r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf
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igkeitlichen Anordnung in ein anderes Gotteshaus übertragen wer<strong>den</strong> sollte. Als dann<br />
1725 und 1880 die kleine Gna<strong>den</strong>kapelle jedesmal neu erbaut wer<strong>den</strong> mußte, wurde dieses<br />
Mariahilfbild jeweils an diesem Ort belassen.<br />
Wer waren aber nun die Maler dieser bei<strong>den</strong> heute noch vorhan<strong>den</strong>en Gna<strong>den</strong>bilder?<br />
Mit gutem Recht wies Kuchler 1972 im Wallfahrtsbüchlein zur 300-Jahr-Feier (die wohl<br />
ein Jahr zu früh angesetzt wurde) darauf hin, daß über <strong>den</strong> Maler des zweiten Mariahilfbildes<br />
nichts bekannt sei. An dieser grundsätzlichen Feststellung hat sich auch 1985<br />
nichts geändert. Man kann hier lediglich versuchen, eine Art Indizienbeweis aufzubauen.<br />
Dabei ist zunächst Philipp Nerio Miller mit absoluter Sicherheit auszuschließen, da<br />
er erst 1687 in <strong>Deggendorf</strong> das Bürgerrecht erhielt und damit gleichzeitig die Malergerechtigkeit.<br />
Miller stammte, wie sein Vetter und Nachfolger Johann Sigmund Seidl, aus<br />
Osterhofen. Daß Hans Christoph von Asch sich dort um einen Maler <strong>für</strong> ein Mariahilfbild<br />
umgesehen hätte, sollte man doch wohl nicht in Betracht ziehen.<br />
So kämen demnach, falls es sich tatsächlich um einen <strong>Deggendorf</strong>er Maler gehandelt<br />
hatte, nur zwei Künstler in Frage: Franz Reischl und Daniel Hasisteiner. Dieser Daniel<br />
Hasisteiner, ein Mann, über <strong>den</strong> wir nur sehr beschei<strong>den</strong>e Informationen besitzen,<br />
wurde 1667 als Malergeselle auf Empfehlung des Gotteszeller Prälaten (Bonifacius Hiltprant)<br />
in <strong>Deggendorf</strong> als Bürger und Maler aufgenommen, nachdem er sich hier mit einer<br />
Bürgerstochter vermählt hatte (Verhörsprotokoll der Stadt <strong>Deggendorf</strong> 1667, fol<br />
95 f und fol 129 f.). Er besaß offensichtlich in <strong>Deggendorf</strong> kein Haus, <strong>den</strong>n das Steuerbuch<br />
der Stadt <strong>Deggendorf</strong> <strong>für</strong> das Jahr 1681 weist ihn als „Inmann", d. h. Mieter, im<br />
Hause des Gastgebers Hans Christoph Scheibl am Stadtplatz aus (Früher „Gol<strong>den</strong>er<br />
Hirsch", heute Cafe Wiedemann).<br />
Der andere <strong>Deggendorf</strong>er Maler ist eben der uns recht bekannte Franz Reischl, der<br />
seine Werkstätte in der Lateinischen Schuellergassn hatte, bis er 1683 auf die Gant kam<br />
und dann ebenfalls als „Inmann" bei der Witwe des Riemers Mathias Lindermayer<br />
schräg gegenüber der Hl. Grabkirche wohnte (Steuerbuch der Stadt <strong>Deggendorf</strong>, 1685).<br />
Reischl als Maler des zweiten Mariahilfbildes von Greising zu sehen, ist sicherlich verlockend.<br />
Hypothese 1 hier<strong>für</strong>: Der Pfleger Hans Christoph von Asch „erpreßte"<br />
Reischl dezent <strong>für</strong> seine objektiv illegale Tat der Opferbehebung zu einem Bild. Hypothese<br />
2: Reischl bot von sich aus, gleichsam um einer drohen<strong>den</strong> Strafe zu entgehen, ein<br />
Mariahilfbild an. Aber leider sind dies eben nur Spekulationen.<br />
Dennoch sollte man in dieser Sache nicht so schnell aufgeben. Setzt man sich mit dem<br />
Gna<strong>den</strong>bild der kleinen Kapelle etwas intensiver auseinander und holt es einmal aus<br />
dem gedämpften Licht dieses Sakralraumes an das helle Sonnenlicht, so fallen doch<br />
einige Eigentümlichkeiten auf.<br />
An erster Stelle ist einmal der mit relativ großem Aufwand gemalte „falsche" Rahmen<br />
des Bildes zu nennen. Er verrät eine beachtliche Routine in dieser Maltechnik. Die<br />
Scheinplastik dieses Rahmens weist doch auf einen Maler hin, der auch sonst häufig ungerahmte<br />
Bilder anfertigte, wie z. B. auf Türfüllungen von Schränken, an <strong>den</strong> Frontseiten<br />
von Betten u. ä.. Der heutige Rahmen wurde dem Bild erst später hinzugefügt. Damit<br />
schwebt dem Verfasser der Typ eines „Kistlers gehobener Kategorie" vor.<br />
Ein weiteres Detail: die freien Flächen außerhalb des Scheinrahmens zeigen einen sehr<br />
sauber gearbeiteten Marmorhintergrund, der auf ein respektables einschlägiges maltech-<br />
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