Problem-Neophyten Indisches Springkraut - Bachpatenschaften in ...
Problem-Neophyten Indisches Springkraut - Bachpatenschaften in ...
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<strong>Problem</strong>-<strong>Neophyten</strong><br />
Wie der Name (gr. neo = neu und phyt = Pflanze) andeutet,<br />
handelt es sich um relativ „neue“ Pflanzenarten<br />
<strong>in</strong> unseren Breiten. Sie s<strong>in</strong>d ungefähr seit der<br />
Entdeckung Amerikas im 15. Jahrhundert auf unterschiedlichen<br />
Wegen und aus unterschiedlichen Gründen<br />
e<strong>in</strong>geschleppt oder e<strong>in</strong>geführt worden. Manche<br />
wurden als landwirtschaftliche Nutzpflanze (Mais,<br />
Kartoffel), als Forstpflanze (Douglasie, Rob<strong>in</strong>ie), als<br />
Heilpflanze (Kamille) oder als Kuriosität und Zierpflanze<br />
(<strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong>, Goldrute, Riesenbärenklau, Staudenknöterich,<br />
Nachtkerze, Sommerflieder, Kartoffelrose, u.a.m.)<br />
absichtlich e<strong>in</strong>geführt. Andere wurden mit<br />
Handelsgütern und pflanzlichen Erzeugnissen oder<br />
durch die weltweite Reisetätigkeit unbeabsichtigt e<strong>in</strong>geschleppt.<br />
Von den <strong>in</strong>sgesamt ca. 12.000 „neuen“ Pflanzenarten<br />
haben sich viele <strong>in</strong>soweit <strong>in</strong> unsere heimische Flora<br />
<strong>in</strong>tegriert, dass sie eigentlich nicht als neophytisch<br />
wahrgenommen werden.<br />
E<strong>in</strong>ige von ihnen s<strong>in</strong>d wegen der Verdrängung standortgerechter<br />
e<strong>in</strong>heimischer Tier- und Pflanzen-Arten zu<br />
e<strong>in</strong>em ökologischen <strong>Problem</strong> geworden. So werden sie<br />
für den Rückgang von bislang 43 Tierarten verantwortlich<br />
gemacht. Sie besiedeln und vernichten dadurch<br />
empf<strong>in</strong>dliche und zudem selten gewordene Biotope. An<br />
Gewässern bieten <strong>Problem</strong>neophyten wegen ihrer teils<br />
brüchigen, teils recht kle<strong>in</strong>en Wurzeln ke<strong>in</strong>en<br />
Hochwasserschutz. Ob e<strong>in</strong> Neophyt „<strong>Problem</strong>-Neophyt“<br />
ist oder wird, kann lokal oder regional sehr unterschiedlich<br />
zu beurteilen se<strong>in</strong>.<br />
Hierzulande fehlen natürliche Gegenspieler, Freßfe<strong>in</strong>de<br />
und Krankheiten, so dass <strong>Neophyten</strong> auf Grund ihrer<br />
erfolgreichen Vermehrungs- und Verbreitungsstrategien<br />
dom<strong>in</strong>ante Bestände ausbilden können. Ihre Blüten<br />
werden nur von wenigen unspezialisierten Insekten,<br />
darunter der Honigbiene, besucht. Der Nährwert der<br />
Pollen der schönen <strong>Neophyten</strong>blüten ist für unsere e<strong>in</strong>heimischen<br />
Insekten jedoch ger<strong>in</strong>g, so dass <strong>Neophyten</strong><br />
als Herbsttracht gemieden werden sollten.<br />
An ihren Standort stellen sie ke<strong>in</strong>e besonderen<br />
Ansprüche, so dass das Zusammenspielen von Umfeldbed<strong>in</strong>gungen<br />
mit biologischen Besonderheiten der<br />
<strong>Neophyten</strong> ausschlaggebend ist für den Verbreitungs-<br />
erfolg. Instabile Ökosysteme mit dynamischen<br />
Eigenschaften s<strong>in</strong>d prädest<strong>in</strong>iert für e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />
