PERSPEKTIVEDeutschlandDie ZukunftsfabrikDie „Leading Infusion Factory Europe“ L.I.F.E. setzt Standards in der Branche. Das gilt intechnischer Hinsicht wie auch bei der Weiterbildung und Förderung der Mitarbeiter.Schaut man in die lichte Produktionshallevon Europas modernster Infusionslösungsfertigung,erlaubt der erste Blicknur <strong>eine</strong>n Gedanken: Effizienz. Präzisegreifen Produktionsprozesse ineinander,im Sekundentakt werden Kunststoffflaschenhergestellt, befüllt, kontrolliertund versiegelt. Wie ein Uhrwerk arbeitetdas Ensemble der Maschinen, zwischendenen führerlose Transportwagen kreuzen,um die frisch gefüllten Kartons abzufahren.Die Menschen sieht man erstauf den zweiten Blick. Sie kontrollierendie Abläufe, justieren, prüfen und wartendie Maschinerie, damit die augenscheinlicheEffizienz auch Realität wirdund bleibt – 24 Stunden am Tag, siebenTage die Woche.Förderung der Mitarbeiter. Dass alleLeistungsdaten der Fertigung seit der Eröffnung2004 immer nur nach obenzeigen, hat viel mit den Menschen zu tun,die hier arbeiten. Und es hat viel mit Investitionenin die Mitarbeiter zu tun: mitQualifizierung, Fortbildung und Unternehmenskultur.„In den vergangenen dreiJahren sind allein in unserem Werk rund40000 Schulungsstunden zusammengekommen“,sagt Werkleiter BerndMalkmes, „doch ohne diesen Aufwandstünden wir heute nicht da, wo wir sind.“Auf jeden der mehr als 200 Mitarbeiter30 share 2008
entfallen demnach 250 Schulungsstunden,über 70 pro Jahr. Natürlich istdieser hohe Standard kein Selbstzweck.Es sei vielmehr unerlässlich, so Malkmes,dass „wirklich jeder Mitarbeiter s<strong>eine</strong>nPlatz im Gesamtprozess kennt und ums<strong>eine</strong> Bedeutung für den Unternehmenserfolgweiß“. Das erfordert <strong>eine</strong> Wissenskultur,die Mitarbeiter über den Tellerrandblicken lässt und ihnen Möglichkeiten zurProduktion. „<strong>Für</strong> die Herstellung derInfusionslösung hatten wir vorher Mitarbeiterin vier Arbeitsbereichen“, erklärtder Werkleiter. „Da gab es die Fachleutefür die Reinmedien und die so genannten‚Einwieger’, die große Säcke mit Lösungszutatenschleppten und jeweils die erforderlicheMenge bereitstellten. DieAnsetzer sorgten für die richtigeMischung und am Schluss prüften dieLaboranten das Ergebnis der Arbeit.“Heute ist ein einziger Mitarbeiter für allediese Produktionsschritte verantwortlich.Die sind zwar körperlich inzwischen weitweniger belastet, aber das gesamteWissen und die Erfahrungen aus allen Bereichensind dennoch weiter nötig undmussten ausgebaut werden. Hinzu kommtdas Wissen um die Maschinen, ihreFunktion, Bedienung, Wartung undgegebenenfalls auch Reparatur. Das Beispielzeigt, welchen Stellenwert dieQualifizierung der Mitarbeiter für dieEffizienz der Produktion hat. Es machtLösungen zur Prozessoptimierung zuerarbeiten. Jeder Mitarbeiter wirdindividuell für s<strong>eine</strong>n Aufgabenbereichgeschult und wer vor der Übernahme vonFührungsverantwortung steht, lernt imWorkshop „Fit for Führung“ unteranderem das Einmaleins der Mitarbeiterführung.Bei all dem lässt derWerkleiter k<strong>eine</strong> Zweifel daran, dass Leistungdie entscheidende Prämisse ist. „Inm<strong>eine</strong>n Augen ist es ein entscheidenderBeitrag zur Nachhaltigkeit, wenn wirunsere Mitarbeiter fördern und fordern –nur so entwickeln wir uns und dasUnternehmen weiter.“Dass diese Ziele nicht mit Druck und derbloßen Forderung nach schnellerer Arbeitzu erreichen sind, liegt auf der Hand. DasMittel der Wahl ist ein Klima der Offenheit:Transparente KommunikationsundEntscheidungsprozesse schaffen einGefühl der Zusammengehörigkeit und dasBewusstsein, wichtig für das Team und„Es geht hier um Unternehmenskultur, um einKlima des Miteinanders, in dem Wissen geteilt undnicht gehortet wird.“Bernd Malkmes, Werkleiter Pharma <strong>Melsungen</strong>Entwicklung bietet. Jeder muss ein Verständnisfür die eigene und die Arbeit derKollegen bekommen, damit die präzisenSchritte der Fertigung perfekt ineinandergreifen.Neue Qualifikationen. Denn die hochtechnisierteund automatisierte Fertigungbedeutet nicht, dass alles von allein funktioniert– im Gegenteil fordert sie denMitarbeitern mehr ab als die klassischeaber auch deutlich, dass neben Schulungenund Weiterbildungen noch mehrnötig ist. Begriffe wie „Gruppenarbeit“oder „Selbstorganisation“ beschreibendabei nur unzureichend, was BerndMalkmes für die Belegschaft anstrebt. „Esgeht hier um Unternehmenskultur, um einKlima des Miteinanders, in dem Wissengeteilt und nicht gehortet wird“, erklärter den B. <strong>Braun</strong>-typischen Ansatz.Leistung lohnt sich. Dafür schafft dasUnternehmen Anreize für Leistung undnutzbringende Ideen: Ein gut organisiertesVorschlagswesen, Gruppenzielvereinbarungenund entsprechende Prämiensteigern die Motivation, regelmäßigwerden Mitarbeiter für Projektwochenfreigestellt, um gemeinsam beispielsweisedie Firma zu sein. Die möglicheQualifikation und das Engagement fürweiter führende oder verantwortungsvollereAufgaben oder Unterstützung bei<strong>eine</strong>m Aufbaustudium sind Perspektivenund Möglichkeiten, um intern die Leistungsbereitschaftund den Willen zurWeiterentwicklung zu fördern. Positiv aufdie Motivation dürfte sich außerdem dasAmbiente der gesamten Fertigungshalleauswirken: Viel Glas und Licht an allenArbeitsplätzen und in der Kantine passengut zu den Werten, die Bernd Malkmesvorantreiben möchte. Und auch die Mitarbeitersch<strong>eine</strong>n mit ihren Arbeitsbedingungendurchaus zufrieden zu sein:In der Infusionslösungsfertigung liegt derKrankenstand mit rund drei Prozentunter dem Bundesdurchschnitt.share 200831