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Jahresbericht 2006 Menschen helfen weltweit - AWO international

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Frauenzentrum Lota Als Ende der 90er Jahre die letzten Minen geschlossen wurden, verloren<br />

mehr als 2.000 Bergarbeiter in Lota ihren Arbeitsplatz. 60% der Einwohner der Region<br />

leben unterhalb der Armutsgrenze. Mangelernährung, Kindersterblichkeit und Analphabetismus<br />

sind außergewöhnlich hoch. Daher förderte <strong>AWO</strong> International seit 1999 Frauen aus<br />

der Region, um ihre Selbsthilfekräfte zu stärken und ihre Einkommenssituation zu verbessern.<br />

Ziel war es, den teilnehmenden Frauen das nötige Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln,<br />

wirtschaftlich unabhängig bestehen zu können. Sie besuchten Schulkurse und lernten in<br />

Workshops Fertigkeiten wie Nähen oder Töpfern. <strong>AWO</strong> International und der chilenische<br />

Partner „Centro de Promoción y Desarrollo de la Mujer Latina“ förderten das Kunsthandwerk<br />

der Frauen mit Mikrokrediten. Durch den politischen, gesellschaftlichen und sozialen Ansatz<br />

des Projekts konnten das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit der Frauen gestärkt<br />

werden. Zum Beispiel ist eine Theatergruppe entstanden, die mit sozialkritischen Stücken<br />

die Gesellschaft für frauenspezifi sche Themen sensibilisiert. Gleichzeitig unterstützte <strong>AWO</strong><br />

International die Organisationsentwicklung und die strategische Planung der chilenischen<br />

Partnerorganisation, die die Projekte ab 2007 nun eigenständig weiterführen kann.<br />

Frauenprojekt Santiago Anders als in Lota war das Bewusstsein der Frauen für persönliche<br />

Freiheit und Emanzipation in den Stadtrandgebieten Santiagos bereits stärker ausgeprägt.<br />

Die Teilnehmerinnen, meist aus der ärmeren Mittelschicht, hatten ein großes Interesse an<br />

gesellschaftlicher Mitbestimmung.<br />

Hauptaktivität der Partnerorganisation „Centro de Capacitación“ in Santiago ist die Vergabe<br />

von Mikrokrediten. Die fi nanzielle Unabhängigkeit soll das Selbstbewusstsein von<br />

Frauen stärken und ihre gesellschaftliche und politische Partizipation fördern. Die Teilnehmerinnen<br />

sind in zwei Frauengruppen organisiert, die sich gegenseitig austauschen<br />

und gemeinsam Kurse zu gesellschaftlichem Engagement, Demokratie und Frauenrechten<br />

besuchen. Sie lernen, das Internet zu nutzen und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Wie<br />

in Lota erlernen auch diese Frauen ein Handwerk. Die Partnerorganisation begleitet die<br />

Frauen während der Gründungsphase ihrer kleinen Unternehmen.<br />

Strategien für die Zukunft<br />

Sowohl das Seniorenprogramm als auch das Programm zur Frauenförderung orientieren sich<br />

am Ansatz des „Empowerment“. Wir verbinden mit dem Begriff, der übersetzt „ermächtigen/<br />

bevollmächtigen“ bedeutet, die Stärkung der Selbstbestimmung der <strong>Menschen</strong>. Sie sollen eigenmächtig<br />

und selbstverantwortlich ihre Rechte vertreten und ihr Leben gestalten. Wir fördern<br />

und unterstützen sie dabei, ihre Gestaltungsspielräume wahrzunehmen und zu nutzen.<br />

In einem Workshop wurden die Programme an die Partnerorganisationen übergeben. „Die<br />

Abschlusszeremonie war ein wichtiger Moment für die <strong>Menschen</strong>, die am Projekt beteiligt<br />

waren. Wir stellten das von uns in den letzten Jahren gesammelte Wissen anderen Organisationen,<br />

Vertretern der Zivilgesellschaft, Regierungsvertretern und der Öffentlichkeit<br />

zur Verfügung“, erklärt Silja Dressel. Als zuständige Referentin war sie zusammen mit Rudi<br />

Frick, dem Vorstandsvorsitzenden von <strong>AWO</strong> International, vor Ort. Mit dabei war auch die<br />

chilenische Abgeordnete Denise Pascal Allende, die sich im chilenischen Parlament besonders<br />

für Seniorenfragen einsetzt.<br />

Ein Wissensmanagementsystem soll dazu beitragen, die Ergebnisse des Programms weiterzugeben.<br />

Es wurde von Silja Dressel angeregt und von zwei Mitarbeiterinnen der Projektpartner<br />

erstellt. „Wenn unsere Programme enden, sollen die Erfahrungen und Ergebnisse<br />

nicht im Sande verlaufen, sondern weiter genutzt werden“, erläutert Frau Dressel das Konzept,<br />

das für die Arbeit von <strong>AWO</strong> International besonders wichtig ist. Über eine landesweit<br />

arbeitende Stiftung, die „Fundación para la Superación de la Pobreza“, werden die Erfahrungen<br />

und Ergebnisse beider Programme in Chile verbreitet.<br />

Mit dem Workshop endete die Förderung der Programme in Chile. Trotz der offensichtlichen<br />

Erfolge gibt Silja Dressel zu bedenken: „Durch das starke Wirtschaftswachstum der letzten<br />

Jahre geht es Chile besser als anderen Ländern Lateinamerikas. Dennoch wirkt der Wohlstand<br />

häufi g wie ein schöner Schein, der über die bestehenden sozialen Probleme hinwegtäuscht.“<br />

Unsere Referentin hat direkt nach dem Abitur in Santiago de Chile gelebt und dort<br />

Spanisch gelernt. Im Rahmen der Zusammenarbeit von <strong>AWO</strong> International mit Chile kehrte<br />

sie zehn Jahre später dorthin zurück: „Ich habe dort in den letzten Jahren viele Freunde<br />

gefunden – auch das gehört zu der Zusammenarbeit mit Lateinamerika dazu.“<br />

Symbolischer Abschluss der Programme war der Übergabeworkshop in Santiago de Chile,<br />

im November <strong>2006</strong>. (v.l.) Silja Dressel, (Referentin für Entwicklungszusammenarbeit),<br />

Rudi Frick (Vorstandsvorsitzender <strong>AWO</strong> International), Denise Pascal Allende<br />

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