r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf
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10. Der Tabernakel des neuen Hochaltars<br />
Zunächst sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß wir vom Aussehen des ersten Altars<br />
in Greising, der um 1691/92 in die neu erbaute Kapelle von der <strong>Deggendorf</strong>er<br />
Tuchmacherzunft gestiftet wor<strong>den</strong> war, und von dem zweiten Altar aus der Zeit 1700/<br />
1701 keinerlei Kenntnisse haben. Beide Altäre jedoch umschlossen mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
das heutige Gna<strong>den</strong>bild der Greisinger Kirche als zentrales Kultobjekt.<br />
Dieses mit ziemlicher Sicherheit aus der Hand Philipp Nerio Millers stammende Mariahilfbild<br />
wird heute von zwei Engelsfiguren getragen. Es kann kein Zweifel daran bestehen,<br />
daß bezüglich der zentralen Komposition: Gna<strong>den</strong>bild — Engel — Krone der<br />
Hochaltar in der Passauer Mariahilfkirche als Vorbild diente. Da hierüber im Zusammenhang<br />
mit dem Erweiterungsbau von 1724/28 keinerlei Hinweise vorhan<strong>den</strong> sind,<br />
darf man wohl von der Annahme ausgehen, daß diese Objekte noch von einem der bei<strong>den</strong><br />
Vorgänger des heutigen Hochaltars stammen müssen.<br />
Nicht übernommen hingegen hatte man beim Erweiterungsbau <strong>den</strong> aus dem Jahre 1713<br />
stammen<strong>den</strong> Tabernakel, zu dem seinerzeit Miller <strong>den</strong> Entwurf anfertigte und Rieger<br />
die Bildhauerarbeit lieferte. Für <strong>den</strong> neuen Hochaltar wurde auch ein neuer Tabernakel<br />
geschaffen. Wie dem Rechnungsposten No. 106 der Kirchenrechnung <strong>für</strong> das Jahr 1727<br />
zu entnehmen ist, stammte der Entwurf hier<strong>für</strong> von Johann Sigmund Seidl. In der<br />
Rechnung No. 106/1727 ist von dem Maller die Rede, eben diesem Johann Sigmund<br />
Seidl. Diese Rechnung besagt, daß der Schreiner Johann Halser eine 5 1/2 Werkschuh<br />
hohe und 4 1/2 Werkschuh breite (1,60 m bzw. 1,31 m) Holzkonstruktion <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
Neuen tabernacul . . . mit krumpf: oder yberstochenen Gsimbsem auch ainen dreyfachen<br />
Windten sauber und miehsamb anfertigte. Dieser Windten ist der drehbare Einsatz<br />
mit drei Nischen <strong>für</strong> die Aufnahme von Monstranz, Ciborium und Kruzifix. Halser<br />
wurde <strong>für</strong> seine Arbeit, einschließlich der Schlosserarbeit, mit 26 Gul<strong>den</strong> und 30 Kreuzern<br />
entlohnt.<br />
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, stammt die Bildhauerarbeit zu diesem Tabernakel<br />
wiederum von Thomas Reithmayr. Der Vollständigkeit halber sei hier die gesamte<br />
Rechnung No. 107/1727 zitiert: Dem bürgerlichen Bildthauer Thomasen Reithmayr<br />
daselbsten Vor die zu solchen tabernacul . . . gemachte ain Schuech hoche 4 tragstain:<br />
<strong>den</strong> sauber und miehsamb geschnidten 8 Fueßzieradten: Jtem 2 Schuech hoche Engin<br />
nebst 2er te<strong>den</strong> 2 112 Schuech hoche tragstainen: Verners 10 clainen leibin (= Putto-Figuren),<br />
Gsimbsen, Ramb: Weitters 3er Muscheln (<strong>für</strong> die drei Nischen des Windten),<br />
Crucifix: Und zu bee<strong>den</strong> Seithen Verförttigten Schmerzhäfften Muettergottes, Und St.<br />
Johannsen nebst anderer Arbeith zu seinem Verdinst erstatt mhalt Specificirter bescheinung<br />
61 fl40X.<br />
Die Vergolderarbeit am Tabernakel führte Johann Sigmund Seidl aus; dabei ist der<br />
Rechnung No. 108/1727 zu entnehmen, daß der heute vergoldete Tabernakeleinsatz ursprünglich<br />
mit weißer und blauer Farbe gefaßt war. Für Arbeit und Material erhielt<br />
Seidl 95 Gul<strong>den</strong>.<br />
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