brennpunkt 3-2012 .indd - Edition dibue
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ennpunkt<br />
3/<strong>2012</strong> 4,00 Euro 28. Jahrgang<br />
Magazin für Fotografie<br />
Juli bis September <strong>2012</strong><br />
Galerien • Buchbesprechungen • Fotoszene<br />
Portfolio Detlef Christel • Stephan Hederich
2 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
FÜR ORIGINALE<br />
„Ich fotografiere für den Fine Art Druck. Erst die Kombination von hochwertigen traditionellen<br />
Büttenpapieren und modernster Drucktechnik bringt die sinnliche Qualität meiner Bilder optimal<br />
zur Geltung.“ Manfred Kriegelstein Die Digital FineArt Collection bietet exklusive Künstlerpapiere<br />
mit edler Haptik und bestechender Optik für den Inkjetdruck. Brillante Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />
oder subtile Farbfotografie werden dank unserer feinen Papiere der Individualität Ihrer Kunstwerke<br />
mehr als gerecht. Mehr Papierkunst unter www.hahnemuehle.de<br />
P A P I E R E M I T M U S E U M S Q U A L I T Ä T, A L T E R U N G S B E S T Ä N D I G U N D M E H R F A C H P R Ä M I E R T .
Impressum:<br />
<strong>brennpunkt</strong><br />
Magazin für Fotografie<br />
Erscheint vierteljährlich,<br />
erhältlich in Fotogalerien,<br />
Geschäften, Buchhandlungen<br />
und über Abonnement.<br />
Jahresabo 13,50 Euro<br />
Einzelpreis 4,00 Euro<br />
Konten:<br />
Postbank Berlin<br />
Konto-Nr. 3751 06-104<br />
BLZ 100 100 10<br />
Redaktionsschluss:<br />
jeweils am 10. vor dem Erscheinungsmonat<br />
Herausgeber:<br />
edition buehrer<br />
c/o Dietmar Bührer<br />
Odenwaldstraße 26<br />
12161 Berlin<br />
Telefon u. Telefax: (0 30) 8 53 35 27<br />
e-Mail: buehrer-berlin@t-online.de<br />
Internet: www.edition-<strong>dibue</strong>.de<br />
Copyright bei <strong>Edition</strong><br />
Druck:<br />
schöne drucksachen<br />
Bessemerstraße 76a, 12103 Berlin<br />
ISSN 0932-7231<br />
Redaktion:<br />
Dietmar Bührer V.i.S.d.P.<br />
Michael Gebur<br />
Klaus Rabien<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Hinweis:<br />
Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotografien<br />
wird keine Haftung übernommen.<br />
Helmut Newton<br />
Rue Aubriot, French Vogue<br />
from the series White Woman, Paris 1975<br />
© Helmut Newton Estate<br />
Galerien<br />
� Ulrike Ottinger »Portraits« ................................................................................. 5<br />
� Alfred Ehrhardt »Portugal 1951–1961« ............................................................... 6<br />
� Hartmut Neumann »Mit und neben der Natur« ................................................. 7<br />
� Helmut Newton »WHITE WOMEN/SLEEPLESS NIGHTS/BIG NUDES« .............. 8<br />
� Ralph Gibson .................................................................................................... 10<br />
� Michael Harms »Zeit–doppelt belichtet« ............................................................ 12<br />
� Annegret Klemens, Ralf Klingelhöfer »ÜberLebenskünstler. Kuba« ..................... 13<br />
� Jörg Rubbert »Kids in the backyard« .................................................................. 14<br />
� Diane Arbus ...................................................................................................... 15<br />
� Fabien Scheidler »Displaced Places« ................................................................... 16<br />
� Sylt im Spiegel zeitgenössischer Fotografie ......................................................... 17<br />
� Fred Baumgart »AKT mit HUT und MANTEL« ..................................................... 18<br />
� Charlotte Thömmes »Recycled Memories« ......................................................... 19<br />
� Gruppe Blaue Ampel »Berlin, 18.15« .................................................................. 20<br />
� Daisaku Oozu »INVISIBLESCAPES« .................................................................... 22<br />
� Hildegard Ochse (1935–1997) »Das Vermächtnis ...« .......................................... 23<br />
� Kathrin Tschirner »Tracks – Moskau-Burjatien-Ulan Bator« ................................. 24<br />
� Guy Batey, Thomas Graichen »Absence / Presence« .......................................... 25<br />
� Faszination New York ......................................................................................... 26<br />
� Dirk Alvermann »Streiflichter 1956–65« ............................................................. 27<br />
� Hans Hocheim »Kaffee-Kultur« ........................................................................... 28<br />
� Leo Pompinon »Beauty of Decay« ...................................................................... 28<br />
� Intermezzo Collection Regard ............................................................................ 29<br />
� Larry Clark .......................................................................................................... 30<br />
� Edward Burtynsky »Oil« ...................................................................................... 31<br />
� Zeitlos Schön ...................................................................................................... 32<br />
� Volker Wartmann »Wartmann Polaroid Collection« ............................................ 34<br />
� Michael Ruetz »THE FAMILY OF DOG« ............................................................. 35<br />
� Jens Knigge »Le Thoronet – La Tourette« ............................................................. 36<br />
� Menschenbilder, Teil 1 ........................................................................................ 38<br />
� Mirjana Vrbaski »Verse of Emptiness« ................................................................. 39<br />
� Lotti Nass, Kamila Zimmermann »Insel aus Versehen« ........................................ 40<br />
� Lee Miller ........................................................................................................... 41<br />
� Hans Martin Sewcz »Zeitachsen« ........................................................................ 53<br />
Galeriebesprechungen<br />
� So siehst du aus! (Klaus Rabien) ......................................................................... 42<br />
Ausstellungen in Berlin ............................................................................................ 47<br />
Ausstellungen<br />
� Tomas Erhart »Deconstructive Nudes« ................................................................ 48<br />
� Inessa Dolinskaia ............................................................................................... 49<br />
Portfolio<br />
� Detlef B. Christel »Berliner Gören« ..................................................................... 54<br />
� Stephan Hederich »The Vanishing Breed« ........................................................... 62<br />
Fotoszene<br />
� berlin daily ......................................................................................................... 46<br />
� Fotowettbewerb »Landleben« ............................................................................ 51<br />
� 5. Europäischer Monat der Fotografie Berlin <strong>2012</strong> ............................................... 51<br />
� Ein Paradies für analoge Fotografie ...................................................................... 52<br />
� Inhalt versus Form? (Manfred Kriegelstein) .......................................................... 70<br />
Buchbesprechungen<br />
� Me and my Idol, Peter Werner ........................................................................... 50<br />
� Gute Fotos – simple Technik .............................................................................. 71<br />
� Porträt-Retusche-Tricks ...................................................................................... 71<br />
� Recht für Fotografen ........................................................................................... 71<br />
� Leserbriefe – Leserfotografien ............................................................................. 72<br />
Vorschau 4-<strong>2012</strong> ..................................................................................................... 74<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
3
Ulrike Ottinger<br />
Fotografin und<br />
Sammlerin<br />
»Portraits«<br />
Das Verborgene Museum präsentiert<br />
erstmals ausgewählte Schwarz-Weiß-<br />
Portraits der Filmemacherin und Fotografin<br />
Ulrike Ottinger. Ihre Portraits<br />
werden in einem visuellen Dialog mit<br />
historischen Portraitfotografien aus der<br />
gemeinsamen Sammlung Ottinger/<br />
Sykora gezeigt, in der sich u.a. Arbeiten<br />
von Lotte Jacobi, Gisèle Freund, Yva,<br />
Willy Maywald sowie Herbert Tobias<br />
befinden.<br />
Ulrike Ottinger ist eine der renommiertesten<br />
Autorinnen des Neuen Deutschen<br />
Films und zugleich eine international<br />
anerkannte Fotografin. Ihre künstlerische<br />
Laufbahn hat sie 1962 bei Johnny<br />
Friedlaender in Paris aufgenommen, wo<br />
sie sich durch die Schriften und Vorlesungen<br />
von Michel Leiris, Claude Lévi-<br />
Strauss und Pierre Bourdieu inspirieren<br />
ließ. 1969 gründet sie in ihrer Geburtsstadt<br />
Konstanz die Galerie »galeriepress«<br />
und macht Ausstellungen, u.a.<br />
mit Wolf Vostell, David Hockney und<br />
R.B. Kitaj.<br />
Nach der Realisierung ihres ersten<br />
Spielfilms »Laokoon & Söhne« 1973<br />
geht sie nach Berlin. Den visuellen<br />
Bildphantasien verschrieben, wird für<br />
Ulrike Ottinger das Filmemachen zu<br />
ihrem Metier: den Spielfilmen »Die<br />
Betörung der blauen Matrosen« (1975)<br />
und »Madame X« (1979) folgt die<br />
Berlin-Trilogie mit »Bildnis einer Trinkerin«<br />
(1979), »Freak Orlando« (1981)<br />
und »Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse«<br />
(1984) – bis heute Quell der<br />
Erinnerung an atmosphärisch einmalige,<br />
inzwischen verschwundene Orte der<br />
ehemals geteilten Stadt. Die Kulturen<br />
des Fernen Ostens werden in den dokumentarischen<br />
Filmen zur bleibenden<br />
Faszination: u.a. »China. Die Künste –<br />
Der Alltag« (1985), »Taiga« (1992) und<br />
die jüngste Produktion »Unter Schnee«<br />
– eine poetische Geschichte aus dem<br />
Schneeland in Japan (2011).<br />
© Ulrike Ottinger, »Tabea Blumenschein«,<br />
Berlin 1975<br />
Von Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit<br />
an widmet sich Ulrike Ottinger der<br />
Fotografie.<br />
Neben der Arbeit an den Filmen, den<br />
Fotografien zur Drehortbestimmung<br />
und der Motivsuche hat Ulrike Ottinger<br />
das Fotografieren immer auch als<br />
eigenständige Kunst betrieben. Im Zentrum<br />
ihres fotografischen Werks stehen<br />
dokumentarische und inszenierte Portraits<br />
von Künstlerinnen und Künstlern.<br />
Ihnen allen ist die Freude an der Selbstdarstellung<br />
anzusehen, mit der sie auf<br />
den Blick der Fotografin reagieren.<br />
Ihre fotografischen Arbeiten waren in<br />
großen Kunstausstellungen wie der<br />
Biennale Venedig, der Documenta<br />
Kassel und der Berlin Biennale zu sehen<br />
und reisen in Einzelausstellungen um<br />
die ganze Welt.<br />
Über Jahrzehnte durch die Filmarbeit<br />
mit der Grotesktänzerin Valeska Gert<br />
in Freundschaft verbunden, hat Ottinger<br />
die große Mimin in unvergesslichen<br />
Portraits festgehalten.<br />
In der Ausstellung werden sie neben<br />
historischen Portraits von Valeska Gert,<br />
z.B. von Lotte Jacobi, Willy Maywald,<br />
Suse Byk, Herbert Tobias zu sehen sein,<br />
die – wie auch Künstlerportraits von<br />
Cami Stone, Man Ray, Gisèle Freund<br />
u.v.m. – aus der Sammlung Ottinger/<br />
Sykora stammen. Im Zentrum des Interesses<br />
der Sammlerin Ottinger stehen<br />
Portraits von Künstlerpersönlichkeiten<br />
Gertrud Arndt, »Selbst«, Dessau 1930<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
© Ulrike Ottinger, »Valeska Gert«, Sylt 1975<br />
aus den 1920er, zunehmend auch den<br />
1950er und 1960er Jahren. Die erstmalige<br />
Präsentation von Fotografien aus der<br />
Sammlung mit den Werken von Ulrike<br />
Ottinger eröffnet überraschende Korrespondenzen.<br />
bis 5. August <strong>2012</strong><br />
DAS VERBORGENE MUSEUM<br />
Schlüterstraße 70<br />
10625 Berlin-Charlottenburg<br />
Do & Fr 15 – 19 Uhr<br />
Sa & So 12 – 16 Uhr<br />
5
Galerien<br />
Alfred Ehrhardt<br />
»Portugal 1951–1961«<br />
Fotografie und Film<br />
1951 hielt sich der Kulturfilmer Alfred<br />
Ehrhardt fünf Monate in Portugal auf,<br />
um den 92minütigen Schwarz-Weiß-<br />
Film Portugal – Unbekanntes Land am<br />
Meer zu drehen, für den er seinen dritten<br />
Bundesfilmpreis erhielt. Es war der<br />
erste abendfüllende Kulturfilm, der nach<br />
1945 von einem Deutschen im Ausland<br />
gedreht wurde. Aus dem Material entstand<br />
der Kurzfilm Das steinerne Antlitz<br />
Portugals, der das Prädikat Besonders<br />
Wertvoll erhielt. Sieben Jahre später<br />
führte ihn eine zweite Reise nach<br />
Portugal, wo er, unterstützt von der portugiesischen<br />
Regierung, die Kurzfilme<br />
Die Küste der Fischer (Prädikat Wertvoll),<br />
Korkland Portugal (Prädikat Besonders<br />
Wertvoll), Portwein (Prädikat Wertvoll),<br />
Das Boot von Torreira (Prädikat Wertvoll)<br />
sowie Iberische Skizzen drehte – in<br />
Farbe.<br />
Wie so häufig fotografierte Ehrhardt<br />
parallel zur Filmarbeit. Das annähernd<br />
400 Fotografien umfassende Konvolut<br />
wird nun erstmals in einer Auswahl<br />
der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />
Ebenfalls zu sehen sein wird der preisgekrönte<br />
Film Portugal – Unbekanntes<br />
Land am Meer. Fritz Kempe, Leiter der<br />
Staatlichen Landesbildstelle Hamburg,<br />
befand: »Was sonst bei programmfüllenden<br />
Kulturfilmen selten zutrifft, das<br />
ist hier weitgehend gelungen, nämlich<br />
einen spannenden und in sich zusammenhängenden<br />
Bogen zu schlagen.<br />
Besonders lobenswert scheint mir die<br />
meisterhafte Fotografie, die auch die<br />
geographische Struktur Portugals außerordentlich<br />
wirksam hervorhebt.«<br />
Portugal in den 1950er Jahren – das sind<br />
Bilder aus einer Zeit, als man noch Lasten<br />
auf dem Kopf trug und barfuß lief, das<br />
Korn auf den Feldern mit einer Handsichel<br />
schnitt, den Wein unter Musikbegleitung<br />
erntete und die Trauben mit den Füßen<br />
kelterte, Sardinen und Thunfische mit<br />
Netzen per Hand einholte und Kork<br />
das einzige Material war, mit dem man<br />
Flaschen stopfte. Die auch für dama-<br />
6 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Alfred Ehrhardt, »Uralte Windmühlen am Atlantik«, 1951, 17,5 x 23,5 cm, Vintage, Silbergelatineabzug,<br />
© Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
lige Verhältnisse exotische Anmutung<br />
der archaischen Produktionsmethoden<br />
erscheinen nicht nur dem heutigen<br />
Betrachter wie Bilder aus einer anderen<br />
Welt, sondern übten schon auf Ehrhardt<br />
sichtbar große Faszination aus. Für ihn<br />
war das Leben der Portugiesen »von<br />
einer biblischen Einfachheit und von<br />
besinnlicher Heiterkeit«.<br />
Wenngleich der Schwerpunkt des<br />
Films – und somit auch der Fotografien<br />
– auf der folkloristischen Tradition des<br />
Handwerks liegt, so wird Portugal doch<br />
auch als Land der Gegensätze zwischen<br />
Vergangenheit und Gegenwart<br />
gezeigt. Ehrhardt filmt und fotografiert<br />
die Luxusdampfer und den Flugboot-<br />
Landeplatz im Hafen von Lissabon<br />
oder die Neubauviertel im Norden der<br />
Hauptstadt genauso wie die maschinelle<br />
Fabrikation von Sardinenkonserven und<br />
Korkprodukten.<br />
Wie bei allen seinen Filmen zeichnete<br />
Ehrhardt für Regie, Kamera, Schnitt und<br />
Produktion verantwortlich. Aber er verwendete<br />
auch vor Ort aufgenommene<br />
Geräuschkulissen und portugiesische<br />
Musik wie die Choräle der Gläubigen<br />
in der Wallfahrtskirche zu Fatima. Alfred<br />
Ehrhardt fertigte mit seinem geschulten<br />
Blick für Komposition, Abstraktion und<br />
Grafik eine »künstlerische Reportage<br />
von dokumentarischem Wert« (Die Welt,<br />
1952). »Ehrhardt gelingen betörend<br />
schöne Bilder; selbst wenn er so nüchterne<br />
Gegenstände wie eine Korkfabrik<br />
beschreibt, entdeckt er reizvolle und<br />
verblüffende Perspektiven. So wird dieser<br />
Film ein ästhetischer Genuss; seine<br />
dichten Stimmungsbilder erschließen<br />
unserem Bewusstsein das Land Portugal<br />
vielleicht eher als es strenge Sachlichkeit<br />
vermocht hätte.« (Berliner Morgenpost,<br />
1952)<br />
bis 15. Juli <strong>2012</strong><br />
Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Auguststraße 75<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di – So 11 – 18 Uhr<br />
Do 11 – 21 Uhr<br />
www.alfred-ehrhardt-stiftung.de
Hartmut Neumann<br />
»Mit und neben der<br />
Natur«<br />
Neue Fotoarbeiten<br />
Hartmut Neumanns abstrakte, skulpturale,<br />
utopische und inszenierte Sicht<br />
auf Natur bildet einen vorgegebenen<br />
Bezugsrahmen zu den Arbeiten von Alfred<br />
Ehrhardt, auf die sich der Künstler in dieser<br />
für die Alfred Ehrhardt Stiftung konzipierten<br />
Ausstellung bezieht. Neumann<br />
nimmt den dialogischen Ansatz der<br />
Ausstellungstätigkeit der Stiftung auf,<br />
der in der Gegenüberstellung der historischen<br />
Fotografie und Filmkunst von<br />
Alfred Ehrhardt mit zeitgenössischen<br />
Fotografen und Fotografinnen liegt,<br />
die sich in ihrem Werk grundlegend<br />
mit dem Begriff der »Natur« und den<br />
»Konstruktionen des Natürlichen« auseinandersetzen.<br />
Hartmut Neumann komponiert ausgestopfte<br />
Tiere, pflanzliche Elemente,<br />
natürliche Materialien und künstliche<br />
Erzeugnisse assemblageartig<br />
zu Bildwelten von erschreckender<br />
Künstlichkeit. Er konstruiert Natur, die<br />
sich zwar aus erkennbaren natürlichen<br />
Formen zusammensetzt, die aber dennoch<br />
irritierend fremdartig erscheint. Er<br />
inszeniert absurde Bildwelten zwischen<br />
Abstraktion und Gegenständlichkeit.<br />
Präparierte Finken und Maisen verstecken<br />
sich in aus Bauschaum aufgeworfenen<br />
Eisgrotten, Sittiche brüten vor<br />
einer Wand aus Plastikpflanzen und<br />
Tierfell, Styroporkugeln, Kunststoffringe<br />
und Isoliermaterialien mutieren zu einer<br />
stellaren Konstellation im tiefschwarzen<br />
Kosmos. Einen Schwerpunkt der<br />
Ausstellung bilden Arbeiten, die sich<br />
mit dem Thema des Kosmos befassen.<br />
Sowohl in seinen Fotografien als auch in<br />
der Malerei konstruiert er außerirdische<br />
Welten aus Formen und Gegenständen,<br />
deren kosmologischer Charakter sich<br />
erst durch die Art und Weise erschließt,<br />
wie er sie zueinander in Beziehung setzt.<br />
Nachdem Hartmut Neumann seine<br />
Arrangements fotografiert hat, werden<br />
sie wieder zerstört. Sie überdauern einzig<br />
im Medium der Fotografie.<br />
Hartmut Neumann, Kosmonauten 1, 2011,<br />
92x116 cm, Pigmentdruck auf Barytpapier<br />
© Hartmut Neumann / VG BildKunst, Bonn<br />
Die schier unerschöpfliche Fülle seines<br />
Formenrepertoires ist getragen von der<br />
Idee der »Kunst- und Wunderkammer«,<br />
wo »artificialia« und „naturalia“ wie in<br />
einem Mikrokosmos des Universums eng<br />
verzahnt wurden. Aber auch naturkundliche<br />
Dioramen und Naturdarstellungen<br />
historischer Fachbücher haben die<br />
Formensprache des Künstlers angeregt.<br />
Als Motivquelle diente ihm seine über<br />
Jahrzehnte hinweg zusammen getragene<br />
eigene Sammlung ausgestopfter<br />
Tiere, angereichert durch weitere<br />
Naturversatzstücke, allerlei Objekte<br />
verschiedensten Materials und etliche<br />
Alltagsgegenstände. Neumanns<br />
rätselhafte Bilderfindungen zeichnen<br />
sich durch Opulenz und überbordenden<br />
Detailreichtum aus. Seine theatralischen<br />
Natur-Inszenierungen von selten<br />
gesehenem Wahnwitz hinterlassen<br />
einen intensiven Eindruck. Etwas<br />
unheimlich kommen sie daher, die von<br />
Präparatoren geformten Häute, Federn<br />
und Felle verstorbener Lebewesen. Ihr<br />
stierer Blick, ihre räudige Hülle, die<br />
Unbeweglichkeit ihrer den natürlichen<br />
Bewegungsabläufen angelehnten<br />
verlebendigenden Pose, geeint mit<br />
der Erstarrung des Moments im fotografischen<br />
Bild, lässt uns erschauern. Die<br />
künstlerisch überformten Naturstücke<br />
halten das Tote wie eine Reliquie lebendig<br />
und hauchen ihm ein zweites, künstlich-künstlerisches<br />
Leben ein.<br />
Die von heimischen und exotischen<br />
Tieren bevölkerten utopischen Gärten<br />
beschreiben eine Paradieswelt, in der<br />
es keine Menschen gibt. Der Künstler<br />
wird zum Welten-Neuschöpfer, der alte<br />
Wettstreit des Künstlers mit der Natur<br />
ist hier als mehrschichtiger Prozess präsent.<br />
Aber Hartmut Neumanns unge-<br />
21. Juli bis 7. Oktober <strong>2012</strong><br />
Alfred Ehrhardt Stiftung<br />
Auguststraße 75<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di – So 11 – 18 Uhr<br />
Do 11 – 21 Uhr<br />
www.alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
mein faszinierenden wie beunruhigenden<br />
Bilder sind alles andere als abbildhafte<br />
Naturstücke oder Darstellungen<br />
einer paradiesischen Urnatur. Es sind<br />
Artefakte und Konstruktionen, deren mit<br />
den Mitteln der Malerei, Grafik, Skulptur<br />
und Fotografie erstellte Künstlichkeit<br />
