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Jahresbericht 2006 Menschen helfen weltweit - AWO international

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ihre Geschäftsideen um und verbessern damit ihre wirtschaftliche Situation. Gemeinsam<br />

mit Gemeindevertretern erarbeiten sie Konzepte zur Entwicklung ihrer Dörfer, die dann mit<br />

der Hilfe der Partnerorganisationen und <strong>AWO</strong> International realisiert werden. Diese aktive<br />

Partizipation der Frauen wirkt positiv auf ihren Status in der Familie und auf ihre gesellschaftliche<br />

Akzeptanz.<br />

1996 ging die maoistische „Nepal Communist Party“ in den Untergrund und kämpfte<br />

seitdem gegen die undemokratischen Strukturen und den König des Landes. Es war<br />

zugleich ein Protest gegen korrupte und privilegierte Politiker und das feudale System, gegen Armut<br />

und Analphabetentum, gegen die Diskriminierung von Frauen und bestimmten Kasten im nepalesischen<br />

Gesellschaftssystem. Das parlamentarische Mehrparteiensystem hatte es in den letzten Jahren nicht<br />

geschafft, politische, soziale oder wirtschaftliche Veränderungen herbeizuführen. Der konstitutive König<br />

war ein Monarch mit weit reichenden Kompetenzen geblieben. Im Jahr 2005 hatte König Gyanendra das<br />

Parlament aufgelöst und sich zum alleinigen Herrscher und zum Oberbefehlshaber der Armee erklärt. Im<br />

Frühling <strong>2006</strong> konnte der König durch Demonstrationen von hunderttausenden Nepalesen schließlich<br />

weitgehend entmachtet werden. Er hat heute nur noch repräsentative Aufgaben. Im November einigten<br />

sich Maoisten und Demokraten auf eine Übergangsregierung und es sah nach zehn Jahren Bürgerkrieg<br />

endlich nach Frieden aus.<br />

Erja Hänninens Maschine landet schließlich im „Melting pot“ Katmandu. Seit eineinhalb<br />

Jahren war kein Mitarbeiter von <strong>AWO</strong> International vor Ort. Auch dieser Besuch wurde<br />

wegen heftiger Unruhen immer wieder verschoben. Der wichtige Telefonkontakt war in den<br />

vergangenen Monaten oft unterbrochen und niemand wusste, wie lange das Internet für<br />

die E-Mail-Kommunikation zur Verfügung stehen würde.<br />

Noch im November 2005 berichtete die nepalesische Partnerorganisation, „Friends of Sankhu“,<br />

dass die Situation gerade in den ländlichen Gegenden extrem angespannt war. Die<br />

meisten <strong>international</strong>en Organisationen hatten ihre Mitarbeiter längst evakuiert und sich<br />

aus Nepal zurückgezogen. Die Partnerorganisation bat Erja Hänninen eindringlich, ihre für<br />

Februar geplante Reise zu verschieben.<br />

Die politische Situation in Nepal stellte die Partnerorganisation vor Ort aber auch <strong>AWO</strong><br />

International vor große Herausforderungen. Auch im Berliner Büro von <strong>AWO</strong> International<br />

wurde oft diskutiert, ob die Projekte unter diesen Umständen fortgeführt werden konnten:<br />

War es zu verantworten, das Personal der Projektpartner solchen Gefahren auszusetzen?<br />

Und wie konnte man den Erfolg der Projekte unter solchen Umständen garantieren? Wie<br />

sollte man sie überprüfen oder persönlich einschätzen, wenn Auslandsreisen nicht möglich<br />

waren? Ein Waffenstillstand machte die Dienstreise schließlich möglich.<br />

Auf der Autofahrt in das Projektgebiet, den 40 Kilometer nordöstlich der nepalesischen<br />

Hauptstadt gelegenen Distrikt Sindhupalchok, sind vereinzelt Straßenkontrollen der Regierung<br />

aufgebaut, doch die Soldaten lassen den Wagen problemlos passieren. Am Fenster<br />

ziehen Landschaften, <strong>Menschen</strong> und Dörfer vorbei und es wird deutlich, dass sich die sehr<br />

schwierigen Lebensbedingungen großer Teile der Bevölkerung durch den Bürgerkrieg noch<br />

verschlechtert haben.<br />

Im Projektgebiet angekommen, ist Erja Hänninen positiv überrascht. „Es hat sich herausgestellt,<br />

dass die Projekte erfolgreich waren“, berichtet sie. Die Referentin erlebte viele<br />

engagierte und aufgeklärte Frauen, die ihre Bedürfnisse artikulierten und einforderten.<br />

Sie sprach mit Frauen, die sich noch vor einigen Jahren schämten, öffentlich das Wort zu<br />

ergreifen. Die Frauen hatten inzwischen lesen, schreiben und rechnen gelernt. Ihre wirtschaftliche<br />

Situation hatte sich deutlich verbessert und dies wirkte positiv auf ihren Status<br />

innerhalb der Familie und auf ihre gesellschaftliche Akzeptanz.<br />

Die nepalesische Partnerorganisation hatte die Frauen in alle Pläne zur Dorfentwicklung<br />

eingebunden. Die Infrastruktur der Dörfer konnte ausgebaut, Schulen und Straßen gebaut<br />

werden. Dabei hatte die Organisation unermüdlich das Gespräch sowohl mit Maoisten als<br />

auch mit der Regierungsarmee gesucht und versucht, sich auf die sich ständig ändernde<br />

politische Situation einzustellen.<br />

„Wenn die Zuversicht der Bevölkerung in die entstehende Demokratie nicht enttäuscht<br />

wird, hat Nepal eine Chance“, fasst Erja Hänninen die Eindrücke ihrer Reise zusammen.<br />

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