Rubens Nr. 36 - Ruhr-Universität Bochum

Rubens Nr. 36 - Ruhr-Universität Bochum Rubens Nr. 36 - Ruhr-Universität Bochum

19.11.2012 Aufrufe

Autonomie RUBENS NACHRICHTEN, BERICHTE UND MEINUNGEN AUS DER RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM 5. Jahrgang, NR. 36 1. Juli 1998 Auf neuen Wegen “ Bildung und Wissenschaft und Forschung gehören in eine Hand. Darum habe ich ein Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung gebildet”. Ziel seiner Regierung, so der neue NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement in seiner Regierungserklärung, sei es, “die Studierenden, die Lehrenden und das Hochschulmanagement ... aus dem Korsett enger Regulierungen zu befreien. Wir werden ihnen mehr Autonomie geben und mehr Eigenverantwortung von ihnen fordern.” So will er u.a. “die innere Organisation der Hochschulen verbessern und die Leitungsstrukturen effizienter machen, die Qualität in Lehre und Forschung durch Evaluation, Leistungsanreize und Zielvereinbarungen steigern ... und den Wettbewerb und die Kooperation zwischen den Hochschulen voranbringen. Wir sind bereit, neue Wege zu gehen.” Schon im Vorfeld hatte sich die Landesrektorenkonferenz mokiert, diesen Schritt als “politisch falsches Signal” bewertet, weil jener der “Bedeutung der Hochschulen für die Strukturpolitik” nicht gerecht werde – eine unverständliche Kritik: als ob das Glück von einem eigenen Ministerium abhängt und als ob das bisherige eine so glückliche Hand bewiesen hat. Hoffen wir lieber, daß Clement ernst macht mit der Deregulierung und deutlich mehr Kompetenzen in die Hochschulen verlagert – dies auch noch mit einem kräftigen Abbau der Zentralmittel und der Ministerialverwaltung verbindet, damit sie in Zukunft nicht noch kleinste Schritte der Regierung in diese Richtung durchkreuzt, indem sie das von der Politik losgelassene Gängelband selbst in die Hand nimmt. Allerdings: Auch wir sind gefordert! Auf zu viele von uns trifft Georg Christoph Lichtenbergs Aphorismus zu: “Er hing noch auf der dortigen Universität, wie ein schöner Kronleuchter, auf dem aber seit zwanzig Jahren kein Licht mehr gebrannt hatte”. Auch in der RUB gibt es Fakultäten mit untereinander zerstrittenen Hochschullehrer-Fraktionen, die sich gegenseitig und jeden Strukturwandel blockieren, nur um das brüchige Gleichgewicht – sprich: Besitzstände – nicht zu gefährden; gibt es Platzhirsche, die nicht loslassen können und sich in die eigene Nachfolge einmischen; gibt es Dozenten, die in Nischen bequem leben, sich dem Wettbewerb, auch jeglicher Evaluation verweigern, und zu viele Mitarbeiter, die auf Innovationen mit “das war schon immer so”, “wo kämen wir da hin?” und “da könnte ja jeder kommen” reagieren. Autonomie für die Hochschulen bedeutet, sich dem Wettbewerb der besten Ideen zu stellen, selbst Verantwortung zu tragen, Ziele abzustecken und den Mut, die Gestaltungskraft und Weitsicht aufzubringen, sie konkret umzusetzen. Sind auch wir wirklich bereit, neue Wege zu gehen? jk Foto: Sponheuer Einige taten es bereits im Mai und im Juni, wie hier auf der Wiese vor den G-Gebäuden bzw. auf den Holzbänken des AkaFö-Bierwa- Fingerspitzengefühl, aber vor allem Muskelkraft benötigten die Mitarbeiter der Orgelbaufirma Klais aus Bonn, als am 16. Juni die letzte große Lieferung für die neue Orgel im Audi max eintraf: 14 lange Metallpfeifen. Bei den angelieferten Pfeifen handelt es sich um Prospektpfeifen. Das sind die Pfeifen, die in der Vorderseite der Orgel eingebaut werden. Die größte dieser Pfeifen ist ein sogenannter 32-Fuß (im Orgelbau gibt man noch heute die Körperlänge einer Pfeife in diesem alten Längenmaß an), der eine Höhe von 11,80 m, einen Durchmesser von 45 cm und ein Gewicht von rund 500 kg besitzt. Würde man solch eine Pfeife in voller Länge bauen, könnte man sie weder heben noch um Ecken transportieren. Deshalb stellte man in Bonn Teilstücke her, die gut verpackt nach Bochum gefahren wurden, wo sie über mehrere Seilzüge bis zur richtigen Position gebracht werden. Erst in der Orgel kann dann die eigentliche Pfeife zusammengesetzt werden. Das Material, das zu 85% aus Zinn und zu 15% aus Blei besteht, ist hochempfindlich. Liegt eine solche Pfeife zu lange Zeit, be- Ende eines Semesters Ausspannen gens. Allen anderen steht es nun bevor: das Ausspannen. Nach einem kurzen, aber heftigen Sommersemester wartet die lange vorlesungs- vor sie in die Vertikale aufgerichtet wird und im Prospekt eingebaut wird, sinkt sie in sich zusammen und ist nicht mehr zu gebrauchen. Außerdem hinterläßt jeder Fingerabdruck Schweißspuren, die die Oberfläche dauerhaft verfärben würden. Viele Schwierigkeiten also, die bei der Anlieferung bedacht werden wollten. Jede Pfeife lag, in Schutzfolie eingewickelt und auf Styropor gebettet, in einem eigenen Holzkasten auf der Ladefläche des Transporters, der am Tag zuvor im Parkhaus unter der UB abgestellt worden war. Während die freie Zeit. RUBENS wünscht viele Sonnentage. Wir legen im Sommer gleichfalls eine Pause ein - die nächste RUBENS erscheint im Oktober. Pfeifen für die RUB Die Pfeifen auf dem Weg ins Audi max ... Orgelbau schreitet voran “kleinen” Teilstücke ins Audi max getragen werden konnten, mußten die größeren Pfeifen auf einem speziell für diesen Zweck gebauten Transportwagen über den Forumsplatz in den Saal gerollt werden. Für dieses schwierige Unterfangen hatte Orgelbauer Klais insgesamt zehn seiner Mitarbeiter von anderen Projekten nach Bochum “abkommandiert”. Schließlich kostet eine Pfeife dieser Größe mehrere 10.000 DM - und da kann man sich keine Schramme oder Beule durch unprofessionelle Hilfskräfte leisten ... (Forts. auf S. 2) Neuer SFB Molekulare Ordnung Ab dem 1.7. beteiligt sich die RUB an einem neuen Sonderforschungsbereich (SFB). Er heißt „Kollektive molekulare Ordnungsprozesse in der Chemie. Entstehung, Dynamik und Eigenschaften von höher organisierten Systemen“. Federführend ist die Uni/GH Essen. Der SFB 316 „Herstellung, Be- und Verarbeitung sowie Prüfung von metallischen und metall-keramischen Verbundwerkstoffen“ an der RUB und an der Uni Dortmund läuft bekanntlich Ende ‘98 aus. Laut DFG wird er allerdings als Transfer mit verschiedenen Industrieunternehmen fortgesetzt. Mehr zu beiden SFB’s in der nächsten RUBENS. ad Foto: Sponheuer Inhalt Seite 3 Alles über Existenzgründungen Seite 5 Alles über die Halde in Waltrop Seite 6 Seite 2 Alles über die neue Orgel Seite 4 Alles über die neue Ausgabe von RUBIN Alles über die (neuen) Profs Anzeige Hebler 1sp/110 Seite 7 Alles über den Müllsammeltag Seite 8 Alles über männliche Verfehlungen im Sport

Autonomie<br />

RUBENS<br />

NACHRICHTEN, BERICHTE UND MEINUNGEN AUS DER RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM<br />

5. Jahrgang, NR. <strong>36</strong> 1. Juli 1998<br />

Auf<br />

neuen Wegen<br />

“<br />

Bildung und Wissenschaft und<br />

Forschung gehören in eine<br />

Hand. Darum habe ich ein Ministerium<br />

für Schule und Weiterbildung,<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

