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ennpunkt<br />

3/<strong>2012</strong> 4,00 Euro 28. Jahrgang<br />

Magazin für Fotografie<br />

Juli bis September <strong>2012</strong><br />

Galerien • Buchbesprechungen • Fotoszene<br />

Portfolio Detlef Christel • Stephan Hederich


2 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

FÜR ORIGINALE<br />

„Ich fotografiere für den Fine Art Druck. Erst die Kombination von hochwertigen traditionellen<br />

Büttenpapieren und modernster Drucktechnik bringt die sinnliche Qualität meiner Bilder optimal<br />

zur Geltung.“ Manfred Kriegelstein Die Digital FineArt Collection bietet exklusive Künstlerpapiere<br />

mit edler Haptik und bestechender Optik für den Inkjetdruck. Brillante Schwarz-Weiß-Aufnahmen<br />

oder subtile Farbfotografie werden dank unserer feinen Papiere der Individualität Ihrer Kunstwerke<br />

mehr als gerecht. Mehr Papierkunst unter www.hahnemuehle.de<br />

P A P I E R E M I T M U S E U M S Q U A L I T Ä T, A L T E R U N G S B E S T Ä N D I G U N D M E H R F A C H P R Ä M I E R T .


Impressum:<br />

<strong>brennpunkt</strong><br />

Magazin für Fotografie<br />

Erscheint vierteljährlich,<br />

erhältlich in Fotogalerien,<br />

Geschäften, Buchhandlungen<br />

und über Abonnement.<br />

Jahresabo 13,50 Euro<br />

Einzelpreis 4,00 Euro<br />

Konten:<br />

Postbank Berlin<br />

Konto-Nr. 3751 06-104<br />

BLZ 100 100 10<br />

Redaktionsschluss:<br />

jeweils am 10. vor dem Erscheinungsmonat<br />

Herausgeber:<br />

edition buehrer<br />

c/o Dietmar Bührer<br />

Odenwaldstraße 26<br />

12161 Berlin<br />

Telefon u. Telefax: (0 30) 8 53 35 27<br />

e-Mail: buehrer-berlin@t-online.de<br />

Internet: www.edition-<strong>dibue</strong>.de<br />

Copyright bei <strong>Edition</strong><br />

Druck:<br />

schöne drucksachen<br />

Bessemerstraße 76a, 12103 Berlin<br />

ISSN 0932-7231<br />

Redaktion:<br />

Dietmar Bührer V.i.S.d.P.<br />

Michael Gebur<br />

Klaus Rabien<br />

Manfred Kriegelstein<br />

Hinweis:<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotografien<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

Helmut Newton<br />

Rue Aubriot, French Vogue<br />

from the series White Woman, Paris 1975<br />

© Helmut Newton Estate<br />

Galerien<br />

� Ulrike Ottinger »Portraits« ................................................................................. 5<br />

� Alfred Ehrhardt »Portugal 1951–1961« ............................................................... 6<br />

� Hartmut Neumann »Mit und neben der Natur« ................................................. 7<br />

� Helmut Newton »WHITE WOMEN/SLEEPLESS NIGHTS/BIG NUDES« .............. 8<br />

� Ralph Gibson .................................................................................................... 10<br />

� Michael Harms »Zeit–doppelt belichtet« ............................................................ 12<br />

� Annegret Klemens, Ralf Klingelhöfer »ÜberLebenskünstler. Kuba« ..................... 13<br />

� Jörg Rubbert »Kids in the backyard« .................................................................. 14<br />

� Diane Arbus ...................................................................................................... 15<br />

� Fabien Scheidler »Displaced Places« ................................................................... 16<br />

� Sylt im Spiegel zeitgenössischer Fotografie ......................................................... 17<br />

� Fred Baumgart »AKT mit HUT und MANTEL« ..................................................... 18<br />

� Charlotte Thömmes »Recycled Memories« ......................................................... 19<br />

� Gruppe Blaue Ampel »Berlin, 18.15« .................................................................. 20<br />

� Daisaku Oozu »INVISIBLESCAPES« .................................................................... 22<br />

� Hildegard Ochse (1935–1997) »Das Vermächtnis ...« .......................................... 23<br />

� Kathrin Tschirner »Tracks – Moskau-Burjatien-Ulan Bator« ................................. 24<br />

� Guy Batey, Thomas Graichen »Absence / Presence« .......................................... 25<br />

� Faszination New York ......................................................................................... 26<br />

� Dirk Alvermann »Streiflichter 1956–65« ............................................................. 27<br />

� Hans Hocheim »Kaffee-Kultur« ........................................................................... 28<br />

� Leo Pompinon »Beauty of Decay« ...................................................................... 28<br />

� Intermezzo Collection Regard ............................................................................ 29<br />

� Larry Clark .......................................................................................................... 30<br />

� Edward Burtynsky »Oil« ...................................................................................... 31<br />

� Zeitlos Schön ...................................................................................................... 32<br />

� Volker Wartmann »Wartmann Polaroid Collection« ............................................ 34<br />

� Michael Ruetz »THE FAMILY OF DOG« ............................................................. 35<br />

� Jens Knigge »Le Thoronet – La Tourette« ............................................................. 36<br />

� Menschenbilder, Teil 1 ........................................................................................ 38<br />

� Mirjana Vrbaski »Verse of Emptiness« ................................................................. 39<br />

� Lotti Nass, Kamila Zimmermann »Insel aus Versehen« ........................................ 40<br />

� Lee Miller ........................................................................................................... 41<br />

� Hans Martin Sewcz »Zeitachsen« ........................................................................ 53<br />

Galeriebesprechungen<br />

� So siehst du aus! (Klaus Rabien) ......................................................................... 42<br />

Ausstellungen in Berlin ............................................................................................ 47<br />

Ausstellungen<br />

� Tomas Erhart »Deconstructive Nudes« ................................................................ 48<br />

� Inessa Dolinskaia ............................................................................................... 49<br />

Portfolio<br />

� Detlef B. Christel »Berliner Gören« ..................................................................... 54<br />

� Stephan Hederich »The Vanishing Breed« ........................................................... 62<br />

Fotoszene<br />

� berlin daily ......................................................................................................... 46<br />

� Fotowettbewerb »Landleben« ............................................................................ 51<br />

� 5. Europäischer Monat der Fotografie Berlin <strong>2012</strong> ............................................... 51<br />

� Ein Paradies für analoge Fotografie ...................................................................... 52<br />

� Inhalt versus Form? (Manfred Kriegelstein) .......................................................... 70<br />

Buchbesprechungen<br />

� Me and my Idol, Peter Werner ........................................................................... 50<br />

� Gute Fotos – simple Technik .............................................................................. 71<br />

� Porträt-Retusche-Tricks ...................................................................................... 71<br />

� Recht für Fotografen ........................................................................................... 71<br />

� Leserbriefe – Leserfotografien ............................................................................. 72<br />

Vorschau 4-<strong>2012</strong> ..................................................................................................... 74<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

3


Ulrike Ottinger<br />

Fotografin und<br />

Sammlerin<br />

»Portraits«<br />

Das Verborgene Museum präsentiert<br />

erstmals ausgewählte Schwarz-Weiß-<br />

Portraits der Filmemacherin und Fotografin<br />

Ulrike Ottinger. Ihre Portraits<br />

werden in einem visuellen Dialog mit<br />

historischen Portraitfotografien aus der<br />

gemeinsamen Sammlung Ottinger/<br />

Sykora gezeigt, in der sich u.a. Arbeiten<br />

von Lotte Jacobi, Gisèle Freund, Yva,<br />

Willy Maywald sowie Herbert Tobias<br />

befinden.<br />

Ulrike Ottinger ist eine der renommiertesten<br />

Autorinnen des Neuen Deutschen<br />

Films und zugleich eine international<br />

anerkannte Fotografin. Ihre künstlerische<br />

Laufbahn hat sie 1962 bei Johnny<br />

Friedlaender in Paris aufgenommen, wo<br />

sie sich durch die Schriften und Vorlesungen<br />

von Michel Leiris, Claude Lévi-<br />

Strauss und Pierre Bourdieu inspirieren<br />

ließ. 1969 gründet sie in ihrer Geburtsstadt<br />

Konstanz die Galerie »galeriepress«<br />

und macht Ausstellungen, u.a.<br />

mit Wolf Vostell, David Hockney und<br />

R.B. Kitaj.<br />

Nach der Realisierung ihres ersten<br />

Spielfilms »Laokoon & Söhne« 1973<br />

geht sie nach Berlin. Den visuellen<br />

Bildphantasien verschrieben, wird für<br />

Ulrike Ottinger das Filmemachen zu<br />

ihrem Metier: den Spielfilmen »Die<br />

Betörung der blauen Matrosen« (1975)<br />

und »Madame X« (1979) folgt die<br />

Berlin-Trilogie mit »Bildnis einer Trinkerin«<br />

(1979), »Freak Orlando« (1981)<br />

und »Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse«<br />

(1984) – bis heute Quell der<br />

Erinnerung an atmosphärisch einmalige,<br />

inzwischen verschwundene Orte der<br />

ehemals geteilten Stadt. Die Kulturen<br />

des Fernen Ostens werden in den dokumentarischen<br />

Filmen zur bleibenden<br />

Faszination: u.a. »China. Die Künste –<br />

Der Alltag« (1985), »Taiga« (1992) und<br />

die jüngste Produktion »Unter Schnee«<br />

– eine poetische Geschichte aus dem<br />

Schneeland in Japan (2011).<br />

© Ulrike Ottinger, »Tabea Blumenschein«,<br />

Berlin 1975<br />

Von Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit<br />

an widmet sich Ulrike Ottinger der<br />

Fotografie.<br />

Neben der Arbeit an den Filmen, den<br />

Fotografien zur Drehortbestimmung<br />

und der Motivsuche hat Ulrike Ottinger<br />

das Fotografieren immer auch als<br />

eigenständige Kunst betrieben. Im Zentrum<br />

ihres fotografischen Werks stehen<br />

dokumentarische und inszenierte Portraits<br />

von Künstlerinnen und Künstlern.<br />

Ihnen allen ist die Freude an der Selbstdarstellung<br />

anzusehen, mit der sie auf<br />

den Blick der Fotografin reagieren.<br />

Ihre fotografischen Arbeiten waren in<br />

großen Kunstausstellungen wie der<br />

Biennale Venedig, der Documenta<br />

Kassel und der Berlin Biennale zu sehen<br />

und reisen in Einzelausstellungen um<br />

die ganze Welt.<br />

Über Jahrzehnte durch die Filmarbeit<br />

mit der Grotesktänzerin Valeska Gert<br />

in Freundschaft verbunden, hat Ottinger<br />

die große Mimin in unvergesslichen<br />

Portraits festgehalten.<br />

In der Ausstellung werden sie neben<br />

historischen Portraits von Valeska Gert,<br />

z.B. von Lotte Jacobi, Willy Maywald,<br />

Suse Byk, Herbert Tobias zu sehen sein,<br />

die – wie auch Künstlerportraits von<br />

Cami Stone, Man Ray, Gisèle Freund<br />

u.v.m. – aus der Sammlung Ottinger/<br />

Sykora stammen. Im Zentrum des Interesses<br />

der Sammlerin Ottinger stehen<br />

Portraits von Künstlerpersönlichkeiten<br />

Gertrud Arndt, »Selbst«, Dessau 1930<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

© Ulrike Ottinger, »Valeska Gert«, Sylt 1975<br />

aus den 1920er, zunehmend auch den<br />

1950er und 1960er Jahren. Die erstmalige<br />

Präsentation von Fotografien aus der<br />

Sammlung mit den Werken von Ulrike<br />

Ottinger eröffnet überraschende Korrespondenzen.<br />

bis 5. August <strong>2012</strong><br />

DAS VERBORGENE MUSEUM<br />

Schlüterstraße 70<br />

10625 Berlin-Charlottenburg<br />

Do & Fr 15 – 19 Uhr<br />

Sa & So 12 – 16 Uhr<br />

5


Galerien<br />

Alfred Ehrhardt<br />

»Portugal 1951–1961«<br />

Fotografie und Film<br />

1951 hielt sich der Kulturfilmer Alfred<br />

Ehrhardt fünf Monate in Portugal auf,<br />

um den 92minütigen Schwarz-Weiß-<br />

Film Portugal – Unbekanntes Land am<br />

Meer zu drehen, für den er seinen dritten<br />

Bundesfilmpreis erhielt. Es war der<br />

erste abendfüllende Kulturfilm, der nach<br />

1945 von einem Deutschen im Ausland<br />

gedreht wurde. Aus dem Material entstand<br />

der Kurzfilm Das steinerne Antlitz<br />

Portugals, der das Prädikat Besonders<br />

Wertvoll erhielt. Sieben Jahre später<br />

führte ihn eine zweite Reise nach<br />

Portugal, wo er, unterstützt von der portugiesischen<br />

Regierung, die Kurzfilme<br />

Die Küste der Fischer (Prädikat Wertvoll),<br />

Korkland Portugal (Prädikat Besonders<br />

Wertvoll), Portwein (Prädikat Wertvoll),<br />

Das Boot von Torreira (Prädikat Wertvoll)<br />

sowie Iberische Skizzen drehte – in<br />

Farbe.<br />

Wie so häufig fotografierte Ehrhardt<br />

parallel zur Filmarbeit. Das annähernd<br />

400 Fotografien umfassende Konvolut<br />

wird nun erstmals in einer Auswahl<br />

der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Ebenfalls zu sehen sein wird der preisgekrönte<br />

Film Portugal – Unbekanntes<br />

Land am Meer. Fritz Kempe, Leiter der<br />

Staatlichen Landesbildstelle Hamburg,<br />

befand: »Was sonst bei programmfüllenden<br />

Kulturfilmen selten zutrifft, das<br />

ist hier weitgehend gelungen, nämlich<br />

einen spannenden und in sich zusammenhängenden<br />

Bogen zu schlagen.<br />

Besonders lobenswert scheint mir die<br />

meisterhafte Fotografie, die auch die<br />

geographische Struktur Portugals außerordentlich<br />

wirksam hervorhebt.«<br />

Portugal in den 1950er Jahren – das sind<br />

Bilder aus einer Zeit, als man noch Lasten<br />

auf dem Kopf trug und barfuß lief, das<br />

Korn auf den Feldern mit einer Handsichel<br />

schnitt, den Wein unter Musikbegleitung<br />

erntete und die Trauben mit den Füßen<br />

kelterte, Sardinen und Thunfische mit<br />

Netzen per Hand einholte und Kork<br />

das einzige Material war, mit dem man<br />

Flaschen stopfte. Die auch für dama-<br />

6 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Alfred Ehrhardt, »Uralte Windmühlen am Atlantik«, 1951, 17,5 x 23,5 cm, Vintage, Silbergelatineabzug,<br />

© Alfred Ehrhardt Stiftung<br />

lige Verhältnisse exotische Anmutung<br />

der archaischen Produktionsmethoden<br />

erscheinen nicht nur dem heutigen<br />

Betrachter wie Bilder aus einer anderen<br />

Welt, sondern übten schon auf Ehrhardt<br />

sichtbar große Faszination aus. Für ihn<br />

war das Leben der Portugiesen »von<br />

einer biblischen Einfachheit und von<br />

besinnlicher Heiterkeit«.<br />

Wenngleich der Schwerpunkt des<br />

Films – und somit auch der Fotografien<br />

– auf der folkloristischen Tradition des<br />

Handwerks liegt, so wird Portugal doch<br />

auch als Land der Gegensätze zwischen<br />

Vergangenheit und Gegenwart<br />

gezeigt. Ehrhardt filmt und fotografiert<br />

die Luxusdampfer und den Flugboot-<br />

Landeplatz im Hafen von Lissabon<br />

oder die Neubauviertel im Norden der<br />

Hauptstadt genauso wie die maschinelle<br />

Fabrikation von Sardinenkonserven und<br />

Korkprodukten.<br />

Wie bei allen seinen Filmen zeichnete<br />

Ehrhardt für Regie, Kamera, Schnitt und<br />

Produktion verantwortlich. Aber er verwendete<br />

auch vor Ort aufgenommene<br />

Geräuschkulissen und portugiesische<br />

Musik wie die Choräle der Gläubigen<br />

in der Wallfahrtskirche zu Fatima. Alfred<br />

Ehrhardt fertigte mit seinem geschulten<br />

Blick für Komposition, Abstraktion und<br />

Grafik eine »künstlerische Reportage<br />

von dokumentarischem Wert« (Die Welt,<br />

1952). »Ehrhardt gelingen betörend<br />

schöne Bilder; selbst wenn er so nüchterne<br />

Gegenstände wie eine Korkfabrik<br />

beschreibt, entdeckt er reizvolle und<br />

verblüffende Perspektiven. So wird dieser<br />

Film ein ästhetischer Genuss; seine<br />

dichten Stimmungsbilder erschließen<br />

unserem Bewusstsein das Land Portugal<br />

vielleicht eher als es strenge Sachlichkeit<br />

vermocht hätte.« (Berliner Morgenpost,<br />

1952)<br />

bis 15. Juli <strong>2012</strong><br />

Alfred Ehrhardt Stiftung<br />

Auguststraße 75<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Di – So 11 – 18 Uhr<br />

Do 11 – 21 Uhr<br />

www.alfred-ehrhardt-stiftung.de


Hartmut Neumann<br />

»Mit und neben der<br />

Natur«<br />

Neue Fotoarbeiten<br />

Hartmut Neumanns abstrakte, skulpturale,<br />

utopische und inszenierte Sicht<br />

auf Natur bildet einen vorgegebenen<br />

Bezugsrahmen zu den Arbeiten von Alfred<br />

Ehrhardt, auf die sich der Künstler in dieser<br />

für die Alfred Ehrhardt Stiftung konzipierten<br />

Ausstellung bezieht. Neumann<br />

nimmt den dialogischen Ansatz der<br />

Ausstellungstätigkeit der Stiftung auf,<br />

der in der Gegenüberstellung der historischen<br />

Fotografie und Filmkunst von<br />

Alfred Ehrhardt mit zeitgenössischen<br />

Fotografen und Fotografinnen liegt,<br />

die sich in ihrem Werk grundlegend<br />

mit dem Begriff der »Natur« und den<br />

»Konstruktionen des Natürlichen« auseinandersetzen.<br />

Hartmut Neumann komponiert ausgestopfte<br />

Tiere, pflanzliche Elemente,<br />

natürliche Materialien und künstliche<br />

Erzeugnisse assemblageartig<br />

zu Bildwelten von erschreckender<br />

Künstlichkeit. Er konstruiert Natur, die<br />

sich zwar aus erkennbaren natürlichen<br />

Formen zusammensetzt, die aber dennoch<br />

irritierend fremdartig erscheint. Er<br />

inszeniert absurde Bildwelten zwischen<br />

Abstraktion und Gegenständlichkeit.<br />

Präparierte Finken und Maisen verstecken<br />

sich in aus Bauschaum aufgeworfenen<br />

Eisgrotten, Sittiche brüten vor<br />

einer Wand aus Plastikpflanzen und<br />

Tierfell, Styroporkugeln, Kunststoffringe<br />

und Isoliermaterialien mutieren zu einer<br />

stellaren Konstellation im tiefschwarzen<br />

Kosmos. Einen Schwerpunkt der<br />

Ausstellung bilden Arbeiten, die sich<br />

mit dem Thema des Kosmos befassen.<br />

Sowohl in seinen Fotografien als auch in<br />

der Malerei konstruiert er außerirdische<br />

Welten aus Formen und Gegenständen,<br />

deren kosmologischer Charakter sich<br />

erst durch die Art und Weise erschließt,<br />

wie er sie zueinander in Beziehung setzt.<br />

Nachdem Hartmut Neumann seine<br />

Arrangements fotografiert hat, werden<br />

sie wieder zerstört. Sie überdauern einzig<br />

im Medium der Fotografie.<br />

Hartmut Neumann, Kosmonauten 1, 2011,<br />

92x116 cm, Pigmentdruck auf Barytpapier<br />

© Hartmut Neumann / VG BildKunst, Bonn<br />

Die schier unerschöpfliche Fülle seines<br />

Formenrepertoires ist getragen von der<br />

Idee der »Kunst- und Wunderkammer«,<br />

wo »artificialia« und „naturalia“ wie in<br />

einem Mikrokosmos des Universums eng<br />

verzahnt wurden. Aber auch naturkundliche<br />

Dioramen und Naturdarstellungen<br />

historischer Fachbücher haben die<br />

Formensprache des Künstlers angeregt.<br />

Als Motivquelle diente ihm seine über<br />

Jahrzehnte hinweg zusammen getragene<br />

eigene Sammlung ausgestopfter<br />

Tiere, angereichert durch weitere<br />

Naturversatzstücke, allerlei Objekte<br />

verschiedensten Materials und etliche<br />

Alltagsgegenstände. Neumanns<br />

rätselhafte Bilderfindungen zeichnen<br />

sich durch Opulenz und überbordenden<br />

Detailreichtum aus. Seine theatralischen<br />

Natur-Inszenierungen von selten<br />

gesehenem Wahnwitz hinterlassen<br />

einen intensiven Eindruck. Etwas<br />

unheimlich kommen sie daher, die von<br />

Präparatoren geformten Häute, Federn<br />

und Felle verstorbener Lebewesen. Ihr<br />

stierer Blick, ihre räudige Hülle, die<br />

Unbeweglichkeit ihrer den natürlichen<br />

Bewegungsabläufen angelehnten<br />

verlebendigenden Pose, geeint mit<br />

der Erstarrung des Moments im fotografischen<br />

Bild, lässt uns erschauern. Die<br />

künstlerisch überformten Naturstücke<br />

halten das Tote wie eine Reliquie lebendig<br />

und hauchen ihm ein zweites, künstlich-künstlerisches<br />

Leben ein.<br />

Die von heimischen und exotischen<br />

Tieren bevölkerten utopischen Gärten<br />

beschreiben eine Paradieswelt, in der<br />

es keine Menschen gibt. Der Künstler<br />

wird zum Welten-Neuschöpfer, der alte<br />

Wettstreit des Künstlers mit der Natur<br />

ist hier als mehrschichtiger Prozess präsent.<br />

Aber Hartmut Neumanns unge-<br />

21. Juli bis 7. Oktober <strong>2012</strong><br />

Alfred Ehrhardt Stiftung<br />

Auguststraße 75<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Di – So 11 – 18 Uhr<br />

Do 11 – 21 Uhr<br />

www.alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

mein faszinierenden wie beunruhigenden<br />

Bilder sind alles andere als abbildhafte<br />

Naturstücke oder Darstellungen<br />

einer paradiesischen Urnatur. Es sind<br />

Artefakte und Konstruktionen, deren mit<br />

den Mitteln der Malerei, Grafik, Skulptur<br />

und Fotografie erstellte Künstlichkeit<br />

deutlich im Vordergrund steht. Hatte<br />

Stefan Berg 1999 geschrieben, Neumann<br />

sei »maßlos im Anspruch, alles, restlos<br />

alles in Malerei zu verwandeln und dabei<br />

Maßstäblichkeit, Verhältnismäßigkeit<br />

und malerische Konventionen komplett<br />

zu opfern«, so gilt Gleiches in<br />

der Zurückführung der skulpturalen<br />

Objekt-Assemblagen in die zweidimensionale<br />

schwarz-weiße Fläche der<br />

Fotografie. Die Fotografie erlaubt ihm<br />

den Freiraum, sich mit scheinbar verdächtigen<br />

Themen ohne Rücksicht auf<br />

bildnerische Konventionen uneingeschränkt<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Hartmut Neumann, 1954 in Delmenhorst<br />

geboren, studierte an der Hochschule<br />

für Kunst in Bremen bei Prof. Rolf<br />

Thiele. 1983 »Kunstpreis Junger<br />

Westen«, 1985/86 Stipendiat der<br />

Villa Massimo, 1988 Kunstpreis des<br />

Deutschen Künstlerbundes. Zahlreiche<br />

Gruppen-und Einzelausstellungen<br />

(u.v.a. Kunstmuseum Düsseldorf<br />

1991, Kunsthalle Recklinghausen<br />

1992, Ludwig Forum Aachen 1998,<br />

Von der Heydt-Museum Wuppertal<br />

2000, Herzog-Anton-Ulrich-Museum<br />

Braunschweig 2003, Forum Kunst<br />

Rottweil 2009). Seit 1992 Professur für<br />

Malerei an der Hochschule für Bildende<br />

Künste Braunschweig.<br />

In Zusammenarbeit mit Sabine Schmidt<br />

Galerie, Köln.<br />

Vernissage:<br />

Freitag, 20. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

7


Galerien<br />

HELMUT NEWTON<br />

»WHITE WOMEN /<br />

SLEEPLESS NIGHTS /<br />

BIG NUDES«<br />

Helmut Newton gehört zweifellos zu<br />

den bedeutendsten Photographen des<br />

20. Jahrhunderts, seine unnachahmlichen<br />

Mode- und Aktaufnahmen sowie<br />

die Porträts werden bis heute veröffentlicht.<br />

Seine erste Buchpublikation<br />

unter dem Titel »White Women«<br />

erschien erstaunlicherweise erst 1976,<br />

als Newton bereits 56 Jahre alt war,<br />

dafür jedoch gleich in mehreren Ausgaben<br />

und Sprachen: Es ist ein legendäres<br />

Buch geworden, wurde kurz<br />

nach Erscheinen mit dem »Kodak Fotobuchpreis«<br />

ausgezeichnet und seitdem<br />

immer wieder aufgelegt. Newton<br />

landete mit »White Women« einen<br />

Clou, weil er einer visuellen Erotisierung<br />

der Mode den Weg bereitete, die<br />

1980/1981 in seinen berühmten Serien<br />

»Big Nudes« und »Naked and Dressed«<br />

kulminierte. Den ungewöhnlichen Einfall,<br />

zeitgenössische Mode mit bekleideten<br />

und unbekleideten Modellen in<br />

Form von Diptychen zu präsentieren,<br />

hatte Helmut Newton bereits Mitte der<br />

1970er Jahre vorbereitet. In der europäischen<br />

Kunstgeschichte existierte dafür<br />

ein berühmtes Vorbild aus der Zeit um<br />

1800 – nämlich Goyas querformatige<br />

Gemälde der nackten und bekleideten<br />

Maja, die nebeneinander im Prado<br />

hängen.<br />

Newtons herausfordernder Idee einer<br />

radikalen Nacktheit in der Mode (oder<br />

besser als Randbereich der Mode) folgten<br />

später viele Kollegen, aber auch ein<br />

Regisseur: 1994 zeigte Robert Altman<br />

in der Schlussszene seines Filmes »Prêtà-porter«<br />

Modelle, die bei den Pariser<br />

Modenschauen vollkommen nackt über<br />

den Laufsteg defilierten und das Publikum,<br />

nach einiger Skepsis, begeisterten.<br />

Der Verzicht auf die Mode selbst<br />

und die Konzentration auf den eigentlich<br />

durch die Mode verhüllten (weiblichen)<br />

Körper sind vermutlich eine Übernahme<br />

des damals bereits berühmten<br />

Newton’schen Leitmotivs.<br />

8 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Helmut Newton, »Sie kommen«, from the series Big Nudes, Paris 1981, © Helmut Newton Estate<br />

