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9. Methoden und Ansätze zur KulturverbesserungHauptgründe dafür liegen einerseits in der zu geringen Berücksichtigung der verschiedenen Zielkonflikte derUnternehmensführung und andererseits in einer geringeren Identifikation des Top-Managements mit einer„von unten ‚entworfenen’ Kultur“ 256 .Eine weitere wirksame Möglichkeit, die Unternehmenskultur zu beeinflussen, ist das Personalmanagement,z.B. durch die gezielte Selektion von Mitarbeitern. Dabei stellt das Unternehmen gezielt solche Mitarbeiter ein,deren kulturelle Wertvorstellungen sich mit denen des Unternehmens decken bzw. einem gewünschten Profilentsprechen. Das Einstellen von Mitarbeitern, deren kulturelles Verständnis mit dem des Unternehmensdeckungsgleich ist, birgt die Gefahr, dass die Unternehmenskultur sich wegen fehlender Reflexion nicht weiterentwickelt. Eine konträre Einstellungspolitik mit dem Ziel, eine Kulturveränderung zu forcieren, kannerfolgreich sein. Allerdings ist es für neue Mitarbeiter grundsätzlich schwierig, sich in einer neuen kulturellenUmgebung zurecht zu finden. Ob es diesen Mitarbeitern gelingt (bewusst oder unbewusst) dievorherrschende Unternehmenskultur zu beeinflussen, kann im Vornherein nur vermutet werden. Es kann auchdazu kommen, dass ein neuer Mitarbeiter innerlich kündigt, sich der vorherrschenden Unternehmenskulturanpasst oder das Unternehmen wieder verlässt. 257Neuenberger/Kompa (1987, S. 237 und 241f.) sehen zudem in der Aus-, Fort-, und Weiterbildung bestimmterPersonengruppen im Sinne einer gezielten Personalentwicklung sowie in der systematischenPersonalverteilung weitere Möglichkeiten seitens des Personalmanagements, auf die Unternehmenskultureinzuwirken. Denn hiervon gehen ebenfalls wichtige Signalwirkungen auf das Unternehmen aus. Wennbeispielsweise Führungspositionen grundsätzlich nicht an bestimmte Personengruppen trotz ausreichenderQualifikation vergeben werden (z.B. aufgrund der Hautfarbe oder im Fall von Behinderungen), sagt dies sehrviel über eine herrschende Unternehmenskultur aus. 258Eine dritte wesentliche Einflussmöglichkeit auf die Unternehmenskultur ist die Unternehmensstrategie, dienach Dubs (2004, S. 476) dem Handeln der Unternehmensmitglieder einen Sinn verleiht. Dabei sind einerseitsin den Strategien allen wesentlichen Anspruchsgruppen genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Andererseitsist es wichtig, dass die Strategien ebenso wie die Entscheidungen und Prozesse verständlich undnachvollziehbar sind und ggf. erklärt werden, d.h. den Mitarbeitern die Frage nach dem „Warum?“ –zufrieden stellend beantwortet wird. Die Wirkung der Strategie auf die Kultur ist nur dann wirklich effektiv,wenn die Strategien, Strukturen und Prozesse in sich stimmig sind und auch das Verhalten der Vorgesetztenauf die Herausforderungen, die sich aus der Strategie ergeben, ausgerichtet ist. 259Der Zielbildungsprozess selber als Teil des Strategieprozesses stellt einen weiteren Ansatzpunkt für dieVeränderung der Unternehmenskultur dar. Die Art und Weise, wie Ziele bestimmt werden, ist gemäß Heinen(1976) einerseits von den Rahmenbedingungen der Gesellschaftskultur und andererseits von der individuellenUnternehmenskultur abhängig. Diese Unternehmenskultur bedarf allerdings einer Fixierung im Unternehmen,bspw. durch festgeschriebene Unternehmensgrundsätze, -philosophien und -leitbilder, die den Angehörigendes Unternehmens als Orientierungspunkte für ihr Handeln dienen. 