführliche Darstellung bei Damm/Rehbock,<br />

Widerruf, Unterlassung und Schadensersatz in den Medien, 3. Aufl.<br />

2008, S. 203 ff., m. w. N.<br />

[9] Niccolò Macchiavelli, Discorsi – Gedanken über Politik und Staatsführung,<br />

3. Aufl. 2007, I, 7.<br />

[10] Vgl. zum Folgenden insbesondere BVerfG NJW 2006, 207 ff.<br />

[11] Vgl. z. B. BGH WM 2002, 937 f.<br />

[12] Die aktuellen Diskussionen geben Anlass, zur lebensmittelrechtlichen<br />

Erheblichkeit dieser populären Sentenz kurz anzumerken: Bereits die<br />

Ausgangsprämisse, nämlich dass eine bildliche/verbale Darstellung<br />

„zwingender“ Hinweis auf eine Zutat sei, steht nicht in Übereinstimmung<br />

mit geltendem <strong>Recht</strong>. Weder die Verkehrsbezeichnung noch eine<br />

bildliche Darstellung dürfen/können einseitig als eine Art „abgekürztes<br />

Zutatenverzeichnis“ verstanden werden. Das widerspräche bekannten<br />

Grundsätzen, die der EuGH prominent ausformuliert hat: Falls z. B.<br />

eine Verkehrsbezeichnung die Möglichkeit von „Restirrtümern“ zulässt,<br />

ist zur Orientierung des Verbrauchers ausweislich der grundlegenden<br />

Entscheidung „sauce hollandaise“, Urteil. v. 26.10.1995 Az. C 51/94,<br />

das Zutatenverzeichnis maßgeblich (und damit doch auch: genügend!):<br />

„Wie der Generalanwalt in Nummer 39 seiner Schlussanträge ausführt,<br />

ist nämlich davon auszugehen, dass Verbraucher, die sich in ihrer Kaufentscheidung<br />

nach der Zusammensetzung der Erzeugnisse richten,<br />

zunächst das Zutatenverzeichnis lesen, dessen Angabe Artikel 6 der<br />

Richtlinie vorschreibt. Zwar werden die Verbraucher möglicherweise in<br />

Einzelfällen irregeführt, jedoch ist diese Gefahr gering und kann folglich<br />

das durch die streitigen Anforderungen begründete Hemmnis für<br />

den freien Warenverkehr nicht rechtfertigen.“ Damit ist umgekehrt dem<br />

Grunde nach auch gesagt, dass im Fall zusammengesetzter Erzeugnisse<br />

bei „gehörigem Zutatenverzeichnis“ eine verbale (oder auch bildliche)<br />

Darstellung zulässig sein muss, die keine „eindeutige“ Aussage trifft<br />

(sie kann eben Hinweis auf eine Zutat oder eine Geschmacksrichtung<br />

sein) und erst durch den informativen Kontext des Zutatenverzeichnisses<br />

in ihrer Bedeutung konkretisiert wird. Im Übrigen: Diese Sentenz<br />

würde – einigermaßen stringent zu Ende gedacht – dazu führen, dass<br />

z. B. gängige Formulierungen wie „Erdbeer-Joghurt“ nur noch in sehr<br />

eingeschränktem Umfang als verkehrsüblich anzusehen wären – nämlich<br />

bei sog. „Naturprodukten“. Die ganz überwiegende Anzahl industriell<br />

gefertigter Produkte dürfte nur noch in sehr begrenzten Fällen auf<br />

bildliche oder verbale Darstellungen „mit Naturbezug“ zurückgreifen<br />

– selbst die Bezeichnung „Joghurt mit Erdbeer-Geschmack“, ja sogar<br />

fruchtassoziierende Farbgebungen wären in letzter Konsequenz nicht<br />

mehr zulässig. Das puristische Ergebnis eines solchen produktgruppenübergreifenden<br />

„Bilderverbots“ mit diskriminierender Wirkung:<br />

weiße und namenlose Becher Joghurt im Kühlregal.<br />

[13] Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Keller, UWG, 2. Aufl. 2009, § 2<br />

Rdnr. 89 m.w.N.<br />

[14] Schulze zu Wiesche, GRUR 1981, 661, 665.<br />

[15] Vgl. zur abstrakt-axiologisch vergleichbaren Fallgruppe des Medienhandelns,<br />

das bei bestimmten Fallgestaltungen über eine verfassungsrechtlich<br />

orientierte Abwägung aus dem Anwendungsbereich des<br />

UWG exkludiert wird, nur Piper/Ohly/Sosnitza, UWG, 5. Aufl. 2010, § 2<br />

Rdnr. 35 ff. m. w. N.<br />

[16] Im Übrigen hier nur am Rande erwähnt – weil mit dem Selbstverständnis<br />

jedenfalls einiger NGOs nicht vereinbar – seien bestimmte Formen<br />

der Selbstkontrolle, z. B. in Gestalt einer Kodex-Vereinbarung von<br />

Verbraucherverbänden und NGOs, einer Einrichtung vergleichbar z. B.<br />

dem Presserat u. a. m.<br />

[17] Siehe die Skizze bei Wacker, PR in turbulenten Zeiten, in: Lebensmittel<br />

im gesellschaftlichen Wandel, 2009, 231 ff.<br />

» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Dem Deutschen Lebensmittelbuch kommt in der Praxis<br />

des Lebensmittelrechts seit vielen Jahren eine besondere<br />

Bedeutung zu. Diese Sammlung von Leitsätzen, die nicht<br />

zuletzt auch für die Frage einer verbotenen Irreführung<br />

von Verbrauchern bedeutsam sind, gerät zunehmend in<br />

den Blickpunkt öffentlicher Debatten und verschiedenster<br />

Interessen. Der <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL betont vor diesem<br />

Hintergrund die gesetzlich ausformulierten Grundlagen<br />

und Grenzen der Tätigkeit der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission.<br />

Hiernach ersetzen die Leitsätze nicht<br />

die bestehenden rechtlichen Regelungen und dürfen auch<br />

einen solchen Eindruck nicht erwecken. Die Leitsätze dürfen<br />

zudem nicht im inhaltlichen Widerspruch zu rechtsverbindlichen<br />

Vorgaben deutscher oder europäischer Gesetzgebung<br />

stehen. Die Leitsätze beschreiben, welche<br />

Merkmale von Lebensmitteln nach Auffassung der maßgeblichen<br />

Verkehrskreise (Verbraucher, Wissenschaft,<br />

Überwachung, Wirtschaft) objektiv üblich sind. Die Leitsätze<br />

sind kein Vehikel für die rechtspolitische Fragestellung,<br />

wie Lebensmittel beschaffen oder aufgemacht sein<br />

sollten. Der Lebensmittelbuch-Kommission steht es nach<br />

<strong>Recht</strong> und Gesetz insbesondere nicht zu, Wunsch- oder<br />

Wertvorstellungen an die Stelle der von ihr zuallererst zu<br />

ermittelnden Erwartungen der maßgeblichen Verkehrskreise<br />

zu setzen. In § 15 LFGB sind die Grundlagen der<br />

Tätigkeit der Lebensmittelbuch-Kommission rechtsverbindlich<br />

ausgestaltet. Auf die Einhaltung der damit aufgezeigten<br />

rechtlichen Grenzen hat das zuständige Bundesministerium<br />

zu achten.<br />

Anlass für eine intensive, in der Politik und den Medien<br />

seit dem Sommer 2009 geführte Debatte um irreführende<br />

und täuschende Aufmachungen von Lebensmitteln waren<br />

vor allem die Fälle von „Analog-Käse“ bzw. „Schinken-<br />

Imitaten“. Die politischen und öffentlichen Diskussionen<br />

weisen dem Deutschen Lebensmittelbuch in diesem Zusammenhang<br />

eine wesentliche Funktion bei der Frage zu,<br />

einer Irreführung der Verbraucher, § 11 des Lebensmittel-<br />

und Futtermittelgesetzbuches (LFGB), effektiv zu begegnen.<br />

Die damit einhergehende öffentliche Erwartungshaltung<br />

an Aufgabe und Tätigkeit der Deutschen<br />

Lebensmittelbuch-Kommission (Buch-Kommission) gibt<br />

dem <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL Anlass zu folgenden grundsätzlichen<br />

Ausführungen:<br />

1. Das Deutsche Lebensmittelbuch ist gemäß § 15 Abs. 1<br />

LFGB eine Sammlung von Leitsätzen, „in denen Herstellung,<br />

Beschaffenheit oder sonstige Merkmale von Lebensmitteln,<br />

die für die Verkehrsfähigkeit der Lebensmittel von<br />

Bedeutung sind, beschrieben werden“. Die Leitsätze wer-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 | 106. Jahrgang «<br />

» Originalarbeiten<br />

Erklärung des <strong>Recht</strong>sausschusses des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.<br />

(BLL) zum Deutschen Lebensmittelbuch<br />

Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL),<br />

Haus der Land- und Ernährungswirtschaft<br />

Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin<br />

679<br />

den gemäß § 15 Abs. 2 LFGB von der Buch-Kommission<br />

unter Berücksichtigung der anerkannten internationalen<br />

Lebensmittelstandards „beschlossen“. Die Leitsätze behandeln<br />

insbesondere die Beschaffenheitsmerkmale, die man<br />

seitens der Verkehrskreise üblicherweise bei bestimmten<br />

Lebensmitteln erwartet, die unter der jeweiligen Bezeichnung<br />

vertrieben werden. Die Niederlegung der Beschaffenheitsmerkmale<br />

in Gestalt der Leitsätze beschreibt damit<br />

zugleich Leitlinien für die Herstellung der jeweiligen Lebensmittel.<br />

Die Leitsätze erlangen auf diese Weise auch Bedeutung bei der<br />

Frage, ob Verbraucher irregeführt werden können. Die Leitsätze<br />

stellen somit insbesondere in Bereichen, in denen keine oder nur<br />

partielle gesetzliche Rezepturvorgaben für Lebensmittel vorhanden<br />

sind, eine orientierende Grundlage für Verbraucher, aber auch für<br />

die Überwachung durch Behörden und für die Beurteilung durch<br />

Gerichte dar.<br />

2. Die Buch-Kommission ist kein Gesetz- oder Verordnungsgeber.<br />

Die Buch-Kommission ist nicht zur rechtlichen<br />

Normsetzung befugt. Die Buch-Kommission ist nicht damit<br />

beauftragt, die <strong>Recht</strong>slage fortzugestalten.<br />

Den Leitsätzen kommt keine Verbindlichkeitswirkung zu,<br />

wie sie gesetzgeberischen (oder kraft gesetzgeberischer Befugnis<br />

erlassenen) Entscheidungen eigen ist. Die Tätigkeit<br />

der Buch-Kommission hat eine lediglich rechtsdienende und<br />

-unterstützende Funktion: Aus rechtlicher Perspektive gibt<br />

sie mit den Leitsätzen eine Hilfestellung für Entscheidungen<br />

der Überwachungsbehörden und der Gerichte. Aus rechtlicher<br />

Perspektive stellen die Leitsätze im Zusammenhang<br />

mit behördlichen und/oder gerichtlichen Verfahren nämlich<br />

eine Interpretations- bzw. Auslegungshilfe dar. Im Rahmen<br />

dieser Verfahren werden sie regelmäßig als gutachtliche Äußerung<br />

aller am Verkehr mit Lebensmitteln in Betracht<br />

kommenden Kreise angesehen. Das Bundesverwaltungsgericht<br />

hat dementsprechend angenommen, dass die Leitsätze<br />

„Sachverständigengutachten von besonderer Qualität und<br />

wesentliche Hilfen zur Feststellung einer bestehenden allgemeinen<br />

Verkehrsauffassung und damit auch einer Verbrauchererwartung<br />

(sind). Als solche begründen sie eine Vermutungswirkung<br />

dafür, was der Verbraucher von einem nach<br />

Herstellung, Beschaffenheit und sonstigen Merkmalen in<br />

den Leitsätzen beschriebenen Lebensmittel erwartet [1].“<br />

Dies bedeutet insbesondere auch, dass die Leitsätze durch<br />

die Gerichte in vollem Umfang überprüfbar sind.<br />

3. Die damit definierte, rechtsdienende und -unterstützende<br />

Funktion der Tätigkeit der Buch-Kommission schließt aus,<br />

dass den Leitsätzen inhaltlich-sachlich eine rechtskonkurrierende<br />

Wirkung zugedacht oder zugeschrieben werden darf.<br />

Damit ist notwendig auch gemeint: Die Leitsätze dürfen


680 Originalarbeiten «<br />

nicht im inhaltlich-sachlichen Widerspruch zu rechtsverbindlichen<br />

Vorgaben deutscher oder europäischer Gesetzgebung<br />

stehen. Insbesondere dürfen die Leitsätze nicht gesetzliche<br />

Anforderungen, gesetzgeberische Grundentscheidungen<br />

oder höherrangig begründete Parlamentsvorbehalte unterlaufen<br />

oder konterkarieren. Das ist selbstverständlich nicht<br />

der Fall, soweit sich die Leitsätze auf eine Feststellung der<br />

Erwartungen der Verkehrskreise beschränken. An diese<br />

Grenzen ist freilich besonders zu erinnern, soweit die Leitsätze<br />

über die vorrangige Feststellung von Herstellergewohnheiten<br />

und Verbrauchererwartungen hinaus höchst<br />

ausnahmsweise eine die Verkehrsauffassung „gestaltende<br />

Funktion ohne bindende Wirkung“ [2] ausüben sollen.<br />

Insoweit bleibt festzuhalten: Die Leitsätze müssen sich in<br />

jedem Fall an ihrer gesetzlichen Grundlage – „Beschreibung<br />

von Herstellung, Beschaffenheit oder sonstigen<br />

Merkmalen …“ – und den verfassungsrechtlichen Vorgaben<br />

ausrichten und dürfen und können in dieser Konsequenz<br />

weder die <strong>Recht</strong>slage gestalten noch für Dritte einen<br />

entsprechenden Eindruck hervorrufen.<br />

Es obliegt dem zuständigen Bundesministerium, auf die<br />

Einhaltung der damit aufgezeigten rechtlichen Grenzen der<br />

Tätigkeit der Buch-Kommission zu achten (§ 15 Abs. 3 S. 2<br />

LFGB).<br />

4. Gesetzlich steht es der Buch-Kommission insbesondere<br />

nicht zu, im Rahmen ihrer Tätigkeit quasi-normative Feststellungen<br />

zu treffen. Eine Feststellung z. B. dergestalt, dass<br />

eine bestimmte Verkehrsbezeichnung „irreführend“ sei,<br />

bleibt ausschließlich der Verwaltung (Überwachung) im<br />

Sinne der Annahme eines (vorläufigen) Verdachts bzw. den<br />

Gerichten im Sinne einer letztgültigen Feststellung vorbehalten.<br />

Der Buch-Kommission ist kraft Gesetzes und dabei nicht<br />

zuletzt mit Blick auf ihre Funktion und den Grundsatz der<br />

Gewaltenteilung eine solche „Feststellungshoheit“ verwehrt.<br />

5. Die Leitsätze orientieren sich sachnah – und damit notwendig<br />

auch in ihrer textlichen Ausgestaltung und Formulierung<br />

– an den Verschiedenheiten der jeweiligen Produkte<br />

bzw. Produktgruppen. Denn die Erwartungen der Verkehrskreise,<br />

die in den Leitsätzen Niederschlag finden, sind<br />

nicht generell-abstrakter, sondern relativ-konkreter Natur;<br />

sie sind immer im Einzelfall und in Bezug auf bestimmte<br />

Produkte oder Produktgruppen objektiv zu ermitteln.<br />

Aufgabe der Buch-Kommission ist es, diesen Unterschieden<br />

Rechnung zu tragen. Aufgabe der Buch-Kommission ist es<br />

nicht, die jeweiligen Besonderheiten der einzelnen Produktgruppen<br />

– und damit die produkt- bzw. produktgruppenabhängige<br />

Vielfalt der Erwartungen – unterschiedslos<br />

einzuebnen. Wie bereits dargelegt: Der Buch-Kommission<br />

steht es nicht zu, eine „gesetzgebungsähnliche“ Tätigkeit<br />

zu versehen oder einen entsprechenden Eindruck hervorzurufen.<br />

Generell-abstrakt formulierte „allgemeine“ Äußerungen<br />

dürfen nicht den Eindruck von Normsetzungen<br />

vermitteln, die ausschließlich dem deutschen oder europäischen<br />

Gesetzgeber vorbehalten sind.<br />

Die Leitsätze beschreiben, welche Merkmale von Lebensmitteln<br />

objektiv üblich sind. Die Buch-Kommission darf<br />

über die Leitsätze demgegenüber nicht vorschreiben, wel-<br />

che Merkmale von Lebensmitteln üblich werden sollten:<br />

Mit der rechtspolitischen Fragestellung, wie Lebensmittel<br />

beschaffen oder aufgemacht sein sollten, ist die Buch-Kommission<br />

grundsätzlich nicht befasst. Der Buch-Kommission<br />

steht es insbesondere nicht zu, Wunsch- oder Wertvorstellungen<br />

an die Stelle der von ihr zuallererst zu ermittelnden<br />

Erwartungen der maßgeblichen Verkehrskreise zu setzen.<br />

Damit würde die Buch-Kommission ihre Kompetenzen erheblich<br />

überschreiten. Auch insoweit ist von <strong>Recht</strong>s wegen<br />

strikt darauf zu achten, dass nicht der Eindruck einer solchen<br />

„Quasi-Normsetzung“ entsteht.<br />

Der <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL betont, dass in § 15 LFGB<br />

