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„ES BRAUCHT DIALOG AUF AUGENHÖHE“ - periskop

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H I N T E R G R Ü N D E . I N T E R V I E W S . I N F O R M A T I O N E N .EIN RUNDBLICK DURCH DIE BEREICHE GESUNDHEIT, GESELLSCHAFT UND POLITIK.<strong>„ES</strong> <strong>BRAUCHT</strong> <strong>DIALOG</strong> <strong>AUF</strong><strong>AUGENHÖHE“</strong>MAG. MARKUS WALLNER, LANDESHAUPTMANNVON VORARLBERGALPBACHER GESUNDHEITSGESPRÄCHEDAS ÖSTERREICHISCHE AUGE: DER ERSTE WEGMUSS ZUM ARZT FÜHRENULTIMA RATIO:NIERENERKRANKUNGEN IN DER STEIERMARK


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EDITORIALRobert Riedl„Felix Hinterwirth (Obmann der OÖGKK) plantein neues Präventionsprogramm für Oberösterreich.Zur Finanzierung bedarf es hoherBeträge, die als Rück lagen bestehen, aberrechtlich nicht verwendet werden dürfen. Wirhoffen gemeinsam auf eine konstruktive Lösungim Sinne der Patienten.“Zur SacheSehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,der Stellenwert der Familie im Sozialgefüge ist im Abnehmen begriffen. Die Veränderungen unserer Lebenswelten tragenmaßgeblich dazu bei, dass weniger Vor- und Fürsorge innerhalb der Familie stattfinden kann. Wie Vorarlberg diesenVeränderungen begegnet und wie dort Familien gefördert werden, erläutert Landeshauptmann Mag. Markus Wallner imCoverstory-Interview.Im Gespräch mit dem Periskop stellen die im Juni gewählten Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer und derÖsterreichischen Apothekerkammer, Dr. Artur Wechselberger und Mag. pharm. Max Wellan, ihre wichtigsten Ziele undProjekte vor.In Alpbach wurde, unter anderem, über den Status der Augengesundheit in Österreich diskutiert und festgehalten, dassfür die wichtige Diagnose der erste Weg zum Arzt führen müsse.Über die Zukunft des European Health Forum Gastein spricht der künftige Präsident Prof. Dr. Dr. Helmut Brand. Außerdembeschreibt Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke im Gespräch mit dem Periskop die Aufgaben und Möglichkeiten derPalliativ medizin. Felix Hinterwirth, Obmann der OÖGKK spricht im Interview über ein neues Präventionsprojekt, das dieweitere Professionalisierung in der Gesundheitsvorsorge maßgeblich vorantreiben soll, und Dr. Sigrid Pilz, die neueWiener Pflege- und Patientenanwältin, erläutert, wie wichtig es ist die Gesundheitskompetenz der Patienten zu forcieren,um eine Versorgung auf Augenhöhe zu ermöglichen.IhrePERI GroupUnd das erwartet Sie im nächsten Periskop: In der Reihe „Krankenhaus im Focus“ betrachten wir den intramu ralenBereich aus Sicht der Landeskrankenanstalten-Betreiber des Bundeslandes Salzburg. Außerdem bitten wir Barbara vanMelle zum Gespräch über die Slow-Food-Bewegung in Österreich.INHALTRenée Gallo-Daniel„Gesund bleiben heißt, sich seines Gesundheitszustandesbewusst zu sein und aktiv Zielezu setzen, sie zu erhalten. Nichtrauchen odersich für einen Rauchstopp zu entscheiden,hilft dem Einzelnen, länger zu leben. Je mehrMenschen sich dazu entschließen, umsomehr profitiert auch die Gesellschaft davon.“Hanns Kratzer„Gesundheit wird massiv durch Health Literacybeeinflusst – also durch die Kompetenz,gesundheits relevante Informationen erhaltenund verstehen zu können. Das gilt sowohl fürden Einzelnen als auch für die Gesellschaft.In Österreich besteht Aufholbedarf.“Andreas Steiner„Reduktion der Strahlenbelastung bei radiologischenUntersuchungen ist ein wichtigesThema zum Schutz von Patienten und Bedienpersonal.Verantwortungsvolle Medizintechnikherstellerlegen in ihrer Produkt entwicklunghierauf besonderen Wert.“Wilfried Teufel„Palliativmedizin ist keine Sterbemedizin.Palliativ medizin soll dem Patienten ermöglichen,trotz seiner fortgeschrittenen Erkrankungein würdevolles Leben zu leben. Dazu brauchtes ein multiprofessionelles Team, das sich umden Patienten kümmert.“Editorial, Zur Sache, Impressum ...................................................................................................................................................................... 3Coverstory-Interview mit Mag. Markus Wallner ................................................................................................................................................ 4PERI imPULS: Podiumsdiskussion zur Augengesundheit .................................................................................................................................. 7Interview mit Dr. Artur Wechselberger ............................................................................................................................................................. 8Interview mit Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke .................................................................................................................................................. 10Rückblick Alpbach 2012: Kinder- und Jugendgesundheit ............................................................................................................................... 11Interview mit Mag. pharm. Max Wellan .......................................................................................................................................................... 12Ultima Ratio: Die Versorgung der Niere – intra- und extramural ...................................................................................................................... 14Sommerfest der Apothekerkammer Oberösterreich ........................................................................................................................................ 16Interview mit Dr. Sigrid Pilz ............................................................................................................................................................................ 18Kommentar Mag. pharm. Thomas Veitschegger .............................................................................................................................................. 19UPDATE Europe ............................................................................................................................................................................................ 20Interview mit Felix Hinterwirth ....................................................................................................................................................................... 21Welldone Lounge – Unter Palmen im Burggarten ........................................................................................................................................... 22Interview mit Prof. Dr. Dr. Helmut Brand, MSc ................................................................................................................................................ 26Interview mit Karl Peter Schwarz, Geschäftsführer Leo Pharma ...................................................................................................................... 28Vorstellung PERI Consulting .......................................................................................................................................................................... 30Interview mit Dr. Walter Schmidt ................................................................................................................................................................... 31Interview mit Helmuth Erlbacher .................................................................................................................................................................... 32Interview mit Mag. Andreas Steiner ............................................................................................................................................................... 34Qualität in der Stomaversorgung ................................................................................................................................................................... 35Interview mit Dr. Ulrike Berger ....................................................................................................................................................................... 36Health Literacy in Österreich – Status quo und Ausblick ................................................................................................................................. 38Welldone gestaltet Kommunikationsauftritt der Home Care Provider ............................................................................................................... 40Welldone wirbt für Sanostol ........................................................................................................................................................................... 41Rückblick: Auftaktveranstaltung des Danish Health Circle .............................................................................................................................. 42IMPRESSUM:Verleger und Eigentümer: Peri Consulting GmbH, Herausgeber: Mag. Hanns Kratzer, Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 Wien; Redaktionsanschrift: Lazarettgasse 19/OG 4, 1090 Wien, Tel.: 01/402 13 41-0,Fax: DW 18, E-Mail: pr@welldone.at. Offenlegung gemäß § 25 Medien gesetz: Medieninhaber: Peri Consulting GmbH, Lazarettgasse 19/ OG 4, 1090 Wien; Unternehmensgegenstand: Beratung;Geschäftsführung: Mag. Hanns Kratzer, alleinvertretungsberechtigt. Anteilseigner: Gesellschafter: Mag. Hanns Kratzer, Anteil: 25,00 %; Firma BJK & R Privatstiftung, Anteil: 75,00 %. Autoren: Nina Bennett undMartina Dick (Redaktionsleitung), Lisa Graham, Sarah Joschtel, Kurt Moser, Marina Stögner; Art Direktion: Dieter Lebisch; Grafik: Sonja Huber, Alexander Svec, Florian Thür, Sandra Pöltl, Natascha Windpassinger;Fotos: cityfoto.at (10), Hämmerle (4), Kaser (2), Oberösterreichische Apothekerkammer (1), Pflügl (36), Plattner (1), Prantl (1), Roth wangl (11), Schiffl (110), stockbyte (1), Wagner (2), Weimann (15), Wyon/visitdenmark.com (1), Röhl (1); Lektorat: Ursula Sorz, Gudrun Likar; Druck: Paul Gerin GmbH & Co KG; Auflage: 3.500; Erscheinungsweise: viermal jährlich; Einzelpreis: Euro 5,00. Die Zeitschrift undalle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Autors und nicht der Redaktion wieder. Die in den Beiträgenverwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. Blattlinie: Informationen ausdem Gesundheits-, Pharma- und Wellnessbereich sowie aus der Gesundheitspolitik.Österreich, ein Landder NikotinabhängigenWir Österreicher sind Weltmeister im Rauchen. Innerhalb der OECD habenwir den höchsten Anteil an jugendlichen Rauchern, das Einstiegsalterliegt in Österreich bei 11 Jahren, täglich greifen 150.000 Jugendlichezur Zigarette. Auch in der Raucherdichte sind wir Spitzenreiter. Das bestätigtauch das Gesundheitsministerium und verweist auf eine kürzlichveröffentlichte HSBC-Studie (Health-Behaviour in School-aged Children)des Ludwig-Boltzmann-Instituts. Also hat der Gesetzgeber diegesetzlichen Bestimmungen 2010 verschärft. Für viele Experten abervöllig ungenügend, ist doch Bundesminister Stöger, was das Rauchverbotin Gaststätten betrifft, einiges schuldig geblieben. Nicht zuletztdurch den Widerstand der Gastronomiebetreiber und der Tabakindustrie.Nach wie vor wird in manchen Gaststätten gequalmt, obwohl dasRauchen in Lokalen nur dann zugelassen ist, wenn eigene Raucherräumezur Verfügung stehen. Bei Lokalen kleiner als 50 Quadratmeterdarf der Eigentümer entscheiden, ob geraucht wird oder nicht. Obwohlder Konsum von Tabakwaren das bedeutendste Gesundheitsrisiko fürAtemwegs-, Herz-, Kreislauf- sowie Krebserkrankungen ist, lässt dieEinstellung der österreichischen Bevölkerung zum oft tödlichen Qualmzu wünschen übrig. Kein Wunder also, dass Österreich in puncto Nichtraucherschutzden anderen europäischen Ländern hinterherhinkt.Die WHO schätzte für das Jahr 2010 etwa 1,2 Milliarden Raucher. DieHälfte von ihnen stirbt vorzeitig an Krebs, Herzerkrankungen oder anderenKrankheiten, die auf das Rauchen zurückzuführen sind. Weltweitsterben mehr als 4 Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen desRauchens, in Österreich sind es 14.000. Viele möchten aufhören, nurjeder Zwanzigste schafft es im Alleingang. Mit Nikotinersatzpräparatenin Kombination mit Medikamenten und Therapien gelingt es jedemDritten. 75 Prozent aller chronischen Lungenerkrankungen, 35 Prozentder kardiovaskulären Todesfälle sowie 40 bis 45 Prozent aller Krebstodesfälleund insbesondere 90 bis 95 Prozent der Lungenkarzinomeim Alter von 35 bis 69 Jahren werden durch das Rauchen verursacht.Das relative Risiko für einen Herzinfarkt steigt auf das drei- bis vierfacheNiveau an.Je höher der Ausbildungsgrad, umso weniger wird geraucht. Männerund Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status rauchen häufigerund mehr als jene, die bildungsnahen Schichten angehören. Sie beginnenauch früher mit dem Rauchen und – vor allem die Frauen – hörenseltener wieder auf. Auch unter Jugendlichen finden sich in unterschiedlichenSchulzweigen Zusammenhänge zwischen Bildung und Zigarettenkonsum.In Berufsschulen rauchen 59 Prozent der Schülerinnen undSchüler täglich, im polytechnischen Lehrgang sind es 44, in der AHS-Oberstufe nur 14 Prozent.Was Rauchern das Beenden ihrer Sucht oft erschwert, sind die Entzugserscheinungen.Tatsächlich erscheint die Angst vor ihnen oftmalsausgeprägter zu sein, als es die körperlichen Belastungen selbst sind.Die psychische Abhängigkeit hält deutlich länger an und erweist sichauch als die größere Herausforderung für die Abstinenz.Den Stakeholdern aus Politik und Gesundheitswesen ist bewusst, dasses einen Mix unterschiedlicher Maßnahmen braucht, um die Österreichervon der Nikotinsucht zu befreien. Die politische Initiative „Rauchfreiheit“hat das Ziel, den Nichtraucherschutz und die Raucherentwöhnungdurch öffentliche Diskussionen, Umsetzung konkreterMaßnahmen und Projekte massiv zu unterstützen, auch um unser solidarischesGesundheitswesen finanzierbar zu halten. Mit Vertreternunterschiedlicher Fachrichtungen und Institutionen sollen Synergiengebildet, bestehende Projekte vernetzt und das Engagement einzelnerInstitutionen für ein rauchfreies Österreich gebündelt werden. FolgendeStrategien sind denkbar: Anhebung von Preis und Steuern, absolutesRauchverbot an öffentlichen Plätzen, Verbot von Werbung und Sponsoring,Gesundheitserziehung in Schulen und durch die Massenmedien.Man wird aber nicht umhinkommen, auch in Österreich einabsolutes Rauchverbot in Hotels, Gaststätten, auf öffentlichen Plätzenund in öffentlichen Einrichtungen gesetzlich einzuführen. Erst wenn dasRauchen aus diesen Einrichtungen verbannt und Zuwiderhandeln mitGeldstrafen geahndet wird, werden auch die dadurch entstehendenErkrankungen zurückgehen. Wer es nicht glaubt, sollte sich die positivenEntwicklungen in Irland und in Schottland ansehen.<strong>periskop</strong>/53 [ 03 ]


INTERVIEW MIT MAG. MARKUS WALLNERLANDESHAUPTMANN VON VORARLBERG„Es braucht Dialogauf Augenhöhe“VON MAG. NINA BENNETT, MAUND MAG. (FH) MARINA STÖGNERVorarlberg setzt viele Maßnahmen, um das „Familienland Nummer eins“zu werden. Im Gespräch mit dem PERISKOP sprach Mag. MarkusWallner, Landeshauptmann von Vorarlberg, über seine erste Zeit in derneuen Funktion, seine Ziele und Anliegen, das Verhältnis zwischenBund und Ländern und die Gesundheitsreform neu. Außerdem erklärteer den Stellenwert von Familie in unserer Gesellschaft und hielt fest,welche Rahmenbedingungen für Familien in Vorarlberg geschaffen werdenund welche Unterstützung angeboten wird.P: Sie übernahmen Anfang Dezember 2011 Ihr Amt als Landeshauptmannvon Vorarlberg von Herbert Sausgruber. Wie war der Start?Wallner: Das Resümee fällt auf jeden Fall positiv aus, es macht vielSpaß und Freude, als Landeshauptmann tätig zusein. Es war ein sehr intensives Jahr, daher gabes auch wenig Zeit zur Einarbeitung. Vor meinerjetzigen Funktion war ich als Landesstatthaltertätig, daher konnte ich mir relativ gut vorstellen,was auf mich zukommen würde. In der erstenPhase gab es eine recht schwierige Verhandlungsphasemit dem Bund bezüglich des Stabilitätspaktes,in die ich in den ersten Monaten intensiveingebunden war.P: Wie beurteilen Sie das Ergebnis der Verhandlungen?Wallner: Nach harten Verhandlungen über dieStaatskonsolidierung sind wir glücklicherweise zueinem relativ guten Ergebnis gekommen. Gemeinsammit den anderen Bundesländern und demBund konnten wir einen gemeinsamen Kurs bis2016 beschließen. Aus meiner Sicht sind nun zwei Dinge dringend zu tun:Erstens benötigen wir eine ordentliche Umsetzung des Konsolidierungskursesmit dem Ziel, ab 2016 keine neuen Schulden mehr zu machen.Zweitens sind in einigen Bereichen Reformschritte umzusetzen. Auf langeSicht gesehen muss es das Ziel sein, eine Entlastung des Mittelstandesund der Familien zu erwirken. Ich spreche mich daher klar für einelangfristige Stabilisierungsstrategie aus. Kurzfristige Maßnahmen führenmeiner Meinung nach nicht zum erwünschten Ergebnis.P: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?Wallner: Ich bemühe mich um einen guten und direkten Kontakt zu denBürgern. Bei meiner Antrittsrede als Landeshauptmann habe ich erklärt,dass es, und davon bin ich fest überzeugt, gerade jetzt darauf ankommt,Vertrauen zu stärken und Bürgernähe zu leben. Dazu müssen die Menschennoch stärker ins Boot geholt werden. Es geht darum, dass dieBürger im Land zu Beteiligten werden und sich aktiv in die Weiterentwicklungunseres Landes einbringen. Die Herausforderungen, die sichuns stellen, lassen sich nur lösen, wenn wir alle gemeinsam an einemStrang ziehen. Es braucht dafür ehrliche Kommunikation, und es brauchtDialog auf Augenhöhe. Man kann im Gespräch mit den Bürgern sehrvieles mitnehmen – oft mehr als bei Gesprächen mit Experten. Ein großesZiel im Land ist es, bis 2050 energieautonom zu sein. Wir setzen auf dieenormen Potenziale aus erneuerbaren Energieträgern, zum Beispieldurch den gezielten Ausbau der Wasserkraft. Wir bemühen uns, dieStrompreise für Haushalte und Industrie niedrig zu halten, weil dies fürunseren Standort von zentraler Bedeutung ist. Außerdem beschäftigenwir uns in Vorarlberg derzeit intensiver mit Themen wie der Wettbewerbsfähigkeitoder mit Infrastrukturfragen, etwamit der Verbesserung der Straßenverbindungenin die Schweiz und dem Ausbau des Güterbahnhofsin Wolfurt.P: Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Bundund Ländern? Da herrscht ja oft ein Machtkampf.Wie erleben Sie das aus Vorarlberger Sicht?Wallner: Natürlich kommen bei den Zuständigkeitenzwischen Bund und Ländern immer wiederFragen auf, wo es um die Kompetenzverteilunggeht. Ich spreche mich für einen gesunden, nichtübertriebenen, Föderalismus aus. Bei jedemThema rund um die Zuständigkeiten ist die Fragezu stellen, ob man in der Lage ist, das vor Ortschneller, billiger und effizienter umzusetzen –und ob die Lösungen, die ich biete, bürgernahsind. Die innenpolitische Diskussion konzentriertsich oft auf den Umstand, dass in jedem Bundesland für das gleicheThema sehr unterschiedliche Lösungen angedacht werden. Ich denke,dass es richtig ist, dass hier verschiedene Ansätze zum Tragen kommen.Es darf und soll schon einen gewissen Wettbewerb um bessereLösungen und bessere Ideen geben. Einzelne Regionen sollen sichpositionieren und überlegen, wo für sie Verbesserungspotenzial besteht.Diese Vielfalt und diesen Wettbewerb durch einen intelligentenFöderalismus empfinde ich mehr als Chance denn als Hindernis. 3<strong>periskop</strong>/53 [ 04 ]


P: Ist Vorarlberg konsequenter oder zielorientierter als andereBundesländer?Wallner: Aufgrund der geografischen Lage und Marktsituationsind wir stark auf den Alpenraum und die Bodenseeregion ausgerichtet.Durch historisches Glück grenzten wir nie an den EisernenVorhang und hatten in dieser Hinsicht sicher weniger Probleme.Die Vorarlberger sind mit mindestens drei Währungen in der Tascheaufgewachsen. Daher sind wir es gewohnt, uns auszutauschen,das liegt auch in unserer Mentalität. Insofern mag es einenleichten Unterschied zu manch anderen Bundesländern geben.P: Die Gesundheitsreform neu wird derzeit diskutiert. Was haltenSie davon?Wallner: Durch ein neues politisches Papier haben die Gesprächewieder neuen Schwung erhalten. In den letzten Jahrengab es im Hinblick auf die Gesundheitsreform mehrere Anläufe. Ichrede jedenfalls der Finanzierung aus einem Topf das Wort. So würdedie Kooperation zwischen niedergelassenem Bereich undSpitälern viel besser und patientenorientierter gestaltet werdenkönnen. Nun müssen wir uns über Kosten und Ziele einig werdenund vereinbaren, wie die Bundesländer die Kostendämpfung erreichenkönnen. Ich erwarte mir zumindest einige weitere Schritte,wie zum Beispiel einen noch besseren Zugang von Patienten zurSpitzenmedizin, unabhängig vom eigenen Verdienst. Die Frage derFinanzierbarkeit steht dabei natürlich ebenso auf dem Prüfstand.Zu den Spitälern: Hier müssen wir Strukturreformen umsetzen. Inder Vergangenheit haben wir in Vorarlberg schon einige wesentlicheVeränderungen vorgenommen: Abteilungen wurden zusammengelegt,Schwerpunkte der Spitäler neu definiert. Wenn Qualität,Zugang und Finanzierbarkeit nicht zusammenpassen, explodierendie Gesundheitskosten. Die Folge davon ist, dass der Patientden notwendigen Zugang verlieren wird. Österreich sollte nichtnur der freie Zugang zur Allgemeinmedizin auszeichnen, sondernauch zur Spitzenmedizin.P: Müsste man daher nicht darauf achten, wie man die Menschenextramural gut versorgen kann? Und zweitens, muss man sichnicht die Ausgaben für chronische Krankheiten ansehen, wo wirhohe Kosten bei einem vergleichbar nicht viel besseren Ergebnisals andere haben?Wallner: Hier wäre die viel zitierte Leistungsabstimmung auf extramuralerund intramuraler Ebene sehr wichtig. Es muss festgelegtwerden, wo man patientennahe Leistungen in guter Qualitätmit vertretbaren Wartezeiten erhält. Zudem muss diskutiert werden,ob die Leistung im Spital erbracht werden muss oder obdas auch extramural geschehen kann.Optimierungen im jeweiligen Bereichfinden schon statt, aber an der Schnittstellepassiert viel zu wenig. Eine neueMöglichkeit zur Verbesserung der extramuralenVersorgung ist die Schaffungvon Ärzte-GmbHs, ähnlich wieGruppenpraxen mit einem gebündelten Leistungsspektrum undbesseren Öffnungszeiten. Durch diese würden die Spitälerenorm entlastet werden. Es hakt leider noch daran, dass es keinevernünftige Vertragsbasis für diese Ärzte-GmbHs gibt. Dassdiese Idee funktionieren kann, sehen wir zum Beispiel an einemSpital in Bludenz. Dort hatten wir eine kleine Kinderabteilung mitca. zehn Betten, die ohnehin schon schwach ausgelastet waren.Mittlerweile haben wir diese schließen können und zwei Kinderärztemit einer Praxis angesiedelt, die die Leistungen nun erbringen.Auch wenn dies keine klassische Ärzte-GmbH ist,führen sie eine Gemeinschaftspraxis mit besseren Öffnungszeiten.Die Versorgung ist dadurch insgesamt besser und günstigergeworden. Neben der Verlagerung von Leistungen vom intra- inden extramuralen Bereich ist es ein weiteres zentrales Anliegen,die Bürger vermehrt zur Vorsorge zu bewegen. Dies gelingtdurch gut geplante Vorsorgeprojekte. Vorarlberg ist das einzigeBundesland, in dem es ein vernünftiges Darmkrebsvorsorgeprogrammgibt. Das ist ein weiteres Reformpoolprojekt, das gingvon den niedergelassenen Ärzten aus. Sie haben gemeint, auchsie können eine qualitativ hochwertige Darm-Vorsorgekoloskopiemachen, diese müsse nicht zwingend im Spital stattfinden.Dann hat sich die Ärztekammer mit einem Qualitätsstandardim Sinne einer weiteren Überprüfung der ohnehin bereitsbestgeschulten Ärzte eingebracht, wir haben uns auf eineFinanzierungsform mit Stadt und Kasse geeinigt und auf einenSchwerpunkt im niedergelassenen Sektor. Die nachvollziehbareZielsetzung war und ist, das Darmkrebsrisiko nachweislich zuverringern. Die Hälfte der Fälle verläuft tödlich und löst massivesLeid in den betroffenen Familien aus. Mit der Vorsorgekoloskopiekann man also menschliches Leid sowie auch ökonomischeKosten vermeiden.„Österreich sollte nicht nur derfreie Zugang zur Allgemeinmedizinauszeichnen, sondern auch zurSpitzenmedizin.“zu einer Spitalsentlastung. Generell ist die Entscheidung, welcheArt der Dialyse für den Patienten geeignet ist, eine medizinischeund auch individuelle. Es liegt auf der Hand, dass es auf extramuralerEbene – wenn der Patient für die Heimdialysegeeignet ist und diese in Anspruch nehmen möchte – auchgünstiger ist.P: In Österreich wird das Thema Eigenverantwortung derPatienten heiß diskutiert. Wie viel Eigenverantwortungist dem Patienten zumutbar?Wallner: Wir Österreicher sollten insbesondere inBezug auf die eigene Prävention eigenverantwortlichagieren. Glücklicherweise haben wir hohe Vorsorgezahlen.Die großen Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Diabetes etc. sind in Wahrheit nurbekämpfbar, wenn man schon früh genug anfängt,Prävention zu betreiben, wie etwa durch ausreichendeBewegung, die richtige Ernährung und weniger Rauchen.Bereits durch eine minimale Steigerung der Bewegung, einerVerbesserung der Ernährung und durch ein paar Zigarettenweniger am Tag kann schon viel erreicht werden.Man muss also sein Leben nicht komplett umstellen und einenMarathon laufen – es reichen kleine Veränderungen.Sinnvoll wären auch Versicherungsanreize oder die Stufungdes Selbstbehalts, um den Patienten sanft in die richtigeRichtung zu lenken.P: Wo muss bei Kindern und Jugendlichen angesetzt werden,um nachhaltig ins Gesundheitswesen zu investieren?Wallner: Bei Kindern und Jugendlichen muss definitiv angesetztwerden. Man muss sich um die Frage der Kinderversorgungbesser und intensiver kümmern – besonders im schulischenBereich. Auch durch das steigende Übergewicht bei Kindernmüssen wir viel mehr auf die Ernährung achten und beimAngebot in der Schulkantine ansetzen. Auch Bewegung mussvermehrt in den Lehrplan integriert werden, zwei Turnstundenpro Woche reichen nicht aus.P: Welche Bedeutung hat die Familie in unserer Gesellschaft?Welche Rahmenbedingungen werden für Familien in Vorarlberggeschaffen und wie werden diese unterstützt?Wallner: Politik ist in meinen Augen dann auf dem richtigenWeg, wenn es gelingt, Familien eine attraktive Umgebung anzubieten.Wir arbeiten seit Jahren intensiv daran, das „FamilienlandNummer eins“ zu werden. In dem Moment, wo sich Familienwohlfühlen können und eine Zukunftfür ihre Kinder sehen, hat man meinerMeinung nach die richtigen Maßnahmengesetzt. Hier ist insbesondere die Familienförderungein wichtiges Thema. Wirbauen auch Kinder- und Schülerbetreuungsangeboteaus. Hier ist in den nächstenJahren eine Finanzentlastung der Gemeinden vorgesehen,die auch dazu führt, dass mehr Betreuungsplätze geschaffenwerden können. Die größte Herausforderung ist die Vereinbarkeitvon Familie und Beruf. Egal, wie sich der Mensch entscheidet,Land und Gemeinden sollten dafür da sein, die jeweilige Entscheidungzu unterstützen._____________________________________________________________BioBox:Nach seiner Matura am Bundesoberstufenrealgymnasium Feldkirchstudierte Mag. Markus Wallner Politikwissenschaften und Geschichtean der Universität Innsbruck. Mag. Wallner startete seineberufliche Karriere in der Industriellenvereinigung Wien und Vorarlberg,für die er von 1991 bis 1994 tätig war. 1995 bis 1997 arbeiteteer für die ÖVP-Landesorganisation Bregenz. 1997 bis 1999war Mag. Wallner Büroleiter von Landeshauptmann Dr. HerbertSausgruber und von 1999 bis 2006 Landesgeschäftsführer derÖVP Vorarlberg. Seine politische Laufbahn begann der gebürtigeVorarlberger 2000 als Abgeordneter zum Vorarlberger Landtag, ab2003 war er Klubobmann der ÖVP-Landtagsfraktion und ab 2006vier Jahre lang Landesstatthalter für Gesundheit. Seit Dezember2011 ist Mag. Wallner Landeshauptmann von Vorarlberg.P: Zu Nierenkrankheiten: Sie sind von neun Bundesländern daseinzige, das das Thema „Peritonealdialyse“ gelöst hat, in allen anderengeht es nur sehr schleppend voran.Wallner: Die letzte Erhöhung von Dialyseplätzen im extramuralenBereich haben wir mit einem privaten Partner erreichen können.So konnten wir neue Dialyseplätze schaffen. Gleichzeitig führt das<strong>periskop</strong>/53 [ 06 ]


