19.11.2012 Aufrufe

Alleinstellungsmerkmale - der Fachschaft - Universität Rostock

Alleinstellungsmerkmale - der Fachschaft - Universität Rostock

Alleinstellungsmerkmale - der Fachschaft - Universität Rostock

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausgabe 25 · Sommersemester 09<br />

<strong>Alleinstellungsmerkmale</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Medizinische Fakultät auf Wachstumskurs<br />

Unabhängige Zeitschrift <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>


„A<br />

lleinstellungsmerkmal“ ist so eine unhandliche Vokabel, wie sie<br />

sich nur Marketing-Strategen ausdenken können. Trotzdem hat<br />

sich das Wort-Ungetüm durchgesetzt und wird so häufig benutzt,<br />

dass kaum mehr jemand daran Anstoß nimmt, dass es eigentlich<br />

den Sprachfluss empfindlich stört. Wichtiger als das Wort ist eben allemal die<br />

Sache, für die es steht. Geprägt wurde <strong>der</strong> Begriff durch Verkaufsexperten, und die<br />

englische Bezeichnung spricht auch deutlich von <strong>der</strong> „unique selling proposition“.<br />

Im Deutschen dürfte die Bedeutung allerdings sehr viel allgemeiner gehalten sein<br />

– o<strong>der</strong> sie hat sich im Laufe <strong>der</strong> Zeit erweitert. Sprachbenutzung bedeutet ja<br />

schließlich auch Verän<strong>der</strong>ung des Vokabulars. Und wer heute Alleinstellungsmerkmal<br />

mit „Einzigartigkeit“ o<strong>der</strong> „herausragenden Eigenschaften“ umschreibt,<br />

liegt sicherlich nicht ganz falsch.<br />

Denn in <strong>der</strong> Medizin wird schließlich nichts verkauft. Gleichwohl gibt es <strong>Alleinstellungsmerkmale</strong>.<br />

Die <strong>Rostock</strong>er <strong>Universität</strong>smedizin zumal hat etliche vorzuweisen,<br />

und in dieser Ausgabe des Epidauros werden einige dargestellt. Ein<br />

wissenschaftliches Referenz- und Translationszentrum für kardiale Stammzelltherapie<br />

soll beispielsweise in <strong>Rostock</strong> entstehen. Bereits stark ausgebaut ist <strong>der</strong> wissenschaftliche<br />

Austausch über die noch immer unheilbare Krankheit Multiple<br />

Sklerose, <strong>der</strong>en teils schwer zu beurteilende Symptome in regelmäßigen und weltweit<br />

einzigartigen Workshops in <strong>Rostock</strong> diskutiert werden. Vor kurzem erst fand<br />

eine dieser international besetzten Veranstaltungen am Zentrum für Nervenheilkunde<br />

statt. Aufsehenerregend ist auch <strong>Rostock</strong>s „Igor“. Der High-Tech-<br />

Simulator ist eine <strong>der</strong> neuesten Erwerbungen des Klinikums – und hat schon<br />

landauf, landab für Aufsehen gesorgt.<br />

Die Interessen sind eben breit gefächert. Beiträge zu den genannten Themen und<br />

zu einigen an<strong>der</strong>en mehr – etwa zur Langen Nacht <strong>der</strong> Wissenschaften – finden<br />

sich in dieser Ausgabe. Klar ist dabei, dass die Beiträge nur stellvertretend für die<br />

wahren <strong>Alleinstellungsmerkmale</strong> von Klinikum und Fakultät stehen können – die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Patienten, die Studierenden. Unique selling<br />

proposition? Unbezahlbar!<br />

Matthias Schümann<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

editorial<br />

3


Feierliche Einweihung des neuen Instituts für experimentelle Chirurgie<br />

und Zentrale Versuchstierhaltung im Beisein des Ministerpräsidenten von<br />

Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering.


forschung<br />

Trainingszentrum für kardiale Stammzelltherapien<br />

<strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong>ärzte arbeiten an Impfstoff gegen Hirntumor<br />

Muskelerkrankungen: schleichende Symptome, schwierige Diagnose<br />

<strong>Rostock</strong>er Mediziner erforschen „Krankheit mit 1000 Gesichtern“<br />

focus<br />

MitWisser Gesucht<br />

Neue Hybrid-OP rettet kleinem Mädchen das Leben<br />

Unterschätztes Risiko Schönheitsoperationen<br />

<strong>Universität</strong>smedizin <strong>Rostock</strong> resümiert „gesundes Jahr“ 2008<br />

<strong>Rostock</strong>er Zahnmediziner bauen Behandlungszentrum im Jemen auf<br />

OSPA-Stiftung spendet für Gehlsdorfer Mahnmal<br />

<strong>Rostock</strong>er Mikrobiologe untersucht in EU-Forschungsverbund<br />

gefährliche Bakterien<br />

studium und lehre<br />

Die „Neuen in <strong>Rostock</strong>“ o<strong>der</strong>“ Wer o<strong>der</strong> Was ist die EMSA“<br />

