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OMICS Techniken in der Toxikologie - Österreichische Gesellschaft ...

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Ö s t e r r e i c h i s c h e s F o r u mArbeitsmediz<strong>in</strong>01/09<strong>OMICS</strong> <strong>Techniken</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Toxikologie</strong>


InhaltREACH the Impossible 3A. PilgerÄrztegesundheit: Zwischen Burnout und Depression? 4W. Osterode<strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Toxikologie</strong>: Möglichkeiten und Grenzen 11J. HengstlerDas österreichische Tabakgesetz: E<strong>in</strong> Trauerspiel ohne Ende 19M. NeubergerDie AUVA <strong>in</strong>formiertM. NiklSonne mit Maß und Ziel, vor allem bei <strong>der</strong> Arbeit 23E. KitzVeranstaltungen <strong>der</strong> AUVA 26Die Zentral-Arbeits<strong>in</strong>spektion <strong>in</strong>formiertDer Bereich Arbeit wie<strong>der</strong> im Bundesm<strong>in</strong>isterium für Soziales 27Die Webseite <strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektion 27<strong>Österreichische</strong>r Aktionsplan Nanotechnologie 27Europäische Chemikalienagentur 28Die Europäische Kampagne zur Gefährdungsbeurteilung 2008–2009„Gesunde Arbeitsplätze – e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für alle“ 28Geschlechtsspezifische Wirkungen von Arbeitsschutzmaßnahmen 30E. HuberAus den Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischenUniversität WienStellenwert <strong>der</strong> Analyse des Atemkondensats (Exhaled breath condensate)bei COPD und berufsbed<strong>in</strong>gten Lungenerkrankungen 31P. Pühr<strong>in</strong>gerTitelbild: Alexan<strong>der</strong> Pilger


REACH THE IMPOSSIBLEAlexan<strong>der</strong> Pilger„No Data – No Market“, so lautet das erklärte Ziel <strong>der</strong> neuen europäischen ChemikaliengesetzgebungREACH. Geme<strong>in</strong>t ist damit, dass am europäischen Markt <strong>in</strong> Zukunftke<strong>in</strong>e Chemikalien mehr im Umlauf se<strong>in</strong> sollen, über <strong>der</strong>en Gefährdungspotentiale unzureichendeInformationen vorliegen. Betont wird auch, dass beson<strong>der</strong>s besorgniserregendeStoffe durch weniger gefährliche Stoffe ersetzt werden müssen, falls solcheAlternativen verfügbar s<strong>in</strong>d. Diese Anliegen s<strong>in</strong>d sehr begrüßenswert, doch stellen siedas Gebiet <strong>der</strong> <strong>Toxikologie</strong> vor immense Aufgaben. Immerh<strong>in</strong> ist mit den REACH-Zielene<strong>in</strong>e systematische Risikobewertung für etwa 30.000 etablierte und neue Industriechemikalienvorgesehen. Das wird mit hohen Forschungskosten verbunden se<strong>in</strong>, undes bleibt abzuschätzen, ob die <strong>Toxikologie</strong> mit ihren konventionellen Testverfahrendiesen Anfor<strong>der</strong>ungen überhaupt gewachsen ist. Welche Methoden sollen e<strong>in</strong>gesetztwerden, wie vergleichbar s<strong>in</strong>d die Ergebnisse, und wie lange wird es dauern, bis h<strong>in</strong> -reichende Daten für die Vielzahl <strong>der</strong> Substanzen vorliegen? An die Bewertung vonSubs tanzgemischen möchte man da noch gar nicht denken.Kritiker bekundeten, dass durch REACH mit e<strong>in</strong>er hohen Zunahme an Tierexperimentenzu rechnen sei. Damit wurde auch die For<strong>der</strong>ung nach alternativen Untersuchungsmethodenimmer stärker, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat Initiativen zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>novativer In-vitro-Verfahren stimulierte. Seitdem Analysen großer Mengen an Genen und Prote<strong>in</strong>en möglichgeworden s<strong>in</strong>d, zählen die sog. <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> zu jenen Anwendungen, diedie größten Hoffnungen <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen <strong>der</strong> Biologie und Mediz<strong>in</strong> wecken.RNA-Profil<strong>in</strong>g, Proteomics und Metabonomics geben Momentaufnahmen aus <strong>der</strong> Zelle,die auch für die Beurteilung von toxischen Wirkungen gut genutzt werden könnten,und das bei hohem Probendurchsatz und relativ kurzen Analysezeiten. Die Entwicklungauf diesem Gebiet war rasch, doch die neuen Verfahren s<strong>in</strong>d noch lange nicht ausgereift.Welche Indikatoren s<strong>in</strong>d für die Bewertung <strong>der</strong> Toxizität e<strong>in</strong>es Stoffes am zuverlässigstenund <strong>in</strong>wieweit können aus den In-vitro-Ergebnissen dann Rückschlüsse aufdie Situation <strong>in</strong> vivo gezogen werden? Beim gegenwärtigen Stand <strong>der</strong> Forschung könnendie <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> noch nicht als Grundlage für die Ableitung von Grenzwertenverwendet werden und s<strong>in</strong>d noch weit vom Rout<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>satz entfernt. Herr Professor JanHengstler vom IfADo-Leibniz Research Centre gibt e<strong>in</strong>en aktuellen Überblick über dieAnwendung und die Grenzen von <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> (S. 11).3


ÄRZTEGESUNDHEIT:ZWISCHEN BURNOUT UND DEPRESSION?Kritische BetrachtungenWolf OsterodeArbeitsmediz<strong>in</strong>ischeE<strong>in</strong>richtungenMediz<strong>in</strong>ischeUniversität WienWähr<strong>in</strong>gerGürtel 18–201090 WienTel.: 43 1 40400-3432Fax: 43 1 4088011E-Mail:wolf.osterode@meduniwien.ac.atStress gehört zumAlltagDie Berufsrealität und das professionelleSelbstverständnis von Ärzt<strong>in</strong>nen undÄrzten haben sich <strong>in</strong> den letzten Jahrenverän<strong>der</strong>t. F<strong>in</strong>anzielle Restriktionen imGesundheitswesen, leitl<strong>in</strong>ienkonformeBehandlungsprozesse, Zunahme <strong>der</strong> Erwartungenan die Ärzteschaft sowieReduktion des Ansehens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeitwerden dafür verantwortlich gemacht,dass e<strong>in</strong>erseits die Attraktivitätdes Berufes und an<strong>der</strong>erseits die Berufszufriedenheitvon Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärztenabgenommen haben. Der Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong>Berufsrealität aufgrund <strong>der</strong> Erwartungshaltungenund <strong>der</strong> neuen Gegebenheitenwurde von Edwards et al. 2002 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erÜbersicht gegenübergestellt (Edwards etal. Unhappy doctors: What are the causesand what can be done? BMJ 324: 835–838,2002) (siehe Abb. 1).Anhand <strong>der</strong> realistischen Zahlen kannzum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Österreich nicht von e<strong>in</strong>erAbnahme <strong>der</strong> Attraktivität des ärztlichenBerufes gesprochen werden. Seit 1995s<strong>in</strong>d die Erste<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Österreichische</strong>nÄrztekammer pro Jahr für Ärzteetwa gleich geblieben, während die <strong>der</strong>Ärzt<strong>in</strong>nen sogar stetig zugenommen habenund <strong>in</strong>zwischen die <strong>der</strong> männlichenKollegen übersteigen (Abb. 2).Publikationen über Ärztegesundheit,psychomentale Belastungen und Beanspruchungenim Beruf sowie <strong>der</strong>en Auswirkungenauf die ärztliche Berufsausübunghaben <strong>in</strong> den letzten Jahren starkzugenommen. Ausgehend von <strong>der</strong> amerikanischenLiteratur lassen sich solcheVeröffentlichungen <strong>in</strong>zwischen auch <strong>in</strong><strong>der</strong> europäischen vermehrt recherchieren.Für Österreich bestehen h<strong>in</strong>sichtlichdieser Thematik erst e<strong>in</strong>ige wenige Untersuchungen.Deshalb wird im Folgenden –soweit nötig – auch auf Untersuchungs -ergebnisse aus Deutschland und <strong>der</strong>Schweiz unter <strong>der</strong> Annahme zurückgegriffen,dass <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n vergleichbareGesundheitssysteme bestehen.Die Vielfalt <strong>der</strong> ärztlichen Diszipl<strong>in</strong>enbe<strong>in</strong>haltet unterschiedliche Aufgabenstellungenund Anfor<strong>der</strong>ungsprofile. Etwa80 % <strong>der</strong> tätigen Ärzte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> stationärenund ambulanten E<strong>in</strong>richtungen beschäftigtund stehen damit <strong>in</strong> direktem Patientenkontakt,während 20 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ver wal -tung, <strong>in</strong> Vorsorgezentren, <strong>der</strong> Forschungo<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrieetc. beschäftigt s<strong>in</strong>d (Abb. 3). Deswegenbeschränken sich die meisten Untersuchungenauf angestellte und nie<strong>der</strong>gelasseneÄrzt<strong>in</strong>nen und Ärzte.Ärztegesundheit allgeme<strong>in</strong>Nach Selbste<strong>in</strong>schätzung von Ärzt<strong>in</strong>nenund Ärzten gehört Stress zu ihrer beruflichenNormalität. Chronische, negativ-empfundeneStressexposition soll zukardiovaskulären und psychischen Beschwerdenbzw. Erkrankungen führen.Zum<strong>in</strong>dest für angestellte Ärzte (ohneGeschlechtsdifferenzierung o<strong>der</strong> Differenzierungnach ärztlichen Fachbereichenetc.) f<strong>in</strong>det sich im IKK-BranchenreportAbb. 1The old promise and new imperativesDoctors promisedNew imperatives• Reasonable work/life balance Greater accountabilities (guidel<strong>in</strong>es etc.)• Autonomy Patient centred care• Job security Be more available to patients• Deference and respect Work collectively with other doctors and staffEvaluation by no-technical criteria andpatients’ perceptionsA grow<strong>in</strong>g blame culture4


70 Stunden pro Woches<strong>in</strong>d bei Spitals -ärzt<strong>in</strong>nen und -ärztenke<strong>in</strong>e SeltenheitPsychischeErkrankungen imGesundheitswesennehmen zuAbb. 6: Relative Häufigkeitvon Erkrankungen im Gesundheitswesen(nicht nur Ärzt<strong>in</strong>neno<strong>der</strong> Ärzte) zu nicht imGesundheitswesen Beschäftigten(IKK-Branchenreport,Gesundheitswesen 2007)weise nicht ganz kohärent. Für Österreichist es überraschend schwierig, zu verlässlichenDaten zu gelangen. Nach Jurkat 82:1745–1750, 2001) ist die ärztliche Lebenserwartungjedoch niedriger als diejenigevon sozioökonomisch vergleichbarenGruppen. Es kann nur spekuliert werden,dass Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzten sich trotz ihresWissens weniger Zeit für ihre Gesundheitnehmen als <strong>der</strong> Durchschnitt <strong>der</strong> Bevölkerungo<strong>der</strong> im Vergleich zu sozioökonomischentsprechenden Gruppen.Und doch zeigt die IKK-Statistik 2007,dass die relative Häufigkeit von psychischenErkrankungen von im Gesundheitswesenzu nicht im Gesundheitswesen Beschäftigten<strong>in</strong> den letzten Jahren um etwa27 % zugenommen hat (Abb. 6). E<strong>in</strong> ähn -licher Trend f<strong>in</strong>det sich auch im Report<strong>der</strong> Deutschen Angestelltenkrankenkasse(DAK) für die Gesamtheit <strong>der</strong> Versichertenseit 1997. Es mag se<strong>in</strong>, wie kürzlichvermutet, dass diesbezüglich e<strong>in</strong>e Über -diagnostik betrieben wird (doktor<strong>in</strong>wien01/2009). An<strong>der</strong>erseits sche<strong>in</strong>t für vieleÄrzte e<strong>in</strong>e berufliche Überbelastung undzum Teil auch e<strong>in</strong>e Überbeanspruchungnicht von <strong>der</strong> Hand zu weisen zu se<strong>in</strong>, betrachtetman Tab. 1 mit den durchschnittlichenArbeitszeiten.Die Ärzt<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Arzt – engagiert,idealistisch und opferbereitNüchtern betrachtet ist die ärztliche Tätigkeite<strong>in</strong>e Dienstleistung. Der eigeneAnspruch nämlich engagiert, idealistischund opferbereit zu se<strong>in</strong>, wird üblicherweiseauch von denen erwartet, die ärztlicheLeistungen <strong>in</strong> Anspruch nehmen.Werte für Wochenarbeitsstunden von Ärztens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tabelle 1 angegeben. ImMittel arbeiten nie<strong>der</strong>gelassene Ärzt<strong>in</strong>nenund Ärzte etwa 54 Std./Woche und angestellteSpitalsärzt<strong>in</strong>nen und -ärzte 61Std./Woche. Nicht mitberücksichtigt s<strong>in</strong>dbei diesen Daten die erwarteten und verlangtenWeiter- und Fortbildungen. AnUniversitätskl<strong>in</strong>iken o<strong>der</strong> Spitälern tätigeÄrzt<strong>in</strong>nen und Ärzte, die sich nach <strong>der</strong>Rout<strong>in</strong>earbeit <strong>der</strong> Forschung widmen,kommen selbst mit 70 Std./Woche nichtaus. Forschung aber ist e<strong>in</strong> wesentlicherFaktor <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen und <strong>der</strong> gesellschaftlichenWeiterentwicklung, ohne diees lediglich zu e<strong>in</strong>er Stagnation bzw. e<strong>in</strong>erSystemerhaltung käme. Die Bereitschaft,mit o<strong>der</strong> ohne Forschungstätigkeit, weitüber das normale Arbeitszeitmaß h<strong>in</strong>auszu arbeiten, unterstreicht die Engagiertheit,Opferbereitschaft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e jungerÄrzt<strong>in</strong>nen und Ärzte.Tab. 1:Vergleich von mittleren Arbeitszeiten (ke<strong>in</strong>eGeschlechtsdifferenzierung)Mittlere Arbeitszeit/WocheJurkat, Reimer SchweizerischeÄrztezeitung 82: 1745–1750, 2001Chirurgen (N = 51)61,7 Std.Internisten (N = 51)57,3 Std.Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er (N = 64) 54,4 Std.Wegner et al. Arbeitsmed. Sozialmed.Umweltmed 37: 60–75, 2002Krankenhausärzte (N = 326) 61,3 Std.Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte(N = 106) 53,4 Std.Nie<strong>der</strong>österreichische Ärztekammer 2008Krankenhausärzte60,1 Std.Nie<strong>der</strong>gelassene Ärzte 50,6 Std.Work-Life-BalanceEs stellt sich die Frage, wie mit den bei Ärz -t<strong>in</strong>nen und Ärzten üblichen Arbeitszeitene<strong>in</strong>e Work-Life-Balance (WBL) erreicht werdenkann, noch dazu im <strong>der</strong>zeitigen gesellschaftspolitischenUmfeld, <strong>in</strong> demWellness und Freizeit als die wesentlichenLebensschwerpunkte angesehen werden?E<strong>in</strong> ausgewogenes zeitliches Verhältnisvon Beruf und Aktivitäten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em persönlichen,sozialen Netz s<strong>in</strong>d essentiell füre<strong>in</strong>e psychische Balance. Der Begriff Work-Life-Balance tauchte erstmals 1986 <strong>in</strong> denUSA auf und wurde wesentlich von <strong>der</strong> Familiensoziolog<strong>in</strong>Ellen Gal<strong>in</strong>sky geprägt, zu<strong>der</strong>en Forschungsschwerpunkt die Ver -e<strong>in</strong>bar keit von Arbeit und Familie zählt. Arbeits-und Berufszufriedenheit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zentraler Faktor für e<strong>in</strong>e WLB und Zufrie-6