PERI imPULS-PODIUMSDISKUSSIONDas österreichische Auge:Der erste Weg muss zum Arzt führenVON MAG. (FH) MARINA STÖGNERGorka plädiert weiters für eine Förderung von Gruppenpraxen sowieeine Aufstockung des Stellenplans, vor allem in den Ballungsräumen.Und: „Einen Beitrag zur Optimierung der Versorgung würdeauch die Beseitigung der Honorarlimits in der Krankenkassenabrechnungdarstellen.“ Dass diese leistungs- und patientenfeindlichseien, belege unter anderem die ÖOG-Wartezeitenstudie: „In denBundesländern mit degressiver Honorierung ist die Zugangsschwellezum niedergelassenen Augenarzt deutlich höher.“Am Rande der Alpbacher Gesundheitsgespräche fand am 20. August 2012 eine PERI imPuls-Podiumsdiskussion in Kooperation mit derWiener Ärztekammer zum Thema „Das österreichische Auge“ statt. Unter Publikumsbeteiligung diskutierten Experten über die Schwachstellenund Potenziale in der Vorsorge und der Versorgung der Augen der heimischen Bevölkerung.Gabriela Seher, stellvertretende Fachgruppenobfrau der Augenärzte,greift das Argument Gorkas zur Wichtigkeit der ganzheitlichenAugenuntersuchung auf und betont die Relevanz der Augenuntersuchungschon im Kindesalter. „Da die Entwicklung der Sehkraft imKindesalter stattfindet, können unbehandelte Sehfehler die Blindheiteines Auges zur Folge haben. Was im Kindesalter versäumt wurde,kann nie wieder gutgemacht werden“, unterstreicht Seher.Nur wenigen Menschen ist bewusst, dass der Augenarzt in derLage ist, durch eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten nichtnur Augenkrankheiten, sondern auch andere Erkrankungen – wiezum Beispiel Diabetes – frühzeitig zu erkennen. Eine aktuelleStudie, in der 1.115 Österreicherinnen und Österreicher zur extramuralenVersorgung der Augen befragt wurden, liefert neue Zahlenund Fakten: In etwa 50 Prozent der Österreicher benötigt im Laufeihres Lebens eine Sehschärfekorrektur, weitere jeweils 10 Prozentleiden an trockenen oder entzündeten Augen. In den letztenJahren werden allerdings immer mehr Leistungen rund ums Augeauch von Optikern und Optometristen angeboten, die im besten Fallden Augenarztbesuch komplementieren können, ihn jedoch keinesfallsersetzen sollten.Je früher Augenerkrankungen erkannt werden,desto beherrschbarer sind sieGrundsätzlich haben es sich die ÖOG und die Wiener Ärztekammerzum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für die Gesundheit der Augen inder österreichischen Bevölkerung, in der Politik und in der Ärzte-Am Podium diskutierten (alphabetisch gereiht)Dr. Peter GorkaVorstandsmitglied der Österreichischen OphthalmologischenGesellschaft (ÖOG) und Vorsitzender des FachgruppenbeiratsMag. Peter McDonaldObmann-Stellvertreter der Sozialversicherungsanstalt dergewerblichen Wirtschaft (SVA)Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-EdlmayrPräsidentin der Oberösterreichischen ApothekerkammerDr. Gabriela SeherStellvertretende Fachgruppenobfrau der Augenärzte mitSchwerpunkt Kinderophthalmologie in WienDr. Johannes SteinhartBundesobmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte undVizepräsident der ÖÄKUniv.-Prof. Dr. Thomas SzekeresPräsident der Wiener ÄrztekammerModerator: Mag. Hanns Kratzer | PERI Groupschaft zu steigern, insbesondere in Bezug auf mögliche schwerwiegendeKonsequenzen bei fehlender Diagnostik und Behandlung.Deshalb empfehlen sie jeweils Besuche beim Augenarzt in unterschiedlichenLebensphasen. Folgt man diesen Empfehlungen, könnendurch ärztliche Diagnose und Therapie zeitgerecht präventiveMaßnahmen gesetzt werden, um chronische Krankheiten zu vermindernoder einzudämmen. Spätfolgen können verringert oderzumindest zeitlich verzögert werden.Durch die zunehmende Verlagerung von Augenuntersuchungenweg vom Arzt hin zum Optiker werden viele Augenerkrankungen zuspät erkannt, betonten Ärztevertreter in der Diskussion. Den Grunddafür ortet Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres einerseitsin der Bequemlichkeit vieler Patienten, da sie lange Wartezeitennicht gerne akzeptieren, andererseits aber auch in dem Glauben,beim Optiker eine Gratisleistung zu erhalten: „Dabei ist den Menschengar nicht bewusst, dass sie über ihre SozialversicherungsbeiträgeAnspruch auf eine umfassende Diagnostik durch denAugenarzt haben.“ Während beim Augenarzt die Diagnostikim Mittelpunkt stehe, verfolgten Optiker als Unternehmer primärkommerzielle Interessen.Dennoch gelte, dass die augenärztliche Diagnostik selbst bei einervermeintlichen Kleinigkeit wie einer Schwächung der Sehkraftunerlässlich sei. „Nur der Augenarzt ist die Versicherung für dieGesunderhaltung des Auges. Leider lösen immer weniger Österreicherdiese Versicherung auch ein“, so der Bundesobmann derKurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der ÖsterreichischenÄrztekammer Johannes Steinhart.Ganzheitliche Untersuchungen als entscheidenderErfolgsfaktorAuch ÖOG-Vorstandsmitglied Peter Gorka betont die Wichtigkeiteiner ganzheitlichen Augenuntersuchung. Durch die Möglichkeitender Diagnostik und seiner umfassenden Ausbildung sei der Augenarztin der Lage, zahlreiche allgemeine Erkrankungen wie Diabetes,Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen zu diagnostizieren.Wichtig ist hierbei dennoch die Vernetzung der Ophthalmologen mitanderen Fachdisziplinen, um so Synergien zu nutzen und ein möglichstbreites Leistungsspektrum abzudecken.Aus Sicht der SVA zeigt Peter McDonald die Bedeutung der Augenärztevor allem im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung, aber auchbei der laufenden Betreuung von Diabetikern auf: „Die Augenärztesind wichtige Partner des SVA-Programms ,selbständig gesund‘und leisten einen großen Beitrag zur österreichischen Gesundheit.“Miteinander – mit dem und für den Patienten„Wir sind zunehmend erste Anlaufstelle für Patienten, die unterTrockenheit der Augen oder Entzündungen leiden. OTC-Präparateals erste Maßnahme werden zur Behandlung dieser Indikationenstark nachgefragt“, berichtet Ulrike Mursch-Edlmayr aus Sichtder Apothekerschaft. Als Vertreterin der niederschwelligen undpatientennahen Apotheken spricht sie sich für die gemeinsameErarbeitung von Richtlinien mit den Augenärzten aus, ab wann einAugenarzt zur optimalen Versorgung und frühzeitigen Diagnose hinzugezogenwerden müsse.Grundsätzlich wird für einen Weg des Miteinanders plädiert, um eineoptimale Versorgung der Patienten zu erzielen. Und an die Mündigkeitder Patienten. Szekeres: „Es liegt an unseren Patienten, ob sieweiterhin auf ärztliche Leistungen verzichten möchten, auf die sieeigentlich Anspruch haben.“<strong>periskop</strong>/53 [ 07 ]


INTERVIEW MIT DR. ARTUR WECHSELBERGERPRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN ÄRZTEKAMMER„Novellierungder Ärzteausbildungals wichtigstes Ziel“VON MAG. NINA BENNETT, MADer Tiroler Ärztekammerpräsident Dr. Artur Wechselberger wurdeEnde Juni in Bregenz zum neuen Präsidenten der ÖsterreichischenÄrztekammer gewählt. Im Gespräch mit dem Periskop sprach dergebürtige Tiroler über seine Ziele in der neuen Funktion, den Bedarffür die Umsetzung des Primary-Health-Care-Konzepts sowie überdie ersten Schritte, die er als neuer Präsident der ÖsterreichischenÄrztekammer umsetzen möchte.P: Ende Juni 2012 wurden Sie zum Präsidenten der ÖsterreichischenÄrztekammer gewählt. Welche Ziele haben Sie sich für denBerufsstand der Ärzte gesetzt und was sind Ihre persönlichen Zielein der neuen Funktion?Wechselberger: Mein wichtigstes Ziel ist es, die Arbeitssituationder Ärzte zu verbessern und die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.Das beginnt mit der Novellierung der Ärzteausbildung. Schon seitzwanzig Jahren spreche ich mich dafür aus – und dieses standespolitischeZiel werde ich weiter verfolgen: für die Verlängerung undFörderung der Lehrpraxis, für eine Anhebung der Allgemeinmediziner-Ausbildungauf das Ausbildungsniveau der Fachärzte. In 17europäischen Staaten gibt es den Facharzt für Allgemeinmedizin.Ich halte es für eine Blamage, dass in einem Land wie Österreichüber die qualitative Verbesserung der Ärzteausbildung überhauptdiskutiert werden muss. Die öffentliche Hand muss die dafür notwendigenMittel zur Verfügung stellen, schließlich handelt es sich imGrunde um eine Investition für die breite Bevölkerung, die sich jawieder rentiert. Zum Beispiel wenn der Hausarzt seine Patienten zueinem gesunden Lebensstil und zur Vorsorge motiviert und sie beider Umsetzung unterstützt, sodass chronische Erkrankungen, wieetwa Diabetes, erst gar nicht auftreten oder rechtzeitig erkannt undbehandelt werden können. Prävention oder die langfristige Betreuungchronisch kranker älterer Menschen sind geradezu Hausarztdomänen.Die Gesundheitspolitik soll endlich die notwendigenSchritte setzen. Österreich hat hier enormen Aufholbedarf. Verbesserungsbedarfbesteht aber auch, was die Systematik derFacharztausbildung anbelangt.P: Primary Healthcare (PHC) steht für eine ambulante und flexibleVersorgungsstruktur, die möglichst viele gesundheitliche Problemewohnortnah lösen kann. Was halten Sie von diesem Konzept?Wechselberger: PHC soll eine umfassende Abdeckung der ärztlichenund pflegerischen Grundversorgung bieten, die neben der allgemeinärztlichenEbene auch die Bereicheder Pflege, Psychotherapie, Physiotherapie,Ergotherapie, Logopädie, die Arzneimittelversorgungsowie die soziale Versorgungumfasst. Die Ärztekammer Österreich bekenntsich dazu, dass Patientenversorgung– allgemeinmedizinisch wie fachärztlich –wohnortnah zu erfolgen hat. Diese Versorgung ist gerade für alteMenschen, multimorbide und chronisch Kranke von besondererBedeutung, da hier der größte Bedarf besteht. Generell verändertsich derzeit aber auch das Patientensegment hin zu einer größerenAnzahl an chronisch Kranken. Aber anstatt Zusammenarbeit zufördern, hat die Politik der letzten Jahre dazu geführt, dass Vertrauensverhältnissenachhaltig gestört wurden. Die Partnerschaftlichkeitzwischen Sozialversicherung und Vertragsärzten ist angeschlagen.Die Sozialversicherung sollte darauf vertrauen, dass sich derArzt vertragskonform verhält, und der Arzt sollte darauf vertrauenkönnen, dass er nicht observiert wird. Der Vertrauensverlust zwischenVertragsärzten und Sozialversicherung, Ärztekammer undMinisterium sowie zwischen der Bevölkerung und den politischenEntscheidungsträgern ist enorm. Das müssen wir dringend wiederherstellen.P: Wie stehen Sie zur elektronischen Gesundheitsakte (ELGA)?Wechselberger: Auf extramuraler Ebene ist der Arzt Unternehmer,auf intramuraler Ebene ist er Dienstnehmer und Betreuer derPatienten. Ein neues Arbeitstool wie ELGA muss auf beiden Ebeneneinen eindeutigen Nutzen für den Arzt bringen. Da kann ich nicht einSystem anwenden, das in gleicher Weise auch zur Patienteninformationkonzipiert ist. Als Arbeitsgerät muss esÄrzten ermöglichen, die ärztliche Arbeit besser,schneller und sicherer zu gestalten. Erst wenndiese Faktoren garantiert sind, können wir überKosten, Fragen der Haftung und Freiwilligkeit derTeilnahme an ELGA sprechen. Außerdem mussder Gesetzgeber Sicherheitsstandards garantieren, also Datenschutzund die eindeutige Identifizierbarkeit von Arzt und Patient,sowie die Zugriffsberechtigungen entsprechend den Rollen derAngehörigen der unterschiedlichen Gesundheitsberufe.P: Was halten Sie vom Disease-Management-Programm fürDiabetes (DMP)?Wechselberger: Beim Disease-Management von Diabetes gibt esmeiner Ansicht nach ein ähnliches Problem wie bei ELGA. Auch hierwird versucht, den Ärzten ein Arbeitsgerät aufzuzwingen, das für dieBevölkerung geschaffen wurde und dieser bei Früherkennung undBewältigung der Zuckerkrankheit helfen soll – das kann nicht funktionieren.Diabetes ist mittlerweile eine der am besten untersuchtenErkrankungen, die diätetisch und medikamentös ausgezeichnetbehandelt werden kann. Diabetes ist eine chronische Erkrankung,deren adäquate Behandlung eine intensive Mitarbeit des Patientenerfordert. Das beginnt bei der Vorsorge und rechtzeitigen Erkennungund setzt sich in der Compliance, also der verlässlichen undregelmäßigen Einnahme der Medikamentesowie der Einhaltung von Kontrollterminen,fort. Und natürlich gehörtauch die Bereitschaft dazu, einen gesünderenLebensstil zu pflegen. Auchwenn ich das DMP Diabetes grundsätzlichfür verfolgenswert halte: EinTool, das Patienten im Umgang mit ihrer chronischen Erkrankungunterstützt, ist eine Sache, ein effizientes Arbeitsgerät für den Arzteine andere. Beides zusammen geht nicht.„Ich halte es für eine Blamage,dass in einem Land wie Österreichüber die qualitative Verbesserungder Ärzteausbildung überhauptdiskutiert werden muss.“P: Wem gehören in Zukunft die Spitäler?Wechselberger: Ich halte es für unvernünftig, wenn der Gesetzgeber,der gleichzeitig Betreiber eines Krankenhauses, Leistungserbringerund „Herr über die Finanzen“ ist, die oberste Entscheidungtrifft. So ist die Fehlversorgung, also die Behandlung auf der falschenVersorgungsebene, vorprogrammiert. Obwohl es das Zielsein muss, die Patientenversorgung mehr in den niedergelassenenBereich zu verlagern, wird natürlich auch ein öffentlicher Spitalsbetreiberals Unternehmer primär darauf schauen, dass sein Hausausgelastet ist. Der „große Wurf“ wird nicht gelingen, solange sichalles um die Frage „Wer zahlt?“ anstatt um die Frage „Was brauchendie Patienten?“ dreht.P: Welche sind die ersten Schritte, die Sie als neuer Präsident derÖsterreichischen Ärztekammer umsetzen werden?Wechselberger: Im näheren Ärztekammerumfeld möchte ich einmitgliederfreundliches E-Government-System einführen. Dannmüssten sich zum Beispiel die Ärzte keinen halben Arbeitstag mehrfreinehmen, um sich in die Ärztelisteeintragen zu lassen. Zudemmöchte ich Kompetenzzentren inden einzelnen Landes-Ärztekammerneinrichten, um derenExpertise besser nutzen zu könnenund Mehrgleisigkeiten in der gemeinsamen Aufgabenerfüllungzu vermeiden. Nach außen möchte ich in der Öffentlichkeit das Bilddes Arztes als Freiberufler schärfen. Die Menschen sollen erkennen,dass es in Österreich eine große unabhängige Gruppe engagierterMenschen gibt, die sich um die Gesundheit der Bevölkerungkümmern, die Bürger an der Hand nehmen, durch das Gesundheitssystemlotsen und als individuelle Anwälte ihrer Gesundheit fürsie da sind.„Der ‚große Wurf‘ wird nicht gelingen,solange sich alles um die Frage ‚Werzahlt?‘ anstatt um die Frage ‚Wasbrauchen die Patienten?‘ dreht.“P: Was halten Sie von Ärztegemeinschaften?Wechselberger: Zur Umsetzung von Ärztegemeinschaftenmüssen die dafür notwendigen Strukturen im niedergelassenen Bereichgeschaffen werden. Das zeitliche und fachliche Leistungsangebotsowie die Personalressourcen müssen sichergestellt werden:Vielfältige Partnerschaften von Ärzten – auch in Form der Anstellungvon Ärzten in Vertragsarztpraxen bis zur Möglichkeit der Teilung vonKassenverträgen – müssen gewährleistet werden. Das ist uns eindringendes Bedürfnis.BioBox: Nach seiner Promotion zum Dr. med. univ. an der UniversitätInnsbruck absolvierte Dr. Artur Wechselberger seine Ausbildungzum Allgemeinmediziner im KH Reutte und im LKH Innsbruck.Im Jahr 1981 eröffnete der gebürtige Tiroler seine Ordination alspraktischer Arzt im oberen Lechtal, 1989 übersiedelte er nach Innsbruck.Seit 1990 ist Wechselberger Präsident der Ärztekammer fürTirol. Seit 1998 erfüllt er einen Lehrauftrag für Allgemeinmedizin derMedizinischen Universität Innsbruck. Von 2007 bis 2012 war Dr.Wechselberger Erster Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer,seit Ende Juni 2012 ist er deren Präsident. Dr. Artur Wechselbergerist verheiratet und Vater dreier Kinder.<strong>periskop</strong>/53 [ 08 ]


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INTERVIEW MIT UNIV.-PROF. DR. HERBERT WATZKELEITER DER PALLIATIVSTATION DES AKH WIENPRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN PALLIATIVGESELLSCHAFTPRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR INNERE MEDIZINPalliativmedizin: „Lebensqualitätbis zum Lebensende“VON MAG. (FH) MARTINA DICKP: Was bedeutet Ethik in inder Palliativmedizin und welchen Stellenwertmessen Sie der Autonomie des Patienten bei?Watzke: Alles, was der Patient sagt, muss respektiert werden.Seine Wünsche sind für uns auch rechtlich bindend. Im Umgangmit den Angehörigen arbeiten wir nach dem Prinzip, dass alles zuvormit dem Patienten besprochen wird. Dann geht die Informationan die Angehörigen. Im Unterschied zu früher, als die Patientenoft außen vor gelassen wurden. Wir führen mit unseren Patientenauch die „End-of-Life-Discussion“, denn eine amerikanische Studiehat gezeigt, dass frühzeitige Gespräche über die Bedürfnisseund Befürchtungen der Patienten deren Lebensqualität in indiesemletzten Abschnitt ihrer Lebenszeit signifikant verbessern. Wir besprechendabei, welche Einstellung der Patient selbst zu seiner Erkrankunghat, wie es weitergehen soll oder wie die Krankheit amEnde seiner Meinung nach ausgehen wird. Ärzte haben oft auchAngst davor, ein genaues Sterbedatum bekannt geben zu müssen.Das verlangt der Patientaber auch gar nicht. Vielfachmöchte er unsere ungefähreEinschätzung, unser Bauchgefühlkennen, das wir auf jedenFall bei schwerkranken Patientenimmer haben. Man sollte einfachdie Plattform der Wahrheitanbieten und dem Patienten dasGefühl geben, dass er mit unsalle Themen besprechen kann.„In einer Studie aus dem Jahr 2010wurde festgestellt, dass Krebspatientenmit begrenzter Lebenszeit mithilfe derPalliativmedizin im Schnitt bis zu zweiMonate länger und mit höherer Lebensqualitätlebten als Menschen, die nichtzusätzlich palliativ betreut wurden.“Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke ist Professor für Palliativmedizin ander Medizinischen Universität Wien und Leiter der Palliativstationdes AKH Wien sowie Präsident der Österreichischen Gesellschaftfür Palliativmedizin (OPG), die sich neben der Aufklärungsarbeitauch intensiv der Forschung widmet. Seit Anfang des Jahres hatProf. Watzke auch die Präsidentschaft der Österreichischen Gesellschaftfür Innere Medizin inne. Im Gespräch mit dem Periskopberichtet er erüber die Fortschritte in inder Palliativmedizin sowie überseine Vorhaben für seine Präsidentschaft zweier ärztlicher Gesellschaften,die unterschiedlicher nicht sein könnten.P: Unter Palliativmedizin versteht man die ganzheitliche Behandlungvon Patienten mit einer begrenzten Lebenserwartung. WelcheBereiche umfasst die Palliativmedizin im Detail?Watzke: Rund 90 Prozent unserer Patienten auf der Palliativstationsind an Krebs erkrankt. Weiters sind auch Menschen mitneurologischen Erkrankungen wie vor allem die AmyotropheLateralsklerose, Patienten mit Herzinsuffizienz und obstruktivenLungenerkrankungen sowie geriatrische Patienten in inBetreuungder Palliativmedizin. Das Konzept der palliativmedizinischenBetreuung umfasst die vier Komponenten Symptomkontrolle,psychologische und soziale Unterstützung sowie spirituelleBegleitung.P: Welche Forschungsschwerpunkte setzen Sie als Inhaber desLehrstuhls für Palliativmedizin an der Medizinischen UniversitätWien? Welche offenen Fragen gibt es hier?Watzke: Die Evidenz ist noch recht dürftig. So wissen wir beispielsweisesehr wenig darüber, was der Mensch in inseinen letztenzwei, drei Tagen vor dem Tod, wenn er bereits sein Bewusstseinverloren hat und sich nicht mehr äußern kann, empfindet: Schmerzen,Angst oder Panik? Wir versuchen dem gerade in in einemForschungsprojekt unter Verwendung der Herzfrequenzanalysenäherzukommen: Da das Herz in inStress- und Entspannungssituationenunterschiedliche Frequenzen aufweist, können wir auf dieseWeise hoffentlich einmal den Zustand unserer Patienten über EKGmessen und bei Bedarf einschreiten.P: Palliativmedizin ist ein Spezialthema.Wie sehen Sie die Möglichkeiten, diesesThema publik zu machen?Watzke: Eines unserer Anliegen ist es,die Ärzteschaft verstärkt über die Möglichkeitender Palliativmedizin zu informieren.Damit verfolgen wir das Ziel,früh genug mit der „early palliativ care“beginnen zu können. In In einer Studieaus dem Jahr 2010 wurde festgestellt,dass Krebspatienten mit begrenzter Lebenszeit mithilfe derPalliativmedizin im Schnitt bis zu zwei Monate länger und mithöherer Lebensqualität lebten als Menschen, die nicht zusätzlichpalliativ betreut wurden.P: Wie schreitet der flächendeckende Ausbau der Palliativmedizinin inÖsterreich voran?Watzke: Das ÖBIG hat nach internationalen Richtlinien eineBedarfsplanung gemacht. Die Länder haben sich qualitativ in inderUmsetzung an diesen Plan gehalten, quantitativ leider nicht:Zurzeit ist zwar beispielsweise der Bedarf an Palliativstationen zuca. 85 Prozent abgedeckt, die mobilen Dienste, die im Gegensatzzu den Palliativstationen nicht regelfinanziert sind, liegen allerdingsbei nur 20 Prozent. Das ist bei Weitem nicht ausreichend. Leiderkam nach dem anfänglichen großen Aufschwung, als die Palliativstationenaus dem Krankenhausbudget bezahlt wurden, der weitereAusbau in inden letzten Jahren fast zum Erliegen.P: Ist es besser, Palliativpatienten in inhäusliche Pflege zu übergeben?Watzke: Das hängt ganz von der persönlichen Situation und demUmfeld ab. Wir unterstützen alle unsere Patienten in in ihremWunsch, nach Hause zu gehen und auch dort sterben zu können.Bei einigen von ihnen gelingt das allerdings leider nicht, weil dienötige Versorgung zu Hause nicht sichergestellt werden kann. UnsererErfahrung nach leiden Patienten am Lebensende oft stärkeran sozialer Vereinsamung und unter familiären Konflikten als anden Beschwerden durch ihre Krankheit.P: Wie kam es zur Präsidentschaftin in der ÖsterreichischenGesellschaft für Innere Medizin(ÖGIM)?Watzke: Formal gesehen wurdeich von meinem Vorgängervorgeschlagen und gewählt. Alsbreit ausgebildeter Internist undInhaber eines Lehrstuhls bringeich die wesentlichen Voraussetzungenmit. Die unmittelbargrößte Herausforderung in in derÖGIM ist es, die Anpassung derAusbildungszeit zum Facharzt in inden großen Fächern wie etwader Kardiologie oder Onkologie auf sechsJahre, die im europäischen Raum üblichist, zu erreichen. Es steht eine Überarbeitungdieser Hauptfächer nach europäischenRichtlinien an. Wir hoffen, unserVorhaben im Zuge dessen leichter durchzubringen.In Inder OGP ist momentan dieErreichung des Zusatzfacharztes für Palliativmedizinunser großes Thema. Dennaktuell ist der Palliativmediziner zwar derSpezialist auf seinem Fachgebiet, aber dennoch nur der Oberarztunter einem Abteilungsleiter einer anderen Fachrichtung. Wir sindbemüht, dies zu verändern._______________________________________________________________BioBox:Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke ist Facharzt für Innere Medizin,Facharzt für Kardiologie sowie Facharzt für Hämatologie und Onkologie.Sein Medizinstudium hat er an der Universität Wien absolviert,von 1987 bis 1989 studierte und forschte er am Departmentof ofMedicine an der University of ofNorth Carolina at atChapelHill in inden USA. Ab 2001 widmete sich Prof. Watzke dem Aufbaueiner Palliativstation im Bereich der Abteilung für AllgemeineInnere Medizin im AKH, die er seit 2011 als eigenständige Stationleitet. Prof. Watzke ist Mitglied der Europäischen Palliativgesellschaftund Koordinator der Austrian Palliative Care Study(AUPACS) Group, die Studien zum Thema Palliativmedizin anden österreichischen Palliativstationen durchführt. Seit Mai 2005ist er Inhaber des Lehrstuhls für Palliativmedizin an der MedizinischenUniversität Wien.<strong>periskop</strong>/53 [ 10 ]


„Mehr Geld für Kindergesundheit“VON MAG. NINA BENNETT, MADie pharmazeutische Industrie setzt konkrete Schritte, um dieKinder und Jugendlichen fit für die Zukunft zu machen. Nachdemdas Design der Alpbacher Gesundheitsgespräche letztes Jahradaptiert wurde, erwartete die Teilnehmer auch heuer wieder einkonsequent partizipativer Aufbau. Im Rahmen der Gesundheitsgesprächebrachten die Teilnehmer fundierte Veränderungsvorschlägeein, die an die Politik adressiert wurden.Die Top-7-Veränderungsvorschläge der über 400Teilnehmer der Alpbacher Gesundheitsgespräche 2012:Elternkompetenz und psychosoziale 81,10 %FrühfördersystemeGesundheits- & Lebenskompetenz 78,40 %in Kindergärten/in SchulenFreie Projekt- und Bewegungsflächen 72,40 %in Schulen ganztags„Kinderforschungsnetzwerk“ sichere Arzneimittel 69,20 %Beziehungsorientierte psychosoziale 69,00 %Aus- und WeiterbildungDatensammlung und Bedarfsplanung 68,10 %Konzertierte Umsetzung & langfristige 68,10 %Health-in-all-policyv.l.n.r.: Dr. Robin Rumler, Präsident der PharmigAlois Stöger, Bundesminister für GesundheitDr. Jan Oliver Huber, General sekretär der PharmigKinder- und Jugendgesundheit: In die Zukunft investieren„Die Jungen sind unsere Zukunft. Aber der schlechte Gesundheitszustandder heutigen Jugend wird bis 2030 jährliche Mehrkostenvon 1,6 Milliarden Euro verursachen“, erklärte Dr. RobinRumler, Präsident der Pharmig, anlässlich der Eröffnung derAlpbacher Gesundheitsgespräche 2012. Er betonte, wie wichtigein bewusster Lebensstil schon ab frühester Jugend ist. „Österreichhat bei den Olympischen Spielen in London keine einzigeMedaille gewonnen. Dafür belegen wir beim Rauchen einen Stockerlplatzund sind in den Disziplinen Alkoholkonsum und Übergewichtauf den vorderen Rängen“, so Dr. Rumler. Um die Kinder- undJugendgesundheit zu verbessern, setzt die pharmazeutischeIndustrie konkrete Schritte. „Wir werden den negativen Entwicklungenbei der Kinder- und Jugendgesundheit nicht tatenloszu sehen. Es wurden bereits konkrete Maßnahmen mit unserenSystem partnern zur Verbesserung des Lebensstils von Kindernund Jugendlichen erarbeitet, einige davon wurden sogar schonumgesetzt. Denn Prävention ist eine Investition in die Zukunft“,erklärte Dr. Rumler.Bis zum Ende der Antragsfrist:Mehr als 100 Projekte eingereichtFür die Laufzeit der Verlängerung des Rahmen-Pharmavertragsbis 2015 leistet die Pharmawirtschaft einen Beitrag von 82 MillionenEuro. In dieser Gesamtsumme ist ein Betrag von 6,75 MillionenEuro für Maßnahmen im Rahmen gemeinsamer Gesundheitszielezu den Themen Kindergesundheit und Prävention zweckgebunden.Die Pharmawirtschaft im Wirtschaftsstandort ÖsterreichDie Pharmawirtschaft ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivitätund Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich.Pro Jahr produziert sie pharmazeutische Produkte im Wert von2,25 Milliarden Euro. In der EU ist die Pharma- und Biotechbrancheim Bereich Forschung & Entwicklung führend, womit dieBranche weit vor z.B. der zweitplatzierten „Software & Computersysteme“rangiert. 16 Prozent des Umsatzes der Pharma-Auf dieser Grundlage und im Rahmen dieser Zweckwidmung bestehtdie Möglichkeit, Förderanträge einzubringen. Fördergegenstandsind Projekte im Bereich Kindergesundheit undPrävention, wobei im Jahr 2012 der Schwerpunkt auf Projektezum Thema Kindergesundheit gelegt wird. Bis zum Ende der Antragsfristam 5. August wurden rund 100 Projekte eingereicht.Eine Auswahl, welche Projekte konkret gefördert werden, erfolgtbis Ende des Jahres. Das Themenfeld reicht von der Präventionvon Krankheiten bis zur Intervention bei psychischen Problemen.Noch heuer werden etwa 2,2 Millionen Euro für ausgewählte eingereichteProjekte zur Förderung der Kinder- und Jugendgesundheitausbezahlt werden.Neues Forschungsnetzwerk für KinderarzneimittelDie Anschubfinanzierung wird durch die pharmazeutische Industriegemeinsam mit dem Gesundheitsministerium durch je 150.000Euro pro Jahr realisiert. Diese ist für die nächsten fünf Jahre gesichert.Gespräche mit weiteren Institutionen und Organisationenzur Anschubfinanzierung sind geplant. Das Forschungsnetzwerkfür Kinderarzneimittel soll Medikamente auf ihre Kindertauglich -keit prüfen. Dieses dient der Schaffung einer österreichischenOrganisationsstruktur für Kinderarzneimittelentwicklung und Kinderstudien.Ab 1. Jänner 2018 soll die finanzielle Selbsterhaltungsfähigkeiterreicht sein. Weiters ist die Anschubfinanzierung an dieErreichung konkreter messbarer Ziele gebunden. Die Aufnahmeder operativen Tätigkeit des Kinderforschungsnetzwerks ist für2013 geplant.und Biotechbranche werden in F&E investiert. Im Vergleich dazuhat die Software & Computerbranche nur eine Investitions quoteF&E von 9,9 Prozent. Darüber hinaus sichert ein Pharmajob2,65 Arbeitsplätze in der Gesamtwirtschaft, das sind mehr als27.000 Beschäftigte. Innovative Arzneimittel verbessern dieLebensqualität, verkürzen Krankenhausaufenthalte und bewirkensomit Kostendämpfungseffekte im Gesundheitswesen.Wesentlicher Impuls für denForschungsstandort ÖsterreichNeben der Finanzierung ist es vor allem das gemeinsame gesellschaftspolitischeGrundverständnis, dass Studien an Kindernnotwendig sind. Dieses gilt es erst zu erarbeiten, denn bis vorKurzem galten Studien an Kindern als unethisch.„Das geplante Kinderforschungsnetzwerk wird nicht nur die Versorgungder Kinder mit für sie zugelassenen Arzneimitteln nachhaltigverbessern, sondern kann auch als wesentlicher Impuls fürden Forschungsstandort Österreich gewertet werden“, so Dr. JanOliver Huber, Generalsekretär der Pharmig.Leistungen der PharmaindustrieVerlängerung des Rahmen-Pharmavertrags:• 82 Millionen Euro an freiwilligen Solidarzahlungen an denHauptverband und die Krankenkassen bis 2015.• Davon sind 6,75 Millionen Euro für Leuchtturm-Projekteauf dem Gebiet der Kinder- und Jugendgesundheit sowiePrävention zweckgebunden. Noch heuer werden etwa2,2 Millionen Euro für ausgewählte ein gereichte Projektezur Förderung der Kinder- und Jugendgesundheitausbezahlt werden.• Anschubfinanzierung des Kinderforschungsnetzwerks mitinsgesamt 750.000 Euro.Gremium Gesundheitsziele:• Das Gremium Gesundheitsziele ist ein zwischen Pharmawirtschaftund Hauptverband paritätisch besetztesGremium. Es entscheidet über die Auswahl undAb wicklung von Maßnahmen im Rahmen gemeinsamerGesundheitsziele und die Freigabe der damit verbun denenfinanziellen Mittel.• Die Themen sind Prävention und Kindergesundheit.• Die Entscheidungsgrundlagen des Gremiums werdenvon der – ebenfalls paritätisch besetzten – ArbeitsgruppeGesundheitsziele vorbereitet.<strong>periskop</strong>/53 [ 11 ]


