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Streit um die Uckermarkleitung - beim Unabhängigen Institut für ...

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Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> –Eine DiskursanalyseStu<strong>die</strong> im Rahmen des UfU-Schwerpunktes „Erneuerbare Energien im Konflikt“vonDr. René Zimmer, Sarah Kloke und Max GaedtkeUfU-Paper3/2012


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseUfU-Paper 3/12Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseDr. René Zimmer, Sarah Kloke, Max GaedtkeBerlin 2012Herausgeber:Unabhängiges <strong>Institut</strong> für Umweltfragen e.V.Kontakt:Unabhängiges <strong>Institut</strong> für Umweltfragen e.V.Greifswalder Straße 4, 10405 BerlinTelefon 030.4284993-0Fax 030.42800485mail@ufu.dewww.ufu.de2


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseInhaltAbkürzungsverzeichnis ............................................................................................................... 41 Einleitung............................................................................................................................ 51.1 Begründung und Relevanz des Themas ......................................................................... 51.2 Stand der empirischen Akzeptanzforschung zu Protesten gegen den Netzausbau von380-kV-Leitungen ................................................................................................................... 62 Zielstellung der Stu<strong>die</strong> ........................................................................................................ 93 Methodisches Vorgehen ................................................................................................... 104 Gesellschaftliche Diskurse z<strong>um</strong> Netzausbau ...................................................................... 144.1 Ausbau der Netzinfrastruktur als gesamtgesellschaftliche Herausforderung............... 144.2 Berücksichtigung von Bürgerinteressen und den Umgang mit lokalen Protesten ........ 165 Planungs- und Kommunikationsprozesse <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> ................................. 185.1 Rä<strong>um</strong>liche und zeitliche Einordnung des Fallbeispiels ................................................. 185.2 Ablauf des Genehmigungsverfahrens und formale Bürgerbeteiligung ........................ 185.3 Konfliktgenese ............................................................................................................ 226 Wahrnehmung des Konflikts <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong>..................................................... 256.1 In der medialen Sphäre .............................................................................................. 256.1.1 Ablehnung auf breiter Front ................................................................................ 266.1.2 Die Kritikpunkte................................................................................................... 286.1.3 Arg<strong>um</strong>entation des Vorhabenträgers .................................................................. 296.1.4 Erdverkabelung als neuer Konfliktpunkt .............................................................. 296.1.5 Generelle Konfliktlinien und Deutungsmuster ..................................................... 306.2 Blick von der Peripherie .............................................................................................. 316.2.1 Relevanz der <strong>Uckermarkleitung</strong> ........................................................................... 326.2.2 Einschätzung der Akzeptanz der <strong>Uckermarkleitung</strong> ............................................. 326.2.3 Relevanz der Proteste der Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“ ................... 336.2.4 Motive für den Protest ........................................................................................ 346.2.5 Wahrnehmung der Akteure im Konflikt ............................................................... 366.2.6 Erdverkabelung als <strong>die</strong> schlechtere Alternative ................................................... 376.2.7 Kompensation und Kommunikation .................................................................... 386.2.8 Deutungsmuster in den Diskussionen zur <strong>Uckermarkleitung</strong> ............................... 396.3 Der Kern des Konflikts ................................................................................................ 396.3.1 Der Vorhabenträger ............................................................................................ 396.3.2 Die unmittelbaren Kritiker ................................................................................... 416.3.3 Die Protestunterstützer ....................................................................................... 426.3.4 Die Planungsverantwortlichen ............................................................................. 437 Fazit .................................................................................................................................. 457.1 Rä<strong>um</strong>liche Dimension des Konflikts ............................................................................ 457.2 Inhaltliche Dimension des Konflikts ............................................................................ 467.3 Prozessdimension des Konflikts .................................................................................. 477.4 Akteure im Konflikt ..................................................................................................... 497.5 Metaphorische Dimension des Konflikts ..................................................................... 497.6 Schlussfolgerungen..................................................................................................... 498 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... 513


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseAbkürzungsverzeichnisdenaDUHEEGEnLAGFHGWkVLBGRLUGVNABEGNIMBYPlVRoVSRUTEN-E LeitlinieUfUUNESCOZubilaDeutsche Energie-AgenturDeutsche UmwelthilfeErneuerbare-Energien-GesetzEnergieleitungsausbaugesetzFachhochschuleGigawattKilovoltLandesamt für Bergbau, Geologie und RohstoffeLandesamt für Umwelt, Gesundheit undVerbraucherschutzNetzausbaubeschleunigungsgesetz„Not in my backyard“PlanfeststellungsverfahrenRa<strong>um</strong>ordnungsverfahrenSachverständigenrat für UmweltfragenLeitlinien für <strong>die</strong> transeuropäischen EnergienetzeUnabhängiges <strong>Institut</strong> für UmweltfragenUnited Nations Educational, Scientific and CulturalOrganizationZukunft Biosphäre und Lebensra<strong>um</strong> Angermünde e.V.4


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse1 Einleitung1.1 Begründung und Relevanz des ThemasNicht erst seit den Protesten <strong>um</strong> Stuttgart 21 findet ein Diskurs zuBürgerbeteiligung und Partizipation statt. Ob es <strong>um</strong> Windkraftanlagen,Netzausbau oder andere Bauvorhaben geht, immer wieder stehen <strong>die</strong>seEreignisse im Zentr<strong>um</strong> der Me<strong>die</strong>nberichterstattung. So spricht derPolizeipräsident von Stuttgart nicht mehr nur von den „Wutbürgern“, <strong>die</strong> dasProjekt Stuttgart 21 verhindern wollen, er verstärkt <strong>die</strong> diffus pejorativeKonnotation <strong>die</strong>ses Begriffs durch <strong>die</strong> zusätzliche Wortwahl des „Hassbürgers“.Doch auch von Seiten der Protestierenden wird häufig mit fragwürdigensprachlichen Mitteln arg<strong>um</strong>entiert. So wird jeweils der anderen Seite jeglichesehrlich gemeintes Engagement abgesprochen und im Spiegel ist zu lesen:„Deutschland wird erstarren, wenn sich allerorten <strong>die</strong>Wutbürger durchsetzen“ 1Die Folge <strong>die</strong>ser Begrifflichkeiten ist eine starke Polarisierung undMediatisierung der Ereignisse. Gerade <strong>die</strong> mediale Präsenz und <strong>die</strong> Wortwahlder involvierten Akteure können <strong>die</strong> „Wirklichkeit“ verfälschen und denVerlauf der Proteste verändern.Mit dem Blick auf <strong>die</strong> Probleme rund <strong>um</strong> den Netzausbau finden sich häufig <strong>die</strong>gleichen Muster. Der Fokus auf <strong>die</strong> Konflikte kann den Blick auf <strong>die</strong> realeBedeutung des jeweiligen Netzausbaus in der Region verstellen. Und dennoch,<strong>die</strong> Bedeutung des Protestes darf nicht unterschätzt werden: So sind <strong>die</strong> Hälftealler 24 geplanten Freileitungen auf der Höchstspannungsebene 380 Kilovolt(kV) im Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) im Verzug, vor allem aufgrunddes Protestes der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Dies ist deswegenzunehmend problematisch, da <strong>die</strong>se Stromleitungen dringend benötigtwerden, <strong>um</strong> den Strom aus erneuerbaren Energien vom Nord-OstenDeutschlands in <strong>die</strong> Verbrauchszentren im Süden und Westen zutransportieren. Die Netzbetreiber müssen aufgrund mangelnderÜbertragungskapazitäten immer häufiger in den Systembetrieb eingreifen, wasbedeutet, dass Kraftwerke heruntergefahren werden müssen und auchAnlagen, <strong>die</strong> Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, abgeschaltetwerden, da der produzierte Strom nicht mehr aufgenommen werden kann,ohne <strong>die</strong> Netzstabilität zu gefährden. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund ist inDeutschland eine rege Debatte über <strong>die</strong> Rolle protestierender BürgerInnen beider Verzögerung des Netzausbaus entstanden. Der NiedersächsischeMinisterpräsident brachte es auf den Punkt:„Höchstspannungsnetze könnten zur Achillesferse unsererIndustriegesellschaft werden“ 2Die vermehrte Aufmerksamkeit für <strong>die</strong> häufig schon vor mehreren Jahrenentstandenen Bürgerinitiativen, <strong>die</strong> sich gegen den Bau von Freileitungeneinsetzen, ist in einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs über angemesseneEnergiewende gelingt nurgemeinsam mit den Bürgern1 Essay „Der Wutbürger“ von Kurbjuweit, Dirk in Der Spiegel 41/2010, S. 26/272 Regierungserklärung des Niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister vom29.06.2011: Der Energiekonsens und <strong>die</strong> Bedeutung für Niedersachsen.http://www.stk.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=1130&article_id=97352&_psmand=6 (abgerufen: 21.06.2012)5


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseFormen der Berücksichtigung von Bürgerinteressen bei großenPlanungsvorhaben, besonders im Lichte der starken Proteste rund <strong>um</strong> den Baudes Bahnhofs „Stuttgart 21“, zu betrachten. Parallel zu der Debatte über <strong>die</strong>Rolle der protestierenden BürgerInnen, wird besonders seit derVeröffentlichung der <strong>um</strong>strittenen Netzstu<strong>die</strong>n I und II der Deutschen Energie-Agentur (dena) das benötigte Ausmaß und <strong>die</strong> geeignete Form der Anpassungder Netzinfrastruktur an eine erneuerbare Energieversorgung diskutiert.Bau zusätzlicher Freileitungenwird negativ bewertet1.2 Stand der empirischen Akzeptanzforschung zu Protestengegen den Netzausbau von 380-kV-LeitungenDie Akzeptanzforschung, insbesondere im Rahmen des deutschlandweitenNetzausbaus im Rahmen der „Energiewende“ ist – geschuldet der Aktualitätdes Themas – von noch geringem Umfang. Zu den bisher durchgeführtenempirischen Untersuchungen gehören <strong>die</strong> von der Deutsche Umwelthilfe(DUH) in Auftrag gegebene <strong>um</strong>weltpsychologische Stu<strong>die</strong> von Prof. Schweizer-Ries, Befragungen des Göttinger <strong>Institut</strong>s für Demokratieforschung, <strong>die</strong>Masterarbeit von Antina Sander an der Universität Lund und eine Stu<strong>die</strong> desUnabhängigen <strong>Institut</strong>s für Umweltfragen. Nach Durchsicht <strong>die</strong>serPublikationen wurde deutlich, dass sich <strong>die</strong> Hauptbeweggründe und Ziele dervielen Bürgerinitiativen, <strong>die</strong> sich bundesweit entlang neuer Stromtrassengebildet haben, sehr ähneln. Trotz der grundsätzlichen Befürwortung desUmstieg auf erneuerbare Energien und der Anerkennung der Notwendigkeitdes Netzausbaus wird der Bau von zusätzlichen Freileitungen sehr negativbewertet.Zu den Kritikpunkten an den geplanten Vorhaben gehören in der Regel <strong>die</strong>Störung des Landschaftsbildes sowie der Natur- und Vogelschutz, einempfundener Eingriff in <strong>die</strong> gewohnte Umgebung, sprich <strong>die</strong> direkteBetroffenheit, Risiken für <strong>die</strong> AnwohnerInnen aufgrund vonelektromagnetischer Strahlung, <strong>die</strong> Abwertung von Immobilien sowieökonomische Nachteile für <strong>die</strong> Region, bspw. aufgrund von Beeinträchtigungendes Tourismus. Um <strong>die</strong>se (wahrgenommenen) Eingriffe zu minimieren, wird inden meisten Fällen eine Erdverkabelung gefordert. Aufgrund einerLiteraturrecherche entstand <strong>die</strong> Erwartung in der Uckermark auf ähnlicheBeweggründe zu stoßen. Viele der oben genannten Sorgen lassen sich alstypische „Not in my backyard“ (übersetzt „Nicht in meinem Garten/Hinterhof“,kurz NIMBY) Einwände kategorisieren. Zugrunde liegt <strong>die</strong> Annahme, dass <strong>die</strong>materiellen sowie auch sehr unterschiedlich empfundenen immateriellen,individuellen und kollektiven Kosten für <strong>die</strong> betroffenen Anwohner undGemeinden, <strong>die</strong> grundsätzlich mit Eingriffen durch den Bau einer Freileitungverbunden sind, nicht durch einen direkten Nutzen für <strong>die</strong> Region oderbetroffene Menschen ausgeglichen werden. Aufgrund dessen entstehe eineablehnende Haltung. In der öffentlichen Debatte wird der Protest häufig mitder pejorativen Konnotation der eigennützigen NIMBY-Motive reduziert. So <strong>die</strong>Einleitung eines ausführlichen Beitrags im Deutschlandradio über <strong>die</strong> Protestein Niedersachsen: „Auf <strong>die</strong> Deutschlandkarte kann man derzeit wohl blind mitdem Finger tippen - und landet an einem Ort, in dem es gerade hoch hergeht.Weil irgendetwas geplant ist, was den Ortsansässigen (oder Teilen von ihnen)6


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysenicht in den Kram passt. Besonders gerne sind das gerade Stromtrassen undWindparks - gerne aber auch Bahnhöfe, Flughäfen, Autobahnstücke […]“ 3Nach Durchsicht der bisher erschienenen Publikationen lässt sich eine solcheDarstellung der Proteste nicht bestätigen. Z<strong>um</strong> einen erfolge, so Marg, seitensder Bürgerinitiativen z<strong>um</strong>eist eine sehr differenzierte Auseinandersetzung mitden komplexen Sachverhalten. Z<strong>um</strong> anderen scheinen andere Faktorenebenfalls <strong>die</strong> lokalen Konflikte zu beeinflussen. Parallel zu den genanntenBeweggründen ist ein tiefes Misstrauen gegenüber den Netzbetreibern undden zuständigen Behörden sowie eine generelle Unzufriedenheit mit demGenehmigungsverfahren und der mangelnden Einbindung der betroffenenMenschen vor Ort zu beobachten 4 .Die BürgerInnen haben zudem durch rä<strong>um</strong>liche Gegebenheiten einenunterschiedlich hohen Grad an Betroffenheit. Dem „klassischen“ NIMBY-Ansatzfolgend, bedeutet das, dass Betroffenheit durch rä<strong>um</strong>liche Nähe z<strong>um</strong>Konfliktgegenstand sich verstärkt und damit auch der Protest gegen dasjeweilige Vorhaben. 5Die Beeinträchtigung des gewohnten Lebens<strong>um</strong>feldes durch <strong>die</strong> Errichtungneuer Windkrafträder, Solarparks oder Hochspannungsmasten ist von großerBedeutung bei der Entstehung von Protesten gegen Erneuerbare-Energien-Projekte. In einer Stu<strong>die</strong> des Unabhängigen <strong>Institut</strong>s wurden 40 Websites vonBürgerinitiativen analysiert, <strong>die</strong> sich gegen Projekte zur Erzeugung, Transportund Speicherung Erneuerbarer Energien wenden, darunter neunBürgerinitiativen, <strong>die</strong> sich gegen den Bau neuer Höchstspannungstrassenwenden 6 . Als wichtigste Protestgründe gegen den Netzausbau konnten <strong>die</strong>Beeinträchtigung für Flora und Fauna, der Werteverlust von Immobilien undGrundstücken, <strong>die</strong> Beeinträchtigung der Wohnqualität und der Verlust derregionalen Umwelt durch eine Verschandelung des Landschaftsbildesherausgearbeitet werdenDie Rolle des Prozesses als eigenständige Konfliktdimension wurde in derbisher erschienen wissenschaftlichen Literatur wiederholt thematisiert. In derempirischen Untersuchung von Schweizer-Ries stimmten nur 10% derbefragten Personen der Aussage zu, dass der bisherige Planungsprozess als fairzu bezeichnen wäre 7 . In der Arbeit von Sander werden derartige Aussagen vonengagierten BürgerInnen als Grundlage genommen, <strong>um</strong> ein komplett neuesVerfahren der Bürgerbeteiligung zu entwerfen 8 . Auch der SachverständigenratFreileitungen beeinträchtigendas gewohnte Lebens<strong>um</strong>feld3 Beitrag von Susanne Schrammer „Hochspannung in Niedersachsen - Wie re(a)giert <strong>die</strong> Politik inan Bürgerprotest reichen Zeiten? In Deutschlandradio vom 22.07.2011,http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/1508026/ (abgerufen am 21.06.2012)4 Marg, Stine (08.09.2011) Alles nur Nimbys? In: Blog des Göttinger <strong>Institut</strong> fürDemokratieforschung. Online verfügbar: http://www.demokratie-goettingen.de/blog/alles-nurnimbys(zuletzt abgerufen am 04.01.2012).5 Vgl. u.a. Vittes et al. (1993); Wolsink (1994); Hunter & Leyden (2005); Burningham et al. (2006).6 Zimmer, R.; Wesselhöfft, W. (2011): Erneuerbare Energien im Konflikt. War<strong>um</strong> neueEnergieversorgungsstrukturen vor Ort nicht nur auf Zustimmung stoßen. In: UfU themen undinformationen Heft 70, 2/2011 „Erneuerbare Energien im Konflikt“, S. 4-11.7 Schweizer-Ries, Petra (2010) Abschlussbericht „Umweltpsychologische Untersuchung derAkzeptanz von Maßnahmen zur Netzintegration Erneuerbarer Energien in der Region Wahle –Meckar (Niedersachsen und Hessen)“. Online verfügbar unter: www.for<strong>um</strong>-netzintegration.de/(zuletzt abgerufen am 04.01.2012)8 Sander, Antina (2011) From ‘Decide, Announce, Defend’ to ‘Announce, Discuss, Decide’?Suggestions on how to Improve Acceptance and Legitimacy for Germany’s 380kV Grid Extension.7


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysefür Umweltfragen (SRU) kritisiert <strong>die</strong> Beschneidung der Klage- undBeteiligungsrechte durch verschiedene gesetzgeberischeBeschleunigungsmaßnahmen, wie das Gesetz zur Beschleunigung vonGenehmigungsverfahren und Teile des EnLAG 9 .The International <strong>Institut</strong>e for Industrial Environmental Economics (IIIEE). Lund University.Online verfügbar unter: http://www.lunduniversity.lu.se/o.o.i.s?id=24923&postid=2172946(zuletzt abgerufen am 04.01.2012).9 SRU (2011) Wege zur 100% regenerativen Stromversorgung. Sondergutachten. Berlin.8