gebildet”. Ziel seiner Regierung,<br />

so der neue NRW-Ministerpräsident<br />

Wolfgang Clement in seiner<br />

Regierungserklärung, sei es, “die<br />

Studierenden, die Lehrenden und<br />

das Hochschulmanagement ... aus<br />

dem Korsett enger Regulierungen<br />

zu befreien. Wir werden ihnen<br />

mehr Autonomie geben und mehr<br />

Eigenverantwortung von ihnen<br />

fordern.” So will er u.a. “die innere<br />

Organisation der Hochschulen verbessern<br />

und die Leitungsstrukturen<br />

effizienter machen, die Qualität<br />

in Lehre und Forschung durch<br />

Evaluation, Leistungsanreize und<br />

Zielvereinbarungen steigern ...<br />

und den Wettbewerb und die Kooperation<br />

zwischen den Hochschulen<br />

voranbringen. Wir sind<br />

bereit, neue Wege zu gehen.”<br />

Schon im Vorfeld hatte sich die<br />

Landesrektorenkonferenz mokiert,<br />

diesen Schritt als “politisch falsches<br />

Signal” bewertet, weil jener<br />

der “Bedeutung der Hochschulen<br />

für die Strukturpolitik” nicht gerecht<br />

werde – eine unverständliche<br />

Kritik: als ob das Glück von einem<br />

eigenen Ministerium abhängt<br />

und als ob das bisherige eine so<br />

glückliche Hand bewiesen hat.<br />

Hoffen wir lieber, daß Clement<br />

ernst macht mit der Deregulierung<br />

und deutlich mehr Kompetenzen<br />

in die Hochschulen verlagert –<br />

dies auch noch mit einem kräftigen<br />

Abbau der Zentralmittel und<br />

der Ministerialverwaltung verbindet,<br />

damit sie in Zukunft nicht<br />

noch kleinste Schritte der Regierung<br />

in diese Richtung durchkreuzt,<br />

indem sie das von der Politik<br />

losgelassene Gängelband selbst<br />

in die Hand nimmt.<br />

Allerdings: Auch wir sind gefordert!<br />

Auf zu viele von uns trifft Georg<br />

Christoph Lichtenbergs Aphorismus<br />

zu: “Er hing noch auf der<br />

dortigen <strong>Universität</strong>, wie ein schöner<br />

Kronleuchter, auf dem aber<br />

seit zwanzig Jahren kein Licht<br />

mehr gebrannt hatte”. Auch in der<br />

RUB gibt es Fakultäten mit untereinander<br />

zerstrittenen Hochschullehrer-Fraktionen,<br />

die sich gegenseitig<br />

und jeden Strukturwandel<br />

blockieren, nur um das brüchige<br />

Gleichgewicht – sprich: Besitzstände<br />

– nicht zu gefährden; gibt es<br />

Platzhirsche, die nicht loslassen<br />

können und sich in die eigene<br />

Nachfolge einmischen; gibt es Dozenten,<br />

die in Nischen bequem leben,<br />

sich dem Wettbewerb, auch<br />

jeglicher Evaluation verweigern,<br />

und zu viele Mitarbeiter, die auf<br />

Innovationen mit “das war schon<br />

immer so”, “wo kämen wir da<br />

hin?” und “da könnte ja jeder kommen”<br />

reagieren. Autonomie für die<br />

Hochschulen bedeutet, sich dem<br />

Wettbewerb der besten Ideen zu<br />

stellen, selbst Verantwortung zu<br />

tragen, Ziele abzustecken und den<br />

Mut, die Gestaltungskraft und<br />

Weitsicht aufzubringen, sie konkret<br />

umzusetzen. Sind auch wir<br />

wirklich bereit, neue Wege zu gehen?<br />

jk<br />

Foto: Sponheuer<br />

Einige taten es bereits im Mai<br />

und im Juni, wie hier auf der<br />

Wiese vor den G-Gebäuden bzw. auf<br />

den Holzbänken des AkaFö-Bierwa-<br />

Fingerspitzengefühl, aber vor<br />

allem Muskelkraft benötigten<br />

die Mitarbeiter der Orgelbaufirma<br />

Klais aus Bonn, als am 16. Juni<br />

die letzte große Lieferung für die<br />

neue Orgel im Audi max eintraf: 14<br />

lange Metallpfeifen. Bei den angelieferten<br />

Pfeifen handelt es sich um<br />

Prospektpfeifen. Das sind die Pfeifen,<br />

die in der Vorderseite der Orgel<br />

eingebaut werden. Die größte dieser<br />

Pfeifen ist ein sogenannter 32-Fuß<br />

(im Orgelbau gibt man noch heute<br />

die Körperlänge einer Pfeife in diesem<br />

alten Längenmaß an), der eine<br />

Höhe von 11,80 m, einen Durchmesser<br />

von 45 cm und ein Gewicht von<br />

rund 500 kg besitzt.<br />

Würde man solch eine Pfeife in voller<br />

Länge bauen, könnte man sie<br />

weder heben noch um Ecken transportieren.<br />

Deshalb stellte man in<br />

Bonn Teilstücke her, die gut verpackt<br />

nach <strong>Bochum</strong> gefahren wurden,<br />

wo sie über mehrere Seilzüge<br />

bis zur richtigen Position gebracht<br />

werden. Erst in der Orgel kann dann<br />

die eigentliche Pfeife zusammengesetzt<br />

werden. Das Material, das zu<br />

85% aus Zinn und zu 15% aus Blei<br />

besteht, ist hochempfindlich. Liegt<br />

eine solche Pfeife zu lange Zeit, be-<br />

Ende eines Semesters<br />

Ausspannen<br />

gens. Allen anderen steht es nun bevor:<br />

das Ausspannen. Nach einem<br />

kurzen, aber heftigen Sommersemester<br />

wartet die lange vorlesungs-<br />

vor sie in die Vertikale aufgerichtet<br />

wird und im Prospekt eingebaut<br />

wird, sinkt sie in sich zusammen<br />

und ist nicht mehr zu gebrauchen.<br />

Außerdem hinterläßt jeder Fingerabdruck<br />

Schweißspuren, die die<br />

Oberfläche dauerhaft verfärben<br />

würden. Viele Schwierigkeiten also,<br />

die bei der Anlieferung bedacht<br />

werden wollten.<br />

Jede Pfeife lag, in Schutzfolie eingewickelt<br />

und auf Styropor gebettet, in<br />

einem eigenen Holzkasten auf der<br />

Ladefläche des Transporters, der am<br />

Tag zuvor im Parkhaus unter der UB<br />

abgestellt worden war. Während die<br />

freie Zeit. RUBENS wünscht viele<br />

Sonnentage. Wir legen im Sommer<br />

gleichfalls eine Pause ein - die nächste<br />

RUBENS erscheint im Oktober.<br />

Pfeifen<br />

für die RUB<br />

Die Pfeifen auf<br />

dem Weg ins Audi max ...<br />

Orgelbau schreitet voran<br />

“kleinen” Teilstücke ins Audi max<br />

getragen werden konnten, mußten<br />

die größeren Pfeifen auf einem speziell<br />

für diesen Zweck gebauten<br />

Transportwagen über den Forumsplatz<br />

in den Saal gerollt werden. Für<br />

dieses schwierige Unterfangen hatte<br />

Orgelbauer Klais insgesamt zehn<br />

seiner Mitarbeiter von anderen Projekten<br />

nach <strong>Bochum</strong> “abkommandiert”.<br />

Schließlich kostet eine Pfeife<br />

dieser Größe mehrere 10.000 DM -<br />

und da kann man sich keine<br />

Schramme oder Beule durch unprofessionelle<br />

Hilfskräfte leisten ...<br />

(Forts. auf S. 2)<br />

Neuer SFB<br />

Molekulare Ordnung<br />

Ab dem 1.7. beteiligt sich die RUB an einem neuen Sonderforschungsbereich<br />

(SFB). Er heißt „Kollektive molekulare Ordnungsprozesse in der<br />

Chemie. Entstehung, Dynamik und Eigenschaften von höher organisierten<br />

Systemen“. Federführend ist die Uni/GH Essen. Der SFB 316 „Herstellung,<br />

Be- und Verarbeitung sowie Prüfung von metallischen und metall-keramischen<br />

Verbundwerkstoffen“ an der RUB und an der Uni Dortmund läuft bekanntlich<br />

Ende ‘98 aus. Laut DFG wird er allerdings als Transfer mit verschiedenen<br />

Industrieunternehmen fortgesetzt. Mehr zu beiden SFB’s in der<br />

nächsten RUBENS. ad<br />

Foto: Sponheuer<br />

Inhalt<br />

Seite 3<br />

Alles über Existenzgründungen<br />

Seite 5<br />

Alles über die<br />

Halde in Waltrop<br />

Seite 6<br />

Seite 2<br />

Alles über<br />

die neue Orgel<br />

Seite 4<br />

Alles über die neue<br />

Ausgabe von RUBIN<br />

Alles über die (neuen) Profs<br />

Anzeige Hebler<br />

1sp/110<br />

Seite 7<br />

Alles<br />

über den<br />

Müllsammeltag<br />

Seite 8<br />

Alles über<br />

männliche<br />

Verfehlungen<br />

im Sport


2 RUBENS<br />

Am richtigen Ton liegt Philipp<br />

Klais besonders viel. Er ist<br />

der Juniorchef der renommierten<br />

Orgelbaufirma aus Bonn<br />

und war verantwortlich für den Bau<br />

der Orgel im Audi max. Klais stellte<br />

sich RUBENS zu einem ausführlichen<br />

Interview.<br />

RUBENS: Das Audi max besitzt eine<br />

eigenwillige Architektur, eine ovale<br />

Arenaform. Was hieß das für den<br />

Entwurf der Orgel?<br />

Klais: Wir wollten etwas komponieren,<br />

das nachher so ausschaut, als<br />

wäre es von Anfang an geplant gewesen.<br />

Es war insofern einfach, weil<br />

die rückwärtige Wand von Anfang<br />

an eine Orgel aufnehmen sollte.<br />

Man hat dort - im Gegensatz zur<br />

umliegenden Architektur - einen relativ<br />

ruhigen Bereich. Wir wollten<br />

etwas schaffen, das sich harmonisch<br />

in die Umgebung einfügt, das aber<br />

auch eine skulpturelle Eigenheit<br />

hat, um nicht wie ein Einbauschrank<br />

zu wirken. Unsere Ideen<br />

gehen zurück auf die Geschichte.<br />

Wir wollten eine moderne Orgellösung<br />

und haben uns gefragt: Was<br />

sind in solch einem Mehrzweckraum<br />

die Urväter der Konzertsaalorgel?<br />

Es sind die britischen Town<br />

Hall-Instrumente, die Repräsentationsinstrumente<br />

in den dortigen<br />

Rathäusern. Deren Form wird durch<br />

die riesigen, hohen Pfeifen bestimmt,<br />

die ganz vorne im Prospekt<br />

stehen und vom Orgelboden bis zur<br />

Decke reichen und dem Ganzen<br />

eine vertikale Betonung und eine<br />

gewisse Ruhe geben. Von den Town<br />

Hall-Orgeln haben wir uns inspirieren<br />

lassen. Dabei stand auch der<br />

städtebauliche Entwurf der RUB im<br />

Mittelpunkt. Die Uni ist ja so konzipiert<br />

wie eine eigenständige Stadt.<br />

Es gibt diesen großen Marktplatz<br />

vor dem Audi max, es gibt Passagen<br />

und kleine Straßen. Und so sehen<br />

wir das Audi max ein bißchen wie<br />

eine englische Town Hall, als Repräsentationsraum<br />

dieser Uni.<br />

Enorme Möglichkeiten<br />

RUBENS: Die Akustik im Audi max<br />

ist ebenso eigenwillig wie die Architektur,<br />

wenn man z. B. an die Schallwand<br />

denkt oder an die Ellipse, die<br />

von der Decke heruntergelassen<br />

werden kann. Welche Schwierigkeiten<br />

stellten sich hier?<br />

Klais: Als wir zum ersten Mal in den<br />

Raum gekommen sind und in die<br />

Hände geklatscht haben, da dachten<br />

wir “Oh Gott!” Aber bei intensiver<br />

Beschäftigung hat sich herausgestellt,<br />

daß der Raum enorme Möglichkeiten<br />

in sich birgt, die vielleicht<br />

- auf die Orgel bezogen - zum ersten<br />

Rathaus der <strong>Ruhr</strong>-Uni<br />

Interview mit Philipp Klais<br />

Foto: Sponheuer<br />

Foto: Sponheuer<br />

Mal geweckt werden. Ich denke,<br />

daß es auch für das Orchester gut<br />

ist, daß die Orgel, die ja vom Akustiker<br />

auch von Anfang an geplant<br />

war, am vorgesehenen Standort<br />

wirklich da ist, und daß sie die<br />

Schallwand ersetzen wird.<br />

RUBENS: Das heißt, die Orgel gibt<br />

diesem Raum erst die richtige Akustik?<br />

Klais: Ja, der Akustiker würde mir<br />

jetzt vielleicht widersprechen, aber<br />

ich glaube, daß er das in seiner<br />

Konzeption vorgesehen hatte. Wir<br />

haben im Laufe unserer Planungen<br />

Klangproben gemacht, haben einzelne<br />

Pfeifen und Register in den<br />

Raum mit einem Gebläse hereingebracht.<br />

Wir waren überrascht, wie<br />

gut die Akustik ist. Man muß das als<br />

Herausforderung sehen. Wir wissen,<br />

dies ist ein Konzertsaal, hier gibt es<br />

andere akustische Vorgaben als in<br />

einer Kirche, die Klangverschmelzung<br />

über Diffusität und Gewölbereflexion<br />

haben wir nicht, sondern<br />

wir müssen erreichen, daß die<br />

Klangverschmelzung durch die Orgel<br />

selbst erfolgt.<br />

RUBENS: Ich nehme an, daß man<br />

Die Orgel im Audi max - noch läßt die riesige Baustelle nicht die<br />

ganze Pracht erkennen; das wird sich jedoch bald ändern<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Einweihung im September<br />

Durch den Einbau der Prospektpfeifen<br />

wird die Orgel noch<br />

deutlicher Gestalt annehmen. Bisher<br />

versteckt sich das gewaltige Instrument<br />

noch hinter einem hohen<br />

Stahlgerüst, aber die Dimensionen<br />

der größten Konzertsaalorgel des<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiets sind zu erkennen: 9,5<br />

