Jahresbericht 2006 Menschen helfen weltweit - AWO international
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Ein Beispiel unserer Arbeit:<br />
Wiederaufbau nach dem Tsunami in Cuddalore<br />
Flirrende Hitze über Tamil Nadu. Mit langsamen, gleichmäßigen Schritten<br />
balancieren Frauen in bunten Saris Körbe mit roter Erde zu einer Baustelle.<br />
Die lauten Anweisungen der Arbeiter, die eine Ladung Steine zwischen<br />
Hütten hindurch lotsen, stören die Ruhe des Nachmittags.<br />
Blaze Kannan, der Leiter des „Life Help Centre for the Handicapped“ (LHC), betrachtet<br />
zufrieden die Szene. Die Reismühle, die die fi nanzielle Unabhängigkeit des Wiederaufbauprogramms<br />
in Mettupalayam sichern soll, nimmt Gestalt an.<br />
Der Tsunami, der Ende 2004 Teile Südostasiens schwer verwüstete, hat das Leben der Bevölkerung<br />
von 16 Dörfern im Küstengebiet des indischen Bundesstaates Tamil Nadu sehr<br />
verändert. Viele <strong>Menschen</strong> starben während der Katastrophe, und die, die überlebten, hatten<br />
ihre Lebens- und Nahrungsgrundlage verloren. Seit Jahrhunderten leben die Bewohner<br />
der Küste vom Fischfang. Die Dalits, die so genannten „Unberührbaren“, haben selbst nicht<br />
das Recht zu fi schen. Sie arbeiten für die Angehörigen höherer Kasten des indischen Gesellschaftssystems<br />
und sind damit wirtschaftlich von ihnen abhängig. Der Tsunami hat diese<br />
Strukturen hinweg gespült: Boote und Netze waren zerstört; die wenigen Fischer, die nicht<br />
zu traumatisiert waren, um ihrer Arbeit nachzugehen, fanden die Schwärme nicht mehr, da<br />
das Wanderungsverhalten der Fische sich verändert hatte.<br />
„Wir haben viel Wert darauf gelegt, den Wiederaufbau sorgfältig zu planen“, so Blaze<br />
Kannan zu dem Programm, das <strong>AWO</strong> International zusammen mit der Partnerorganisation<br />
LHC in Mettupalayam durchführt. „Wir haben ein Dorf in der Mitte des Projektgebietes<br />
ausgewählt und dort Häuser errichtet, die denen entsprechen, die zuvor an dieser Stelle<br />
gestanden hatten. Wir haben die Boote repariert, bauen Infrastruktur wieder auf, stellen<br />
Gesundheitsversorgung und Schulbildung sicher. Damit sorgen wir für all das, was von der<br />
Regierung und den anderen Organisationen nicht abgedeckt worden ist.“<br />
„Solidarität beruht auf der Erkenntnis,<br />
daß den eigenen Interessen am besten gedient ist,<br />
wenn auch die anderen zu ihrem Recht kommen.“<br />
Richard von Weizsäcker<br />
Sinnvoll und langfristig <strong>helfen</strong><br />
Humanitäre Hilfe unterstützt <strong>Menschen</strong>, die in akute Not geraten sind – sei es durch<br />
Naturkatastrophen wie den Tsunami, Epidemien oder kriegerische Auseinandersetzungen.<br />
Unmittelbare und möglichst unbürokratische Hilfe ist das Ziel der Einsätze. Die Versorgung<br />
mit Nahrungsmitteln, die Bereitstellung von Unterkünften und Impfungen zählen ebenso zu<br />
den Maßnahmen wie Wiederaufbauarbeiten und die Wiederansiedlung von Betroffenen.<br />
Von den problematischen Seiten der Hilfe ausländischer Organisationen nach dem Tsunami<br />
kann Blaze Kannan berichten: „Es fl oss viel zu viel Geld für einen kurzen Zeitraum. Es kam<br />
völlig unerwartet und verursachte einige Probleme bei den Nichtregierungsorganisationen,<br />
da sie nicht wussten, wie mit dem Geld umzugehen sei. Beispielsweise wurde in Boote inves-<br />
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