260Werden diese Orientierungspunktebewusst verändert und wird diese Veränderung von der Spitze des Unternehmens auch vorgelebt, so ist eineVeränderung des Zielbildungsprozesses und damit u.U. auch der Unternehmenskultur möglich.Zwischen der Unternehmenskultur und der Unternehmensstruktur bestehen wechselseitige Wirkungen. LautSchein (1995, S. 196) ist die Struktur eines Unternehmens ein Ausdruck der Kultur innerhalb derFührungsetage, da die reale Unternehmensstruktur häufig rationalen Überlegungen widerspricht. Sie drücktdie Wertschätzung des Managements für die jeweiligen Bereiche aus und äußert sich besonders in denzugeteilten Kompetenzen und der Weisungsgebundenheit. Die Struktur kann durch Umstrukturierunggeändert werden, wobei das Ergebnis stets auf die zugrunde liegenden Prämissen der Führungskräfteschließen lässt. 261Die Routineabläufe eines Unternehmens sind ebenso Ausdruck der Unternehmenskultur. Sie sind dieStabilisatoren eines jeden Unternehmens und helfen dem Management und den Mitarbeitern, sich im256Dubs (2004), S. 477.257Vgl. Dubs (2004), S. 475f.258Vgl. Neuenberger/Kompa (1987), S. 237f.259Vgl. Dubs (2004), S. 476.260Vgl. Dill/Hügler (1987), S. 163f.261Vgl. Schein (1995), S. 196f.76 Pforzheimer Forschungsberichte Nr. 7

Erfolgsfaktoren für betriebliches Energie- und StoffstrommanagementUnternehmen zu orientieren. Obwohl beispielsweise bürokratische Abläufe in Unternehmen von denAngestellten häufig als negativ empfunden werden, vermitteln sie eine gewisse „Ordnung im Chaos“ undkönnen so Ungewissheit und Angst vermeiden helfen. Zur Befriedigung des Sicherheitsbedürfnisses derMitarbeiter sind Routineabläufe unabdingbare Instrumente, die außerdem verstärkt die Wertschätzung derUnternehmensführung für bestimmte Bereiche oder Prozesse zeigen. 262Ebenso wie die Unternehmensstruktur Ausdruck der Unternehmenskultur ist, hat auch dieUnternehmensstruktur Einfluss auf die Unternehmenskultur. Diese Wechselwirkungen werden z.B. vonGomez (2004) dargestellt. Eine Unternehmensorganisation umfasst aus einer instrumentalen Perspektivebetrachtet ein bestimmtes Regelwerk. Die verschiedenen Regeln sind charakterisiert durch unterschiedlicheGrade der Zentralisation bzw. Dezentralisation, Delegation, Partizipation, Standardisierung, Funktionalisierungund Koordination. 263Sie schaffen einen Rahmen für unternehmerisches Handeln und bedingen so, dass sichdie Unternehmenskultur in bestimmte Richtungen entwickelt. So hat der einzelne Manager beispielsweise ineiner zentral organisierten Organisation weniger Entscheidungsmöglichkeiten als in einer dezentralenOrganisation. Dies führt u.U. zu unterschiedlicher Motivation und Einsatzbereitschaft der Manager, bedingtdurch die Struktur (und natürlich durch deren Persönlichkeit sowie weiteren Faktoren). 264Auf dieUnternehmenskultur der Mitarbeiter wiederum haben beispielsweise die Installation kontinuierlicherVerbesserungsprozesse oder neuer Arbeits- und Organisationsformen wie z.B. Teamarbeit statt Einzelkämpfertumstarken Einfluss. 265Dieser Zusammenhang – der Einfluss der Strukturen auf die Kulturen – wird dannbesonders offensichtlich, wenn sich in Unternehmensbereichen, die unterschiedlich strukturiert sind und dieunterschiedliche Aufgaben zu bewältigen haben, verschiedene Unternehmenskulturen ausdifferenzierthaben. 266Als besonders wirksame Einflussfaktoren auf die Ausprägungen von Unternehmenskulturen bzw. das an denTag gelegte Verhalten gelten der Informationsfluss und die Kommunikation, die durch formaleVerhaltenskodizes mit Regelungen und Richtlinien zur unternehmensexternen und -internen Kommunikationsowie mit Führungsgrundsätzen das gewünschte Verhalten der Mitarbeiter und Manager mit bestimmen.Grundlage für Verhaltenskodizes sind die Werte, zu denen sich das Unternehmen bekennt. Zusammen mitdem öffentlichkeitswirksamen Verhalten eines Unternehmens ergeben Verhaltenskodizes ein typischesGesamtbild (Image) eines Unternehmens. 