m breit, 11 m hoch, 4 m tief und<br />

knapp 30 Tonnen schwer wird die<br />

viermanualige Orgel sein, wenn sie<br />

am 20. September nach gut zweijähriger<br />

Planungs- und Bauzeit in<br />

einem feierlichen Festakt einge-<br />

weiht wird. 82 Register mit ungefähr<br />

6.400 Pfeifen warten darauf, zum ersten<br />

Mal vor Publikum zu erklingen.<br />

Bis es aber soweit ist, gibt es für die<br />

Orgelbauer aus Bonn noch einiges<br />

zu tun. Das Gehäuse ist komplett,<br />

ein Großteil der Pfeifen an seinem<br />

Platz, die Windladen eingebaut und<br />

die Versorgung mit Licht, Strom und<br />

Luft gesichert, aber es fehlen noch<br />

die beiden Spieltische und die restliche<br />

Mechanik. Außerdem benötigt<br />

das Instrument noch seine klangliche<br />

Feinabstimmung, die sogenann-<br />

te Intonation. In der Bonner Werkstatt<br />

wurde bereits “vorintoniert”,<br />

trotzdem müssen die Register vor<br />

Ort nochmals auf ihren Klang geprüft<br />

und jede einzelne Pfeife genau<br />

gestimmt werden. Eine zeitraubende<br />

und knifflige Arbeit,<br />

denn oft müssen Pfeifen wieder<br />

ausgebaut und ein weiteres Mal<br />

bearbeitet werden, bis sie endlich<br />

den gewünschten Ton erzeugen<br />

(mehr dazu im nebenstehenden Interview).<br />

Maja Ellmenreich<br />

Philipp Klais<br />

erklärt die Orgel<br />

anhand eines Modells<br />

Alles in Handarbeit: Herstellung der Pfeifen in Bonn<br />

auf einer so großen Orgel jede Art<br />

von Orgelmusik spielen kann. Gibt<br />

es eine bestimmte Stilrichtung, für<br />

die sich die Orgel besonders eignet?<br />

Klais: Sie haben völlig recht, daß sie<br />

sich für eine relativ breite Palette<br />

von Orgelmusik eignet. Sie ist auf<br />

jeden Fall auf symphonische Musik<br />

ausgerichtet, und sie hat natürlich<br />

auch eine Ausrichtung auf deutschromantische<br />

Musik. Ich möchte aber<br />

nicht nur in die Vergangenheit blikken.<br />

Mir ist wichtig, daß die Orgel<br />

auch auf zeitgenössische und Musik<br />

der Zukunft ausgerichtet ist. Das ist<br />

etwas, was wir heutzutage oft aus<br />

den Augen verlieren. Ob unsere Orgel<br />

auch “in die Zukunft weist”, das<br />

können wir jetzt nicht sagen, das ist<br />

erst späteren Generationen möglich.<br />

Wir wollen keine Cavaillé-Coll-Kopie<br />

bauen, wir wollen keine strikte<br />

Kopie einer deutsch-romantischen<br />

Orgel bauen, aber wir haben uns<br />

bemüht, diese Bereiche zu verstehen<br />

und sie durch verschiedene Linienführungen<br />

zu verdeutlichen, die<br />

wir dann in gewisser Weise in unserem<br />

Instrument zu einem neuen<br />

Ganzen komponiert haben.<br />

Musik der Zukunft<br />

RUBENS: Eine Frage zum Orgelbau:<br />

Gab es Zeitverzögerungen oder läuft<br />

bis jetzt alles nach Plan?<br />

Klais: Soweit es bei einem so großen<br />

Instrument vorhersehbar ist, läuft<br />

alles nach Plan. Natürlich ist es ein<br />

enges zeitliches Konzept. Wir haben<br />

den technischen Aufbau forciert, um<br />

so weit wie möglich zu kommen,<br />

weil wir hier schneller arbeiten<br />

können. Aber im klanglichen Bereich<br />

kann ich es nie vorhersagen,<br />

weil es um Kunst geht. In zehn Jahren<br />

fragt niemand mehr, ob die<br />

Orgelintonation ein oder zwei Wochen<br />

länger gedauert hat. Da steht<br />

nur noch im Mittelpunkt, wie gut<br />

das Instrument ist. Natürlich haben<br />

wir Orgelbauer am meisten Angst<br />

vor dem Tag der Einweihung und<br />

hätten ihn am liebsten erst ein Jahr<br />

nach Fertigstellung der Orgel, weil<br />

sich erst bis dahin alle Kinderkrankheiten<br />

eines Instrumentes - die sind<br />

unvermeidbar - herausgestellt haben.<br />

Eine Orgelweihe, die direkt an<br />

die Fertigstellung anschließt, ist für<br />

uns eine große Sorge, weil es passieren<br />

kann, daß ein Ton in der Mechanik<br />

hängenbleibt oder eine Zunge<br />

umkippt - Dinge, die sich - wie<br />

wir wissen - nach einem Jahr herausgestellt<br />

haben. Das Material hat<br />

sich gesetzt, es ist ruhig geworden.<br />

1. Juli 1998<br />

Wir haben riesige Massivholzteile in<br />

der Orgel, wo es durch Feuchtigkeitsveränderungen<br />

zu Verschiebungen<br />

kommt.<br />

RUBENS: An der Uni ist häufig die<br />

Rede von den 2,7 Mio. DM, die die<br />

Orgel kosten wird. Daß diese Summe<br />

ausschließlich für dieses Projekt<br />

gespendet wurde, und somit nicht z.<br />

B. für die Sanierung von Gebäuden<br />

verwendet werden kann - ist allgemein<br />

bekannt. Können Sie dennoch<br />

einen Überblick darüber geben,<br />

woraus sich dieser Betrag zusammensetzt?<br />

Holz, Zinn, Blei<br />

Klais: Also, von den 2,7 Mio. muß<br />

man erst einmal die Mehrwertsteuer<br />

abziehen. Der Rest - das ist das, was<br />

häufig unterschätzt wird - ist Geld,<br />

das größtenteils in die handwerkliche<br />

Arbeit fließt. Wir arbeiten mit<br />

dem Rohstoff Holz, den wir in ganzen<br />

Rundstämmen kaufen und zehn<br />

Jahre lang lagern, bevor zugeschnitten<br />

und gehobelt wird. Dazu kommen<br />

als weitere Rohstoffe Zinn und<br />

Blei in Barren. Und obwohl dies<br />

ganz edle Materialien sind, machen<br />

die Materialkosten nur einen geringen<br />

Anteil aus. Investiert wird in erster<br />

Linie in Stundenarbeit, in die<br />

handwerkliche Arbeit meiner qualifizierten<br />

Mitarbeiter. Auf der anderen<br />

Seite kann ich die genannten<br />

Einwände gut verstehen. Aber: Die<br />

hier verwendeten Gelder stammen<br />

von einer Stiftung, die dieses Geld<br />

sonst für ein anderes kulturelles<br />

Projekt aufgewendet hätte. Wir haben<br />

eine Orgel in Las Piñas restauriert,<br />

mitten in den Slums von Manila.<br />

Eine teure Restaurierung, ein<br />

aufwendiges Projekt. Diese Orgel ist<br />

sicherlich die meistgespielte Orgel,<br />

die wir je gebaut oder restauriert<br />

haben. Die wird rund um die Uhr<br />

gespielt. Auch dort könnte man sagen:<br />

Warum ist das Geld eigentlich<br />

nicht für einen Brunnen ausgegeben<br />

worden? Aber es waren auch hier<br />

Gelder, die gestiftet worden waren,<br />

und durch dieses Projekt ist der<br />

ganze Stadtteil wiederbelebt worden.<br />

Ich würde mir wünschen, daß<br />

auch in <strong>Bochum</strong> eine Art “Wiederbelebung”<br />

passieren wird. Das Audi<br />

max wird auch als Konzertsaal der<br />

<strong>Bochum</strong>er Symphoniker genutzt,<br />

und hierüber wird auch die Verbindung<br />

zur Stadt <strong>Bochum</strong> hergestellt.<br />

Ich wünsche mir, daß diese Schnittstelle<br />

zu einem Austausch führt und<br />

viele Leute einbindet.<br />

Die Fragen stellte Maja Ellmenreich<br />

Foto: Stefan Gruschka


Foto: Sponheuer<br />

1. Juli 1998 RUBENS 3<br />

Für viele Anwesende im Technologiezentrum<br />

<strong>Ruhr</strong> (TZR) war es<br />

unbefriedigend, was die meisten der<br />

sieben Herren auf dem Podium des<br />

RUB-Gründungstages am 17. Juni<br />

präsentierten. “Wäre ich nicht<br />

schon selbständig, dann würde ich<br />

es nach diesen Darstellungen nie.<br />

Es war demotivierend”, brachte ein<br />

Zuhörer seine Stimmung zum Ausdruck.<br />

Dabei wollten die Veranstalter<br />

(RUB, chip GmbH, RUBITEC,<br />

IHK) zum Selbständigmachen anregen.<br />

Das Arbeitsprogramm der<br />

NRW- Gründungsoffensive “GO!”<br />

von Ministerpräsident Wolfgang<br />

Clement setzt in seiner dritten Etappe<br />

unter dem Motto “Für eine neue<br />

Kultur der Selbständigkeit in NRW”<br />

gezielt Schwerpunkte auf die Schulen<br />

und Hochschulen. Die Referenten<br />

– unter diesen auch ein überzeugender,<br />

erfolgreicher Existenzgründer<br />

- hatten aus verschiedenen Blikkwinkeln<br />

den Ist- und Sollzustand<br />

vorgestellt. Anschließend konnten<br />

sich Interessierte bei Fachleuten<br />

kompetenten Rat für den Start eines<br />

eigenen Unternehmens holen.<br />

In seinen Eingangsworten beschrieb<br />

Moderator Prof. Rolf G. Heinze, Fakultät<br />

für Sozialwissenschaften, daß<br />

trotz weiteren Beschäftigungsabbaus<br />

in NRW‘s Großbetrieben und<br />

im öffentlichen Dienst die Quote der<br />

Existenzgründer/innen mit 8% weit<br />

unter der im Bundesgebiet liegt. Dabei<br />

beträgt die Arbeitslosenquote<br />

hier mittlerweile 16 %.<br />

Rektor Prof. Dietmar Petzina führte<br />

an, daß es früher als “skurriles Hob-<br />

Er machte sein Hobby zum Beruf:<br />

Michael Sturz (27), Ex-<br />

Sozialwissenschaftler und<br />

begeisterter “Homo ludens”, tauschte<br />

die Rollen und ist jetzt begeisterter<br />

Jungunternehmer. Kurz vor<br />

Studienende stieg der ehemalige<br />

AStA-Sozialreferent aus und führt<br />

seit Dezember 1997 das “Spiel-Eck”<br />

an der <strong>Universität</strong>sstraße, wo er sich<br />

auf den Verkauf von Fantasy-Spielen,<br />

Sammelkarten und Miniaturen<br />

aus dem Ausland spezialisierte.<br />

RUBENS: Was reizte Sie als Existenzgründer:<br />

Das bißchen Nervenkitzel<br />

“Spiel” oder die Selbständigkeit?<br />

Sturz: Es ist toll, das Hobby zum Beruf<br />

zu machen, aber ebenso, der eigene<br />

Chef zu sein. Ich stand vor der<br />

Entscheidung, das Studium zu beenden<br />

oder den Laden zu übernehmen.<br />

Das Angebot war günstig - da<br />

mußte ich zuschlagen. Ich verdiene<br />

mittlerweile mehr als ein ausgebildeter<br />

Sozialwissenschaftler.<br />

RUBENS: Nahmen Sie bei der Unternehmensgründung<br />

Fördermittel<br />

oder Gründungshilfen in Anspruch?<br />

Sturz: Nein, ich hätte es jedoch gerne<br />

getan. Aus zeitlichen Gründen<br />

war es unmöglich, da die vorherigen<br />

Ladenbesitzer Liquiditätsprobleme<br />

hatten und ich mich schnell entscheiden<br />

mußte, das Geschäft zu<br />

übernehmen. Die IHK <strong>Bochum</strong> war<br />

jedoch sehr hilfsbereit und hat mich<br />

Gründungstag gab Ratschläge<br />

Kapital wartet auf Konzepte<br />

by” galt, wenn sich ein Hochschullehrer<br />

für interne Steuerungsmethoden<br />

interessierte. Jetzt aber sei ein<br />

Bewußtseinswandel in der Ausbildung<br />

in Richtung Selbständigkeit<br />

nötig.<br />

<strong>Bochum</strong>s Oberbürgermeister, Ernst-<br />

Otto Stüber, sieht die Zukunft in den<br />

klein- und mittelständischen Betrieben.<br />

Von den Hochschulen verlangte<br />

er eine verstärkte Motivation und<br />

höheres Ansehen für Selbständige.<br />

Zudem gebe es “Eifersüchteleien”<br />

zwischen den Beratungsstellen. Stüber<br />

forderte deshalb zur gezielten<br />

Förderung und gebündelten Beratung<br />

die Entwicklung von Beratungsparametern.<br />

„Kein richtiger Gründer“<br />

Mangels Geld, da waren sich die<br />

Podiumsherren einig, scheitern in<br />

Deutschland mittlerweile keine<br />

Existenzgründungen mehr. Bei<br />

mangelndem Eigenkapital beantragen<br />

die Banken Bürgschaften des<br />

Landes. Karl Jochem Kretschmer<br />

vom Vorstand der Sparkasse <strong>Bochum</strong><br />

hob hervor, daß sie bei gut<br />

ausgearbeiteten Konzepten – an denen<br />

es derzeit am meisten hapert -<br />

sogar Risiken einzugehen bereit<br />

sind. Als Resultat von Clements Bemühungen<br />

stellen Banken neuerdings<br />

“Chancenkapital” zur Verfügung.<br />

Werner-Georg Kölling von der IHK<br />

<strong>Bochum</strong> gab zu Bedenken, daß ein<br />

“an die Hand genommener Gründer<br />

Vom Ex-Sowi zum Jungunternehmer<br />

Spielend selbständig<br />

Foto: Struchtemeier<br />

Seit Dezember<br />

Unternehmer:<br />

Der ehemalige Student<br />

Michael Sturz hat gut Lachen<br />

beraten und informiert. Bei Umsatzprognosen<br />

und Bestimmen von<br />

Käuferstrukturen war das hilfreich.<br />

RUBENS: Wie kamen Sie an das nötige<br />

Kapital?<br />

Sturz: Über Privatdarlehen. Damit<br />

war ich unabhängig von den Banken.<br />

RUBENS: Haben Sie kritische Zeiten<br />

eingeplant?<br />

Die Herren vom Podium<br />

kein richtiger Gründer” sei. Neben<br />

der Motivation zähle die Persönlichkeitsstruktur,<br />

“das richtige Gespür<br />

für den richtigen Augenblick”. Dieses<br />

könne man sich “aber nur bedingt<br />

aneignen.”<br />

Die Diskussion erbrachte, daß es an<br />

prüfungsrelevanten Vorlesungen zu<br />

Betriebsformen oder Patentrecht<br />

fehlt. Ohne Bescheinigungsnachweis<br />

besuchen die Studierenden<br />

Gründungs- und Marketingveranstaltungen<br />

spärlich. In den Geisteswissenschaften<br />

gibt es Kostenrechnungsdefizite.<br />

Das Fachpodium traf im übrigen<br />

nicht immer den richtigen Ton und<br />

Geschmack des Publikums. Es fehlte<br />

eine breitere Palette vorzeigbarer<br />

Existenz/gründerinnen unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen. Und die Vertreterinnen<br />

der Regionalstelle “Frau<br />

und Beruf” saßen - fern vom öffentlichen<br />

Präsentierteller - auf den hintersten<br />

Publikumsplätzen. Schade,<br />

wo doch die NRW-Gründungsinitiative<br />

Frauen neben den Migrant/innen<br />

gezielt ins Blickfeld nimmt.<br />

Alle - Beratungsstellen, Hochschulen<br />

und Studierende – stecken noch<br />

in den Kinderschuhen von geglückter<br />

Kommunikation und erfolgreichen<br />

Kontakten. Manche aber, wie<br />

Prof. Dr. Wolfgang Mag (Theoretische<br />

Betriebswirtschaftslehre) mit<br />

einem Unternehmensgründungsseminar<br />

im Sommer oder RUBITEC<br />

mit einer 4-Tagesveranstaltung im<br />

November (“Vom Studium in die<br />

Selbständigkeit”) haben längst mit<br />

den Hausaufgaben begonnen. tas<br />

Sturz: Derzeit sieht es gut aus. Die<br />

Frage aber ist berechtigt, ob ich<br />

mich auf Dauer so halten kann.<br />

Nach zwei und drei Jahren kommen<br />

die ersten großen Steuerrückzahlungen.<br />

Da verschulden sich die<br />

meisten.<br />

RUBENS: Ist es mit der Perspektive<br />

”Sozialwissenschaften” endgültig<br />

vorbei?<br />

Sturz: Nein, wenn ich scheitern sollte,<br />

kann ich dort wieder einsteigen.<br />

Ich sehe jedoch keine Berufsperspektiven<br />

mit einem Diplom in<br />

der Tasche, bestenfalls im karitativen<br />

Bereich, wo ich früher tätig war.<br />

Man hat aber nur einen Haufen Arbeit,<br />

wenig Geld und kann kaum etwas<br />

bewirken. In meinem Geschäft<br />

weiß ich bei jeder Verbesserung,<br />

daß ich etwas für mich schaffe – das<br />

ist der Vorteil der Selbständigkeit.<br />

RUBENS: Geben Sie mir ein paar<br />

Insidertips für Existenzgründer/innen?<br />

Sturz: Wenn keine “jetzt oder nie”-<br />

Situation vorliegt, wo schnelles Handeln<br />

gefragt ist, ist folgendes Startprogramm<br />

wichtig: Erstens eine<br />

gute Idee, zweitens Gespräche mit<br />

der IHK und drittens eine Portion<br />

Risikobereitschaft. Bei der Bewilligung<br />

von Förderanträgen sollte mit<br />

einer Wartezeit bis zu einem dreiviertel<br />

Jahr gerechnet werden.<br />

Das Interview führte Thea Struchtemeier<br />

Ein “GURU”<br />

für Existenzgründer<br />

RUB am Wettbewerb „EXIST“ beteiligt<br />

Deutsche Hochschulabsolventen<br />

scheuen trotz vorhandener Geschäftsideen<br />

den Schritt in die Selbständigkeit<br />

und die damit verbundenen<br />

Risiken. Dieser - empirisch<br />

nachweisbaren - Schwachstelle der<br />

deutschen Wirtschaft trägt der Wettbewerb<br />

“EXIST - Existenzgründer<br />

aus Hochschulen” des Bundesministeriums<br />

für Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und<br />

Technologie<br />

Rechnung. An<br />

ihm beteiligt<br />

sich die RUB<br />

mit den federführendenProfessoren<br />

Rolf G. Heinze (Fakultät für<br />

Sozialwissenschaft) und Paul Klemmer<br />

(Fakultät für Wirtschaftswissenschaft).<br />

Kooperiert wird mit der<br />

FH Gelsenkirchen, dem Rheinisch-<br />

Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung<br />

sowie einem regionalen<br />

Netzwerk aus Unternehmern,<br />

Banken, Verbänden<br />

und Kammern. Mit<br />

dem Projekt “Unternehmer<br />

schaffen Unternehmer<br />

- Gründerhochschulen<br />

fördern<br />

Unternehmertum im<br />

mittleren <strong>Ruhr</strong>gebiet” (GURU) setzte<br />

sich das <strong>Ruhr</strong>gebietsteam in der<br />

ersten Wettbewerbsrunde gegen 100<br />

weitere Anträge durch und konkurriert<br />

nun in der Runde der letzten<br />

Zwölf um den mit 45 Mio. DM ausgestatteten<br />

Fördertopf, der auf die<br />

fünf besten Anträge verteilt wird. Bis<br />

zum 15. Juli laufen die Vorbereitungen<br />

auf Hochtouren, um konkrete<br />

Einzelvorhaben zur Gründerförderung<br />

zu entwickeln und diese gemeinsam<br />

mit der Vielzahl vorhandener,<br />

kaum vernetzter Initiativen in<br />

ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />

münden zu lassen.<br />

Summer Schools<br />

GURU umfaßt zwei Stufen der Förderung:<br />

Zunächst sollen die unternehmerischen<br />

Qualitäten der Studierenden<br />

in fachlicher und persönlicher<br />

Hinsicht gestärkt werden.<br />

Basisqualifikationen wie Lern- und<br />

Kommunikationsfähigkeit sollen im<br />

Rahmen von Blockveranstaltungen -<br />

gedacht ist u.a. an “Summer<br />

Schools” - vermittelt und in Projektarbeit<br />

in Kleingruppen eigenständig<br />

angewandt und vertieft werden. Der<br />

zweite Bereich bezieht sich auf die<br />

konkrete Gründungsunterstützung.<br />

Existenzgründer sollen mit vertiefenden<br />

Seminaren auf die betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekte des Unternehmerdaseins<br />