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse2 Zielstellung der Stu<strong>die</strong>Dieser Stu<strong>die</strong> liegt <strong>die</strong> Annahme zu Grunde, dass der Um- und Ausbau derdeutschen Netzinfrastruktur, der zur Anpassung an <strong>die</strong> neuen Erfordernisseeiner erneuerbaren Stromversorgung un<strong>um</strong>gänglich ist, nicht ohne <strong>die</strong>Akzeptanz der BürgerInnen im angestrebten Zeitra<strong>um</strong> gelingen kann.Deswegen ist es von großer Bedeutung, heute mit den Menschen, <strong>die</strong> sich auflokaler Ebene gegen den Bau neuer Freileitungen engagieren, in einen Dialogzu treten. Um Konflikten vorzubeugen, ist es wichtig zu verstehen, welcheBeweggründe <strong>die</strong>se Menschen antreiben und welche Wege zukünftig bei derPlanung neuer Vorhaben eingeschlagen werden sollten.Im Rahmen <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> soll deshalb am Fallbeispiel der Proteste gegen denBau der 380-kV-Leitung Bertikow-Neuenhagen, der sogenannten<strong>Uckermarkleitung</strong>, exemplarisch untersucht werden, welche Bedeutung derKonflikt in der Region hat, welches <strong>die</strong> Hauptkonfliktlinien im <strong>Streit</strong> sind,welche Akteurskonstellationen sich gegenüber stehen, wie der Konfliktmetaphorisch aufgeladen wird und welche Schlussfolgerungen sich daraus für<strong>die</strong> kommunikative Begleitung künftiger Ausbauprojekte im Rahmen derEnergiewende ziehen lassen.Im Fokus der Stu<strong>die</strong> stehen unter anderem <strong>die</strong> folgenden Forschungsfragen:• Wie werden <strong>die</strong> Planungsprozesse <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> und <strong>die</strong> damitverbundenen Proteste medial aufbereitet? Welche Akteure kommen mitwelchen Arg<strong>um</strong>enten zu Wort? Welche generellen Konfliktlinien undDeutungsmuster zeichnen sich ab?• Welche Bedeutung haben <strong>die</strong> Proteste gegen <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong>entlang der geplanten Trasse? Welche rä<strong>um</strong>liche Dimension besitzt derKonflikt?• Welches sind <strong>die</strong> Kritikpunkte an der <strong>Uckermarkleitung</strong>? Worinunterscheidet sich <strong>die</strong> Wahrnehmung der Konfliktparteien? WelcheLösungswege zeichnen sich für künftige Netzausbauprojekte ab?Protestgründe auf lokalerEbeneWege zur gemeinsamenGestaltung der Energiewende9


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseAnalyse der Berichterstattungder Märkischen OderzeitungInterviews mit Amts- undGemeindevertretern3 Methodisches VorgehenZur Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein methodisches Designgewählt, das Dok<strong>um</strong>enten- und Inhaltsanalysen ebenso einschließt wiequalitative Interviews mit relevanten Stakeholdern.Für eine erste rä<strong>um</strong>liche, zeitliche und gesellschaftliche Verortung des Konfliktswurden eine Literatur- und Internetrecherche durchgeführt, <strong>die</strong>Stellungnahmen der relevanten Akteure und <strong>die</strong> Beiträge zur <strong>Uckermarkleitung</strong>auf dem „Barnim Blog Eberswalde und Bernau“ gelesen. In einem zweitenSchritt wurde <strong>die</strong> Berichterstattung der regionalen und überregionalen Pressezur <strong>Uckermarkleitung</strong> quantitativ erfasst und eine Inhaltsanalyse aller zwischen2008 und 2012 z<strong>um</strong> Thema erschienenen Artikel der Märkischen Oderzeitungdurchgeführt. Mittels der Inhaltsanalyse sollten <strong>die</strong> Planungsprozesse zur<strong>Uckermarkleitung</strong> sowie <strong>die</strong> daraus entstandenen Proteste, <strong>die</strong> relevantenAkteure, Arg<strong>um</strong>entationen, Konfliktlinien und Deutungsmuster genauerhinterfragt werden.In einem nächsten Schritt wurde eine Befragung von BürgermeisterInnen,Amtsdirektoren und Baudezernenten mit Hilfe von leitfadengestütztenqualitativ-empirischen Interviews durchgeführt. Diese Personen können ingewisser Weise als Sprachrohr für ihre Region angesehen werden. Ziel war esherauszufinden, wie und in welchem Ausmaß sich der Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong> in den Gemeinden entlang der geplanten Trasse manifestierthat. Befragt wurden folgende elf Vertreter aus Gemeinden und Ämtern:• Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (Interview am13.12.2011)• Vertreter der Gemeinde Werneuchen (Interview am 01.03.2012)• Vertreter vom Amt Gramzow (Interview am 01.03.2012)• Vertreter vom Amt Britz-Chorin-Oderberg (Interview am 5.3.2012)• Vertreter der Gemeinde Melchow (Interview am 06.03.2012)• Vertreter vom Amt Angermünde (Interview am 06.03.2012)• Vertreter vom Amt Joachimsthal (Interview am 06.03.2012)• Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ (Interview am 19.03.2012)• Vertreterin der Gemeinde Rüdnitz (Interview am 20.03.2012)• Vertreter vom Amt Schwedt (Interview am 22.03.2012)• Vertreter der Stadt Bernau (Interview am 22.03.2012)Ein bereits terminiertes Interview mit dem Vertreter des Amtes Oder-Welsewurde kurzfristig von Seiten des Amtes abgesagt, weil kein Gesprächsbedarfgesehen wurde. Eine Übersicht zur Herkunft der interviewten Gemeinde- undAmtsvertreter gibt <strong>die</strong> folgende Abbildung:10


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseAbb. 1: Herkunft der interviewten Gemeinde- und Amtsvertreter (Karte:http://www.openstreetmap.org/?relation=1141617)Schließlich wurden leitfadengestützte Interviews mit den Kernakteuren desKonflikts geführt. Diese problemorientierte Befragung sollte Deutungsmustersowie informelle Interaktionen der Akteure in Erfahrung bringen. So wurdenseitens der Akteure des Protestes qualitative Interviews mit einer der aktivstenPersonen der Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“, einer Vertreterin desVereins "Zukunft Biosphäre und Lebensra<strong>um</strong> Angermünde e. V." (Zubila), 10einer Person, <strong>die</strong> der Bürgerinitiative nahe steht, geführt. Hinzu kam jeweilsein Interview mit einem Vertreter der 50 Hertz Transmission GmbH und einemVertreter des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe:Interviews mit denKonfliktparteien• Vertreter des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe(Interview am 06.12.2011)10 Es stellte sich heraus, dass <strong>die</strong>se Person gleichzeitig in der BI „Biosphäre unter Strom“ aktiv ist.11


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseMenschen zurückzuführen sind. 14 Auch wenn <strong>die</strong>se nur einen geringenProzentsatz der Bevölkerung ausmachen und nicht zwingend das Meinungsbildder Bevölkerung abbilden, sind <strong>die</strong>se Personen in der Lage, einen starkenEinfluss auf den Planungsprozess auszuüben.14 Vgl.: Roose, Jochen (2010) Der endlose <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Atomenergie. S. 87.13


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse4 Gesellschaftliche Diskurse z<strong>um</strong> NetzausbauDer Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> lässt sich in zwei gesamtgesellschaftlicheDiskurse einordnen. Erstens in <strong>die</strong> fachliche Debatte über den Netzausbauselbst und zweitens in eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mitangemessenen Formen der Bürgerbeteiligung sowie den Vorzügen undGrenzen der repräsentativen Demokratie bei großen Planungsvorhaben.Debatte <strong>um</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeitund das Ausmaß desNetzausbausNetzbedarf soll unterBeteiligung gesellschaftlicherAkteure ermittelt werden4.1 Ausbau der Netzinfrastruktur als gesamtgesellschaftlicheHerausforderungHinsichtlich des Ausbaus der Netzinfrastruktur wird derzeit debattiert, inwelchem Ausmaß der Zubau von neuen Leitungen benötigt wird und inwelcher Form <strong>die</strong>ser erfolgen soll. Wie in der Einleitung schon angerissen,wurde <strong>die</strong> Debatte insbesondere durch <strong>die</strong> zweite dena-Netzstu<strong>die</strong> angeregt,welche einen Bedarf an neuen 380-kV-Freileitungen im Übertragungsnetz für<strong>die</strong> kommenden fünfzehn Jahre in Höhe von 1.700 bis 3.600 Kilometernkonstatiert. 15 Wie aussagekräftig <strong>die</strong> Daten der dena-Netzstu<strong>die</strong> II sind, istdurchaus <strong>um</strong>stritten. Verschiedene Akteure kritisieren den prognostiziertenBedarf als überdimensioniert und intransparent in seiner Berechnung. 16Am 30.05.2012 wurde von den Übertragungsnetzbetreibern der erste Entwurfeines Netzentwicklungsplans (NEP) Strom für das Jahr 2012 veröffentlicht.Darin wird der Bedarf an Optimierung, Verstärkung und Ausbau desStromnetzes für <strong>die</strong> Jahre 2022 und 2032 festgehalten. Es werden zwar keinekonkreten Trassenverläufe von Übertragungsleitungen beschrieben, aber eswird festgehalten, dass aus Sicht der Übertragungsnetzbetreiber einzusätzlicher Netzbedarf von 7900 – 8600 km besteht 17 .Zudem entwickelte sich eine Diskussion über <strong>die</strong> Angemessenheit des zu<strong>die</strong>sem Zeitpunkt bestehenden Verfahrens der Bedarfsermittlung, Planung undKoordinierung des Netzausbaus. Nun soll durch eine Bundesfachplanung unterder Federführung der Bundesnetzagentur mit Beteiligung der Öffentlichkeit,der Verbände, der Netzbetreiber und relevanten Behörden der bundesweiteBedarf ermittelt werden und <strong>die</strong> Ausarbeitung eines Konzepts erfolgen, wieder konkrete Leitungsverlauf am sinnvollsten zu gestalten ist. 18Eine derartige bundesweite Bedarfsplanung unter Beteiligung vielergesellschaftlicher Akteure wird sowohl von Seiten der Netzbetreiber als auchder Protestbewegung als sinnvoll angesehen, da nur durch ein imgesamtgesellschaftlichen Diskurs entstandenes übergreifendes Konzept immerwiederkehrenden Diskussionen auf lokaler Ebene über <strong>die</strong> Notwendigkeit einerspezifischen 380-kV-Leitung vorgebeugt werden könne. 19 Un<strong>um</strong>stritten ist,dass der weitgehende Umstieg auf erneuerbare Energien ohne einenNetzausbau und -<strong>um</strong>bau nicht zu leisten ist. Insbesondere aufgrund des15 dena (2010) dena-Netzstu<strong>die</strong> II. S. 63.16 Deutsche Umwelthilfe (23.11.2010) Bei den Stromtrassen mehr Akzeptanz fördern.17 http://www.netzentwicklungsplan.de/content/netzentwicklungsplan-2012 (abgerufen am17.06.2012)18 Bundesnetzagentur (19.12.2011) Energienetzausbau.19 Die Einführung einer Bundesfachplanung war ebenfalls eine zentrale Empfehlung desSondergutachtens des SRU. Siehe: SRU (2010) Wege zur 100% regenerativen Stromversorgung.S. 513–524.; Vertreter von 50Hertz/ Vertreterin des Vereins „Zubila“ (2011) PersönlichesInterview geführt am 13./15.12.2011.14


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysestarken Ausbaus der Windenergie in Nord- und Ostdeutschland werden neue„Stromautobahnen“ in <strong>die</strong> deutschen Energieverbrauchszentren im Westenund Süden als unverzichtbar angesehen. 20 Zu einer <strong>die</strong>ser Leitungen gehört <strong>die</strong>hier behandelte <strong>Uckermarkleitung</strong>.In Norddeutschland traten bereits Ende der 90er Jahre <strong>die</strong> erstenNetzengpässe auf lokaler Ebene auf. Immer häufiger müssen in erster LinieWindenergieanlagen (gegen eine gemäß §11 des Erneuerbare-Energien-Gesetz(EEG) vorgesehene Entschädigungszahlung) aufgrund von mangelndenÜbertragungskapazitäten vorübergehend abgeschaltet werden. 21 Dies sindvolkswirtschaftliche Kosten, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Strompreise der Endverbraucher<strong>um</strong>gelegt werden. Deshalb verpflichtet das EEG den nächstgelegenenNetzbetreiber im Fall von Kapazitätsengpässen zu einer unverzüglichenKapazitätserweiterung durch Optimierung, Verstärkung und Ausbau des Netzesim Rahmen der wirtschaftlichen Z<strong>um</strong>utbarkeit. 22Es wäre jedoch verkürzt, den Ausbau der Erneuerbaren Energien als alleinigenGrund für <strong>die</strong> benötigten Investitionen in den Netzaus- und Umbauanzuführen. Zwischen 2008 und 2018 kommen in Deutschland auf Basis realerKraftwerksbauten und Planungen über 23 GW installierte Leistung aufgrunddes Neubaus von „fossilen“ Kraftwerken hinzu. 23 Ein weiterer entscheidenderGrund für den Netzausbau ist der Aufbau des Europäischen Binnenmarktes mitdem Ziel eines innereuropäischen Stromhandels. Zudem ist das deutscheStromnetz dringend modernisierungsbedürftig. 24Obwohl es inzwischen verschiedene gesetzliche Vorgaben zur Beschleunigungdes Netzausbaus gibt, hierzu gehören <strong>die</strong> europäische TEN-E Leitlinie, dasEnLAG und das im Juni 2011 beschlossene Netzausbaubeschleunigungsgesetz(NABEG), sind enorme Verzögerungen <strong>beim</strong> Netzausbau zu verzeichnen. Die inder dena-Netzstu<strong>die</strong> I bis 2015 als notwendig identifizierten 850 km neuer 380-kV-Leitungen wurden in Form von 24 Vorhaben von höchster Priorität imEnLAG sowie in der EU-Entscheidung Nr. 1364/2006/EG zur Festlegung vonLeitlinien für <strong>die</strong> transeuropäischen Energienetze (TEN-E Leitlinien)niedergeschrieben. 25 Von <strong>die</strong>sen 24 Vorrangprojekten liegt jedoch <strong>die</strong> Hälftehinter dem Zeitplan. 26 Als wichtigste Gründe werden seitens des SRUlangwierige Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahren, mangelndeNetzengpässe blockierenWindstromAuch neue „fossile“ Kraftwerkeund innereuropäischerStromhandel erfordernNetzausbau24 Vorrangprojekte z<strong>um</strong>Netzausbau20 SRU (2011): Wege zur 100% regenerativen Stromversorgung. S. 477. Siehe auch: BMWi, BMU(2010): Energiekonzept. S. 21.; dena (2005): dena-Netzstu<strong>die</strong> I. S..6.; dena (2010) dena-Netzstu<strong>die</strong> II. S.13.; DUH (2010a): Plan N. S.8.21 Kernstück des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist, dass Netzbetreiber Strom auserneuerbaren Energien vorrangig vor Strom aus anderen Energieträgern wie Kohle, Gas oderAtom aufnehmen müssen.22 Für genauere Informationen zur Definition von „wirtschaftlicher Z<strong>um</strong>utbarkeit“ siehe: SRU(2011): Wege zur 100% regenerativen Stromversorgung. S. 485-487.23 SRU (2011): Wege zur 100% regenerativen Stromversorgung. S. 129.24 Nach der deutschen Bundesnetzagentur, welche 2005 zur Aufrechterhaltung und Förderungdes Wettbewerbs in den Netzmärkten für Strom und Gas gegründet wurde, lag dasDurchschnittsalter der Höchstspannungsmasten Anfang 2008 bei 32 Jahren auf derSpannungsebene von 380-kV und bei 50 Jahren auf der 220 kV-Ebene. Siehe: Kunz, Claudia(2011) Erneuerbare im Netz. S. 13.25 Planung, Bau und Wartung <strong>die</strong>ser Trassen ist für <strong>die</strong> jeweils betroffenenÜbertragungsnetzbetreiber verpflichtend. Dies ist deshalb erwähnenswert, da nach frühererRechtslage <strong>die</strong> Entscheidung über den fachlichen Bedarf neuer Leitungen bei denÜbertragungsnetzbetreibern lag.26 Bundesnetzagentur (25.11.2011) Monitoringbericht 2011.15


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseInvestitionsanreize und Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung identifiziert. 27In der Tat sind in den letzten Jahren zahlreiche Bürgerinitiativen entlanggeplanter 380-kV-Leitungen gegründet worden. Hier eine aktuelle Übersicht,erstellt von Antina Sander:Abbildung 2: Übersicht der Proteste gegen den Bau von 380-kV-Leitungen(Quelle: Sander, 2011)Besonders große Aufmerksamkeit erhielt der Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong>Höchstspannungsleitung Wahle-Mecklar. 28 Hier gründeten sich19 Bürgerinitiativen entlang der geplanten Trasse, <strong>die</strong> 22.000 Einwendungengegen <strong>die</strong> geplante Trasse mobilisierten. 29 Die bundesweite Verteilung derBürgerinitiativen zeigt, dass es sich hierbei nicht <strong>um</strong> vereinzelteProtestereignisse handelt, sondern <strong>um</strong> ein ernstzunehmendes Problem für denerforderlichen Ausbau der Netzinfrastruktur, der gerade erst begonnen hat.Suche nach angemessenenFormen der Bürgerbeteiligung4.2 Berücksichtigung von Bürgerinteressen und den Umgangmit lokalen Protesten„Stuttgart 21“ ist spätestens seit den gewaltsamen Ausschreitungen am30. September 2010 30 zu einem Schlagwort geworden, das dengesamtgesellschaftlichen Diskurs über angemessene Formen derBerücksichtigung von Bürgerinteressen, den Umgang mit lokalen Protestensowie <strong>die</strong> Grenzen und Vorzüge der repräsentativen Demokratie starkbeeinflusst hat. Mit dem Versprechen <strong>die</strong> „Politik des Durchregierens“ durcheine „Politik des Gehörtwerdens“ 31 zu ersetzen, gelang es WinfriedKretschmann als erstem grünen Politiker, Ministerpräsident von Baden-Württemberg zu werden. Auch in den Strategiepapieren zur Energiewende der27 SRU (2011): Wege zur 100% regenerativen Stromversorgung. S. 479-484.28 Vgl.: Schweizer-Ries, Petra (2010) Umweltpsychologische Untersuchung.29 Deutschlandradio (22.07.2011) Hochspannung in Niedersachsen. S. 3.30 Freudenreich, Josef-Otto (30.09.2010) Bürgerkrieg im Schlossgarten.31 zit. nach: Bund, Kerstin (04.05.2011) Die Baustelle bleibt.16