Dass Damenmode verführen und die<br />

beauftragten Photographen dies unterstützen<br />

sollen, ist hinlänglich bekannt.<br />

Newton ging in seinen Bildern in den<br />

1970er Jahren einen entscheidenden<br />

Schritt weiter – er vereinte subtil Nacktheit<br />

und Mode: Im Ambiente luxuriöser<br />

Hotels rutschte der einen oder anderen<br />

Frau schon einmal lasziv der Träger<br />

des Kleides herunter und ließ eine Brust<br />

zum Vorschein kommen. Oder aber<br />

Newton stellte in einer Nachtaufnahme<br />

in einer Gasse in Paris neben ein Modell<br />

im Yves-Saint-Laurent-Damensmoking<br />

eine zweite nackte Frau. Solche ungewöhnlichen<br />

Bilder haben die Szene<br />

überrascht und provoziert, vor allem<br />

aber haben sie die Modephotographie<br />

revolutioniert. Überdies begleiten und<br />

kommentieren solche Aufnahmen den<br />

Wandel der Rolle der Frau in der westlichen<br />

Gesellschaft jener Zeit.<br />

Neben die Schwarz-Weiß-Bilder aus<br />

dem erweiterten Modekontext stellte<br />

Newton in seiner ersten Publikation<br />

Farbaufnahmen nackter weiblicher<br />

Modelle in Swimmingpools unter süd-<br />

licher Sonne. In einem kurzen Kommentar<br />

im Buch erklärte der Photograph,<br />

dass er nie Kulissen im Studio<br />

aufbauen, sondern vielmehr immer passende<br />

Schauplätze für seine Bilder vor<br />

Ort suchen würde. Und so benutzte er<br />

beispielsweise einen Ankleidespiegel<br />

in der Villa d’Este für ein inszeniertes<br />

Modeporträt, auf dem sich ein Modell<br />

in enger Reiterhose und bloßen Brüsten<br />

bewundert. Newton macht uns Bildbetrachter<br />

so unweigerlich zu Voyeuren.<br />

Ebenso raffiniert und perfekt arrangierte<br />

er die Aufnahmen in Schwarz-Weiß und<br />

Farbe, die 1978 in seinem zweiten Buch<br />

»Sleepless Nights« vereint wurden und<br />

zuvor in so unterschiedlichen Magazinen<br />

wie der amerikanischen oder italienischen<br />

Vogue, dem Playboy oder dem<br />

Spiegel publiziert worden waren. Auch<br />

hier geht es um Frauen, ihre Körper und<br />

Kleider; viele Aufnahmen sind nicht nur<br />

Modebilder, sondern gleichzeitig Porträts,<br />

manche könnten auch Aufnahmen<br />

von Kriminalschauplätzen sein. Hier<br />

tauchen erstmals drei kleinere Bildserien<br />

auf, die später zu Newtons iko-


Helmut Newton, »Self Portrait with Wife and Models«, Vogue Studio, Paris 1981,<br />

© Helmut Newton Estate<br />

nischen Aufnahmen gezählt werden<br />

sollten: weibliche halbnackte Modelle<br />

mit orthopädischen Stützprothesen, die<br />

kurz nach J.G. Ballards Roman »Crash«<br />

entstanden, oder mit Hermès-Ledersatteln,<br />

die besonders kontrovers diskutiert<br />

wurden, sowie die sogenannten<br />

Dummies: 1978 begann Newton für<br />

Modeaufträge der französischen Vogue<br />

mit Schaufensterpuppen zu arbeiten, die<br />

er etwa spät abends mit Drähten an der<br />

Seine-Brücke Pont Alexandre III befestigen<br />

ließ. Diesen wurden von Stylisten<br />

die neuesten Kollektionen angezogen<br />

und so lebendig zurecht gemacht, dass<br />

man den Unterschied zwischen Lebewesen<br />

und Puppe erst auf den zweiten<br />

Blick feststellen konnte. Auch in<br />

seiner zweiten Publikation »Sleepless<br />

Nights« tauchen Schaufensterpuppen<br />

auf, meist in amouröser Kombination mit<br />

einem Menschen. Durch die Interaktion<br />

der beiden Protagonisten baute Newton<br />

eine für die Modephotographie seiner<br />

Zeit einzigartige inhaltliche Spannung<br />

auf. Mode scheint für ihn häufig nur ein<br />

Vorwand gewesen zu sein, etwas anderes,<br />

eigenes zu realisieren.<br />

Spätestens seine dritte Publikation<br />

»Big Nudes« sicherte dem inzwischen<br />

Anfang 60-jährigen Helmut Newton<br />

einen festen Platz auf dem photographischen<br />

Olymp: Das Buch wird seit 1981<br />

bis heute verlegt, inzwischen hunderttausendfach<br />

gedruckt, in mehreren Verlagen<br />

und Sprachen. Karl Lagerfeld, mit<br />

dem und für den Newton seinerzeit viel<br />

photographierte, steuerte für die deutsche<br />

Ausgabe ein Vorwort bei.<br />

Newton erklärt die Entstehung der »Big<br />

Nudes« in seiner Autobiographie: Er sei<br />

durch die großformatigen RAF-Fahndungsplakate<br />

der deutschen Polizei<br />

auf die Idee gekommen, auch ganzfigurige<br />

Aktaufnahmen mit der Mittelformatkamera<br />

im Studio zu machen, die<br />

er dann später lebensgroß abzog. Die<br />

monumentalen Bilder wurden bald<br />

nach ihrem Entstehen in verschiedenen<br />

Museen gezeigt; Newton stieß mit<br />

den hier veröffentlichten »Big Nudes«<br />

sowie den später ebenfalls lebensgroß<br />

bis 18. November <strong>2012</strong><br />

Helmut Newton Stiftung<br />

Museum für Fotografie<br />

Jebensstraße 2<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Di – So 10 – 18 Uhr<br />

Do 10 – 22 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

abgezogenen Bildern der »Naked and<br />

Dressed«-Serie in eine neue Dimension<br />

des photographischen Menschenbildes<br />

vor. Letztgenannte Sequenz realisierte<br />

er zunächst pleinair im Frühjahr<br />

1981 für die italienische Vogue, einige<br />

Monate später im Studio für deren französische<br />

Ausgabe. Das Diptychon »Sie<br />

kommen«, das in diese Reihe gehört,<br />

hängt als Dauerpräsentation seit der<br />

Eröffnung der Helmut Newton Stiftung<br />

in deren oberer Lobby– gegenüber den<br />

»Big Nudes«.<br />

Die aktuelle Ausstellung in Berlin, die<br />

für das Museum of Fine Arts in Houston<br />

erdacht wurde und zuvor bereits<br />

dort zu sehen war, ist diesen ersten<br />

drei legendären Publikationen gewidmet<br />

– die in den Büchern publizierten<br />

Motive verwandeln sich hier in<br />

Ausstellungsprints. Zu seinen Lebzeiten<br />

wurden die frühen, teilweise ikonischen<br />

Bilder an der Schwelle von der<br />

Mode- zur Aktphotographie nie zusammen<br />

gezeigt. Mit dieser Präsentation<br />

folgt die Helmut Newton Stiftung der<br />

Ausstellungsidee, Newtons Werk unter<br />

unterschiedlichen Aspekten und mit<br />

Blick auf verschiedene Genres auch aus<br />

den eigenen Publikationen heraus zu<br />

beleuchten. Das geschah bereits zuvor<br />

in der Gruppenausstellung »Wanted<br />

(Newton, Gibson, Clark)« mit der Fokussierung<br />

auf das von Newton zwischen<br />

1987 und 1995 herausgegebene eigene<br />

Magazin »Helmut Newton’s Illustrated«<br />

oder später mit »Helmut Newton<br />

SUMO«, als anlässlich der Neuauflage<br />

des legendären Bildbandes, zehn<br />

Jahre nach seinem ersten Erscheinen,<br />

die Berliner Ausstellungssäle mit allen<br />

394 Bildmotiven jener bahnbrechenden<br />

Publikation gefüllt wurden. Inzwischen<br />

interessieren sich immer mehr Sammler<br />

auch für historische Photobücher; Newtons<br />

frühe Bildbände gehören selbstverständlich<br />

in diesen Kanon.<br />

Matthias Harder<br />

9


Galerien<br />

Ralph Gibson<br />

Die über 60 Photographien umfassende<br />

Einzelausstellung gibt Einblick in das<br />

beeindruckende Gesamtwerk des Photographen,<br />

der u.a. mit Diane Arbus<br />

und Garry Winogrand als einer der<br />

berühmtesten Mitglieder der Photographenszene<br />

New Yorks der Geschichte<br />

gilt. Zweifellos zählt der Amerikaner zu<br />

den wegweisenden Vertretern der Photokunst<br />

und ist vor allem für seine grenzüberschreitende<br />

Darstellung künstlerischer<br />

Stilrichtungen im Medium der<br />

Photographie bekannt.<br />

»The camera was leading me to other<br />

dimensions, to expressions of entirely<br />

new feelings.«<br />

Bereits das Frühwerk von Ralph Gibson<br />

zeugt von einer besonderen künstlerischen<br />

Gestaltungsweise, wodurch<br />

Form und Motiv zu einer neuen Ausdrucksform<br />

verschmelzen und direkt<br />

beim Betrachter Emotionen evozieren.<br />

So verhält es sich auch bei der Serie<br />

»The Somnambulist«, aus der zahlreiche<br />

Photographien in der Ausstellung<br />

zu sehen sind. Anlehnend an den Titel<br />

erzählt Gibson darin die Geschichte<br />

eines Traumwandlers – narrativ, mystisch,<br />

spirituell und gepaart mit transzendentalen<br />

Erlebnissen, die der Rezipient<br />

visuell erfahren kann. Bereits zur<br />

Entstehungszeit Ende der 1960er Jahre<br />

galt die Serie aufgrund des photokünstlerisch<br />

experimentellen Charakters und<br />

Gibsons Selbstverständnisses, die Phototechnik<br />

allein definiere noch nicht die<br />

Kunst, als herausragendes Werk, welches<br />

als gleichnamiges Photobuch bis<br />

heute hoch geschätzt wird. Das wohl<br />

bekannteste und am meisten zitierte<br />

Bild aus der Serie – das Motiv zeigt eine<br />

solarisierte Hand im Spalt einer offenen<br />

Tür – diente u.a. auch als LP-Innencover<br />

des Albums »Unknown Pleasures«<br />

von Joy Division.<br />

»I love photographing women and<br />

could say that the form of the female<br />

body is absolute and perfect.«<br />

Faszinieren ihn seit jeher Motive mit surreal-metaphysischen<br />

Stimmungen, hat<br />

sich Ralph Gibson im Laufe seiner Karriere<br />

stärker auf die photographische Dar-<br />

10 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Ralph Gibson, Untitled, 1969<br />

stellung des weiblichen Aktes konzentriert.<br />

Gibson vermag es, den Blick für<br />

den besonderen Ausschnitt zu haben,<br />

einen bestimmten Teil des weiblichen<br />

Körpers zu isolieren, herauszuarbeiten<br />

und zu betonen. Die naturgetreue<br />

Wiedergabe, Formverehrung des Körpers<br />

und leidenschaftliche aber dennoch<br />

subtile Erotik bestimmen die Akte,<br />

deren reizvolles Spiel in der Bildsprache<br />

zwischen Realismus und abstrak-<br />

ter Form Ralph Gibsons Ästhetik kennzeichnet.<br />

Verstärkt wird dieser Effekt<br />

durch den wirkungsvollen Kontrast zwischen<br />

Schwarz und Weiß.<br />

Über Ralph Gibson<br />

Geboren im Jahr 1939 in Los Angeles,<br />

trat Ralph Gibson im Alter von 16 Jahren<br />

der U.S. Navy bei, um anschließend am<br />

San Francisco Art Institute zu studieren.<br />

Mit 22 Jahren wurde er Assistent der


© Ralph Gibson, Umbrella and Car, 1954<br />

beiden Photographenlegenden Dorothea<br />

Lange und später Robert Frank,<br />

bevor er Ende der 1960er nach New<br />

York übersiedelte und sich als selbstständiger<br />

Photograph etablierte. Internationale<br />

Anerkennung erhielt Ralph<br />

Gibson, der seit über 50 Jahren ausschließlich<br />

mit Leica photographiert,<br />

bereits zu Beginn seiner Karriere mit<br />

der Photoserie »The Somnambulist«<br />

und dem gleichnamigen Photobuch,<br />

welches 1970 erschien. Diese Serie ist<br />

mit ihrer narrativen Prägung charakteristisch<br />

für Gibsons stetiges Streben nach<br />

einer innovativen künstlerischen Darstellungsform.<br />

Für sein photographisches<br />

Schaffen – zu dem auch zahlreiche<br />

hochwertige Photobände gehören<br />

– wurde Ralph Gibson bis dato u.a. mit<br />

dem John Simon Guggenheim Memorial<br />

Fellowship (1985), Leica Medal of<br />

Excellence Award (1988), Lucie Award<br />

© Ralph Gibson, 1991<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

(2007) oder FOTOmentor Lifetime<br />

Award (2011) geehrt. Über 150 Museen<br />

weltweit, darunter das Metropolitan<br />

Museum of Art und Museum of Modern<br />

Art in New York sowie die National Gallery<br />

of Art in Washington, führen Werke<br />

von Ralph Gibson in ihren Sammlungen.<br />

Der Künstler lebt in New York.<br />

bis 4. August <strong>2012</strong><br />

Galerie Camera Work<br />

Kantstraße 149<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Di – Sa 11 – 18 Uhr<br />

Homepage:<br />

www.camerawork.de<br />

Facebook:<br />

www.facebook.com/cameraworkberlin<br />

11


Galerien<br />

Michael Harms<br />

»Zeit–doppelt<br />

belichtet«<br />

Mit 15 zum ersten Mal in Berlin. Zusammen<br />

mit einem Freund erkundete ich<br />

die uns faszinierende Großstadt. Besonders<br />

das morbide Kreuzberg, die brutalen<br />

und unvorstellbaren Mauersituationen,<br />

die nüchternen »Trabantenstädte«<br />

Gropiusstadt und das märkische Viertel<br />

zogen uns an. Die Kameras wurden vorwiegend<br />

auf Motive gerichtet, die der<br />

Reiseführer nicht, oder nur oberflächlich<br />

erwähnte. Eine Sichtweise, der ich<br />

seitdem beim Erkunden fremder Städte<br />

treu geblieben bin. Auch ein Besuch<br />

Ost-Berlins wurde möglich durch die<br />

Begleitung eines volljährigen Begleiters,<br />

jemand den wir in der Jugendherberge<br />

kennenlernten. Die Einreise gestaltete<br />

sich gleich als Angst einflößendes<br />

Erlebnis, da unser Begleiter ein Buch im<br />

Gepäck hatte und wir alle drei daraufhin<br />

ausführlich und getrennt im Bahnhof<br />

Friedrichstrasse verhört wurden. Die<br />

folgende Erkundungstour fand daher<br />

unter diesem beängstigen Erlebnis statt<br />

und die Kamera wurde nur vorsichtig<br />

benutzt, um weiteren Ärger zu vermeiden.<br />

Etliche Bilder dieser Reise konnte<br />

ich noch im gleichen Jahr unter dem<br />

Titel »BERLIN - Bilder einer Insel« in<br />

mehreren Sparkassenfilialen in meiner<br />

Heimatstadt Oldenburg ausstellen. Die<br />

vergleichende Erkundung der Trabantenstädte<br />

ist als Nächstes geplant.<br />

Seit zehn Jahren lebe ich wieder in<br />

Berlin, diesmal im Ostteil der Stadt.<br />

Viele der damals besuchten Orte in<br />

Berlin sind zum alltäglichen Erlebnisraum<br />

geworden. Ich geniesse immer<br />

noch die Atmosphäre dieser Stadt, die<br />

man nun ohne trennende Mauer durchqueren<br />

kann. Genau nach 30 Jahren<br />

mache ich mich auf den Weg, um die<br />

damals photographierten Situationen<br />

erneut in der Veränderung aufzunehmen.<br />

Anhand der Negative rekontruiere<br />

ich die damals gelaufenen Routen, mit<br />

dabei Abzüge der früheren Bilder und<br />

ich versuche die Motive möglichst identisch,<br />

oder in gleichem Sinne abzulichten.<br />

Drei besondere Aspekte wurden für<br />

mich immer deutlicher: Berlin ist deut-<br />

12 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Michael Harms<br />

lich grüner geworden. Oft konnten frühere<br />

Standpunkte wegen der gewachsenen<br />

Bäume nicht wieder eingenommen<br />

werden. Die Mauer und die damals<br />

völlig absurden Situationen im Verlauf<br />

der Mauer sind kaum noch erfahrbar. Die<br />

Umgebungen der wenigen verblieben<br />

Mauerreste sind eher »Rummelplätze«<br />

geworden, das Gedenken an das durch<br />

die Mauer verursachte Leid und die<br />

nunmehr fast unvorstellbare Teilung der<br />

Stadt wird nur an der Bernauer Strasse<br />

ermöglicht. Während der Suche nach<br />

damals gesehenen Blickwinkeln fallen<br />

mir auch die Unterschiede in meiner<br />

heutigen Wahrnehmung der Orte auf,<br />

aber auch das über viele Jahre erhalten<br />

gebliebene Interesse an eher skurrilen<br />

und düsteren Motiven.<br />

Michael Harms, August 2010<br />

bis 6. Juli <strong>2012</strong><br />

Fotogalerie Friedrichshain<br />

Helsingforser Platz 1<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Di, Mi, Fr, Sa 13 – 18 Uhr<br />

Do 10 – 18 Uhr


Annegret Klemens<br />

Ralf Klingelhöfer<br />

»ÜberLebenskünstler.<br />

Kuba«<br />

Kuba: zwei fotografische<br />

Annäherungen<br />

Kuba, Castro-Land in der Karibik, hat<br />

eine junge, heroische Vergangenheit.<br />

Die Gegenwart ist eher melancholisch<br />

gestimmt. Der k.u.k. Staat - kommunistisch<br />

verwurzelt, kapitalistisch angehaucht,<br />

ökonomisch eingezwängt zwischen einheimischer<br />

und konvertibler Währung<br />

(CUC) - befindet sich in einer schwierigen<br />

Lage. Für Reisende ist Kuba ein Ort<br />

mit hoher Anziehungskraft - besonders<br />

für Fotografen. Annegret Klemens<br />

(*1961) und Ralf Klingelhöfer (*1956)<br />

aus Berlin haben sich, jeder auf seine<br />

Weise, in Schwarzweiß oder Farbe,<br />

mit dieser Gegenwart auseinandergesetzt:<br />

Kuba ist für sie kein Vorzeigeland,<br />

weder der einen noch der anderen Art.<br />

Der Versuchung Klischees zu erfüllen<br />

widerstehen sie. Sie nähern sich<br />

dem Land mit behutsamer Neugier an<br />

- unterschiedlich eher im Detail als im<br />

großen Ganzen. Ihre Bilder sind fotografische<br />

Empathiebekundungen. Das<br />

Leben auf Kuba bietet viel Augenfutter,<br />

nicht blendend, glänzend, vollmundig,<br />

sondern einfach, unverstellt, poetisch.<br />

Wer die fast global herrschende<br />

konsumistische Technifizierung urbaner<br />

Zonen gewohnt ist, wird auf Kuba<br />

eine andere Wirklichkeit vorfinden. Sie<br />

ist weniger hektisch, beschaulich, ländlich.<br />

Der Alltag weist entspannte, auch<br />

kuriose Züge auf, zuweilen verschattet<br />

von Kargheit und Verfall. Improvisationsgeist<br />

und Spiellust kontrastieren mit<br />

Stillstand und Ruinen. Geschäfte stehen<br />

halbleer. Von den Wänden mahnt der<br />

Comandante. Aufgemotzte Straßenkreuzer<br />

und Pedalkraft, auch Pferdebusse,<br />

beherrschen die Straßen. Überall<br />

findet sich handwerkliches Treiben.<br />

Offen und selbstbewusst schauen die<br />

Menschen in die Kamera, Kinder und<br />

Jugendliche allemal. Ihnen gehört die<br />

Zukunft - eine hoffentlich friedliche.<br />

Michael Nungesser<br />

© Annegret Klemens<br />

© Ralf Klingelhöfer, (Original in Farbe)<br />

Vernissage:<br />

12. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

13. Juli bis 24. August <strong>2012</strong><br />

Fotogalerie Friedrichshain<br />

Helsingforser Platz 1<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Di, Mi, Fr, Sa 13 – 18 Uhr<br />

Do 10 – 18 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

13


Galerien<br />

Jörg Rubbert<br />

»Kids in the backyard«<br />

Bei der Serie »Kids in the Backyard«<br />

handelt es sich um ein sehr persönliches<br />

Projekt des Fotografen Jörg Rubbert,<br />

das Ende der achtziger Jahre bei<br />

zahlreichen Reisen in die Metropolen<br />

Paris und New York seinen Anfang<br />

nahm.<br />

Bei seinen Besuchen hat Jörg Rubbert<br />

die Vielschichtigkeit der beiden Städte<br />

dokumentiert: insbesondere Straßenszenen<br />

und Straßenportraits von sog.<br />

Großstadtkindern – aufgenommen in<br />

den Strassen, Hinterhöfen und Ghettos<br />

von Paris und New York.<br />

Der größte Teil der Paris-Aufnahmen<br />

entstand in den stark von Einwanderern<br />

bewohnten Vierteln des Pariser Nordens<br />

– den sogenannten »Banlieues« –<br />

mit seinen sozialen Brennpunkten. Die<br />

Bilder setzen sich dabei besonders mit<br />

den Problemen der Integration der arabischen<br />

Bevölkerung auseinander. In<br />

diesen Vorstadtghettos ist die einheimische<br />

Bevölkerung im Vergleich zu den<br />

Einwanderern aus dem Maghreb, also<br />

aus Algerien, Tunesien und Marokko<br />

mittlerweile in der Minderheit.<br />

Die hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit<br />

unter den arabischen Jugendlichen<br />

in den Pariser Vorstädten ist sozialer<br />

Sprengstoff: »Die Jungen identifizieren<br />

sich mit den Palästinensern, weil<br />

sie sich gleichfalls ausgeschlossen und<br />

entrechtet fühlen« und streben eine Re-<br />

Islamisierung der Gesellschaft an.<br />

Zitat: Hassan Arfaoui, Institut du<br />

Monde Arabe, Paris<br />

Für Jörg Rubbert sind es vor allen Dingen<br />

die jungen Menschen, die die Stadt verkörpern.<br />

Die beiden Metropolen sind<br />

mit ihrer urbanen Atmosphäre allgegenwärtig<br />

– mit ihren Licht- und Schattenseiten,<br />

mit ihrer Weltläufigkeit – aber<br />

auch mit ihrer Ausgrenzung wirtschaftlich<br />

und ethnisch Benachteiligter.<br />

Die Bilder und die sie abbildende Szenerie<br />

wirken zeitlos und atmosphärisch<br />

verdichtet. Die Stimmung wandelt sich<br />

dabei stetig. So mischt sich oft der Ernst<br />

der Realität in das Spiel der Kinder, die<br />

14 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Jörg Rubbert, »Partnerlook«, Barbés Rochechouart, Paris 1989<br />

in den Immigrantenvierteln von Paris aufwachsen:<br />

Ein Regenschirm vom Sperrmüll<br />

verheißt aufregende Abenteuer und<br />

ersetzt teures Spielzeug. Andere Jugendliche<br />

versuchen sich mit Graffiti Respekt<br />

zu verschaffen, und im vergitterten Hinterhof<br />

verabredet man sich zum Abhängen<br />

und raucht einen Joint.<br />

Das Prinzip von Jörg Rubbert’s Arbeit mit<br />

der Kamera gilt hingegen für alle Orte:<br />

Für ihn ist die analoge Schwarzweißfotografie<br />

die ideale Form, das Leben in<br />

den Großstädten einzufangen.<br />

Vernissage:<br />

10. August <strong>2012</strong>, ab 19 Uhr<br />

11. August bis 2. September <strong>2012</strong><br />

carpentier galerie<br />

Meinekestraße 13<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Öffnungszeiten nach Vereinbarung