Docendo discimus<br />

Planungsspiel Einsatztaktik<br />

Gruezi aus Walenstadt<br />

klinikum<br />

Keiner simuliert so gut wie Igor<br />

Neurochirurgen vermin<strong>der</strong>n Risiken<br />

Den Pflegenden eine gemeinsame Sprache geben<br />

Prof. Dr. Gustav Steinhoff<br />

Department of Cardiac Surgery, University of <strong>Rostock</strong><br />

inhalt<br />

06<br />

07<br />

08<br />

09<br />

10<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

22<br />

24<br />

25<br />

26<br />

Congenital heart disease<br />

Aortic arch anomalies<br />

The failing ventricle<br />

03. – 06. September 2009<br />

Radisson Hotel<br />

<strong>Rostock</strong> | Germany<br />

Impressum<br />

Titelbild:<br />

Sphinx ET<br />

Redaktionsleitung: Matthias Schümann<br />

Redaktionsassistenz: Marian Löffler<br />

Redaktion: Christian Klein, RTZ, EMSA<br />

FMO <strong>Rostock</strong>, Henriette Booß &<br />

Marie Rutke, Sphinx ET<br />

Idee und Grafik:<br />

Sphinx ET – Agentur für<br />

Zeitgeisentwicklung<br />

Große Goldstraße 7<br />

18055 <strong>Rostock</strong><br />

Fon: 0381. 128 93 92<br />

Fax: 0381. 128 94 79<br />

Druck: www.diedruckerei.de<br />

Auflage: 1.500 Stück<br />

Herausgeber:<br />

Alumni Med <strong>Rostock</strong> e.V.<br />

c/o Studiendekanat <strong>der</strong><br />

Medizinischen Fakultät<br />

Rembrantstraße 16/17<br />

18057 <strong>Rostock</strong><br />

in Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Fachschaft</strong><br />

Medizin <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong><br />

Prof. Dr. Matthias Peuster<br />

Department of Pediatric Cardiology and Intensive Care Medicine, University of <strong>Rostock</strong>


Trainingszentrum für kardiale Stammzelltherapien<br />

An <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> soll<br />

– ausgehend von <strong>der</strong> Klinik<br />

und Poliklinik für Herzchi -<br />

rurgie und den Forschungs laboratorien<br />

für kardialen Gewebe- und Organersatz<br />

(FKGO) – ein wissenschaftliches Referenz-<br />

und Translationszentrum (RTZ)<br />

für kardiale Stammzelltherapie entstehen.<br />

In diesem werden Grundlagenforschung,<br />

klinische Forschung und<br />

Begleitforschung zur klinischen Anwendung<br />

betrieben und innovative<br />

Stammzelltherapien entwickelt werden.<br />

Des Weiteren wird sich das RTZ<br />

als Trainingszentrum für kardiale Stammzelltherapien<br />

profilieren.<br />

Foto: Frau Delyagina untersucht Zellkulturen<br />

unter dem Mikroskop. (Quelle: Anke Wagner)<br />

Das RTZ wird dabei eng mit hochqualifizierten<br />

Forschungseinrichtungen<br />

und industriellen Partnern in <strong>der</strong> Region<br />

und darüber hinaus kooperieren.<br />

Bei diesen Kooperationen geht es auch<br />

darum, die Translation, d.h. die Umsetzung<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlichen und<br />

klinischen Ergebnisse aus dem Forschungszentrum<br />

(RTZ) in anwendbare<br />

25. Ausgabe 2009<br />

forschung<br />

Produkte und Verfahren mit wirtschaftlichem<br />

Nutzen zu sichern. Die<br />

im nichtwirtschaftlichen Bereich direkt<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> entstehenden<br />

Kosten für Forschungsleistungen<br />

sollen vom Land M-V zu 100% finanziert<br />

werden. Die im Rahmen des Vorhabens<br />

bei den Kooperationspartnern<br />

entstehenden Kosten im klinischen<br />

und wirtschaftsnäheren Bereich werden<br />

von <strong>der</strong> Industrie (Firma Miltenyi<br />

Biotec GmbH) selbst bzw. vom Bund<br />

(BMBF) getragen. Neben den vom<br />

Land M-V beantragten 2 Mio EUR für<br />

Forschungsarbeiten fließen in den<br />

nächsten vier Jahren weitere 3 Mio<br />

EUR vom Bund und 1,7 Mio EUR von<br />

<strong>der</strong> Industrie in das Verbundvorhaben<br />

ein.<br />

Der Leiter <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für<br />

Herzchirurgie an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Ros -<br />

tock, Professor Dr. Gustav Steinhoff, ist<br />

Initiator dieses Vorhabens. Seit mehr als<br />

20 Jahren arbeitet er auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> kardiovaskulären regenerativen<br />

Medizin und gilt als Pionier auf diesem<br />

Forschungsfeld. Mit seiner Arbeits -<br />

gruppe aus Biologen und Ärzten war<br />

er weltweit als erster bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

einer autologen Stammzelltransplantation<br />

in das infarktgeschädigte<br />

Herz erfolgreich und trug klinisch und<br />

experimentell signifikant zur Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Stammzellbasierten Therapien<br />

bei. Seine Arbeitsgruppe an <strong>der</strong><br />

<strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> arbeitet mit nationalen<br />

und internationalen <strong>Universität</strong>en<br />

und Forschungsgruppen in <strong>der</strong> molekularen,<br />

zell ulären und Entwicklungs-<br />

6<br />

Foto: Frau Dr. Schultz bei <strong>der</strong> Laborarbeit.<br />

(Quelle: Anke Wagner)<br />

biologie zusammen. Eine Kompetenzliaison<br />

für Stammzellforschung im kardialen<br />

Bereich besteht mit dem<br />

Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB,<br />

Prof. R. Hetzer) und <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Hochschule Hannover (MHH, Prof. A.<br />