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseBundesregierung nehmen <strong>die</strong> Begriffe „Akzeptanz“ und „Transparenz“ eineSchlüsselfunktion ein. 32 Sucht man jedoch nach Begriffen wie „Partizipation“und „Beteiligung“, werden im Energiekonzept keine Treffer erzielt. Genau <strong>die</strong>swird jedoch von im Protest beteiligten Personen beklagt, so fehle grundsätzlicheine politische Kultur der Beteiligung. 33Ein Plädoyer für mehr Bürgerbeteiligung ist jedoch keinesfalls gesellschaftlicherKonsens. So wird der Politik vorgeworfen, auf lokale NIMBY-Proteste zu starkeinzugehen und zunehmend nicht mehr zu regieren, sondern auf <strong>die</strong> Anliegenkleiner Minderheiten, <strong>die</strong> gut auf sich aufmerksam machen, zu reagieren undsomit gesamtgesellschaftliche Interessen aus den Augen zu verlieren. 34 Auchvon einflussreichen Me<strong>die</strong>n wie dem Spiegel 35 wurde das Bild deseigennützigen „Wutbürgers“ aufgegriffen, dessen Sorgen <strong>um</strong> <strong>die</strong> Aussicht ausdem eigenen Fenster als typische „Not in my backyard“-Haltung eingestuftwurden. Gerhard Matzig, hauptberuflich tätig für <strong>die</strong> Süddeutsche Zeitung,veröffentlichte erst kürzlich das Buch „Einfach nur dagegen – Wie wir unserenKindern <strong>die</strong> Zukunft verbauen“. Wie in der Einleitung schon angerissen, weisenempirische Untersuchungen wie <strong>die</strong> des Göttinger <strong>Institut</strong>s fürDemokratieforschung darauf hin, dass <strong>die</strong> mediale Darstellung zuundifferenziert ist, <strong>um</strong> <strong>die</strong> Proteste der von Freileitungen betroffenenMenschen zu erklären. So wird in der Göttinger Stu<strong>die</strong> zwar bestätigt, dassMitglieder von Bürgerinitiativen meist älter als 45 Jahre sind und zurBerufsgruppe der „Besserver<strong>die</strong>nenden“ gehören und somit der Verortung des„Wutbürgers“ in der „Mitte der Gesellschaft“ entsprechen, jedoch keinegrundsätzliche Blockadehaltung gegen jegliche Eingriffe in <strong>die</strong> gewohnteUmgebung zu beobachten sei. Vielmehr handle es sich <strong>um</strong> einen „Protest mitTiefgang“ 36 , wo auf Basis einer fun<strong>die</strong>rten Auseinandersetzung mit komplexenThemen Alternativvorschläge erarbeitet würden und ein Anspruch aufMitbestimmung im Umgang mit technologischen Großvorhaben geäußertwerde. 37Proteste mit Tiefgang stattNIMBY32 Vgl.: BMWi, BMU (2010): Energiekonzept. S.32.33 Vertreter der BI „Biosphäre unter Strom“ (2011) Interview geführt am 08.12.2011.34 Vgl.: Deutschlandradio (22.07.2011) Hochspannung in Niedersachsen.35 Vgl.: Walter, Franz (08.09.2011) Stu<strong>die</strong> über „Wutbürger“: Alt, stur, egoistisch. Siehe auch:Kurbjuweit, Dirk (11.10.2010) Der Wutbürger.36 Belle Becké, Ana (09.09.2011) „Wutbürger“?37 Marg, Stine (08.09.2011) Alles nur Nimbys?.17


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse5 Planungs- und Kommunikationsprozesse <strong>um</strong> <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong>Geplante Leitung quert dreiLandkreise und einBiosphärenreservatRa<strong>um</strong>ordnungsverfahrenwurde 2007 abgeschlossen5.1 Rä<strong>um</strong>liche und zeitliche Einordnung des FallbeispielsDie Planung der 380-kV-Freileitung Bertikow-Neuenhagen 481/482 wurde vomÜbertragungsnetzbetreiber Vattenfall Europe Transmission GmbH bereits imJahr 2005 begonnen. Im Januar 2009 wurde in Folge der Entflechtung vonStromerzeugung und Netzbetrieb das Vorhaben an <strong>die</strong> 50 Hertz TransmissionGmbH abgegeben. Die geplante Trasse <strong>um</strong>fasst vom Beginn der Leitung imUmspannwerk Bertikow bis z<strong>um</strong> Umspannwerk Neuenhagen 115 km und quert<strong>die</strong> Landkreise Uckermark, Barnim und Märkisch-Oderland. Alle drei Landkreiseweisen im Vergleich z<strong>um</strong> bundesdeutschen Durchschnitt eine geringereBevölkerungsdichte und eine höhere Arbeitslosigkeit auf. Besondersgravierend sind <strong>die</strong> Unterschiede im Landkreis Uckermark, wo auf einenQuadratkilometer 43 Personen kommen, im Vergleich zu 230 Personen/km 2 imBundesdurchschnitt und einer Arbeitslosigkeit von 16,5% im Vergleich zu 6,4%bundesweit.Zudem ist der Nordosten Brandenburgs durch eine Vielzahl von Schutzgebietengeprägt. Die Belastung durch bestehende Stromübertragungsleitungen istvergleichsweise gering. Es führt jedoch schon heute eine 220-kV-Leitung durchdas Biosphärenreservat, das den Status des UNESCO Weltkulturerbes genießt.5.2 Ablauf des Genehmigungsverfahrens und formaleBürgerbeteiligungDie Genehmigung einer 380-kV-Leitung erfolgt in einem zweistufigenVerfahren. Als erster Schritt ist nach dem Ra<strong>um</strong>ordnungsgesetz für <strong>die</strong>Errichtung von Hochspannungsfreileitungen mit einer Nennspannung von 110-kV und mehr ein Ra<strong>um</strong>ordnungsverfahren (RoV) durchzuführen. Im RoV sollauf überörtlicher Planungsebene eine Steuerung und Abstimmung vonkonkreten Vorhaben erfolgen. Das RoV wurde von der GemeinsamenLandesplanungsabteilung Berlin-Brandenburg des Ministeri<strong>um</strong>s fürInfrastruktur und Landwirtschaft im Juni 2006 eröffnet und im Dezember 2007abgeschlossen. Über den genauen Standort und <strong>die</strong> Zulassungsgenehmigungwird in einem zweiten Schritt, dem Planfeststellungsverfahren (PlV)entschieden. In Brandenburg ist es <strong>die</strong> Aufgabe des Landesamtes für Bergbau,Geologie und Rohstoffe (LBGR) nach Prüfung der öffentlich-rechtlichenZulässigkeit des Vorhabens und der Abwägung von privaten und öffentlichenBelangen das Vorhaben, wenn genehmigungsfähig, „planfestzustellen“.Im Ra<strong>um</strong>ordnungsgesetz ist vorgeschrieben „<strong>die</strong> Öffentlichkeit und <strong>die</strong> in ihrenBelangen berührten öffentlichen Stellen von der Aufstellung desRa<strong>um</strong>ordnungsplans zu unterrichten“. Im Falle der <strong>Uckermarkleitung</strong>bedeutete <strong>die</strong>s, dass <strong>die</strong> öffentliche Auslegung der Unterlagen im Amtsblattangekündigt wurde. Diese Ankündigung wurde von der betroffenenBevölkerung jedoch ka<strong>um</strong> wahrgenommen, weswegen von der Möglichkeit,Stellungnahmen abzugeben, kein Gebrauch gemacht wurde. Da eine weitereBürgerbeteiligung im RoV nicht vorgesehen ist, wurde es somit weitgehendohne <strong>die</strong> Einbindung der Bürgerinnen und Bürger abgeschlossen. Dies istbesonders problematisch, da <strong>die</strong> Planungspraxis von den gesetzlichenVorgaben abweicht und das RoV sich zunehmend zu einem detailbezogenen18


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysequasi-fachplanerischen Verfahren wandelt, welches eigentlich das PlVdarstellen sollte. Auch im Falle der <strong>Uckermarkleitung</strong> wurde im RoV mit derFeststellung, das Vorhaben sei „bedingt genehmigungsfähig“, und der Auswahleines Trassenkorridors von 500 m Breite bereits eine wichtigeGrundsatzentscheidung getroffen.Im Juni 2008, wenige Monate nach Abschluss des RoV, gründete sich <strong>die</strong>Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“. Neben inhaltlichen Einwänden gegenden Bau einer Freileitung durch das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorinund verschiedene Gemeinden gehört zu den zentralen Kritikpunkten, dass imRoV keine echten Alternativen geprüft wurden und im PlV seitens derBürgerInnen nur noch Einfluss auf <strong>die</strong> Trassierung innerhalb des bereitsausgewählten Korridors möglich sei, was häufig als „Trassenkosmetik“bezeichnet wird. Formale Möglichkeiten der Einflussnahme seitens derBürgerInnen auf das Vorhaben bestehen im PlV durch <strong>die</strong> Erstellung vonEinwendungen, welche spätestens bis 14 Tage nach Ablauf der Auslegungsfristbei der Anhörungsbehörde oder der Gemeinde eingereicht werden müssen.Bis z<strong>um</strong> Ende der Einwendungsfrist am 27. September 2010 gingen 1.233Einwendungen und 70 Stellungnahmen von Trägern Öffentlicher Belange ein.Nach Aussage des Landesamtes für Bergbau ist <strong>die</strong>s für <strong>die</strong> Regionvergleichsweise viel.Knapp <strong>die</strong> Hälfte der Einwendungen wurde von Mitgliedern derBürgerinitiative gesammelt, was <strong>die</strong> Bedeutung der Bürgerinitiative alsKatalysator des Protestes verdeutlicht. Das ehemalige „Herzstück“ desBürgerdialogs, <strong>die</strong> Durchführung eines Erörterungstermins nach Ende derEinwendungsfrist, liegt heute aufgrund von Beschleunigungsmaßnahmen imErmessen der zuständigen Behörde. Da kein offizieller Erörterungsterminangesetzt wurde, organisierte <strong>die</strong> Bürgerinitiative eigenständig eineErsatzveranstaltung.Derzeit befindet sich das Vorhaben in der Endphase desPlanfeststellungsverfahrens. Das Verfahren wird im Vorfeld nicht befristet, derPlanfeststellungsbeschluss wird jedoch Mitte des Jahres 2012 erwartet. Da aufjede der eingegangen Einwendungen seitens der Vorhabenträgerträgerin50 Hertz reagiert werden muss, wird <strong>die</strong> Dauer eines PlV durch das Ausmaßdes Protestes erheblich beeinflusst. Erst nach Abschluss des PlV stehtPersonen, <strong>die</strong> in ihrem subjektiven Recht verletzt werden (in der Regelentspricht <strong>die</strong>s Verletzungen des Eigent<strong>um</strong>s), und vorher eine Einwendungeingebracht haben, der Klageweg vor dem Oberverwaltungsgericht offen. EineKlage im Falle der Planfeststellung der beantragten Freileitung wurde bereitsvon Gunnar Hemme, Sprecher der BI, auf einer Veranstaltung von Bündnis90/Die Grünen in Eberswalde am 12. Dezember 2011 öffentlich in Erwägunggezogen.Die folgende Tabelle stellt <strong>die</strong> Planungs- und Kommunikationsprozesse nocheinmal im Überblick dar.Bürgerinitiative sammelt 1.233Einwendungen gegen <strong>die</strong>FreileitungPlanfeststellungsverfahrenwird 2012 abgeschlossen19


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseTab. 2: Planungs- und Kommunikationsprozesse zur <strong>Uckermarkleitung</strong>22. Juni 2006 Verfahren zur Ra<strong>um</strong>ordnung wurde eröffnet19. September 2007Dezember 200713. Juni 200818. Juni 200810. Juli 200817. Juli 200828. Juli 2008Sommer/2008HerbstEnde August 200819. September 2008Auf Einwohnerversammlung in Börnicke stellte VattenfallEurope das Vorhaben vor und erläuterte esAbschluss des Ra<strong>um</strong>ordnungsverfahrens, Auswahl des Korridorsdurch <strong>die</strong> zuständige BehördeErste öffentliche Veranstaltung der Bürgerinitiative „Biosphäreunter Strom“ am 13.6.2009 im Fischrestaurant „Aquamarin“ inSerwestBundeskabinett bringt das EnLAG in den Bundesrat ein, vierStromtrassen sind als Modellprojekte zur Erdverkabelungvorgesehen, <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> ist nicht darunterErste Podi<strong>um</strong>sdiskussion in Angermünde (Altstadthalle),weitere Veranstaltung organisiert von der Bürgerinitiative imAmt Britz-ChorinCornelia Behm (MdB) und Sarah Polzer-Storekt, Sprecherin desKreisverbandes Uckermark, luden zur Diskussionsveranstaltung„Bye, Bye Biosphäre? – Die Zukunft des BiosphärenreservatesSchorfheide-Chorin“ einStadtverordnete und der Bürgermeister von Angermündeäußern ablehnende Haltung gegenüber dem Bau einerFreileitung in einem offenen Brief an den MinisterpräsidentenPlatzeck und den Präsidenten des Landtags von BrandenburgSammlung von 2000 Unterschriften gegen den Bau einerFreileitung seitens der BürgerinitiativeLandesregierung griff Forderung der Bürgerinitiative auf, undstellte Antrag auf Aufnahme der <strong>Uckermarkleitung</strong> in <strong>die</strong> Listeder Pilotprojekte zur ErdverkabelungDer Umweltausschuss des Bundesrats sprach Empfehlung für<strong>die</strong> Aufnahme der <strong>Uckermarkleitung</strong> in <strong>die</strong> Pilotprojekte zurErdverkabelung aus, <strong>die</strong> Bundesratsversammlung lehnteBrandenburgs Antrag zur Erdverkabelung jedoch ab28. September 2008 Kommunalwahlen in BrandenburgOktober 2008Aufruf gegen Bau der Freileitung unterschrieben von achtOrtsbürgermeistern (Vertreter von Heinersdorf, Landin,Kerkow, Schmargendorf, Kleinziethen, Senftenhütte, Finow undBrandenburgisches Viertel)16. Dezember 2008 Kreistag Barnim votierte für Erdverkabelung18. Dezember 200827. Januar 200910. Februar 2009Präsentation des Vorhabens seitens Vattenfall in Eberswalde;Stadtverordnete stimmten mit großer Mehrheit (bei einerEnthaltung) für eine Erdverkabelung; ebenso positionierten sich<strong>die</strong> Gemeindevertreter von ChorinParlamentarischer Abend organisiert seitens derBürgerinitiative und EuroParc Deutschland e.V. in Berlin, <strong>um</strong> mitBundestagsabgeordneten über Novellierung des EnLAGs zudiskutieren; Staatssekretär Dietmar Schulze ausbrandenburgischen Umweltministeri<strong>um</strong> anwesendPräsentation des Vorhabens seitens Vattenfall im Ausschuss fürLandwirtschaft, Umweltschutz und Abfallwirtschaft des KreisesEberswalde20


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse05. März 2009Mai 2009Bürgerversammlung im Brandenburgischen Viertel initiiert vomOrtsvorsteher Carsten Zinn und der BIEnLAG vom Bundestag beschlossenJuni 200906. Juni 200903. September 200916. September 2009Vorlage der Detailplanung von 50Hertz und Beginn desPlanfeststellungsverfahrenInformationsstand der Bürgerinitiative auf dem Hoffest inBrodowinÖffentliche Podi<strong>um</strong>sdiskussion in der Altstadthalle inAngermünde50Hertz Transmission GmbH reichte Antrag auf Planfeststellungnach dem EnWG <strong>beim</strong> Landesamt für Bergbau, Geologie undRohstoffe Brandenburg (LBGR) ein17. September 2009 Öffentliche Podi<strong>um</strong>sdiskussion in der Aula der FH Eberswalde19. September 2009Fahrradtour entlang des geplanten Trassenverlaufs, organisiertvon Naturfreunden27. September 2009 Landtagswahl Brandenburg17. Oktober 200903. Dezember 200905. Januar 201025. Januar 2010April 201016. August 201031. August 201001. September 2010August/ September201023. September 201023. September 201027. September 2010Protestwanderung gegen <strong>die</strong> geplante Freileitung durch dasBiosphärenreservat, organisiert seitens der BI, des ÖkodorfsBrodowin und des Alpakahofs SchorfheideAuf der 12. Sitzung des SVV Bernau stimmte Mehrheit gegenfinanzielle Beteiligung an wissenschaftlichen Gegengutachten,initiiert seitens der BIInformationsveranstaltung und Podi<strong>um</strong>sdiskussion vonBürgerinitiative und Lokale Agenda 21 Gruppe Biesenthal imKulturbahnhof BiesenthalTreffen der Vertreter der Kommunen, Unterstützung derFinanzierung der GegengutachtenErläuterungsbericht von 50 HertzVierwöchige Auslegungsfrist im Rahmen desPlanfeststellungsverfahrens beginntProtestaktion in Form von Straßentheater der Gruppe Spilwutauf dem Eberswalder Marktplatz; Informationsstände derBürgerinitiative und des <strong>um</strong>weltpolitischen Vereins „Zukunft inder Biosphäre und im Lebensra<strong>um</strong> Angermünde“ (Zubila e.V.)Öffentliche Anhörung in der Klosterkirche Angermünde,organisiert von der Bürgerinitiative mit Vertretern von 50 HertzTransmission GmbH, Gutachter von beiden Seiten anwesendGrüne und FDP bringen Entwurf eines Erdkabelgesetzes in denLandtag einStellungnahme von Gemeindevertretern Chorins gegenFreileitungspläne; ebenso positionierte sich EberswaldeStellungnahme von Naturschutzverbänden (NaturFreundeDeutschlands, Regionalgruppe Oberbarnim-Oderland e.V.,NABU-Regionalverband Angermünde e.V., NABU KreisverbandBarnim e.V.) gegen Bau einer FreileitungEnde der Einwendungsfrist, es gingen 1.233 Einwendungen und70 Stellungnahmen von Trägern Öffentlicher Belange ein21


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse24. November 201009. Februar 201103. März 201113. April 201120. Mai 201126. September 201113. März 2012Barnimer Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünenunterstützten <strong>die</strong> Bürgerinitiative mit Spende von 1.000 Eurobei Finanzierung eines Gutachtens im Rahmen desPlanfeststellungsverfahrens; ebenso beteiligten sich <strong>die</strong> StädteAngermünde und Eberswalde, der Landkreis Barnim sowie <strong>die</strong>Gemeinden Chorin, Ziethen, Melchow und Sydower FließAnhörung zu Erdkabelgesetz im Wirtschafts- undUmweltausschuss des Brandenburger LandtagsProtestaktion mit Leuchtstoffröhren <strong>um</strong> elektromagnetischeFelder sichtbar zu machen, organisiert von der Bürgerinitiative(nahmen ca. 30 Personen teil)Rot-rote Koalition in Brandenburg entscheidet sich gegen einErdkabelgesetz auf Landesebene (aus verfassungsrechtlichenGründen), stattdessen Antrag im BundestagTrassenplen<strong>um</strong> traf sich in der Bl<strong>um</strong>berger Mühle undbeschloss, dass das Projekt nicht genehmigungsfähig seiVor-Ort-Besichtigung ausgewählter Konfliktpunkte im Hinblickauf Störung des Landschaftsbildes, organisiert vomWirtschaftsministeri<strong>um</strong>, alle Konfliktparteien sind vertretenInformationsveranstaltung zur 380-kV-Leitung in derBl<strong>um</strong>berger Mühle, gemeinsames Podi<strong>um</strong> besetzt durch denWirtschaftsminister, den Technischer Geschäftsführer von50 Hertz und Hartmut Linder von der Bürgerinitiative„Biosphäre unter Strom“Informationsarbeit undGegengutachten durch <strong>die</strong>Bürgerinitiative5.3 KonfliktgeneseDer Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> wird maßgeblich von der Bürgerinitiative„Biosphäre unter Strom“ geprägt. Dabei besteht der Kern der Bürgerinitiativenur aus wenigen Personen. Da jedoch der Schulterschluss mit einigenKommunalpolitikerInnen gelang, konnte <strong>die</strong> Einflusssphäre deutlichausgeweitet werden. Hierfür bildeten <strong>die</strong> Kommunalwahlen am 28. September2008 eine günstige Gelegenheit, da es der Bürgerinitiative gelang, imWahlkampf <strong>die</strong> KandidatInnen auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen und siezu einer Positionierung gegenüber der <strong>Uckermarkleitung</strong> zu bewegen. Soentfaltete sich Ende 2008 eine Dynamik des Protestes, als im Oktober achtOrtsbürgermeister einen offenen Aufruf gegen den Bau einer Freileitungunterschrieben und sich wenig später im Dezember 2008 sowohl der KreistagBarnim als auch <strong>die</strong> Stadtverordneten von Eberswalde sowie <strong>die</strong> GemeindeChorin für eine Erdverkabelung aussprachen. Besonders bedeutsam war für <strong>die</strong>Bürgerinitiative später <strong>die</strong> Unterstützung der Städte Angermünde undEberswalde, des Landkreises Barnim sowie der Gemeinden Chorin, Ziethen,Melchow und Sydower Fließ bei der Finanzierung von wissenschaftlichenGegengutachten, da <strong>die</strong>se <strong>die</strong> Einbringung von fun<strong>die</strong>rten Stellungnahmen undEinwendungen im Planfeststellungsverfahren ermöglichten.Neben der Einflussnahme auf <strong>die</strong> Kommunalpolitik leistete <strong>die</strong> Bürgerinitiativeauf der lokalen Ebene eine kontinuierliche Informationsarbeit durchBroschüren, eine eigene Homepage sowie Veranstaltungen undProtestaktionen. Ziel war es, „über <strong>die</strong> Gefahren, <strong>die</strong> von der geplanten 380-kV-Freileitung für Mensch und Natur ausgehen“ aufzuklären, Alternativenaufzuzeigen sowie <strong>die</strong> BürgerInnen über ihre Beteiligungsrechte im22