267Diese genannten Einflussfaktoren auf Unternehmenskulturen werden in der Regel durch ein sog. „ChangeManagement“ gezielt zur Veränderung von Unternehmenskulturen genutzt, wobei die Entwicklunggemeinsamer Visionen und Leitbilder meist im Vordergrund stehen. Eng schließt sich an dieses Konzept das„Diversity Management“ an, bei dem die Integration verschiedener Subkulturen einzelner Mitarbeiter undMitarbeitergruppen in die Unternehmenskultur im Vordergrund steht, bspw. von ethnischen Minderheiten,von Mitarbeiter mit verschiedenen muttersprachlichen Hintergründen oder von Behinderten. Bei der Umsetzungeines Change und Diversity Managements finden Schulungsmaßnahmen und Führungsanweisungenihre häufigste Anwendung, um die interne Kommunikation und Entscheidungsgeschwindigkeit zu verbessern.Abschließend sei zu bemerken, dass die hier angesprochenen Ansatzpunkte zur Veränderung einerUnternehmenskultur keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, da die Einflussfaktoren bislangnoch zu wenig untersucht worden sind.9.1.3 Analyse von UnternehmenskulturenUm eine Unternehmenskultur verändern zu wollen, ist es zunächst nötig, sie zu analysieren und zu erfassen,um zu wissen, welcher Status Quo im eigenen Unternehmen herrscht. Hier gibt es zwei Modelle, die in derPraxis für die Analyse einer Unternehmenskultur häufig verwendet werden: das „Deal und Kennedy Modell“sowie das „Kulturnetz“.262Vgl. Schein (1995), S. 198.263Vgl. Gomez (2004), S. 430.264Siehe auch Gomez (2004), S. 444f.265Vgl. Haas/Hahn/Schurr (2006), S. 48ff.266Siehe auch Gomez (2004), S. 444f.267Vgl. Schenk (1997), S. 105ff., 114 und 135.• IAF • 77

9. Methoden <strong>und</strong> Ansätze zur KulturverbesserungHauptgründe dafür liegen einerseits in der zu geringen Berücksichtigung der verschiedenen Zielkonflikte derUnternehmensführung <strong>und</strong> andererseits in einer geringeren Identifikation des Top-Managements mit einer„von unten ‚entworfenen’ Kultur“ 256 .Eine weitere wirksame Möglichkeit, die Unternehmenskultur zu beeinflussen, ist das Personalmanagement,z.B. durch die gezielte Selektion von Mitarbeitern. Dabei stellt das Unternehmen gezielt solche Mitarbeiter ein,deren kulturelle Wertvorstellungen sich mit denen des Unternehmens decken bzw. einem gewünschten Profilentsprechen. Das Einstellen von Mitarbeitern, deren kulturelles Verständnis mit dem des Unternehmensdeckungsgleich ist, birgt die Gefahr, dass die Unternehmenskultur sich wegen fehlender Reflexion nicht weiterentwickelt. Eine konträre Einstellungspolitik mit dem Ziel, eine Kulturveränderung zu forcieren, kannerfolgreich sein. Allerdings ist es für neue Mitarbeiter gr<strong>und</strong>sätzlich schwierig, sich in einer neuen kulturellenUmgebung zurecht zu finden. Ob es diesen Mitarbeitern gelingt (bewusst oder unbewusst) dievorherrschende Unternehmenskultur zu beeinflussen, kann im Vornherein nur vermutet werden. Es kann auchdazu kommen, dass ein neuer Mitarbeiter innerlich kündigt, sich der vorherrschenden Unternehmenskulturanpasst oder das Unternehmen wieder verlässt. 