deutlich im Vordergrund steht. Hatte<br />
Stefan Berg 1999 geschrieben, Neumann<br />
sei »maßlos im Anspruch, alles, restlos<br />
alles in Malerei zu verwandeln und dabei<br />
Maßstäblichkeit, Verhältnismäßigkeit<br />
und malerische Konventionen komplett<br />
zu opfern«, so gilt Gleiches in<br />
der Zurückführung der skulpturalen<br />
Objekt-Assemblagen in die zweidimensionale<br />
schwarz-weiße Fläche der<br />
Fotografie. Die Fotografie erlaubt ihm<br />
den Freiraum, sich mit scheinbar verdächtigen<br />
Themen ohne Rücksicht auf<br />
bildnerische Konventionen uneingeschränkt<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Hartmut Neumann, 1954 in Delmenhorst<br />
geboren, studierte an der Hochschule<br />
für Kunst in Bremen bei Prof. Rolf<br />
Thiele. 1983 »Kunstpreis Junger<br />
Westen«, 1985/86 Stipendiat der<br />
Villa Massimo, 1988 Kunstpreis des<br />
Deutschen Künstlerbundes. Zahlreiche<br />
Gruppen-und Einzelausstellungen<br />
(u.v.a. Kunstmuseum Düsseldorf<br />
1991, Kunsthalle Recklinghausen<br />
1992, Ludwig Forum Aachen 1998,<br />
Von der Heydt-Museum Wuppertal<br />
2000, Herzog-Anton-Ulrich-Museum<br />
Braunschweig 2003, Forum Kunst<br />
Rottweil 2009). Seit 1992 Professur für<br />
Malerei an der Hochschule für Bildende<br />
Künste Braunschweig.<br />
In Zusammenarbeit mit Sabine Schmidt<br />
Galerie, Köln.<br />
Vernissage:<br />
Freitag, 20. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
7
Galerien<br />
HELMUT NEWTON<br />
»WHITE WOMEN /<br />
SLEEPLESS NIGHTS /<br />
BIG NUDES«<br />
Helmut Newton gehört zweifellos zu<br />
den bedeutendsten Photographen des<br />
20. Jahrhunderts, seine unnachahmlichen<br />
Mode- und Aktaufnahmen sowie<br />
die Porträts werden bis heute veröffentlicht.<br />
Seine erste Buchpublikation<br />
unter dem Titel »White Women«<br />
erschien erstaunlicherweise erst 1976,<br />
als Newton bereits 56 Jahre alt war,<br />
dafür jedoch gleich in mehreren Ausgaben<br />
und Sprachen: Es ist ein legendäres<br />
Buch geworden, wurde kurz<br />
nach Erscheinen mit dem »Kodak Fotobuchpreis«<br />
ausgezeichnet und seitdem<br />
immer wieder aufgelegt. Newton<br />
landete mit »White Women« einen<br />
Clou, weil er einer visuellen Erotisierung<br />
der Mode den Weg bereitete, die<br />
1980/1981 in seinen berühmten Serien<br />
»Big Nudes« und »Naked and Dressed«<br />
kulminierte. Den ungewöhnlichen Einfall,<br />
zeitgenössische Mode mit bekleideten<br />
und unbekleideten Modellen in<br />
Form von Diptychen zu präsentieren,<br />
hatte Helmut Newton bereits Mitte der<br />
1970er Jahre vorbereitet. In der europäischen<br />
Kunstgeschichte existierte dafür<br />
ein berühmtes Vorbild aus der Zeit um<br />
1800 – nämlich Goyas querformatige<br />
Gemälde der nackten und bekleideten<br />
Maja, die nebeneinander im Prado<br />
hängen.<br />
Newtons herausfordernder Idee einer<br />
radikalen Nacktheit in der Mode (oder<br />
besser als Randbereich der Mode) folgten<br />
später viele Kollegen, aber auch ein<br />
Regisseur: 1994 zeigte Robert Altman<br />
in der Schlussszene seines Filmes »Prêtà-porter«<br />
Modelle, die bei den Pariser<br />
Modenschauen vollkommen nackt über<br />
den Laufsteg defilierten und das Publikum,<br />
nach einiger Skepsis, begeisterten.<br />
Der Verzicht auf die Mode selbst<br />
und die Konzentration auf den eigentlich<br />
durch die Mode verhüllten (weiblichen)<br />
Körper sind vermutlich eine Übernahme<br />
des damals bereits berühmten<br />
Newton’schen Leitmotivs.<br />
8 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Helmut Newton, »Sie kommen«, from the series Big Nudes, Paris 1981, © Helmut Newton Estate<br />
Dass Damenmode verführen und die<br />
beauftragten Photographen dies unterstützen<br />
sollen, ist hinlänglich bekannt.<br />
Newton ging in seinen Bildern in den<br />
1970er Jahren einen entscheidenden<br />
Schritt weiter – er vereinte subtil Nacktheit<br />
und Mode: Im Ambiente luxuriöser<br />
Hotels rutschte der einen oder anderen<br />
Frau schon einmal lasziv der Träger<br />
des Kleides herunter und ließ eine Brust<br />
zum Vorschein kommen. Oder aber<br />
Newton stellte in einer Nachtaufnahme<br />
in einer Gasse in Paris neben ein Modell<br />
im Yves-Saint-Laurent-Damensmoking<br />
eine zweite nackte Frau. Solche ungewöhnlichen<br />
Bilder haben die Szene<br />
überrascht und provoziert, vor allem<br />
aber haben sie die Modephotographie<br />
revolutioniert. Überdies begleiten und<br />
kommentieren solche Aufnahmen den<br />
Wandel der Rolle der Frau in der westlichen<br />
Gesellschaft jener Zeit.<br />
Neben die Schwarz-Weiß-Bilder aus<br />
dem erweiterten Modekontext stellte<br />
Newton in seiner ersten Publikation<br />
Farbaufnahmen nackter weiblicher<br />
Modelle in Swimmingpools unter süd-<br />
licher Sonne. In einem kurzen Kommentar<br />
im Buch erklärte der Photograph,<br />
dass er nie Kulissen im Studio<br />
aufbauen, sondern vielmehr immer passende<br />
Schauplätze für seine Bilder vor<br />
Ort suchen würde. Und so benutzte er<br />
beispielsweise einen Ankleidespiegel<br />
in der Villa d’Este für ein inszeniertes<br />
Modeporträt, auf dem sich ein Modell<br />
in enger Reiterhose und bloßen Brüsten<br />
bewundert. Newton macht uns Bildbetrachter<br />
so unweigerlich zu Voyeuren.<br />
Ebenso raffiniert und perfekt arrangierte<br />
er die Aufnahmen in Schwarz-Weiß und<br />
Farbe, die 1978 in seinem zweiten Buch<br />
»Sleepless Nights« vereint wurden und<br />
zuvor in so unterschiedlichen Magazinen<br />
wie der amerikanischen oder italienischen<br />
Vogue, dem Playboy oder dem<br />
Spiegel publiziert worden waren. Auch<br />
hier geht es um Frauen, ihre Körper und<br />
Kleider; viele Aufnahmen sind nicht nur<br />
Modebilder, sondern gleichzeitig Porträts,<br />
manche könnten auch Aufnahmen<br />
von Kriminalschauplätzen sein. Hier<br />
tauchen erstmals drei kleinere Bildserien<br />
auf, die später zu Newtons iko-
Helmut Newton, »Self Portrait with Wife and Models«, Vogue Studio, Paris 1981,<br />
© Helmut Newton Estate<br />
nischen Aufnahmen gezählt werden<br />
sollten: weibliche halbnackte Modelle<br />
mit orthopädischen Stützprothesen, die<br />
kurz nach J.G. Ballards Roman »Crash«<br />
entstanden, oder mit Hermès-Ledersatteln,<br />
die besonders kontrovers diskutiert<br />
wurden, sowie die sogenannten<br />
Dummies: 1978 begann Newton für<br />
Modeaufträge der französischen Vogue<br />
mit Schaufensterpuppen zu arbeiten, die<br />
er etwa spät abends mit Drähten an der<br />
Seine-Brücke Pont Alexandre III befestigen<br />
ließ. Diesen wurden von Stylisten<br />
die neuesten Kollektionen angezogen<br />
und so lebendig zurecht gemacht, dass<br />
man den Unterschied zwischen Lebewesen<br />
und Puppe erst auf den zweiten<br />
Blick feststellen konnte. Auch in<br />
seiner zweiten Publikation »Sleepless<br />
Nights« tauchen Schaufensterpuppen<br />
auf, meist in amouröser Kombination mit<br />
einem Menschen. Durch die Interaktion<br />
der beiden Protagonisten baute Newton<br />
eine für die Modephotographie seiner<br />
Zeit einzigartige inhaltliche Spannung<br />
auf. Mode scheint für ihn häufig nur ein<br />
Vorwand gewesen zu sein, etwas anderes,<br />
eigenes zu realisieren.<br />
Spätestens seine dritte Publikation<br />
»Big Nudes« sicherte dem inzwischen<br />
Anfang 60-jährigen Helmut Newton<br />
einen festen Platz auf dem photographischen<br />
Olymp: Das Buch wird seit 1981<br />
bis heute verlegt, inzwischen hunderttausendfach<br />
gedruckt, in mehreren Verlagen<br />
und Sprachen. Karl Lagerfeld, mit<br />
dem und für den Newton seinerzeit viel<br />
photographierte, steuerte für die deutsche<br />
Ausgabe ein Vorwort bei.<br />
Newton erklärt die Entstehung der »Big<br />
Nudes« in seiner Autobiographie: Er sei<br />
durch die großformatigen RAF-Fahndungsplakate<br />
der deutschen Polizei<br />
auf die Idee gekommen, auch ganzfigurige<br />
Aktaufnahmen mit der Mittelformatkamera<br />
im Studio zu machen, die<br />
er dann später lebensgroß abzog. Die<br />
monumentalen Bilder wurden bald<br />
nach ihrem Entstehen in verschiedenen<br />
Museen gezeigt; Newton stieß mit<br />
den hier veröffentlichten »Big Nudes«<br />
sowie den später ebenfalls lebensgroß<br />
bis 18. November <strong>2012</strong><br />
Helmut Newton Stiftung<br />
Museum für Fotografie<br />
Jebensstraße 2<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – So 10 – 18 Uhr<br />
Do 10 – 22 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
abgezogenen Bildern der »Naked and<br />
Dressed«-Serie in eine neue Dimension<br />
des photographischen Menschenbildes<br />
vor. Letztgenannte Sequenz realisierte<br />
er zunächst pleinair im Frühjahr<br />
1981 für die italienische Vogue, einige<br />
Monate später im Studio für deren französische<br />
Ausgabe. Das Diptychon »Sie<br />
kommen«, das in diese Reihe gehört,<br />
hängt als Dauerpräsentation seit der<br />
Eröffnung der Helmut Newton Stiftung<br />
in deren oberer Lobby– gegenüber den<br />
»Big Nudes«.<br />
Die aktuelle Ausstellung in Berlin, die<br />
für das Museum of Fine Arts in Houston<br />
erdacht wurde und zuvor bereits<br />
dort zu sehen war, ist diesen ersten<br />
drei legendären Publikationen gewidmet<br />
– die in den Büchern publizierten<br />
Motive verwandeln sich hier in<br />
Ausstellungsprints. Zu seinen Lebzeiten<br />
wurden die frühen, teilweise ikonischen<br />
Bilder an der Schwelle von der<br />
Mode- zur Aktphotographie nie zusammen<br />
gezeigt. Mit dieser Präsentation<br />
folgt die Helmut Newton Stiftung der<br />
Ausstellungsidee, Newtons Werk unter<br />
unterschiedlichen Aspekten und mit<br />
Blick auf verschiedene Genres auch aus<br />
den eigenen Publikationen heraus zu<br />
beleuchten. Das geschah bereits zuvor<br />
in der Gruppenausstellung »Wanted<br />
(Newton, Gibson, Clark)« mit der Fokussierung<br />
auf das von Newton zwischen<br />
1987 und 1995 herausgegebene eigene<br />
Magazin »Helmut Newton’s Illustrated«<br />
oder später mit »Helmut Newton<br />
SUMO«, als anlässlich der Neuauflage<br />
des legendären Bildbandes, zehn<br />
Jahre nach seinem ersten Erscheinen,<br />
die Berliner Ausstellungssäle mit allen<br />
394 Bildmotiven jener bahnbrechenden<br />
Publikation gefüllt wurden. Inzwischen<br />
interessieren sich immer mehr Sammler<br />
auch für historische Photobücher; Newtons<br />
frühe Bildbände gehören selbstverständlich<br />
in diesen Kanon.<br />
Matthias Harder<br />
9
Galerien<br />
Ralph Gibson<br />
Die über 60 Photographien umfassende<br />
Einzelausstellung gibt Einblick in das<br />
beeindruckende Gesamtwerk des Photographen,<br />
der u.a. mit Diane Arbus<br />
und Garry Winogrand als einer der<br />
berühmtesten Mitglieder der Photographenszene<br />
New Yorks der Geschichte<br />
gilt. Zweifellos zählt der Amerikaner zu<br />
den wegweisenden Vertretern der Photokunst<br />
und ist vor allem für seine grenzüberschreitende<br />
Darstellung künstlerischer<br />
Stilrichtungen im Medium der<br />
Photographie bekannt.<br />
»The camera was leading me to other<br />
dimensions, to expressions of entirely<br />
new feelings.«<br />
Bereits das Frühwerk von Ralph Gibson<br />
zeugt von einer besonderen künstlerischen<br />
Gestaltungsweise, wodurch<br />
Form und Motiv zu einer neuen Ausdrucksform<br />
verschmelzen und direkt<br />
beim Betrachter Emotionen evozieren.<br />
So verhält es sich auch bei der Serie<br />
»The Somnambulist«, aus der zahlreiche<br />
Photographien in der Ausstellung<br />
zu sehen sind. Anlehnend an den Titel<br />
erzählt Gibson darin die Geschichte<br />
eines Traumwandlers – narrativ, mystisch,<br />
spirituell und gepaart mit transzendentalen<br />
Erlebnissen, die der Rezipient<br />
visuell erfahren kann. Bereits zur<br />
Entstehungszeit Ende der 1960er Jahre<br />
galt die Serie aufgrund des photokünstlerisch<br />
experimentellen Charakters und<br />
Gibsons Selbstverständnisses, die Phototechnik<br />
allein definiere noch nicht die<br />
Kunst, als herausragendes Werk, welches<br />
als gleichnamiges Photobuch bis<br />
heute hoch geschätzt wird. Das wohl<br />
bekannteste und am meisten zitierte<br />
Bild aus der Serie – das Motiv zeigt eine<br />
solarisierte Hand im Spalt einer offenen<br />
Tür – diente u.a. auch als LP-Innencover<br />
des Albums »Unknown Pleasures«<br />
von Joy Division.<br />
»I love photographing women and<br />
could say that the form of the female<br />
body is absolute and perfect.«<br />
Faszinieren ihn seit jeher Motive mit surreal-metaphysischen<br />
Stimmungen, hat<br />
sich Ralph Gibson im Laufe seiner Karriere<br />
stärker auf die photographische Dar-<br />
10 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Ralph Gibson, Untitled, 1969<br />
stellung des weiblichen Aktes konzentriert.<br />
Gibson vermag es, den Blick für<br />
den besonderen Ausschnitt zu haben,<br />
einen bestimmten Teil des weiblichen<br />
Körpers zu isolieren, herauszuarbeiten<br />
und zu betonen. Die naturgetreue<br />
Wiedergabe, Formverehrung des Körpers<br />
und leidenschaftliche aber dennoch<br />
subtile Erotik bestimmen die Akte,<br />
deren reizvolles Spiel in der Bildsprache<br />
zwischen Realismus und abstrak-<br />
ter Form Ralph Gibsons Ästhetik kennzeichnet.<br />
Verstärkt wird dieser Effekt<br />
durch den wirkungsvollen Kontrast zwischen<br />
Schwarz und Weiß.<br />
Über Ralph Gibson<br />
Geboren im Jahr 1939 in Los Angeles,<br />
trat Ralph Gibson im Alter von 16 Jahren<br />
der U.S. Navy bei, um anschließend am<br />
San Francisco Art Institute zu studieren.<br />
Mit 22 Jahren wurde er Assistent der
© Ralph Gibson, Umbrella and Car, 1954<br />
beiden Photographenlegenden Dorothea<br />
Lange und später Robert Frank,<br />
bevor er Ende der 1960er nach New<br />
York übersiedelte und sich als selbstständiger<br />
Photograph etablierte. Internationale<br />
Anerkennung erhielt Ralph<br />
Gibson, der seit über 50 Jahren ausschließlich<br />
mit Leica photographiert,<br />
bereits zu Beginn seiner Karriere mit<br />
der Photoserie »The Somnambulist«<br />
und dem gleichnamigen Photobuch,<br />
welches 1970 erschien. Diese Serie ist<br />
mit ihrer narrativen Prägung charakteristisch<br />
für Gibsons stetiges Streben nach<br />
einer innovativen künstlerischen Darstellungsform.<br />
Für sein photographisches<br />
Schaffen – zu dem auch zahlreiche<br />
hochwertige Photobände gehören<br />
– wurde Ralph Gibson bis dato u.a. mit<br />
dem John Simon Guggenheim Memorial<br />
Fellowship (1985), Leica Medal of<br />
Excellence Award (1988), Lucie Award<br />
© Ralph Gibson, 1991<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
(2007) oder FOTOmentor Lifetime<br />
Award (2011) geehrt. Über 150 Museen<br />
weltweit, darunter das Metropolitan<br />
Museum of Art und Museum of Modern<br />
Art in New York sowie die National Gallery<br />
of Art in Washington, führen Werke<br />
von Ralph Gibson in ihren Sammlungen.<br />
Der Künstler lebt in New York.<br />
bis 4. August <strong>2012</strong><br />
Galerie Camera Work<br />
Kantstraße 149<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Sa 11 – 18 Uhr<br />
Homepage:<br />
www.camerawork.de<br />
Facebook:<br />
www.facebook.com/cameraworkberlin<br />
11
Galerien<br />
Michael Harms<br />
»Zeit–doppelt<br />
belichtet«<br />
Mit 15 zum ersten Mal in Berlin. Zusammen<br />
mit einem Freund erkundete ich<br />
die uns faszinierende Großstadt. Besonders<br />
das morbide Kreuzberg, die brutalen<br />
und unvorstellbaren Mauersituationen,<br />
die nüchternen »Trabantenstädte«<br />
Gropiusstadt und das märkische Viertel<br />
zogen uns an. Die Kameras wurden vorwiegend<br />
auf Motive gerichtet, die der<br />
Reiseführer nicht, oder nur oberflächlich<br />
erwähnte. Eine Sichtweise, der ich<br />
seitdem beim Erkunden fremder Städte<br />
treu geblieben bin. Auch ein Besuch<br />
Ost-Berlins wurde möglich durch die<br />
Begleitung eines volljährigen Begleiters,<br />
jemand den wir in der Jugendherberge<br />
kennenlernten. Die Einreise gestaltete<br />
sich gleich als Angst einflößendes<br />
Erlebnis, da unser Begleiter ein Buch im<br />
Gepäck hatte und wir alle drei daraufhin<br />
ausführlich und getrennt im Bahnhof<br />
Friedrichstrasse verhört wurden. Die<br />
folgende Erkundungstour fand daher<br />
unter diesem beängstigen Erlebnis statt<br />
und die Kamera wurde nur vorsichtig<br />
benutzt, um weiteren Ärger zu vermeiden.<br />
Etliche Bilder dieser Reise konnte<br />
ich noch im gleichen Jahr unter dem<br />
Titel »BERLIN - Bilder einer Insel« in<br />
mehreren Sparkassenfilialen in meiner<br />
Heimatstadt Oldenburg ausstellen. Die<br />
vergleichende Erkundung der Trabantenstädte<br />
ist als Nächstes geplant.<br />
Seit zehn Jahren lebe ich wieder in<br />
Berlin, diesmal im Ostteil der Stadt.<br />
Viele der damals besuchten Orte in<br />
Berlin sind zum alltäglichen Erlebnisraum<br />
geworden. Ich geniesse immer<br />
noch die Atmosphäre dieser Stadt, die<br />
man nun ohne trennende Mauer durchqueren<br />
kann. Genau nach 30 Jahren<br />
mache ich mich auf den Weg, um die<br />
damals photographierten Situationen<br />
erneut in der Veränderung aufzunehmen.<br />
Anhand der Negative rekontruiere<br />
ich die damals gelaufenen Routen, mit<br />
dabei Abzüge der früheren Bilder und<br />
ich versuche die Motive möglichst identisch,<br />
oder in gleichem Sinne abzulichten.<br />
Drei besondere Aspekte wurden für<br />
mich immer deutlicher: Berlin ist deut-<br />
12 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Michael Harms<br />
lich grüner geworden. Oft konnten frühere<br />
Standpunkte wegen der gewachsenen<br />
Bäume nicht wieder eingenommen<br />
werden. Die Mauer und die damals<br />
völlig absurden Situationen im Verlauf<br />
der Mauer sind kaum noch erfahrbar. Die<br />
Umgebungen der wenigen verblieben<br />
Mauerreste sind eher »Rummelplätze«<br />
geworden, das Gedenken an das durch<br />
die Mauer verursachte Leid und die<br />
nunmehr fast unvorstellbare Teilung der<br />
Stadt wird nur an der Bernauer Strasse<br />
ermöglicht. Während der Suche nach<br />
damals gesehenen Blickwinkeln fallen<br />
mir auch die Unterschiede in meiner<br />
heutigen Wahrnehmung der Orte auf,<br />
aber auch das über viele Jahre erhalten<br />
gebliebene Interesse an eher skurrilen<br />
und düsteren Motiven.<br />
Michael Harms, August 2010<br />
bis 6. Juli <strong>2012</strong><br />
Fotogalerie Friedrichshain<br />
Helsingforser Platz 1<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Di, Mi, Fr, Sa 13 – 18 Uhr<br />
Do 10 – 18 Uhr
Annegret Klemens<br />
Ralf Klingelhöfer<br />
»ÜberLebenskünstler.<br />
Kuba«<br />
Kuba: zwei fotografische<br />
Annäherungen<br />
Kuba, Castro-Land in der Karibik, hat<br />
eine junge, heroische Vergangenheit.<br />
Die Gegenwart ist eher melancholisch<br />
gestimmt. Der k.u.k. Staat - kommunistisch<br />
verwurzelt, kapitalistisch angehaucht,<br />
ökonomisch eingezwängt zwischen einheimischer<br />
und konvertibler Währung<br />
(CUC) - befindet sich in einer schwierigen<br />
Lage. Für Reisende ist Kuba ein Ort<br />
mit hoher Anziehungskraft - besonders<br />
für Fotografen. Annegret Klemens<br />
(*1961) und Ralf Klingelhöfer (*1956)<br />
aus Berlin haben sich, jeder auf seine<br />
Weise, in Schwarzweiß oder Farbe,<br />
mit dieser Gegenwart auseinandergesetzt:<br />
Kuba ist für sie kein Vorzeigeland,<br />
weder der einen noch der anderen Art.<br />
Der Versuchung Klischees zu erfüllen<br />
widerstehen sie. Sie nähern sich<br />
dem Land mit behutsamer Neugier an<br />
- unterschiedlich eher im Detail als im<br />
großen Ganzen. Ihre Bilder sind fotografische<br />
Empathiebekundungen. Das<br />
Leben auf Kuba bietet viel Augenfutter,<br />
nicht blendend, glänzend, vollmundig,<br />
sondern einfach, unverstellt, poetisch.<br />
Wer die fast global herrschende<br />
konsumistische Technifizierung urbaner<br />
Zonen gewohnt ist, wird auf Kuba<br />
eine andere Wirklichkeit vorfinden. Sie<br />
ist weniger hektisch, beschaulich, ländlich.<br />
Der Alltag weist entspannte, auch<br />
kuriose Züge auf, zuweilen verschattet<br />
von Kargheit und Verfall. Improvisationsgeist<br />
und Spiellust kontrastieren mit<br />
Stillstand und Ruinen. Geschäfte stehen<br />
halbleer. Von den Wänden mahnt der<br />
Comandante. Aufgemotzte Straßenkreuzer<br />
und Pedalkraft, auch Pferdebusse,<br />
beherrschen die Straßen. Überall<br />
findet sich handwerkliches Treiben.<br />
Offen und selbstbewusst schauen die<br />
Menschen in die Kamera, Kinder und<br />
Jugendliche allemal. Ihnen gehört die<br />
Zukunft - eine hoffentlich friedliche.<br />
Michael Nungesser<br />
© Annegret Klemens<br />
© Ralf Klingelhöfer, (Original in Farbe)<br />
Vernissage:<br />
12. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
13. Juli bis 24. August <strong>2012</strong><br />
Fotogalerie Friedrichshain<br />
Helsingforser Platz 1<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Di, Mi, Fr, Sa 13 – 18 Uhr<br />
Do 10 – 18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
13
Galerien<br />
Jörg Rubbert<br />
»Kids in the backyard«<br />
Bei der Serie »Kids in the Backyard«<br />
handelt es sich um ein sehr persönliches<br />
Projekt des Fotografen Jörg Rubbert,<br />
das Ende der achtziger Jahre bei<br />
zahlreichen Reisen in die Metropolen<br />
Paris und New York seinen Anfang<br />
nahm.<br />
Bei seinen Besuchen hat Jörg Rubbert<br />
die Vielschichtigkeit der beiden Städte<br />