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalysePlanungsprozess zu informieren und ihnen Hilfestellung bei der Wahrnehmungihrer Beteiligungsrechte zu geben. Dabei wurde von der Bürgerinitiative keinegrundsätzliche Blockadehaltung eingenommen. Stattdessen wurden auf Basiseiner fun<strong>die</strong>rten Auseinandersetzung, auch mit sehr komplexen technischenDetails, unter Einbeziehung von externen Experten, eine <strong>um</strong>fassende Kritiksowie auch Lösungsvorschläge formuliert. Die folgende Tabelle informiert über<strong>die</strong> spezifische Zielsetzungen und <strong>die</strong> strategische Vorgehensweise derBürgerinitiative.Tab. 3: Zielstellungen und strategische Vorgehensweise der Bürgerinitiative„Biosphäre unter Strom“ (Quelle: Eigene Darstellung auf Basis derKommunikation mit Vertreter der Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“)Bei einer Unterschriftenaktion im Sommer 2008 wurden 2.000 Unterschriftengesammelt, <strong>die</strong> jedoch auf das Genehmigungsverfahren keinen formalenEinfluss hatten. Während des Planfeststellungsverfahrens wurdenFormulierungshilfen angeboten und ca. 500 Einwendungen über <strong>die</strong>Bürgerinitiative mobilisiert. Auf der Ebene des Landes nahm <strong>die</strong>Bürgerinitiative Kontakt zu Abgeordneten auf und wirkte auf <strong>die</strong> Einbringungeines Gesetzesentwurfes nach Vorbild des Niedersächsischen Erdkabelgesetzeshin.Nach eigenen Aussagen konnte <strong>die</strong> Bürgerinitiative ihr ursprüngliches Ziel,entlang des gesamten Trassenverlaufs von Bertikow bis Neuenhagen alsSprachrohr für <strong>die</strong> Freileitungsgegner zu <strong>die</strong>nen, nicht erreichen, da nördlichvon Mürow und südlich von Eberswalde ab Grünthal ihre Bemühungen aufkein Interesse stießen. Anhand der bildlichen Darstellung der regionalenVerteilung der von der Bürgerinitiative gesammelten Einwendungen, lässt sich<strong>die</strong> Konzentration des Einflusses der Bürgerinitiative deutlich erkennen. 3838 Die Einwendungen aus Berlin stammen nach Aussage der BI „Biosphäre unter Strom“hauptsächlich von Personen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> betroffene Region zur Naherholung nutzen.23


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseAbb. 1: Regionale Verteilung der von der Bürgerinitiative „Biosphäre unterStrom“ mobilisierten Einwendungen<strong>Uckermarkleitung</strong> wird keinPilotprojekt zurErdverkabelungIm Jahr 2009 brachte <strong>die</strong> Fraktion Die Linke, damals noch in der Opposition,einen Gesetzesentwurf ein, der jedoch von der CDU-SPD Koalition aufgrundvon verfassungsrechtlichen Bedenken abgelehnt wurde. Ein erneuterGesetzesentwurf wurde von den Fraktionen der FDP und von Bündnis 90/DieGrünen, welche <strong>die</strong> Bürgerinitiative in ihren Forderungen unterstützen, imAugust 2010 eingebracht. Auch auf Ebene des Landes bot sich mit denLandtagswahlen im September 2009 der Bürgerinitiative eine günstigeAusgangsbedingung. Auf <strong>die</strong> Ebene des Bundes wurde z<strong>um</strong> einen indirekt über<strong>die</strong> Landespolitik, das Verfassen von Offenen Briefen an alle zuständigenMinisterien in Brandenburg und im Bund sowie über <strong>die</strong> Einladung vonBundestagsabgeordneten in <strong>die</strong> betroffene Region und zu einemparlamentarischen Abend Einfluss genommen. Die damals noch schwarz-roteLandesregierung griff <strong>die</strong> Forderung nach einer Erdverkabelung der<strong>Uckermarkleitung</strong> auf und stellte im Bundesrat einen entsprechenden Antrag<strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> in <strong>die</strong> Pilotprojekte zur Erdverkabelung des EnLAGaufzunehmen. Der Umweltausschuss des Bundesrates empfahl <strong>die</strong> Annahmedes Antrags, welcher jedoch vom Bundesrat am 19. September 2009 abgelehntwurde.24


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse6 Wahrnehmung des Konflikts <strong>um</strong> <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong>Im Folgenden soll versucht werden, nach und nach dem Kern des Konfliktes <strong>um</strong><strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> näher zu kommen. Ziel ist es, mehr über <strong>die</strong>Wahrnehmung der konfliktiven Prozesse <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> zu erfahrenund zu verstehen, wie unterschiedliche Akteursgruppen, einschließlich derKonfliktparteien, den Konflikt deuten und wie <strong>die</strong>se Deutungsmusterwieder<strong>um</strong> das Handeln beeinflussen. In einem ersten Schritt wird <strong>die</strong>Presseberichterstattung zur <strong>Uckermarkleitung</strong> analysiert, <strong>um</strong> mehr darüber zuerfahren, wie <strong>die</strong> Planungsprozesse und <strong>die</strong> dar<strong>um</strong> entstandenen Proteste inden Me<strong>die</strong>n einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. WelcheInterpretationsmuster werden vorgegeben, wie werden <strong>die</strong> Akteuredargestellt, wie werden <strong>die</strong> Proteste geframed.In einem zweiten Schritt wird quasi der Blick von der Peripherie gewagt. InInterviews mit Vertretern aus Ämtern und Gemeinden entlang der gesamtenTrasse soll hinterfragt werden, welche Rolle <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> und <strong>die</strong>Proteste dagegen in der Alltagswelt der jeweiligen Gemeinde spielen. So sollversucht werden, den Konflikt in seiner rä<strong>um</strong>lichen Ausdehnung zu begreifenund gleichzeitig weitere inhaltliche Deutungen wichtiger Akteure zu erfassen.Schließlich soll mittels Interviews mit den Konfliktparteien z<strong>um</strong> Kern desKonfliktes vorgedrungen werden. Ziel ist es, mehr über ihreProblemwahrnehmung zu erfahren und abzugleichen, welche zur Diskussionstehenden Bereiche tatsächlich konfliktär sind und bei welchen <strong>die</strong>Konfliktparteien nicht weit auseinander liegen. Dabei wird einerseits auf <strong>die</strong>inhaltliche Dimension des Konfliktes eingegangen, also <strong>die</strong> Frage worin <strong>die</strong>Unterschiede in der Wahrnehmung der Uckermark-Freileitung bzw. dervorgeschlagenen Erdverkabelungsalternative liegen. Andererseits wird aberauch <strong>die</strong> Prozessdimension des Konfliktes hinterfragt, weil häufig intransparentdurchgeführte Prozesse ohne öffentliche Beteiligung Konflikte verschärfenkönnen.6.1 In der medialen SphäreObwohl das Ra<strong>um</strong>ordnungsverfahren zur <strong>Uckermarkleitung</strong> seit Mitte 2006 liefund Ende 2007 abgeschlossen wurde, fand <strong>die</strong>ser Prozess keinerlei Echo in derregionalen wie überregionalen Presse. Erst seit der ersten öffentlichenVeranstaltung der Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“ im Juni 2008 wirdregelmäßig, wenn auch nicht häufig, in der Presse über <strong>die</strong> Planungsprozessezur <strong>Uckermarkleitung</strong> und <strong>die</strong> daraus resultierenden Konflikte berichtet. Aufregionaler Ebene sind <strong>die</strong>s vor allem der „Nordkurier“ und <strong>die</strong> „MärkischeOderzeitung“ (MOZ). Einzelne Artikel erschienen aber auch in der „SchwerinerVolkszeitung“, der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“, den „PotsdamerNeuesten Nachrichten“, im „Tagesspiegel“, in der „Berliner Morgenpost“ undin der „taz“. Einen Überblick über <strong>die</strong> Erscheinungsfrequenz der Artikel gibt <strong>die</strong>folgende Abbildung.Von der medialen Sphäre über<strong>die</strong> Peripherie z<strong>um</strong> Kern desKonfliktSeit 2008 Echo in derregionalen und überregionalenPresse25


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseAbb. 3: Artikel zur <strong>Uckermarkleitung</strong> in der regionalen und überregionalenPresseIm Folgenden werden <strong>die</strong> Ergebnisse einer Inhaltsanalyse der Presseartikel ausder MOZ wiedergegeben. Im Mittelpunkt der Analyse steht, in welcher Weise<strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n über <strong>die</strong> Auseinandersetzung zur <strong>Uckermarkleitung</strong> berichten.Dabei werden vor allem <strong>die</strong> medialen Konstruktionsprozesse <strong>um</strong> den Konfliktnäher betrachtet:• Wie werden <strong>die</strong> Proteste dargestellt?• Welche Akteure kommen zu Wort?• Welche Inhalte werden transportiert?In den folgenden Abschnitten wird entsprechend auf <strong>die</strong> rä<strong>um</strong>liche Dimensiondes Konflikts, <strong>die</strong> Akteure und <strong>die</strong> inhaltliche Dimension des Konfliktseigegangen. Fokus der Me<strong>die</strong>nanalyse war somit nicht, was tatsächlichpassierte, sondern worüber in welcher Weise berichtet wurde.6.1.1 Ablehnung auf breiter FrontBereits aus einer kurzen Analyse der Überschriften wird <strong>die</strong> angespannteSituation in der Region deutlich. Die Überschriften sind geprägt von Begriffenwie: „Spannung“ 39 , „Protest“ 40 , „gegen“ 41 , „wehren“ 42 , „Veto“ 43 , „Bedenken“ 44 ,„Nein“ 45 oder „hohe Anspannung“ 46 .Der Protest wird vor allem von der Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom –keine Freileitung durchs Reservat“ getragen, in der 40 aktive Personen39 „Uckermark unter Hochspannung“ in MOZ vom 06.06.200940 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.200841 „Widerstand gegen Stromleitung“ in MOZ vom 28.06.200842 „Börnicke wehrt sich gegen Freileitung“ in MOZ vom 29.09.201043 „Bürgerveto gegen <strong>Uckermarkleitung</strong>“ in MOZ vom 21.08.201044 „Stadt erhebt Bedenken gegen Stromleitung“ in MOZ vom 24.10.201045 „Stadt bleibt <strong>beim</strong> Nein zur Freileitung“ in MOZ vom 13.03.201246 „Hohe Anspannung“ in MOZ vom 07.04.201226


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysemitarbeiten 47 . Die Bürgerinitiative taucht in fast jedem Artikel auf und wird als<strong>Institut</strong>ion benannt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Proteste in der Region bündelt. Dabei verweigertsich <strong>die</strong> Bürgerinitiative nicht grundsätzlich dem Netzausbau, will aber eineoberirdische Trassenführung der <strong>Uckermarkleitung</strong> durch dasBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin sowie in der Nähe von Wohnbebauungverhindern. In <strong>die</strong>sen Bereichen, so <strong>die</strong> Bürgerinitiative, müsse erdverkabeltwerden. Die Bürgerinitiative sammelt Unterschriften und veranstaltetProtestdemonstrationen und Podi<strong>um</strong>sdiskussionen gegen den Bau der<strong>Uckermarkleitung</strong>. Als Mitte 2009 klar wird, dass <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> nicht zuden vier Pilotprojekten gehören wird, in denen bundesweit Erfahrungen mitder Erdkabel-Technologie auf der Höchstspannungsebene gesammelt werdensollen, nimmt <strong>die</strong> Bürgerinitiative Kontakt zu den von der Freileitungbetroffenen Kreisen, Städten, Gemeinden und Ämtern auf und bittet <strong>um</strong>finanzielle Unterstützung zur Erstellung von Fachgutachten. Von unabhängigenGutachtern sollen <strong>die</strong> Auswirkungen der Freileitung auf Menschen, Lebewesenund Landschaft abgeschätzt werden. Auch im Rahmen der imPlanfeststellungverfahren vorgesehenen Beteiligungsmöglichkeiten engagiertsich <strong>die</strong> Bürgerinitiative und ermutigt viele Bürger in Einwendungen gegen <strong>die</strong>Freileitung Stellung zu beziehen.Folgt man der Berichterstattung, gibt es in der Region Proteste in größeremUmfang. Gerade in den Artikeln aus den Jahren 2008, 2009 und 2010 bleibt <strong>die</strong>Verortung der Proteste aber unkonkret. Es ist <strong>die</strong> Rede von „Gemeinden“ 48 ,„vielerorts“ 49 , „Protest hält an“ 50 , „in den Dörfern“ 51 , „in breiten Teilen derBevölkerung“ 52 oder „in der Bevölkerung“ 53 . Erst ab Ende 2010 werden in denZeitungsartikeln auch Orte genannt, ohne dass klar wird, ob es in <strong>die</strong>sen Ortenwirklich Proteste gibt oder ob <strong>die</strong> Freileitung nur grundsätzlich an <strong>die</strong>sen Ortenvorbeiläuft. Z<strong>um</strong> Teil wird aber auch deutlich, dass es nicht überall gelingt, <strong>die</strong>Bevölkerung für <strong>die</strong>ses Thema überhaupt zu sensibilisieren 54 .Als Kommunen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Proteste unterstützen, treten namentlich Angermünde,Eberswalde, Börnicke und Landin in Erscheinung. So beteiligen sich <strong>die</strong> StädteEberswalde und Angermünde mit einem finanziellen Beitrag von 15.000 € bzw.5.000 € an der Erstellung von unabhängigen Gutachten zu den Auswirkungender Freileitung 55 . Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens verabschiedet<strong>die</strong> Stadtverwaltung von Angermünde eine Stellungnahme gegen <strong>die</strong>Freileitung 56 .Die Proteste werden, so in verschiedenen Artikeln der MOZ nachzulesen, auchvon der Leiterin des Biosphärenreservats, dem Landes<strong>um</strong>weltamt, Bündnis90/Die Grünen auf Landesebene und der FDP auf Kreisebene unterstützt 57 .Angespannte Situation undviele Proteste47 „Nicht über unsere Köpfe!“ in MOZ vom 26.10.201148 „Leitung sorgt für Bauchschmerzen“ in MOZ vom 11.06.200849 „Erhöhtes Krebsrisiko“ in MOZ vom 17.06.200850 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.200851 „Uckermark unter Hochspannung“ in MOZ vom 06.06.200952 „Teure Gutachten gegen Freileitung“ in MOZ vom 19.01.201053 „Bürgerinitiative ruft z<strong>um</strong> Protest“ in MOZ vom 24.08.201054 „Bürgerveto gegen <strong>Uckermarkleitung</strong>“ in MOZ vom 21.08.201055 „Teure Gutachten gegen Freileitung“ in MOZ vom 19.01.201056 „Stadt erhebt Bedenken gegen Stromleitung“ in MOZ vom 24.10.201057 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.200827


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseVerschandelung desLandschaftsbildes undGesundheitsrisiken alswichtigste Kritikpunkte6.1.2 Die KritikpunkteAls Kritikpunkte am Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong> werden in den Artikelninsbesondere <strong>die</strong> Gesundheitsrisiken für den Menschen angeführt. In denmeisten Artikeln wird nur allgemein von Gesundheitsrisiken gesprochen. Wennkonkrete Risiken angesprochen werden, dann geht es <strong>um</strong> ein erhöhtesLeukämierisiko bei Kindern 58 oder <strong>um</strong> eine erhöhte Fehlgeburtenrate 59 , <strong>die</strong>durch <strong>die</strong> elektromagnetischen Wechselfelder ausgelöst werden sollen.Weitere wichtige Kritikpunkte betreffen <strong>die</strong> Verschandelung desLandschaftsbildes, ökonomische Fragen sowie <strong>die</strong> Beeinträchtigung desNaturschutzes. Die ökonomischen Arg<strong>um</strong>ente beziehen sich entweder direktauf einen Wertverlust von Grundstücken oder Immobilien oder indirekt aufeine Entwertung der Region, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Freileitung ihren Erholungswerteinbüßt, was sich negativ auf Tourismus und regionale Entwicklung auswirkenwird. So befürchtet beispielsweise <strong>die</strong> Stadt Angermünde durch <strong>die</strong>Beeinträchtigung des Erholungswertes und des Landschaftsbildes den inAussicht gestellten Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ nicht zubekommen 60 . Die folgende Tabelle zeigt <strong>die</strong> Kritikpunkte in der Übersicht.Tab. 3: Kritikpunkte an der <strong>Uckermarkleitung</strong> in der regionalen PresseKritik an der Intransparenz desPlanungsprozessesDie Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, Gesundheitsrisiken und negativeAuswirkungen auf <strong>die</strong> Natur durch <strong>die</strong> Freileitung wurden seit 2008durchgängig thematisiert. Der Verlust des Erholungswertes der Regionverbunden mit den befürchteten negativen Konsequenzen für Tourismus undregionale Entwicklung wird erst seit 2010 als Arg<strong>um</strong>ent verwendet.Weitere Kritikpunkte beziehen sich auf <strong>die</strong> Planungsprozesse zur<strong>Uckermarkleitung</strong>. So wird kritisiert, dass <strong>die</strong> Öffentlichkeit nicht in <strong>die</strong> Planungeinbezogen wurde 61 , dass der Planungsprozess wenig transparent war 62 und58 „Erhöhtes Krebsrisiko“ in MOZ vom 17.06.2008 und „Seelsorge statt Schlichtung“ in MOZ vom11.04.201259 „Erhöhtes Krebsrisiko“ in MOZ vom 17.06.200860 „Stadt erhebt Bedenken gegen Stromleitung“ in MOZ vom 24.10.201061 „Widerstand gegen Stromleitung“ in MOZ vom 28.06.200828


