Notre-Dame de Compassion - Wiege des Mitleids - Apic

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10.07.2015 Aufrufe

Kipa-Serie: Unbekannte Bekannte – 14 Schweizer Wallfahrtsorte (10)Die Einsiedelei Longeborgne im Kanton WallisNotre-Dame de Compassion - Wiege des MitleidsVon Maurice Page / KipaLongeborgne VS, 9.7.13 (Kipa) Sie ist einer der zentralen Wallfahrtsorte im Wallis, dieEinsiedelei von Longeborgne im Fels oberhalb von Bramois und Sitten. Spätestensseit dem 16. Jahrhundert kommen Pilger hierher, um "Unserer lieben Frau vomMitleid" (Notre-Dame de Compassion) ihre Freuden und Nöte anzuvertrauen. Und demheiligen Antonius von Padua, dem ebenfalls an dem Heiligtum verehrten vielfältigenSchutzpatron. Zehntausende sind es jährlich, die den schmalen Pfad zu den beiden inden Fels gehauenen Grotten und ihren Kapellen hinaufklettern, unter ihnen vielePaare mit Kinderwunsch.Licht fällt durch das Fenster auf ein kleines handgemaltes Bild – eine weisse Rose aufblauem Grund, geziert vom Foto eines Säuglings. "Danke für meinen Enkelsohn, geborenam 14. Mai 2012", steht in naiver Schrift zu lesen. Es ist das jüngste der zahlreichenAdministrationRue du Botzet 2 Postfach 192 CH-1705 FreiburgTel. +41 (0)26 426 48 31 Fax +41 (0)26 426 48 30PC 17-337-2 / Bank: Freiburger Kantonalbank 768/01.10.041 393-07E-Mail administration@kipa-apic.chRedaktionBederstr. 76 Postfach CH-8027 ZürichTel. +41 (0)44 204 17 84 Fax +41 (0)44 202 49 33E-Mail kipa@kipa-apic.chInternet www.kipa-apic.ch

Kipa-Serie: Unbekannte Bekannte – 14 Schweizer Wallfahrtsorte (10)Die Einsie<strong>de</strong>lei Longeborgne im Kanton Wallis<strong>Notre</strong>-<strong>Dame</strong> <strong>de</strong> <strong>Compassion</strong> - <strong>Wiege</strong> <strong>de</strong>s <strong>Mitleids</strong>Von Maurice Page / KipaLongeborgne VS, 9.7.13 (Kipa) Sie ist einer <strong>de</strong>r zentralen Wallfahrtsorte im Wallis, dieEinsie<strong>de</strong>lei von Longeborgne im Fels oberhalb von Bramois und Sitten. Spätestensseit <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt kommen Pilger hierher, um "Unserer lieben Frau vomMitleid" (<strong>Notre</strong>-<strong>Dame</strong> <strong>de</strong> <strong>Compassion</strong>) ihre Freu<strong>de</strong>n und Nöte anzuvertrauen. Und <strong>de</strong>mheiligen Antonius von Padua, <strong>de</strong>m ebenfalls an <strong>de</strong>m Heiligtum verehrten vielfältigenSchutzpatron. Zehntausen<strong>de</strong> sind es jährlich, die <strong>de</strong>n schmalen Pfad zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n in<strong>de</strong>n Fels gehauenen Grotten und ihren Kapellen hinaufklettern, unter ihnen vielePaare mit Kin<strong>de</strong>rwunsch.Licht fällt durch das Fenster auf ein kleines handgemaltes Bild – eine weisse Rose aufblauem Grund, geziert vom Foto eines Säuglings. "Danke für meinen Enkelsohn, geborenam 14. Mai 2012", steht in naiver Schrift zu lesen. Es ist das jüngste <strong>de</strong>r zahlreichenAdministrationRue du Botzet 2 Postfach 192 CH-1705 FreiburgTel. +41 (0)26 426 48 31 Fax +41 (0)26 426 48 30PC 17-337-2 / Bank: Freiburger Kantonalbank 768/01.10.041 393-07E-Mail administration@kipa-apic.chRedaktionBe<strong>de</strong>rstr. 76 Postfach CH-8027 ZürichTel. +41 (0)44 204 17 84 Fax +41 (0)44 202 49 33E-Mail kipa@kipa-apic.chInternet www.kipa-apic.ch


