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r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf

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Angabe als wahr annehmen, wären in dieser drei Seiten umfassen<strong>den</strong> Chronik nicht<br />

z. B. Zahlen über die Opfergelder in <strong>den</strong> ersten Jahren der Greisinger Wallfahrt enthalten,<br />

die in Widerspruch zu <strong>den</strong> Angaben des Pflegers stehen. So muß man diese Aussage<br />

einfach zur Kenntnis nehmen, ohne ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können.<br />

Fest steht jedoch, daß von dem zweiten Greisinger Choraltar aus der Zeit um<br />

1698—1700 mehrere Elemente in <strong>den</strong> neuen Altar von 1724/28 übernommen wur<strong>den</strong>.<br />

Es sind dies mit Sicherheit folgende Bestandteile: die Figur Gott Vaters, die bei<strong>den</strong> großen<br />

Engel (jeder 3 Schuech unnd 6 Zohl hoch: rund 1 m; vergl. hierzu Seite 64) und<br />

das Gewilckh behenng. Möglicherweise ebenfalls von diesem Altar stammen zwei rund<br />

60 cm große Engel (jeder 2 Schuech) an <strong>den</strong> Ecken des Altaraufbaus und zwei kleine<br />

oben auf dem Aufzug (ieder 2 Schuech 6 Zohl hoch). Auch das heutige Gna<strong>den</strong>bild des<br />

Hochaltars scheint mit ausreichender Sicherheit von dem zweiten Greisinger Choraltar<br />

aus <strong>den</strong> Jahren 1698/1700 zu stammen. Im übrigen scheint der zweite Choraltar eine<br />

dem heutigen, aus <strong>den</strong> Jahren 1724/28 stammen<strong>den</strong> Altar sehr ähnliche Komposition<br />

gehabt zu haben.<br />

Großes Kopfzerbrechen bereiteten und bereiten noch immer dem Verfasser die bei<strong>den</strong><br />

großen Assistenzfiguren des Hl. Franziskus und des Hl. Dominikus am Hochaltar.<br />

Obwohl später noch einmal auf diese bei<strong>den</strong> Figuren im Zusammenhang mit <strong>den</strong> <strong>für</strong><br />

Greising arbeiten<strong>den</strong> Bildhauern kurz eingegangen wird, soll die Problematik, die um<br />

diese bei<strong>den</strong> Plastiken besteht, an dieser Stelle eigens diskutiert wer<strong>den</strong>.<br />

Ursprünglich waren <strong>für</strong> <strong>den</strong> Greisinger Hochaltar aus der Zeit des Erweiterungsbaus<br />

eine Schmerzhaffte Muettergottes und ein St. Johannsen vorgesehen. Daß es sich bei<br />

diesem Hl. Johannes um Johannes <strong>den</strong> Evangelisten handeln mußte, ergibt sich<br />

zwangsläufig aus der Kombination mit einer Schmerzensmadonna. Der Hinweis auf<br />

diese bei<strong>den</strong> Figuren ist in der Rechnung No. 107 aus dem Jahre 1727 enthalten. Nach<br />

dieser Rechnung wären diese bei<strong>den</strong> Skulpturen von dem <strong>Deggendorf</strong>er Bildhauer Thomas<br />

Reithmayr geschaffen wor<strong>den</strong>. Nur kann man eine Mater Dolorosa und einen Johannes<br />

Evangelist einerseits, schwerlich mit <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> oben erwähnten Or<strong>den</strong>sheiligen<br />

andrerseits in Einklang bringen. Die bequemste Annahme wäre die einer späteren<br />

Vertauschung, vielleicht im Zusammenhang mit einer Restaurierungsmaßnahme. Eine<br />

andere Hypothese wäre die: „Geplant war — Schmerzhafte Muttergottes/Hl. Johannes<br />

Evang., ausgeführt wurde — Hl. Franziskus/Hl. Dominikus". Das Ganze ist jedoch zu<br />

billig. Vor allem stört dabei die Tatsache, daß die Gesichtszüge der bei<strong>den</strong> Or<strong>den</strong>sheiligen<br />

eine geradezu frappierende Ähnlichkeit mit <strong>den</strong>en der bei<strong>den</strong> Engel unter dem<br />

Gna<strong>den</strong>bild haben. Vor allem die Stirn-Augen-Nasen-Partien dieser vier Figuren weisen<br />

ein hohes Maß an Übereinstimmung auf. Ein Blick auf Gott Vater über dem Gna<strong>den</strong>bild<br />

bestärkt <strong>den</strong> Verfasser in der Annahme, daß hier sehr wahrscheinlich dieselbe<br />

Hand am Werk war.<br />

Geht man davon aus, daß Reithmayr die vier Assistenzfiguren der bei<strong>den</strong> Seitenaltäre<br />

schuf und aus seiner Werkstatt auch die bei<strong>den</strong> kleinen Engel links und rechts vom Tabernakel<br />

stammten, und vergleicht man deren Gesichter mit <strong>den</strong>en der oben genannten<br />

fünf Figuren, so ist der Unterschied unverkennbar. Fünf herbe, strenge Gesichter stehen<br />

dann sechs doch recht freundlichen, fast bairisch-gemütlichen Gesichtern gegenüber.<br />

Daran ändert nicht einmal etwas der lei<strong>den</strong>de Gesichtsausdruck des Hl. Sebastian.<br />

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