dokumentiert: insbesondere Straßenszenen<br />
und Straßenportraits von sog.<br />
Großstadtkindern – aufgenommen in<br />
den Strassen, Hinterhöfen und Ghettos<br />
von Paris und New York.<br />
Der größte Teil der Paris-Aufnahmen<br />
entstand in den stark von Einwanderern<br />
bewohnten Vierteln des Pariser Nordens<br />
– den sogenannten »Banlieues« –<br />
mit seinen sozialen Brennpunkten. Die<br />
Bilder setzen sich dabei besonders mit<br />
den Problemen der Integration der arabischen<br />
Bevölkerung auseinander. In<br />
diesen Vorstadtghettos ist die einheimische<br />
Bevölkerung im Vergleich zu den<br />
Einwanderern aus dem Maghreb, also<br />
aus Algerien, Tunesien und Marokko<br />
mittlerweile in der Minderheit.<br />
Die hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit<br />
unter den arabischen Jugendlichen<br />
in den Pariser Vorstädten ist sozialer<br />
Sprengstoff: »Die Jungen identifizieren<br />
sich mit den Palästinensern, weil<br />
sie sich gleichfalls ausgeschlossen und<br />
entrechtet fühlen« und streben eine Re-<br />
Islamisierung der Gesellschaft an.<br />
Zitat: Hassan Arfaoui, Institut du<br />
Monde Arabe, Paris<br />
Für Jörg Rubbert sind es vor allen Dingen<br />
die jungen Menschen, die die Stadt verkörpern.<br />
Die beiden Metropolen sind<br />
mit ihrer urbanen Atmosphäre allgegenwärtig<br />
– mit ihren Licht- und Schattenseiten,<br />
mit ihrer Weltläufigkeit – aber<br />
auch mit ihrer Ausgrenzung wirtschaftlich<br />
und ethnisch Benachteiligter.<br />
Die Bilder und die sie abbildende Szenerie<br />
wirken zeitlos und atmosphärisch<br />
verdichtet. Die Stimmung wandelt sich<br />
dabei stetig. So mischt sich oft der Ernst<br />
der Realität in das Spiel der Kinder, die<br />
14 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Jörg Rubbert, »Partnerlook«, Barbés Rochechouart, Paris 1989<br />
in den Immigrantenvierteln von Paris aufwachsen:<br />
Ein Regenschirm vom Sperrmüll<br />
verheißt aufregende Abenteuer und<br />
ersetzt teures Spielzeug. Andere Jugendliche<br />
versuchen sich mit Graffiti Respekt<br />
zu verschaffen, und im vergitterten Hinterhof<br />
verabredet man sich zum Abhängen<br />
und raucht einen Joint.<br />
Das Prinzip von Jörg Rubbert’s Arbeit mit<br />
der Kamera gilt hingegen für alle Orte:<br />
Für ihn ist die analoge Schwarzweißfotografie<br />
die ideale Form, das Leben in<br />
den Großstädten einzufangen.<br />
Vernissage:<br />
10. August <strong>2012</strong>, ab 19 Uhr<br />
11. August bis 2. September <strong>2012</strong><br />
carpentier galerie<br />
Meinekestraße 13<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Öffnungszeiten nach Vereinbarung
Diane Arbus<br />
Diane Arbus (New York, 1923 – 1971)<br />
hat die Kunst der Fotografie revolutioniert.<br />
Mit ihren kühnen Sujets und<br />
ihrem fotografischen Zugang schuf sie<br />
ein Werk, das in seiner Unverfälschtheit<br />
oftmals schockiert. Ihre Gabe, die<br />
uns besonders vertraut erscheinenden<br />
Dinge in etwas Fremdes zu verwandeln<br />
und das Vertraute im Exotischen aufzudecken,<br />
erweitert unser Selbstverständnis.<br />
Die meisten ihrer Sujets findet Arbus in<br />
New York – einer Stadt, die sie sowohl<br />
wie etwas Vertrautes als auch wie ein<br />
fremdes Land erkundet hat.<br />
Für Diane Arbus ist Fotografie ein<br />
Medium, das sich mit den Fakten anlegt.<br />
Ihre zeitgenössische Anthropologie –<br />
ihre Portraits von Paaren, Kindern, Jahrmarktartisten,<br />
Nudisten, Mittelklassefamilien,<br />
Transvestiten, Exzentrikern und<br />
Prominenten – ist auch eine Allegorie<br />
der menschlichen Erfahrungen, eine<br />
Erkundung der Beziehung zwischen<br />
Schein und Identität, Einbildung und<br />
Glauben, Theater und Realität.<br />
In dieser Retrospektive zeigt der Martin-<br />
Gropius-Bau eine Auswahl von etwa<br />
zweihundert Fotografien, die es ermöglichen,<br />
Ursprünge und Inspiration in der<br />
Fotografie von Diane Arbus kennenzulernen.<br />
Die Ausstellung zeigt neben<br />
berühmten Aufnahmen auch zahlreiche<br />
Bilder, die bisher noch nie veröffentlicht<br />
wurden.<br />
Der letzte Raum der Ausstellung ist einer<br />
ausführlichen und kritischen Dokumentation<br />
von Diane Arbus Leben und Werk<br />
gewidmet.<br />
Die fotografischen Arbeiten von Diane<br />
Arbus wurden nur mit denjenigen Titeln<br />
beschriftet, die ihnen die Künstlerin<br />
selbst gegeben hat. Es wird auf eine chronologische,<br />
thematische oder wissenschaftliche<br />
Ordnung verzichtet. Somit<br />
können alle Ausstellungsbesucher den<br />
Bildern so begegnen, wie auch die Fotografin<br />
ihren Sujets begegnet ist: unmittelbar<br />
und unvoreingenommen.<br />
Junger Mann mit Lockenwicklern zu Hause in der West 20th Street, N.Y.C., 1966<br />
Copyright © The Estate of Diane Arbus<br />
Junge mit Strohhut, der darauf wartet, in einer<br />
Pro-Kriegsparade mitzumarschieren, N.Y.C.,1967<br />
Copyright © The Estate of Diane Arbus<br />
Bildband:<br />
Diane Arbus: Revelations<br />
Schirmer Mosel Verlag<br />
Englisch / Hardcover<br />
ISBN 978-3-8296-0089-7<br />
Buchhandelsausgabe Euro 58,–<br />
Identische Zwillinge, Roselle, N.J., 1967<br />
Copyright © The Estate of Diane Arbus<br />
bis 23. September <strong>2012</strong><br />
Martin-Gropius-Bau<br />
Niederkirchnerstraße 7<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Mi – Mo 10 – 19 Uhr<br />
Dienstags geschlossen<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
15
Galerien<br />
Fabian Scheidler<br />
»DISPLACED PLACES«<br />
Foto-Synthesen<br />
imago fotokunst präsentiert Arbeiten<br />
des Berliner Fotokünstlers und Autors<br />
Fabian Scheidler. Zu sehen sind drei<br />
Triptychen und 15 Einzelbilder aus den<br />
Jahren 2007 bis <strong>2012</strong>. Mit der Technik<br />
der digitalen Fotomontage schafft<br />
Fabian Scheidler surreale, teils absurde,<br />
verstörende oder auch erheiternde Bildwelten,<br />
die den Betrachter an entwurzelte,<br />
heimatlose Orte versetzen – an<br />
»DISPLACED PLACES«.<br />
Wüstenlandschaften, Orte des Durchgangs<br />
wie Flughäfen und verlassene<br />
Bahnsteige, zerfallende Überreste großtechnischer<br />
Strukturen verbinden sich<br />
zu Räumen, die im Grenzbereich zwischen<br />
Traum und Wirklichkeit angesiedelt<br />
sind.<br />
»Die Montagen«, so Scheidler, »sind im<br />
Grunde Filme, die in einem Bild kondensiert<br />
sind. Wie in einem Hologramm.<br />
Es gibt darin Geschichten, Charaktere,<br />
Dramaturgien, Schauplätze, Bewegung,<br />
Zeitqualitäten, Montage – alles, was es<br />
in einem Film gibt. Nur ohne Film. Der<br />
Film entfaltet sich im Kopf des Betrachters.«<br />
Fabian Scheidler (geboren 1968) lebt<br />
und arbeitet in Berlin. Nach ersten filmischen<br />
Arbeiten studierte er Theaterregie<br />
in Frankfurt/M. bei Hans Hollmann<br />
und Luc Bondy. Es folgten Regiearbeiten<br />
in München, Hamburg und Berlin u.a in<br />
Zusammenarbeit mit dem japanischen<br />
Noh-Theater-Meister Akira Matsui. Von<br />
2003 bis 2007 war Fabian Scheidler<br />
Dramaturg am Berliner Grips Theater,<br />
wo 2007 auch sein Stück »Prima<br />
Klima« uraufgeführt wurde. Seit 2007<br />
ist er selbständig als Autor, Dramaturg<br />
und bildender Künstler tätig. 2009 gründete<br />
er zusammen mit dem Journalisten<br />
David Goeßmann das unabhängige TV-<br />
Nachrichtenmagazin Kontext TV.<br />
Die Arbeit an digitalen Fotomontagen<br />
begann im Jahr 2003, von 2008 bis 2011<br />
folgten drei Einzelausstellungen und<br />
drei Gruppenausstellungen in Berlin.<br />
16 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Fabian Scheidler, »Die neue Heimat«,(Original in Farbe)<br />
www.counter-images.de<br />
info@counter-images.de<br />
© Fabian Scheidler, »Department Store«,(O.i.F.)<br />
Vernissage:<br />
17. August <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
18. August bis 29. September <strong>2012</strong><br />
imago fotokunst<br />
Linienstraße 145<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Di – Fr 12 – 19 Uhr<br />
Sa 14 – 18 Uhr
Sylt<br />
im Spiegel<br />
zeitgenössischer<br />
Fotografie<br />
Sylt ist ein Mythos. Sylt ist schön. Sylt<br />
ist vom 6. Juli bis 26. August <strong>2012</strong> in<br />
Berlin zu sehen.<br />
Fünf Jahre lang haben ausgewählte<br />
Fotografen und Stipendiaten die Insel<br />
besucht und sammelten mit der Kamera<br />
ihre ganz persönlichen Eindrücke.<br />
Zusammen mit Aufnahmen, die bereits<br />
in den 60er und 70er Jahren von den<br />
stern-Fotografen Robert Lebeck und<br />
Volker Hinz fotografiert wurden, entstand<br />
ein Bilder-Kaleidoskop, das Sylt,<br />
seine Landschaften und Menschen aus<br />
den unterschiedlichsten Blickwinkeln<br />
reflektiert.<br />
Die Bildautoren rieben sich an den<br />
bestehenden Klischees und gelebten<br />
Widersprüchen, ließen sich aber auch<br />
anregen und entdeckten ihre eigenen<br />
Themen und besonderen Sichtweisen,<br />
mal dokumentarisch, mal künstlerisch.<br />
Die Ausstellung bietet, ohne den<br />
Anspruch auf Vollständigkeit oder den<br />
Zwang, touristische Sehnsüchte befriedigen<br />
zu müssen, ein weitgefächertes<br />
fotografisches Panorama.<br />
Fotografen der Ausstellung sind: Julia<br />
Baier, Peter Bialobrzeski, Jörg Brüggemann,<br />
Denis Brudna, Tine Casper,<br />
Christian Diehl, Christoph Engel, Hans<br />
Hansen, Volker Hinz, Britta Isenrath,<br />
Martin Kollar, Ingar Kraus, Martin Liebscher,<br />
Robert Lebeck, Julia Maria Max,<br />
Dita Pepe, Christian Popkes, Martin<br />
Pudenz, Anja Schaffner, Evzen Sobek,<br />
Grit Schwerdtfeger, Susanne Schleyer<br />
und Michael J. Stephan, Thomas<br />
Wrede.<br />
Organisation: Das Fabrik Fotoforum<br />
Hamburg in Zusammenarbeit mit dem<br />
kunst:raum syltquelle, Photonews und<br />
mit Unterstützung der Sylter Kommunen<br />
und der Hewlett-Packard GmbH.<br />
© Peter Bialobrzeski, (Original in Farbe)<br />
© Robert Lebeck<br />
Vernissage:<br />
5. Juli <strong>2012</strong>, um 19 Uhr<br />
6. Juli bis 26. August <strong>2012</strong><br />
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus<br />
Willy-Brandt-Haus<br />
Stresemannstraße 28<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Di – So 12 – 18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
17
Galerien<br />
Fred Baumgart<br />
»AKT mit HUT und<br />
MANTEL«<br />
Fred Baumgart, 1942 geboren und<br />
seit 1968 selbstständig im Bereich<br />
Gesellschaftsfotografie.<br />
Aus Liebe zur Fotografie entstehen<br />
oft neue Ideen, die den täglichen<br />
Arbeitsrhythmus<br />
neu beleben . So entstand auch diese<br />
Serie , Akt mit Hut und Mantel.<br />
Ein Model nur teilweise nackt zu<br />
fotografieren finde ich unter Umständen<br />
reizvoller als einen totalen Akt.<br />
Im Sommer 2004 habe ich mit meinem<br />
Model an verschiedenen Orten in<br />
Berlin<br />
zahlreiche Aufnahmen gemacht. Unter<br />
anderem am Spreeufer, an Resten der<br />
Berliner Mauer, an der Oberbaumbrücke<br />
sowie in einer stillgelegten Fabrik, usw.<br />
Alle Aufnahmen sind analog in SW und<br />
Color entstanden.<br />
© Fred Baumgart<br />
18 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Fred Baumgart<br />
Vernissage:<br />
7. September <strong>2012</strong>, um 19 Uhr<br />
7. September bis 30. September <strong>2012</strong><br />
DIE AKTGALERIE<br />
Krossener Straße 34<br />
10245 Berlin-Friedrichshain<br />
Fr, Sa, So 16 – 20 Uhr
Charlotte Thömmes<br />
»Recycled Memories«<br />
Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick<br />
scheint. Hinter jeder Oberfläche verbergen<br />
sich weitere Ebenen. Die Berliner<br />
Fotokünstlerin Charlotte Thömmes zeigt<br />
vom 7. Juli bis zum 18. August im Luxad<br />
ihre Sicht auf unsere Welt.<br />
Wo liegen diese Orte? Sind sie real<br />
oder blicken wir in die Tiefen eines<br />
Traums? Die Bilder von Charlotte Thömmes<br />
scheinen aus einer anderen Welt<br />
zu stammen. Landschaften, Menschen,<br />
verlassene Straßen, Einöde – es sind<br />
poetische Momentaufnahmen, auf Polaroid<br />
erstarrte Emotionen, mit denen der<br />
Betrachter konfrontiert wird.<br />
Die Fotografin hat auf ihren Reisen<br />
durch die Welt Eindrücke festgehalten,<br />
die geheimnisvoll wirken, befremdlich<br />
surreal. Sie zeigt uns eine Welt, die dem<br />
normalen Reisenden verborgen bleibt.<br />
Konturen verschwimmen, Farben verändern<br />
sich, Schatten ziehen auf, Landschaften<br />
zeigen sich als Silhouette aus<br />
Gefühlen. Charlotte Thömmes hat kein<br />
Abbild der Wirklichkeit erschaffen, sondern<br />
sie offenbart ihre Gefühlswelt in<br />
diesen Bildern.<br />
Der Entstehungsprozess endet oft nicht<br />
mit dem fotografieren. Das gewonnene<br />
Bildmaterial nutzt die Künstlerin experimentell.<br />
Auf unterschiedlichste Weise<br />
werden die Polaroids manuell weiter<br />
bearbeitet, um zusätzliche Dimensionen<br />
freizulegen.<br />
Im Luxad wird eine Auswahl ihrer Bilder<br />
in einzigartigen Rahmen aus recyceltem<br />
Holz gezeigt.<br />
© Charlotte Thömmes, »Charlys Hände«, (Original in Farbe)<br />
Vernissage:<br />
6. Juli <strong>2012</strong> um 19 Uhr<br />
7. Juli bis 18. August <strong>2012</strong><br />
Luxad<br />
Mommsenstraße 42<br />
10629 Berlin-Charlottenburg<br />
Mo – Fr 10 – 19 Uhr<br />
Sa 12 – 18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
© Charlotte Thömmes, »Spiegelmeer«, (O.i.F.) © Charlotte Thömmes, »Vogel im Käfig«, (O.i.F.)<br />
19
Galerien<br />
Gruppe Blaue Ampel<br />
»Berlin, 18.15«<br />
Ulrike Altekruse, Sydonia Duczek, Karl<br />
Förster, Peter Krabbe, Marcel Schock,<br />
Carola Thielecke, Monika von Wegerer<br />
18.15 ist eine Zwischenzeit, ein Übergang:<br />
der Tag endet und der Abend<br />
beginnt. In den Berliner Zentren ist eine<br />
sehr lebendige Zeit auf den Straßen, mit<br />
viel Verkehr und viel Bewegung. Es ist<br />
eine Zeit, in der für viele der Arbeitstag<br />
endet, zu der nur hier und da ist<br />
noch ein Bürofenster erleuchtet ist, wo<br />
jemand lange arbeitet. Für die Nachtarbeiter,<br />
von denen es in der Großstadt<br />
viele gibt, beginnt dagegen die Arbeit.<br />
Die Verkehrsmittel füllen sich, an den<br />
Haltestellen und Fußgängerampeln<br />
bilden sich Menschentrauben, die Bürgersteige<br />
sind voll, hier und da gibt es<br />
Stau. In den Lebensmittelläden gibt es<br />
einen letzten Ansturm, schnell werden<br />
noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft.<br />
Es ist aber auch die Zeit, in der die Leute<br />
zur Ruhe kommen, ihren Abend planen.<br />
Familien treffen sich daheim am Abendbrottisch.<br />
Andere Menschen sitzen beim<br />
»Feierabendbier« oder gehen zur »Afterwork-Party«.<br />
18.15 Uhr ist eine Zeit,<br />
zu der viel gewartet wird: Die einen<br />
warten auf den Feierabend, andere auf<br />
den Bus, wieder andere auf ihre Verabredung,<br />
ihr »Date«, den Beginn des<br />
Abendprogramms im Fernsehen oder<br />
eines Volkshochschulkurses. In den<br />
Theatern warten die Garderobenfrauen<br />
auf das Publikum, in den Restaurants<br />
die Kellner auf die Gäste. Bald wird sich<br />
alles mit Leben füllen. Es ist auch eine<br />
erwartungsvolle Zeit. Gleichzeitig gibt<br />
es – vor allem an der Peripherie - Orte,<br />
wo um 18.15 Uhr alles still und ausgestorben<br />
ist .<br />
Die Stimmung um 18.15 Uhr verändert<br />
sich mit der Jahreszeit. Während die<br />
Menschen im Winter schnell ins Warme<br />
möchten und eilig zu ihrem Ziel streben,<br />
ist die Stimmung im Sommer gelassener,<br />
die Menschen verweilen auf der<br />
Straße, sitzen in den Straßencafés, trinken<br />
auf dem Weg in den Abend noch<br />
etwas und beobachten das Leben auf<br />
der Straße. Auch die Lichtstimmung ist<br />
verschieden: Im Winter ist es um 18.15<br />
20 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Karl Förster, (Original in Farbe)<br />
© Ulrike Altekruse, (Original in Farbe)<br />
schon dunkel, im Sommer noch hell, für<br />
eine kurze Zeit des Jahres ist um 18.15<br />
Uhr die »Blaue Stunde«, diese stimmungsvolle<br />
Zeit, in der sich der Berliner<br />
Himmel azurblau färbt. In der Ausstellung<br />
will die Blaue Ampel versuchen,<br />
sowohl die winterliche Stimmung um<br />
18.15 Uhr wie auch das sommerliche<br />
Pendant einzufangen.
© Peter Krabbe, (Original in Farbe)<br />
© Sydonia Duczek, (Original in Farbe)<br />
© Marcel Schock, (Original in Farbe)<br />
© Carola Thielecke, (Original in Farbe)<br />
© Monika von Wegerer, (O.i.F.)<br />
bis 14. Oktober <strong>2012</strong><br />
Café Aroma Photogalerie<br />
Hochkirchstraße 8<br />
10829 Berlin-Schöneberg<br />
Mo – Fr 18 – 24 Uhr<br />
Sa + So 14 – 24 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
BLAUE AMPEL ist ein Zusammenschluss<br />
von einer seit dem Jahr 2000 bestehenden<br />
Gruppe von Berliner Foto KünstlerInnen.<br />
Die Mitglieder der Blauen<br />
Ampel arbeiten sowohl an gemeinsamen<br />
als auch an individuellen Projekten.<br />
Die Arbeiten werden in Form von<br />
Ausstellungen, auf der Web-Seite (www.<br />
blaue-ampel.de) und seit 2009 in Jahrbüchern<br />
der Gruppe präsentiert.<br />
Gruppenausstellungen<br />
2011 OpenAir Gallery 2011, Mauerpark,<br />
Berlin<br />
2010 »Bewegte Stille«, Offener Kunstverein,<br />
Potsdam<br />
2009 »Bitte wenden«, Galerie in der<br />
Neuen Kauffahrtei, Chemnitz, »Es ist<br />
alles eitell«, Seenlandkunst, Woserin,<br />
»Blaustelle 1«, Alte Schule, Wiesenburg,<br />
»Von beiden Seiten betrachtet«, Galerie<br />
Konvex 99, Berlin<br />
2006 »Kleine Welten«, Duncker 15,<br />
Berlin<br />
2005 »Heimatkunde«, Offene Ateliers,<br />
Berlin<br />
2002 »Am Anfang war das Rot«, Galerie<br />
Engler & Piper, Berlin<br />
21
Galerien<br />
Daisaku Oozu<br />
»INVISIBLESCAPES«<br />
Der Fotograf Daisaku Oozu, der sowohl<br />
Fotografie in Osaka wie auch Philosophie<br />
in Kyoto studiert hat und jetzt in Yokohama<br />
lebt, hatte bisher als Schwerpunkt seiner<br />
Arbeit die Themen Landschaft, Meer und<br />
Licht. Seine neueste Ausstellung in der<br />
galerie son greift diese wieder auf, neuerdings<br />
auch in Zusammenhang mit der<br />
Nuklearkatastrophe in Fukushima. Seit<br />
2009 ist es ihm ein wichtiges Anliegen,<br />
seine Sorge um heutige Umweltprobleme<br />
künstlerisch in die Fotografie zu transponieren.<br />
Der Atomreaktorunfall im<br />
vergangenen Jahr hat ihn in diesem<br />
Bestreben bestärkt. So ist ein Teil der<br />
Bilder, die in Berlin zu sehen sein werden,<br />
ein Jahr nach der Katastrophe in der<br />
betroffenen Präfektur Fukushima aufgenommen<br />
worden. Es geht Oozu aber<br />
nicht um eine journalistische Perspektive,<br />
vielmehr zeigt er Szenerien des Alltags<br />
außerhalb des Sperrgebiets.<br />
Der mehrdeutige Ausstellungstitel<br />
»Invisiblescapes« verweist sowohl auf<br />
eine versteckte (innere) Landschaft wie<br />
auch auf die unsichtbare Strahlung und<br />
die sich darin bewegenden und innerlich<br />
absentierten Menschen. Die Bilder sind<br />
schwarzweiß, deren Licht ist mehrdeutig,<br />
gibt keine Tageszeiten zu erkennen<br />
und wirkt leicht künstlich. Durch dieses<br />
merkwürdige dunkle Licht, Wolken<br />
oder Schatten wirken die Motive nie<br />
ganz harmlos, immer ist eine latente<br />
Bedrohung spürbar. Die Titel verdeutlichen<br />
und ergänzen das<br />
Unheilvolle, z. B. dasjenige eines in<br />
Iitate, Fukushima aufgenommenen<br />
Bildes: »Deathly silence in heavily-polluted<br />
area«.<br />
Oozu verwendet traditionsreiche Motive<br />
wie einen blühenden Kirschbaum oder<br />
das Tor zu einem Shinto-Schrein, die<br />
geradezu als Symbol für Japan gedeutet<br />
werden können, und kontrastiert<br />
sie mit der Gegenwart: Unter der<br />
Kirschblüte ist statt einer sich vergnügenden<br />
Menschenmenge ein aufgetürmter<br />
Schutthaufen zu sehen, das Tor zu<br />
einem Tempel in Nagasaki ist aufgrund<br />
des zweiten Atombombenabwurfs 1945<br />
22 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Daisaku Oozu / galerie son<br />
© Daisaku Oozu / galerie son<br />
nur zur Hälfte erhalten und dient als<br />
Mahnmal. Die verheerenden Folgen<br />
des Reaktorausfalls werden so auch mit<br />
den Folgen der Atombombenabwürfe in<br />
Hiroshima und Nagasaki verglichen.<br />
In »Dumpsite / Niigata City«, 2010 in<br />
einer der großen Hafenstädte Japans<br />
aufgenommen, blickt ein Mann von<br />
einem Café durch eine Glasscheibe auf<br />
eine riesige Schutthalde am Meer. Ein<br />
Kontrast entsteht zwischen dem verloren<br />
wirkenden Menschen à la Edward<br />
Hopper und einer radikal veränderten<br />
Landschaft, ob sichtbar oder unsichtbar.<br />
Eine Landschaft, die in Form von Meer,<br />
umgepflügter Erde oder aufgetürmten<br />
Trümmern dem Menschen keine Heimat<br />
mehr bietet, sondern etwas ganz wesensfremdes<br />
ist. Die gezeigten Menschen<br />
sind die Opfer: die Anwohner, die ihr<br />
Leben inmitten von Ruinen und Chaos<br />
stoisch weiterleben und mit der dauernden<br />
Bedrohung einer verseuchten<br />
Umwelt leben müssen. Ein Ausweg ist<br />
nicht in Sicht.<br />
Verena ALVES-RICHTER<br />
bis 11. August <strong>2012</strong><br />
galerie son<br />
Mauerstraße 80<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di – Sa 11 – 18 Uhr<br />
www.galerie-son.com
Hildegard Ochse<br />
(1935 – 1997)<br />
»Das Vermächtnis<br />
einer<br />
Autorenfotografin«<br />
Die kommunale Galerie HAUS<br />
am Kleistpark zeigt die Ausstellung<br />