vorbereitet, ihre<br />

Geschäftsideen in Businessplanseminaren<br />

auf Stichhaltigkeit überprüft<br />

und u. U. mit Stipendien prämiert<br />

werden. Die Überlebensfähigkeit<br />

eines neugegründeten Unternehmens<br />

hängt jedoch entscheidend<br />

von der Verfügbarkeit von Kapital,<br />

Marktkontakten sowie der Einbindung<br />

in informelle Branchenstrukturen<br />

ab. Deshalb stellt die aktive<br />

Gestaltung des Gründerumfeldes in<br />

Kooperation mit dem regionalen<br />

Netzwerk eine<br />

wichtige Säule der<br />

Förderung dar.<br />

Ende August wird<br />

sich im Rahmen der<br />

Projektpräsentation<br />

in Bonn zeigen, ob<br />

sich das Konzept gegenüber der<br />

Konkurrenz durchsetzen kann. Der<br />

Zuschlag für das <strong>Ruhr</strong>gebiet würde<br />

dabei zum einen wichtige und dringend<br />

benötigte regionale Impulse<br />

nach sich ziehen. Zum anderen böte<br />

sich auch den Studierenden - ebenso<br />

wie den<br />

Lehrenden -<br />

die Möglichkeit,<br />

an einem<br />

eng mit<br />

dem wirtschaftlichen<br />

Umfeld verzahntenstudienbegleitendenAusbildungsprojekt<br />

mitzuwirken, welches<br />

zunächst dem einzelnen Teilnehmer<br />

und potentiellen Gründer,<br />

langfristig aber auch den universitären<br />

Strukturen neue Perspektiven<br />

aufzuzeigen vermag.<br />

Dorothee Becker Soest<br />

Forschungsergebnisse gefördert<br />

Patente im SAFE<br />

Forschungs- und Entwicklungsergebnisse<br />

sollen nicht nur in<br />

der Bibliothek landen, sondern auch<br />

für die Wirtschaft umgesetzt werden.<br />

Nach halbjähriger erfolgreicher<br />

Testphase gab das (damalige)<br />

Wissenschaftsministerium jüngst<br />

den Startschuß für das “Programm<br />

zur Förderung der Schutzrechtsanmeldungen<br />

von Forschungsergebnissen<br />

aus nordrhein-westfälischen<br />

Hochschulen (SAFE)”.<br />

1,6 Mio. vom Land<br />

Die Landesregierung stellt in diesem<br />

Jahr 1,6 Mio. DM für “SAFE”<br />

zur Verfügung. Ferner übernimmt<br />

das Land künftig 75 % der anfallenden<br />

Kosten (bis zu 43.500 DM) für<br />

die Schutzrechtsanmeldung und deren<br />

Verwertung. Die Kosten für eine<br />

Schutzrechtsanmeldung sind einer<br />

der Gründe, warum sich Forscher<br />

bisher lieber für die wissenschaftliche<br />

Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse<br />

entschieden, als<br />

für deren wirtschaftliche Verwer-<br />

tung. Voraussetzungen für die Förderung<br />

sind Patentfähigkeit und<br />

wirtschaftliche Verwertbarkeit der<br />

Erfindung. Geprüft werden diese<br />

Kriterien von der Patent- und<br />

Innovationsagentur NRW GmbH<br />

(PINA). Die vom Land gegründete<br />

GmbH bewertet die Erfindung hinsichtlich<br />

ihrer technischen und wirtschaftlichen<br />

Bedeutung und ihrer<br />

voraussichtlichen Verwertbarkeit.<br />

Gegebenenfalls hilft sie bei der<br />

Patentanmeldung, entwickelt Verwertungsstrategien<br />

oder Herstellungsverfahren<br />

und berät bei der<br />

Suche nach Lizenznehmern.<br />

Geförderte Erfinder verpflichten<br />

sich, 25% ihrer Lizenzeinnahmen,<br />

maximal jedoch den zehnfachen Betrag<br />

des Zuschusses ihrer Hochschule<br />

zu überlassen. Antragsberechtigt<br />

sind alle Mitglieder von<br />

Hochschulen des Landes NRW. Da<br />

das Förderverfahren auf eine rasche<br />

Verwertung ausgerichtet ist, beträgt<br />

die Förderungsdauer maximal <strong>36</strong><br />

Monate. Katja Stiegel<br />

Kontakt: PINA NRW GmbH, Tel.:<br />

0231/9742-551<br />

Fotos:Sponheuer


Foto: I. Berndt<br />

4 RUBENS<br />

Im Bild des Penthesilea-Malers,<br />

unter dem<br />

die Schale, ihr Material und ihre<br />

Zweckbestimmung völlig verschwinden,<br />

ragen zwei Gestalten,<br />

Herakles und Athena, vollkommen<br />

parallel nebeneinander auf. Die<br />

Höhenstreckung wird zum auffälligsten<br />

Figur- und Bildelement,<br />

und hinter den Gestalten bleibt viel<br />

offener, leerer Raum; sie sind hinsichtlich<br />

ihres Bezuges zum Rahmen<br />

und zur Bildfläche autonom.<br />

Herakles ist wie eine Statue in realistisch-natürlicher<br />

Profilsicht in<br />

den Raum gestellt. Nichts an dieser<br />

Gestalt deutet auf eine abschließende<br />

Raumfläche, grenzt den Hintergrund<br />

aus; vielmehr definiert<br />

sie den Bildraum als ein Gebilde<br />

von zwar unbestimmter, jedoch als<br />

denkbar beschriebener Tiefenstreckung,<br />

eine Illusion, die sich in<br />

der Gestalt der Athena in anderer,<br />

ebenfalls raumöffnender Weise<br />

verstärkt. An ihr nämlich wird - in<br />

einer Drehung von 90 Grad zur<br />

Körperrichtung des Herakles -<br />

Tiefenräumlichkeit vorgeführt als<br />

unsichtbare, aber der Erfahrung<br />

zugängliche Dimension auch flächig<br />

ausgebreiteter Körper, und<br />

zwar in vergleichbarer Autonomie<br />

des räumlichen Bezugs zur Bildfläche<br />

wie an der Figur des Herakles:<br />

beide Gestalten sind unterschiedliche<br />

Definitionen desselben Tatbestands.<br />

Die bildräumliche Hervorhebung,<br />

vor allem aber die großen Augen<br />

dienen dem Versuch, das Gesche-<br />

Serie<br />

Kunsthistorische<br />

Sammlung<br />

AttischrotfigurigeTrinkschale:Herakles<br />

und<br />

Athena<br />

Fritz Bahlo ist seit dem 8. Juni<br />

1998 neuer Vorsitzender der Gesellschaft<br />

der Freunde der RUB<br />

(GdF). Der Vorstandsvorsitzende der<br />

Sparkasse <strong>Bochum</strong> und bisheriger<br />

stellvertretender Vorsitzender der<br />

GdF löst Dr. Wolfgang Clement ab,<br />

der wegen seiner Wahl zum Ministerpräsidenten<br />

auf eine weitere<br />

Amtszeit verzichtet, sich aber für<br />

das Amt im erweiterten Vorstand<br />

der GdF zur Verfügung gestellt hat.<br />

Zum zweiten Vorsitzenden wurde<br />

Dipl.-Volksw. Erich Hasselkuss gewählt,<br />

der gleichzeitig sein bisheriges<br />

Amt als Geschäftsführer der GdF<br />

beibehält. Neuer Schatzmeister ist<br />

der Geschäftsführer der Stadtwerke<br />

<strong>Bochum</strong>, Dipl. oec. Bernd Willmert.<br />

Wie Bahlo und Hasselkuss in ihren<br />

Berichten auf der gut besuchten<br />

hen als<br />

ein augenblickliches,<br />

ein plötzlich<br />

eintretendes<br />

zu kennzeichnen.<br />

In der formal<br />

abgesicherten Unabhängigkeit<br />

beider Personen<br />

liegt die Möglichkeit beschlossen,<br />

frei von vorausbedingten Fixierungen<br />

zu agieren. Demnach entsteht<br />

das dialogische Verhältnis überhaupt<br />

und zuerst im Augenblick<br />

des Schauens, ist es identisch ausschließlich<br />

mit der Intensität des<br />

Blicks. Indem der Maler den Dialog<br />

auf dieses Schauen allein reduziert,<br />

verzichtet er auf jede Form<br />

äußerlichen Handelns, auf das, was<br />

darstellbar wäre, zugunsten dessen,<br />

was eigentlich und trotz allem<br />

doch nicht dargestellt werden<br />

kann. In diesem Sinne unterhalten<br />

Herakles und Athena ihr dialogisches<br />

Verhältnis nicht aufgrund<br />

vorgegebener Verfügungen des erzählerischen<br />

Ablaufs, sondern aus<br />

eigenem, im Bild zur Evidenz gebrachtem<br />

Willen. Daß es ein eigener,<br />

freier Wille sei, verbildlicht<br />

sich in der Abwesenheit formaler<br />

und thematischer Zwänge. In dem<br />

Maße, in dem beide Akteure als<br />

frei von derartigen Bindungen geschildert<br />

werden, spielen sie ihre<br />

Rollen innerhalb des mythologischen<br />

Kontextes als Handelnde von<br />

solcher Art, daß nicht die Fixierungen<br />

des Mythos für ihr Wesen bestimmend<br />

erscheinen, sondern gerade<br />

die Unabhängigkeit von solchen<br />

Fixierungen: Herakles und<br />

Athena verhalten sich - in ihrem<br />

Bezug zum Mythos - nicht länger<br />

instrumental, sondern personal.<br />

Norbert Kunisch<br />

Gesellschaft der Freunde<br />

Bahlo<br />

löste Clement ab<br />

Neuer Vorsitzender der GdF:<br />

Fritz Bahlo<br />

Jahreshauptversammlung erläuterten,<br />

hat die GdF im Jahr 1997 mit<br />

mehr als 165.000 DM einzelne Bereiche<br />

und Studierende der RUB unterstützt,<br />

mit Preisen für Promotionen<br />

und Zuschüssen für Partnerschaften,<br />

für das Musische Zentrum,<br />

die Lehrwerkstatt der Archäologie,<br />

das <strong>Bochum</strong>er Videofestival usw.<br />

Etwa 65.000 DM wurden für Stipendien<br />

der Esser-Stiftung ausgegeben;<br />

damit ermöglicht die GdF jährlich<br />

ca. 6-8 Studierenden, ihre Promotion<br />

abzuschließen. Weniger erfolgreich<br />

war trotz verstärkter Bemühungen<br />

die Akquisition neuer Mitglieder.<br />

Zwar sind 23 neue hinzugekommen,<br />

aber wegen Kündigungen,<br />

durch Tod und Streichung einiger<br />

Mitglieder ist die Zahl von 1218 auf<br />

1153 zurückgegangen. jk<br />

Foto: Seidel<br />

Haben Sie heute schon versucht,<br />

die AStA-Vorsitzende zu erreichen?<br />

Gibt es überhaupt noch eine<br />

Vorsitzende, geschweige denn einen<br />

AStA? Und wird das jüngste Wahlergebnis<br />

irgendwann einmal in Taten<br />

umgesetzt?<br />

Fassen wir das letzte halbe Jahr<br />

kurz zusammen: Die Wahl zum 31.<br />

Studierendenparlament (SP) der<br />

RUB endete am 30. Januar 1998 mit<br />

dem Wahlsieg der neuen Linken Liste<br />

(13 von 35 Sitzen) und einem<br />

Status-quo-Ergebnis für TuWas!<br />

(12). Von vornherein war klar, daß<br />

nur eine Koalition beider Listen den<br />

neuen AStA stellen könne, da weder<br />

die WiWi-Fachschaftsinitiative FSI<br />

(3) noch ES - Engagierte Studierende<br />

(1) einer der beiden starken Listen<br />

die erforderliche Mehrheit im<br />

SP verschaffen konnten. Ganz abgesehen<br />

vom RCDS (6): personell kol-<br />

Das Nürnberger Frankenstadion<br />

ist ausverkauft:<br />

40.000 Bon-Jovi-Fans lassen<br />

sich von ihren Rockstars mitreißen.<br />

Sie klatschen, stampfen mit den<br />

Füßen, wippen in den Knien oder<br />

hüpfen - im Rhythmus der Musik.<br />

Dabei versetzen sie die Fläche, auf<br />

der sie stehen, in Schwingungen. An<br />

den weit ausladenden Tribünen<br />

könnte dies Belastungen erzeugen,<br />

für die das Tragwerk eines Fußballstadions<br />

nicht ausgelegt ist. Doch<br />

die Stadtväter von Nürnberg haben<br />

vorgesorgt: Schwingungsdämpfer an<br />

den Tribünen und ausgeklügelte<br />

Meß- und Warnverfahren garantieren<br />

Sicherheit. Und doch ist das<br />

Konzert die “Feuertaufe” für eine<br />

Gebäudenachrüstung, mit der<br />

ingenieurwissenschaftliches Neuland<br />

betreten wurde: Der Auftrag an<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Niemann,<br />

Arbeitsgruppe Aerodynamik<br />

im Bauwesen der RUB, lautete<br />

“menschenerregte Schwingungen<br />

bei Rockkonzerten” im Stadion<br />

Nürnberg zu untersuchen.<br />

Experimentell bedeutet das, den<br />

Resonanzfall zu ermitteln, der ein<br />

Bauwerk extrem gefährden kann.<br />

Resonanz tritt ein, wenn die Erregerfrequenz<br />

in die Nähe der natürlichen<br />

Frequenz gerät. Das heißt<br />

in diesem Fall, wenn sich die<br />

menschlich erzeugten Tribünenschwingungen<br />

pro Sekunde den Eigenschwingungen<br />

der Tribünen pro<br />

Sekunde annähern.<br />

Für den Testfall wurde die Erregungsart<br />

„Hüpfen im Takt“ gewählt,<br />

gesteuert durch einschlägige<br />

Musik oder Metronom. Ein aus<br />

Männern und Frauen gemischtes<br />

Testpublikum, Berufsschüler und<br />

Polizeibereitschaft, versetzte die Tribünen<br />

in Schwingungen. Das Testergebnis:<br />

Der Resonanzfall war<br />

theoretisch möglich, trat aber nur<br />

bei längerer dynamischer Bela-<br />

Kommentar<br />

labiert und offenbar unkoalierbar.<br />

Und seitdem? Koalitionsverhandlungen,<br />

abgekürzt Ko-Verhandlungen,<br />

zu denen man jetzt, fünf Monate<br />

später, durchaus auch K.O.-Verhandlungen<br />

sagen kann.<br />

Selbst wenn sich in diesem Semester<br />

noch ein AStA zusammensetzt,<br />

wie immer er dann aussehen mag,<br />

und vom SP gewählt wird, muß man<br />

sich fragen, was die Interessenvertretung<br />

der Studierenden bis zur<br />

nächsten Wahl im Januar ’99 eigentlich<br />

noch erreichen will? Die Zeit<br />

für vernünftige Arbeit ist einfach zu<br />

kurz, und die Aktiven entziehen sich<br />

selbst den Boden der Wahlbeteiligung,<br />

wenn sie nach just überwundener<br />

Handlungsunfähigkeit die<br />

Studierenden erneut zu den Urnen<br />

bitten. Das Argument, daß in diesem<br />

Jahr seit langem wieder zwei gleich<br />

starke Listen mit ihren jeweiligen<br />

Anzeige Bodegas<br />

2sp/55<br />

1. Jul i 1998<br />

Super-Mega-Legislaturperiode!<br />

Interessen aufeinandertreffen, zählt<br />

da nicht. Der AStA ’98 wird ein Rekord-Kurzzeit-AStA,<br />

fast schon reif<br />

für die Aufnahme ins Guinness-<br />

Buch solcher Leistungen. Im Politikerdeutsch<br />

heißt das: Es gibt einen<br />

klaren Wählerauftrag, dem das Parlament<br />

bisher nicht nachkommt.<br />

Linke Liste und TuWas! müssen einen<br />

AStA auf die Beine stellen, so<br />

will es die Mehrheit der Wählerinnen<br />

und Wähler. Damit er effektiv<br />

arbeiten kann, bleibt nur eine Konsequenz,<br />

nämlich entsprechend der<br />

diesjährigen Verhandlungsdauer<br />

frühestens im Sommersemester ’99<br />

neu zu wählen. Jens Wylkop<br />

PS: Kurz vor Redaktionsschluß erreichte<br />

uns die Meldung, daß alles<br />

doch nur halb so schlimm wird.<br />

Denn bereits am 23. Juni (leider<br />

kurz nach Redaktionsschluß) soll<br />

der neue AStA gewählt werden.<br />

RUBIN 1/98: Spaß und Spannung mit Wissenschaft:<br />

Der<br />

Bon-Jovi-Test<br />

stung, also anhaltender, rhythmischer<br />

Bewegung auf. Dafür allerdings<br />

waren die Tribünen nicht ausgelegt.<br />

Kurzzeitige Dynamik, wie<br />

der „Torjubel“ bei Fußballspielen,<br />

war durch die Lastannahmen des<br />

Bauwerks voll gedeckt. Entsprechend<br />

dem <strong>Bochum</strong>er Gutachten<br />

entschied sich die Stadt für den Einbau<br />

eines neuartigen Dämpfersystems.<br />

Doch erst die realistische<br />

Prüfung sollte der Konstruktion die<br />

„Unbedenklichkeit“ bescheinigen.<br />

So kam es zum Bon-Jovi-Test: Das<br />

Ergebnis ist nachzulesen in der aktuellen<br />

Ausgabe von RUBIN, dem<br />

Wissenschaftsmagazin der RUB.<br />

Weitere Themen<br />

Am Mythos der Delphine kratzt die<br />

Wissenschaft. Prof. Dr. Onur Güntürkün<br />

(Biopsychologie) liefert den<br />

ernüchternden Befund: Das große,<br />

stark gefurchte Delphingehirn hat<br />

relativ weniger Nervenzellen als das<br />

einer Ratte. Dr. med. Uwe Schauer<br />

und Prof. Dr. Christian Rieger (<strong>Universität</strong>sklinik<br />

für Kinder- und<br />

Jugendmedizin der RUB) berichten<br />

über aktuelle Erkenntnisse zum<br />

Thema Allergien. Bestimmte kindliche<br />

Infekte sollen zu einer Weichen-<br />

stellung führen: Gelingt es, allergiehemmende<br />

und -fördernde<br />

Infektionserkrankungen zu identifizieren,<br />

könnte das Fernziel die<br />

“Impfung gegen Allergien” sein. Daneben<br />

berichtet RUBIN über “Klimaarchive<br />

im Meeresgrund” (Prof. Dr.<br />

Mutterlose, Paläontologie und Geologie),<br />

über den “Trainingsfaktor<br />

Auge: „Schnell vor scharf im Tennis”<br />

(Dr. Gernot Jendrusch, Prof. Dr.<br />

Hermann Heck, Sportmedizin), über<br />

“Intelligente Prozeßtechnik” (Dipl.-<br />

Ing. Axel Kobus, Prof. Dr.-Ing. Hans-<br />

Jürgen Röhm, Verfahrens- und Umwelttechnik)<br />

und “Schnelle Chips<br />

für Weltrekorde” (Prof. Dr. Hans-<br />

Martin Rein, Halbleiterelemente;<br />

Prof. Dr. Ulrich Langmann, Elektronische<br />

Bauelemente) sowie über<br />

“Arnold Ruge - Akteur und Berichterstatter<br />

1848” (Prof. Dr. Martin<br />

Sass, Juliane Sawatzki, MA, Katja<br />

Stiegel, MA, Institut für Philosophie)<br />

und über “Aktionskunst in NRW:<br />

Beuys blutig, Brock auf dem Kopf”<br />

(Dr. Kai-Uwe Hemken, Kunstsammlungen/KunstgeschichtlichesInstitut).<br />

bk<br />

RUBIN ist ab sofort in den <strong>Universität</strong>sbuchhandlungenBrockmeyer<br />

und Schaten sowie in der<br />

Pressestelle der RUB zum Preis<br />

von DM 5,- erhältlich.