Zufriedenheit im Berufist <strong>der</strong> beste Schutz vorBurnoutEs gibt ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>anerkannte Def<strong>in</strong>itionfür das Burnout-SyndromBerufszufriedenheitbei Ärzt<strong>in</strong>nen undÄrzten nimmt mit<strong>der</strong> Arbeitszeitdauerund Patientenfrequenzabdenheit im Beruf gilt als <strong>der</strong> beste Schutzvor e<strong>in</strong>em Burnout-Syndrom (Graham J,Potts HW, Ramirez AJ. Stress and burnout<strong>in</strong> doctors. Lancet 360: 1975–1976, 2002).Bemerkungen zum BurnoutNachdem <strong>der</strong> Begriff „Burnout“ E<strong>in</strong>gang<strong>in</strong> die Umgangssprache gefunden hatund häufig lediglich als Umschreibungfür kurzzeitige arbeits- und/o<strong>der</strong> gefühlsmäßigeÜberlastungen verwendet wird,sei e<strong>in</strong>e kurze Erläuterung zum Burnouterlaubt. Der Begriff Burnout, Burnout-Syndrom wurde erstmals 1974 von H.Freudenberger für Personengruppen geprägt,die <strong>in</strong> helfenden Berufen tätig s<strong>in</strong>d.Inzwischen gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Burnout-Def<strong>in</strong>itionenund Burnout-Modellen.E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> anerkannte Def<strong>in</strong>ition liegtaber bisher nicht vor. Im Gegensatz zu e<strong>in</strong>erdepressiven Episode ist Burnout ke<strong>in</strong>ekl<strong>in</strong>ische Diagnose im ICD-10. Dort istBurn out als Z-Diagnose erwähnt. Auchim DSM-IV-TR (Diagnostic and StatisticalManual of Mental Disor<strong>der</strong>s) ist Burnoutnicht als Diagnose vermerkt.Während z. B. Maslach und JacksonBurnout als e<strong>in</strong> Syndrom <strong>der</strong> emotionalenErschöpfung (gefühlsmäßige Überfor<strong>der</strong>ung),Depersonalisierung (wenig, ke<strong>in</strong>eAnteilnahme) und subjektiv reduzierteLeistungsfähigkeit verbunden mit e<strong>in</strong>emnegativen Selbstbild def<strong>in</strong>ieren, führt Burisch(1994) auf Grund <strong>der</strong> Heterogenität<strong>der</strong> verschiedenen Ansätze, sieben Oberkategorien<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Burnout-Konzept e<strong>in</strong>.Überwiegend wird allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Quantifizierung<strong>der</strong> Symptomatik mit dem MaslachBurnout Inventory vorgenommen,allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d abweichende Ergebnisseund Interpretationen mit unterschiedlichenKonzepten zu erwarten.H<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er WBL wurden hauptsächlichzwei Faktoren bei Ärzt<strong>in</strong>nen undÄrzten wie<strong>der</strong>holt untersucht, nämlich dieBerufszufriedenheit und die Zufriedenheitmit dem sozialen Umfeld. Bewusst aus -geklammert s<strong>in</strong>d hier effort-reward im -balance, job-stra<strong>in</strong> o<strong>der</strong> demand-control-Modelle für Stressuntersuchungen am Arbeitsplatzund sollten nur am Rande erwähntwerden. Allerd<strong>in</strong>gs wird bei entsprechen<strong>der</strong>imbalance e<strong>in</strong>e Risikoerhöhung füre<strong>in</strong>e psychische Erkrankung von etwa80 % angegeben (Stansfeld S, Candy B.Psychosocial work environment and mentalhealth – a meta analytic review. Scand JWork Environ Health 32: 443–462, 2006).a) BerufszufriedenheitWie bereits vorher erwähnt, ist die Berufszufriedenheite<strong>in</strong> wesentlicher Faktor <strong>der</strong>WLB. In e<strong>in</strong>er Übersichtsarbeit über die Arbeits-und Berufszufriedenheit von Ärzten(Gothe et al. Arbeits- und Berufszufriedenheitvon Ärzten. Dtsch Ärztebl 104(20):A1394–A1399, 2007) zeigten sich die Ergebnisseim Spiegel <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenLiteratur äußerst heterogen. Dies ist verständlich,da Ergebnisse von Untersuchungenaus dem angloamerikanischen Raum,Beobachtungsstudien mit Querschnittcharakterund die Verwendung von unterschiedlichen,teilweise nicht evaluiertenFragebögen ke<strong>in</strong> schlüssiges Bild ergebenkönnen. Selbst e<strong>in</strong>e offensichtlich e<strong>in</strong>heitlichdurchgeführte Studie über die Berufszufriedenheitvon Hausärzten <strong>in</strong> Europaergab e<strong>in</strong> eher län<strong>der</strong>spezifisches Bild. E<strong>in</strong>solches ist auch zu erwarten, wenn Sprechstundenzeiten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Österreichund Deutschland rund 50 % betragenund <strong>in</strong> Dänemark, Norwegen o<strong>der</strong>F<strong>in</strong>nland lediglich zwischen 0–8 %. <strong>Österreichische</strong>und deutsche Hausärzte warendabei fast identisch im Grad ihrer Berufszufriedenheitbzw. -unzufriedenheit (Weber,I., Hohe qualitative Arbeitsbelastungdeutscher Allgeme<strong>in</strong>ärzte. Dtsch Ärztebl93: A376–378, 1996). Andeutungsweiseließ sich bei dieser Studie erkennen, dasssowohl mit zunehmen<strong>der</strong> Arbeitszeitdauerund Patientenfrequenz die Zufriedenheitabnimmt. Allerd<strong>in</strong>gs korrelieren Arbeitsdauerund Patientenfrequenz.E<strong>in</strong> berufliches „Störfaktorprofil“ vonÄrzten wurde 2008 vom Marburger Bund(Verband <strong>der</strong> angestellten und beamtetenÄrzt<strong>in</strong>nen und Ärzte, D) nach Umfragenherausgegeben (Abb. 7). Auffällig ist,dass <strong>in</strong> diesem die Familienunfreundlichkeitbed<strong>in</strong>gt durch Wochenarbeitszeitenbis zu 80 Std. erst an neunter Stelle zuf<strong>in</strong>den ist. E<strong>in</strong>e ähnliche Rangliste mitausufern<strong>der</strong> Bürokratie als wesentlichenStörfaktor fand sich auch für (Ober-)<strong>Österreichische</strong>Internisten (Abb. 7). Offensichtlichwurde bei dieser Umfrage dasfamiliäre Umfeld als weiteren Work-Life-Balance-Faktor nicht h<strong>in</strong>terfragt.7


Störfaktor „Bürokratie“an erster StelleAbb. 7: Was Ärzte am meistenstört <strong>in</strong> rel. % (adaptiert, MarburgerBund 2008).Abb. 8: UnzufriedenheitsranglisteoberösterreichischerInternist<strong>in</strong>nen undInternisten. Adaptiertnach R. Puchner(Wien Kl<strong>in</strong>. Wochenschr119, 2007)Ärzt<strong>in</strong>nen zufriedenerals Ärzte?Abb. 9: Zufriedenheit mit <strong>der</strong>jetzigen ArbeitssituationJurkat und Reimer,Lebensqualität und Gesundheitsverhalten,Schweize rischeÄrztezeitung 82,1739–1744; 2001BürokratieDienste, ArbeitszeitenLeistungsdruckVergütung nicht adäquatWertschätzungHierarchie im KHFührung, ManagementQualität WeiterbildungFamilienfreundlichkeitnicht ärztliche Tätigkeitenwenig FortbildungBürokratieOrg. AufwandTherapiefreiheitArbeitszeitUnzufr. mit VerdienstKooperation externKooperation <strong>in</strong>ternFortbildungWertschätzungUnlust0 5 10 15 20 25Col 10 20 40 60 80 100Bee<strong>in</strong>trächtigungsfaktoren <strong>in</strong> %von Nie<strong>der</strong>gelassenen und angestelltenInternist<strong>in</strong>nen und Internisten<strong>Österreichische</strong> Internisten s<strong>in</strong>d mit ihremBeruf im Allgeme<strong>in</strong>en zufrieden. Zum<strong>in</strong>destdrei Viertel e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> Oberösterreich befragtenGruppe (N = 120) gab dies an.Ähnlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> von Jurkat und Reimer 2001durchgeführten Untersuchung über dieZufriedenheit mit <strong>der</strong> Arbeitssituation lässtsich für die gesamte Ärzteschaft e<strong>in</strong>e vergleichbareProzentzahl f<strong>in</strong>den, wenn mandie Antworten mit Bewertungen mit „sehrzufrieden“ und „im Großen und Ganzenzufrieden“ zusam menfasst. In beiden Studiensche<strong>in</strong>en Ärzt<strong>in</strong>nen mit ihrem Berufund <strong>der</strong> Berufssituation zufriedener zuse<strong>in</strong> als ihre männlichen Kollegen. Nachdemetwa e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> Ärzteschaft mitihrem Beruf unzufrieden ist, erwartet manauch e<strong>in</strong>en entsprechenden Prozentsatz<strong>in</strong> rel. % (adaptiert, Marburger Bund 2008).an Burnout-Diagnosen.Bei Quer schnittsunter -su chungen schwankentatsächlich Burn out-Dia -gnosen um diesen Wertmit Variationen <strong>der</strong>Symptome <strong>der</strong> Erschöpfungund reduziertemEngagement. Auch fürInnsbrucker In tensivmediz<strong>in</strong>er (N = 89, 56männ liche und 33 weiblicheKollegen) wurdee<strong>in</strong> Wert von 25 % fürBurnout-Gefährdete gefunden(K<strong>in</strong>zl et al.DMW 131: 2461–64,2006).Interessanterweisewurden für Richte r<strong>in</strong>nenund Richter <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong> -österreich vergleichbarhohe Werte erhoben(Bier<strong>in</strong>ger I., Burnout-Problematik bei Richter<strong>in</strong>nenund Richtern <strong>in</strong>Nie<strong>der</strong>österreich. In ter -universitäres Kolleg fürGesundheit und Entwicklung Graz/SchlossSeggau. Thesis 2005). E<strong>in</strong> signifikanter Geschlechtsunterschiedbestand dabei nicht.Nie<strong>der</strong>gelassene ÄrzteAngestellte Ärztea1) FachbereicheH<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> ärztlichen Berufszufriedenheitlassen sich Unterschiede zwischenden e<strong>in</strong>zelnen mediz<strong>in</strong>ischen Fachbereichenzeigen, wie die Longitud<strong>in</strong>aluntersuchungenan norwegischen Ärzten belegen.Während Ärzte aus dem Public-Health-Bereicham zufriedensten zeigten, s<strong>in</strong>d diesbekanntermaßen Anästhesisten am we -nigs ten.b) Konflikt Beruf – FamilieZu e<strong>in</strong>er Work-Life-Balance gehört auch e<strong>in</strong>familiäres bzw. soziales Netz, das Entspannungals Ausgleich zu den beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungenermöglicht. Fuß et al. (Work<strong>in</strong>gConditions and Work-Family Conflict<strong>in</strong> German hospital physicians: psychologicaland organisational predictors and consequences.BMC Public Health 8: 353,2008) untersuchten Faktoren, die das fa-8


Beruf-Familie-Konfliktpotentialist beiÄrzt<strong>in</strong>nen und Ärztenhöher als <strong>in</strong> <strong>der</strong>Allgeme<strong>in</strong>bevölkerungmiliäre Zusammenleben belasten, undfanden dabei heraus, dass Ärzte (geschlechtsunabhängig)gegenüber <strong>der</strong> All -geme<strong>in</strong> bevölkerung e<strong>in</strong> erhöhtes Beruf-Fami lien-Konfliktpotential aufweisen, wobeidieses korreliert ist mit:a) Dauer <strong>der</strong> Arbeitszeit,b) häufiges Arbeiten trotz e<strong>in</strong>er Erkrankung,c) Verschiebung geplanter Urlaube ausberuflichen Gründen,d) Alter. Je jünger die Ärzte waren, destohöher wird das Konflikt-Potential.An<strong>der</strong>erseits sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> guter Teamgeistam Arbeitsplatz e<strong>in</strong> burnout-protektiverFaktor zu se<strong>in</strong>.Symptome von e<strong>in</strong>em Burnout und e<strong>in</strong>erDepression s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sehr ähnlich,auch wenn sie <strong>in</strong> ihrer Ausprägung verschiedens<strong>in</strong>d (z. B. Abb. 11). Zu ihrer Diagnostikwerden unterschiedliche Frage -bögen e<strong>in</strong>gesetzt. Ger<strong>in</strong>ge Unterschiedelassen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise feststellen, dass<strong>in</strong> <strong>der</strong> Depressionssymptomatik vielfachGefühle von Schuld, Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeitund suizidale Gedankenbestehen, während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Burnout-Symptomatikmeist Ängste im Vor<strong>der</strong>grundstehen.Untersuchungen zur Prävalenz depressiverStörungen bei Mediz<strong>in</strong>studenteno<strong>der</strong> Ärzten s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich aufgrundvon unterschiedlichen methodischen Ansätzenheterogen. Mehrere Arbeiten f<strong>in</strong>denzwar e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko, allerd<strong>in</strong>gswären Vergleiche mit e<strong>in</strong>er Normstichprobeund mit sozioökonomisch entsprechendenBerufsgruppen mit ähnlichenVerantwortlichkeitsstrukturen nötig, ume<strong>in</strong>e tatsächliche Risikoabschätzung vornehmenzu können (Angerer et al. Arbeitsbed<strong>in</strong>gungenund Depression bei Ärzten.Dtsch Med Wochenschr 133: 26–29,2008). Die Gegenüberstellung von Ärztenund Ärzt<strong>in</strong>nen von Burnout und depressivenÄrzten über ihre jeweilige Gesundheitse<strong>in</strong>schätzungund job perfomance aus<strong>der</strong> Publikation von Fahrenkopf et al. (Ratesof medication errors among depressedand burned out residents. BMJ 336: 488–491. 2008) mag daher zur Verdeutlichungdienen: E<strong>in</strong>e signifikant erhöhte Quotevon Behandlungsfehlern ließ sich <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gruppe <strong>der</strong> depressiven Ärzte feststellen,nicht aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Ärzte, bei denene<strong>in</strong> Burnout diagnostiziert wurde.Ängste stehen bei <strong>der</strong>Burnout-Symptomatikmeist im Vor<strong>der</strong>grundAbb. 10: Adaptiert aus:Unhappy doctors? A longi -tud<strong>in</strong>al study of jobsatisfaction among Norwegiandoctors. BMC HealthServices Research 44:1994–2002, 20059Burnout versus DepressionPublic Health (52)Psychiatry (100)Family Med (238)Surgery (99)Laboratory Med (72)No speciality (235)Internal Med (242)Gyn (37)Anaesthesiology (42)sB44 46 48 50 52 54 56 58 60BerufszufriedenheitUnhappy doctors? A longitud<strong>in</strong>alPrognose für e<strong>in</strong> Burnout?Abschließend stellt sich die Frage, ob esanhand spezifischer Eignungstests vor Antrittdes Mediz<strong>in</strong>studiums mit Bezug aufdas spätere, berufliche Anfor<strong>der</strong>ungsprofilmöglich ist, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Risikoabschätzungund <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung damit gegebenenfallse<strong>in</strong>e Prävention zur M<strong>in</strong>imierunge<strong>in</strong>es späteren Burnouts o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>erberufsbed<strong>in</strong>gten Depression zu erreichen.Dazu s<strong>in</strong>d Longitud<strong>in</strong>alstudien notwendig.Diesbezügliche rezente Untersuchungenan Mediz<strong>in</strong>studenten im ersten und imfünften Studienjahr weisen darauf h<strong>in</strong>,dass bereits zu Beg<strong>in</strong>n des Studiums e<strong>in</strong>eRisikokonstellation im studienbezogenenVerhalten und Erleben besteht. Nach fünfJahren hatte die anfängliche Selbstüber -for<strong>der</strong>ung zwar abgenommen, die Erschöpfungaber bei gleichzeitiger Abnahme<strong>der</strong> Gesundheitsqualität zugenommen(Voltmer et al. Studienbezogenes psychosozialesVerhalten und Erleben von Mediz<strong>in</strong>studentenim ersten und fünften Studienjahr.Gesundheitswesen 70: 98–104,2008). H<strong>in</strong>weise für relevante Angstsymptomezur Risikoabschätzung zeigten beiden Untersuchungen von Buddeberg-Fischer et al. (Angst und Depression beijungen Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzten – Ergebnissee<strong>in</strong>er Schweizer Longitud<strong>in</strong>alstudie. Z.Psychosom Med Psychother 55: 37–50,2009) bei 30 % junger Ärzt<strong>in</strong>nen undÄrzten. Zwei Verlaufstypen kristallisiertensich während des Untersuchungszeit -raums von 2002 bis 2007 bei Berufse<strong>in</strong>steigernhe raus: Typ I mit anhaltend erhöhtenAngst- und Depressionswerten und


Abb. 11: Health and job performancerat<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> burnedout and depressed residents(adaptiert aus Fahrenkopf etal. BMJ 336: 488–491, 2008)Bis zu 30 % <strong>der</strong>Berufs e<strong>in</strong>steigerbr<strong>in</strong>gen nichtgenügend protektiveRessourcen undBewältigungsstrategienmitTyp II mit durchgehend unauffälligen Werten(65,4 %). Individuelle Eigenschaftenwie Kohärenzgefühl, self-esteem, beruflicheSelbstwirksamkeitserwartungen und e<strong>in</strong>overcommitment hatten e<strong>in</strong>en entscheidendenE<strong>in</strong>fluss zur Zuordnung <strong>in</strong> Gruppe Io<strong>der</strong> Gruppe II. Auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Fragebogenangabenz. B. zu Arbeitszeit, Zufriedenheitmit <strong>der</strong> beruflichen Laufbahnund WLB unterschieden sich Typ I und TypII vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Die Ergebnisse e<strong>in</strong>zelnerStudien belegen, dass offensichtlich bereitsbei <strong>der</strong> Berufswahl und zu Berufsbeg<strong>in</strong>nbis zu 30 % nicht die nötigen persönlichen,protektiven Res sour cen und Bewältigungsstrategienfür den mediz<strong>in</strong>ischen Berufmitbr<strong>in</strong>gen.ZusammenfassungWie Abb. 4 zeigte, bestehen <strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>eAuffälligkeiten h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Häufungvon beson<strong>der</strong>en Erkrankungen von Ärz -t<strong>in</strong>nen und Ärzten im Vergleich zu an<strong>der</strong>enim Gesundheitswesen Beschäftigten.Die meisten Querschnittsuntersuchungenüber die psychische Verfassung von Ärzt<strong>in</strong>nenund Ärzten zeigten e<strong>in</strong>en Burnout-Prozentsatzzwischen 20–30 % <strong>in</strong> den untersuchtenGruppen, obwohl nicht ganz klarist, was e<strong>in</strong> gelegentlich beschriebenes –beg<strong>in</strong>nendes Burnout o<strong>der</strong> lediglich e<strong>in</strong>Burnout-Risiko bedeutet, das e<strong>in</strong> solchesja noch ke<strong>in</strong>en Krankheitswert be<strong>in</strong>haltet.Auffälligerweise ließ sich e<strong>in</strong> vergleichbarerProzentsatz von etwa 30 % bei jungen Ärzt<strong>in</strong>nenund Ärzten eruieren, die bereits <strong>in</strong><strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>steigerphase erhöhte AngstundDepressionswerte aufwiesen.In <strong>der</strong> Folge kann angenommen werden,dass Fehle<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> eigenen Persönlichkeit,<strong>der</strong> eigenen Ressourcen undBewältigungsstrategien verbunden mit idealistisch-schwärmerischenVorstellungenüber den Beruf e<strong>in</strong>er Ärzt<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Arztes(engagiert, idealistisch und opferbereit)<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Burnout führen können und dassdieser Anteil im Durchschnitt 20–30 % beträgt.Strategien e<strong>in</strong>er diesbezüglichen Präventionbereits vor o<strong>der</strong> während des Mediz<strong>in</strong>studiumssche<strong>in</strong>en daher notwendig.Als e<strong>in</strong>e essentielle Prophylaxe für e<strong>in</strong> Burnoutgilt neben e<strong>in</strong>em beruflichen, kollegialenUmfeld vor allem e<strong>in</strong> außerberuflichessoziales Netz als positiv erlebte Unterstützung(Voltmer und Spahn, Soziale Unterstützungund Gesundheit von Ärzten, Z.Psychosom Med Psychother 55: 51–69,2009).In diesem Zusammenhang ist vor allemauf die Problematik des Beruf-Familien-Konfliktsbeson<strong>der</strong>s bei jungen Ärztrenbei<strong>der</strong>lei Geschlechts h<strong>in</strong>zuweisen.Daher bedarf es grundlegen<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Arbeitszeiten von Ärzt<strong>in</strong>nen undÄrzten, die auch die außerberufliche Aufrechterhaltungpositiv erlebter und vor allemfamilienfreundlicher sozialer Netzeerlauben.Vortrag vor <strong>der</strong> <strong>Österreichische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong>für Arbeitsmediz<strong>in</strong> im September2008 <strong>in</strong> Eisenstadt.Weitere Literatur bei Verfasser.10