Diane Arbus<br />

Diane Arbus (New York, 1923 – 1971)<br />

hat die Kunst der Fotografie revolutioniert.<br />

Mit ihren kühnen Sujets und<br />

ihrem fotografischen Zugang schuf sie<br />

ein Werk, das in seiner Unverfälschtheit<br />

oftmals schockiert. Ihre Gabe, die<br />

uns besonders vertraut erscheinenden<br />

Dinge in etwas Fremdes zu verwandeln<br />

und das Vertraute im Exotischen aufzudecken,<br />

erweitert unser Selbstverständnis.<br />

Die meisten ihrer Sujets findet Arbus in<br />

New York – einer Stadt, die sie sowohl<br />

wie etwas Vertrautes als auch wie ein<br />

fremdes Land erkundet hat.<br />

Für Diane Arbus ist Fotografie ein<br />

Medium, das sich mit den Fakten anlegt.<br />

Ihre zeitgenössische Anthropologie –<br />

ihre Portraits von Paaren, Kindern, Jahrmarktartisten,<br />

Nudisten, Mittelklassefamilien,<br />

Transvestiten, Exzentrikern und<br />

Prominenten – ist auch eine Allegorie<br />

der menschlichen Erfahrungen, eine<br />

Erkundung der Beziehung zwischen<br />

Schein und Identität, Einbildung und<br />

Glauben, Theater und Realität.<br />

In dieser Retrospektive zeigt der Martin-<br />

Gropius-Bau eine Auswahl von etwa<br />

zweihundert Fotografien, die es ermöglichen,<br />

Ursprünge und Inspiration in der<br />

Fotografie von Diane Arbus kennenzulernen.<br />

Die Ausstellung zeigt neben<br />

berühmten Aufnahmen auch zahlreiche<br />

Bilder, die bisher noch nie veröffentlicht<br />

wurden.<br />

Der letzte Raum der Ausstellung ist einer<br />

ausführlichen und kritischen Dokumentation<br />

von Diane Arbus Leben und Werk<br />

gewidmet.<br />

Die fotografischen Arbeiten von Diane<br />

Arbus wurden nur mit denjenigen Titeln<br />

beschriftet, die ihnen die Künstlerin<br />

selbst gegeben hat. Es wird auf eine chronologische,<br />

thematische oder wissenschaftliche<br />

Ordnung verzichtet. Somit<br />

können alle Ausstellungsbesucher den<br />

Bildern so begegnen, wie auch die Fotografin<br />

ihren Sujets begegnet ist: unmittelbar<br />

und unvoreingenommen.<br />

Junger Mann mit Lockenwicklern zu Hause in der West 20th Street, N.Y.C., 1966<br />

Copyright © The Estate of Diane Arbus<br />

Junge mit Strohhut, der darauf wartet, in einer<br />

Pro-Kriegsparade mitzumarschieren, N.Y.C.,1967<br />

Copyright © The Estate of Diane Arbus<br />

Bildband:<br />

Diane Arbus: Revelations<br />

Schirmer Mosel Verlag<br />

Englisch / Hardcover<br />

ISBN 978-3-8296-0089-7<br />

Buchhandelsausgabe Euro 58,–<br />

Identische Zwillinge, Roselle, N.J., 1967<br />

Copyright © The Estate of Diane Arbus<br />

bis 23. September <strong>2012</strong><br />

Martin-Gropius-Bau<br />

Niederkirchnerstraße 7<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Mi – Mo 10 – 19 Uhr<br />

Dienstags geschlossen<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

15


Galerien<br />

Fabian Scheidler<br />

»DISPLACED PLACES«<br />

Foto-Synthesen<br />

imago fotokunst präsentiert Arbeiten<br />

des Berliner Fotokünstlers und Autors<br />

Fabian Scheidler. Zu sehen sind drei<br />

Triptychen und 15 Einzelbilder aus den<br />

Jahren 2007 bis <strong>2012</strong>. Mit der Technik<br />

der digitalen Fotomontage schafft<br />

Fabian Scheidler surreale, teils absurde,<br />

verstörende oder auch erheiternde Bildwelten,<br />

die den Betrachter an entwurzelte,<br />

heimatlose Orte versetzen – an<br />

»DISPLACED PLACES«.<br />

Wüstenlandschaften, Orte des Durchgangs<br />

wie Flughäfen und verlassene<br />

Bahnsteige, zerfallende Überreste großtechnischer<br />

Strukturen verbinden sich<br />

zu Räumen, die im Grenzbereich zwischen<br />

Traum und Wirklichkeit angesiedelt<br />

sind.<br />

»Die Montagen«, so Scheidler, »sind im<br />

Grunde Filme, die in einem Bild kondensiert<br />

sind. Wie in einem Hologramm.<br />

Es gibt darin Geschichten, Charaktere,<br />

Dramaturgien, Schauplätze, Bewegung,<br />

Zeitqualitäten, Montage – alles, was es<br />

in einem Film gibt. Nur ohne Film. Der<br />

Film entfaltet sich im Kopf des Betrachters.«<br />

Fabian Scheidler (geboren 1968) lebt<br />

und arbeitet in Berlin. Nach ersten filmischen<br />

Arbeiten studierte er Theaterregie<br />

in Frankfurt/M. bei Hans Hollmann<br />

und Luc Bondy. Es folgten Regiearbeiten<br />

in München, Hamburg und Berlin u.a in<br />

Zusammenarbeit mit dem japanischen<br />

Noh-Theater-Meister Akira Matsui. Von<br />

2003 bis 2007 war Fabian Scheidler<br />

Dramaturg am Berliner Grips Theater,<br />

wo 2007 auch sein Stück »Prima<br />

Klima« uraufgeführt wurde. Seit 2007<br />

ist er selbständig als Autor, Dramaturg<br />

und bildender Künstler tätig. 2009 gründete<br />

er zusammen mit dem Journalisten<br />

David Goeßmann das unabhängige TV-<br />

Nachrichtenmagazin Kontext TV.<br />

Die Arbeit an digitalen Fotomontagen<br />

begann im Jahr 2003, von 2008 bis 2011<br />

folgten drei Einzelausstellungen und<br />

drei Gruppenausstellungen in Berlin.<br />

16 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Fabian Scheidler, »Die neue Heimat«,(Original in Farbe)<br />

www.counter-images.de<br />

info@counter-images.de<br />

© Fabian Scheidler, »Department Store«,(O.i.F.)<br />

Vernissage:<br />

17. August <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

18. August bis 29. September <strong>2012</strong><br />

imago fotokunst<br />

Linienstraße 145<br />

10115 Berlin-Mitte<br />

Di – Fr 12 – 19 Uhr<br />

Sa 14 – 18 Uhr


Sylt<br />

im Spiegel<br />

zeitgenössischer<br />

Fotografie<br />

Sylt ist ein Mythos. Sylt ist schön. Sylt<br />

ist vom 6. Juli bis 26. August <strong>2012</strong> in<br />

Berlin zu sehen.<br />

Fünf Jahre lang haben ausgewählte<br />

Fotografen und Stipendiaten die Insel<br />

besucht und sammelten mit der Kamera<br />

ihre ganz persönlichen Eindrücke.<br />

Zusammen mit Aufnahmen, die bereits<br />

in den 60er und 70er Jahren von den<br />

stern-Fotografen Robert Lebeck und<br />

Volker Hinz fotografiert wurden, entstand<br />

ein Bilder-Kaleidoskop, das Sylt,<br />

seine Landschaften und Menschen aus<br />

den unterschiedlichsten Blickwinkeln<br />

reflektiert.<br />

Die Bildautoren rieben sich an den<br />

bestehenden Klischees und gelebten<br />

Widersprüchen, ließen sich aber auch<br />

anregen und entdeckten ihre eigenen<br />

Themen und besonderen Sichtweisen,<br />

mal dokumentarisch, mal künstlerisch.<br />

Die Ausstellung bietet, ohne den<br />

Anspruch auf Vollständigkeit oder den<br />

Zwang, touristische Sehnsüchte befriedigen<br />

zu müssen, ein weitgefächertes<br />

fotografisches Panorama.<br />

Fotografen der Ausstellung sind: Julia<br />

Baier, Peter Bialobrzeski, Jörg Brüggemann,<br />

Denis Brudna, Tine Casper,<br />

Christian Diehl, Christoph Engel, Hans<br />

Hansen, Volker Hinz, Britta Isenrath,<br />

Martin Kollar, Ingar Kraus, Martin Liebscher,<br />

Robert Lebeck, Julia Maria Max,<br />

Dita Pepe, Christian Popkes, Martin<br />

Pudenz, Anja Schaffner, Evzen Sobek,<br />

Grit Schwerdtfeger, Susanne Schleyer<br />

und Michael J. Stephan, Thomas<br />

Wrede.<br />

Organisation: Das Fabrik Fotoforum<br />

Hamburg in Zusammenarbeit mit dem<br />

kunst:raum syltquelle, Photonews und<br />

mit Unterstützung der Sylter Kommunen<br />

und der Hewlett-Packard GmbH.<br />

© Peter Bialobrzeski, (Original in Farbe)<br />

© Robert Lebeck<br />

Vernissage:<br />

5. Juli <strong>2012</strong>, um 19 Uhr<br />

6. Juli bis 26. August <strong>2012</strong><br />

Freundeskreis Willy-Brandt-Haus<br />

Willy-Brandt-Haus<br />

Stresemannstraße 28<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Di – So 12 – 18 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

17


Galerien<br />

Fred Baumgart<br />

»AKT mit HUT und<br />

MANTEL«<br />

Fred Baumgart, 1942 geboren und<br />

seit 1968 selbstständig im Bereich<br />

Gesellschaftsfotografie.<br />

Aus Liebe zur Fotografie entstehen<br />

oft neue Ideen, die den täglichen<br />

Arbeitsrhythmus<br />

neu beleben . So entstand auch diese<br />

Serie , Akt mit Hut und Mantel.<br />

Ein Model nur teilweise nackt zu<br />

fotografieren finde ich unter Umständen<br />

reizvoller als einen totalen Akt.<br />

Im Sommer 2004 habe ich mit meinem<br />

Model an verschiedenen Orten in<br />

Berlin<br />

zahlreiche Aufnahmen gemacht. Unter<br />

anderem am Spreeufer, an Resten der<br />

Berliner Mauer, an der Oberbaumbrücke<br />

sowie in einer stillgelegten Fabrik, usw.<br />

Alle Aufnahmen sind analog in SW und<br />

Color entstanden.<br />

© Fred Baumgart<br />

18 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Fred Baumgart<br />

Vernissage:<br />

7. September <strong>2012</strong>, um 19 Uhr<br />

7. September bis 30. September <strong>2012</strong><br />

DIE AKTGALERIE<br />

Krossener Straße 34<br />

10245 Berlin-Friedrichshain<br />

Fr, Sa, So 16 – 20 Uhr


Charlotte Thömmes<br />

»Recycled Memories«<br />

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick<br />

scheint. Hinter jeder Oberfläche verbergen<br />

sich weitere Ebenen. Die Berliner<br />

Fotokünstlerin Charlotte Thömmes zeigt<br />

vom 7. Juli bis zum 18. August im Luxad<br />

ihre Sicht auf unsere Welt.<br />

Wo liegen diese Orte? Sind sie real<br />

oder blicken wir in die Tiefen eines<br />

Traums? Die Bilder von Charlotte Thömmes<br />

scheinen aus einer anderen Welt<br />

zu stammen. Landschaften, Menschen,<br />

verlassene Straßen, Einöde – es sind<br />

poetische Momentaufnahmen, auf Polaroid<br />

erstarrte Emotionen, mit denen der<br />

Betrachter konfrontiert wird.<br />

Die Fotografin hat auf ihren Reisen<br />

durch die Welt Eindrücke festgehalten,<br />

die geheimnisvoll wirken, befremdlich<br />

surreal. Sie zeigt uns eine Welt, die dem<br />

normalen Reisenden verborgen bleibt.<br />

Konturen verschwimmen, Farben verändern<br />

sich, Schatten ziehen auf, Landschaften<br />

zeigen sich als Silhouette aus<br />

Gefühlen. Charlotte Thömmes hat kein<br />

Abbild der Wirklichkeit erschaffen, sondern<br />

sie offenbart ihre Gefühlswelt in<br />

diesen Bildern.<br />

Der Entstehungsprozess endet oft nicht<br />

mit dem fotografieren. Das gewonnene<br />

Bildmaterial nutzt die Künstlerin experimentell.<br />

Auf unterschiedlichste Weise<br />

werden die Polaroids manuell weiter<br />

bearbeitet, um zusätzliche Dimensionen<br />

freizulegen.<br />

Im Luxad wird eine Auswahl ihrer Bilder<br />

in einzigartigen Rahmen aus recyceltem<br />

Holz gezeigt.<br />

© Charlotte Thömmes, »Charlys Hände«, (Original in Farbe)<br />

Vernissage:<br />

6. Juli <strong>2012</strong> um 19 Uhr<br />

7. Juli bis 18. August <strong>2012</strong><br />

Luxad<br />

Mommsenstraße 42<br />

10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Mo – Fr 10 – 19 Uhr<br />

Sa 12 – 18 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

© Charlotte Thömmes, »Spiegelmeer«, (O.i.F.) © Charlotte Thömmes, »Vogel im Käfig«, (O.i.F.)<br />

19


Galerien<br />

Gruppe Blaue Ampel<br />

»Berlin, 18.15«<br />

Ulrike Altekruse, Sydonia Duczek, Karl<br />

Förster, Peter Krabbe, Marcel Schock,<br />

Carola Thielecke, Monika von Wegerer<br />

18.15 ist eine Zwischenzeit, ein Übergang:<br />

der Tag endet und der Abend<br />

beginnt. In den Berliner Zentren ist eine<br />

sehr lebendige Zeit auf den Straßen, mit<br />

viel Verkehr und viel Bewegung. Es ist<br />

eine Zeit, in der für viele der Arbeitstag<br />

endet, zu der nur hier und da ist<br />

noch ein Bürofenster erleuchtet ist, wo<br />

jemand lange arbeitet. Für die Nachtarbeiter,<br />

von denen es in der Großstadt<br />

viele gibt, beginnt dagegen die Arbeit.<br />

Die Verkehrsmittel füllen sich, an den<br />

Haltestellen und Fußgängerampeln<br />

bilden sich Menschentrauben, die Bürgersteige<br />

sind voll, hier und da gibt es<br />

Stau. In den Lebensmittelläden gibt es<br />

einen letzten Ansturm, schnell werden<br />

noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft.<br />

Es ist aber auch die Zeit, in der die Leute<br />

zur Ruhe kommen, ihren Abend planen.<br />

Familien treffen sich daheim am Abendbrottisch.<br />

Andere Menschen sitzen beim<br />

»Feierabendbier« oder gehen zur »Afterwork-Party«.<br />

18.15 Uhr ist eine Zeit,<br />

zu der viel gewartet wird: Die einen<br />

warten auf den Feierabend, andere auf<br />

den Bus, wieder andere auf ihre Verabredung,<br />

ihr »Date«, den Beginn des<br />

Abendprogramms im Fernsehen oder<br />

eines Volkshochschulkurses. In den<br />

Theatern warten die Garderobenfrauen<br />

auf das Publikum, in den Restaurants<br />

die Kellner auf die Gäste. Bald wird sich<br />

alles mit Leben füllen. Es ist auch eine<br />

erwartungsvolle Zeit. Gleichzeitig gibt<br />

es – vor allem an der Peripherie - Orte,<br />

wo um 18.15 Uhr alles still und ausgestorben<br />

ist .<br />

Die Stimmung um 18.15 Uhr verändert<br />

sich mit der Jahreszeit. Während die<br />

Menschen im Winter schnell ins Warme<br />

möchten und eilig zu ihrem Ziel streben,<br />

ist die Stimmung im Sommer gelassener,<br />

die Menschen verweilen auf der<br />

Straße, sitzen in den Straßencafés, trinken<br />

auf dem Weg in den Abend noch<br />

etwas und beobachten das Leben auf<br />

der Straße. Auch die Lichtstimmung ist<br />

verschieden: Im Winter ist es um 18.15<br />

20 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Karl Förster, (Original in Farbe)<br />

© Ulrike Altekruse, (Original in Farbe)<br />

schon dunkel, im Sommer noch hell, für<br />

eine kurze Zeit des Jahres ist um 18.15<br />

Uhr die »Blaue Stunde«, diese stimmungsvolle<br />

Zeit, in der sich der Berliner<br />

Himmel azurblau färbt. In der Ausstellung<br />

will die Blaue Ampel versuchen,<br />

sowohl die winterliche Stimmung um<br />

18.15 Uhr wie auch das sommerliche<br />

Pendant einzufangen.


© Peter Krabbe, (Original in Farbe)<br />

© Sydonia Duczek, (Original in Farbe)<br />

© Marcel Schock, (Original in Farbe)<br />

© Carola Thielecke, (Original in Farbe)<br />

© Monika von Wegerer, (O.i.F.)<br />

bis 14. Oktober <strong>2012</strong><br />

Café Aroma Photogalerie<br />

Hochkirchstraße 8<br />

10829 Berlin-Schöneberg<br />

Mo – Fr 18 – 24 Uhr<br />

Sa + So 14 – 24 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

BLAUE AMPEL ist ein Zusammenschluss<br />

von einer seit dem Jahr 2000 bestehenden<br />

Gruppe von Berliner Foto KünstlerInnen.<br />

Die Mitglieder der Blauen<br />

Ampel arbeiten sowohl an gemeinsamen<br />

als auch an individuellen Projekten.<br />

Die Arbeiten werden in Form von<br />

Ausstellungen, auf der Web-Seite (www.<br />

blaue-ampel.de) und seit 2009 in Jahrbüchern<br />

der Gruppe präsentiert.<br />

Gruppenausstellungen<br />

2011 OpenAir Gallery 2011, Mauerpark,<br />

Berlin<br />

2010 »Bewegte Stille«, Offener Kunstverein,<br />

Potsdam<br />

2009 »Bitte wenden«, Galerie in der<br />

Neuen Kauffahrtei, Chemnitz, »Es ist<br />

alles eitell«, Seenlandkunst, Woserin,<br />

»Blaustelle 1«, Alte Schule, Wiesenburg,<br />

»Von beiden Seiten betrachtet«, Galerie<br />

Konvex 99, Berlin<br />

2006 »Kleine Welten«, Duncker 15,<br />

Berlin<br />

2005 »Heimatkunde«, Offene Ateliers,<br />

Berlin<br />

2002 »Am Anfang war das Rot«, Galerie<br />

Engler & Piper, Berlin<br />

21


Galerien<br />

Daisaku Oozu<br />

»INVISIBLESCAPES«<br />

Der Fotograf Daisaku Oozu, der sowohl<br />

Fotografie in Osaka wie auch Philosophie<br />

in Kyoto studiert hat und jetzt in Yokohama<br />

lebt, hatte bisher als Schwerpunkt seiner<br />

Arbeit die Themen Landschaft, Meer und<br />

Licht. Seine neueste Ausstellung in der<br />

galerie son greift diese wieder auf, neuerdings<br />

auch in Zusammenhang mit der<br />

Nuklearkatastrophe in Fukushima. Seit<br />

2009 ist es ihm ein wichtiges Anliegen,<br />

seine Sorge um heutige Umweltprobleme<br />

künstlerisch in die Fotografie zu transponieren.<br />

Der Atomreaktorunfall im<br />

vergangenen Jahr hat ihn in diesem<br />

Bestreben bestärkt. So ist ein Teil der<br />

Bilder, die in Berlin zu sehen sein werden,<br />

ein Jahr nach der Katastrophe in der<br />

betroffenen Präfektur Fukushima aufgenommen<br />

worden. Es geht Oozu aber<br />

nicht um eine journalistische Perspektive,<br />

vielmehr zeigt er Szenerien des Alltags<br />

außerhalb des Sperrgebiets.<br />

Der mehrdeutige Ausstellungstitel<br />

»Invisiblescapes« verweist sowohl auf<br />

eine versteckte (innere) Landschaft wie<br />

auch auf die unsichtbare Strahlung und<br />

die sich darin bewegenden und innerlich<br />

absentierten Menschen. Die Bilder sind<br />

schwarzweiß, deren Licht ist mehrdeutig,<br />

gibt keine Tageszeiten zu erkennen<br />

und wirkt leicht künstlich. Durch dieses<br />

merkwürdige dunkle Licht, Wolken<br />

oder Schatten wirken die Motive nie<br />

ganz harmlos, immer ist eine latente<br />

Bedrohung spürbar. Die Titel verdeutlichen<br />

und ergänzen das<br />

Unheilvolle, z. B. dasjenige eines in<br />

Iitate, Fukushima aufgenommenen<br />

Bildes: »Deathly silence in heavily-polluted<br />

area«.<br />

Oozu verwendet traditionsreiche Motive<br />

wie einen blühenden Kirschbaum oder<br />

das Tor zu einem Shinto-Schrein, die<br />

geradezu als Symbol für Japan gedeutet<br />

werden können, und kontrastiert<br />

sie mit der Gegenwart: Unter der<br />

Kirschblüte ist statt einer sich vergnügenden<br />

Menschenmenge ein aufgetürmter<br />

Schutthaufen zu sehen, das Tor zu<br />

einem Tempel in Nagasaki ist aufgrund<br />

des zweiten Atombombenabwurfs 1945<br />

22 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Daisaku Oozu / galerie son<br />