Anfang Juli dieses Jahres kam es zu einer Veränderung in derÖsterreichischen Apothekerkammer: Mag. pharm. Max Wellan(44) wurde am 20. Juni zum neuen Präsidenten gewählt. Mag.Wellan setzt auf moderne Kommunikationskonzepte in der Betreuungvon Kunden und auf den Ausbau des Medikationsmanagements.Dabei stellt er eines in den Vordergrund: die Zusammenarbeit undEinigkeit in der Gesundheitsbranche.INTERVIEW MIT MAG. PHARM. MAX WELLANPRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN APOTHEKERKAMMER„Unsere Zukunft liegtim umfassendenMedikationsmanagement“VON MAG. NINA BENNETT, MAP: Sie wurden vor Kurzem zum Präsidenten der ÖsterreichischenApothekerkammer gewählt. Welche Ziele haben Sie sich für IhreFunktionsperiode – vom 1. Juli 2012 bis zum 30. Juni 2017 –gesetzt?Wellan: Eines meiner Anliegen ist es, die Zukunft unseres Berufsstandesaktiv mitzugestalten und die Qualität unserer Leistungenfür unsere Kunden und Patienten zu steigern. Im Rahmen der Apothekerkammerhaben wir Apotheker die einzigartige Möglichkeit,unseren Beruf selbst zu verwalten und auch eigenständig nachaußen zu vertreten. Diese Selbstverwaltung möchte ich an vordersterFront wahrnehmen. Ein weiteres Ziel ist der Weg hin zunoch mehr Patientenorientierung. Dazu haben wir Apotheker zwareine hervorragende Ausgangsposition, denn Apotheken bietengenau das, was zukünftig zu den Themen Arzneimittel, Gesundheitund Lebensqualität benötigt werden wird. Allerdings müssen wirgeschickt und zukunftsorientiert vorgehen, um diese Chancenbestmöglich zu nutzen. Darüber hinaus möchte ich auf die Verantwortungverweisen, die unser Berufsstand mit sich bringt: Verantwortungfür die Medikation, die Beratung der Patienten, für vieleGesundheitsfragen.P: Was ist Ihr größtes Anliegen?Wellan: Ein für mich absolut wichtiger Aspekt ist das Medikationsmanagement,eine mit den behandelnden Ärzten abgestimmte Betreuungvom „Vorscreening“ über die Beratung bei der Abgabe vonArzneimitteln bis hin zur Förderung einer nachhaltigen Complianceder Patienten. Dafür brauchen wir ein Maßnahmenbündel rund umeine Erkrankung – wie beispielsweise beiPatienten mit chronischem Asthma. Zumeinen wollen wir dazu beitragen, bishernoch nicht diagnostizierte Asthmatiker zuentdecken. Zum anderen könnte eineComputer-App, die ein Tagebuch enthält, das Management derErkrankung erleichtern. Denn wir erklären unseren Patienten, wofürdie verschiedenen vom Arzt verschriebenen Medikamente eingesetztwerden, welches davon wie oft einzunehmen ist undweshalb. Wir helfen außerdem bei der richtigen Anwendung derInhalationsgeräte. Das Medikationsmanagement ist für mich einesder zentralen Themen, denn wir Apotheker haben einen Überblicküber sämt liche Arzneimittel eines Patienten. Das ist genau dieHilfe stel lung, die unsere Patienten brauchen. Medikationsmanagemententhält darüber hinaus Zukunftsfragen wie Patientencoaching,INN- Verschreibung und Generikasubstitution,Pharmako öko nomie, -epidemiologie und -vigilanz und vor allemklinische Pharmazie.„Bestmögliche Qualität für unsere Patientenanzustreben erfordert es geradezu,dass alle Akteure an einem Strang ziehen.“P: Wie sehen Sie die Rolle der Apotheker?Wellan: Für das österreichische Gesundheitswesen stellen dieApotheken eine zentrale Schnittstelle und eine niederschwelligeEinrichtung dar, die für die tägliche Versorgung essenziell ist. Wennwir unsere Leistungen optimal erbringen, wird dies unsere Rolle imGesundheitswesen entsprechend stärken. Meinen Berufsstandsehe ich mit derzeit rund 1320 öffentlichen Apotheken in Österreichgut positioniert. Die Apotheken genießen bei den Patienten undKunden hohes Vertrauen und einen sehr guten Ruf.Modelle erarbeitet werden und nicht jeder Apotheker diese für sichentwickeln muss. Ein modernes, innovatives System verbessert dieAbläufe in einer Apotheke und erleichtert komplexe Beratungssituationen.P: Die Apothekerschaft hat sich immer schon elektronischer Medienbedient. Wie werden neue mediale Entwicklungen in den Apothekenalltagimplementiert?Wellan: Für die optimale Kommunikation mit unseren Patientenmüssen wir natürlich auch in den neuen Medien Präsenz zeigenund in ihre Verwendung investieren. Schon in wenigen Jahren wirdmeines Erachtens jede Apotheke ihre eigene App haben. So kannsie ihre Kunden optimal betreuen – persönlich vor Ort, aber auchmit technischer Raffinesse. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten istda besonders wichtig und wünschenswert.P: Drogeriemärkte und der Versandhandel werden für Apothekerimmer mehr zum Thema. Wie ist Ihre Meinung dazu?Wellan: Arzneimittel gehören in die Apotheke. Medikamente sindkeine Konsumgüter, deren Nachfrage künstlich angekurbelt werdensoll. Zudem bin ich gegen Beratungsdiebstahl, da sich mancheLeute in der Apotheke nur beraten lassen und die Arzneimittel dannim Ausland oder im Internet kaufen. Die Strukturen im Gesundheitssystemmüssen aus diesen Gründen für klare Aufgaben und persönlicheVerantwortung sorgen. Es kann nicht sein, dass der Apothekevor Ort dann nur noch der Nachtdienst, die magistrale Rezeptur unddie Betreuung der Substitutionspatienten bleibt. Zu wenig Bewusstseingibt es auch über die beängstigende Zunahme von Arzneimittelfälschungenim illegalen Internethandel. Hinter diesen gefälschtenArzneimitteln steht praktisch immer die organisierte Kriminalität –entsprechende Aufklärungsarbeit ist dringend notwendig.P: Wo gibt es Optimierungspotenzial?Wellan: Optimierungspotenzial gibt es in mehreren Bereichen: Mirliegen die Qualitäts- und Leistungssicherung mit deren Dokumentationund Kommunikation am Herzen. Qualitätsleitlinien sehe ichals Hilfestellung für die Praxis. Es ist sinnvoll, wenn Best-Practice<strong>periskop</strong>/53[ 12 ]


BioBox: Mag. pharm. Max Wellan (44) ist seit 1. Juli 2012 Präsidentder Österreichischen Apothekerkammer. Er ist angestellter Apothekerund seit rund 15 Jahren in der Standesvertretung tätig. Seit 13Jahren ist Mag. Wellan bereits Mitglied des Präsidiums der Apothekerkammerund war ab 1997 Vizepräsident der ApothekerkammerWien. In seiner Jugend war Mag. Wellan Mitglied des Basketballnationalteams.Weitere Hobbys sind Bridge und Eistanz. Er lebt inWien und hat zwei Töchter.P: Wie stehen Sie zum DMP Diabetes?Wellan: Im Prinzip geht es beim Disease-Management darum, Dinge,die wir an der Tara sowieso schon tun, durch entsprechendeStrukturierung und Dokumentation auf ein neues Qualitätsniveauzu heben. Dabei darf aber keinesfalls die Praxistauglichkeit verlorengehen. Nur wenn es in den Arbeitsalltag integrierbar ist, wird esauch flächendeckend umsetzbar sein.P: Im Gesundheitswesen sind Kooperationen mit verschiedenenInstitutionen sehr wichtig. Haben Sie einige Kooperationen imAuge, die Sie in der ersten Zeit Ihres Wirkens aufbauen möchten?Wellan: Wir denken an Kooperationen mit anderen Gesundheitsberufenim Sinne einer aktiven und konstruktiven Zusammenarbeitzum Vorteil der Patienten/Kunden. Bestmögliche Qualität für unserePatienten anzustreben erfordert es geradezu, dass alle Akteurean einem Strang ziehen. Damit meine ich beispielsweise die Zusammenarbeitmit Ärzten auf allen Ebenen – vom Hausarzt vor Ortbis zur Ärztekammer. Durch Kooperationen kann mehr erreichtwerden als im Alleingang. Im Mittelpunkt steht für mich der Nutzenfür unsere Patienten, die Verbesserung der Qualität und eine Bereicherungdes Alltags. Es ist ein wichtiges Anliegen, dass es unsgemeinsam gelingt, das Gesundheitssystem qualitativ hochwertigzu halten: durch Transparenz, Nachhaltigkeit und die Übernahmevon persönlicher Verantwortung. Kurzfristige Geschäftemachereihat keinen Platz im Gesundheitswesen. Wir Apotheker sind daraninteressiert, unsere Kunden unmittelbar, gewissenhaft und impositiven Sinn langfristig zu betreuen.<strong>periskop</strong>/53 [ 13 ]


„Die Versorgung der Niere in unseremGesundheitssystem – Intra- und Extramural.“Gibt es Optimierungspotenziale in der Steiermark – Wenn ja, welche?ULTIMA RATIO»excerpt-36/2012VON MAG. (FH) MARTINA DICKImmer mehr Österreicher leiden an einem Nierenversagen und sindauf eine Form der Nierenersatztherapie (NET) angewiesen. Ende2010 befanden sich knapp über 8.900 Patienten in Therapie, entwedererhielten sie eine Nierentransplantation (NTX), eine Hämoodereine Peritonealdialyse (HD/PD). Da Nierenerkrankungenschleichend beginnen und die Betroffenen lange Zeit beschwerdeundschmerzfrei sind, werden sie oft zu spät beim Nephrologenvorstellig. Durch das zu späte Erkennen der Erkrankung benötigenviele Patienten umgehend eine NET. Um dann einem nephrologischenPatienten die für ihn am besten geeignete Versorgung undBehandlung zukommen zu lassen, ist eine detaillierte medizinischeAufklärung über alle Formen der NET durch den behandelndenMediziner notwendig. Die Zufriedenheit und Compliance in derTherapie steigen, wenn die NET nicht nur nach medizinischen Gesichtspunktengewählt wird, sondern in der Entscheidungsfindungauch der Lebensstil des Patienten eine Rolle spielen darf. Der Anteilder Patienten mit PD variiert in den verschiedenen europäischenLändern sehr stark (z. B. Deutschland: ca. 5 %, Niederlande:ca. 30 %), meist abhängig von den versorgungs- odergesundheitspolitischen Vorgaben, und beträgt im österreichweitenDurchschnitt derzeit zehn Prozent.Im Rahmen einer „Ultima Ratio“-Diskussion am 23. April 2012 erörtertenhochkarätige Vertreter aus dem Gesundheitswesen, derÄrzteschaft, der Politik und der Patientenselbsthilfe in Graz dieVersorgung der Niere im österreichischen Gesundheitssystemsowie die Optimierungspotenziale der Nierenversorgung in derSteiermark.Diskussionsteilnehmer (alphabetische Reihung):3 UNIV.-PROF. DR. GERNOT BRUNNER, Ärztlicher Direktordes LKH-Uniklinikums Graz3 MAG. KRISTINA EDLINGER-PLODER, Landesrätin für Wissenschaftund Forschung, Gesundheit und Pflegemanagement3 DI HARALD GAUGG, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds3 ROLF KLINGER, Obmann Erste Steirische Interessengemeinschaftder Dialysepatienten und Nierentransplantierten3 UNIV.-PROF. DR. PETRA KOHLBERGER, MSC, Vorständin fürMedizin und Pflege der KAGES3 MR Dr. REINHARD KRAMAR, ÖDTR – ÖsterreichischesDialyse- und Transplantationsregister3 PRIM. DR. REINHOLD PONGRATZ, MBA, Ärztlicher Leiterder STGKK3 UNIV.-PROF. DR. ALEXANDER ROSENKRANZ, Leiter derKlinischen Abteilung für Nephrologie am LKH-Uniklinikum Graz3 MAG. DR. KLAUS SCHUSTER, MSC, Regionalmanagerder Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding3 DR. INGMAR WALLER, Medizinischer Leiter des DialyseinstitutsFeldbachModeration: ROBERT RIEDL, PERI GroupRiedl: Wie sehen Sie die Versorgungslage von Patienten mit eingeschränkterNierenfunktion in der steirischen Spitalswelt im Vergleichzu Österreich und Resteuropa? Erhält der Betroffene miteingeschränkter Nierenfunktion umgehend jene Therapie, die fürihn optimal ist?Klinger: Aus meiner persönlichen Erfahrung und der unserer Mitgliederder Ersten Steirischen Interessengemeinschaft der Dialysepatientenund Nierentransplantierten steht es um die Versorgungder Nierenpatienten intramural grundsätzlich sehr gut. In Graz gibtes vier Zentren, die ihre Patienten bestens versorgen. Zusätzlicherhalten die Betroffenen durch das PatientenschulungsprogrammINDIAL an der Uniklinik in Graz vor Dialysebeginn eine optimaleBeratung und Aufklärung. Allerdings gelangen die Patienten zuspät in Behandlung. Ich selbst wurde erst mit drei bis fünf ProzentRestnierenfunktion zum ersten Mal von einem Nephrologen untersucht.Daher ist es meiner Meinung nach notwendig, dass dieNierenparameter bereits in der Gesundenuntersuchung getestetwerden. Aktive Menschen, die jung oder gesund sind, gehen erstzum Arzt, wenn es vielleicht zu spät ist.Riedl: In Niederösterreich wurden einige Nierenpatienten direktbefragt. Wie fühlen sich die Patienten dort versorgt?Schuster: Die niederösterreichischen Patienten fühlen sich subjektivintramural sehr gut betreut. Im Zuge einer Befragung, die imRahmen der Bedarfsplanung Dialyse für neu zu bauende Krankenhäuserin Niederösterreich durchgeführt wurde, erklärten sie aberauch, dass sie subjektiv großteils nur über ein Therapieverfahrenaufgeklärt wurden. Die Aufklärung darüber haben die Patientenaber als sehr gut bewertet. Generell sehen wir großen Optimierungsbedarfin der Früherkennung, denn oft kommen die Betroffenenso spät ins Krankenhaus, dass eine Entscheidung über dasTherapieverfahren rasch getroffen werden muss und zu wenig Zeitfür umfassende Information zu allen Therapieformen bleibt.Riedl: Ich möchte hier darauf hinweisen, dass zur Aufklärungspflichtder Patienten eine konkrete Richtlinie besteht, dazu einStatement von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal:Univ.-Prof. Dr. Mazal: Aus medizinrechtlicher Sicht muss derPatient über alle vorhandenen Varianten adäquat aufgeklärt werden.Demnach müssen ihm alle drei Alternativen angebotenwerden. Wenn ich einem Patienten lediglich eine Therapieformanbiete und ihn nicht über eine andere informiere, ist das schlichtwegrechtswidrig und bedeutet einen Verstoß gegen das Gesetz.Auch wenn das eigene Krankenhaus beispielsweise keine PD oderTransplantation anbietet, muss der Patient darüber informiertwerden, in welchen Anstalten diese existiert bzw. angeboten wird.Der Patient hat also einen Rechtsanspruch auf volle Aufklärung.Dieses Recht kann bei Missachtung auch eingefordert werden.Riedl: Wie beurteilen Sie aus Sicht der KAGES die Versorgungslageder Niere in der Steiermark?Kohlberger: Wir arbeiten daran, die Dialyse – und dabei maßgeblichdie PD – neu zu beleuchten und aufzustellen, um schlussendlichdem Patienten die medizinisch sinnvollste NET anbieten zukönnen. Die KAGES-Häuser in Graz, Bruck/Mur, Wagna und Rottenmannbieten die HD an, zusätzlich wird in Graz und Bruck/Murperitonealdialysiert. Hinsichtlich der PD sollte die niedergelasseneÄrzteschaft verstärkt ins Boot geholt werden, um die Krankenhäuserund die ambulante Dialyse zu entlasten, wie es auch in anderenLändern passiert. In den letzten Jahren haben wir viele Ressourcenund Energien in die Steigerung der Anzahl der NTX investiert.Rosenkranz: Es gibt drei Verfahren der NET, und der Patient solldurch umfassende Information die Möglichkeit der Wahl haben.Dabei sind die individuelle Entscheidung des Patienten und auchdie Tatsache, dass nicht jeder für jede der drei Therapien geeignetist, zu berücksichtigen. Die Entscheidung über das Therapieverfahrensoll gemeinsam getroffen werden. Nachholbedarf sehe ichim Bereich der Patientenaufklärung. Wir brauchen Ärzte, die auchüber die PD und die NTX umfassend aufklären können. GenerellenNachholbedarf sehe ich im Hinblick auf weitere Referenzzentren.Ein Zentrum im Klinikum Graz und ein Schwerpunktzentrum inBruck/Mur können die aufwendigen Schulungen für die Patientennur schwer bewältigen. Für rund 500.000 Menschen benötigt manein Zentrum, für die optimale Aufklärung und Versorgung von rundeiner Million Menschen sind zwei Zentren notwendig. Um dann inder PD qualitätsvolle Arbeit leisten zu können, brauche ich eineAnzahl von mindestens zwanzig PD-Patienten pro Zentrum.Kramar: Solange die großen Zentren bzw. das Klinikum Grazgenügend Ressourcen haben, werden ausreichend Patienten fürdie PD geschult und auf sie eingestellt, um die Qualität zu erhalten.In den kleineren regionalen Zentren gibt es einfach nicht genügendPD-Patienten. Hier wird es schwierig, die Qualität aufzubauen undeffizient zu arbeiten. Die Zahl der PD-Patienten in der Steiermarkunduliert, ist zuletzt wieder steigend und liegt derzeit bei zirka 60bis 70 Patienten. Es braucht also ein Referenzzentrum mit Lead-Funktion in der PD.Rosenkranz: Die NTX ist mir ebenfalls ein Anliegen: Das Organaufkommenist in Kärnten pro 100.000 Einwohnern doppelt sohoch wie in der Steiermark. Auf der anderen Seite liegt die Steiermarkhinsichtlich der Meldung von Dialysepatienten zur NTX inÖsterreich an letzter Stelle. Nur neun Prozent der HD- oder PD-Patienten sind auf der Transplantationsliste, der österreichischeDurchschnitt liegt bei 20 Prozent. Das Lebendspenderaufkommenkann nur erhöht werden, wenn wir in der Aufklärung möglicherSpender früher ansetzen. Dafür werden wiederum Ressourcen anden Kliniken benötigt.Riedl: Herr Prof. Brunner, sehen auch Sie Potenzial zur Optimierungder Nierenversorgung? Und wenn ja, in welchem Bereich?Brunner: Wir stehen absolut zur Forcierung der PD und NTX undwerden diese unterstützen. Um das Spenderaufkommen zur Steigerungder NTX zu fördern, installieren wir aktuell einen zweitenTransplantationsbeauftragten des ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitutfür Gesundheitswesen). Diese Maßnahme soll die Aufklärungund die direkte Ansprache möglicher Spender optimieren.Kramar: Wir können ansetzen, indem mehr Patienten bereitspräemptiv, also vorsorglich, für die NTX gelistet werden. So könnenMaßnahmen zum Finden eines geeigneten Spenders getroffenwerden, und das Dialyseaufkommen wird entlastet. Dazu müsstenvor allem bei Risikopatienten die Nierenparameter früher und engmaschigerkontrolliert werden. Die Organspende durch Ver -storbene sehe ich in der Steiermark gut gelöst. Die In-House-Koordinatoren, so genannte Transplantations-Beauftragte, wollenwir weiter ausbauen. Positiv ist, dass österreichweit ein Lebendspendenregister eingeführt wird.Riedl: Wie sehen Sie als Vertreter der privaten Dialyse die Situationin der Steiermark?Waller: Im Grunde sind wir in der Steiermark hinsichtlich der NETflächendeckend gut aufgestellt. So die Möglichkeiten der Finanzie-<strong>periskop</strong>/53 [ 14 ]


ung geklärt werden, würden sicher auch mehr Ärzte in der Peripheriedie Betreuung von PD-Patienten übernehmen. Allerdingsmuss die kritische Masse an Patienten vorhanden sein. ZumThema Spendenaufkommen muss sicher noch einiges getanwerden, um die Anzahl der NTX voranzutreiben.Riedl: Wird für die Steirer das Beste im Bereich der NET gemacht?Pongratz: Es ist sehr verwunderlich, dass wir in der Steiermarkeinen derart niedrigen Prozentsatz an PD-Patienten haben unddiese Form der NET einen so niedrigen Stellenwert hat. Hier sehenwir absoluten Nachholbedarf. Das bedeutet, dass wir die Patientenso früh wie möglich informieren müssen. Zudem müssen wir ihnenalle Varianten der Therapie anbieten und erklären, um ihnen einestrukturierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Soweit esstrukturell durchführbar ist, soll unserer Ansicht nach sowohl dieTransplantations- als auch die PD-Rate erhöht werden, unter Berücksichtigungder besten Therapie für den einzelnen Patienten.Pongratz: Als Sozialversicherung werdenwir alle konstruktiven, qualitativen undökonomischen Überlegungen diesbezüglichdiskutieren und unterstützen, um denbesten Nutzen für die betroffenen Patientenzu erreichen. Sollte die Rate der PDzukünftig angehoben werden, was für deninfrage kommenden Patientenkreis durchaus zu forcieren ist, mussauch die Finanzierung zwischen Land und Sozialversicherung entsprechendpartnerschaftlich angepasst werden.Gaugg: Insgesamt sehe ich den Bedarf verstärkt bei Schulungen.Und zwar bei Schulungen für präventive Maßnahmen und zu dendrei möglichen NET. Schulungen könnten sinnvollerweise gleich inden Zentren zusammengefasst werden. So fällt es leichter, diePatienten zur Teilnahme zu motivieren und Schulende zu finden.Wenn die NTX einen Idealfall der NET darstellt, werden wir nacheiner Möglichkeit suchen, Informationen darüber verstärkt in dasPatientenschulungsprogramm INDIAL einzuarbeiten. Zusätzlichsoll die Transplantationstauglichkeit künftig über einheitliche Kriterienund Parameter festgestellt werden. Unser Ziel von siebzigPatienten pro Jahr werden wir Schritt für Schritt erreichen.Rosenkranz: Dazu gibt es bereits einen österreichischen Konsensus,der dem Patienten genau aufschlüsselt, welche Untersuchungengemacht werden müssen, um auf der Transplantationslistezu bleiben. Dieser muss noch implementiert werden.Klinger: Zusätzlich muss den Menschen der Schrecken vor einerOrganspende genommen werden. Wir müssen klar machen, dass„Jetzt müssen wir schauen, dasswir mit dem eingesetzten Geldbessere Ergebnisse erzielen.“Verstorbene ihre Organe durchaus spenden können und damitetwas Sinnvolles bewirken.Riedl: Frau Landesrätin, wie schätzen Sie das Optimierungspotenzialfür die Nierenversorgung der steirischen Patienten ein?Edlinger-Ploder: Mein Eindruck ist, dass standardisierte Behandlungspfadeeinen ersten Schritt zu einer Optimierung derNierenversorgung darstellen. Notfalls müssten diese auch vonoben angeordnet werden, in derFrüherkennung als auch in der Behandlung.Es erscheint sinnvoll, fürrund eine Million Menschen zweiZentren zu haben, in denen die Patientenüber alle NET-Verfahren umfassenderstaufgeklärt werden. Sokönnen wir auch eine gewisse Unabhängigkeitgarantieren, weil die Ärzteim Referenzzentrum keine Eigeninteressenverfolgen. Ich habe ausden Wortmeldungen hier mitgenommen,dass die NTX sozusagen diebeste Form der Therapie ist, wo esmedizinisch möglich und sinnvoll ist.Für die HD oder PD gehen die Patientennach der Ersteinstellung zurückin ein Dialysezentrum, eineAmbulanz in der Nähe des Wohnortsoder zum niedergelassenen Arzt zurBehandlung. Wenn sich die Expertenalso einig sind, dass dies derbeste Weg zur Versorgung ist, dannsollten wir diesen österreichweit gehen.Über das geplante Reformpoolprojektwerden Schritte in dieseRichtung definiert. Ich bin dafür,dass wir uns entscheiden: Wir gebenviel Geld für die Krankenversorgungaus, jetzt müssen wir schauen,dass wir mit dem eingesetzten Geldbessere Ergebnisse erzielen.Kohlberger: Wir in den KAGES-Häusern haben bereits eine abgestufteBehandlung: Das LKH-Uniklinikum ist das Lead-Zentrum, indem der Patient über seine Therapiemöglichkeiten aufgeklärt undauf sie eingestellt wird. Die Entscheidung über die richtige Therapiefür den Patienten wird hier getroffen. Die weitere Behandlung passiertin der Peripherie. In intensiver Zusammenarbeit mit unserenHäusern in Bruck/Mur, Wagna und Rottenmann steht das Uniklinikumden anderen Häusern in der Peripherie dann bei Problemenund Fragen zur Seite.Schuster: In Niederösterreich haben wir das Ziel von 25 ProzentHeimdialyse (Anm.: PD und Heim-HD)erstmals in den Balanced-Score-Cardsder Kliniken verankert. Diese gemeinsamvereinbarte Zielbestimmung ist ein Signalund spiegelt auch den internationalenStandard wider. Zur Erreichung diesesZiels müssen wir auch die Rahmenbedingungenund Ressourcen schaffen. Denn um eine adäquate Qualitätzu bieten, wird eine entsprechende Patientenanzahl nötig sein.Riedl: Kommen wir nun zum extramuralen Bereich der Nierenversorgung.Wann ist der Zeitpunkt gekommen, zum Nephrologen zugehen, um Maßnahmen zur besseren Erhaltung der Niere zu ergreifen?Von der Wissenschaft gibt es Vorgaben dazu, wann maneine Niere kontrollieren lassen sollte.Rosenkranz: Dazu gibt es ein Modell der steirischen Gesundheitsplattform,das genau regelt, bei welcher Restnierenfunktiongehandelt werden muss bzw. wann der Allgemeinmediziner denNephrologen/Internisten zu Rate ziehen muss. Derzeit fehlt dieKontrolle über die Umsetzung dieses vorgegebenen Behandlungspfads.Gaugg: Hierzu werden Qualitätskriterien und deren Verbindlichkeitin der Umsetzung unabdingbar. Wir diskutieren das Thema Qualitätviel zu wenig. Denn wenn Qualität zu Freiwilligkeit wird, stimmtetwas nicht, und derzeit ist es genau so. Wir sind in der Gesundheitsversorgungauf einem Weg, der eigentlich mit Qualitätssicherungnicht immer etwas zu tun hat.Riedl: Wie arbeiten hier die Internisten und Nephrologen? Wirddas Modell der nephrologischen Früherkennung umgesetzt? Odersieht man den Patienten erst, wenn er eine NET braucht?Rosenkranz: An und für sich sehen wir den Patienten intramuralerst, wenn eine NET benötigt wird. Die Patienten werden rechtlange extramural gehalten, oft bis es zu spät ist. ZentralisierteTools, die Allgemeinmediziner auffordern, Patienten ab definiertenWerten zum Nephrologen zu schicken, wären hilfreich.Waller: Im Prinzip geht es um das Herausfiltern der Risikopopulationen,und dazu brauchen wir die niedergelassenen Allgemeinmediziner.Sie haben die Aufgabe, die Risikopopulation durchAnamnesestellung und gezielte Fragen herauszufiltern. Es muss soetwas wie eine allgemeine Awareness geschaffen werden, damitdie Patienten ihre Nieren früher untersuchen lassen. Bei Nierenproblemenist das in etwa wie mit den Rauchern oder den Diabetikern:Die Niere tut nicht weh, und darum konsultieren möglicheRisikopatienten den Arzt nicht bzw. zu spät.Riedl: Man könnte also extramural mehr tun, um die Niere längergesund zu erhalten. Die Allgemeinmediziner tragen dazu bei. Wiesieht es bei den niedergelassenen Internisten und Nephrologenaus?Kramar: Ich bin dagegen, dass ganz Österreich präventiv aufNierenparameter untersucht wird, aber bei Risikogruppen mussdas ganz einfach gemacht werden. Hier haben wir wesentlichenNachholbedarf, der auch durch Statistiken belegt ist. Bei einemdiagnostizierten Hypertoniker oder Diabetiker sollte verpflichtendeinmal im Jahr der Nierenwert kontrolliert werden. Die Kosten dafürsind relativ gering, bei einer Kreatininbestimmung liegen sie imCentbereich.Riedl: Denkt die Gebietskrankenkasse über eine Optimierung desniedergelassenen Bereichs nach?Pongratz: Zur Qualität der Versorgung im niedergelassenenBereich laufen derzeit einige Untersuchungen. Ich kann auch ausFolgekostendaten bestätigen, dass bei manchen Diabetikern nurganz sporadisch ein HbA1C-Wert gemessen wurde und dass sievielleicht nicht einmal jährlich zur Augenhintergrunduntersuchunggegangen sind. Qualitätskriterien sind künftig vom nephrologischenZentrum in Anlehnung an internationale Standards festzulegenund sowohl im intramuralen als auch im extramuralen Bereichzu implementieren und durch Benchmarks transparent zu machen.Bezüglich Prävention muss gesagt werden, dass ein generellesScreening auf Nierenerkrankungen sicher nicht sinnvoll ist. Vielmehrist der Schwerpunkt der Screeningmaßnahmen im niedergelassenenBereich auf Risikopatienten mit Diabetes, Hypertonie,chronischem Schmerzmittelabusus, familiärer Belastung in RichtungNierenkrankheiten und dergleichen zu richten. Bereits ausgearbeiteteKriterien, ab wann eine Vorstellung der Patienten beimNephrologen sinnvoll und notwendig ist, sind zukünftig entsprechendzu kommunizieren.Edlinger-Ploder: Wir müssen einerseits in der Vorsorge ansetzen,denn ab dem Alter von zehn Jahren sind die Kinder undJugendlichen kaum mehr beim Arzt. Der Mutter-Kind-Pass ist einErfolgsprojekt, altersmäßig greift er aber zu kurz. Das Problem istdabei die Freiwilligkeit. Andererseits funktioniert das System derFreiwilligkeit über die Teilnahme an Pilotprojekten auch bei denAllgemeinmedizinern nicht. Das betrifft auch die Fortbildung, diestärker durchgesteuert und koordiniert werden muss, je nachPriorität der Projekte in der Gesundheitsplattform. Ich bin nichtgegen den niedergelassenen Bereich und nicht dafür, dass manperiphere Räume ausräumt. Es braucht aber neue Systeme, die ineinem durchgängigen Qualitätsparameter funktionieren. Und dannwerden die Österreicher auch selbst Verantwortung für ihre Gesundheitübernehmen müssen. Wenn man solche standardisiertenSysteme einführt, bin ich davon überzeugt, dass wir vieles frühzeitigerkennen, nicht nur die Nierenfunktion. Hierbei helfen Behandlungspfade,auch nach Zielgruppen definierte Untersuchungsrahmenund Wege, denen die Untersuchungen folgen.In der Reihe „Ultima Ratio“ werden regelmäßig aktuelle Themenaus dem österreichischen Gesundheitssystem von Experten ausunterschiedlichen Institutionen debattiert. „Ultima Ratio excerpt“ist eine Zusammenfassung dieser Diskussionsrunden. Die Diskussionsrunde„Die Versorgung der Niere in unserem Gesundheitssystem– intra- und extramural“ fand mit freundlicher Unterstützungder Baxter Healthcare GmbH statt.<strong>periskop</strong>/53 [ 15 ]