Grundlagen und Grenzen der Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches<br />

verbindlich ausgestaltet worden sind. Sowohl<br />

die Befassungsbefugnis als auch die Niederlegungskompetenz<br />

der Buch-Kommission sind damit abschließend<br />

definiert und ausdrücklich beschränkt.<br />

Berlin, im November 2010<br />

Dem <strong>Recht</strong>sausschuss des BLL gehören besonders ausgewiesene<br />

Lebensmittelrechtler an, die aktiv und prägend<br />

die weitere Fortentwicklung des Lebensmittelrechts<br />

in der Praxis mitgestalten. Als Mitglieder des<br />

<strong>Recht</strong>sausschusses des BLL tragen diese Erklärung:<br />

Joachim Bergmann, Hamburg; Dr. Thomas Büttner,<br />

Frankfurt/Main; Dr. Christofer Eggers, Frankfurt/Main;<br />

Dr. Matthias Eschricht, Ulm; Britta Gallus, Brüssel;<br />

Dietrich Gorny, Frankfurt/Main; Dr. Detlef Groß, Berlin;<br />

Dr. Markus Grube, Gummersbach; Prof. Dr. Moritz<br />

Hagenmeyer, Hamburg; Peter Hahn, Berlin; Dr. Bernd<br />

Hartlage, Haar; Rainer Kaase, Hamburg; Dr. J. Wilfried<br />

Kügel, Stuttgart; Susanne Langguth, Mannheim; Peter<br />

Liesen, Bonn; Helmut Martell, Düsseldorf; Margot<br />

Mayr, Köln; Andreas Meisterernst, München; Thomas<br />

Mettke, München; Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer, München;<br />

Dr. Carsten Oelrichs, Hamburg; Prof. Dr. Hans-<br />

Jürgen Rabe, Berlin; Dirk Radermacher, Bonn; Kurt-<br />

Dietrich Rathke, Dießen am Ammersee; Dr. Jörg Rieke,<br />

Berlin; Dr. Boris Riemer, Lörrach; Dr. Volker Schoene,<br />

Köln; Dr. Ine-Marie Schulte-Franzheim, Köln; Wolfgang<br />

Stubbe, Bonn; Dr. Markus Weck, Bonn; Ronald Welge,<br />

Frankfurt/Main.<br />

Verweise<br />

[1] BVerwG, Urt. vom 10.12.1987 – 3 C 18.87, LMRR 1987, 70.<br />

[2] So die amtl. Begründung zur Änderung des Wortlauts innerhalb der<br />

Vorgängervorschrift von § 15 LFGB, § 33 LMBG, von „feststellen“ zu<br />

„beschreiben“, BT-Drucks. 7/255, S. 37. Angesichts dieses Formulierungswechsels<br />

hat die Wissenschaft wiederholt und nachdrücklich die<br />

rechtlichen, insbesondere verfassungsrechtlich vorgegebenen Grenzen<br />

der Tätigkeit der Buch-Kommission angemahnt: Siehe pars pro toto<br />

Loschelder, FS-Michael Welsch, 2010, S. 119 ff.; Meyer/Streinz, Basis-<br />

VO/LFGB, 2007, § 15 Rn. 4 ff.; Rabe, <strong>DLR</strong> 1975, S. 255 ff.; Wiemers,<br />

LMuR 2009, S. 1 ff.; Zipfel/Rathke, Lebensmittelrecht, 139. Aufl. 2010,<br />

§ 15 Rn. 27 f.<br />

» 106. Jahrgang | Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


EuGH-Entscheidungen der Jahre 2009 und 2010<br />

Entscheidung <strong>Recht</strong>ssache Datum Stichworte<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Conseil<br />

d’État (Frankreich) mit Entscheidung<br />

vom 21. November 2007<br />

Commune de Sausheim gegen<br />

Pierre Azelvandre<br />

Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />

gegen Königreich Spanien<br />

Anheuser-Busch, Inc. gegen Harmonisierungsamt<br />

für den Binnenmarkt (Marken,<br />

Muster und Modelle) (HABM), Verfahren<br />

vor der Beschwerdekammer des HABM<br />

und Streithelferin im Verfahren vor dem<br />

Gericht:Budějovický Budvar, národní<br />

podnik<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Vestre<br />

Landsret (Dänemark) mit Entscheidung<br />

vom 6. August 2007,<br />

Strafverfahren gegen Frede Damgaard<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Bundesverwaltungsgericht<br />

(Deutschland) mit<br />

Entscheidung vom 25. Oktober 2007,<br />

Verfahren BIOS Naturprodukte GmbH<br />

gegen Saarland<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht von der Corte<br />

d’ appello di Torino (Italien)<br />

Bavaria NV, Bavaria Italia Srl gegen<br />

Bayerischer Brauerbund e. V.<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom High Court<br />

of Justice (England & Wales), Queen’s<br />

Bench Division (Administrative Court),<br />

(Vereinigtes Königreich)<br />

Verfahren The Queen, auf Antrag von<br />

S.P.C.M. SA, C. H. Erbslöh KG, Lake<br />

Chemicals and Minerals Ltd, Hercules<br />

Inc. gegen Secretary of State for the<br />

Environment, Food and Rural Affairs<br />

Kommission der Europäischen Gemeinschaften<br />

gegen Republik Polen<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

» <strong>Recht</strong><br />

C-552/07 17.02.2009 „Richtlinie 2001/18/EG – Absichtliche Freisetzung<br />

genetisch veränderter Organismen – Ort der Freisetzung<br />

– Vertraulichkeit“<br />

681<br />

C-88/07 05.03.2009 „Art. 28 EG und 30 EG – Freier Warenverkehr –<br />

Richtlinie 2001/83/EG – Erzeugnisse auf der Basis von<br />

Arzneipfl anzen – Erzeugnisse, die als Arzneimittel<br />

eingestuft werden – Erzeugnisse, die in anderen Mitgliedstaaten<br />

rechtmäßig als Nahrungsergänzungsmittel<br />

oder diätetische Erzeugnisse hergestellt oder auf<br />

den Markt gebracht worden sind – Begriff des Arzneimittels<br />

– Genehmigung für das Inverkehrbringen –<br />

Beschränkung – <strong>Recht</strong>fertigung – Gesundheit der Bevölkerung<br />

– Verbraucherschutz – Verhältnismäßigkeit<br />

– Entscheidung Nr. 3052/95/EG – Verfahren der gegenseitigen<br />

Unterrichtung über einzelstaatliche Maßnahmen,<br />

die vom Grundsatz des freien Warenverkehrs in<br />

der Gemeinschaft abweichen“<br />

T-191/07 25.03.2009 „Gemeinschaftsmarke – Widerspruchsverfahren –<br />

Anmeldung der Gemeinschaftswortmarke BUD-<br />

WEISER – Ältere internationale Wort- und Bildmarken<br />

BUDWEISER und Budweiser Budvar – Relative<br />

Eintragungshindernisse – Art. 8 Abs. 1 Buchst. a und b<br />

der Verordnung (EG) Nr. 40/94 – Ernsthafte Benutzung<br />

der älteren Marke – Art. 43 Abs. 2 und 3 der Verordnung<br />

Nr. 40/94 – Verletzung des Grundsatzes des<br />

rechtlichen Gehörs – Begründung – Art. 73 der Verordnung<br />

Nr. 40/94 – Verspätete Vorlage von Unterlagen<br />

– Ermessen nach Art. 74 Abs. 2 der Verordnung<br />

Nr. 40/94“<br />

C-421/07 02.04.2009 „Humanarzneimittel – Richtlinie 2001/83/EG – Begriff<br />

‚Werbung‘ – Verbreitung von Informationen über ein<br />

Arzneimittel durch einen aus eigenem Antrieb handelnden<br />

Dritten“<br />

C-27/08 30.04.2009 „Richtlinie 2001/83/EG – Art. 1 Nr. 2 Buchst. b – Begriff<br />

des Funktionsarzneimittels – Dosierung des Erzeugnisses<br />

– Normaler Gebrauch – Gesundheitsrisiko –<br />

Eignung, die menschlichen physiologischen Funktionen<br />

wiederherzustellen, zu korrigieren oder zu<br />

beeinfl ussen“<br />

C-343/07 02.07.2009 „Vorabentscheidungsersuchen – Gültigkeitsprüfung<br />

– Zulässigkeit – Verordnungen (EWG) Nr. 2081/92 und<br />

(EG) Nr. 1347/2001 – Gültigkeit – Gattungsbezeichnung<br />

– Koexistenz zwischen einer Marke und einer<br />

geschützten geographischen Angabe“<br />

Bayerisches Bier – BAVARIA<br />

C-558/07 07.07.2009 „Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 – Chemische Stoffe<br />

– Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung<br />

dieser Stoffe (REACH) – Begriff ‚Monomerstoff‘ –<br />

Gültigkeit – Verhältnismäßigkeit – Gleichbehandlung“<br />

C-165/08 16.07.2009 „Genetisch veränderte Organismen – Saatgut – Verbot<br />

des Inverkehrbringens – Verbot der Aufnahme in<br />

den nationalen Sortenkatalog – Richtlinien 2001/18/EG<br />

und 2002/53/EG – Berufung auf ethische und religiöse<br />

Gründe – Beweislast“


682 <strong>Recht</strong> «<br />

EuGH-Entscheidungen der Jahre 2009 und 2010 – Fortsetzung<br />

Entscheidung <strong>Recht</strong>ssache Datum Stichworte<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Handelsgericht<br />

Wien (Österreich)<br />

Budějovický Budvar, národní podnik<br />

gegen Rudolf Ammersin GmbH<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Tribunale<br />

civile di Modena (Italien)<br />

Alberto Severi gegen Regione Emilia-<br />

Romagna<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Oberlandesgericht<br />

München (Deutschland)<br />

Verfahren Zentrale zur Bekämpfung<br />

unlauteren Wettbewerbs e. V. gegen<br />

Adolf Darbo AG<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Bundesgerichtshof<br />

(Deutschland) mit Entscheidung<br />

vom 5. Juni 2008, Verfahren<br />

Zentrale zur Bekämpfung unlauteren<br />

Wettbewerbs e. V. gegen Plus Warenhandelsgesellschaft<br />

mbH<br />

Europäische Kommission gegen<br />

Französische Republik<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Conseil<br />

d’ État (Frankreich) mit Entscheidung<br />

vom 17. Dezember 2007, in dem<br />

Verfahren<br />

Solgar Vitamin’s France u. a.<br />

Vorabentscheidungsersuchen nach<br />

Art. 234 EG, eingereicht vom Tribunal de<br />

commerce de Bourges (Frankreich) mit<br />

Entscheidung vom 17. März 2009, in dem<br />

Verfahren Lidl SNC gegen Vierzon Distribution<br />

SA<br />

Im Internet unter http://curia.europa.eu/jurisp/cgi-bin/form.pl?lang=de<br />

Zusammengestellt von Alfred Hagen Meyer<br />

C-478/07 08.09.2009 „Bilaterale Verträge zwischen Mitgliedstaaten – Schutz<br />

einer geografi schen Herkunftsangabe eines anderen<br />

Mitgliedstaats in einem Mitgliedstaat – Bezeichnung<br />

‚Bud‘ – Benutzung der Marke American Bud –<br />

Art. 28 EG und 30 EG – Verordnung (EG) Nr. 510/2006<br />

– Gemeinschaftsregelung über den Schutz von geografi<br />

schen Angaben und Ursprungsbezeichnungen<br />

– Beitritt der Tschechischen Republik – Übergangsmaßnahmen<br />

– Verordnung (EG) Nr. 918/2004 – Geltungsbereich<br />

der Gemeinschaftsregelung – Erschöpfende<br />

Regelung“<br />

C-446/07 10.09.2009 „Richtlinie 2000/13/EG – Etikettierung von Lebensmitteln,<br />

die ohne weitere Verarbeitung an den Endverbraucher<br />

abgegeben werden sollen – Etikettierung,<br />

die geeignet ist, den Käufer über Ursprung oder<br />

Herkunft des Lebensmittels in die Irre zu führen –<br />

Gattungsbezeichnungen im Sinne von Art. 3 der<br />

Verordnung (EWG) Nr. 2081/92 – Auswirkung“<br />

C-366/08 10.09.2009 „Harmonisierung der <strong>Recht</strong>svorschriften – Richtlinie<br />

95/2/EG – Anhang III Teil A – Richtlinie 2001/113/EG –<br />

Anhang I Abschnitt II Absatz 2 – Konfi türe extra mit<br />

einem Trockenmassegehalt von 58 %, die Kaliumsorbat<br />

(E 202) als Konservierungsstoff enthält –<br />

Begriff ,zuckerarme Konfi türe‘“<br />

C-304/08 14.01.2010 „Richtlinie 2005/29/EG – Unlautere Geschäftspraktiken<br />

– Nationale Regelung, mit der Geschäftspraktiken,<br />

die die Teilnahme von Verbrauchern an einem<br />

Gewinnspiel vom Erwerb einer Ware oder der<br />

Inanspruchnahme einer Dienstleistung abhängig<br />

machen, grundsätzlich verboten werden“<br />

C-333/08 28.01.2010 „Vertragsverletzung eines Mitgliedstaats – Freier<br />

Warenverkehr –Art. 28 EG und 30 EG – Mengenmäßige<br />

Einfuhrbeschränkung – Maßnahme gleicher Wirkung –<br />

Zulassungssystem – Verarbeitungshilfsstoffe und<br />

Lebensmittel, bei deren Zubereitung Verarbeitungshilfsstoffe<br />

aus anderen Mitgliedstaaten verwendet<br />

wurden, wo diese rechtmäßig hergestellt und/oder in<br />

den Verkehr gebracht werden – Verfahren, das es den<br />

Wirtschaftsteilnehmern ermöglicht, die Aufnahme<br />

solcher Stoffe in eine ‚Positivliste‘ zu erreichen –<br />

Klausel der gegenseitigen Anerkennung − Nationaler<br />

Regelungsrahmen, der für die Wirtschaftsteilnehmer<br />

eine Lage der <strong>Recht</strong>sunsicherheit schafft“<br />

C-446/08 29.04.2010 „Richtlinie 2002/46/EG – Angleichung der <strong>Recht</strong>svorschriften<br />

der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel<br />

– Vitamine und Mineralstoffe, die bei der<br />

Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet<br />

werden dürfen – Höchstmengen – Harmonisierung<br />

auf Unionsebene – Fehlen – Zuständigkeit der Mitgliedstaaten<br />

– Bei der Festsetzung der Höchstmengen<br />

einzuhaltende Modalitäten und zu berücksichtigende<br />

Kriterien – Nationale Regelung zur Festsetzung dieser<br />

Mengen – Festsetzung einer Höchstmenge auf null“<br />

C-159/09 18.11.2010 „Richtlinien 84/450/EWG und 97/55/EG – Zulässigkeitsvoraussetzungen<br />

für vergleichende Werbung – Preisvergleich<br />

in Bezug auf eine Auswahl von Nahrungsmitteln,<br />

die von zwei konkurrierenden Supermarktketten<br />

verkauft werden – Waren für den gleichen<br />

Bedarf oder dieselbe Zweckbestimmung – Irreführende<br />

Werbung – Vergleich in Bezug auf eine nachprüfbare<br />

Eigenschaft“<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Deutsches und Europäisches <strong>Recht</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

11.10.2010<br />

Neunzehnte Verordnung zur Änderung<br />

der Bedarfsgegenständeverordnung<br />

BGBl. I 51/21.10.2010, S. 1393–1398<br />

Inh. vielfältig und umfangreich<br />

Allgemeinverfügungen<br />

(§54 LFGB). Bek. d. BVEL<br />

Frühstückscerealien mit Vitaminen und<br />

Calciumcarbonat angereichert und mit<br />

Zusatz von elementarem Eisen und<br />

Natriumselenit<br />

Einfuhr und Inverkehrbringen<br />

(BVL 2010/01/008) 20.10.2010<br />

(BAnz. 166/3.11.2010, S. 3707)<br />

Ausnahmegenehmigungen<br />

(§ 68 Abs. 1 u. 2 Nr. 1 LFGB)<br />

Bek. d. BVL<br />

31.8.2010 – 101-222-8140-3/2447 –<br />

Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform<br />

mit Zusatz von Vitaminen, Mineralstoffen,<br />

Spurenelementen sowie den<br />

Aminosäuren L-Methionin und L-Serin<br />

TRUW Arzneimittel GmbH, 33330 Gütersloh;<br />

Herstellen und Inverkehrbringen; vorgeschriebene<br />

Warnhinweise u. a. zu Vitamin A<br />

und D; gültig bis 6.9.2013<br />

GMBl 60/2010, S. 1231<br />

5.10.2010 – 101-222-8140-3/2492 –<br />

Nahrungsergänzungsmittel mit Zusatz<br />

von Lycopin<br />

WÖRWAG PHARMA GmbH & Co.KG,<br />

71034 Böblingen; Herstellen und<br />

Inverkehrbringen; gültig bis 18.10.2013<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1264<br />

