Jahresbericht 2006 Menschen helfen weltweit - AWO international
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Foto: Angelika Deußen<br />
lächelt uns unverändert fröhlich an. In ihrem Blick keine Spur von Verzweifl ung oder Trauer.<br />
Stolz hebt sie zum Abschied noch einmal ihren kleinen Welpen, den sie gezähmt hat, hoch.<br />
Es fühlt sich sehr warm an, was dieses Mädchen mir geschenkt hat, und ich glaube, dass ich<br />
keine Worte fi nde, die würdig wären zu beschreiben, was so besonders an ihr war. Ihre Augen<br />
waren vollkommen klar und ruhig. Dieses Mädchen zählt zu den Dingen, die mich in Indien<br />
am meisten beeindruckt haben.<br />
Ronja Boege<br />
So wie Ronja Boege von der <strong>AWO</strong> Westliches Westfalen erleben die Teilnehmer unseres<br />
Praktikantenprogramms soziale und kulturelle Bedingungen, die sich sehr von denen in<br />
Deutschland unterscheiden. Eine Herausforderung ist deshalb die Verantwortung, die die<br />
Praktikanten tragen, da sie in den Arbeitsalltag vor Ort eingebunden sind. Sie unterstützen<br />
die Angestellten des „Life Help Centre“ bei der Betreuung der Kinder in den sozialen<br />
Einrichtungen. Dabei ist es wichtig, offen für ungewohnte und manchmal fremd wirkende<br />
Methoden zu sein und Fragen zu stellen. Anregungen und Vorschläge sind jederzeit erwünscht.<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> konnten wir zusammen mit dem „Life Help Centre“ zeitgleich fünf Praktikumsplätze<br />
anbieten. Diese wurden an Bewerber mit Interesse und Erfahrungen im Bereich<br />
der sozialen Arbeit vergeben: Im Vordergrund der Arbeit des „Life Help Centre for the<br />
Handicapped“ in Chennai steht die Rehabilitation und Weiterbildung behinderter Kinder,<br />
Jugendlicher und Erwachsener. Sie werden in verschiedenen Schulen an unterschiedlichen<br />
Standorten betreut und in handwerklichen Fertigkeiten unterrichtet. Die Praktikanten unterstützen<br />
die Erzieherinnen, gestalten selbstständig Schulstunden oder malen und basteln<br />
mit Schwerbehinderten.<br />
Das „Life Help Centre for the Handicapped“ (LHC) kümmert sich um Kinder mit<br />
Behinderung. Die Teilnehmer unseres Praktikantenprogramms erhalten Einblicke<br />
in die Arbeit und die verschiedenen Einrichtungen der Organisation.<br />
Im „Life Help Centre for Rural Rehabilitation and Development“ in Cuddalore haben die<br />
Praktikanten Gelegenheit, bei der Betreuung von Kindergartenkindern und Grundschülern<br />
aus den von der Tsunamikatastrophe 2004 betroffenen Gebieten zu <strong>helfen</strong>. In der „Rathna<br />
Special School“ <strong>helfen</strong> sie bei der Betreuung Schwerbehinderter.<br />
Lydia Teichmann hat zwei Monate in Indien verbracht. Diese Zeit hat bei ihr „jede Menge<br />
Stoff zum Nachdenken und eine Flut an Eindrücken und Einblicken“ hinterlassen, sagt sie.<br />
Den Praktikanten wird ab 2007 ein Workshop <strong>helfen</strong>, sich auf ihre Aufenthalte intensiver<br />
vorzubereiten. Themen wie Landeskunde Indien und interkulturelle Kommunikation werden<br />
dort vermittelt und diskutiert. Außerdem geben ehemalige Praktikanten Auskunft über ihre<br />
Erfahrungen und stehen für Fragen zur Verfügung.<br />
Interview mit Ronja Boege und Alexander Minkenberg<br />
Ihr habt <strong>2006</strong> beide am Praktikantenprogramm von <strong>AWO</strong> International teilgenommen.<br />
Wo wurdet ihr eingesetzt und was waren eure Aufgaben?<br />
Alexander: Ich war vor allem im Schulbereich für die behinderten Kinder eingesetzt<br />
und hatte Gelegenheit, in jede Klasse mal reinzuschnuppern. Von uns<br />
Praktikanten wurde erwartet, dass wir erst einmal beobachten und später dann<br />
die Kinder, die besondere Aufmerksamkeit benötigen, betreuen, also uns zu<br />
ihnen setzen, mit ihnen spielen und malen.<br />
Ronja: Da ich schon vor dem Praktikum Erfahrungen in einer deutschen Frühförderstelle<br />
gesammelt habe, wurde ich in Chennai in diesem Bereich eingesetzt.<br />
Auch die „Care Group“ für Schwerbehinderte und die „Rathna Special<br />
School“ in Cuddalore, in der ebenfalls schwer behinderte Kinder betreut werden,<br />
habe ich mir angesehen. Dort wird natürlich mit ganz anderen Methoden<br />
als in Deutschland gearbeitet, das war etwas gewöhnungsbedürftig. Andererseits war es<br />
sehr spannend, sich darauf einzulassen und mit der Zeit auch selbst etwas einzubringen.<br />
Während eurer Zeit In Indien habt ihr eine Kultur kennen gelernt, die sich sehr von allem<br />
unterscheidet, was ihr zu Hause gewohnt seit. Gibt es ein bestimmtes Bild oder Erlebnis, das<br />
euch immer im Gedächtnis bleiben wird?<br />
Ronja: Ja, es gibt vieles, das ich nicht vergessen werde! Dazu zählt eine Feier, die kurz vor<br />
Weihnachten für die Kinder organisiert wurde. Auf einer Bühne führten ein paar von ihnen<br />
einen Tanz auf, und spontan kamen immer mehr Mädchen und Jungen dazu. Trotz ihrer<br />
Behinderungen bewegten sie sich ausgelassen und spontan. Ich habe, glaube ich, noch nie<br />
so fröhliche Kinder gesehen.<br />
Alexander: Die Gastfreundschaft der <strong>Menschen</strong> und ihre Freude an kleinen Dingen werde<br />
ich nie vergessen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Foto: Angelika Deußen<br />
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