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7. Unternehmensinterne Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für ein ESSM7.3.1 Flexible UnternehmensstrukturEine flexible Organisationsstruktur orientiert sich an den Erwartungen und Eignungen seiner Mitglieder undversucht, deren vielfältige Fähigkeiten optimal zu nutzen. Um dies zu erreichen, lässt die Strukturweitgehende Freiheitsgrade nicht nur bei der Aufgabenerfüllung, sondern bereits bei deren -interpretation:Die Mitarbeiter und Manager orientieren sich eher an Symbolen und impliziten Verhaltensnormen, wie siebspw. in Leitbildern verankert sind, als an formalen und expliziten Gestaltungsinstrumenten. Es werden eherRahmenregelungen bzgl. bestimmter Zwecke festgelegt; durch welche Teilaufgaben und Prozesse diesekonkret realisiert werden, bleibt weitgehend offen. Zudem sorgen Anreizsysteme dafür, dass das Engagementund die Kreativität zur Zielerreichung entsprechend belohnt wird. Große Freiheitsgrade ermöglicheneinzelfallspezifische und eher zeitlich befristete Problemlösungen. Dadurch entstehen wenig starrepolyzentrische, flache, bottom up-Strukturen auf Zeit. Sie sind anpassungsfähig und mit ihrer speziellenUmwelt, auf welche die Aufgabenerfüllung jeweils ausgerichtet ist, vernetzt. Die Beziehungsmuster sindhorizontal-lateral ausgerichtet. Verantwortlichkeit ist dezentralisiert und bei der höchstmöglichen Sachkompetenzangesiedelt. Allerdings muss dabei auf die Erzielung von Synergien weitgehend verzichtet werden. Hinterdieser Strukturierung steckt weitgehend das Prinzip der Selbstorganisation, was eine Mischorganisation zurFolge hat, ohne einheitliche Gliederungs- und Integrationsmuster. Auf diese Weise versucht das Unternehmen,die Motivation und Loyalität seiner Mitglieder zu stärken.In Unternehmen mit flexiblen Unternehmensstrukturen werden sowohl kurzfristige als auch langfristigeKostensenkungspotenziale relativ einfach gehoben und selbst anspruchsvollere Projekte weitgehendproblemlos und schnell umgesetzt. Dies hat verschiedene Gründe: Die Verantwortlichkeiten für Energie- undMaterialkosten sowie für technische Verbesserungen sind eindeutig definiert, so dass es Akteure gibt, die sichden Verbesserungsvorschlägen, die durch ein ESSM identifiziert werden, persönlich annehmen. Sie tun dies,weil sie sich für Kostensenkungen verantwortlich fühlen, weil ihr Arbeitsergebnis daran gemessen wird undsie entsprechend belohnt werden. Gleichzeitig sind diese Verantwortlichen in der Lage, flexibel zu agieren,dezentral zu entscheiden und damit die Verbesserungspotenziale relativ schnell und unkompliziert nutzen zukönnen.Darüber hinaus ist die Aufgabenverteilung in einer flexiblen Organisation ohnehin wenig starr und auf Zeitangelegt ist. Meist bestehen systematisierte kontinuierliche Verbesserungsprozesse, durch die Mitgliedergewohnt sind, auch komplizierte, neuartige Herausforderungen frühzeitig anzugehen und rasch zu meistern.Darum werden auch solche Kosteneinsparpotenziale aufgegriffen, die weitergehende Veränderungen imUnternehmen erfordern.Oft führen die hohe Motivation und die weitgehenden Freiheitsgrade, das große Vertrauen, bestehendeAnreizsysteme und betriebliche Vorschlagswesen sogar dazu, dass die Unternehmensmitglieder selber kreativwerden und eigenständig Kosteneinsparpotenziale identifizieren.7.3.2 Starre UnternehmensstrukturEine starre Organisationsstruktur gliedert ihre Aufgaben relativ formalisiert und nach funktionalenGesichtspunkten, die dann auch durch verschiedene, spezialisierte Bereiche und Aufgabenträger bearbeitetwerden. Eine hohe Regelungsdichte versucht zu gewährleisten, dass die Aufgaben korrekt erledigt werden.Dabei entsteht eine recht mechanistische, starre, auf Dauer angelegte und detailliert festgelegte Aufbau- undAblaufstruktur. Die Strukturen sind klar gegliedert, stark hierarchisch und vertikal (top-down) angelegt mitdem Ziel, durch eine weitgehende Zentralisierung und hochgradige Arbeitsteilung Synergien undEffizienzvorteile nutzen zu können. In der hohen Regelungsdichte und der autoritären Führungsweise kommteine Misstrauensorganisation zum Ausdruck. Sie ist auf Sicherheit, Gewissheit und weitgehende Kontrollenangelegt und minimiert Störbarkeitsrisiken weitgehend. Dementsprechend besteht auch ein geringes Interessean internen Kooperationen der Unternehmensmitglieder untereinander.In starren Unternehmensstrukturen gibt es, ebenso wie bei flexiblen Unternehmensstrukturen, klareVerantwortlichkeiten für Produktionsprozesse und für Material- und Energiekosten. Daher besteht von Seitender Verantwortlichen ein Interesse daran, Kosteneinsparmaßnahmen durchzuführen. Kurzfristige Kostensenkungspotenzialehaben relativ große Erfolgschancen, wenn sie von wenigen Mitarbeitern relativ einfach,ohne dass deren besonderes Engagement nötig wäre, umgesetzt werden können. In dem Fall können diedafür notwendigen Maßnahmen per Hierarchie von oben angeordnet und ihre Durchführung kontrolliertwerden.Langfristige Kostensenkungsprojekte im Rahmen des ESSM stoßen jedoch in aller Regel auf zahlreicheWiderstände im Unternehmen. Solche Maßnahmen erfordern in der Regel weiterreichende Entscheidungen,48 Pforzheimer Forschungsberichte Nr. 7

Erfolgsfaktoren für betriebliches Energie- und Stoffstrommanagementz.B. für Investitionen in neue Maschinen, die jedoch aufgrund der bürokratischen Strukturen nur in eherschwierigen und langwierigen Entscheidungsprozessen gefällt werden können.Wenn Verbesserungsmaßnahmen strukturelle Änderungen erfordern, ist es schwierig, die langfristigangelegten, starren Strukturen zu verändern. Die Gründe dafür sind vielfältig: Aufgrund der hohen Spezialisierungsind oft viele Aufgabenträger und deren Arbeitsbereiche betroffen. Gleichzeitig haben sich Abläufeund Gewohnheiten zwischen diesen Aufgabenträgern langfristig etabliert, Verantwortungs- und Machtbereichesind gefestigt. Aufgrund des bestehenden Misstrauens sind Mitglieder Veränderungen gegenüberskeptisch, da sie ihre eigenen Aufgabenbereiche und Machtpositionen gefährdet sehen. Engagement wirdohnehin eher ausgebremst denn gefördert. Dies sind die Gründe, warum Mitglieder Veränderungen alszusätzliche Erschwernis, Bedrohung und als mühsam wahrnehmen, deren Bewältigung ohnehin nicht belohntund geschätzt wird. Daher werden von oben angeordnete Veränderungsprozesse tendenziell von denbetroffenen Mitgliedern ausgebremst bzw. boykottiert. Wenn das eigene Engagement der Mitarbeiter zurUmsetzung nötig ist, bestehen nur geringe Realisierungschancen. Eigene Verbesserungsvorschläge von denMitarbeitern (bottom-up) sind ebenfalls eher unwahrscheinlich.7.3.3 Unorganisierte UnternehmensstrukturBei KMUs gibt es einige Unternehmen, die eher unorganisiert sind, d.h. in denen eine klare Zuordnung vonAufgaben und Verantwortung innerhalb des Unternehmens weitgehend fehlen. Dadurch sind viele Prozesseineffizient und sogar ineffektiv. Viele dieser Abläufe sind historisch gewachsen und orientieren sich z.T. anpersönlich gewachsenen, informellen Wegen. Sie werden nicht mehr hinterfragt, weil sie sich scheinbarbewährt haben, erscheinen aber bei einer aktuellen Analyse chaotisch und nach funktionalen Gesichtspunktenbetrachtet wenig zielorientiert.Die Mitarbeiter dieser Unternehmen werden selten entsprechend ihrer Fähigkeiten eingesetzt und Synergienbleiben ungenutzt. Für Misserfolge und Fehler fühlt sich niemand zuständig, und niemand wird verantwortlichgemacht. Dies führt zu einer Stagnation im Unternehmen, da auch niemand für Veränderung zuständig istund diese aufgreift und durchsetzt. Gleichzeitig besteht ein hoher Grad an Aktivismus, da aufgrund derbestehenden Ineffizienzen finanzielle Ressourcen verschwendet werden und damit knapp sind und personelleRessourcen