Haverich). Darüber hinaus können die<br />

von Prof. Steinhoff geführten Forschungslaboratorien<br />

für kardialen Gewebe-<br />

und Organersatz (FKGO) eine<br />

exzellente und bereits langjährig bestehende<br />

Zusammenarbeit mit Indus -<br />

triepartnern aufweisen, u.a. mit <strong>der</strong><br />

Firma Miltenyi Biotech GmbH, die<br />

eine Nie<strong>der</strong>lassung in Teterow in M-V<br />

hat. In Kooperation mit diesem Unternehmen<br />

wurden bereits einzelne<br />

Aspekte von <strong>der</strong> Grundlagenforschung<br />

<strong>der</strong> Stammzelltherapie bis zur klinischen<br />

Stammzellanwendung bearbeitet.<br />

Diese Forschungsvorhaben können<br />

vom RTZ als Schlüssel zum regionalen<br />

Erfolg des Landes Mecklenburg Vorpommern<br />

weiter ausgebaut werden.<br />

RTZ


<strong>Rostock</strong>er Kin<strong>der</strong>ärzte arbeiten an Impfstoff gegen Hirntumor<br />

Die Kin<strong>der</strong>ärzte des Uniklinikums<br />

<strong>Rostock</strong> sind an einem<br />

internationalen Netzwerk<br />

zur Entwicklung eines Impfstoffes<br />

gegen eine beson<strong>der</strong>s gefährliche Art<br />

von Hirntumoren beteiligt: des Glioblastoms.<br />

Ziel ist es, einen Wirkstoff zu entwi -<br />

ckeln, <strong>der</strong> das körpereigene Immunsys -<br />

tem aktiviert und es befähigt, den<br />

Hirntumor eigenständig zu bekämpfen.<br />

Am 27. und 28. März 2009 traffen<br />

sich Wissenschaftler aus ganz<br />

Deutschland auf dem 3. <strong>Rostock</strong>er<br />

Symposion für Tumorimmunologie im<br />

Kindesalter, um aktuelle Tendenzen<br />

und Methoden <strong>der</strong> Tumorimmunologie<br />

zu diskutieren. Zu den Themen gehört<br />

auch die Therapie des Gliobla s-<br />

toms. Bislang ist das Glioblastom nur<br />

schwer behandelbar: Es bildet schon<br />

sehr früh feine Ausläufer im Gehirn<br />

aus, so dass sich diese Tumoren bei<br />

einer Operation oft nicht restlos entfernen<br />

lassen. Durch Bestrahlung und<br />

Chemotherapie lassen sie sich meist<br />

nur für eine begrenzte Zeit zurückdrängen.<br />

„Die Erkrankung tritt bei Kin<strong>der</strong>n<br />

zwar selten auf, allerdings liegen<br />

die Heilungschancen nur bei etwa 15<br />

Prozent“, sagt Privatdozent Dr. Carl<br />

Friedrich Classen, Oberarzt <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>onkologie<br />

am Uniklinikum Ros -<br />

tock. Zwar gebe es bereits Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Impfung gegen den gefährlichen<br />

Hirntumor, doch seien die Erfolge<br />

noch lange nicht befriedigend,<br />

so PD Dr. Classen weiter. Aus diesem<br />

Grunde werde in einem internationa-<br />

len Verbund weiter geforscht. Dafür<br />

werden in einem aufwendigen Verfahren<br />

Tumorzellen von den Betroffenen<br />

zunächst eingefroren, um dann zusammen<br />

mit Immunzellen aus dem<br />

Blut <strong>der</strong> Patienten gezielt gegen verbliebene<br />

Tumorzellen aktiv zu werden.<br />

Die Forschungsarbeit zielt auf die<br />

Einführung dieses Verfahrens zur Behandlung<br />

des Tumors ab. Zum 3. Ros -<br />

tocker Symposium Tumorimmunologie<br />

im Kindesalter kamen am 27. und 28.<br />

März 2009 Wissenschaftler aus ganz<br />

Deutschland in die Hansestadt, um<br />

aktuelle Trends und Tendenzen bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung von immunologischen<br />

Behandlungen bzw. <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Impfstoffen gegen Krebs zu diskutieren.<br />

„Die Tumorimmunologie entwickelt<br />

sich mit hoher Geschwindigkeit“,<br />

so PD Dr. Classen. Nirgends sei<br />

die Interaktion von Grundlagenforschung<br />

und klinischer Anwendung so<br />

eng wie auf diesem Gebiet.<br />

Matthias Schümann<br />

forschung<br />

Foto: (Quelle: © seedo / PIXELIO)<br />

7<br />

Kontakt<br />

PD Dr. Carl Friedrich Classen<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> (AöR)<br />

Schillingallee 35<br />

18057 <strong>Rostock</strong><br />

Tel. 0381 494-7262<br />

Professor Dr. Dieter Haffner<br />

Geschäftsführen<strong>der</strong> Direktor<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendklinik<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> (AöR)<br />