Sommerfest derApothekerkammerOberösterreich:Bekanntgabe desPräsidentenwechselsund Experten-TalkKindermedikamenteVON MAG. NINA BENNETT, MADie Apothekerkammer Oberösterreich lud am 21. Juni 2012 bereitszum fünften Mal zu ihrem Sommerfest, um den Berufsstandder Pharmazeuten und deren Leistungen für die Gesundheitsversorgungder Bevölkerung ins Zentrum zu stellen. Im Rahmen derVeranstaltung sprach die damals designierte Präsidentin der ApothekerkammerOberösterreich, Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, über ihre Ziele und Anliegen für die Apothekerschaft. ImAnschluss daran folgte ein Experten-Talk zum Thema „Kinderarzneimittel“.Mehr als 300 Gäste aus dem Gesundheitswesen folgten am 21. Juni2012 der Einladung zum Sommerfest der Apothekerkammer Oberösterreichins Linzer Kunstmuseum LENTOS. Nach dem Willkommens-Aperitivim heiteren Jahrmarkt-Ambiente begrüßte Mag.pharm. Thomas Veitschegger, Vizepräsident des Apothekerverbandes,die zahlreichen Besucher: „Apotheker haben sich im Lauf derGeschichte auch immer wieder als große und erfolgreiche Entdeckerund Erfinder hervorgetan. Entwicklungen vom Backpulverdurch Dr. Oetker bis hin zur Entstehungsgeschichte von Coca-Colasind dafür prominente Beispiele. Mit diesem Abend wollen wir diesemErfindungsgeist Tribut zollen und unseren Gästen einen faszinierendenStreifzug durch die pharmazeutische Historie und Gegenwartbieten.“Neue Präsidentin der Apothekerkammer OberösterreichMag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, seit 1. Juli 2012 Präsidentinder Apothekerkammer Oberösterreich, begrüßte die Gäste undzeigte sich über ihre neue Aufgabe begeistert: „Ich freue mich sehrauf meine Funktion als Präsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich.Meiner neuen Aufgabe werde ich mich mit aller Kraft undvoller Engagement widmen. Dabei kann ich durch unterschiedlicheFunktionen und vielfältige Tätigkeiten auf eine langjährige Erfahrungim Gesundheitswesen zurückgreifen.“Neue Wege gehen – neue Ziele erreichenZentrales Anliegen von Mag. pharm. Dr. Mursch-Edlmayr ist dieStärkung der Stellung der Apotheker in Oberösterreich selbst sowiedie Stärkung der oberösterreichischen Apothekerschaft auf Bundesebene.„Um diese beiden Zielsetzungen zu erreichen, sind wirgerade jetzt gut aufgestellt. Durch Mag. Thomas Veitschegger imApothekerverband auf Bundesebene und Mag. Monika Aichbergerund mich im Präsidium der Apothekerkammer Oberösterreich aufLandesebene können wir neue Wege beschreiten und unsere Vorhabenumsetzen. In der Kammer selbst unterstützt uns ein starkesTeam aus Funktionären und Apothekern.“Stärkung der Kompetenzen der ApothekerMag. pharm. Dr. Mursch-Edlmayr sieht die Basis für zukunftsfähigeApotheken in einer aktiven und starken Interessenvertretung. AlsPartner auf Augenhöhe im Gesundheitssystem sollen für die ApothekenDiskussionen zur Qualitätssicherung und zur Erarbeitungneuer Aufgaben und Strategien ermöglicht werden. Apotheken bietenneben ihrem niederschwelligen Zugang zu Arzneimitteln undGesundheitsfragen, fundiertes Wissen über Arzneimittel sowie Medikationsmanagement.Zudem sollen sie ihre Expertise und ihreVerantwortung auf zwei Gebieten ausbauen: „Einerseits wird dieArzneimittelsicherheit immer wichtiger, andererseits ergibt sichdurch die drastisch steigende Anzahl chronisch Kranker der Bedarfan verlässlichen Gesundheitsbetreuern im Bereich der strukturiertenVersorgung“, so Mag. pharm. Dr. Mursch-Edlmayr.Thomas Veitschegger konzentriert sich aufseine Tätigkeit im VerbandSie folgt Mag. pharm. Thomas Veitschegger nach, der sich ab nunvor allem auf seine Vizepräsidentschaft im ApothekerverbandÖsterreichs in Wien konzentriert. Mag. pharm. Veitschegger erklärte:„Durch meine Tätigkeiten, einerseits in der Apothekerkammer Oberösterreich,andererseits im Apothekerverband, bin ich zwischenWien und Linz gependelt. Das hat viel Zeit und Kraft gekostet.Der Präsidentenwechsel in Oberösterreich war die richtige Entscheidung,denn ich kann mich nun verstärkt meiner Aufgabe alsVizepräsident des Apothekerverbandes Österreich widmen.“Kinderarzneimittel: „Chancen und Herausforderungen inder medizinischen Versorgung von Kindern“Ein weiterer Programmteil des Sommerfests der ApothekerkammerOberösterreich war ein Experten-Talk zum Thema „Kinderarzneimittel“,bei dem hochkarätige Experten aus dem Gesundheitswesendiskutierten. Mag. pharm. Monika Aichberger, Vizepräsidentin derApothekerkammer Oberösterreich, gab einen Ausblick auf das Jahr2012: „Dieses Jahr steht für die Oberösterreichische Apothekerkammerthematisch unter dem Schwerpunkt ‚Kinderarzneimittel’. Wir alsApothekerschaft haben uns zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung fürdieses Thema zu sensibilisieren.“Diskutanten des Experten-Talks:• Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann von Oberösterreich• ao. Univ.-Prof. Dr. Marcus Müllner, Leiter Medizinmarktaufsichtund Verfahrensleiter des Bundesamtes für Sicherheit imGesundheitswesen (BASG)• Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Präsident der ÖsterreichischenGesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)• Mag. pharm. Thomas Veitschegger, Präsident derApothekerkammer Oberösterreich<strong>periskop</strong>/53 [ 16 ]


Jahresthema der Oberösterreichischen Apothekerkammer:„Kinderarzneimittel“Mag. pharm. Monika Aichberger, Vizepräsidentin der ApothekerkammerOberösterreich, fungierte als Moderatorin der Diskussionund erläuterte, dass die Oberösterreichische Apothekerkammer dasJahr 2012 unter das Motto „Kinder und Kinderarzneimittel“ gestellthat, um damit ein Zeichen zu setzen und die Bevölkerung für dieWichtigkeit dieses Themas zu sensibilisieren.„Kinder NICHT in Studien zu integrieren, ist unethisch“Ao. Univ.-Prof. Dr. Müllner ging auf die Probleme in der Versorgungvon Kindern mit Kinderarzneimitteln ein und stellte dar, dass Kindergesundheitin hohem Maße von Prävention, laufender Versorgungund der Verfügbarkeit entsprechender Arzneimittel abhängt. „Kindernwerden oft Arzneimittel verabreicht, deren Wirkung und Sicherheitnicht ausreichend oder bisher nur an Erwachsenen geprüftwurde. Sie werden im off-label-use verwendet. Durch diese Tatsacheergeben sich erhebliche Risiken in der Behandlung von Kindern:So ist der Organismus eines Kindes nicht mit jenem eines Erwachsenenvergleichbar. Inadäquate Dosierungsinformationen erhöhendas Risiko für Nebenwirkungen oder die Unwirksamkeit der Behandlungaufgrund zu niedriger Dosierungen. Bis heute stehen nochzu wenige kindgerechte Zubereitungen zur Verfügung“, wies er aufdie Problematik hin und weiter: „Noch vor einiger Zeit wurde dieIntegration von Kindern in Studien als unethisch angesehen. Allerdingsist es genau umgekehrt: Kinder nicht in Studien zu integrieren,ist unethisch! Seit Jänner 2007 ist glücklicherweise die Verordnungfür Kinderarzneimittel EU-weit in Kraft. Damit müssen auch inÖsterreich Medikamente auf ihre Wirkung bei Kindern und Jugendlichenspezifisch beobachtet werden. Diese EU-Verordnung hattatsächlich zu einer Verbesserung der Situation geführt. Außerdemist die Gründung eines Kinderforschungsnetzwerks ein weiterer wesentlicherSchritt“, so ao. Univ.-Prof. Dr. Müllner.„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“Univ.-Prof. Dr. Kerbl erklärte, dass Kinder und Jugendliche in ihrerGesamtheit naturgemäß aufgrund ihres Alters meistens „relativ gesund“seien. Dies trage auch dazu bei, dass Kinder und Jugendlichein Österreich zwar etwa 18 Prozent der Gesamtpopulation ausmachen,aber nur ca. sechs Prozent der gesamten Gesundheitsausgabenkonsumieren. „In der Praxis erfolgt die Dosierung von Arzneimittelnmeist durch ‚Herunterrechnen’ der Dosierungen fürErwachsene. Das kann im Einzelfall aber auch falsch oder sogargefährlich sein, weil Medikamentenaufnahme, -anreicherung, -verstoffwechselungund -ausscheidung sich sehr wesentlich von denenbei Erwachsenen unterscheiden können. Kinder sind daher inStudien, die auf ihre Bedürfnisse und Besonderheiten Rücksichtnehmen, bestens aufgehoben – viel besser als Kinder, die mit ungeprüftenArzneimitteln behandelt werden. Denn die Nebenwirkungsrateist bei nicht studienerprobten Medikamenten zwei- bisdreimal höher“, so Univ.-Prof. Dr. Kerbl. Es sei aber oft nicht einfach,Eltern von der Notwendigkeit derartiger Studien zu überzeugen, undimmer wieder fürchten Eltern, dass ihre Kinder als „Versuchskaninchen“missbraucht würden. Genau dies sei aber durch die strengenAuflagen, die verpflichtende Beiziehung von Ethikkommissionen unddie konsequente Überwachung nicht der Fall.„Gesellschaftspolitisches Grundverständnisfür Kinderstudien forcieren“Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer sprach von einer breitenSensibilisierung zu diesem Thema, um die Forschung voranzutreibenund die Gesellschaft zu einem Umdenken zu bewegen. Nur sokönne die Versorgungssituation von Kindern verbessert werden.„Natürlich müssen diese Studien unter Einhaltung strengster Vorschriftenund größter Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden.Wir müssen diese Diskussion weiterführen und intensivieren – zumWohle der Kinder. Es braucht ein gesellschaftspolitisches Grundverständnis,dass Studien mit Kindern notwendig und wichtig sind“, soDr. Pühringer.Interdisziplinäre Zusammenarbeit gefordertMag. pharm. Thomas Veitschegger erläuterte, dass zur Verbesserungder Versorgungssituation von Kindern die Zusammenarbeitaller bei der Versorgung und Behandlung von Kindern Beteiligtengefordert ist. „Ich rufe hier verstärkt zur interdisziplinären Zusammenarbeitauf: Politik, Pharmaindustrie, Kinderärzte, Eltern, Pharmazeutenmüssen zusammenarbeiten und gemeinsam versuchen,die Situation zu verbessern. Schon im Jänner hat die OberösterreichischeApothekerschaft einen runden Tisch ins Leben gerufen, beidem Experten aus dem Gesundheitswesen über das Fehlen vonKinderarzneimitteln in Österreich diskutierten. Wir wollen durchmehrere Aktivitäten in diesem Jahr auf die Thematik aufmerksammachen und wesentliche Schritte zu einer Verbesserung der Situationerreichen.“<strong>periskop</strong>/53 [ 17 ]


INTERVIEW MIT DR. SIGRID PILZWIENER PFLEGE- UND PATIENTENANWÄLTINGesundheitskompetenz forcierenVON MAG. NINA BENNETT, MAJeder Bürger hat als Patient das Recht auf Unterstützung und Beratung.Dr. Sigrid Pilz, die neue Wiener Pflege- und Patientenanwältin,setzt sich gemeinsam mit ihrem Team für die Anliegen der Patientenim Wiener Gesundheitswesen ein und steht auch für denPflegebereich zur Verfügung. Im Gespräch mit dem Periskop sprichtsie über ihre neue Aufgabe, über die Notwendigkeit zu mehr Patientenaufklärung,Information und besserer Versorgung sowie über dieAugenhöhe, auf der die Patienten mit der Ärzteschaftkommunizieren sollen.P: Sie sind seit 1. Juli Patientenanwältin in Wien. Wie definieren SieIhre neue Aufgabe? Welche Anliegen verfolgen Sie?Pilz: Die ersten Wochen als Patientenanwältin in Wien bereiten mirsehr große Freude. Intern beschäftige ich mich mit Teambildung,Mitarbeitergesprächen und der Entwicklung von Themenschwerpunkten.Jede Anfrage und Beschwerde kommt im Laufe der Bearbeitungmehrmals auf meinen Tisch. So kann ich mir einen Überblickverschaffen und besser abschätzen, welche Themen sich aus denPatientenrückmeldungen für das Gesundheitswesen ergeben.Durch die direkte Patientenkommunikation kristallisieren sich jeneProblemfälle heraus, bei welchen grundsätzlich Optimierungsbedarfbesteht. Es gibt zum Beispiel nach wie vor eine Unterversorgung inder Kinder- und Jugendpsychiatrie. Junge Patienten müssen aufgrunddes Bettenmangels in eine Erwachsenenpsychiatrie verlegtwerden, was gerade in diesem Alter eine belastende Erfahrung ist.Innerhalb der Wiener Überversorgung mit Akutbetten gibt es alsonach wie vor auch Mangel. Außerdem ist mir die umfassende Aufklärungund Information der Patienten ein Anliegen. Vielen ist nichtbewusst, dass sie über ihre Behandlung selbst entscheiden unddiese nicht dem Arzt überlassen dürfen. Um diese Entscheidungkompetent treffen zu können, sind Wissen und Aufklärung notwendig.Aufklärungsmängel dürfen also nicht passieren.P: Welche Maßnahmen könnten hier Abhilfe schaffen und zu mehrPatientenaufklärung beitragen?Pilz: Die Frage ist: Wie komme ich an Informationen? Verstehe ichdiese? Kann ich sie außerdem bewerten und nutzen? Die wichtigsteAufgabe sehe ich in der Verbesserung der österreichischen Gesundheitskompetenz.Beim Thema „Wissen um die Behandlung“schneidet Wien leider sehr schlecht ab. Im Wiener Gesundheitsbericht2010 steht, dass fünfzig Prozent der Patienten nicht verstandenhaben, was ihnen der Arzt gesagt hat. Weitere zwanzig Prozentgaben an, alles verstanden zu haben, bei der Befolgung der Therapiestellte sich allerdings leider heraus, dass dem nicht so war. Einsolches Ergebnis – das im Übrigen eine aktuelle EU-Studie für ganzÖsterreich belegt hat – ist sehr besorgniserregend. Fehlende Gesundheitskompetenzist unethisch, kostet viel und macht krank. Esgeht darum, nicht nur zu verstehen, was der Arzt sagt, sonderndieses Wissen für die eigene Behandlungsentscheidung richtig bewertenund umsetzen zu können. Zu den Schadensfällen im Gesundheitswesen:Es geht mir nicht nur um die „großen“ Schäden wiebeispielsweise eine Operation am falschen Bein, sondern auch umdie gravierenden Folgen, die durch die mangelnde Versorgung chronischKranker entstehen.P: In welchem Bereich haben wir in Österreich eine mittlere bisschlechte Versorgung der Patienten?Pilz: Die Versorgung von Menschen mit Diabetes ist in Österreichproblematisch. Von 2002 bis 2006 stieg hierzulande die Anzahl derFußamputationen um zehn Prozent an. Im Gegensatz dazu sank derProzentteil in anderen vergleichbaren Ländern deutlich. Den betroffenenPatienten sind diese Fakten unbekannt und sie kommen dahernicht auf die Idee, sich zu beschweren. Ich halte diese Situationaber für untragbar. Hier muss die Prävention und die Versorgungoptimiert werden. Es ist daher nicht akzeptabel, dass sich nur sehrwenige Wiener Ärzte am Reformpoolprojekt zur Diabetesversorgungbeteiligen.P: Um einen genaueren Einblick in Ihre Arbeit zu bekommen: Wieviele Fälle bearbeitet die WPPA im Jahr?Pilz: Im Jahr 2011 hatten wir 1.513 Vorsprachen, 1.781 Fälle wurdenschriftlich eingereicht und 8.870 Fälle wurden telefonisch vorgebracht.Insgesamt sind das 12.164 gemeldete Fälle. Nicht alles istals Schadensfall zu sehen, wir gehen aber in jedem Fall der Sacheauf den Grund. Aus den über 12.000 Fällen wurden 2.914 Akten, dieim Detail bearbeitet werden. Es ist mir außerdem ein Anliegen, denjährlichen Bericht neu zu strukturieren und insbesondere die Empfehlungenan das Gesundheitswesen und die Politik auszubauen.Eine Empfehlung liegt mir besonders am Herzen: Man sollte überlegen,die Medizinhaftung künftig wie eine Unfallversicherung zu gestalten.Herr Univ.-Prof. Barta von der Universität Innsbruck hat davor längerer Zeit bereits einen sehr vernünftigen Vorschlag gemacht.Damit könnte man der Defensivmedizin vorbeugen.P: Die Verantwortung für Zuwendung, Nähe und Geborgenheit gegenüberdem Patienten wird automatisch dem Arzt zugeschrieben.Muss dieser den veränderten Anforderungen gerecht werden odersich das Gesundheitssystem dieser Verantwortung annehmen?<strong>periskop</strong>/53 [ 18 ]


Pilz: Hier spielt nicht nur die medizinische Versorgung, sondernauch das Thema Pflege eine große Rolle. Die Menschen werdenälter und brauchen nicht nur Akutversorgung, sondern viel öfter jahrelangePflege. Bezüglich der Pflegewohnhäuser in Wien haben wirin den vergangenen Jahren viel erreicht: Ein- bis Zweibettzimmer miteigenem Balkon sorgen für Geborgenheit und Privatsphäre. Die altenPflegekasernen werden bis 2015 zugesperrt. Die Betreuung zuHause wurde stark ausgebaut. Nun geht es um die Reform im Spitalsbereich:Das Spitalskonzept 2030 sieht moderne Spitäler ansieben Standorten vor und außerdem eine neue Spitalsorganisation.Die stationäre Psychiatrie wird dezentralisiert, in der Kinder- undJugendpsychiatrie wird es zusätzliche Betten geben. Diese Entwicklungensind im Interesse der Patienten.„Man sollte überlegen, dieMedizinhaftung künftig wie eineUnfallversicherung zu gestalten.“P: Das Spitalskonzept 2030: Ist das schon das Ende der angestrebtenZiele oder der erste Schritt?Pilz: Das Spitalskonzept 2030 kann mit Sicherheit nicht isoliert umgesetztwerden. Es muss die Kooperation zwischen stationärer undniedergelassener Versorgung ausgebaut werden. Eine funktionierendeAbstimmung, mehr Patientenorientierung und bessere Öffnungszeitender Ordinationen sind unverzichtbar.Ich hoffe, dass die Ärztekammerkünftig zu einer dialogischen, nicht zueiner kämpferischen Orientierung tendiert.Was ELGA betrifft, gehe ich davonaus, dass die Kammerfunktionäre aus der Ecke, in die sie sich eingebunkerthaben, nun doch herauskommen. Richtig ist, dass dieDatensicherheit bei ELGA gewährleistet sein muss, da gebe ich derÄrztekammer Recht. Aber die Verfügung der Patienten selbst überdie eigene elektronische Krankengeschichte ist ein wichtiger Schrittzu Transparenz, Qualitätssicherung und Selbstbestimmung.überlegen, ob Rauchen, Junk-Food, schnelle Autos und viel Alkoholauch unter dem Gesichtspunkt der Gesundheit gesehen werdenkönnte. Die Patienten-Uni ist ein Teil der unabhängigen Patienteninformationsstelle,die bei der WPPA eingerichtet wird. Auch diesesVorhaben hat das Ziel, die Gesundheitskompetenz – insbesonderevon bildungsfernen Schichten – zu erhöhen.BioBox: Dr. Sigrid Pilz absolvierte das Studium der Erziehungswissenschaftenund Psychologie in Innsbruck und leitete einJugendzentrum für benachteiligte Jugendliche. Von 1985 bis 2012war sie Beamtin im Familienministerium, Leiterin der Abteilung fürinternationale Familien- und Jugendpolitik sowie Lektorin an derUniversität Innsbruck. Von 2001 bis 2012 war sie Abgeordnete imWiener Landtag und Gemeinderätin sowie Gesundheitssprecherinder Grünen Wien. Sie initiierte zwei Untersuchungskommissionenzu Missständen in der stationären Altenpflege und in der Psychiatrie.Im Juli 2012 hat Pilz das Amt der Wiener Pflege- und Patientenanwältinangetreten und zeitgleich alle ihre politischen Funktionenzurückgelegt.P: Wo liegen die Ansätze, Patienten das notwendige Wissen zuvermitteln?Pilz: Fachwissen, über das nur eine Seite exklusiv verfügt, ist Herrschaftswissen.Weil die Patienten aber selbst über ihre Behandlungentscheiden, muss es auch im Interesse der Ärzte sein, dieses Wissenverständlich und interpretierbar zu machen. Dazu habe ich einkonkretes Projekt im Sinn: die rollende „Patienten-Uni“, die inDeutschland schon erfolgreich arbeitet. Junge Ärzte besuchenBerufsschulen und treten mit den jungen Leuten in einen Gesundheitsdialog.Viele Halbwüchsige machen sich ja keinerlei Gedankenüber Gesundheitsförderung, riskante Lebensstile oder gar chronischeErkrankungen. Die jungen Ärzte können lernen, wie man Wissenspannend vermittelt, und die Jungen könnten sich erstmalsVEIT *BETRACHTUNGEN EINES APOTHEKERSÄRZTE UND APOTHEKER –SCHULTER AN SCHULTERDie Hälfte der Österreicher benötigt im Laufe ihres Lebens eine Sehschärfenkorrektur.Dies belegt eine aktuelle Studie des MarktforschungsinstitutsSPECTRA. Der erste Weg führt die Patienten in denmeisten Fällen nicht zum Augenarzt, sondern zum Optiker. Das Problemdabei ist, dass viele Augenerkrankungen zu spät erkanntwerden. Der Gang zum Optiker ist aber nachvollziehbar: Schließlichsind sie auch Verkäufer und umsorgen ihre Kunden dementsprechend.Die Praxen der Augenärzte hingegen sind oft überlaufen, Patientenwerden lange Wartezeiten zugemutet und auch der Besuch an sich ist oft nicht ganz so angenehmwie beim Optiker. Da stellt sich allerdings die Frage, ob dies, im Sinne einer Früherkennungvon Augen erkrankungen, aber auch internistischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes,eine sinnvolle Trendwende ist.Auch zu uns in die Apotheke kommen viele, die zum Beispiel ein Präparat gegen trockene oderentzündete Augen benötigen. (Die aktuelle SPECTRA-Studie stellt fest, dass etwa 10 % der Menschentrockene und weitere 10 % der österreichischen Bevölkerung entzündete Augen haben.)Wenn man sich den Trend der letzten acht Jahre ansieht, werden Jahr für Jahr mehr Packungengegen diverse Augenbeschwerden abgegeben, was einer Gesamtsteigerung von zirka 33 Prozententspricht. Ursache dafür ist nicht zuletzt der Umstand, dass Patienten immer älter werdenund auch mehr Medikamente gegen beispielsweise Makuladegeneration benötigen.Wir sind pharmazeutische Experten und können durch ausführliche Beratung abklären, obunsere Kunden schon beim Augenarzt waren. Im Sinne einer Prävention ist es den Augenärztenmöglich, durch das Auge einen „Blick nach Innen“ zu werfen und somit mögliche Gefäßerkrankungenfrühestmöglich zu erkennen.Wir Apotheker sind seit vielen Jahren um Prävention bemüht, somit ergibt sich auch ein breitesBetätigungsfeld rund um das Auge. Im August fanden die Alpbacher Gesundheitsgesprächestatt, wo von einem hochkarätig besetzten Podium die Vorsorge und Versorgung des „österreichischenAuges“ vor einem renommierten Publikum diskutiert wurde.Wie bei vielen, relevanten Themenfeldern, gilt es auch hier ein Miteinander der Gesundheitsberufezu fi nden. Es freut mich besonders, dass die Oberösterreichische Präsidentin, Mag. pharm.Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, und der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsidentder Österreichischen Ärztekammer, Dr. Johannes Steinhart, mit der ÖsterreichischenOphthalmologischen Gesellschaft vereinbart haben, gemeinsam eine Checkliste zu entwickeln,wann es für Menschen sinnvoll wäre zur exakten Diagnose zum Augenarzt zu gehen, wenn aufGrund der Checkliste ein Verdacht auf eine Augenerkrankung gegeben ist. Gespräche diesbezüglichwerden im Herbst 2012 stattfi nden.Ich persönlich freue mich, dass wir hier, so wie beim Pilotprojekt DMP Diabetes, in einer strukturiertenArt und Weise und durch umfassende Schulung unserer Pharmazeuten, im Bereich derPrävention aktiv werden können. Nicht zu vergessen, dass wir täglich tausende Menschenbetreuen, die mit ihren Fragen und Wünschen zu uns kommen. Einige davon bedürfen sicherlich,neben einem Präparat für ihre Augen, einer exakten Diagnose durch den Augenarzt.Das Augenlicht ist für die Menschen von höchster Wichtigkeit. Durch Früherkennung steigt dieWahrscheinlichkeit, das Augenlicht in vielen Fällen langfristig zu erhalten. Ich freue mich sehrüber diesen Schulterschluss zwischen Augenärzten und Apothekern und glaube, dass das einweiterer, zielführender Schritt für die Zukunft ist. Wie sehen Sie das?Meint Ihr Thomas VeitscheggerAnmerkung der Redaktion: Den ausführlichen Bericht zur Alpbacher Podiumsdiskussion„Das österreichische Auge“ fi nden Sie in dieser Ausgabe des PERISKOPs auf Seite 7.*DER HL. VEIT (VITUS) IST EINER DER 14 NOTHELFER UND SCHUTZPATRON DER APOTHEKER.<strong>periskop</strong>/53 [ 19 ]