schlecht genutzt und somit ein akuter Zeitmangel herrscht.Unternehmen, die nicht über eine klare Unternehmensstruktur verfügen, bergen vielfältige Verbesserungspotenziale,die oft schon relativ einfach umgesetzt werden könnten. Verbesserungsvorschläge, die von außenan das Unternehmen herangetragen werden, sind aufgrund des hohen Problemdrucks in der Regel höchstwillkommen. Allerdings werden selbst kurzfristige Einsparpotenziale kaum umgesetzt, da trotz großerProbleme und Sorgen scheinbar keine Zeit und kein Geld für Verbesserungen vorhanden sind. Da es keineeindeutig Verantwortlichen für Material- und Energiekosten oder für technische oder organisatorische Abläufedefiniert sind, gibt es niemanden, der sich für die Umsetzung der Verbesserungspotenziale zuständig fühlt.Zudem würden Verbesserungen und ein Engagement kaum honoriert werden. Aufgrund einerweitreichenden Betriebsblindheit werden Verbesserungsmöglichkeiten im Unternehmen selber kaum erkannt.7.4 UnternehmenskulturDie Unternehmenskultur ist das letzte Merkmal des im Rahmen des EFAS-Projekts ermitteltenmorphologischen Kastens. Es hat sich im Laufe der empirischen Untersuchung gezeigt, dass sich in der Kultursowohl die verschiedenen Ausprägungen der Unternehmenspolitik – verantwortungsbewusst, opportunistisch,das Überleben sichernd – als auch die Ausprägungen der Unternehmensstruktur – starr und flexibel –widerspiegeln. Daher werden im Folgenden zwei kulturspezifische Merkmale unterschieden: die Anspruchsgruppenorientierungmit den Ausprägungen verantwortungsbewusst, opportunistisch und desorientiert sowiedie Innovationsfreudigkeit mit den Ausprägungen veränderungsbereit und änderungsfeindlich. 139139Die folgenden Beschreibungen der verschiedene Ausprägung einer Unternehmenskultur basieren auf den empirischenBefunden und greifen an einzelnen Stellen auf Bleicher (1999), S. 238ff., zurück.• IAF • 49

7. Unternehmensinterne Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Hemmnisse für ein ESSM7.3.1 Flexible UnternehmensstrukturEine flexible Organisationsstruktur orientiert sich an den Erwartungen <strong>und</strong> Eignungen seiner Mitglieder <strong>und</strong>versucht, deren vielfältige Fähigkeiten optimal zu nutzen. Um dies zu erreichen, lässt die Strukturweitgehende Freiheitsgrade nicht nur bei der Aufgabenerfüllung, sondern bereits bei deren -interpretation:Die Mitarbeiter <strong>und</strong> Manager orientieren sich eher an Symbolen <strong>und</strong> impliziten Verhaltensnormen, wie siebspw. in Leitbildern verankert sind, als an formalen <strong>und</strong> expliziten Gestaltungsinstrumenten. Es werden eherRahmenregelungen bzgl. bestimmter Zwecke festgelegt; durch welche Teilaufgaben <strong>und</strong> Prozesse diesekonkret realisiert werden, bleibt weitgehend offen. Zudem sorgen Anreizsysteme dafür, dass das Engagement<strong>und</strong> die Kreativität zur Zielerreichung entsprechend belohnt wird. Große Freiheitsgrade ermöglicheneinzelfallspezifische <strong>und</strong> eher zeitlich befristete Problemlösungen. Dadurch entstehen wenig starrepolyzentrische, flache, bottom up-Strukturen auf Zeit. Sie sind anpassungsfähig <strong>und</strong> mit ihrer speziellenUmwelt, auf welche die Aufgabenerfüllung jeweils ausgerichtet ist, vernetzt. Die Beziehungsmuster sindhorizontal-lateral ausgerichtet. Verantwortlichkeit ist dezentralisiert <strong>und</strong> bei der höchstmöglichen Sachkompetenzangesiedelt. Allerdings muss dabei auf die Erzielung von Synergien weitgehend verzichtet werden. Hinterdieser Strukturierung steckt weitgehend das Prinzip der Selbstorganisation, was eine Mischorganisation zurFolge hat, ohne einheitliche Gliederungs- <strong>und</strong> Integrationsmuster. Auf diese Weise versucht das Unternehmen,die Motivation <strong>und</strong> Loyalität seiner Mitglieder zu stärken.In Unternehmen mit flexiblen