<strong>OMICS</strong>-TECHNIKEN IN DER TOXIKOLO-GIE: MÖGLICHKEITEN UND GRENZENJan G. HengstlerDepartment ofToxicologyIfADo – LeibnizResearch CentreArdeystrasse 67D-44139 DortmundFon +49(0)231/1084-348Fax +49(0)231/1084-403E-Mail: hengstler@ifado.dehttp://www.ifado.de/Schnellere und kostengünstigereToxizitätstestss<strong>in</strong>d gefragtComputergestützteVorhersagemodellewerden schone<strong>in</strong>gesetztCa. 30.000 Industriechemikalienmüssen<strong>in</strong> den nächsten12–15 Jahren bewertetwerdenZusammenfassungWegen <strong>der</strong> aktuellen Überlastung toxi -kologischer Prüfkapazitäten besteht e<strong>in</strong>großer Bedarf, schnellere und aussage -fähigere Prüfmethoden zu entwickeln,welche e<strong>in</strong>e Beurteilung des toxischen Potentialsvon Chemikalien ermöglichen.Die „<strong>OMICS</strong>-Technologien“ Genomics(RNA-Profil<strong>in</strong>g), Proteomics und Metabonomicskönnten hierzu e<strong>in</strong>en Beitrag leisten.Technisch am ausgereiftesten s<strong>in</strong>ddie Methoden zum RNA-Profil<strong>in</strong>g. Sie erfassenExpressionsspektren genomweitund ermöglichen darüber h<strong>in</strong>aus auchAussagen über die RNA-Prozessierung <strong>in</strong><strong>der</strong> Zelle. Im vorliegenden Übersichtsartikelwird gezeigt, wie mit dieser Technikzwischen gentoxischen und nichtgen -toxischen Leberkarz<strong>in</strong>ogenen differenziertwerden kann. Metabonomics erfassen dieSpektren kle<strong>in</strong>molekularer Metaboliten <strong>in</strong>Blut und Ur<strong>in</strong> und ermöglichen die Iden -tifizierung und Klassifizierung von Che -mikalien, welche den endogenen Stoffwechselbee<strong>in</strong>flussen. Langfristig habenmöglicherweise Proteomics-<strong>Techniken</strong>das größte Potential, weil die komplexeProte<strong>in</strong>ebene am unmittelbarsten mitpathophysiologischen Prozessen assoziiertist. Dies erfor<strong>der</strong>t jedoch zunächstnoch weitere Fortschritte auf diesem Gebiet,da zurzeit nur wenige hun<strong>der</strong>t Prote<strong>in</strong>e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Analyse quantifiziert werdenkönnen, was die Identifikation <strong>der</strong> füre<strong>in</strong>e toxikologische Klassifizierung erfor<strong>der</strong>lichenFaktoren schwieriger gestaltet,verglichen mit genomweitem RNA-Profil<strong>in</strong>g.Im vorliegenden Artikel werdenMöglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> <strong>OMICS</strong>-Technologien für die toxikologische Substanzbewertungdiskutiert.Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> aktuellenPrüfkapazitätenDie neue europäische ChemikaliengesetzgebungREACH erfor<strong>der</strong>t die toxikologischeBewertung von etwa 30.000 Substanzen<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten 12–15 Jahre(Hengstler et al. 2006). Bei <strong>der</strong> Vielzahl<strong>der</strong> vorgeschriebenen In-vitro-Testsund Tierversuche ist abzusehen, dass dieaktuell verfügbaren Kapazitäten zurDurchführung toxikologischer Tests massivüberfor<strong>der</strong>t se<strong>in</strong> werden. Doch nichtnur REACH stellt e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungan die <strong>Toxikologie</strong> dar. H<strong>in</strong>zu kommenjährlich e<strong>in</strong>e Vielzahl neuer Substanzen,darunter zum Teil mit neuartigen, nochunverstandenen Wirkpr<strong>in</strong>zipien wie zumBeispiel die zurzeit auf den Marktdrängenden Nanoformulierungen. H<strong>in</strong>zukommt, dass Menschen an vielen Arbeitsplätzenund Verbraucher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelnicht gegenüber e<strong>in</strong>zelnen Substanzenexponiert s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n gegenüber Substanzgemischen.Über mögliche additiveo<strong>der</strong> auch überadditive Effekte e<strong>in</strong>zelnerBestandteile solcher Gemische ist nur wenigbekannt. Aus dieser Situation herausergibt sich die Notwendigkeit, aber auchdie historische Chance, schnellere undressourcensparende Toxizitätstests mitbesserer Aussagekraft als bei konventionellenTests zu entwickeln. ComputergestützteVorhersagemodelle gehören zuden Kandidaten, welche zu dem dr<strong>in</strong>gendbenötigten Fortschritt beitragen könnten(Lilienblum et al., 2007). Diese strebenan, aufgrund <strong>der</strong> chemischen Struktur e<strong>in</strong>esMoleküls dessen biologische Effektevorherzusagen. Für weniger komplexeEndpunkte wie Mutagenität s<strong>in</strong>d bereitsre lativ gute Vorhersagen möglich. Fürkomplexere Endpunkte wie Karz<strong>in</strong>ogenität,Reproduktionstoxizität o<strong>der</strong> Organtoxizitäts<strong>in</strong>d Vorhersagen noch nichto<strong>der</strong> nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt möglich.Weiterer Fortschritt auf diesen Gebietenwird weniger durch die Möglichkeiten <strong>der</strong>mathematischen Modellierung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t,als vielmehr durch die mangelnde Verfügbarkeitzuverlässiger toxikologischer Datenzu ausreichend großen Zahlen anSubstanzen. Weitere Technologien, dieFortschritte bei <strong>der</strong> Toxizitätsbewertungversprechen, s<strong>in</strong>d die „<strong>OMICS</strong>-Technologien“,bei denen genomweit RNA-Expres-11


Proteomics ist nochnicht im großenMaßstab verwirklichtChiptechnologie decktalle Gene abDie Datenauswertungist anspruchsvoller alsdie DatenerfassungMetabonomischeGesundheitskartenfür die DiagnostikProteomics versprichtmehr Informationals RNA-Profil<strong>in</strong>gsionsmuster (Genomics), Prote<strong>in</strong>expressionsspektren(Proteomics) o<strong>der</strong> größereZahlen kle<strong>in</strong>molekularer Metaboliten <strong>in</strong>Serum o<strong>der</strong> Ur<strong>in</strong> (Metabonomics) bestimmtwerden.Die „<strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong>“Unter den <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> s<strong>in</strong>d die Methodenzur Erfassung von RNA-Expressionsspektren<strong>in</strong>sofern am weitesten fortgeschritten,dass nahezu alle Geneerfasst werden. Bisher enthielten GeneArrays nur Oligonukleotide aus <strong>der</strong> 3’-Regionvon Genen. Seit kurzem s<strong>in</strong>d darüberh<strong>in</strong>aus Chips erhältlich, welche jedesExon aller Gene mit mehreren Oligonukleotidenabdecken. Dadurch, dass jedesExon <strong>in</strong>dividuell erfasst wird, ist auch <strong>der</strong>Nachweis von differentiellem Splicen an<strong>der</strong> RNA möglich. Die Durchführung solcherGene-Array-Experimente ist für denAnwen<strong>der</strong> denkbar e<strong>in</strong>fach. Zellen nachSubstanzexposition o<strong>der</strong> Gewebe aus Versuchstierenwerden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kommerziellerhältlichen Stabilisierungspuffer aufgenommenund an e<strong>in</strong>e Gene-Array-Plattformgeschickt, welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> relativkurzer Zeit das gesamte Genomumfassende Tabellen mit den Expressionsdatenan den Anwen<strong>der</strong> schickt.Jetzt erst beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong> anspruchsvolle Teil<strong>der</strong> Toxicogenomics-Forschung: die Auswertung<strong>der</strong> komplexen Daten. Wegenihrer Anwen<strong>der</strong>freundlichkeit, <strong>der</strong> Möglichkeit,RNA-Spezies genomweit zuerfassen, und weil die Preise <strong>in</strong> den letztenJahren kont<strong>in</strong>uierlich gesunken s<strong>in</strong>d,erfreuen sich genomweite Genexpressionsanalysenzunehmen<strong>der</strong> Beliebtheit.Funktionell betrachtet, bef<strong>in</strong>det sichRNA jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er niedrigeren Hierarchieals die Prote<strong>in</strong>e. Schließlich s<strong>in</strong>d esProte<strong>in</strong>e, welche bei Störung ihres Zusammenspielszu maligner Entartung undan<strong>der</strong>er Störung führen, welche durchChemikalien ausgelöst werden. Von <strong>der</strong>RNA zum Prote<strong>in</strong> nimmt die Komplexizitätum mehrere Größenordnungen zu.Hierfür verantwortlich s<strong>in</strong>d vor allem posttranslationaleModifikationen wie zumBeispiel Phosphorylierungen, welche dieFunktionalität <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>e entscheidendbee<strong>in</strong>flussen. Daher wird man langfristigmit Hilfe von Proteomics e<strong>in</strong>e bessereCharakterisierung <strong>der</strong> toxischen Wirkungvon Chemikalien erreichen als mit RNA-Profil<strong>in</strong>g. Hiervon ist man heute jedochnoch weit entfernt. Dies liegt daran, dassauch mit den besten heute verfügbarenauf Massenspektrometrie beruhenden<strong>Techniken</strong> nur e<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t Prote<strong>in</strong>equantitativ erfasst werden können. Es istzwar möglich, gleichzeitig die Phosphorylierungund die Gesamtmenge e<strong>in</strong>igerhun<strong>der</strong>t Prote<strong>in</strong>e zu erfassen. Dies quantitativzu erreichen, stellt jedoch noch e<strong>in</strong>etechnische Herausfor<strong>der</strong>ung dar.Unter Metabonomics versteht man diequantitative Erfassung e<strong>in</strong>er größerenZahl von Metaboliten und ihrer zeitabhängigenVerän<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>emStimulus, zum Beispiel <strong>der</strong> Expositiongegenüber e<strong>in</strong>er Prüfsubstanz. ZumNachweis <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>molekularen Metabolitekommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel NMR-Spektro -skopie o<strong>der</strong> Massenspektrometrie-basierte<strong>Techniken</strong> zum E<strong>in</strong>satz. Doch auch mitdiesen <strong>Techniken</strong> werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nure<strong>in</strong>ige hun<strong>der</strong>t Metabolite erfasst. Metabonomicswerden meist durch die Analysevon Serum o<strong>der</strong> Ur<strong>in</strong> durchgeführt. E<strong>in</strong>Vorteil dieses Vorgehens besteht dar<strong>in</strong>,dass pathophysiologische Verän<strong>der</strong>ungenzahlreicher Organe, zum Beispiel <strong>der</strong>Leber, <strong>der</strong> Schilddrüse, <strong>der</strong> Lunge o<strong>der</strong>des Fettgewebes, zu Verän<strong>der</strong>ungen desMetabolitenspektrums im Blut führenkönnen. Daher können mit Metabonomicsbeson<strong>der</strong>s gut Substanzen erfasstund klassifiziert werden, welche <strong>in</strong> endogenemetabolische Funktionen e<strong>in</strong>greifen.Beson<strong>der</strong>s ambitionierte Forschungsvorhaben streben zurzeit die Erstellungmetabonomischer Gesundheitskarten an.Hierdurch soll durch das Abweichen bestimmterMetabolitenmuster von e<strong>in</strong>erNorm beson<strong>der</strong>s früh und präzise e<strong>in</strong>eErkrankung diagnostiziert werden. DasPr<strong>in</strong>zip ist nicht neu. Der Hausarzt unternimmtnichts an<strong>der</strong>es, wenn er ausBlutzucker und Cholester<strong>in</strong>werten se<strong>in</strong>eSchlüsse zieht. Doch es ist wahrsche<strong>in</strong>lichnicht übertrieben, wenn man dieGenauigkeit von Aussagen zur Pathophysiologiebei den heute e<strong>in</strong>gesetzten diagnostischenMetaboliten mit e<strong>in</strong>er Weltkarteaus dem 14. Jahrhun<strong>der</strong>t vergleicht.Es ist anzunehmen, dass <strong>in</strong> den nächsten10–20 Jahren aufgrund metabonomischerStudien e<strong>in</strong>e Reihe aussagekräftiger neuerMetaboliten unser diagnostisches Spektrumerweitern werden. Grenzen haben12


Ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> erfasstalle Bereiche <strong>der</strong><strong>Toxikologie</strong>Virtuelle Galaxien alsBasis für die AnalyseMetabonomics-basierte <strong>Techniken</strong> beson<strong>der</strong>sda, wo toxische Substanzen ke<strong>in</strong>eo<strong>der</strong> nur ger<strong>in</strong>ge Auswirkungen aufProzesse des endogenen Metabolismushaben. Zum Beispiel wird e<strong>in</strong> gentoxischesKarz<strong>in</strong>ogen anfangs ke<strong>in</strong>e Auswirkungenauf den endogenen Metabolismushaben, wenn es zur Initiierungdurch DNA-Addukte kommt. Letztes zuerfassen, ist wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>eStärke des RNA-Profil<strong>in</strong>gs, wie untennoch ausgeführt wird. Dieses Beispielzeigt, dass zurzeit ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> drei <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> alle Bereiche <strong>der</strong> <strong>Toxikologie</strong>ab deckt. Wie auch für konventionelle<strong>Techniken</strong> haben sie ihre speziellen Indikationenund müssen komplementär e<strong>in</strong>gesetztwerden.Darstellung und Auswertungkomplexer DatenUnter den zahlreichen Auswertungsstrategienerfreuen sich die Hauptkomponentenanalyseund Clusterverfahren e<strong>in</strong>erbeson<strong>der</strong>en Beliebtheit, wenn man siche<strong>in</strong>en ersten Überblick über die komplexen,durch <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> generiertenDaten verschaffen möchte. Die Hauptkomponentenanalyse(englisch: Pr<strong>in</strong>cipalComponent Analysis) ist e<strong>in</strong> multivariatesVerfahren, das dazu dient, komplexe Datensätzezu vere<strong>in</strong>fachen, um e<strong>in</strong>en ers -ten Überblick zu erhalten. Das Pr<strong>in</strong>zip bestehtdar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Variablen,im Falle <strong>der</strong> <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> Gene, Prote<strong>in</strong>eo<strong>der</strong> Metaboliten durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>geZahl möglichst aussagekräftiger L<strong>in</strong>earkomb<strong>in</strong>ationen,die Hauptkomponenten,zu beschreiben. Die Auswahl <strong>der</strong> Hauptkomponentenerfolgt dabei so, dass siedie dem Datensatz zugrunde liegende Variabilitätmöglichst gut erklären. Da wirgewohnt s<strong>in</strong>d, zwei- o<strong>der</strong> dreidimensionalzu denken, wird die Darstellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelauf die zwei o<strong>der</strong> drei wichtigstenHauptkomponenten e<strong>in</strong>geschränkt. Wassich h<strong>in</strong>ter diesem multivariaten statistischenVerfahren verbirgt, ist e<strong>in</strong>facher zuverstehen, wenn wir von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seitean das Problem herangehen. Stellenwir uns vor, wir hätten die Aufgabe, diePosition jedes e<strong>in</strong>zelnen Sterns e<strong>in</strong>er Galaxiezu beschreiben (Abb. 1). E<strong>in</strong>e praktischeVorgehensweise würde dar<strong>in</strong> bestehen,e<strong>in</strong>e erste Achse entlang <strong>der</strong> größtenAusdehnung <strong>der</strong> Galaxie (bei <strong>OMICS</strong>-Datenentsprechend <strong>der</strong> größten Variabilität)zu legen (PCA1). E<strong>in</strong>e zweite Achse würdesenkrecht dazu stehen und die Breite desOvals <strong>der</strong> Galaxie beschreiben (PCA2).Weil Galaxien meist relativ flache Gebildedarstellen, erklärt die dritte, <strong>in</strong> die Tiefegehende Achse (PCA3) nur weniger Variabilitätund ist daher nur die drittrangigeHauptkomponente. Mit Hilfe von PCA1,PCA2 und PCA3 können wir nun die Posi-PCA1Abb. 1: Veranschaulichung desPr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong> Hauptkomponentenanalyse.Die gezeigte Galaxiekönnte man durch die dreiAchsen (PCA 1–3) beschreiben,welche <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong>größten (PCA 1), zweitgrößten(PCA 2) und drittgrößten(PCA 3) Ausdehnung verlaufen.Bei <strong>der</strong> Veranschaulichungkomplexer Daten aus<strong>OMICS</strong>-Analysen geht manumgekehrt vor: Die Datenwerden anhand von Achsen(Hauptkomponenten), welchedie größte, zweitgrößte etc.,Variabilität erklären, zu e<strong>in</strong>ervirtuellen Galaxie aufgespannt(Galaxie aus: www.astronomia.de/messier/m31.htm).PCA3PCA213


Abb. 2: Anwendung <strong>der</strong>Hauptkomponentenanalyseauf e<strong>in</strong> toxikologisches Beispiel.Cadmium, Cobalt undBlei verursachen systematischeVerän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Genexpressionsspektren<strong>in</strong>menschlichen Bronchial -epithelzellen. Die unterschiedlichenFarben stellenDaten aus Präparationen vondrei Patienten dar. Die blauenKreise s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnenGene, aus denen die Positionen<strong>der</strong> jeweils durchBuchstaben angezeigten<strong>in</strong>dividuellen Bronchialepithelpräparationenerrechnet wurden.K: Kontrolle; Pb: Blei(550 mg/l); Co: Cobalt(25 mg/l); Cd: Cadmium(15 mg/l) (aus Glahn et al.,2008).PC-#32520151050-5-10-15-20-25-50-40-30-20-1001020K-215Pb.II-215Co.II-215Cd.II-215PC-#13040K-218Cd.II-218Co.II-218 Pb.II-21850 -30-20K-214Pb.II-214Cd.II-214Co.II-2140-10PC-#2102030Hauptkomponenten -analyse und Clusterverfahrention jedes e<strong>in</strong>zelnen Sterns <strong>der</strong> Galaxieexakt beschreiben. Im Falle <strong>der</strong> <strong>OMICS</strong>-Datensätze geht man umgekehrt vor. Wirhaben e<strong>in</strong>en Datensatz mit tausendenvon Genen und ihren Expressionsstärkenund überführen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e virtuelle Galaxie,um e<strong>in</strong>en Überblick zu erhalten.E<strong>in</strong> Beispiel aus <strong>der</strong> <strong>Toxikologie</strong> ist <strong>in</strong>Abb. 2 dargestellt. Menschliche Bronchi -alepithelzellen wurden gegenüber denSchwermetallen Cadmium, Cobalt undBlei exponiert, wobei die Konzentrationenden früheren Grenzwerten im Blut entsprachen(15, 25 und 550 mg/l). Zunächstfällt auf, dass sich die Kontrollzellen ansehr unterschiedlichen Positionen <strong>der</strong> virtuellenGalaxie bef<strong>in</strong>den (Abb. 2). Diesbesagt, dass die Genexpressionsspektren<strong>der</strong> drei Individuen <strong>in</strong> ihrer Gesamtheitdeutlich variieren, was nicht überrascht.Interessanterweise bee<strong>in</strong>flussen die E<strong>in</strong>wirkungen<strong>der</strong> Schwermetalle die Genexpressionsspektren<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung, diebei allen drei Patienten gleich ist, nämlich<strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> dritten Hauptkomponente.Hiermit zeigt also e<strong>in</strong>e erste Visualisierung<strong>der</strong> Daten e<strong>in</strong>en plausiblen Zusammenhang<strong>der</strong> Substanzexposition mit<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Genexpressionsän<strong>der</strong>ung. DieErgebnisse können somit für detaillierteAuswertungsverfahren, etwa die Etablierungvon Klassifikationsalgorithmen (sieheunten) herangezogen werden.Das zweite für e<strong>in</strong>e erste Auswertungkomplexer Daten häufig e<strong>in</strong>gesetzte Verfahren,ist die Clusteranalyse. Hierunterversteht man multivariate statistischeVerfahren zur Ermittlung von Gruppen anProben, die ähnliche Eigenschaften aufweisen.Zum Beispiel können Gene ausTumoren, welche e<strong>in</strong> ähnliches Expressionsmuster<strong>in</strong> Patienten aufweisen, zusammengeclustertwerden (Abb. 3). DerVorteil dieses Verfahrens ist, dass auf dieseWeise biologische Motive identifiziertwerden können, zum Beispiel Gene, welchefür Proliferation von Tumorzellen benötigtwerden und die anzeigen, dass essich um e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>s ProliferationsaktivenTumor handelt, o<strong>der</strong> Gene, welche<strong>in</strong> T- o<strong>der</strong> B-Zellen vorkommen undanzeigen, dass im Tumorgewebe e<strong>in</strong>e Immunzellantwortstattf<strong>in</strong>det (Schmidt etal., 2008; 2009). In ähnlicher Weise könnenmit diesem Verfahren Gene undbiologische Motive identifiziert werden,welche e<strong>in</strong>e Antwort von Zellen o<strong>der</strong>Geweben auf toxische Substanzen an -zeigen.Richtungsweisende Toxico -genomics-StudienDieses Pr<strong>in</strong>zip soll am Beispiel von zweiStudien verdeutlicht werden, welche diesesForschungsgebiet ganz beson<strong>der</strong>s14