Verbreitung. Der Fahrtw<strong>in</strong>d entlang von Straßen und<br />
Bahndämmen oder die Wasserströmung von Fließgewässern<br />
sorgen dafür, dass flugfähige und schwimmfähige<br />
Samen bzw. durch die Strömung abgerissene<br />
Sprossteile über weite Strecken transportiert werden.<br />
Für die Hauptverbreitungsursachen sorgt jedoch der<br />
Mensch: Durch Bautätigkeit entstehen offene Flächen;<br />
durch die unfreiwillige Verwendung von kontam<strong>in</strong>iertem<br />
Erd- und Kiesmaterial können <strong>Neophyten</strong> an neue<br />
Standorte verbracht werden; Nutzungsänderungen <strong>in</strong><br />
der Landwirtschaft haben Destabilisierungen <strong>in</strong> der<br />
Zusammensetzung der Pflanzengesellschaften zur<br />
Folge, so dass <strong>in</strong> den Bestandslücken <strong>Neophyten</strong> Fuß<br />
fassen können; nicht selten werden Gartenabfälle <strong>in</strong> der<br />
freien Landschaft „entsorgt“, e<strong>in</strong> Weg, auf dem schon<br />
vielen <strong>Neophyten</strong> der „Sprung über den Gartenzaun“<br />
gelungen ist.<br />
Standorte, an denen <strong>Problem</strong>neophyten großflächig Fuß<br />
fassen konnten, werden durch die <strong>Neophyten</strong> selbst<br />
destabilisiert, so dass wiederum e<strong>in</strong> bevorzugter<br />
Besiedelungsstandort entsteht, bzw. erhalten bleibt.<br />
E<strong>in</strong>e Bekämpfung von <strong>Problem</strong>neophyten kann aus<br />
Gründen der allgeme<strong>in</strong>en Sicherheit oder aus ökologischen<br />
Gründen angezeigt se<strong>in</strong>. In jedem Fall muß<br />
abgewogen werden, ob und wie bekämpft werden soll.<br />
E<strong>in</strong>e Bekämpfung darf auf ke<strong>in</strong>en Fall zur Zeit der<br />
Samenreife erfolgen. Die unabsichtliche Verbreitung der<br />
Samen wäre sonst zwangsläufig die Folge.<br />
Neben der Bekämpfung e<strong>in</strong>zelner <strong>Problem</strong>arten spielt<br />
die Erhaltung und Wiederherstellung e<strong>in</strong>er naturnahen,<br />
artenreichen und stabilen Landschaft e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle beim Vorgehen gegen <strong>Problem</strong>neophyten.<br />
Praktisch heißt das, standortgerechte e<strong>in</strong>heimische<br />
Arten zur Samenreife gelangen zu lassen.<br />
Die wichtigste Vorbeugung besteht dar<strong>in</strong>, beim Umgang<br />
mit neuen Zier- und Nutzpflanzen große Vorsicht walten<br />
zu lassen: <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn Pflanzen mit<br />
Eigenschaften wie „schnellwüchsig“, „ausdauernd“,<br />
„bestandsprägend“, oder „anspruchslos“ charakterisiert<br />
s<strong>in</strong>d, sollte darauf geachtet werden, dass Pflanzen oder<br />
Teile von ihnen nicht <strong>in</strong> die freie Landschaft gelangen.<br />
Literaturh<strong>in</strong>weise:<br />
> Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg: <strong>Neophyten</strong> als <strong>Problem</strong>pflanzen im Naturschutz.<br />
Engelhardt & Bauer, Karlsruhe, 1991<br />
> HARTMANN, SCHULDES, KÜBLER, KONOLD: <strong>Neophyten</strong> – Biologie, Verbreitung und Kontrolle ausgewählter Arten.<br />
Ecomed-Verlag, Landsberg, 1994<br />
> Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg: Kontrolle des Japanknöterichs an Fließgewässern. I.<br />
Erprobung ausgewählter Methoden. Handbuch Wasser 2, 1994<br />