Foto: Braun<br />

1. Juli 1998 RUBENS 5<br />

Dem weltweit größten Feldversuch<br />

im Freiland droht<br />

das Aus. Gegen die Experimente<br />

der RUB-Wissenschaftler auf<br />

der Halde der ehemaligen Zeche<br />

Waltrop sprechen sich jetzt Politiker<br />

der Stadt Waltrop aus. Lange Zeit<br />

war nicht klar, wie mit der Halde<br />

verfahren werden sollte, an deren<br />

Fuße historische Zechen stehen, die<br />

zu einem bedeutenden IBA-Projekt<br />

geworden sind. Dazu passend hatten<br />

Wissenschaftler der RUB schließlich<br />

die Idee vorangetrieben, auf der<br />

Brache ein bislang einmaliges Projekt<br />

durchzuführen. Der alte Teil<br />

der Halde wurde von Gärtnern traditionell<br />

mit Birken bepflanzt, aber<br />

auf dem neueren Teil wuchs über<br />

Jahre ein vom Menschen unberührtes<br />

Stück Natur. “Flora und Fauna<br />

auf dem Haldenstück sind einzigartig”,<br />

erklärt Dr. Axel Schwerk vom<br />

Das erfolgreiche “<strong>Bochum</strong>er Modell”<br />

der medizinischen Ausbildung<br />

hat sich bewährt und wird nun<br />

auf unbefristete Zeit verlängert. Ein<br />

neuer Vertrag zwischen dem Land<br />

NRW und den Trägern der Kliniken<br />

des bisherigen “<strong>Bochum</strong>er Modells”<br />

wurde am 24.6.98 unterzeichnet. Er<br />

legt die Entfristung sowie Perspektiven<br />

für die Verbesserung der zukünftigen<br />

Zusammenarbeit in klinischer<br />

Ausbildung und Forschung<br />

fest. Äußeres Symbol der neuen Zusammenarbeit<br />

ist die Umbenennung<br />

in “Klinikum der <strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong><br />

<strong>Bochum</strong>”.<br />

Zum Kennzeichen des “<strong>Bochum</strong>er<br />

Modells” wurde die klinische Ausbildung<br />

in Krankenhäusern der<br />

Regelversorgung: In kleinen Gruppen<br />

werden die Medizinstudierenden<br />

der RUB schon während ihres<br />

Studiums an “normalen” Krankhei-<br />

”Von Amerika lernen, heißt Siegen<br />

lernen”, so gibt Jan-Uwe Brinkmann<br />

von Radio c.t. die Devise für<br />

die Hörfunk-Sommerakademie an der<br />

RUB aus. Zusammen mit Gästen aus den<br />

USA werden Anfang August ungefähr 40<br />

Campus-Radiomitarbeiter aus ganz NRW<br />

in <strong>Bochum</strong> an Workshops teilnehmen<br />

und auf ct 96.9 Programm machen.<br />

,,Das Ziel ist es, die Campus-Radiomacher<br />

zu qualifizieren”, meint Brinkmann.<br />

Auf der von der Landesanstalt für<br />

Rundfunk (LfR) organisierten Veranstaltung<br />

werden Gastvorträge von Dozenten<br />

aus dem Medienbereich gehalten, in der<br />

Hörfunkakademie Dortmund werden die<br />

studentischen Radioreporter in allen relevanten<br />

Techniken des Hörfunks unter-<br />

Ringen<br />

um die Halde<br />

Dr. Axel Schwerk<br />

auf der umstrittenen<br />

Waltroper Halde<br />

<strong>Bochum</strong>er Feldversuch in Gefahr<br />

Lehrstuhl Allgemeine Zoologie und<br />

Neurobiologie. “Hier leben mittlerweile<br />

Käferarten, die auf der roten<br />

Liste stehen, die also vom Aussterben<br />

bedroht sind”, erläutert der engagierte<br />

Forscher.<br />

Seit 1996 erstellt Schwerk Berichte<br />

zur Halde und arbeitet mit der Essener<br />

Professorin Maren Jochimsen<br />

zusammen. Sie unterstützt die Forderung,<br />

die Halde weiterhin sich<br />

selbst zu überlassen. Der Zoologe<br />

Schwerk stellt sich dabei einen Zeitraum<br />

von 25 Jahren vor. Die von der<br />

SPD regierte Stadt sieht dies anders.<br />

Dieter Steffan, örtlicher Parteivorsitzender,<br />

bezeichnet das weltweit einzigartige<br />

Experiment als “Spielwiese<br />

für Professoren”. Dem Aspekt, daß<br />

Geologen und Zoologen der Halde<br />

bereits wertvolle Erkenntnisse abgewonnen<br />

hätten, mißt der Politiker<br />

wenig Bedeutung bei.<br />

Neuer Vertrag für <strong>Bochum</strong>s Medizin<br />

Vom Modell<br />

zum Klinikum<br />

ten ausgebildet, und nicht nur an<br />

Krankheiten der “Hochleistungsmedizin”.<br />

Die Spitzenergebnisse der<br />

Absolventen haben das “<strong>Bochum</strong>er<br />

Modell” weit über die Grenzen des<br />

Landes bekannt gemacht. Die Erfolgsstory<br />

begann 1975 mit dem Beschluß<br />

des Landes, aus finanziellen<br />

Gründen ein eigenes Klinikum für<br />

die RUB aufzugeben. Am 25.1.77 beschloß<br />

das Land, “ein neues, möglicherweise<br />

zukunftsweisendes Modell<br />

zur Ausbildung von Medizinstudierenden<br />

ab Wintersemester<br />

1977 an der RUB” zu erproben. Noch<br />

im selben Jahr wurden Verträge mit<br />

verschiedenen Trägern unterzeichnet<br />

über die Nutzung der Krankenhäuser<br />

“Bergmannsheil”, Knappschafts-Krankenhaus,<br />

St. Josef-Hospital<br />

(alle <strong>Bochum</strong>) und Marienhospital<br />

(Herne) für die klinische Ausbildung.<br />

Diese befristeten Verträge<br />

Hörfunk-Sommerakademie<br />

Tips aus USA<br />

wiesen. Viel versprechen sich die Organisatoren<br />

von den Gästen aus den USA.<br />

Die Amerikaner aus New York und Boston<br />

haben einige Jahre Vorsprung in Sachen<br />

Campusradio. ct 96.9 ist als erstes<br />

deutsches Campusradio seit Oktober<br />

1997 auf Sendung und macht Programm<br />

für die RUB und die FH; an anderen Unis<br />

wie Dortmund oder Düsseldorf gibt es<br />

konkrete Planungen für Campusradios.<br />

,,Von den Amerikanern erhoffen wir uns<br />

einen Wissenstransfer”, sagt Brinkmann,<br />

Mitbegründer des <strong>Bochum</strong>er Studentensenders.<br />

Der Standort <strong>Bochum</strong> hat sich für die<br />

Sommerakademie angeboten. Einmal ist<br />

es die Anerkennung der LfR, daß es <strong>Bochum</strong><br />

als erste Uni geschafft hat, einen<br />

Auf der Brache haben die Wissenschaftler<br />

bisher gelernt, wie sich die<br />

unberührte, fast sterile und nährstoffarme<br />

Erde im Laufe der Zeit<br />

verändert. Eine Bepflanzung der<br />

Halde, wie es sich die mit absoluter<br />

Mehrheit regierende SPD-Fraktion<br />

in Waltrop vorstellt, würde nach<br />

Meinung von Schwerk nicht zusätzliches<br />

Grün auf die Halde bringen,<br />

da sich auf den Hängen in den vergangenen<br />

Jahren von selbst viele<br />

Gräser angesiedelt hätten. Gerade<br />

eine weitere intensive Begrünung in<br />

künstlicher Form strebt allerdings<br />

Steffan schnellstens an. Der Grund<br />

liegt auf der Hand: In zwei Jahren<br />

läuft die Bergaufsicht für die Halde<br />

aus. Ab diesem Zeitpunkt wird das<br />

mit rund 80 Mio. DM verschuldete<br />

Städtchen finanziell für das aufkommen<br />

müssen, was sie auf der Halde<br />

verändern will. Michael Braun<br />

wurden 1987 um weitere zehn Jahre<br />

verlängert.<br />

Der jetzt unterzeichnete Vertrag dagegen<br />

ist unbefristet. Außerdem<br />

wurde diesmal nur ein Vertrag für<br />

alle vier Krankenhäuser geschlossen;<br />

zuvor gab es vier Einzelverträge.<br />

Das Land NRW und die vier<br />

Krankenhäuser (mit ihren insgesamt<br />

rund 3.000 Betten) beabsichtigen,<br />

sowohl die klinische Ausbildung<br />

als auch die Forschung weiter<br />

zu verbessern. Die Kooperation zwischen<br />

der Medizinischen Fakultät<br />

der RUB und den Krankenhäusern<br />

bezüglich der Lehre, der Bildung<br />

von Forschungsschwerpunkten und<br />

der strukturellen Entwicklung der<br />

Krankenhäuser soll institutionell gefestigt<br />

werden. Hierzu wird auch ein<br />

Ausschuß gebildet, dem je zwei Vertreter/innen<br />

der Fakultät und der<br />

Krankenhäuser angehören. jk<br />

Campussender aus der Taufe zu heben.<br />

Weiterhin können die Gäste problemlos<br />

in Zusammenarbeit mit dem AkaFö untergebracht<br />

werden.<br />

Die Redakteure, die bei der Gestaltung<br />

der Sommerakademie mithelfen, können<br />

sich übrigens Hoffnung machen, 1999 in<br />

die USA zu fliegen, denn die nächste<br />

Sommerakademie wird dort stattfinden.<br />

Das genaue Programm zur 98er Sommerakademie<br />

wird Radio c.t. in den<br />

nächsten Wochen über den Äther schikken.<br />

Also nicht erschrecken, wenn es im<br />

August frühmorgens in der Sendung<br />

,,Halbschlaf” heißt: ,,Good morning <strong>Bochum</strong>,<br />

you are listening to zee tee<br />

ninety-six-nine!”<br />

Uwe Kleinkes<br />

Foto: Braun<br />

Mediensommer an der RUB<br />

Europa in seinen Bildungsmedien<br />

Am 10. Juli findet an der RUB<br />

erstmals der Europäische<br />

Mediensommer statt. Dieser<br />

neue Medienwettbewerb ist für<br />

CD-ROM und Videos aus der Erwachsenenbildung<br />

konzipiert, die<br />

sich der europäischen Zeitgeschichte<br />

nach 1945 widmen. Die<br />

Schirmherrschaft hat Ministerpräsident<br />

Wolfgang Clement übernommen.<br />

Aus Griechenland, den Niederlanden,<br />

Österreich und Deutschland<br />

werden je eine zeitgeschichtlich<br />

orientierte CD-ROM<br />

und ein Video gezeigt, die von einer<br />

europäischen Expertenjury<br />

ausgezeichnet worden sind. Die<br />

Medien kommen von Verlagen,<br />

Projekten der Weiter- und Erwachsenenbildung<br />

sowie <strong>Universität</strong>en.<br />

Die “Sieger” des Wettbewerbs erhalten<br />

als Auszeichnung die “Euro-<br />

Comenius-Medaille” für herausragende<br />

Bildungsmedien der Berliner<br />

“Gesellschaft für Pädagogik und Information<br />

(GPI) e.V.”<br />

Prämierte Magisterarbeit<br />

Die Welt der Wetterkarte<br />

“Wir erleben unsere Welt in Bildern,<br />

die uns die Medien vermitteln.”<br />

Rolf Nohr hat sich<br />

über ein ganz besonders Bild der<br />

Medien hergemacht: Die Wetterkarte.<br />

Die Beschäftigung mit diesem<br />

alltäglichen Medium, das dem Fernsehzuschauer<br />

an jedem Abend und<br />

bei jedem Sender vor die Nase gehalten<br />

wird, ist für den 29jährigen<br />

Studenten der Film- und Fernsehwissenschaften<br />

einerseits persönliches<br />

Interesse, andererseits intensive<br />

studentische Arbeit.<br />

Wenn “Mr. Tagesthemen” Ullrich<br />

Wickert zum Ende seiner Moderation<br />

den obligatorischen Satz “Das<br />

Wetter” zelebriert oder “Wetterfrosch”<br />

Jörg Kachelmann Millionen<br />

von Urlaubern die letzten Wetterdaten<br />

vom Urlaubsort präsentiert,<br />

spielt sich beim Zuschauer etwas<br />

besonderes ab, glaubt Nohr. “Wie<br />

bei jeder Kartierung geht es bei den<br />

Wetterkarten um eine Auseinandersetzung<br />

mit dem uns umgebenden<br />

Raum: um Grenzziehungen, Akzentuierungen<br />

und Verortungen, also<br />

um praktiziertes soziales Wissen<br />

und speziell um Identitätskonstruktion”.<br />

Daß Nohr auf ein heikles Thema<br />

gestoßen ist, beweist die Tatsache,<br />

daß bei Fernsehsendern Tausende<br />

von Briefen eingehen, wenn<br />

die Städtchen der Zuschauer plötzlich<br />

von den Karten verschwinden.<br />

Ein breitgefächertes Thema also,<br />

mit dem Nohr nicht nur an der RUB<br />

Rolf Nohr hat<br />

sich durch<br />

intensive<br />

Forschung sein<br />

eigenes Bild<br />

vom Wetter<br />

gemacht<br />

im Zuge seiner Magisterarbeit für<br />

Aufsehen gesorgt hat, sondern auch<br />

bei der renommierten Körber-Stiftung,<br />

die ihm bei einer Studienpreis-Ausschreibung<br />

jüngst den 3.<br />

Preis verlieh. “Damit habe ich nicht<br />

gerechnet, da meine Untersuchung<br />

im Grunde mit einem Fragezeichen<br />

endet”, erklärt der ambitionierte<br />

Student. Bei seiner Studie interessierte<br />

ihn vor allem, was Karten im<br />

Fernsehen repräsentieren, welchen<br />

Wert Hintergrundkarten und Erdkugeln<br />

als Sendelogos haben und welche<br />

Funktion Wetterkarten zukommt.<br />

Hier hat sich Nohr vor allem mit<br />

dreidimensionalen Wetterkarten beschäftigt,<br />

die jetzt bei fast allen Sendern<br />

in Mode gekommen sind. Die<br />

Umsetzung der vom Deutschen Wetterdienst<br />

gelieferten Daten ist dabei<br />

in fast jedem Falle schlecht: “Die eigentlichen<br />

Infos blieben auf der<br />

Strecke”, hat der Student herausgefunden.<br />

Den Sendern gehe es vielmehr<br />

um das beim Zuschauer vermittelte<br />

Gefühl, in den Raum zu gelangen,<br />

als Wetterinformationen<br />

weiterzugeben. “Dabei wäre ein<br />

konsequenter Wetterflug mit Hilfe<br />

der vorhandenen Wetterdaten ohne<br />

weiters möglich”, meint Nohr. Er<br />

wird weiter an seinem Projekt arbeiten.<br />

Der Magisterarbeit soll eine<br />

Promotion zu diesem Thema folgen;<br />

ein Kolloquium zum Thema läuft<br />

bereits. Michael Braun<br />

Suchthilfe<br />

Notruf<br />

Ausrichter des Wettbewerbs ist der<br />

Lehrstuhl für Medienpädagogik,<br />

Medienpraxis und Wirkungsforschung<br />

der Sektion für Publizistik<br />

und Kommunikation (Prof. Dr.<br />

Franz R. Stuke). Gemeinsam mit<br />

der GPI ist der Lehrstuhl als deutscher<br />

Partner an dem mit EU-Mitteln<br />

gefördertem Projekt “EURO-<br />

MED: Mit Bildungsmedien Vergangenheit<br />

bewältigen und Zukunft in<br />

Europa gestalten” beteiligt. Hauptanliegen<br />

des Projektes ist eine Dokumentation<br />

und datentechnische<br />

Erfassung europäischer Bildungsmedien<br />

und die Entwicklung gemeinsamer<br />

Konzepte für die historische<br />

und politische Erwachsenenbildung.<br />

Interessenten, die den<br />

Mediensommer an der RUB besuchen<br />

möchten, sollten sich bis zum<br />

6.7. dringend anmelden. T. Quast<br />

Kontakt: Thomas Quast, Tel: 700-<br />

2131 oder -2054; Fax: 7094-241;<br />

Infos: www.ruhr-uni-bochum.de/<br />

mediensommer/<br />

Als ständige Hilfe für Betroffene ist ein<br />

Suchtkrankenhelfertelefon an der RUB<br />

eingerichtet: 700-6121, Di u. Do 13-16 h. In<br />

dringenden Fällen sind die Suchtkrankenhelfer<br />

unter 0171/33054-88 u. -89 erreichbar.