Abb. 3: Verdeutlichung desPr<strong>in</strong>zips des hierarchischenClusterns. Untersucht wurdenMammakarz<strong>in</strong>omgewebe aus200 Patient<strong>in</strong>nen. In <strong>der</strong> Vertikalens<strong>in</strong>d die Probesets dargestellt,welche e<strong>in</strong>zelne Generepräsentieren. Diese werdendurch das Clusterverfahren sosortiert, dass Gene mit ähnlichenExpressionsmustern <strong>in</strong>Tumoren <strong>in</strong> Nähe zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gelangen. Der Vorzug diesesVerfahrens ist, dass Gen -cluster identifiziert werdenkönnen, welche biologischeMotive repräsentieren, zumBeispiel Gene, welche typischerweisevon B- o<strong>der</strong> T-Zellenexprimiert werden unde<strong>in</strong>e Infiltration <strong>der</strong> Tumoremit Immunzellen anzeigeno<strong>der</strong> das ERBB2-Cluster, welchesGene enthält, welche mitdiesem Onkogen assoziierts<strong>in</strong>d. Rot: hochregulierteExpression, grün: herunter -regulierte Expression (aus:Schmidt et al., 2008).Algorithmen zur Unterscheidungzwischengenotoxischen Karz<strong>in</strong>ogenen,nicht-genotoxischenKarz<strong>in</strong>ogenenund Nicht-Karz<strong>in</strong>o -genenvorangebracht haben (Ell<strong>in</strong>ger-Ziegelbaueret al., 2005; 2008). Hierbei wurdenRatten gegenüber gentoxischen und nichtgentoxischen Leberkarz<strong>in</strong>ogenen für 1, 3,7 und 14 Tage exponiert. Die Untersuchungdes Lebergewebes <strong>der</strong> exponiertenTiere ergab nach Gene Array und Clusteranalyseoffensichtlich sehr unterschied -liche Genexpressionsmuster (Abb. 4).Die detaillierte Untersuchung zeigte,dass nicht gentoxische Karz<strong>in</strong>ogene zumBeispiel e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>s starken E<strong>in</strong>flussauf Gene nehmen, welche den Zellzyklusvoranbr<strong>in</strong>gen (blau <strong>in</strong> Abb. 5). H<strong>in</strong>gegenbee<strong>in</strong>flussen gentoxische Karz<strong>in</strong>ogene beson<strong>der</strong>sDNA-Reparaturgene und Gene,welche <strong>in</strong> die DNA-Replikationskontrolle<strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d (rot <strong>in</strong> Abb. 5).Diese Beobachtung veranlasste dieselbeGruppe, e<strong>in</strong>e systematische Klassifizierungsstudiemit e<strong>in</strong>em Set an Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsundValidierungssubstanzen durchzuführen.Mit Hilfe <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssubstanzenwurden Algorithmen etabliert, welchezwischen gentoxischen und nicht gentoxischenLeberkarz<strong>in</strong>ogenen sowie nicht karz<strong>in</strong>ogenenSubstanzen differenzieren. E<strong>in</strong>solcher Algorithmus kann zum Beispiele<strong>in</strong>e Summe <strong>der</strong> Expressionswerte bestimmterGene darstellen, wobei diee<strong>in</strong>zelnen Gene mit Wichtungsfaktorenversehen werden. Überschreitet dieseSumme e<strong>in</strong>en bestimmten Wert, erfolgtdie Klassifikation zum Beispiel als gentoxischesKarz<strong>in</strong>ogen. Zur Validierung <strong>der</strong>so gefundenen Algorithmen wurden weitereRatten mit an<strong>der</strong>en Substanzen behandeltund die Genexpressionsspektrendes Lebergewebes bestimmt. Unter Anwendung<strong>der</strong> Algorithmen, welche mitden Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gssubstanzen entwickelt wordenwaren, konnten etwa 90 % <strong>der</strong> Substanzenrichtig als gentoxische Karz<strong>in</strong>ogene,nicht gentoxische Karz<strong>in</strong>ogene o<strong>der</strong>Nichtkarz<strong>in</strong>ogene klassifiziert werden. Beson<strong>der</strong>s<strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d jedoch die Substanzen,welche verme<strong>in</strong>tlich falsch klassifiziertwurden. Hierzu gehört Ethion<strong>in</strong>,welches als nicht gentoxisches Karz<strong>in</strong>ogen<strong>in</strong> den Satz <strong>der</strong> Validierungssubstanzenaufgenommen, aber durch den Algorithmusals gentoxisches Karz<strong>in</strong>ogenklassifiziert wurde. Weitere Recherchenergaben jedoch, dass Ethion<strong>in</strong> im AmesTest zwar ke<strong>in</strong>e Mutation verursacht, aberdurchaus DNA-Brüche <strong>in</strong>duzieren kann.15


Abb. 4: Anwendungsbeispiel<strong>der</strong> Clusteranalyse zur Differenzierunggentoxischer undnicht gentoxischer Leberkarz<strong>in</strong>ogene.Gentoxischen Karz<strong>in</strong>ogeneverursachen deutlichunterschiedliche Än<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Expressionsmuster <strong>in</strong> <strong>der</strong>Rattenleber als nicht gentoxischeKarz<strong>in</strong>ogene. 2-NF:2-Nitrofluoren, DMN: Dimethylnitrosam<strong>in</strong>;NNK: 4-(Me-thylnitrosam<strong>in</strong>o)-1-(3-pyridyl)-1-butanone; AB1: Aflatox<strong>in</strong> B1;MPY: Methapyrilen; DES:Diethylstilbestrol; WY: WY-14643; PBO: Piperonylbutoxyd.Am rechten Rand <strong>der</strong>Abbildung ist die Position vonGenen angezeigt, welche beson<strong>der</strong>sgut zur Differenzierungbeitragen (aus: Ell<strong>in</strong>ger-Ziegelbauer, 2005; 2008).Abb. 5: Gene, welche beson<strong>der</strong>sgut zwischen gentoxischenund nicht gentoxischenLeberkarz<strong>in</strong>ogenen differenzieren,können bestimmtenmolekularen Mechanismenzugeordnet werden. Blau:nicht gentoxische Leberkarz<strong>in</strong>ogene;rot: gentoxische Leberkarz<strong>in</strong>ogene;grün: gentoxischeund nicht gentoxischeLeberkarz<strong>in</strong>ogene (aus: Ell<strong>in</strong>ger-Ziegelbaueret al., 2005;2008).Genexpressionsdatenmachen erstmaligdie Klassifizierungtoxischer SubstanzenmöglichEs ist daher gut möglich, dass das neueauf Genomics beruhende Klassifikationssystemzu e<strong>in</strong>er differenzierteren E<strong>in</strong>stufungführt als herkömmliche Systeme.Auf jeden Fall ist mit dieser Studie (Ell<strong>in</strong>ger-Ziegelbaueret al., 2008) erstmalsüberzeugend gezeigt worden, dass e<strong>in</strong>eKlassifizierung toxischer Substanzen anhandvon Genexpressionsdaten <strong>in</strong> vivopr<strong>in</strong>zipiell möglich ist. Der praktischeFortschritt besteht hierbei dar<strong>in</strong>, dasske<strong>in</strong>e Zweijahres-Karz<strong>in</strong>ogenitätsstudiedurchgeführt werden muss, son<strong>der</strong>n bereitsanhand <strong>der</strong> Genexpressionsdatennach 14 Tagen o<strong>der</strong> eventuell noch früherabgelesen werden kann, ob voraussichtlichLebertumore bei langfristiger Chemikalienexpositionauftreten werden.16


Tierversuche sollendurch In-vitro-Systemeersetzt werdenGroße Unterschiedezwischen Zellen <strong>in</strong> vivound Zellen <strong>in</strong> Kulturstellen e<strong>in</strong> Problem darWelchen verän<strong>der</strong>tenGenexpressionenmachen krank?Die <strong>OMICS</strong>-Forschungan In-vitro-Systemenist noch im Grund -lagenstadiumGenomweite Analysenf<strong>in</strong>den für den Rout<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>satz<strong>in</strong> Zukunftwahrsche<strong>in</strong>lich ke<strong>in</strong>eVerwendungSubstanzklassifikation mit <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> auch <strong>in</strong> vitro?Zurzeit existiert e<strong>in</strong> enormer politischerDruck, Tierversuche durch In-vitro-Systemezu ersetzen. Dies gilt für die europäischeChemikaliengesetzgebung REACH,als auch für das Verbot, Kosmetika imTierversuch zu testen. Daher stellt sichdie Frage, ob es ähnlich wie <strong>in</strong> vivo pr<strong>in</strong>zipiellbereits gezeigt auch <strong>in</strong> kultiviertenZellen möglich ist, mit <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong>das toxische Potential von Substanzene<strong>in</strong>zuschätzen. Bisher ist dies noch nichtgelungen. E<strong>in</strong>e Ursache s<strong>in</strong>d zu großeUnterschiede zwischen Zellen <strong>in</strong> vivo auf<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und Zelll<strong>in</strong>ien o<strong>der</strong> auch Primärzellkulturenauf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.Am Beispiel von kultivierten Leberzellen(Hepatozyten) kann gut nachvollzogenwerden, wodurch Schwierigkeiten entstehen.Werden Hepatozyten aus <strong>der</strong> Mauso<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ratte entnommen und auf herkömmlicheWeise kultiviert, gehen sie <strong>in</strong>e<strong>in</strong>en antiapoptotischen Zustand über.Dies bedeutet, dass Apoptose <strong>in</strong>duzierendeSubstanzen viel weniger Wirkung entfaltenals <strong>in</strong> vivo und auch nicht zu denvon <strong>der</strong> In-vivo-Situation bekannten Genexpressionsän<strong>der</strong>ungenführen. Kürzlichkonnte geklärt werden, woran das liegt:Unter den gewählten Kulturbed<strong>in</strong>gungenkommt es an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> vivo zu e<strong>in</strong>er starkenAktivierung <strong>der</strong> „focal adhesion k<strong>in</strong>ase“(FAK), mit <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Aktivierung<strong>der</strong> Akt/PKB-K<strong>in</strong>ase und e<strong>in</strong>er daraus resultierendenHemmung <strong>der</strong> pro-apoptotischenP38-K<strong>in</strong>ase (Godoy et al., 2009).Basierend auf diesem grundlegenden Verständniskann nun systematisch nach Bed<strong>in</strong>gungengesucht werden, bei denen esnicht zu den beschriebenen Abweichungenvon <strong>der</strong> In-vivo-Situation kommt. DiesesBeispiel soll verdeutlichen, dass sichdas Gebiet <strong>der</strong> <strong>OMICS</strong>-Forschung an Invitro-Systemennoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadium<strong>der</strong> Grundlagenforschung bef<strong>in</strong>det undsystematisch erarbeitet werden muss.Grenzen <strong>der</strong> <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong>Für die Risikobewertung von Chemikalienist die Identifizierung von „no observedeffect levels“ (NOEL) und die darauf aufbauendeAbleitung von Grenzwerten vonentscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Dieser Aspektwird jedoch beim gegenwärtigen Stand<strong>der</strong> Forschung von den <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong>noch nicht geleistet. Toxicogenomics ermöglichzwar e<strong>in</strong>e qualitative E<strong>in</strong>schätzung,ob e<strong>in</strong>e Substanz bestimmte toxi -zitätsassoziierte Gene <strong>in</strong>duzieren kann.E<strong>in</strong>e quantitative Ableitung sicherer beziehungsweiserisikobehafteter Konzentrationsbereicheist aber zurzeit nochnicht möglich. Hierzu e<strong>in</strong> Beispiel: BeiSchwermetallexpositionen, wie Cadmiumund Cobalt, beobachteten wir bereits beisehr niedrigen Konzentrationen, die beiberuflicher Exposition üblicherweise auftreten,Induktion bestimmter RNA-Spezies.Diese übten zum Teil durchausFunktionen aus, welchen e<strong>in</strong>e pathophysiologischeRelevanz zukommt, wie zumBeispiel antioxidative Abwehr. Dennochist es zurzeit noch nicht klar, ob bzw.welchen verän<strong>der</strong>ten Genexpressionene<strong>in</strong>e unmittelbare Krankheitsrelevanz zukommt.Es ist jedoch anzunehmen, dasssolche Fragen <strong>in</strong> den nächsten fünf biszehn Jahren gelöst werden.AusblickEs ist zu erwarten, dass <strong>in</strong> den nächstenfünf bis zehn Jahren Klassifikationssystemebasierend auf <strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> an <strong>in</strong>vivo Kurzzeit-exponierten Labortieren zurVerfügung stehen werden, die e<strong>in</strong>e genauere,schnellere und kostengünstigereSubstanzklassifikation zulassen werden.Hierzu müssen umfassen<strong>der</strong>e Sets anTra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- und Validierungssubstanzen erfasstwerden, als dies bisher <strong>der</strong> Fall ist.Über die labor<strong>in</strong>terne Prüfung von Validierungssubstanzenh<strong>in</strong>aus müsste <strong>in</strong>Zukunft untersucht werden, welche Klassifizierungsalgorithmenauch beim Vergleichmehrerer Labors stabil s<strong>in</strong>d. Es istnicht anzunehmen, dass <strong>in</strong> Zukunft fürRout<strong>in</strong>euntersuchungen zur Klassifizierungvon Substanzen immer genomweiteAnalysen durchgeführt werden. Wahrsche<strong>in</strong>licherist es, dass genomweite<strong>OMICS</strong>-<strong>Techniken</strong> zunächst für die Identifizierungaussagekräftiger Algorithmene<strong>in</strong>gesetzt werden, um dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rou -t<strong>in</strong>e nur e<strong>in</strong>en überschaubaren Set ge -eigneter Marker mit e<strong>in</strong>er weniger aufwändigenTechnik wie zum Beispiel <strong>der</strong>quantitativen RT-PCR zu bestimmten.17


ReferenzenHengstler JG, Foth H, Kahl R, Kramer PJ, LilienblumW, Schulz T, Schwe<strong>in</strong>furth H. TheREACH concept and its impact on toxicolo -gical sciences. Toxicology. 2006 Mar 15; 220(2–3): 232-9.Lilienblum W, Dekant W, Foth H, Gebel T,Hengstler JG, Kahl R, Kramer PJ, Schwe<strong>in</strong>furthH, Woll<strong>in</strong> KM. Alternative methods tosafety studies <strong>in</strong> experimental animals: role <strong>in</strong>the risk assessment of chemicals un<strong>der</strong> thenew European Chemicals Legislation(REACH). Arch Toxicol. 2008 Apr; 82(4): 211–36.Glahn F, Schmidt-Heck W, Zellmer S, Guthke R,Wiese J, Golka K, Hergenrö<strong>der</strong> R, Degen GH,Lehmann T, Hermes M, Schormann W, BrulportM, Bauer A, Bedawy E, Gebhardt R,Hengstler JG, Foth H. Cadmium, cobalt andlead cause stress response, cell cycle <strong>der</strong>egulationand <strong>in</strong>creased steroid as well as xenobioticmetabolism <strong>in</strong> primary normal humanbronchial epithelial cells which is coord<strong>in</strong>atedby at least n<strong>in</strong>e transcription factors. Arch Toxicol.2008 Aug; 82(8): 513–24.Schmidt M, Böhm D, von Törne C, Ste<strong>in</strong>er E,Puhl A, Pilch H, Lehr HA, Hengstler JG, KölblH, Gehrmann M. The humoral immune sys -tem has a key prognostic impact <strong>in</strong> node-negativebreast cancer. Cancer Res. 2008 Jul 1;68(13): 5405–13.Schmidt M, Hengstler JG, von Törne C, KoelblH, Gehrmann MC. Coord<strong>in</strong>ates <strong>in</strong> the universeof node-negative breast cancer revisited.Cancer Res. 2009 Apr 1; 69(7): 2695–8.Ell<strong>in</strong>ger-Ziegelbauer H, Gmuen<strong>der</strong> H, BandenburgA, Ahr HJ. Prediction of a carc<strong>in</strong>ogenicpotential of rat hepatocarc<strong>in</strong>ogens us<strong>in</strong>g toxicogenomicsanalysis of short-term <strong>in</strong> vivostudies. Mutat Res. 2008 Jan 1; 637(1-2): 23–39.Ell<strong>in</strong>ger-Ziegelbauer H, Stuart B, Wahle B, BomannW, Ahr HJ. Comparison of the expressionprofiles <strong>in</strong>duced by genotoxic and nongenotoxiccarc<strong>in</strong>ogens <strong>in</strong> rat liver. Mutat Res.2005 Aug 4; 575(1–2): 61–84.Godoy P, Hengstler JG, Ilkavets I, Meyer C,Bachmann A, Müller A, Tuschl G, Mueller SO,Dooley S. Extracellular matrix modulates sensitivityof hepatocytes to fibroblastoid dedifferentiationand transform<strong>in</strong>g growth factorbeta-<strong>in</strong>duced apoptosis. Hepatology. 2009Feb 2. [Epub ahead of pr<strong>in</strong>t]18


