Gläserne Manufaktur, CarGoTram, GVZ Dresden-Friedrichstadt

Gläserne Manufaktur, CarGoTram, GVZ Dresden-Friedrichstadt Gläserne Manufaktur, CarGoTram, GVZ Dresden-Friedrichstadt

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19.11.2012 Aufrufe

des Konzerns. Eine Forderung war der Innenstandort (vs. Charta von Athen). Die Charta von Athen besagt, dass Wohnen und Arbeiten in der Stadt nicht nebeneinander liegen. Der Gedanke von VW war, dass das Fahrzeug ein Stück von Hand gefertigte Kulturarbeit ist und somit auch berechtigt ist in der Kulturstadt zu entstehen. Als Dresden als Standort gewählt war, wurden zunächst Verhandlungen über die Standorte geführt: Die Stadt Dresden sah zunächst nur periphere Standorte vor (Klotzsche, neben Flughafen und Infineon) bzw. ein weiterer möglicher Standort war die Neustädter Seite, hinter der Marienbrücke. Der VW-Konzern sah sich dagegen im Herzoginengarten, neben der Semperoper oder dem Zwinger. Man wollte das, hatte das Selbstbewusstein es auszuformulieren und die Stadt als »kulturelle Sprunglatte« zu nutzen. Einig wurden sich schließlich beide Parteien bei dem Standort neben dem Großen Garten. Da es zudem im Flächennutzungsplan als Gewerbefläche ausgeschrieben war, konnten sich beide Seiten damit arrangieren. Der VW-Konzern fühlt sich kulturell aufgehoben und für die Stadt Dresden ist dieser Standort ein touristisch nicht allzu sensibler Bereich. 8 Philosophie Die Gläserne Manufaktur hat einen Ein-Schicht-Betrieb. Möglich ist aber eine dreimal höhere Produktion. Momentan produziert das Werk täglich etwa 30 Autos; es könnte aber theoretisch auch 150 Autos produzieren. Trotz guter Absatzzahlen und des guten Images des Phaeton nimmt man sich die Zeit, um die Autos in einem ›Atelier‹ herzustellen. Dies ist ein Luxus im Zeitalter der Globalisierung und Echtzeit. Diesen Luxus hat und nimmt sich VW. Logistik Die benötigten Autoteile werden mit Lastkraftwagen oder mit der CarGo Tram aus dem Güterverkehrszentrum Dresden-Friedrichstadt angeliefert. Dazu war es nötig, die maximale Zahl der zu produzierten Autos zu ermitteln, um darüber wieder zurückzurechnen, wie viele Autoteile benötigt werden (Karosserie, Motor, Getriebe, Achse, ...). Daraus ergab sich die Anzahl der erforderlichen Transporte und damit eine zusätzliche Verkehrsbelastung. Hierbei wurde nicht das Konzept »Just-In-Time« angewendet. Das heißt: Es sind keine zeitlichen und punktgenauen Zulieferungen erforderlich. Aus der Idee, dass VW für die Produktion der Wagen

»Zeit hat«, wurde ein Logistiksystem entwickelt, welches in ein bestehendes Zeitkonzept eingeschliffen wurde. Dieses System ist langsamer, aber zuverlässiger. Bei den Dresdener Verkehrsbetrieben schaute man sich das bestehende Streckennetz an und entdeckte Zeitfenster. Daher konnte ein Teil der Transporte über die Straßenbahnschienen erfolgen. Lagerhaltung, Transportsystem Das VW-Werk wendet das Prinzip der Konfektionierung an. Warenkörbe werden vor der Zulieferung in die Gläserne Manufaktur zusammengestellt. Ein Lager im eigentlichen Sinne gibt es nicht mehr. Aufgrund der städtebaulichen Enge am Standort konnte keine flächige Produktionsstraße gebaut werden. Es musste eine Geschossproduktion geplant und ein neues Transportsystem entwickelt werden. Man entwarf ein fahrerloses Transportsystem und baute Magnetbänder in die Fußböden ein. Die gepackten Warenkörbe fahren führerlos von dem Untergeschoss zum Obergeschoss zu den einzelnen Arbeitsplätzen. Da es nun ein neues Transportsystem gab und keine Gabelstapler mehr notwendig sind, sind auch keine abriebfesten Böden mehr nötig. Man konnte nun auf hochwertigere Böden als Kunstharz o.ä. zurückgreifen: Die Manufaktur erhielt Böden aus Eichen- und Ahornparkett. Zudem spiegelte sich ebenso die Idee eines Ateliers bzw. einer Manufaktur wider. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser Bau auch städtebaulich funktioniert; eine flache Lagerhalle wäre am Straßburger Platz undenkbar gewesen. Inszenierung Den für die VW-Manufaktur ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen die HENN Architekten Ingenieure. Die Aufgabenstellung und Programm der Automobilmanufaktur Dresden GmbH war die bauliche Realisierung eine innovativen Konzeptes, bei dem die Endmontage des Phaeton für den Kunden, aber auch für das Auto-interessierte Publikum zur Schau gestellt werden sollte. Auch die Auslieferung an den Kunden sollte »inszeniert« werden. Deswegen wurde der Bau zu diesem Zweck von außen und innen völlig verglast. Ein spezieller »Erlebnisbereich« sollte nicht nur dieser Auslieferung an den Kunden dienen, sondern mit Ausstellungen, technischen Simulationen usw. über das Thema 9