Foto: Katja Stiegel<br />

6 RUBENS<br />

Neu berufen<br />

(1) Seit April besetzt Prof. Dr.<br />

Romy Fröhlich den Lehrstuhl für<br />

„Journalistik und Öffentlichkeitsarbeit<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

geschlechtsspezifischer<br />

Aspekte“ an der Sektion für Publizistik<br />

und Kommunikationswissenschaft.<br />

Fröhlich, 1958 in Karlsruhe<br />

geboren, studierte von 1979 bis<br />

1985 Kommunikationswissenschaft,<br />

Theaterwissenschaft und<br />

Neuere Deutsche Literaturgeschichte<br />

in München. Zwischen<br />

1985 und 1993 war sie Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin, zunächst<br />

bei der Gesellschaft für Konsum-,<br />

Markt- und Absatzforschung, anschließend<br />

am Institut für Journalistik<br />

und Kommunikationsforschung<br />

der Hochschule für Musik<br />

und Theater in Hannover. In Hannover<br />

wurde sie im Juni 1993 promoviert.<br />

An der RUB vertrat sie den<br />

o. g. Lehrstuhl bereits 1996/97.<br />

(2) Seit April besetzt Prof. Dr.<br />

Traugott Jähnichen den Lehrstuhl<br />

für Christliche Gesellschaftslehre<br />

an der Evangelisch-Theologischen<br />

Fakultät. Jähnichen, geboren 1959<br />

in Gelsenkirchen, studierte ab 1978<br />

Evangelische Theologie und Psychologie<br />

in <strong>Bochum</strong> und Bonn.<br />

1984 legte er das Erste Theologische<br />

Staatsexamen ab und war danach<br />

Vikar in <strong>Bochum</strong>-Eppendorf.<br />

1986 folgte das Zweite Staatsexamen.<br />

Ab 1990 arbeitete Jähnichen<br />

am Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre<br />

der RUB, wo er<br />

schließlich promoviert wurde<br />

(1993) und sich habilitierte (1997).<br />

(3) Zum 1. April hat Prof. Dr. Julia<br />

“<strong>Bochum</strong> ist ein guter Platz zum<br />

Arbeiten. Gut ist vor allem, daß<br />

die Dinge hier funktionieren”,<br />

sagt Prof. Dr. Elena Zdravomyslova,<br />

die als 9. Marie-Jahoda-Gastprofessorin<br />

das Sommersemester über<br />

an der Fakultät für Sozialwissenschaften<br />

lehrte. In Rußland gäbe es<br />

jederzeit ein Problem. Entweder das<br />

Wasser liefe nicht oder die Elektrizität<br />

funktioniere nicht. Außerdem<br />

hätten die Wissenschaftler hier einen<br />

besseren Stand. In Rußland sei<br />

das anders: “Meine Position ist gut,<br />

denn ich arbeite an der European<br />

University und am Centre for Independent<br />

Social Research. Die meisten<br />

Forscher müssen sich jedoch<br />

eine zweite Beschäftigung suchen,<br />

um sich finanzieren zu können”.<br />

Prof. Zdravomyslova befaßt sich mit<br />

Theorien sozialer Bewegungen und<br />

deren Bedeutung für die russische<br />

Zivilgesellschaft und die dortigen<br />

Geschlechterverhältnisse. Die Rolle<br />

der Frau wird “natürlich” in der<br />

Liebscher die Leitung des Musikwissenschaftlichen<br />

Instituts übernommen.<br />

Liebscher, 1956 in Weiden<br />

geboren, studierte von 1976 bis 1983<br />

Musikwissenschaft, Philosophie,<br />

Kunstgeschichte und Lateinische<br />

Philologie des Mittelalters in München<br />

und wurde dort 1983 im Fach<br />

Musikwissenschaft promoviert. Anschließend<br />

arbeitete sie als Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Forschungsinstitut<br />

für Musiktheater der<br />

Uni Bayreuth. Von 1989 bis 96 war<br />

sie Akademische Rätin am Institut<br />

für Theaterwissenschaft der Uni<br />

München, wo sie sich 1996 habilitierte.<br />

(4) Seit April lehrt und forscht Prof.<br />

Dr. Bernd Marschner im Bereich<br />

Bodenkunde/Bodenökologie des<br />

Geographischen Institutes. Marschner,<br />

geboren 1958 in Jena, studierte<br />

zwischen 1977 und 1984 Biologie<br />

in Hohenheim, North Carolina<br />

und Berlin. An der TU Berlin wurde<br />

er 1990 promoviert, 1997 habilitierte<br />

sich Marschner dort. Ab 1992 arbeitete<br />

er als Wissenschaftlicher Angestellter<br />

am Institut für Ökologie und<br />

Biologie der TU Berlin.<br />

(5) Seit April lehrt und forscht Prof.<br />

Dr. Heiner Roetz an der Sektion<br />

„Geschichte und Philosophie Chinas“<br />

(Fakultät für Ostasienwissenschaften).<br />

Roetz, geboren 1950 in<br />

Winterberg, studierte zwischen 1968<br />

und 1976 Soziologie, Sinologie und<br />

Philosophie in Frankfurt. Bis zu seiner<br />

Promotion (1983) arbeitete er<br />

als Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Fach Sinologie an der Uni Frankfurt.<br />

Anschließend war er dort - bis<br />

zu seiner Habilitation (1990) - als<br />

Mutterschaft begründet. Dagegen<br />

wird dem Mann eher die Rolle eines<br />

Kriegers zugeschrieben. Auf der anderen<br />

Seite darf man die Entwicklung<br />

der sowjetischen Ära nicht vergessen.<br />

Drei oder vier Generationen<br />

von Frauen arbeiteten, ohne mehr<br />

den Mann um Erlaubnis bitten zu<br />

müssen. Sie waren folglich finanziell<br />

und psychologisch unabhängig<br />

vom Mann. Demgegenüber stand jedoch<br />

die staatliche Abhängigkeit,<br />

die die errungene vom Mann einschränkte.<br />

Ein gewisser Status<br />

Zdravomyslova versucht, feministische<br />

Geschlechterforschung in Rußland<br />

zu etablieren. Schwierigkeiten,<br />

als Feministin verpönt zu werden,<br />

hat die Soziologin aus St. Petersburg<br />

nicht. Bei einem gewissen Status<br />

könne man es sich erlauben, ein<br />

wenig anders zu sein, sagt sie. Sie<br />

personalia<br />

1 2<br />

Prof.<br />

Dr. Romy<br />

Fröhlich<br />

3 4<br />

Prof.<br />

Dr. Julia<br />

Liebscher<br />

5 6<br />

Prof. Dr.<br />

Heiner Roetz<br />

7 8<br />

Prof. Dr.-Ing.<br />

Theodoros<br />

Triantafyllidis<br />

Vom Mann<br />

befreit,<br />

abhängig<br />

vom Staat<br />

Elena Zdravomyslova hatte<br />

sichtlich Spaß in <strong>Bochum</strong><br />

Gastprofessorin Elena Zdravomyslova<br />

Prof. Dr.<br />

Traugott<br />

Jähnichen<br />

Prof. Dr.<br />

Bernd<br />

Marschner<br />

Prof. Dr.<br />

Jörg Schimmelpfennig<br />

Prof. Dr.<br />

med. Michael<br />

Wilhelm<br />

arbeitet in einer neuen Institution,<br />

einer jungen, westlich orientierten<br />

Gemeinschaft, wo es leicht ist, neue<br />

Projekte zu entwickeln. “Generell ist<br />

Feminismus keine Einstellung, die<br />

in der russischen Gesellschaft unterstützt<br />

wird. Deshalb geben sich<br />

Feministinnen in einer öffentlichen<br />

Vorlesung nicht zu erkennen”, erklärt<br />

sie. Der Betreffenden werden<br />

nämlich oft persönliche Probleme<br />

oder Haß auf Männer unterstellt.<br />

Was Zdravomyslova aus <strong>Bochum</strong><br />

mitnehmen wird, ist der sozialwissenschaftliche<br />

Austausch über deutsche<br />

Kultur und deutsche Geschlechterverhältnisse,insbesondere<br />

mit Prof. Ilse Lenz und Dr. Angelika<br />

Wetterer (Frauen- und Sozialstrukturforschung).<br />

Katja Stiegel<br />

Am 3.7.1998, 10 bis 17 Uhr, findet<br />

im Euro-Eck ein Workshop mit<br />

Prof. Zdravomyslova statt, Thema:<br />

Geschlechterkultur und Frauenbewegung<br />

im russischen Transformationsprozeß.<br />

Foto: Sponheuer<br />

Hochschulassistent tätig. Zwischen<br />

1990 und 1998 nahm er verschiedene<br />

Lehraufträge und Vertretungen<br />

wahr.<br />

(6) Seit April besetzt Prof. Dr. Jörg<br />

Schimmelpfennig den Lehrstuhl für<br />

Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

II - Angewandte Mikroökonomik an<br />

der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft.<br />

Schimmelpfennig, 1955 in<br />

Berlin geboren, studierte zwischen<br />

1973 und 1979 Mathematik, Wirtschaftswissenschaft<br />

und Physik in<br />

Bielefeld. Er wechselte dann an die<br />

Uni Osnabrück, wo er 1985 promoviert<br />

wurde. Bis 1992 und seiner Habilitation<br />

in VWL war er in Osnabrück<br />

Hochschulassistent. Anschließend<br />

arbeitete er als Dozent in Osnabrück<br />

bzw. in Greifswald und<br />

Saarbrücken.<br />

(7) Seit März lehrt und forscht Prof.<br />

Dr.-Ing. Theodoros Triantafyllidis<br />

am Lehrstuhl für Grundbau und<br />

Bodenmechanik (Fakultät für Bauingenieurwesen).<br />

Triantafyllidis, 1954<br />

in Patras geboren, studierte zwischen<br />

1973 und 1979 Bauingenieurwesen<br />

in Karlsruhe; anschließend<br />

arbeitete er dort bis zu seiner Promotion<br />

(1984) als Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter. 1989 habilitierte er<br />

sich. Bis zu seinem Ruf an die RUB<br />

war Triantafyllidis für zahlreiche<br />

Bauunternehmen in leitenden Positionen<br />

tätig.<br />

(8) Seit dem Wintersemester 1997/<br />

98 leitet Prof. Dr. med. Michael<br />

Wilhelm die Abteilung für Hygiene,<br />

Sozial- und Umweltmedizin der Fakultät<br />

für Medizin. Wilhelm, geboren<br />

1952 in Freinsheim, erwarb 1978<br />

in Hamburg das Diplom in Biologie.<br />

Die Evangelisch-Theologische<br />

Fakultät verlieh am 20. Mai die<br />

Würde eines Doktors der Theologie<br />

ehrenhalber an Prof. Dr. Emil Ludwig<br />

Fackenheim. Fackenheim wurde<br />

1916 in Halle/Saale geboren. Er ist<br />

einer der letzten Absolventen der von<br />

Leo Baeck geleiteten renommierten<br />

Jüdischen Theologischen Hochschule<br />

in Berlin. Aus einer KZ-Haft<br />

in Oranienburg kam er nach einigen<br />

Wochen wieder frei und konnte emi-<br />

Digitale Glasfaser übertragungssysteme<br />

sind nur so<br />

schnell wie ihr langsamstes<br />

Bauteil. Einen der Hauptverstärker<br />

optimierte der <strong>Bochum</strong>er Elektroingenieur<br />

Dr.-Ing. Michael Möller in<br />

seiner Promotion und vervierfachte<br />

dessen Leistung. Der RUB-Maschinenbauingenieur<br />

Dr.-Ing. Thomas<br />

Nerzak wiederum entwickelte in<br />

Impressum<br />

1. Juli 1998<br />

Ebenfalls in Hamburg erfolgte seine<br />

Approbation als Arzt und seine<br />

Promotion, jeweils 1984. 1991 erhielt<br />

er in Düsseldorf die Venia<br />

legendi für Toxikologie, später zudem<br />

für Umweltmedizin. Bis 1997<br />

lehrte er am Institut für Hygiene<br />

der Uni Düsseldorf. 1997 wurde<br />

Wilhelm als Arzt für Hygiene und<br />

Umweltmedizin anerkannt.<br />

Ruf erhalten<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Wegera (Fakultät<br />

für Philologie) hat einen Ruf<br />

an die Uni Mainz erhalten.<br />

Ehre<br />

Prof. Dr. Wolfhard Weber (Fakultät<br />

für Geschichtswissenschaft) wurde<br />

im Mai zum Rektoratsbeauftragten<br />

für das <strong>Universität</strong>sarchiv ernannt.<br />

Prof. Dr. em. Werner Schreyer (Fakultät<br />

für Geowissenschaften) wurde<br />

im Mai zum Ehrenmitglied der<br />

Geological Society of America gewählt.<br />

Die Audio-Engineering Society hat<br />

im Mai anläßlich ihres 50jährigen<br />

Bestehens 19 Medaillen an Personen<br />

überreicht, die sich in den letzten<br />

Jahrzehnten um die europäische<br />

Audio-Instudrie verdient gemacht<br />

haben. Eine der Medaillen<br />

ging an Prof. Dr. Jens Blauert (Fakultät<br />

für Elektrotechnik und<br />

Informationstechnik).<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Maidl<br />

(Fakultät für Bauingenieurwesen)<br />

wurde in Kolumbien für seine ehrenamtliche<br />

Arbeit an einem<br />

Tunnelprojekt geehrt.<br />

Neuer Ehrendoktor<br />

Neuer Ehrendoktor:<br />

Prof.<br />

Dr. Emil Ludwig<br />

Fackenheim,<br />

hier bei der<br />

Verleihung der<br />

Urkunde<br />

RUB ehrt Emil Fackenheim<br />

grieren. Er wurde Rabbiner in Toronto<br />

und 1960 Professor an der dortigen<br />

Uni. Seit 1983 lebt er in Jerusalem.<br />

Durch konsequente Auslegung der<br />

Hegelschen Religionsphilosophie erinnert<br />

Fackenheim das Christentum<br />

daran, daß es seinen Ort in der Geschichte<br />

der Religionen zwischen<br />

Pantheismus und atheistischem Humanismus<br />

finden muß, und macht so<br />

ein Gesprächsangebot im christlichjüdischen<br />

Dialog. jk<br />

Gebr.-Eickhoff-Preis<br />

Zwei Auszeichnungen<br />

seiner Dissertation ein praxisorientiertes<br />

Modell, mit dem die Lebensdauer<br />

von Werkstoffen abgeschätzt<br />

sowie Ursachen und Vorgänge beim<br />

Versagen, z. B. Brechen, simuliert<br />

werden können. Diese hervorragenden<br />

wissenschaftlichen Leistungen<br />

wurden im Juni durch den mit insgesamt<br />

10.000 DM dotierten Gebr.-<br />

Eickhoff-Preis 1998 gewürdigt. lh<br />

Herausgeber: Pressestelle der <strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Bochum</strong>, Leiter: Dr. Josef König, jk, (v.i.S.d.P.); Redaktion: Arne<br />

Dessaul, ad, (CvD), Ludwig Huster, lh, Dr. Barbara Kruse, bk, Thea Struchtemeier, tas, Babette Sponheuer, bsp, (Bildredaktion),<br />

Jens Wylkop, jw, Vera-B. Scheeper (Termine), Redaktionsanschrift: Pressestelle der RUB, (UV <strong>36</strong>8) 44780<br />

<strong>Bochum</strong>, Tel. 0234/700-2830, -2930, -2133, -3999; Fax 0234/7094-1<strong>36</strong>, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/<br />

pressestelle; Layout und Satz: Kremer Corporate Advertising, Tel. 0234/92282-0, Fax 0234/92282-33; Druck: Bonifatius<br />

Druck, Karl-Schurz-Str. 26, 33100 Paderborn<br />

RUBENS erscheint 9 mal pro Jahr (nicht im März, August, September) jeweils am ersten Werktag eines Monats. Redaktionsschluß<br />

ist der 15. des Vormonats. RUBENS ist kein Verlautbarungsorgan des Rektorats. Alle Mitglieder der<br />

