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Portfolio Stephan Hederich<br />

Stephan Hederich<br />

The Vanishing Breed<br />

»Die Letzten ihrer<br />

Art«<br />

Es ist ein trauriges Phänomen unserer<br />

Zeit, dass die Anzahl derer, die versuchen,<br />

Nahrungsmittel für die urbane<br />

Gesellschaft zu produzieren, täglich<br />

abnimmt, und zwar sowohl in Deutschland<br />

bzw. Europa als auch in Nordamerika.<br />

Familienbetriebe (family farms) werden<br />

unrentabel und zwangsläufig von großen<br />

Agrarinvestoren verdrängt. Demzufolge<br />

werden auch der dazugehörige Lebensstil<br />

und soziale Strukturen ein für allemal<br />

zerstört.<br />

Wie sieht es eigentlich aus, wenn man<br />

die Dorfstrasse hinunter geht und hinter<br />

die Kulissen der Bauernhöfe (farms)<br />

schaut? Wer sind die Menschen, die uns<br />

bei unserem Marktbummel mit üppigen<br />

Obst- und Gemüseständen erfreuen? Bei<br />

genauem Hinsehen erkennt man, dass<br />

»der freundliche Bauer von nebenan«<br />

ganz anders ist als der, den wir uns in<br />

unserem Klischeedenken vorstellen!<br />

Mit welchem Eindruck verlässt man den<br />

besuchten Ort? Bleibt die Würde hart<br />

arbeitender Menschen in Erinnerung,<br />

vielleicht ein wettergegerbtes Gesicht?<br />

Oder empfindet man die Existenzangst<br />

und die schier unerträgliche Arbeitslast?<br />

Und beschleicht uns nicht die Befürchtung,<br />

dass es in anderen Gegenden der<br />

Welt vermutlich nicht viel anders aussehen<br />

könnte?<br />

Die Photoserie »The Vanishing Breed« ist<br />

eine Bestandsaufnahme! Sie soll warnen<br />

vor der Verödung unserer Gesellschaft<br />

und vor der Gefahr, uns in eine vernichtende<br />

Abhängigkeit zu begeben, indem<br />

wir unsere Fähigkeit aufgeben, unsere<br />

Nahrungsmittel in Menge und Qualität<br />

zu beeinflussen. Die Überflussgesellschaft<br />

lässt diese Gefahr nur subtil<br />

erkennen, umso wichtiger ist es jedoch,<br />

immer wieder darauf aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Die Tatsache, dass »The Vanishing<br />

Breed« in Nova Scotia an der Ostküste<br />

Kanadas entstanden ist, hat im Wesentlichen<br />

mit dem Wohnort des Photogra-<br />

62 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

phen zu tun. Ein ebensolches Thema ist<br />

auch in jedem anderen Winkel der Welt<br />

vorstellbar.<br />

»The Vanishing Breed« ist auf S-W Negativmaterial<br />

(120) entstanden, darunter<br />

einige Agfa APX Filme, die die Zeit<br />

erstaunlich gut überstanden haben. Es<br />

ist einfach sinnvoll, ein Thema, das vom<br />

Verschwinden handelt, mit einer Technik<br />

zu bearbeiten, die in den letzten 10<br />

Jahren mehr und mehr verschwunden<br />

ist und - von einigen Kunstprojekten mal<br />

abgesehen - sicherlich nicht wieder in<br />

die alltägliche »Brot und Butter« – Photographie<br />

zurückkehren wird.<br />

Die Serie umfasst 40 Motive. Jedes Bild<br />

ist 1 von 10 Belichtungen pro Motiv.<br />

Kein Motiv wurde nach geschlossen und<br />

kein Motiv blieb unverwertet.<br />

Es hat von 2008 bis <strong>2012</strong> gedauert, um<br />

dieses Projekt zu realisieren und die<br />

Portraits bis hin zur Vergrößerung zu<br />

erstellen. Letztlich hat ein großzügiges<br />

Stipendium des »Nova Scotia Art Council«<br />

die Vervollständigung des Projekts<br />

ermöglicht.<br />

Die erste Sequenz von 10 Bildern wurde<br />

in ihrem Heimatort Tatamagouche mit<br />

großem Erfolg gezeigt, die volle Serie<br />

wird im Herbst <strong>2012</strong> in Halifax, Nova<br />

Scotia, zu sehen sein.<br />

»The Vanishing Breed« wurde unter<br />

anderem inspiriert durch das Werk<br />

von Edward S. Curtis, der Ende des 19.<br />

Jh. die wohl umfassendste historische<br />

Bestandsaufnahme der verschwindenden<br />

nordamerikanischen indianischen<br />

Kulturen photographisch dokumentierte.<br />

Stephan Hederich<br />

geboren im März 1965 in Leverkusen<br />

aufgewachsen in Köln.<br />

1989 – 1991<br />

Ausbildung zum Photographen am<br />

»Lette-Verein«, Berlin und tatsächlich<br />

abgeschlossen.<br />

1991 - 2000<br />

freier Photograph in Köln<br />

1996<br />

Januar: Photoreise nach Vietnam<br />

Ausstellung im »Museum Zündorfer<br />

Wehrturm«<br />

© Stephan Hederich, »Alan Haym«<br />

April – Juli:<br />

Reportage über die sozialen und gesellschaftlichen<br />

Einflüsse der Tagebaue in<br />

Garzweiler, NRW, Cottbus, Brandenburg<br />

und der Kohletagebaue im Norden<br />

Arizonas auf der Navajo-Reservation.<br />

Die Reportage wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dem INFOE - Institut für Ökologie<br />

und Aktions-Ethnologie erstellt<br />

und wurde von Ökofond NRW mitfinanziert.<br />

Aus den Photos ist eine Ausstellung<br />

entstanden die in Freiburg/ Br<br />

und Köln gezeigt wurden.<br />

Seit 2000<br />

Gründung und Führung von »Green<br />

Dragon Oranic Farm and B&B« in Tatamagouche,<br />

Nova Scotia, Kanada<br />

ab 2008<br />

Editorials über verschiedene ungewöhnliche<br />

Handwerksberufe wie Vergolder,<br />

Feuerzeugreparateur und Reportagen<br />

über Ahornsirupproduktion und<br />

Fischerei in Nova Scotia.<br />

Beginn des Projektes »The Vanishing<br />

Breed« Portäts von Bauern in Colchester<br />

County, Nova Scotia. Die ersten 10<br />

Photos waren Teil einer Photoshow in<br />

Tatamagouche.<br />

Zahreiche Ausstellungen im In- und<br />

Ausland.

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