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysedass aus Bürgersicht so entscheidende Dinge wie der Trassenverlauf nichtmehr veränderbar waren 63 .6.1.3 Arg<strong>um</strong>entation des VorhabenträgersObwohl <strong>die</strong> Vattenfall Europe Transmission GmbH bzw. <strong>die</strong> 50 HertzTransmission GmbH Vorhabenträgerin ist und als <strong>die</strong>se auch regelmäßig in denArtikeln benannt wird, kommt das Unternehmen in den ersten Jahren derDebatte <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> in den Artikeln nicht selber zu Wort. DieArg<strong>um</strong>entation von Vattenfall Europe / 50 Hertz erschließt sich nur indirektüber Äußerungen von Vertretern der Bürgerinitiative. Danach ist der Anschlusserneuerbarer Energien der wichtigste Grund, der von Vattenfall Europe /50 Hertz als Begründung für den Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong> angeführt wird:„Laut Vattenfall sollen Biomasse- und Windkraftwerke inBrandenburg und Mecklenburg angeschlossen werden.“ 64„Vattenfall behauptet, dass <strong>die</strong> Einspeisung regenerativerEnergien und insbesondere der Anschluss der Windparks in derOstsee den Neubau der Trasse notwendig machen.“ 65Dieser Arg<strong>um</strong>entation wird von Anfang an misstraut. Die Gegner der<strong>Uckermarkleitung</strong> werfen Vattenfall Europe / 50 Hertz Täuschung vor undglauben, dass der wahre Grund für den Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong> darin liege,polnische Kraftwerkskapazitäten des Konzerns anzuschließen und „Profit z<strong>um</strong>achen“ 66 .Auch <strong>die</strong> grundsätzliche Notwendigkeit der Trasse wirdangezweifelt 67 .Ab 2012 kommt 50 Hertz selbst in den Me<strong>die</strong>n zu Wort und begründet <strong>die</strong>Notwendigkeit der <strong>Uckermarkleitung</strong> auch damit, dass <strong>die</strong> bestehende, 50Jahre alte 220-kV-Leitung an ihre Kapazitätsgrenzen stoße. Immer häufigermüssten Windräder angehalten werden, weil ansonsten das Zuviel anErneuerbaren Energien <strong>die</strong> Netzstabilität gefährden würde. Deshalb müsse <strong>die</strong>alte Leitung durch eine neue 380-kV-Leitung ersetzt werden 68 .Anschluss ErneuerbarerEnergien als wichtigstes Pro-Arg<strong>um</strong>ent6.1.4 Erdverkabelung als neuer KonfliktpunktEine Hauptforderung der Bürgerinitiative im Konflikt ist, <strong>die</strong> Freileitung insensiblen Schutz- und Wohngebieten unter <strong>die</strong> Erde zu verlegen. Diesesogenannte Erdverkabelung wird bereits seit 2008 von der Bürgerinitiative alsLösung vorgeschlagen und Vattenfall Europe / 50 Hertz vorgeworfen, <strong>die</strong>seLösung zu früh verworfen zu haben 69 . Vattenfall Europe / 50 Hertz begründet<strong>die</strong> Ablehnung der Erdverkabelung damit, dass <strong>die</strong> Technologie zu teuer seiund <strong>die</strong> Sicherheit fehle 70 .62 „Nicht über unsere Köpfe!“ in MOZ vom 26.10.201163 „Seelsorge statt Schlichtung“ in MOZ vom 11.04.201264 „Erhöhtes Krebsrisiko“ in MOZ vom 17.06.200865 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.200866 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.2008 und „Erhöhtes Krebsrisiko“ inMOZ vom 17.06.200867 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.2008 und „Stadt erhebt Bedenkengegen Stromleitung“ in MOZ vom 24.10.201068 „Seelsorge statt Schlichtung“ in MOZ vom 13.03.201269 „Widerstand gegen Stromleitung“ in MOZ vom 28.06.200870 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.200829


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseErdverkabelung – erst Lösung,dann neuer KonfliktpunktStromriesen bedrohenunberührte LandschaftAuch nachdem bekannt wurde, dass <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> nicht zu den imRahmen des EnLAG geförderten Pilotprojekten gehören wird, kämpft <strong>die</strong>Bürgerinitiative weiter für <strong>die</strong> Erdverkabelung der 380-kV-Leitung durch <strong>die</strong>Biosphäre und entlang von Wohngebieten 71 .Nach neuen Gutachten muss <strong>die</strong>Bürgerinitiative zugeben, dass auch <strong>die</strong> Erdverkabelung einen erheblichenEingriff in <strong>die</strong> Natur darstellt. Aus ihrer Sicht ist der Eingriff aber das kleinereÜbel gegenüber der Freileitung 72 . 50 Hertz bleibt weiter ablehnend:Erdverkabelung sei nicht genehmigungsfähig, da zu massive Eingriffe inEigent<strong>um</strong>srechte nötig wären, <strong>die</strong> Technologie zu teuer und technisch nurwenig erprobt sei 73 .Die Präferenz für <strong>die</strong> Erdverkabelung seitens der Freileitungskritiker erschließtsich einzig und allein aus der Ablehnung der Freileitung. Eine Erdverkabelunghätte nicht <strong>die</strong> bei der Freileitung wahrgenommenen Nachteile fürLandschaftsbild, Lebensqualität und Naturschutz. In keinem Artikel werdenallerdings Vorteile angeführt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Erdverkabelung für den Stromtransportmit sich bringt.6.1.5 Generelle Konfliktlinien und DeutungsmusterDie Presseartikel wurden auch dahingehend untersucht, welche Sprachbilderverwendet werden, wenn von der Freileitung bzw. den Konfliktparteien <strong>die</strong>Rede ist, und an welche anderen Technologien diskursiv angeknüpft wird.Verschiedene Metaphern beschreiben <strong>die</strong> Freileitung als „Großtechnik“ 74 ,„Elektrizitätsautobahn“ 75 , „industrielle Leitung“ 76 und <strong>die</strong> Masten als„Stromriesen“ 77 , <strong>die</strong> <strong>die</strong> „unberührte Landschaft“ 78 und <strong>die</strong> „freie Natur“ 79 derUckermark irreversibel und nicht kompensierbar beeinträchtigen. Die ganzeUckermark würde quasi „unter Strom gesetzt“ 80 werden und Schutzgebiete wiedas Biosphärenreservat würden nur noch eine „leere Hülle“ 81 sein.Die Wahrnehmung der <strong>Uckermarkleitung</strong> als Großtechnologie spiegelt sichauch darin wieder, welche anderen Technologien in einem Atemzug mit derFreileitung genannt werden. So wird auf den „Bau verschiedener Windräder“ 82aufmerksam gemacht, <strong>die</strong> in der Region bereits für Aufsehen gesorgt hätten. InEberswalde werden Parallelen zur Sondermüllverbrennungsanlage gezogen 83 .Der Bernauer Ortsteil Börnicke wehrt sich gegen <strong>die</strong> Freileitung, da im Ortbereits „zwei Freileitungen vorhanden seien, der Windpark mit zusätzlichenWindkraftanlagen <strong>um</strong> zirka 100 Hektar drastisch vergrößert werden solle undsich unmittelbar angrenzend ein zirka 300 Hektar großer Solarpark in Planungbefinde, zudem eine Hochdruckferngasleitung existiere“ 84 .71 „Uckermark unter Hochspannung“ in MOZ vom 06.06.200972 „Nicht über unsere Köpfe!“ in MOZ vom 26.10.201173 „Seelsorge statt Schlichtung“ in MOZ vom 13.03.201274 „Leitung sorgt für Bauchschmerzen“ in MOZ vom 11.06.200875 „Börnicke wehrt sich gegen Freileitung“ in MOZ vom 29.09.201076 ebenda77 „Bürgerinitiative ruft z<strong>um</strong> Protest“ in MOZ vom 24.08.201078 „Leitung sorgt für Bauchschmerzen“ in MOZ vom 11.06.200879 „Börnicke wehrt sich gegen Freileitung“ in MOZ vom 29.09.201080 „Leitung sorgt für Bauchschmerzen“ in MOZ vom 11.06.200881 „Protestveranstaltung ohne Gegner“ in MOZ vom 15.07.200882 „Leitung sorgt für Bauchschmerzen“ in MOZ vom 11.06.200883 „Erhöhtes Krebsrisiko“ in MOZ vom 17.06.200884 „Börnicke wehrt sich gegen Freileitung“ in MOZ vom 29.09.201030


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseDie Vorhabenträgerin Vattenfall Europe / 50 Hertz wird an verschiedenenStellen als „Energieriese“ 85 bezeichnet, gegen den <strong>die</strong> Bürgerinitiative nun <strong>die</strong>Proteste der Region bündelt. Dahinter steckt das Bild des Kampfes von Davidgegen den übermächtig erscheinenden Goliath. Aus den Äußerungen derKritiker der Freileitung wird zudem <strong>die</strong> Angst deutlich, dass wenn man jetztnicht als „David“ dem „Goliath“ gegenübertritt und den Anfängen wehrt, dassdann den Prinzipien der „Bündelung“ und der „industriellen Vorbelastung“ 86folgend, eine Großtechnologie nach der anderen in der Uckermark angesiedeltwird, sobald <strong>die</strong> erste Fuß gefasst hat. So befürchten <strong>die</strong> Einwohner des OrtesLandin: „Wenn <strong>die</strong> Masten erst stehen, dann bleiben sie auch“ 87 . Dieswieder<strong>um</strong> heißt in den Augen der Betroffenen <strong>die</strong> unwiederbringlicheZerstörung der hiesigen Natur- und Kulturlandschaft und damit der Heimat derin der Uckermark lebenden Menschen.Aus der Me<strong>die</strong>nanalyse werden somit zwei Konfliktlinien deutlich, <strong>die</strong> denDiskurs bestimmen: einerseits der Widerstreit zwischen Großtechnik undunberührter Landschaft und z<strong>um</strong> anderen der Kampf zwischen David undGoliath. Verschärft wird der Konflikt noch durch <strong>die</strong> Befürchtung, dass <strong>die</strong>Uckermark durch <strong>die</strong> Ansiedlung weiterer Großtechnologie als Lebensra<strong>um</strong>unwiederbringlich zerstört wird und man deshalb den Anfängen wehren sollte.David gegen GoliathWehret den AnfängenAbb. 3: Generelle Konfliktlinien und Deutungsmuster im Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong>6.2 Blick von der PeripherieIm Mittelpunkt <strong>die</strong>ses Abschnitts steht <strong>die</strong> Wahrnehmung der<strong>Uckermarkleitung</strong> und der dar<strong>um</strong> entstandenen Protest durch Akteure, <strong>die</strong>aufgrund ihres Amtes mit den Planungsprozessen zur <strong>Uckermarkleitung</strong> inBerührung gekommen sind, <strong>die</strong> aber nicht in den Konflikt verwickelt seinmüssen. Befragt wurden elf Amts- und Gemeindevertreter entlang dergesamten geplanten Trasse, von Gramzow im Nordabschnitt der Trasse bisWerneuchen im südlichen Trassenabschnitt. Ziel war es, mehr über <strong>die</strong>85 „Erhöhtes Krebsrisiko“ in MOZ vom 17.06.2008 und „Widerstand gegen Stromleitung“ in MOZvom 28.06.200886 „Börnicke wehrt sich gegen Freileitung“ in MOZ vom 29.09.201087 „Seelsorge statt Schlichtung“ in MOZ vom 11.04.201231


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyseregionale Relevanz und Einschätzung der geplanten <strong>Uckermarkleitung</strong> sowieder Proteste gegen <strong>die</strong> Leitung zu erfahren und mögliche regionaleUnterschiede in der Wahrnehmung herauszuarbeiten.Windkraft als Top-Thema inden GemeindenKein generellesAkzeptanzproblem6.2.1 Relevanz der <strong>Uckermarkleitung</strong>In der Liste, der aktuell in den Gemeinden wichtigen Themen, spielt <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong> nur eine marginale Rolle. Das beherrschende Thema ist <strong>die</strong>Ausweisung neuer Flächen für Windkraftanlagen und Photovoltaik. Hier gibt eseinerseits großen Flächenbedarf von Seiten der Investoren und z<strong>um</strong> anderenzunehmende Ablehnung speziell von neuen Windparks in den Gemeinden. ImAusbau der Windenergie werden auch zukünftig <strong>die</strong> größten Konfliktfelder für<strong>die</strong> Region gesehen. Zwar lassen sich durch <strong>die</strong> Ausweisung von Windparks <strong>die</strong>Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinden erhöhen und Privatpersonenkönnen durch <strong>die</strong> Verpachtung von Land Geld ver<strong>die</strong>nen, doch <strong>die</strong> Zahl derWindkraftanlagen „belastet“ zunehmend das Landschaftsbild. EinigeGemeinden setzen sich gezielt für das Repowering bestehenderWindkraftanlagen ein, <strong>um</strong> den Bau neuer Windräder zu begrenzen.Über <strong>die</strong> Planungsprozesse zur <strong>Uckermarkleitung</strong> zeigten sich <strong>die</strong>Interviewpartner dennoch im Großen und Ganzen informiert. Es wurde aberauch deutlich, dass <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> nur sehr bedingt in das Aufgabenfeldder Amts- und Gemeindevertreter fällt, so dass sich ihr Engagement, sicheinz<strong>um</strong>ischen, in Grenzen hielt.Der Netzausbau und damit auch der Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong> wurden vonden Amts- und Gemeindevertretern für notwendig erachtet. Begründet wurde<strong>die</strong>se Haltung damit, dass durch den Ausbau Erneuerbarer Energien auch <strong>die</strong>Netzinfrastruktur ausgebaut werden müsse, <strong>um</strong> den erzeugten Stromabzutransportieren. Es müsse allerdings noch mehr Aufklärungsarbeitbetrieben werden, <strong>um</strong> in der Öffentlichkeit darzustellen, dass mehr erzeugteWindenergie auch mehr Netzkapazitäten brauche.6.2.2 Einschätzung der Akzeptanz der <strong>Uckermarkleitung</strong>Die befragten Amts- und Gemeindevertreter sehen in ihren Gemeinden keingenerelles Akzeptanzproblem für <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong>. Einige Vertreterkönnen nicht einmal sagen, <strong>die</strong> Bevölkerung in Ihren Gemeinden wäre für odergegen den Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong>. Die Leitung ist einfach überhaupt keinThema bei den Leuten, <strong>die</strong> sich sagen „Macht doch!“, wie der Vertreter ausWerneuchen 88 betonte. Eine große Rolle bei <strong>die</strong>ser unaufgeregten Haltungspielt, dass eine Hochspannungsleitung durch <strong>die</strong> Uckermark nichts Neues für<strong>die</strong> ansässige Bevölkerung ist. An fast allen Orten, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Befragungeinbezogen wurden, laufen bereits 110-kV- oder 220-kV-Leitung entlang, sodass für <strong>die</strong> Menschen vor Ort gar nicht der Gegensatz zwischen unberührterLandschaft und Großtechnik besteht. Die Landschaft und auch <strong>die</strong>Wahrnehmung der BürgerInnen sind durch <strong>die</strong> bestehenden Leitungen bereitsvorgeprägt. So meint der Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ: „Alle kennenGrüntal nur mit Leitung.“ 89 . Entsprechend sehen <strong>die</strong> Amts- undGemeindevertreter durch <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> auch keine großenVeränderungen im Landschaftsbild auf ihre Gemeinden zukommen.88 Vertreter der Gemeinde Werneuchen (2012) Interview geführt am 01.03.2012.89 Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ (2012) Interview geführt am 19.03.2012.32


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseMit Ausnahme von Eberswalde wird <strong>die</strong> Planung der <strong>Uckermarkleitung</strong> vonden Amts- und Gemeindevertretern auch nicht als Konflikt gesehen. Vielmehrwird <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> als übliches Planungsverfahren gesehen, in dem esnatürlich zu Betroffenheiten kommen kann, <strong>die</strong> dann ausgerä<strong>um</strong>t werdenmüssen. In mehreren Gemeinden sind Ortsteile vom Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong>betroffen. Aber auch hier kommt es nicht überall zu Protesten gegen <strong>die</strong>Leitung. So soll <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> im Gramzower Ortsteil Meichow fastüber <strong>die</strong> Häuser hinweggehen. Zu einer Informationsveranstaltung kamen abernur 25 der 300 Einwohner 90 . Im Brandenburgischen Viertel von Eberswaldekam es trotz großer Betroffenheit weder zur Gründung einer Bürgerinitiative,noch zu nennenswerten Protesten und von den 6553 Einwohnern des Viertelserschienen nur 20 zu einer Informationsveranstaltung zur <strong>Uckermarkleitung</strong> 91 .Im Ortsteil Schönholz der Gemeinde Melchow fand eineInformationsveranstaltung zur <strong>Uckermarkleitung</strong> hingegen großes Interesse.Hier kamen 60 der 100 Einwohner, <strong>um</strong> ihrem Unmut kund zu tun 92 .Von allen befragten Amts- und Gemeindevertretern wurde „Betroffenheit“ alsder entscheidende Punkt identifiziert, der dazu führt, dass BürgerInnen aktivwerden, sich informieren und auch protestieren. Selbst in einzelnenGemeinden reicht <strong>die</strong> „Solidarität“ mit den Betroffenen oft aber nicht über denOrtsteil hinaus, so dass man schon gar nicht erwarten könne, dass sich eineGemeinde mit einer anderen, <strong>die</strong> 10 km entfernt liegt, solidarisiere, somehrere Gemeindevertreter.6.2.3 Relevanz der Proteste der Bürgerinitiative „Biosphäre unterStrom“Allen Amts- und Gemeindevertretern war bei den Befragungen bekannt, dasses in der „Gegend <strong>um</strong> Eberswalde“ bzw. „bei der Biosphäre“ eineBürgerinitiative gibt, <strong>die</strong> das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in seinerEinzigartigkeit bewahren will und sich deshalb für <strong>die</strong> Erdverkabelung dergeplanten 380-kV-Leitung einsetzt. Nach Ansicht mehrerer Vertreter findet <strong>die</strong>Bürgerinitiative in <strong>die</strong>ser Region große Resonanz. Einzelne gehen davon aus,dass <strong>die</strong> Mehrheit der dort lebenden Menschen hinter den Zielen derBürgerinitiative steht. Nach Einschätzung des Gemeindevertreters vonAngermünde sind <strong>die</strong> eine Hälfte der Protestierenden direkt Betroffene und<strong>die</strong> andere Hälfte Umweltaktivisten 93 .Die befragten Amts- und Gemeindevertreter hielten <strong>die</strong> Proteste derBürgerinitiative gegen eine Freileitung durch das Biosphärenreservat für richtigund wichtig und mehrere Orte unterstützten <strong>die</strong> Bitte der Bürgerinitiative,finanzielle Mittel zur Erstellung von Gutachten zu den Auswirkungen der<strong>Uckermarkleitung</strong> bereitzustellen.Die Wahrnehmung der Proteste insgesamt bleibt aber auf <strong>die</strong> Region <strong>um</strong> dasBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin beschränkt. So meint derBetroffenheit als derentscheidende Anlass fürProtesteHoher Bekanntheitsgrad,begrenzter Einfluss90 Vertreter der Gemeinde Gramzow (2012) Interview geführt am 01.03.2012.91 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.92 Vertreter der Gemeinde Melchow (2012) Interview geführt am 06.03.2012.93 Vertreter der Gemeinde Angermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012.33