> BÖCKER, GEBHARDT, KONOLD, SCHMIDT-FISCHER (Hrsg.): Gebietsfremde Pflanzenarten. Auswirkungen auf<br />
e<strong>in</strong>heimische Arten, Lebensgeme<strong>in</strong>schaften und Biotope. Kontrollmöglichkeiten und Management.<br />
Ecomed-Verlag, Landsberg, 1995<br />
<strong>Problem</strong>-<strong>Neophyten</strong> <strong>Indisches</strong> <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong><br />
Impatiens glandulifera ROYLE<br />
©<br />
2002 2 überarbeitete Auflage Stadt Freiburg im Breisgau,<br />
Eigenbetrieb Stadtentwässerung<br />
Redaktion: Hella Heuer, Nad<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>hard, Heike Kärcher<br />
Mit freundlicher Unterstützung durch die Gewässerdirektion Bereich<br />
Waldshut-Tiengen und den Fördervere<strong>in</strong> <strong>Bachpatenschaften</strong> Freiburg e.V.<br />
Kopieren und weitergeben erwünscht!<br />
Fördervere<strong>in</strong><br />
<strong>Bachpatenschaften</strong><br />
Freiburg e.V.
Großblütiges <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong>, <strong>Indisches</strong> <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong>,<br />
Echtes <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong> Drüsiges <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong><br />
Rühr-mich-nicht-an Balsam<strong>in</strong>e<br />
Impatiens noli-tangere L. Impatiens glandulifera ROYLE<br />
heimisch Neophyt<br />
Systematik: Familie: Balsam<strong>in</strong>aceae (<strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong>gewächse)<br />
Herkunft : Europa Himalaya-Gebiet (Indien)<br />
Blütenfarbe: gelb weiß – rosa – violett<br />
Blütezeit: Juni – August Juni – Oktober / November<br />
Höhe: 30 – 100 cm 50 – 250 cm<br />
Standort: Schatten, Auewälder, ke<strong>in</strong>e besonderen Ansprüche<br />
frische Buchenwälder an den Standort<br />
Juni Juli August September<br />
Mähen möglichst mit / notfalls ohne Abräumen; gründlich arbeiten;<br />
(so spät, so viel, so genau wie möglich).<br />
2 Jahre konsequent durchführen!<br />
Ziel: Samenbildung verh<strong>in</strong>dern.<br />
Ergebnis: gel<strong>in</strong>gt gut.<br />
Ausreißen der e<strong>in</strong>zelnen Pflanzen. Pflanzen sicher entsorgen.<br />
m<strong>in</strong>d. 2 Jahre konsequent arbeiten!<br />
Ziel: Nachtrieb und Samenbildung verh<strong>in</strong>dern.<br />
Ergebnis: erfolgreich.<br />
Herkunft:<br />
Das Indische <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong> wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als attraktive Zierpflanze aus dem<br />
Himalaya-Gebiet (Indien) e<strong>in</strong>geführt. Der „Sprung über den Gartenzaun“ geschah durch Samenflug oder<br />
Ausschwemmen der Samen mit Wasserläufen aus Gärten und Parkanlagen, durch die Entsorgung von<br />
Gartenabfällen <strong>in</strong> der freien Landschaft und durch direkte Aussaat als verme<strong>in</strong>tlich gute Herbsttracht<br />
durch Imker.<br />
Verbreitung:<br />
Die Verbreitung erfolgt über Samen, die bis zu 7 m aus der Frucht herausgeschleudert werden und<br />
schwimmfähig s<strong>in</strong>d, so dass sie über Fließgewässer weit verbreitet werden können.<br />
Jede Pflanze produziert bis zu 2.000 Samen. Die Pflanze selbst ist nur e<strong>in</strong>jährig, die Samen bleiben<br />
jedoch über 4 - 5 Jahre h<strong>in</strong>weg keimfähig.<br />