11.10.2010 – 101-214-2854-1/48 –<br />

Tafelwasser mit Zusatz von Sauerstoff<br />

Firma fi t durch natur, 22523 Hamburg;<br />

Herstellen und Inverkehrbringen<br />

gültig bis 13.10.2013<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1264<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Pfi fferlinge, Rückstände bis zu<br />

1,0 mg/kg DEET<br />

13.9.2010 – 101-222-8140-3/2480 –<br />

Herbert Widmann GmbH, 81371 München<br />

GMBl 60/2010, S. 1231<br />

13.9.2010 – 101-222-8140-3/2493 –<br />

Meier GmbH, 79258 Hartheim<br />

GMBl 60/2010, S. 1232<br />

23.9.2010 – 101-222-8140-3/2485 –<br />

Pilze Wohlrab e. K., 85307 Entrischenbrunn<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1260<br />

4.10.2010 – 101-222-8140-3/2481 –<br />

Beeren-, Wild-, Feinfrucht GmbH,<br />

08237 Steinberg<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1261<br />

5.10.2010 – 101-222-8140-3/2489 –<br />

KÜNDIG Nahrungsmittel GmbH & Co. KG<br />

Deutschland, 98617 Ritschenhausen,<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1264<br />

14.10.2010 – 101-222-8140-3/2484 –<br />

Fruchthof Chemnitz Dresden GmbH,<br />

09120 Chemnitz<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1266<br />

14.9.2010 – 101-222-8140-3/2486 –<br />

Margarinen mit erhöhtem Zusatz von<br />

Vitamin D<br />

Walter Rau Lebensmittelwerke GmbH,<br />

49176 Hilter, Herstellen und Inverkehrbringen,<br />

Aufl agen u. a.: Der erhöhte Vitamin D-<br />

Gehalt der Erzeugnisse ist zu kennzeichnen.<br />

gültig bis 19.09.2013.<br />

GMBl 61/2010, S. 1240<br />

4.10.2010 – 101-312-6412-5/317 –<br />

4.10.2010 – 101-312-6412-5/318 –<br />

Molkenmischerzeugnis, koffeinhaltig<br />

mit 300 mg/l Koffein und mit Zusatz von<br />

Taurin sowie Grundstoff hierzu<br />

Döhler GmbH, 64204 Darmstadt, Herstellen<br />

und Inverkehrbringen des Grundstoffes,<br />

Müller Sachsen GmbH, 01454 Leppersdorf,<br />

(Herstellen) und Sachsenmilch AG,<br />

01454 Leppersdorf (Inverkehrbringen);<br />

gültig bis 7.10.2013<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1261, 1262<br />

» <strong>Recht</strong><br />

683<br />

11.10.2010 – 101-312-6412-5/300 –<br />

Erfrischungsgetränk, koffeinhaltig mit<br />

320 mg/l Koffein, mit Zusatz von Taurin<br />

Glucuronolacton und Inosit sowie<br />

Grundstoff hierzu<br />

Vivaris Getränke GmbH & Co. KG, Standort<br />

49740 Haselünne und 16755 Löwenberger<br />

Land (Getränk), Döhler GmbH, 64204 Darmstadt<br />

(Grundstoff) – jew. Herstellen und<br />

Inverkehrbringen<br />

gültig bis 18.10.2013<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1265<br />

14.10.2010 – 101-312-6412-5/340 –<br />

Erfrischungsgetränk, koffeinhaltig mit<br />

320 mg/l Koffein und Taurin und<br />

Glucuronolacton<br />

Milchwerke „Mittelelbe“ GmbH,<br />

39576 Stendal, und der Krüger GmbH & Co.<br />

KG, 51469 Bergisch Gladbach,<br />

Herstellen und Inverkehrbringen<br />

gültig bis 18.10.2013<br />

GMBI 62/8.11.2010, S. 1266<br />

Aufl agen bei - 5/317, 5/318, -5/300<br />

u. -5/340 (jew. bei Grundstoff u.<br />

Erzeugnis): die bekannten Hinweise wegen<br />

des erhöhten Koffeingehaltes<br />

Berlin<br />

Zulassung von privaten Sachverständigen<br />

für die Untersuchung amtlich zurückgelassener<br />

Proben<br />

30.8.2010 (ABl. 40/1.10.2010, S. 1616)<br />

Inh. betr. Herrn Dr. Harms, Versuchs- und<br />

Lehranstalt für Brauerei in Berlin, Seestr. 13.<br />

13353 Berlin<br />

3.9.2010 (ABl. 40/1.10.2010, S. 1616)<br />

Inh. betr. Herrn Dr. Mevissen, Gesellschaft<br />

für Lebensmittelforschung mbH, Landgrafenstr.<br />

16, 10787 Berlin und Herrn Mechlinski,<br />

PiCA Prüfi nstitut Chemische Analytik<br />

GmbH, Rudower Chaussee 29, 12489 Berlin<br />

16.9.2010 (ABl. 41/8.10.2010, S. 1654)<br />

Inh. betr. Herrn Hentschel und Herrn Dr.<br />

Basikow, bilacon Gesellschaft für Laboranalytik,<br />

Lebensmittelhygiene und Prozess-


684 <strong>Recht</strong> «<br />

management mbH, Gustav-Adolf-Str. 143,<br />

13086 Berlin<br />

20.9.2010 (ABl. 43/22.10.2010, S. 1714)<br />

Inh. betr. Frau Jutta Kunert-Kirchhoff,<br />

Frau Norma Radtke und Frau Jeanette<br />

Schwab, Institut Kirchhoff Berlin GmbH,<br />

Albestr. 3–4, 12159 Berlin<br />

27.9.2010 (ABl. 43/22.10.2010, S. 1715)<br />

Inh. betr. Frau Dr. Eve Schneider, bilacon<br />

Gesellschaft für Laboranalytik, Lebensmittelhygiene<br />

und Prozessmanagement mbH,<br />

Gustav-Adolf-Str. 143, 13086 Berlin<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Landesgesetz zur Ausführung des Lebensmittel-<br />

und Bedarfsgegenständerechts<br />

sowie des Vorläufi gen Tabakgesetzes<br />

20.10.2010 (GVBl. 18/4.11.2010, S. 362)<br />

Sachsen<br />

Verordnung der Sächsischen Staatsregierung<br />

und des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Soziales und Verbraucherschutz<br />

zur Übertragung von Zuständigkeiten<br />

auf die oberen Lebensmittelüberwachungsbehörden<br />

24.9.2010 (GVBl. 12/18.10.2010, S. 272)<br />

EG<br />

Verordnung (EU) Nr. 914/2010 der Kommission<br />

vom 12. Oktober 2010 zur Änderung<br />

des Anhangs der Verordnung (EU)<br />

Nr. 37/2010 über pharmakologisch wirksame<br />

Stoffe und ihre Einstufung hinsichtlich<br />

der Rückstandshöchstmengen<br />

in Lebensmitteln tierischen Ursprungs<br />

betreffend Natriumsalicylat<br />

(ABl. EU. L 269/5 vom 13.10.2010)<br />

Verordnung (EU) Nr. 915/2010 der Kommission<br />

vom 12. Oktober 2010 über ein mehrjähriges<br />

koordiniertes Kontrollprogramm<br />

der Union für 2011, 2012 und<br />

2013 zur Gewährleistung der Einhaltung<br />

der Höchstgehalte an Pestizidrückständen<br />

in oder auf Lebensmitteln<br />

pfl anzlichen und tierischen Ursprungs<br />

und zur Bewertung der Verbraucherexposition<br />

(ABl. EU. L 269/8 vom 13.10.2010)<br />

Richtlinie 2010/74/EU der Kommission vom<br />

9. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />

98/8/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates zwecks Aufnahme des<br />

Wirkstoffs Kohlendioxid in Anhang I<br />

unter der Produktart 18<br />

(ABl. EU. L 292/36 vom 10.11.2010)<br />

Inh. betr. Produkte, die Kohlendioxid<br />

enthalten und als Insektizide, Akarizide und<br />

zur Bekämpfung anderer Arthropoden verwendet<br />

werden.<br />

Richtlinie 2010/70/EU der Kommission vom<br />

28. Oktober 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />

91/414/EWG des Rates hinsichtlich des<br />

Ablaufs der Frist für die Aufnahme des<br />

Wirkstoffs Carbendazim in Anhang I<br />

(ABl. EU. L 283/27 vom 29.10.2010)<br />

Richtlinie 2010/71/EU der Kommission vom<br />

4. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />

98/8/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates zwecks Aufnahme des<br />

Wirkstoffs Metofl uthrin in Anhang I<br />

(ABl. EU. L 288/17 vom 5.11.2010)<br />

Richtlinie 2010/72/EU der Kommission vom<br />

4. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />

98/8/EG des Europäischen Parlaments<br />

und des Rates zwecks Aufnahme des<br />

Wirkstoffs Spinosad in Anhang I<br />

(ABl. EU. L 288/20 vom 5.11.2010)<br />

Richtlinie 2010/77/EU der Kommission vom<br />

10. November 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />

91/414/EWG hinsichtlich des Ablaufs<br />

der Fristen für die Aufnahme bestimmter<br />

Wirkstoffe in Anhang I<br />

(ABl. EU. L 293/48 vom 11.11.2010)<br />

Beschluss der Kommission vom 5. November<br />

2010 zur Ermächtigung der Mitgliedstaaten,<br />

die vorläufi ge Zulassung für den neuen<br />

Wirkstoff Spirotetramat zu verlängern<br />

(ABl. EU. L 290/49 vom 6.11.2010)<br />

Beschluss der Kommission vom 8. November<br />

2010 über die Nichtaufnahme bestimmter<br />

Wirkstoffe in Anhang I,<br />

IA oder IB der Richtlinie 98/8/EG des<br />

Europäischen Parlaments und des Rates<br />

über das Inverkehrbringen von Biozid-<br />

Produkten<br />

(ABl. EU. L 291/47 vom 9.11.2010)<br />

Richtlinie 2010/67/EU der Kommission vom<br />

20. Oktober 2010 zur Änderung der Richtlinie<br />

2008/84/EG zur Festlegung spezifi<br />

scher Reinheitskriterien für andere<br />

Lebensmittelzusatzstoffe als Farbstoffe<br />

und Süßungsmittel<br />

(ABl. EU. L 277/17 – 26 vom 21.10.2010)<br />

Richtlinie 2010/69/EU der Kommission vom<br />

22. Oktober 2010 zur Änderung der<br />

Anhänge der Richtlinie 95/2/EG des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates über<br />

andere Lebensmittelzusatzstoffe als<br />

Farbstoffe und Süßungsmittel<br />

(ABl. EU. L 279/22 vom 23.10.2010)<br />

Verordnung (EU) Nr. 956/2010 der Kommission<br />

vom 22. Oktober<br />

2010 zur Änderung des Anhangs X der<br />

Verordnung (EG) Nr. 999/2001 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates hinsichtlich<br />

der Liste der Schnelltests<br />

(ABl. EU. L 279/10 vom 23.10.2010)<br />

Inh. betr. Vorschriften zur Verhütung,<br />

Kontrolle und Tilgung transmissibler<br />

spongiformer Enzephalopathien (TSE) bei<br />

Tieren (TSE-, BSE-Überwachung)<br />

Verordnung (EU) Nr. 957/2010 der Kommission<br />

vom 22. Oktober 2010 über die Zulassung<br />

bzw. Nichtzulassung bestimmter gesundheitsbezogener<br />

Angaben über<br />

Lebensmittel betreffend die Verringerung<br />

eines Krankheitsrisikos sowie die Entwicklung<br />

und die Gesundheit von Kindern<br />

(ABl. EU. L 279/13 vom 23.10.2010)<br />

Inh. betr. zugelassene gesundheitsbezogene<br />

Angaben zu Iod, Eisen, OPC Premium,<br />

Uroval (Cranberry-Extrakt und D-Mannose)<br />

und zu einer Kombination aus Bifi dobakterien.<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Für Sie gelesen!<br />

Mykotoxine in Umweltgewässern?<br />

Susanne Großmann-Kühnau<br />

Mykotoxine sind natürlich vorkommende<br />

sekundäre Metaboliten<br />

von Pilzen, mit denen pfl anzliche<br />

Lebensmittel und Futtermittel<br />

schon während ihres Wachstums<br />

und auch später bei der Lagerung<br />

kontaminiert werden können.<br />

Zwei dieser Stoffe, Zearalenon und<br />

Deoxynivalenol, sind auch in Oberfl<br />

ächengewässern nachgewiesen<br />

worden. Dies veranlasste Schweizer<br />

Wissenschaftler der staatlichen<br />

Agroscope-Reckenholz-Tänikon<br />

Forschungsanstalt und der ETH<br />

Zürich, eine Analysenmethode für<br />

die Bestimmung einer Vielzahl<br />

weiterer Mykotoxine in wässrigen<br />

Medien zu entwickeln und damit<br />

eine Studie über die Mykotoxingehalte<br />

diverser natürlicher Gewässer<br />

durchzuführen.<br />

Mykotoxine bilden eine außerordentlich<br />

heterogene Stoffgruppe.<br />

Gemeinsam ist ihnen, dass sie von Fadenpilzen<br />

gebildet werden und vermutlich<br />

zur Abwehr anderer Lebewesen<br />

von der Wirtspfl anze, ihrer<br />

Nahrungsquelle dienen. Es gibt über<br />

100 mykotoxinbildende Pilzarten.<br />

Vergiftungsfälle bei Truthähnen<br />

und Enten waren 1960 der Auslöser<br />

für die Entdeckung der Afl atoxine.<br />

Sie wurden im teilweise verschimmelten<br />

Erdnussfutter gefunden. Afl atoxine<br />

wirken stark karzinogen.<br />

Die Gehalte von Mykotoxinen in<br />

Lebensmitteln sind Gegenstand zahlreicher<br />

Veröffentlichungen. Es<br />

konnte gezeigt werden, dass die Verarbeitung<br />

schimmelpilzbefallener<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Rohstoffe die Toxine nicht zerstört.<br />