Schillingallee 35<br />

18057 <strong>Rostock</strong><br />

Tel. 0381 494-7001<br />

Professor Dr. Emil C. Reisinger<br />

Dekan <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong><br />

Schillingallee 35<br />

18057 <strong>Rostock</strong><br />

Tel. 0381 494-5001<br />

25. Ausgabe 2009


Muskelerkrankungen: schleichende Symptome, schwierige Diagnose<br />

Sporadische o<strong>der</strong> genetisch bedingte<br />

Muskelkrankheiten sind<br />

nur sehr schwer zu diagnostizieren.<br />

Die Symptome ähneln sich,<br />

eine genaue Bestimmung <strong>der</strong> Erkrankung<br />

ist nur mit Hilfe aufwendiger<br />

Analysen möglich. Dazu mangelt es an<br />

Spezialisten. Aus diesem Grund veranstaltete<br />

<strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Neuropathologe<br />

Professor Dr. Dr. Jens Pahnke vom 18.<br />

bis zum 20. März 2009 einen internationalen<br />

Weiterbildungskurs, zu dem<br />

Mediziner aus ganz Europa und Nordamerika<br />

an das Uniklinikum <strong>Rostock</strong><br />

reisten, um Diagnosemethoden zu erproben<br />

und zu diskutieren. Als Referenten<br />

konnten Experten aus den USA,<br />

Großbritannien, den Nie<strong>der</strong>landen<br />

und Skandinavien gewonnen werden,<br />

mit denen Professor Pahnke in einem<br />

internationalen Netzwerk zusammenarbeitet.<br />

Schwere, teils angeborene<br />

Muskelerkrankungen wie Muskeldystrophien<br />

treten vergleichweise selten<br />

auf, so dass die meisten Ärzte keine intensiven<br />

klinischen und diagnostischen<br />

Erfahrungen damit haben. Die Folge:<br />

„Die Dunkelziffer <strong>der</strong> undiagnostizierten<br />

Muskelkrankheiten ist sehr groß“,<br />

sagt Professor Pahnke, <strong>der</strong> das Neuromuskuläre<br />

Labor an <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik<br />

für Neurologie im Zentrum für<br />

Nervenheilkunde leitet. Erschwerend<br />

komme hinzu, dass die Symptome oft<br />

unbestimmt seien – zum Beispiel chronische<br />

Schmerzen, vergleichbar mit<br />

anhaltendem Muskelkater, Muskelkrämpfe<br />

o<strong>der</strong> allgemeine Muskelschwäche.<br />

25. Ausgabe 2009<br />

forschung<br />

Foto: (aboutpixel.de / © kim czuma)<br />

„Viele Menschen leben lange mit ihrer<br />

schleichenden, sich stetig verschlimmernden<br />

Krankheit. Sie kommen erst<br />

nach Monaten o<strong>der</strong> Jahren zu einer<br />

Diagnostik, die zuverlässig nur im<br />

Labor anhand von Muskelgewebe erfolgen<br />

kann“, sagt Professor Pahnke.<br />

Doch so lange die Krankheit nicht spezifisch<br />

diagnostiziert sei, könne auch<br />

keine optimale Behandlung erfolgen.<br />

Weil es weltweit an Spezialisten mangelt,<br />

organisierte Professor Pahnke diesen<br />

Kurs, in dem Mediziner Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Diagnosestellung diskutieren<br />

und üben. Es ist geplant, den Workshop<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Vereinigung<br />

<strong>der</strong> Europäischen Gesellschaften<br />

für Neuropathologie (EuroCNS)<br />

regelmäßig in <strong>Rostock</strong> stattfinden zu<br />

lassen. „Angesichts <strong>der</strong> komplizierten<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> ist es wichtig, dass die<br />

8<br />

Spezialisten sich regelmäßig untereinan<strong>der</strong><br />

austauschen“, so Professor<br />

Pahnke, <strong>der</strong> mit internationalen Experten<br />

vernetzt ist und regelmäßig über<br />

das Internet Diagnosen weltweit diskutiert.<br />

Matthias Schümann


<strong>Rostock</strong>er Mediziner erforschen „Krankheit mit 1000 Gesichtern“<br />

Zentrum für Nervenheilkunde an EU-Projekt zu Multipler Sklerose beteiligt<br />

Die Ärzte nennen sie auch<br />

die „Krankheit mit den<br />

1000 Gesichtern“: Bei <strong>der</strong><br />

Multiplen Sklerose (MS) wendet sich<br />

das Immunsystem des Körpers gegen<br />

das eigene Nervensystem.<br />

Dabei kann es zu zahllosen, teils sehr<br />

unterschiedlichen Störungen kommen,<br />

die nicht vorausgesagt werden können.<br />

Die Ursache <strong>der</strong> Erkrankung ist<br />

nach wie vor ungeklärt. Mittlerweile<br />

gibt es aber leistungsstarke, lin<strong>der</strong>nde<br />

Medikamente, <strong>der</strong>en Wirkungsmechanismus<br />

bei verschiedene Patienten von<br />

<strong>Rostock</strong>er Medizinern in einem europaweiten<br />

Forschungsprojekt gemeinsam<br />

mit Kollegen aus Frankreich,<br />

Holland, Spanien und Großbritannien<br />

untersucht wird.<br />

Es gehe darum herauszufinden, welcher<br />

Patient auf welches Medikament<br />

beson<strong>der</strong>s gut anspricht, erklärt Professor<br />

Dr. Uwe Zettl, aus <strong>der</strong> Klinik<br />

und Poliklinik für Neurologie <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />

<strong>Rostock</strong>. Denn die „Krankheit<br />

mit den 1000 Gesichtern“ wirkt sich<br />

bei jedem Patienten unterschiedlich<br />

aus. Genauso unterschiedlich „schlagen“<br />

auch Medikamente an. Was bei<br />

dem einen hilfreich ist, wirkt bei<br />

einem an<strong>der</strong>en Patienten möglicherweise<br />

überhaupt nicht. Ziel sei es also,<br />

die Therapie so individuell wie möglich<br />

zu gestalten. Das heißt: Am Anfang<br />

<strong>der</strong> Behandlung wird ein<br />

genetischer Fingerabdruck vom Patienten<br />

erstellt, anhand dessen die<br />

Ärzte voraussagen können, welches<br />

forschung<br />

Foto: (aboutpixel.de / © Janine Blank)<br />

Medikament beson<strong>der</strong>s wirksam zur<br />

Behandlung eingesetzt werden kann.<br />

„Wir haben bereits zahlreiche Patie<br />

nten untersucht und individuelle Protein-Profile<br />

erstellt“, so Dr. Robert Goertsches<br />

von <strong>der</strong> Forschungsgruppe für<br />

klinische und experimentelle Neuroimmunologie.<br />

Die daraus abgeleitete<br />

Vorhersage des Therapieergebnisses<br />

sei in 90 Prozent <strong>der</strong> Fälle<br />

erfolgreich gewesen. Dafür bekam die<br />

neunköpfige <strong>Rostock</strong>er Forschergruppe<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong> bereits<br />

mehrere renommierte Preise – etwa<br />

den Preis <strong>der</strong> American Academy of<br />

Neurology in Boston. Zweimal (2007<br />

und 2008) wurde die Arbeit von <strong>der</strong><br />

Deutschen Gesellschaft für Neurologie<br />

honoriert.<br />

Für die aktuelle Forschungsarbeit sind<br />

die Wissenschafter in ein europawei-<br />

9<br />

tes Netzwerk eingebunden, in dem die<br />

<strong>Rostock</strong>er ein Protein-Raster – ein so<br />

genanntes RNA-Profiling – für die optimale<br />

Wirkung von Medikamenten<br />

erstellen. Das Projekt UEPHA MS<br />

(United Europeans for the Development<br />

of Pharmacogenomics in Multiple<br />

Sclerosis) vereint zehn internationale<br />

Forscherteams.<br />

Matthias Schümann<br />

25. Ausgabe 2009


„MitWisser Gesucht!“ zur sechsten Langen Nacht <strong>der</strong><br />

Wissenschaften in <strong>Rostock</strong><br />

Was ist Beat Boxen und<br />

warum ist es so cool?<br />

Wie kann ich einen Forschungs-Roboter<br />

über einen Hin<strong>der</strong>nis-Parcours<br />

steuern? Wo fließt das<br />

Wasser in einem Reisfeld hin? Kann<br />

Himbeerbrause den Klimawandel stoppen?<br />

Und wie sieht eigentlich die wissenschaftliche<br />

Arbeit mit Seehunden<br />

aus ? Diese und noch viele weitere<br />

Fragen werden am 23. April zur „Langen<br />

Nacht <strong>der</strong> Wissenschaften 2009“<br />

ausführlich beantwortet.<br />

Bereits zum sechsten Mal öffnen an<br />

einem Donnerstag im April von 18.00<br />

bis 23.00 Uhr die wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> Region ihre Türen.<br />

Abgesehen von Vorträgen, Präsentationen<br />

und Schauvorlesungen können<br />

die Nachtschwärmer auch spannende<br />

Führungen erleben. Neben zahlreichen<br />

Instituten <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong><br />

o<strong>der</strong> dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung<br />