des Konzerns. Eine Forderung war<br />

der Innenstandort (vs. Charta von<br />

Athen). Die Charta von Athen besagt,<br />

dass Wohnen und Arbeiten in der<br />

Stadt nicht nebeneinander liegen.<br />

Der Gedanke von VW war, dass<br />

das Fahrzeug ein Stück von Hand<br />

gefertigte Kulturarbeit ist und somit<br />

auch berechtigt ist in der Kulturstadt<br />

zu entstehen.<br />

Als <strong>Dresden</strong> als Standort gewählt<br />

war, wurden zunächst Verhandlungen<br />

über die Standorte geführt: Die Stadt<br />

<strong>Dresden</strong> sah zunächst nur periphere<br />

Standorte vor (Klotzsche, neben Flughafen<br />

und Infineon) bzw. ein weiterer<br />

möglicher Standort war die Neustädter<br />

Seite, hinter der Marienbrücke.<br />

Der VW-Konzern sah sich dagegen<br />

im Herzoginengarten, neben der<br />

Semperoper oder dem Zwinger. Man<br />

wollte das, hatte das Selbstbewusstein<br />

es auszuformulieren und die Stadt<br />

als »kulturelle Sprunglatte« zu nutzen.<br />

Einig wurden sich schließlich beide<br />

Parteien bei dem Standort neben dem<br />

Großen Garten. Da es zudem im<br />

Flächennutzungsplan als Gewerbefläche<br />

ausgeschrieben war, konnten sich<br />

beide Seiten damit arrangieren. Der<br />

VW-Konzern fühlt sich kulturell aufgehoben<br />

und für die Stadt <strong>Dresden</strong><br />

ist dieser Standort ein touristisch nicht<br />

allzu sensibler Bereich.<br />

8<br />

Philosophie<br />

Die <strong>Gläserne</strong> <strong>Manufaktur</strong> hat einen<br />

Ein-Schicht-Betrieb. Möglich ist aber<br />

eine dreimal höhere Produktion.<br />

Momentan produziert das Werk<br />

täglich etwa 30 Autos; es könnte<br />

aber theoretisch auch 150 Autos<br />

produzieren. Trotz guter Absatzzahlen<br />

und des guten Images des Phaeton<br />

nimmt man sich die Zeit, um die<br />

Autos in einem ›Atelier‹ herzustellen.<br />

Dies ist ein Luxus im Zeitalter der<br />

Globalisierung und Echtzeit. Diesen<br />

Luxus hat und nimmt sich VW.<br />

Logistik<br />

Die benötigten Autoteile werden mit<br />

Lastkraftwagen oder mit der CarGo<br />

Tram aus dem Güterverkehrszentrum<br />

<strong>Dresden</strong>-<strong>Friedrichstadt</strong> angeliefert.<br />

Dazu war es nötig, die maximale<br />

Zahl der zu produzierten Autos zu ermitteln,<br />

um darüber wieder zurückzurechnen,<br />

wie viele Autoteile benötigt<br />

werden (Karosserie, Motor, Getriebe,<br />

Achse, ...). Daraus ergab sich die<br />

Anzahl der erforderlichen Transporte<br />

und damit eine zusätzliche Verkehrsbelastung.<br />

Hierbei wurde nicht das<br />

Konzept »Just-In-Time« angewendet.<br />

Das heißt: Es sind keine zeitlichen<br />

und punktgenauen Zulieferungen<br />

erforderlich. Aus der Idee, dass<br />

VW für die Produktion der Wagen

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