UPDATE EUROPEGesellschaft für ärztliche FortbildungSeit 22 Jahren Kompetenz in dermedizinischen Kommunikation inÖsterreich und der EUInformation und Fortbildung haben im Hinblick auf die rasante Entwicklung in der modernen Medizineinen so hohen Stellenwert wie nie zuvor. Für den Arzt in der Praxis wird es zunehmend schwieriger,stets auf dem letzten Stand des Wissens zu sein und dieses Wissen auch zum Nutzen seiner Patienteneinzusetzen. Die Notwendigkeit für das Etablieren von Fortbildungsinstrumenten, die rasch und effi -zient alle wichtigen Informationen vermitteln und dennoch die höchste Qualität des ärztlichen Fortbildungsstandardssichern, ist daher heute mehr denn je gegeben.Frischen Wind in die österreichische Ärztefortbildung bringt seit 1990 Update Europe – Gesellschaftfür ärztliche Fortbildung. 1994 begann Update Europe mit einem für Österreich völlig neuartigenpostgraduellen Fortbildungskonzept aus den USA, das von der weltbekannten Mayo-Klinik inKooperation mit Update Europe für Österreichs Ärzte erarbeitet wurde.In der Mayo-Klinik-Vision vom synergistischen Zusammenspiel von Forschung, Schule und Praxisliegt der Ansatzpunkt für die integrierte Gesundheitsversorgung und für interdisziplinäre Konzepteder ärztlichen Fortbildung, den sich Update Europe zu eigen gemacht hat.Gemäß dem Leitgedanken „Aus der Forschung für die Praxis“ hat Update Europe in den letzten Jahreneine Reihe von Instrumenten entwickelt, die praxisrelevant und praxisorientiert die Umsetzungder neuesten medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse garantieren. Dies wird durch ein kompetentesTeam erreicht, das über fundierte Kenntnisse und jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet derärztlichen Fortbildung verfügt.Langjährige Kontakte zu Universitäten, Kliniken und Praxen auf verschiedensten Fachgebieten ermöglicheneine rasche und effi ziente Umsetzung von Projekten. Die Kooperation mit namhaften nationalenund internationalen Experten und Meinungsbildnern gewährleistet darüber hinaus einenqualitativ hochstehenden Fortbildungsstandard mit einer großen Akzeptanz seitens der Ärzte.Aufgrund ihrer Expertise auf dem Gebiet konsensusorientierter interdisziplinärer Aktivitäten fördertUpdate Europe als integrative Plattform die Zusammenarbeit von medizinisch-wissenschaftlichenInstitutionen mit der pharmazeutischen Forschung.Die Kooperationspartner sind dabei einerseits Fachgesellschaften wie z. B. die ÖsterreichischeSchmerz-Gesellschaft (ÖSG), die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft (ÖOG) oder dieÖsterreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM), andererseits öffentliche Institutionen wiez. B. die Österreichische Ärztekammer sowie fü hrende Experten und Meinungsbildner der jeweiligenFachgebiete.Im Sinne des grenzüberschreitenden Wissens- und Erfahrungsaustausches hat Update Europediese Aktivitäten in den letzten Jahren über die Grenzen Österreichs hinaus – sowohl in RichtungWest- als auch Osteuropa – verstärkt.All diese Initiativen sind Segmente, die gemeinsam das innovative Konzept von Update Europe ausmachen:kontinuierliche Fortbildung, Aufklärung, Vorsorge und Bewusstseinsbildung bei Ärzten, Patientenund in der breiten Öffentlichkeit.Das Update-Instrumentarium umfasst u. a. Veranstaltungen mit anschließenden Medical Updates,Durchführung von Experten-Hearings und Konsensus-Meetings inklusive Ausarbeitung von konsentiertenBehandlungsleitlinien, Studienaufbereitungen und Kommentierung, Publikationen zu präventivmedizinischenMaßnahmen im Rahmen von Ärzte- und Patienteninitiativen sowie Publikationenin der medizinischen Fachpresse (inklusive Peer-reviewed Journals).Im Folgenden stellen wir Ihnen zwei sehr erfolgreiche Module von Update Europe vor.Medical Update – Kasuistiken und Kasuistikfolderzum Einsatz eines PräparatesFallbeispiele aus der täglichen Praxis österreichischer Ärzte sind ein optimales Instrument, umdie unter „Real-Life-Bedingungen“ gezeigte Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamentenpraxisnahe und patientenbezogen darzustellen.Bis jetzt wurden unter anderem publiziert:Amisulprid (2003 & 2004), Sildenafil (2004), Pregabalin (2005), Fulvestrant (2005), Ziprasidon(2007), Duloxetin (2009), Budesonid/Formoterol (2009), Oxycodon/Naloxon (2009).Fragen aus der Praxis –Report zu einem Präparat oder ThemengebietIm Rahmen des „Fragen-aus-der-Praxis-Reports“ werden Fälle aus der täglichen beruflichenTätigkeit der (potenziellen) Verschreiber eines Medikaments von ausgewählten Meinungsbildnernauf Basis der vorliegenden Datenlage und persönlicher Erfahrungen beantwortet undpraxisrelevant evaluiert.Bis jetzt wurden unter anderem publiziert:Interferon beta-1a (2002), COX-2-Hemmer (2003), Quetiapin (2004),Inhalative Kortikosteroide (2006), Alendronat (2006), Infliximab (2008), Esomeprazol (2008).<strong>periskop</strong>/53 [ 20 ]


INTERVIEW MIT FELIX HINTERWIRTHOBMANN OBERÖSTERREICHISCHE GEBIETSKRANKENKASSEOÖGKK: neuesPräventionsprojektfür OberösterreichVON MAG. NINA BENNETT, MAGesundheitsförderung und Prävention sind zwei Begriffe, die in unseremGesundheitssystem großgeschrieben werden. Darunter fallenMaßnahmen und Aktivitäten, die die Gesundheitsressourcenund -potenziale der Bevölkerung stärken sollen. Dadurch können dieMenschen mehr Kontrolle über ihre Gesundheit erlangen und dieseverbessern. Felix Hinterwirth, Obmann der OberösterreichischenGebietskrankenkasse (OÖGKK), hat dazu zum einen ein neues Präventionsprojektin seinem Bundesland angedacht, zum anderen solldie betriebliche Gesundheitsförderung weiter forciert werden. ImGespräch mit dem Periskop erläutert er seine Beweggründe, sprichtüber mögliche Kooperationspartner und finanzielle Gegebenheitenund zeigt auf, weshalb das Projekt einen enormen Mehrwert für dieBürger bringen würde.P: Das letzte Jahr war eines der Reformen und Offensiven. In Oberösterreichwurde zum Beispiel die Spitalsreform umgesetzt, die fürdie Versicherten einige Neuerungen gebracht hat. Was planen Sieaus Sicht der OÖGKK für die nächsten Jahre?Hinterwirth: Über vier Prozent aller Leistungsaufwendungen hatdie OÖGKK im letzten Jahr in den Bereich Gesundheitsförderungund Prävention investiert. Für 2013 planen wir ein weiteres innovativesPräventionsprogramm für unser Bundesland, und zwar soll dasein Pilotprogramm sein. Natürlich stellen wir in der Folge alle Ergebnisseüber die Grenzen Oberösterreichs hinaus zur Verfügung.Obwohl Österreich bereits viel in Prävention investiert hat, haben wirim Europavergleich weniger gesunde Lebensjahre als andereLänder. Schon fünf gesunde Lebensjahre mehr bringen den Bürgernein Plus an Lebensqualität und entlasten zugleich das System.Da Krankenkassen primär für die Menschen da sind, möchte dieOÖGKK ein neues Präventionsprogramm für Oberösterreich schaffenund neue Wege gehen. Jetzt geht es darum, Best-Practice-Beispiele anderer Länder auf ihre Umsetzbarkeit in Österreich zuanalysieren und international anerkannte Studien zu bewerten, zunostrifizieren, zu implementieren und zu evaluieren.P: Was ist neu an diesem Präventionsprojekt?Hinterwirth: Wir setzen künftig verstärkt auf nationale und internationaleStudien sowie Kooperationen mit der Wissenschaft undNetzwerkpartnern. So können die Aussagekraft und Wirkung derStudiendaten überprüft und unsere Angebote den Ergebnissen angepasstwerden. Die OÖGKK hat bereits 2011 kräftig in Präventionund Gesundheitsförderung investiert. Zur Umsetzung des neuenProgramms ist die OÖGKK wieder bereit, sehr hohe Beträge unddie Verantwortung in die Hand zu nehmen. Die benötigten Mittelsind in Form von Rücklagen in der OÖGKK auch vorhanden. Diesedürfen aber rechtlich nicht einfach zur Finanzierungneuer Leistungen verwendet werden – auchnicht, wenn es um sinnvolle Präventions- undGesundheitsförderungsmaßnahmen geht. Deshalbbesteht hoher Bedarf an einer Gesetzesänderung,speziell für dieses Programm, um letztendlichdie finanziellen Mittel dafür aufbringen zu können. Ich hoffehier auf eine konstruktive Lösung im Sinne der Bevölkerung.P: Die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eines IhrerSchwerpunktthemen. Wie ist hier der Status quo?Hinterwirth: Auch hier haben wir einen großflächigen Ausbau vor.Wir haben zum Beispiel bereits Informationstage zur betrieblichenGesundheitsförderung in der Wirtschaftskammer veranstaltet, beidenen mehr als 200 Vertreter verschiedener oberösterreichischerBetriebe anwesend waren. Wir haben eine durchwegs positive Resonanzerhalten. Interesse und Bedarf sind jedenfalls vorhanden.Die von uns befragten Unternehmer waren sich darüber einig, dassder Mehrwert durch betriebliche Gesundheitsförderung für ihrenBetrieb enorm groß ist. Der Erfolg wird nicht nur an weniger Krankenständengemessen, sondern vor allem am Zusammengehörigkeitsgefühlund am Betriebsklima. Zusätzlich wird die Motivationgestärkt.P: Wie motiviert man die Bevölkerung dazu, fit zu werden und dieMöglichkeit der Früherkennung zu nutzen?Hinterwirth: Zur Stärkung der Früherkennung halte ich die Selbstwahrnehmungund Eigenmotivation der Patienten für das Sinnvollste.Wenn ich einen Krebspatienten dazu motivieren kann, sich –im Rahmen seiner Möglichkeiten – mehr zu bewegen, wird er sichbesser fühlen. Wenn ich einen Diabetiker dazu veranlassen kann,jeden Tag eine Nordic-Walking-Einheit zu absolvieren, werden sichseine Werte verbessern. Patienten mit gezielter psychoonkologischerBetreuung und adäquaten Bewegungseinheiten können ihreLebenszeit erhöhen.P: Wie sieht es mit der Früherfassung von Krankheiten im extramuralenBereich aus? Ist Oberösterreich darauf eingestellt oder stürmendie Patienten die Spitäler?Hinterwirth: Eine medizinische Leistung soll dort erbracht werden,wo sie für den Patienten amqualitativ hochwertigsten undzugleich am ökonomischstenist. Die Qualität der Leistungmuss im Vordergrund stehen.Die Triagierung in Oberösterreichmuss dringend angedacht werden. Derzeit befinden wir unsin der hochorganisatorischen Phase und warten auf Eckpfeiler, dieder Minister vorgibt. Etwa das Vorhandensein von bundesweitenQualitätskriterien. Der nächste Schritt wäre, die Sozialversicherungsträgerbesser zu vernetzen, um das Reformwerk auszubauen.Man wird dieses allerdings nicht wie bisher mit einer herkömmlichenLandesgesundheitsplattform durchführen können. Die wichtigenEntscheidungen müssen zusätzlich zwischen Land und Sozialversicherungsträgernvertraglich vor Veränderungen geschütztwerden.„Schon fünf gesunde Lebensjahremehr bringen den Bürgern ein Plus anLebensqualität und entlasten zugleichdas System.“P: Wie steht es um die Patientensicherheit in Oberösterreich?Hinterwirth: Bei einem E-Medikations-Projekt hat sich herausgestellt,dass vor allem ältere Menschen oft erkranken, weil dieMedikation nicht aufeinander abgestimmt ist oder nicht vertragenwird. So kommt es häufig zu unerwünschten Wechselwirkungen,vor allem wenn die Tabletteneinnahme bei einer höheren Stückzahlliegt. In einigen Fällen konnten auch Kontraindikationen festgestelltwerden. Wir haben zu diesem Thema bereits eine sehr erfolgreicheKampagne durchgeführt und zu einem Informationsabend geladen,bei dem die beiden großen Pensionistenverbände, Ärzte, Ärztekammern,Apotheker etc. erschienen sind. Damit haben wir medialgroße Aufmerksamkeit erreicht. Die Steigerung der Patientensicherheitist für uns jedenfalls auch weiterhin von großer Bedeutung.BioBox: Felix Hinterwirth wurde 1951 in Linz geboren, absolvierteeine Lehre zum kaufmännischen Angestellten und ging danach zurQuelle AG. Rund dreißig Jahre war er Betriebsratsvorsitzender derQuelle AG, etwa 15 Jahre auch Bundesvorsitzender der Handelsangestelltenin der Gewerkschaft der Privatangestellten. Vor mehrals dreißig Jahren wurde Hinterwirth in die Hauptversammlung derOÖGKK gewählt, ab 1991 war er Obmann-Stellvertreter. Seit Dezember2008 ist Felix Hinterwirth der neue Obmann der OberösterreichischenGebietskrankenkasse.<strong>periskop</strong>/53 [ 21 ]


38. Welldone Lounge:„Unter Palmen“im BurggartenAM 26. JUNI 2012 WAR ES WIEDER SO WEIT: DIE WELLDONE GMBH, WER-BUNG UND PR HIESS UNTER DEM MOTTO „UNTER PALMEN“ ANLÄSSLICHIHRER 38. WELLDONE LOUNGE DEN SOMMER WILLKOMMEN. DAS INKARIBISCHES FLAIR GETAUCHTE PALMENHAUS IM BURGGARTENERWIES SICH ERNEUT ALS IDEALER VERANSTALTUNGSORT, UM VER-TRETER AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT SOWIE AUS DEM ÖSTERREICHI-SCHEN GESUNDHEITSWESEN ZUM SOMMERLICHEN MEINUNGS-AUSTAUSCH ZU VERSAMMELN. DR. MARIA FEKTER, BUNDESMINISTERINFÜR FINANZEN, FUNGIERTE ALS KEYNOTE SPEAKER.123Mehr als 400 geladene Gäste erlebten einen faszinierenden Sommerabendunter Palmen und zeigten sich vom karibischen Flair im Wiener Palmenhausbegeistert. Kokosnüsse, Liegestühle, Sommerdrinks und sogar ein Planschbeckenverwandelten das Areal rund um den beliebten Veranstaltungsort imBurggarten in eine Oase „Unter Palmen“. Das Buffet mit südlichen Köstlichkeitenund Live-Musik von den „Riverboat-Jazzmen“ rundeten die gelungeneVeranstaltung ab. Robert Riedl, Geschäftsführer der Welldone GmbH, Werbungund PR, eröffnete die Lounge und hieß die zahlreichen Gäste willkommen.Nach den einleitenden Worten von Mag. (FH) Birgit Bernhard, Head ofAccounts, sprach Dr. Maria Fekter in einem spannenden Impulsvortag überdas Gesundheitssystem und dessen nachhaltige Finanzierung.4 56Gesund sparen, nachhaltig sanierenDr. Fekter erläuterte den Status quo der Maßnahmen rund um die nachhaltigeReform des Gesundheitswesens: „Aus jetziger Sicht ist die langfristige Finanzierungund Sicherung des Gesundheitssystems gewährleistet. In der Arbeitsgruppehaben wir in den letzten eineinhalb Jahren das Gesundheitssystemanalysiert, um nun ein effizienteres auf den Weg zu bringen, in dem Planung,Steuerung und Finanzierung einem einheitlichen Pfad folgen. Die Sozialversicherungsanstalten,Bund und Länder haben erstmalig eine gemeinsameSteuerung, Planung und Finanzierung beschlossen.“ Mit diesem Zielsteuerungssystemwerde einerseits eine Kostendämpfung erreicht, die eine optimaleVersorgung für die Bürger sichert. „Wir setzen bei den Strukturen an undfördern Kooperation, damit wir eine gleichmäßige Steigerung der jährlichenAusgaben für das Gesundheitswesen um 3,5 Prozent sicherstellen können.Im nächsten Schritt werden die 15a-Vereinbarungen zwischen dem Bund undden Ländern vorangetrieben. Sie sind die Basis für Reformen in den Ländern,um den Stabilitätspakt einhalten zu können“, so Bundesministerin Dr. Fekter.Auf die Reformmaßnahmen von Finanzierungsseiten folgt ab 2013 derenUmsetzung, gemeinsam mit allen Partnern im Gesundheitswesen zur Festlegungvon qualitativen Gesundheitszielen und einer bedarfsoptimiertenInfrastrukturplanung. Der gemeinschaftlich festgelegte Kostendämpfungspfadsoll für alle Österreicher auf der Basis einer stabilen Finanzierung ein qualitativhochwertiges, langfristig finanzierbares und kooperatives Gesundheitssystemgewährleisten.9710811Sicherung der Pensionen auch in der ZukunftDr. Maria Fekter nahm anschließend zum Invaliditätspensionsstopp für unter50-Jährige, zur Anhebung des Pensionsantrittsalters und zu FrühpensionenStellung und wies darauf hin, dass jeder, der in den letzten Jahrzehnten tatkräftiggearbeitet und seinen Beitrag geleistet hat, auch etwas davon habensoll: „Ich lasse nicht zu, dass jene Bürger, die auf den Generationenvertragvertraut haben, im Stich gelassen werden. Trotzdem denke ich auch an diePensionsempfänger von morgen, nämlich unsere Kinder. Die Abschaffung derInvaliditätspension für unter 50-Jährige ist eine Sofortmaßnahme. Mit begleitendenInstrumenten wollen wir aber die Betroffenen am Arbeitsmarkt unterstützen.Mittels Kranken- und Arbeitslosenversicherung kann ich garantieren,dass Menschen, die wirklich arbeitsunfähig sind, trotzdem abgesichert sind.In Schweden arbeiten die Menschen bis zum Alter von knapp 65 Jahren, derOECD-Schnitt liegt nur wenig darunter. Bei uns hingegen liegt das faktischePensionsantrittsalter bei 58,9 Jahren für Männer und 57,5 Jahren für Frauen.Vor allem in der ersten Gruppe liegen wir damit 6,1 Jahre vom gesetzlichenRahmen entfernt. Mit dem Stabilitätspakt schaffen wir bis 2020 eine Anhebungum insgesamt vier Jahre. Ein Jahr länger zu arbeiten bringt der Republik Einsparungenin der Höhe von 1,4 Milliarden Euro im Budget. Ich will, dass diePensionen gesichert sind, aber eben nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft.“1201 I Robert Riedl/Welldone, Maria Fekter/Bundesministerin für Finanzen, Birgit Bernhard/Welldone, Rudolf Hundstorfer/Bundesminister fürArbeit, Soziales und Konsumentenschutz 02 I Ulrike Mursch-Edlmayr/Oberösterreichische Apothekerkammer, Maria Fekter/Bundesministerinfür Finanzen, Christiane Körner/Österreichische Apothekerkammer, Max Wellan/Österreichische Apothekerkammer 03 I Birgit Bernhard/Welldone, Ulrike Mursch-Edlmayr/Oberösterreichische Apothekerkammer 04 I Peter Reichl/Curo Consulting, Wolfgang Lalouschek/BurnAut05 I Karin Risser/VAMED, Robert Riedl/Welldone, Christiane Körner/Österreichische Apothekerkammer, Monika Ploier/CMS Reich-RohrwigHainz 06 I Wolfgang Modalek/Air Liquide, Gerald Schwaiger/Air Liquide 07 I Bernhard Schwarz/Institut für Sozialmedizin MedUni Wien, WilfriedTeufel/PERI Marketing & Sales Excellence, Fabian Waechter/Pfizer, Vera Schöllbauer/Pfizer 08 I Reinhold Glehr/ÖGAM, Martin Stickler/Österreichische Ärztekammer 09 I Barbara Dorner/GS1, Theresa Philippi/ELGA 10 I Max Wellan/Österreichische Apothekerkammer, AlfredGrün/Igepha 11 I Helmut Pelinka/AUVA, Robert Riedl/Welldone 12 I Wolfgang Gollneritsch/Vifor Pharma Österreich, Helga Dunky, AttilaDunky/Wilhelminenspital 13 I Josef Podlesnig/AWS, Ulrike Berger/Merck 14 I Sieglinde Pöschl/intermedix Österreich GmbH, Denise Krautz/SevenOne Media Austria1314Die Welldone Lounge 38 im Palmenhaus.<strong>periskop</strong>/53 [ 22 ]


1516 1718192021 222324252627 282930313233343536373839 4041424315 I Sabine Möritz-Kaisergruber/Astro-Pharma, Helmut Kaisergruber/Astro-Pharma 16 I Christiane Körner/Österreichische Apothekerkammer, Alfred Grün/Igepha 17 I Peter Friedrich/Pfizer, Bernhard Prager/SPMSD 18 I ReinholdGlehr/ÖGAM, Wilfried Teufel/ PERI Marketing & Sales Excellence 19 I Martina Lerz, Bernhard Schwarz/MedUni Wien 20 I Birgit Frassl/Ärztemagazin, Hannes Weger/Ärztemagazin, Martina Madner/Arbeiterkammer Wien, Kurt Moser/Welldone 21 I Ulrike Berger/Merck, Rudolf Schoberberger/MedUni Wien, Renée Gallo-Daniel/PERI Human Relations 22 I Gabriele Kos/MDS, Hannes Salzburger/MSD 23 I Marie Fischer/Miss, Isabella Sebor/ÖAMTC Auto TouringMagazin, Gabriele Fischer-Ahrens/ORF Nachlese 24 I Birgit Bernhard/Welldone, Karin Risser/VAMED 25 I Robert Seiwald/Ärzte Woche, Gabriele Popernitsch/Ärzte Woche/Birgit Kimmel/Ärzte Woche 26 I Heike Schwarz, DanielaKinz/Österreichischer Wirtschaftsbund 27 I Emanuel Munkhambwa/MedMedia, Ernst Steyer/Institut Alergosan 28 I René Milich/Universimed, Barbara Vogler-Hemzal/Universimed 29 I Wolfgang Gerold/Pharmazeutische Gehaltskasse,Gottfried Bahr/Pharmazeutische Gehaltskasse, Karin Risser/VAMED, Monika Ploier/CMS Reich-Rohrwig Hainz, Sylvia Schwarz/KH Nord-Donauspital 30 I Hanns Kratzer/PERI Consulting, Gabriele Rafferseder/Mitsubishi Pharma31 I Elfriede Kiraly/VAMED, Gernot Mach/Business Data Consulting GmbH 32 I Jan Oliver Huber/Pharmig, Christian Müller-Uri/Österreichische Apothekerkammer, Gottfried Bahr/Pharmazeutische Gehaltskasse 33 I Wilfried Teufel/PERI Marketing & Sales Excellence, Birgit Schmölzer/Yakult Österreich 34 I Werner Kuras/VAMED, Robert Riedl/Welldone 35 I Palmenhaus 36 I Philipp Lindinger/Austromed, Thomas Schuler/MedMedia 37 I Andreas Steiner/PERIFuture Hospital, Bernhard Zinner/Baxter, Jan Oliver Huber/Pharmig 38 I Birgit Bernhard/Welldone, Eva Köstenberger/SIKO Pharma 39 I Renée Gallo-Daniel/PERI Human Relations, Elisabeth Alphart/Novartis 40 I Beatrix Kollmann/Welldone, Katharina Korn/Takeda Pharma 41 I Thomas Veitschegger/Österreichische Apothekerkammer 42 I Alexander Schauflinger/PERI Consulting, Simon Ravnbak/Coloplast, Elke Willimek/Coloplast 43 I Publikum


44 454647484950515354525556 28 2857585960616263646544 I Reinhold Glehr/ÖGAM, Martin Stickler/Verlagshaus der Ärzte, Christine Radmayr, Erwin Rebhandl/AM Plus 45 I Elisabeth Czermak/PERI Consulting, Michael Holy/Jet Alliance Österreich 46 I Alexander Müller-Vonderlind/Amgen, Alexander Zach/Roche 47 I Veronika Häusler/ Roche, Birgit Bernhard/Welldone 48 I Claudia Durchschlag/Nationalrat, Ulrike Mursch-Edlmayr/Oberösterreichische Apothekerkammer, Stefanie Pingitzer/LilO Ventures49 I Hanns Kratzer/PERI Consulting, Robert Riedl/Welldone, Rudolf Hundstorfer/ Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 50 I Rudolf Schoberberger/MedUni Wien, Klaus Bernhardt/Pfizer 51 I Hanns Kratzer/PERI Consulting, Elke Willimek/Coloplast, Simon Ravnbak/Coloplast 52 I Maria Fekter/Bundesministerin für Finanzen 53 I Birgit Bernhard/Welldone 54 I Andreas Perotti/Bundesministerium für Finanzen, Birgit Bernhard/Welldone55 I Max Wellan/Österreichische Apothekerkammer 56 I Maria Fekter/Bundesministerin für Finanzen, Rudolf Hundstorfer/Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 57 I Helmut Pelinka/AUVA, Maria Fekter/Bundesministerin für Finanzen, Christiane Körner/Österreichische Apothekerkammer 58 I Claudia Durchschlag/Nationalrat, Robert Riedl/Welldone, Maria Fekter/Bundesministerin für Finanzen, Ulrike Mursch-Edlmayr/Oberösterreichische Apothekerkammer, Rudolf Hundstorfer/ Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 59 I Tamara Meixner/MSD, Ursula Müller/Pfizer 60 I Christina Nageler/IGEPHA 61 I Lisa Graham/PERIConsulting, Christopher Niesner/Sandoz 62 I Nina Fuchs/Welldone, Sylvia Reisenthaler/PERI Marketing & Sales Excellence, Natascha Windpassinger/Welldone, Ramona Pranz/Welldone, Sandra Pöltl/Welldone, Marina Stögner/PERI Group 63 I Heimo Pernt/Reckitt Benckiser, Sophie Engin-Deniz, Brigitte Engin-Deniz/Fachärztin für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Norbert van Rooij/Grünenthal 64 I Bernhard Zinner/Baxter, Anton Zehentbauer/GE Healthcare Austria 65 I Ursula Scheithauer, Britta Blumencron/NovartisDie Welldone Lounge 38 im Palmenhaus.<strong>periskop</strong>/53 [ 24 ]


6667 6869 707172737475767778 7980818283848586878889909192939466 I Gäste „unter Palmen“ 67 I Christiane Körner/Österreichische Apothekerkammer, Rudolf Hundstorfer/Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 68 I Doris Stolz/Europäisches Parlament, Frank Stolz/Biomay69 I Wolfgang Gerold/Pharmazeutische Gehaltskasse, Andreas Kronberger/Baxter 70 I Klaus Bernhardt/Pfizer, Birgit Bernhard/Welldone 71 I Sylvia Reisenthaler/PERI Marketing & Sales Excellence, Alexander Schauflinger/PERIConsulting 72 I Ariane Pitzer/Welldone, Nina Bennett/Welldone, Martina Dick/Welldone 73 I Wolfgang Gettinger/Cegedim, Stefanie Schlagbauer/Dynamic Targeting, Lisa Ziniel/Dynamic Targeting, Peter Mikl/Sanofi 74 I BarbaraVogler-Hemzal/Universimed, Bartosz Chlap/Universimed, Felizitas Bauer/Universimed 75 I Sigrid Haslinger/Merck, Martin Gleitsmann/WKO 76 I Reinhold Kerbl/ÖGKJ, Rainer Hank/Orthomol 77 I Martin Staudinger/Bundesministeriumfür Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Robert Riedl/Welldone, Rudolf Hundstorfer/Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Josef Probst/Hauptverband der Österreichischen SVA 78 I Heimo Pernt/ReckittBenckiser, Norbert van Rooij/Grünenthal 79 I PERISKOP Ausgabe 52 80 I Mira Sucha/Cord Blood Center, Renée Gallo-Daniel/PERI Human Relations 81 I Claudia Tuchmann, Albert Tuchmann/SMZ Floridsdorf, Ursula Müller/PfizerAustria 82 I Heimo Pernt/Reckitt Benckiser, Birgit Bernhard/Welldone, Norbert van Rooij/Grünenthal 83 I Buffet 84 I Wilfried Teufel/PERI Marketing & Sales Excellence, Eva Brosch/Medupha 85 I Sibylle Kozek-Langenecker/Evangelisches Krankenhaus, Barbara Haider, Thomas Haider/CSL Behring 86 I Riverboat-Jazzmen 87 I Benjamin Riedl/PERI Group, Julia Neuhofer, Martina Madner, Kurt Moser/Welldone, Sandra Pöltl/Welldone, Markus Stickler/PERI Consulting 88 I Elisabeth Alphart/Novartis, Ingrid Gortischnig/Novartis, Max Wellan/Österreichische Apothekerkammer, Christiane Körner/Österreichische Apothekerkammer, Renée Gallo-Daniel/PERI Human Relations89 I Peter McDonald/Österreichische SVA, Britta Blumencron/Novartis, Robert Riedl/Welldone, Maria-Anna Helmy/Industriellenvereinigung, Josef Probst/ Hauptverband der Österreichischen SVA 90 I Riverboat-Jazzmen 91 I Palmenhaus92 I Robert Riedl/Welldone, Georg Wager/Eisai 93 I Wolfgang Wagner/APA, Ulrike Mursch-Edlmayr/Oberösterreichische Apothekerkammer, Martin Gleitsmann/WKO 94 I Martina Dick/Welldone, Dietmar Pichler/Welldone, MarkusStickler/PERI Consulting, Ariane Pitzer/Welldone, Alexander Svec/Welldone