Warnemünde kann auch erneut<br />

das Kraftwerk <strong>der</strong> „Stadtwerke<br />

<strong>Rostock</strong> AG“ in Schmarl besichtigt<br />

werden. Ein ganz beson<strong>der</strong>es Highlight<br />

wird es im Cirkus Fantasia auf <strong>der</strong><br />

Mühlenwiese in Dierkow geben.<br />

Erstmalig kann in <strong>Rostock</strong> „Die Kopfball-Experimente-Show“<br />

des WDR-<br />

Fernsehns zur „Langen Nacht <strong>der</strong><br />

Wissenschaften“ live bestaunt werden.<br />

Immer wenn „Kopfball“ auf Tour geht,<br />

dann leuchten Salzgurken im Dunkeln,<br />

haben Luftballons ein schweres<br />

25. Ausgabe 2009<br />

focus<br />

Foto: (Quelle: Sphinx ET)<br />

Leben, fliegen Raketen durchs Publikum,<br />

gewinnen kleine Kin<strong>der</strong> im Armdrücken<br />

gegen Bodybuil<strong>der</strong> und<br />

Groß mutters Porzellan muss einen beson<strong>der</strong>en<br />

Falltest bestehen. Nach <strong>der</strong><br />

feierlichen Eröffnung <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

lädt das Kopfball-Team die Kopfball-<br />

Fans zum experimentieren und Mitmachen<br />

in den Cirkus Fantasia ein.<br />

Die sich wie<strong>der</strong>holenden Shows beginnen<br />

jeweils um 19.00 Uhr, 20.30<br />

Uhr und 22.00 Uhr.<br />

Am Zentrum für Qualitätssicherung in<br />

Studium und Weiterbildung in <strong>der</strong> Ulmenstraße<br />

wird in diesem Jahr „alles<br />

auf den Kopf gestellt“. Am Beispiel von<br />

China sollen die unterschiedlichen<br />

Kommunikationswege zwischen<br />

10<br />

Deutschen und Chinesen aufgezeigt<br />

werden. Verwirrungen sind da wohl<br />

schon vorprogrammiert, denn ihr<br />

Nachname steht vorn und <strong>der</strong> Vorname<br />

hinten, sie leben „unter dem<br />

Himmel“ und nicht auf <strong>der</strong> Erde und<br />

unser Stehaufmännchen ist ihr Nicht-<br />

Umfall-Männchen.<br />

Ebenso verwirrend aber dafür noch<br />

umso tragischer ist <strong>der</strong> diesjährige Auftritt<br />

des Heinrich-Schliemann-Instituts<br />

für Altertumswissenschaften in <strong>der</strong><br />

Schwaanschen Straße. Unter dem Titel<br />

„Die Muttermör<strong>der</strong>“ führt dort die studentische<br />

Theater-AG DIONYSOS<br />

über den Abend verteilt drei Szenen<br />

attischer Tragödien auf.


Neben dem Rückblick in die dramatische<br />

Antike kann aber auch an <strong>der</strong> Fakultät<br />

für Informatik und Elektrotechnik<br />

in die Zukunft gesehen werden. In <strong>der</strong><br />

Joachim-Jungius-Straße widmen sich<br />

die <strong>Rostock</strong>er Forscher <strong>der</strong> Frage: Wie<br />

man mit Gedanken den Computer<br />

steuern kann? Ein Kurzvortrag führt in<br />

das Thema ein und eine anschließende<br />

Demonstration wird zeigen, ob<br />

dies bereits heute möglich ist.<br />

Tierisch gut präsentiert sich das Marine<br />

Science Center <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Ros -<br />

tock im Yachthafen <strong>Rostock</strong> - Hohe<br />

Düne. Erstmalig öffnet es im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Langen Nacht <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