Presseagentur Kipa, Einzelmeldung aus <strong>de</strong>m Tagesdienst 2Ex-Votos, die die Kapellenwän<strong>de</strong> be<strong>de</strong>cken, Zeichen einer lebendigen Volksfrömmigkeithoch oberhalb <strong>de</strong>r Borgne-Schlucht. "Seit langer Zeit pilgern Paare zur <strong>Notre</strong>-<strong>Dame</strong> <strong>de</strong><strong>Compassion</strong>, die Schwierigkeiten haben beim Kin<strong>de</strong>rkriegen. Das ist eine <strong>de</strong>r'Spezialitäten'", erzählt Pater François Huot, <strong>de</strong>r Hüter <strong>de</strong>s Ortes. Etliche Votivtafelnbezeugen <strong>de</strong>n Brauch seit <strong>de</strong>m 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt.Seit beinahe fünfhun<strong>de</strong>rt Jahren wacht die Jungfrau von Longeborgne über ihre Kin<strong>de</strong>r.Eine Marienstatue sucht man vergeblich, statt<strong>de</strong>ssen fin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Beter vor einemAltarbild mit <strong>de</strong>r Schutzpatronin wie<strong>de</strong>r: Die Gottesmutter Maria beugt sich über ihren totenSohn, ausgestreckt auf <strong>de</strong>m Stein seines Grabes. Der barocke Altar <strong>de</strong>s LeukerBildschnitzers und Altarbauers Johann Grassanter aus <strong>de</strong>m Jahr 1683 kostete <strong>de</strong>ndamaligen Bischof von Sitten, Adrian V. von Riedmatten (1641–1701), zwanzig spanischeDublonen.Votivtafeln erzählenIm Dämmerlicht <strong>de</strong>r Doppelkapelle treffen die Pilger von heute auf jene aus vergangenenZeiten. 178 Votivtafeln erzählen ohne Worte die Geschichte <strong>de</strong>r Pilger aus früherenJahrhun<strong>de</strong>rten. Jene <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>nsmannes, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Felswand gefallen war. DesFuhrwagens, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Wildbach stürzte. Jene <strong>de</strong>s kranken Kin<strong>de</strong>s und jene <strong>de</strong>s Soldatenin <strong>de</strong>r Schlacht, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r mitfühlen<strong>de</strong> Blick <strong>de</strong>r Jungfrau gerettet hat. Stille, Halbschatten unddie Frische <strong>de</strong>r Grotte la<strong>de</strong>n ein zu aufrichtiger Hingabe.Aus <strong>de</strong>m Lärm <strong>de</strong>r Ebene führt <strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>n Pilger vorbei am "Pilgercafé" und weiter an <strong>de</strong>rSteinmauer eines Weinbergs entlang, bevor er auf einem Pfad die Klippe erklettert. Esduftet nach Hollerblüten und Lin<strong>de</strong>n, flüchten<strong>de</strong> Ei<strong>de</strong>chsen, Vogelgezwitscher und dasRauschen von Wasser bringen ihn auf wenigen Minuten Wan<strong>de</strong>rung in eine an<strong>de</strong>re Welt,und er wäre kaum erstaunt, hinter einer <strong>de</strong>r Wegschleifen <strong>de</strong>m heiligen Einsiedler Antoniusund seinem Weggefährten, <strong>de</strong>m Schwein, zu begegnen.Freitags in <strong>de</strong>r FastenzeitJe<strong>de</strong>n Freitag in <strong>de</strong>r Fastenzeit geschieht <strong>de</strong>r Aufstieg nach Longeborgne im Rhythmus <strong>de</strong>sKreuzwegs, <strong>de</strong>ssen vierzehn Stationen in Form von Steinädikulen <strong>de</strong>n Weg säumen. "Dochunsere Krankheit, er hat sie getragen, und unsere Schmerzen, er lud sie auf sich." (Jes53,4)Sommers wie winters residiert Pater François vom Walliser Benediktinerkloster Port-Valaisin Le Bouveret in Longeborgne, und in seinen zehn Jahren in <strong>de</strong>r Einsie<strong>de</strong>lei hat er vielLei<strong>de</strong>n, aber auch viele Freu<strong>de</strong>n gesehen. "Persönlich empfange ich nicht mehr als zwei bisdrei Prozent <strong>de</strong>r Besucher. Ich antworte jenen, die auf mich zugehen. Ich bin <strong>de</strong>r Diener <strong>de</strong>rGna<strong>de</strong>n, die von hier ausgehen. Manche gehen durch meine Hän<strong>de</strong>, nicht alle." Und dasnicht selten mit Überraschungen: "Ein Mail von heute morgen versprach mir, einen kleinenSylvain vorzustellen – geboren nach einer Wallfahrt nach Longeborgne." Manchmal sind dieAnfragen auch direkter, wie jene eines kleinen Jungen: "Wenn eine Frau zu Ihnen kommtund ein Kind erbittet, was machen Sie dann?". Pater François lächelt. "Es gibt viele Gna<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Hoffnung und <strong>de</strong>s Trostes. Wenn man nicht mehr weiter weiss.""Manche Menschen kommen ein einziges Mal zu mir, an<strong>de</strong>re ein paar Mal, wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rekommen regelmässig." Mehr sagt <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>nsmann nicht zu seinem Dienst als geistlicher