INTERVIEW MIT PROF. DR. MED. DR. H.C. HELMUT BRAND, MSCPRÄSIDENT DES EUROPEAN HEALTH FORUM GASTEIN„Evolution statt Revolution“Die Gesundheitskompetenz der Europäer ist problematisch und das angesichts eines zunehmend komplexer werdenden Gesundheitssystems.Im PERISKOP-Interview sprach Prof. Dr. med. Dr. h.c. Helmut Brand, MSc von seinen Zielen als Präsident elect des EuropeanHealth Forum Gastein (EHFG) über die steigende Differenziertheit des Angebots im Gesundheitswesen und darüber, wie viel Eigenverantwortungdem Patienten zuzumuten ist.VON MAG. (FH) MARTINA DICKP: Im Juni 2012 wurden Sie zum künftigen Präsidenten des EuropeanHealth Forum Gastein (EHFG) gewählt. Welche Bedeutung hatdiese Ernennung für Sie?Brand: Ich war seit Jahren von der Möglichkeit, sich in Gasteingesundheitspolitisch austauschen zu können, begeistert, schließlichist das EHFG das einzige europäische Forum rein zum ThemaGesundheitspolitik. Es ist für mich ein großer Vertrauensbeweisund ebenso eine große Herausforderung, die Nachfolge von Prof.Günther Leiner als Präsident anzutreten. Das Besondere an Gasteinist auch die Möglichkeit, alle wichtigen Akteure im Gesundheitswesenzusammenzubringen und auf einer vertrauensvollen undauch persönlichen Ebene zusammenzuarbeiten.P: Welche Ziele verfolgen Sie persönlich? Gibt es neue Ziele oderThemen, die zu optimieren wären? Welche Forderung stellen Sie ansich selbst?Brand: Im Vordergrund steht bei der Fortführung dieses Projekts„Evolution statt Revolution“. Das EHFG – wie es bisher aufgestellt ist– stellt die Akteure zufrieden. Das Format ist, laut einer Umfrageunter den Teilnehmern, sehr gut. Das Gasteinertal als Veranstaltungsortsoll unbedingt beibehalten werden. Speziell am EHFG istauch, dass die vier „Säulen“ – Politik, Forschung, Industrie und Zivilgesellschaft– hier auf Augenhöhe diskutieren und auch nach demForum laufend im Dialog bleiben. Das European Health Forum Gasteinund die Location sind zum Markenzeichen geworden und ausder Gesundheitslandschaft nicht mehr wegzudenken. Entscheidendwird sein, ob das EHFG auch weiter die wichtigen Zukunftsfelderidentifizieren und bearbeiten kann, unabhängig davon, ob für innovativeThemen Sponsoren zu finden sind oder eben nicht. Eine Zukunftswerkstattkönnte das Forum ergänzen, aber auch Veranstaltungenwährend des Jahres wie auch weitere Aktivitäten unter demMarkennamen EHFG.P: Welche Zukunftsfelder schweben Ihnen vor?Brand: Ich sehe das EHFG wie ein Mannschaftsspiel mit vielendenkenden Köpfen und helfenden Händen im Hintergrund. Generellhaben sich die Hauptthemen „demografischer Wandel“ und „medizinischerFortschritt“ in den letzten Jahren nicht verändert, dieseThemen werden uns höchstwahrscheinlich auch in Zukunft nochweiter beschäftigen. Im Gesundheitswesen haben wir allerdingsauch viel mit Mythen zu tun, zum Beispiel dass demografischerWandel automatisch zu erhöhten Ausgaben und schlechterer Versorgungführen wird oder dass medizinischer Fortschritt auch immerhöhere Kosten bedeutet. Aufgabe des Forums ist es, Informationenüber die Realität zu liefern und Modelle aufzuzeigen, welcheVeränderungen und Verbesserungen getroffen werden können,damit es noch besser funktioniert. Zudem können die Gesundheitssystemeanderer Länder in Europa analysiertwerden und für Österreich als Modell dienen,welche Bereiche wir verbessern und was wir vonanderen Staaten lernen können. Der nächsteSchritt ist die Frage nach europäischen Lösungen.Viele haben den europäischen Binnenmarktnoch nicht als Plattform für Gesundheitslösungen erkannt. Invielen Bereichen ist es sinnvoller, etwas für 500 Millionen Menschenzu entwickeln als nur für ein Land. Dass dies nicht automatisch zueiner Vereinheitlichung führt, zeigt zum Beispiel die EuropäischeAgentur für Infektionskrankheiten (ECDC) in Stockholm, die ein EUweitesSurveillance betreibt und Vorschläge macht, auf nationalerEbene jedoch nicht eingreift. Auf lokaler Ebene müssen die Länderletztendlich eigene Lösungen finden. Im Augenblick fokussieren wiroft stark auf die nationalstaatliche Ebene. Aber um näher beim Bürgerzu sein, macht es durchaus Sinn, sich auch der regionalen Ebenezu widmen. In vielen Staaten liegt deshalb die Verantwortung fürGesundheit in der Region. In diesem Spannungsfeld der Dezentralisierungkann auch das EHFG helfen, indem es einen Fokus auf dieRegionen legt. Andererseits müssen wir uns auch überlegen, wiesich Europa auf globaler Ebene in sozialen und gesundheitlichenFragen positionieren soll.P: Die Gesundheit an sich ist ein Thema. Wie schafft man ein Miteinanderder verschiedenen Bereiche, wie der Wirtschaft, Sozialemund dem Bildungswesen? Gesundheit bedeutet vor allem Wohlbefinden,ist die Vernetzung dieser Lebensbereiche auch ein Thema?Brand: Wir haben die Gesundheitskompetenz in Europa näher betrachtetund herausgefunden, dass nicht nur die alltäglichen Dinge,sondern auch der Gesundheitsbereich„Die Herausforderung von heute ist es, denEinzelnen durch den Gesundheitsbereich zunavigieren und ihm zu helfen, den Überblicküber das Angebot zu bewahren.“„In Europa ist die Dynamikder Gesundheitsreformengenerell nicht sehr groß ist.“immer komplexer – vielleicht sogarkomplizierter – wird. Es gibt ein großesAngebot an Leistungen, wobei esschwierig ist zu unterscheiden, welchedieser Leistungen tatsächlich sinnvoll sind. Die Herausforderung vonheute ist es, den Einzelnen durch den Gesundheitsbereich zu navigierenund ihm zu helfen, den Überblick über das Angebot zu bewahren.P: Denken Sie, der Patient muss besser geführt und aufgeklärt werden?Kann man alles wissen, oder ist man schlichtweg mit der Komplexitätdes Angebots in der Gesundheit überfordert?Brand: In der Medizin herrscht das Spannungsfeld zwischenSelbstverantwortung und Paternalismus. Welche Entscheidungendarf ich dem Bürger überlassen, wann sollte der Staat für die Bürgerentscheiden? Es ist essenziell, dieses Kernthema immer wieder neuauszuloten. In Zukunft werden wir es mit mündigeren Bürgern zu tunhaben. Und das ist positiv, da wir ihnen eine entsprechend bessereHilfestellung anbieten können.P: Wie viel Eigenverantwortung kann man dem Patienten zumuten?Wird dieses Thema auch beim European Health Forum Gastein besprochen?Brand: Das hängt von seinen Kompetenzen und seinem Lebensumfeldab. Beim EHFG wurde dieses Thema schon öfter diskutiertund ist eines der Themen, die sich immer wieder in den Diskussionenfinden, egal, um welchen Bereich es gerade geht. Bis vor Kurzemhatten wir kaum Daten zur Gesundheitskompetenz der Europäer.Jetzt müssen wir herausfinden, wie man diese auf einadäquates Maß anheben kann. Ich vergleiche Europa gerne mit einemLabor, in dem man die Möglichkeit hat, viele unterschiedlicheLösungen für dasselbe Problem zu finden.P: Man sagt uns Österreichern nach, dass wir ein gutes Gesundheitssystemhaben. Beobachtet man allerdings die Anzahl chronischerKrankheiten und mit welch finanziellem Aufwand wenig bismäßiger Erfolg erzielt wird, entsteht ein anderes Bild. Wie kann maneffizient die bestmögliche Qualität erreichen?Brand: Der Gesundheitsbereich ist von zwei Charakteristika geprägt:Zum einen von der Annahme „mehr ist automatisch besser“,also zum Beispiel mehrVorsorge ist besser,egal, für welche Altersgruppeund für welcheErkrankung. Zum anderenkann sich dertherapeutische Bereich schwer von historischen Errungenschaftentrennen. Im Prinzip kann man sagen, dass ein guter Arzt Technologieeher sparsam einsetzt. Dies ist jedoch keine Kostenfrage, sonderneine Frage des Umgangs mit dem Patienten an sich. Danebendreht sich gerade die Sicht auf „Kosten“ um: Noch vor Jahren wurdenGesundheitsausgaben als verlorene Ausgaben betrachtet. Inzwischenist die Gesundheit ein großer Markt geworden und alsWirtschaftsfaktor mit einer eigenen Wirtschaftsdynamik vorhanden.P: Welche Veränderungen sind in der EU im Gesundheitsbereichersichtlich?Brand: Generell besteht ein hohes Interesse der Bürger an Gesundheitsfragen.Die Europäische Kommission integriert jetzt auchGesundheit mehr in ihre Politikbereiche. So können jetzt die Gelderdes Strukturfonds auch für den Gesundheitsbereich genutztwerden. Reformen im Gesundheitswesen können im Prinzip vonder Kommission angemahnt werden, wenn die nationalen Budgetsaus dem Ruder laufen. Diese Dynamik spielt auch für unserForum eine wesentliche Rolle. Wenn man die Podiumsdiskussionenin Gastein selbstkritisch wahrnimmt oder den „Young-Gasteinern“zuhört, sieht man, dass Europa von vielen schon weiter gedachtwird, als die Verträge im Augenblick vorsehen. In Europa ist dieDynamik der Gesundheitsreformen generell nicht sehr groß.Schaut man aber nach Asien, dann sieht die Sache anders aus.Länder wie Singapur oder Indonesien sind hoch aktiv im Bereichder Entwicklung neuer Modelle der Gesundheitssicherung. Wirsollten uns diese Dynamik zunutze machen, Erfahrungen teilenund voneinander lernen.P: Wie steht es um die Optimierung hinsichtlich der Vernetzung vonGesundheitsberufen? Gibt es Berufe, die vor 50 Jahren noch nichtexistierten?Brand: Es gibt laufend neue Berufe, die sich etablieren müssen undGesundheitsberufe, deren Profil sich ändert. So fand die Idee undProfessionalisierung von Public Health schon in den 30er-Jahrenstatt. Nach dem Krieg hat man dann den Anschluss an internationaleEntwicklungen verpasst. Der Neustart von Public Health warallerdings langwierig. Inzwischen gibt es in Österreich wieder vielekleine Aktivitäten im Bereich Public Health, hier sehe ich aber nochgroßes Potenzial für Österreich. Ein Zusammenhang, der im Bereichvon Gesundheitsberufen unbedingt diskutiert werden muss, ist derder Migration. In vielen Ländern kommt es zu einer Personalknappheit,in neuen europäischen Ländern zu einer Wanderbewegung.<strong>periskop</strong>/53 [ 26 ]


Daher stellt sich die Frage, ob es fair ist, Ärzte oder Krankenpflegepersonalaus anderen Ländern abzuwerben und wenn ja, unter welchenBedingungen und für welchen Zeitraum? Sollte eine Ausbildungsabgabeeingeführt werden? All diese Fragen sind jedenfallszu diskutieren.P: Das European Health Forum Gastein ist sehr erfolgreich. Dennochkennt man in Österreich eher das Forum in Alpbach. Warumist Gastein nicht so populär, obwohl es ja schließlich sehr wichtig fürÖsterreich ist? Wie sehen sie den Vergleich zwischen Alpbach undGastein?Brand: Es gibt freundschaftliche Kontakte zwischen den beidenForen, die allerdings nicht vergleichbar sind. Im Vergleich hat Alpbacheine längere Tradition und breiter ausgelegte Themen. Hierstehen der Gedankenaustausch und die Diskussion im Vordergrund.In Gastein wiederum wird spezifisch an Gesundheitsthemengearbeitet. Neben den Veranstaltungen nach außen hin finden Hintergrundgesprächemit Kommissionsmitgliedern und -mitarbeiternstatt, es tagen die Young-Gasteiner, auch die Weltgesundheitsorganisationorganisiert viele Meetings im Rahmen von Gastein – es stehtalso die konkrete Arbeit in den Gruppen im Vordergrund. In Österreichgibt es also zwei Foren von europäischer Dimension, die inihrer Tradition und Rolle einzigartig sind. Europa kommt gerne nachÖsterreich, das ist eine wichtige Botschaft!P: Welche Rolle spielen das WHO European Regional Office und dieEU in Gesundheitsthemen?Brand: Die WHO hat im Gegensatz zur EU ein anderes Mandat, sieübernimmt in der Rollenverteilung eher die philosophische Ebeneund die Entwicklung neuer Ideen. Die EU fungiert eher als politischerUmsetzer. Viele Ideen aus der WHO werden auf der EU-Ebene gefiltertund weiterentwickelt – manche dieser Ideen verschwindendabei auch wieder ganz von der Bildfläche. Die WHO kann freier alsdie Kommission diskutieren, weil sie nicht an die Europäischen Verträgegebunden ist und damit nicht immer gleich eine Regulierung,ein Gesetz oder eine Norm die Konsequenz ist.BioBox: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Helmut Brand, MSc studierte Medizinin Düsseldorf und Zürich und absolvierte im Anschluss ein Aufbaustudiumin Public Health an der London School of Hygiene andTropical Medicine und der London School of Economics. Er istFacharzt für Öffentliches Gesundheitswesen in Deutschland undGroßbritannien. Zudem war er beim Gesundheitsamt Kreis Minden-Lübbecke, beim niedersächsischen Sozialministerium und an derGesundheitsbehörde Hamburg tätig. Des Weiteren war er als Direktordes Landesinstituts für den Öffentlichen GesundheitsdienstNRW und als Hauptgeschäftsführer des Krebsregisters NRW tätig.Seit September 2009 leitet Prof. Brand das Department InternationalHealth an der Universität Maastricht in den Niederlanden. Er istzurzeit Präsident der Association of Schools of Public Health in Europe(ASPHER).<strong>periskop</strong>/53 [ 27 ]


INTERVIEW MIT KARL PETER SCHWARZGESCHÄFTSFÜHRER LEO PHARMA„Verbesserung der Lebensqualitätunserer Patienten“VON MAG. NINA BENNETT, MAIm Gegensatz zu vielen anderen Pharmaunternehmen präsentiertsich LEO – völlig unabhängig von fremden Kapitalinteressen – alsprivate Stiftung. Die Gewinne bleiben im Unternehmen zum Nutzenvon Forschung und Entwicklung in freier Entscheidung. Karl PeterSchwarz ist handels- und gewerberechtlicher Geschäftsführer derLEO Pharma GmbH. Im Periskop-Interview erläutert er die Innovationendes Unternehmens sowie dessen Struktur und Forschungsgebiete.Zudem spricht er über die Visionen von LEO Pharma unddarüber, wie die Auswirkungen der Arbeitsprozesse auf die Umweltdurch ein kontinuierliches Optimierungsprogramm so gering wiemöglich gehalten werden können.P: LEO Pharma blickt auf eine lange Tradition als unabhängigesforschendes Unternehmen zurück, das in eine private Stiftung eingebundenist. Es gibt eine LEO Stiftung und eine LEO Forschungsstiftung.Wo liegen hier die Unterschiede?Schwarz: Die LEO Stiftung ist die alleinige Eigentümerin von LEOPharma. Die LEO an sich ging vor über 100 Jahren aus einer Apothekehervor, deren Vermögen in die Stiftung eingebracht wurde.Diese Tradition ermöglicht es LEO, innovative, wirksame und sichereProdukte in den Bereichen Dermatologie,Knochenstoffwechsel und Koagulationzu entwickeln und zu vermarkten unddamit letztendlich einen Beitrag zur Gesundheitund zum Verständnis für den„Das Ziel ist es, noch näher an denPatienten und ihren Bedürfnissenzu sein.“Fortschritt der medizinischen Wissenschaft zu leisten. Im Gegensatzzu vielen anderen Pharmaunternehmen präsentiert sich LEO– völlig unabhängig von fremden Kapitalinteressen – als private Stiftung.Die Gewinne bleiben im Unternehmen zum Nutzen von Forschungund Entwicklung in freier Entscheidung. Neben der LEOStiftung gibt es seit 1947 noch eine zweite Stiftung, die LEO Forschungsstiftung.Diese ist komplett getrennt von der LEO Stiftungund hat darüber hinaus ihren eigenen Vorstand. Sie unterstützt Forschungin den Bereichen Medizin, Chemie, Biologie und Pharmazie.Jährlich werden ein goldener und ein silberner Preis verliehen.P: Wie ist LEO Pharma strukturiert?Schwarz: Wir haben am 17. April mit einer globalen Restrukturierungbegonnen, welche dieser Tage abgeschlossen wird. Das Zielist es, noch näher an den Patienten und ihren Bedürfnissen zu sein.In der Strukturierung von LEO Pharma unterscheiden wir nun zwischen„Areas“ und „Focus Markets“. Die Unterscheidung erfolgtdarin, dass „Focus Markets“ selbstständig über alle nötigen Funktionenund Ressourcen verfügen. Die kleineren Märkte werden vonregionalen Strukturen unterstützt, unter ihnen liegen noch so genannte„Areas“. Die österreichische Niederlassung gehört zur Zoneof Europe, kurz ZOE. LEO Pharma verfügt über Produktionsstättenin vier Ländern: Dänemark, Irland, Frankreich und Australien.P: Welche sind die Forschungsgebiete von LEO Pharma?Schwarz: Unser absoluter Fokus liegt auf der Dermatologie und imBereich Critical Care. Psoriasis, aktinischeKeratose, Hautkrebs und Ekzemesind derzeit die Schwerpunkte innerhalbder Dermatologie. Immerhin leidet jederdritte Mensch an einer Hautkrankheit, davonweltweit 120 Millionen alleine an Psoriasis.P: Mit welchen Innovationen von LEO Pharma können wir in naherZukunft rechnen?Schwarz: Wir stehen unmittelbar vor der Einführung von zweiPräparaten. Beide dienen dazu, die Lebensqualität von chronischerkrankten dermatologischen Patienten erheblich zu verbessern.Zum einen geht es um eine neue Präsentationsform für die einfache,zeitsparende Applikation von topischer Psoriasistherapie. Zumanderen befindet sich eine innovative Substanz derzeit im zentralenZulassungsverfahren in Europa. Dabei handelt es sich um einenvöllig neuen Therapieansatz in der topischen Therapie der aktinischenKeratose. Wir erwarten die Zulassung in Europa etwa Anfang2013. In den USA ist das Präparat bereits seit März 2012 zugelassen.P: Was sind die Visionen von LEO Pharma? Wo sieht sich dasUnternehmen in zehn Jahren?Schwarz: Unsere Vision in der pharmazeutischen Industrie ist es,dass wir Menschen zu einer gesunden Haut verhelfen. Wir strebenan, der bevorzugte Partner in der Dermatologie zu sein und einenentscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität vonPatienten auf der ganzen Welt zu leisten. Unser Ziel ist es, bereits2015, also früher als in zehn Jahren, 20 Millionen Menschen Zugangzu unseren innovativen Präparaten zu verschaffen. Neben anderenMaßnahmen zur Erreichung dieses Ziels reinvestiert LEO Pharmaüberdurchschnittliche 17 Prozent des Umsatzes in Forschung undEntwicklung.<strong>periskop</strong>/53 [ 28 ]


BioBox: Karl Peter Schwarz begann seine Karriere in der pharmazeutischenIndustrie 1989 im Serotherapeutischen Institut WienGes.m.b.H., das schließlich durch Pasteur Mérieux übernommenwurde. Ab dem Jahr 1991 fungierte er als Product Manager Vaccines,ab 1995 als Head of Product Management Vaccines, Austria& CEE, und ab 1996 als Marketing Director Central & Eastern Europesowie Sales Manager Austria. Von 2000 bis 2009 war Schwarzals Country Business Manager Austria bei Sanofi Pasteur MSDtätig. 2010 wechselte er zunächst als Marketing Manager Dermatologyzu LEO Pharma, seit Juli 2012 ist er handels- und gewerberechtlicherGeschäftsführer des Unternehmens.P: Die Schlüsselfaktoren für den Erfolg von LEO Pharma sind Unabhängigkeit,Leistungsfähigkeit, Stabilität sowie Verantwortungsbewusstsein.Wie werden diese Faktoren vonseiten des Unternehmensgelebt?Schwarz: Durch die Organisation als Stiftung sind wir von kurzfristigenInteressenänderungen seitens Anteilseignern, quartalsmäßigemBerichtsdruck oder dergleichen unabhängig. Unser großerVorteil ist es, dass wir Investitionen aus selbstwirtschaftlichen Mittelnleisten können. Die Leistungsfähigkeit beruht auf der speziellenMitarbeiterführung in unserem Haus, in der Mitarbeitermotivationeine große Rolle spielt. Unsereunternehmensinternen Prozessewerden ständig evaluiertund bei Bedarf verbessert.Von jedem einzelnen„Man muss miteinander erreichteZiele würdigen und auch gemeinsamgenießen können.“unserer Mitarbeiter erwarten wir, dass er sich stets der Folgen seinesHandelns bewusst ist. Im Vertrauen darauf kann im besten Sinnejedem viel Verantwortung übertragen werden, was wiederumhohe Motivation und Stabilität mit sich bringt.P: Wo sehen Sie den persönlichen Wert im Team?Schwarz: Um den hohen Anforderungen in der Industrie nachzukommen,müssen alle Teammitglieder ein gemeinsames Verständnisüber die Ziele teilen. Das erfordert transparente Kommunikationvon jedem Einzelnen. Wichtig ist es, dass sich jeder Mitarbeiter bewusstist, dass er sich in einem sich ständig ändernden Umfeldbewegt, dass er Neuerungen mitträgt und Veränderungen positivgegenübersteht. Man muss miteinander erreichte Ziele würdigenund auch gemeinsam genießen können.P: LEO versteht sich traditionell als Unternehmen mit hoher Verantwortungfür Mensch und Umwelt. Welche Maßnahmen werden indiesen Bereichen im Zuge des kontinuierlichen Optimierungsprogrammsgesetzt?Schwarz: Konkret gibt es ein neues Programm zurEnergie- und Umweltberücksichtigung, das 2011auf die Beine gestellt wurde. Ziel ist es, all unsereProduktionsstätten bis 2015 ISO-14001-zertifiziert zu haben. KonkretesErgebnis dieser Aktivitäten wäre unter anderem eine 15-prozentigeEnergieeinsparung bis 2015. Ein aktuelles Beispiel bezüglichder hohen sozialen Verantwortung von LEO Pharma ist etwa, dasssogar ein Zulieferbetrieb nach einem LEO-Audit wesentliche Maßnahmenzum Mitarbeiterschutz ergreifen musste, um weiterhin unserPartner bleiben zu können.<strong>periskop</strong>/53 [ 29 ]


PERI Consulting GmbHmit Geschäftsführer Mag. Hanns KratzerVON MAG. NINA BENNETT, MASeit 2008 erarbeiten Mag. HannsKratzer und sein Team der PERI Consultingals Mitglied der PERI GroupLösungen für die Bereiche Networking,Lobbying, Market Access undPatienten-Networking. Als Basis füreine erfolgreiche Strategie sieht PERIConsulting Detailwissen um das österreichische Reimbursement-System, Networking-Strategien und professionelle Kommunikationmit Menschen im Gesundheitswesen.PERI Consulting ist ein Beratungsunternehmen mit dem Ziel, dieKommunikation zwischen Entscheidungsträgern, Meinungsmachernund Bewusstseinsbildnern im Gesundheitswesen zuoptimieren. Dazu pflegt das Unternehmen den ständigen Kontaktzu Stakeholdern des österreichischen Gesundheitssystems in allseinen Facetten, Entscheidungsträgern in Medizin, Behörden undIndustrie und beobachtet und analysiert die Marktentwicklungenin allen relevanten Healthcare-Segmenten. „Wir möchten zu einemGesundheitswesen beitragen, in dem Effektivität, Innovation unddamit Patientennutzen im Vordergrund stehen“, so Mag. HannsKratzer über die Ausrichtung von PERI Consulting.Die Gestaltung der Beziehungswelten benötigt langjährige Erfahrung,fundiertes Wissen sowie eine enge Vernetzung mit relevantenInstitutionen des Gesundheitswesens. Mag. Kratzer bringt alsGeschäftsführer der PERI Consulting jenes Wissen und die Kompetenzenaus seiner langjährigen beruflichen Tätigkeit in derPharmabranche und drei verschiedenen Bundesministerien mit.Networking und Lobbying schaffen Zugänge zurelevanten Stakeholdern„Einer unserer Schwerpunkte, das Networking und Lobbying,schafft Verbindungen zu den für den Kunden relevanten Entscheidungsträgern.Dazu eruieren wir Standpunkte wichtiger Entscheidungsträger,um punktgenaue Aktivitäten setzen zu können. Diegemeinsam definierten Inhalte und Botschaften bringen wir zielgerichtetund konkret zu den Stakeholdern, schaffen durch einetabliertes Netzwerk Wege und sichern damit Zugänge“, erklärtMag. Kratzer.Market Access und Steigerung der AwarenessMag. Kratzer erläutert, dass der Marktzugang im Gesundheitsbereichstark reguliert ist, diese Tatsache bildet oft den Kern allerstellt sich vorformellen und informellen Aktivitäten. „PERI Consulting bietet eineReihe von unterstützenden Maßnahmen, die von der strategischenBegleitung im Erstattungsverfahren bis hin zur Erhöhungder Awareness im jeweiligen Indikationsbereich reichen. RelevantePersonen vom ‚Working Level‘ bis zum ‚politischen Entscheider‘werden dabei gemäß der Aufgabenstellung individuelleingebunden“, so Mag. Kratzer. PERI Consulting begleitet seineKunden strategisch auf Basis einer gemeinsamen und individuellenEntwicklung von Zielen, der Bewertung durch die Entscheidungsträgerund der Steuerung von Informationen durch strukturierteVorarbeit bei Einführung von Produkten und Dienstleistungen,deren Änderung oder bei einem Patentablauf.Patienten-Networking bietet neue EntwicklungsprozessePERI Consulting verleiht Patienten durch langfristige Umfrageprojekteim Rahmen des Österreichischen Patientenberichts einegewichtige Stimme. Mag. Kratzer stellt fest: „Durch konkrete Fragestellungenbinden wir Patientenmeinungen und Einstellungen inneue Entwicklungsprozesse ein. So werden für Patienten oft auchneue Wege in der Therapie aufgezeigt.“ Ein qualitätsgesicherter,nachhaltig weiterentwickelter Prozess ermöglicht die hochqualitativeUmsetzung und Vergleichbarkeit der Umfragen, von denenbisher zwölf zu unterschiedlichen Indikationen umgesetzt wurden.„Kooperationspartner des Österreichischen Patientenberichtssind verschiedene wesentliche Institutionen des österreichischenGesundheitswesens wie etwa Ministerien, Sozialversicherungsträger,Kammern, medizinische Gesellschaftensowie das Zentrum für PublicHealth an der MedUni Wien. Damit kannein breites Commitment im österreichischenGesundheitswesen erzeugt werden“,ist Mag. Kratzer überzeugt.Ein klares Konzept bringtklare Vorteile für Sie!- Erfahrene Experten als Referenten- Beispiele aus der Praxis- Q&A-Sessions pro Thema- Exklusives Networking mit Insidern- Kompetenz-ZertifikatLEHRGANGMarket AccessManagementStart Okt 2012Lehrgang über5 Tage!Praxis-Lehrgang mit Wissens-Check und Kompetenz-ZertifikatNähere Infos: 01/865 42 78-21 oder nicole.bauer@hccgroup.euDetails und Anmeldung: www.hccwissen.atIn Kooperation mit