Werden Pflanzen entlang von Fließgewässern durch Hochwasser zu Boden gedrückt, kann sich jeder Knoten bewurzeln<br />
und 4 bis 5 neue aufrechte blühfähige Triebe austreiben.<br />
Das Indische <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong> stellt ke<strong>in</strong>e besonderen Ansprüche an den Standort.<br />
Gefahr:<br />
Das Indische <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong> bildet wegen se<strong>in</strong>er hohen Samenproduktion schnell große, flächendeckende<br />
Bestände, <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e heimischen Pflanzenarten aufwachsen können. Da der nur faustgroße<br />
Wurzelballen nicht <strong>in</strong> der Lage ist, das Erdreich zu halten und zu festigen, besteht <strong>in</strong>sbesondere an<br />
Gewässerufern Gefahr durch Instabilität der Böschungen und Erosion.<br />
Durch das flächendeckende Auftreten verdrängt das Indische <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong> die standortgerechte Vegetation, die e<strong>in</strong>e<br />
natürliche Ufersicherung darstellt und Lebensraum für viele e<strong>in</strong>heimische Tiere bietet. Es wird nur von wenigen<br />
unspezialisierten Insekten, darunter Honigbiene und große Hummelarten, besucht. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d Qualität und<br />
Menge von Pollen und Nektar nicht ausreichend, um Ertrag oder vollwertiges Futter (<strong>in</strong>sbesondere als Herbsttracht)<br />
zu liefern.<br />
Bekämpfung:<br />
Da es sich um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>jährige Pflanze handelt, reicht es aus, Samenproduktion und Samenverbreitung zu<br />
verh<strong>in</strong>dern. Dazu können die Pflanzen vor der Samenreife herausgerissen werden, was bei feuchtem<br />
Boden relativ leicht geht. Die Pflanzen müssen abgeräumt werden, da sie sonst unter feuchten<br />
Verhältnissen an jedem Stengelknoten neue Wurzeln bilden und wieder anwachsen können. Bei größeren<br />
Beständen <strong>in</strong> der Ebene kann kurz vor der Blüte, aber auf jeden Fall vor der Samenreife gemäht werden.<br />
Befahrbare Flächen können außerdem gemulcht werden: die zerkle<strong>in</strong>erten Pflanzen müssen nicht abtransportiert<br />
werden.<br />
Bei Uferböschungen ist die Maßnahme auf die jeweiligen örtlichen Verhältnisse abzustimmen. Auf jeden Fall sollte<br />
vermieden werden, die gemähten oder gemulchten Pflanzen im Böschungsbereich liegenzulassen wegen der<br />
Gefahr der Eutrophierung (Überdüngung) des Gewässers.<br />
Wichtig ist, dass die Maßnahmen möglichst spät, d.h. kurz vor der Blüte durchgeführt werden. Durch die Größe der<br />
Pflanzen werden die meisten dabei erfasst.<br />
Die Bekämpfung muß <strong>in</strong> den folgenden nächsten Jahren wiederholt werden, da die im Boden reichlich vorhandenen<br />
Samen mehrere Jahre überdauern können.<br />
Empfehlenswert ist die anschließende Aussaat von standortgerechten Pflanzen wie z.B. Mädesüß, Blutweiderich<br />
oder Gilbweiderich: sie bieten neben der Ufersicherung e<strong>in</strong>e gute Herbsttracht für Bienen und viele andere heimische<br />
Insekten (<strong>in</strong>sbesondere Wildbienen und Wildhummeln).<br />
Da die Verbreitung der <strong>Spr<strong>in</strong>gkraut</strong>-Samen mit dem Wasser über weite Entfernungen erfolgen kann, ist e<strong>in</strong>e<br />
Bekämpfung der Ausbreitungsherde an den Oberläufen unbed<strong>in</strong>gt notwendig.