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Jahresbericht 2006 Menschen helfen weltweit - AWO international

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Die Lage vor Ort – eine Einschätzung<br />

Seit August <strong>2006</strong> ist Eileen Gehrke unsere neue Asienreferentin. Sie besuchte im Dezember<br />

die Projektgebiete in Nepal.<br />

Frau Gehrke, welche Eindrücke sind Ihnen von Ihrer Reise besonders in Erinnerung geblieben?<br />

Es sind vor allem zwei Sinneseindrücke: Zum einen die Kälte. Nach drei Wochen Indien,<br />

wurde ich von den eisigen Temperaturen Nepals überrascht. Zum anderen die Farbe rot. In<br />

Nepal tragen verheiratete Frauen rote Kleidung. Dieses an sich schöne Bild ist Ausdruck<br />

eines patriarchischen Gesellschaftssystems, das den Wert einer Frau über ihren Familienstand<br />

bestimmt. Eine Witwe, in Nepal eine „persona non grata“, darf kein Rot tragen und<br />

kann an ihrer Kleidung direkt identifi ziert werden.<br />

Die Projekte, die <strong>AWO</strong> International mit den nepalesischen Partnern durchführt,<br />

unterstützen besonders Frauen. Warum sind die Projekte so wichtig?<br />

Die nepalesische Gesellschaft ist stark durch den Hinduismus geprägt und gerade Frauen<br />

sind gesellschaftlich extrem benachteiligt. Dies gilt ganz besonders für Frauen armer Bevölkerungsschichten.<br />

Wir gehen davon aus, dass die Zivilgesellschaft, also in diesem Fall<br />

die Frauen selbst, am besten benennen kann, was ihr fehlt und was getan werden sollte.<br />

Wir unterstützen die Frauen dabei, ihre Ziele eigenständig umzusetzen.<br />

Trotz des Bürgerkriegs konnten die Projektziele erreicht werden. Dennoch war es Arbeit unter<br />

sehr erschwerten Bedingungen – wie haben Sie sich auf die besondere Situation eingestellt?<br />

Durch die langjährige Zusammenarbeit hatten wir großes Vertrauen in die Arbeit unserer<br />

Partner. Sie mussten häufi g Hintergrund, Methoden und Ziele der Projekte mit Repräsentanten<br />

der Maoisten besprechen und sich auf eine sich ständig verändernde politische<br />

Situation einstellen. Dabei versuchten sie, konfl iktsensitiv zu arbeiten: Der Konfl ikt wurde<br />

als Komponente in die Projekte integriert. Dazu wurden die verschiedenen Interessengruppen<br />

in die Arbeit eingebunden und der Dialog mit ihnen gesucht. Dennoch gab es natürlich<br />

Verzögerungen und Probleme. So mussten beispielsweise das externe Gutachten und die<br />

Reisen der Referenten häufi g verschoben werden. Insgesamt bestätigt jedoch auch der Bericht<br />

eines externen Gutachters hervorragende Ergebnisse und wir sind froh, auch während<br />

des Bürgerkrieges in Nepal geblieben zu sein.<br />

Könnten Sie uns einen Ausblick geben?<br />

Da wir seit Jahren in Nepal vor Ort sind und inzwischen eine enge partnerschaftliche Beziehung<br />

zu den Organisationen vor Ort aufbauen konnten, blicken wir sehr optimistisch<br />

auf die Zeit nach dem Bürgerkrieg. Dass wir während des Konfl iktes geblieben sind, war<br />

ein positives Signal. Nun profi tieren wir davon, enge Kontakte und Beziehungen zu haben.<br />

Insgesamt ist es jetzt wichtig, dass die Investoren und <strong>international</strong>en Organisationen zurückkehren<br />

und die Nepalesen bei der Entwicklung ihres Landes unterstützen.<br />

In Würde leben – Die Programme<br />

zur Frauen- und Seniorenförderung in Chile<br />

Im Dezember <strong>2006</strong> endeten die Programme, die<br />

<strong>AWO</strong> International gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen<br />

in Chile durchgeführt hat.<br />

Die Lust am Leben teilen –<br />

das Programm für Seniorenförderung<br />

Wörtlich übersetzt bedeutet „cuenta cuentos“<br />

Geschichten erzählen. Und die Senioren aus<br />

Chile, die sich in der Kulturgruppe „cuenta cuentos“<br />

zusammengefunden haben, haben viel zu<br />

erzählen. Bei ihren Auftritten singen, tanzen und<br />

sprechen sie von ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen.<br />

Damit erzählen sie auch von der<br />

dramatischen Geschichte Chiles. So erfahren jüngere<br />

Zuschauer viel über die Vergangenheit ihres Landes und seiner Bewohner. Die Älteren<br />

wiederum werden als wertvolle Zeitzeugen gebraucht und geschätzt.<br />

„Cuenta cuentos“ ist nur ein Beispiel für die erfolgreichen Aktivitäten des Programms für<br />

Seniorenförderung, die <strong>AWO</strong> International in verschiedenen Regionen Chiles unterstützt<br />

hat. Es gab Workshops zu den Themen Gesundheit und Alter und Kampagnen, die die Öffentlichkeit<br />

für die Herausforderungen des Alters und Alterns sensibilisiert haben. Die<br />

Senioren organisierten einen Seniorenkarneval und andere Veranstaltungen. Auch heute<br />

noch gestalten sie ein wöchentliches Radioprogramm und geben ein Infoblatt heraus, das<br />

vierteljährlich erscheint.<br />

Die Partnerorganisationen in Chile stärken insbesondere die Bürgerrechte der Senioren:<br />

„Bei der Seniorenförderung geht es nicht nur um die Betreuung pfl egebedürftiger älterer<br />

<strong>Menschen</strong>“, sagt Silja Dressel. Sie hat die Projekte in Chile als Referentin für <strong>AWO</strong> International<br />

begleitet. „Ältere <strong>Menschen</strong> können und wollen etwas tun. Die heutige Gesellschaft ist<br />

schnelllebiger als früher, daher kennen sie vielleicht die aktuellen Gesetze und ihre Rechte<br />

nicht. Oder es fehlt ihnen an fi nanziellen Mitteln, daher unterstützen wir sie. Ihr Engagement,<br />

fi t zu bleiben, sich weiterzubilden oder zu reisen, ihr Interesse und die Motivation,<br />

etwas zu erreichen und politische Öffentlichkeitsarbeit zu machen – das bringen sie jedoch<br />

selbst mit.“<br />

Aus der Rolle fallen – das Programm für Frauenförderung<br />

Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen unterstützte <strong>AWO</strong> International Frauen in<br />

Lota, dem Zentrum einer ehemals bedeutenden Bergbauregion, und in den ärmeren Stadtteilen<br />

Renca und Cerro Navia in Santiago de Chile.<br />

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