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseGemeindevertreter aus Eberswalde salopp: „In Straußberg interessiert daskeine Sau!“ 94Mehrere der befragten Amts- und Gemeindevertreter erwarten, dass <strong>die</strong>Proteste keine Auswirkungen auf den Bau der Leitung haben werden undallenfalls zu marginalen Veränderungen des Trassenverlaufs führen werden. Soäußert sich beispielsweise der Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ: „DerKonflikt wird sich genauso lösen, wie es sich der Netzbetreiber bei 95% derStrecke vorstellt“ 95 . Der Vertreter der Gemeinde Melchow geht zudem davonaus, dass sich der Protest durch <strong>die</strong> Hinhaltetaktik des Netzbetreibers vonallein im Sande verläuft 96 .Beeinträchtigung desLandschaftsbildes und derNatur als Protestgründe6.2.4 Motive für den ProtestAuf <strong>die</strong> Frage, welche Motive ihrer Meinung nach hinter den Protesten stehen,antworten <strong>die</strong> Amts- und Gemeindevertreter, dass hier sowohl Motive z<strong>um</strong>Tragen kommen, <strong>die</strong> mit der <strong>Uckermarkleitung</strong> selbst zu tun haben, als auchMotive, <strong>die</strong> sich auf den Planungsprozess beziehen. Unter den inhaltlichenMotiven wird <strong>die</strong> Beeinträchtigung des Landschaftsbildes am häufigsten alsGrund des Engagements gegen <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> angegeben. Häufig wird<strong>die</strong> Beeinträchtigung des Landschaftsbildes in einem Atemzug mit derBeeinträchtigung der Lebensqualität genannt. Erschwerend komme hinzu, dasses „schon derzeit ka<strong>um</strong> noch eine Möglichkeit für einen Rund<strong>um</strong>blick gibt,ohne eine Windmühle zu sehen“, wie der Vertreter aus Werneuchen sichausdrückt 97 . Die <strong>Uckermarkleitung</strong> wäre da noch eine zusätzlicheBeeinträchtigung des „freien Blicks“.Als weitere inhaltliche Protestgründe, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong>beziehen, wird <strong>die</strong> negativen Auswirkungen der Leitung auf Natur und Umweltgenannt. So erwähnt der Vertreter der Gemeinde Melchow, dass <strong>die</strong>Bewohner des betroffenen Ortsteil Schönholz nicht verstünden, war<strong>um</strong> für <strong>die</strong>Leitung so viel Wald abgeholzt werden müsse 98 . Die größten Probleme siehtman allerdings in der Trassenführung durch das BiosphärenreservatSchorfheide-Chorin. Hier müssten irreparable Schäden an der Natur verhindertwerden. Vor allem verstünden <strong>die</strong> Leute nicht, war<strong>um</strong> erst etwas unter Schutzgestellt werde, der Schutzstatus auch mit viel Geld unterstützt werde und dann<strong>die</strong> Leitung „mitten durch gebaut“ würde 99 .Häufiger werden auch Gesundheitsrisiken als Grund für <strong>die</strong> Ablehnung der<strong>Uckermarkleitung</strong> erwähnt. Zugleich wird aber klargestellt, dass eher <strong>die</strong> Angstvor Gesundheitsrisiken durch elektromagnetische Felder derHochspannungsleitung das Problem sei. Denn <strong>die</strong> bislang vorliegendenwissenschaftlichen Ergebnisse sprächen keineswegs eindeutig für <strong>die</strong> These94 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.95 Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ (2012) Interview geführt am 19.03.2012.96 Vertreter der Gemeinde Melchow (2012) Interview geführt am 06.03.2012.97 Vertreter der Gemeinde Werneuchen (2012) Interview geführt am 01.03.2012.98 Vertreter der Gemeinde Melchow (2012) Interview geführt am 06.03.2012.99 Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ (2012) Interview geführt am 19.03.2012.34


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysevon Gesundheitsgefährdungen durch elektromagnetische Felder vonHochspannungsleitungen 100 .Weiter wird angeführt, dass <strong>die</strong> Bürgerinnen und Bürger <strong>die</strong> Notwendigkeit derLeitung an sich in Zweifel ziehen, keinen Nutzen für Ihren Ort sehen, einenWertverlust für ihre Grundstücke befürchten und negative Auswirkungen aufden Tourismus und <strong>die</strong> wirtschaftliche Entwicklung der Region erwarten. Diefolgende Tabelle zeigt <strong>die</strong> Motive, <strong>die</strong> als Grund für <strong>die</strong> Ablehnung der<strong>Uckermarkleitung</strong> in der Bevölkerung gesehen werden im Überblick.Tab. 6: Inhaltlich begründete Motive, <strong>die</strong> Amts- und Gemeindevertreter alsUrsache für <strong>die</strong> Ablehnung der <strong>Uckermarkleitung</strong> in der Bevölkerung sehenDoch es gibt eine zweite Kategorie an Motiven, <strong>die</strong> nach Ansicht der Amts- undGemeindevertreter ausschlaggebend für <strong>die</strong> Proteste sind: Motive, <strong>die</strong> sich auf<strong>die</strong> Planungsprozesse zur <strong>Uckermarkleitung</strong> beziehen. So empfänden <strong>die</strong> Leute<strong>die</strong> Planungen als „unfair“. Der Vertreter aus Eberswalde meint:„Wenn Menschen das Gefühl haben, dass über ihren Kopfhinweg entschieden wird – und es handelt sich hier <strong>um</strong> einenEingriff – dann fördert das erstmal eine Blockadehaltung“ 101 .Die Menschen hätten den Eindruck, so der Vertreter aus Eberswalde weiter,dass bei der Planung der <strong>Uckermarkleitung</strong> Profitinteressen über denInteressen der Bevölkerung stünden. Außerdem würde den „Großen“,Profitinteressen vorBürgerinteressen imPlanungsprozess100 Vertreter der Gemeinde Werneuchen (2012) Interview geführt am 01.03.2012, Vertreter derGemeinde Gramzow (2012) Interview geführt am 01.03.2012, Vertreter der GemeindeAngermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012, Vertreter der Gemeinde Rüdnitz (2012)Interview geführt am 20.03.2012.101 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.35


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyseunabhängig von Vattenfall Europe / 50 Hertz grundsätzlich misstraut 102 . DerVertreter aus Melchow erwähnt auch Diskussionen, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Ungerechtigkeithinweisen, dass in der Uckermark Flächen (und damit Landschaft) zurVerfügung gestellt werden müssten, <strong>um</strong> Erneuerbare Energien zu produzierenund weiterzuleiten, <strong>die</strong> aber gar nicht für <strong>die</strong> Region bestimmt sind 103 .Tab. 6: Prozessbedingte Motive, <strong>die</strong> Amts- und Gemeindevertreter als Ursachefür <strong>die</strong> Ablehnung der <strong>Uckermarkleitung</strong> in der Bevölkerung sehen50 Hertz und Bürgerinitiativeals Hauptakteure im KonfliktUmweltverbände,Landtagsabgeordnete undOrtsvorsteher als Kritiker6.2.5 Wahrnehmung der Akteure im KonfliktIm Mittelpunkt des Konfliktes werden der ÜbertragungsnetzbetreiberVattenfall Europe / 50 Hertz und <strong>die</strong> Bürgerinitiative „Biosphäre unter Stromgesehen. Obwohl 50 Hertz seit 2009 unabhängig von Vattenfall agiert, wird inder Regel nicht zwischen den beiden Unternehmen differenziert und das in derRegion bestehende Negativimage von Vattenfall auf 50 Hertz übertragen. DerGemeindevertreter aus Eberswalde hat aber z<strong>um</strong>indest einen Wandel in derUnternehmenskommunikation wahrgenommen: 50 Hertz gibt sich etwasverhandlungsbereiter als Vattenfall und versucht rechtzeitig mit den Menschenzu sprechen 104 .Die Bürgerinitiative als Gegenpart hat in den letzten Jahren viel geleistet undist tatsächlich am Naturschutz interessiert 105 . Allerdings kümmert sie sich nachAuffassung des Vertreters aus Gramzow zu sehr <strong>um</strong> das Biosphärenreservatund zu wenig <strong>um</strong> <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> dort leben 106 . Auch dominiert <strong>die</strong>Bürgerinitiative <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nberichterstattung. Dadurch wird ein einseitiges Bildvermittelt, so der Vertreter aus Angermünde, und es bestehe <strong>die</strong> Gefahr, dass<strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> in der Region wohnen, gegen <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong>instr<strong>um</strong>entalisiert würden 107 .Die Bürgerinitiative wird unterstützt von Umweltverbänden, denen allerdingsnur eine marginale Rolle im Konflikt zugesprochen wird. Als weitereUnterstützer werden Landtagsabgeordnete der Parteien Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sowie einzelne Gemeinden in der Region gesehen. Doch102 Vertreter der Gemeinde Werneuchen (2012) Interview geführt am 01.03.2012.103 Vertreter der Gemeinde Melchow (2012) Interview geführt am 06.03.2012.104 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.105 ebenda106 Vertreter der Gemeinde Gramzow (2012) Interview geführt am 01.03.2012.107 Vertreter der Gemeinde Angermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012.36


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysezwischen den Ortsvorstehern der Gemeinden entlang der geplanten Trasse hates bislang keine übergreifende Vernetzung gegeben. Nur <strong>die</strong> Ortsvorsteher ausEberswalde, Finow und Chorin setzen sich aktiv gegen eine Freileitung ein 108 .Das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe wird nicht alsKonfliktpartei gesehen, sondern als Behörde, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Planungsprozesse zur<strong>Uckermarkleitung</strong> betreut.6.2.6 Erdverkabelung als <strong>die</strong> schlechtere AlternativeDie Erdverkabelung wird im Vergleich zur Freileitung von allen Amts- undGemeindevertretern als <strong>die</strong> schlechtere Alternative wahrgenommen.Angeführt werden wirtschaftliche, ökologische, technische und soziale Gründe.So wäre allein <strong>die</strong> Ba<strong>um</strong>aßnahme „wirtschaftlicher Wahnsinn“ 109 und es wirdbefürchtet, dass <strong>die</strong> riesigen Kosten letztlich vom Stromkunden bezahltwerden müssten. Stabile Strompreise hätten für <strong>die</strong> Menschen in der Regionaber große Bedeutung 110 . Auch unter ökologischen Gesichtspunkten wäre <strong>die</strong>Freileitung zu bevorzugen, da <strong>die</strong> Schneisen für <strong>die</strong> Erdverkabelung mindestensgenauso groß wären wie für eine Freileitung 111 und gleichzeitig große Eingriffein unterirdische Systeme vorgenommen werden müssten. „Hier könntenRisiken auf uns zukommen“, so der Vertreter aus Werneuchen, <strong>die</strong> mit denender Geothermie vergleichbar wären 112 . Der Vertreter aus Rüdnitz sieht zudemtechnische Probleme <strong>beim</strong> Stromtransport. Strom über weite Strecken zutransportieren, funktioniere nur über Freileitungen und nicht über Erdkabel 113 .Doch auch unter sozialen Gesichtspunkten, hätte man mit derErdkabelvariante nichts gewonnen. So würden nach dem Motto „Aus denAugen aus dem Sinn“ <strong>die</strong> aktuellen Proteste erst einmal verst<strong>um</strong>men, jedochwäre zu befürchten, dass sich <strong>die</strong> Proteste nur verlagern und Bürgerinitiativengegen <strong>die</strong> Erdverkabelung gegründet werden. Denn Betroffene gäbe esweiterhin. Zu <strong>die</strong>sen würden z.B. <strong>die</strong> Waldbesitzer und Landwirte gehören, aufderen Flächen <strong>die</strong> Erdverkabelung durchgeführt wird 114 . In Eberswalde wurde<strong>die</strong> Planungsvariante Erdverkabelung eingestellt, weil <strong>die</strong>s bedeutet hätte, dassGärten und Garagen hätten abgerissen werden müssen. Im Gegensatz zurFreileitung hätte man dann einen wirklichen Konflikt mit den Anwohnerngehabt 115 .Erdverkabelung würdeProteste nur verschieben108 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.109 Vertreter der Gemeinde Rüdnitz (2012) Interview geführt am 20.03.2012.110 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011, Vertreter der Gemeinde Angermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012.111 Vertreter der Gemeinde Rüdnitz (2012) Interview geführt am 20.03.2012.112 Vertreter der Gemeinde Werneuchen (2012) Interview geführt am 01.03.2012.113 Vertreter der Gemeinde Rüdnitz (2012) Interview geführt am 20.03.2012.114 Vertreter der Gemeinde Angermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012.115 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.37


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseTab. 7: Von den Amts- und Gemeindevertretern genannte Gründe gegenErdverkabelungLandschaftsbild, Gesundheit,Lebensqualität lassen sich nichtkompensieren6.2.7 Kompensation und KommunikationIn den Interviews mit den Amts- und Gemeindevertretern wurdenverschiedene Wege aufgezeigt, wie der Konflikt gelöst werden könnte. Immerwieder wurde angesprochen, dass <strong>die</strong> Gemeinden finanziell nichts vomNetzausbau haben 116 . Bei der Ausweisung von Windparks hingegen profitierensowohl Privatpersonen als Verpächter als auch <strong>die</strong> Gemeinden über <strong>die</strong>Gewerbesteuer. Eine generelle Kompensationsregelung wird kritisch gesehen,da man nur materielle Verluste kompensieren können, nicht jedochLandschaftsbild, Gesundheit und Lebensqualität 117 . Für den Vertreter ausAngermünde wäre Kompensation sogar eine Art „Gruppenbestechlichkeit“ undfährt fort:„Ein Weg, der führt in <strong>die</strong> Irre, wenn man das kultiviert, heißtdas, dass alles käuflich ist. Gerade der Landschaftsra<strong>um</strong> und<strong>die</strong> Natur, das sind Sachen, <strong>die</strong> sind nicht käuflich.“ 118Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Gerade bei den Einwendungen aus denReihen der betroffenen Landwirte lässt sich durchaus erkennen, dass sich derProtest durch finanzielle Kompensation abschwächen ließe. So wird manchenGegnern des Vorhabens sogar vorgeworfen, sich nur zu engagieren, damit <strong>die</strong>Kompensation anschließend dementsprechend hoch ausfällt.Eine andere Form der Kompensation, sind <strong>die</strong> gesetzlich vorgeschriebenenAusgleichsmaßnahmen. Diese Form der Kompensation hat für <strong>die</strong> befragtenPersonen allerdings keine große Bedeutung. 119Frühzeitige Kommunikationund Mediation gewünschtAndere Vorschläge betreffen <strong>die</strong> Kommunikation zwischen den Akteuren vorOrt. So bedürfe es aktiver Kommunikation bereits im Vorfeld von Projekten wie116 Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ (2012) Interview geführt am 19.03.2012.117 Vertreter der Gemeinde Werneuchen (2012) Interview geführt am 01.03.2012.118 Vertreter der Gemeinde Angermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012.119 Vertreter der Gemeinde Rüdnitz (2012) Interview geführt am 20.03.2012.38


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyseder <strong>Uckermarkleitung</strong> 120 . Hier sollte der Übertragungsnetzbetreiber <strong>die</strong> erstenSchritte tun 121 . Es wird darauf verwiesen, dass <strong>die</strong> Windenergiefirmen inpuncto Kommunikation deutlich fortschrittlicher sind, da sie gleich mitMediatoren „ins Feld“ gehen 122 .6.2.8 Deutungsmuster in den Diskussionen zur <strong>Uckermarkleitung</strong>Die Vorhabenträgerin Vattenfall Europe / 50 Hertz wird als Akteur mit großemEinfluss in der Region gesehen. Von niemandem wird angezweifelt, dass esz<strong>um</strong> Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong> kommen wird. Es wird nicht einmal darangezweifelt, dass <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> genau in der Weise gebaut wird wieVattenfall Europe / 50 Hertz es sich vorstellt. So meint der Vertreter derGemeinde Sydower Fließ: „kein Protest der Welt wird den Stromwegverändern.“ 123 Wieder<strong>um</strong> schwingt das Bild des „Goliath“ mit, der <strong>die</strong> Regionbeherrscht.Doch unter den befragten Amts- und Gemeindevertretern scheint niemandWillens zu sein, <strong>die</strong> Rolle des „David“ zu übernehmen, der sich gegen denGoliath auflehnt. Mehrere Vertreter äußern sich dahingehend, dass <strong>die</strong>Stimme der Gemeinden „zu schwach“ 124 sei, <strong>um</strong> wirklich etwas zu bewirken.Stattdessen wird in den Interviews ein Bild des optimalen Energieversorgersgezeichnet, den man sich für <strong>die</strong> Region wünscht. So wäre es für <strong>die</strong> Akzeptanzförderlich, wenn der Netzbetrieb in städtischer Hand 125 oder in der Hand vonmittelständischen Unternehmen läge, <strong>die</strong> selbst Erneuerbare Energienerzeugen 126 .Niemand will der „David“ sein6.3 Der Kern des KonfliktsNachdem <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nanalyse dabei geholfen hat, <strong>die</strong> grundsätzlichenDeutungsmuster im Konflikt zu verstehen, konnte mithilfe der Befragung derAmts- und Gemeindevertreter der Konflikt in seiner rä<strong>um</strong>lichen Dimensionerfasst werden. Im folgenden Kapitel sollen <strong>die</strong> direkt in den Konfliktinvolvierten Akteure zu Wort kommen. Ziel ist es, mehr über <strong>die</strong> <strong>Streit</strong>punktezu erfahren. Nacheinander werden <strong>die</strong> Positionen des Vorhabenträgers50 Hertz, der Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“, derNaturschutzverbände und des Landesamtes für Bergbau, Geologie undRohstoffe dargestellt.6.3.1 Der VorhabenträgerDer Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz ist Vorhabenträger der<strong>Uckermarkleitung</strong>. Die Planungen der Leitung reichen bis 2005 zurück. NachUnternehmensangaben ist <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> von nationaler Bedeutung,<strong>um</strong> im Rahmen der Energiewende Erneuerbare Energien ans Stromnetzanzuschließen und zur Versorgungssicherheit in Deutschland beizutragen. Die120 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.121 Vertreter der Gemeinde Gramzow (2012) Interview geführt am 01.03.2012.122 Vertreter der Gemeinde Sydower Fließ (2012) Interview geführt am 19.03.2012.123 ebenda124 Vertreter der Gemeinde Melchow (2012) Interview geführt am 06.03.2012.125 Vertreter der Gemeinde Angermünde (2012) Interview geführt am 06.03.2012.126 Ortsvorsteher Brandenburgisches Viertel in Eberswalde (2011) Interview geführt am13.12.2011.39