Presseagentur Kipa, Einzelmeldung aus <strong>de</strong>m Tagesdienst 3Begleiter. Die Stille <strong>de</strong>s Ortes hat sich längst auf die Person übertragen. Augen voller Lebenschauen aus <strong>de</strong>m schwarzen Mönchsgewand. Mit seiner sanften Stimme und einemgrossen Lächeln strahlt <strong>de</strong>r Benediktiner wahre Ruhe aus.Um <strong>de</strong>n Ort einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r zu machen, wur<strong>de</strong> ein alter Holzschuppen zum Besuchszimmertransformiert. Mit seinen mit roten Kissen bestückten Bänken, <strong>de</strong>m niedrigen Tisch, einerkleine Bibliothek und <strong>de</strong>m Blick über die Borgne-Schlucht erinnert es nicht im entferntestenan ein Beichtzimmer. Wenn einst <strong>de</strong>r Devotionalienla<strong>de</strong>n fertig ist, ist alles perfekt – zumalniemand mehr fürchten muss, ein Stück Fels auf <strong>de</strong>n Kopf zu bekommen: Die Klippe wur<strong>de</strong>vollständig saniert und mit Netzen abgesichert, um künftig Unfälle zu vermei<strong>de</strong>n.50.000 Pilger jährlichTrotz eines immer hektischeren Lebens zwischen Mobiltelefon und Internet kommen nochviele Menschen nach Longeborgne, bis zu 50.000 im Jahr. Zu Hochzeiten können es mehrals 300 Messbesucher sein. "40 von ihnen setzen wir in <strong>de</strong>r Kapelle auf Bänke, 40 aufHocker, 20 in <strong>de</strong>n Gang, zwölf bis fünfzehn auf die Tribüne, zwei in eine Nische und <strong>de</strong>nRest draussen auf <strong>de</strong>n Vorplatz, wo wir nach und nach Bänke hinzustellen ... vorneangefangen", rechnet Pater François. Die meisten Pilger kommen aus <strong>de</strong>m Zentralwallis,aber auch aus Martigny, Fully o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Oberwallis. Je<strong>de</strong>r Flecken dieser christlichenRegion scheint dabei noch seinen eigenen Wallfahrtsort zu haben – nicht weniger als 18Pilgerziele benennt ein jüngst erschienener Führer für das Wallis.Jeweils am 17. Januar, <strong>de</strong>m Fest <strong>de</strong>s heiligen Antonius, <strong>de</strong>s Einsiedlers, <strong>de</strong>r sichzusammen mit Namensvetter Antonius von Padua das Patrozinium <strong>de</strong>s Ortes teilt, drängensich die Menschen zur Einsie<strong>de</strong>lei Longeborgne, um nach alter Sitte <strong>de</strong>r Antoniner <strong>de</strong>nSalzsegen zu erhalten. "Es han<strong>de</strong>lte sich um einen indirekten Viehsegen, <strong>de</strong>nn das Salzwur<strong>de</strong> dann ins Heu gemischt. Heute kommt man mit Küchensalz." Für <strong>de</strong>n Benediktiner istdas an <strong>de</strong>r Grenze zum Aberglauben. Den Segen <strong>de</strong>shalb abzuschaffen, bringt er aber nichtübers Herz.Das Dröhnen <strong>de</strong>r Flugzeuge vom benachbarten Militärflugplatz in Sitten zerschnei<strong>de</strong>t dieStille <strong>de</strong>s Ortes und bringt <strong>de</strong>n Pilger zurück auf die Er<strong>de</strong>. "Wofür die gut sein sollen, weissman nicht so genau", wagt Pater François, und die Parenthese zwischen <strong>de</strong>n Weltenschliesst sich wie<strong>de</strong>r.Separat:LongeborgneBelegt ist die Existenz einer Einsie<strong>de</strong>lei in Longeborgne spätestens seit Anfang <strong>de</strong>s 16.Jahrhun<strong>de</strong>rts. Ein in <strong>de</strong>n Stadtarchiven Sittens aufbewahrtes Schriftstück aus <strong>de</strong>m Jahre1522 erteilt <strong>de</strong>m Franziskaner-Minoriten Jean Bossié und seinen Begleitern das Recht, einOratorium und eine Behausung in Longeborgne zu errichten. Vermutlich wegen einerEpi<strong>de</strong>mie starben die ersten Or<strong>de</strong>nsleute, die Einsie<strong>de</strong>lei blieb mehr als ein Jahrhun<strong>de</strong>rtleer. Gegen Mitte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts installierten sich Laien-Eremiten, <strong>de</strong>ren Aufgabedarin bestand, treu die vorgeschriebenen Gebete zu verrichten und Pilger zu empfangen.1683 liess <strong>de</strong>r damalige Bischof von Sitten, Adrian V. von Riedmatten (1641–1701), dieKapelle wie<strong>de</strong>rherstellen und errichtete <strong>de</strong>n Altar Unserer lieben Frau. 1699 erhielt dieSittener Bürgerschaft das Patronat über die Ermitage, die im Gegenzug für <strong>de</strong>ssen


