r1 - Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf

Andrerseits muß aber auch der absolute Wert des Opfers gesehen werden. Selbst im
Deggendorfer Schicksalsjahr 1703 lag er bei über 350 Gulden. Und schon zwei Jahre danach
wurde nochmals die 500-Gulden-Grenze überschritten, eine Marke, die nur noch
für vier weitere Jahre (1687, 1698, 1699, 1700) nachgewiesen und für einige Jahre zwischen
1688 und 1697 vermutet werden kann. Hier muß die Frage nach der Herkunft der
beachtlichen Opferbeträge offen bleiben, wenn man die große materielle Not in unserer
Heimat mit ins Kalkül zieht. Waren die Quellen für das Geld gut versteckte „Notgroschen"?
Handelte man nach dem Motto „Lieber jeder Kreuzer für Unsere Liebe Frau
von Greising als für die Kaiserlichen"? Einige Probleme müssen hier wohl ungeklärt
bleiben.
Eine solche Zusammenstellung darf jedoch nicht unkritisch und ohne Vorbehalte gelesen
werden. Zu viele Einzelfaktoren können hier das Bild ganz erheblich verzerren:
Mißernten, Unwetterkatastrophen, frühe Wintereinbrüche usw. öfters wurde der
Deggendorf er Raum in der Zeit von 1700 bis 1800 von Kriegen heimgesucht. Auch die
Begründung der Wallfahrt selbst liegt noch verhältnismäßig nahe am Dreißigjährigen
Krieg, dessen Auswirkungen in manchen Regionen bis weit ins 18. Jahrhundert hinein
noch spürbar waren. Und schließlich sind manche Schwankungen im Gottsberath sicherlich
darauf zurückzuführen, daß die Abrechnungen nicht immer genau den Zeitraum
vom 1. Januar bis 31. Dezember umfaßten; wie aus den verschiedenen Kirchenrechnungen
hervorgeht, wurde manchmal schon im November oder sogar schon Ende
Oktober abgerechnet.
Erläuterungen:
1 Begründung der Greisinger Wallfahrt 1673
2 Errichtung der ersten Holzkapelle im Jahre 1677 (oder 1678)
3 Bau der gemauerten Kapelle in den Jahren 1691 und 1692
4 Spanischer Erbfolgekrieg
5 Erweiterungsbau an der Kapelle in den Jahren 1724/28
6 Österreichischer Erbfolgekrieg
7 Säkularisation 1803
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