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseMeinung Einzelner nicht mitBevölkerungsmeinungverwechselnSchutz der Biosphäre und desLandschaftsbilds als wichtigsteProtestgründe<strong>Uckermarkleitung</strong> hat ebenfalls Bedeutung zur Umsetzung des Verbundplanstranseuropäischer Energienetze. Das Ra<strong>um</strong>ordnungsverfahren wurde imDezember 2007 abgeschlossen. Der Abschluss des Planfeststellungsverfahrenssteht noch aus. Aktuell liegt eine Trassenänderung der <strong>Uckermarkleitung</strong> imBereich Eberswalde zur Einsichtnahme aus 127 .Seit 2008 sieht sich 50 Hertz mit Protesten und Widerstand in der Bevölkerungvor allem zwischen Angermünde und Eberswalde konfrontiert. In Eberswaldeliegt durch <strong>die</strong> Trassenführung entlang des Brandenburgischen Viertels einegewisse Betroffenheit vor. Hier ist auch <strong>die</strong> Erdkabeldiskussion vergleichsweisestark. In Angermünde befindet sich das Besucherzentr<strong>um</strong> desBiosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Hier gibt es Sorgen vor negativenImplikationen für den Tourismus. Die Proteste werden von einer gutorganisierten Bürgerinitiative gebündelt, in den Kommunen wird über <strong>die</strong>Leitung diskutiert, das Thema hat einen gewissen Bekanntheitsgrad und in denMe<strong>die</strong>n wird kontinuierlich darüber berichtet. Unter den aktiven Kritikern gibtes, so 50 Hertz, durchaus Personen, <strong>die</strong> aus altruistischen Beweggründenheraus handeln, <strong>um</strong> öffentliche Güter zu schützen. Anderen gehe es wieder<strong>um</strong><strong>um</strong> private Interessen, weil sie eine Wertminderung ihres Grundstücksbefürchten. Man müsse jedoch aufpassen, so 50 Hertz, <strong>die</strong> Meinung derwenigen aktiven Personen mit der allgemeinen Bevölkerungsmeinung in derRegion zu verwechseln. Es gibt einzelne Personen, <strong>die</strong> in den Me<strong>die</strong>n„überbetont“ werden.Als Hauptbeweggründe sich gegen <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> zu engagieren sieht50 Hertz:• Natur- und Vogelschutz: Dieser ist insbesondere für <strong>die</strong> Biosphärenregionvon großer Bedeutung. Allerdings tangiert <strong>die</strong> geplante Leitung <strong>die</strong>Biosphäre auf erheblich weniger Kilometern als <strong>die</strong> bereits existierende220-kV-Leitung und führt zudem nur durch <strong>die</strong> Schutzzone 1 desBiosphärenreservats.• Tourismus und Landschaftsbild: Die Region setzt aus Mangel vonAlternativen stark auf Tourismus und befürchtet negative Auswirkungen.• Private Interessen: Hier gibt es vor allem <strong>die</strong> Sorge, dass eine etablierteRegionalmarke leide, da <strong>die</strong> Weidegründe durch <strong>die</strong>Höchstspannungsleitung z<strong>um</strong> Teil überspannt werden.• Wertminderung: Insbesondere <strong>die</strong> Wertminderung von Grundstücken wirdbefürchtet.• Gesundheit: Sorge vor gesundheitlicher Beeinträchtigung durchelektromagnetische Strahlung.Erdverkabelung keineAlternativeDie Erdverkabelung der 380-kV-Leitung ist für 50 Hertz keine Alternative, da sieeinen enormen Eingriff in den Bodenhaushalt bedeuten würde. Die Menschenglauben zwar an den Spruch „Aus den Augen aus dem Sinn“, doch im Falle derErdverkabelung einer 380-kV-Leitung müssten unterirdische Bauwerkeerrichtet werden, in denen 20 bis 25 Kabel nebeneinander liegen. Eine 30-35 m127 http://www.50hertz.com/de/1601.htm (abgerufen am 23.06.2012)40


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysebreite, oberirdisch sichtbare Trasse, alle 800m Muffenbauwerke sowieZufahrtswege wären erforderlich. Die Erdverkabelung würde deutlich teurerausfallen und ist auf 380-kV-Ebene technisch noch nicht ausgereift. Außerdemkönne 50 Hertz nicht einfach erdverkabeln, da eine Freileitung beantragtwurde.Bezogen auf <strong>die</strong> Planungs- und Kommunikationsprozesse mag 50 Hertz nichtausschließen, dass in der Anfangsphase der Planung von Vattenfall EuropeTransmission Fehler in der Kommunikation gemacht wurden. Daraus habe mangelernt und bemühe sich deshalb frühzeitig auf <strong>die</strong> Bürger zuzugehen. Im Falleder <strong>Uckermarkleitung</strong> versuche man durch Pressearbeit,Veranstaltungsbesuche, Gespräche mit Bürgermeistern, Amtsvorstehern undBürgern, Trassenbefahrungen etc. den Konflikt zu versachlichen.6.3.2 Die unmittelbaren KritikerDie Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom - keine Freileitung durchsReservat“ ist seit 2008 aktiv und versucht, <strong>die</strong> von der 50 Hertz TransmissionGmbH geplante 380-kV-Freileitung von Bertikow nach Neuenhagen in derbeabsichtigten Form als „Freilandleitung“ verhindern. Sie versteht sich alsGegengewicht zu Behörden und Netzbetreiber, will den Netzausbau aber nichtgrundsätzlich blockieren. Um ihr Ziel zu verwirklichen klärt sie über <strong>die</strong> Risikenauf, <strong>die</strong> von der geplanten 380-kV-Freileitung für Mensch und Natur ausgehen,entwickelt Alternativen, mobilisiert politische Unterstützung für ihreForderung auf der kommunal-, landes- und bundespolitischen Ebene und sorgtfür Transparenz der Planungsprozesse und Entscheidungen, so in ihrerSelbstdarstellung 128 . Gegen <strong>die</strong> Freileitung hat <strong>die</strong> Bürgerinitiative zwar 2000Unterschriften gesammelt, doch sie gesteht zugleich ein, dass es in derUckermark schwierig sei, Leute zu mobilisieren.Wichtigste Beweggründe, <strong>die</strong> genannt wurden, war<strong>um</strong> sich Menschen in derRegion gegen den Bau der Freileitung engagieren, sind:• Unmittelbare Betroffenheit: Wer ein Haus an der Stromtrasse hat, mussmit höheren Versicherungsprämien rechnen und zudem ist <strong>die</strong> freie Sichtauf Landschaft durch <strong>die</strong> Leitung verstellt.• Naherholung: Viele Berliner, <strong>die</strong> in der Region Erholung suchen, führen sichbeeinträchtigt.• Landschaftsbild: Der freie Blick auf <strong>die</strong> schöne Landschaft wird verstelltund das Ortsbild technisch überfremdet.• Vogelschutz: Die Biosphäre ist eines der hochwertigstenVogelschutzgebiete. Verluste bis zu 400 Vögel pro km im Jahr wären durch<strong>die</strong> Freileitung zu erwarten.• Wirtschaftliche Faktoren: Tourismus und verschiedene Regionalmarkenwürden durch <strong>die</strong> Freileitung beeinträchtigt. Auch werden Auswirkungenauf den Wert der Immobilien erwartet.• Gesundheitsaspekt: Die 380-kV-Freileitung bringe ein großesgesundheitliches Gefährdungspotential mit sich.Offene, aktive KommunikationbevorzugtWertminderung undBeeinträchtigung desLandschaftsbildes als Gründefür Engagement128 http://www.trassenfrei.de/epassion/index.php/Startseite.html (abgerufen am 23.06.2012)41


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseDurch Erdverkabelung würdenviele BeeinträchtigungenwegfallenGroßes Kräfteungleichgewichtin der RegionAus <strong>die</strong>sen Gründen wird für das Biosphärenreservat und für Abschnitte, andenen <strong>die</strong> Trasse Wohnbebauung tangiert, <strong>die</strong> Erdverkabelung der 380-kV-Leitung gefordert. So würden <strong>die</strong> negativen Auswirkungen auf Tourismus,Gesundheit und Tierwelt wegfallen.Immer wieder wird von den Vertretern der Bürgerinitiative dasUngleichgewicht der Kräfte in der Region betont. Diese Wahrnehmung lässtsich exemplarisch an der mit der Vertreterin des Vereins „Zubila“, <strong>die</strong> ebenfallsin der Bürgerinitiative aktiv ist, durchgeführten Kraftfeldanalyseveranschaulichen.Abb. 6: Ergebnis der Kraftfeldanalyse im Rahmen des Interviews mitVertreterin des Vereins „Zubila“Politik, Übertragungsnetzbetreiber und Genehmigungsbehörden werden alsAkteure gesehen, <strong>die</strong> dem Vorhaben positiv gegenüber stehen und zugleichüber sehr viel Einfluss verfügen. Hingegen werden Umweltverbände und <strong>die</strong>Bürgerinitiative als Kritiker des Vorhabens mit wenig Einfluss gesehen. Die hatein Klima des Misstrauens befördert, dass sich z.B. darin ausdrückt, dass dasGefühl vorherrscht, das Ra<strong>um</strong>ordnungsverfahren sei „hinter dem Rücken“ derBürgerInnen durchgeführt worden.In den Gemeinde- und Ortsvorstehern werden hingegen wichtige Verbündetegesehen. Sie ermöglichen nicht nur den Zugang zu den Bürgern, sondern elfOrtsvorsteher haben sich auch über Aktion „Ortsvorsteher melden sich zuWort“ am Protest beteiligt.6.3.3 Die ProtestunterstützerZu den wichtigsten Unterstützern der Bürgerinitiative in der Uckermark-Regionzählen <strong>die</strong> Umwelt- und Naturschutzverbände. Anders als bei den anderenAkteuren gelang es nicht, einen Interviewpartner aus <strong>die</strong>ser Akteursgruppe zugewinnen. Da sie jedoch immer wieder als Akteure im Konflikt benanntwurden, soll mit Hilfe einer Inhaltsanalyse der Stellungnahme der anerkannten42


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseNaturschutzverbände in Brandenburg gegen <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> 129 ihrePosition herausgearbeitet werden. In ihrer Stellungnahme lehnen <strong>die</strong>Naturschutzverbände nicht den Netzausbau insgesamt ab, üben aber deutlicheKritik am Umfang des geplanten Neubaus von Leitungen. Insbesondere fordernsie ein Vorgehen nach dem Grundsatz: Optimierung vor Verstärkung vorNeubau.Nach Ansicht der anerkannten Naturschutzverbände würde der Bau derFreileitung erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft mit sich bringen.Insbesondere würde der Bau Landschaftsrä<strong>um</strong>e zerschneiden und so• zur Abwertung des Landschaftsbildes,• zur Abwertung der faunistischen Lebensrä<strong>um</strong>e und• zur Beeinträchtigung der Lebensqualität der ansässigen Bevölkerungführen.Weiterhin käme es durch den Bau der <strong>Uckermarkleitung</strong> zu einerBeeinträchtigung von Schutzgebieten internationalen Ranges. Dies würde• eine gesamtökologische Entwertung großer Waldgebiete und• eine Verschlechterung des Lebensra<strong>um</strong>es von Großvögeln wie Gans,Kranich und Adler mit sich bringen.Der Bau hätte negative Auswirkungen auf den Tourismus in der Region. Aus<strong>die</strong>sen Gründen setzen sich <strong>die</strong> anerkannten Naturschutzverbände für <strong>die</strong>Erdverkabelung der Leitung sowie eine weiträ<strong>um</strong>ige Umtrassung derSchutzgebiete ein.Aber auch <strong>die</strong> Planungsprozesse zur <strong>Uckermarkleitung</strong> werden von Seiten derNaturschutzverbände kritisiert. So sei keine wirkliche Trassenalternativegeprüft worden und es sei auch nicht ersichtlich, dass der Vorhabenträger <strong>die</strong>Optimierungspotenziale der bestehenden Leitungen ausgeschöpft hätte. Auchhätten <strong>die</strong> Verbände Zweifel, ob der Leitungsneubau tatsächlich z<strong>um</strong> AnschlussErneuerbarer Energien erfolge.6.3.4 Die PlanungsverantwortlichenSeit 2005 sind Energieleitungen ab einem Spannungslevel von 110 kVplanfeststellungspflichtig. Das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffeist <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Planfeststellung zuständige Behörde. Das Amt muss private undöffentliche Interessen gegeneinander abwägen und auf Rechtsgrundlageentscheiden, ob Antrag genehmigungsfähig ist. Andere Behörden arbeiten ausihrem Fachbereich zu und geben Fachstellungnahmen ab.Die innerhalb des Planfeststellungsverfahrens eingegangenen 1250Einwendungen gegen <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> sind im Vergleich zu anderenEnergieleitungen relativ viel. Nichtsdestotrotz habe das Amt keinenEntscheidungsspielra<strong>um</strong>: entweder wird Trasse so wie sie jetzt vorgelegtwurde planfestgestellt oder nicht. Wenn eine ganz neue Trasse gefundenwerden sollte, müsste der Antrag abgelehnt und das Verfahren von neuembegonnen werden.Erhebliche Eingriffe in Naturund Landschaftnegative Auswirkungen aufTourismusMisstrauen und Kritik anPlanungsprozessenAmt ohneEntscheidungsspielra<strong>um</strong>129 Stellungnahme der anerkannten Naturschutzverbände in Brandenburg gegen <strong>die</strong> 380-kV-Freileitung Bertikow-Neuenhagen (<strong>Uckermarkleitung</strong>) vom 26.09.201043


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseBeeinträchtigungen z<strong>um</strong> Teilnur gefühlt und vermutetAuch bei Erdverkabelung sindLeute betroffenDie Kritikpunkte der Menschen in der Region betreffen vor allem:• Landschaftsbild• Befürchtung gesundheitlicher Beeinträchtigung durch daselektromagnetische Feld• Beeinträchtigung des Tourismus• Beeinträchtigung der Wirtschaft• Beeinträchtigung des Naturra<strong>um</strong>es• Inanspruchnahme von Grundstücken (bei Betroffenheit)• Anzweiflung des Bedarfs der LeitungDabei sei zu berücksichtigen, dass <strong>die</strong> Beeinträchtigung in mehreren Bereichennur eine gefühlte Beeinträchtigung sei. So werden z.B. <strong>die</strong>elektromagnetischen Grenzwerte auch heute nicht überschritten und <strong>die</strong>Beeinträchtigung des Tourismus sei lediglich eine Vermutung.Durch <strong>die</strong> von der Bürgerinitiative vorgeschlagene Erdverkabelung würde <strong>die</strong>Störung des Landschaftsbildes stark gemindert, obwohl eine Schneise bliebe,<strong>die</strong> gefühlte gesundheitliche Beeinträchtigung wäre geringer, würde jedochauch nicht ganz wegfallen, das Thema Vogelschutz würde wegfallen und <strong>die</strong>Beeinträchtigung des Tourismus und der regionalen Wirtschaft würde geringerausfallen. Es bliebe <strong>die</strong> Problematik, dass auch von der ErdverkabelungGrundstücke betroffen wären. Die Erdverkabelung sei zudem heute noch nichtStand der Technik und sehr teuer.44


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse7 FazitAbschließend sollen eine übergreifende Einschätzung des Konflikts <strong>um</strong> <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong> vorgenommen und Schlussfolgerungen für das künftigeVorgehen in ähnlich gelagerten Konfliktfeldern gezogen werden. In <strong>die</strong>übergreifende Analyse gehen <strong>die</strong> Ergebnisse aus der Me<strong>die</strong>nanalyse, derBefragung der Amts- und Gemeindevertreter und der Befragung der direkt inden Konflikt involvierten Akteure ein. Es wird eine rä<strong>um</strong>liche Eingrenzung desKonflikts vorgenommen, <strong>die</strong> Kerninhalte des Konflikts werden bestimmt, eswird versucht, <strong>die</strong> Akteurskonstellationen im Konflikt nachzuzeichnen, und eswerden <strong>die</strong> metaphorischen Deutungsmuster im Konflikt beschrieben.7.1 Rä<strong>um</strong>liche Dimension des KonfliktsDurch <strong>die</strong> starke Konzentration der regionalen Presse auf <strong>die</strong> Arg<strong>um</strong>entationder Bürgerinitiative und den Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong>, bekommt dasThema eine viel größere Bedeutung als es tatsächlich hat. Folgt man allein derMe<strong>die</strong>ndarstellung, entsteht der Eindruck, dass der Konflikt rä<strong>um</strong>lich <strong>die</strong> ganzeUckermark und breite Teile der Bevölkerung erreicht hat sowie von vielenweiteren Akteuren unterstützt wird. Dieses Bild muss nach den Interviews mitden Amts- und Gemeindevertretern revi<strong>die</strong>rt werden.Übereinstimmend wird der Konflikt als Problem der Region rund <strong>um</strong> dasBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin gesehen. In <strong>die</strong>ser Region verläuft <strong>die</strong>geplante 380-kV-Leitung durch ein Schutzgebiet von internationalem Rang undzudem sehr nah an Wohnbebauung entlang. Hier stechen <strong>die</strong> OrteSenftenhütte und Schmargendorf hervor, <strong>die</strong> im Verhältnis zu derEinwohnerzahl eine sehr hohe Prozentzahl an Einwendungen gegen <strong>die</strong><strong>Uckermarkleitung</strong> aufweisen und aus denen auch <strong>die</strong> Hauptinitiatoren derBürgerinitiative kommen. In <strong>die</strong>sen und anderen Dörfern der Biosphärenregionfinden <strong>die</strong> Aktivitäten der Bürgerinitiative Resonanz in der Mehrheit derBevölkerung. Doch bereits in Eberswalde interessieren sich nur noch wenigeAnwohner für <strong>die</strong> Aktivitäten der Bürgerinitiative.Sowohl im nördlichen als auch im südlichen Abschnitt der geplanten Trassespielt <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> nur eine marginale Rolle in der Tagespolitik. Imsüdlichen Teil der geplanten <strong>Uckermarkleitung</strong> verläuft <strong>die</strong> Trasse entlang vonGemeinden, <strong>die</strong> bereits durch Hoch- und Höchstspannungsnetze bebaut sindund auch durch Windkraftanlagen stark vorgeprägt sind. Im nördlichen Teil dergeplanten Freileitung finden sich nur in einzelnen Ortsteilen Proteste, wo <strong>die</strong>Freileitung in einer für <strong>die</strong> Bevölkerung sichtbaren Entfernung entlang führensoll. Ansonsten finden <strong>die</strong> Planungsprozesse hier aufgrund der geringenBesiedlungsdichte weniger Resonanz.Ein Grund für <strong>die</strong> Begrenzung der Resonanz der Bürgerinitiative dürfte imselbst gewählten Namen „Biosphäre unter Strom“ liegen. So war dasBiosphärenreservat Schorfheide-Chorin Ausgangspunkt des Engagements derBürgerinitiative. Doch ist <strong>die</strong> Arg<strong>um</strong>entation der Bürgerinitiative imKonfliktverlauf viel komplexer und ihr Ansatz viel <strong>um</strong>fänglicher geworden.Neben dem Biosphärenreservat geht es v.a. <strong>um</strong> Vogelschutz,Gesundheitsschutz, Bewahrung des Landschaftsbildes, <strong>um</strong> den Umgang mitBürgern und das Hinterfragen des Bedarfs an neuenHöchstspannungsleitungen. Möglicherweise hat aber gerade der gewählteAusmaß des Konflikts wird inden Me<strong>die</strong>n stark übertriebenTatsächlich lässt sich derKonflikt auf <strong>die</strong>Biosphärenregion begrenzen„Biosphäre unter Strom“verbindet und begrenzt45


