Jahresbericht 2006 Menschen helfen weltweit - AWO international
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nehmer wie Händler, Verkäufer, Taxifahrer – im Krankheitsfall absichern. Da das staatliche<br />
System sie nicht erfasst, ist Krankheit gerade für diese Personen ein großes Armutsrisiko.<br />
Wir erprobten das Projekt zunächst in der sehr kleinen Inselregion Batanes im Norden der<br />
Philippinen. Die Versicherung und die Qualität der Gesundheitsversorgung für die Mitglieder<br />
zu verbessern, ist die wesentliche Aufgabe des Projekts. Die „Barangay Health Workers“,<br />
Gesundheitshelferinnen, engagieren sich in ihrer Nachbarschaft ehrenamtlich und stellen<br />
die lokale Anbindung der Versicherung und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung sicher. Sie<br />
kümmern sich um die medizinische Versorgung und <strong>helfen</strong> beispielsweise bei Geburten, betreiben<br />
Öffentlichkeitsarbeit und werben Mitglieder an. Nachbarschaftliches Engagement<br />
ist das Fundament unserer Gesundheitsversicherung. Daher ist ihr Name einer alten Tradition<br />
der Nachbarschaftshilfe beim Hausbau entlehnt: „Kapanidungan sa Kalasugan“ (KsK)<br />
heißt soviel wie Solidarität für Gesundheit.<br />
Die meisten Mitglieder zahlen monatlich 92 Pesos (1,50 Euro) Mitgliedsbeitrag und haben<br />
damit ein Anrecht auf eine Kostenübernahme von 5.500 Pesos (ca. 90 Euro) im Jahr. Seit<br />
ihrer Einführung im Juli 2003 konnte KsK für die Kosten von über 15.000 Behandlungen<br />
aufkommen und gab dafür etwa 3,2 Millionen Pesos aus.<br />
Ivana ist die kleinste Stadt der Philippinen, jedoch ist der Anteil der bei KsK Versicherten<br />
hier am größten. Dies brachte Veränderungen, die besonders im Gesundheitszentrum von<br />
Ivana spürbar sind. Immer mehr <strong>Menschen</strong> wenden sich an das Zentrum und übernehmen<br />
Eigenverantwortung für ihre Gesundheit – dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.<br />
Maribel Cabuco ist die leitende Krankenschwester der Gesundheitsstation von Ivana. Sie<br />
sieht noch eine weitere entscheidende Veränderung: „Da viele Bürger kaum Geld hatten,<br />
blieb uns nichts anderes übrig, als Medikamente kostenlos abzugeben. Weil unsere Mittel<br />
jedoch sehr beschränkt waren und wir nur halbjährlich bestellen konnten, mussten wir oft<br />
monatelang ohne Medikamente auskommen. Nun, seit KsK eingeführt wurde, kommt immer<br />
wieder etwas Geld in die Kassen, so dass wir jederzeit Nachschub kaufen können.“<br />
Neben dem fi nanziellen Aspekt der Krankenversicherung, sind das persönliche Engagement<br />
und die vertrauensvollen Beziehungen der „Barangay Health Workers“ zu den Mitgliedern<br />
für die Erfolge entscheidend. Auch Dr. Loriosa, der in dem Gesundheitszentrum in Uyugan<br />
arbeitet, beschränkt sich nicht auf den Dienst nach Vorschrift. Jeden Sonntagmorgen bietet<br />
er eine Gymnastikstunde für alle Mitbürger an. „Die Resonanz ist beachtlich“, freut sich<br />
der junge Arzt.<br />
Da die meisten Bürger jetzt für ihre Gesundheitsversorgung bezahlen, haben sie auch höhere<br />
Ansprüche an die Qualität der Versorgung. Um eine hohe Qualität auch in den entlegenen<br />
Provinzen sicherzustellen, entwickelte <strong>AWO</strong> International gemeinsam mit der Partnerorganisation<br />
„Health Development Institute“ (HDI) einen Kriterienkatalog. Er ist an den<br />
Standards der philippinischen Gesundheitsbehörde ausgerichtet und dient den Gesundheitsstationen<br />
als Anreiz und Herausforderung, ihr Angebot zu verbessern.<br />
Im Jahr <strong>2006</strong> konnte die Gesundheitsversicherung KsK in Batanes soweit stabilisiert werden,<br />
dass sich <strong>AWO</strong> und der philippinische Partner HDI langsam aus der Inselprovinz zurückziehen<br />
können. Die Provinzregierung hat per Dekret die volle Verantwortung für die<br />
Gesundheitsversicherung übernommen und führt diese erfolgreich weiter. <strong>AWO</strong> International<br />
und HDI stellen sich ab 2007 einer neuen Herausforderung: der Verankerung lokaler<br />
Gesundheitsversicherungssysteme in Genossenschaften.<br />
Ein Neuanfang in Nepal – ein Projekt zur Gemeinwesenentwicklung<br />
<strong>2006</strong> war ein wichtiges Jahr für Nepal. Im Frühjahr entmachteten die Nepalesen den diktatorisch<br />
herrschenden König Gyanendra und im November <strong>2006</strong> endete der zwölfjährige<br />
Bürgerkrieg offi ziell. Nepal versucht nun einen demokratischen Neuanfang.<br />
Erja Hänninen, Referentin für Entwicklungszusammenarbeit bei <strong>AWO</strong> International, ist auf<br />
dem Weg nach Nepal. Der Blick aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs schweift über die<br />
schneebedeckten Gipfel des Himalajagebirges. Das Flugzeug ist im Anfl ug auf das kleine<br />
Land mit dem höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest. Er wird die „Himmelsgöttin“<br />
genannt und ist seit Jahrhunderten ein Mythos, Teil der Utopie des spirituellen und paradiesischen<br />
Nepal, das bis heute fortlebt. Erja Hänninen ist unterwegs in ein anderes Nepal,<br />
eines, in dem sich zwölf Jahre lang ein Bürgerkrieg ausbreitete und mit dem Waffenstillstand<br />
im Frühling <strong>2006</strong> erstmals Hoffung auf Frieden bestand. Sie ist unterwegs in eines<br />
der ärmsten Länder der Welt. Sie möchte sich persönlich von der Entwicklung der Projekte<br />
überzeugen, die <strong>AWO</strong> International dort trotz des Bürgerkriegs betreut.<br />
Bereits seit 1998 fördert <strong>AWO</strong> International in Nepal insbesondere Frauen in den ländlichen<br />
Gebieten. Durch gemeinsam gespartes Geld und kleine Kredite setzen die Frauen<br />
14 Nachbarschaftliches Engagement<br />
ist das Fundament unserer<br />
Gesundheitsversicherung<br />
auf den Philippinen:<br />
die „Barangay Health Workers“.<br />
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