GESELLSCHAFTPeruWo einWille ist,...Während andere vom Häuschen imGrünen oder der Finca in Spanienträumen, gab es für das ÄrzteehepaarMartina und Klaus-DieterJohn nur ein Ziel: Sie wollten inSüdamerika ein Krankenhaus fürdie dort lebenden Indios aufbauen.Im August wurde das Missionsspitalin den Anden eingeweiht.12 share 2008
Mit ihrem Lebenstraum wollen Martina undKlaus-Dieter John den Quechua-Indios helfenSonntag, 26. August 2007, im SüdenPerus. Martina und Klaus-Dieter John gehendurch die leeren Flure des Missionsspitals.Dick liegt der Baustaub auf dem Boden, dieFensterscheiben fehlen noch. Nichts deutetdarauf hin, dass hier in fünf Tagen dieperuanische Präsidentengattin Pilar Noresde Garcia das neue Krankenhaus einweihenwird – das erste und einzige in der Region.Hier sollen künftig bis zu 100 000 Quechua-Indios pro Jahr nach höchsten Standardsder Medizin versorgt werden. 96 Stundenbleiben noch, um die Baustelle in einmodernes Hospital zu verwandeln – vierTag- und Nachtschichten. Es muss nochGeld organisiert werden. 3,15 Millionen US-Dollar haben der Chirurg, die Kinderärztinund der Darmstädter Verein „Diospi Suyana“gesammelt – mindestens 200 000 Eurofehlen noch zur Fertigstellung. In diesemZustand ist es unmöglich, die teuren Gerätein Patientenzimmern, Operationssälen oderim Labor aufzustellen. „Den Termin für dieEinweihung hatten wir bereits Monate zuvormit der Gattin des Staatspräsidentenvereinbart, ohne zu wissen, wie weit wirEnde August mit den Bauarbeiten wirklichsein würden“, erinnert sich Klaus-DieterJohn später, aber das Ehepaar ist dabei, sich<strong>eine</strong>n langjährigen Traum zu erfüllen.Die Idee, etwas zu bewegen. Als Martinaund Klaus-Dieter John 1991 zum erstenMal als Rucksacktouristen durch Perureisten, stand für die beiden angehendenMediziner schnell fest: Eines Tages würdensie in Lateinamerika arbeiten. Nach demExamen folgten praktische Jahre in denUSA und im südafrikanischen TownshipSoweto. 1998 packte die Familie die Sachenund wanderte nach Ecuador aus. Die Idee,ein Missionshospital für Indios zu bauen,reifte heran. 2002 begannen die Johns mitder Planung; im gleichen Jahr gründeten siemit acht weiteren Christen den Verein„Diospi Suyana“ – das bedeutet aufQuechua: „Wir vertrauen auf Gott.“Nach Reisen durch Peru und Bolivien entschiedensich die beiden für die AndenstadtCurahuasi. Hier in 2 600 Meter Höhe solltedas Krankenhaus entstehen. Laut Statistikkommen in Apurímac, dem „ArmenhausPerus“, drei Ärzte auf 10 000 Einwohner –in Deutschland sind es 33. Mit der unzureichendenmedizinischen Versorgunggehen <strong>eine</strong> hohe Kindersterblichkeit undgeringe Lebenserwartung einher. Betroffensind vor allem die Nachfahren der Inka, diezum Großteil abseits der Städte in denAnden wohnen. <strong>Für</strong> Martina und Klaus-Dieter John begann <strong>eine</strong> lange Reise um die<strong>Welt</strong>: Unterstützt von ihrem Verein,mussten sie Gelderund Sachspendeneinwerben. 685-malstellte das Ehepaardie Idee des Missionshospitalsvor – auchin <strong>Melsungen</strong>. Prof.Ludwig Georg <strong>Braun</strong>war begeistert: „Das Engagement von Dr.John und s<strong>eine</strong>r Frau hat mich beeindruckt“,erinnert sich der Vorstandsvorsitzende vonB. <strong>Braun</strong>. „Deutschland zu verlassen, mitKindern nach Südamerika zu ziehen undmitten in den Anden ein Hospital aufzubauen,ist ein couragierter Schritt. <strong>Für</strong>mich war schnell klar, dass wir das Projektunterstützen wollen.“ In den ersten beidenJahren soll das Krankenhaus kostenlos mitB. <strong>Braun</strong>-Produkten versorgt werden. Sospendete die Sparte Aesculap die Erstausstattungmit chirurgischen Instrumentenfür den OP-Saal. Auch die 10000 Euro Erlösdes Aesculap Benefiz Golfcups 2006 flossenin die Klinikeinrichtung. Und es werdenimmer wieder neue Wege gefunden, dasKrankenhaus zu fördern.Das Wunder von Curahuasi. Neben Firmenaus der Medizinbranche spendeten auchPrivatpersonen. Insgesamt erhielten Johnund s<strong>eine</strong> Unterstützer fünf Millionen EuroSach- und Geldspenden. Ohne Kreditstartete 2005 der Bau, am 31. August 2007wurde das Hospital feierlich eingeweiht. DieTage und Nächte davor hatten das EhepaarJohn und ihre Helfer ununterbrochen gearbeitet.„Im Morgengrauen wurden dieletzten Glasscheiben eingebaut“, erzähltJohn, „einige bastelten <strong>eine</strong>n überdimensionalenKuchen, <strong>eine</strong> Nachbildungdes Spitals. Andere deckten Tische oderkämpften gegen den Schmutz.“ 4500Menschen kamen zur Einweihung. NeunFernsehteams besichtigten gemeinsam mitder Gattin des Staatspräsidenten dasHospital, das die peruanische Zeitung „LaRepublica“ als „Wunder von Curahuasi“bezeichnete.Bis das Krankenhaus offiziell eröffnete,dauerte es noch fast zwei Monate: Am 22.Oktober starteten Ambulanz, Zahnarztsuite,„<strong>Für</strong> mich war schnell klar,dass wir das Projektunterstützen wollen.“Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong>Ultraschall, Apotheke und Physiotherapie.Ende 2007 folgten die anderen Abteilungenwie Bettenhaus und OPs. Gemeinsam mitÄrzten, Krankenschwestern und Verwaltungsangestelltenaus Europa arbeitenauch Indios im Hospital. Sie sollen künftigdie Hälfte der Stellen besetzen. Eine Ausbildungzur Krankenschwester oder „Promotoresde Salud" (Gesundheitshelfer)erhalten sie vor Ort. Mittlerweile sind 5,2Millionen US-Dollar in den Bau und dieEinrichtung geflossen.www.diospi-suyana.orgshare 200813