257Neuenberger/Kompa (1987, S. 237 <strong>und</strong> 241f.) sehen zudem in der Aus-, Fort-, <strong>und</strong> Weiterbildung bestimmterPersonengruppen im Sinne einer gezielten Personalentwicklung sowie in der systematischenPersonalverteilung weitere Möglichkeiten seitens des Personalmanagements, auf die Unternehmenskultureinzuwirken. Denn hiervon gehen ebenfalls wichtige Signalwirkungen auf das Unternehmen aus. Wennbeispielsweise Führungspositionen gr<strong>und</strong>sätzlich nicht an bestimmte Personengruppen trotz ausreichenderQualifikation vergeben werden (z.B. aufgr<strong>und</strong> der Hautfarbe oder im Fall von Behinderungen), sagt dies sehrviel über eine herrschende Unternehmenskultur aus. 258Eine dritte wesentliche Einflussmöglichkeit auf die Unternehmenskultur ist die Unternehmensstrategie, dienach Dubs (2004, S. 476) dem Handeln der Unternehmensmitglieder einen Sinn verleiht. Dabei sind einerseitsin den Strategien allen wesentlichen Anspruchsgruppen genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Andererseitsist es wichtig, dass die Strategien ebenso wie die Entscheidungen <strong>und</strong> Prozesse verständlich <strong>und</strong>nachvollziehbar sind <strong>und</strong> ggf. erklärt werden, d.h. den Mitarbeitern die Frage nach dem „Warum?“ –zufrieden stellend beantwortet wird. Die Wirkung der Strategie auf die Kultur ist nur dann wirklich effektiv,wenn die Strategien, Strukturen <strong>und</strong> Prozesse in sich stimmig sind <strong>und</strong> auch das Verhalten der Vorgesetztenauf die Herausforderungen, die sich aus der Strategie ergeben, ausgerichtet ist. 259Der Zielbildungsprozess selber als Teil des Strategieprozesses stellt einen weiteren Ansatzpunkt für dieVeränderung der Unternehmenskultur dar. Die Art <strong>und</strong> Weise, wie Ziele bestimmt werden, ist gemäß Heinen(1976) einerseits von den Rahmenbedingungen der Gesellschaftskultur <strong>und</strong> andererseits von der individuellenUnternehmenskultur abhängig. Diese Unternehmenskultur bedarf allerdings einer Fixierung im Unternehmen,bspw. durch festgeschriebene Unternehmensgr<strong>und</strong>sätze, -philosophien <strong>und</strong> -leitbilder, die den Angehörigendes Unternehmens als Orientierungspunkte für ihr Handeln dienen. 260Werden diese Orientierungspunktebewusst verändert <strong>und</strong> wird diese Veränderung von der Spitze des Unternehmens auch vorgelebt, so ist eineVeränderung des Zielbildungsprozesses <strong>und</strong> damit u.U. auch der Unternehmenskultur möglich.Zwischen der Unternehmenskultur <strong>und</strong> der Unternehmensstruktur bestehen wechselseitige Wirkungen. LautSchein (1995, S. 196) ist die Struktur eines Unternehmens ein Ausdruck der Kultur innerhalb derFührungsetage, da die reale Unternehmensstruktur häufig rationalen Überlegungen widerspricht. Sie drücktdie Wertschätzung des Managements für die jeweiligen Bereiche aus <strong>und</strong> äußert sich besonders in denzugeteilten Kompetenzen <strong>und</strong> der Weisungsgeb<strong>und</strong>enheit. Die Struktur kann durch Umstrukturierunggeändert werden, wobei das Ergebnis stets auf die zugr<strong>und</strong>e liegenden Prämissen der Führungskräfteschließen lässt. 261Die Routineabläufe eines Unternehmens sind ebenso Ausdruck der Unternehmenskultur. Sie sind dieStabilisatoren eines jeden Unternehmens <strong>und</strong> helfen dem Management <strong>und</strong> den Mitarbeitern, sich im256Dubs (2004), S. 477.257Vgl. Dubs (2004), S. 475f.258Vgl. Neuenberger/Kompa (1987), S. 237f.259Vgl. Dubs (2004), S. 476.260Vgl. Dill/Hügler (1987), S. 163f.261Vgl. Schein (1995), S. 196f.76 <strong>Pforzheim</strong>er Forschungsberichte Nr. 7

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