Hildegard Ochse (1935 – 1997). »Das<br />
Vermächtnis einer Autorenfotografin«.<br />
Damit engagiert sich die Galerie ein weiteres<br />
Mal für die Berliner Autoren-und<br />
Stadtfotografie. Die Ausstellung wurde<br />
von dem Fotohistoriker und Publizisten<br />
Dr. Enno Kaufhold kuratiert.<br />
Als Schülerin und Workshop-<br />
Teilnehmerin der von Michael Schmidt<br />
gegründeten und inzwischen legendären<br />
Kreuzberger Werkstatt für Photografie<br />
hat sich Hildegard Ochse einen kritischen<br />
Blick als Fotografin angeeignet.<br />
Ihre im Stil der Dokumentarfotografie<br />
gehaltenen Arbeiten durchdringen die<br />
Oberfläche einer Situation bzw. eines<br />
Gegenstandes und zeigen auch das,<br />
was sich hinter dem primär Sichtbaren<br />
verbirgt. Das macht ihre eindrucksvollen<br />
Fotografien zu Bild gewordenen<br />
Metaphern.<br />
Die nach sieben Werkgruppen<br />
thematisch geordnete Ausstellung<br />
präsentiert mehr als 190 Originalabzüge<br />
der Fotografin. Zu sehen sind Motive<br />
der frühen achtziger Jahre aus dem<br />
angesagten Künstler-Café Mitropa in<br />
der Goltzstrasse um Musiker wie Blixa<br />
Bargeld, eine Serie von Fotografien, die<br />
entlang der Westberliner S-Bahnstrecken<br />
aufgenommen wurde, des weiteren<br />
Porträts von Berliner Beamten sowie<br />
von Mitarbeitern der KPM-Betriebe und<br />
schließlich abstrahierende Bilder der<br />
Berliner Mauer, die unmittelbar nach<br />
deren Fall entstanden.<br />
Die Arbeiten von Hildegard Ochse wurden<br />
in Berlin, in Deutschland sowie im<br />
Ausland ausgestellt. Teile ihrer Arbeiten<br />
befinden sich in der fotografischen<br />
Sammlung der Berlinischen Galerie.<br />
15 Jahre nach dem Tod von Hildegard<br />
© Hildegard Ochse, aus der Serie: »Beamte«<br />
© Hildegard Ochse, »Cafe M«<br />
Ochse erlaubt diese erste Retrospektive,<br />
das Werk dieser Autorenfotografin neu<br />
zu entdecken. Begleitend zur Ausstellung<br />
zeigt Benjamin Ochse, ihr Sohn, zwei<br />
Videos zu den fotografischen Arbeiten<br />
von Hildegard Ochse.<br />
bis 29. Juli <strong>2012</strong><br />
HAUS am KLEISTPARK<br />
Grunewaldstraße 6<br />
10823 Berlin-Schöneberg<br />
Di – So 10 – 19 Uhr<br />
www.hausamkleistpark.de<br />
www.hildegard-ochse.de<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
23
Galerien<br />
Kathrin Tschirner<br />
»Tracks – Moskau-<br />
Burjatien-Ulan Bator«<br />
Die sibirische Republik Burjatien ist<br />
selbst vielen Russen kein Begriff, obwohl<br />
sie die gleiche Fläche wie Deutschland<br />
einnimmt. Eine Reportage über Electro-<br />
Dance-Kids im Rahmen ihres Master-<br />
Studiums verschlug Kathrin Tschirner<br />
im Spätsommer 2011 in die Hauptstadt<br />
der Region, Ulan Ude. Dabei entstand<br />
das Fotoprojekt »Tracks«.<br />
Von Moskau aus machte sich die Fotografin<br />
auf den Weg, um jene Gebiete zu<br />
erkunden, die schon immer durch ihre<br />
Superlative die Phantasien der Menschen<br />
beflügelt haben. Ein Meer aus<br />
Landschaft und Laub musste durchfahren<br />
werden. Viele Tage und Nächte mit<br />
mehr als fünfzig Menschen in einem<br />
Wagon und Freundschaften ohne eine<br />
gemeinsame Sprache prägten die Reise.<br />
Der Weg führte sie über die Grenze in die<br />
Mongolei, einem ruhigen Land, atemberaubend<br />
durch seine Natur und Tradition,<br />
doch der sich stets selbst beschleunigende<br />
Fortschritt ist allgegenwärtig.<br />
© Kathrin Tschirner<br />
»Tracks« erzählt von der Suche nach den<br />
Erwartungen und Erlebnissen am Wegesrand.<br />
Ohne Begleitung unterwegs, war<br />
es das Ziel der Fotografin, ganz persönliche<br />
Eindrücke im Stil eines visuellen<br />
Tagebuchs festzuhalten.<br />
24 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Kathrin Tschirner<br />
© Kathrin Tschirner © Kathrin Tschirner<br />
Vernissage: 17. August <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
18. August bis 9. September <strong>2012</strong><br />
aff Galerie<br />
Kochhannstraße 14<br />
10249 Berlin-Friedrichshain<br />
Sa + So 14 – 17 Uhr<br />
www.aff-berlin.com
Guy Batey<br />
Thomas Graichen<br />
»Absence | Presence«<br />
Guy Bateys Fotografien erforschen die<br />
menschliche Abwesenheit und die<br />
verschiedenen Arten, in denen diese<br />
Abwesenheit fühlbar werden kann. Es ist<br />
die Erforschung eines Paradox: Es finden<br />
sich keine Menschen in irgendeinem<br />
seiner Bilder und dennoch kann der<br />
Betrachter einen Hauch menschlicher<br />
Präsenz spüren. Guy Batey entdeckt Orte<br />
und Objekte, die eher alltäglich sind –<br />
eine gewöhnliche Straße, eine Ecke oder<br />
ein zurückgelassener Gegenstand. Und<br />
dennoch stechen diese Orte und Objekte<br />
aus dem Alltäglichen hervor, durch<br />
einen besonderen Nachklang und durch<br />
eine besondere ihnen innewohnende<br />
Eigenschaft, die das Gefühl von etwas<br />
noch immer Lebendem und Atmendem<br />
vermittelt.<br />
In einigen der Bilder verfügen die<br />
Objekte über eine nicht zu ihnen<br />
passende Präsenz. Die Objekte scheinen<br />
ihre menschliche Geschichte wie einen<br />
Abdruck zu tragen, so als würden sie<br />
Spuren der Menschen verkörpern, die<br />
sie berührt haben.<br />
Andere Fotografien erscheinen wie<br />
gerade verlassene Bühnenbilder mit<br />
ihren jetzt nutzlosen Requisiten. Sie<br />
sind Orte, an denen die Echos der<br />
Aufführungen noch immer nachklingen.<br />
Dieses Gefühl der Leere fungiert fast als<br />
ein Vakuum, das den Betrachter ins Bild<br />
zieht, um die Szene wiederzubeleben.<br />
Die bisherigen fotografischen Arbeiten<br />
von Thomas Graichen beschäftigen sich<br />
oft mit der Erforschung des städtischen<br />
Raumes. Darunter befinden sich<br />
Aufnahmen von gebauten Strukturen, die<br />
das Wahrgenommene in einen neuen<br />
Kontext stellen, leicht übersehbares<br />
fokussieren und sichtbar machen. Die<br />
reine Betrachtung des Ortes und seiner<br />
Strukturen hat er nun erweitert durch<br />
dessen Wechselwirkung mit einzelnen<br />
Menschen in ihm.<br />
© Thomas Graichen © Thomas Graichen<br />
© Guy Batey, (O.i.F.)<br />
Für die Arbeit mit seinen Protagonisten<br />
im Raum verwendet Thomas Graichen<br />
- meist abgelegene - Orte in der Stadt.<br />
Orte die er zuvor „gefunden“ hat, die<br />
ihn berührt haben, die ihm etwas<br />
verborgenes, noch unbelebtes und<br />
geheimnisvolles vermitteln. Für seine<br />
eingeladenen Protagonisten sind diese<br />
Orte dagegen meist vollkommen neu.<br />
Die Fotografien entstehen während<br />
der gemeinsamen Entdeckung und<br />
Erforschung dieser Orte zusammen mit<br />
der portraitierten Person und werden<br />
beeinflusst davon, wie sie mit dem Raum<br />
interagiert und sich in ihm positioniert.<br />
Der Fotograf fängt dabei ein, wie sie<br />
zu einem neuer Bestandteil des Ortes<br />
wird.<br />
Die Aufmerksamkeit der Protagonisten<br />
in Thomas Graichen’s Fotografien ist<br />
nicht auf den Betrachter gerichtet –<br />
sie ist anderswo. Sie sind eingetaucht<br />
in ihre neue Umgebung und befinden<br />
sich ganz in ihr. Der Betrachter kann<br />
Vernissage: 21. September <strong>2012</strong>,<br />
19 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
ihnen dabei unbeobachtet vom Rand<br />
des Bildes her beiwohnen.<br />
Guy Batey ist ausgebildeter Schriftsetzer.<br />
Er hat 15 Jahre als abstrakter Maler in<br />
London gearbeitet und ausgestellt.<br />
Danach hat er sich der Fotografie<br />
zugewandt. Vor kurzem wurden seine<br />
jüngsten Arbeiten in der Getty Gallery<br />
London und der aff Galerie Berlin<br />
gezeigt. Außerdem wurden zahlreiche<br />
seiner Bilder in Online-Galerien<br />
vorgestellt.<br />
Thomas Graichen, in Berlin geboren,<br />
lebt und arbeitet in Berlin. In den<br />
vergangenen Jahren waren seine<br />
Fotografien in mehreren Einzel- und<br />
Gruppenausstellungen in Berlin, sowie<br />
im Museum Schloß Wilhelmshöhe in<br />
Kassel zu sehen. Im Jahr 2008 war er<br />
mit einer zweiteiligen Ausstellung am<br />
Europäischen Monat der Fotografie in<br />
Berlin beteiligt.<br />
22. September bis 14. Oktober <strong>2012</strong><br />
aff Galerie<br />
Kochhannstraße 14<br />
10249 Berlin-Friedrichshain<br />
Sa + So 14 – 17 Uhr<br />
www.aff-berlin.com<br />
25
Galerien<br />
Faszination<br />
NEW YORK<br />
Zwölf Fotografinnen und Fotografen<br />
sehen New York und zeigen ihr ganz<br />
persönliches Bild der Stadt. Das quirlige<br />
Leben auf der Straße mit dem Einfluss<br />
von so vielen verschiedenen Kulturen,<br />
das Leben in der Metropole mit seinen<br />
Licht- und Schattenseiten und die grandiose<br />
Architektur stehen im Fokus der<br />
Fotografien von 1948 bis heute.<br />
© Leonard Freed<br />
Fotografien von:<br />
Will McBride, Karol Kállay, Sibylle Bergemann,<br />
René Burri, Lutz Dille, Arno<br />
Fischer, Leonard Freed, Clemens Kalischer,<br />
Max Jacoby, Erika Stone, George<br />
Friedman, Norbert Bunge<br />
© Max Jacoby<br />
26 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Clemens Kalischer<br />
© René Burri<br />
© Norbert Bunge<br />
30. Juni bis 28. Juli <strong>2012</strong><br />
Galerie argus fotokunst<br />
Marienstraße 26<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Do – Sa 14 – 18 Uhr
DIRK ALVERMANN<br />
»Streiflichter 1956–65«<br />
Fotografien aus Warschau, Tirana,<br />
Neapel, Peniscola, Sheffield<br />
Dirk Alvermanns frühe Fotografien<br />
zeigen uns Bilder von persönlicher<br />
Anteilnahme. Sein wacher und unsentimentaler<br />
Blick gibt uns einen Hinweis<br />
auf soziale Umbrüche der letzten 50<br />
Jahren in Warschau, Tirana, Neapel und<br />
Sheffield. Sein Interesse galt immer den<br />
Menschen in ihrem sozialen Umfeld.<br />
Dirk Alvermanns Fotografien sind erst<br />
in den letzten Jahren wieder in unser<br />
Bewusstsein gerückt worden - besonders<br />
durch seine Fotobücher, die jetzt<br />
im Steidl Verlag erschien sind.<br />
© DIRK ALVERMANN, »Scheffield«<br />
© DIRK ALVERMANN, »Scheffield«<br />
© DIRK ALVERMANN, »Neapel«<br />
© DIRK ALVERMANN, »Warschau« © DIRK ALVERMANN, »Scheffield«<br />
© DIRK ALVERMANN, »Neapel«<br />
25. August bis 6. Oktober <strong>2012</strong><br />
Galerie argus fotokunst<br />
Marienstraße 26<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Do – Sa 14 – 18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
27
Galerien<br />
Hans Hochheim<br />
»Kaffeehaus-Kultur«<br />
»Die Leidenschaft von Hans Hochheim,<br />
Jahrgang 1951, gehört der klassischen<br />
analogen schwarz-weis Fotografie,<br />
der er seit seinem 12. Lebensjahr<br />
nachgeht. Ihn interessieren insbesondere<br />
Menschen in ihren Lebenszusammenhängen.<br />
Er ist der Auffassung,<br />
dass Gesichter mehr erzählen als 1000<br />
Worte. Dabei ist ihm das wichtigste, die<br />
Würde der fotografierten Personen nicht<br />
zu verletzen. In zahlreichen Reisen in<br />
europäische Städte fotografierte er mit<br />
der Leica M Personen in Kaffeehäusern.<br />
Es sind Aufnahmen von einer sich<br />
rapide verändernden Kultur die in wenigen<br />
Jahren so nicht mehr möglich sind,<br />
weil diese Strukturen und Lebensweisen<br />
verschwunden sein werden. Die<br />
Ausstellung zeigt erzählende Bilder die<br />
nicht, wie heute üblich, digital bearbeitet<br />
und damit verändert wurden. Bei den<br />
Leo Pompinon<br />
»Beauty of Decay«<br />
Stillgelegte Zechen, verlassene Hotels<br />
oder verfallene Brauereien haben alle<br />
eines gemeinsam: Waren sie einst noch<br />
Mittelpunkt und Heimstätte von Ideen<br />
und Entwicklungen, sind sie nun vergessen,<br />
dem Verfall preisgegeben und<br />
werden von der Natur zurückerobert.<br />
In die Höhe ragende Türme, im Licht<br />
schimmernde Metalltüren, eine marode<br />
Bausubstanz oder verblasste Farben hinterlassen<br />
dann nicht nur Bilder einer<br />
verschwindenden Zeit, sondern geben<br />
auch einen Einblick in eine einstige<br />
Welt wider.<br />
Im Chaos der räumlichen Entleerung<br />
und ökonomischen Abwicklung sucht<br />
der Fotograf Leo Pompinon nach den<br />
Geschichten des Vergangenen. Dabei<br />
interessiert ihn nicht nur die Architektur<br />
der Räume, sondern er sucht nach<br />
Spuren, die die Geschichte des verwaisten<br />
Ortes auch heute noch deutlich<br />
28 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Hans Hochheim, »Berlin«<br />
Ausstellungsbilder handelt es sich um<br />
Silber-Gelatine-Papiervergrößerungen,<br />
die vom Photographen selbst angefertigt<br />
wurden«.<br />
lesbar machen. Reste elektrischer Leitungen<br />
fungieren als »Wandstudie« vor<br />
abfallendem Putz, in »Fernsehen« wird<br />
die Poesie des Morbiden deutlich, »OP-<br />
Saal« ist Zeugnis von Vandalismus.<br />
Seine Bilder sind stets menschenleer.<br />
Zudem ist der Fotograf ein Spezialist in<br />
der räumlichen Ästhetik und Komposition.<br />
In der einfühlsamen Stille seiner<br />
Aufnahmen und in der Detailgenauigkeit<br />
seiner Bilder liegt eine außergewöhnliche<br />
Kraft. Sie sind Stillleben,<br />
die in ihrer Farbigkeit und einzigartigen<br />
Qualität eine Kulisse für die Fantasie<br />
des Betrachters bilden und ihn in<br />
eine vergangene Welt entführen.<br />
Die Melancholie verlassener Stätte mit<br />
all ihren Rudimenten menschlichen<br />
Daseins erzeugt das Gefühl von Faszination<br />
und Beängstigung. In Leo Pompinons<br />
Fotografien erscheint die Wirklichkeit<br />
surreal, aber authentisch. Im<br />
Spiel aus Licht und Schatten werden<br />
vorhandene Zusammenhänge aufgegeben,<br />
neue Strukturen bilden sich. Die<br />
Grenze zwischen Fotografie und Malerei<br />
wird dabei ebenso aufgelöst wie jene<br />
zwischen Schöpfung und Verfall.<br />
© Hans Hochheim, »Krakau«<br />
15. Juli bis 4. September <strong>2012</strong><br />
Photoplatz »Kabinett«<br />
im Hotel Bogota<br />
Schlüterstraße 45<br />
10707 Berlin-Charlottenburg<br />
www.bogota.de<br />
© Leo Pompinon, (Original in Farbe)<br />
Ein Schirm dient als Hutständer, eine<br />
Vase ist auf dem Kaminsims drapiert –<br />
wurden sie gestern oder vor 50 Jahren<br />
dort platziert?<br />
Miriam Stewering<br />
15. Juli bis 4. September <strong>2012</strong><br />
Photoplatz<br />
im Hotel Bogota<br />
Schlüterstraße 45<br />
10707 Berlin-Charlottenburg<br />
www.bogota.de
Intermezzo<br />
Collection Regard<br />
Die Ausstellung zeigt besondere<br />
Highlights aus den wichtigsten Gebieten<br />
der Sammlung: Deutsche Fotografie und<br />
das Thema Berlin. Der Fokus liegt hierbei<br />
auf Bildern der Neuen Sachlichkeit<br />
und der Subjektiven Fotografie.<br />
Es sind Fotografien von Siegfried<br />
Lauterwasser, Magritte, Chargesheimer,<br />
Hein Gorny, Heinrich Riebesehl, Hans<br />
Martin Sewcz, Henri Cartier-Bresson<br />
und Will McBride, sowie von anonymen<br />
Fotografen zu sehen.<br />
Kuratiert wird die Ausstellung von<br />
Antonio Panetta, dem künstlerischen<br />
Leiter der Collection Regard.<br />
Das Intermezzo kann als eine Art<br />
Vorbereitung auf die nächstgeplante<br />
Ausstellung im Rahmen des Europäischen<br />
Monats der Fotografie in Berlin - »Hein<br />
Gorny und Heinrich Riebesehl« - gesehen<br />
werden, die im letzen Quartal <strong>2012</strong><br />
stattfinden wird.<br />
Über die Collection Regard:<br />
»Regard« (frz.) bedeutet »Blick« oder<br />
»Aufmerksamkeit«. Unter »Collection<br />
Regard« versteht der Gründer Marc<br />
Barbey daher weniger eine Galerie,<br />
sondern vielmehr einen fotografischen<br />
Salon. »Es geht darum, … einen Ort zu<br />
schaffen, an dem gute Ausstellungen<br />
zu sehen sind, an dem man sich austauschen<br />
und mit Fotografie auseinandersetzen<br />
kann«. Die Steinstraße<br />
in der Spandauer Vorstadt, rund zehn<br />
Minuten vom Alexanderplatz entfernt,<br />
wurde dank dieses Ansatzes innerhalb<br />
des letzten Jahres zu einem wichtigen<br />
Treffpunkt für Fotointeressierte, Sammler<br />
und Gleichgesinnte. Und vor allem ein<br />
Ort für (wieder-) entdeckte Fotografen<br />
und ihre Arbeiten.<br />
Marc Barbey sammelt seit 2005<br />
Lichtbilder von ihren Anfängen bis<br />
etwa in die 1970er Jahre. Schwerpunkt<br />
der Sammlung sind Fotografien aus<br />
Deutschland und das Thema Berlin.<br />
Mittlerweile gehören zur Collection<br />
Regard das umfangreiche Oeuvre<br />
von Hein Gorny, weiterhin Werke<br />
der Fotografen Lotte Jacobi, Siegfried<br />
Lauterwasser, Heinrich Riebesehl, Toni<br />
Schneiders, Friedrich Seidenstücker,<br />
und Will McBride, sowie ausgewählte<br />
Hein Gorny (1904-1967), »Untitled« (Ruth Gorny lying on boat), 1936<br />
Gelatine silver print, 22,8 x 11, 9cm (23,2 x 17,4cm), © Hein Gorny / Collection Regard<br />
Heinrich Riebesehl (1938-2010) »331/74«, 1974<br />
Gelatine silver print, 23,6 x 34,6cm (30,3 x<br />
40,3cm), © Heinrich Riebesehl<br />
Fotografien von Paul Almasy, Bruno<br />
Barbey und Robert Capa.<br />
bis 14. September <strong>2012</strong><br />
Collection Regard<br />
Marc Barbey<br />
Steinstraße 12<br />
10119 Berlin-Mitte<br />
Fr 14 – 18 Uhr<br />
Do 11 – 21 Uhr<br />
www.collectionregard.com<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
29
Galerien<br />
Larry Clark<br />
Jugendliche Schönheit, Sexualität und<br />
drogeninduziertes Treiben – Larry Clark<br />
dokumentiert radikal-realistisch den<br />
Alltag amerikanischer Teenager jenseits<br />
bürgerlicher Moralvorstellungen. Von<br />
den Jugendlichen in seiner Heimatstadt<br />
Tulsa in den früheren 1960er Jahren bis<br />
zu heutigen Skatern in Los Angeles halten<br />
seine Werke zutiefst intime Momente<br />
fest. In ihrer Authentizität decken seine<br />
Bilder die Folgen einer dysfunktionalen<br />
Gesellschaft auf und hinterfragen die<br />
soziale Verantwortung und moralische<br />
Haltung ihrer Mitglieder.<br />
Das Revolutionäre und Einzigartige<br />
seiner Fotografien ist – bis heute – die<br />
Nähe und Vertrautheit zu den dokumentierten<br />
Personen und Situationen.<br />
Denn im Gegensatz zum klassischen<br />
Fotojournalisten, der von außen auf eine<br />
ihm fremde Welt blickt, nimmt Larry<br />
Clark nicht nur Anteil am Leben seiner<br />
Protagonisten. Vielmehr ist er selbst jenseits<br />
jeglichem Voyeurismus elementarer<br />
Teil seiner fotografierten Szene. Die<br />
Porträtierten wirken eher wie Vertraute<br />
und nicht wie Beobachtete. Ohne Larry<br />
Clark hätte sich die Fotografie nicht vom<br />
Zwang der Objektivität befreit. So hat<br />
kaum ein Fotograf die Direktheit und<br />
Intensität, mit der er in sein Thema eintaucht,<br />
jemals erreicht. Hier lässt der<br />
Künstler immer wieder seine eigene<br />
Jugend aufleben – jeweils mit neuen<br />
Protagonisten.<br />
Larry Clark verwendet eine direkte<br />
Bildsprache im Spannungsverhältnis zwischen<br />
klassischer Bildkomposition und<br />
besonderer Themenwahl, die zugleich<br />
berührt und verstört. Sein Werk konzentriert<br />
sich auf eine gelebte Sexualität in<br />
vollkommener Offenheit. Bei dessen<br />
Darstellung ist der Künstler nie denunzierend<br />
oder anklagend, sondern überlässt<br />
das Urteil dem Betrachter.<br />
C/O Berlin präsentiert erstmals in<br />
Deutschland ca. 200 Arbeiten von Larry<br />
Clark. Neben den Serien »Teenage Lust«<br />
und »Los Angeles« sowie Videos liegt der<br />
Fokus der monografischen Ausstellung<br />
auf Collagen, in denen der Künstler<br />
Fundstücke kombiniert. Ähnlich einem<br />
Film oder einer Fotoserie entstehen diese<br />
30 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Larry Clark, (Original in Farbe)<br />
© Larry Clark © Larry Clark<br />
in der Ergänzung durch Zeitungsausrisse,<br />
Briefe, Plakate und weitere Objekte. Zur<br />
Ausstellung produziert C/O Berlin exklusiv<br />
eine Publikation.<br />
Der Zutritt für Kinder und Jugendliche<br />
unter 18 Jahre ist nur in Begleitung<br />
eines Erwachsenen möglich, da Teile<br />
dieser Ausstellung gegen moralisches<br />
Empfinden verstoßen könnten.<br />
bis 12. August <strong>2012</strong><br />
C/O Berlin<br />
International Forum For Visual<br />
Dialogues<br />
Oranienburger Straße 35/36<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
täglich 11 – 20 Uhr
Edward Burtynsky<br />
»Oil«<br />
Fotografien<br />
»The Gulf of Mexico is a very big ocean.<br />
The amount of volume of oil and dispersant<br />
we are putting into it is tiny in relation<br />
to the total water volume.«<br />
Tony Hayward, CEO British Petrol<br />
Abgeräumte Schieferhalden, rostende<br />
Fördertürme, verklebte Pumpen,<br />
chromblitzende Leitungen, rauchende<br />
Raffinerien – mächtig regiert Öl die<br />
Welt. Seit über 100 Jahren ist der fossile<br />
Energieträger der Treibstoff der<br />
modernen Weltordnung mit massiven,<br />
zerstörerischen Eingriffen in die Natur.<br />
Das Zeitalter des Öls hat sich tief in die<br />
Umwelt gebrannt, Landschaften deformiert<br />
und Lebensweisen verändert. Und<br />
doch sind seine Produktion, die Basis<br />
der petrochemischen Zivilisation und<br />
ihre Folgen in ihrem ganzen Ausmaß<br />
bis heute eine terra incognita. Wie kein<br />
Fotograf zuvor dokumentiert Edward<br />
Burtynsky lückenlos den weitläufigen<br />
Kreislauf der globalen Erdölindustrie.<br />
In seinen großformatigen Aufnahmen<br />
werden en detail die Zusammenhänge<br />
zwischen Ölkonsum, seiner Förderung<br />
und Weiterverarbeitung bis hin zur<br />
Müllentsorgung und den nachhaltigen<br />
Auswirkungen auf die Landschaft sichtbar.<br />
So hinterfragt er in seiner fotografischen<br />
Serie eindringlich das Strebens nach<br />