DAS ÖSTERREICHISCHE TABAKGESETZ:EIN TRAUERSPIEL OHNE ENDEManfred NeubergerInstitut für UmwelthygieneMediz<strong>in</strong>ischeUniversität WienA-1095 Wien,K<strong>in</strong><strong>der</strong>spitalgasse 15Tel/Fax :(+431) 4277 647-10/-99manfred.neuberger@meduniwien.ac.atRechtskräftig, abernicht umgesetztKe<strong>in</strong>e Mittel für dieTabakprävention aus<strong>der</strong> Tabaksteuer1992 präsentierte Dr. Außerw<strong>in</strong>kler auf e<strong>in</strong>erEnquete, die er geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong>Initiative Ärzte gegen Raucherschäden imGesundheitsm<strong>in</strong>isterium veranstaltete,se<strong>in</strong>e Pläne für das erste Tabakgesetz.Dieser Gesetzentwurf war damals <strong>der</strong>fortschrittlichste <strong>in</strong> Europa und wurdedeshalb auch auf e<strong>in</strong>er WHO-Konferenz<strong>in</strong> Wien gelobt, zu <strong>der</strong> Außerw<strong>in</strong>kler 1993e<strong>in</strong>geladen hatte. 1995 verbot Kaliforniendas Rauchen <strong>in</strong> Restaurants und im gleichenJahr trat das österreichische Tabakgesetz<strong>in</strong> Kraft, dem Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterDr. Schüssel aber <strong>in</strong>zwischen die Zähnegezogen hatte: Das Gastgewerbe wurdeausgenommen und beim übrigen Nichtraucherschutzwurden die Sanktionen gestrichen.Die Tabakgesetzgebung kamzum Stillstand und erlebte unter Hostasch(1997–2000) sogar e<strong>in</strong>en Rückschritt.Die österreichische Politik folgteauch unter Sickl & Haupt (2000–2003),Rauch-Kallat (2003–2007) und Kdolsky(2007–2008) nur wi<strong>der</strong>willig den Direktiven<strong>der</strong> EU, die sie (z. T. <strong>in</strong> Kooperationmit Deutschland und den Tabakkonzernen)nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n konnte. Währendz. B. Norwegen die WHO-Rahmenkonventionzur Tabakkontrolle schon 2003 ratifizierteund 2004 sogar auch Deutschland,konnte sich Österreich erst 2005 zue<strong>in</strong>er Ratifikation entschließen, die am15.9.2005 rechtskräftig, aber bisher nichtumgesetzt wurde. Als Vertragspartei hatÖsterreich zwar anerkannt, „dass wissenschaftlicheUntersuchungen e<strong>in</strong>deutig bewiesen,dass Passivrauchen Krankheit, Invaliditätund Tod verursacht“, und sichverpflichtet, b<strong>in</strong>nen fünf Jahren wirksamegesetzgeberische und sonstige Maßnahmenzum Schutz vor Passivrauchen amArbeitsplatz <strong>in</strong> geschlossenen Räumen zutreffen, doch sche<strong>in</strong>en maßgebliche Politikertrotzdem noch immer zu hoffen, dieKooperation mit Tabak<strong>in</strong>dustrie und -handele<strong>in</strong>fach fortsetzen zu können. <strong>Österreichische</strong>F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister haben bisherke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Cent aus Mitteln <strong>der</strong> Tabaksteuerfür die Tabakprävention bereitgestellt;die Raucherraten bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n undJugendlichen stiegen dramatisch, bis Österreichdie höchste Rate bei den 15-Jährigen<strong>in</strong> Europa erreichte. Bei <strong>der</strong> Tabakkontrollefiel Österreich immer weiterzurück und wurde zuletzt auch von se<strong>in</strong>enNachbarlän<strong>der</strong>n überholt. Schon2005 hatten nur wenige EU-Mitglie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>e noch schlechtere Tabakpolitik gemacht(Joossens & Raw, Tob. Control2006; 15: 247–253) und 2007 wurde Österreichvon 30 Län<strong>der</strong>n auf den letztenPlatz gereiht (www.ensp. org/files/30_european_countries_text_f<strong>in</strong>al.pdf).Während Außerw<strong>in</strong>kler für se<strong>in</strong>e Pionierleistungbei <strong>der</strong> Tabakgesetzgebungam Deutschen Internistenkongress 2008geehrt wurde, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Kdolsky e<strong>in</strong>eAnpassung des Gesetzes an den Stand<strong>der</strong> Wissenschaft und verweigerte den An -gestellten <strong>in</strong> Gaststätten unter 50–80 m 2e<strong>in</strong>en Schutz vor giftigen und krebsför<strong>der</strong>ndenStoffen. Unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong>(von <strong>der</strong> Tabak<strong>in</strong>dustrie gegängelten)Wirtschaftskammer versuchte diese gewissenloseÄrzt<strong>in</strong> sogar, die „Lüftungs -lüge“ wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Tabakgesetz zu br<strong>in</strong>gen,die schon 2001 aus dem § 30 des Arbeitnehmerschutzgesetzesmit <strong>der</strong> Begründunggestrichen wurde, dass nur e<strong>in</strong>Rauchverbot Schäden durch Passivrauchenverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n kann. Dabei wollte sieMAK-Werte als Maßstab heranziehen, diezum Schutz <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bevölkerung <strong>in</strong>Gaststätten völlig ungeeignet und für Karz<strong>in</strong>ogeneauch am Arbeitsplatz nicht anwendbars<strong>in</strong>d. Die wenigen Verbesserungenim Tabakgesetz 2008 musste ihr <strong>der</strong>Koalitionspartner mühsam abr<strong>in</strong>gen.Statt – wie <strong>in</strong> Italien – <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase<strong>der</strong> Rauchverbote die Polizei mit<strong>der</strong> Kontrolle zu beauftragen (was nachStudien <strong>in</strong> Schottland ke<strong>in</strong>en größerenPersonale<strong>in</strong>satz erfor<strong>der</strong>te als bei E<strong>in</strong>führung<strong>der</strong> Gurtenpflicht im Auto) o<strong>der</strong> wenigstensdie Arbeits- o<strong>der</strong> Lebensmittel<strong>in</strong>spektoren,verlangt das österreichischeGesetz für e<strong>in</strong>e Anzeige vom Gast denGang zur Verwaltungsbehörde, mit namentlicherNennung <strong>der</strong> Raucher und Beweisphotoso<strong>der</strong> Zeugen. E<strong>in</strong>facher ist19


Verdopplung desLungenkrebsrisikosbei Nichtrauchern nach8 Jahren Tätigkeit <strong>in</strong>RaucherlokalenWirte wollen jetzt ke<strong>in</strong>erauchenden GästeverlierenÖsterreichs Gastronomiebetriebehaben diehöchste Nikot<strong>in</strong>belastungGrenzwertüberschreitungenauch<strong>in</strong> Nichtraucher-BereichenRückgang <strong>der</strong> Herz<strong>in</strong>farktedurch Rauchverbotee<strong>in</strong>e Meldung an die Bezirkshauptmannschafto<strong>der</strong> das Magistratische Bezirksamt,bei <strong>der</strong> es <strong>der</strong> Behörde selbst überlassenbleibt, e<strong>in</strong>e Beweisaufnahmedurchzuführen, was aber – wenn überhaupt– erst Tage später erfolgt. In Lokalenbis 50 m 2 (mit Segen <strong>der</strong> Baupolizeisogar bis 80 m 2 ) ist es überhaupt demWirt überlassen, ob er Gäste und Per -sonal freiwillig schützt. Bevor er se<strong>in</strong>erauchenden Gäste an die nächste Raucherkneipeverliert, wird er sich für e<strong>in</strong>Raucherlokal entscheiden, auch wenn erdas mit se<strong>in</strong>er eigenen Gesundheit bezahlt.In Innenräumen und Gastronomiebetriebenvon sieben EU-Län<strong>der</strong>n wurden<strong>in</strong> Österreich die höchsten Nikot<strong>in</strong>belastungen<strong>der</strong> Raumluft gemessen, beson<strong>der</strong>s<strong>in</strong> Bars, Diskotheken und Jugendlokalen.Während <strong>in</strong> Italien beimGroßteil <strong>der</strong> beprobten Gaststätten dieNikot<strong>in</strong>konzentration zwei Jahre nach Inkrafttretendes Rauchverbots unter <strong>der</strong>Nachweisgrenze lag, war <strong>in</strong> Österreich imselben Zeitraum und mit gleicher Methodikke<strong>in</strong>erlei Verbesserung nachweisbar.Auch 2009 (nach Inkrafttreten <strong>der</strong> Tabakgesetznovelle2008) haben wir <strong>in</strong> WienerLokalen noch immer gefährliche Fe<strong>in</strong>staubkonzentrationen gemessen, dieAlarmwerte <strong>der</strong> Außenluft weit übertrafenund für Risikopersonen (Asthmatiker, Koronarpatienten)schon während e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigenMahlzeit lebensgefährlich werdenkönnen.Sogar e<strong>in</strong>e Verdrehung <strong>der</strong> Kennzeichnungspflichthat die Tabaklobby 2008 erreicht:Statt die Stop- und Warnfarbe Rotfür Raucherlokale vorzuschreiben, wurdesie den Nichtraucher-Lokalen verordnet,während die Raucherlokale e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ladendesGrün erhielten. Nichtraucher-Bereichezeigten zwar ger<strong>in</strong>gere Fe<strong>in</strong>staubundNikot<strong>in</strong>belastungen, doch werden die<strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenluft zulässigen Grenzwerteauch hier überschritten, weil ke<strong>in</strong>e räumlicheund lüftungstechnische Trennungvom Raucherbereich wie <strong>in</strong> Italien existiert.Während die akute Gefährdung, <strong>in</strong>dieser Atmosphäre e<strong>in</strong>en Asthmaanfall,Herz<strong>in</strong>farkt o<strong>der</strong> Schlaganfall zu bekommen,nur für vorgeschädigte Personenbesteht, s<strong>in</strong>d über Jahre auch beim gesunden,nichtrauchenden Gaststättenpersonal,das im Raucherbereich servierenmuss, die Entwicklung von ischämischenHerzerkrankungen ebenso zu erwartenwie chronische Bronchitis und COPD. ImBlut nichtrauchen<strong>der</strong> Kellner nimmt daspotenteste Lungenkarz<strong>in</strong>ogen des Tabak -rauches um 6 % pro Stunde zu, währendsie ihren Dienst versehen. Aufgrund <strong>der</strong>hohen Belastungen <strong>in</strong> Raucherlokalen istbereits nach acht Jahren Tätigkeit mit e<strong>in</strong>erVerdoppelung des Lungenkrebsrisikosbei Nichtrauchern zu rechnen.Die letzte Regierung hatte bei <strong>der</strong> Verhandlungdes Tabakgesetzes zunächst dieZusage an die Arbeitnehmervertretunggemacht, wenigstens Lungenkrebs imGastgewerbe bei Niemalsrauchern als Berufskrankheitanzuerkennen, aber diesesVersprechen wurde ebenso gebrochenwie das zum Schutz <strong>der</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge. Nurdie Freistellung von Schwangeren unddas Kündigungsrecht für nichtrauchendeAngestellte <strong>in</strong> Raucherlokalen wurden e<strong>in</strong>gehalten.Das Tabakgesetz 2008 sieht nurvage e<strong>in</strong>e verstärkte Überprüfung <strong>der</strong> Lüftungen<strong>in</strong> Raucherbereichen vor. SowohlKlimakammerexperimente wie Feldstudienzeigten aber, dass auch die bestenLüftungsanlagen und Luftre<strong>in</strong>igungsgerätedie Atemluft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum, <strong>in</strong> demgeraucht wird, nicht so re<strong>in</strong>igen können,dass das Infarkt- und Krebsrisiko auf akzeptableWerte s<strong>in</strong>kt. Dagegen wurde <strong>in</strong><strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und Städte,die e<strong>in</strong> generelles Rauchverbot <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gastronomie wie an allen an<strong>der</strong>en Arbeitsplätzene<strong>in</strong>führten, e<strong>in</strong> signifikanterRückgang <strong>der</strong> Herz<strong>in</strong>farktrate beobachtet.Die erste <strong>der</strong>artige Beobachtung wurde <strong>in</strong>den USA <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Helena gemacht,wo nach E<strong>in</strong>führung des Rauchverbots <strong>in</strong>Lokalen e<strong>in</strong>e signifikante Abnahme <strong>der</strong>Spitalsaufnahmen wegen Herz<strong>in</strong>farkt undnach Aufhebung des Rauchverbots e<strong>in</strong>Wie<strong>der</strong>anstieg beschrieben wurde. Danachfolgten Studien <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en US-Städtenwie Pueblo, Bowl<strong>in</strong>g Green o<strong>der</strong> NewYork, die alle e<strong>in</strong>e rasche Abnahme <strong>der</strong>Herz<strong>in</strong>farkte mit den Rauchverboten bestätigten;ebenso <strong>in</strong> Europa, wo Studienaus Irland, Italien, dem Vere<strong>in</strong>igten Königreichund Frankreich vorliegen. ImPiedmont sowie <strong>in</strong> Rom konnte nachgewiesenwerden, dass <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong>Herz<strong>in</strong>farkte vor allem jüngere Altersgruppenbetraf, die auch häufiger Lokaleaufsuchen. Beson<strong>der</strong>s aufschlussreichwar e<strong>in</strong>e Studie <strong>in</strong> Schottland, die im Jahrnach E<strong>in</strong>führung des Rauchverbotes e<strong>in</strong>enRückgang von Herz<strong>in</strong>farkten bzw.20


Ke<strong>in</strong>e Evidenz fürGeschäftsverluste <strong>in</strong><strong>der</strong> Gastronomie durchgenerelle RauchverboteHohe Zustimmungsratenauch beiRauchernTeure Umbauten <strong>in</strong>Gaststätten statt kostenlosesRauchverbotSpitalsaufnahmen wegen akutem Koronarsyndrombei Nichtrauchern um 21 %und bei Exrauchern um 19 % fand, wasnur durch Wegfall des Passivrauchens erklärbarwar. Auch bei Rauchern kam es zue<strong>in</strong>er signifikanten Abnahme um 14 %,von <strong>der</strong> anzunehmen ist, dass sie amnachhaltigsten se<strong>in</strong> wird, wenn die Reduktiondes Tabakkonsums <strong>in</strong>folge desRauchverbots anhält und Raucher vermehrtaus <strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>sucht aussteigen.Denn <strong>der</strong> Wegfall <strong>der</strong> Möglichkeit, <strong>in</strong> angenehmerAtmosphäre beim Essen undTr<strong>in</strong>ken zu rauchen, reduziert den Tabakkonsumund strenge Verbote machenauch dem Raucher den Tabakrauch alsLuftverschmutzung bewusst. Nach demVerbot stieg <strong>in</strong> Irland die Zustimmungsratevon <strong>in</strong>sgesamt 67 % <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>esJahres auf 93 % und erreichte bei Rauchern80 %. Das Gesetz bezeichneten96 % als Erfolg (89 % <strong>der</strong> Raucher) und98 % fanden, dass die Arbeitsplätzeda durch gesün<strong>der</strong> wurden (94 % <strong>der</strong>Raucher). Ähnliche Zunahmen <strong>der</strong> Zustimmungsraten(von Ausgangswertenähnlich wie <strong>in</strong> Österreich) wurden auch <strong>in</strong>Italien und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n beobachtet,die das Rauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gastronomie ganzuntersagten o<strong>der</strong> auf Raucherzimmer mitSelbstbedienung und strengen lüftungstechnischenAuflagen beschränkten. Mit<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Sichtbarkeit des Rauchens<strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit (als sche<strong>in</strong>bar normalesVerhalten) s<strong>in</strong>kt auch se<strong>in</strong>e sozialeAkzeptanz und die Verführung Jugendlicher(<strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> Lehrl<strong>in</strong>ge im Gastgewerbe)wird erschwert. Für manchen Rauchers<strong>in</strong>d Rauchverbote e<strong>in</strong> Motiv zumAufhören und mit dem Tabakkonsum <strong>der</strong>verbleibenden Raucher s<strong>in</strong>ken auch ihreKrankenstände. Die Wirte entdecken,dass sie anstelle e<strong>in</strong>iger une<strong>in</strong>sichtigerRaucher an<strong>der</strong>e Kunden gewonnen haben,dass ihr Umsatz nicht s<strong>in</strong>kt und siesich Re<strong>in</strong>igungskosten sparen. Voraussetzungfür gleichbleibenden Umsatz istallerd<strong>in</strong>gs, dass ke<strong>in</strong>e Schmutzkonkurrenz<strong>in</strong> Form von Raucherkneipen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Nachbarschaft bestehen bleibt. Dannstiege die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheitund es würden <strong>in</strong>sgesamt wenigerZigaretten konsumiert, was nur <strong>der</strong>Tabak<strong>in</strong>dustrie schadet, die <strong>in</strong> Österreiche<strong>in</strong>em japanischen Konzern gehört. Studienwie z. B. <strong>in</strong> Schottland wiesen auchnach, dass durch das Rauchverbot <strong>in</strong> Lokalendas Rauchen zu Hause <strong>in</strong> Gegenwartvon K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht zunimmt. Obwohle<strong>in</strong>e Publikation <strong>der</strong> IARC vor kurzem e<strong>in</strong>deutigfeststellte, dass es e<strong>in</strong>e Evidenz fürpositive Gesundheitseffekte von Rauchverbotenauf Personal und Gäste gibt,dass aber ke<strong>in</strong>e Evidenz dafür vorliegt,dass generelle Rauchverbote zu Geschäftsverlusten<strong>der</strong> Gastronomie führen,operiert die Wirtschaftskammer hierzulandenoch immer mit Angstparolen, ume<strong>in</strong>em ausländischen Konzern das Geschäft<strong>in</strong> Österreich zu sichern.Nur e<strong>in</strong> generelles Rauchverbot <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gastronomie ist gerecht, kostengünstig,leicht kontrollierbar und als e<strong>in</strong>ziges mediz<strong>in</strong>ischzu verantworten. Die Ärzte<strong>in</strong>itiative(www.aerzte<strong>in</strong>itiative.at) hatte die Politikerrechtzeitig vor dem jetzigen Fiaskogewarnt und e<strong>in</strong> Expertenhear<strong>in</strong>g gefor<strong>der</strong>t,doch sche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Gesetzgeber amkostenlosen Rat unabhängiger Wissenschaftlernicht <strong>in</strong>teressiert gewesen undM<strong>in</strong>ister hatten lieber <strong>in</strong> teure Beraterfirmen<strong>in</strong>vestiert, um die von Lobbyistenvorgegebenen Me<strong>in</strong>ungen argumentativzu untermauern, und <strong>in</strong> PR-Agenturen,um ihre resultierenden Fehlentscheidungenschöngefärbt zu verkaufen. So ließensich Entscheidungsträger von engstirnigenInteressen <strong>der</strong> Tabaklobby leiten undM<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Kdolsky fand nicht e<strong>in</strong>mal dieZeit, über 30.000 Unterschriften e<strong>in</strong>erBürger<strong>in</strong>itiative entgegenzunehmen.Während Präsident Obama nur wenigeTage brauchte, um die ersten Fehlentscheidungense<strong>in</strong>es Vorgängers Bushrückgängig zu machen, verlangt M<strong>in</strong>isterStöger e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>jährige Evaluation des verunglücktenTabakgesetzes und macht sichso mitschuldig, dass Passivrauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gastronomie weitere Opfer for<strong>der</strong>t unde<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Wirte <strong>in</strong> Umbauten <strong>in</strong>vestiert,die e<strong>in</strong> (kostenloses) Rauchverbot nieersetzen können. Die <strong>Österreichische</strong> Akademie<strong>der</strong> Wissenschaften (Clean AirCommission) hatte das Gesundheits mi -nisterium schon 2007 darauf aufmerksamgemacht und Experimente und Feldstudienvorgelegt, die e<strong>in</strong>deutig nachweisen,dass Raucherräume nur mit baulicherTrennung, selbstschließen<strong>der</strong> Tür und e<strong>in</strong>ementsprechenden Unterdruck gegen -über den umgebenden Räumen akzeptabels<strong>in</strong>d. Die Teilnehmer <strong>der</strong> letztenJah restagung <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Hygiene,Mikrobiologie & Präventivmediz<strong>in</strong>21