© Daisaku Oozu / galerie son<br />

nur zur Hälfte erhalten und dient als<br />

Mahnmal. Die verheerenden Folgen<br />

des Reaktorausfalls werden so auch mit<br />

den Folgen der Atombombenabwürfe in<br />

Hiroshima und Nagasaki verglichen.<br />

In »Dumpsite / Niigata City«, 2010 in<br />

einer der großen Hafenstädte Japans<br />

aufgenommen, blickt ein Mann von<br />

einem Café durch eine Glasscheibe auf<br />

eine riesige Schutthalde am Meer. Ein<br />

Kontrast entsteht zwischen dem verloren<br />

wirkenden Menschen à la Edward<br />

Hopper und einer radikal veränderten<br />

Landschaft, ob sichtbar oder unsichtbar.<br />

Eine Landschaft, die in Form von Meer,<br />

umgepflügter Erde oder aufgetürmten<br />

Trümmern dem Menschen keine Heimat<br />

mehr bietet, sondern etwas ganz wesensfremdes<br />

ist. Die gezeigten Menschen<br />

sind die Opfer: die Anwohner, die ihr<br />

Leben inmitten von Ruinen und Chaos<br />

stoisch weiterleben und mit der dauernden<br />

Bedrohung einer verseuchten<br />

Umwelt leben müssen. Ein Ausweg ist<br />

nicht in Sicht.<br />

Verena ALVES-RICHTER<br />

bis 11. August <strong>2012</strong><br />

galerie son<br />

Mauerstraße 80<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Di – Sa 11 – 18 Uhr<br />

www.galerie-son.com


Hildegard Ochse<br />

(1935 – 1997)<br />

»Das Vermächtnis<br />

einer<br />

Autorenfotografin«<br />

Die kommunale Galerie HAUS<br />

am Kleistpark zeigt die Ausstellung<br />

Hildegard Ochse (1935 – 1997). »Das<br />

Vermächtnis einer Autorenfotografin«.<br />

Damit engagiert sich die Galerie ein weiteres<br />

Mal für die Berliner Autoren-und<br />

Stadtfotografie. Die Ausstellung wurde<br />

von dem Fotohistoriker und Publizisten<br />

Dr. Enno Kaufhold kuratiert.<br />

Als Schülerin und Workshop-<br />

Teilnehmerin der von Michael Schmidt<br />

gegründeten und inzwischen legendären<br />

Kreuzberger Werkstatt für Photografie<br />

hat sich Hildegard Ochse einen kritischen<br />

Blick als Fotografin angeeignet.<br />

Ihre im Stil der Dokumentarfotografie<br />

gehaltenen Arbeiten durchdringen die<br />

Oberfläche einer Situation bzw. eines<br />

Gegenstandes und zeigen auch das,<br />

was sich hinter dem primär Sichtbaren<br />

verbirgt. Das macht ihre eindrucksvollen<br />

Fotografien zu Bild gewordenen<br />

Metaphern.<br />

Die nach sieben Werkgruppen<br />

thematisch geordnete Ausstellung<br />

präsentiert mehr als 190 Originalabzüge<br />

der Fotografin. Zu sehen sind Motive<br />

der frühen achtziger Jahre aus dem<br />

angesagten Künstler-Café Mitropa in<br />

der Goltzstrasse um Musiker wie Blixa<br />

Bargeld, eine Serie von Fotografien, die<br />

entlang der Westberliner S-Bahnstrecken<br />

aufgenommen wurde, des weiteren<br />

Porträts von Berliner Beamten sowie<br />

von Mitarbeitern der KPM-Betriebe und<br />

schließlich abstrahierende Bilder der<br />

Berliner Mauer, die unmittelbar nach<br />

deren Fall entstanden.<br />

Die Arbeiten von Hildegard Ochse wurden<br />

in Berlin, in Deutschland sowie im<br />

Ausland ausgestellt. Teile ihrer Arbeiten<br />

befinden sich in der fotografischen<br />

Sammlung der Berlinischen Galerie.<br />

15 Jahre nach dem Tod von Hildegard<br />

© Hildegard Ochse, aus der Serie: »Beamte«<br />

© Hildegard Ochse, »Cafe M«<br />

Ochse erlaubt diese erste Retrospektive,<br />

das Werk dieser Autorenfotografin neu<br />

zu entdecken. Begleitend zur Ausstellung<br />

zeigt Benjamin Ochse, ihr Sohn, zwei<br />

Videos zu den fotografischen Arbeiten<br />

von Hildegard Ochse.<br />

bis 29. Juli <strong>2012</strong><br />

HAUS am KLEISTPARK<br />

Grunewaldstraße 6<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Di – So 10 – 19 Uhr<br />

www.hausamkleistpark.de<br />

www.hildegard-ochse.de<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

23


Galerien<br />

Kathrin Tschirner<br />

»Tracks – Moskau-<br />

Burjatien-Ulan Bator«<br />

Die sibirische Republik Burjatien ist<br />

selbst vielen Russen kein Begriff, obwohl<br />

sie die gleiche Fläche wie Deutschland<br />

einnimmt. Eine Reportage über Electro-<br />

Dance-Kids im Rahmen ihres Master-<br />

Studiums verschlug Kathrin Tschirner<br />

im Spätsommer 2011 in die Hauptstadt<br />

der Region, Ulan Ude. Dabei entstand<br />

das Fotoprojekt »Tracks«.<br />

Von Moskau aus machte sich die Fotografin<br />

auf den Weg, um jene Gebiete zu<br />

erkunden, die schon immer durch ihre<br />

Superlative die Phantasien der Menschen<br />

beflügelt haben. Ein Meer aus<br />

Landschaft und Laub musste durchfahren<br />

werden. Viele Tage und Nächte mit<br />

mehr als fünfzig Menschen in einem<br />

Wagon und Freundschaften ohne eine<br />

gemeinsame Sprache prägten die Reise.<br />

Der Weg führte sie über die Grenze in die<br />

Mongolei, einem ruhigen Land, atemberaubend<br />

durch seine Natur und Tradition,<br />

doch der sich stets selbst beschleunigende<br />

Fortschritt ist allgegenwärtig.<br />

© Kathrin Tschirner<br />

»Tracks« erzählt von der Suche nach den<br />

Erwartungen und Erlebnissen am Wegesrand.<br />

Ohne Begleitung unterwegs, war<br />

es das Ziel der Fotografin, ganz persönliche<br />

Eindrücke im Stil eines visuellen<br />

Tagebuchs festzuhalten.<br />

24 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Kathrin Tschirner<br />

© Kathrin Tschirner © Kathrin Tschirner<br />

Vernissage: 17. August <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

18. August bis 9. September <strong>2012</strong><br />

aff Galerie<br />

Kochhannstraße 14<br />

10249 Berlin-Friedrichshain<br />

Sa + So 14 – 17 Uhr<br />

www.aff-berlin.com


Guy Batey<br />

Thomas Graichen<br />

»Absence | Presence«<br />

Guy Bateys Fotografien erforschen die<br />

menschliche Abwesenheit und die<br />

verschiedenen Arten, in denen diese<br />

Abwesenheit fühlbar werden kann. Es ist<br />

die Erforschung eines Paradox: Es finden<br />

sich keine Menschen in irgendeinem<br />

seiner Bilder und dennoch kann der<br />

Betrachter einen Hauch menschlicher<br />

Präsenz spüren. Guy Batey entdeckt Orte<br />

und Objekte, die eher alltäglich sind –<br />

eine gewöhnliche Straße, eine Ecke oder<br />

ein zurückgelassener Gegenstand. Und<br />

dennoch stechen diese Orte und Objekte<br />

aus dem Alltäglichen hervor, durch<br />

einen besonderen Nachklang und durch<br />

eine besondere ihnen innewohnende<br />

Eigenschaft, die das Gefühl von etwas<br />

noch immer Lebendem und Atmendem<br />

vermittelt.<br />

In einigen der Bilder verfügen die<br />

Objekte über eine nicht zu ihnen<br />

passende Präsenz. Die Objekte scheinen<br />

ihre menschliche Geschichte wie einen<br />

Abdruck zu tragen, so als würden sie<br />

Spuren der Menschen verkörpern, die<br />

sie berührt haben.<br />

Andere Fotografien erscheinen wie<br />

gerade verlassene Bühnenbilder mit<br />

ihren jetzt nutzlosen Requisiten. Sie<br />

sind Orte, an denen die Echos der<br />

Aufführungen noch immer nachklingen.<br />

Dieses Gefühl der Leere fungiert fast als<br />

ein Vakuum, das den Betrachter ins Bild<br />

zieht, um die Szene wiederzubeleben.<br />

Die bisherigen fotografischen Arbeiten<br />

von Thomas Graichen beschäftigen sich<br />

oft mit der Erforschung des städtischen<br />

Raumes. Darunter befinden sich<br />

Aufnahmen von gebauten Strukturen, die<br />

das Wahrgenommene in einen neuen<br />

Kontext stellen, leicht übersehbares<br />

fokussieren und sichtbar machen. Die<br />

reine Betrachtung des Ortes und seiner<br />

Strukturen hat er nun erweitert durch<br />

dessen Wechselwirkung mit einzelnen<br />

Menschen in ihm.<br />

© Thomas Graichen © Thomas Graichen<br />

© Guy Batey, (O.i.F.)<br />

Für die Arbeit mit seinen Protagonisten<br />

im Raum verwendet Thomas Graichen<br />

- meist abgelegene - Orte in der Stadt.<br />

Orte die er zuvor „gefunden“ hat, die<br />

ihn berührt haben, die ihm etwas<br />

verborgenes, noch unbelebtes und<br />

geheimnisvolles vermitteln. Für seine<br />

eingeladenen Protagonisten sind diese<br />

Orte dagegen meist vollkommen neu.<br />

Die Fotografien entstehen während<br />

der gemeinsamen Entdeckung und<br />

Erforschung dieser Orte zusammen mit<br />

der portraitierten Person und werden<br />

beeinflusst davon, wie sie mit dem Raum<br />

interagiert und sich in ihm positioniert.<br />

Der Fotograf fängt dabei ein, wie sie<br />

zu einem neuer Bestandteil des Ortes<br />

wird.<br />

Die Aufmerksamkeit der Protagonisten<br />

in Thomas Graichen’s Fotografien ist<br />

nicht auf den Betrachter gerichtet –<br />

sie ist anderswo. Sie sind eingetaucht<br />

in ihre neue Umgebung und befinden<br />

sich ganz in ihr. Der Betrachter kann<br />

Vernissage: 21. September <strong>2012</strong>,<br />

19 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

ihnen dabei unbeobachtet vom Rand<br />

des Bildes her beiwohnen.<br />

Guy Batey ist ausgebildeter Schriftsetzer.<br />

Er hat 15 Jahre als abstrakter Maler in<br />

London gearbeitet und ausgestellt.<br />

Danach hat er sich der Fotografie<br />

zugewandt. Vor kurzem wurden seine<br />

jüngsten Arbeiten in der Getty Gallery<br />

London und der aff Galerie Berlin<br />

gezeigt. Außerdem wurden zahlreiche<br />

seiner Bilder in Online-Galerien<br />

vorgestellt.<br />

Thomas Graichen, in Berlin geboren,<br />

lebt und arbeitet in Berlin. In den<br />

vergangenen Jahren waren seine<br />

Fotografien in mehreren Einzel- und<br />

Gruppenausstellungen in Berlin, sowie<br />

im Museum Schloß Wilhelmshöhe in<br />

Kassel zu sehen. Im Jahr 2008 war er<br />

mit einer zweiteiligen Ausstellung am<br />

Europäischen Monat der Fotografie in<br />

Berlin beteiligt.<br />

22. September bis 14. Oktober <strong>2012</strong><br />

aff Galerie<br />

Kochhannstraße 14<br />

10249 Berlin-Friedrichshain<br />

Sa + So 14 – 17 Uhr<br />

www.aff-berlin.com<br />

25


Galerien<br />

Faszination<br />

NEW YORK<br />

Zwölf Fotografinnen und Fotografen<br />

sehen New York und zeigen ihr ganz<br />

persönliches Bild der Stadt. Das quirlige<br />

Leben auf der Straße mit dem Einfluss<br />

von so vielen verschiedenen Kulturen,<br />

das Leben in der Metropole mit seinen<br />

Licht- und Schattenseiten und die grandiose<br />

Architektur stehen im Fokus der<br />

Fotografien von 1948 bis heute.<br />

© Leonard Freed<br />

Fotografien von:<br />

Will McBride, Karol Kállay, Sibylle Bergemann,<br />

René Burri, Lutz Dille, Arno<br />

Fischer, Leonard Freed, Clemens Kalischer,<br />

Max Jacoby, Erika Stone, George<br />

Friedman, Norbert Bunge<br />

© Max Jacoby<br />

26 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Clemens Kalischer<br />

© René Burri<br />

© Norbert Bunge<br />

30. Juni bis 28. Juli <strong>2012</strong><br />

Galerie argus fotokunst<br />

Marienstraße 26<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Do – Sa 14 – 18 Uhr


DIRK ALVERMANN<br />

»Streiflichter 1956–65«<br />

Fotografien aus Warschau, Tirana,<br />

Neapel, Peniscola, Sheffield<br />

Dirk Alvermanns frühe Fotografien<br />

zeigen uns Bilder von persönlicher<br />

Anteilnahme. Sein wacher und unsentimentaler<br />

Blick gibt uns einen Hinweis<br />

auf soziale Umbrüche der letzten 50<br />

Jahren in Warschau, Tirana, Neapel und<br />

Sheffield. Sein Interesse galt immer den<br />

Menschen in ihrem sozialen Umfeld.<br />

Dirk Alvermanns Fotografien sind erst<br />

in den letzten Jahren wieder in unser<br />

Bewusstsein gerückt worden - besonders<br />

durch seine Fotobücher, die jetzt<br />

im Steidl Verlag erschien sind.<br />

© DIRK ALVERMANN, »Scheffield«<br />

© DIRK ALVERMANN, »Scheffield«<br />

© DIRK ALVERMANN, »Neapel«<br />

© DIRK ALVERMANN, »Warschau« © DIRK ALVERMANN, »Scheffield«<br />

© DIRK ALVERMANN, »Neapel«<br />

25. August bis 6. Oktober <strong>2012</strong><br />

Galerie argus fotokunst<br />

Marienstraße 26<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Do – Sa 14 – 18 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

27


Galerien<br />

Hans Hochheim<br />

»Kaffeehaus-Kultur«<br />

»Die Leidenschaft von Hans Hochheim,<br />

Jahrgang 1951, gehört der klassischen<br />

analogen schwarz-weis Fotografie,<br />

der er seit seinem 12. Lebensjahr<br />

nachgeht. Ihn interessieren insbesondere<br />

Menschen in ihren Lebenszusammenhängen.<br />

Er ist der Auffassung,<br />

dass Gesichter mehr erzählen als 1000<br />

Worte. Dabei ist ihm das wichtigste, die<br />

Würde der fotografierten Personen nicht<br />

zu verletzen. In zahlreichen Reisen in<br />

europäische Städte fotografierte er mit<br />

der Leica M Personen in Kaffeehäusern.<br />

Es sind Aufnahmen von einer sich<br />

rapide verändernden Kultur die in wenigen<br />

Jahren so nicht mehr möglich sind,<br />

weil diese Strukturen und Lebensweisen<br />

verschwunden sein werden. Die<br />

Ausstellung zeigt erzählende Bilder die<br />

nicht, wie heute üblich, digital bearbeitet<br />

und damit verändert wurden. Bei den<br />

Leo Pompinon<br />

»Beauty of Decay«<br />

Stillgelegte Zechen, verlassene Hotels<br />

oder verfallene Brauereien haben alle<br />

eines gemeinsam: Waren sie einst noch<br />

Mittelpunkt und Heimstätte von Ideen<br />

und Entwicklungen, sind sie nun vergessen,<br />

dem Verfall preisgegeben und<br />

werden von der Natur zurückerobert.<br />

In die Höhe ragende Türme, im Licht<br />

schimmernde Metalltüren, eine marode<br />

Bausubstanz oder verblasste Farben hinterlassen<br />

dann nicht nur Bilder einer<br />

verschwindenden Zeit, sondern geben<br />

auch einen Einblick in eine einstige<br />

Welt wider.<br />

Im Chaos der räumlichen Entleerung<br />

und ökonomischen Abwicklung sucht<br />

der Fotograf Leo Pompinon nach den<br />

Geschichten des Vergangenen. Dabei<br />

interessiert ihn nicht nur die Architektur<br />

der Räume, sondern er sucht nach<br />

Spuren, die die Geschichte des verwaisten<br />

Ortes auch heute noch deutlich<br />

28 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Hans Hochheim, »Berlin«<br />

Ausstellungsbilder handelt es sich um<br />

Silber-Gelatine-Papiervergrößerungen,<br />

die vom Photographen selbst angefertigt<br />

wurden«.<br />

lesbar machen. Reste elektrischer Leitungen<br />

fungieren als »Wandstudie« vor<br />

abfallendem Putz, in »Fernsehen« wird<br />

die Poesie des Morbiden deutlich, »OP-<br />

Saal« ist Zeugnis von Vandalismus.<br />

Seine Bilder sind stets menschenleer.<br />

Zudem ist der Fotograf ein Spezialist in<br />

der räumlichen Ästhetik und Komposition.<br />

In der einfühlsamen Stille seiner<br />

Aufnahmen und in der Detailgenauigkeit<br />

seiner Bilder liegt eine außergewöhnliche<br />

Kraft. Sie sind Stillleben,<br />

die in ihrer Farbigkeit und einzigartigen<br />

Qualität eine Kulisse für die Fantasie<br />

des Betrachters bilden und ihn in<br />

eine vergangene Welt entführen.<br />

Die Melancholie verlassener Stätte mit<br />

all ihren Rudimenten menschlichen<br />

Daseins erzeugt das Gefühl von Faszination<br />

und Beängstigung. In Leo Pompinons<br />

Fotografien erscheint die Wirklichkeit<br />

surreal, aber authentisch. Im<br />

Spiel aus Licht und Schatten werden<br />

vorhandene Zusammenhänge aufgegeben,<br />

neue Strukturen bilden sich. Die<br />

Grenze zwischen Fotografie und Malerei<br />

wird dabei ebenso aufgelöst wie jene<br />

zwischen Schöpfung und Verfall.<br />

© Hans Hochheim, »Krakau«<br />

15. Juli bis 4. September <strong>2012</strong><br />

Photoplatz »Kabinett«<br />

im Hotel Bogota<br />

Schlüterstraße 45<br />

10707 Berlin-Charlottenburg<br />

www.bogota.de<br />

© Leo Pompinon, (Original in Farbe)<br />

Ein Schirm dient als Hutständer, eine<br />

Vase ist auf dem Kaminsims drapiert –<br />

wurden sie gestern oder vor 50 Jahren<br />

dort platziert?<br />

Miriam Stewering<br />

15. Juli bis 4. September <strong>2012</strong><br />

Photoplatz<br />

im Hotel Bogota<br />

Schlüterstraße 45<br />

10707 Berlin-Charlottenburg<br />

www.bogota.de


Intermezzo<br />

Collection Regard<br />

Die Ausstellung zeigt besondere<br />

Highlights aus den wichtigsten Gebieten<br />

der Sammlung: Deutsche Fotografie und<br />

das Thema Berlin. Der Fokus liegt hierbei<br />

auf Bildern der Neuen Sachlichkeit<br />

und der Subjektiven Fotografie.<br />

Es sind Fotografien von Siegfried<br />

Lauterwasser, Magritte, Chargesheimer,<br />

Hein Gorny, Heinrich Riebesehl, Hans<br />

Martin Sewcz, Henri Cartier-Bresson<br />

und Will McBride, sowie von anonymen<br />

Fotografen zu sehen.<br />

Kuratiert wird die Ausstellung von<br />

Antonio Panetta, dem künstlerischen<br />

Leiter der Collection Regard.<br />

Das Intermezzo kann als eine Art<br />

Vorbereitung auf die nächstgeplante<br />

Ausstellung im Rahmen des Europäischen<br />

Monats der Fotografie in Berlin - »Hein<br />

Gorny und Heinrich Riebesehl« - gesehen<br />

werden, die im letzen Quartal <strong>2012</strong><br />

stattfinden wird.<br />

Über die Collection Regard:<br />

»Regard« (frz.) bedeutet »Blick« oder<br />

»Aufmerksamkeit«. Unter »Collection<br />

Regard« versteht der Gründer Marc<br />

Barbey daher weniger eine Galerie,<br />

sondern vielmehr einen fotografischen<br />

Salon. »Es geht darum, … einen Ort zu<br />

schaffen, an dem gute Ausstellungen<br />

zu sehen sind, an dem man sich austauschen<br />

und mit Fotografie auseinandersetzen<br />

kann«. Die Steinstraße<br />

in der Spandauer Vorstadt, rund zehn<br />

Minuten vom Alexanderplatz entfernt,<br />

wurde dank dieses Ansatzes innerhalb<br />

des letzten Jahres zu einem wichtigen<br />

Treffpunkt für Fotointeressierte, Sammler<br />

und Gleichgesinnte. Und vor allem ein<br />

Ort für (wieder-) entdeckte Fotografen<br />

und ihre Arbeiten.<br />

Marc Barbey sammelt seit 2005<br />

Lichtbilder von ihren Anfängen bis<br />

etwa in die 1970er Jahre. Schwerpunkt<br />

der Sammlung sind Fotografien aus<br />

Deutschland und das Thema Berlin.<br />

Mittlerweile gehören zur Collection<br />

Regard das umfangreiche Oeuvre<br />

von Hein Gorny, weiterhin Werke<br />

der Fotografen Lotte Jacobi, Siegfried<br />

Lauterwasser, Heinrich Riebesehl, Toni<br />

Schneiders, Friedrich Seidenstücker,<br />

und Will McBride, sowie ausgewählte<br />

Hein Gorny (1904-1967), »Untitled« (Ruth Gorny lying on boat), 1936<br />

Gelatine silver print, 22,8 x 11, 9cm (23,2 x 17,4cm), © Hein Gorny / Collection Regard<br />

Heinrich Riebesehl (1938-2010) »331/74«, 1974<br />

Gelatine silver print, 23,6 x 34,6cm (30,3 x<br />

40,3cm), © Heinrich Riebesehl<br />

Fotografien von Paul Almasy, Bruno<br />

Barbey und Robert Capa.<br />

bis 14. September <strong>2012</strong><br />

Collection Regard<br />

Marc Barbey<br />

Steinstraße 12<br />

10119 Berlin-Mitte<br />

Fr 14 – 18 Uhr<br />

Do 11 – 21 Uhr<br />

www.collectionregard.com<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

29


Galerien<br />

Larry Clark<br />

Jugendliche Schönheit, Sexualität und<br />

drogeninduziertes Treiben – Larry Clark<br />

dokumentiert radikal-realistisch den<br />

Alltag amerikanischer Teenager jenseits<br />

bürgerlicher Moralvorstellungen. Von<br />

den Jugendlichen in seiner Heimatstadt<br />

Tulsa in den früheren 1960er Jahren bis<br />

zu heutigen Skatern in Los Angeles halten<br />

seine Werke zutiefst intime Momente<br />

fest. In ihrer Authentizität decken seine<br />

Bilder die Folgen einer dysfunktionalen<br />

Gesellschaft auf und hinterfragen die<br />

soziale Verantwortung und moralische<br />

Haltung ihrer Mitglieder.<br />

Das Revolutionäre und Einzigartige<br />

seiner Fotografien ist – bis heute – die<br />

Nähe und Vertrautheit zu den dokumentierten<br />

Personen und Situationen.<br />

Denn im Gegensatz zum klassischen<br />

Fotojournalisten, der von außen auf eine<br />

ihm fremde Welt blickt, nimmt Larry<br />

Clark nicht nur Anteil am Leben seiner<br />

Protagonisten. Vielmehr ist er selbst jenseits<br />

jeglichem Voyeurismus elementarer<br />

Teil seiner fotografierten Szene. Die<br />

Porträtierten wirken eher wie Vertraute<br />

und nicht wie Beobachtete. Ohne Larry<br />

Clark hätte sich die Fotografie nicht vom<br />

Zwang der Objektivität befreit. So hat<br />

kaum ein Fotograf die Direktheit und<br />

Intensität, mit der er in sein Thema eintaucht,<br />

jemals erreicht. Hier lässt der<br />

Künstler immer wieder seine eigene<br />

Jugend aufleben – jeweils mit neuen<br />

Protagonisten.<br />

Larry Clark verwendet eine direkte<br />

Bildsprache im Spannungsverhältnis zwischen<br />

klassischer Bildkomposition und<br />

besonderer Themenwahl, die zugleich<br />

berührt und verstört. Sein Werk konzentriert<br />

sich auf eine gelebte Sexualität in<br />

vollkommener Offenheit. Bei dessen<br />

Darstellung ist der Künstler nie denunzierend<br />

oder anklagend, sondern überlässt<br />

das Urteil dem Betrachter.<br />

C/O Berlin präsentiert erstmals in<br />

Deutschland ca. 200 Arbeiten von Larry<br />

Clark. Neben den Serien »Teenage Lust«<br />

und »Los Angeles« sowie Videos liegt der<br />

Fokus der monografischen Ausstellung<br />

auf Collagen, in denen der Künstler<br />

Fundstücke kombiniert. Ähnlich einem<br />

Film oder einer Fotoserie entstehen diese<br />

30 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Larry Clark, (Original in Farbe)<br />

