5. Potenzielle Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Hemmnisse5 Potenzielle Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> HemmnisseDie potenziellen Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Hemmnisse, wie sie im vorliegenden Kapitel ausgearbeitet werden,bezeichnen diejenigen Faktoren im Unternehmen <strong>und</strong> in dessen Umfeld, die für den Erfolg des ESSM beiKMUs potenziell von Bedeutung sein könnten. Für die Benennung dieser Faktoren wird auf das „neue St.Galler Management-Modell“ von Rüegg-Stürm (2002) (vgl. Kapitel 3 <strong>und</strong> 4) zurückgegriffen, das dieverschiedenen Aufgaben des Managements <strong>und</strong> die wesentlichen unternehmensinternen <strong>und</strong> -externenBedingungen <strong>und</strong> Wechselwirkungen benennt. Von zentraler Bedeutung sind dabei vor allem die internenErfolgsfaktoren <strong>und</strong> Hemmnisse, da sie es sind, die das Unternehmen gezielt verändern kann <strong>und</strong> auf welchedie Handlungsempfehlungen in Kapitel 12 <strong>und</strong> die Methodenvorschläge für eine konkrete Verbesserung derErfolgschancen für ein ESSM in Kapitel 13 gerichtet sind.5.1 Externe Einflussfaktoren auf ein ESSM5.1.1 Einflüsse aus den Umweltsphären des UnternehmensAuf wesentliche Einflussfaktoren für das ESSM weisen die Umweltsphären außerhalb des Unternehmens hin:• Natur: Wie material- <strong>und</strong> energieintensiv ist die Produktion des Unternehmens?• Wirtschaft: Wie kostenintensiv ist der Material- <strong>und</strong> Energieverbrauch?• Technik: Was ist der allgemeine Stand der Technik, welchen technischen Stand haben demgegenüberdie Anlagen des Unternehmens?• Gesellschaft: Welche Themen bestimmen aktuell die gesellschaftliche Diskussion?Die Themen, welche aktuell in der gesellschaftlichen Diskussion sind, bestimmen letztlich die unternehmerischeWahrnehmung der Relevanz eines ESSM <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Kosteneinsparungen. So sindEnergieverbräuche z.B. durch die Klimadiskussion im Zuge der Einführung der Ökosteuer <strong>und</strong> des Zertifikatenhandelsstärker ins Blickfeld gerückt. Andererseits mag die Dominanz anderer Themen wie Arbeitslosigkeit<strong>und</strong> der Fokus vieler Manager einzig auf die Senkung von Lohnkosten dazu führen, dass den Material- <strong>und</strong>Energiekosten oft zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.Insgesamt bestimmen die Umweltsphären vor allem, wie (kosten-)relevant ein ESSM für ein Unternehmen ist.Diese Punkte wurden bei der empirischen Untersuchung (vgl. Fragebogen im Anhang) erhoben um festzustellen,ob im Rahmen der ESSM-Projekte bei den Unternehmen tatsächlich relevante Kosteneinsparpotenziale<strong>und</strong> -maßnahmen aufgedeckt werden konnten. Allerdings spielen die Umweltsphären für die eigentlicheForschungsfrage in dem Projekt, warum ein Unternehmen relevante Kosteneinsparpotenziale umsetzt oderauch nicht, kaum eine Rolle. Mit Ausnahme vielleicht der Gesellschaft, die die unternehmerischeWahrnehmung in bestimmte Richtungen lenkt <strong>und</strong> damit u.U. mit dafür verantwortlich ist, dass ein Unternehmeneinen „blinden Fleck“ in der Wahrnehmung <strong>und</strong> Umsetzung dieser Kosteneinsparpotenziale hat.Allerdings können damit keine unternehmensspezifischen Unterschiede innerhalb der Gesellschaft erklärtwerden. Und selbst