Wenig untersucht ist jedoch bisher<br />

die Verbreitung dieser Stoffe in der<br />

Umwelt. Ausgehend von ersten Berichten<br />

über die Kontamination des<br />

Ablaufs von belasteten Feldern entwickelten<br />

die Autoren eine Methode<br />

zur Bestimmung der Mykotoxine in<br />

Wässern. Mykotoxine werden von<br />

Menschen proportional zur aufgenommenen<br />

Menge wieder ausgeschieden.<br />

Da der Abbau der Toxine<br />

in Klärwerken bzw. Wiederaufbereitungsanlagen<br />

nicht vollständig geschieht,<br />

ist der Eintrag über menschliche<br />

Exkremente ein weiterer<br />

denkbarer Weg zur Verschmutzung<br />

der Gewässer.<br />

Probenahme<br />

Die Proben von Drainagewasser<br />

(Sickerwasser) wurden von den Versuchsfeldern<br />

des Institutes in Reckenholz<br />

gezogen. Das Oberfl ächenwasser<br />

erhielten die Wissenschaftler aus<br />

Monitoringprogrammen des Kantons<br />

Zürich und einer Langzeitstudie<br />

der Schweizer Regierung (Nationale<br />

Daueruntersuchung der schweizerischen<br />

Fliessgewässer (NADUF)).<br />

Eine Kläranlage bei Zürich lieferte<br />

das Abwasser (waste water treatment<br />

plant (WWTP) effl uent).<br />

Zunächst wurden die Wässer mit<br />

einem Glasfaserfi lter unter Vakuum<br />

fi ltriert, dann auf pH 6,6 bis 7,0 eingestellt<br />

und mit einem inneren Standard<br />

(isotope labeled internal standard<br />

(ILIS)) versetzt.<br />

Festphasenextraktion<br />

zur Aufkonzentration<br />

Wegen der sehr niedrigen Mykotoxinkonzentrationen<br />

in den Wässern<br />

» Internationale Literatur<br />

685<br />

musste aufkonzentriert werden.<br />

Hierzu diente eine Reversed-phase-<br />

Festphasensäule (solid phase extraction<br />

(SPE)).<br />

Etliche Versuche mit unterschiedlichen<br />

Kartuschen waren erforderlich,<br />

um eine zu fi nden, die möglichst<br />

viele Mykotoxine anreichert, basische,<br />

neutrale und saure, hydrophobe<br />

und hydrophile. Die ausgewählte<br />

Säule (Oasis HLB) ergab über<br />

alle Mykotoxine im Median eine Wiederfi<br />

ndung von 90 bis 95 %. Für alle<br />

Auswaschvorgänge wurde Milli-Q-<br />

Wasser verwendet, hier im Gemisch<br />

mit Methanol.<br />

HPLC-Trennung, MS/MS<br />

Analyse<br />

Die Trennung der Mykotoxine erfolgte<br />

auf einer RP-C -Säule, die für<br />

18<br />

alle sauber getrennte Peaks lieferte,<br />

ungeachtet der Vielfalt der Substanzklassen.<br />

Die Mykotoxine wurden mit<br />

der Elektronensprayionisation (ESI)<br />

ionisiert, wobei sowohl ein positiver<br />

als auch ein negativer Durchgang nötig<br />

war, um alle Analyten zu erfassen.<br />

Negativ ionisiert werden Alternaria-<br />

N<br />

O<br />

Beauvericin<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O O<br />

O<br />

N<br />

N<br />

O


686 Internationale Literatur «<br />

Tab. 1 Mykotoxingehalte (MG) von Wässern<br />

Mykotoxin Sickerwässer (Ablauf von<br />

Feldern)<br />

und Penicillium-Toxine, Lactone<br />

(resorcyclic acid lactons (RALs)) und<br />

Trichothecene vom Typ B, positiv<br />

ionisiert u. a. Afl atoxine, Ergotalka-<br />

loide, Fumonisine, Trichothecene<br />

vom Typ A.<br />

MG-Median<br />

[ng/l]<br />

Erwähnt werden muss der Einfl uss<br />

der Matrixbestandteile auf die Ioni-<br />

sierung und Detektion. Es kommt<br />

häufi g zu einer Unterdrückung der<br />

Ionisierung (ion suppression) und zu<br />

einer Verfälschung der Analyten-<br />

signale (signal suppression). Beidem<br />

begegnet man durch Zugabe von inneren<br />

Standards und Matrixblindproben.<br />

Die Ionenunterdrückung war<br />

am schwerwiegendsten bei den Proben<br />

aus der Kläranlage, weil diese die<br />

höchste Last an organischen Stoffen<br />

tragen, und bei den negativ ionisierten<br />

Mykotoxinen.<br />

Die Wiederfi ndungsraten weisen<br />

eine große Spannbreite auf. Das ist<br />

bei einer so großen Anzahl an chemisch<br />

unterschiedlichen Substanzen<br />

zu erwarten gewesen und auch in an-<br />

Kontaminierte<br />

Proben [%]<br />

von 129<br />

deren Veröffentlichungen, z. B. über<br />

Bestimmungen einer breiten Auswahl<br />

an Arzneistoffen in Flusswasser,<br />

berichtet worden.<br />

Die Nachweisgrenzen lagen bei<br />

den Umweltproben zwischen 1 und<br />

10 ng/l Mykotoxin, bei den reinen<br />

Standardlösungen niedriger, nämlich<br />

im Bereich von 0,7 bis 4 ng/l.<br />

Ergebnisse<br />

MG-Median<br />

[ng/l]<br />

Die Untersuchungen der Wässer haben<br />

2009 begonnen und dauern<br />

noch an. Einige Ergebnisse sind in<br />

Tabelle 1 aufgeführt.<br />

Auf einem Versuchsfeld des Forschungsinstitutes<br />

in Reckenholz<br />

wurde Winterweizen jeweils im Juni<br />

2009 und 2010 mit diversen Fusarium-Arten<br />

infi ziert und das Sickerwasser<br />

dieser Felder analysiert. Da<br />

die Probenahme früh in der Vegetationsperiode<br />

geschah, sind die gefundenen<br />

Mykotoxinkonzentrationen<br />

niedriger als in früheren Untersuchungen.<br />

Deoxynivalenol, Nivalenol<br />

und Beauvericin sind in Konzentrationen<br />

von 5 bis 10 ng/l im Median<br />

messbar.<br />

Die Flusswässer stammen aus Monitoringprogrammen<br />

der öffentlichen<br />

Überwachung. Deoxynivalenol<br />

wurde in einer Konzentration von<br />

5,5 ng/l im Median bestimmt, was mit<br />

früheren Daten übereinstimmt. Nivalenol<br />

und Beauvericin lagen in derselben<br />

Größenordnung.<br />

Flusswässer Wässer aus Kläranlage<br />

Kontaminierte<br />

Proben [%]<br />

von 223<br />

In den menschlichen Abwässern,<br />

die einer Kläranlage entnommen<br />

wurden, konnte Deoxynivalenol mit<br />

Gehalten bis zu 39 ng/l bestimmt<br />

werden, die anderen Mykotoxine<br />

waren lediglich nachweisbar. In<br />

früheren Studien hatten die Autoren<br />

die nur geringe Dekontaminationsrate<br />

(33–57 %) für diese Substanzen<br />

durch die Abwasseraufbereitung gezeigt.<br />

Fazit<br />

MG-Median<br />

[ng/l]<br />

Kontaminierte<br />

Proben [%]<br />

von 4<br />

Beauvericin 6,7 30 4,3 35 d 100<br />

Deoxynivalenol 8,3 17 5,5 17 26,1 100<br />

Nivalenol 6,1 20 5,9 48 nd 0<br />

3-Acetyl-Deoxynivalenol d 8 d 42 d 100<br />

Zearalenon d 2 d 3 nd 0<br />

d: detected; nd: not detected<br />

Originalbeitrag<br />

Schenzel J et al.<br />

Multi-residue screening method<br />

to quantify mycotoxins in aqueous<br />

environmental samples<br />

J Agric Food Chem 2010, 58 (21),<br />

11207–11217<br />

Belastete Agrarfl ächen und menschliche<br />

Abwässer sind gleichermaßen<br />

Kontaminationsquellen für das Oberfl<br />

ächenwasser bzw. Flusswasser. Auf<br />

diesem Wege gelangt Deoxynivalenol<br />

in ng-Mengen/l hinein. Das Vorkommen<br />

von Beauvericin und Nivalenol<br />

in Sickerwasser von belasteten<br />

Feldern und in Flusswasser wird hier<br />

erstmalig berichtet. Die Löslichkeiten<br />

dieser Substanzen legen die Vermutung<br />

nahe, dass beide von den Feldern<br />

in die Flüsse geschwemmt<br />

wurden. Zearalenon und 3-Acetyl-<br />

Deoxynivalenol wurden in allen drei<br />

Umweltproben detektiert, jedoch<br />

nicht in messbaren Mengen. Die<br />

Mykotoxine, ihre Entstehung und<br />

ihre Ausbreitung in der Umwelt bedürfen<br />

weiterer Forschung. In jedem<br />

Fall könnten Stoffe dieser Brisanz in<br />

Mengen von ng bis mg /l erhebliche<br />

ökotoxikologische Risiken bergen,<br />

die es abzuschätzen gilt.<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Behr’s PraxisForum Lebensmittel-<br />

Kennzeichnung<br />

In Köln fand am 4. und 5. Oktober zum achten Mal das Praxisforum Lebensmittel-Kennzeichnung<br />

statt. Das sehr gut besuchte und von Frau Mrohs<br />

souverän moderierte zweitägige Intensivseminar informierte die interessierten<br />

Fachkreise zu aktuellen Fragestellungen im Bereich der allgemeinen<br />

Lebensmittelkennzeichnung sowie rund um die Nährwert-, Allergen- und Spurenkennzeichnung,<br />

die Themen Gentechnik und Novel Food sowie die Lebensmittelinformationsverordnung<br />

und die Health Claims-Verordnung.<br />

Fachleuten aus Wirtschaft, Handel<br />

und Überwachung bot sich auf diesem<br />

Forum wieder einmal hinreichend Ge-<br />

legenheit, bereits bestehendes Wissen<br />

zum Kennzeichnungsrecht weiter zu<br />

vertiefen und in einen Dialog mit den<br />

Kollegen anderer Branchen zu treten.<br />

Dazu trugen nicht zuletzt maßgeblich<br />

die mittlerweile fest integrierten<br />

Workshops zum Produktrecht (Fleisch<br />

und Fleischerzeugnisse, Milch und<br />

Milcherzeugnisse, Fertiggerichte, Suppen,<br />

Feinkost, Süßwaren, Diätprodukte,<br />

Getränke, Backwaren) bei. Hier<br />

können gezielt Kennzeichnungsprobleme<br />

der eigenen Produktgruppe angesprochen<br />

und diskutiert werden.<br />

Auch das traditionelle gesellige<br />

Beisammensein am Ende des ersten<br />

Seminartages, dem Behr´s Get-Together,<br />

bietet reichlich Möglichkeit für<br />

Kontakt und Kommunikation und<br />

schafft zugleich Raum für einen regen<br />

Erfahrungsaustausch unter Kollegen.<br />

Schwerpunkt: Herkunftskennzeichnung<br />

An beiden Tagen wurde praxisgerecht<br />

aufbereitetes Fachwissen von<br />

Top-Referenten komprimiert und<br />

höchst aktuell vermittelt, wobei der<br />

Schwerpunkt der diesjährigen Veranstaltung<br />

am zweiten Tag auf der Herkunftskennzeichnung<br />

lag. So gab<br />

Herr Dr. Rieke einen interessanten<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Überblick zum Stand der Diskussion<br />

zur Kennzeichnung des sogenannten<br />

„place of farming“ (sinngemäß:<br />

Herkunft der Zutaten, Erzeugungsort)<br />

und des „country of manufacture“<br />

(Herkunft des Lebensmittels,<br />

Verarbeitungsort). Die Politik verfolge<br />

eine regionale Herkunftskennzeichnung,<br />

die zwischen Ursprungsund<br />

Verarbeitungsort unterscheide.<br />

In punkto Herkunftskennzeichnung<br />

bestehe ein Spannungsverhältnis<br />

zwischen den Verbraucherverbänden,<br />

den Verarbeitern und dem<br />

Handel. Die Verbraucherverbände<br />

forderten eine Ausweitung der Herkunftskennzeichnung,<br />

die die Wirtschaft<br />

vor Probleme bei der eindeutigen<br />

Kennzeichnung verarbeiteter<br />

Erzeugnisse und einen zusätzlichen<br />

Verwaltungsaufwand stelle. In der<br />

anschließenden Diskussion mit der<br />

Lebensmittelüberwachung (Zellner)<br />

ging es u. a. um die Frage, ob eine<br />

verpfl ichtende Herkunftskennzeichnung<br />

mit der Idee eines gemeinschaftlichen<br />

Marktes zu vereinbaren<br />

sei, oder ob sie nicht vielmehr wieder<br />

zu einer Abkehr hin zu nationalen<br />

Märkten und Protektionismus führe.<br />

Ebenso für reichlich Diskussionsstoff<br />

sorgte auch die Sicht der Lebensmittelüberwachung<br />

zum Thema<br />

Lebensmittelimitate. Frau Dr. Neuß,<br />

Referatsleiterin im Hessischen Verbraucherschutzministerium,<br />

stellte<br />

» Veranstaltungen<br />

687<br />

die Schwerpunktaktion der Hessischen<br />

Landesregierung aus dem<br />

Jahre 2009 vor und präsentierte das<br />

dortige Konzept des „Tätigwerdens“<br />

im Umgang mit der Problematik<br />

„Mogel-Schinken“ & Co. Die hohen<br />

Beanstandungsquoten der Lebensmittelüberwachungsbehördenhätten<br />

letztlich zu dem Entschluss geführt,<br />

Wiederholungstäter, die<br />

überwiegend in der Gastronomie<br />

Imitate nicht richtig kennzeichneten,<br />

im Internet zu veröffentlichen. Die<br />

Initiative zeige bereits Wirkung.<br />

Carbon Footprint-Label<br />

Frau Thomae und Herr Feller nahmen<br />

sich eines weiteren höchst aktuellen<br />

Themas an und stellten die Vor- und<br />

Nachteile eines CO -Labellings für Le-<br />

2<br />

bensmittel vor. Das Auditorium erhielt<br />

sehr anschaulich Einblick in die<br />

verschiedensten Facetten der Problematik,<br />

so beispielsweise rund um die<br />

Fragen, was sich überhaupt hinter<br />

dem Carbon Footprint verbirgt, wer<br />

dieses Label bereits nutzt und welche<br />

Aussagekraft es hat und was insbesondere<br />

bei der Erhebung spezifi<br />

scher Daten zu beachten ist.<br />

Insgesamt hat dieses Kennzeichnungsforum<br />

eine Botschaft deutlich<br />

werden lassen: Es entspricht offenbar<br />

dem heutigen – durch wen oder was<br />

auch immer initiierten – Zeitgeist,<br />

dass Verbraucher mehr und mehr fragen,<br />

ob eine legale, also durch<br />

<strong>Recht</strong>svorschriften gedeckte Kennzeichnung<br />

noch legitim, also angebracht<br />

und wünschenswert ist. Die<br />

Lebensmittelwirtschaft muss sich<br />

dem Gebot der Stunde stellen und<br />

darauf künftig in irgendeiner Form<br />

reagieren. Die Entwicklungen zu<br />

ignorieren wäre der falsche Weg.<br />

Einmal mehr eine rundherum<br />

gelungene Veranstaltung, deren<br />

Besuch auch im kommenden Jahr<br />

(9. und 10. November 2011) fest eingeplant<br />

werden sollte.<br />

Sabine Görgen, Kempen


688 Analytik & Co.– Aktuell «<br />

Meldungen<br />

Bilanz für 2009<br />

Das Krisenjahr 2009 hinterlässt<br />

deutliche Spuren in der Forschungs-<br />

und Entwicklungsbilanz<br />

der deutschen Unternehmen:<br />

Erstmals seit 1997 reduzierten<br />

diese ihre Budgets für Innovationsprojekte<br />

um 3,1 %. Da allerdings<br />

gleichzeitig die Umsätze<br />

der untersuchten Konzerne um<br />

drastische 9,5 % zurückgingen,<br />

ist die Innovationsintensität<br />

leicht gestiegen. Deutsche Konzerne<br />

verteidigen auch 2009 vor<br />

Frankreich und der Schweiz den<br />

Titel als Innovations-Europameister.<br />

So stehen deutsche Unternehmen<br />

mit 27,7 Mrd. € (Vorjahr<br />

28,6 Mrd. €) immer noch für<br />

7,6 % (Vorjahr 7,9 %) der weltweiten<br />

F&E-Investitionen.<br />

www.booz.com<br />

Bundesverband<br />

gegründet<br />

Zurzeit ergänzen und unterstützen<br />

über 270 Schülerlabore in<br />

Deutschland durch ihre neue<br />

Lehr- und Lernkultur vorzugsweise<br />

den naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Schulunterricht und<br />

dienen der Wissenschaftskommunikation<br />

an die junge Generation.<br />

Am 21. Oktober fand die<br />

Gründungsversammlung des<br />

Vereins „LernortLabor – Bundesverband<br />

der Schülerlabore“<br />

in Anwesenheit von mehr als<br />

30 Vertreter dieser Einrichtungen<br />

in Hamburg statt. Zum<br />

Gründungsvorsitzenden wurde<br />

Prof. Rolf Hempelmann gewählt,<br />

er ist Lehrstuhlinhaber für Physikalische<br />

Chemie an der Universität<br />

des Saarlandes.<br />

www.lernort-labor.de<br />

Den Legionellen auf der Spur<br />

Legionellen fühlen sich im feucht-<br />

warmen Klima von Warmwasserhei-<br />

zungen oder Duschen pudelwohl. Sie<br />

sind nur schwer zu isolieren und las-<br />

sen sich zudem nicht einfach kultivie-<br />

ren. Daher ist ein Nachweis der un-<br />

terschiedlichen Erregertypen, allein<br />

bei Legionella pneumophila gibt es<br />

14 Serotypen, sehr aufwendig. Im<br />

Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelte<br />

Leila Kahlisch innerhalb des<br />

von der EU geförderten Projektes<br />

„Healthy-Water“ am Braunschweiger<br />

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung<br />

(HZI) ein sehr genaues<br />

und zudem schnelles Diagnoseverfahren<br />

auf molekularer Ebene. Die<br />

Methode ist nicht nur dafür geeignet,<br />

Legionellen im Trinkwasser aufzuspüren,<br />

sondern auch um festzustellen,<br />

ob sie zu einem gefährlichen<br />

Stamm gehören. Der Nachweis der<br />

Erreger erfolgt über charakteristische<br />

Abschnitte ihrer DNA.<br />

Nun ist es gelungen, die erprobten<br />

Verfahren zur Gewinnung und Vervielfältigung<br />

von Legionellen-DNA<br />

weiterzuentwickeln und so zu modi-<br />

fi zieren, dass ein Nachweis einzelner<br />

Bakterienstämme direkt aus Wasserproben<br />

möglich ist.<br />

In der Vergangenheit gestaltete<br />

sich die Konzentrierung und Aufreinigung<br />

von DNA aus Trinkwasser<br />

problematisch. Des Weiteren konnte<br />

der notwendige genetische Aufl ösungsgrad<br />

bisher nicht erreicht werden.<br />

Jetzt können kurze, sich wiederholende<br />

DNA-Abschnitte (tandem<br />

repeats) im Erbgut der Legionellen<br />

nachgewiesen werden. Durch eine<br />

farbige Markierung dieser Tandemabschnitte<br />

werden vergleichbare<br />

Muster für die verschiedenen Bakterienstämme<br />

erhalten. Damit kann<br />

nicht nur überprüft werden, welchen<br />

Keim die Wasserprobe enthält, sondern<br />

auch, wie krankmachend der<br />

Stamm für den Menschen ist. Die<br />

Nachweismethode kann alsbald einen<br />

wichtigen Beitrag für das Risikomanagement<br />

von Trinkwassersystemen<br />

leisten, um u. a. tote Winkel und<br />

Biofi lmaufwüchse zu erkennen und<br />

besser zu kontrollieren.<br />

Quelle: www.helmholtz-hzi.de<br />

Mikroverkapselte Milchproteine<br />

Im Rahmen eines IGF-Projektes, das<br />

von einem Forschungsteam der TU<br />

München über den Forschungskreis<br />

der Ernährungsindustrie (FEI) durchgeführt<br />

wurde, wurden probiotische<br />

Keime mittels enzymatisch indu-<br />

Legionellen – gramnegative<br />

nicht sporenbildende<br />

stäbchenförmige Bakterien<br />

zierter Gelbildung von Milchproteinen<br />

mikroverkapselt. Dabei erwies<br />

sich diese Form der Mikroverkapselung<br />

als eine konkurrenzfähige Alternative<br />

zu den bisher eingesetzten<br />

Verkapselungsmethoden. Die probi-<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