Warnungen undFor<strong>der</strong>ungen vonösterreichischenExperten und FachgesellschaftenbleibenungehörtLüftung kann dasRauchverbot nichtersetzenE<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> gesellschaftlichenAkzeptanzsandten <strong>der</strong> Regierung e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>stimmigbeschlossene Resolution, die diese For<strong>der</strong>ungenzum Gesundheitsschutz vonGästen und Personal unterstreicht. Die<strong>Gesellschaft</strong> für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendheilkundewies Gesetzgeber und Regierungdarauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n (z. B.Deutschland, Chile) wenigstens Personenunter 18 Jahren ke<strong>in</strong>en Zutritt zu Raucherräumenhaben und dass Österreich beimK<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendschutz bisher versagthat. Die For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pädiater nach e<strong>in</strong>emRauchverbot im Auto <strong>in</strong> Gegenwartvon K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sowie e<strong>in</strong>em ausnahmslosenRauchverbot <strong>in</strong> öffentlich zugänglichenInnenräumen <strong>der</strong> Gastronomie bliebenebenso ungehört wie die Warnungen <strong>der</strong>Kardiologischen <strong>Gesellschaft</strong>, die auf dasseit über 100 Jahren bewährte Rauch -verbot <strong>in</strong> öffentlichen Verkehrsbetriebenh<strong>in</strong>wies und auf die Tatsache, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die führende Todesursache<strong>in</strong> Österreich und Europas<strong>in</strong>d, wobei koronare Herzkrankheitendurch Passivrauchen um 23–31 % gesteigertwerden und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vonneun Fällen für das frühzeitige Ablebenverantwortlich s<strong>in</strong>d. Schon zuvor war dasGesundheitsm<strong>in</strong>isterium von <strong>der</strong> Mitteilungdes U.S. Center of Disease Control <strong>in</strong>Kenntnis gesetzt worden, das Koronarpatientenvor dem Be treten verrauchter Lokalewarnte. Die <strong>Gesellschaft</strong> für Arbeitsmediz<strong>in</strong>hatte die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> rechtzeitigdarauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass Lüftung e<strong>in</strong>Rauchverbot nicht ersetzen kann, weiltrotz verstärkter Be- und Entlüftung e<strong>in</strong>unakzeptables Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestehen bleibt.Außerdem verlangte die Präsident<strong>in</strong> <strong>der</strong>arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen <strong>Gesellschaft</strong> e<strong>in</strong> Verbotdes Servierens <strong>in</strong> Raucherräumen, ume<strong>in</strong>en Arbeitnehmerschutz wie <strong>in</strong> Schwedeno<strong>der</strong> Slowenien zu gewährleisten.Auch <strong>der</strong> frühere Vorstand des Institutesfür Krebsforschung und Vorsitzende <strong>der</strong><strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Toxikologie</strong> klärte die M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>darüber auf, dass <strong>in</strong> Deutschlanddas Passivrauchen bereits seit 1995 alsKrebsursache am Arbeitsplatz anerkanntund <strong>der</strong> Kausalzusammenhang seitherdurch zahlreiche weitere Studien e<strong>in</strong>deutiggesichert sei. Der Rektor <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischenUniversität Wien schrieb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erStellungnahme zum Tabakgesetz (das damalsnoch <strong>in</strong> Begutachtung war): „Mit <strong>der</strong><strong>der</strong>zeit vorliegenden Fassung des Ge -setzesentwurfs wird die ökonomischeZwangslage zahlloser Beschäftigter <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gastronomie und an<strong>der</strong>en öffentlichenBereichen ignoriert. Sie alle werden so –wissentlich? – e<strong>in</strong>er wissenschaftlich belegtenGesundheitsgefährdung ausgesetzt.“Diese Stellungnahme wurde unterdem Titel „Novellierungsvorschlag des Tabakgesetzes– mediz<strong>in</strong>isch und moralischgesehen hoch problematisch: Schädendurch Passivrauchen werden im <strong>der</strong>zei -tigen Entwurf <strong>in</strong> Kauf genommen“ am9.10.2007 veröffentlicht und ist bisherebenso ignoriert worden wie alle späterenStellungnahmen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Fachweltdes In- und Auslandes.Zusammenfassend ist festzustellen,dass die Bundesregierung bisher alle Stellungnahmenmediz<strong>in</strong>ischer Experten undFachgesellschaften ebenso missachtetewie das Grünbuch <strong>der</strong> EU und die Verpflichtungen,die Österreich mit <strong>der</strong> Ratifizierungdes Rahmenübere<strong>in</strong>kommens<strong>der</strong> WHO zur Tabakkontrolle übernahm.EU-Gesundheitskommissar<strong>in</strong> Vassiliouhat Österreich deshalb bereits ermahnt.Es ist zu hoffen, dass <strong>der</strong> EU-Kommissarfür Arbeit und Soziales Spidla sich nichtdamit abf<strong>in</strong>det, dass <strong>der</strong> österreichischeGesetzgeber den Gesundheitsschutz vonAngestellten den Geschäfts<strong>in</strong>teressen <strong>der</strong>Tabak<strong>in</strong>dustrie geopfert hat, und se<strong>in</strong>eMöglichkeit nützt, e<strong>in</strong> europaweitesRauchverbot an allen Arbeitsplätzen vorzuschreiben.Damit müsste sich auchim rückständigen Österreich etwas än<strong>der</strong>n,wo 2006–2007 noch e<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong>Nichtraucher angaben, am Arbeitsplatzgelegentlich Tabakrauch ausgesetzt zuse<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> Gastronomie besteht dieseBelastung sogar hochgradig und ständig;KellnerInnen gelten sozusagen als ArbeitnehmerInnenzweiter Klasse, denen e<strong>in</strong>Schutz vor Karz<strong>in</strong>ogenen nicht zustehtund die nach je<strong>der</strong> Schicht tabakspezifischeKarz<strong>in</strong>ogene <strong>in</strong> ihrem Harn ausscheiden.Mit <strong>der</strong> Sanierung dieser Arbeitsplätzesollte dann aber endlich auchdie Gefährdung <strong>der</strong> Gäste und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> verschw<strong>in</strong>den. Das wäre<strong>der</strong> erste Schritt, um auch die Verführung<strong>der</strong> Jugend zum Rauchen zu beseitigen.Sobald die gesellschaftliche Akzeptanzverschw<strong>in</strong>det, werden sich Aschenbecherund Rauchverbotsschil<strong>der</strong> ebenso erübrigenwie e<strong>in</strong>st Spucknäpfe und die Schil<strong>der</strong>„Freies Ausspucken verboten“.22


DIE AUVA INFORMIERTSonne mit Maß und Ziel, vor allem bei <strong>der</strong> ArbeitEmmerich KitzAUVA, Adalbert-Stifter-Strasse 65,1200 WienTel.: (+43 1) 331 11-974Fax: (+43 1) 331 11-347E-Mail:emmerich.kitz@auva.atTOP-Pr<strong>in</strong>zip: technischevor organisa -torischen und vorpersönlichenSchutzmaßnahmenIm Frühl<strong>in</strong>g und im Sommer braucht manUV-Schutzmaßnahmen für e<strong>in</strong>en 8-Stunden-Arbeitstag,um im Alter nicht zur Risikogruppe<strong>der</strong> Hautkrebspatienten zu gehören.Der richtige Hautschutz ist we<strong>der</strong>kompliziert noch teuer. Die AUVA gibtVorsorgetipps.Die UV-Strahlung, die im Sonnenlichtenthalten ist, wirkt überwiegend schädigendauf die Haut und die Augen. Dementsprechends<strong>in</strong>d beide Organe zuschützen. Entgegen landläufiger Me<strong>in</strong>ungbeg<strong>in</strong>nt sich auch bei Menschen mit dunklemTe<strong>in</strong>t (Hauttyp 4) ab ca. 45 M<strong>in</strong>utenSonnene<strong>in</strong>strahlung e<strong>in</strong> Sonnenbrand zuentwickeln. Das heißt, dass auch solcheMenschen nicht für e<strong>in</strong>en 8-Stunden-Arbeitstagim Frühl<strong>in</strong>g und im Sommer vonNatur aus gerüstet s<strong>in</strong>d.Wie lange man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne bleibenkann, das sagt e<strong>in</strong>em die AUVA-Sonnenuhr(Abb. 1). Mit ihrer Hilfe lässt sich diemaximale Aufenthaltsdauer an <strong>der</strong> Sonneo<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> notwendige Lichtschutzfaktor,beispielsweise für 4 Stunden an <strong>der</strong>prallen Sonne, ermitteln.Bevor man sich aber ausrechnet, wielange man es an <strong>der</strong> Sonne aushält, sollteman vielmehr überlegen, ob man die Sonnenbestrahlungnicht von vornhere<strong>in</strong> vermeideno<strong>der</strong> verr<strong>in</strong>gern kann. Diese Vorgehensweiseist im Arbeitnehmerschutzals TOP-Pr<strong>in</strong>zip bekannt, d. h., dass technischevor organisatorischen und vor persönlichenSchutzmaßnahmen zu setzens<strong>in</strong>d. Bei den persönlichen Schutzmaßnahmenist generell Kleidung zu bevorzugen.Lediglich Körperstellen, die dannnicht bedeckt s<strong>in</strong>d, sollten mit e<strong>in</strong>er Sonnenschutzcremee<strong>in</strong>gecremt werden. Diess<strong>in</strong>d üblicherweise die Hände, ev. dieUnterarme und das Gesicht. Für die Augenist e<strong>in</strong>e Sonnenschutzbrille wichtig.1 Forschungsprojekt „Entwicklung und Umsetzungvon UV-Schutzmaßnahmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis“, Studiezur „UV-Belastung beim Arbeiten im Freien“, AUVA,2007. Download: www.auva.at/publikationen (unterMenüpunkt Studien)TOP im Detail:1. Technische Schutzmaßnahmen:direkte Sonne meiden, Beschattungenvorsehen (z. B. Sonnensegel)2. Organisatorische Schutzmaßnahmen:Arbeitszeit verlegen (z. B. längereMittagspause)3. Persönliche Schutzmaßnahmen:a) Kleidung (Oberkörper, Waden,Kopf und vor allem Nacken)tragenb) Sonnenschutzbrillen tragenc) Sonnenschutzcremen (fürunbedeckte Körperstellen)verwendenDer Nacken ist am stärkstenbetroffenE<strong>in</strong>e wissenschaftliche Studie 1 <strong>der</strong> AUVAüber die UV-Belastung von Straßenbauarbeitern,Spenglern, Verschubarbeitern sowieGleisbauarbeitern zeigt e<strong>in</strong>deutig: Deram stärksten UV-belastete Bereich ist <strong>der</strong>Nacken. Alle untersuchten Berufsgruppenhatten e<strong>in</strong>e durchschnittliche Belastungdeutlich über dem Grenzwert von 30 Joule/m2 . Die Überschreitung reichte allgeme<strong>in</strong>vom 3-fachen bis zum 14-fachen desempfohlenen Werts. Auch <strong>der</strong> Grenzwertbei <strong>der</strong> Belastung <strong>der</strong> Augen wurde <strong>in</strong>manchen Arbeitssituationen überschritten.Woran erkennt man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxisdie UV-Belastung?Generell ist die Belastung sehr hoch <strong>in</strong>den Monaten April bis August zwischen11.00 und 15.00 Uhr (Sommerzeit). Geradeim Frühjahr ist es wichtig, die noch ungewöhnteHaut langsam an die UV-Belastungzu gewöhnen und nicht extremenBelastungen auszusetzen. (Die Haut baute<strong>in</strong>en gewissen, wenn auch ger<strong>in</strong>gen Eigenschutzauf.) Wer <strong>in</strong> großer Seehöhe23


Bewölkung garantiertke<strong>in</strong>en Schutz vorUV-BelastungSchattenregel: Schutzmaßnahmens<strong>in</strong><strong>der</strong>for<strong>der</strong>lich, wenn <strong>der</strong>eigene Schatten kle<strong>in</strong>erals die Körpergröße istLichtschutzfaktorbeachten!Abb. 1: AUVA-„Sonnenuhr“(Fotocredit: AUVA/R. Gryc)und dazu noch bei reflektieren<strong>der</strong>Schnee umgebung arbeitet, für den s<strong>in</strong>dSchutzmaßnahmen das ganze Jahr übernotwendig. E<strong>in</strong> bewölkter Himmel ist ke<strong>in</strong>Garant für niedrige UV-Bestrahlung. Weres genau wissen will, kann den sog. UV-Index zu Rate ziehen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Schattenregelvorgehen.Der UV-Index ist e<strong>in</strong>e Maßzahl für dieBelastung durch UV-Strahlung <strong>der</strong> Sonneund reicht <strong>in</strong> Mitteleuropa von 1 bis 8.Je höher die Zahl, desto höher die Belastung.Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d bei sensiblerHaut ab e<strong>in</strong>em UV-Index von 3 zuergreifen, jedenfalls aber bei e<strong>in</strong>em UV-Index von 6. Je höher <strong>der</strong> UV-Index, umsomehr Schutzmaßnahmen müssen komb<strong>in</strong>iertwerden. Der UV-Index kann unterwww.uv-<strong>in</strong>dex.at abgerufen werden. DieSchattenregel gibt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher WeiseAuskunft über die UV-Belastung. Nachdieser Regel s<strong>in</strong>d Schutzmaßnahmen jedenfallsdann anzuwenden, wenn <strong>der</strong> eigeneSchatten kürzer als die Körpergrößeist (also die Sonne mehr als 45° über demHorizont steht). Sie gilt zu allen TagesundJahreszeiten.Wichtig ist, dass man sich <strong>der</strong> Tatsachebewusst ist, dass die UV-Belastung zunächstnicht zu spüren ist und Schädenerst später erkennbar werden. Darum istes wichtig, sich bereits vor <strong>der</strong> Expositionzu schützen.Sonnenschutz am Arbeitsplatz beg<strong>in</strong>ntdamit, nach Möglichkeit im Schatten zuarbeiten o<strong>der</strong> für Schatten zu sorgen (z. B.mit e<strong>in</strong>em Sonnensegel), setzt sich fortmit <strong>der</strong> Verlegung <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>in</strong> dieMorgen- und Abendstunden (z. B. durche<strong>in</strong>e verlängerte Mittagspause) und gehtbis zum persönlichen Schutz jedes Arbeitnehmers.UV-dichte Kleidung, zu erkennenam UPF (= ultraviolet protectionfactor), schützt nicht nur verlässlich vorallen Arten von UV-Strahlung, son<strong>der</strong>nkann vor allem <strong>in</strong> hellen Farben auch e<strong>in</strong>Hitzeschutz se<strong>in</strong>. Firmen können die Kleidunggleichzeitig für ihre Unternehmens -identität (Corporate identity) verwenden.Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit verdient –aufgrund se<strong>in</strong>er Exponiertheit – <strong>der</strong> Nacken.E<strong>in</strong>e Kappe mit Nackenschutz o<strong>der</strong>e<strong>in</strong> Tuch für den Schutzhelm, wie es dieAUVA entwickeln ließ und propagiert,schützt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit UV-dichterKleidung dauerhaft. Meist bleiben nurnoch die Hände und das Gesicht zumE<strong>in</strong>cremen mit Sonnenschutzcremeübrig. Bei <strong>der</strong> Wahl des richtigen persönlichenLichtschutzfaktors hilft die AUVA-Sonnenuhr (siehe Abb. 1).Für die Augen gibt es Sonnenschutzbrillen<strong>der</strong> unterschiedlichsten Preisklassen,die die UV-Strahlung zur Gänze absorbierenund das Auge allseitig vor <strong>der</strong> E<strong>in</strong>strahlungabschirmen sollen. Neben dem CE-Kennzeichen sollte e<strong>in</strong>e gute Schutzbrillemit <strong>der</strong> Aufschrift „100 % UV-Schutz“ gekennzeichnetse<strong>in</strong>. An<strong>der</strong>e Bezeichnungens<strong>in</strong>d Handelsbezeichnungen. E<strong>in</strong> Nachweis<strong>der</strong> Wirksamkeit kann hier nur mit e<strong>in</strong>emMessgerät erbracht werden.Sonnenschutz – Wie geht es richtig?• Nie länger als unbed<strong>in</strong>gt notwendig<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sonne bleiben und die Mit -tags sonne meiden, d. h. wenn möglichflexible Arbeitszeit nützen• Den Arbeitsbereich beschatten (Sonnensegelo<strong>der</strong> -schirm)• Möglichst viel Haut bedecken – wennmöglich mit UV-dichter Kleidung,Kopfbedeckung und Nackenschutz• Unbedeckte Körperregionen rechtzeitigmit Sonnenschutzmittel mit ausreichendhohem Lichtschutzfaktor(bei <strong>der</strong> Auswahl hilft die AUVA-Sonnenuhr)e<strong>in</strong>cremen, beson<strong>der</strong>s exponierteStellen wie Nasenrücken, Stirn,Ohren, Nacken und Lippen beson -<strong>der</strong>s beachten• Bei Schwitzen auf das Nachcremennicht vergessen• Sonnenschutzbrille mit ausreichendemUV-Filter tragen• Reichlich Wasser tr<strong>in</strong>ken24


Effektiver UV-SchutzDie AUVA wird auch heuer wie<strong>der</strong>, wieschon <strong>in</strong> den Jahren 2007 und 2008, denSonnen schutz am Arbeitsplatz zum Themamachen (Abb. 2). Wichtig ist dabei,dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmerpraxistaugliche, angenehme und preiswerteSchutzmaßnahmen aufzuzeigen.Diese Schutzmaßnahmen können im Fallevon UV <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Art und Weise mite<strong>in</strong>er Corporate Identity versehen werden.UV-Schutz ist e<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> die Gesundheitund Zukunft <strong>der</strong> Arbeitnehmer.Weitere Informationen zum Thema UV-Strahlung – ob „outdoor“ o<strong>der</strong> „<strong>in</strong>door“ –erhalten Sie auf <strong>der</strong> AUVA-Homepage unterwww.auva.at/merkblaetter.Abb. 2: Poster zurUV-Kampagne <strong>der</strong> AUVA25