„Die österreichische Biotech-Landschaftschätze ich sehr positiv ein, da dieRahmenbedingungen hier sehr gut sind.“INTERVIEW MIT DR. WALTER SCHMIDTGRÜNDER UND GESCHÄFTSFÜHRER AFFiRiS„Biotech bringt die Innovationen unddie Pharmaindustrie bringt das Geld“VON SARAH JOSCHTEL, BAKK. PHIL. UND MAG. (FH) MARTINA DICKEnde 2003 gründeten Dr. Walter Schmidt und Dr. Frank Mattner inWien das Biotech-Unternehmen AFFiRiS, welches sich der Entwicklungvon Impfstoffen gegen schwerwiegende Krankheiten wie Alzheimer,Atherosklerose, Parkinson und andere Indikationen mit dringendemmedizinischen Bedarf widmet. Im Periskop-Interviewspricht Dr. Walter Schmidt über die österreichische Biotech-Landschaft,die firmeneigene AFFITOM-Technologie und erläutert,wie aus Notizen auf einem Bierdeckel ein vielversprechenderAlzheimer-Impfstoff entstehen konnte.P: Welches sind die speziellen Herausforderungen beim Aufbau undder Entwicklung eines Biotechunternehmens?Schmidt: Eine der größten Herausforderungen stellt sicherlich dieFinanzierung dar. In Österreich gibt es vor allem für die Gründungsphasevergleichsweise gute und etablierte Förderinstrumente, diebei diesem Punkt Unterstützung bieten. Danach muss man geeigneteInvestoren finden. Zudem ist ein langer Atem notwendig, vorallem wegen der langen Zeiträume, die eine erfolgreiche Forschungund Entwicklung von neuen Medikamenten mit sich bringt. Ganzentscheidend sind aber auch hoch qualifizierte und fähige Mitarbeiter,denn von ihnen hängt der Erfolg ab.P: Worin liegen die Forschungsschwerpunkte des Unternehmens?Schmidt: Üblicherweise denkt man im Zusammenhang mit Impfungenan prophylaktische Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten.Man erhält seinen Grippeimpfstoff und wenn dann die Grippewellekommt, ist man gegen eine Infektion geschützt. Wir beschäftigenuns mit der Entwicklung von therapeutischen Impfstoffen gegenchronische Krankheiten, also Krankheiten, die nicht jeder sofort mitImpfungen assoziiert sowie mit therapeutischen Impfstoffen, beidenen Patienten mit bereits diagnostizierten Krankheiten geimpftwerden. Unser Entwicklungsschwerpunkt liegt bei Erkrankungen,bei denen keine ursächlich wirksamen Medikamente existieren,etwa Parkinson oder Alzheimer. Hier gibt es derzeit lediglich Behandlungsmöglichkeiten,die die Symtomatik betreffen.P: Worin liegt Ihre Motivation, alle zwei bis drei Jahre einen neuenImpfstoff gegen bislang unbeherrschbare Erkrankungen in die klinischeEntwicklung zu bringen?Schmidt: Unser langfristiges Ziel ist es, ein breit aufgestelltes, profitablesUnternehmen aufzubauen. Deshalb widmen wir uns möglichstvielen Indikationen, die mit unserer AFFITOM-Technologieadressierbar sind. Außerdem kommt dazu, dass wir mit unserenEntwicklungen die Perspektive haben, Patienten helfen zu können.P: Können Sie uns das Prinzip der firmeneigenen AFFITOM-Technologie genauer erklären, auf der ja die Entwicklung IhrerAlzheimer-Impfung basiert?Schmidt: Unsere Alzheimer-Impfung basiert auf an Trägerproteinegekoppelten Peptidantigenen, die die pathologischen Varianten desbeta-Amyloid adressieren sollen, das parentale APP (Anmerkungder Redaktion: APP = Amyloid-Precursor-Protein) jedoch außenvorlassen. Das erreichen wir dadurch, dass unsere Alzheimer-Impfungen Antiköper induzieren, die sich gegen Neo-Epitope richten,also solche, die beim beta-Amyloid vorkommen, beim APPjedoch nicht. Die Identifizierung solcher Peptide leistet unsereAFFITOM-Technologie.P: Das Geschäftsmodell von AFFiRiS sieht vor, die Rechte an denImpfstoffen in der Regel spätestens nach Abschluss der klinischenStudie der Phase II an einen Pharmapartner auszulizenzieren –worin gründet dieses Bestreben?Schmidt: Das hat mit Kosten, Expertise und Infrastruktur zu tun.AFFiRiS ist derzeit so aufgestellt, dass Projekte bis einschließlichPhase II durchgeführt werden können. Für Phase III-Studien habenwir aktuell nicht die finanziellen Mittel und die dafür notwendige Zahlan Mitarbeitern, beides ist jedoch bei großen Pharmafirmenreichlich vorhanden. Deshalb besteht eine gewisse Arbeitsteilungzwischen Pharmafirmen und Biotech: Biotech liefert die Innovationenund die Pharmaindustrie das Geld.P: Wie schätzen Sie die Situation der österreichischen Biotech-Landschaft ein?Schmidt: Die österreichische Biotech-Landschaft schätze ich sehrpositiv ein, da die Rahmenbedingungen hier sehr gut sind. Zudemgibt es eine Menge gute Ideen, schlaue Köpfe und mutige Firmengründervor Ort. Das ist genau der Nährboden, der Innovation imBiotech-Bereich ermöglicht und auch AFFiRiS hat davon immerwieder profitiert.P: Ihr Alzheimer-Impfstoffkandidat AD02 zeigte bereits in einer klinischenPrüfung der Phase I Hinweise auf potentielle Wirksamkeit. SeitEnde des letzten Jahres befindet sich der Impfstoff nun in der klinischenErprobung der Phase II – welche Ergebnisse erhoffen Siesich?Schmidt: Wir wünschen uns, in der Phase II ähnlich ermutigendeErgebnisse zu sehen, wie zuvor in der Phase I. Drücken Sie unsbitte die Daumen!BioBox: Dr. Walter Schmidt wurde im 40 Kilometer westlich vonHannover gelegenen Stadthagen, Landkreis Schaumburg geborenund lebt seit 1991 in Wien. Er promovierte im Oktober 1990 auf demGebiet HIV bei Fritz Eckstein am Max-Planck-Institut für ExperimentelleMedizin in Göttingen, Deutschland, seine Doktorarbeit wurdemit der Otto Hahn Medaille für herausragende Jungwissenschaftlerausgezeichnet. Schon bei InterCell AG, von ihm 1998 mit gegründet,entwickelte Schmidt als Mitglied des Senior Management vielversprechende Impfstofftechnologien und Geschäftsbeziehungen.Zuvor erforschte er mit Max Birnstiel am Institut für MolekularePathologie Impfstoffe gegen Krebs. Dr. Walter Schmidt ist Autormaßgeblicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Patente.<strong>periskop</strong>/53 [ 31 ]


INTERVIEW MIT HELMUTH ERLBACHERGESCHÄFTSFÜHRER UND COUNTRY MANAGER GE HEALTHCARE ÖSTERREICH„Reduzierte Strahlendosis –eine Innovation im Sinne derPatienten“VON MAG. (FH) MARTINA DICK<strong>periskop</strong>/53 [ 32 ]


GE Healthcare ist ein internationales Unternehmen der Medizintechnik,das in Österreich mit 650 Mitarbeitern in den UnternehmensbereichenDiagnostische Bildgebung, Ultraschall, Klinische Systeme,IT-Lösungen, Medical Diagnostics und Life Sciences sehr stark vertretenist. Besonders im Bereich der strahlenreduzierten Bildgebunghat sich GE Healthcare zum nationalen sowie internationalen Vorreiterentwickelt. Im Gespräch mit dem PERISKOP berichtet Geschäftsführerund Country Manager Helmuth Erlbacher über seineVorhaben und die aktuelle Entwicklung des Unternehmens in Österreich.rerseits setzen wir auf ein hochmotiviertes und -qualifiziertes Team,das durch Kontinuität und erstklassigen Service punktet. WesentlichesPotenzial sehe ich auch in der Vernetzung im Bereich der Krankenhäuser,um GE Healthcare als Systempartner zu positionieren.P: Geben Sie uns bitte einen Überblick über GE Healthcare inÖsterreich. Wie setzt sich Ihr Team zusammen, worauf legen Siebei Ihrer Arbeit und in Ihrem Team besonderen Wert?Erlbacher: GE Healthcare zählt in Österreich aktuell rund 650 Mitarbeiterzu seinem Team. Neben Service und Vertrieb beschäftigenwir in der Sparte Ultraschall, Medical Diagnostics und bildgebendeGroßgeräte ca. 150 Mitarbeiter. In der Produktionsstätte in Zipf inOberösterreich, dort ist nicht nur die Produktion, sondern auch dieEntwicklung der innovativen Voluson-Ultraschall-Geräte angesiedelt,arbeiten etwa 250 Mitarbeiter. Hier hat auch die 3-D-Ultraschall-Bildgebung,die in den Schwangerschaftsuntersuchungenzur Anwendung kommt, ihren Ursprung. GE Healthcare hat dasUnternehmen Kretztechnik AG 2001 übernommen. Neu dazugekommen,akquiriert Anfang 2012, ist die Firma PAA Laboratories inPasching bei Linz. Die dort tätigen 250 Mitarbeiter sind im BereichLife-Sciences-Biotechnologie tätig. Hier werden Zellprodukte sowohlfür die Forschung und Entwicklung als auch für die Diagnostikin der pharmazeutischen Industrie produziert und weltweit vertrieben.Unsere Philosophie „customer first“ leben wir in allen Bereichen,unsere Mitarbeiter im Service und Verkauf arbeiten hochmotiviertund kundenorientiert.„Wenn man in zehn Jahren von GE Healthcarespricht, wollen wir als verlässlicher Partner desGesundheitswesens in ganz Österreich gesehenwerden.“P: GE Healthcare trifft in der Medizintechnik international und nationalauf starke Konkurrenz. Worin unterscheidet sich GE Healthcaremaßgeblich von den Mitbewerbern?Erlbacher: Wir sehen uns ganz klar als Vorreiter im Bereich derDosisreduktion, die sowohl die Strahlungsdosis des CT-Gerätes alsauch die Belastung durch die Kontrastmittel umfasst. Mit der Initiative„Patient Care“ wollen wir diese Innovation, in der durch die neuenTechnologien ASiR und VEO die Dosis drastisch reduziert wurde,weiter forcieren. Als Marktführer in diesem Bereich sind wir besondersstolz darauf, dass unsere „low dose“-Technologie an der UniversitätsklinikInnsbruck bereits seit November 2011 zur Anwendungkommt. GE Healthcare ist als globales internationales Unternehmenseit über 100 Jahren im Bereich Healthcare tätig und verfügt übereine lange Tradition an Innovationen. Eine unserer großen Stärkenliegt in der Forschung und Entwicklung. In unseren Global ResearchCenters arbeiten weltweit über 3.000 Forscher unterschiedlichsterSparten an der Weiterentwicklung neuer Technologien. So ein Zentrumbefindet sich auch in Garching bei München, es wird also auchganz in unserer Nähe an den maßgeblichen Errungenschaften gearbeitet.GE Healthcare bringt sich imRahmen der Initiative „health imagination“auch international zu den drei großenThemen und Problemen im Gesundheitsbereichein: Die allseitsgeforderte Kostenreduktion, ein verbesserterZugang für die Gesamtbevölkerung zur Medizin und Medizintechniksowie die stetige Qualitätsverbesserung werden in dieserInitiative adressiert.P: Nennen Sie uns bitte spezielle Erfolgsgeschichten für GEHealthcare in Österreich. Worauf sind Sie besonders stolz?Erlbacher: Zum einen ist unsere Technologie zur Strahlenreduktionund die Tatsache, dass sie an der Universitätsklinik Innsbruck verwendetwird, für uns ein großer Erfolg. Alle Patienten profitieren davon,vor allem für Untersuchungen an Kindern ist die reduzierteDosis ein großer Vorteil. Unser Engagement im GeschäftsbereichUltraschall ist überaus erfolgreich, hier sind wir im Markt führend.Den Ausschlag dafür gibt, neben unserem Service und der kontinuierlichenKundenbetreuung, natürlich auch das große und innovativeProduktportfolio von GE Healthcare. Langsam breiten sich unsereErfolge im Westen in den Osten Österreichs aus. So wurde 2011 inder Abteilung für Neurochirurgie des Linzer Wagner-Jauregg-Spitalsder in Österreich erste, intra-operative Hochfeld-MRT in Betrieb genommen.Dabei wird der Patient während der Operation untersucht.Im Herbst 2012 steht mit der Installation und Inbetriebnahme desweltweit ersten und neuesten PET CT (Positron-Emissionstomografie)im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz ein weitererMeilenstein bevor. Neben der Implementierung des weltweitersten PET CT dieser neuen Bauart umfasst diese Zusammenarbeitauch gemeinsame klinische Forschungsprojekte in der Onkologie.P: Welche Innovationen von GE Healthcare tragen in besonderemMaße zu einer zukunftsweisenden Patientenbehandlung bei?Erlbacher: Die molekulare Bildgebung (PET CT) wird in Zukunftweiter an Bedeutung gewinnen, das ist nur ein Teil des stetig wichtigerwerdenden Bereichs der „personalisierten Medizin“. Das Zieldabei ist, eine noch differenziertere Diagnose zu treffen und möglicheBehandlungen und Behandlungserfolge früher erkennen zukönnen. Ein zweiter nicht zu unterschätzender künftiger Schwerpunktist die Digitalisierung. Sämtliche für den Patienten relevantenDaten und Untersuchungsergebnisse müssen in Zukunft für dieÄrzteschaft intra- und extramural zur Verfügung stehen. GE Healthcarewill als treibende Kraft die Umsetzung der Digitalisierung maßgeblichunterstützen. Als Gesamtanbieter im Gesundheitswesenkönnen wir dahingehend Maßstäbe setzen, dass die Digitalisierungder Informationen jederzeit fach-, krankenhaus- und länderübergreifendfür die Ärzte für eine fundierte Diagnose und Therapie der Patientenzur Verfügung steht.P: Was sind die Visionen von GE Healthcare allgemein und fürÖsterreich im Speziellen? Wo sieht sich das Unternehmen in zehnJahren?Erlbacher: Wir werden kontinuierlich daran arbeiten, ein starkerlokaler Partner mit internationalem Know-how zu sein. Die ganz klareZielsetzung ist, unsere Erfolgsstory aus dem Westen in ganzÖsterreich auszubreiten. Wenn man in zehn Jahren von GE Healthcarespricht, wollen wir als verlässlicher Partner des Gesundheitswesensin ganz Österreich gesehen werden. Bekannt werdenwollen wir mit unseren wegweisenden Erfolgen um die Reduktionder Strahlendosis, die sowohl für den Patienten als auch für dasPersonal eine wirklich maßgebliche Innovation darstellt.P: Welche Besonderheiten hat aus Ihrer Sicht der österreichischeMarkt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?Erlbacher: In Österreich sehen wir uns, im Vergleich zu anderenLändern, mit einer sehr starken Regulierung konfrontiert. Der Großgeräteplanim Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) gibteine ganz klare Limitierung der Systeme vor. Ich denke auch, dassdie undurchsichtige Kompetenzaufteilung durch Bund, Länder undVersicherungen ein Spezifikum ist, an dem unser Gesundheitssystem„leidet“. Daraus ergibt sich auch die Problematik in den Schnittstellender intra- und extramuralen Versorgung für den Patienten undden daraus resultierenden Kosten.P: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation im österreichischenGesundheitswesen?Erlbacher: Spannend wird, wie die Diskussion um die Lösung zur15-a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern ausgeht. Nachmeiner persönlichen Einschätzung gibt es Ineffizienzen im System,die sich beheben lassen und zu einer Kostenminderung beitragenkönnten. Ich hoffe, dass die derzeitigen Entwicklungen bereits „wehgenug tun“, um die dringend notwendigen Veränderungen einzuleiten.P: Was würden Sie sich vom Gesundheitssystem wünschen?Erlbacher: Nicht nur in meiner beruflichen Funktion, sondern auchals Steuerzahler und Bürger habe ich den Wunsch, dass jene Menschen,die die Entscheidungen treffen, auch die Verantwortungübernehmen und für die Konsequenzen einstehen. Vielleicht würdedann so manche Entscheidung anders ausfallen.BioBox: Helmuth Erlbacher ist ausgebildeter Nachrichtentechniker,der seit 20 Jahren seine Expertise in verschiedensten Bereichen beiGE Healthcare tätig einbringt. Der gebürtige Salzburger arbeitetezunächst sieben Jahre in der Technik im Bereich Röntgen, MR- undCT-Geräte. Als Vertriebsmitarbeiter wechselte Erlbacher weiter inden Westen des Landes. Mit dem MBA in Health Care Management2006 kam der Aufstieg vom Verkauf im Großgerätebereich zum VertriebsleiterUltraschall für Gesamtösterreich. 2010 avancierte HelmuthErlbacher zum Geschäftsführer und Country Manager von GEHealthcare in Österreich.P: Welche Ziele haben Sie sich in Ihrer Funktion als Geschäftsführerund Country Manager von GE Healthcare in Österreich gesetzt?Erlbacher: Primär möchten wir die Wahrnehmung von GE Healthcareals verlässlicher und kompetenter Partner stärken. Die Marktführerschaftin der Ultraschall-Diagnostik wollen wir festigen undausbauen. Ein wichtiger und wesentlicher Teil meiner Aufgabe bestehtauch darin, unsere Position in Österreich speziell in der bildgebendenDiagnostik, also CT, MR und Röntgen, weiterzuentwickeln.Hier sind wir in Westösterreich bereits sehr gut positioniert, im Ostenund Süden Österreichs sind wir bis dato noch nicht entsprechendvertreten. Darum wollen wir einerseits die Synergien aus dem BereichUltraschall, Großgeräte und Medical Diagnostics (Kontrastmittel)als Komplettanbieter für unsere Kunden stärker nutzen. Ande<strong>periskop</strong>/53[ 33 ]


TEILNEHMENDE LÄNDER*LandAnzahl PatientenAnzahl HäuserHöchste Qualitätin der Stomaversorgungalsoberstes ZielVON MAG. (FH) LISA GRAHAM, MAWenn es durch eine Stomaanlage zu einer Einschränkung im Alltagkommt, ist es sowohl für die unmittelbare Rehabilitation wie auch dieumfassende Langzeitversorgung essenziell, höchstmöglicheProdukt- und Beratungsqualität zu gewährleisten. Speziell in derpostoperativen Phase, aber auch danach können bei Stomapatientenunterschiedliche körperliche Beschwerden auftreten, diezusätzlich zur psychischen Belastung eine wesentliche Herausforderungdarstellen. Aufbauend auf eine optimale Eigenversorgungdes Stomaträgers selbst, muss deshalb vor allem die hohe Sicherheitund Qualität der Produkte gewährleistet sein, um Betroffenebestmöglich zu unterstützen und zusätzliche Belastungen zuvermeiden.Internationale Best-Practice-Daten für dieStomaversorgungAus der Tradition des „Zuhörens und Reagierens“ („listening andresponding“) hat Coloplast im Jahr 2007 die DialogueStudy – diegrößte jemals durchgeführte standardisierte Real-Life-Studie im Bereichder Stomapflege – durchgeführt. Im engen Dialog mit mehr als500 Stomaberatern sowie 3.017 Stomaträgern aus 18 Ländern wurdediese zwischen Ende 2007 und Anfang 2010 mit dem Ziel umgesetzt,die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen vonStomaträgern zu dokumentieren. Dabei wurden die praxisbezogenenErfahrungen – unter besonderer Berücksichtigung des Einflussesauf die Lebensqualität und der Beschaffenheit der peristomalenHaut – der Stomaversorgung evaluiert.Daten für ÖsterreichDa für unser Land bis dato keinerlei ähnlich fundierte Daten zurStomaversorgung und zu den Bedürfnissen der Stomaträger existieren,hat Coloplast Österreich im Frühjahr 2012 eine nationale Evaluierunggestartet, um valide Daten vorlegen zu können. Gemäß denGrundsätzen von Coloplast stehen auch hierzulande Stomaberatersowie Stoma im Mittelpunkt. Das Know-how und die Ergebnisse derEvaluierung sollen ihnen direkt zugute kommen, indem ihren steigendenBedürfnissen an Qualität und Sicherheit bei den Produktenkünftig Rechnung getragen wird.Das Projekt „Evaluierung der Stomaversorgung in Österreich“ – inAnlehnung an die internationale DialogueStudy – befindet sich derzeitin Umsetzung und soll im Herbst 2012 abgeschlossen sein.Anhand dieser Evaluierung soll in erster Linie die Stomaversorgungim Alltag der Stomaträger untersucht und festgestellt werden, ob eseinen möglichen Zusammenhang zwischen dem Zustand der Hautum das Stoma herum und der Lebensqualität der Stomaträger gibt.Die Teilnehmer an der Evaluierung erheben, aufbauend auf Informationenzu ihrem aktuellen peristomalen Hautzustand mit einemAbstand von sechs bis acht Wochen, zusätzliche Verlaufsdaten zurmöglichen Veränderung der Hautsituation und deren Einfluss auf dieLebensqualität (Quality of Life). Die Hautbewertung erfolgt dabeimittels des anerkannten DET-Scores (Discolouration, Erosion,Tissue Overgrowth).Anhand der Ergebnisse sollen einerseits erstmalig aussagekräftigeDaten zur Stomaversorgung erhoben und dabei auch regionale Besonderheitenberücksichtigt werden. Bestehende Herausforderungenin der Patienten- sowie in der Nachversorgung (wie beispielsweisefehlende Strukturen, logistische Hürden durch örtlichent grenzte Stomaträger, Zeit- und Ressourcenmangel in der Nachversorgung)sollen dabei ebenso thematisiert werden wie speziellePatientenbedürfnisse. Auf diese Weise möchte man Produkte undServices im Sinne der Betroffenen weiter entwickeln.HAUTIRRITATIONEN SIND WEIT VERBREITET*Von den teilnehmendenStomaträgern in der Dialogue-Study...*Quelle Grafiken: DialogueStudy 2010, Coloplast InternationalArgentinienAustralienKanadaTschechienDänemarkFrankreichDeutschlandIslandItalienJapanNiederlandePolenPortugalSlowakeiSüd-KoreaSpanienUKUSGesamt... hatten 64%peristomale Hautprobleme(beurteilt von der zuständigenStomaschwester)1073643921005221657311511094261136611321231407003.0177746810448266262519610101341384Patienten und Berater wissen am besten, wohin dieReise gehen sollColoplast ist es ein Anliegen, den Dialog mit den Stomaberaternsowie den Patienten kontinuierlich zu fördern, um Produkte undServices entsprechend deren Bedürfnissen zu optimieren undauch in Zukunft den hohen Qualitätsstandards entsprechen zukönnen. Aus diesem Grund wurde bereits im Jahr 1995 dasColo plast Ostomy Forum (COF) gegründet. Seit seiner Einführungist es ein wichtiger Bestandteil der Firma Coloplast. ZentralenStoma beratern aus Österreich wird seit 2001 eine Plattform geboten,um gemeinsam regionale und nationale Themen (wie Standardsin der Stomaversorgung, Beratung oder Weiterentwicklung) zu diskutierenund sich auszutauschen. Die Teilnehmer übernehmen hierbeiauch einen aktiven Part bei Service- und Produktentwicklungenund bringen ihr Know-how aus der direkten Zusammenarbeit mitden Stomaträgern ein.COFs finden zwei- bis viermal jährlich in allen Ländern mitColoplast-Niederlassungen statt. Parallel dazu gibt es einen globalenCOF, in dem ein bis zweimal jährlich Stomaberater aus der ganzenWelt zusammenkommen, um wichtige Aspekte der Stomaversorgungländerübergreifend zu diskutieren. Diesen innovativen Wegdes „Zuhörens und Reagierens“ wird Coloplast auch künftig beschreiten,um den Bedürfnissen seiner Anspruchsgruppengerecht zu werden.... aber nur 39%der Stomaträgerwar dies bewusst.<strong>periskop</strong>/53 [ 35 ]


INTERVIEW MIT DR. ULRIKE BERGERHEAD OF MARKET ACCESS & BUSINESS EXCELLENCEBEI MERCK IN ÖSTERREICH„Market Accessist mehr als nurPreisverhandlungen“VON MAG. (FH) MARTINA DICKMerck ist das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt– seine Wurzeln reichen bis in das Jahr 1668 zurück. Die in unserem Landangesiedelte Merck GesmbH ist die lokale Niederlassung der weltweitagierenden Firmengruppe Merck KGaA mit Sitz in Deutschland, die inden Therapiefeldern Onkologie, Multiple Sklerose, Herz-Kreislauf, Diabetes,Schilddrüse, Wachstumshormonmangel sowie gastroenterologischeErkrankungen und Fertilität tätig ist. Darüber hinaus bietet das Unternehmeneine breite Palette an rezeptfreien Produkten an. Im Periskop-Interviewspricht Dr. Ulrike Berger, seit Mai dieses Jahres in der Position desHead of Market Access & Business Excellence bei Merck in Österreich,über ihre Aufgaben und die Voraussetzungen für einen erfolgreichenMarktzugang.P: Wie definieren Sie Ihre Rolle als Head of Market Access & BusinessExcellence bei Merck Österreich? Wie können wir uns Ihren Tätigkeitsbereichvorstellen?Berger: Merck Österreich hatte bis jetzt keine eigene Abteilung für MarketAccess. Neben den klassischen Themen wie dem Kontakt mit dem Hauptverbandund (Preis-)Verhandlungen gilt es auch, Strategie- und Marktzugangsplänefür neue Produkte mit den dazugehörigen Verhandlungsstrategien zu entwickeln.Dabei ist es uns wichtig aufzuzeigen, dass wir nicht nur Medikamente,sondern integrative Lösungen im Gesundheitswesen anbieten, was uns zu einemernstzunehmenden und verantwortungsvollen Partner macht. Ein weiterer Bereich,Business Excellence, beinhaltet z.B. Customer Relations Management (CRM) unddie Aufgabe ein neues CRM-System so zu implementieren, dass Innen- und Außendienstmitarbeiterdamit bestmöglich arbeiten können und in dem alle relevantenZielgruppen abgebildet sind.P: Welche Ziele haben Sie sich in Ihrer Funktion gesetzt?Berger: Der erste Schritt dient dem Aufbau von Beziehungswelten. Wirwollen alle wichtigen Partner und Player im System kennenlernen undkünftige Projekte Schritt für Schritt auf die Beine stellen. Internarbeiten wir daran, dass es bei Merck in Zukunft einen Ansprechpartnernach außen hin sowie eine Plattform gebenwird, über die alle Informationen gesammelt laufen.Durch den gegenseitigen Austausch von Informationenkann diese Drehscheibe auch effektiv für MarketAccess genutzt werden. Die fundierte Umweltanalyse,die Market Access zugrunde liegt,soll möglichst vielfältig sein und auch neueStakeholder einbeziehen. Langfristig musses unser Ziel sein, Market Access und alledamit verbundenen Möglichkeiten auchwirklich zu implementieren und vor allemzu leben. Bis dato wurde den Market-Access-Aktivitäten kein ausreichend hoherStellenwert beigemessen. Market Accessmuss zum Kernteil eines Marketingplanswerden, da es, über die Einführungsphasehinausgehend, auch im weiteren Lebenszyklusgroße Auswirkungen auf die Entwicklungeines Produkts am Markt habenkann. Am Ende des Tages sind ja dochdie Zahlen der wichtigste Messparameter!<strong>periskop</strong>/53 [ 36 ]