Wohlstand sowie die Handlungen und<br />
deren Konsequenzen jedes einzelnen<br />
Menschen.<br />
»Oil« ist eine einzigartige Kartografie<br />
des Rohstoffes und deckt in vier<br />
Kapiteln dessen enorme Auswirkungen<br />
auf. In »Extraction & Refinement«<br />
liegt Burtynskys Fokus rein auf der<br />
Förderung – von kargen Ölfeldern<br />
bis hin zu labyrinthischen Fabriken.<br />
»Transportation & Motor Culture«<br />
zeigt mehrspurige Highways mit gordischen<br />
Verkehrsknoten, die sich endlos<br />
durch Metropolen und Lanschaften<br />
ziehen. Zugleich entlarvt Edward<br />
Burtynsky durch die Aufnahmen endloser<br />
Reihenhaussiedlungen, gigantischer<br />
Parkplätze und spielerischer Wettrennen<br />
© Edward Burtynsky, (Original in Farbe)<br />
die allgegenwärtige Dominanz des Autos<br />
als gesellschaftlich-kultureller Fetisch.<br />
Müllkippen für Stahlschrott, stillgelegte<br />
Förderpumpen, ausrangierte Flugzeuge,<br />
Halden voller Autoreifen und ölverschmierte<br />
Fässer – das dritte Kapitel<br />
»The End of Oil« zeigt das schmutzige<br />
Ende der Verwertungskette in all<br />
ihrem umweltschädlichen Ausmaß. Die<br />
Ausstellung fügt ein weiteres, aktuelles<br />
Thema hinzu: Edward Burtynskys »Oil<br />
Spills« von der Ölkatastrophe im Golf<br />
von Mexiko im Jahr 2010.<br />
Seine Panoramen stehen in ihrer makellosen<br />
Ästhetik und faszinierender Schönheit<br />
in der Tradition der Landschaftsmalerei<br />
des 19. Jahrhunderts – und gleichzeitig<br />
jedoch im völligen Kontrast zu ihrem<br />
dramatischen Inhalt. Sie lösen im selben<br />
Moment Faszination und Scheu,<br />
Anziehung und Beängstigung aus. Aus<br />
der Distanz oder Vogelperspektive<br />
fotografiert wirken Edward Burtynskys<br />
Sujets in ihrer Geometrie wie betörend<br />
reizvolle Landschaften. Wie ein<br />
Maler oder Bildhauer erzeugt er visuelle<br />
Abstraktion verbunden mit perfekter<br />
Bildkomposition und weichen farblichen<br />
Übergängen, die seinen Arbeiten<br />
ihren widersprüchlichen Charakter verleihen.<br />
Edward Burtynsky, geboren 1955 in St.<br />
Catharines, begann in den frühen 1970er<br />
Jahren Fotografie-Kurse zu nehmen.<br />
Er studierte bis 1976 Grafische Künste<br />
am Niagara College in Welland. An der<br />
28. Juli bis 9. September <strong>2012</strong><br />
C/O Berlin<br />
International Forum For Visual<br />
Dialogues<br />
Oranienburger Straße 35/36<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
täglich 11 – 20 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
Ryerson Universität Toronto machte er im<br />
Anschluss seinen Bachelor in Fotografie<br />
und begann als freier Fotograf zu arbeiten.<br />
Er hält drei Ehrendoktorwürden –<br />
in Rechtswissenschaft von der Queen‘s<br />
University Kingston, in Fotografie von<br />
der Ryerson University Toronto sowie<br />
für Schöne Künste vom Montserrat<br />
College of Art Boston. 2005 erhielt er<br />
den TED Prize. Im April 2006 wurde<br />
Edward Burtynsky zum Ritter des<br />
Order of Canada ernannt. 2007 hat er<br />
den Dokumentarfilm »Manufactured<br />
Landscapes« produziert und auf dem<br />
Sundance Festival präsentiert. Seine<br />
Serien »Oil«, »Quarry«, »Mines« und<br />
»Homesteads« wurden weltweit ausgestellt<br />
– unter anderem im Solomon<br />
R. Guggenheim Museum New York, in<br />
der National Gallery of Canada und<br />
der Bibliothèque Nationale de France.<br />
Edward Burtynsky lebt und arbeitet in<br />
Toronto.<br />
Vernissage: 27. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
31
Galerien<br />
Zeitlos Schön<br />
Modefotografie von<br />
Man Ray bis Mario<br />
Testino<br />
Der Traum von Schönheit und<br />
Berühmtheit ist zeit- und grenzenlos.<br />
Ob in Amerika, England, Frankreich<br />
oder Deutschland – die glanzvolle Welt<br />
der Mode bedient diese Sehnsucht und<br />
übt überall eine außergewöhnliche<br />
Anziehungskraft aus. Der legendäre<br />
Verleger Condé Nast hat mit dem<br />
von ihm 1909 erworbenen Magazin<br />
Vogue sowie weiteren aus seinem<br />
Haus stammenden Publikationen wie<br />
Vanity Fair und Glamour nicht nur<br />
der Mode eine große Bühne gegeben,<br />
sondern auch der Fotografie. Bis heute<br />
bilden diese Magazine den Ursprung<br />
für die Karrieren der renommiertesten<br />
Modefotografen.<br />
Edward Steichen, American Vogue,<br />
December 1923, © Condé Nast<br />
Condé Nast hat nicht nur einen die<br />
Modefotografie bis heute prägenden Stil<br />
entworfen. Darüber hinaus hat er ein<br />
einzigartiges Gespür für die Entdeckung<br />
neuer Talente. Seine Studios waren Orte<br />
der Kreativität, die die Haute Couture<br />
erst zur Kunst erhoben. Der erste von<br />
Condé Nast engagierte Fotograf war<br />
Baron Adolphe de Meyer; ihm folgten<br />
für die großen Bildstrecken Irving Penn,<br />
William Klein, Helmut Newton und<br />
32 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Albert Watson, American Vogue, May 1977, (Original in Farbe), © Condé Nast<br />
Nickolas Muray, Vanity Fair, October 1929, © Condé Nast<br />
David Bailey. Die Liste der Namen<br />
über die Jahrzehnte ist beeindruckend<br />
und lang: Ellen von Unwerth, Mario<br />
Testino sowie Steven Klein, einer der<br />
stilprägendsten Fotografen dieses<br />
Genres im letzten Jahrzehnt.<br />
Modefotografie hat inzwischen Einzug<br />
in Museen gehalten. Internationale<br />
Galerien und Auktionshäuser erzielen<br />
Höchstpreise für die Werke von Edward<br />
Steichen oder Erwin Blumenfeld. Für<br />
die Ausstellung hat Condé Nast sein<br />
umfangreiches Archiv geöffnet und eine<br />
Ausstellung mit insgesamt 200 Werken<br />
ermöglicht – von seltenen Fotografien<br />
der Anfänge bis hin zu spektakulären<br />
zeitgenössischen Werken.<br />
C/O Berlin ist der erste Ausstellungsort<br />
einer weltweiten Tournee. Sie wurde<br />
von der Foundation for the Exhibition<br />
of Photography, Minneapolis/Schweiz<br />
in Zusammenarbeit mit C/O Berlin
Clifford Coffin, American Vogue, June 1949, (Original in Farbe), © Condé Nast<br />
Norman Parkinson, Glamour, October 1949,<br />
(Original in Farbe), © Norman Parkinson<br />
Limited. Courtesy Norman Parkinson Archive<br />
organisiert sowie von Nathalie<br />
Herschdorfer, William Ewing und Todd<br />
Brandow kuratiert. Zur Ausstellung<br />
erscheint ein Katalog.<br />
Diane Arbus, Glamour, May 1948,<br />
(Original in Farbe), © Condé Nast<br />
Sebastian Kim, Teen Vogue, December/January<br />
2011, (Original in Farbe),<br />
© Sebastian Kim<br />
18. August bis 28. Oktober <strong>2012</strong><br />
C/O Berlin<br />
International Forum For Visual<br />
Dialogues<br />
Oranienburger Straße 35/36<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
täglich 11 – 20 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
John Rawlings, American Vogue, August 1944,<br />
(Original in Farbe), © Condé Nast<br />
Erwin Blumenfeld, American Vogue,<br />
March 1945, (Original in Farbe), © Condé Nast<br />
Vernissage:<br />
Freitag, den 17. August <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
33
Galerien<br />
Volker Wartmann<br />
»Wartmann Polaroid<br />
Collection«<br />
Ein Fotograf – ein Ort in Berlin! So lautet<br />
das Konzept des Berliner Salons für Fotokunst.<br />
Gasometer Schöneberg, Trabrennbahn<br />
Mariendorf, Flugfeld Tempelhof,<br />
Tierpark Friedrichsfelde, Winterfeldtplatz,<br />
Regierungsviertel, Neue<br />
Nationalgalerie – das waren die Themen<br />
der vergangenen Ausstellungen.<br />
Von Ende Juli bis Ende August macht<br />
der Berliner Salon für Fotokunst erstmals<br />
eine Ausnahme und präsentiert<br />
in seinen Räumlichkeiten eine Arbeit,<br />
die an verschiedenen Orten produziert<br />
wurde: eine Auswahl der Wartmann<br />
Polaroid Collection.<br />
Die Polaroid-Sofortbilder von Volker<br />
Wartmann sind eine einmalige Sammlung<br />
von Originalen – poetisch, originell<br />
und geheimnisvoll. Die Wirkung der<br />
abstrakten und konkreten Motive wird<br />
durch die Einzigartigkeit des Materials<br />
nochmals verstärkt. Gezeigt werden<br />
unter anderem Fotografien vom Jüdischen<br />
Museum, Adenauer in der Arktis,<br />
vom Hauptbahnhof, Pinguinen am Südkreuz,<br />
der Berlinischen Galerie und<br />
eisige Aussichten.<br />
Vernissage am Freitag, den 20. Juli <strong>2012</strong>,<br />
ab 19 Uhr<br />
24. Juli bis 23. August <strong>2012</strong><br />
Berliner Salon für Fotokunst<br />
Kulturhaus Schöneberg<br />
Kyffhäusserstraße 23<br />
10781 Berlin-Schöneberg<br />
Di 11 – 17 Uhr<br />
Mi 12 – 20 Uhr<br />
Do 11 – 17 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Telefon 0179 591 351 6<br />
34 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Volker Wartmann<br />
© Volker Wartmann © Volker Wartmann
MICHAEL RUETZ<br />
»THE FAMILY OF<br />
DOG«<br />
Michael Ruetz hat mit »Family of Dog«<br />
in den letzten fünfzig Jahren eine einzigartige<br />
fotografische Werkgruppe realisiert,<br />
die zugleich eine subtile und<br />
aufschlussreiche Darstellung der Menschen<br />
und ihres Sozialverhaltens ist.<br />
Denn Hunde sind das, was wir in ihnen<br />
sehen und was wir aus ihnen machen.<br />
Schlicht und einfach Tier, das ist der<br />
Hund uns selten.<br />
Michael Ruetz fotografierte Hunde auf<br />
der Straße, im Haus, am Strand oder vor<br />
dem Fernseher, wo sie regelmäßig einschlafen.<br />
Er zeigt sie allein, mit Katze<br />
und Kuh und immer wieder im Zusammensein<br />
mit dem Menschen. Doch<br />
Ruetz verzichtet auf Inszenierungen<br />
und rückt den Tieren mit der Kamera nur<br />
selten auf den Pelz. Wo sich eine provokante<br />
Bildpointe ergibt, ist sie das Produkt<br />
genauer Beobachtung. Denn wie<br />
im Leben von Menschen sind auch im<br />
Leben von Hunden komische Situationen<br />
unvermeidbar.<br />
Michael Ruetz, geboren 1940 in Berlin,<br />
lebte dreizehn Jahre im Ausland und<br />
war dann bis 2005 Professor für Kommunikationsdesign<br />
an der Hochschule<br />
für Bildende Künste Braunschweig. Er<br />
erhielt den Otto-Steinert-Preis, den Villa<br />
Massimo Preis sowie den Ordre des Arts<br />
et des Lettres. Ruetz ist Mitglied der Akademie<br />
der Künste.<br />
© Michael Ruetz, »Shampoo«, 1988,<br />
Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />
© Michael Ruetz, »Yin und Yang«, 1976, Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />
© Michael Ruetz, »Narziss«, 1976, Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />
© Michael Ruetz, »Schatzgräber«, 1988,<br />
Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />
bis 11. August <strong>2012</strong><br />
Johanna Breede<br />
PHOTOKUNST<br />
Fasanenstraße 69<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Fr 11 – 18 Uhr<br />
Sa 11 – 16 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
35
Galerien<br />
Jens Knigge<br />
»Le Thoronet<br />
– La Tourette«<br />
Synergie der Künste<br />
Platinum-Prints<br />
Romanisches Mauerwerk, Rundbögen<br />
und Würfelkapitelle neben Quadern,<br />
Pfeilern und Wandflächen aus Beton –<br />
Jens Knigge portraitiert in seinen Photographien<br />
zwei auf den ersten Blick völlig<br />
unterschiedliche Bauwerke. Die Zisterzienser-Abtei<br />
Le Thoronet wurde zwischen<br />
1160 und 1190 nach den Vorgaben<br />
von Bernhard von Clairvaux in der<br />
Provence erbaut. Durch die Verwendung<br />
des örtlichen Kalksteins hat der<br />
unbekannte Baumeister die in mehreren<br />
Ebenen gestaffelte Anlage in die Umgebung<br />
eingebunden, während der weltberühmte<br />
Architekt Le Corbusier 1956-<br />
60 mit dem Konvent Sainte-Marie de<br />
la Tourette einen die Landschaft beherrschenden<br />
Solitär erschuf. Einem gestrandeten<br />
Raumschiff gleich liegt der kompakte<br />
Großbau, Ausbildungsstätte der<br />
französischen Dominikaner, an einem<br />
abfallenden Hang auf dem Gelände<br />
eines ehemaligen Landgutes bei Lyon.<br />
Für den Minimalisten Le Corbusier war<br />
Le Thoronet gleichwohl Vorbild, eine<br />
»Architektur der Wahrheit, der Stille<br />
und der Stärke«. Um die konzeptionelle<br />
Reinheit und Geistigkeit der mittelalterlichen<br />
Sakralkunst in zeitgenössische<br />
Raumvorstellungen zu überführen,<br />
nutzte er das geometrische Element<br />
des Quadrats, etwa für die wabenartigen<br />
Öffnungen der Wohnzellen an den<br />
Außenfassaden wie für die Wände der<br />
Gemeinschaftsräume mit ihrem rhythmischen<br />
Wechsel aus offenen Glasflächen<br />
und geschlossenen Betonplatten.<br />
Hier wie dort spiegelt die Architektur<br />
die Spiritualität des monastischen<br />
Lebens wider, ist die Formensprache<br />
aufs Äußerste reduziert. Dem Prinzip<br />
der Versenkung und Reflektion folgen<br />
auch Jens Knigges Photographien, konzentrieren<br />
sich auf Licht und Raum,<br />
erkennen die Schönheit im Kargen und<br />
das Komplexe im Einfachen. Die Kraft<br />
sparsam eingesetzter architektonischer<br />
Details, die Struktur der Oberflächen<br />
36 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Jens Knigge, »Le Thoronet«<br />
© Jens Knigge, »La Tourette«<br />
und die Beschaffenheit der Materialien,<br />
des grob behauenen oder geglätteten<br />
Steins, werden in aufwendig hergestellten<br />
Platinabzügen kontrastreich<br />
und differenziert umgesetzt. »Die Seele<br />
muss das Licht suchen, indem sie dem<br />
Licht folgt«, schrieb Bernhard von Clairvaux.<br />
Photographie ist Licht-Kunst, und<br />
dem Photographen Jens Knigge gelingt<br />
es eindrucksvoll eine Brücke zwischen<br />
den Künsten und den Zeiten zu schlagen<br />
und gleichzeitig zur Kontemplation<br />
einzuladen. Susanne Schmid<br />
Vernissage:<br />
29. August <strong>2012</strong>, 19 bis 21 Uhr<br />
30. August bis 13. Oktober <strong>2012</strong><br />
Johanna Breede<br />
PHOTOKUNST<br />
Fasanenstraße 69<br />
10719 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – Fr 11 – 18 Uhr<br />
Sa 11 – 16 Uhr
© Jens Knigge, »La Tourette«<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
37
Galerien<br />
Menschenbilder<br />
Teil 1<br />
Das Thema »Menschenbilder« lässt<br />
Vieles zu und gibt der Phantasie<br />
freien Lauf. Diese Weite ausschöpfend,<br />
mit unterschiedlichen Techniken<br />
und Perspektiven arbeitend, sind<br />
sehr verschiedene Interpretationen<br />
entstanden.<br />
Larissa Honsek entführt uns mit ihrem<br />
Blick durch die Lochbildkamera in<br />
eine mystische Zauberwelt. Das Foto<br />
wird zum Gemälde, welches zum<br />
Träumen verführt. - Eine Frau wie im<br />
Märchen - unheimlich oder unschuldig?<br />
Unberührbar und verführerisch,<br />
flüchtiges Glück oder tiefe Ruhe?<br />
Beklemmend und doch beglückend -<br />
ein Moment, ein Blick ändert alles.<br />
Dann Rollentausch. Harte Realität<br />
in den Bildern von Ronald Gierth.<br />
Ungeschminkt werden Portraits<br />
von Bewohnern eines Heimes für<br />
Suchtkranke gezeigt. Menschenbilder<br />
vom Leben gezeichnet, entrückt unserer<br />
Realität, nah gebracht, und voller<br />
Wärme. Die Männer scheinen uns<br />
vertraut auf den Bildern, der Blick in die<br />
Seele wird zugelassen und respektvoll<br />
vom Fotografen aufgenommen.<br />
Was passiert, wenn der Mensch sich<br />
zurückzieht? Heike Molkentin fängt<br />
in ihren Bilder die Flüchtigkeit des<br />
menschlichen Schaffens ein. Eine<br />
verlassene alte Geflügelfarm, von der<br />
Natur zurückerobert, zu einer morbiden<br />
Schönheit verfallen.<br />
Meike Kenns Portraits ihrer Nachbarn<br />
in einem Neuköllner Mietshaus zeigen<br />
die Kontaktaufnahme zu den Menschen,<br />
deren unmittelbare Nähe in der Regel<br />
durch Fremdheit geprägt ist. Ihre<br />
Bilder durchbrechen die Anonymität<br />
und spiegeln unterschiedliche<br />
Lebensentwürfe und Schicksale<br />
wider; ein lebendiger Querschnitt der<br />
Gesellschaft, den es in dieser Form<br />
vielleicht bald nicht mehr geben wird.<br />
38 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Meike Kenn<br />
© Larissa Honsek<br />
Vernissage:<br />
2. August <strong>2012</strong>, um 18.30 Uhr<br />
Einführung: Ursula Kelm<br />
© Ronald Gierth<br />
© Heike Molkentin<br />
3. August bis 20. September <strong>2012</strong><br />
Caritas-Galerie Berlin<br />
Residenzstraße 90<br />
13409 Berlin-Reinickendorf<br />
Mo, Do, Fr 8 – 16 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
www.caritas-berlin.de<br />
Telefon 666 331 044
Mirjana Vrbaski<br />
»Verses of Emptiness«<br />
In »Verses of Emptiness« setzt sich<br />
Mirjana Vrbaski mit dem eigentlichen<br />
Wesen der Porträtfotografie auseinander<br />
und erkundet die Möglichkeiten, auf<br />
ein Bild die unendliche Ambiguität und<br />
Komplexität zu bannen, die in etwas so<br />
einfachem und an sich so klarem wie in<br />
einem Gesicht enthalten sind. Ihr Projekt<br />
»Verses of Emptiness« gründet auf der<br />
Hypothese, in der Leere sei das größte<br />
Potential an Bedeutungen enthalten.<br />
Während ihrer Aufnahmesessions ist die<br />
Fotografin stets darum bemüht, ihre sorgfältig<br />
ausgesuchten Models aus sämtlichen<br />
kulturellen und sozialen, zeitlichen<br />
und räumlichen Kontexten herauszulösen.<br />
Aus den vielen Schichten<br />
kulturell kodifizierter Wahrnehmung<br />
hervorgeholt treten die so fotografierten<br />
Menschen aus ihrer oberflächlichen<br />
Persönlichkeitsebenen heraus, um<br />
einen viel wahrhaftigeren und ursprünglicheren<br />
Zustand zu erlangen – nämlich<br />
eine solche Leere, dass man sich auch<br />
in einem anderen wiederfinden kann.<br />
Ein anonymes Model kann so zu einer<br />
Ikone werden. Es ist einem zwar vertraut,<br />
es bleibt aber dennoch allgemein<br />
und universell – tief versunken in seiner<br />
meditativen Stille. So gesehen erzählen<br />
die »Verses of Emptiness« sowohl von<br />
der Unmöglichkeit, jemanden in seiner<br />
Ganzheit erfahren zu können, als auch<br />
von dem allgemeinen Unvermögen des<br />
Menschen, seinem Nächsten voll gerecht<br />
zu werden. Aus der Erkenntnis heraus,<br />
dass sich die menschliche Persönlichkeit<br />
in einem zweidimensionalen Abbild<br />
ohnehin nicht erfassen lässt, begibt sich<br />
die Fotografin auf neues Terrain, nämlich<br />
dorthin wo sie selber, die Fotografierte<br />
und der Betrachter zusammenfinden<br />
und eins werden. Daraus entsteht das<br />
Bild von jemandem, der so zwar nicht<br />
wirklich existiert, der uns aber ein Gefühl<br />
großer Vertrautheit vermittelt.<br />
Die in Montreal geborene Mirjana<br />
Vrbaski studierte Englische Literatur an<br />
der University of Guelph in Kanada und<br />
danach 2006-2010 Fotografie an der<br />
Royal Academy of Arts in Den Haag in<br />
den Niederlanden. Seit kurzem wohnt<br />
sie in Berlin. Sie wird von der Wim van<br />
Krimpen Gallery in Amsterdam vertreten.<br />
»Verses of Emptiness« wurde u.a.<br />
mit dem 4. Platz beim renommierten<br />
Taylor Wessing Photographic Portrait<br />
Prize 2009 der National Portrait Gallery<br />
London ausgezeichnet und gewann<br />
2011 Jörg M. Colbergs Conscentious<br />
Portfolio Competition. Die Porträtserie<br />
ist nun erstmals in Deutschland bei<br />
exp12 / exposure twelve zu sehen. Die<br />
Produzentengalerie freut sich, nach dem<br />
nicht ganz freiwilligen Umzug in die<br />
Greifswalder Straße 217 damit wieder<br />
an ihren Ausstellungsreigen im Berliner<br />
Prenzlauer Berg anknüpfen zu können.<br />
www.mirjanavrbaski.com<br />
© Mirjana Vrbaski, »Girl«, (O.i.F.)<br />
© Mirjana Vrbaski, »Nare«, (O.i.F.)<br />
© Mirjana Vrbaski, »Hannah«, (O.i.F.)<br />
© Mirjana Vrbaski, »Irma«, (O.i.F.)<br />
Vernissage:<br />
14. September <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
15. September bis 7. Oktober <strong>2012</strong><br />
exp12 / exposure twelve<br />
Greifswalder Straße 217<br />
10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />
Sa – So 14 – 20 Uhr<br />
www.exp12.com<br />
39
Galerien<br />
Lotti Nass<br />
Kamila Zimmermann<br />
»Insel aus Versehen«<br />
Zwischen der Schlossbrücke Charlottenburg<br />
und dem Bahnhof Jungfernheide<br />
liegt eine unbemerkte Insel. Sie<br />
ist 1956 aus Versehen entstanden, nachdem<br />
der Westhafenkanal fertiggestellt<br />
wurde. Die Fotografinnen lenken den<br />
Blick auf einen Raum in Berlin, dem<br />
jegliches Spektakuläre fehlt.<br />
Es gibt wenige Sehenswürdigkeiten,<br />
keine Szene, keine Schlagzeilen. Dieser<br />
nördliche Teil von Charlottenburg war<br />
schon immer geprägt von der Mischung<br />
aus Wohnen und Arbeiten, Gewerbebauten<br />
kontrastieren mit Schrebergärten<br />
und stille verschlafene Ecken<br />
mit Straßen, auf denen sich Staus bilden,<br />
wenn auf der nahe liegenden Autobahn<br />
der Verkehrsfluss gestört ist.<br />
© Kamila Zimmermann<br />
Die Kaiserin-Augusta-Allee in ihrem<br />
Dornröschenschlaf – ihre Ladengeschäfte<br />
zeigen, hier gibt es noch Nischen,<br />
kleine Händler, Individualisten. Wer<br />
diese Zeitlosigkeit mit offenen Augen<br />
sucht, wird hier fündig.<br />
40 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Lotti Nass, (Original in Farbe)<br />
© Kamila Zimmermann<br />
Wie viele Inseln entwickelte sich das<br />
Gebiet nicht von einem Zentrum aus,<br />
sondern ist nach wie vor durch seine<br />
Ufer und Ränder geprägt. In der Mitte<br />
der Mierendorffplatz, ein gut gemeinter<br />
Kompromiss. Die Stadt als Mosaik, Berliner<br />
Stadtentwicklung im Kleinen.<br />
Die Fotografinnen<br />
Kamila Zimmermann und Lotti Nass<br />
interessieren sich für die Schönheit im<br />
