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Galerien<br />
Jörg Rubbert<br />
»Kids in the backyard«<br />
Bei der Serie »Kids in the Backyard«<br />
handelt es sich um ein sehr persönliches<br />
Projekt des Fotografen Jörg Rubbert,<br />
das Ende der achtziger Jahre bei<br />
zahlreichen Reisen in die Metropolen<br />
Paris und New York seinen Anfang<br />
nahm.<br />
Bei seinen Besuchen hat Jörg Rubbert<br />
die Vielschichtigkeit der beiden Städte<br />
dokumentiert: insbesondere Straßenszenen<br />
und Straßenportraits von sog.<br />
Großstadtkindern – aufgenommen in<br />
den Strassen, Hinterhöfen und Ghettos<br />
von Paris und New York.<br />
Der größte Teil der Paris-Aufnahmen<br />
entstand in den stark von Einwanderern<br />
bewohnten Vierteln des Pariser Nordens<br />
– den sogenannten »Banlieues« –<br />
mit seinen sozialen Brennpunkten. Die<br />
Bilder setzen sich dabei besonders mit<br />
den Problemen der Integration der arabischen<br />
Bevölkerung auseinander. In<br />
diesen Vorstadtghettos ist die einheimische<br />
Bevölkerung im Vergleich zu den<br />
Einwanderern aus dem Maghreb, also<br />
aus Algerien, Tunesien und Marokko<br />
mittlerweile in der Minderheit.<br />
Die hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit<br />
unter den arabischen Jugendlichen<br />
in den Pariser Vorstädten ist sozialer<br />
Sprengstoff: »Die Jungen identifizieren<br />
sich mit den Palästinensern, weil<br />
sie sich gleichfalls ausgeschlossen und<br />
entrechtet fühlen« und streben eine Re-<br />
Islamisierung der Gesellschaft an.<br />
Zitat: Hassan Arfaoui, Institut du<br />
Monde Arabe, Paris<br />
Für Jörg Rubbert sind es vor allen Dingen<br />
die jungen Menschen, die die Stadt verkörpern.<br />
Die beiden Metropolen sind<br />
mit ihrer urbanen Atmosphäre allgegenwärtig<br />
– mit ihren Licht- und Schattenseiten,<br />
mit ihrer Weltläufigkeit – aber<br />
auch mit ihrer Ausgrenzung wirtschaftlich<br />
und ethnisch Benachteiligter.<br />
Die Bilder und die sie abbildende Szenerie<br />
wirken zeitlos und atmosphärisch<br />
verdichtet. Die Stimmung wandelt sich<br />
dabei stetig. So mischt sich oft der Ernst<br />
der Realität in das Spiel der Kinder, die<br />
14 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Jörg Rubbert, »Partnerlook«, Barbés Rochechouart, Paris 1989<br />
in den Immigrantenvierteln von Paris aufwachsen:<br />
Ein Regenschirm vom Sperrmüll<br />
verheißt aufregende Abenteuer und<br />
ersetzt teures Spielzeug. Andere Jugendliche<br />
versuchen sich mit Graffiti Respekt<br />
zu verschaffen, und im vergitterten Hinterhof<br />
verabredet man sich zum Abhängen<br />
und raucht einen Joint.<br />
Das Prinzip von Jörg Rubbert’s Arbeit mit<br />
der Kamera gilt hingegen für alle Orte:<br />
Für ihn ist die analoge Schwarzweißfotografie<br />
die ideale Form, das Leben in<br />
den Großstädten einzufangen.<br />
Vernissage:<br />
10. August <strong>2012</strong>, ab 19 Uhr<br />
11. August bis 2. September <strong>2012</strong><br />
carpentier galerie<br />
Meinekestraße 13<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Öffnungszeiten nach Vereinbarung