P: Muss Market Access entmystifiziert und internklarer kommuniziert werden?Berger: Historisch gesehen, wird das recht neue Felddes Market Access noch nicht überall richtig verstanden,vor allem von Führungskräften, die aus dem klassischenMarketing kommen, in dem der Umgang mitStakeholdern verschiedenster Art nicht Kernelementwar. Durch Market Access Management werden dieRahmenbedingungen geschaffen, wichtige Bereicheidentifiziert, die richtigen und vor allem weitmaschigerdefinierten Stakeholder angesprochen und der Weg fürdie Produkteinführung geebnet. Das wird von vielennoch nicht richtig verstanden. Wir liefern viel Vorarbeit,nicht nur für die erfolgreiche Markteinführung einesProdukts, sondern platzieren auch die wichtigstenBotschaften des Unternehmens.P: Wie wurde die Einführung von Market Accessintern kommuniziert?Berger: Jeder einzelnen Abteilung wurde vorgestellt,was wir tun und was wir mit Market Access erreichenkönnen und wollen. Gemeinsam mit den Abteilungenwurden und werden laufend jene Bereiche identifiziert,in denen Market Access maßgeblich unterstützenkann. Oder wo wichtige Merck-spezifische Themenvorhanden sind, die abseits unserer Produktwelt„draußen“ wahrgenommen werden sollen.P: In welche Richtung wird sich der Bereich MarketAccess bei Merck Österreich in den nächsten Jahrenentwickeln?Berger: Inzwischen kommt auch internationalverstärkt der Aufruf, den Market Access Bereichauszubauen und in den lokalen Niederlassungen zuforcieren. Neben den üblichen Themenbereichenwie Pricing und Reimbursement, ist auch die Positionierungvon Merck bei relevanten Stakeholdernein wichtiges Thema, um Partnerschaften und dieZusammenarbeit zu stärken. Market Access blicktüber den Tellerrand hinaus und bildet das Fundamentund die Basis, auf dem das klassische Marketingund die Salesabteilung aufbauen können. DieseSichtweise soll auch bei uns gelebt werden.P: Wie bekannt ist Market Access in Österreich?Berger: Aus Sicht der Industrie meine ich, dass MarketAccess hierzulande noch viel Potenzial hat. DurchÄnderungen im Gesundheitssystem werden auch andereStakeholder wichtiger – diesem Umstand trägtder Bereich Market Access Rechnung.P: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation im österreichischenGesundheitswesen?Berger: In Wahrheit verändert sich nicht viel. DiePlayer bleiben immer dieselben und verteidigen ihreBereiche. Ob nun beim Thema „Finanzierung aus einerHand“ oder ELGA, bei Neuerungen gibt es zuersteinmal eine Verteidigungshaltung. Wirkliche Veränderungenwerden möglicherweise der Finanzausgleichoder erst die nächsten Wahlen bringen.P: Mit welchen Standesvertretungen, Institutionenund anderen Parteien im Gesundheitswesen arbeitenSie eng zusammen? Gibt es hier Kooperationen?Berger: Wir arbeiten natürlich in enger Kooperationmit den Standesvertretungen Pharmig und FOPI, mitder Wirtschaftskammer gibt es laufend Gespräche.Wir nutzen gesundheitspolitische Veranstaltungenwie das Europäische Forum Alpbach und das EuropeanHealth Forum Gastein, also die großen ThinkTanks, um mit den unterschiedlichsten Stakeholdernin Kontakt zu treten. Für uns geht es nun darum, verstärktProjekte mit verschiedenen Stakeholdergruppenumzusetzen und dadurch eine nachhaltig guteGesprächsbasis zu erarbeiten. Schließlich haben wirein gemeinsames Ziel – den Nutzen für die Patienten.P: Wie können Qualität und Finanzierung im GesundheitssystemIhrer Meinung nach langfristig gesichertwerden? Welche Probleme nehmen Sie wahr undwelche Schritte sind aus Ihrer Sicht notwendig?Berger: Ich stelle mir eher die Frage, wie Qualitätund Effizienz definiert werden können und wie daseine mit dem anderen zusammengeht: Bedeutet höhereEffizienz schlechtere Qualität? Geht höhere Qualitätwirklich mit geringerer Effizienz einher? Oder bedeutetQualität, dass der Patient hinausgeht und geheilt ist?Oder dass jeder zu dem Arzt gehen kann, zu dem erwill? Ich denke, dass wir erst Qualitätsstandards definierenmüssen und dann messen, nachweisen undbeweisen können. Nur dann kann man Prozesse undAktivitäten bewerten. Daher sollte unbedingt mehrWert auf messbare Kriterien gelegt werden.P: Was erwarten Sie sich vom Gesundheitssystembzw. von den zuständigen Entscheidungsträgern inder Politik?Berger: Alle Player im System müssen für Neuesoffen sein, sich neu orientieren und nicht immer anAltem festhalten wollen. Best-Practice-Beispiele ausdem Ausland kann man auf jeden Fall analysieren undeine Umlegbarkeit auf Österreich diskutieren bzw. inErwägung ziehen. Grundsätzlich ist das österreichischeSystem sehr gut, jeder Patient sollte die optimaleBehandlung erhalten können. Das soll auchso bleiben. Verbessert werden könnte der Zugang zuInnovationen. Die Industrie muss sich dezidierterals Gesprächspartner zurVerfügung stellen, da sieviele Entwicklungen mitträgtund einen wertvollenBeitrag leisten kann. Sehrwichtig ist, dass beim Treffenvon Entscheidungenalle relevanten Gruppenmiteinbezogen werden.Vor allem auch die, die es letztendlich betrifft, diePatienten und Patientenorganisationen.„Langfristig muss es unser Zielsein, Market Access und alle damitverbundenen Möglichkeiten auchwirklich zu implementieren und vorallem zu leben.“P: Das Image der Pharmaindustrie wird in der Öffentlichkeitoft in ein schlechtes Licht gerückt. Wirkt sichdas auf Ihre Arbeit im Bereich Market Access aus?Berger: Die verzerrte Wahrnehmung der Industrie,sie mache ‘Geschäfte mit der Krankheit der Menschen’,habe ich bisher nur in der breiten Öffentlichkeitund bei Patientenorganisationen erlebt. Es ist unswichtig, das Vertrauen, das wir in der Öffentlichkeitverloren haben, wiederzugewinnen. Dabei sind unsereCSR Maßnahmen gemeinsam mit dem FOPI oderdie Kooperation von Merck mit der WHO (Bilharzioseprojekt)nicht nur Lippenbekenntnisse. Bei den Stakeholdern,die sich im System auskennen und mit denenwir zu tun haben, werden wir damit grundsätzlich nichtkonfrontiert. Das Image der Industrie hat die Kommunikationmit diesen Entscheidungsträgern bisher nichtnegativ beeinflusst.___________________________________________________BioBox:Dr. Ulrike Berger ist seit Mai 2012 Head of MarketAccess & Business Excellence bei Merck in Österreich.Die gebürtige Steirerin ist eine langjährigeKennerin der Pharmawirtschaft und war in verschiedenenUnternehmen als Product Manager, MarketingManager, Government und Public Affairs Managertätig. Den Schwerpunkt Market Access verfolgtDr. Berger seit 2008. Sie hat an der Karl-Franzens-Universität in Graz Tierphysiologie, Biochemie undPhilosophie studiert und 1987 promoviert. Zusätzlichist Ulrike Berger akademisch geprüfte Werbekauffrau,den Lehrgang dazu hat sie an der WirtschaftsuniversitätWien absolviert.<strong>periskop</strong>/53 [ 37 ]


„Overnewsed butunderinformed?“Health Literacyin Österreich –Status quo undAusblickVON MAG. (FH) MARINA STÖGNERWir machen GesundheitPLATTFORM GESUNDHEITSWIRTSCHAFT ÖSTERREICHWas und vor allem wie viel wissen die Österreicher, insbesonderedie Jugend, über Gesundheit? Nur mit ausreichendem persönlichenWissen kann die Gesundheit jedes Einzelnen erhalten, gepflegt undgefördert werden. Das Europäische Forum Alpbach fand diesesJahr vom 16. August bis 1. September 2012 unter dem Generalthema„Erwartungen – die Zukunft der Jugend“ statt. Im Rahmen derPerspektivengespräche veranstaltete das Forum der forschendenpharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) in Kooperation mitder WKO Plattform Gesundheitswirtschaft einen „Late Night Talk“zum Thema „Health Literacy mit Schwerpunkt Jugend“. Im fortführendenArbeitskreis unter dem Motto „Länger jünger – gesünderälter“ wurde ein innovativer Dialog gestartet, um neue Ideen im BereichGesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz zu erarbeitenund voranzutreiben.Unter Health Literacy versteht man die Fähigkeit von Individuen,Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilenund richtig anzuwenden. Diese Gesundheitskompetenz liegt lauteiner europaweiten Studie in Österreich noch weit unter dem europäischenDurchschnitt. Gerade die eigene Gesundheit wird starkvom alltäglichen Lebensumfeld beeinflusst. Die immer wichtigerwerdende Fähigkeit des Einzelnen, im täglichen Leben Entscheidungenzu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken –zu Hause, am Arbeitsplatz und ganz allgemein in der Gesellschaft –,muss gestärkt werden.Europäische Studie beweist: Österreich liegt in SachenGesundheitskompetenz unter dem EU-DurchschnittIm Rahmen der European Health Literacy Survey wurde in Österreichund anderen europäischen Ländern die Gesundheitskompetenzder Bevölkerung erhoben. Die wissenschaftliche Leitung derStudie oblag einem Team des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Gesundheitsförderungs-Forschungunter der Leitung von Prof. JürgenPelikan. In Österreich wurde die Studie durch den Fonds GesundesÖsterreich finanziert, eine nationale Erweiterung sowie eine zusätzlichebundesländerspezifische Analyse wurden durch den wissenschaftlichenGrant von Merck Sharp & Dohme (MSD) ermöglicht.„Die Förderung der Health Literacy ist aus unserer Sicht ein wichtigerWeg, Krankheitsverständnis und damit auch die Compliance zuverbessern. Daher haben wir die Health Literacy Survey unterstützt.Mit den in Kürze zu erwartenden Daten unserer neun Bundesländermöchten wir zu einer regional gezielten Maßnahmenplanung zurGesundheitskompetenzförderung beitragen“, erklärt Garbiele Grom,Geschäftsführerin MSD Österreich. Zusätzlich finanzierte der Hauptverbandder Sozialversicherungsträger eine Tiefenstudie bei 15-jährigenJugendlichen. Die vollständige Publikation aller Ergebnisse sollim Herbst 2012 folgen.Erhoben wurde die Selbsteinschätzung der Gesundheitskompetenzaus den Themenfeldern Krankheitsbewältigung, Prävention und Gesundheitsförderung.Unter anderem wurde in der Survey abgefragt,wie verständlich Informationen auf Lebensmittelpackungen seien,wie gut ärztliche Anweisungen verstanden bzw. umgesetzt würdenoder ob man Alltagsgewohnheiten als Einflussfaktoren sähe und wieschwierig der Zugang zu gesundheitsrelevanten Informationen sei.Die österreichischen Ergebnisse sprechen für sich: Laut Studie haben56 Prozent eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Damitsteht Österreich schlechter da als der internationale Durchschnitt(48 %) und belegt vor Bulgarien und Spanien den drittletzten Platz.Auf Bundesländerebene schwankt der prozentuale Anteil derjenigen,die eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz aufweisen,deutlich. In Vorarlberg (36 %) ist er am geringsten, gefolgt vomBurgenland, Tirol und Salzburg. Die Steiermark (63 %) und Wien(62 %) weisen den höchsten Anteil und somit die größten Schwächenin Sachen Gesundheitskompetenz auf. Bei den 15-jährigenJugendlichen liegt der Anteil mit 58 Prozent im Bereich des österreichischenDurchschnitts. Daher ist es umso wichtiger, frühestmöglichdie Gesundheitskompetenz der Jugend und Eltern nachhaltigzu stärken.Perspektivengespräche Alpbach und Health Literacy:Status quo und AusblickBereits zum vierten Mal fand der „Alpbach Late Night Talk“ – heuerunter dem Motto „Bedeutung von Health Literacy mit SchwerpunktJugend“ – statt, veranstaltet vom Forum der forschenden pharmazeutischenIndustrie in Österreich (FOPI) und der WKO-PlattformGesundheitswirtschaft Österreich. Bei der Auftaktveranstaltungzum Arbeitskreis sollte ermittelt werden, wie es grundsätzlich um dieGesundheitskompetenz der heimischen Bevölkerung bestellt ist undwelche möglichen Lösungsansätze zur Verbesserung der HealthLiteracy in Österreich verfolgt werden sollten.Am Podium diskutierten dazu Univ.-Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan vomLudwig-Boltzmann-Institut, Dr. Josef Probst (Generaldirektor-Stellvertreterdes Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger),Dr. Andreas Khol (Präsident des ÖsterreichischenSeniorenrats und Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes),Rodaina El Batnigi (Vorsitzende der Bundesjugendvertretung),Dr. Martin Gleitsmann (Leiter der Abteilung Sozialpolitik undGesundheit der WKO und Mitbegründer der Plattform Gesundheitswirtschaft)sowie Mag. Ingo Raimon (Vizepräsident des FOPI). Moderiertwurde die Diskussion von Barbara van Melle.„Wenn man die nachweislich eingeschränkte Gesundheitskompetenzin Politik, Praxis und Wissenschaft systematisch und nachhaltig als,Problem & Chance‘ betrachtet, ergibt sich daraus ein großes undwichtiges Verbesserungspotenzial im Sinne der österreichischen Bevölkerung“,so Prof. Pelikan in seinem Statement. Er erachtet es fürbesonders wichtig, die persönlichen Kompetenzen von Anbietern,aber auch Nutzern durch Ausbildung und Training zu verbessern. DieLesbarkeit, Transparenz und Nutzerfreundlichkeit von Systemen sowiedie Chancengleichheit von Zielgruppen sollen durch gezielte Projekteund Programme erhöht werden. Sein Vorschlag dazu: „Durchstärkere Einbindung von Patienten – und vor allem Risikogruppen – inden Prozess kann die Patientenautonomie gestärkt und dem Betroffenenmehr Kontrolle über seine eigene Gesundheit gegeben werden.“Hier könne man viel von anderen europäischen Ländern – vor allem<strong>periskop</strong>/53 [ 38 ]


Arbeitskreise in Alpbach liefern konkreteVerbesserungsansätze der österreichischenGesundheitskompetenzDer nachfolgende Arbeitskreis „Länger jünger – gesünder älter“ unterteiltesich in vier Arbeitsgruppen, die unter europäischen, österreichischen,länderspezifischen und sozialversicherungstechnischenAspekten Lösungsansätze diskutierten. Antworten aufKernfragen wie „Wie können Health-Literacy-Programme effektivund nachhaltig verankert werden?“ und „Was können wir von anderenLändern lernen?“ wurden in moderierten Diskussionsgruppenerarbeitet und im Rahmen einer abschließenden Paneldiskussionpräsentiert.Gesundheitsminister Alois Stöger sowie hochrangige Repräsentantender Sozialpartner, der Länder, der Sozialversicherung und derforschenden pharmazeutischen Industrie diskutierten gemeinsammit Experten darüber, welchen Beitrag jeder der Partner zur Verbesserungder Gesundheitskompetenz der Österreicher leisten kannund muss.Die Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse, Mag. Ingrid Reischl,stellte als Sprecherin eines Arbeitskreises den Forderungskatalogihrer Gruppe vor. „Es bedarf eines generellen Kultur- und Verständniswandelsin der Bevölkerung bezüglich der Selbstverantwortungund zentralen Rolle des Menschen in gesundheitlichen Fragen“, soReischl. Durch Anreize und Best-Practice-Projekte aus anderen europäischenLändern soll die Eigenverantwortung der Patienten forciertwerden. Die Veröffentlichung von Qualitätskennzahlen sowieein objektives Patienteninformationsportal könne ebenfalls dazubeitragen. „Die Kommunikation des Gesundheitssystems und derÄrzte in Richtung Patient muss ebenso verbessert werden. Hierkönnten wir moderne Technologien wie Social Media und Apps zumEinsatz bringen“, so Reischl. Schnittstellen und Datenaustauschzwischen und innerhalb von Gesundheitsberufen müsse man transparenterund einfacher gestalten. Wichtig sei auch ein institutionellerRahmen, in dem Bund, Land und Regionen vertreten sind und zusammenarbeiten.Rahmengesundheitsziele liefern maßgeblicheUnterstützungUm die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu verbessern,sollen grundsätzlich zwei Ansätze angewandt werden: Einerseitsmuss das Gesundheitssystem an sich verständlicher werden undandererseits muss der Einzelne befähigt werden, mit gesundheitsrelevantenInformationen besser umzugehen. Ein wesentlicherSchritt in diese Richtung wurde mit der Erarbeitung der österreichischenRahmengesundheitsziele gesetzt. Ziel 3 der zehn Ziele lautet:„Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken.“Stöger: durch Gesundheitskompetenz länger lebenDer Ministerrat hat im August 2012 die von GesundheitsministerAlois Stöger präsentierten Rahmengesundheitsziele beschlossen.Die zehn Ziele sollen als ressortübergreifender Rahmen für die Steuerungdes Gesundheitswesens dienen und die Handlungsschwerpunktefür die nächsten zwanzig Jahre vorgeben. Dazu Stöger:„Oberstes Ziel ist es, dass die Österreicher dadurch zwei Jahre längergesund leben können.“ Bis Ende des Jahres wird ein Expertengremiumdazu konkrete Maßnahmen erarbeiten.„Das Gesundheitssystem leistet einen wichtigen, aber keinen alleinigenBeitrag zur Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung. Eineffizientes Gesundheitswesen sieht immer den Menschen im Mittelpunktund berücksichtigt auch Aspekte der Gesundheitsförderungund Prävention“, so Stöger.Daher beschäftigt sich das Ziel 3 der Rahmengesundheitsziele unterdem Titel „Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken“ mitder Befähigung der Menschen, eigenverantwortliche Entscheidungenzu treffen. Die persönlichen Kompetenzen und das Verantwortungsbewusstseinsollen, vor allem bei benachteiligten Bevölkerungsgruppen,gestärkt werden. Durch einen leichter verständlichenZugang zu unabhängiger und qualitätsgesicherter Information sowiedurch Betonung der Rolle des Individuums soll die Patientensouveränitätunterstützt werden.den Niederlanden, die in der Studie hervorragend abgeschnitten haben– lernen. Besonderes Augenmerk legt Prof. Pelikan auf die Jugend:Da die Ergebnisse der 15-Jährigen gleich verbesserungswürdigwie die der Erwachsenen sind, sei es besonders bedeutsam, die Gesundheitskompetenzin dieser Zielgruppe zu erhöhen bzw. die Gesundheitssystemebesser les-, navigier- und benutzbar zu machen.„Es gibt eine extrem hohe Varianzbreite bei gesundheitsrelevantenInformationen, in der sich der Durchschnittsösterreicher nur schwerzurechtfindet. Hier ist es wichtig, Strukturen, Abläufe und das Informationsangebotim Gesundheitswesen so zu verbessern, dass esfür die Menschen anschlussfähiger und verständlicher wird“, so Dr.Josef Probst vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.Mit Projekten wie „Gesunde Schule“ oder „Richtigessen von Anfang an“ versucht der Hauptverband der Sozialversicherungsträger,junge Österreicher schon früh auf einen gesundheitsbewusstenWeg zu führen.„Gesundheitsbildung ist wichtig – mehr Lebensjahre in Gesundheitist für alle das Ziel. Es bedarf einer altersgerechten Aufbereitung derGesundheitsinhalte wie zum Beispiel Orientierungskurse zur Gesundheitsbildungbei Pensionsantritt“, schlug Dr. Andreas Khol vor.Durch die Schaffung von Bonussystemen am Beispiel der SVA-Gesundheitsversicherung und einen nationalen Aktionsplan aufBundes-, Länder- und Gemeindeebene könnten nachhaltige Veränderungengeschaffen werden.Wie die zuvor zitierte Studie darlegt, hängt Gesundheitskompetenzentscheidend mit dem Lebensstil und der Eigenverantwortung derBevölkerung zusammen. „Für die Zukunft brauchen wir die Vermittlungvon gesundheitsförderndem Verhalten schon in Kindergartenund Schule durch geeignete Modelle. Entscheidend ist eine objektiveund jugendgerechte Vermittlung von Informationen. Das Bewusstsein,dass Gesundheit nicht selbstverständlich ist, sonderndurch einen gesunden Lebenswandel aktiv beeinflusst werdenkann, muss so früh wie möglich geschaffen werden“, so Dr. MartinGleitsmann. Es gäbe bereits viele gesundheitsbezogene Projekte,allerdings fehle noch ein gemeinsamer Rahmen.<strong>periskop</strong>/53 [ 39 ]


Werbung aus bestem Hause –für die Home Care Provider.Welldone, Werbung und PR gestaltet denKommunikationsauftrittfür „Home Care Provider – HCP“.„Home Care Provider – HCP steht für sichere und hochqualitative Heim-Versorgung mit Produktenund Services rund um die Bereiche Sauerstofftherapie, Schlaftherapie und Heimbeatmung.“ So istes auf der neuen Website zu lesen, die die Welldone für die HCP gestaltet hat.Klar, seriös und mit hohem Wiedererkennungswert – das waren die Anforderung an das Design einesneuen Logos für die Home Care Provider. Die Kreation der Welldone nahm dabei spielerisch die Formeines Hauses („Home“) auf und verwandelte es zur Sprechblase – einem klaren Signal für die Bedeutungdes Gesprächs und der Kommunikation („Care“), die in diesem Bereich sehr wichtig ist. Denngerade wenn es um die sichere, zuverlässige Versorgung zu Hause geht, ist Vertrauen ein ganz entscheidenderPunkt.Neben der grundlegenden CI-Gestaltung und einer neuen Website, unterstützt die Welldone HCP auchin der kreativen Umsetzung von Fact-Sheets und weiteren Informationsmaterialien, um den Auftritt derPlattform HCP, als Fachgruppe der Wirtschaftskammer Österreich, noch besser kommunizieren zukönnen. Mitgliedsunternehmen der Home Care Provider sind (in alphabetischer Reihenfolge): HabelMedizintechnik, Heinen + Löwenstein, Linde, Messer Medical, Vital Aire, Vivisol und Werfen Austria.Credits Welldone, Werbung und PRCREATIVE DIRECTOR: Kurt Moser | ART DIRECTOR: Natascha WindpassingerGRAFIK/PRODUKTION: Sandra Pöltl | ACCOUNT DIRECTOR: Beatrix KollmannBERATUNG: Natascha Szakusits, MA<strong>periskop</strong>/53 [ 40 ]


„Die san so toll!“Welldone wirbt für Sanostol ® !Welldone, Werbung und PR gestaltet für Sanostol ®in Print und RadioWer kennt ihn nicht aus seiner Kindheit – den gesunden Multivitaminsaft, das köstlicheSanostol ® ? Die Werber aus der Wiener Lazarettgasse wurden von Takeda Pharma mitder Gestaltung neuer Kommunikationsmittel für die Traditionsmarke beauftragt. Sowurde im typischen orangen Sanostol ® -Look für die heimischen Apotheken und Pädiaterein umfangreiches Info-Tool zum Thema gesunde Kinderernährung gestaltet. Inklusiveeines knackig-kompakten Elternratgebers, der sie bei diesem wichtigem Themaunterstützen soll.Für die neuen, prickelnden Sanostol ® Lutschtabletten gestalteten die Kreativen der WelldoneWerbung und PR neben Anzeigen und Flyern auch einen Radiospot, der österreichweitzu hören ist. „Die san so toll!“ – „San-os-tol!“ Ein kleines verbaler Scharmützel zweierherziger Kinder, die beide das gleiche meinen und doch nicht das selbe sagen, bildet denoriginellen Aufhänger für die frische prickelnde Abwechslung im Hörfunk.Mit Calcium und Vitamin D für gesunde Knochen und Zähne sind die neuen Lutschtablettendank der kreativen Unterstützung der Welldone damit sicher bald in aller Munde.Credits Welldone, Werbung und PRCREATIVE DIRECTOR: Kurt Moser | ART DIRECTOR: Natascha WindpassingerGRAFIK/PRODUKTION: Sandra Pöltl, Alexander SvecACCOUNT DIRECTOR: Beatrix KollmannBERATUNG: Natascha Szakusits, MA<strong>AUF</strong>TRAGGEBER: Takeda Pharma GmbH | BRAND MANAGER: Petra Pauline Remmlinger


Dänemark als Vorzeigebeispiel:Der Danish Health Circle als gesundheitspolitischeBest-Practice-Plattform in ÖsterreichVON MAG. (FH) MARINA STÖGNERIm Rahmen eines Empfangs in der Residenz des KöniglichDänischen Botschafters wurde den Vertretern des österreichischenGesundheitssystems am 27. Juni dieses Jahres der „Danish HealthCircle“ präsentiert. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die deninternationalen und europäischen gesundheitspolitischen Austauschund somit die Verbesserung der Gesundheitssysteme imInteresse des Patienten fördern will.Einer Studie der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen zufolgeleben die glücklichsten Menschen Europas in Dänemark. Denn unglaubliche96 Prozent der Bevölkerung, so ergab die Befragung,fühlen sich glücklich. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in allenbefragten 13 Ländern betrug 68 Prozent. Ein solches Glücksempfindensetzt sicherlich ein großes Vertrauen in die Sicherheit undStabilität des Landes, aber auch in dessen Gesundheitssystemvoraus.Unter der Ägide der Königlich Dänischen Botschaft in Wien hat sichder Danish Health Circle unter Beteiligung der in Österreich ansässigendänischen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft – darunterAlk Abelló, Coloplast, Leo Pharma, Lundbeck und NovoNordisk – konstituiert. Mit dem Danish Health Circle wurde einePlattform zum Austausch internationaler Konzepte und Erfahrungenaus der Gesundheitsindustrie und -politik geschaffen, um nutzbareKonzepte und Ideen für das österreichische Gesundheitssystem zugewinnen bzw. zu erarbeiten.Zum Auftakt des Abends hielt der Königlich Dänische BotschafterS. E. Torben Brylle die Einleitungsrede. „Die letzten sechs Monatewaren für Dänemark eine aufregende und herausfordernde Zeit.Besonders in der momentan recht angespannten finanziellenSituation war es wichtig, die für die Zukunft richtigen Schritte zusetzen“, so Brylle. Die Etablierung des Danish Health Circles alsDrehpunkt eines internationalen Austausches zwischen derGesundheitsindustrie und der Gesundheitspolitik sei ein wichtigerSchritt, um die Systeme zum Wohle der Patienten weiterzuentwickeln.Internationaler Austausch zur Generierung vonKonzepten für ÖsterreichDr. Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Verbandsvorstands imHauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, gingin seinem Impulsreferat auf die Herausforderungen für den internationalengesundheitspolitischen Austausch ein und unterstrich dieBedeutung von Plattformen, die einen solchen ermöglichen. In seinerRede erwähnte Dr. Schelling die Gemeinsamkeiten internationalerund europäischer Gesundheitssysteme: Sie alle seien aus Sichtder Betreiber zu teuer und nicht gut genug. Es gäbe kein Gesund-heitssystem, das keine Probleme hätte, erläuterte Dr. Schelling.Aber nicht nur die Schwierigkeiten der Systeme seien verschieden,auch die Lösungsansätze wären sehr unterschiedlich. DieserUmstand mache den internationalen Austausch zu einer Herausforderung,biete aber auch ein hohes Entwicklungspotenzial. Umdie Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene zu ermöglichen undeine nachhaltige sowie effektive Zusammenarbeit zu betreiben,müssten laut Dr. Schelling drei Aspekte berücksichtigt werden: dieBildung von aussagekräftigen Messindikatoren und die Bereitschaftzu lernen, ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerungund die Weiterentwicklung von Konzepten anstelle vonBenchmarking.Aussagekräftige Messindikatoren ermöglichenVergleichbarkeit„In Österreich kann jeder behaupten, dass wir das beste Gesundheitssystemweltweit haben, nachweisen können wir das allerdingsnicht“, so Dr. Schelling. Es sei essenziell, Messgrößen zu entwickeln,die professionell und nachhaltig eine internationale Vergleichbarkeitermöglichen, aber auch transparent darstellen können, welchenOutcome ein System hat und welche Veränderungen zu Vorperiodenvorliegen. Innerhalb der Sozialversicherung würdenVertreter aus Deutschland und Österreich schon seit mehreren Jahreneinen internationalen Austausch pflegen. „Diese regelmäßigenTreffen sind für die Weiterentwicklung und Ideensammlung sehrwertvoll und wir können voneinander lernen“, so Dr. Schelling weiter.Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerungals Erfolgsfaktor„Eines wollen alle Systeme nicht: die einseitige Erhöhung der Beiträgebei gleichzeitiger Kürzung der Leistungen. Ziel muss es sein, dievorhandenen Mittel effizienter und ohne Einschränkung der Leistungeneinzusetzen“, führte Dr. Schelling aus. Trotz der verschiedenenZugänge der Systeme und der kulturellen Unterschiede hätten alleim Grunde die gleichen Probleme. Interessanterweise würden alleStudien des internationalen Public-Health-Sektors ergeben, dassnur zwanzig Prozent unserer Gesundheit von den Gesundheitsausgabenpositiv beeinflusst werden. Bei den restlichen achtzig Prozentwürden vollkommen andere Faktoren eine Rolle spielen, etwa Ernährung,Bildung, Bewegung, Einkommen sowie die private oderdie Arbeitssituation. „Keine noch so ausgefeilte Idee zeigt Wirkung,wenn man es nicht schafft, die Bevölkerung und Multiplikatoren wieÄrzte und Apotheker zu erreichen und von neuen Initiativen zu überzeugen.Es ist eine essenzielle Aufgabe, das Bewusstsein der Bevölkerungzu erhöhen, damit innovative Ideen auch eineneffizienten Outcome generieren“, ist Dr. Schelling überzeugt.Anschließend an die Präsentation des Danish Health Circles und dieAnsprachen durch Botschafter Torben Brylle und Dr. Schellingklang der Empfang in den Räumlichkeiten und im Garten desBotschafters in angenehmer Stimmung aus.Weiterentwicklung anstatt Benchmarking„Wir dürfen uns in Bezug auf das Gesundheitssystem nicht nur anden Besten orientieren, sondern müssen die bestehenden Systemegemeinsam noch einmal weiterentwickeln“, schlussfolgerteDr. Schelling. Im Mittelpunkt dürfe nicht mehr die Orientierung anden Besten, sondern die darüber hinausgehende gemeinsame Weiterentwicklungdes Gesamtsystems stehen. „Dieser Weg wird durchzwei Faktoren gefordert: durch eine älter werdende Bevölkerungund durch den medizinischen Fortschritt. Diese immensen Kostentreiberzeigen, dass neue, innovative Denkansätze notwendig sind.Initiativen wie der Danish Health Circle ermöglichen diesen wichtigenAustausch. Veranstaltungen und Plattformen wie diese müssendaher gefördert und unterstützt werden“, so Dr. Schelling.Über den Danish Health CircleAufgrund der demografischen Entwicklung und des Fortschrittsder Gesundheitstechnologie stehen die Sozialsysteme in Europazunehmend unter Reformdruck. Es gilt, unter Berücksichtigungdes medizinischen Fortschritts und des solidarisch finanziertenSozial- und Gesundheitssystems institutionenübergreifende Modellezur nachhaltigen Sicherung der Versorgung zu entwickeln.Die nordischen Gesundheitssysteme – insbesondere das dänische– spielen hier aufgrund ihrer Vorbildfunktion eine wichtigeRolle. In enger Kooperation mit der Königlich DänischenBotschaft in Österreich und unter deren Schirmherrschafthaben sich dänische Unternehmen – ALK-Abelló, Coloplast,Leo Pharma, Lundbeck und Novo Nordisk – zu dieser gemeinsamenPlattform zusammengeschlossen, um den internationalenAustausch zu fördern und den Dialog zu suchen.Die Mission des Danish Health Circles• die Patienten in den Fokus rücken• den Wert von Innovationen für Zahler und Patientenbegreifbar machen• eine Gesamtkostenbetrachtung forcieren• internationale Best-Practice-Modelle nutzen<strong>periskop</strong>/53 [ 42 ]


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TÄGLICH.DIE BESTE MEDIZIN.Bei akuten und chronischen Erkrankungen ist es unumgänglich,die beste Medizin zu bekommen. Die medikamentöse Fürsorgeerleichtert den Alltag. Mehr Info unter www.pharmig.atDIE PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE ÖSTERREICHS

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