Presseagentur Kipa, Einzelmeldung aus <strong>de</strong>m Tagesdienst 4Instandhaltung das Recht <strong>de</strong>r Ernennung <strong>de</strong>r Eremiten erhält, ein Zustand, <strong>de</strong>r bis zurAnkunft <strong>de</strong>s Kapuzinerpaters Cyprien Crettaz 1907 anhielt. Zu Crettaz' Arbeiten an <strong>de</strong>mWallfahrtsort gehörte unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r aktuelle Vorplatz <strong>de</strong>r Kapelle.Als <strong>de</strong>r Benediktineror<strong>de</strong>n 1924 wie<strong>de</strong>r eine Nie<strong>de</strong>rlassung in <strong>de</strong>r Westschweiz errichtenwollte, vertraute man ihm das Heiligtum oberhalb Sittens an, für das die Benediktiner 1932auch das Patronatsrecht von <strong>de</strong>r Sittener Bürgerschaft erhielten. Heute gehört dieEinsie<strong>de</strong>lei von Longeborgne einer Kirchenstiftung und wird von einem Freun<strong>de</strong>skreisunterstützt. Nicht zuletzt die Restaurierung <strong>de</strong>r Votivtafeln hat davon profitieren können.Separat:Kipa-Serie "Unbekannte Bekannte - 14 Schweizer Wallfahrtsorte"Nebst Einsie<strong>de</strong>ln – <strong>de</strong>m Schweizer Wallfahrtsort schlechthin – gibt es hierzulan<strong>de</strong> nochzahlreiche weitere Orte, die Pilger anziehen. In <strong>de</strong>r Region kennt man sie, doch die breitereÖffentlichkeit in <strong>de</strong>r Schweiz hat kaum Kenntnis von ihnen. Die Presseagentur Kipa hateinige davon besucht. Eine Kipa-Serie mit 14 Porträts von folgen<strong>de</strong>n Wallfahrtsorten:Verena-Münster in Zurzach AG, Wallfahrtsort Zitail GR, Maria Dreibrunnen bei Wil SG,Pfarrei Maria Lour<strong>de</strong>s in Zürich, Immaculata-Kapelle in Quarten SG, Verenaschlucht inSolothurn, Wallfahrtsort Heiligkreuz in Entlebuch LU, Wallfahrtsort Maria Rickenbach NW,Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau in Hergiswald LU, La Grotte <strong>de</strong> Sainte-Colombe beiUn<strong>de</strong>rvelier JU, L'Ermitage von Longeborgne VS, <strong>Notre</strong>-<strong>Dame</strong> <strong>de</strong> Fatima in Ponthaux FR, laBasilique <strong>Notre</strong>-<strong>Dame</strong> <strong>de</strong> Genève und <strong>Notre</strong>-<strong>Dame</strong> <strong>de</strong> l'Epine in Berlens FR.Hinweis für Redaktionen: Zu diesem Beitrag sind kostenpflichtige Bil<strong>de</strong>r erhältlich.Bestellungen sind zu richten an: kipa@kipa-apic.ch. Honorare für Nutzungsrecht: Erstes BildCHF 80.-, ab <strong>de</strong>m zweiten Bild zum gleichen Anlass CHF 60.-.(kipa/mp/Aus <strong>de</strong>m Französischen von Andrea Krogmann/job)

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