wenn sich die Gesellschaft als Hemmnis für den Erfolg von ESSM erweisen sollte, ist dieWahrscheinlichkeit, dass ein KMU in der Lage ist, die gesellschaftliche Diskussion maßgeblich zu verändern,äußerst gering. Insofern könnte dieses Hemmnis auch kaum durch ein solches Unternehmen beseitigt werden.5.1.2 Einflüsse von Seiten der AnspruchsgruppenDie Anspruchsgruppen eines Unternehmens sind für ein erfolgreiches ESSM auf unterschiedliche Art <strong>und</strong>Weise mehr oder weniger relevant:• Staat: Welche rechtlichen Rahmenbedingungen beeinflussen die Bedeutung des ESSM für einUnternehmen? Gibt es öffentliche Förderprogramme für ESSM?• Öffentlichkeit bzw. Nichtregierungsorganisationen: Diese spielen für die Relevanz des ESSM bzw. desThemas der Material- <strong>und</strong> Energieeffizienz für KMUs keine wesentliche Rolle.• Konkurrenz: Wie gehen die Wettbewerber mit diesem Thema um, ist ESSM state-of-the-art? Bestehtdie Möglichkeit, sich durch ein ESSM einen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen oder muss dasUnternehmen gar aufholen, um dem state-of-the-art nicht hinterher zu hinken? Ist die30 <strong>Pforzheim</strong>er Forschungsberichte Nr. 7
Erfolgsfaktoren für betriebliches Energie- <strong>und</strong> StoffstrommanagementWettbewerbsstellung des Unternehmens gesichert oder befindet es sich in einer Krise, so dass dieUnternehmensexistenz unmittelbar gefährdet ist?• K<strong>und</strong>en: Ist ein ESSM für K<strong>und</strong>en aus Preis- oder Umweltschutzgründen relevant?• Lieferanten: Diese spielen, mit der Ausnahme von Material- <strong>und</strong> Energielieferanten, imZusammenhang mit ESSM keine wesentliche Rolle.• Kapitalgeber: Welchen (u.U. kurzfristigen) Erfolgs- <strong>und</strong> Kostendruck üben die Kapitalgeber auf dasUnternehmen aus? Fungieren die Anleger <strong>und</strong> insbesondere die Eigentümer als Promotoren oder alsBremser für ein erfolgreiches ESSM? Was sind deren Kompetenzen, persönliche Einstellungen <strong>und</strong>Ziele?• Mitarbeitende: Treten die Manager <strong>und</strong> Mitarbeiter als Promotoren oder als Bremser für einerfolgreiches ESSM auf? Was sind deren Kompetenzen, persönliche Einstellungen <strong>und</strong> Ziele?Rechtliche Rahmenbedingungen, wie z.B. die Ökosteuer oder der EU-Zertifikatenhandel, sind wichtig fürKostenrelevanz des ESSM, haben aber wenig Einfluss darauf, ob das Unternehmen relevante Kosteneinsparpotenzialedurch ein ESSM auch nutzt oder nicht. Evtl. sind sogar andere rechtliche Rahmenbedingungen, z.B.neue Auflagen, an die sich das Unternehmen anpassen muss, aktuell wichtiger <strong>und</strong> verdrängen den Nutzeneines ESSM. In diesen Fällen kann es für ein KMU durchaus rational sein, sich zunächst anderen,drängenderen Fragen anzunehmen. Ein solches Verhalten – das „Löschen von Bränden“ anstatt dieVerbesserung der eigenen Kostenstruktur – kann jedoch nur in Ausnahmefällen sinnvoll sein, denn esgefährdet bereits kurz- bis mittelfristig den Erfolg <strong>und</strong> die Liquidität des Unternehmens. Die wesentlichenUrsachen für ein Unternehmensverhalten, das sich aufgr<strong>und</strong> (vermeintlich) wichtigerer Probleme nicht mehrstrategischen <strong>und</strong> kostenrelevanten Fragen annimmt, liegen jedoch im Unternehmen bzw. bei derenMitgliedern, <strong>und</strong> auf diese internen Hemmnisse hat das Unternehmen letztlich