© Larry Clark © Larry Clark<br />

in der Ergänzung durch Zeitungsausrisse,<br />

Briefe, Plakate und weitere Objekte. Zur<br />

Ausstellung produziert C/O Berlin exklusiv<br />

eine Publikation.<br />

Der Zutritt für Kinder und Jugendliche<br />

unter 18 Jahre ist nur in Begleitung<br />

eines Erwachsenen möglich, da Teile<br />

dieser Ausstellung gegen moralisches<br />

Empfinden verstoßen könnten.<br />

bis 12. August <strong>2012</strong><br />

C/O Berlin<br />

International Forum For Visual<br />

Dialogues<br />

Oranienburger Straße 35/36<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

täglich 11 – 20 Uhr


Edward Burtynsky<br />

»Oil«<br />

Fotografien<br />

»The Gulf of Mexico is a very big ocean.<br />

The amount of volume of oil and dispersant<br />

we are putting into it is tiny in relation<br />

to the total water volume.«<br />

Tony Hayward, CEO British Petrol<br />

Abgeräumte Schieferhalden, rostende<br />

Fördertürme, verklebte Pumpen,<br />

chromblitzende Leitungen, rauchende<br />

Raffinerien – mächtig regiert Öl die<br />

Welt. Seit über 100 Jahren ist der fossile<br />

Energieträger der Treibstoff der<br />

modernen Weltordnung mit massiven,<br />

zerstörerischen Eingriffen in die Natur.<br />

Das Zeitalter des Öls hat sich tief in die<br />

Umwelt gebrannt, Landschaften deformiert<br />

und Lebensweisen verändert. Und<br />

doch sind seine Produktion, die Basis<br />

der petrochemischen Zivilisation und<br />

ihre Folgen in ihrem ganzen Ausmaß<br />

bis heute eine terra incognita. Wie kein<br />

Fotograf zuvor dokumentiert Edward<br />

Burtynsky lückenlos den weitläufigen<br />

Kreislauf der globalen Erdölindustrie.<br />

In seinen großformatigen Aufnahmen<br />

werden en detail die Zusammenhänge<br />

zwischen Ölkonsum, seiner Förderung<br />

und Weiterverarbeitung bis hin zur<br />

Müllentsorgung und den nachhaltigen<br />

Auswirkungen auf die Landschaft sichtbar.<br />

So hinterfragt er in seiner fotografischen<br />

Serie eindringlich das Strebens nach<br />

Wohlstand sowie die Handlungen und<br />

deren Konsequenzen jedes einzelnen<br />

Menschen.<br />

»Oil« ist eine einzigartige Kartografie<br />

des Rohstoffes und deckt in vier<br />

Kapiteln dessen enorme Auswirkungen<br />

auf. In »Extraction & Refinement«<br />

liegt Burtynskys Fokus rein auf der<br />

Förderung – von kargen Ölfeldern<br />

bis hin zu labyrinthischen Fabriken.<br />

»Transportation & Motor Culture«<br />

zeigt mehrspurige Highways mit gordischen<br />

Verkehrsknoten, die sich endlos<br />

durch Metropolen und Lanschaften<br />

ziehen. Zugleich entlarvt Edward<br />

Burtynsky durch die Aufnahmen endloser<br />

Reihenhaussiedlungen, gigantischer<br />

Parkplätze und spielerischer Wettrennen<br />

© Edward Burtynsky, (Original in Farbe)<br />

die allgegenwärtige Dominanz des Autos<br />

als gesellschaftlich-kultureller Fetisch.<br />

Müllkippen für Stahlschrott, stillgelegte<br />

Förderpumpen, ausrangierte Flugzeuge,<br />

Halden voller Autoreifen und ölverschmierte<br />

Fässer – das dritte Kapitel<br />

»The End of Oil« zeigt das schmutzige<br />

Ende der Verwertungskette in all<br />

ihrem umweltschädlichen Ausmaß. Die<br />

Ausstellung fügt ein weiteres, aktuelles<br />

Thema hinzu: Edward Burtynskys »Oil<br />

Spills« von der Ölkatastrophe im Golf<br />

von Mexiko im Jahr 2010.<br />

Seine Panoramen stehen in ihrer makellosen<br />

Ästhetik und faszinierender Schönheit<br />

in der Tradition der Landschaftsmalerei<br />

des 19. Jahrhunderts – und gleichzeitig<br />

jedoch im völligen Kontrast zu ihrem<br />

dramatischen Inhalt. Sie lösen im selben<br />

Moment Faszination und Scheu,<br />

Anziehung und Beängstigung aus. Aus<br />

der Distanz oder Vogelperspektive<br />

fotografiert wirken Edward Burtynskys<br />

Sujets in ihrer Geometrie wie betörend<br />

reizvolle Landschaften. Wie ein<br />

Maler oder Bildhauer erzeugt er visuelle<br />

Abstraktion verbunden mit perfekter<br />

Bildkomposition und weichen farblichen<br />

Übergängen, die seinen Arbeiten<br />

ihren widersprüchlichen Charakter verleihen.<br />

Edward Burtynsky, geboren 1955 in St.<br />

Catharines, begann in den frühen 1970er<br />

Jahren Fotografie-Kurse zu nehmen.<br />

Er studierte bis 1976 Grafische Künste<br />

am Niagara College in Welland. An der<br />

28. Juli bis 9. September <strong>2012</strong><br />

C/O Berlin<br />

International Forum For Visual<br />

Dialogues<br />

Oranienburger Straße 35/36<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

täglich 11 – 20 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

Ryerson Universität Toronto machte er im<br />

Anschluss seinen Bachelor in Fotografie<br />

und begann als freier Fotograf zu arbeiten.<br />

Er hält drei Ehrendoktorwürden –<br />

in Rechtswissenschaft von der Queen‘s<br />

University Kingston, in Fotografie von<br />

der Ryerson University Toronto sowie<br />

für Schöne Künste vom Montserrat<br />

College of Art Boston. 2005 erhielt er<br />

den TED Prize. Im April 2006 wurde<br />

Edward Burtynsky zum Ritter des<br />

Order of Canada ernannt. 2007 hat er<br />

den Dokumentarfilm »Manufactured<br />

Landscapes« produziert und auf dem<br />

Sundance Festival präsentiert. Seine<br />

Serien »Oil«, »Quarry«, »Mines« und<br />

»Homesteads« wurden weltweit ausgestellt<br />

– unter anderem im Solomon<br />

R. Guggenheim Museum New York, in<br />

der National Gallery of Canada und<br />

der Bibliothèque Nationale de France.<br />

Edward Burtynsky lebt und arbeitet in<br />

Toronto.<br />

Vernissage: 27. Juli <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

31


Galerien<br />

Zeitlos Schön<br />

Modefotografie von<br />

Man Ray bis Mario<br />

Testino<br />

Der Traum von Schönheit und<br />

Berühmtheit ist zeit- und grenzenlos.<br />

Ob in Amerika, England, Frankreich<br />

oder Deutschland – die glanzvolle Welt<br />

der Mode bedient diese Sehnsucht und<br />

übt überall eine außergewöhnliche<br />

Anziehungskraft aus. Der legendäre<br />

Verleger Condé Nast hat mit dem<br />

von ihm 1909 erworbenen Magazin<br />

Vogue sowie weiteren aus seinem<br />

Haus stammenden Publikationen wie<br />

Vanity Fair und Glamour nicht nur<br />

der Mode eine große Bühne gegeben,<br />

sondern auch der Fotografie. Bis heute<br />

bilden diese Magazine den Ursprung<br />

für die Karrieren der renommiertesten<br />

Modefotografen.<br />

Edward Steichen, American Vogue,<br />

December 1923, © Condé Nast<br />

Condé Nast hat nicht nur einen die<br />

Modefotografie bis heute prägenden Stil<br />

entworfen. Darüber hinaus hat er ein<br />

einzigartiges Gespür für die Entdeckung<br />

neuer Talente. Seine Studios waren Orte<br />

der Kreativität, die die Haute Couture<br />

erst zur Kunst erhoben. Der erste von<br />

Condé Nast engagierte Fotograf war<br />

Baron Adolphe de Meyer; ihm folgten<br />

für die großen Bildstrecken Irving Penn,<br />

William Klein, Helmut Newton und<br />

32 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Albert Watson, American Vogue, May 1977, (Original in Farbe), © Condé Nast<br />

Nickolas Muray, Vanity Fair, October 1929, © Condé Nast<br />

David Bailey. Die Liste der Namen<br />

über die Jahrzehnte ist beeindruckend<br />

und lang: Ellen von Unwerth, Mario<br />

Testino sowie Steven Klein, einer der<br />

stilprägendsten Fotografen dieses<br />

Genres im letzten Jahrzehnt.<br />

Modefotografie hat inzwischen Einzug<br />

in Museen gehalten. Internationale<br />

Galerien und Auktionshäuser erzielen<br />

Höchstpreise für die Werke von Edward<br />

Steichen oder Erwin Blumenfeld. Für<br />

die Ausstellung hat Condé Nast sein<br />

umfangreiches Archiv geöffnet und eine<br />

Ausstellung mit insgesamt 200 Werken<br />

ermöglicht – von seltenen Fotografien<br />

der Anfänge bis hin zu spektakulären<br />

zeitgenössischen Werken.<br />

C/O Berlin ist der erste Ausstellungsort<br />

einer weltweiten Tournee. Sie wurde<br />

von der Foundation for the Exhibition<br />

of Photography, Minneapolis/Schweiz<br />

in Zusammenarbeit mit C/O Berlin


Clifford Coffin, American Vogue, June 1949, (Original in Farbe), © Condé Nast<br />

Norman Parkinson, Glamour, October 1949,<br />

(Original in Farbe), © Norman Parkinson<br />

Limited. Courtesy Norman Parkinson Archive<br />

organisiert sowie von Nathalie<br />

Herschdorfer, William Ewing und Todd<br />

Brandow kuratiert. Zur Ausstellung<br />

erscheint ein Katalog.<br />

Diane Arbus, Glamour, May 1948,<br />

(Original in Farbe), © Condé Nast<br />

Sebastian Kim, Teen Vogue, December/January<br />

2011, (Original in Farbe),<br />

© Sebastian Kim<br />

18. August bis 28. Oktober <strong>2012</strong><br />

C/O Berlin<br />

International Forum For Visual<br />

Dialogues<br />

Oranienburger Straße 35/36<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

täglich 11 – 20 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

John Rawlings, American Vogue, August 1944,<br />

(Original in Farbe), © Condé Nast<br />

Erwin Blumenfeld, American Vogue,<br />

March 1945, (Original in Farbe), © Condé Nast<br />

Vernissage:<br />

Freitag, den 17. August <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

33


Galerien<br />

Volker Wartmann<br />

»Wartmann Polaroid<br />

Collection«<br />

Ein Fotograf – ein Ort in Berlin! So lautet<br />

das Konzept des Berliner Salons für Fotokunst.<br />

Gasometer Schöneberg, Trabrennbahn<br />

Mariendorf, Flugfeld Tempelhof,<br />

Tierpark Friedrichsfelde, Winterfeldtplatz,<br />

Regierungsviertel, Neue<br />

Nationalgalerie – das waren die Themen<br />

der vergangenen Ausstellungen.<br />

Von Ende Juli bis Ende August macht<br />

der Berliner Salon für Fotokunst erstmals<br />

eine Ausnahme und präsentiert<br />

in seinen Räumlichkeiten eine Arbeit,<br />

die an verschiedenen Orten produziert<br />

wurde: eine Auswahl der Wartmann<br />

Polaroid Collection.<br />

Die Polaroid-Sofortbilder von Volker<br />

Wartmann sind eine einmalige Sammlung<br />

von Originalen – poetisch, originell<br />

und geheimnisvoll. Die Wirkung der<br />

abstrakten und konkreten Motive wird<br />

durch die Einzigartigkeit des Materials<br />

nochmals verstärkt. Gezeigt werden<br />

unter anderem Fotografien vom Jüdischen<br />

Museum, Adenauer in der Arktis,<br />

vom Hauptbahnhof, Pinguinen am Südkreuz,<br />

der Berlinischen Galerie und<br />

eisige Aussichten.<br />

Vernissage am Freitag, den 20. Juli <strong>2012</strong>,<br />

ab 19 Uhr<br />

24. Juli bis 23. August <strong>2012</strong><br />

Berliner Salon für Fotokunst<br />

Kulturhaus Schöneberg<br />

Kyffhäusserstraße 23<br />

10781 Berlin-Schöneberg<br />

Di 11 – 17 Uhr<br />

Mi 12 – 20 Uhr<br />

Do 11 – 17 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Telefon 0179 591 351 6<br />

34 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Volker Wartmann<br />

© Volker Wartmann © Volker Wartmann


MICHAEL RUETZ<br />

»THE FAMILY OF<br />

DOG«<br />

Michael Ruetz hat mit »Family of Dog«<br />

in den letzten fünfzig Jahren eine einzigartige<br />

fotografische Werkgruppe realisiert,<br />

die zugleich eine subtile und<br />

aufschlussreiche Darstellung der Menschen<br />

und ihres Sozialverhaltens ist.<br />

Denn Hunde sind das, was wir in ihnen<br />

sehen und was wir aus ihnen machen.<br />

Schlicht und einfach Tier, das ist der<br />

Hund uns selten.<br />

Michael Ruetz fotografierte Hunde auf<br />

der Straße, im Haus, am Strand oder vor<br />

dem Fernseher, wo sie regelmäßig einschlafen.<br />

Er zeigt sie allein, mit Katze<br />

und Kuh und immer wieder im Zusammensein<br />

mit dem Menschen. Doch<br />

Ruetz verzichtet auf Inszenierungen<br />

und rückt den Tieren mit der Kamera nur<br />

selten auf den Pelz. Wo sich eine provokante<br />

Bildpointe ergibt, ist sie das Produkt<br />

genauer Beobachtung. Denn wie<br />

im Leben von Menschen sind auch im<br />

Leben von Hunden komische Situationen<br />

unvermeidbar.<br />

Michael Ruetz, geboren 1940 in Berlin,<br />

lebte dreizehn Jahre im Ausland und<br />

war dann bis 2005 Professor für Kommunikationsdesign<br />

an der Hochschule<br />

für Bildende Künste Braunschweig. Er<br />

erhielt den Otto-Steinert-Preis, den Villa<br />

Massimo Preis sowie den Ordre des Arts<br />

et des Lettres. Ruetz ist Mitglied der Akademie<br />

der Künste.<br />

© Michael Ruetz, »Shampoo«, 1988,<br />

Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />

© Michael Ruetz, »Yin und Yang«, 1976, Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />

© Michael Ruetz, »Narziss«, 1976, Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />

© Michael Ruetz, »Schatzgräber«, 1988,<br />

Courtesy Johanne Breede PHOTOKUNST<br />

bis 11. August <strong>2012</strong><br />

Johanna Breede<br />

PHOTOKUNST<br />

Fasanenstraße 69<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Di – Fr 11 – 18 Uhr<br />

Sa 11 – 16 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

35


Galerien<br />

Jens Knigge<br />

»Le Thoronet<br />

– La Tourette«<br />

Synergie der Künste<br />

Platinum-Prints<br />

Romanisches Mauerwerk, Rundbögen<br />

und Würfelkapitelle neben Quadern,<br />

Pfeilern und Wandflächen aus Beton –<br />

Jens Knigge portraitiert in seinen Photographien<br />

zwei auf den ersten Blick völlig<br />

unterschiedliche Bauwerke. Die Zisterzienser-Abtei<br />

Le Thoronet wurde zwischen<br />

1160 und 1190 nach den Vorgaben<br />

von Bernhard von Clairvaux in der<br />

Provence erbaut. Durch die Verwendung<br />

des örtlichen Kalksteins hat der<br />

unbekannte Baumeister die in mehreren<br />

Ebenen gestaffelte Anlage in die Umgebung<br />

eingebunden, während der weltberühmte<br />

Architekt Le Corbusier 1956-<br />

60 mit dem Konvent Sainte-Marie de<br />

la Tourette einen die Landschaft beherrschenden<br />

Solitär erschuf. Einem gestrandeten<br />

Raumschiff gleich liegt der kompakte<br />

Großbau, Ausbildungsstätte der<br />

französischen Dominikaner, an einem<br />

abfallenden Hang auf dem Gelände<br />

eines ehemaligen Landgutes bei Lyon.<br />

Für den Minimalisten Le Corbusier war<br />

Le Thoronet gleichwohl Vorbild, eine<br />

»Architektur der Wahrheit, der Stille<br />

und der Stärke«. Um die konzeptionelle<br />

Reinheit und Geistigkeit der mittelalterlichen<br />

Sakralkunst in zeitgenössische<br />

Raumvorstellungen zu überführen,<br />

nutzte er das geometrische Element<br />

des Quadrats, etwa für die wabenartigen<br />

Öffnungen der Wohnzellen an den<br />

Außenfassaden wie für die Wände der<br />

Gemeinschaftsräume mit ihrem rhythmischen<br />

Wechsel aus offenen Glasflächen<br />

und geschlossenen Betonplatten.<br />

Hier wie dort spiegelt die Architektur<br />

die Spiritualität des monastischen<br />

Lebens wider, ist die Formensprache<br />

aufs Äußerste reduziert. Dem Prinzip<br />

der Versenkung und Reflektion folgen<br />

auch Jens Knigges Photographien, konzentrieren<br />

sich auf Licht und Raum,<br />

erkennen die Schönheit im Kargen und<br />

das Komplexe im Einfachen. Die Kraft<br />

sparsam eingesetzter architektonischer<br />

Details, die Struktur der Oberflächen<br />

36 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Jens Knigge, »Le Thoronet«<br />

© Jens Knigge, »La Tourette«<br />

und die Beschaffenheit der Materialien,<br />

des grob behauenen oder geglätteten<br />

Steins, werden in aufwendig hergestellten<br />

Platinabzügen kontrastreich<br />

und differenziert umgesetzt. »Die Seele<br />

muss das Licht suchen, indem sie dem<br />

Licht folgt«, schrieb Bernhard von Clairvaux.<br />

Photographie ist Licht-Kunst, und<br />

dem Photographen Jens Knigge gelingt<br />

es eindrucksvoll eine Brücke zwischen<br />

den Künsten und den Zeiten zu schlagen<br />

und gleichzeitig zur Kontemplation<br />

einzuladen. Susanne Schmid<br />

Vernissage:<br />

29. August <strong>2012</strong>, 19 bis 21 Uhr<br />

30. August bis 13. Oktober <strong>2012</strong><br />

Johanna Breede<br />

PHOTOKUNST<br />

Fasanenstraße 69<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Di – Fr 11 – 18 Uhr<br />

Sa 11 – 16 Uhr


© Jens Knigge, »La Tourette«<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

37


Galerien<br />

Menschenbilder<br />

Teil 1<br />

Das Thema »Menschenbilder« lässt<br />

Vieles zu und gibt der Phantasie<br />

freien Lauf. Diese Weite ausschöpfend,<br />

mit unterschiedlichen Techniken<br />

und Perspektiven arbeitend, sind<br />

sehr verschiedene Interpretationen<br />

entstanden.<br />

Larissa Honsek entführt uns mit ihrem<br />

Blick durch die Lochbildkamera in<br />

eine mystische Zauberwelt. Das Foto<br />

wird zum Gemälde, welches zum<br />

Träumen verführt. - Eine Frau wie im<br />

Märchen - unheimlich oder unschuldig?<br />

Unberührbar und verführerisch,<br />

flüchtiges Glück oder tiefe Ruhe?<br />

Beklemmend und doch beglückend -<br />

ein Moment, ein Blick ändert alles.<br />

Dann Rollentausch. Harte Realität<br />

in den Bildern von Ronald Gierth.<br />

Ungeschminkt werden Portraits<br />

von Bewohnern eines Heimes für<br />

Suchtkranke gezeigt. Menschenbilder<br />

vom Leben gezeichnet, entrückt unserer<br />

Realität, nah gebracht, und voller<br />

Wärme. Die Männer scheinen uns<br />

vertraut auf den Bildern, der Blick in die<br />

Seele wird zugelassen und respektvoll<br />

vom Fotografen aufgenommen.<br />

Was passiert, wenn der Mensch sich<br />

zurückzieht? Heike Molkentin fängt<br />

in ihren Bilder die Flüchtigkeit des<br />

menschlichen Schaffens ein. Eine<br />

verlassene alte Geflügelfarm, von der<br />

Natur zurückerobert, zu einer morbiden<br />

Schönheit verfallen.<br />

Meike Kenns Portraits ihrer Nachbarn<br />

in einem Neuköllner Mietshaus zeigen<br />

die Kontaktaufnahme zu den Menschen,<br />

deren unmittelbare Nähe in der Regel<br />

durch Fremdheit geprägt ist. Ihre<br />

Bilder durchbrechen die Anonymität<br />

und spiegeln unterschiedliche<br />

Lebensentwürfe und Schicksale<br />

wider; ein lebendiger Querschnitt der<br />

Gesellschaft, den es in dieser Form<br />

vielleicht bald nicht mehr geben wird.<br />

38 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Meike Kenn<br />

© Larissa Honsek<br />

Vernissage:<br />

2. August <strong>2012</strong>, um 18.30 Uhr<br />

Einführung: Ursula Kelm<br />

© Ronald Gierth<br />

© Heike Molkentin<br />

3. August bis 20. September <strong>2012</strong><br />

Caritas-Galerie Berlin<br />

Residenzstraße 90<br />

13409 Berlin-Reinickendorf<br />

Mo, Do, Fr 8 – 16 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

www.caritas-berlin.de<br />

Telefon 666 331 044


Mirjana Vrbaski<br />

»Verses of Emptiness«<br />

In »Verses of Emptiness« setzt sich<br />

Mirjana Vrbaski mit dem eigentlichen<br />

Wesen der Porträtfotografie auseinander<br />

und erkundet die Möglichkeiten, auf<br />

ein Bild die unendliche Ambiguität und<br />

Komplexität zu bannen, die in etwas so<br />

einfachem und an sich so klarem wie in<br />

einem Gesicht enthalten sind. Ihr Projekt<br />

»Verses of Emptiness« gründet auf der<br />

Hypothese, in der Leere sei das größte<br />

Potential an Bedeutungen enthalten.<br />

Während ihrer Aufnahmesessions ist die<br />

Fotografin stets darum bemüht, ihre sorgfältig<br />

ausgesuchten Models aus sämtlichen<br />

kulturellen und sozialen, zeitlichen<br />

und räumlichen Kontexten herauszulösen.<br />

Aus den vielen Schichten<br />

kulturell kodifizierter Wahrnehmung<br />

hervorgeholt treten die so fotografierten<br />

Menschen aus ihrer oberflächlichen<br />

Persönlichkeitsebenen heraus, um<br />

einen viel wahrhaftigeren und ursprünglicheren<br />

Zustand zu erlangen – nämlich<br />

eine solche Leere, dass man sich auch<br />

in einem anderen wiederfinden kann.<br />

Ein anonymes Model kann so zu einer<br />

Ikone werden. Es ist einem zwar vertraut,<br />

es bleibt aber dennoch allgemein<br />

und universell – tief versunken in seiner<br />

meditativen Stille. So gesehen erzählen<br />

die »Verses of Emptiness« sowohl von<br />

der Unmöglichkeit, jemanden in seiner<br />

Ganzheit erfahren zu können, als auch<br />

von dem allgemeinen Unvermögen des<br />

Menschen, seinem Nächsten voll gerecht<br />

zu werden. Aus der Erkenntnis heraus,<br />

dass sich die menschliche Persönlichkeit<br />

in einem zweidimensionalen Abbild<br />

ohnehin nicht erfassen lässt, begibt sich<br />

die Fotografin auf neues Terrain, nämlich<br />

dorthin wo sie selber, die Fotografierte<br />

und der Betrachter zusammenfinden<br />

und eins werden. Daraus entsteht das<br />

Bild von jemandem, der so zwar nicht<br />

wirklich existiert, der uns aber ein Gefühl<br />

großer Vertrautheit vermittelt.<br />

Die in Montreal geborene Mirjana<br />

Vrbaski studierte Englische Literatur an<br />

der University of Guelph in Kanada und<br />

danach 2006-2010 Fotografie an der<br />

Royal Academy of Arts in Den Haag in<br />

den Niederlanden. Seit kurzem wohnt<br />

sie in Berlin. Sie wird von der Wim van<br />

Krimpen Gallery in Amsterdam vertreten.<br />

»Verses of Emptiness« wurde u.a.<br />

mit dem 4. Platz beim renommierten<br />

Taylor Wessing Photographic Portrait<br />

Prize 2009 der National Portrait Gallery<br />

London ausgezeichnet und gewann<br />

2011 Jörg M. Colbergs Conscentious<br />

Portfolio Competition. Die Porträtserie<br />

ist nun erstmals in Deutschland bei<br />

exp12 / exposure twelve zu sehen. Die<br />

Produzentengalerie freut sich, nach dem<br />

nicht ganz freiwilligen Umzug in die<br />

Greifswalder Straße 217 damit wieder<br />

an ihren Ausstellungsreigen im Berliner<br />

Prenzlauer Berg anknüpfen zu können.<br />

www.mirjanavrbaski.com<br />

© Mirjana Vrbaski, »Girl«, (O.i.F.)<br />

© Mirjana Vrbaski, »Nare«, (O.i.F.)<br />

© Mirjana Vrbaski, »Hannah«, (O.i.F.)<br />

© Mirjana Vrbaski, »Irma«, (O.i.F.)<br />

Vernissage:<br />

14. September <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

15. September bis 7. Oktober <strong>2012</strong><br />

exp12 / exposure twelve<br />

Greifswalder Straße 217<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa – So 14 – 20 Uhr<br />

www.exp12.com<br />

39


Galerien<br />

Lotti Nass<br />

Kamila Zimmermann<br />

»Insel aus Versehen«<br />

Zwischen der Schlossbrücke Charlottenburg<br />

und dem Bahnhof Jungfernheide<br />

liegt eine unbemerkte Insel. Sie<br />

ist 1956 aus Versehen entstanden, nachdem<br />

der Westhafenkanal fertiggestellt<br />

wurde. Die Fotografinnen lenken den<br />

Blick auf einen Raum in Berlin, dem<br />

jegliches Spektakuläre fehlt.<br />

Es gibt wenige Sehenswürdigkeiten,<br />

keine Szene, keine Schlagzeilen. Dieser<br />

nördliche Teil von Charlottenburg war<br />

schon immer geprägt von der Mischung<br />

aus Wohnen und Arbeiten, Gewerbebauten<br />

kontrastieren mit Schrebergärten<br />

und stille verschlafene Ecken<br />

mit Straßen, auf denen sich Staus bilden,<br />

wenn auf der nahe liegenden Autobahn<br />

der Verkehrsfluss gestört ist.<br />

© Kamila Zimmermann<br />

Die Kaiserin-Augusta-Allee in ihrem<br />

Dornröschenschlaf – ihre Ladengeschäfte<br />

zeigen, hier gibt es noch Nischen,<br />

kleine Händler, Individualisten. Wer<br />

diese Zeitlosigkeit mit offenen Augen<br />

sucht, wird hier fündig.<br />

40 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Lotti Nass, (Original in Farbe)<br />

© Kamila Zimmermann<br />

Wie viele Inseln entwickelte sich das<br />

Gebiet nicht von einem Zentrum aus,<br />

sondern ist nach wie vor durch seine<br />

Ufer und Ränder geprägt. In der Mitte<br />

der Mierendorffplatz, ein gut gemeinter<br />

Kompromiss. Die Stadt als Mosaik, Berliner<br />

Stadtentwicklung im Kleinen.<br />

Die Fotografinnen<br />

Kamila Zimmermann und Lotti Nass<br />

interessieren sich für die Schönheit im<br />

Unspektakulären. Mit ihren Fotografien<br />

bilden sie die Identität dieser Insel ab<br />

und erkennen in ihr einen durchaus typischen<br />

Teil von Berlin. Die Fotografinnen<br />

gehören zu der Künstlergruppe KunstInsel.InselKunst,<br />

die Anfang 2011 gegründet<br />

wurde.<br />

Vernissage:<br />

1. September <strong>2012</strong>, 19 Uhr<br />

2. September bis 29 September <strong>2012</strong><br />

Haus am Mierendorffplatz<br />

Mierendorffplatz 19<br />

10589 Berlin-Charlottenburg<br />

Mi – Fr 16 – 18 Uhr<br />

Sa 15 – 18 Uhr


Lee Miller<br />

In Zusammenarbeit mit dem Lee Miller<br />

Archive in Chiddingly, East Sussex,<br />

Südengland, zeigt die galerie hiltawsky<br />

ab dem 3. August bis zum 6. Oktober<br />

<strong>2012</strong> eine Auswahl von ca. 40 Photographien<br />

der amerikanischen Künstlerin<br />

Lee Miller (1907 – 1977).<br />

Während sich die Ausstellung ihrer<br />

Photos auf der dOKUMENTA 13 auf<br />

Lee Millers Aufenthalt 1945 in München<br />

in Hitlers Wohnung konzentriert,<br />

zeigt die galerie hiltawsky Arbeiten aus<br />

allen Perioden ihres Schaffens: photographische<br />

Experimente aus der Zeit<br />

mit Man Ray, Portraits von Picasso und<br />

ihren Freunden aus dem Kreis der Surrealisten,<br />

Modephotographien aus ihrer<br />

Pariser Zeit und während des Krieges<br />

in London und Werke, die in Ägypten<br />

und während ihrer Arbeit als ‚embeddedjournalist’<br />

an der Seite der amerikanischen<br />

Truppen bei der Befreiung<br />

Deutschlands vom Faschismus 1945<br />

entstanden.<br />

»Fire Masks«, London 1941,<br />

All images by Lee Miller are © Lee Miller<br />

Archives, England<br />

»Model wearing a Hardie Amis suit«, London<br />

1949 (rechtes Bild)<br />

All images by Lee Miller are © Lee Miller<br />

Archives, England<br />

»Solarized Portrait of Unkown Woman«, Paris 1930,<br />

All images by Lee Miller are © Lee Miller Archives, England<br />

3. August bis 6. Oktober <strong>2012</strong><br />

galerie hiltawsky<br />

Tucholskystraße 41<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Mi – Sa 14 – 18 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