Unspektakulären. Mit ihren Fotografien<br />
bilden sie die Identität dieser Insel ab<br />
und erkennen in ihr einen durchaus typischen<br />
Teil von Berlin. Die Fotografinnen<br />
gehören zu der Künstlergruppe KunstInsel.InselKunst,<br />
die Anfang 2011 gegründet<br />
wurde.<br />
Vernissage:<br />
1. September <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />
2. September bis 29 September <strong>2012</strong><br />
Haus am Mierendorffplatz<br />
Mierendorffplatz 19<br />
10589 Berlin-Charlottenburg<br />
Mi – Fr 16 – 18 Uhr<br />
Sa 15 – 18 Uhr
Lee Miller<br />
In Zusammenarbeit mit dem Lee Miller<br />
Archive in Chiddingly, East Sussex,<br />
Südengland, zeigt die galerie hiltawsky<br />
ab dem 3. August bis zum 6. Oktober<br />
<strong>2012</strong> eine Auswahl von ca. 40 Photographien<br />
der amerikanischen Künstlerin<br />
Lee Miller (1907 – 1977).<br />
Während sich die Ausstellung ihrer<br />
Photos auf der dOKUMENTA 13 auf<br />
Lee Millers Aufenthalt 1945 in München<br />
in Hitlers Wohnung konzentriert,<br />
zeigt die galerie hiltawsky Arbeiten aus<br />
allen Perioden ihres Schaffens: photographische<br />
Experimente aus der Zeit<br />
mit Man Ray, Portraits von Picasso und<br />
ihren Freunden aus dem Kreis der Surrealisten,<br />
Modephotographien aus ihrer<br />
Pariser Zeit und während des Krieges<br />
in London und Werke, die in Ägypten<br />
und während ihrer Arbeit als ‚embeddedjournalist’<br />
an der Seite der amerikanischen<br />
Truppen bei der Befreiung<br />
Deutschlands vom Faschismus 1945<br />
entstanden.<br />
»Fire Masks«, London 1941,<br />
All images by Lee Miller are © Lee Miller<br />
Archives, England<br />
»Model wearing a Hardie Amis suit«, London<br />
1949 (rechtes Bild)<br />
All images by Lee Miller are © Lee Miller<br />
Archives, England<br />
»Solarized Portrait of Unkown Woman«, Paris 1930,<br />
All images by Lee Miller are © Lee Miller Archives, England<br />
3. August bis 6. Oktober <strong>2012</strong><br />
galerie hiltawsky<br />
Tucholskystraße 41<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Mi – Sa 14 – 18 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
41
Galeriebericht<br />
So siehst du aus!<br />
….müssen wir uns sagen lassen, wenn<br />
wir mal wieder voll daneben liegen.<br />
Fürs fotografische Porträt ist der Slogan<br />
ein herbes Urteil. Kaum mal gelingt<br />
gestandenen Fotografen ein ehrliches<br />
Selbstbildnis. Am liebsten verstecken sie<br />
sich hinter ihrer Kamera, wie Doisneau<br />
auf unserem Titel Heft 1/<strong>2012</strong>. Deshalb<br />
liefern sie sich gern einem kompetenten<br />
Kollegen aus. Ein solcher war für den<br />
deutschen Sprachraum von 56 bis 84<br />
des vorigen Jahrhunderts Fritz Kempe,<br />
vorgestellt von Norbert Bunge bei argus<br />
fotokunst. Die 50 schlichten, handwerklich<br />
versierten Fotografenporträts lockten<br />
hauptsächlich ihresgleichen an.<br />
Vor allem die »Gehängten« waren auf<br />
der Vernissage anzutreffen, u.a. Robert<br />
Lebeck, Will McBride und Stefan Moses.<br />
Kempe war mehr Archivar als Künstler,<br />
auch Anreger und Lehrer. Seinen soliden<br />
Porträts fehlt ein wenig Pep, eine<br />
Prise Humor vielleicht.<br />
Ein bedeutendes Lebenswerk haben alle<br />
seine Kollegen aufzuweisen. Das von<br />
Stefan Moses besteht vor allem in seiner<br />
Darstellung der »Deutschen«, einst in<br />
West und dann in Ost nach 89. Begonnen<br />
hat er damit schon in der Nachkriegszeit.<br />
Er arbeitet so systematisch<br />
wie einst August Sander, aber seine<br />
Menschen sind heiter und locker arrangiert,<br />
man kommt aus dem Schmunzeln<br />
nicht heraus. So auch seine bezaubernden<br />
»großen Alten im Wald«, von denen<br />
wir einen, Willy Brandt, auf unserem<br />
letzten Titel hatten. Zur Eröffnung der<br />
»Emigranten« bei Johanna Breede hielt<br />
Christoph Stölzl die Laudatio.<br />
Der Berliner Jim Rakete arbeitet ebenfalls<br />
konzeptuell und hat sich vor allem<br />
dem Film und der Musik verschrieben.<br />
Neben seinen großen Filmporträts »Der<br />
Stand der Dinge« hat er kürzlich mit<br />
»Rockpoeten« entsprechend poetische<br />
Schwarzweißbilder gemacht, auch von<br />
weniger bekannten Musikern. Seine<br />
kraftvolle Fotografie adelt sie alle. In der<br />
hellen neuen Galerie Münzing-Claasen<br />
am Hohenzollernplatz kamen sie gut<br />
zur Geltung.<br />
42 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Fritz Kempe, »Robert Lebeck«, 1979<br />
Mit Arnold Newman stellte uns c/o<br />
Berlin etwas marktschreierisch den<br />
»kreativsten und erfolgreichsten Porträtfotografen<br />
der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts«<br />
vor. Er hat damit 1938 in einem<br />
Kaufhaus in Philadelphia angefangen<br />
und sich später an die Prominenz herangemacht,<br />
hat Dalí, Warhol und die<br />
Monroe vor die Kamera geholt, nebst<br />
Max Ernst, Ansel Adams, Cecil Beaton<br />
und schließlich Alfried Krupp, dämonisch<br />
in seiner Werkhalle, mit unschuldigem<br />
Blick und gefalteten Händen.<br />
Newman gestaltete vor seiner Großformatkamera<br />
jedes Bildnis sorgfältig im<br />
Umfeld und sagte: »5 % sind Eingebung,<br />
95 % das Verrücken der Möbel«.<br />
Ganz anders der Niederländer Anton<br />
Corbijn bei Camera Work. Er fotografiert<br />
nicht Menschen sondern Namen.<br />
Seine – zugegeben imposanten – harten<br />
schwarzweißen Quadrate im breiten<br />
dunklen Rahmen sind aggressiv. Mick<br />
Jagger und Tom Waits werden zu Monstern,<br />
Damien Hirst zum Untoten mit<br />
schwarzen Augenhöhlen. Der Clou sind<br />
die Preise: 17.900.- Euro für den armen<br />
nackten Iggy Pop am Waldbach. Bei<br />
Gerhard Richters Hinterkopf hat Corbijn<br />
noch dessen aktuellen Marktwert<br />
draufgeschlagen: 23.800.- Euro.<br />
Mir sind die Fotografen lieber, denen<br />
es um den Menschen geht. Um für<br />
ein soziales Anliegen Aufmerksamkeit<br />
zu wecken, sind schon mal drasti-<br />
© Stefan Moses, »Thomas und Katja Mann«,<br />
Weimar, 1949<br />
© Jim Rakete, »Moritz Bleibtreu«<br />
sche Mittel angebracht. Die Fotografie<br />
hat trotz aller Manipulierbarkeit eine<br />
Überzeugungskraft, die sich direkt überträgt.<br />
Das bewies schon Diane Arbus,<br />
die uns der Gropiusbau bis 23. September<br />
präsentiert. Allerdings: Vieles,<br />
was vor 50 Jahren Provokation war, ist<br />
heute jugendfrei. Arbus ging es auch<br />
nicht um den Schock, sondern um die<br />
Verwundbarkeit des Individuums, vor<br />
allem des von der Gesellschaft ausgegrenzten.<br />
Das mag auch für Larry Clark<br />
die Motivation gewesen sein, als er um
© Anton Corbijn<br />
© Diane Arbus, »Zwillinge«<br />
1970, selbst betroffen, die Kids aus der<br />
Drogenszene seiner Heimatstadt Tulsa,<br />
Oklahoma, fotografierte. Die erschütternden<br />
Skizzen frühen Leids sind bei<br />
c/o Berlin bis 12. August zu sehen.<br />
Vor 5 Jahren, in der Newton Foundation,<br />
wurden zartbesaitete Besucher noch vor<br />
dem Eintritt gewarnt. Das Milieu seiner<br />
Jugend hat Clark bis heute, mit 69, nicht<br />
losgelassen. Damals hätte es ihn fast verschlungen.<br />
Die starke Resonanz seiner<br />
© Bruce Davidson, (O.i.F.)<br />
Bilder hat ihn auf andere Weise abhängig<br />
gemacht. Er hat die eigene Zukunft<br />
darauf aufgebaut, und mancher Youngster<br />
lässt für ihn die Hose runter, nun in<br />
Farbe. Seinen Lieblings-Skater, Jonathan<br />
Velasquez, nennt er seine Muse. Zuvor<br />
bei c/o Bruce Davidson. Er war in den<br />
Achtzigern mit der Kamera zu jeder<br />
Tages- und Nachtzeit todesmutig in der<br />
New Yorker U-bahn unterwegs. Seine<br />
fast lichtlosen intensiven Farbbilder sind<br />
manchmal sogar geblitzt. Ein andermal<br />
wirkt ein aufgeschlagenes Buch als Aufheller<br />
für ein Gesicht. Davidson sagt, er<br />
hätte nur mit Zustimmung fotografiert.<br />
Das ehrt ihn.<br />
Galeriebericht<br />
Fotos: Afghanistan 1953, © Yvonne v. Schweinitz<br />
Zigeunerkinder auf der Müllkippe , Rumänien,<br />
Medias, Juli 1991, © Hans Madej, (O.i.F.)<br />
Und über seine Bilder: »Sie wollen nicht<br />
predigen. Und sie wollen sich nicht als<br />
Kunst ausgeben«. Auch bei Yvonne<br />
von Schweinitz, die 1953 als 20-jährige<br />
beherzt durch das wilde Afghanistan<br />
gestreift ist, gibt es keinen Kunstanspruch.<br />
Die geborene Gräfin von Kanitz<br />
muss dort sehr exotisch gewirkt haben.<br />
Aber sie fand Kontakt und Offenheit.<br />
Ihre Bilder, mit Leica und Rollei perfekt<br />
komponiert, sind heute wertvolle Zeitdokumente.<br />
Parallel im Willy-Brandt-<br />
Haus Hans Madej mit seinen »Bildern<br />
aus dem Osten«. Gemeint ist Osteuropa,<br />
in den Jahren der Wende, die hier<br />
nur eine politische war. An den noch<br />
immer archaischen Lebensbedingungen<br />
änderte sich vor allem auf dem<br />
Lande nur wenig. »Am Ende der Straße<br />
beginnt das Mittelalter«, sagt der Fotograf.<br />
Seine Bilder zeigen Straßenkinder,<br />
Rußarbeiter, Zigeuner auf der Müllkippe<br />
und das einfache Leben in den Wohnräumen.<br />
Madej arbeitet seit 83 u.a. für<br />
den Stern und Geo. Im selben Haus<br />
im Juni Harald Schmitt mit Sportaufnahmen<br />
der anderen Art. Sie handeln<br />
»Von Siegern und Verlierern«, mit allen<br />
Begleiterscheinungen des Leistungs-<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
43
Galeriebericht<br />
sports, Stress und Erschöpfung neben<br />
Glück und Triumph. Schmitt hat schon<br />
6 Mal den World Press Award gewonnen<br />
und ist seit 1977 beim Stern. Um so<br />
mehr verwundert, was er 2002 in einem<br />
Planet-Interview gesagt hat: »Das Fotografieren,<br />
ja, das finde ich ganz nett, es<br />
ist für mich ein Vehikel, um mir die Welt<br />
anzugucken. Ich würde das eigentlich<br />
viel lieber ohne Kamera machen und<br />
den Leuten nur zugucken.« Können wir<br />
ihm das glauben?<br />
Fast versteckt hängt im Deutschen Technikmuseum<br />
eine Reportage von Roland<br />
Köhler, der das so bestimmt nicht sagen<br />
würde. Er ist seit 2002 sehr engagiert in<br />
der Uckermark unterwegs, der »Toskana<br />
des Nordens«, auf der Spur der Zugezogenen,<br />
die dort eine neue Heimat<br />
fanden. Das ausdrucksvolle Schwarzweiß<br />
harmoniert wunderbar mit den<br />
Texten der Neusiedler, die frisch und frei<br />
von ihren Erfahrungen berichten. Man<br />
wird erinnert an das Lebenswerk von<br />
Fotografen wie Roger Melis und Gerhard<br />
Weber, deren Schaffen über die<br />
reine Dokumentation weit hinausgeht.<br />
Gerhard Weber hat im letzten Sommer<br />
Furore gemacht mit einer Freiluftausstellung<br />
in Grimma. Bis April war er im<br />
Photoplatz des Hotel Bogotá zu sehen<br />
mit Beispielen aus seiner Serie »Privatleben«.<br />
Mit den »100 Bildern des Jahres<br />
2011« der GfF wandern derzeit 5 Werke<br />
von ihm durch ganz Deutschland. Im<br />
Photoplatz, ihm zur Seite, Göran Gnaudschun<br />
mit sehr einfühlsamen Porträts<br />
in Farbe, und die schrillen mexikanischen<br />
Konterfeis »Chimuelos« von<br />
Laura Silleras.<br />
Eine Überraschung war Beta Siebel in<br />
Gino Puddus Galerie-Café Aroma.<br />
Zuerst denkt man über die verwischten<br />
Farben mit dem Titel »Flüchtige<br />
Begegnung«: Alles unscharf, soll wohl<br />
Kunst sein. Aber bei näherer Betrachtung<br />
schwindet das Vorurteil. Mit den<br />
»Short Stories« aus und in der Berliner<br />
S-bahn gelingt es der Fotografin, unser<br />
aller Eindrücke, wenn wir im Getriebe<br />
der Stadt unterwegs sind, auf wunderbare<br />
Weise festzuhalten, genau so flüchtig,<br />
wie wir sie wahrnehmen, aber nicht<br />
von der nächsten Beobachtung sofort<br />
verwischt.<br />
44 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Beate Siebel, (O.i.F.)<br />
© Benita Suchodrev, »Ilona«, 2011<br />
So können wir eindringen in eine Zwischenwelt,<br />
die uns in der Realität verborgen<br />
bleibt. Die Fotografie macht’s<br />
möglich.<br />
Unsere großen Galerien sind schon<br />
durch ihr Raumangebot festgelegt<br />
auf Retrospektiven und weit gefasste<br />
Themen. Die kleinen privaten können<br />
sich einer Idee, einem mutigen Projekt<br />
widmen und es wird doch ein Ganzes<br />
daraus.<br />
Ein Gespür dafür hat Manfred Carpentier,<br />
der seinen »Raum für Kunst« in der<br />
Meinekestraße im April der »Woman<br />
in Heat« geöffnet hat, der Frau über 40,<br />
von Benita Suchodrev. Die attraktive<br />
Amerikanerin mit russischen Wurzeln<br />
möchte die reife Frau »nicht als Objekt,<br />
sondern als Subjekt auch ihrer Sexualität<br />
zeigen«. Kurze Statements ihrer<br />
»models«, die ihr Outfit und ihr comingout<br />
selbst bestimmen können, sind den<br />
ausdrucksvollen Studioaufnahmen beigegeben.<br />
Jede intensive Porträtsitzung<br />
setzt starkes Vertrauen voraus, vor allem<br />
von Seiten der fotografierten Person. Die<br />
Hemmschwelle, Privates öffentlich zu<br />
machen, ist heute niedrig. Aber ich<br />
frage mich doch, ob den so offenherzigen<br />
Frauen klar war, dass der intime<br />
Moment, mit der Fotografin als einziger<br />
Zeugin, dann Tausenden offenbar wird<br />
durch Presse und Internet, zum Ruhme<br />
der Künstlerin, via www.stern.de und<br />
www.womaninheat.com.<br />
Jetzt wechseln wir die Spezies. Kunstfans<br />
wissen, dass die diesjährige Documenta<br />
in Kassel schon den Spitznamen<br />
Dogumenta hat, weil der Hund die<br />
Szene beherrscht, freilaufend in natura<br />
und zugleich als Bestandteil der Kunst,<br />
Vielleicht ist die Galeristin Johanna<br />
Breede dadurch auf die Hunde des<br />
Michael Ruetz gekommen. Seine<br />
»Family of Dog« ist bei ihr noch bis 11.
© Michael Ruetz, »Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein«, ca. 1998<br />
© Gerhard Weber<br />
© Göran Gnaudschun, (O.i.F.)<br />
Galeriebericht<br />
August zu erleben. Wir lernen da, in<br />
edelstem Schwarzweiß, dass Joschka<br />
Fischer und andere VIPs auf dem Bildschirm<br />
schlafende Hunde nicht wecken.<br />
Hunde gucken nur Hunde. Schön, dass<br />
Ruetz auch mal eine Katze vor der Glotze<br />
erwischt. Die verfolgt höchst interessiert<br />
einen Zeichentrickfilm.<br />
Aufregend ist das alles nicht gerade.<br />
Aber jemandem, der Berlins politische<br />
Hundejahre um 68 so packend dokumentiert<br />
hat, dass er heute Akademiemitglied<br />
ist, sollte man das nicht ankreiden.<br />
Johanna Breedes Besucher tun es<br />
nicht, sie haben schon einige Hunde<br />
von der Wand weggekauft. Kein geringerer<br />
als Professor Klaus Honnef hat<br />
zur Eröffnung und für das Buch »The<br />
Family of Dog« (bei Steidl <strong>2012</strong>) einen<br />
geistreichen und wohl fundierten Bogen<br />
gespannt von Goyas »Hund« aus dem<br />
Prado, gemalt um 1820, sodass sich<br />
niemand schämen muss, 900.- Euro für<br />
einen Ruetzschen Hund zu berappen.<br />
Ein Rassehund ist dafür kaum zu haben,<br />
ein Goya schon gar nicht.<br />
Wau! Nein: Wow!<br />
Klaus Rabien<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
45
Fotoszene<br />
berlin daily<br />
»Die neue<br />
<strong>Edition</strong>sgalerie für<br />
bildjournalistische<br />
Photographie«<br />
Als erste Photoedition konzentriert<br />
sich »berlin daily« auf bildjournalistische<br />
Photographie zum Thema Berlin.<br />
Sie bietet einzigartige Bilder täglicher<br />
Augenblicke der Stadt, würdigt die historischen<br />
Momente, zeigt Privates und<br />
Schräges.<br />
Die von Pulitzer-Preisträger Karsten<br />
Thielker kuratierte Kollektion bietet ausgewählte<br />
Werke internatonaler Photographen<br />
verschiedener Epochen und<br />
deren individuellen Blick auf die Stadt.<br />
In offener und limitierter Auflage, mit<br />
Passepartout im Rahmen oder auf Aluminium<br />
kaschiert bietet »berlin daily«<br />
Photographie in verschiedenen Größen<br />
und Preisklassen an, die sowohl für Liebhaber<br />
und Sammler als auch für Entdecker<br />
attraktiv ist.<br />
Ergänzt wird das Bildsortiment durch<br />
Produkte, die sich mit photojournalistischen<br />
oder photokünstlerischen Themen<br />
beschäftigten und mit der Bildkollektion<br />
in Verbindung stehen, darunter mehrheitlich<br />
Publikationen.<br />
Die Online-Galerie www.berlindaily.<br />
net verschafft einen Überblick über die<br />
Gesamtkollektion und bietet die Möglichkeit,<br />
sich auch aus der Ferne ein<br />
Stück Berlin nach Hause zu holen. Mit<br />
seinem Angebot versteht sich »berlin<br />
daily« als Mittler und Förderer des Bildjournalismus.<br />
Neben der wechselnden Präsentation<br />
zum Schwerpunktthema wird die Photoedition<br />
durch Ausstellungen, Diskussionsrunden<br />
oder durch Bildershows<br />
junge Photographen vorstellen und<br />
gleichzeitig Werken bekannter Photographen<br />
zu Themen jenseits von Berlin<br />
ein Forum bieten.<br />
»In einer Zeit, in der der Bildjournalismus<br />
zunehmend willkürlich wird, Anerkennung<br />
und Relevanz verliert, möchten<br />
wir mit »berlin daily« nicht nur vorhandenen<br />
Bildreportagen einen neuen<br />
46 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Benjamin Tafel & Dennis Orel / berlin daily, »Berliner Luft«, (Original in Farbe)<br />
Rahmen geben, sondern die Photoreporter<br />
auch weiterhin dafür begeistern,<br />
neue Bilder zu machen und neue<br />
Geschichten zu erzählen«.<br />
(Karsten Thielker, Bildjournalist und<br />
Gründer von »berlin day«)<br />
Photographie, die Geschichte schreibt<br />
– »berlin daily«.<br />
© Karsten Thielker / berlin daily,<br />
»Christopher Street Day«<br />
© Wolfgang Kunz / berlin daily,<br />
»Dutschke rennt«<br />
© Unbekannt, akg-images – Imgano / berlin<br />
daily, »Tanz am Wannsee«, (OiF)<br />
berlin daily<br />
Sophienstraße 18<br />
10178 Berlin-Mitte<br />
Mo – Sa 12 – 20 Uhr<br />
Kontakt: photo@berlindaily.net<br />
www.berlindaily.net
galerie hiltawsky<br />
bis 28. Juli <strong>2012</strong><br />
Michael Zibold<br />
»Passagen«<br />
19. Oktober bis 22. Dezember <strong>2012</strong><br />
The Hilton Brothers<br />
»Andy Dany and other works«<br />
Tucholskystraße 41<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Mi – Sa 14–18 Uhr<br />
Museum für Fotografie<br />
20. Juli bis 21. Oktober <strong>2012</strong><br />
Das Koloniale Auge –<br />
Frühe Porträtfotografie<br />
Jebensstraße 2<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di–So 10–18 Uhr<br />
Do 10–22 Uhr<br />
Galerie für Moderne<br />
Fotografie<br />
bis 25. August <strong>2012</strong><br />
Roger Melis<br />
»Die Sibylle Jahre<br />
Modefotografien 1967-1987«<br />
Schröderstraße 13<br />
10115 Berlin-Mitte<br />
Do, Fr, Sa 12–18 Uhr<br />
loftgalerie<br />
31. August bis 30. November <strong>2012</strong><br />
Christian von Alvensleben<br />
»Das Apokalyptische Menu«<br />
Friesickestraße 10<br />
13086 Berlin-Weißensee<br />
FENSTER61<br />
bis 17. Juli <strong>2012</strong><br />
Andreas Albrecht<br />
»Bart«<br />
25. Juli bis 14. August <strong>2012</strong><br />
Christoph David Drange<br />
»Die Haut der Stadt«<br />
15. August bis 11. September <strong>2012</strong><br />
Holger Biermann<br />
»Lichtenberg«<br />
12. September bis 16. Oktober <strong>2012</strong><br />
Jan Michalko<br />
»Nice Try«<br />
17. Oktober bis 13. November <strong>2012</strong><br />
Soliman Lawrence<br />
»Old World Succulence«<br />
Torstraße 61<br />
10119 Berlin-Mitte<br />
Galerie<br />
Mutter Fourage<br />
bis 29. Juli <strong>2012</strong><br />
Monika Schulz-Fieguth<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Siegfried Lachmann<br />
Walter Wawra<br />
Peter Frenkel<br />
Anita Reinsch<br />
Wilfried Müller<br />
Eberhard Klöppel<br />
»Menschen & Landschaften«<br />
Chausseestraße 15a<br />
14109 Berlin-Wannsee<br />
Fr 14–18 Uhr<br />
Sa + So 12–17 Uhr<br />
Johnen Galerie<br />
bis 1. September <strong>2012</strong><br />
Dan Graham<br />
Marienstraße 10<br />
10117 Berlin-Mitte<br />
Di–Sa 11–18 Uhr<br />
Ausstellungen<br />
Land Brandenburg<br />
bis 17. August <strong>2012</strong><br />
Klaus D. Fahlbusch<br />
»Südamerika – die Magie des Alltags«<br />
Dortusstraße 36<br />
14467 Potsdam<br />
Mo–Fr 7.30–17.30 Uhr<br />
Galerie im Rathaus<br />
Tempelhof<br />
bis 20. Juli <strong>2012</strong><br />
Frank Silberbach<br />
»Panoramafotos aus Berlin«<br />
Tempelhofer Damm 165<br />
12099 Berlin-Tempelhof<br />
Mo–Fr 9–18 Uhr<br />
Swedish Photography<br />
3. August bis 1. September <strong>2012</strong><br />
KULTURAMA School of Photography,<br />
Stockholm<br />
The best of 2005–<strong>2012</strong><br />
Karl-Marx-Allee 62<br />
10243 Berlin-Friedrichshain<br />
Mi–Sa 12–18 Uhr<br />
Akademie der Künste<br />
7. September bis 4. November <strong>2012</strong><br />
Heinz Hajek-Halke<br />
Hanseatenweg 10<br />
10557 Berlin-Moabit<br />
Di–So 11–20 Uhr<br />
Photoplatz<br />
6. September bis 3. Oktober <strong>2012</strong><br />
Heike Steinweg<br />
»Im Stillen»<br />
Hotel Bogota<br />
Schlüterstraße 45<br />
10707 Berlin-Charlottenburg<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
47
Ausstellungen<br />
Tomas Erhart<br />
»Deconstructive<br />
Nudes«<br />
»Capturing the moment« - unter diesem<br />
Motto und »bewaffnet« mit seiner<br />
Handycam begeisterte der Fotograf und<br />
Kameramann Tomas Erhart bereits 2009<br />
die Berliner Kunstszene. Sein Projekt<br />
‚CellPhonology‘, eine tägliche fotografische<br />
Bestandsaufnahme, hielt Einzug in<br />
diverse Galerien im In-und Ausland.<br />
Tomas Erhart, «Blue Eyes«, Berlin 2008<br />
© Tomas Erhart, (O.i.F.)<br />