Einfluss.Staatliche Förderprogramme können Unternehmen dabei unterstützen, ein ESSM einzuführen <strong>und</strong> Kosteneinsparpotenzialeaufzudecken, wie das z.B. im Rahmen der ESSM-Projekte, die dem EFAS-Projekt vorangingen(vgl. Kapitel 1), der Fall war. Diese Projekte wirken punktuell bei den Unternehmen, die direkt am Projektbeteiligt sind. Auch bei der Umsetzung der Einsparmöglichkeiten können Projekte hilfreich sein, entwederwieder in Form von Beratungsleistungen an einzelne Unternehmen, oder, was für eine möglichstflächendeckende Unterstützung von KMUs wichtig ist, in Form von verfügbaren, praxisnahen <strong>und</strong> relativeinfach zu handhabenden Informationen <strong>und</strong> Konzepten, wie sie z.B. im Rahmen des EFAS-Projekts erarbeitetwurden. Ob ein Unternehmen nun an solchen Förderprogrammen teilnimmt oder Leitfäden zur Hand nimmt,hängt jedoch ebenfalls wieder vom Unternehmen selber <strong>und</strong> deren Mitglieder ab.Das Verhalten der Konkurrenten des Unternehmens <strong>und</strong> seine eigene Wettbewerbsstellung sind ebenfallswichtig für die Frage, wie relevant ein ESSM <strong>und</strong> die dadurch identifizierten Kosteneinsparpotenziale für einUnternehmen sind. Hinkt das Unternehmen seinen Wettbewerbern hinterher <strong>und</strong> ist es aufgr<strong>und</strong> dessenunter Zugzwang geraten, dann ist eine Nichtnutzung der Kosteneinsparpotenziale gefährlicher, wie wenn dasUnternehmen dies für einen Wettbewerbsvorsprung nutzen könnte. Steckt das Unternehmen direkt in einerKrise, ist ein ESSM analog dazu dann drängender, wenn andere Wettbewerber hier einen Vorsprung haben.Andernfalls wird sich das Unternehmen u.U. erst einmal „frei schwimmen“, d.h. aus der unmittelbaren Kriseheraus kommen müssen, um einen Wettbewerbsvorsprung durch ESSM nutzen zu können.Für die K<strong>und</strong>en eines Unternehmens spielt ein ESSM indirekt eine Rolle, wenn damit der Preis der Gütergesenkt werden kann, oder direkt, wenn der Umweltschutz der Lieferanten bzw. die Material- <strong>und</strong>Energieeffizienz der Vorprodukte ein Qualitätskriterium darstellt. Aufgr<strong>und</strong> dessen, dass die ESSM-Projekte,die der empirischen Untersuchung zugr<strong>und</strong>e liegen, auf die Einsparung von Kosten abzielten, steht die Frage,warum ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile durch Umweltschutz nutzt oder nicht, hier nicht imMittelpunkt.Von Seiten der Kapitalgeber besteht in der Regel ein mehr oder weniger starker Kostendruck, der, wie vieleandere bereits genannte Faktoren auch, die Relevanz für Kosteneinsparungen insgesamt beeinflusst. Für dieFrage hingegen, ob relevante Kosteneinsparpotenziale genutzt werden oder nicht, spielen die Mitglieder desUnternehmens, auch „interne Anspruchsgruppen“ genannt, eine ganz zentrale Rolle. Dazu zählen dieEigentümer des Unternehmens ebenso wie die Manager <strong>und</strong> Mitarbeiter. Sie bergen wesentliche Hemmnisse<strong>und</strong> Erfolgsfaktoren für ein ESSM, da sie diejenigen sind, die die Handlungen, die das Unternehmenausmachen, direkt vollziehen. Die Handlungen der Mitglieder werden durch die Ordnungsmomente desUnternehmens sowie durch persönliche Faktoren gelenkt: Die Persönlichkeit, Einstellung, Kompetenz <strong>und</strong>persönlichen Lebensprojekte. Kann sich ein Manager durch ein ESSM profilieren? Ist der Eigentümer• IAF • 31