RUB sind aufgerufen mit eigenen Beiträgen oder Leserbriefen zur Berichterstattung und Meinungsbildung beizutragen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder . Die Beiträge<br />

der Redaktionsmitglieder sind durch Namenskürzel gekennzeichnet. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe<br />

zu kürzen. Zwei mal pro Jahr erscheint als Beilage in begrenzter Auflage RUBIN – Wissenschaftsmagazin<br />

der RUB. Auflage 13.200, Preis: 0,50 DM


1. Juli 1998 RUBENS 7<br />

Telepathie gegen<br />

Teufel<br />

Carlos Nascimento Silva arbeitet<br />

als Professor für brasilianische<br />

Literatur an der Uni von Rio de Janeiro.<br />

Wie es sich für einen ordentlichen<br />

Prof. gehört, forscht er dort<br />

fleißig. Eines seiner Projekte - über<br />

die Mentalitätsgeschichte der Brasilianer<br />

- mündete unverhofft in seinen<br />

ersten Roman. Im „Palmenhaus“<br />

entwirft Nascimento Silva<br />

eine monumentale Familienchronik<br />

vor dem Hintergrund der brasilianischen<br />

Kolonialgeschichte. Das Leben<br />

der Sodrés und Gusmaos im 18.<br />

und 19. Jahrhundert ist geprägt von<br />

Viehzucht und Inzucht. In der Abgeschiedenheit<br />

des Sertão im brasilianischen<br />

Nordosten bleiben offensichtlich<br />

nicht viele Alternativen. Zu<br />

allem Überfluß hat der portugiesische<br />

Dynastiebegründer Bartholomeu<br />

einen Pakt mit dem Teufel geschlossen,<br />

der ihn regelrecht in die<br />

Blutschande treibt. Erst heiratet er<br />

seine Halbschwester, später entjungfert<br />

er (allerdings mit ihrem<br />

Einverständnis) seine Tochter und<br />

vergeht sich kurz vor seinem Tode<br />

auch noch an der Enkelin.<br />

Nach dem Tode Bartholomeus führen<br />

allerdings die Frauen das Regiment<br />

auf der Farm Curral da Palma.<br />

Hilfreich erweisen sich ihre telepathischen<br />

und telekinetischen Fähigkeiten.<br />

Sie werden jeweils von den<br />

“Auf nach Hattingen” hieß es im<br />

Mai für elf Studierende der Fakultät<br />

für Sozialwissenschaft.<br />

Unter Leitung von Dr. Uwe<br />

Wilkesmann und Dr. Martina Wegge<br />

wollen sie die dortige Stadtverwaltung<br />

(Rechts-, Ordnungs-, Standesund<br />

Feuerschutzamt) modernisieren.<br />

Ansprechpartner für die Projektgruppe<br />

ist das Personal- und<br />

Organisationsamt. Vor Ort untersucht<br />

die „beratende 13“ zunächst<br />

Strukturen und Abläufe auf Stärken<br />

und Schwächen: Welche Produkte<br />

werden wie schnell bearbeitet und<br />

inwiefern kommt es durch die Bearbeitung<br />

eines Produkts an mehreren<br />

Stellen zu Verzögerungen? Wird ein<br />

Bauantrag zwei Tage lang bearbeitet,<br />

bleibt aber vier Wochen lang liegen,<br />

bestehen Probleme in der Abstimmung<br />

unter den Mitarbeitern<br />

(Schnittstellenprobleme). Wird eine<br />

Paßerneuerung von mehreren Personen<br />

bearbeitet, gehen die Verantwortlichkeiten<br />

verloren. Ob solche<br />

oder ähnliche Probleme bestehen,<br />

ermitteln die Sozialwissenschaftler,<br />

indem sie die Mitarbeiter einzeln<br />

anhand eines bestimmten Leitfadens<br />

interviewen.<br />

Bei der Analyse ergab sich bisher,<br />

Das Palmenhaus<br />

Müttern auf die Töchter vererbt und<br />

dienen vor allem zur Abwehr des<br />

Diabolischen. In der Tat kommt es<br />

häufig zu direkten Konfrontationen<br />

mit dem Leibhaftigen, deren Schilderung<br />

zahlreiche Elemente des<br />

Gothic aufweisen.<br />

Kaum Lesefreuden<br />

Magie und Mystik dominieren ohnehin<br />

das Buch. Daneben deutet<br />

Nascimento Silva einige historische<br />

Hintergründe an, die allerdings<br />

meist in endlose Dialoge verpackt<br />

sind und eher verwirren. Darüber<br />

hinaus ist die Story mit einer Menge<br />

phantasielosem Sex versetzt. Wenn<br />

nicht gerade jemand Blutschande<br />

begeht, wird vergewaltigt, was das<br />

Zeug hält. Stets nimmt sich der<br />

Mann, was ihm offenbar zusteht, ob<br />

weiß, schwarz, indianisch oder gemischt.<br />

Insgesamt driftet der sehr lang geratene<br />

Roman aufgrund der unglaubwürdigen<br />

Story und der einfachen<br />

Sprache zu oft ins Triviale ab. Die<br />

verbleibenden Lesefreuden resultieren<br />

in erster Linie aus der Fremdheit<br />

von Ort und Zeit. Die Freude<br />

läßt allerdings kontinuierlich nach.<br />

Insbesondere auf den letzten 250<br />

Seiten, bei der Schilderung diverser<br />

Aufstände und Bürgerkriege, bringt<br />

Nascimento Silva derart viele neue<br />

Personen und Orte ins Geschehen<br />

ein, daß einem schwindelig wird.<br />

Eine ausführliche Zeittafel sowie<br />

eine übersichtliche Landkarte wären<br />

hier gewiß von Nutzen gewesen.<br />

ad<br />

Carlos Nascimento Silva:<br />

„Das Palmenhaus“. Europa Verlag,<br />

München 1998. 640 Seiten, gebunden,<br />

46 DM.<br />

daß ein Produkt weitgehend von einer<br />

Person bearbeitet wird. “Die<br />

Verantwortung diffundiert in Hattingen<br />

kaum”, so Wilkesmann. Von der<br />

Feuerwehr weiß man jetzt, daß es<br />

nicht ihre Hauptaufgabe ist, Brände<br />

zu löschen. Das Löschen macht nur<br />

3 % ihrer Arbeit aus. Statt dessen<br />

hat sie viele verschiedene Aufgaben,<br />

u. a. Keller leer zu pumpen und<br />

Öllachen zu entfernen. Am Ordnungsamt<br />

werden die Sozialwissenschaftler<br />

Bürger fragen, welche Erwartungen<br />

sie an das Amt haben,<br />

um Vorurteilen oder Kritik auf den<br />

Grund gehen zu können.<br />

„Tolle Sache“<br />

Anschließend legen die <strong>Bochum</strong>er<br />

einen Zwischenbericht vor und organisieren<br />

verschiedene Workshops,<br />

an denen Mitarbeiter und Verantwortliche<br />

der Stadtverwaltung teilnehmen.<br />

Die Workshops dienen der<br />

Diskussion und Erarbeitung von<br />

Verbesserungsvorschlägen. Schließlich<br />

enthält der Abschlußbericht ein<br />

Konzept zur Verbesserung der Organisation.<br />

Eventuell werden noch<br />

Projektgruppen organisiert. Die<br />

Preise<br />

Der Innovationspreis der deutschen<br />

Wirtschaft wird zum<br />

19. Mal ausgeschrieben, Einsendeschluß:<br />

15.9.98; Infos: Wirtschaftsclub<br />

Rhein-Main e.V., Tel.<br />

069-280493.<br />

Mit 200.000 DM prämiert die Philip<br />

Morris Stiftung alljährlich Wissenschaftler<br />

für richtungsweisende<br />

naturwissenschaftliche oder<br />

technische Entwicklungen. Bewerbungsschluß:<br />

15.10.98; Infos:<br />

Birgit Spielmann-Schöberl, 089-<br />

72470.<br />

In diesem Jahr wird erstmals der<br />

mit 25.000 DM dotierte Fresenius-<br />

Innovations-Preis für Auszubildende<br />

und Nachwuchskräfte ausgeschrieben.<br />

Einsendeschluß:<br />

15.10.98. Infos: 0231-7589673.<br />

Die Akademische Software Kooperation<br />

(ASK) schreibt den mit DM<br />

70.000 dotierten Nachwuchswettbewerb<br />

Multimedia Transfer aus;<br />

Einsendeschluß: 30.10.98; Infos:<br />

ASK, Tel. 0721-6084873.<br />

Erstes Treffen<br />

Kinderbetreuung<br />

An der RUB soll eine Kurzzeitbetreuung<br />

für Kinder eingerichtet<br />

werden. Eine entsprechende<br />

Initiative trifft sich erstmals am<br />

1. Juli um 17.30 Uhr im Senatssitzungssaal.<br />

Alle Interessierten<br />

sind dazu eingeladen; Infos: Frauenbüro,<br />

Tel. 700-7837. ad<br />

Im Grimmberg<br />

Sommerfest<br />

Am 3. Juli findet das Sommerfest<br />

im Studentenwohnheim<br />

Grimberg (Stiepeler Straße) statt.<br />

Los geht es um 15 h mit einem<br />

Kinderfest, ab 19 h steht Kabarett,<br />

ab 20 h Musik der Gruppe „A<br />

Piece of Taste“ auf dem Programm;<br />

all das ist für draußen geplant.<br />

Den Abschluß bildet die anschließende<br />

Disco im Keller.<br />

Geschwindigkeitskontrolle in<br />

der Stadtverwaltung<br />

<strong>Bochum</strong>er Sowis praktizieren in Hattingen<br />

Stadtverwaltung Hattingen trägt die<br />

Materialkosten und stellt einen Besprechungsraum<br />

zur Verfügung. Am<br />

Ende des Projekts (März 1999) erhalten<br />

die Studierenden eine<br />

Praktikumsbescheinigung. “Für Studenten<br />

ist das eine tolle Sache”, so<br />

Wilkesmann. Durch das Projekt erfahren<br />

sie Organisationsanalyse einmal<br />

von der praktischen Seite, lernen<br />

zu interviewen und eignen sich<br />

praktische Moderationserfahrung<br />

an, indem sie abwechselnd die<br />

Workshops leiten.<br />

Ein ähnliches Projekt machte bereits<br />

Schule: 1995/96 untersuchten<br />

Wegge, Wilkesmann und einige Studierende<br />

im Allgemeinen Krankenhaus<br />

in Hagen den Patientendurchfluß<br />

von Aufnahme bis OP-Tag (s.<br />

RUBENS 20). Urologie und Gynäkologie<br />

haben den Rat der Sozialwissenschaftler,<br />

die Patientenaufnahme<br />

zu dezentralisieren, mittlerweile<br />

erfolgreich umgesetzt.<br />

Mehreren Projektteilnehmern erleichterte<br />

diese praktische Erfahrung<br />

den Berufseinstieg. Einer diplomierte<br />

über das Krankenhausprojekt<br />

und wurde prompt vom<br />

Krankenhaus in Hagen-Haspe angestellt.<br />

Katja Stiegel<br />

Foto: Sponheuer<br />

Fleißige Müllsammler<br />

an der RUB<br />

An diesem Mittwochnachmittag<br />

im Mai am Rande der<br />

RUB wirkt alles wie sonst:<br />

Auf den Zufahrtsstraßen zu den<br />

Parkgebäuden herrscht reger Verkehr,<br />

der am sommergrünen Wald<br />

des Lottenbachtales vorbei rauscht.<br />

Eigentlich ein Tag zum Verweilen<br />

im lauschigen Waldstück. Nur das<br />

rot-weiße Absperrband verweist auf<br />

Straßenarbeiten, heranfahrende Autos<br />

verringern ihr Tempo. Einige Insassen<br />

stutzen, denn das sahen sie<br />

noch nie: Den Rektor und den Kanzler<br />

der Uni und um diese herum<br />

weitere Verwaltungsangehörige bewaffnet<br />

mit blauen Müllsäcken in<br />

der linken Hand und Besen oder<br />

Greifzange in der rechten.<br />

Müllsammeltag an der RUB: Über 50<br />

Uniangehörige gehen mit gutem<br />

Beispiel voran und durchkämmen<br />

die Parkhäuser West und den umgebenden<br />

Wald, um – wie der Initiator<br />

der Aktion, Prof. Dr. Dietmar<br />

Petzina, in der Eingangsrede verkündete<br />

- das “Experiment Saubere<br />

Uni” zu wagen. Getreu des Dreisatzes<br />

des Historikers: “Erstens: Nicht<br />

reden, sondern handeln. Zweitens:<br />

Mach‘ was Schönes. Drittens: Spare<br />

50.000 DM Servicekosten” durchgraben<br />

fleißige Hände Zentimeter<br />

um Zentimeter der Laubschicht,<br />

Etage um Etage der Parkhäuser. An<br />

seiner Seite unterstützt ihn der<br />

Kanzler Dr. Bernhard Wiebel im<br />

zünftigen <strong>Bochum</strong>er RUB-T-Shirt<br />

und regenabweisenden Popeline,<br />

“ein Aktivist des Volkes”, wie er<br />

schallend von den Kolleg/innen<br />

empfangen wird.<br />

Sofas, Autobatterien, Ölkanister,…<br />

Trotz einsetzenden Regens und getrübten<br />

Himmels kommt ans Licht<br />

des Tages, was sich bislang in dunklen<br />

Ecken und Ritzen verbarg: ein<br />

durchgesessenes Sofa, ausgelaufene<br />

Autobatterien, alte Yoghurtbecher,<br />

verrostete Autoteile. Hinter jeder<br />

Person, die einen Müllsack schleppt,<br />

Ausstellung im MZ<br />

Müllsammeltag an der RUB<br />

Kulturrevolution<br />

mit Besen und Zange<br />

“Eine tolle Aktion, mit der wir<br />

über 50.000 Mark einsparen<br />

helfen. Symbolisch zeigt sie,<br />

wie bewußt der öffentliche Dienst<br />

mit Geld umgeht. Es wäre gut, das<br />

Eingesparte in die Beratung sinnvoll<br />

einzusetzen.” Friederike<br />

Bergstedt, Mentorin für Examenskandidat/innen<br />

im Fach Geschichte<br />

“Ich kenne diesen Teil der <strong>Universität</strong><br />

noch nicht und dachte, das ist<br />

eine gute Gelegenheit.” Jörg Lorenz,<br />

Archivar<br />

“Ich wurde durch die Plakate auf<br />

die Aktion aufmerksam. Das ist<br />

ein Weg, etwas für die <strong>Universität</strong><br />

zu tun.” Marc Wehberg, Physikstudent,<br />

4. Semester<br />

“Es geht nicht darum, daß die Uni-<br />

macht sich Parfüm süßlicher Verwesung<br />

breit. Nase zu! Der Blick in den<br />

Müllbeutel des Anwendungsprogrammierers<br />

Hans-Joachim Gursch<br />

offenbart alte Dosen, angemoderte<br />

Zigarettenschachteln und eine<br />

Fixerspritze. Ähnliches befördert<br />

auch der Müllsack des Pflanzenphysiologen<br />

Prof. Dr. Elmar Weiler<br />

zutage: Glasscherben, daneben häufen<br />

sich auch Radkappen, Ölkanister,<br />

verbrauchte Kühlschrankaggregate<br />

und ein alter Gartenschlauch<br />

an.<br />

Zu den wilden Müllkippen am Campus<br />

meint die Hausverwaltung in ihrer<br />

Aktionsvorlage, daß die Verführung<br />

zum verbotenen Abkippen deshalb<br />

so groß ist, weil das Gelände<br />

viele unbeaufsichtigte und dunkle<br />

Ecken besitzt, in die klammheimlich<br />

abgeladen werden kann. Ein<br />

Müllsuchtrupp fand sogar eine komplette<br />

Bauschuttdeponie – “jede<br />

Menge Sachen, die überall hingehören,<br />

aber nicht hierher”, so Thilo<br />

Müthing, Sprecher der Studierenden<br />

im Senat, mit verregnetem Gesicht<br />

und zudem sauer, daß so wenige<br />

Studierende den Aufruf des Rektors<br />

folgten. Auch dieser hätte sich gerne<br />

“so manchen vorbeifahrenden Studi<br />

im BMW gerne mit dazu gewünscht”.<br />

Als ein Handicap, so wurde<br />

gemutmaßt, erwies sich wohl das<br />

Plakat zum Aktionsaufruf, das keinen<br />

eindeutigen Appell des “Macht<br />

mit!” beinhaltete und niemanden<br />

ansprach. Es wurde eher als eine<br />

tägliche Aufforderung zur richtigen<br />