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseName der Bürgerinitiative dazu beigetragen, dass der Konflikt im Außenra<strong>um</strong>v.a. als ein Problem der Biosphärenregion wahrgenommen wird, der dortwichtig und identitätsstiftend ist, aber nichts mit den entfernteren Regionen zutun hat.Gesundheitsgefährdung durchFreileitung wissenschaftlich<strong>um</strong>strittenGroßvögel in derRisikodiskussionErdverkabelung – großes oderkleines Übel?7.2 Inhaltliche Dimension des KonfliktsDie Einschätzung der <strong>Uckermarkleitung</strong> unterscheidet sich stark, je nachdem,mit welcher Konfliktpartei gesprochen wird. So besteht ein Interessenskonfliktzwischen den von der Freileitung direkt betroffenen Personen und demÜbertragungsnetzbetreiber. Während <strong>die</strong> Betroffenen Interesse an einerintakten Landschaft haben, <strong>die</strong> auch den gewohnten freien Blick darübereinschließt, ist der Übertragungsnetzbetreiber an einem möglichstkostengünstigen Bau der Leitung interessiert.Hinzu kommen Wahrnehmungsunterschiede, was <strong>die</strong> Risiken von Freileitungenund ihrer technologischen Alternativen betrifft. So besteht keine Einigkeit über<strong>die</strong> Gefährdung der menschlichen Gesundheit, <strong>die</strong> von der Freileitung ausgeht.Dieses Thema ist insbesondere der wissenschaftlichen Informationslagegeschuldet. So gibt es epidemiologische Untersuchungen, <strong>die</strong> eine Häufungvon Leukämie-Erkrankungen bei Kindern zeigen, <strong>die</strong> in der Nähe von Hoch- undHöchstspannungsleitungen wohnen. Allerdings lassen sich bei <strong>die</strong>senUntersuchen keine Kausalzusammenhänge herstellen 130 . Nichtsdestotrotzrufen <strong>die</strong> Untersuchungen vor allem bei Eltern eine unbestimmte Angst hervor,<strong>die</strong> sie auch deutlich z<strong>um</strong> Ausdruck bringen 131 .Dieses befürchtete Risiko wiegt <strong>um</strong>so schwerer, da es sich instr<strong>um</strong>entalisierenlässt. So veranstaltete <strong>die</strong> Bürgerinitiative eine Veranstaltung, wo sie mitLeuchtstoffröhren unter eine Freileitung ging und <strong>die</strong> Leuchtstoffröhren zuleuchten anfingen. Damit wollten sie <strong>die</strong> Gefährlichkeit von Freileitungenillustrieren. Für <strong>die</strong>sen Effekt ist allerdings das elektrische Feld verantwortlichund nicht das elektromagnetische Feld. Doch <strong>die</strong>se Veranstaltung hat ihre vonder Bürgerinitiative geplante Wirkung nicht verfehlt und führte zu einerdeutlich verstärkten Verunsicherung der Bevölkerung.Unterschiedliche Wahrnehmungen gibt es auch bei der Frage über dentatsächlichen Verlust von Vögeln durch Leitungsanflug. Die Bürgerinitiative und<strong>die</strong> Naturschutzverbände sehen insbesondere für Großvögel wie Adler, Gänseund Kraniche erhebliche Risiken durch Elektroleitungen. So zeigenUntersuchungen, dass Ausweichmanöver häufig misslingen und Vögel an denElektroseilen verunglücken. 50 Hertz betont hingegen, dass Verletzungen odertödliche Unfälle von Vögeln durch Stromschlag, wie sie bei Freileitungengeringerer Spannungsebenen bis 110 kV aufgetreten sich beiHöchstspannungsfreileitungen nicht ereignen können. Die verwendetenBündelleiter können Vögel besser erkennen und durch den großenIsolationsabstand können Vögel auch keine Stromschläge erleiden. BeideSeiten können ihre Haltung mit Fachgutachten belegen.Ebenso bestehen sich überschneidende Interessens- und Wissenskonfliktehinsichtlich der zentralen Forderung der Erdverkabelung. Da es sich <strong>um</strong> einerelativ neue Technologie handelt, <strong>die</strong> in Deutschland auf der 380-kV-Ebene130 Kaatsch, P. (2004): Hochspannungsleitung und Leukämie bei Kindern.131 So z.B. auf der Informationsveranstaltung in der Bl<strong>um</strong>berger Mühle am 13.03.2012.46


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalysebisher nur durch <strong>die</strong> im EnLAG vorgesehenen Pilotprojekten erprobt wird,kursieren sehr unterschiedliche Zahlen, was <strong>die</strong> Mehrkosten und <strong>die</strong>Störanfälligkeit <strong>die</strong>ser Leitungen betrifft, <strong>die</strong> je nach Interessenlageunterschiedlich verwendet werden. Wenn auch nicht alle Risiken wegfallen, sosieht <strong>die</strong> Bürgerinitiative in der Erdverkabelung der 380-kV-Leitung doch das„kleinere Übel“. Doch aus Sicht des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertzbedeutet Erdverkabelung einen enormen Eingriff in den Naturhaushalt, dervon den Freileitungsgegnern stark unterschätzt werde. Diese Sichtweise wirdvon den Amts- und Gemeindevertretern mitgetragen. Zudem befürchten sie,dass <strong>die</strong> Proteste gegen <strong>die</strong> Leitung nicht verst<strong>um</strong>men würden, sondern sichnur auf andere Betroffenengruppen verlagern würden.Ein weiterer Aspekt im Konflikt ist der mögliche Werteverlust vonGrundstücken und Immobilien. Da der Bau der Freileitung den Wert derbetroffenen Gebäude herabsetzen könnte, verwundert es nicht, dass sich inden Reihen der Menschen, <strong>die</strong> sich gegen den Bau aussprechen, viele HausundFlächeneigentümer finden. Landwirte spielen <strong>beim</strong> Protest ebenfalls eineRolle. Gerade im nördlichen Teil der Leitung würden zahlreicheLandwirtschaftsflächen für den Netzausbau in Anspruch genommen werden.Der Übertragungsnetzbetreiber betont jedoch, dass es sich bei demWertverlust-Arg<strong>um</strong>ent nur <strong>um</strong> Befürchtungen handelt, <strong>die</strong> so nicht eintretenmüssen und in vergleichbaren Fällen auch nicht eingetreten sind.Generelle finanzielle Kompensationen wie sie von 50 Hertz in das NABEGeingebracht wurden, werden jedoch von Seiten der Bürgerinitiative wie auchder Amts- und Gemeindevertreter abgelehnt. Beeinträchtigungen desgewohnten Landschaftsbilds, der Lebensqualität oder der Gesundheit lassensich nicht kompensieren, so <strong>die</strong> einhellige Meinung.Ein nicht zu unterschätzender Faktor des Protests ist der nicht erkennbareNutzen des Projektes, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene.Zwar wird der Netzausbau von allen Akteuren der Region als sinnvoll undnotwendig bezeichnet, doch über den Umfang des notwendigen Ausbaus gibtes unterschiedliche Ansichten. Interessanterweise sind <strong>die</strong> Stimmen, <strong>die</strong> einenNachweis der wirtschaftlichen Notwendigkeit des Baus der <strong>Uckermarkleitung</strong>fordern nicht häufig. Wahrscheinlich deshalb, weil sich <strong>die</strong> Bürgerinitiativen,aber auch <strong>die</strong> Umweltverbände nicht grundsätzlich gegen den Netzausbaustellen, sondern nur gegen das „WIE“. Gerade <strong>die</strong> viel zitierte DENA II Stu<strong>die</strong>böte viel Ra<strong>um</strong> für Kritik, aus der sich Zweifel an der wirtschaftlichenNotwendigkeit der <strong>Uckermarkleitung</strong> ableiten ließen. Doch <strong>die</strong>se Zweifel, <strong>die</strong>bei anderen Planungsvorhaben deutlich kommuniziert werden, finden sich<strong>beim</strong> Protest der <strong>Uckermarkleitung</strong> nicht. Stattdessen wird immer wieder <strong>die</strong>Prüfung eines Alternativstandortes angesprochen und gefragt, wieso in dasRa<strong>um</strong>ordnungsverfahren nicht Alternativen einbezogen wurden, <strong>die</strong> eineweiträ<strong>um</strong>ige Umgehung des Biosphärenreservats z<strong>um</strong> Inhalt haben.7.3 Prozessdimension des KonfliktsUnabhängig von den inhaltlichen <strong>Streit</strong>punkten wird immer wieder <strong>die</strong>Unzufriedenheit mit dem Planungsprozess und mit der Kommunikation seitensdes Vorhabenträgers und den Behörden geäußert. So wird insbesonderegefordert, <strong>die</strong> Planungsprozesse transparenter zu gestalten. Darunter fällt,dass erwartet wird, dass Vorhabenträger und Behörden aktiver auf <strong>die</strong>Wertverluste nur befürchtet?Fehlender Nutzen undunberücksichtigte AlternativenTransparentere Gestaltung derPlanungsprozesse gefordert47


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseStärker am Bürger orientiertePolitikVerbesserung derKommunikation zwischenPlanungsverantwortlichen undBürgernBürgerinnen und Bürger zugehen und sich nicht hinter der Formel verstecken,man halte sich nur an <strong>die</strong> gesetzlichen Vorgaben.Dazu gehört aber auch, dass <strong>die</strong> Planungsgrundlagen und <strong>die</strong> sich darausergebenden Konsequenzen für <strong>die</strong> Region offengelegt werden. Nicht nur beider 380-kV-Leitung, sondern auch bei anderen Bauvorhaben in der Region,wurde hinsichtlich der Transparenz gerade am Anfang des Prozesses einigesversä<strong>um</strong>t, so dass <strong>die</strong> BürgerInnen ein „generelles Mistrauen“ gegenüber denPlanungsverantwortlichen hegen. Ein positives Signal ist, dass <strong>die</strong> detailliertenPläne in digitaler Form nicht durch <strong>die</strong> Auslegungsbehörden zur Verfügunggestellt wurden, sondern schlussendlich von der Vorhabenträgerin 50 Hertz.Interessant ist, dass selbst <strong>die</strong> Akteure der Bürgerinitiative nicht unbedingteine stärke Mitsprache und mehr Entscheidungsmöglichkeiten fordern,sondern eine stärker am Bürger orientierte Politik. Hier braucht manInstr<strong>um</strong>ente für <strong>die</strong> Entscheidungsträger, damit sie <strong>die</strong> „Stimme des Volkes“besser vernehmen und gewichten können. Und genau hier bedarf es einergrößeren Mitsprache und auch mehr Entscheidungsmöglichkeiten für <strong>die</strong>BürgerInnen. Denn nur so können sie enger in den Planungsprozesseingebunden werden. Für <strong>die</strong> Vertreter aus Politik und Verwaltung würde daseine verlässlichere Legitimationsgrundlage für Entscheidungen bedeuten.Eine weitere Forderung seitens der Gegner des Projektes betrifft den Umgangmit gesetzlichen Mindestanforderungen. Gerade bezüglich derMindestabstände und der zulässigen Werte bei der elektromagnetischenStrahlung werden klare Richtlinien gefordert. So wird häufig das Arg<strong>um</strong>entvorgebracht, dass verschiedene Nachbarländer Deutschlands bis zuhundertfach niedrigere Grenzwerte haben.Weiterhin wird es für wichtig erachtet, <strong>die</strong> Kommunikation zu verbessern. Diessei ein unausweichlicher Bestandteil zur Lösung des Konfliktes. Allerdingsbefindet sich der Konflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> schon in einemfortgeschrittenen Stadi<strong>um</strong>, <strong>die</strong> Fronten sind verhärtet und beide Seiten sindbereit, ihre Forderungen im schlimmsten Fall gerichtlich durchzusetzen.Verantwortlich dafür sind Kommunikationsfehler am Beginn desPlanungsprozesses seitens des damals verantwortlichen VorhabenträgersVattenfall Europe Transmission, aber auch <strong>die</strong> teilweise ungenügendeInformation und ein ungeschickter Umgang der betroffenen Ämter mit denAkteuren des Protestes. So beklagt <strong>die</strong> Bürgerinitiative „Biosphäre unterStrom“, dass <strong>die</strong> Interessen der BürgerInnen nicht berücksichtigt und <strong>die</strong>Informationen unzureichend zugänglich gemacht wurden.Der erste sichtbare Schritt der Optimierung der Kommunikation erfolgteAnfang März 2012 auf einer Informationsveranstaltung in der Bl<strong>um</strong>bergerMühle, Nähe Angermünde. Hier waren alle Konfliktparteien vertreten, <strong>die</strong>Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“, das Wirtschaftsministeri<strong>um</strong>Brandenburgs, das Landesamt für Bergbau und <strong>die</strong> 50 Hertz TransmissionGmbH. Diese Veranstaltung war <strong>die</strong> erster ihrer Art und könnte ein „Modell fürzukünftige Planungen“ sein, so der Wirtschaftsminister von Brandenburg RalfChristoffers. Wobei auch er betonte, dass <strong>die</strong>se Art der Risikokommunikationbereits zwischen 2007 und 2009 hätte erfolgen müssen und nicht erst 2012.48


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine Diskursanalyse7.4 Akteure im KonfliktIm Konflikt stehen sich der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz und <strong>die</strong>Bürgerinitiative „Biosphäre unter Strom“ gegenüber. Obwohl beide Akteure inökonomischer Hinsicht nicht vergleichbar sind und ihr Verhältnis von großerMachtasymmetrie geprägt wird, ist es der Bürgerinitiative gelungen, wichtigegesellschaftliche Akteure auf ihre Seite zu bringen. So hat <strong>die</strong> Bürgerinitiativein der Biosphärenregion eine starke politische Position erlangt, <strong>die</strong> auch von50 Hertz nicht unterschätzt wird. Wichtig sind insbesondere <strong>die</strong> fachlicheUnterstützung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bürgerinitiative durch <strong>die</strong> staatlich anerkanntenNaturschutzverbände erfährt, sowie <strong>die</strong> politische und finanzielleUnterstützung durch mehrere Gemeinden in der Region. Durch gezielteKontaktsuche zu Landespolitikern und intensive Pressearbeit konnte sie denregional begrenzten Konflikt zu einem landesweiten Thema machen.Trotz <strong>die</strong>ser Erfolge bleiben <strong>die</strong> Möglichkeiten, am Trassenverlauf etwas zuändern bzw. <strong>die</strong> Leitung auf einigen Abschnitten unter <strong>die</strong> Erde zu verlegen,begrenzt. Verantwortlich sind <strong>die</strong> engen Verhandlungsspielrä<strong>um</strong>e, <strong>die</strong> durch<strong>die</strong> formalen Planungsverfahren vorgegeben sind. Die Erfolge auf politischerEbene sind weitaus größer. So ist es der Bürgerinitiative gelungen, auf <strong>die</strong>Notwendigkeit einer engen Einbeziehung von Bürgerinteressen inPlanungsverfahren aufmerksam zu machen. Dies führte zu einem Umdenken inder Unternehmenskommunikation bei 50 Hertz und zwang dasWirtschaftsministeri<strong>um</strong> in Brandenburg eine moderierende Funktion imKonflikt <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> einzunehmen.7.5 Metaphorische Dimension des KonfliktsIn Zusammenhang mit dem wahrgenommenen Ungleichgewicht zwischenBürger- und ökologischen Interessen auf der einen sowie „Profitinteressen“ aufder anderen Seite werden wiederholt Redewendungen zur Betonung desUngleichgewichts wie „David gegen Goliath“ oder der „lange SchattenVattenfalls“ benutzt. Dabei wird der Bürgerinitiative <strong>die</strong> Rolle des Davidszugesprochen und 50 Hertz <strong>die</strong> des Goliaths. Dieses Bild taucht in den Me<strong>die</strong>nebenso auf wie in den Interviews mit den unterschiedlichen Konfliktakteurenund anerkennt <strong>die</strong> Leistung der Bürgerinitiative, mit wenigen Aktiven demGoliath z<strong>um</strong>indest in der Biosphärenregion <strong>die</strong> Stirn geboten zu haben.Ein weiteres Sprachbild, das häufig im Diskurs verwendet wird, bezieht sich aufden Gegensatz zwischen der „unberührten“ Naturlandschaft der Uckermarkund einer „Großtechnik“, <strong>die</strong> in Form der <strong>Uckermarkleitung</strong> mit ihren„Stromriesen“ <strong>die</strong> Region prägen wird. Hinter <strong>die</strong>sem Bild findet sich <strong>die</strong> Angstvor einem Verlust der Heimat oder z<strong>um</strong>indest des Bildes das man sich von ihrgemacht hat. Die diskursive Anbindung der <strong>Uckermarkleitung</strong> an andereTechnologien, <strong>die</strong> in der Region bereits Fuß gefasst haben, zeigt auch, dass <strong>die</strong>Angst der Bürger auch in <strong>die</strong> Zukunft gerichtet ist: <strong>die</strong> Angst vor schleichenderund irreversibler industrieller Überformung einer für ihre Bewohnereinzigartigen Naturlandschaft.7.6 SchlussfolgerungenDer Wahrnehmung von demokratischen Defiziten im Genehmigungsverfahrenkönnte durch eine frühzeitigere Information der BürgerInnen und bessereBeteiligungsmöglichkeiten im Genehmigungsverfahren entgegen gewirktAufbau einer starkenpolitischen Position seitens derBürgerinitiativeDavid gegen GoliathUnberührte Landschaft versusGroßtechnikStärkere Gewichtung vonBürgerinteressen inGenehmigungsverfahren49


Der <strong>Streit</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Uckermarkleitung</strong> – Eine DiskursanalyseSozialeStandortcharakterisierunggekoppelt mit passendenBeteiligungsangebotenwerden. Es sind jedoch nur dann positive Auswirkungen auf <strong>die</strong> Akzeptanz zuerwarten, wenn <strong>die</strong>s auch zu einer stärkeren Gewichtung der Interessenbetroffener BürgerInnen im Genehmigungsverfahren führt. Interessanterweisewird selbst von den in der Bürgerinitiative aktiven Personen kein Ausbaudirektdemokratischer Elemente gefordert. Stattdessen wird ein stärkererEinsatz der Politik und der Behörden im Interesse der Natur und derbetroffenen BürgerInnen erwartet. Grundsätzlich ist der Ausbau vonMitentscheidungsrechten auch gegen gesamtgesellschaftliche Interessenabzuwägen, <strong>die</strong> nicht immer mit den Forderungen lokaler Bürgerinitiativengleichzusetzen sind.Gewisse Mindeststandards zur Sicherung von realenBeteiligungsmöglichkeiten, wie <strong>die</strong> frühzeitige Information und Einbeziehungder BürgerInnen sowie der Zugang zu neutralem Expertenwissen, eineernsthafte Orientierung an einem <strong>um</strong>weltverträglichen Netzausbau seitens desÜbertragungsnetzbetreibers sowie ein schlüssiges Gesamtkonzept aufBundesebene, wie es nun durch <strong>die</strong> Bundesfachplanung erarbeitet wird, sindGrundvoraussetzungen für <strong>die</strong> Akzeptanz von neuen Stromleitungen auf derHöchstspannungsebene.Neben Überlegungen zur Erweiterung von Beteiligungsmöglichkeiten informalen Planungsverfahren, scheint es angeraten zu sein, Planungsverfahrendurch informelle Kommunikations- und Beteiligungsmöglichkeiten zuergänzen. Um Ängste, Kritikpunkte oder Bedürfnisse der lokalen Bevölkerungzu erfassen, sollte eine einer Umweltverträglichkeitsprüfung vergleichbaresoziale Standortcharakterisierung vorgenommen werden. Umfragen in derBevölkerung, Interviews mit Multiplikatoren und Me<strong>die</strong>nanalysen können hieradäquate methodische Zugänge sein. Jede soziale Standortcharakterisierungsollte standortspezifische Kommunikations- und Beteiligungsmaßnahmen nachsich ziehen, <strong>die</strong> alle Interessen einbeziehen, über den gesamten Prozesshinweg begleitend durchgeführt werden und <strong>die</strong> Erarbeitung nachhaltigerLösungen z<strong>um</strong> Ziel haben. Hier könnten z.B. Mediationsverfahren, Verfahrender multikriteriellen Entscheidungsfindung oder Bürgerkonferenzen eingesetztwerden.50


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