otischen Keime werden so länger<br />

haltbar gemacht und sind auf dem<br />

Weg vor dem sauren Milieu des Magens<br />

geschützt.<br />

Nach ersten erfolgreichen In-vitro-<br />

Untersuchungen gilt es nun, diese<br />

Ergebnisse auch in vivo wissenschaftlich<br />

zu belegen, was für die Entwicklung<br />

von funktionellen Lebensmitteln<br />

essenziell ist. An der TU<br />

München wird in einem interdisziplinären<br />

Team seit Kurzem die Funktionalität<br />

mikroverkapselter Probiotika<br />

unter In-vivo-Bedingungen<br />

untersucht. Dabei wird vor allem die<br />

Freisetzung der probiotischen Keime<br />

aus den Kapseln und deren Effekte<br />

zur Reduktion chronischer Entzün-<br />

Metabolite detektieren<br />

Die Technologietransfer-Organisa-<br />

tion der Max-Planck-Gesellschaft, die<br />

Max-Planck-Innovation GmbH, ver-<br />

gab eine Lizenz für die Analyse-Soft-<br />

ware TagFinder an die Potsdamer<br />

Metabolomic Discoveries GmbH. Mit<br />

der neuen Technologie können chemische<br />

Stoffe innerhalb einer biologischen<br />

Probe gemessen und interpretiert<br />

werden.<br />

Die Qualität von Obs t und Gemüse<br />

hängt neben den Genen von den in-<br />

ternen Stoffwechselvorgängen ab.<br />

So sind Metabolite u. a. für deren Ge-<br />

schmack und Nährwert verantwort-<br />

lich. Die Software TagFinder, deren<br />

Entwicklung am Max-Planck-Institut<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

dungen im Magen-Darm-Trakt im Fokus<br />

stehen.<br />

Die für 2012 avisierten Ergebnisse<br />

können dann v. a. kleinen und mittleren<br />

Unternehmen dienen, da diese<br />

nicht über die fi nanziellen Ressourcen<br />

und Forschungskapazitäten in diesem<br />

Umfang verfügen. Die Ergebnisse<br />

sollen die Voraussetzungen für die<br />

Entwicklung neuer gesundheitsfördernder<br />

Lebensmittel schaffen, wovon<br />

vor allem die Hersteller von Milchprodukten<br />

und Säuglingsnahrung sowie<br />

von fermentierten Lebensmitteln, die<br />

mit probiotischen Kulturen angereichert<br />

werden, profi tieren.<br />

www.fei-bonn.de/projekte/projektdatenbank.html/fv_16537/<br />

Prinzip der Mikroverkapselung<br />

für molekulare Pfl anzenphysiologie<br />

in Golm erfolgte, ist Bestandteil eines<br />

neuen Verfahrens zur Metaboliten-<br />

analyse. Mit ihr gelingt es, einen de-<br />

taillierten Blick in die stoffl iche Zu-<br />

sammensetzung, z. B. von Früchten,<br />

zu werfen. Innovativ im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Methoden ist dabei,<br />

dass mehrere hundert Stoffwechselprodukte<br />

identifi ziert werden können.<br />

Ermöglicht wird dies durch ein<br />

mehrstufi ges Verfahren, an deren<br />

Ende ein hochaufl ösendes Massenspektrometer<br />

steht.<br />

Mit der lizenzierten Software<br />

kann eine bioinformatische Auswertung<br />

erfolgen und die komplexen<br />

» Analytik & Co.– Aktuell<br />

Meldungen<br />

689<br />

Angenehmes<br />

Quetschen<br />

Das neue Programm an Quetschventilen<br />

der nächsten Generation<br />

von Bio-Chem Fluidics wartet<br />

mit einem neu gestalteten<br />

Gehäuse mit glatten Konturen<br />

auf, die ein leichteres Hineinschieben<br />

und Herausziehen von<br />

Schläuchen ohne Schlingen ermöglichen.<br />

Die neuen Quetschventilbaureihen<br />

075 und 100 sind<br />

als in Ruhestellung geöffnete<br />

Durchgangsventile, in Ruhestellung<br />

geschlossene Durchgangsventile,<br />

als Dreiwegeventile und<br />

als Dualschlauchkonfi guration<br />

erhältlich.<br />

www.biochemfl uidics.com<br />

Neuer Name<br />

Das GKSS-Forschungszentrum<br />

Geesthacht heißt seit dem 1. November<br />

2010 Helmholtz-Zentrum<br />

Geesthacht Zentrum für<br />

Material- und Küstenforschung<br />

GmbH. Mit der Namensänderung<br />

änderte die Forschungseinrichtung<br />

auch ihr Design für den Internetauftritt.<br />

www.gkss.de<br />

Datenmengen werden in konkrete<br />

Ergebnisse umgewandelt. Die so erhaltenen<br />

Erkenntnisse können u. a.<br />

als Grundlage für die gezielte Verbesserung<br />

von Lebensmitteln eingesetzt<br />

werden, z. B. kann die Saatgutindustrie<br />

schneller diejenigen<br />

Metabolite identifi zieren, die für<br />

eine Pfl anze essenziell für ihre Widerstandsfähigkeit<br />

sind, deren Gehalte<br />

dann gezielt erhöht werden<br />

können.<br />

www.max-planck-innovation.de


690 Sonderthema: LIMS «<br />

Für einen lückenlosen Datenfl uss<br />

LIMS-Anwendungen im Porträt<br />

Viel Zeit ist einzuplanen, wenn es im Labor um das Erstellen von Probentabellen<br />

und das Anlegen von Aufträgen in zahlreichen Analysengeräten<br />

geht. Diese kostenintensive Tätigkeit ist zudem eine Quelle für<br />

Fehler. Gerade bei einer steigenden Probenzahl stellt es eine Herausforderung<br />

dar, den Überblick über parallele Abläufe zu behalten. Um weiterhin<br />

komplett durchzublicken, haben sich Labor-Informationsmanagement-Systeme<br />

(LIMS) etabliert.<br />

Die individuellen Aufgaben eines Labors<br />

lassen es zunächst wenig sinnvoll<br />

erscheinen, IT-Systeme zu installieren,<br />

die dabei helfen, die Flut an<br />

Daten zu managen, um einen guten<br />

Workfl ow zu erreichen. Dies ist aber<br />

möglich, wenn beachtet wird, dass<br />

die Leistungsfähigkeit eines IT-Systems<br />

essenziell von der Fähigkeit abhängt,<br />

die verfügbaren Programmfunktionen<br />

an die jeweiligen<br />

Bedürfnisse des Labors anzupassen.<br />

Die wichtigsten Gründe für die Einführung<br />

eines solchen Systems sind<br />

offensichtlich:<br />

– Erfüllung der Dokumentationspfl<br />

ichten,<br />

– frühzeitiges Erkennen von Qualitätsproblemen<br />

mit der Möglichkeit<br />

des Gegensteuerns und<br />

– hohe Informationsverfügbarkeit<br />

der Labordaten.<br />

Hieraus wird ersichtlich, dass die Entscheidung<br />

für den Einsatz eines LIMS<br />

selten allein auf dem Rationalisierungsaspekt<br />

basiert.<br />

Um effektiv mit einem LIMS zu arbeiten,<br />

sind folgende technische<br />

Grundvoraussetzungen zu berücksichtigen:<br />

– ein Datenbankserver, der die LIMS-<br />

Datenbank hält und auf dem häufi<br />

g auch die LIMS-Anwendungssoftware<br />

betrieben wird<br />

– ein Arbeitsplatzrechner, d. h. PC-<br />

Systeme, die über ein lokales Netz-<br />

werk mit dem Serversystem verbunden<br />

sind<br />

– eine Netzwerkinfrastruktur, d. h.<br />

lokale und manchmal auch Weitverkehrsnetzwerke<br />

(LAN, WAN)<br />

überwiegend auf Basis von Ethernet.<br />

Neben diesen Grundkomponenten<br />

gibt es häufi g weitergehende Aspekte<br />

einer LIMS-Realisierung. Diese<br />

reichen von der Vernetzung mit<br />

übergeordneten Planungssystemen<br />

bis hin zur Einbindung von Kunden<br />

oder Lieferanten über das Internet.<br />

Die Integration der Peripherie, z. B.<br />

die Analysengeräteanbindung zur<br />

online-Datenerfassung oder der Austausch<br />

von Daten mit Prozessleitsystemen,<br />

Produktionsplanungs- und<br />

Lagerverwaltungssystemen, bis hin<br />

zu betriebswirtschaftlich orientierten<br />

Anwendungen erweitert das Einsatzspektrum<br />

des LIMS signifi kant.<br />

Produkte der Anbieter<br />

Der Workfl ow Manager von Manz ist<br />

eine Laborsteuerungs-Software, die<br />

diese Aufgaben übernimmt. Der Anwender<br />

konfi guriert fl exibel seine<br />

Abläufe und verknüpft sie mit seinen<br />

Probendaten. Der Workfl ow Manager<br />

steuert die daraus generierten<br />

Jobs über alle angeschlossenen Geräte:<br />

Proben werden anhand ihrer<br />

Barcodes von jedem angeschlossenen<br />

Gerät identifi ziert und automatisch<br />

mit der richtigen Methode bearbeitet.<br />

Die Ergebnisdaten werden in der<br />

Workfl ow-Manager-Datenbank gespeichert<br />

und können einfach ausgegeben<br />

werden: als schriftlicher Report<br />

oder als Exportdatensatz an das<br />

jeweilige elektronische Laborjournal,<br />

LIMS oder ERP. Die Abläufe können<br />

jederzeit vom Anwender geändert,<br />

Prozessverzweigungen eingeführt,<br />

Geräte an- und abgemeldet, neue<br />

Probentypen angelegt und viele weitere<br />

Funktionen genutzt werden.<br />

Damit verbunden ist eine Entlastung<br />

des manuellen Daten-Handling<br />

bei gleichzeitiger lückenloser Protokollierung<br />

von Proben- und Prozessdaten<br />

und Unabhängigkeit von bestehenden<br />

Methoden und Workfl ows<br />

sowie ein höherer Probendurchsatz<br />

durch optimierte Ressourcenauslastung.<br />

Typische Einsatzgebiete sind<br />

die Probenvorbereitung und Analytik,<br />

die chromatografi sche Aufreinigung<br />

und die Compound-Logistik.<br />

Software für unterschiedlichste<br />

Anwendungen<br />

Die iCD. ist ein LIMS-Pionier und Hersteller<br />

von Software für Laboratorien<br />

unterschiedlichster Bereiche; so der<br />

Prozessindustrie aber auch für Behörden<br />

und Auftragslabore. Folgende<br />

Produkte sind im Portfolio: Entwicklungsschwerpunkte<br />

sind das LIMS<br />

LABS/Q, die auf LABS/Q basierende<br />

Erweiterung zur Optimierung chemischer<br />

Synthesen und galenischen<br />

Entwicklungen LABS/R sowie die SAP-<br />

Middleware LABS/QM zur Anbindung<br />

von SAP PLM/QM an die Laborgeräteebene.<br />

Das LIMS LABS/Q bildet<br />

das Rückgrat eines mit elektronischen<br />

Analysegeräten ausgestatteten<br />

Labors und ermöglicht die Erfüllung<br />

aktueller Anforderungen an<br />

akkreditierte und qualitätsgesicherte<br />

Labore. Mit dem LABS/Q wird ein fl exibles<br />

LIMS mit integriertem Dokumentenmanagementsystemangeboten.<br />

Die direkte Anbindung von<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Geräten und Analysensystemen verringert<br />

den Aufwand beim Erfassen<br />

und Übertragen der Daten. Geeignete<br />

Schnittstellen zu allen bekannten<br />

Geräten und Datensystemen<br />

sowie die Anbindung beliebiger<br />

über- und untergeordneter Systeme<br />

(z. B. ERP, MES, PLS) können realisiert<br />

werden.<br />

Für eine effi ziente Produktentwicklung<br />

wurde ein Rezept-Informations-<br />

und Managementsystem<br />

(LABS/R) auf Basis von LABS/Q zur Optimierung<br />

von chemischen Synthesen<br />

sowie Rezepturen entwickelt. Die<br />

Middleware LABS/QM ermöglicht es,<br />

unter Einhaltung eines GxP/FDA-konformen<br />

Workfl ows, beliebige Messgeräte<br />

und -systeme direkt an SAP<br />

PLM/QM anzubinden. Weil eine manuelle<br />

Dateneingabe weitestgehend<br />

überfl üssig wird, werden Fehlermöglichkeiten<br />

reduziert und gleichzeitig<br />

der Automatisierungsgrad im Labor<br />

erhöht.<br />

Speziell für kleinere Auftragslabore<br />

wird außerdem das LIMS Sample<br />

Master des US-Partners Accelerated<br />

Technology Laboratories Inc.<br />

angeboten. Es ist zu 100 % Windowskompatibel,<br />

verwendet Oracle oder<br />

MS SQL-Server als nachgeschaltetes<br />

Datenbanksystem, ist modular aufgebaut<br />

und bietet dem Anwender<br />

ein hohes Maß an Flexibilität innerhalb<br />

aller Komponenten.<br />

Für unterschiedliche<br />

Labortypen<br />

Durch Erfahrungen hat QSI umfassende<br />

LIMS-Funktionalität für eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Labortypen<br />

entwickelt. WinLIMS.NET ist ein hochentwickeltes<br />

Laborsystem, das Geschäftsprozesse<br />

und Probenlebenszyklen<br />

optimal abbildet. Es kombiniert<br />

manuelle Bedienung mit automatisierter<br />

Datenintegration für Prüfmittel,<br />

ERP, Prozesskontrolle, Kundenbeziehungs-<br />

und Projektmanagement-Systeme,<br />

um einen nahtlosen<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Prüf- und Messmittelverwaltung<br />