Ab dem 11. Juni <strong>2012</strong> meldet sich Erhart<br />
zurück und präsentiert in den Räumen<br />
der Hamburger Inner Circle Consultants<br />
10 großformatige Fotoarbeiten sowie<br />
5sequentielle Werke, angelehnt an sein<br />
erstes digitales Projekt – 5PM.<br />
Erneut nimmt uns Erhart mit auf eine<br />
sinnliche Entdeckungsreise - provoziert,<br />
lockt und teilt letztendlich intime<br />
Momente, in poetischen, melancholischen<br />
und erotischen Bildern von großer<br />
Ausdruckskraft. Dabei bricht er die<br />
üblichen Sehgewohnheiten auf und<br />
sucht eine neue Interpretation des klassischen<br />
Akts.<br />
48 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Tomas Erhart, »Catwalking«, Berlin 2008, © Tomas Erhart, (Original in Farbe)<br />
Tomas Erhart, »Herself«, Berlin 2007<br />
© Tomas Erhart, (O.i.F.)<br />
bis 15. August <strong>2012</strong><br />
Inner Circle Consultants<br />
Rothenbaumchaussee 21/23<br />
20148 Hamburg<br />
Öffnungszeiten nur nach<br />
telefonischer Vereinbarung.<br />
Carolin Holdt<br />
Telefon: 040 / 41 62 49 16
Inessa Dolinskaia<br />
»СТРАНА ЧУДЕС –<br />
WUNDERLAND«<br />
In der Reihe »Next Generation« zeigt die<br />
Hamburger Galerie Hilaneh von Kories<br />
die Ausstellung »СТРАНА ЧУДЕС–<br />
WUNDERLAND« mit Fotografien von<br />
Inessa Dolinskaia.<br />
Die Berliner Fotografin hält in ihren<br />
subjektiven Bilderwelten flüchtige<br />
Momente des Großstadtlebens fest. Ob<br />
Berlin, Moskau oder Florenz: immer<br />
sind es Augenblicke zwischen Bewegung<br />
und Stillstand, Nähe und Fremde<br />
oder Detail und Übersicht die in sehr<br />
persönlichen Schwarzweißbildern eingefangen<br />
wurden. Mit genauem Gespür<br />
für die Poesie des Alltags überrascht<br />
die Künstlerin den Betrachter stets aufs<br />
Neue. Die Stunden der Dämmerung<br />
am Morgen oder am Abend sind bevorzugte<br />
Tageszeiten vieler ihrer Aufnahmen.<br />
Neben den Fassaden und Gebäuden<br />
der Stadträume gilt ein besonderer<br />
Blick den Bäumen und Pflanzen,<br />
die sich im urbanen Umfeld behaupten<br />
müssen. Oft sind es die normalerweise<br />
übersehenen urbanen Zwischenräume,<br />
die in den Mittelpunkt der Aufnahmen<br />
gerückt sind. Vor allem durch<br />
die engen Ausschnitte und vielfache<br />
Unschärfen und Überlagerungen verschiedener<br />
Bildebenen ergeben sich<br />
immer wieder neue Einblicke und Interpretationen<br />
des Stadtraumes. In ihren<br />
Kompositionen erscheint die Stadt nicht<br />
real, sondern vielmehr als Traumgebilde<br />
aus Gefühlen und Sehnsüchten.<br />
Die Bildserien tragen Titel wie »Berlin<br />
pastell«, »Geflüster«, »Fiktive Heimat«<br />
oder »Wunderland1. Diese Serien dokumentieren<br />
nicht, sondern sprechen den<br />
Betrachter vor allem auf emotionaler<br />
Ebene an. Denn nicht jedes Bild muss<br />
erklärt und verstanden werden, sondern<br />
die Künstlerin variiert eine irrationale<br />
Bildsprache der Fotografie. So<br />
führt und verführt sie in zarte, manchmal<br />
auch schwermütige Zwischenwelten<br />
der Stadt. Traum und Wirklichkeit<br />
gehen in den sensiblen Bilderzählungen<br />
eine ganz eigene Verbindung ein. Im<br />
© Inessa Dolinskaia, Galerie Hilaneh von<br />
Kories, Wunderland #1, 2009<br />
fotografischen Material hat die Künstlerin<br />
ihre ideale Projektionsfläche gefunden.<br />
Die Ausstellung zeigt in 48 Arbeiten<br />
die ganz eigene, poetische Wunderwelt<br />
von Inessa Dolinskaia:<br />
»...ich ziehe mich an, mache das Fenster<br />
auf. Wichtig ist dabei, keinen zu wecken,<br />
sonst werden Fragen gestellt, auf die<br />
man keine Antwort hat. / Waren Sie<br />
schon um 5 Uhr morgens in Berlin spazieren?<br />
/ Es ist wunderschön. Und da ich<br />
nicht laufen mag, fliege ich. / Ich liebe<br />
Berlin morgens, wo noch alle schlafen<br />
und die wenigen, die von der oder zur<br />
Arbeit eilen, schauen nicht nach oben,<br />
also bewege ich mich die meiste Zeit in<br />
stolzer Einsamkeit, abgesehen von ein<br />
paar verschlafenen Vögeln. / Ich sehe<br />
Hinterhäuser mit verstaubten Fenstern,<br />
die eine andere Wirklichkeit widerspiegeln.<br />
Dächer mit unzähligen Antennen,<br />
die tagsüber außerirdische Schatten<br />
werfen, aber in dieser Morgenstunde<br />
wie aus einem Märchenbuch entsprungen<br />
wirken. / Ich mag große Kreuzungen<br />
mit noch blinzelnden einäugigen<br />
Ampeln, wo die einzigen Fußgänger<br />
Tauben und Spatzen sind. Die Bäume<br />
fühlen sich im Morgengrauen auch noch<br />
unbeobachtet und flüstern miteinander.<br />
/ Ein Spielplatz. Umgewühlter Sandkasten,<br />
man kann noch die Stimmung vom<br />
vorigen Tage fühlen. / Die aufgemalte<br />
Sonne auf dem Asphalt lächelt mich an.<br />
Ich setze mich auf eine Bank und mache<br />
die Augen zu. Es klingelt«.<br />
Die Fotografin Inessa Dolinskaia wurde<br />
1980 im russischen Saratov geboren. Seit<br />
2006 arbeitet sie freiberuflich als Fotografin;<br />
sie ist Absolventin der Neuen<br />
Schule für Fotografie Berlin (Abschluss-<br />
Ausstellungen<br />
© Inessa Dolinskaia, Galerie Hilaneh von<br />
Kories, Wunderland #2, 2009<br />
© Inessa Dolinskaia, Galerie Hilaneh von<br />
Kories, Wunderland #12, 2007<br />
klasse 2009). Erste Ausstellungen hatte<br />
sie in den letzten Jahren in Berlin, Köln<br />
und München. 2010 wurde sie mit<br />
dem Canon Profifoto Förderpreis ausgezeichnet.<br />
Mit dem Anliegen jungen Fotokünstlern<br />
ein Forum zu geben, startete Hilaneh<br />
von Kories 2010 die Reihe »Next Generation«.<br />
Nach der Hamburger Fotografin<br />
Béatrice Klein ist in diesem Jahr Inessa<br />
Dolinskaia die zweite Position der Ausstellungsreihe.<br />
bis 27. Juli <strong>2012</strong><br />
Galerie Hilaneh von Kories<br />
Stresemannstraße 384a (im Hof)<br />
22761 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 42 32 01 0<br />
Web: www.galeriehilanehvonkories.de<br />
Di – Fr 14 –19 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
49
Buchbesprechung<br />
Peter Werner<br />
ME AND MY IDOL, Mai <strong>2012</strong><br />
128 Seiten, Farbe, Hardcover mit<br />
Schutzumschlag, 26 x 34 cm<br />
Euro 39,95 / CHF 56,90<br />
ISBN 978-3-86787-234-8<br />
Presse: Helmuth Täuber<br />
helmuth.taeuber@brunogmuender.com<br />
Telefon: +49-30-615 003-51<br />
Eine Hommage an schwule Ikonen<br />
Kaum hatte Fotograf Peter Werner<br />
damit angefangen Männer abzulichten,<br />
die sich aufwändig aufgefummelt<br />
vor den Ikonen unserer Zeit verneigen,<br />
konnte er sich vor Anfragen kaum<br />
retten. Denn egal ob Marilyn Monroe<br />
oder Lady Gaga, Bette Davis oder Evita:<br />
Schwule Männer haben seit jeher eine<br />
besondere Art, ihre Zuneigung gegenüber<br />
ihren Idolen auszudrücken. Und<br />
erst wenn eine Frau auf den Bühnen<br />
der Subkultur von einer ambitionierten<br />
Tunte parodiert wird, hat sie es wirklich<br />
geschafft. In »Me and my Idol« präsentiert<br />
Werner jetzt eine Auswahl seiner<br />
besten Bilder. Eine zauberhafte Hommage<br />
an unsere weiblichen Idole, mit<br />
erstaunlichen Vorher-Nachher-Vergleichen.<br />
Dazu gibt es noch eine kleine<br />
Divenkunde – Autor Kriss Rudolph stellt<br />
jede der abgebildeten Ikonen in kurzen,<br />
cleveren Texten vor und erklärt, warum<br />
sie alle in die glanzvolle Hall of Fame<br />
unserer Heldinnen gehören.<br />
»Da mich Dragqueens genauso faszinieren<br />
wie die Diven, die Originale ebenso<br />
wie die Kopien, habe ich Männer foto-<br />
50 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Peter Werner, (Originalbild in Farbe)<br />
© Peter Werner, (Originalbild in Farbe) © Peter Werner, (Originalbild in Farbe)<br />
grafiert, die beides glaubhaft darstellen<br />
– als eine Inspiration, alle Facetten von<br />
uns auszuleben.« Peter Werner<br />
Über den Künstler:<br />
Geboren in Bayern zog es ihn Ende der<br />
1980er Jahre nach Berlin, wo er eine<br />
Schauspielausbildung machte.<br />
Später ging Werner nach Los Angeles<br />
und entdeckte seine wahre Leidenschaft:<br />
die Arbeit hinter der Kamera.<br />
2002 begann er sein Fotografie-Studium<br />
und etablierte sich als Fotograf für<br />
Künstlerportraits. 2009 begann er in San<br />
Francisco mit der »Me and My Idol«-<br />
Serie, die auf beiden Seiten des Atlantiks<br />
Wellen schlug. Peter Werner lebt und<br />
arbeitet in Berlin und Kalifornien.<br />
www.wernerimages.com<br />
BRUNO GMÜNDER VERLAG GMBH,<br />
KLEISTSTR. 23-26, D-10787 BERLIN,<br />
WWW.BRUNOGMUENDER.COM<br />
© Peter Werner, (Originalbild in Farbe)
FOTOWETTBEWERB<br />
»LANDLEBEN –<br />
LANDFRAUEN MAL<br />
ANDERS«<br />
<strong>2012</strong> feiert der Brandenburger Landfrauenverband<br />
e.V. (BLV) sein 20-jähriges<br />
Bestehen.<br />
Anlässlich dieses Jubiläums rufen wir<br />
zum Fotowettbewerb auf.<br />
Landfrauen – das sind Frauen von der<br />
gestandenen Landwirtin bis zur modernen<br />
Managerin, von der jungen Mutter<br />
bis zur Seniorin, von der Hausfrau bis<br />
zur selbstständigen Unternehmerin. Der<br />
BLV hat über 1.100 Mitglieder – Frauen,<br />
die sich ehrenamtlich in ihren Gemeinden<br />
engagieren und damit zu einem<br />
attraktiven und aktiven Landleben beitragen.<br />
5. Europäischer<br />
Monat der Fotografie<br />
Berlin<br />
5. Europäischer Monat der Fotografie<br />
Berlin<br />
Vom 19. Oktober <strong>2012</strong> bis 25. November<br />
<strong>2012</strong> rückt der Europäische Monat<br />
der Fotografie Berlin (MdF Berlin) erneut<br />
die Hauptstadt als Fotometropole in den<br />
Mittelpunkt der lokalen und internationalen<br />
Aufmerksamkeit. Der MdF Berlin<br />
findet seit 2004 statt und wird von der<br />
Kulturprojekte GmbH organisiert. Von<br />
anfänglich 83 Institutionen mit 93 Ausstellungen<br />
und 135.000 Besuchern steigerte<br />
sich die Beteiligung auf über 120<br />
Partner, die 2010 mehr als 140 Ausstellungen<br />
sowie 250 Veranstaltungen zu<br />
historischer und zeitgenössischer Fotografie<br />
präsentierten und so mehr als<br />
eine halbe Million Besucherinnen und<br />
Besucher anlockten. Seit dem 15. Februar<br />
<strong>2012</strong> ist Katia Reich Kuratorin des<br />
Fotofestivals, das in seiner fünften Ausgabe<br />
<strong>2012</strong> ausgewählte Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen in Berliner und<br />
Potsdamer Museen, Galerien, Kulturin-<br />
Fotografieren Sie gern? Sie möchten Ihre<br />
Bilder einmal im Rahmen einer Fotoausstellung<br />
zeigen? Landfrauen sind für<br />
Sie eine Unbekannte oder Ihnen bestens<br />
bekannt? Dann machen Sie mit<br />
bei unserem Fotowettbewerb »Landleben<br />
– Landfrauen mal anders«! Teilnehmen<br />
kann jeder – ausgenommen<br />
sind Berufsfotografen. Mitmachen lohnt<br />
sich! Auf die drei Erstplatzierten warten<br />
tolle Sachpreise.<br />
Bitte richten Sie Ihre Einsendungen<br />
(max. 4 Bilder) an: Brandenburger Landfrauenverband<br />
e.V.<br />
Dorfstraße 1<br />
14513 Teltow-Ruhlsdorf<br />
. blv_eV@t-online.de<br />
Einsendeschluss ist der 15.08.<strong>2012</strong>.<br />
Die besten Fotos werden anlässlich<br />
des 20-jährigen Jubiläums des BLV am<br />
19.10.<strong>2012</strong> im Rahmen unserer Wanderausstellung<br />
in der Heimvolkshochschule<br />
»Seddiner See« präsentiert und<br />
prämiert.<br />
stitutionen und Fotofachschulen zum<br />
Thema »Der Blick des Anderen« vorstellen<br />
wird.<br />
Die internationalen Migrationsbewegungen<br />
sind ein zentrales Phänomen<br />
einer sich derzeit rapide verändernden<br />
Weltordnung. Menschen werden aus<br />
politischen, wirtschaftlichen oder sozialen<br />
Motivationen zu modernen Nomaden<br />
und sind gezwungen, sich immer<br />
wieder mit dem »Fremden« und dem<br />
»Anderen« im Verhältnis zur eigenen<br />
Identität auseinanderzusetzen. Durch<br />
die grenzenlose Mobilität der Menschen,<br />
Waren und Güter scheinen einerseits<br />
»das Eigene« und »das Fremde« kaum<br />
noch voneinander trennbar – vielmehr<br />
verstärken sich sogar ihre sozio-politischen<br />
Abhängigkeiten. Andererseits<br />
bezeichnet der »Der Blick des Anderen«<br />
aber immer auch eine Trennung,<br />
eine Isolierung, die zugleich durch den<br />
geworfenen Blick eine aktive Überschreitung<br />
vornimmt. Sie ist der Beginn<br />
einer Reflexion und Teil unserer alltäglichen<br />
Wahrnehmung, Dokumentation<br />
und Instrumentalisierung. Die Medien<br />
und ihre Kanäle, darunter auch die sozialen<br />
Netzwerke, unterstützen diesen<br />
Prozess: ungefiltert und in Echtzeit pro-<br />
Fotoszene<br />
Teilnahmebedingungen<br />
Gewertet werden Originalabzüge im<br />
Format 13 x 18 cm oder Digitalfotos<br />
mit mindestens 1900 Pixel für die kleinere<br />
Seite im Dateiformat JPG (bei Mailversand<br />
bitte nicht mehr als 4 MB pro<br />
Mail im Anhang).<br />
Mit Einsendung der Fotos versichern Sie,<br />
dass Sie über alle Rechte an den eingereichten<br />
Fotos verfügen, die Fotos frei<br />
von Rechten Dritter sind und keine Persönlichkeitsrechte<br />
verletzt werden. Für<br />
die eingereichten Fotos wird dem BLV<br />
das einfache Nutzungsrecht, auch über<br />
die Wettbewerbsdauer hinaus, eingeräumt.<br />
Veröffentlichungen werden nicht<br />
honoriert.<br />
Nähere Informationen zum Fotowettbewerb<br />
unter.<br />
www.brandenburger-landfrauen.de.<br />
duzieren, distribuieren, manipulieren<br />
und konsumieren Menschen Bilder in<br />
unterschiedlichster Form und liefern so<br />
einen Beitrag zur vielfältigen Beschreibung<br />
der Welt.<br />
Durch die Auswahl der Teilnehmer<br />
werden die Ausstellungen der beteiligten<br />
Fotografinnen und Fotografen<br />
in einen »Dialog« treten und damit<br />
die Verfasstheit unserer gegenwärtigen<br />
Gesellschaft(en) abbilden.<br />
Parallel zu den Ausstellungen der Partner<br />
findet <strong>2012</strong> das Ausstellungsprojekt<br />
DistURBANces statt, das im europäischen<br />
Netzwerkverbund mit Bratislava,<br />
Budapest, Ljubljana, Luxemburg, Paris<br />
und Wien (EMoP) gemeinsam erarbeitet<br />
wurde und in jeder Partnerstadt seinen<br />
eigenen thematischen Fokus erhält.<br />
Ein umfangreiches Programm mit Vorträgen,<br />
Portfolio-Sichtungen und performativen<br />
Vermittlungsformaten wird<br />
zudem neue Akzente setzen.<br />
19. Oktober bis 25. November <strong>2012</strong><br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
51
Fotoszene<br />
Ein Paradies für<br />
analoge Fotografie<br />
»FOTOIMPEX<br />
alles für die analoge<br />
Fotografie seit 1992«<br />
FOTOIMPEX bietet seit 1992 ein umfangreiches<br />
Sortiment für Fotokünstler.<br />
Dabei wurde von Anfang an der Marketingschwerpunkt<br />
auf künstlerische<br />
Anwendung gesetzt und ein Vertrieb<br />
direkt vom Produzenten zum Kunden<br />
aufgebaut.<br />
Angefangen haben wir 1992 mit dem<br />
Import von efke und Foma.<br />
Schnell sind andere Hersteller hinzugekommen.<br />
Heute liefert FOTOIMPEX seinen<br />
Kunden ein großes Sortiment an Laborgeräten<br />
und Verbrauchsmaterialien für<br />
den analogen fotografischen Prozess.<br />
In Bad Saarow betreiben wir ein eigenes<br />
S/W Fachlabor. Wir entwickeln<br />
Filme von Minox bis 5x7“ und printen<br />
als letztes Fachlabor in Berlin vollständig<br />
analog auf PE oder Barytpapier bis<br />
40x50 cm.<br />
FOTOIMPEX ist der ofizielle Vertrieb für<br />
ADOX, FOMA, Paterson, Superheadz<br />
(Blackbird Fly und andere Kameras)<br />
und Nova.<br />
ADOX bietet ein umfassendes Sortiment<br />
an ausgefallenen und einzigartigen<br />
analogen Fotoprodukten zu erfreulichen<br />
Preisen.<br />
FOMA ist ein Hersteller von Fotomaterialien<br />
aus der Tschechischen Republik<br />
mit einem sehr großen Sortiment an<br />
Fotopapieren.<br />
Paterson und Nova sind englische Hersteller<br />
von Fotolaborprodukten.<br />
Nahezu alle in unserem Katalog oder<br />
in unserem online Angebot gelisteten<br />
Artikel sind im eigenen Warenlager vorrätig.<br />
Wir sind in der Lage auch umfangreiche<br />
Bestellungen sofort aus dem eigenen<br />
Lager zu bedienen und möglichst<br />
noch am selben Tag versandbereit zu<br />
stellen.<br />
52 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Ladengeschäft, © FOTOIMPEX<br />
Bestellungen die uns bis 13 Uhr erreichen,<br />
können oft schon am selben Tag<br />
der Post übergeben werden.<br />
Sämtliches sensibilisierte Material<br />
lagern wir fachgerecht in klimatisierter<br />
oder gekühlter Umgebung.<br />
Von der Ladentheke aus können Sie<br />
nur einen kleinen Teil unseres Angebotes<br />
direkt sehen.<br />
Das meiste Material lagert in den hinteren<br />
Räumen wo sich auch unser S/<br />
W Fachlabor befindet oder in unserem<br />
großen Versandlager in Bad Saarow.<br />
Unsere kompetenten Fachberater stehen<br />
Ihnen im Laden in Berlin und am Telefon<br />
zur Verfügung.<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch !<br />
FOTOIMPEX GmbH<br />
Pieskower Str. 30 A<br />
15526 Bad Saarow | Germany<br />
Telefon: +49 (0)33631/6459-0 |<br />
Freecall: 0800 IMPEXDE<br />
Telefax: +49 (0)33631/6459-190<br />
info@fotoimpex.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo-Fr 8:45-17:15 Uhr<br />
Ladengeschäft:<br />
Alte Schönhauser Str. 32 B<br />
10119 Berlin-Mitte<br />
Mo bis Sa 12 – 20 Uhr
Hans Martin Sewcz<br />
»Zeitachsen«<br />
Mit der Werkgruppe »Sequenzen 1987-<br />
1992« gibt Hans Martin Sewcz Einblick<br />
in eine Zeit schneller politischer und<br />
gesellschaftlicher Veränderungen. Autobiographisch<br />
angelegt steht dabei der<br />
Wechsel und die Suche nach der eigenen<br />
Identität im Berlin der Wendejahre<br />
mit im Bild. Rückblickend beschreibt<br />
Sewcz: »Mit der Kamera auf mich zielend<br />
bezog ich mich selbst in das politische<br />
Geschehen ein. Entstanden zwischen<br />
1987 und 1992 verschmelzen<br />
meine Lebensabschnitte in Ost-Berlin<br />
bis zur Ausreise auf die West-Berliner<br />
Insel, die Wendezeit nach der Maueröffnung<br />
und die Einheit Deutschlands«.<br />
Fünf große Arbeiten zeigen mehrere<br />
aufeinander folgende Aufnahmen,<br />
(140x190cm), wie auf einem Kontaktabzug.<br />
Die Prozesshaftigkeit der Arbeit und<br />
das narrative Element jeder Sequenz<br />
werden betont durch die sichtbare Perforation<br />
der Negativstreifen für den<br />
Filmtransport.<br />
Den Schnittpunkt der Zeitachsen und<br />
den Übergang von Ost nach West symbolisiert<br />
das »Selbstportrait Checkpoint<br />
Charlie 1988«, aufgenommen<br />
in der Leipziger Straße Ecke Jerusalemer<br />
Straße. Als Sinnbild für Übergang,<br />
gleichzeitig aber auch von Eingeschlossensein<br />
steht der Checkpoint Charlie für<br />
Hans Martin Sewcz zudem für die Zerrissenheit<br />
des Menschen angesichts der<br />
Ambivalenz des historischen Augenblicks,<br />
»weil ich meine DDR-Existenz<br />
als unfreiwillig empfand - schwankend<br />
trotzdem zwischen Abneigung und<br />
Identifikation«.<br />
Deutlich wird dies auch in der Sequenz<br />
»Selbstporträt mit Agnès B. und Gorbatschow<br />
1987«. Die französische<br />
Designerin Agnès B. hatte Künstler in<br />
der DDR gebeten, eine modische Jacke<br />
aus ihrer Collection in ein Kunstwerk<br />
zu integrieren. Anlässlich des Besuchs<br />
des jungen sowjetischen KPdSU-Chefs<br />
entstand so ein Selbstporträt mit der<br />
Kolonne schwarzer Limousinen im Hintergrund.<br />
© Hans Martin Sewcz, »Cinderella«, Berlin 1989<br />
© Hans Martin Sewcz, »Selbstportrait«,<br />
Berlin- Friedrichstraße 1987<br />
© Hans Martin Sewcz, »Selbstportrait mit<br />
Agnés B. und Gorbatschow«, 1987<br />
Nach der Übersiedlung nach West-<br />
Berlin bleibt Sewcz’ Blick kritisch. Die<br />
Sequenz »Cinderella 1989« reflektiert<br />
den Reichtum, aber auch die Täuschung<br />
und die Eitelkeit der Konsumwelt – die<br />
Suche nach der Flüchtigen, der der goldene<br />
Pantoffel passt.<br />
Hans Martin Sewcz<br />
1955 Geboren in Halle/Saale<br />
1975-81 Studium an der Hochschule für<br />
Graphik und Buchkunst, Leipzig<br />
1981 Abschlussarbeit »Berliner Gesichter«<br />
1984-1988 Übersiedlung nach Berlin-<br />
West<br />
Lebt und arbeitet in Berlin als Fotograf<br />
und Konzeptkünstler<br />
© Hans Martin Sewcz, »Selbstportrait«,<br />
Berlin, Checkpoint Charlie 1988<br />
:pixelgrain<br />
Rosenstraße 16/17<br />
10178 Berlin-Mitte<br />
Mo – Fr 10 – 19 Uhr<br />
So 14 – 19 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Galerien<br />
53
Portfolio Detlef B. Christel<br />
Detlef B. Christel<br />
»Berliner Gören«<br />
Geboren 1943 in Berlin.<br />
Abitur, Werkzeugmacher, Ingenieur.<br />
1976-1981 Fernstudium Fotografie an<br />
der HS für Grafik und Buchkunst Leipzig.<br />
1982-1991 Bildreporter der Illustrierten<br />
Zeitschrift »Freie Welt«.<br />
Seit 1992 freiberufliche Tätigkeit und<br />
Mitarbeit in geförderten Projekten des<br />
Luisenstädtischen Bildungsvereins.<br />
Anliegen: Kennen wir ihn wirklich, den<br />
Alltag unserer Kinder?<br />
Ich habe versucht mit meinen Bildern<br />
eine Antwort zu finden, die auch eine<br />
Brücke sein soll zur Welt der Erwachsenen.<br />
Die Zeit zwischen Schuleintritt<br />
und Jugendweihe wählte ich für mein<br />
Anliegen.<br />
Dabei wollte ich die Individualität<br />
der Heranwachsenen in ihrem sozialen<br />
Umfeld und damit auch die gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse dokumentieren.<br />
Die Kinder sollten von ihrem ureigensten<br />
Lebensgefühl, von den Umständen<br />
ihres großstädtischen Daseins Auskunft<br />
geben.<br />
So sammelte ich Eindrücke aus den<br />
