brennpunkt 3-2012 .indd - Edition dibue
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Edward Burtynsky<br />
»Oil«<br />
Fotografien<br />
»The Gulf of Mexico is a very big ocean.<br />
The amount of volume of oil and dispersant<br />
we are putting into it is tiny in relation<br />
to the total water volume.«<br />
Tony Hayward, CEO British Petrol<br />
Abgeräumte Schieferhalden, rostende<br />
Fördertürme, verklebte Pumpen,<br />
chromblitzende Leitungen, rauchende<br />
Raffinerien – mächtig regiert Öl die<br />
Welt. Seit über 100 Jahren ist der fossile<br />
Energieträger der Treibstoff der<br />
modernen Weltordnung mit massiven,<br />
zerstörerischen Eingriffen in die Natur.<br />
Das Zeitalter des Öls hat sich tief in die<br />
Umwelt gebrannt, Landschaften deformiert<br />
und Lebensweisen verändert. Und<br />
doch sind seine Produktion, die Basis<br />
der petrochemischen Zivilisation und<br />
ihre Folgen in ihrem ganzen Ausmaß<br />
bis heute eine terra incognita. Wie kein<br />
Fotograf zuvor dokumentiert Edward<br />
Burtynsky lückenlos den weitläufigen<br />
Kreislauf der globalen Erdölindustrie.<br />
In seinen großformatigen Aufnahmen<br />
werden en detail die Zusammenhänge<br />
zwischen Ölkonsum, seiner Förderung<br />
und Weiterverarbeitung bis hin zur<br />
Müllentsorgung und den nachhaltigen<br />
Auswirkungen auf die Landschaft sichtbar.<br />
So hinterfragt er in seiner fotografischen<br />
Serie eindringlich das Strebens nach<br />
Wohlstand sowie die Handlungen und<br />
deren Konsequenzen jedes einzelnen<br />
Menschen.<br />
»Oil« ist eine einzigartige Kartografie<br />
des Rohstoffes und deckt in vier<br />
Kapiteln dessen enorme Auswirkungen<br />
auf. In »Extraction & Refinement«<br />
liegt Burtynskys Fokus rein auf der<br />
Förderung – von kargen Ölfeldern<br />
bis hin zu labyrinthischen Fabriken.<br />
»Transportation & Motor Culture«<br />
zeigt mehrspurige Highways mit gordischen<br />
Verkehrsknoten, die sich endlos<br />
durch Metropolen und Lanschaften<br />
ziehen. Zugleich entlarvt Edward<br />
Burtynsky durch die Aufnahmen endloser<br />
Reihenhaussiedlungen, gigantischer<br />
Parkplätze und spielerischer Wettrennen<br />
© Edward Burtynsky, (Original in Farbe)<br />
die allgegenwärtige Dominanz des Autos<br />
als gesellschaftlich-kultureller Fetisch.<br />
Müllkippen für Stahlschrott, stillgelegte<br />
Förderpumpen, ausrangierte Flugzeuge,<br />
Halden voller Autoreifen und ölverschmierte<br />
Fässer – das dritte Kapitel<br />
»The End of Oil« zeigt das schmutzige<br />
Ende der Verwertungskette in all<br />
ihrem umweltschädlichen Ausmaß. Die<br />
Ausstellung fügt ein weiteres, aktuelles<br />
Thema hinzu: Edward Burtynskys »Oil<br />
Spills« von der Ölkatastrophe im Golf<br />
von Mexiko im Jahr 2010.<br />
Seine Panoramen stehen in ihrer makellosen<br />
Ästhetik und faszinierender Schönheit<br />
in der Tradition der Landschaftsmalerei<br />
des 19. Jahrhunderts – und gleichzeitig<br />
jedoch im völligen Kontrast zu ihrem<br />
dramatischen Inhalt. Sie lösen im selben<br />
Moment Faszination und Scheu,<br />
Anziehung und Beängstigung aus. Aus<br />
der Distanz oder Vogelperspektive<br />
fotografiert wirken Edward Burtynskys<br />
Sujets in ihrer Geometrie wie betörend<br />
reizvolle Landschaften. Wie ein<br />
Maler oder Bildhauer erzeugt er visuelle<br />
Abstraktion verbunden mit perfekter<br />
Bildkomposition und weichen farblichen<br />
Übergängen, die seinen Arbeiten<br />
ihren widersprüchlichen Charakter verleihen.<br />
Edward Burtynsky, geboren 1955 in St.<br />
Catharines, begann in den frühen 1970er<br />
Jahren Fotografie-Kurse zu nehmen.<br />
Er studierte bis 1976 Grafische Künste<br />
am Niagara College in Welland. An der<br />
28. Juli bis 9. September <strong>2012</strong><br />
C/O Berlin<br />
International Forum For Visual<br />
Dialogues<br />
Oranienburger Straße 35/36<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
täglich 11 – 20 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
Ryerson Universität Toronto machte er im<br />
Anschluss seinen Bachelor in Fotografie<br />
und begann als freier Fotograf zu arbeiten.<br />
Er hält drei Ehrendoktorwürden –<br />
in Rechtswissenschaft von der Queen‘s<br />
University Kingston, in Fotografie von<br />
der Ryerson University Toronto sowie<br />
für Schöne Künste vom Montserrat<br />
College of Art Boston. 2005 erhielt er<br />
den TED Prize. Im April 2006 wurde<br />
Edward Burtynsky zum Ritter des<br />
Order of Canada ernannt. 2007 hat er<br />
den Dokumentarfilm »Manufactured<br />
Landscapes« produziert und auf dem<br />
Sundance Festival präsentiert. Seine<br />
Serien »Oil«, »Quarry«, »Mines« und<br />
»Homesteads« wurden weltweit ausgestellt<br />
– unter anderem im Solomon<br />
R. Guggenheim Museum New York, in<br />
der National Gallery of Canada und<br />
der Bibliothèque Nationale de France.<br />
Edward Burtynsky lebt und arbeitet in<br />
Toronto.<br />
Vernissage: 27. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
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