Schnittstellen<br />

Immer verfolgen, was aus den Labordaten wird<br />

und effektiven Informationsfl uss im<br />

Unternehmen zu gewährleisten. Das<br />

System kann als Smart-Client-System<br />

oder alternativ als Web-Client eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Software bietet u. a. die Möglichkeit,<br />

dass die Auftraggeber über<br />

das Internet Laboraufträge auslösen,<br />

Probendaten und Methoden eingeben.<br />

Die Auftraggeber können z. B.<br />

jederzeit über den Web-Client den<br />

Bearbeitungstand abrufen und am<br />

Ende der Untersuchungen die Analysenzertifi<br />

kate bekommen. Mit dem<br />

WinLIMS Visual Designer lassen sich<br />

innerhalb von Minuten komplette<br />

Datenbankanwendungen neu erstellen<br />

bzw. bestehende Masken interaktiv<br />

an die Bedürfnisse der Anwender<br />

anpassen.<br />

Mit dem DynamicCode Editor lassen<br />

sich VB.Net Code, Sql-Befehle,<br />

Programme etc. mit Ereignissen von<br />

Objekten verknüpfen, die dann beim<br />

Eintreffen dieses Ereignisses automatisch<br />

ausgeführt werden. Gepaart<br />

werden diese herausragenden Produkteigenschaften<br />

durch entsprechendes<br />

Projektmanagement: QSI<br />

bietet seinen Kunden ein bewährtes<br />

» Sonderthema: LIMS<br />

SAP MES PLS<br />

Stabilitätsstudien<br />

VALIDAT<br />

LABS/Q LIMS<br />

OOS & OOT<br />

OpenLab<br />

CDS<br />

Labor- und Analysengeräte<br />

Umweltschutz<br />

OpenLab<br />

ECM<br />

691<br />

Paket zum Projektmanagement nach<br />

dem V-Modell an.<br />

F&S-Modul<br />

OpenLab<br />

ELN<br />

Produktionsleitung und<br />

Qualitätssicherung<br />

In Ergänzung zur den Standard-Automatisierungssystemen,<br />

welche die<br />

Control- und Leitebene abdecken,<br />

sind bei der Realisierung eines hohen<br />

Automationsgrades zusätzlich übergeordnete<br />

Systeme für die Produktionsleitung<br />

und die Qualitätssicherung<br />

der Produkte notwendig. Dies<br />

sind sehr oft genau auf den Anwendungsfall<br />

zugeschnittene Spezialapplikationen.<br />

CTE hat umfassende<br />

Erfahrung in der Realisierung von<br />

Projekten mit Systemen aus den Bereichen<br />

MES, LIMS, und PIMS. Ob<br />

MES, LIMS oder PIMS, in jedem Projekt<br />

muss erst ein detailliertes<br />

Pfl ichtenheft aufgenommen werden,<br />

anhand dessen die Auswahl des richtigen<br />

Produktes getroffen werden<br />

kann. Alle diese Systeme sind meist<br />

in ein heterogenes Umfeld eingebunden.<br />

Dies stellt hohe Anforderungen<br />

an das Datenbankmanagement und<br />

an die vielen Schnittstellen zu den<br />

umliegenden Systemen. CTE hat


692 Sonderthema: LIMS «<br />

LIMS hilft im Labor den Überblick zu behalten.<br />

seine Crew entsprechend aufgebaut,<br />

sodass alle Bereiche von speziellen<br />

Applikation über die Datenbanken<br />

bis hin zu den Schnittstellen abge-<br />

deckt werden.<br />

LabVantage, Anbieter für Labor-<br />

datenmanagementsysteme, ganz<br />

gleich, ob Biobanking, Lebensmittel,<br />

Individuallösungen etc., SAPPHIRE<br />

bietet Lösungen für mannigfaltige<br />

Anforderungen. Mehr als 300 LIMS-<br />

Methoden und mehr als 900 vorkonfi<br />

gurierte Evergreen Pages stehen<br />

zur Verfügung und das ohne zusätzlichen<br />

Installationsaufwand.<br />

Die Software benötigt keine Plugins<br />

für den Internet Explorer. Prozessänderungen<br />

können sehr einfach<br />

umgesetzt werden, ohne externe<br />

Hilfe zu benötigen oder gar zusätzlichen<br />

Code programmieren zu müssen.<br />

Mit Evergreen konfi gurierte<br />

Prozesse bleiben auch nach einem<br />

Releasewechsel funktionsfähig.<br />

AJAX erlaubt das Ändern von Daten,<br />

ohne dass die komplette Webseite<br />

vom Webbrowser neu geladen werden<br />

muss. Dies erhöht die Performance.<br />

Der IT-Standard ist für Unternehmen<br />

geeignet, die an mehreren<br />

Standorten tätig sind. Hierbei kommen<br />

die Funktionen Mehrsprachigkeit,<br />

Zeitzonenunterstützung, Datum/Zeit<br />

und numerische Formate<br />

sowie Übersetzungen zum Tragen.<br />

SAPPHIRE ist bekannt für sehr fl exible<br />

Reports. Rollenbasierte Dashboards,<br />

Data Mining, kontrolliertes<br />

unternehmensweites Reporting helfen<br />

dabei, die richtigen Entscheidungen<br />

schneller zu treffen.<br />

Dank des Power Designers können<br />

die Anwender noch einfacher produktiv<br />

sein. Papierdokumente können in<br />

elektronischer Form einfach nachge-<br />

bildet werden; weiterhin können die<br />

Vorteile von Auswahlfeldern oder<br />

Plausibilitätschecks genutzt werden.<br />

Die dazugehörige Biobank-Lösung<br />

wird als garantierte Implementierung<br />

angeboten. Verwalten von Kit-Management,<br />

Aliquotieren, Poolen,<br />

Shipment Management und Storage/<br />

Freeze Management sind nur einige<br />

Funktionen, die die Praxisnähe widerspiegeln.<br />

Modularität ist das A und O<br />

LABbase fußt auf dem blomesystem,<br />

das alle Funktionalitäten beinhaltet,<br />

die für den Arbeitsalltag professioneller<br />

Labors notwendig sind. Mit<br />

dieser Software präsentiert die AJ-<br />

Blomesystem ein echtes Standardsystem.<br />

„Standard“ bedeutet in diesem<br />

Kontext, dass die modular<br />

aufgebauten Applikationen von<br />

LABbase „vorkonfektioniert“ sind<br />

und den speziellen Bedürfnissen der<br />

Kunden angepasst werden können.<br />

Mit dem LABbase Designer erhalten<br />

Sie ein Werkzeug, mit dem geschulte<br />

Mitarbeiter Anpassungen selbst vornehmen<br />

können – ohne dabei die<br />

Updatefähigkeit des Systems zu gefährden.<br />

Der modulare Aufbau und die Anpassungswerkzeuge<br />

erleichtern es,<br />

individuell auf die Wünsche der Kunden<br />

einzugehen und die Analytik –<br />

wenn notwendig – immer wieder<br />

neu zu defi nieren und das Berichtswesen<br />

den jeweiligen Erfordernissen<br />

anzupassen.<br />

LABbase ist ein vollständig qualifi -<br />

ziertes Produkt. Alle 800 integrierten<br />

Objekte wurden mittels Risikoanalyse<br />

betrachtet und ausgiebigen Tests unterzogen.<br />

Daher können analytische<br />

Labors den Validierungsaufwand stark<br />

reduzieren. Auch Anwender mit mehreren<br />

Standorten benötigen nur eine<br />

zentrale Datenbank – die Stammdaten<br />

können gemeinsam genutzt werden.<br />

Defi nierte Benutzerrechte regeln<br />

den Zugriff der verschiedenen Anwen-<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


der. In Kombination mit der Mehrspra-<br />

chigkeit und den Schnittstellen zu<br />

moderner Kommunikationstechnik er-<br />

öffnet LABbase eine neue Dimension<br />

der standortübergreifenden Laborarbeit.<br />

Wartungs- und Sicherungsarbeiten<br />

an der Datenbank beschränken<br />

sich auf einen zentralen Ort.<br />

Vom Auftrag bis zur<br />

Präsentation<br />

Als integriertes System konzipiert,<br />

übernimmt lisa.lims von der Triestram<br />

& Partner GmbH zugleich administrative<br />

Tätigkeiten und unterstützt<br />

das Labormanagement bei der<br />

Organisation, Planung und Durchführung<br />

sämtlicher auftragsrelevanter<br />

Arbeitsabläufe. Bereits in der<br />

Basis-Konfi guration enthält das System<br />

eine Vielzahl an Funktionalitäten<br />

– von der Probenregistrierung<br />

und Arbeitsplanung bis hin zur Dokumentation<br />

der Ergebnisse und zur<br />

internen wie externen Informationsbereitstellung.<br />

Über die Implementierung der<br />

Kernprozesse hinaus werden Erweiterungen<br />

um branchen- und anwenderspezifi<br />

sche Anforderungen durch<br />

prolisa.lims-Module geboten. Diese<br />

Module erweitern den Einsatzbereich<br />

des Systems um effi zienzsteigernde<br />

und bedarfsgerechte Komponenten<br />

– von branchenspezifi schen<br />

Modulen wie Stabilitätstests über<br />

kundenorientierte WebPortale bis<br />

hin zu integrativen Funktionen wie<br />

Rohdatenarchivierung oder Geräteund<br />

Subsystemanbindung.<br />

Die modulare Architektur ist von<br />

großem Vorteil: Stets bestimmt der<br />

Anwender Zeitpunkt, Umfang und<br />

Tiefe der funktionalen Integration.<br />

Er erhält die Möglichkeit, Systemerweiterungen<br />

in Einklang mit den intern<br />

notwendigen organisatorischen<br />

Veränderungen und Anforderungen<br />

zu synchronisieren. In Verbindung<br />

mit dem t&p-Projektmanagement<br />

und dem Service & Support entwi-<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

» Sonderthema: LIMS<br />

693<br />

Fließdiagramm der Abläufe im Unternehmen: Aufträge, Analysen und Rechnungen<br />

ckelt sich das „Unternehmen Software“<br />

zu einem Erfolgsprojekt: Die<br />

individuelle Lösung wird terminlich<br />

qualitativ und wirtschaftlich präzise<br />

plan- und umsetzbar.<br />

eGecko LIMS der CSS GmbH ist ein<br />

System, das die Laborabläufe von der<br />

Auftragsverwaltung bis zur Präsentation<br />

von Messergebnissen ganzheitlich<br />

unterstützt. Aufgrund heterogener<br />

Anforderungen an Auftragsund<br />

Forschungslabore werden zwei<br />

Systemversionen mit angepassten<br />

Komponenten bereitgestellt. Umfangreiche<br />

Konfi gurationsmöglichkeiten<br />

erlauben dabei die individuelle<br />

Anpassung an die Abläufe im Labor.<br />

Auf Wunsch sorgen die Module Rechnungswesen,<br />

Personalwesen und<br />

Controlling für zusätzliche Synergieeffekte.<br />

Es kann prozessorientiert und ganzheitlich<br />

gearbeitet werden und Verwaltungs-<br />

und Managementprozesse<br />

können einbezogen werden. Benutzerfreundlichkeit<br />

in der Software<br />

wird häufi g auf die reine oberfl ächliche<br />

Wahrnehmung ohne fachlichen<br />

Hintergrund begrenzt. Die Ergebnispräsentationen<br />

bzw. die Weitergabe<br />

von Laboruntersuchungsergebnissen<br />

sind wesentliche Bestandteile des Systems.<br />

Die Integration des Reportdesigners<br />

überzeugt durch verschiedene<br />

Varianten der Datenpräsentation<br />

auf der einen Seite und das Rückführen<br />

der Ergebnisse auf der anderen.<br />

Eine einfache Datenverarbeitung<br />

und -speicherung für alle Prozessbeteiligte<br />

erfolgt ohne Medienbrüche<br />

und das integrierte Dokumentenmanagement-System<br />

erlaubt eine<br />

professionelle Archivierung. Der Audit<br />

Trail als Basis qualitätsgesicherter<br />

Abläufe ist das Kernstück des integrierten<br />

Workfl ow-Moduls.<br />

STARLIMS ist eine integrierte Labordatenmanagement-Lösung,<br />

die


694 Sonderthema: LIMS «<br />

neben den Funktionalitäten eines<br />

klassischen LIMS auch Lösungen für<br />

Datenmanagement und Berichtswesen<br />

bietet. Sie wird in Deutschland<br />

von der Axel Semrau GmbH & Co. KG<br />

vertrieben. Klassische LIMS sind für<br />

den Umgang mit strukturierten Daten<br />

wie Probendaten oder Analysenergebnissen<br />

optimiert. In einem Labor<br />

fallen darüber hinaus viele<br />

Dokumente an, die keine einheitliche<br />

Datenstruktur aufweisen. Diese Daten<br />

können effi zient von dem SDMS-<br />

Modul verwaltet werden.<br />

STARLIMS bietet mit dem integrierten<br />

ELN-Modul die Möglichkeit,<br />

Laborjournale sofort elektronisch zu<br />

erfassen. Übertragungsarbeiten und<br />

-fehler entfallen.<br />

Ein hoher Wert dieser integrierten<br />

und vollkommen webbasierten Lö-<br />

Hätten Sie es gewusst?<br />

Rama macht das Frühstück gut<br />

Die Inhaltsstoffe laut Herstellerangaben:<br />

49 % pfl anzliche Öle, pfl anzliche<br />

Fette, Wasser, Sauermolke, Speisesalz,<br />

Emulgatoren (Lecithine [E 322],<br />

Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren<br />

[E 471]), Vitamine E, A und<br />

D, Zitronensäure (E 330), Aroma, Carotin<br />

(E 160a). Das ist die Zusammensetzung<br />

des Streichfettes aus dem<br />

Hause Unilever, sicherlich deutlich<br />

schmackhafter als der Beginn im Jahr<br />

1866 als Napoleon einen Wettbewerb<br />

ausschrieb, der die Versorgung der<br />

„unteren Schichten der Bevölkerung“<br />

sicherstellen sollte. Der Pariser Professor<br />

Hippolyte Meges-Mouriès gewann<br />

und seitdem hat sich das damals<br />

aus Magermilch und Rindertalg gerührte<br />

Gemisch deutlich verändert.<br />

sung liegt darin, dass nur ein Softwaresystem<br />

installiert, bedient und<br />

gewartet wird. Clientseitige Installationen<br />

entfallen, der Zugriff erfolgt<br />

von verschiedenen Standorten, einfach<br />

und schnell über den Internetbrowser.<br />

Zeitliche Verzögerungen entstehen<br />

aufgrund der modernen Technologie<br />

nicht. Zu dem geringen Installationsaufwand<br />

kommt eine<br />

besonders einfache und intuitive Benutzerführung.<br />

Die webbasierte Architektur ermöglicht<br />

eine einfache Nutzung von<br />

Web Services. Intelligentes Schnittstellenmanagement<br />

zu anderen Software-Lösungen<br />

(ERP) ist eine der<br />

großen Stärken.<br />

Die Architektur erlaubt zudem einen<br />

sofortigen globalen Zugriff. Die<br />

Eng verbunden mit dem Pfl anzenfett<br />

ist das Mädchen auf der Verpackung.<br />

Anfangs zierte sie die Verpackung<br />

in Würfelform und hieß auch noch<br />

„Rahma“. Das „h“ sollte sie später<br />

einbüßen, damit nicht die Assoziation<br />

zum Rahm und damit zur Butter<br />

und dem Erzrivalen zum Tragen<br />

kam.<br />

Das Mädchen, das zuvor als Figur<br />

oftmals in Erscheinung trat, ziert seit<br />

1967 nur noch die Verpackung. Die<br />

Verbannung von Bildschirm und Anzeigen<br />

war einer Umpositionierung<br />

zu verdanken, die den veränderten<br />

Essgewohnheiten Rechnung tragen<br />

sollte. Als wichtigste Mahlzeit galt –<br />

nicht nur nach dem Volksglauben –<br />

das Frühstück, das in den Fernsehspots<br />

von der Rama-Frühstücksfamilie<br />

Einbeziehung weiterer Anwender<br />

oder zusätzlicher Unternehmensstandorte<br />

ist deshalb einfach möglich.<br />

Der XFD-Designer eröffnet die<br />

Möglichkeit, STARLIMS schnell und<br />

leicht an geänderte Anforderungen<br />

anzupassen, zusätzliche analytische<br />

Systeme einzubinden, Daten zu exportieren<br />

und vieles mehr. Die mehrstufi<br />

ge Architektur vereinfacht erforderliche<br />

Anpassungen und Updates.<br />

Daten und Anwendungen bleiben<br />

von technischen Weiterentwicklungen<br />

z. B. der Betriebssysteme unberührt.<br />

STARLIMS erfüllt die Anforderungen<br />

nach ISO/IEC 17025 und<br />

FDA 21 CFR Part 11.<br />

zelebriert wurde. Dementsprechend<br />

hieß es seitdem, dass dieses Erzeugnis<br />

das Frühstück gut macht. Aus dem<br />

Würfel als Verpackungsform wurde<br />

parallel der Kunststoffbecher, weil<br />

dies jünger und dynamischer wirkte.<br />

Vom Mädchen als Markensymbol<br />

konnte man sich nach so langer Geschichte<br />

nicht mehr trennen, das<br />

hätte womöglich für ein weniger<br />

gutes Frühstück gesorgt.<br />

Jörg Häseler<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


K.-D. Rathke, H.-J. Kopp, D. Betz<br />

Ökologischer Landbau und Bioprodukte<br />

<strong>Recht</strong> und Praxis<br />

Verlag C. H. Beck, 2. Aufl age, München 2010, geb., 392 S., Preis 54,00 €<br />

(ISBN 978-3-406-60204-7)<br />

Bitte lesen Sie zu diesem Buch auch die Rezension von Axel Preuß, Münster,<br />

erschienen in der Oktober-Ausgabe der <strong>DLR</strong> (S. 546) oder unter<br />

www.dlr-online.de → Archiv <strong>DLR</strong> (Passwort: Gänsebraten).<br />

Rathke/Kopp/Betz<br />

Ökologischer Landbau<br />

und Bioprodukte<br />

<strong>Recht</strong> und Praxis<br />

2.Auflage<br />

Verlag C.H.Beck<br />

Lebensmittelrecht<br />

Der Markt für „Bio-Produkte“ innerhalb<br />

des Gesamtmarktes für Lebensmittel<br />

ist in den letzten Jahren rasant<br />

gestiegen. Bio-Lebensmittel sind<br />

längst nicht nur ein Nischenprodukt<br />

für Spezialisten, Avantgardisten und<br />

Anhänger bestimmter Lebensphilosophien.<br />

Sie sind in der Breite der Anbieter<br />

von Lebensmitteln angekommen<br />

– einschließlich der Lebensmittel-Discounter.<br />

Die Gründe dafür sind vielfältig:<br />

Neben einer zumindest potenziell<br />

höheren Marge ist es das handfeste<br />

Interesse der Verbraucher an Produkten,<br />

das immer mehr Lebensmittelhersteller<br />

dazu verleitet, einen Teil<br />

ihres Sortiments auf Bioprodukte umzustellen.<br />

Nachdem das bisherige <strong>Recht</strong> des<br />

„ökologischen Landbaus“ seit Erlass<br />

der neuen Verordnung 834/2007<br />

über die ökologische/biologische<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Produktion und die Kennzeichnung<br />