seine „Schleusen“. In den letzten Monaten<br />

entstand dort die weltweit<br />

größte Seehundforschungsanlage und<br />

ein ehemaliges Fahrgastschiff wurde<br />

zu einem schwimmenden Institutsschiff<br />

umgebaut. An diesem Abend<br />

präsentieren die Forscher in Führungen<br />

die verschiedenen wissenschaftlichen<br />

Arbeitsweisen mit ausgebildeten<br />

Seehunden.<br />

Foto: (Quelle: Sphinx ET)<br />

focus<br />

Neben diesen ausgewählten Beispielen<br />

gibt es natürlich noch viele weitere<br />

spannende Stationen, die in Führung -<br />

en, Präsentationen und Vorträgen Einblicke<br />

in den Stand <strong>der</strong> Forschung<br />

geben. So sind die Europäische Wirtschafts-<br />

und Sprachenakademie Ros -<br />

tock, das Biomedizinischen Forschungszentrum,<br />

das Leibniz-Institut für Katalyse,<br />

das Bundesamt für Seeschifffahrt<br />

und Hydrographie und viele mehr mit<br />

von <strong>der</strong> Partie.<br />

Zum Abschluss <strong>der</strong> „Langen Nacht“<br />

werden alle „wissenschaftlichen Nachteulen“,<br />

die noch nicht müde sind und<br />

die gewonnenen Eindrücke bei einem<br />

Cocktail diskutieren möchten, in den<br />

Zwischenbau(Erich Schlesinger-Str.19a)<br />

eingeladen.<br />

Erreicht werden die zahlreichen wissenschaftlichen<br />

Stationen über einen<br />

Shuttle-Service <strong>der</strong> RSAG. Dieser verkehrt<br />

im 20 und 30 Minutentakt von<br />

<strong>der</strong> Innenstadt über den Kabutzenhof,<br />

nach Warnemünde und in die Süd-<br />

11<br />

Foto: (Quelle: Sphinx ET)<br />

stadt. Wie gewohnt, werden Einzel-,<br />

Duo und Gruppentickets zu einem<br />

Preis von €5, €9 und €15 angeboten.<br />

Der Vorverkauf findet ab dem 02. April<br />

im Pressezentrum im <strong>Rostock</strong>er Hof<br />

sowie bei allen RSAG-Kundenzentren<br />

statt.<br />

Weitere Informationen und das ausführliche<br />

Programm unter:<br />

www.lange-nacht-des-wissens.de<br />

Sphinx ET<br />

25. Ausgabe 2009


A<br />

m <strong>Universität</strong>sklinikum Ros -<br />

tock wurde ein kleines Mädchen<br />

mittels einer Hybridtherapie<br />

von einem schweren Herzfehler<br />

geheilt. Dabei wurde bei <strong>der</strong> erst<br />

sieben Monate alten Nele-Sophie während<br />

einer Operation am offenen Herzen<br />

ein Herzkathetereingriff vorgenommen.<br />

„Bei Hybridtherapien handelt es sich<br />

um ausgesprochen progressive Behandlungsverfahren,<br />

die nur an wenigen<br />

Häusern durchgeführt werden“,<br />

sagt Professor Dr. Matthias Peuster, Leiter<br />

<strong>der</strong> Abteilung für Pädiatrische Kardiologie<br />

und Intensivmedizin am<br />

Uniklinikum <strong>Rostock</strong>. „Durch die Kombination<br />

von Katheterbehandlung und<br />

offener Herz-OP können die Operationsergebnisse<br />

verbessert und Komplikationen<br />

nach <strong>der</strong> OP minimiert<br />

focus<br />

Neue Hybrid-OP rettet kleinem Mädchen das Leben<br />

Kathetereinsatz erfolgte am offenen Herzen<br />

Foto: (Quelle: © Michael Bührke / PIXELIO)<br />

25. Ausgabe 2009<br />

werden“, so Professor Peuster, <strong>der</strong> die<br />

Behandlung zusammen mit dem Herzchirurgen<br />

Dr. Eugen Sandica durchführte.<br />

Die kleine Nele-Sophie wurde im August<br />

2008 mit einem sehr schweren<br />

Herzfehler am Klinikum Südstadt <strong>Rostock</strong><br />

geboren und als Neugeborene direkt<br />

an das Uniklinikum <strong>Rostock</strong> verlegt.<br />

Bei dem kleinen Mädchen kommt nur<br />

ein Gefäß aus dem Herzen und muss<br />

beide Kreisläufe – sowohl Lungenkreislauf<br />

als auch Körperkreislauf – versorgen.<br />

Die erste Herzoperation zur<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> Lungen- durchblutung<br />

erhielt sie bereits im vergangenen<br />

Jahr. „Seither hat sie sich prächtig entwickelt<br />

und kam nun zur planmäßigen<br />

zweiten Operation von insgesamt drei<br />

notwendigen Eingriffen“, erläutert Professor<br />

Peuster.<br />

12<br />

Diese Operation wurde im Februar<br />

2009 durchgeführt. Dabei wurde Nele-<br />

Sophie eine Gefäßstütze in die Lungenschlaga<strong>der</strong><br />

implantiert. Dies musste<br />

erfolgen, weil durch das fehlgebildete<br />

Herz eine Unterbrechung <strong>der</strong> Durchblutung<br />

<strong>der</strong> linken Lunge drohte. „Wir<br />

haben das Operationsergebnis überprüft<br />

und sind sehr zufrieden“, sagt Professor<br />

Peuster. Voraussichtlich in einem<br />

Jahr wird Nele-Sophie das dritte Mal<br />

operiert. Danach wird das Kind dann<br />

von <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit noch bestehenden<br />

Blausucht befreit sein und ein normales<br />

Leben führen können.<br />

Am Uniklinikum <strong>Rostock</strong> wurden bereits<br />

mehr als zehn dieser bundesweit<br />

sehr seltenen Operationen mit sehr<br />

guten Ergebnissen durchgeführt, so Professor<br />

Peuster. Das Uniklinikum Ros -<br />

tock plant deshalb auch die Einrichtung<br />

eines Hybrid-Operationssaals, <strong>der</strong><br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Herzkatheteruntersuchung<br />

und Operation kombiniert.<br />

Matthias Schümann


Facelifting und straffe Bäuche:<br />

Die Schönheitschirurgie boomt.<br />

Immer mehr Menschen lassen<br />

sich aus ästhetischen Gründen operieren.<br />

Chirurgen aus dem <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> warnen vor möglichen<br />

Gefahren <strong>der</strong>artiger OPs und mahnen<br />

eine verstärkte Qualitätskontrolle an.<br />

Dazu gehöre die verantwortungsbewusste<br />

Beratung und Auswahl <strong>der</strong> Patienten<br />

ebenso wie die Beschäftigung<br />

mit möglichen Komplikationen und<br />

den Grenzen <strong>der</strong> Machbarkeit schönheitschirurgischer<br />

Eingriffe. Mit diesen<br />

Themen befasste sich eine Tagung am<br />

20. und 21. März 2009, zu <strong>der</strong> Chirurgen<br />

aus ganz Deutschland und dem<br />

Ausland in <strong>Rostock</strong> erwartet wurden.<br />

„Die Menschen habe das Bedürfnis,<br />

gut auszusehen. Mit diesem Bedürfnis<br />

wächst gegenwärtig auch die Bereitschaft,<br />

operative Verän<strong>der</strong>ungen am<br />

Körper vornehmen zu lassen “, stellt<br />

PD Dr. Dr. Bassam Saka von <strong>der</strong> Klinik<br />

und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und<br />

Gesichtschirurgie am Uniklinikum <strong>Rostock</strong><br />

fest. Damit wüchsen jedoch auch<br />

die Anfor<strong>der</strong>ungen an plastisch tätige<br />

Chirurgen. „Deren Selbstkontrolle muss<br />

verstärkt werden, damit die bundesweit<br />

stark ansteigende Nachfrage ohne<br />

qualitative Beeinträchtigungen aufgefangen<br />

werden kann“, so PD Dr. Dr.<br />

Saka, <strong>der</strong> durch dieses Symposium in<br />

diesem Jahr die wichtige Rolle des Bereiches<br />

Plastische Chirurgie am Uniklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> klar darstellen möchte.<br />

focus<br />

Unterschätztes Risiko Schönheitsoperationen<br />

<strong>Rostock</strong>er Mediziner mahnen Qualitätskontrolle in ästhetischer Chirurgie an<br />