41


Galeriebericht<br />

So siehst du aus!<br />

….müssen wir uns sagen lassen, wenn<br />

wir mal wieder voll daneben liegen.<br />

Fürs fotografische Porträt ist der Slogan<br />

ein herbes Urteil. Kaum mal gelingt<br />

gestandenen Fotografen ein ehrliches<br />

Selbstbildnis. Am liebsten verstecken sie<br />

sich hinter ihrer Kamera, wie Doisneau<br />

auf unserem Titel Heft 1/<strong>2012</strong>. Deshalb<br />

liefern sie sich gern einem kompetenten<br />

Kollegen aus. Ein solcher war für den<br />

deutschen Sprachraum von 56 bis 84<br />

des vorigen Jahrhunderts Fritz Kempe,<br />

vorgestellt von Norbert Bunge bei argus<br />

fotokunst. Die 50 schlichten, handwerklich<br />

versierten Fotografenporträts lockten<br />

hauptsächlich ihresgleichen an.<br />

Vor allem die »Gehängten« waren auf<br />

der Vernissage anzutreffen, u.a. Robert<br />

Lebeck, Will McBride und Stefan Moses.<br />

Kempe war mehr Archivar als Künstler,<br />

auch Anreger und Lehrer. Seinen soliden<br />

Porträts fehlt ein wenig Pep, eine<br />

Prise Humor vielleicht.<br />

Ein bedeutendes Lebenswerk haben alle<br />

seine Kollegen aufzuweisen. Das von<br />

Stefan Moses besteht vor allem in seiner<br />

Darstellung der »Deutschen«, einst in<br />

West und dann in Ost nach 89. Begonnen<br />

hat er damit schon in der Nachkriegszeit.<br />

Er arbeitet so systematisch<br />

wie einst August Sander, aber seine<br />

Menschen sind heiter und locker arrangiert,<br />

man kommt aus dem Schmunzeln<br />

nicht heraus. So auch seine bezaubernden<br />

»großen Alten im Wald«, von denen<br />

wir einen, Willy Brandt, auf unserem<br />

letzten Titel hatten. Zur Eröffnung der<br />

»Emigranten« bei Johanna Breede hielt<br />

Christoph Stölzl die Laudatio.<br />

Der Berliner Jim Rakete arbeitet ebenfalls<br />

konzeptuell und hat sich vor allem<br />

dem Film und der Musik verschrieben.<br />

Neben seinen großen Filmporträts »Der<br />

Stand der Dinge« hat er kürzlich mit<br />

»Rockpoeten« entsprechend poetische<br />

Schwarzweißbilder gemacht, auch von<br />

weniger bekannten Musikern. Seine<br />

kraftvolle Fotografie adelt sie alle. In der<br />

hellen neuen Galerie Münzing-Claasen<br />

am Hohenzollernplatz kamen sie gut<br />

zur Geltung.<br />

42 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Fritz Kempe, »Robert Lebeck«, 1979<br />

Mit Arnold Newman stellte uns c/o<br />

Berlin etwas marktschreierisch den<br />

»kreativsten und erfolgreichsten Porträtfotografen<br />

der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts«<br />

vor. Er hat damit 1938 in einem<br />

Kaufhaus in Philadelphia angefangen<br />

und sich später an die Prominenz herangemacht,<br />

hat Dalí, Warhol und die<br />

Monroe vor die Kamera geholt, nebst<br />

Max Ernst, Ansel Adams, Cecil Beaton<br />

und schließlich Alfried Krupp, dämonisch<br />

in seiner Werkhalle, mit unschuldigem<br />

Blick und gefalteten Händen.<br />

Newman gestaltete vor seiner Großformatkamera<br />

jedes Bildnis sorgfältig im<br />

Umfeld und sagte: »5 % sind Eingebung,<br />

95 % das Verrücken der Möbel«.<br />

Ganz anders der Niederländer Anton<br />

Corbijn bei Camera Work. Er fotografiert<br />

nicht Menschen sondern Namen.<br />

Seine – zugegeben imposanten – harten<br />

schwarzweißen Quadrate im breiten<br />

dunklen Rahmen sind aggressiv. Mick<br />

Jagger und Tom Waits werden zu Monstern,<br />

Damien Hirst zum Untoten mit<br />

schwarzen Augenhöhlen. Der Clou sind<br />

die Preise: 17.900.- Euro für den armen<br />

nackten Iggy Pop am Waldbach. Bei<br />

Gerhard Richters Hinterkopf hat Corbijn<br />

noch dessen aktuellen Marktwert<br />

draufgeschlagen: 23.800.- Euro.<br />

Mir sind die Fotografen lieber, denen<br />

es um den Menschen geht. Um für<br />

ein soziales Anliegen Aufmerksamkeit<br />

zu wecken, sind schon mal drasti-<br />

© Stefan Moses, »Thomas und Katja Mann«,<br />

Weimar, 1949<br />

© Jim Rakete, »Moritz Bleibtreu«<br />

sche Mittel angebracht. Die Fotografie<br />

hat trotz aller Manipulierbarkeit eine<br />

Überzeugungskraft, die sich direkt überträgt.<br />

Das bewies schon Diane Arbus,<br />

die uns der Gropiusbau bis 23. September<br />

präsentiert. Allerdings: Vieles,<br />

was vor 50 Jahren Provokation war, ist<br />

heute jugendfrei. Arbus ging es auch<br />

nicht um den Schock, sondern um die<br />

Verwundbarkeit des Individuums, vor<br />

allem des von der Gesellschaft ausgegrenzten.<br />

Das mag auch für Larry Clark<br />

die Motivation gewesen sein, als er um


© Anton Corbijn<br />

© Diane Arbus, »Zwillinge«<br />

1970, selbst betroffen, die Kids aus der<br />

Drogenszene seiner Heimatstadt Tulsa,<br />

Oklahoma, fotografierte. Die erschütternden<br />

Skizzen frühen Leids sind bei<br />

c/o Berlin bis 12. August zu sehen.<br />

Vor 5 Jahren, in der Newton Foundation,<br />

wurden zartbesaitete Besucher noch vor<br />

dem Eintritt gewarnt. Das Milieu seiner<br />

Jugend hat Clark bis heute, mit 69, nicht<br />

losgelassen. Damals hätte es ihn fast verschlungen.<br />

Die starke Resonanz seiner<br />

© Bruce Davidson, (O.i.F.)<br />

Bilder hat ihn auf andere Weise abhängig<br />

gemacht. Er hat die eigene Zukunft<br />

darauf aufgebaut, und mancher Youngster<br />

lässt für ihn die Hose runter, nun in<br />

Farbe. Seinen Lieblings-Skater, Jonathan<br />

Velasquez, nennt er seine Muse. Zuvor<br />

bei c/o Bruce Davidson. Er war in den<br />

Achtzigern mit der Kamera zu jeder<br />

Tages- und Nachtzeit todesmutig in der<br />

New Yorker U-bahn unterwegs. Seine<br />

fast lichtlosen intensiven Farbbilder sind<br />

manchmal sogar geblitzt. Ein andermal<br />

wirkt ein aufgeschlagenes Buch als Aufheller<br />

für ein Gesicht. Davidson sagt, er<br />

hätte nur mit Zustimmung fotografiert.<br />

Das ehrt ihn.<br />

Galeriebericht<br />

Fotos: Afghanistan 1953, © Yvonne v. Schweinitz<br />

Zigeunerkinder auf der Müllkippe , Rumänien,<br />

Medias, Juli 1991, © Hans Madej, (O.i.F.)<br />

Und über seine Bilder: »Sie wollen nicht<br />

predigen. Und sie wollen sich nicht als<br />

Kunst ausgeben«. Auch bei Yvonne<br />

von Schweinitz, die 1953 als 20-jährige<br />

beherzt durch das wilde Afghanistan<br />

gestreift ist, gibt es keinen Kunstanspruch.<br />

Die geborene Gräfin von Kanitz<br />

muss dort sehr exotisch gewirkt haben.<br />

Aber sie fand Kontakt und Offenheit.<br />

Ihre Bilder, mit Leica und Rollei perfekt<br />

komponiert, sind heute wertvolle Zeitdokumente.<br />

Parallel im Willy-Brandt-<br />

Haus Hans Madej mit seinen »Bildern<br />

aus dem Osten«. Gemeint ist Osteuropa,<br />

in den Jahren der Wende, die hier<br />

nur eine politische war. An den noch<br />

immer archaischen Lebensbedingungen<br />

änderte sich vor allem auf dem<br />

Lande nur wenig. »Am Ende der Straße<br />

beginnt das Mittelalter«, sagt der Fotograf.<br />

Seine Bilder zeigen Straßenkinder,<br />

Rußarbeiter, Zigeuner auf der Müllkippe<br />

und das einfache Leben in den Wohnräumen.<br />

Madej arbeitet seit 83 u.a. für<br />

den Stern und Geo. Im selben Haus<br />

im Juni Harald Schmitt mit Sportaufnahmen<br />

der anderen Art. Sie handeln<br />

»Von Siegern und Verlierern«, mit allen<br />

Begleiterscheinungen des Leistungs-<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

43


Galeriebericht<br />

sports, Stress und Erschöpfung neben<br />

Glück und Triumph. Schmitt hat schon<br />

6 Mal den World Press Award gewonnen<br />

und ist seit 1977 beim Stern. Um so<br />

mehr verwundert, was er 2002 in einem<br />

Planet-Interview gesagt hat: »Das Fotografieren,<br />

ja, das finde ich ganz nett, es<br />

ist für mich ein Vehikel, um mir die Welt<br />

anzugucken. Ich würde das eigentlich<br />

viel lieber ohne Kamera machen und<br />

den Leuten nur zugucken.« Können wir<br />

ihm das glauben?<br />

Fast versteckt hängt im Deutschen Technikmuseum<br />

eine Reportage von Roland<br />

Köhler, der das so bestimmt nicht sagen<br />

würde. Er ist seit 2002 sehr engagiert in<br />

der Uckermark unterwegs, der »Toskana<br />

des Nordens«, auf der Spur der Zugezogenen,<br />

die dort eine neue Heimat<br />

fanden. Das ausdrucksvolle Schwarzweiß<br />

harmoniert wunderbar mit den<br />

Texten der Neusiedler, die frisch und frei<br />

von ihren Erfahrungen berichten. Man<br />

wird erinnert an das Lebenswerk von<br />

Fotografen wie Roger Melis und Gerhard<br />

Weber, deren Schaffen über die<br />

reine Dokumentation weit hinausgeht.<br />

Gerhard Weber hat im letzten Sommer<br />

Furore gemacht mit einer Freiluftausstellung<br />

in Grimma. Bis April war er im<br />

Photoplatz des Hotel Bogotá zu sehen<br />

mit Beispielen aus seiner Serie »Privatleben«.<br />

Mit den »100 Bildern des Jahres<br />

2011« der GfF wandern derzeit 5 Werke<br />

von ihm durch ganz Deutschland. Im<br />

Photoplatz, ihm zur Seite, Göran Gnaudschun<br />

mit sehr einfühlsamen Porträts<br />

in Farbe, und die schrillen mexikanischen<br />

Konterfeis »Chimuelos« von<br />

Laura Silleras.<br />

Eine Überraschung war Beta Siebel in<br />

Gino Puddus Galerie-Café Aroma.<br />

Zuerst denkt man über die verwischten<br />

Farben mit dem Titel »Flüchtige<br />

Begegnung«: Alles unscharf, soll wohl<br />

Kunst sein. Aber bei näherer Betrachtung<br />

schwindet das Vorurteil. Mit den<br />

»Short Stories« aus und in der Berliner<br />

S-bahn gelingt es der Fotografin, unser<br />

aller Eindrücke, wenn wir im Getriebe<br />

der Stadt unterwegs sind, auf wunderbare<br />

Weise festzuhalten, genau so flüchtig,<br />

wie wir sie wahrnehmen, aber nicht<br />

von der nächsten Beobachtung sofort<br />

verwischt.<br />

44 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Beate Siebel, (O.i.F.)<br />

© Benita Suchodrev, »Ilona«, 2011<br />

So können wir eindringen in eine Zwischenwelt,<br />

die uns in der Realität verborgen<br />

bleibt. Die Fotografie macht’s<br />

möglich.<br />

Unsere großen Galerien sind schon<br />

durch ihr Raumangebot festgelegt<br />

auf Retrospektiven und weit gefasste<br />

Themen. Die kleinen privaten können<br />

sich einer Idee, einem mutigen Projekt<br />

widmen und es wird doch ein Ganzes<br />

daraus.<br />

Ein Gespür dafür hat Manfred Carpentier,<br />

der seinen »Raum für Kunst« in der<br />

Meinekestraße im April der »Woman<br />

in Heat« geöffnet hat, der Frau über 40,<br />

von Benita Suchodrev. Die attraktive<br />

Amerikanerin mit russischen Wurzeln<br />

möchte die reife Frau »nicht als Objekt,<br />

sondern als Subjekt auch ihrer Sexualität<br />

zeigen«. Kurze Statements ihrer<br />

»models«, die ihr Outfit und ihr comingout<br />

selbst bestimmen können, sind den<br />

ausdrucksvollen Studioaufnahmen beigegeben.<br />

Jede intensive Porträtsitzung<br />

setzt starkes Vertrauen voraus, vor allem<br />

von Seiten der fotografierten Person. Die<br />

Hemmschwelle, Privates öffentlich zu<br />

machen, ist heute niedrig. Aber ich<br />

frage mich doch, ob den so offenherzigen<br />

Frauen klar war, dass der intime<br />

Moment, mit der Fotografin als einziger<br />

Zeugin, dann Tausenden offenbar wird<br />

durch Presse und Internet, zum Ruhme<br />

der Künstlerin, via www.stern.de und<br />

www.womaninheat.com.<br />

Jetzt wechseln wir die Spezies. Kunstfans<br />

wissen, dass die diesjährige Documenta<br />

in Kassel schon den Spitznamen<br />

Dogumenta hat, weil der Hund die<br />

Szene beherrscht, freilaufend in natura<br />

und zugleich als Bestandteil der Kunst,<br />

Vielleicht ist die Galeristin Johanna<br />

Breede dadurch auf die Hunde des<br />

Michael Ruetz gekommen. Seine<br />

»Family of Dog« ist bei ihr noch bis 11.


© Michael Ruetz, »Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein«, ca. 1998<br />

© Gerhard Weber<br />

© Göran Gnaudschun, (O.i.F.)<br />

Galeriebericht<br />

August zu erleben. Wir lernen da, in<br />

edelstem Schwarzweiß, dass Joschka<br />

Fischer und andere VIPs auf dem Bildschirm<br />

schlafende Hunde nicht wecken.<br />

Hunde gucken nur Hunde. Schön, dass<br />

Ruetz auch mal eine Katze vor der Glotze<br />

erwischt. Die verfolgt höchst interessiert<br />

einen Zeichentrickfilm.<br />

Aufregend ist das alles nicht gerade.<br />

Aber jemandem, der Berlins politische<br />

Hundejahre um 68 so packend dokumentiert<br />

hat, dass er heute Akademiemitglied<br />

ist, sollte man das nicht ankreiden.<br />

Johanna Breedes Besucher tun es<br />

nicht, sie haben schon einige Hunde<br />

von der Wand weggekauft. Kein geringerer<br />

als Professor Klaus Honnef hat<br />

zur Eröffnung und für das Buch »The<br />

Family of Dog« (bei Steidl <strong>2012</strong>) einen<br />

geistreichen und wohl fundierten Bogen<br />

gespannt von Goyas »Hund« aus dem<br />

Prado, gemalt um 1820, sodass sich<br />

niemand schämen muss, 900.- Euro für<br />

einen Ruetzschen Hund zu berappen.<br />

Ein Rassehund ist dafür kaum zu haben,<br />

ein Goya schon gar nicht.<br />

Wau! Nein: Wow!<br />

Klaus Rabien<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

45


Fotoszene<br />

berlin daily<br />

»Die neue<br />

<strong>Edition</strong>sgalerie für<br />

bildjournalistische<br />

Photographie«<br />

Als erste Photoedition konzentriert<br />

sich »berlin daily« auf bildjournalistische<br />

Photographie zum Thema Berlin.<br />

Sie bietet einzigartige Bilder täglicher<br />

Augenblicke der Stadt, würdigt die historischen<br />

Momente, zeigt Privates und<br />

Schräges.<br />

Die von Pulitzer-Preisträger Karsten<br />

Thielker kuratierte Kollektion bietet ausgewählte<br />

Werke internatonaler Photographen<br />

verschiedener Epochen und<br />

deren individuellen Blick auf die Stadt.<br />

In offener und limitierter Auflage, mit<br />

Passepartout im Rahmen oder auf Aluminium<br />

kaschiert bietet »berlin daily«<br />

Photographie in verschiedenen Größen<br />

und Preisklassen an, die sowohl für Liebhaber<br />

und Sammler als auch für Entdecker<br />

attraktiv ist.<br />

Ergänzt wird das Bildsortiment durch<br />

Produkte, die sich mit photojournalistischen<br />

oder photokünstlerischen Themen<br />

beschäftigten und mit der Bildkollektion<br />

in Verbindung stehen, darunter mehrheitlich<br />

Publikationen.<br />

Die Online-Galerie www.berlindaily.<br />

net verschafft einen Überblick über die<br />

Gesamtkollektion und bietet die Möglichkeit,<br />

sich auch aus der Ferne ein<br />

Stück Berlin nach Hause zu holen. Mit<br />

seinem Angebot versteht sich »berlin<br />

daily« als Mittler und Förderer des Bildjournalismus.<br />

Neben der wechselnden Präsentation<br />

zum Schwerpunktthema wird die Photoedition<br />

durch Ausstellungen, Diskussionsrunden<br />

oder durch Bildershows<br />

junge Photographen vorstellen und<br />

gleichzeitig Werken bekannter Photographen<br />

zu Themen jenseits von Berlin<br />

ein Forum bieten.<br />

»In einer Zeit, in der der Bildjournalismus<br />

zunehmend willkürlich wird, Anerkennung<br />

und Relevanz verliert, möchten<br />

wir mit »berlin daily« nicht nur vorhandenen<br />

Bildreportagen einen neuen<br />

46 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Benjamin Tafel & Dennis Orel / berlin daily, »Berliner Luft«, (Original in Farbe)<br />

Rahmen geben, sondern die Photoreporter<br />

auch weiterhin dafür begeistern,<br />

neue Bilder zu machen und neue<br />

Geschichten zu erzählen«.<br />

(Karsten Thielker, Bildjournalist und<br />

Gründer von »berlin day«)<br />

Photographie, die Geschichte schreibt<br />

– »berlin daily«.<br />

© Karsten Thielker / berlin daily,<br />

»Christopher Street Day«<br />

© Wolfgang Kunz / berlin daily,<br />

»Dutschke rennt«<br />

© Unbekannt, akg-images – Imgano / berlin<br />

daily, »Tanz am Wannsee«, (OiF)<br />

berlin daily<br />

Sophienstraße 18<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

Mo – Sa 12 – 20 Uhr<br />

Kontakt: photo@berlindaily.net<br />

www.berlindaily.net


galerie hiltawsky<br />

bis 28. Juli <strong>2012</strong><br />

Michael Zibold<br />

»Passagen«<br />

19. Oktober bis 22. Dezember <strong>2012</strong><br />

The Hilton Brothers<br />

»Andy Dany and other works«<br />

Tucholskystraße 41<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Mi – Sa 14–18 Uhr<br />

Museum für Fotografie<br />

20. Juli bis 21. Oktober <strong>2012</strong><br />

Das Koloniale Auge –<br />

Frühe Porträtfotografie<br />

Jebensstraße 2<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Di–So 10–18 Uhr<br />

Do 10–22 Uhr<br />

Galerie für Moderne<br />

Fotografie<br />

bis 25. August <strong>2012</strong><br />

Roger Melis<br />

»Die Sibylle Jahre<br />

Modefotografien 1967-1987«<br />

Schröderstraße 13<br />

10115 Berlin-Mitte<br />

Do, Fr, Sa 12–18 Uhr<br />

loftgalerie<br />

31. August bis 30. November <strong>2012</strong><br />

Christian von Alvensleben<br />

»Das Apokalyptische Menu«<br />

Friesickestraße 10<br />

13086 Berlin-Weißensee<br />

FENSTER61<br />

bis 17. Juli <strong>2012</strong><br />

Andreas Albrecht<br />

»Bart«<br />

25. Juli bis 14. August <strong>2012</strong><br />

Christoph David Drange<br />

»Die Haut der Stadt«<br />

15. August bis 11. September <strong>2012</strong><br />

Holger Biermann<br />

»Lichtenberg«<br />

12. September bis 16. Oktober <strong>2012</strong><br />

Jan Michalko<br />

»Nice Try«<br />

17. Oktober bis 13. November <strong>2012</strong><br />

Soliman Lawrence<br />

»Old World Succulence«<br />

Torstraße 61<br />

10119 Berlin-Mitte<br />

Galerie<br />

Mutter Fourage<br />

bis 29. Juli <strong>2012</strong><br />

Monika Schulz-Fieguth<br />

Manfred Kriegelstein<br />

Siegfried Lachmann<br />

Walter Wawra<br />

Peter Frenkel<br />

Anita Reinsch<br />

Wilfried Müller<br />

Eberhard Klöppel<br />

»Menschen & Landschaften«<br />

Chausseestraße 15a<br />

14109 Berlin-Wannsee<br />

Fr 14–18 Uhr<br />

Sa + So 12–17 Uhr<br />

Johnen Galerie<br />

bis 1. September <strong>2012</strong><br />

Dan Graham<br />

Marienstraße 10<br />

10117 Berlin-Mitte<br />

Di–Sa 11–18 Uhr<br />

Ausstellungen<br />

Land Brandenburg<br />

bis 17. August <strong>2012</strong><br />

Klaus D. Fahlbusch<br />

»Südamerika – die Magie des Alltags«<br />

Dortusstraße 36<br />

14467 Potsdam<br />

Mo–Fr 7.30–17.30 Uhr<br />

Galerie im Rathaus<br />

Tempelhof<br />

bis 20. Juli <strong>2012</strong><br />

Frank Silberbach<br />

»Panoramafotos aus Berlin«<br />

Tempelhofer Damm 165<br />

12099 Berlin-Tempelhof<br />

Mo–Fr 9–18 Uhr<br />

Swedish Photography<br />

3. August bis 1. September <strong>2012</strong><br />

KULTURAMA School of Photography,<br />

Stockholm<br />

The best of 2005–<strong>2012</strong><br />

Karl-Marx-Allee 62<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Mi–Sa 12–18 Uhr<br />

Akademie der Künste<br />

7. September bis 4. November <strong>2012</strong><br />

Heinz Hajek-Halke<br />

Hanseatenweg 10<br />

10557 Berlin-Moabit<br />

Di–So 11–20 Uhr<br />

Photoplatz<br />

6. September bis 3. Oktober <strong>2012</strong><br />

Heike Steinweg<br />

»Im Stillen»<br />

Hotel Bogota<br />

Schlüterstraße 45<br />

10707 Berlin-Charlottenburg<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

47


Ausstellungen<br />

Tomas Erhart<br />

»Deconstructive<br />

Nudes«<br />

»Capturing the moment« - unter diesem<br />

Motto und »bewaffnet« mit seiner<br />

Handycam begeisterte der Fotograf und<br />

Kameramann Tomas Erhart bereits 2009<br />

die Berliner Kunstszene. Sein Projekt<br />

‚CellPhonology‘, eine tägliche fotografische<br />

Bestandsaufnahme, hielt Einzug in<br />

diverse Galerien im In-und Ausland.<br />

Tomas Erhart, «Blue Eyes«, Berlin 2008<br />

© Tomas Erhart, (O.i.F.)<br />

Ab dem 11. Juni <strong>2012</strong> meldet sich Erhart<br />

zurück und präsentiert in den Räumen<br />

der Hamburger Inner Circle Consultants<br />

10 großformatige Fotoarbeiten sowie<br />

5sequentielle Werke, angelehnt an sein<br />

erstes digitales Projekt – 5PM.<br />

Erneut nimmt uns Erhart mit auf eine<br />

sinnliche Entdeckungsreise - provoziert,<br />

lockt und teilt letztendlich intime<br />

Momente, in poetischen, melancholischen<br />

und erotischen Bildern von großer<br />

Ausdruckskraft. Dabei bricht er die<br />

üblichen Sehgewohnheiten auf und<br />

sucht eine neue Interpretation des klassischen<br />

Akts.<br />

48 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Tomas Erhart, »Catwalking«, Berlin 2008, © Tomas Erhart, (Original in Farbe)<br />