Veranstaltungen <strong>der</strong> AUVAForum Prävention 2009 <strong>in</strong> WienDas diesjährige Forum Prävention, Österreichsgrößte Fortbildungsveranstaltungfür Präventivfachkräfte, f<strong>in</strong>det vom15. bis 18. Juni im KongresszentrumHofburg <strong>in</strong> Wien statt. Schwerpunkt -themen <strong>der</strong> Plenarsitzung s<strong>in</strong>d• Sicherheit und Gesundheit als Unternehmenskultur,• Arbeit und Alter sowie• die Tätigkeit <strong>der</strong> Sicherheitsfachkräfte.Unter an<strong>der</strong>em werden die Schwerpunktthemen<strong>in</strong> den Tagungen <strong>der</strong> Arbeitsgruppen„Bau“, „Chemische Industrieund Papier<strong>in</strong>dustrie“, „Erdöl- und Erdgasbergbau“,„Krankenanstalten“, „Me tallund Elektro“, „Verkehr und Transport“sowie „Ergonomie“ vertieft. Beson<strong>der</strong>szu erwähnen s<strong>in</strong>d die Son<strong>der</strong>tagung „Arbeitsmediz<strong>in</strong>“und die Son<strong>der</strong>tagung anlässlichdes 60-Jahr-Jubiläums <strong>der</strong> <strong>Österreichische</strong>nStaub(Silikose-)Bekämpfungsstelle. Weiters gibt’s noch den <strong>in</strong>ternationalenWorkshop „Schlüssel zum Erfolg für Sicherheit und Gesundheit <strong>in</strong> KMU“.Mehrere Workshops, e<strong>in</strong> AUVA-Infocenter und Mediencorner sowie die Ausstellung„Arbeitssicherheit aktuell“ runden das fachliche Angebot des Forums Prävention 2009ab. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.auva.at/forumpraevention.Informationsveranstaltung„Raumpflege mit Hautpflege“Datum: 28. Mai 2009Veranstaltungsort: Tech Gate Vienna,Donau-City-Straße 1, 1220 WienTeilnahmebeitrag: € 70,–Infos: www.auva.at/veranstaltungenAnmeldung: hsp@auva.at26


DIE ZENTRAL-ARBEITSINSPEKTIONINFORMIERTDer Bereich Arbeit wie<strong>der</strong> im Bundesm<strong>in</strong>isterium für SozialesElsbeth HuberAbt. Arbeitsmediz<strong>in</strong> &ArbeitshygieneSektion VII – Arbeitsrechtund Zentral-Arbeits<strong>in</strong>spektoratBundesm<strong>in</strong>isteriumfür Arbeit, Sozialesund KonsumentenschutzFe<strong>der</strong>al M<strong>in</strong>istry ofLabour, Social Affairsand ConsumerProtectionA-1040 Wien,Favoritenstrasse 7Tel.: +43 (01)71100-6381Fax.: +43 (01)7110093-6381E-Mail: elsbeth.huber@bmask.gv.athttp://www.arbeits<strong>in</strong>spektion.gv.athttp://www.bmask.gv.athttp://osha.eu.<strong>in</strong>tMit Inkrafttreten <strong>der</strong> Bundesm<strong>in</strong>isterien -gesetz-Novelle 2009 wurden die BereicheArbeit und Soziales nach neuen Jahren <strong>in</strong>getrennten Ressorts wie<strong>der</strong> im Bundesm<strong>in</strong>isteriumfür Soziales zusammengeführt.Die Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeits<strong>in</strong>spektoratsowie die Sektion Arbeitsmarkthaben nun sowohl e<strong>in</strong>e neue CI alsauch e<strong>in</strong>e neue Adresse, nämlich dasBundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Sozialesund Konsumentenschutz (BMASK), SektionVI, Arbeitsmarkt und Sektion VII, Arbeitsrechtund Zentral-Arbeits<strong>in</strong>spektorat.Weitere Informationen:http://www.bmask.gv.atDie Webseite <strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektion nach wie vor e<strong>in</strong> großer Erfolg –www.arbeits<strong>in</strong>spektion.gv.at<strong>Österreichische</strong>r Aktionsplan NanotechnologieWie bereits an dieser Stelle angekündigt,haben mit Jahresbeg<strong>in</strong>n 2009 die Arbeitenan <strong>der</strong> Erstellung des <strong>Österreichische</strong>nAktionsplans Nanotechnologie begonnen.Mehrere Bundesm<strong>in</strong>isterien, u. a.BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz,sowie zahlreiche relevante österreichischeNGOs s<strong>in</strong>d daran beteiligt.Fachlich wird <strong>der</strong> Aktionsplan von vierArbeitsgruppen entwickelt, die folgendeThemen abdecken:• Gesundheit <strong>in</strong>kl. ArbeitnehmerInnenschutz,• Innovation, Forschung und Wissenschaft,• Umwelt,• Wirtschaft.Die Arbeitsgruppe Gesundheit <strong>in</strong>kl. ArbeitnehmerInnenschutzwird vom BM fürArbeit, Soziales und Konsumentenschutz,Die Website <strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektion ist seit15. Jänner 2005 onl<strong>in</strong>e und erfreut sichimmer größerer Beliebtheit. Erfreulicherweisehaben die Zugriffe auf die Webseite<strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektion im Jahr 2008weiterh<strong>in</strong> zugenommen und auch die aktuellenInformationen zur Arbeitsschutzstrategie2007–2012 und sonstigen Informationengarantieren anhaltendes Interesse(http://www.arbeits<strong>in</strong>spektion.gv.at/AI/Arbeitsschutz/strategie/default.htm)Besuche 2005 2006 2007 2008Summe 156.323 316.124 462.357 607.738Abteilung Arbeitsmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kooperationmit dem BM für Gesundheit geleitet.Im Rahmen des Aktionsplans sollen diebereits erfolgten Aktivitäten im Bereich Nanotechnologien<strong>in</strong> Österreich transparentdargestellt, Chancen <strong>in</strong>/für Österreich beleuchtet,Risiken für Mensch und/o<strong>der</strong>Umwelt und vorhandene Wissenslücken,z. B. im Bereich <strong>der</strong> Risikobewertung, aufgedecktwerden. Darauf aufbauend sollenösterreichischer Handlungsbedarf undkonkrete Maßnahmen formuliert werden.So könnten z. B. Empfehlungen für österreichischeForschungsprojekte, För<strong>der</strong>programmeo<strong>der</strong> Maßnahmen zur Schließungvon Wissenslücken Resultate des Aktionsplansse<strong>in</strong>.Die fachlichen Arbeiten an diesem Aktionsplansowie <strong>der</strong> darauf folgende politischeEntscheidungsprozess sollen bisEnde 2009 abgeschlossen se<strong>in</strong>.27


Europäische Chemikalienagentur – Liste beson<strong>der</strong>s besorgnis -erregen<strong>der</strong> StoffeVon österreichischerSeite wurden bisherzwei Stoffe alsbeson<strong>der</strong>s besorgnis -erregend e<strong>in</strong>gestuftDie Europäische Chemikalienagentur(ECHA) veröffentlicht alle Informationenim Zusammenhang mit <strong>der</strong> REACH-Verordnung,u. a. auch e<strong>in</strong>e Liste von beson -<strong>der</strong>s besorgniserregenden Stoffen. SolcheStoffe s<strong>in</strong>d gemäß Artikel 57 REACHVOz. B. e<strong>in</strong>deutig krebserregende o<strong>der</strong> PBT-(persistente, bioakkumulier bare, toxische)Stoffe. Für diese Stoffe sieht die REACHVOe<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e, auf Substitution abzielendeRegelung vor, die „Zulassung“.Mitgliedstaaten können Stoffe, die sieals beson<strong>der</strong>s besorgniserregend ansehen,als „Kandidaten“ bei <strong>der</strong> ECHA e<strong>in</strong>reichen.Die ECHA stellt Stoffe, die dieobligate Begutachtung passiert haben,dann <strong>in</strong> die „Kandidatenliste“ e<strong>in</strong>. Bereitsfür „Kandidatenstoffe“ gelten eigene Informationsweitergabeverpflichtungen(Artikel33 REACHVO).Nach Priorität gereiht, kommen Kandidatenstoffeschließlich <strong>in</strong> den Annex XIVREACHVO und Zulassungsbed<strong>in</strong>gungenwerden festgelegt.Zwei beson<strong>der</strong>s besorgniserregendeStoffe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kandidatenliste wurden vonÖsterreich e<strong>in</strong>gebracht: Benzylbutyphthalat(Reproduktionstoxizität) und Bis(tributylz<strong>in</strong>n)oxid(PBT-Eigenschaften).Aktuelle Kandidatenliste:http://echa.europa.eu/chem_data/candiidate_list_en.asp.Annex XIV: hDie Europäische Kampagne zur Gefährdungsbeurteilung 2008–2009„Gesunde Arbeitsplätze – e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für alle“Die Kampagne richtetsich an Hochrisikobranchenund an kle<strong>in</strong>eund mittlereUnternehmenPrävention hängt mit<strong>der</strong> GefährdungsbeurteilungzusammenDie Europäische Agentur für Sicherheitund Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz(EU-OSHA) hat e<strong>in</strong>e europaweite Informationskampagnefür Gefährdungsbeurteilungentwickelt. Die Kampagne richtetsich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an Hochrisikobranchenund an kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen(KMU).Die Gefährdungsbeurteilung ist <strong>der</strong> Eckpfeilerdes europäischen Konzepts für Sicherheitund Gesundheitsschutz bei <strong>der</strong>Arbeit. Dafür gibt es gute Gründe. Wird<strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung– <strong>der</strong> Ausgangspunkt des Risikomanagementkonzepts– nicht gut o<strong>der</strong> überhauptnicht durchgeführt, s<strong>in</strong>d aller Voraussichtnach auch ke<strong>in</strong>e geeigneten Präventionsmaßnahmenvorhanden.Kontext• 2004 wurde e<strong>in</strong>e Mitteilung <strong>der</strong> Euro -päischen Kommission über die praktischeDurchführung <strong>der</strong> Rahmenricht -l<strong>in</strong>ie 89/391 und ihrer ersten fünfE<strong>in</strong>zelrichtl<strong>in</strong>ien herausgegeben. DasDokument unterstrich die Notwendigkeite<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Verbreitung <strong>der</strong>Gefährdungsbeurteilung. Außerdem betontees die Notwendigkeit, die Durchführungund Qualität <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilungzu verbessern.• Gefährdungsbeurteilung, Dokumentationund Überwachung s<strong>in</strong>d nicht allgeme<strong>in</strong>verbreitet, auch nicht <strong>in</strong> den Mitgliedstaatenmit e<strong>in</strong>er auf Präventionausgerichteten Tradition.• Gefährdungsbeurteilung wird oft alse<strong>in</strong>malige Maßnahme betrachtet undnicht zur Regel gemacht.• Risiken werden nicht <strong>in</strong> ihrer Gesamtheitanalysiert und beurteilt. Dies führtdazu, dass zwar E<strong>in</strong>zelmaßnahmendurchgeführt werden, aber e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierterAnsatz zur Analyse <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungenam Arbeitsplatz fehlt.• Bei <strong>der</strong> Durchführung oberflächlicherGefährdungsbeurteilungen liegt <strong>der</strong>Schwerpunkt auf offensichtlichen undunmittelbaren Risiken; Langzeitwirkungen,wie sie z. B. durch chemische Stoffeverursacht werden, werden vernachlässigt.• Psychosoziale Risiken und Faktoren <strong>der</strong>Arbeitsorganisation werden bei <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilungnur selten be rück -sichtigt. Die Effizienz <strong>der</strong> ergriffenenMaßnahmen wird von den ArbeitgeberInnennicht ausreichend überwacht.28


Gefährdungsbeurteilungist ke<strong>in</strong>Ziel an sichNetzwerkbasierteKampagnenführungKe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>maligeAngelegenheitZiele <strong>der</strong> KampagneGefährdungsbeurteilung kann – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>efür kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen– e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung darstellen,das muss aber nicht so se<strong>in</strong>.Durch die Kampagne zur Gefährdungsbeurteilungsoll Folgendes erreicht werden:• Sensibilisierung für die rechtliche Verantwortungsowie die Bedeutung undpraktische Notwendigkeit <strong>der</strong> Bewertungvon Risiken am Arbeitsplatz. Gefährdungsbeurteilungist ke<strong>in</strong> Ziel ansich, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> wirksames Instrumentzur Ermittlung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichenPräventionsmaßnahmen;• Entmystifizierung des Verfahrens, umvor allem den KMU zu zeigen, dass Gefährdungsbeurteilungnicht unbed<strong>in</strong>gtkompliziert, bürokratisch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Aufgabenur für ExpertInnen ist;• För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es fünfschrittigen Ansatzeszur Gefährdungsbeurteilung;• Ermutigung <strong>der</strong> Unternehmen dazu,dass sie ihre Gefährdungsbeurteilung<strong>in</strong>tern durchführen, sofern sie am Arbeitsplatzüber entsprechend qualifizierteMitarbeiterInnen verfügen;• Herausstellung <strong>der</strong> Tatsache, dass dieGefährdungsbeurteilung e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicherProzess und nicht nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>maligeVerpflichtung ist;• Unterstreichung <strong>der</strong> Tatsache, dassQua lität zählt (und dass es wichtig ist,die Gefährdungsbeurteilung zu do ku -mentieren, zu kontrollieren und zuüberprüfen);• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> partizipatorischen Gefährdungsbeurteilung,d. h. <strong>der</strong> Beteiligungaller MitarbeiterInnen am Arbeitsplatz an<strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Risiken, und• För<strong>der</strong>ung guter praktischer Lösungen,die übertragbar s<strong>in</strong>d und dazu beitragen,das Verfahren zu vere<strong>in</strong>fachen.Letztendlich geht es natürlich um e<strong>in</strong>enBeitrag dazu, dass die Zahl <strong>der</strong> Menschen,die aufgrund ihrer Arbeit Verletzungeno<strong>der</strong> gesundheitliche Schäden erleiden,jetzt und <strong>in</strong> Zukunft ger<strong>in</strong>ger wird.Strategie <strong>der</strong> KampagneBeg<strong>in</strong>nend mit <strong>der</strong> Kampagne zur Gefährdungsbeurteilung(2008–2009) gehtEU-OSHA erstmals zu e<strong>in</strong>em zweijährigenKampagnenzyklus über. Dies solle<strong>in</strong>er wirksameren Umsetzung <strong>der</strong> Kampagnenim H<strong>in</strong>blick auf die Verwirklichung<strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsstrategiefür Gesundheit und Sicherheit amArbeitsplatz 2007–2012 dienen.Mit <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> EuropäischenWoche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em auf zwei Jahre verlängertenZeitraum bleibt mehr Zeit fürdie Vorbereitung und für Folgemaßnahmen,für die Planung <strong>der</strong> Kampagnenstrategieund für die Vergabe von Aufträgenfür neues Kampagnenmaterial und dessenÜbersetzung, Herstellung und Ver -teilung. Der Erfolg <strong>der</strong> Kampagne hängtvon <strong>der</strong> aktiven Unterstützung und Zusammenarbeite<strong>in</strong>es breiten Spektrumsan AkteurInnen und KampagnenpartnerInnenab, dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschlossen die EU-OSHA-Focalpo<strong>in</strong>ts, d. h. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die<strong>in</strong> den verschiedenen Mitgliedstaaten fürGesundheit und Sicherheit zuständigennationalen Behörden. Daher hat das neueModell e<strong>in</strong>en stärkeren Schwerpunkt aufe<strong>in</strong>er netzwerkbasierten Kampagnenführung.Damit bleibt auch mehr Zeit für Folgemaßnahmen,d. h. <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für dieFör<strong>der</strong>ung guter praktischer Lösungenund den Aufbau von Partnerschaften.Ferner soll die Kampagne e<strong>in</strong> breitesSpektrum von Unternehmen und Organisationendazu veranlassen, dass sie ihrenZulieferern, Subunternehmen und NachbarInnendie zentralen Aussagen <strong>der</strong>Kampagne vermitteln und sie zur Teilnahmeermutigen. Große Unternehmen habene<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Interesse daran, diekle<strong>in</strong>eren Unternehmen <strong>in</strong> ihrer Zuliefererkettezu unterstützen und mit ihnenzusammenzuarbeiten, um Erfahrungenund Fachkenntnisse auszutauschen.Die Kampagne hat die Unterstützung<strong>der</strong> EU-Ratspräsidentschaften <strong>der</strong> TschechischenRepublik und Schwedens 2009,des Europäischen Parlaments, <strong>der</strong> EuropäischenKommission und <strong>der</strong> europäischenSozialpartner.Term<strong>in</strong>kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> KampagneDie Kampagne läuft über die Jahre 2008und 2009; <strong>in</strong> ihrem Verlauf wird heuernoch e<strong>in</strong>e Europäische Woche für Sicherheitund Gesundheitsschutz (19.–25. Oktober2009) veranstaltet, und <strong>der</strong> Höhe-29