von ökologischen/biologischen Erzeugnissen<br />

(ÖkoV) allmählich reformiert<br />

und demnächst ein Abschluss<br />

dieser <strong>Recht</strong>sentwicklung zu erwarten<br />

sein wird, sahen sich die Autoren<br />

des hier vorzustellenden Werks veranlasst,<br />

ihr auf dem alten <strong>Recht</strong> beruhendes<br />

Lehrbuch vollständig zu<br />

überarbeiten.<br />

Dem Leser bietet sich neben einer<br />

Einführung über die Regeln für die<br />

ökologische Produktion auch ein<br />

Überblick über die Entstehung der<br />

ÖkoV sowie eine umfassende Erläuterung<br />

der Vorschriften der ÖkoV,<br />

von den allgemeinen Zielen und<br />

Grundsätzen bis hin zur Problematik<br />

des freien Warenverkehrs für ökologische<br />

Erzeugnisse im Rahmen der<br />

EU. Die Darstellung ist durchweg so<br />

gehalten, dass keine ergänzende Heranziehung<br />

von Gesetzestexten erforderlich<br />

ist. Ein besonderes Plus des<br />

Buches ist die ergänzende Darstellung<br />

auf der schon für die Voraufl age<br />

eingerichteten Internetseite (http://<br />

www.oeko-kommentar.de/); dort<br />

sind nicht nur die einschlägigen europäischen<br />

Verordnungen hinterlegt,<br />

sondern auch das deutsche Ökolandbau-Gesetz.<br />

Im Rahmen der<br />

Rubrik „Aktuelle Informationen“ erfährt<br />

der Leser, wie es mit dem derzeit<br />

noch nicht entwickelten, künftig<br />

für Bioprodukte zwingend zu verwendenden<br />

„Ökologo“ weitergehen<br />

soll.<br />

Matthias Wiemers, <strong>Recht</strong>sanwalt,<br />

Darmstadt/Berlin<br />

» Neuerscheinungen<br />

Bücher<br />

Eberhard Teuscher und<br />

Ulrike Lindequist<br />

Biogene Gifte<br />

2010, 3., neu bearbeitete und<br />

erweiterte Aufl age<br />

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />

Stuttgart<br />

963 S., geb.<br />

Preis 138,00 €<br />

(ISBN 978-3-8047-2438-9)<br />

695<br />

Hans-Walter Heldt und<br />

Birgit Piechulla<br />

Pfl anzenbiochemie<br />

2010, 4., Aufl ., Springer-Verlag,<br />

Heidelberg<br />

DVD, Preis 25,00 €<br />

(ISBN: 978-3-8274-2512-6)<br />

Hans K. Biesalski (Hrsg.)/<br />

Peter Fürst (Hrsg.)/<br />

Heinrich Kasper (Hrsg.)<br />

Ernährungsmedizin<br />

2010, 4. überarb. und<br />

erweiterte Aufl .,<br />

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />

Stuttgart<br />

734 S., geb.<br />

Preis 89,95 €<br />

(ISBN 978-3-13-100294-5)<br />

Peter Wareing<br />

HACCP<br />

2010, 2. Aufl ., Springer-Verlag,<br />

Heidelberg<br />

132 S., Hardcover<br />

Preis 85,00 €<br />

(ISBN 978-1-90522-497-5)<br />

Karin Blessing, Claus-Peter<br />

Hutter und Nicole Welsch<br />

Schluss mit Fertig-Pizza<br />

Wissens-Hunger – Tipps<br />

für eine gesunde<br />

Schulverpfl egung<br />

2010, S. Hirzel-Verlag,<br />

Stuttgart<br />

216 S., Softcover<br />

Preis 19,80 €<br />

(ISBN 978-37776-2109-8)


696 Veranstaltungskalender/Veranstaltungen «<br />

Veranstaltungskalender<br />

Wann Veranstaltungstitel Wo Information<br />

19.1.2011 Seminar: Kosmetikrecht<br />

kompakt<br />

20./21.1.2011 40. Wissenschaftliche<br />

Informationstagung der<br />

Berlin-Brandenburgischen<br />

Gesellschaft für Getreideforschung<br />

e. V.<br />

21.–30.1.2011 76. Internationale Grüne<br />

Woche<br />

26./27.1.2011 Marketing & Innovation<br />

Forum Europe<br />

30.1.–2.2.2011 Internationale Süßwarenmesse<br />

(ISM)<br />

Frankfurt/<br />

Main<br />

Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg,<br />

Tel.: +49-40-22 70 08 62, www.behrs.de<br />

Berlin Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft für<br />

Getreideforschung e. V., Seestr. 13, 13353 Berlin,<br />

info@getreideforschung.de<br />

Berlin Messe Berlin GmbH, Messedamm 22,<br />

14055 Berlin, www.fruit-logistica.de<br />

München evoworkx live, Carl-Benz-Straße 21,<br />

60386 Frankfurt am Main,<br />

Tel.: +49-69-133 84 68-0, info@mifeurope.com<br />

Köln Kölnmesse, Messeplatz 1, 50679 Köln,<br />

Tel.: +49-221-82 10, www.ism-cologne.de<br />

9.–11.2.2011 Fruit Logistica Berlin Messe Berlin GmbH, Messedamm 22,<br />

14055 Berlin, www.fruit-logistica.de<br />

2./3.2.2011 Seminar: Sensorik Hamburg-<br />

Bergedorf<br />

2./3.2.2011 Seminar: Nachhaltig<br />

wirtschaften<br />

Einmal um die ganze Welt<br />

15. Stockmeyer Workshop<br />

„Globalisierung und Lebensmittelsicherheit“<br />

lautete der Titel des<br />

Workshops der Heinrich-Stockmeyer-Stiftung<br />

am 28. Oktober<br />

2010 in Berlin. Rund 70 Teilnehmer<br />

konnte der Kuratoriumsvorsitzende<br />

der Stiftung Prof. Dr. Dr.<br />

Manfred Gareis begrüßen, die von<br />

den Beiträgen der Referenten und<br />

der souveränen Moderation von<br />

Theo Koll begeistert waren.<br />

Prof. Dr. Dagmar Schoder vom Institut<br />

für Milchhygiene, Milchtechnologie<br />

und Lebensmittelwissenschaften<br />

der Veterinärmedizinischen Universität<br />

in Wien widmete sich dem die<br />

Medien im Jahr 2008 beherrschenden<br />

Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg,<br />

Tel.: +49-40-22 70 08 62, www.behrs.de<br />

Bonn Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg,<br />

Tel.: +49-40-22 70 08 62, www.behrs.de<br />

Skandal Melamin. Dass es sich nicht<br />

nur allein um ein chinesisches Thema<br />

handelte, wurde durch das Schnellwarnsystem<br />

deutlich. Bemerkenswerterweise<br />

blieb es nicht dabei, dass nur<br />

Europa betroffen war. Durch ihre Untersuchungen<br />

förderte sie zutage,<br />

dass der chinesische Melaminskandal<br />

Auswirkungen auf die globale Lebensmittelsicherheit<br />

hatte: Am Beispiel<br />

Tansania konnte sie zeigen,<br />

dass, obwohl die chinesischen Behörden<br />

mitteilten, sie hätten sämtliches<br />

Milchpulver vernichtet, dieses auch<br />

in Afrika gefunden wurde.<br />

Flughäfen und Ausbreitung<br />

von Seuchen<br />

Nach dem Beitrag von PD Dr. Dr. René<br />

Gottschalk vom Amt für Gesundheit<br />

der Stadt Frankfurt/Main, Facharzt<br />

für Innere Medizin/Infektiologie und<br />

Öffentliches Gesundheitswesen sieht<br />

wohl jeder die Welt eines internationalen<br />

Flughafens aus einer ganz<br />

neuen Perspektive. Diese Orte sind<br />

ein Umschlagsplatz nicht nur von<br />

Menschen, sondern auch von den ungeliebten<br />

kleinen Reisebegleitern in<br />

Form von Viren, Bakterien, die jeder<br />

von uns als unerwünschte Souvenirs<br />

um den Erdball trägt. Gerade im letzten<br />

Winterhalbjahr bekamen alle zu<br />

spüren, dass unsere Welt nur ein Dorf<br />

ist, denn die Schweinegrippe drohte<br />

ihren globalen Siegeszug anzutreten.<br />

An die erste Pandemie SARS im<br />

Jahr 2003 erinnert sich heute kaum<br />

einer mehr, aber es zeigte sich, in<br />

welchem rasanten Tempo sich Infektionen<br />

ausbreiten können. Weiterhin<br />

wies er darauf hin, dass vor allem die<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Lebensbedingungen in den Schwel-<br />

lenländern verbessert werden müs-<br />

sen, damit derartige Pandemien eingedämmt<br />

würden.<br />

Warenströme<br />

Gerd Billen von der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband e. V., Berlin berichtete<br />

über die „Chancen und Risiken<br />

globaler Lebensmittelmärkte<br />

aus Verbrauchersicht“ und plädierte<br />

für eine verstärkte staatliche Überwachung<br />

der Lebensmittel. Der Staat<br />

muss stärker in die Pfl icht genommen<br />

werden. Es konnte fast der Eindruck<br />

entstehen, dass er vom Prinzip der<br />

Verantwortung, die aufseiten des Lebensmittelherstellers<br />

liegt, abkommen<br />

möchte.<br />

Nach der Mittagspause sorgte<br />

Prof. Dr. Ulrich Nöhle, u. a. tätig an<br />

der TU Braunschweig, dafür, dass wir<br />

alle gerüstet sind für das, was sich<br />

Globalisierung nennt. Ausführlich<br />

stellte er die zwischenstaatlichen<br />

Vorgehensweisen hinsichtlich der<br />

Zollpolitik dar. Insbesondere widmete<br />

er sich den Bedarfsgegenständen<br />

und Elektrogeräten. Wie schon<br />

beim Melamin konnte China als Ursprung<br />

des größten Teils de r im RA-<br />

PEX (Schnellwarnsystem für Konsum-<br />

güter inkl. Spielzeug) gemeldeten<br />

Jetzt bewerben<br />

Oecotrophica-Preis 2011:<br />

Nachwuchswissenschaftler können sich ab sofort für den<br />

Oecotrophica-Preis 2011 bewerben. Angenommen werden<br />

wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Ernährungsverhaltensforschung<br />

und dem Bereich der Humanernährung,<br />

die in den Jahren 2009 oder 2010 im<br />

Studienfach Oecotrophologie, Haushalts- und/oder Ernährungswissenschaften<br />

oder einem fachverwandten Studium<br />

abgeschlossen wurden.<br />

Pro Bereich prämiert das Kuratorium die beste Doktorarbeit<br />

mit 1 750 € und die beste Diplom- oder Masterarbeit<br />

mit 750 €.<br />

Die Bewerbungsfrist endet am 31. Januar 2011.<br />

<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

Fälle identifi ziert werden. Vor allem<br />

da China zum Exportweltmeister auf-<br />

gestiegen ist, werden im zuneh-<br />

menden Maße Waren aus China bei<br />

uns angeboten werden, aber auch<br />

andere Staaten wie Vietnam und<br />

Thailand holen auf. Leider treten dadurch<br />

wieder vermehrt Probleme<br />

auf, die uns vor rund 25 Jahren beschäftigten:<br />

Blei, Cadmium, Quecksilber,<br />

unsachgemäßer Einsatz von<br />

Pestiziden, unerlaubte Verwendung<br />

von Zusatzstoffen etc.<br />

Dr. Gerd Fricke vom Bundesamt für<br />

Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,<br />

Abt. Lebensmittel, Futtermittel<br />

und Bedarfsgegenstände,<br />

Berlin beschrieb das Instrumentarium<br />

» Veranstaltungen<br />

697<br />

Prof. Dr. Dagmar Schoder, Dr. Gerd Fricke, Theo Koll, Prof. Dr. Ulrich Nöhle,<br />

PD Dr. Dr. René Gottschalk und Gerd Billen (v. l. n. r.)<br />

der Überwacher im harmonisierten<br />

Europa. Wichtigster Ansatzpunkt für<br />

eine Verbesserung, den auch schon<br />

Nöhle ansprach, war, dass ausgewählte<br />

Überwachungsmaßnahmen<br />

zu kritischen Produktionsschritten<br />

schon im Drittland erfolgen müssten.<br />

So kann u. a. vor Ort in Südostasien<br />

erkannt werden, welche Tierarzneimittel<br />

z. B. in Aquakulturen eingebracht<br />

werden, wenn die Säcke hierfür<br />

neben dem Beckenrand stehen.<br />

Hier in Deutschland muss größte Forschung<br />

aufgefahren werden; mit<br />

einem Besuch im Erzeugerland können<br />

Informationen erhalten werden,<br />

die den analytischen Aufwand im Importland<br />

stark vereinfachen.<br />

Der Verband der Oecotrophologen e. V. (VDOE) vergibt<br />

den Oecotrophica-Preis bereits zum fünfzehnten Mal.<br />

Stifter des Preises ist das Margarine-Institut für gesunde<br />

Ernährung e. V. in Bonn. Das Ziel ist es, wissenschaftliche<br />

Nachwuchskräfte zu fördern und hervorragende wissenschaftliche<br />

Arbeiten bekannt zu machen.<br />

Der Oecotrophica-Preis wird im Rahmen der VDOE-Jahrestagung<br />

am 13. Mai 2011 im Schloss Rauischholzhausen<br />

in Ebsdorfergrund verliehen.<br />

Weitere Informationen und das Bewerbungsformular<br />

für den OECOTROPHICA-Preis 2011 gibt es im Internet unter<br />

www.vdoe.de/oecotrophica-preis.html. Die Unterlagen<br />

können auch per E-Mail (vdoe@vdoe.de) angefordert<br />

werden.


698 Karriere «<br />

Karriere<br />

Gastprofessur<br />

PD Dr. Wim Wätjen<br />

Der Chemiker und Fachtoxikologe PD<br />

Dr. Wim Wätjen, Jahrgang 1971, hat<br />

seit Oktober 2010 für ein Jahr eine<br />

Gastprofessur an der TU Berlin am Institut<br />

für Lebensmittelchemie und Lebensmittelchemie<br />

angenommen. Er<br />

lehrt dort Lebensmittelchemie und<br />

Toxikologie.<br />

Wätjen ist seit Juli 2010 kommissarischer<br />

Direktor des Instituts für Toxikologie<br />

der Heinrich-Heine-Universität<br />

Düsseldorf und seit April 2008<br />

Mitglied der BfR-Kommission für<br />

Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe<br />

und Verarbeitungsstoffe. In<br />

seiner Habilitationsschrift setzte er<br />

sich mit den „Toxikologischen Aspekten<br />

von Nahrungsergänzungsmitteln:<br />

Untersuchungen zu oxidativem<br />

Stress und Apoptose in<br />

Säugerzellen“ auseinander. Im Juni<br />

2006 erhielt er die Lehrbefugnis für<br />

das Fach Toxikologie.<br />

Wätjen widmet sich in seiner Forschung<br />

v. a. den zellulären Wirkungen<br />

von sekundären Pfl anzeninhaltsstoffen<br />

wie Flavonoiden oder<br />

Resveratrol. So untersucht er zum einen<br />

antioxidative und antiapoptotische<br />

Effekte verschiedener Polyphenole<br />

sowie deren Effekte auf<br />

intrazelluläre Signaltransduktionswege<br />

(z. B. Nrf-2, MAPK), zum anderen<br />

werden die Effekte dieser<br />

Substanzen über weite Konzentrationsbereiche<br />

untersucht.<br />

Bestandene Staatsprü fung I<br />

Den dritten Prüfungsabschnitt der<br />

Staatsprüfung für Lebensmittelchemikerinnen<br />

und Lebensmittelchemiker<br />

haben am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt<br />

Freiburg im<br />

Breisgau im Oktober 2010 bestanden:<br />

Susanne Falk, Diane Rohmberger,<br />

Ulrike Schneider und Barbara<br />

Vogel.<br />

Bestandene Staatsprüfung II<br />

An den Standorten des Landesbetriebes<br />

Hessisches Landeslabor Wiesbaden<br />

und Kassel haben folgende<br />

Kandidatinnen und Kandidaten am<br />

3. November 2010 die zweite Staatsprüfung<br />

für Lebensmittelchemikerinnen<br />

und Lebensmittelchemiker<br />

bestanden: Sara Gojkovic, Ingrid<br />

Köbe, Larissa Liebrucks, Nicole Mika<br />

und Evelyn Nuñez Benavides.<br />

Iserlohn geht ins Detail<br />

Als Professorin für das Lehrgebiet<br />

Mikro- und Nanoanalytik wurde<br />

Dr. Nicole Rauch an die Fachhochschule<br />

Südwestfalen in Iserlohn berufen.<br />

Sie lehrt im Studiengang Biound<br />

Nanotechnologien.<br />

Rauch studierte Werkstoffwissenschaften<br />

an der Universität Saarbrücken<br />

und spezialisierte sich dort auf<br />

den Bereich der metallischen Werkstoffe.<br />

Nach dem Studium nahm sie<br />

eine Tätigkeit bei der Saarstahl AG im<br />

Forschungs- und Entwicklungsbereich<br />

auf. Am Laurence Berkeley National<br />

Laboratory bei San Francisco/USA<br />

forschte sie für zwei Jahre auf dem Gebiet<br />

der Hochtemperaturbenetzungskinetik<br />

von Metallen. Ihre Promotion<br />

Prof. Dr. Nicole Rauch<br />

schloss sie am Max-Planck-Institut für<br />

Metallforschung in Stuttgart ab. Als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigte<br />

sich Rauch dort nach ihrer<br />

Promotion vorrangig mit Biomaterialien<br />

und der Frage, wie sich Hautzellen<br />

auf Hydrogelen mit unterschiedlichen<br />

mechanischen Eigenschaften<br />

ausbreiten. Dazu zählte auch die Bestimmung<br />

der mechanischen Eigenschaften<br />

dieser Hydrogele. Schwerpunkt<br />

ihrer anschließenden Tätigkeit<br />

im Naturwissenschaftlich-Medizinischen<br />

Institut der Universität Tübingen<br />

war die Oberfl ächenanalytik,<br />

speziell die hochaufl ösende Fotoelektronen-Spektroskopie.<br />

Im Mittelpunkt<br />

ihrer Untersuchungen stand die<br />

Sauberkeit von Medizinprodukten im<br />

Krankenhausbereich.<br />

An der Fachhochschule Südwestfalen<br />

wird Rauch die Studierenden mit<br />

der Werkstofftechnik und der Oberfl<br />

ächenanalytik vertraut machen. Im<br />

Bereich der Forschung wird sie sich<br />

weiterhin mit Hydrogelen für Gewebeersatz<br />

und deren mechanischen Eigenschaften<br />

beschäftigen, insbesondere<br />

mit deren Auswirkungen auf die<br />

Knochen- und Hautzellen. Für ihren<br />

Lehr- und Forschungsbereich von<br />

wurde die Laborausstattung um zwei<br />

Geräte erweitert: ein Rasterkraftmikroskop<br />

und ein Rotationsrheometer<br />

mit Hochfrequenzoption.<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Ab sofort fi nden Sie, liebe Leser, in jeder Ausgabe<br />

der <strong>DLR</strong> den <strong>DLR</strong>-Marktplatz. Dieser wird fester<br />