Tomas Erhart, »Herself«, Berlin 2007<br />

© Tomas Erhart, (O.i.F.)<br />

bis 15. August <strong>2012</strong><br />

Inner Circle Consultants<br />

Rothenbaumchaussee 21/23<br />

20148 Hamburg<br />

Öffnungszeiten nur nach<br />

telefonischer Vereinbarung.<br />

Carolin Holdt<br />

Telefon: 040 / 41 62 49 16


Inessa Dolinskaia<br />

»СТРАНА ЧУДЕС –<br />

WUNDERLAND«<br />

In der Reihe »Next Generation« zeigt die<br />

Hamburger Galerie Hilaneh von Kories<br />

die Ausstellung »СТРАНА ЧУДЕС–<br />

WUNDERLAND« mit Fotografien von<br />

Inessa Dolinskaia.<br />

Die Berliner Fotografin hält in ihren<br />

subjektiven Bilderwelten flüchtige<br />

Momente des Großstadtlebens fest. Ob<br />

Berlin, Moskau oder Florenz: immer<br />

sind es Augenblicke zwischen Bewegung<br />

und Stillstand, Nähe und Fremde<br />

oder Detail und Übersicht die in sehr<br />

persönlichen Schwarzweißbildern eingefangen<br />

wurden. Mit genauem Gespür<br />

für die Poesie des Alltags überrascht<br />

die Künstlerin den Betrachter stets aufs<br />

Neue. Die Stunden der Dämmerung<br />

am Morgen oder am Abend sind bevorzugte<br />

Tageszeiten vieler ihrer Aufnahmen.<br />

Neben den Fassaden und Gebäuden<br />

der Stadträume gilt ein besonderer<br />

Blick den Bäumen und Pflanzen,<br />

die sich im urbanen Umfeld behaupten<br />

müssen. Oft sind es die normalerweise<br />

übersehenen urbanen Zwischenräume,<br />

die in den Mittelpunkt der Aufnahmen<br />

gerückt sind. Vor allem durch<br />

die engen Ausschnitte und vielfache<br />

Unschärfen und Überlagerungen verschiedener<br />

Bildebenen ergeben sich<br />

immer wieder neue Einblicke und Interpretationen<br />

des Stadtraumes. In ihren<br />

Kompositionen erscheint die Stadt nicht<br />

real, sondern vielmehr als Traumgebilde<br />

aus Gefühlen und Sehnsüchten.<br />

Die Bildserien tragen Titel wie »Berlin<br />

pastell«, »Geflüster«, »Fiktive Heimat«<br />

oder »Wunderland1. Diese Serien dokumentieren<br />

nicht, sondern sprechen den<br />

Betrachter vor allem auf emotionaler<br />

Ebene an. Denn nicht jedes Bild muss<br />

erklärt und verstanden werden, sondern<br />

die Künstlerin variiert eine irrationale<br />

Bildsprache der Fotografie. So<br />

führt und verführt sie in zarte, manchmal<br />

auch schwermütige Zwischenwelten<br />

der Stadt. Traum und Wirklichkeit<br />

gehen in den sensiblen Bilderzählungen<br />

eine ganz eigene Verbindung ein. Im<br />

© Inessa Dolinskaia, Galerie Hilaneh von<br />

Kories, Wunderland #1, 2009<br />

fotografischen Material hat die Künstlerin<br />

ihre ideale Projektionsfläche gefunden.<br />

Die Ausstellung zeigt in 48 Arbeiten<br />

die ganz eigene, poetische Wunderwelt<br />

von Inessa Dolinskaia:<br />

»...ich ziehe mich an, mache das Fenster<br />

auf. Wichtig ist dabei, keinen zu wecken,<br />

sonst werden Fragen gestellt, auf die<br />

man keine Antwort hat. / Waren Sie<br />

schon um 5 Uhr morgens in Berlin spazieren?<br />

/ Es ist wunderschön. Und da ich<br />

nicht laufen mag, fliege ich. / Ich liebe<br />

Berlin morgens, wo noch alle schlafen<br />

und die wenigen, die von der oder zur<br />

Arbeit eilen, schauen nicht nach oben,<br />

also bewege ich mich die meiste Zeit in<br />

stolzer Einsamkeit, abgesehen von ein<br />

paar verschlafenen Vögeln. / Ich sehe<br />

Hinterhäuser mit verstaubten Fenstern,<br />

die eine andere Wirklichkeit widerspiegeln.<br />

Dächer mit unzähligen Antennen,<br />

die tagsüber außerirdische Schatten<br />

werfen, aber in dieser Morgenstunde<br />

wie aus einem Märchenbuch entsprungen<br />

wirken. / Ich mag große Kreuzungen<br />

mit noch blinzelnden einäugigen<br />

Ampeln, wo die einzigen Fußgänger<br />

Tauben und Spatzen sind. Die Bäume<br />

fühlen sich im Morgengrauen auch noch<br />

unbeobachtet und flüstern miteinander.<br />

/ Ein Spielplatz. Umgewühlter Sandkasten,<br />

man kann noch die Stimmung vom<br />

vorigen Tage fühlen. / Die aufgemalte<br />

Sonne auf dem Asphalt lächelt mich an.<br />

Ich setze mich auf eine Bank und mache<br />

die Augen zu. Es klingelt«.<br />

Die Fotografin Inessa Dolinskaia wurde<br />

1980 im russischen Saratov geboren. Seit<br />

2006 arbeitet sie freiberuflich als Fotografin;<br />

sie ist Absolventin der Neuen<br />

Schule für Fotografie Berlin (Abschluss-<br />

Ausstellungen<br />

© Inessa Dolinskaia, Galerie Hilaneh von<br />

Kories, Wunderland #2, 2009<br />

© Inessa Dolinskaia, Galerie Hilaneh von<br />

Kories, Wunderland #12, 2007<br />

klasse 2009). Erste Ausstellungen hatte<br />

sie in den letzten Jahren in Berlin, Köln<br />

und München. 2010 wurde sie mit<br />

dem Canon Profifoto Förderpreis ausgezeichnet.<br />

Mit dem Anliegen jungen Fotokünstlern<br />

ein Forum zu geben, startete Hilaneh<br />

von Kories 2010 die Reihe »Next Generation«.<br />

Nach der Hamburger Fotografin<br />

Béatrice Klein ist in diesem Jahr Inessa<br />

Dolinskaia die zweite Position der Ausstellungsreihe.<br />

bis 27. Juli <strong>2012</strong><br />

Galerie Hilaneh von Kories<br />

Stresemannstraße 384a (im Hof)<br />

22761 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 42 32 01 0<br />

Web: www.galeriehilanehvonkories.de<br />

Di – Fr 14 –19 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

49


Buchbesprechung<br />

Peter Werner<br />

ME AND MY IDOL, Mai <strong>2012</strong><br />

128 Seiten, Farbe, Hardcover mit<br />

Schutzumschlag, 26 x 34 cm<br />

Euro 39,95 / CHF 56,90<br />

ISBN 978-3-86787-234-8<br />

Presse: Helmuth Täuber<br />

helmuth.taeuber@brunogmuender.com<br />

Telefon: +49-30-615 003-51<br />

Eine Hommage an schwule Ikonen<br />

Kaum hatte Fotograf Peter Werner<br />

damit angefangen Männer abzulichten,<br />

die sich aufwändig aufgefummelt<br />

vor den Ikonen unserer Zeit verneigen,<br />

konnte er sich vor Anfragen kaum<br />

retten. Denn egal ob Marilyn Monroe<br />

oder Lady Gaga, Bette Davis oder Evita:<br />

Schwule Männer haben seit jeher eine<br />

besondere Art, ihre Zuneigung gegenüber<br />

ihren Idolen auszudrücken. Und<br />

erst wenn eine Frau auf den Bühnen<br />

der Subkultur von einer ambitionierten<br />

Tunte parodiert wird, hat sie es wirklich<br />

geschafft. In »Me and my Idol« präsentiert<br />

Werner jetzt eine Auswahl seiner<br />

besten Bilder. Eine zauberhafte Hommage<br />

an unsere weiblichen Idole, mit<br />

erstaunlichen Vorher-Nachher-Vergleichen.<br />

Dazu gibt es noch eine kleine<br />

Divenkunde – Autor Kriss Rudolph stellt<br />

jede der abgebildeten Ikonen in kurzen,<br />

cleveren Texten vor und erklärt, warum<br />

sie alle in die glanzvolle Hall of Fame<br />

unserer Heldinnen gehören.<br />

»Da mich Dragqueens genauso faszinieren<br />

wie die Diven, die Originale ebenso<br />

wie die Kopien, habe ich Männer foto-<br />

50 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Peter Werner, (Originalbild in Farbe)<br />

© Peter Werner, (Originalbild in Farbe) © Peter Werner, (Originalbild in Farbe)<br />

grafiert, die beides glaubhaft darstellen<br />

– als eine Inspiration, alle Facetten von<br />

uns auszuleben.« Peter Werner<br />

Über den Künstler:<br />

Geboren in Bayern zog es ihn Ende der<br />

1980er Jahre nach Berlin, wo er eine<br />

Schauspielausbildung machte.<br />

Später ging Werner nach Los Angeles<br />

und entdeckte seine wahre Leidenschaft:<br />

die Arbeit hinter der Kamera.<br />

2002 begann er sein Fotografie-Studium<br />

und etablierte sich als Fotograf für<br />

Künstlerportraits. 2009 begann er in San<br />

Francisco mit der »Me and My Idol«-<br />

Serie, die auf beiden Seiten des Atlantiks<br />

Wellen schlug. Peter Werner lebt und<br />

arbeitet in Berlin und Kalifornien.<br />

www.wernerimages.com<br />

BRUNO GMÜNDER VERLAG GMBH,<br />

KLEISTSTR. 23-26, D-10787 BERLIN,<br />

WWW.BRUNOGMUENDER.COM<br />

© Peter Werner, (Originalbild in Farbe)


FOTOWETTBEWERB<br />

»LANDLEBEN –<br />

LANDFRAUEN MAL<br />

ANDERS«<br />

<strong>2012</strong> feiert der Brandenburger Landfrauenverband<br />

e.V. (BLV) sein 20-jähriges<br />

Bestehen.<br />

Anlässlich dieses Jubiläums rufen wir<br />

zum Fotowettbewerb auf.<br />

Landfrauen – das sind Frauen von der<br />

gestandenen Landwirtin bis zur modernen<br />

Managerin, von der jungen Mutter<br />

bis zur Seniorin, von der Hausfrau bis<br />

zur selbstständigen Unternehmerin. Der<br />

BLV hat über 1.100 Mitglieder – Frauen,<br />

die sich ehrenamtlich in ihren Gemeinden<br />

engagieren und damit zu einem<br />

attraktiven und aktiven Landleben beitragen.<br />

5. Europäischer<br />

Monat der Fotografie<br />

Berlin<br />

5. Europäischer Monat der Fotografie<br />

Berlin<br />

Vom 19. Oktober <strong>2012</strong> bis 25. November<br />

<strong>2012</strong> rückt der Europäische Monat<br />

der Fotografie Berlin (MdF Berlin) erneut<br />

die Hauptstadt als Fotometropole in den<br />

Mittelpunkt der lokalen und internationalen<br />

Aufmerksamkeit. Der MdF Berlin<br />

findet seit 2004 statt und wird von der<br />

Kulturprojekte GmbH organisiert. Von<br />

anfänglich 83 Institutionen mit 93 Ausstellungen<br />

und 135.000 Besuchern steigerte<br />

sich die Beteiligung auf über 120<br />

Partner, die 2010 mehr als 140 Ausstellungen<br />

sowie 250 Veranstaltungen zu<br />

historischer und zeitgenössischer Fotografie<br />

präsentierten und so mehr als<br />

eine halbe Million Besucherinnen und<br />

Besucher anlockten. Seit dem 15. Februar<br />

<strong>2012</strong> ist Katia Reich Kuratorin des<br />

Fotofestivals, das in seiner fünften Ausgabe<br />

<strong>2012</strong> ausgewählte Ausstellungen<br />

und Veranstaltungen in Berliner und<br />

Potsdamer Museen, Galerien, Kulturin-<br />

Fotografieren Sie gern? Sie möchten Ihre<br />

Bilder einmal im Rahmen einer Fotoausstellung<br />

zeigen? Landfrauen sind für<br />

Sie eine Unbekannte oder Ihnen bestens<br />

bekannt? Dann machen Sie mit<br />

bei unserem Fotowettbewerb »Landleben<br />

– Landfrauen mal anders«! Teilnehmen<br />

kann jeder – ausgenommen<br />

sind Berufsfotografen. Mitmachen lohnt<br />

sich! Auf die drei Erstplatzierten warten<br />

tolle Sachpreise.<br />

Bitte richten Sie Ihre Einsendungen<br />

(max. 4 Bilder) an: Brandenburger Landfrauenverband<br />

e.V.<br />

Dorfstraße 1<br />

14513 Teltow-Ruhlsdorf<br />

. blv_eV@t-online.de<br />

Einsendeschluss ist der 15.08.<strong>2012</strong>.<br />

Die besten Fotos werden anlässlich<br />

des 20-jährigen Jubiläums des BLV am<br />

19.10.<strong>2012</strong> im Rahmen unserer Wanderausstellung<br />

in der Heimvolkshochschule<br />

»Seddiner See« präsentiert und<br />

prämiert.<br />

stitutionen und Fotofachschulen zum<br />

Thema »Der Blick des Anderen« vorstellen<br />

wird.<br />

Die internationalen Migrationsbewegungen<br />

sind ein zentrales Phänomen<br />

einer sich derzeit rapide verändernden<br />

Weltordnung. Menschen werden aus<br />

politischen, wirtschaftlichen oder sozialen<br />

Motivationen zu modernen Nomaden<br />

und sind gezwungen, sich immer<br />

wieder mit dem »Fremden« und dem<br />

»Anderen« im Verhältnis zur eigenen<br />

Identität auseinanderzusetzen. Durch<br />

die grenzenlose Mobilität der Menschen,<br />

Waren und Güter scheinen einerseits<br />

»das Eigene« und »das Fremde« kaum<br />

noch voneinander trennbar – vielmehr<br />

verstärken sich sogar ihre sozio-politischen<br />

Abhängigkeiten. Andererseits<br />

bezeichnet der »Der Blick des Anderen«<br />

aber immer auch eine Trennung,<br />

eine Isolierung, die zugleich durch den<br />

geworfenen Blick eine aktive Überschreitung<br />

vornimmt. Sie ist der Beginn<br />

einer Reflexion und Teil unserer alltäglichen<br />

Wahrnehmung, Dokumentation<br />

und Instrumentalisierung. Die Medien<br />

und ihre Kanäle, darunter auch die sozialen<br />

Netzwerke, unterstützen diesen<br />

Prozess: ungefiltert und in Echtzeit pro-<br />

Fotoszene<br />

Teilnahmebedingungen<br />

Gewertet werden Originalabzüge im<br />

Format 13 x 18 cm oder Digitalfotos<br />

mit mindestens 1900 Pixel für die kleinere<br />

Seite im Dateiformat JPG (bei Mailversand<br />

bitte nicht mehr als 4 MB pro<br />

Mail im Anhang).<br />

Mit Einsendung der Fotos versichern Sie,<br />

dass Sie über alle Rechte an den eingereichten<br />

Fotos verfügen, die Fotos frei<br />

von Rechten Dritter sind und keine Persönlichkeitsrechte<br />

verletzt werden. Für<br />

die eingereichten Fotos wird dem BLV<br />

das einfache Nutzungsrecht, auch über<br />

die Wettbewerbsdauer hinaus, eingeräumt.<br />

Veröffentlichungen werden nicht<br />

honoriert.<br />

Nähere Informationen zum Fotowettbewerb<br />

unter.<br />

www.brandenburger-landfrauen.de.<br />

duzieren, distribuieren, manipulieren<br />

und konsumieren Menschen Bilder in<br />

unterschiedlichster Form und liefern so<br />

einen Beitrag zur vielfältigen Beschreibung<br />

der Welt.<br />

Durch die Auswahl der Teilnehmer<br />

werden die Ausstellungen der beteiligten<br />

Fotografinnen und Fotografen<br />

in einen »Dialog« treten und damit<br />

die Verfasstheit unserer gegenwärtigen<br />

Gesellschaft(en) abbilden.<br />

Parallel zu den Ausstellungen der Partner<br />

findet <strong>2012</strong> das Ausstellungsprojekt<br />

DistURBANces statt, das im europäischen<br />

Netzwerkverbund mit Bratislava,<br />

Budapest, Ljubljana, Luxemburg, Paris<br />

und Wien (EMoP) gemeinsam erarbeitet<br />

wurde und in jeder Partnerstadt seinen<br />

eigenen thematischen Fokus erhält.<br />

Ein umfangreiches Programm mit Vorträgen,<br />

Portfolio-Sichtungen und performativen<br />

Vermittlungsformaten wird<br />

zudem neue Akzente setzen.<br />

19. Oktober bis 25. November <strong>2012</strong><br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

51


Fotoszene<br />

Ein Paradies für<br />

analoge Fotografie<br />

»FOTOIMPEX<br />

alles für die analoge<br />

Fotografie seit 1992«<br />

FOTOIMPEX bietet seit 1992 ein umfangreiches<br />

Sortiment für Fotokünstler.<br />

Dabei wurde von Anfang an der Marketingschwerpunkt<br />

auf künstlerische<br />

Anwendung gesetzt und ein Vertrieb<br />

direkt vom Produzenten zum Kunden<br />

aufgebaut.<br />

Angefangen haben wir 1992 mit dem<br />

Import von efke und Foma.<br />

Schnell sind andere Hersteller hinzugekommen.<br />

Heute liefert FOTOIMPEX seinen<br />

Kunden ein großes Sortiment an Laborgeräten<br />

und Verbrauchsmaterialien für<br />

den analogen fotografischen Prozess.<br />

In Bad Saarow betreiben wir ein eigenes<br />

S/W Fachlabor. Wir entwickeln<br />

Filme von Minox bis 5x7“ und printen<br />

als letztes Fachlabor in Berlin vollständig<br />

analog auf PE oder Barytpapier bis<br />

40x50 cm.<br />

FOTOIMPEX ist der ofizielle Vertrieb für<br />

ADOX, FOMA, Paterson, Superheadz<br />

(Blackbird Fly und andere Kameras)<br />

und Nova.<br />

ADOX bietet ein umfassendes Sortiment<br />

an ausgefallenen und einzigartigen<br />

analogen Fotoprodukten zu erfreulichen<br />

Preisen.<br />

FOMA ist ein Hersteller von Fotomaterialien<br />

aus der Tschechischen Republik<br />

mit einem sehr großen Sortiment an<br />

Fotopapieren.<br />

Paterson und Nova sind englische Hersteller<br />

von Fotolaborprodukten.<br />

Nahezu alle in unserem Katalog oder<br />

in unserem online Angebot gelisteten<br />

Artikel sind im eigenen Warenlager vorrätig.<br />

Wir sind in der Lage auch umfangreiche<br />

Bestellungen sofort aus dem eigenen<br />

Lager zu bedienen und möglichst<br />

noch am selben Tag versandbereit zu<br />

stellen.<br />

52 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Ladengeschäft, © FOTOIMPEX<br />

Bestellungen die uns bis 13 Uhr erreichen,<br />

können oft schon am selben Tag<br />

der Post übergeben werden.<br />

Sämtliches sensibilisierte Material<br />

lagern wir fachgerecht in klimatisierter<br />

oder gekühlter Umgebung.<br />

Von der Ladentheke aus können Sie<br />

nur einen kleinen Teil unseres Angebotes<br />

direkt sehen.<br />

Das meiste Material lagert in den hinteren<br />

Räumen wo sich auch unser S/<br />

W Fachlabor befindet oder in unserem<br />

großen Versandlager in Bad Saarow.<br />

Unsere kompetenten Fachberater stehen<br />

Ihnen im Laden in Berlin und am Telefon<br />

zur Verfügung.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch !<br />

FOTOIMPEX GmbH<br />

Pieskower Str. 30 A<br />

15526 Bad Saarow | Germany<br />

Telefon: +49 (0)33631/6459-0 |<br />

Freecall: 0800 IMPEXDE<br />

Telefax: +49 (0)33631/6459-190<br />

info@fotoimpex.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo-Fr 8:45-17:15 Uhr<br />

Ladengeschäft:<br />

Alte Schönhauser Str. 32 B<br />

10119 Berlin-Mitte<br />

Mo bis Sa 12 – 20 Uhr


Hans Martin Sewcz<br />

»Zeitachsen«<br />

Mit der Werkgruppe »Sequenzen 1987-<br />

1992« gibt Hans Martin Sewcz Einblick<br />

in eine Zeit schneller politischer und<br />

gesellschaftlicher Veränderungen. Autobiographisch<br />

angelegt steht dabei der<br />

Wechsel und die Suche nach der eigenen<br />

Identität im Berlin der Wendejahre<br />

mit im Bild. Rückblickend beschreibt<br />

Sewcz: »Mit der Kamera auf mich zielend<br />

bezog ich mich selbst in das politische<br />

Geschehen ein. Entstanden zwischen<br />

1987 und 1992 verschmelzen<br />

meine Lebensabschnitte in Ost-Berlin<br />

bis zur Ausreise auf die West-Berliner<br />

Insel, die Wendezeit nach der Maueröffnung<br />

und die Einheit Deutschlands«.<br />

Fünf große Arbeiten zeigen mehrere<br />

aufeinander folgende Aufnahmen,<br />

(140x190cm), wie auf einem Kontaktabzug.<br />

Die Prozesshaftigkeit der Arbeit und<br />

das narrative Element jeder Sequenz<br />

werden betont durch die sichtbare Perforation<br />

der Negativstreifen für den<br />

Filmtransport.<br />

Den Schnittpunkt der Zeitachsen und<br />

den Übergang von Ost nach West symbolisiert<br />

das »Selbstportrait Checkpoint<br />

Charlie 1988«, aufgenommen<br />

in der Leipziger Straße Ecke Jerusalemer<br />

Straße. Als Sinnbild für Übergang,<br />

gleichzeitig aber auch von Eingeschlossensein<br />

steht der Checkpoint Charlie für<br />

Hans Martin Sewcz zudem für die Zerrissenheit<br />

des Menschen angesichts der<br />

Ambivalenz des historischen Augenblicks,<br />

»weil ich meine DDR-Existenz<br />

als unfreiwillig empfand - schwankend<br />

trotzdem zwischen Abneigung und<br />

Identifikation«.<br />

Deutlich wird dies auch in der Sequenz<br />

»Selbstporträt mit Agnès B. und Gorbatschow<br />

1987«. Die französische<br />

Designerin Agnès B. hatte Künstler in<br />

der DDR gebeten, eine modische Jacke<br />

aus ihrer Collection in ein Kunstwerk<br />

zu integrieren. Anlässlich des Besuchs<br />

des jungen sowjetischen KPdSU-Chefs<br />

entstand so ein Selbstporträt mit der<br />

Kolonne schwarzer Limousinen im Hintergrund.<br />

© Hans Martin Sewcz, »Cinderella«, Berlin 1989<br />

© Hans Martin Sewcz, »Selbstportrait«,<br />

Berlin- Friedrichstraße 1987<br />

© Hans Martin Sewcz, »Selbstportrait mit<br />

Agnés B. und Gorbatschow«, 1987<br />

Nach der Übersiedlung nach West-<br />

Berlin bleibt Sewcz’ Blick kritisch. Die<br />

Sequenz »Cinderella 1989« reflektiert<br />

den Reichtum, aber auch die Täuschung<br />

und die Eitelkeit der Konsumwelt – die<br />

Suche nach der Flüchtigen, der der goldene<br />

Pantoffel passt.<br />

Hans Martin Sewcz<br />

1955 Geboren in Halle/Saale<br />

1975-81 Studium an der Hochschule für<br />

Graphik und Buchkunst, Leipzig<br />

1981 Abschlussarbeit »Berliner Gesichter«<br />

1984-1988 Übersiedlung nach Berlin-<br />

West<br />

Lebt und arbeitet in Berlin als Fotograf<br />

und Konzeptkünstler<br />

© Hans Martin Sewcz, »Selbstportrait«,<br />

Berlin, Checkpoint Charlie 1988<br />

:pixelgrain<br />

Rosenstraße 16/17<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

Mo – Fr 10 – 19 Uhr<br />

So 14 – 19 Uhr<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Galerien<br />

53


Portfolio Detlef B. Christel<br />

Detlef B. Christel<br />

»Berliner Gören«<br />

Geboren 1943 in Berlin.<br />

Abitur, Werkzeugmacher, Ingenieur.<br />

1976-1981 Fernstudium Fotografie an<br />

der HS für Grafik und Buchkunst Leipzig.<br />

1982-1991 Bildreporter der Illustrierten<br />

Zeitschrift »Freie Welt«.<br />

Seit 1992 freiberufliche Tätigkeit und<br />

Mitarbeit in geförderten Projekten des<br />

Luisenstädtischen Bildungsvereins.<br />

Anliegen: Kennen wir ihn wirklich, den<br />

Alltag unserer Kinder?<br />

Ich habe versucht mit meinen Bildern<br />

eine Antwort zu finden, die auch eine<br />

Brücke sein soll zur Welt der Erwachsenen.<br />

Die Zeit zwischen Schuleintritt<br />

und Jugendweihe wählte ich für mein<br />

Anliegen.<br />

Dabei wollte ich die Individualität<br />

der Heranwachsenen in ihrem sozialen<br />

Umfeld und damit auch die gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse dokumentieren.<br />