Fol<strong>der</strong> zum E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s<strong>der</strong> Arbeitsplatzevaluierungpunkt wird im November 2009 e<strong>in</strong> Gipfelzum Thema Gefährdungsbeurteilungse<strong>in</strong>.Das Zentral-Arbeits<strong>in</strong>spektorat hat <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit <strong>der</strong> AUVA, <strong>der</strong> WKÖ,<strong>der</strong> AKÖ, dem TÜV Austria, <strong>der</strong> <strong>Österreichische</strong>nÄrztekammer, dem VÖSI sowie<strong>der</strong> Verkehrsarbeits<strong>in</strong>spektion und <strong>der</strong>Land- und Forstwirtschafts<strong>in</strong>spektion imRahmen <strong>der</strong> Arbeitsschutzstrategie undzur Unterstützung <strong>der</strong> EU-Kampagne denFol<strong>der</strong> „Das kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s <strong>der</strong> ArbeitsplatzEvaluierung – Grundlagen <strong>der</strong>Gefährdungsbeurteilung – e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n füralle“ fertig gestellt, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Webseite<strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektion heruntergeladenwerden kann. http://www.arbeits<strong>in</strong>spektion.gv.at/AI/Arbeitsschutz/strategie/default.htmDie Arbeits<strong>in</strong>spektion berücksichtigt geschlechtsspezifischeWirkungen von Arbeitsschutzmaßnahmen und bezieht diese<strong>in</strong> ihre Tätigkeit mit e<strong>in</strong>Projekte <strong>der</strong> österreichischenArbeitsschutzstrategie2007–2012 undBeiträge <strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektionzu den„EuropäischenWochen“Webportal zugeschlechtsspezifischenFragen<strong>in</strong> <strong>der</strong> ArbeitsweltDie Arbeits<strong>in</strong>spektion trägt durch die verstärkteBerücksichtigung <strong>der</strong> Gen<strong>der</strong>perspektive<strong>in</strong> ihrer Beratungs- und Kontrolltätigkeitzur Erfüllung ihres gesetzlichenAuftrags, auf die Weiterentwicklung desArbeitsschutzes zu achten, auch unterGen<strong>der</strong>aspekten bei (Arbeits<strong>in</strong>spektionsgesetz– § 3 ArbIG).Good-Practice-Beispiele für Gen<strong>der</strong>Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g im Sicherheits- und Gesundheitsschutzam Arbeitsplatz s<strong>in</strong>dz. B.• die Bestellung von Frauen und vonMännern zu Sicherheitsvertrauenspersonen,Präventivfachkräften o<strong>der</strong> ErsthelferInnen,• die Beteiligung von Männern und vonFrauen <strong>in</strong> Arbeitsschutzfragen,• die systematische E<strong>in</strong>beziehung vonGen<strong>der</strong>fragen <strong>in</strong> die Gefährdungsbeurteilungam Arbeitsplatz,• <strong>in</strong> Maßnahmen <strong>der</strong> betrieblichen Gesundheitsför<strong>der</strong>ungund• <strong>in</strong> die betriebliche Arbeitsschutzorganisation.Die Europäische Agentur für Sicherheitund Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz(OSHA) hat ebenfalls e<strong>in</strong> Webportal zugeschlechtsspezifischen Fragen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelte<strong>in</strong>gerichtet, mit weiteren Informationenzur Berücksichtigung von Gen<strong>der</strong>aspektenim Arbeitsschutz, z. B.• geschlechtsspezifische Fragen bei Sicherheitund Gesundheitsschutz: Gen<strong>der</strong>FACTS-42• Berücksichtigung des Geschlechteraspektsbei <strong>der</strong> Risikoanalyse: Gen<strong>der</strong>FACTS-43In Publikationen <strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektionzum Sicherheits- und Gesundheitsschutzam Arbeitsplatz werden Gen<strong>der</strong>fragenthemenbezogen <strong>in</strong>tegriert, z. B.• Leitfaden für stationäre Altenpflege –schwere Arbeit leicht gemacht• Ö-SGMS – <strong>Österreichische</strong>r Leitfadenfür Sicherheits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme• Alter(n)sgerechte ArbeitsgestaltungAuch <strong>in</strong> Projekten <strong>der</strong> österreichischenArbeitsschutzstrategie 2007–2012 und <strong>in</strong>Beiträgen <strong>der</strong> Arbeits<strong>in</strong>spektion zu den„Europäischen Wochen“ werden Gen<strong>der</strong>aspekteim Arbeitsschutz berücksichtigt –z. B. Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g und Muskelskeletterkrankungen,Gen<strong>der</strong>aspekte Orchestermusik/KODEXzur Lärmreduktionim Musik- und Unterhaltungssektor.Weitergehende Informationen:http://www.arbeits<strong>in</strong>spektion.gv.at/AI/Arbeitsschutz/gen<strong>der</strong>/default.htm30


AUS DEN ARBEITSMEDIZINISCHENAMBULANZEN DER MEDIZINISCHENUNIVERSITÄT WIENStellenwert <strong>der</strong> Analyse des Atemkondensats (Exhaled breathcondensate) bei COPD und berufsbed<strong>in</strong>gten LungenerkrankungenPetra Pühr<strong>in</strong>gerDie Methode istnicht<strong>in</strong>vasiv, leichtwie<strong>der</strong>holbar, und wirdvon den Patienten guttoleriertBisher ist noch ke<strong>in</strong>Biomarker für denE<strong>in</strong>satz von EBC <strong>in</strong> <strong>der</strong>Rout<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichendevaluiertInflammationsmarker<strong>in</strong> <strong>der</strong> AusatemluftAbb. 1: Studienteilnehmer bei<strong>der</strong> EBC-UntersuchungDie Lunge repräsentiert die erste E<strong>in</strong>trittspfortefür viele umwelt- und berufsbed<strong>in</strong>gteSchadstoffe. Chronische Expositiongegenüber chemisch-irritativen o<strong>der</strong>immunologisch wirksamen Substanzenkann zu schweren respiratorischen Erkrankungenführen [1]. Oxidativer Stressund Entzündungsprozesse spielen e<strong>in</strong>ewichtige Rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathophysiologiechronischer Lungenerkrankungen, wiezum Beispiel bei COPD und Asthma. Füre<strong>in</strong>e adäquate Abklärung entzündlicherProzesse im Respirationstrakt können nebene<strong>in</strong>er genauen Anamnese und Spirometrieauch <strong>in</strong>vasive Untersuchungen wieBronchoskopie notwendig se<strong>in</strong>.Vorstellung <strong>der</strong> Methode „Exhaledbreath condensate“ (EBC)In den letzten Jahren richtete sich <strong>der</strong> Fokus<strong>der</strong> Diagnostik entzündlicher Atemwegserkrankungenimmer mehr auf Inflammationsmarker<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausatemluft,welche aus e<strong>in</strong>em gasförmigen Anteil besteht(enthält flüchtige Substanzen wiez. B. Stickstoffoxid, Kohlenmonoxid) unde<strong>in</strong>em liquiden Anteil (Atemkondensat,enthält Aerosolpartikel mit nichtflüchtigenSubstanzen, wie zum Beispiel Wasserstoffperoxid,Isoprostane, Leukotriene, Cytok<strong>in</strong>e)[2]. Diese Technik, die als „Exhaled breathcondensate“ (EBC) bezeichnet wird,hat den Vorteil, dass sie e<strong>in</strong>e nicht<strong>in</strong>vasiveMethode ist, leicht wie<strong>der</strong>holt werdenkann und von den Patienten sehr gut toleriertwird. EBC wird durch Kühlung <strong>der</strong>Ausatemluft auf –20° C gewonnen und erlaubtdie Analyse verschiedenster Biomarkerfür Inflammationsprozesse und oxidativenStress. Genaue Guidel<strong>in</strong>es wurdenvon <strong>der</strong> European Respiratory Society TaskForce im Jahr 2005 veröffentlicht [3]. In denletzten 10 Jahren wurde die Analyse vonEBC immer häufiger herangezogen, umpathologische Vorgänge des Respirations -traktes <strong>in</strong> verschieden Studiensett<strong>in</strong>gs zuuntersuchen, doch trotz vielversprechen<strong>der</strong>Ergebnisse ist bisher ke<strong>in</strong> Biomarkerausreichend für die kl<strong>in</strong>ische Rout<strong>in</strong>e validiert.Dies ist e<strong>in</strong>erseits durch die komplexeZusammensetzung des Atemkondensatszu erklären, an<strong>der</strong>erseits durch dielimitierte Anzahl von Validierungsstudien[3]. Aufgrund des nicht<strong>in</strong>vasiven Charakters<strong>der</strong> EBC-Untersuchung und <strong>der</strong>Möglichkeit, mit biologischen Parameternfrühe Stadien <strong>in</strong>flammatorischer respiratorischerErkrankungen zu erkennen, könntediese Methode e<strong>in</strong>e wichtige Funktion imScreen<strong>in</strong>g beruflich exponierter Personenübernehmen.EBC-Untersuchungen bei arbeitsplatzbezogenerSchadstoffbelastungDie Zahl <strong>der</strong> Publikationen, <strong>in</strong> denen dieBedeutung spezifischer Biomarker imAtemkondensat für die Diagnose respiratorischerErkrankungen hervorgehoben wird,stieg <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig. Vor allemfür pH-Wert, Wasserstoffperoxid, Isopro s -tane, Leukotriene, Zytok<strong>in</strong>e und Stickstoffoxid gibt es viele Studien, die Effekte<strong>in</strong> unterschiedlich exponierten Untersuchungskollektivenzeigen. Signifikant höhe-31


Parameter für diechronische AtemwegsentzündungBis zu 15 % allerCOPD-Erkrankungenhaben arbeitsplatzbezogeneUrsachenProjekt zur systematischenAnalyse desAtemkondensatesre Werte von Stickstoffoxid und erhöhteWerte von Leukotrien B 4(LTB 4) sowie 8-Iso -prostan wurden bei Patienten mit Asbes -tose im Vergleich zu gesunden Personengemessen, und erhöhte 8-Isoprostan-Wertewurden bei Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheitmit Asbest exponiert waren, festgestellt[4, 5]. Bei gesunden Nichtrauchernwurden nach Exposition gegenüber Schwe<strong>in</strong>estall-Stauberhöhte NO-Werte gemessen,e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Studiengruppe zeigte nachchronischer Getreidestaubexposition erhöhtepH- und Ammoniumwerte im Atemkondensat.Bei akuter Belastung durch Getreidestaubwurden erhöhte 8-Isoprostan-Werte beobachtet [6, 7]. Die Untersuchungvon Effekten von Schweißrauch auf Biomarkerim Atemkondensat ergab grenz -wertig signifikant erhöhte pH-Werte bei exponiertenPersonen nach <strong>der</strong> Arbeit imVergleich zu Messungen vor <strong>der</strong> Arbeit [8].EBC und COPDCOPD ist e<strong>in</strong>e obstruktive Lungenerkrankung,die durch e<strong>in</strong>e nicht vollständig reversibleAtemflussbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und chronischeBronchitis charakterisiert ist. Diegerauchten pack/years s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> entscheidenden<strong>der</strong>Risikofaktor für die Entwicklunge<strong>in</strong>er COPD, die rezente Literatur weist jedochdarauf h<strong>in</strong>, dass bis zu 15 % allerCOPD-Erkrankungen arbeitsplatzbezogeneUrsachen haben können. Das höchste Risikofür die Entwicklung e<strong>in</strong>er chronisch obstruktivenLungenerkrankung haben Arbeiter<strong>in</strong> Kohlebergwerken, Tunnelarbeiter undArbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gieß- und Beton<strong>in</strong>dustrie[9]. Aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass <strong>in</strong>halierteArbeitsstoffe lokal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lunge schädigendwirken können, ersche<strong>in</strong>t die Untersuchungdes Atemkondensates hilfreich,um frühe Entzündungssprozesse an <strong>der</strong>Bronchialschleimhaut zu erkennen. DerGroßteil <strong>der</strong> bisher durchgeführten Studienkonzentrierte sich auf die Bestimmung vonInflammationsparametern (Interleuk<strong>in</strong>e,Leukotriene, TNFalpha, Prostagland<strong>in</strong>e),Mediatoren für oxidativen Stress (H 2O 2,8-Isoprostan) und für Azidifikation <strong>der</strong>Atemwege (pH).InflammationsparameterDa die chronische Atemwegsentzündunge<strong>in</strong> Charakteristikum <strong>der</strong> COPD darstellt,s<strong>in</strong>d Biomarker nützlich, die mit entzündlichenProzessen assoziiert s<strong>in</strong>d. SogenannteEicosanoide, zu denen Prostagland<strong>in</strong>eund Leukotriene gehören, werdenaus Arachidonsäure gebildet. PGE 2wirddurch Entzündungsmediatoren <strong>in</strong>duziertund ist am Entzündungsschmerz sowiean <strong>der</strong> Fieberentstehung beteiligt, LTB 4-Rezeptoren f<strong>in</strong>den sich vor allem im lympathischenGewebe und weisen auf e<strong>in</strong>eimmunmodulatorische Rolle h<strong>in</strong>. In unterschiedlichenStudien konnten erhöhteWerte von LTB 4, PGE 2und Zytok<strong>in</strong>en (hierzuzählen unter an<strong>der</strong>en die Interleuk<strong>in</strong>e,Interferone und Tumornekrosefaktoren)im Atemkondensat von COPD-Patientenim Vergleich zu gesunden Kontrollpersonenfestgestellt werden [10–14].Parameter für oxidativen StressExogene Faktoren (z. B. Rauchen) und en -dogene Faktoren (aktivierte Entzündungszellen)für reaktive Sauerstoffspezies(ROS), s<strong>in</strong>d potentielle Quellen für oxidativenStress im Respirationstrakt. Oxidationvon Arachidonsäure führt zur Bildung vonIsoprostanen, welche dann weiter die Entzündungskaskadevorantreiben. Bei <strong>der</strong>Untersuchung von Wasserstoffperoxid(H 2O 2) und 8-Isoprostan im Atemkondensatkonnten signifikant höhere Werte beiCOPD-Patienten im Vergleich zu gesundenKontrollpersonen nachgewiesen werden;vor allem Exazerbationen e<strong>in</strong>er COPDkonnten mit erhöhten Wasserstoffperoxid-Levels assoziiert werden [16–19]Tabelle 1 zeigt im H<strong>in</strong>blick auf die rezenteLiteratur, welche Parameter imAtemkondensat signifikante Unterschiedeaufweisen.Pilotprojekt an den Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischenAmbulanzenIn Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> AUVA und <strong>der</strong>Kl<strong>in</strong>ischen Abteilung für Pulmologie an <strong>der</strong>Mediz<strong>in</strong>ischen Universität Wien wird anden Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischen Ambulanzene<strong>in</strong>e Untersuchung durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong>erstmals bei e<strong>in</strong>em großen Probandenkollektive<strong>in</strong>e systematische Analyse desAtemkondensates vorgenommen wird.Das Kollektiv setzt sich aus Probandenmit jahrelanger berufsbed<strong>in</strong>gter Fe<strong>in</strong> -32


Tab. 1Biomarker im Atemkondensat Verän<strong>der</strong>ung bei COPD ReferenzInterleuk<strong>in</strong>e 1, IL-6, IL-8, IL-10, IL-12 · bei Exazerbationen [10]*PGE 2· bei stabiler COPD [11]**IL-6 · bei stabiler COPD [12]**TNF-alpha · bei Exazerbationen [10]**, [13]*· bei stabiler COPD [14]*, [12]**Leukotrien B 4· bei Exazerbationen· bei stabiler COPD[11]**, [13]*pH ‚ bei stabiler COPD [15]**, [12]**H 2O 2· bei stabiler COPD [16]*, [17]*, [18]**· bei Exazerbationen [16]**8-Isoprostan · bei stabiler COPD [19]**, [18]*** p< 0.05 ** p< 0.01Sensitive und gutreproduzierbareDetektion vonLeukotrien B4Erhöhte LTB4-Wertebei COPD-Patientenstaub belastung zusammen, die bereits anCOPD <strong>in</strong> unterschiedlichen Stadien erkrankts<strong>in</strong>d. Untersucht werden 100Schweißer und Fernfahrer, die über e<strong>in</strong>enZeitraum von drei Jahren e<strong>in</strong>mal jährlichvisitiert werden und bei diesem Kontrollterm<strong>in</strong>neben <strong>der</strong> Atemkondensatmessungverschiedene Untersuchungen erhalten(Spirometrie, Bronchoskopie,Blutuntersuchung etc.).Die Sammlung des „exhaled breathcondensate“ erfolgt über 15 M<strong>in</strong>utenmittels EcoScreen (EcoScreen, Jaeger,Hoechberg, Germany) und liefert pro Probandca. 2 ml Kondensat. Die Bestimmungvon pH und H 2O 2wird sofort nach<strong>der</strong> Abnahme aufgrund <strong>der</strong> Instabilitätdieser Parameter durchgeführt, ansons -ten werden die Proben auf –80° C tiefgefroren.Weitere Parameter (Leukotriene,Prostagland<strong>in</strong>e, Zytok<strong>in</strong>e) werden mittelsEnzyme L<strong>in</strong>ked Immunosorbent Assay(ELISA) und Multiplex Bead Array (Lum<strong>in</strong>ex)gemessen.Ergebnisse aus VorstudienUm die Methodik zu etablieren, wurde <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Pilotuntersuchung auf den Arbeitsmediz<strong>in</strong>ischenAmbulanzen bei e<strong>in</strong>emKollektiv von 29 Probanden Atemkondensatgesammelt und analysiert. Als Positivkontrollenwurden 18 Patienten mitCOPD (GOLD Stadium II


Welche Marker s<strong>in</strong>dmit <strong>der</strong> Progressionvon COPD assoziiert?Rechtzeitige Erfassungprogressiver entzündlicherProzesse imRespirationstraktAbb. 3Atemkondensat mit <strong>der</strong> Progression <strong>der</strong>COPD korrelieren. Dies soll die Aussagekraft<strong>der</strong> EBC-Methodik und ihren Stellenwertals Screen<strong>in</strong>gmethode festigen. BisherigeErgebnisse und Daten aus <strong>der</strong>Literatur lassen darauf schließen, dassdie Atemkondensatsammlung <strong>in</strong> ZukunftE<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> den kl<strong>in</strong>ischen Alltag f<strong>in</strong>denkönnte, jedoch noch großer Bedarf anStudien besteht, die die Reproduzierbarkeitund Sensitivität potentieller Biomarkerprüfen. Hier stellt unsere Untersuchunge<strong>in</strong>en starken Ansatz dar, durchdas Screen<strong>in</strong>g von chronisch belastetenArbeitern die Wertigkeit dieser nicht<strong>in</strong>vasivenMetodik e<strong>in</strong>zustufen und möglicheprogressive entzündliche Vorgänge imRespirations trakt vorzeitig zu erkennen.ArbeitsgruppeProjektleiter: Univ.-Prof. Dr. Jasm<strong>in</strong>kaGodnic-CvarPetra Pühr<strong>in</strong>ger, Alexandra Bud<strong>in</strong>sky,Angelika GirardLiteratur1. Hoffmeyer, F., et al., Exhaled breath condensateanalysis: evaluation of a methodological sett<strong>in</strong>gfor epidemiological field studies. J Physiol Pharmacol,2007. 58 Suppl 5(Pt 1): p. 289–98.2. Montuschi, P., Exhaled breath condensate analysis<strong>in</strong> patients with COPD. Cl<strong>in</strong> Chim Acta, 2005.356(1-2): p. 22–34.3. Horvath, I., et al., Exhaled breath condensate:methodological recommendations and unresolvedquestions. Eur Respir J, 2005. 26(3): p. 523–48.4. 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ImpressumMedien<strong>in</strong>haber und Herausgeber:Arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Ambulanzen <strong>der</strong> Med. Universität WienWähr<strong>in</strong>ger Gürtel 18–20, A-1090 WienÖsterr. <strong>Gesellschaft</strong> für Arbeitsmediz<strong>in</strong>, AMD L<strong>in</strong>zKaplanhofstraße 1, A-4020 L<strong>in</strong>zRedaktion:Dipl.-Ing. Alexan<strong>der</strong> Pilger (Chefredakteur)Doz. Dr. Robert W<strong>in</strong>ker (Stv. Chefredakteur)Abteilung Arbeitsmediz<strong>in</strong> <strong>der</strong> Med. Universität WienWähr<strong>in</strong>ger Gürtel 18–20, A-1090 WienTel.: 01 40 400-4718 • e-mail: alexan<strong>der</strong>.pilger@meduniwien.ac.atDruck:Facultas Verlags- und Buchhandels AGBerggasse 5, A-1090 WienTel.: 01 310 53 56 • Fax: 01 310 53 56-45 • www.facultas.atOffenlegung nach § 25 Mediengesetz

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