Entsorgung verstanden. Der Uniangehörigenmülltrupp<br />

blieb dennoch<br />

nicht alleine im Regen stehen. Sachkundige<br />

Unterstützung war von<br />

vornherein geplant: So packten die<br />

Mitarbeiter/innen der RUB-Hausverwaltung<br />

und verschiedener einschlägiger<br />

Firmen kräftig mit an<br />

und stellten die Avantgarde der Aktion.<br />

Der Restmüll, ausgekippt auf die<br />

Straße, wurde von den Einsammler/<br />

innen nochmals extra sortiert und<br />

vom <strong>Bochum</strong>er Umweltservice zur<br />

Deponie gekarrt. tas<br />

Stimmen zur Aktion<br />

versität siffig ist, sondern um die<br />

Achtlosigkeit derer, die hier ihren<br />

Müll hinkippen.” Anke Knüpper,<br />

Geophysikstudentin, 4. Semester<br />

“Es ist blamabel, daß von 40.000<br />

Studierenden nur ca. 4 hier waren.<br />

Es fehlte auch das Ökologiereferat<br />

des AStA.” Thilo Müthing,<br />

Sprecher der Studierenden im Senat“<br />

Der Sinn der Aktion ist widersprüchlich.<br />

So wurde das AkaFö<br />

nicht verpflichtet, die Wiese um<br />

den Bierwagen vor GC sauber zu<br />

machen.” Björn Boueké, Mitarbeiter<br />

des Kulturcafés<br />

Die Stimmen wurden gesammelt<br />

von Thea Struchtemeier


8 RUBENS<br />

Fußballfieber. Beim Finale der<br />

Fußball-WM in Paris werden<br />

weltweit über drei Milliarden<br />

Augenpaare auf 44 bestens vermarktete<br />

Männerbeine starren.<br />

Wohlgeformte Frauenwaden – an<br />

dieser Stelle einmal out. Schließlich<br />

argumentierte selbst ein Psychologe<br />

namens Fred J.J. Buytendijk (1953):<br />

“Treten ist männlich, Nichttreten<br />

weiblich”.<br />

Neben der allgemeinen Höherbewertung<br />

von Männersport und<br />

der schlechten Vermarktung von<br />

Frauensport verhindern aber weitaus<br />

härtere Fakten, daß Frauen und<br />

Mädchen im Sport Kraft, Ausdauer,<br />

Energie, Durchsetzungsvermögen<br />

und Selbstbestätigung erfahren. In<br />

ihrer Publikation “Auszeit” weist die<br />

Sozialpädagogin Constance Engelfried<br />

nach, daß Männer solche Hierarchien<br />

schlimmstenfalls auch mittels<br />

sexualisierter Gewalt bestätigen<br />

wie der Eiskunsttrainer Karel Faifr.<br />

Beihelfer solcher Taten sind oft ehrgeizige<br />

Eltern. Engelfried zitiert den<br />

Vater einer mißhandelten Schülerin:<br />

“Wenn sie nicht spurt, dann tritt ihr<br />

in den Arsch” (S. 34). Daß in Umfragen<br />

viele Mädchen und Frauen keine<br />

Trainerinnen wollten, nur weil<br />

sie sich selbst als “defizitär” und<br />

“minderwertig” empfinden und<br />

weiblichen Trainern so wenig wie<br />

sich selbst zutrauen, mag es den Tätern<br />

erleichtern (S. 29).<br />

Treten und Grabschen<br />

Im unsportlichen Getrete und Gegrabsche<br />

unterscheidet Herausgeberin<br />

Engelfried zwischen direkter<br />

und indirekt-struktureller Gewalt.<br />

Zwar sind nach der 94er Statistik<br />

des Landessportbunds (LSB) NRW<br />

37% aller Vereinsmitglieder Frauen<br />

und zu 47,6% Übungsleiterinnen;<br />

aber im geschäftsführenden Präsidium<br />

und im Vorstand des LSB-Bildungswerks<br />

sitzt keine. Sexismus,<br />

so Engelfried, ist deshalb integraler<br />

Bestandteil des Sports und unterschiedet<br />

sich nicht von den gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen um ihn<br />

herum. “Patriarchale Dominanz”<br />

äußert sich aber auch zwischen den<br />

Männern selbst. Damit spricht Engelfried<br />

die von Carrigan, Connell<br />

und Lee kritisierte “hegemoniale<br />

Männlichkeit” (S. 19) in Form jener<br />

Seilschaften an, wo vornehmlich ältere<br />

Männer die wichtigsten Positionen<br />

in Vereinen oder Verbänden bekleiden<br />

und dort gleichzeitig für die<br />

Abwertung des Weiblichen und darüber<br />

hinaus anderer Männlichkeiten<br />

(Schwule oder Ausländer) verantwortlich<br />

sind (S. 23). In diesem<br />

Zusammenhang steht auch der Beitrag<br />

des Erziehungswissenschaftlers<br />

und Mitarbeiters von “Zartbitter<br />

Köln”, Dirk Bange, über den “sexuellen<br />

Mißbrauch an Jungen im<br />

Sport” (S. 112ff). „Pädophile“ Täter<br />

planen ihre Tat und verschaffen sich<br />

Zugang zu Sportvereinen, wie 1994<br />

der Jugendwart eines hessischen<br />

Schwimmverbandes und hauptbe-<br />

Knock<br />

out<br />

Die Selbstverteidigerin Margot Müller<br />

wünscht Wen-Do als “Volkssport für<br />

Mädchen und Frauen”, da es “im körperlichen<br />

Bereich die Vorherrschaft der Männer”<br />

untergräbt; hier ein Wen-Do Kurs in Kenia,<br />

die Schülerin schlägt ein Brett entzwei<br />

Männergewalt im Sport<br />

rufliche Leiter einer städtischen<br />

Kindertagesstätte, der Kinderpornos<br />

drehte.<br />

Die Abhängigkeitsbeziehungen im<br />

Leistungssport bestärken sexualisierte<br />

Gewaltverhältnisse, so Engelfried.<br />

Für junge Sportlerinnen ist<br />

der Trainer häufig Vaterersatz (S.<br />

29). Wenn ein Trainer wie Karel<br />

Faifr Sportlerinnen “unterm T-Shirt<br />

oder in der Hose fummelt”, sind die<br />

psychischen Auswirkungen allerdings<br />

verheerend. Aber auch im<br />

Breitensport lassen sich Sportlehrer<br />

und Übungsleiter “durch Beischlaf<br />

bezahlen”, greifen bei “Hilfestellungen”<br />

an Busen oder Po oder zeigen<br />

mangels Unterhosen unter den<br />

Boxershorts ihre Geschlechtsteile<br />

vor (S. 34ff). Massive Eßstörungen<br />

und ein Rückzug vom Sport sind<br />

häufige Folge bei den Opfern.<br />

Ohne Unterhosen<br />

Eine Pilotstudie des NRW-Gleichstellungsministeriums<br />

– durchgeführt<br />

von Michael Klein und Birgit<br />

Palzkill – bestätigt Engelfrieds „Auszeit“.<br />

Auch hier ist von “männlicher<br />

Hegemonialstruktur” die Rede, bei<br />

der aus körperlicher Nähe im Sport<br />

ein Gewaltübergriff wird. Lehrer<br />

“überprüften” in Duschen, ob sich<br />

Mädchen “richtig duschen” oder<br />

“überzeugten” sich davon, ob Schülerinnen<br />

ihre Periode haben. Ähnliche<br />

Gewalt “versteckt” sich hinter<br />

dem “Aufreißen der Türen und Hineinstürmen<br />

in Umkleidekabinen”,<br />

auch im Querenburger Unibad während<br />

des Hochschulsports immer<br />

ein Thema. Daneben verhindern<br />

“Neutralisierungsstrategien” wie<br />

Schweigen, Bagatellisieren oder<br />

Schuldzuweisungen an die Opfer<br />

notwendige Veränderungen. Wer<br />

Gewalt benennt, dem droht Isolation.<br />

Den Tätern muß künftig eine schärfere<br />

Brise ans Gemächt wehen – so<br />

fordern es die Autor/innen der Engelfried-Studie<br />

und meinen damit gezielte<br />

Überprüfungen von Führungszeugnissen<br />

und Installieren von<br />

Trainer/innendatenbanken. Auch<br />

Sportstudium und Sportwissenschaften<br />

- z. B. an der RUB - können nicht<br />

länger an den menschenverachtenden<br />

Fakten vorbeisehen. Schließlich<br />

bilden sie die künftigen Sportlehrer/<br />

innen und Trainer/innen aus. Ohne<br />

Wenn und Aber sollten deshalb die<br />

Sportausbildungen nach frauenfeindlichen<br />

Strukturen durchforstet<br />

werden, die Sportwissenschaften<br />

Daten und Fakten zur sexualisierten<br />

Gewalt sammeln und deren Zusammenhänge<br />

und Strukturen aufspüren<br />

(S. 41). Veränderte Lehrangebote<br />

können Übungsleiter/innen für<br />

das Gewaltthema sensibilisieren,<br />

Diplomarbeiten mit entsprechenden<br />

Themen sollten vergeben werden.<br />

Auch die Rahmenbedingungen in<br />

puncto “Sicherheit” müssen stimmen,<br />

zitiert Engelfried aus einem<br />

Folder der hessischen Sportjugend<br />

nach der Vergewaltigung einer Frau<br />

auf dem Weg zur Sporthalle - ein<br />

altbekanntes RUB-Thema, wo die<br />

Frauenbeauftragte Monika Altenbeck<br />

sofort auf die mangelhafte<br />

Parkplatzsituation an den Sportanlagen<br />

in der Markstraße verweist.<br />

Trainerkodex gefordert<br />

Als bisherige Lösung entwickelte<br />

die Gruppe “Promotion Plus Women”<br />

vom kanadischen Trainerverband<br />

“British Columbia” einen 5seitigen<br />

Trainerkodex (S. 68). Gabriele<br />

Sobiech, Sport- und Deutschlehrerin,<br />

setzt darauf, die Gemeinsamkeiten<br />

von Frauen zu stärken,<br />

statt der Reduktion aufs rein Äußerliche<br />

- die Frauen durchaus aktiv<br />

mit betreiben – zu verfallen (S. 71ff).<br />

Ein waches Frauenbewußtsein unterstreicht<br />

auch die NRW-Pilotstudie,<br />

die sich eine höhere Beteiligung<br />

von Frauen in Leitungsgremien<br />

wünscht und u.a. die Erarbeitung<br />

neuer Lehrmaterialen für die Trainer-<br />

und Übungsleiter/innenausbildung<br />

fordert.<br />

Das Verdienst beider Studien ist, sexualisierte<br />

Gewalt gegen Frauen<br />

und Mädchen im Sport unmißverständlich<br />

beim Namen genannt zu<br />

haben. Leider benutzt Constance<br />

Engelfried gegen besseres Wissens<br />

eine in Fachkreisen längst nicht<br />

mehr gebräuchliche Sprache (“Sexualtäter”,<br />

“pädophil” statt “pädokrim(inell)”.<br />

Das stört, denn<br />

schließlich gelten diejenigen, die<br />

Franzosen quälen oder sogar töten,<br />

auch nicht als “frankophil”. Die<br />

NRW-Pilotstudie ist einen Schritt<br />

weiter. Ausgespart bleiben in beiden<br />

Publikationen die sexualisierten<br />

Übergriffe im Behindertensport und<br />

in der Rehabilitation. Dennoch wurden<br />

notwendige Schritte in die richtige<br />

Richtung getan. Bleibt abzuwarten,<br />

inwieweit sich diesen die Sportwissenschaften<br />

anschließen.<br />

Thea A. Struchtemeier<br />

C. Engelfried (Hg.): Auszeit – Sexualität,<br />

Gewalt und Abhängigkeiten<br />

im Sport. Campus, Frankfurt/<br />

New York 1997, 229 S., DM 39,80.<br />

M. Klein u. B. Palzkill: Präsentation<br />

von Ergebnissen der Studie<br />

“Gewalt gegen Mädchen und<br />

Frauen im Sport”, Ministerium für<br />

die Gleichstellung von Mann und<br />

Frau des Landes NRW, Essen 1997;<br />

die gebundene Ausgabe erscheint<br />

voraussichtlich im Herbst 1998.<br />

Info<br />

Frauensport und Beratung an der<br />

RUB:<br />

Gymnastik, Mi, stündlich 17-20 h,<br />

Gymnastikhalle Markstraße<br />

Selbstverteidigung, Do 18-19 h,<br />

Kurzzeitsportanlage, Halle III<br />

Sprechzeiten der Vertrauensfrau<br />

für Sportwissenschaften, Marianne<br />

Bäcker: Mi 13-14 h, Unihochhaus<br />

West, Stiepeler Straße,<br />

Raum 206, Tel.: 700-3877<br />

Foto: Eva Prausner<br />

Fotos: Sponheuer<br />

Theaterkarten<br />

„last minute“<br />

1. Juli 1998<br />

Seit Juni können an der Infotheke im Foyer der Verwaltung auch Theaterkarten<br />

gekauft werden. Das Victorian in der <strong>Bochum</strong>er City, bekannt<br />

für Kabarett, Theater und Kleinkunst, bietet Eintrittskarten im „Last-Minute-Verfahren“<br />

an. Immer dann, wenn eine der Veranstaltungen nicht ausverkauft<br />

ist, können Studierende der RUB kurzfristig zugreifen; eine Karte<br />

kostet 15 DM.<br />

Natürlich können an der Infotheke weiterhin Merchandising-Artikel mit<br />

dem Siegel der RUB erworben werden. Im Programm stehen derzeit Umhängetaschen,<br />

Regenschirme, Zettelboxen, Kugelschreiber, Brusttaschen,<br />

Mousepads sowie die Broschüre „Das Wetter in <strong>Bochum</strong>“; demnächst wird<br />

es auch wieder Wein geben. Informationen aller Art stehen ohnehin im Angebot.<br />

Öffz.: Mo 8-13.30, Do 8-15, Fr 8-13 h. ad<br />

Rasanter als<br />

in Frankreich<br />

Radeln mit<br />

Hürden<br />

Trotz des durchwachsenen Wetters<br />

und des WM-Beginns fanden<br />

sich mehrere Zehntausend Besucher/innen<br />

auf dem 26. Sommerfest<br />

der <strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Bochum</strong><br />

ein. Die meisten bereuten ihr Kommen<br />

nicht, das Programm mit Kultur,<br />

Sport und Kulinarischem kam<br />

an. Problematisch wurde es erst in<br />

An der Infotheke<br />

Sommerfest<br />

USable<br />

Innovationen gesucht<br />

www.usable.de.<br />

Augen auf, wer in<br />

die USA fährt: Der<br />

“Transatlantische<br />

Ideenwettbewerb USable”<br />

richtet sich an jeden, der bei<br />

seinem USA-Besuch auf eine<br />

originelle Idee stößt, die auch<br />

in Deutschland zur Lösung<br />

von wirtschaftlichen, sozialen<br />

oder politischen Problemen beitragen<br />

könnte. Die zehn besten<br />

Ideen werden von der Körber-Stiftung<br />

mit jeweils 10.000 DM prämiert.<br />

Außerdem gibt es noch 50<br />

Flüge und insgesamt 150.000 DM<br />

zur Förderung von Ideen zu gewinnen.<br />

Gute Ideen sind z. B., daß kalifornische<br />

Firmen Mitarbeiter mit einer<br />

Prämie belohnen, wenn sie<br />

möglichst umweltschonend zur Arbeit<br />

kommen oder daß ein Internet-<br />

Programm Aids-Infizierten hilft,<br />

besser mit ihrer Krankheit fertig zu<br />

den frühen Morgenstunden, als auf<br />

der großen Party in der Mensa die<br />

Plastikbecher ausgingen. Hier sollte<br />

beim nächsten Mal besser geplant<br />

werden. Alles glatt lief dagegen<br />

beim witzigen Human Kicker vor<br />

dem GA. Hier ging es auch noch<br />

torreicher und rasanter zu als in<br />

Frankreich. ad<br />

werden. Die besten Vorschläge werden<br />

von einer deutsch-amerikanischen<br />

Jury ausgewählt. Ein Förderprogramm<br />

wird die Verwirklichung<br />

der preisgekrönten Ideen unterstützen.<br />

Der Wettbewerb findet zunächst<br />

1998 und 1999 statt. Einsendeschluß<br />

ist jeweils der 31. Dezember.<br />

Katja Stiegel<br />

Infos: Tel.: 040/7250-4475, Internet:<br />

www.usable.de.

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