Bestandteil der <strong>DLR</strong> – Deutsche Lebensmittel-<br />

Rundschau. Wie auf dem Wochenmarkt treffen<br />

sich hier die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen<br />

rund um die Lebensmittelanalytik mit<br />

ihren Kunden. Jeder ist mit seinem Marktstand<br />

vertreten, jeder sucht den Kontakt zu seinen Kunden.<br />

Und die Kunden suchen den Kontakt zu den<br />

Anbietern.<br />

So kommt zusammen, was zusammen gehört.<br />

Auf dem Marktplatz fi nden Sie Anbieter folgender<br />

Produkte und Dienstleistungen:<br />

Laborausstattung und Laborgeräte<br />

Messgeräte und Zubehör<br />

Verbrauchsmaterialien<br />

Analyselabore<br />

Beratung, Zertifi zierung<br />

Nutzen Sie, liebe Leser, den <strong>DLR</strong>-Marktplatz, das<br />

Forum für Produkte und Dienstleistungen und<br />

nehmen Sie die Angebote unserer Kunden in Anspruch.<br />

Marktplatz<br />

»Chemische und<br />

physikalische<br />

Analytik<br />

Beratung,<br />

Zertifizierung<br />

Beratung für:<br />

HACCP, ISO 22000,<br />

IFS, BRC, Q+S IFIS,<br />

ISO 9001 oder nur<br />

ein internes Audit?<br />

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<strong>DLR</strong> | Dezember 2010 «<br />

» Mikrobiologische Analytik<br />

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<strong>Recht</strong>sfragen im Lebensmittelhygienebereich?<br />

Prof. Dr. Walther Heeschen<br />

Fachtierarzt für Lebensmittelhygiene<br />

Fachtierarzt für Pharmakologie und<br />

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Speziallabor für<br />

angewandte Mikrobiologie<br />

Dr. Birgit Fiedler<br />

Volmerstraße 7a, UTZ<br />

12489 Berlin<br />

Internet: www.slm-fiedler.de<br />

E-Mail: birgit.fiedler@slm-fiedler.de<br />

Tel.: 030/6392-3885<br />

Fax. 030/6392-3886<br />

Mikrobiologische Qualitätskontrollen<br />

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Analytik<br />

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FREY & Lau GmbH<br />

Postfach 12 53<br />

24548 Henstedt-Ulzburg<br />

Telefon: 04193 / 99 53<br />

Telefax: 04193 / 99 55 80<br />

e-mail: info@freylau.de<br />

www.freylau.de<br />

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Impressum<br />

Herausgeber<br />

Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer<br />

Redaktion<br />

Dr. Gabriele Lauser (verantwortlich)<br />

Dr. Hans Ackermann<br />

Susanne Großmann-Kühnau<br />

Dr. Jörg Häseler<br />

Dr. Christina Rempe<br />

Redaktionsbeirat<br />

Prof. Dr. Ulrich Engelhardt<br />

Dr. Gerd Fricke<br />

Dr. Bernd Haber<br />

Dr. Axel Preuß<br />

Prof. Dr. Hildegard Przyrembel<br />

Michael Warburg<br />

Prof. Dr. Peter Winterhalter<br />

DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU<br />

Analytik >> Forschung >> Prozesse >> <strong>Recht</strong><br />

Verlag<br />

B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />

Averhoffstraße 10<br />

22085 Hamburg<br />

Telefon (0 40) 22 70 08-0<br />

Telefax (0 40) 2 20 10 91<br />

www.behrs.de<br />

Geschäftsführer<br />

Dieter Benecke, Dr. Arno Langbehn<br />

Redaktionsbüro<br />

Dr. Gabriele Lauser<br />

Lessingstraße 2, 74405 Gaildorf<br />

Telefon (0 79 71) 97 86 04 / Fax -97 86 07<br />

<strong>DLR</strong>@behrs.de<br />

Betreuung <strong>DLR</strong> <strong>Online</strong><br />

Barbara Lipsky<br />

B. Behr‘s Verlag GmbH & Co. KG<br />

Averhoffstraße 10<br />

22085 Hamburg<br />

Telefon (0 40) 22 70 08-40<br />

Barbara.Lipsky@behrs.de<br />

Anzeigen<br />

Markus Wenzel<br />

B. Behr‘s Verlag GmbH & Co. KG<br />

Averhoffstraße 10<br />

22085 Hamburg<br />

Telefon (0 40) 22 70 08-15<br />

Telefax (0 40) 22 70 08-41<br />

markus.wenzel@behrs.de<br />

Anzeigentarif: Zurzeit gültig Nr. 2<br />

vom 1.1.2010<br />

Abonnenten-Service<br />

B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />

Averhoffstraße 10<br />

22085 Hamburg<br />

Telefon (0 40) 22 70 08-0<br />

info@behrs.de<br />

Satz<br />

SATZPUNKT Ursula Ewert GmbH<br />

Oswald-Merz-Straße 3<br />

95444 Bayreuth<br />

Bezugsbedingungen<br />

Die „Deutsche Lebensmittel-Rundschau“<br />

erscheint monatlich. Preis im Abonnement<br />

jährlich € 359,00 zzgl. Mwst. (€ 384,13 inkl.<br />

MwSt.) inklusive Versandkosten. Auslandsabonnements<br />

zuzüglich Versandkosten von<br />

€ 8,00 zzgl. Mwst. (€ 8,56 inkl. MwSt.). Der<br />

Preis für ein Einzelheft beträgt € 39,50 zzgl.<br />

MwSt. (€ 42,27 inkl. MwSt.). <strong>DLR</strong> Spezial-<br />

Hefte erhalten Sie im Rahmen Ihres Abonnements.<br />

Das Spezial-Einzelheft zur Nachbestellung<br />

kostet 14,00 € zzgl. MwSt. (14,98 € inkl.<br />

MwSt.) inkl. Versand (Deutschland). Preisänderungen<br />

vorbehalten. Bestellungen nehmen<br />

jede Buchhandlung sowie der Verlag entgegen.<br />

Ein Abonnement gilt, falls nicht befristet<br />

bestellt, zur Fortsetzung bis auf Widerruf.<br />

Kündigungen des Abonnements können nur<br />

zum Ablauf des Jahres erfolgen und müssen<br />

bis zum 15. November des laufenden Jahres<br />

beim Verlag eingegangen sein.<br />

Einbanddecken für die <strong>DLR</strong> können bei Buchbinderei<br />

Schuster, Telefon (07 11) 60 54 18,<br />

Fax -60 44 38, E-Mail: Mail@Buchbinderei-<br />

Schuster.de, bestellt werden. Für weitere<br />

Fragen steht Ihnen gerne der Behr´s Abonnenten-Service,<br />

Telefon (0 40) 22 70 08-0 zur<br />

Verfügung.<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge und Abbildungen sind<br />

urrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskripts<br />

gehen für die Zeit bis zum Ablauf<br />

des Urheberrechts das <strong>Recht</strong> zur Veröffentlichung<br />

sowie die <strong>Recht</strong>e zur Übersetzung, zur<br />

Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen<br />

Speicherung in Datenbanken, zur<br />

Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien<br />

und Mikrokopien an den Verlag über.<br />

Eingeschlossen sind insbesondere auch das<br />

<strong>Recht</strong> zur Herstellung elektronischer Versionen<br />

sowie das <strong>Recht</strong> zu deren Vervielfältigung<br />

und Verbreitung online und offl ine<br />

ohne zusätzliche Vergütung. Jede Verwertung<br />

außerhalb der durch das Urheberrecht<br />

festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung<br />

des Verlags unzulässig. Mit Namen gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Der Verlag<br />

haftet nicht für unverlangt eingereichte<br />

Manuskripte. Die der Redaktion angebote-<br />

nen Originalbeiträge dürfen nicht gleichzeitig<br />

in anderen Publikationen veröffentlicht<br />

werden.<br />

Gebrauchsnamen<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />

Warenbezeichnungen und dgl.<br />

in dieser Zeitschrift berechtigt nicht zu der<br />

Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres<br />

von jedermann benutzt werden dürfen; oft<br />

handelt es sich um gesetzlich geschützte eingetragene<br />

Warenzeichen, auch wenn sie<br />

nicht als solche gekennzeichnet sind.<br />

Bildnachweise<br />

Titelseite Chromatogramm © A. Strube,<br />

IVV Freising<br />

Seite 652 Glaubwürdigkeit von<br />

Institutionen: Daten von<br />

Department für Agrarökonomie<br />

und Rurale Entwicklung,<br />

Marketing für Lebensmittel<br />

und Agrarprodukte,<br />

Georg-August-Universität<br />

Göttingen<br />

Seite 653 1 plus 4-Label nach BMELV<br />

Seite 664 Prof. Dr. O. Sosnitza<br />

© Forschungsstelle für Lebensmittelrecht<br />

Bayreuth<br />

Seite 667 GC mit „sniffing port“<br />

© IVV Freising<br />

Seite 668 Logo DIN, CEN, ISO © DIN e. V.<br />

Seite 688 Legionellen © wikipedia.org<br />

Seite 689 Prinzip Mikroverkapselung<br />

© Dr. Thomas Heidebach<br />

Seite 691 LIMS iCD © iCD. Vertriebs GmbH<br />

Seite 692 LIMS LabVantage © LabVantage<br />

Solutions Europe Ltd.<br />

Seite 693 LABbase<br />

© AJ-Blomesystem GmbH<br />

Seite 694 Rama © wikipedia.org<br />

Seite 697 15. Stockmeyer Workshop<br />

© Dr. J. Häseler<br />

Seite 698 PD Dr. W. Wätjen © Privat<br />

Prof. Dr. N. Rauch<br />

© Harald Jakob<br />

2010 B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG<br />

Averhoffstraße 10<br />

22085 Hamburg<br />

ISSN 0012-0413<br />

» Dezember 2010 | <strong>DLR</strong>


Seminar<br />

Schnellanalytik<br />

Prof. Dr. Reinhard Matissek<br />

(LCI Köln)<br />

Probennahme – Messung – Interpretation<br />

am 22. und 23. Februar 2011<br />

in Offenbach<br />

Andreas Glaser<br />

(Bio-Rad Laboratories GmbH München)<br />

Zur Beurteilung und zum Nachweis der Verkehrsfähigkeit von<br />

Lebensmitteln kommen in der Lebensmittelindustrie zahlreiche<br />

Analyseverfahren zum Einsatz. Hier gibt es die klassischen<br />

Verfahren oder die modernen Schnellmethoden.<br />

Schnellmethoden liefern schnellere Ergebnisse hinsichtlich<br />

Enthüllungen von Qualitätsabweichungen, Verderb, Pathogene,<br />

Allergene oder genetisch veränderte Organismen (GVO)<br />

in Rohstoffen und Fertigwaren.<br />

Erfahren Sie im Seminar Schnellanalytik, wie die Probenahme<br />

erfolgt und Prüfpläne erstellt werden. Sie erhalten<br />

einen Überblick über die gängigen Methoden und erleben<br />

Workflow, Instrumente und Equipment anhand ausgewählter<br />

Beispiele aus der Praxis.<br />

Der Behr’s Verlag präsentiert zusammen mit den Life-Science-<br />

Research Unternehmen des Verbandes der Diagnostica-Industrie<br />

e.V. (VDGH), die relevanten Vorgaben und sonstigen<br />

Vorschriften und wie Sie Analyseergebnisse entsprechend<br />

interpretieren können.<br />

Anmeldeschluss: 07.02.2011<br />

Ihr Vorteil:<br />

2Tage<br />

für nur € 1.348,–<br />

zzgl. MwSt.<br />

• Schnellere Ergebnisse erzielen<br />

• Klassische Methoden versus<br />

molekularbiologische Schnellmethoden<br />

• Theorie und praktische Workflows<br />

in einem Seminar<br />

• Schnellmethoden sicher umsetzen<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />

Telefon: Telefax: E-Mail: Internet:<br />

040 - 227 008-0 040 - 220 10 91 info@behrs.de www.behrs.de<br />

bringt die Praxis auf den Punkt.


Spirituosenanalytik<br />

Autoren: C. Bauer-Christoph/N. Christoph<br />

M. Rupp/N. Schäfer<br />

1. Auflage 2009, DIN A5, HC, 384 Seiten<br />

ISBN 978-3-89947-440-4<br />

€ 89,50 zzgl. MwSt.<br />

• Analytik<br />

• Technologie<br />

• Lebensmittelrecht<br />

NEU<br />

Stichworte und Methoden von A-Z<br />

Dieses Buch ist weit mehr als "nur" eine detaillierte Sammlung<br />

von Stichworten und Methoden. Es ist für den in der Qualitätskontrolle<br />

oder Lebensmittelüberwachung tätigen Sachverständigen,<br />

für Fachleute in der Produktion, Forschung und Entwicklung<br />

von Spirituosen und für Brennereien und Kleinbetriebe eine kompakte<br />

und übersichtliche Informationsquelle aktueller, in der Praxis<br />

einsetzbarer Analysenmethoden und Grundlagen zur<br />

Zusammensetzung und Beurteilung von Spirituosen.<br />

Im Stichwortteil wird der Leser über das Vorkommen, die sensorische<br />

und technologische Bedeutung sowie die aktuelle lebensmittelrechtliche<br />

Beurteilung von mehr als 100 Inhaltsstoffen<br />

informiert. Im Methodenteil sind über 60 auf den neuesten Stand<br />

gebrachte, um Verfahrenskenndaten erweiterte Analysenmethoden<br />

zur Bestimmung der wichtigsten Hauptkomponenten, insbesondere<br />

mittels Photometrie, Enzymatik, Gravimetrie, Titration<br />

und Chromatographie beschrieben. Neben der sensorischen Analyse<br />

werden auch die Methoden zur Bestimmung von Gärungsbegleitstoffen,<br />

Aromastoffen oder speziellen Komponenten mittels<br />

GC, HPLC und GC-MS nachvollziehbar dargestellt. Beschrieben<br />

werden die Methoden der Stabilisotopenanalytik ebenso wie<br />

Schnelltests oder die Aräometrie. Hinweise zur Qualitätssicherung<br />

im Labor sowie auf Fachliteratur und Fundstellen im Internet ergänzen<br />

das Werk.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Über 160 hilfreiche Stichworte und Analysenmethoden<br />

von A wie Abdampfrückstand bis Z wie Zuckercouleur,<br />

darunter Begriffe wie:<br />

Alkoholausbeute, Aromastoffe, Asaron, Benzaldehyd, Blausäure, Brix,<br />

Cholesterin, Coffein, Diacetyl, Dichte, Ester, Ethylcarbamat, Etherische<br />

Öle, Extrakt, Farbstoffe, flüchtige Bestandteile, Fruchtliköre, Gewürze,<br />

Glycyrrhizinsäure, Holzaromastoffe, Inulin, Isoamylalkohole, Konservierungsstoffe,<br />

Kräuter, Lecithinphosphorsäure, Methanol, Milchfett, Neutralalkohol,<br />

Nachlauf, Oechsle, pH-Wert, Sensorische Prüfverfahren,<br />

Spirituosenfehler, Stabilisotopenanalytik, Thujon, Typage, Vanillearoma,<br />

Vergärungsgrad, Vorlaufkomponenten, Wasserhärte, Zucker, Zuckercouleur…<br />

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