Die Kinder sollten von ihrem ureigensten<br />

Lebensgefühl, von den Umständen<br />

ihres großstädtischen Daseins Auskunft<br />

geben.<br />

So sammelte ich Eindrücke aus den<br />

unterschiedlichsten vom unbekümmerten<br />

Treiben berichten, wie auch selbstbewusstes<br />

Verhalten dokumentieren.<br />

Wichtig war für mich dabei, das Typische,<br />

das Alltägliche im Verhalten der<br />

Kinder festzuhalten.<br />

Meine Begegnungen wollte ich für die<br />

eigene Erinnerung bewahren sowie<br />

anderen mitteilen.<br />

Und diese anderen sind aufgefordert<br />

zum eigenständigen Entdecken dieser<br />

Welt der Kinder.<br />

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© Detlef B. Christel<br />

© Detlef B. Christel


© Detlef B. Christel<br />

Portfolio Detlef B. Christel<br />

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Portfolio Detlef B. Christel<br />

© Detlef B. Christel<br />

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© Detlef B. Christel<br />

Portfolio Detlef B. Christel<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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Portfolio Detlef B. Christel<br />

© Detlef B. Christel<br />

© Detlef B. Christel<br />

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© Detlef B. Christel<br />

Portfolio Detlef B. Christel<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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Portfolio Detlef B. Christel<br />

© Detlef B. Christel<br />

© Detlef B. Christel<br />

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© Detlef B. Christel<br />

Portfolio Detlef B. Christel<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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Portfolio Stephan Hederich<br />

Stephan Hederich<br />

The Vanishing Breed<br />

»Die Letzten ihrer<br />

Art«<br />

Es ist ein trauriges Phänomen unserer<br />

Zeit, dass die Anzahl derer, die versuchen,<br />

Nahrungsmittel für die urbane<br />

Gesellschaft zu produzieren, täglich<br />

abnimmt, und zwar sowohl in Deutschland<br />

bzw. Europa als auch in Nordamerika.<br />

Familienbetriebe (family farms) werden<br />

unrentabel und zwangsläufig von großen<br />

Agrarinvestoren verdrängt. Demzufolge<br />

werden auch der dazugehörige Lebensstil<br />

und soziale Strukturen ein für allemal<br />

zerstört.<br />

Wie sieht es eigentlich aus, wenn man<br />

die Dorfstrasse hinunter geht und hinter<br />

die Kulissen der Bauernhöfe (farms)<br />

schaut? Wer sind die Menschen, die uns<br />

bei unserem Marktbummel mit üppigen<br />

Obst- und Gemüseständen erfreuen? Bei<br />

genauem Hinsehen erkennt man, dass<br />

»der freundliche Bauer von nebenan«<br />

ganz anders ist als der, den wir uns in<br />

unserem Klischeedenken vorstellen!<br />

Mit welchem Eindruck verlässt man den<br />

besuchten Ort? Bleibt die Würde hart<br />

arbeitender Menschen in Erinnerung,<br />

vielleicht ein wettergegerbtes Gesicht?<br />

Oder empfindet man die Existenzangst<br />

und die schier unerträgliche Arbeitslast?<br />

Und beschleicht uns nicht die Befürchtung,<br />

dass es in anderen Gegenden der<br />

Welt vermutlich nicht viel anders aussehen<br />

könnte?<br />

Die Photoserie »The Vanishing Breed« ist<br />

eine Bestandsaufnahme! Sie soll warnen<br />

vor der Verödung unserer Gesellschaft<br />

und vor der Gefahr, uns in eine vernichtende<br />

Abhängigkeit zu begeben, indem<br />

wir unsere Fähigkeit aufgeben, unsere<br />

Nahrungsmittel in Menge und Qualität<br />

zu beeinflussen. Die Überflussgesellschaft<br />

lässt diese Gefahr nur subtil<br />

erkennen, umso wichtiger ist es jedoch,<br />

immer wieder darauf aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Die Tatsache, dass »The Vanishing<br />

Breed« in Nova Scotia an der Ostküste<br />

Kanadas entstanden ist, hat im Wesentlichen<br />

mit dem Wohnort des Photogra-<br />

62 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

phen zu tun. Ein ebensolches Thema ist<br />

auch in jedem anderen Winkel der Welt<br />

vorstellbar.<br />

»The Vanishing Breed« ist auf S-W Negativmaterial<br />

(120) entstanden, darunter<br />

einige Agfa APX Filme, die die Zeit<br />

erstaunlich gut überstanden haben. Es<br />

ist einfach sinnvoll, ein Thema, das vom<br />

Verschwinden handelt, mit einer Technik<br />

zu bearbeiten, die in den letzten 10<br />

Jahren mehr und mehr verschwunden<br />

ist und - von einigen Kunstprojekten mal<br />

abgesehen - sicherlich nicht wieder in<br />

die alltägliche »Brot und Butter« – Photographie<br />

zurückkehren wird.<br />

Die Serie umfasst 40 Motive. Jedes Bild<br />

ist 1 von 10 Belichtungen pro Motiv.<br />

Kein Motiv wurde nach geschlossen und<br />

kein Motiv blieb unverwertet.<br />

Es hat von 2008 bis <strong>2012</strong> gedauert, um<br />

dieses Projekt zu realisieren und die<br />

Portraits bis hin zur Vergrößerung zu<br />

erstellen. Letztlich hat ein großzügiges<br />

Stipendium des »Nova Scotia Art Council«<br />

die Vervollständigung des Projekts<br />

ermöglicht.<br />

Die erste Sequenz von 10 Bildern wurde<br />

in ihrem Heimatort Tatamagouche mit<br />

großem Erfolg gezeigt, die volle Serie<br />

wird im Herbst <strong>2012</strong> in Halifax, Nova<br />

Scotia, zu sehen sein.<br />

»The Vanishing Breed« wurde unter<br />

anderem inspiriert durch das Werk<br />

von Edward S. Curtis, der Ende des 19.<br />

Jh. die wohl umfassendste historische<br />

Bestandsaufnahme der verschwindenden<br />

nordamerikanischen indianischen<br />

Kulturen photographisch dokumentierte.<br />

Stephan Hederich<br />

geboren im März 1965 in Leverkusen<br />

aufgewachsen in Köln.<br />

1989 – 1991<br />

Ausbildung zum Photographen am<br />

»Lette-Verein«, Berlin und tatsächlich<br />

abgeschlossen.<br />

1991 - 2000<br />

freier Photograph in Köln<br />

1996<br />

Januar: Photoreise nach Vietnam<br />

Ausstellung im »Museum Zündorfer<br />

Wehrturm«<br />

© Stephan Hederich, »Alan Haym«<br />

April – Juli:<br />

Reportage über die sozialen und gesellschaftlichen<br />

Einflüsse der Tagebaue in<br />

Garzweiler, NRW, Cottbus, Brandenburg<br />

und der Kohletagebaue im Norden<br />

Arizonas auf der Navajo-Reservation.<br />

Die Reportage wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dem INFOE - Institut für Ökologie<br />

und Aktions-Ethnologie erstellt<br />

und wurde von Ökofond NRW mitfinanziert.<br />

Aus den Photos ist eine Ausstellung<br />

entstanden die in Freiburg/ Br<br />

und Köln gezeigt wurden.<br />

Seit 2000<br />

Gründung und Führung von »Green<br />

Dragon Oranic Farm and B&B« in Tatamagouche,<br />

Nova Scotia, Kanada<br />

ab 2008<br />

Editorials über verschiedene ungewöhnliche<br />

Handwerksberufe wie Vergolder,<br />

Feuerzeugreparateur und Reportagen<br />

über Ahornsirupproduktion und<br />

Fischerei in Nova Scotia.<br />

Beginn des Projektes »The Vanishing<br />

Breed« Portäts von Bauern in Colchester<br />

County, Nova Scotia. Die ersten 10<br />

Photos waren Teil einer Photoshow in<br />

Tatamagouche.<br />

Zahreiche Ausstellungen im In- und<br />

Ausland.


© Stephan Hederich, »Loyd Baillie«<br />

Portfolio Stephan Hederich<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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Portfolio Stephan Hederich<br />

© Stephan Hederich, »Jack Aitchison«<br />

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© Stephan Hederich, »Jack Ferguson«<br />

Portfolio Stephan Hederich<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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Portfolio Stephan Hederich<br />

© Stephan Hederich, »Nick & Vicky«<br />

66 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>


© Stephan Hederich, »Eddy Locke«<br />

Portfolio Stephan Hederich<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

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Portfolio Stephan Hederich<br />

© Stephan Hederich, »Elizabeth Aspen«<br />

68 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>


© Stephan Hederich, »Reg Delorey«<br />

Portfolio Stephan Hederich<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

69


Fotoszene<br />

Inhalt versus Form?<br />

In der letzten Zeit gab es im Deutschen<br />

Verband für Fotografie (DVF) eine interessante<br />

Diskussion um die Frage, ob der<br />

Inhalt oder die Gestaltung eines Bildes<br />

wichtiger sei.<br />

Anlass war mein Tipp für die Teilnehmer<br />

zur Deutschen Fotomeisterschaft <strong>2012</strong>,<br />

dass die Gestaltung vorrangiger ist, als<br />

der Inhalt eines Bildes.<br />

Es gab dazu einige kritische Stimmen,<br />

die aber offensichtlich den Zusammenhang<br />

dieser Aussage übersehen haben<br />

- es ging um Tipps für einen Wettbewerb!<br />

Bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung<br />

liegen Bilder jeden Genres<br />

(Inhalts) in großer Anzahl vor - natürlich<br />

wählt die Jury die aus, die die perfekteste<br />

fotografische Umsetzung haben.<br />

Es wäre im höchsten Maße unseriös,<br />

Teilnehmer in dem Glauben zu<br />

lassen, sie hätten mit Bildern die vielleicht<br />

einen interessanten Inhalt haben,<br />

aber schlecht gestaltet sind, eine Erfolgschance!<br />

Ich denke allerdings, dass diese Diskussion<br />

geeignet ist, hier einmal grundsätzliche<br />

Gedanken zu dem Thema zu<br />

äußern.<br />

Es gibt natürlich keine Bilder ohne Inhalt<br />

- schon aus der Tatsache, dass ein fotografisches<br />

Werk existiert, begründet sich<br />

sein Inhalt!<br />

Dieser Bildinhalt kann gesehen oder<br />

inszeniert sein - entscheidend ist aber<br />

letztlich die fotografische Umsetzung!<br />

Was wir in Ausstellungen sehen, was<br />

wir bewundern oder auch ablehnen, ist<br />

immer das Produkt der Auseinandersetzung<br />

des Fotografen mit seiner Umwelt<br />

- das Bild!<br />

Diese Kunst der Interpretation ist das,<br />

was Fotografen unterscheidet - nicht<br />

das Motiv, was in gewisser Weise ja dem<br />

Bildinhalt gleich zu setzen wäre.<br />

Die individuelle Handschrift die ein<br />

Topfotograf im Laufe seiner Schaffensperiode<br />

entwickelt, ist nicht vorrangig<br />

geprägt durch seine Bildinhalte sondern<br />

im Wesentlichen durch die spezifische<br />

Art der Umsetzung.<br />

Jeder Fotograf ist frei in der Wahl seines<br />

Themas und damit seiner Motive, und<br />

70 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Manfred Kriegelstein, »Spiel«, Auch – oder gerade - Lifebilder brauchen eine klare<br />

Bildgestaltung um den Inhalt optimal transportieren zu können.<br />

es gibt keine Dominanz der Bildinhalte.<br />

Es ist völlig unsinnig anzunehmen, dass<br />

zB. Street- oder Lifefotografie höher zu<br />

bewerten sei, als eine Architekturaufnahme<br />

oder ein Stillleben.<br />

Wenn man das verstanden hat, ist die<br />

Konsequenz doch völlig klar - die Bewertung<br />

des Bildes kann dann nur noch die<br />

adäquate gestalterische Umsetzung<br />

berücksichtigen. Und adäquat bedeutet<br />

in diesem Zusammenhang natürlich,<br />

dass Gestaltung, Nachbearbeitung und<br />

Präsentation zu dem Bildinhalt passen<br />

müssen.<br />

Gestaltung ist eine notwendige, wenn<br />

auch keine hinreichende Bedingung, für<br />

ein gutes Bild.<br />

Mit anderen Worten, Gestaltung ist<br />

nicht alles, aber ohne Gestaltung ist<br />

alles nichts!<br />

Kritiker dieser Thesen verweisen gelegentlich<br />

auf historische Sichten von Feininger<br />

oder auch zum Beispiel Dr. Walter<br />

Boje, die insbesondere bei »emotionalen<br />

Bildern« Fehler im Bildaufbau zu<br />

entschuldigen wussten.<br />

Nun muss man wissen, dass man zu analogen<br />

Zeiten schon etwas nachsichtiger<br />

gegenüber gestalterischen Mängeln war<br />

- und auch sein musste!<br />

Die digitale Entwicklung hingegen hat<br />

zu deutlich höheren Anforderungen an<br />

bildnerischer Gestaltung und Präzision<br />

in der Fotografie geführt.<br />

Um mal ein gängiges Beispiel zu<br />

nennen.<br />

Hätte man früher ein Landschaftsbild<br />

im tollen Licht und beeindruckenden<br />

Farben auch mit eigentlich störenden<br />

Telegrafenmasten akzeptiert, würde<br />

man heutzutage so etwas nicht mehr<br />

entschuldigen.<br />

Auch ein laienhafter »Knipser« ist<br />

mit seiner Kamera in der Lage einen<br />

bestimmten Bildinhalt festzuhalten. Der<br />

ambionierte Fotograf hingegen bringt<br />

diesen Inhalt durch perfekte Gestaltung<br />

zusätzlich in eine künstlerische Form.<br />

Sollte dieses nicht gelingen, hilft auch<br />

hier die digitale Technik weiter - es gibt<br />

da an der Kamera so einen Knopf mit<br />

einem Papierkorbsymbol...<br />

Manfred Kriegelstein


Gute Fotos - simple Technik<br />

Fotografieren ohne Hightech<br />

Bernd Daub<br />

Verlag: dpunkt.verlag<br />

ISBN: 978-3-89864-783-0<br />

304 Seiten,komplett in Farbe<br />

29,95 Euro<br />

Wer sich an meinen Artikel »Der Weg<br />

zum Subjektiv« im <strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2012</strong><br />

erinnert, wird sofort einen Einstieg in<br />

das Buch von Bernd Daub bekommen.<br />

Der Autor zeigt, dass es nicht auf die<br />

teure Kameraausrüstung ankommt, sondern<br />

auf das Bild - also auf die gestalterische<br />

Fähigkeit des Fotografen.<br />

Viele Bildbeispiele in seinem Buch<br />

beruhen noch auf analoger Technik,<br />

sind aber mit digitalen Mitteln genauso<br />

erreichbar.<br />

Die Kombination fototechnischer<br />

Mängel mit innovativer Bildkomposition<br />

machen die Faszination dieser<br />

Bilder aus.<br />

Wer sich nicht nur für Hightech der<br />

Kameraindustrie interessiert, sondern<br />

für Bilder, sollte sich dieses Buch unbedingt<br />

mal ansehen.<br />

Man muss sich ja nicht unbedingt die<br />

kameratechnischen Raritäten anschaffen<br />

die in dem Buch beschrieben werden<br />

um in dieser Bildsprache zu experimentieren<br />

- ich denke entsprechendes<br />

Equipment für gängige Digitalkameras<br />

führt zu ähnlichen Ergebnissen.<br />

Mein Rat - einfach mal probieren!<br />

Manfred Kriegelstein<br />

Porträt-Retusche-Tricks<br />

Für Photoshop<br />

Scott Kelby<br />

Verlag: ADDISON-WESLEY<br />

ISBN: 978-3-8273-3082-6<br />

368 Seiten, 4-farbig, Bilderdruck<br />

39,80 Euro<br />

Der wohl produktivste Fachautor in<br />

Sachen Photoshop hat sich der Schönheit<br />

des Menschen gewidmet oder<br />

besser gesagt, wie man sie digital optimieren<br />

kann.<br />

Wenn man an digitale Porträt-Retusche<br />

denkt, hat man ja häufig die schrecklichen<br />

Ergebnisse der Titelbilder gängiger<br />

TV-Zeitschriften vor Augen.<br />

Na ja, deren Macher haben wahrscheinlich<br />

das Buch von Kelby eher nicht gelesen!<br />

Wie immer, hat der Autor auch in diesem<br />

Werk sein Wissen humorvoll und didaktisch<br />

eingängig vermittelt.<br />

Seine »Branchentricks« illustriert er mit<br />

zahllosen Abbildungen jedes kleinen<br />

Arbeitsschrittes und macht es so auch<br />

Anfängern sehr einfach, die verschiedenen<br />

Stufen nachzuvollziehen.<br />

Er bietet verschiedene Workflows an in<br />

denen gezeigt wird, wie man Porträts<br />

in 5, 15 oder 30 Minuten digital optimieren<br />

kann.<br />

Wer sich mit Porträt - oder Beautyfotografie<br />

beschäftigt, sollte sich unbedingt<br />

dieses Buch anschaffen.<br />

Wer Scott Kelby - Fan ist, für den ist es<br />

sowieso ein absolutes Muss!<br />

Manfred Kriegelstein<br />

Buchbesprechung<br />

Recht für Fotografen<br />

Der Ratgeber für die fotografische<br />

Praxis<br />

Wolfgang Rau<br />

Verlag: Galileo Design<br />

ISBN: 978-3-8362-1795-8<br />

352 Seiten, geb.<br />

34,90 Euro<br />

Während man sich vor 20 Jahren<br />

Bildrechten gegenüber eher unbekümmert<br />

verhalten hat, sollte man heutzutage<br />

die Gesetzeslage gut kennen, wenn<br />

man fotografiert. Denn heutzutage steht<br />

fast jeder Fotograf mit einem Bein im<br />

Gefängnis.<br />

Das Werk von Wolfgang Rau, (er ist<br />

übrigens Präsidiumsmitglied und Justitiar<br />

des DVF,) ist sehr hilfreich um sich<br />

in dem Paragrafen - und Entscheidungsdschungel<br />

zurecht zu finden.<br />

Ich rate dringend, sich dieses Buch mal<br />

anzusehen. Man lernt nicht nur berechtigte<br />

gesetzliche Einschränkungen zu<br />

respektieren, sondern auch unberechtigten<br />

Ansprüchen selbstbewusst entgegen<br />

zu treten.<br />

Wer mehr als nur heimische Stillleben<br />

für den Privatgebrauch fotografieren<br />

will, sollte seine Rechte kennen - und<br />

die der anderen respektieren...<br />

Manfred Kriegelstein<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

71


Fotoszene<br />

Leserbriefe<br />

Hallo Herr Bührer,<br />

auf diesem Wege einmal vielen Dank<br />

für die tolle Arbeit! Ausgabe 2/<strong>2012</strong> des<br />

Brennpunktes ist ja wirklich schon fast<br />

eine Bibel; unglaublich, was in Berlin<br />

zum Thema Fotografie an Ausstellungen<br />

läuft. Diesmal mit dem Browse Festival<br />

natürlich umso mehr.<br />

Wieder habe ich mir eine Reihe von<br />

Ausstellungen markiert; leider werde<br />

ich wieder nicht alles schaffen. Aber<br />

der Brennpunkt hilft mir, interessante<br />

Sachen zu finden, auszuwählen und<br />

vorzumerken.<br />

Am Freitag war ich noch bei Herrn<br />

Wartmann im Salon für Fotokunst<br />

(»Neue Nationalgalerie« von Sonja<br />

Reich), und wir haben beide darüber<br />

gesprochen, was für eine Leistung Sie<br />

da erbringen.<br />

Ihnen weiterhin viel Schaffenskraft und<br />

die besten Wünsche.<br />

Viele Grüße,<br />

Raschid Sinayokho<br />

Hallo Herr Bührer,<br />

ja, das 168seitige Magazin war toll! Die<br />

Ausstellungen gehen etwas unter, aber<br />

es hat sich allemal gelohnt...<br />

Andreas David, Luxad Galerie<br />

72 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

Lieber Dietmar,<br />

der aktuelle Brennpunkt ist wirklich gut,<br />

schönes Format, kompakt, voller Bilder<br />

und Informationen.<br />

Dazu kommt ein Fotofestival mit internationales<br />

Charakter mit sehr interessanten<br />

und vielversprechenden Ausstellungen.<br />

Du hast wieder für eine Bereicherung<br />

gesorgt.<br />

Ein mal mehr beweist Du, deine Leidenschaft,<br />

deine Engagement und deine<br />

Lust an machen und organisieren.<br />

Danke.<br />

Gino Puddu<br />

Cafe Aroma Photogalerie<br />

Hallo Dietmar Bührer<br />

Zuerst mal Respekt und Anerkennung zu<br />

der sehr umfangreichen Letzen Ausgabe<br />

von <strong>brennpunkt</strong>.<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Hans-Peter Zimmer<br />

Lieber Dietmar,<br />

das voluminöse <strong>brennpunkt</strong>- Sonderheft<br />

ist ein wunderbarer Wegweiser durch<br />

den Irrgarten der fotografischen<br />

Stilrichtungen. Es beweist aber auch das<br />

immense Interesse an der Fotografie. Mit<br />

dem 166 Seiten starken <strong>brennpunkt</strong> hast<br />

Du eigentlich den Monat der Fotografie<br />

im November schon vorweggenommen<br />

- Gratulation!!<br />

Norbert Bunge, argus fotokunst<br />

Lieber Herr Bührer,<br />

Die extrastarke letzte Ausgabe hat mir<br />

übrigens sehr gut gefallen und wir haben<br />

auch dieses mal schon wieder alle uns<br />

von Ihnen zugesandten Exemplare verkauft.<br />

Liebe Grüße vom Boxhagener Platz<br />

Thomas Graichen, aff-Galerie<br />

Gratulation zu dieser Ausgabe!<br />

Willy Borgfeldt, DVF-Präsident<br />

Der dicke <strong>brennpunkt</strong> 2-<strong>2012</strong> fand<br />

viel Lob!<br />

Klaus Rabien<br />

Leserfotografien<br />

© Jens-Uwe Bartusch<br />

© Jens-Uwe Bartusch<br />

© Jens-Uwe Bartusch


© Barbara Semper, »Kilmainham-Gaol«, (Original in Farbe)<br />

Fotoszene<br />

© Barbara Semper, »street« © Wolfgang Meinecke, »Türkei«<br />

© Barbara Semper, »Schräglage«, (O.i.F.)<br />

<strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

73


Vorschau 4/<strong>2012</strong><br />

<strong>brennpunkt</strong> 4-<strong>2012</strong><br />

erscheint am<br />

4. Oktober <strong>2012</strong><br />

Nachtrag zum<br />

Browse Fotofestival Berlin<br />

<strong>2012</strong><br />

Bericht über den Berliner<br />

Fotomarathon <strong>2012</strong><br />

Viele Leserfotografien<br />

Portfolio: Anna Thiele<br />

Seit 2004 geht Anna Thiele intensiv ihrer<br />

Passion nach, der Fotografie.<br />

2008-2009 folgten erste Ausstellungen.<br />

2010 wurde die Fotografin Meisterschülerin<br />

bei Professor Arno Fischer.<br />

Ein Schwerpunkt ihrer Fotografien sind<br />

Menschen im Stadtraum. Über Jahre<br />

durchstreift Anna Thiele dabei bevorzugt<br />

Orte in Berlin, die einem starken<br />

Wandel unterliegen. Dort gelingt es ihr<br />

in besonderer Weise, »Geschichten« zu<br />

Portfolio: Anita Reinsch<br />

1944 in Oranienburg geboren<br />

1966-1976 wissenschaftliche Mikrofotografie<br />

und Elektronenmikroskopie<br />

1970-1989 analoge schwarz/weiß-Fotografie<br />

mit eigener Dunkelkammer<br />

1990 digitale Fotografie- bevorzugt in<br />

Farbe<br />

2004 Freischaffende Fotografin mit<br />

Schwerpunkt Natur- und Landschaftsfotografie<br />

2011 Back to the roots: rasterelektronenmikrokopische<br />

Aufnahmen<br />

74 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong><br />

© Marion Schwan<br />

Leserfotos:<br />

© Marion Schwan<br />

Marion Schwan, Berlin © Marion Schwan<br />

erzählen und den Bildern gleichzeitig<br />

eine außerordentliche grafische Kraft zu<br />

verleihen.<br />

Im nächsten Heft zeigen wir eine Auswahl<br />

von Fotografien, die Anna Thiele<br />

zwischen 2007 und 2011 im Berliner<br />

Regierungsviertel aufgenommen hat.<br />

© Anna Thiele<br />

<strong>2012</strong> Mitglied der Photographen Lounge<br />

Potsdam<br />

Mit beeindruckenden Bildern zeigt<br />

sie die Schönheit und außerordentliche<br />

Vielfalt pflanzlicher und tierischer<br />

Ultrastrukturen.<br />

Als nunmehr freischaffende Fotografin<br />

steht nicht mehr die wissenschaftliche<br />

Interpretation sondern vielmehr die<br />

künstlerische und ästhetische Aufarbeitung<br />

im Vordergrund. © Anita Reinsch, »Farnunterseite mit Sporen«,<br />

ca. 500fache Vergrößerung


ennpunkt 3/<strong>2012</strong><br />

75


Galerien<br />

76 <strong>brennpunkt</strong> 3/<strong>2012</strong>

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