Unternehmensstrukturen werden sowohl kurzfristige als auch langfristigeKostensenkungspotenziale relativ einfach gehoben <strong>und</strong> selbst anspruchsvollere Projekte weitgehendproblemlos <strong>und</strong> schnell umgesetzt. Dies hat verschiedene Gründe: Die Verantwortlichkeiten für Energie- <strong>und</strong>Materialkosten sowie für technische Verbesserungen sind eindeutig definiert, so dass es Akteure gibt, die sichden Verbesserungsvorschlägen, die durch ein ESSM identifiziert werden, persönlich annehmen. Sie tun dies,weil sie sich für Kostensenkungen verantwortlich fühlen, weil ihr Arbeitsergebnis daran gemessen wird <strong>und</strong>sie entsprechend belohnt werden. Gleichzeitig sind diese Verantwortlichen in der Lage, flexibel zu agieren,dezentral zu entscheiden <strong>und</strong> damit die Verbesserungspotenziale relativ schnell <strong>und</strong> unkompliziert nutzen zukönnen.Darüber hinaus ist die Aufgabenverteilung in einer flexiblen Organisation ohnehin wenig starr <strong>und</strong> auf Zeitangelegt ist. Meist bestehen systematisierte kontinuierliche Verbesserungsprozesse, durch die Mitgliedergewohnt sind, auch komplizierte, neuartige Herausforderungen frühzeitig anzugehen <strong>und</strong> rasch zu meistern.Darum werden auch solche Kosteneinsparpotenziale aufgegriffen, die weitergehende Veränderungen imUnternehmen erfordern.Oft führen die hohe Motivation <strong>und</strong> die weitgehenden Freiheitsgrade, das große Vertrauen, bestehendeAnreizsysteme <strong>und</strong> betriebliche Vorschlagswesen sogar dazu, dass die Unternehmensmitglieder selber kreativwerden <strong>und</strong> eigenständig Kosteneinsparpotenziale identifizieren.7.3.2 Starre UnternehmensstrukturEine starre Organisationsstruktur gliedert ihre Aufgaben relativ formalisiert <strong>und</strong> nach funktionalenGesichtspunkten, die dann auch durch verschiedene, spezialisierte Bereiche <strong>und</strong> Aufgabenträger bearbeitetwerden. Eine hohe Regelungsdichte versucht zu gewährleisten, dass die Aufgaben korrekt erledigt werden.Dabei entsteht eine recht mechanistische, starre, auf Dauer angelegte <strong>und</strong> detailliert festgelegte Aufbau- <strong>und</strong>Ablaufstruktur. Die Strukturen sind klar gegliedert, stark hierarchisch <strong>und</strong> vertikal (top-down) angelegt mitdem Ziel, durch eine weitgehende Zentralisierung <strong>und</strong> hochgradige Arbeitsteilung Synergien <strong>und</strong>Effizienzvorteile nutzen zu können. In der hohen Regelungsdichte <strong>und</strong> der autoritären Führungsweise kommteine Misstrauensorganisation zum Ausdruck. Sie ist auf Sicherheit, Gewissheit <strong>und</strong> weitgehende Kontrollenangelegt <strong>und</strong> minimiert Störbarkeitsrisiken weitgehend. Dementsprechend besteht auch ein geringes Interessean internen Kooperationen der Unternehmensmitglieder untereinander.In starren Unternehmensstrukturen gibt es, ebenso wie bei flexiblen Unternehmensstrukturen, klareVerantwortlichkeiten für Produktionsprozesse <strong>und</strong> für Material- <strong>und</strong> Energiekosten. Daher besteht von Seitender Verantwortlichen ein Interesse daran, Kosteneinsparmaßnahmen durchzuführen. Kurzfristige Kostensenkungspotenzialehaben relativ große Erfolgschancen, wenn sie von wenigen Mitarbeitern relativ einfach,ohne dass deren besonderes Engagement nötig wäre, umgesetzt werden können. In dem Fall können diedafür notwendigen Maßnahmen per Hierarchie von oben angeordnet <strong>und</strong> ihre Durchführung kontrolliertwerden.Langfristige Kostensenkungsprojekte im Rahmen des ESSM stoßen jedoch in aller Regel auf zahlreicheWiderstände im Unternehmen. Solche Maßnahmen erfordern in der Regel weiterreichende Entscheidungen,48 <strong>Pforzheim</strong>er Forschungsberichte Nr. 7

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