unterschiedlichsten vom unbekümmerten<br />
Treiben berichten, wie auch selbstbewusstes<br />
Verhalten dokumentieren.<br />
Wichtig war für mich dabei, das Typische,<br />
das Alltägliche im Verhalten der<br />
Kinder festzuhalten.<br />
Meine Begegnungen wollte ich für die<br />
eigene Erinnerung bewahren sowie<br />
anderen mitteilen.<br />
Und diese anderen sind aufgefordert<br />
zum eigenständigen Entdecken dieser<br />
Welt der Kinder.<br />
54 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Detlef B. Christel<br />
© Detlef B. Christel
© Detlef B. Christel<br />
Portfolio Detlef B. Christel<br />
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Portfolio Detlef B. Christel<br />
© Detlef B. Christel<br />
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© Detlef B. Christel<br />
Portfolio Detlef B. Christel<br />
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Portfolio Detlef B. Christel<br />
© Detlef B. Christel<br />
© Detlef B. Christel<br />
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© Detlef B. Christel<br />
Portfolio Detlef B. Christel<br />
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Portfolio Detlef B. Christel<br />
© Detlef B. Christel<br />
© Detlef B. Christel<br />
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© Detlef B. Christel<br />
Portfolio Detlef B. Christel<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
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Portfolio Stephan Hederich<br />
Stephan Hederich<br />
The Vanishing Breed<br />
»Die Letzten ihrer<br />
Art«<br />
Es ist ein trauriges Phänomen unserer<br />
Zeit, dass die Anzahl derer, die versuchen,<br />
Nahrungsmittel für die urbane<br />
Gesellschaft zu produzieren, täglich<br />
abnimmt, und zwar sowohl in Deutschland<br />
bzw. Europa als auch in Nordamerika.<br />
Familienbetriebe (family farms) werden<br />
unrentabel und zwangsläufig von großen<br />
Agrarinvestoren verdrängt. Demzufolge<br />
werden auch der dazugehörige Lebensstil<br />
und soziale Strukturen ein für allemal<br />
zerstört.<br />
Wie sieht es eigentlich aus, wenn man<br />
die Dorfstrasse hinunter geht und hinter<br />
die Kulissen der Bauernhöfe (farms)<br />
schaut? Wer sind die Menschen, die uns<br />
bei unserem Marktbummel mit üppigen<br />
Obst- und Gemüseständen erfreuen? Bei<br />
genauem Hinsehen erkennt man, dass<br />
»der freundliche Bauer von nebenan«<br />
ganz anders ist als der, den wir uns in<br />
unserem Klischeedenken vorstellen!<br />
Mit welchem Eindruck verlässt man den<br />
besuchten Ort? Bleibt die Würde hart<br />
arbeitender Menschen in Erinnerung,<br />
vielleicht ein wettergegerbtes Gesicht?<br />
Oder empfindet man die Existenzangst<br />
und die schier unerträgliche Arbeitslast?<br />
Und beschleicht uns nicht die Befürchtung,<br />
dass es in anderen Gegenden der<br />
Welt vermutlich nicht viel anders aussehen<br />
könnte?<br />
Die Photoserie »The Vanishing Breed« ist<br />
eine Bestandsaufnahme! Sie soll warnen<br />
vor der Verödung unserer Gesellschaft<br />
und vor der Gefahr, uns in eine vernichtende<br />
Abhängigkeit zu begeben, indem<br />
wir unsere Fähigkeit aufgeben, unsere<br />
Nahrungsmittel in Menge und Qualität<br />
zu beeinflussen. Die Überflussgesellschaft<br />
lässt diese Gefahr nur subtil<br />
erkennen, umso wichtiger ist es jedoch,<br />
immer wieder darauf aufmerksam zu<br />
machen.<br />
Die Tatsache, dass »The Vanishing<br />
Breed« in Nova Scotia an der Ostküste<br />
Kanadas entstanden ist, hat im Wesentlichen<br />
mit dem Wohnort des Photogra-<br />
62 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
phen zu tun. Ein ebensolches Thema ist<br />
auch in jedem anderen Winkel der Welt<br />
vorstellbar.<br />
»The Vanishing Breed« ist auf S-W Negativmaterial<br />
(120) entstanden, darunter<br />
einige Agfa APX Filme, die die Zeit<br />
erstaunlich gut überstanden haben. Es<br />
ist einfach sinnvoll, ein Thema, das vom<br />
Verschwinden handelt, mit einer Technik<br />
zu bearbeiten, die in den letzten 10<br />
Jahren mehr und mehr verschwunden<br />
ist und - von einigen Kunstprojekten mal<br />
abgesehen - sicherlich nicht wieder in<br />
die alltägliche »Brot und Butter« – Photographie<br />
zurückkehren wird.<br />
Die Serie umfasst 40 Motive. Jedes Bild<br />
ist 1 von 10 Belichtungen pro Motiv.<br />
Kein Motiv wurde nach geschlossen und<br />
kein Motiv blieb unverwertet.<br />
Es hat von 2008 bis <strong>2012</strong> gedauert, um<br />
dieses Projekt zu realisieren und die<br />
Portraits bis hin zur Vergrößerung zu<br />
erstellen. Letztlich hat ein großzügiges<br />
Stipendium des »Nova Scotia Art Council«<br />
die Vervollständigung des Projekts<br />
ermöglicht.<br />
Die erste Sequenz von 10 Bildern wurde<br />
in ihrem Heimatort Tatamagouche mit<br />
großem Erfolg gezeigt, die volle Serie<br />
wird im Herbst <strong>2012</strong> in Halifax, Nova<br />
Scotia, zu sehen sein.<br />
»The Vanishing Breed« wurde unter<br />
anderem inspiriert durch das Werk<br />
von Edward S. Curtis, der Ende des 19.<br />
Jh. die wohl umfassendste historische<br />
Bestandsaufnahme der verschwindenden<br />
nordamerikanischen indianischen<br />
Kulturen photographisch dokumentierte.<br />
Stephan Hederich<br />
geboren im März 1965 in Leverkusen<br />
aufgewachsen in Köln.<br />
1989 – 1991<br />
Ausbildung zum Photographen am<br />
»Lette-Verein«, Berlin und tatsächlich<br />
abgeschlossen.<br />
1991 - 2000<br />
freier Photograph in Köln<br />
1996<br />
Januar: Photoreise nach Vietnam<br />
Ausstellung im »Museum Zündorfer<br />
Wehrturm«<br />
© Stephan Hederich, »Alan Haym«<br />
April – Juli:<br />
Reportage über die sozialen und gesellschaftlichen<br />
Einflüsse der Tagebaue in<br />
Garzweiler, NRW, Cottbus, Brandenburg<br />
und der Kohletagebaue im Norden<br />
Arizonas auf der Navajo-Reservation.<br />
Die Reportage wurde in Zusammenarbeit<br />
mit dem INFOE - Institut für Ökologie<br />
und Aktions-Ethnologie erstellt<br />
und wurde von Ökofond NRW mitfinanziert.<br />
Aus den Photos ist eine Ausstellung<br />
entstanden die in Freiburg/ Br<br />
und Köln gezeigt wurden.<br />
Seit 2000<br />
Gründung und Führung von »Green<br />
Dragon Oranic Farm and B&B« in Tatamagouche,<br />
Nova Scotia, Kanada<br />
ab 2008<br />
Editorials über verschiedene ungewöhnliche<br />
Handwerksberufe wie Vergolder,<br />
Feuerzeugreparateur und Reportagen<br />
über Ahornsirupproduktion und<br />
Fischerei in Nova Scotia.<br />
Beginn des Projektes »The Vanishing<br />
Breed« Portäts von Bauern in Colchester<br />
County, Nova Scotia. Die ersten 10<br />
Photos waren Teil einer Photoshow in<br />
Tatamagouche.<br />
Zahreiche Ausstellungen im In- und<br />
Ausland.
© Stephan Hederich, »Loyd Baillie«<br />
Portfolio Stephan Hederich<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
63
Portfolio Stephan Hederich<br />
© Stephan Hederich, »Jack Aitchison«<br />
64 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>
© Stephan Hederich, »Jack Ferguson«<br />
Portfolio Stephan Hederich<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
65
Portfolio Stephan Hederich<br />
© Stephan Hederich, »Nick & Vicky«<br />
66 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>
© Stephan Hederich, »Eddy Locke«<br />
Portfolio Stephan Hederich<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
67
Portfolio Stephan Hederich<br />
© Stephan Hederich, »Elizabeth Aspen«<br />
68 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>
© Stephan Hederich, »Reg Delorey«<br />
Portfolio Stephan Hederich<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
69
Fotoszene<br />
Inhalt versus Form?<br />
In der letzten Zeit gab es im Deutschen<br />
Verband für Fotografie (DVF) eine interessante<br />
Diskussion um die Frage, ob der<br />
Inhalt oder die Gestaltung eines Bildes<br />
wichtiger sei.<br />
Anlass war mein Tipp für die Teilnehmer<br />
zur Deutschen Fotomeisterschaft <strong>2012</strong>,<br />
dass die Gestaltung vorrangiger ist, als<br />
der Inhalt eines Bildes.<br />
Es gab dazu einige kritische Stimmen,<br />
die aber offensichtlich den Zusammenhang<br />
dieser Aussage übersehen haben<br />
- es ging um Tipps für einen Wettbewerb!<br />
Bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung<br />
liegen Bilder jeden Genres<br />
(Inhalts) in großer Anzahl vor - natürlich<br />
wählt die Jury die aus, die die perfekteste<br />
fotografische Umsetzung haben.<br />
Es wäre im höchsten Maße unseriös,<br />
Teilnehmer in dem Glauben zu<br />
lassen, sie hätten mit Bildern die vielleicht<br />
einen interessanten Inhalt haben,<br />
aber schlecht gestaltet sind, eine Erfolgschance!<br />
Ich denke allerdings, dass diese Diskussion<br />
geeignet ist, hier einmal grundsätzliche<br />
Gedanken zu dem Thema zu<br />
äußern.<br />
Es gibt natürlich keine Bilder ohne Inhalt<br />
- schon aus der Tatsache, dass ein fotografisches<br />
Werk existiert, begründet sich<br />
sein Inhalt!<br />
Dieser Bildinhalt kann gesehen oder<br />
inszeniert sein - entscheidend ist aber<br />
letztlich die fotografische Umsetzung!<br />
Was wir in Ausstellungen sehen, was<br />
wir bewundern oder auch ablehnen, ist<br />
immer das Produkt der Auseinandersetzung<br />
des Fotografen mit seiner Umwelt<br />
- das Bild!<br />
Diese Kunst der Interpretation ist das,<br />
was Fotografen unterscheidet - nicht<br />
das Motiv, was in gewisser Weise ja dem<br />
Bildinhalt gleich zu setzen wäre.<br />
Die individuelle Handschrift die ein<br />
Topfotograf im Laufe seiner Schaffensperiode<br />
entwickelt, ist nicht vorrangig<br />
geprägt durch seine Bildinhalte sondern<br />
im Wesentlichen durch die spezifische<br />
Art der Umsetzung.<br />
Jeder Fotograf ist frei in der Wahl seines<br />
Themas und damit seiner Motive, und<br />
70 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Manfred Kriegelstein, »Spiel«, Auch – oder gerade - Lifebilder brauchen eine klare<br />
Bildgestaltung um den Inhalt optimal transportieren zu können.<br />
es gibt keine Dominanz der Bildinhalte.<br />
Es ist völlig unsinnig anzunehmen, dass<br />
zB. Street- oder Lifefotografie höher zu<br />
bewerten sei, als eine Architekturaufnahme<br />
oder ein Stillleben.<br />
Wenn man das verstanden hat, ist die<br />
Konsequenz doch völlig klar - die Bewertung<br />
des Bildes kann dann nur noch die<br />
adäquate gestalterische Umsetzung<br />
berücksichtigen. Und adäquat bedeutet<br />
in diesem Zusammenhang natürlich,<br />
dass Gestaltung, Nachbearbeitung und<br />
Präsentation zu dem Bildinhalt passen<br />
müssen.<br />
Gestaltung ist eine notwendige, wenn<br />
auch keine hinreichende Bedingung, für<br />
ein gutes Bild.<br />
Mit anderen Worten, Gestaltung ist<br />
nicht alles, aber ohne Gestaltung ist<br />
alles nichts!<br />
Kritiker dieser Thesen verweisen gelegentlich<br />
auf historische Sichten von Feininger<br />
oder auch zum Beispiel Dr. Walter<br />
Boje, die insbesondere bei »emotionalen<br />
Bildern« Fehler im Bildaufbau zu<br />
entschuldigen wussten.<br />
Nun muss man wissen, dass man zu analogen<br />
Zeiten schon etwas nachsichtiger<br />
gegenüber gestalterischen Mängeln war<br />
- und auch sein musste!<br />
Die digitale Entwicklung hingegen hat<br />
zu deutlich höheren Anforderungen an<br />
bildnerischer Gestaltung und Präzision<br />
in der Fotografie geführt.<br />
Um mal ein gängiges Beispiel zu<br />
nennen.<br />
Hätte man früher ein Landschaftsbild<br />
im tollen Licht und beeindruckenden<br />
Farben auch mit eigentlich störenden<br />
Telegrafenmasten akzeptiert, würde<br />
man heutzutage so etwas nicht mehr<br />
entschuldigen.<br />
Auch ein laienhafter »Knipser« ist<br />
mit seiner Kamera in der Lage einen<br />
bestimmten Bildinhalt festzuhalten. Der<br />
ambionierte Fotograf hingegen bringt<br />
diesen Inhalt durch perfekte Gestaltung<br />
zusätzlich in eine künstlerische Form.<br />
Sollte dieses nicht gelingen, hilft auch<br />
hier die digitale Technik weiter - es gibt<br />
da an der Kamera so einen Knopf mit<br />
einem Papierkorbsymbol...<br />
Manfred Kriegelstein
Gute Fotos - simple Technik<br />
Fotografieren ohne Hightech<br />
Bernd Daub<br />
Verlag: dpunkt.verlag<br />
ISBN: 978-3-89864-783-0<br />
304 Seiten,komplett in Farbe<br />
29,95 Euro<br />
Wer sich an meinen Artikel »Der Weg<br />
zum Subjektiv« im <strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2012</strong><br />
erinnert, wird sofort einen Einstieg in<br />
das Buch von Bernd Daub bekommen.<br />
Der Autor zeigt, dass es nicht auf die<br />
teure Kameraausrüstung ankommt, sondern<br />
auf das Bild - also auf die gestalterische<br />
Fähigkeit des Fotografen.<br />
Viele Bildbeispiele in seinem Buch<br />
beruhen noch auf analoger Technik,<br />
sind aber mit digitalen Mitteln genauso<br />
erreichbar.<br />
Die Kombination fototechnischer<br />
Mängel mit innovativer Bildkomposition<br />
machen die Faszination dieser<br />
Bilder aus.<br />
Wer sich nicht nur für Hightech der<br />
Kameraindustrie interessiert, sondern<br />
für Bilder, sollte sich dieses Buch unbedingt<br />
mal ansehen.<br />
Man muss sich ja nicht unbedingt die<br />
kameratechnischen Raritäten anschaffen<br />
die in dem Buch beschrieben werden<br />
um in dieser Bildsprache zu experimentieren<br />
- ich denke entsprechendes<br />
Equipment für gängige Digitalkameras<br />
führt zu ähnlichen Ergebnissen.<br />
Mein Rat - einfach mal probieren!<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Porträt-Retusche-Tricks<br />
Für Photoshop<br />
Scott Kelby<br />
Verlag: ADDISON-WESLEY<br />
ISBN: 978-3-8273-3082-6<br />
368 Seiten, 4-farbig, Bilderdruck<br />
39,80 Euro<br />
Der wohl produktivste Fachautor in<br />
Sachen Photoshop hat sich der Schönheit<br />
des Menschen gewidmet oder<br />
besser gesagt, wie man sie digital optimieren<br />
kann.<br />
Wenn man an digitale Porträt-Retusche<br />
denkt, hat man ja häufig die schrecklichen<br />
Ergebnisse der Titelbilder gängiger<br />
TV-Zeitschriften vor Augen.<br />
Na ja, deren Macher haben wahrscheinlich<br />
das Buch von Kelby eher nicht gelesen!<br />
Wie immer, hat der Autor auch in diesem<br />
Werk sein Wissen humorvoll und didaktisch<br />
eingängig vermittelt.<br />
Seine »Branchentricks« illustriert er mit<br />
zahllosen Abbildungen jedes kleinen<br />
Arbeitsschrittes und macht es so auch<br />
Anfängern sehr einfach, die verschiedenen<br />
Stufen nachzuvollziehen.<br />
Er bietet verschiedene Workflows an in<br />
denen gezeigt wird, wie man Porträts<br />
in 5, 15 oder 30 Minuten digital optimieren<br />
kann.<br />
Wer sich mit Porträt - oder Beautyfotografie<br />
beschäftigt, sollte sich unbedingt<br />
dieses Buch anschaffen.<br />
Wer Scott Kelby - Fan ist, für den ist es<br />
sowieso ein absolutes Muss!<br />
Manfred Kriegelstein<br />
Buchbesprechung<br />
Recht für Fotografen<br />
Der Ratgeber für die fotografische<br />
Praxis<br />
Wolfgang Rau<br />
Verlag: Galileo Design<br />
ISBN: 978-3-8362-1795-8<br />
352 Seiten, geb.<br />
34,90 Euro<br />
Während man sich vor 20 Jahren<br />
Bildrechten gegenüber eher unbekümmert<br />
verhalten hat, sollte man heutzutage<br />
die Gesetzeslage gut kennen, wenn<br />
man fotografiert. Denn heutzutage steht<br />
fast jeder Fotograf mit einem Bein im<br />
Gefängnis.<br />
Das Werk von Wolfgang Rau, (er ist<br />
übrigens Präsidiumsmitglied und Justitiar<br />
des DVF,) ist sehr hilfreich um sich<br />
in dem Paragrafen - und Entscheidungsdschungel<br />
zurecht zu finden.<br />
Ich rate dringend, sich dieses Buch mal<br />
anzusehen. Man lernt nicht nur berechtigte<br />
gesetzliche Einschränkungen zu<br />
respektieren, sondern auch unberechtigten<br />
Ansprüchen selbstbewusst entgegen<br />
zu treten.<br />
Wer mehr als nur heimische Stillleben<br />
für den Privatgebrauch fotografieren<br />
will, sollte seine Rechte kennen - und<br />
die der anderen respektieren...<br />
Manfred Kriegelstein<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
71
Fotoszene<br />
Leserbriefe<br />
Hallo Herr Bührer,<br />
auf diesem Wege einmal vielen Dank<br />
für die tolle Arbeit! Ausgabe 2/<strong>2012</strong> des<br />
Brennpunktes ist ja wirklich schon fast<br />
eine Bibel; unglaublich, was in Berlin<br />
zum Thema Fotografie an Ausstellungen<br />
läuft. Diesmal mit dem Browse Festival<br />
natürlich umso mehr.<br />
Wieder habe ich mir eine Reihe von<br />
Ausstellungen markiert; leider werde<br />
ich wieder nicht alles schaffen. Aber<br />
der Brennpunkt hilft mir, interessante<br />
Sachen zu finden, auszuwählen und<br />
vorzumerken.<br />
Am Freitag war ich noch bei Herrn<br />
Wartmann im Salon für Fotokunst<br />
(»Neue Nationalgalerie« von Sonja<br />
Reich), und wir haben beide darüber<br />
gesprochen, was für eine Leistung Sie<br />
da erbringen.<br />
Ihnen weiterhin viel Schaffenskraft und<br />
die besten Wünsche.<br />
Viele Grüße,<br />
Raschid Sinayokho<br />
Hallo Herr Bührer,<br />
ja, das 168seitige Magazin war toll! Die<br />
Ausstellungen gehen etwas unter, aber<br />
es hat sich allemal gelohnt...<br />
Andreas David, Luxad Galerie<br />
72 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
Lieber Dietmar,<br />
der aktuelle Brennpunkt ist wirklich gut,<br />
schönes Format, kompakt, voller Bilder<br />
und Informationen.<br />
Dazu kommt ein Fotofestival mit internationales<br />
Charakter mit sehr interessanten<br />
und vielversprechenden Ausstellungen.<br />
Du hast wieder für eine Bereicherung<br />
gesorgt.<br />
Ein mal mehr beweist Du, deine Leidenschaft,<br />
deine Engagement und deine<br />
Lust an machen und organisieren.<br />
Danke.<br />
Gino Puddu<br />
Cafe Aroma Photogalerie<br />
Hallo Dietmar Bührer<br />
Zuerst mal Respekt und Anerkennung zu<br />
der sehr umfangreichen Letzen Ausgabe<br />
von <strong>brennpunkt</strong>.<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Hans-Peter Zimmer<br />
Lieber Dietmar,<br />
das voluminöse <strong>brennpunkt</strong>- Sonderheft<br />
ist ein wunderbarer Wegweiser durch<br />
den Irrgarten der fotografischen<br />
Stilrichtungen. Es beweist aber auch das<br />
immense Interesse an der Fotografie. Mit<br />
dem 166 Seiten starken <strong>brennpunkt</strong> hast<br />
Du eigentlich den Monat der Fotografie<br />
im November schon vorweggenommen<br />
- Gratulation!!<br />
Norbert Bunge, argus fotokunst<br />
Lieber Herr Bührer,<br />
Die extrastarke letzte Ausgabe hat mir<br />
übrigens sehr gut gefallen und wir haben<br />
auch dieses mal schon wieder alle uns<br />
von Ihnen zugesandten Exemplare verkauft.<br />
Liebe Grüße vom Boxhagener Platz<br />
Thomas Graichen, aff-Galerie<br />
Gratulation zu dieser Ausgabe!<br />
Willy Borgfeldt, DVF-Präsident<br />
Der dicke <strong>brennpunkt</strong> 2-<strong>2012</strong> fand<br />
viel Lob!<br />
Klaus Rabien<br />
Leserfotografien<br />
© Jens-Uwe Bartusch<br />
© Jens-Uwe Bartusch<br />
© Jens-Uwe Bartusch
© Barbara Semper, »Kilmainham-Gaol«, (Original in Farbe)<br />
Fotoszene<br />
© Barbara Semper, »street« © Wolfgang Meinecke, »Türkei«<br />
© Barbara Semper, »Schräglage«, (O.i.F.)<br />
<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
73
Vorschau 4/<strong>2012</strong><br />
<strong>brennpunkt</strong> 4-<strong>2012</strong><br />
erscheint am<br />
4. Oktober <strong>2012</strong><br />
Nachtrag zum<br />
Browse Fotofestival Berlin<br />
<strong>2012</strong><br />
Bericht über den Berliner<br />
Fotomarathon <strong>2012</strong><br />
Viele Leserfotografien<br />
Portfolio: Anna Thiele<br />
Seit 2004 geht Anna Thiele intensiv ihrer<br />
Passion nach, der Fotografie.<br />
2008-2009 folgten erste Ausstellungen.<br />
2010 wurde die Fotografin Meisterschülerin<br />
bei Professor Arno Fischer.<br />
Ein Schwerpunkt ihrer Fotografien sind<br />
Menschen im Stadtraum. Über Jahre<br />
durchstreift Anna Thiele dabei bevorzugt<br />
Orte in Berlin, die einem starken<br />
Wandel unterliegen. Dort gelingt es ihr<br />
in besonderer Weise, »Geschichten« zu<br />
Portfolio: Anita Reinsch<br />
1944 in Oranienburg geboren<br />
1966-1976 wissenschaftliche Mikrofotografie<br />
und Elektronenmikroskopie<br />
1970-1989 analoge schwarz/weiß-Fotografie<br />
mit eigener Dunkelkammer<br />
1990 digitale Fotografie- bevorzugt in<br />
Farbe<br />
2004 Freischaffende Fotografin mit<br />
Schwerpunkt Natur- und Landschaftsfotografie<br />
2011 Back to the roots: rasterelektronenmikrokopische<br />
Aufnahmen<br />
74 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />
© Marion Schwan<br />
Leserfotos:<br />
© Marion Schwan<br />
Marion Schwan, Berlin © Marion Schwan<br />
erzählen und den Bildern gleichzeitig<br />
eine außerordentliche grafische Kraft zu<br />
verleihen.<br />
Im nächsten Heft zeigen wir eine Auswahl<br />
von Fotografien, die Anna Thiele<br />
zwischen 2007 und 2011 im Berliner<br />
Regierungsviertel aufgenommen hat.<br />
© Anna Thiele<br />
<strong>2012</strong> Mitglied der Photographen Lounge<br />
Potsdam<br />
Mit beeindruckenden Bildern zeigt<br />
sie die Schönheit und außerordentliche<br />
Vielfalt pflanzlicher und tierischer<br />
Ultrastrukturen.<br />
Als nunmehr freischaffende Fotografin<br />
steht nicht mehr die wissenschaftliche<br />
Interpretation sondern vielmehr die<br />
künstlerische und ästhetische Aufarbeitung<br />
im Vordergrund. © Anita Reinsch, »Farnunterseite mit Sporen«,<br />
ca. 500fache Vergrößerung
ennpunkt 3/<strong>2012</strong><br />
75
Galerien<br />
76 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>