Foto: PD Dr. Dr. Bassam Saka mahnt Qualitätskontrolle in ästhetischer Chirurgie an.<br />

(Quelle UKR)<br />

Aus diesem Grund thematisiert <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

Mediziner Chancen und Risiken<br />

<strong>der</strong> Plastischen Chirurgie im Rahmen<br />

einer Tagung. Die Qualitätskontrolle<br />

<strong>der</strong> Behandlungen beginne bereits bei<br />

<strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Patienten, die bestimmte<br />

Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />

Operation mitbringen müs -<br />

sen, sagt PD Dr. Dr. Saka. So müsse erkennbar<br />

sein, dass die Patienten unter<br />

ihren physischen Beson<strong>der</strong>heiten tatsächlich<br />

leiden – und dass die gewünschten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen operativ<br />

machbar und ethisch vertretbar sind.<br />

Während <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Tagung stand<br />

die Schönheitschirurgie im Kontext <strong>der</strong><br />

Plastischen Chirurgie, <strong>der</strong>en Methoden<br />

und Möglichkeiten auch Menschen<br />

nach Unfällen o<strong>der</strong> schweren Erkrankungen<br />

helfen können. Auch dabei gilt<br />

13<br />

es, typischen Gefahren und Risiken zu<br />

begegnen, die häufig unterschätzt werden.<br />

Umso wichtiger ist es, dass die<br />

Chirurgen voneinan<strong>der</strong> lernen, regelmäßig<br />

Behandlungsverfahren und<br />

Komplikationen diskutieren. Auch aktuelle<br />

Forschungsansätze wie <strong>der</strong> Einsatz<br />

von Stammzellen in <strong>der</strong><br />

Plastischen Chirurgie wurden vorgestellt.<br />

Erwartet wurden rund 70 Teilnehmer.<br />

Matthias Schümann<br />

25. Ausgabe 2009


Enge Zusammenarbeit von Klinikum<br />

und Fakultät für erfolgreiche<br />

Behandlung, Forschung<br />

und Lehre.<br />

Gemeinsam haben die Medizinische<br />

Fakultät und das <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> im Jahr 2008 dafür gesorgt,<br />

dass es sowohl ein gesundes Jahr für<br />

die <strong>Universität</strong>smedizin <strong>Rostock</strong> als<br />

auch für die Bürgerinnen und Bürger<br />

<strong>der</strong> Stadt <strong>Rostock</strong> und des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern wurde. Das<br />

stellten <strong>der</strong> Ärztliche Direktor Prof.<br />

Peter Schuff-Werner und <strong>der</strong> Dekan<br />

Prof. Emil C. Reisinger auf dem Neujahrsempfang<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong>smedizin<br />

<strong>Rostock</strong> fest. Dabei wurde die Bedeutung<br />

einer engen Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />

<strong>Universität</strong>smedizin für den medizinischen<br />

Fortschritt und die Ausbildung<br />

medizinischen Nachwuchses hervorgehoben.<br />

Rund einhun<strong>der</strong>t Gäste<br />

waren <strong>der</strong> Einladung in die Nikolaikirche<br />

gefolgt, darunter Ministerpräsident<br />

Erwin Sellering, Staats- sekretär Udo<br />

Michallik, Staatssekretär Dr. Sebastian<br />

Schrö<strong>der</strong> sowie die Präsidentin <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

Bürgerschaft Dr. Ingrid Bacher.<br />

Ministerpräsident Sellering war es<br />

auch, <strong>der</strong> in seinem Grußwort die herausragende<br />

Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er<br />

<strong>Universität</strong>smedizin für das Gesundheitsland<br />

Meck- lenburg-Vorpommern<br />

hervorhob.<br />

Bereits zum vierten Mal in Folge<br />

konnte das Jahr mit einem positiven<br />

Betriebsergebnis abgeschlossen werden.<br />

Der Umsatz stieg 2008 um rund<br />

focus<br />

<strong>Universität</strong>smedizin <strong>Rostock</strong> resümiert „gesundes Jahr“ 2008 und<br />

erwartet leistungsstarkes 2009<br />

25. Ausgabe 2009<br />

zehn Prozent. Zurzeit arbeiten 3.919<br />

Ärzte, Pflegekräfte, Wissenschaftler,<br />

medizinisch-technische Angestellte<br />

sowie Mitarbeiter in Verwaltung und<br />

Technik am <strong>Universität</strong>sklinikum und<br />

855 Mitarbeiter in <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Fakultät, denen <strong>der</strong> herzliche Dank für<br />

ihre engagierte und erfolgreiche Arbeit<br />

ausgesprochen wurde. Sie sind verlässliche<br />

Partner für die Patienten und<br />

prägen das Bild des verlässlichen „Maximalversorgers“.<br />

Die <strong>Universität</strong>smedizin<br />

<strong>Rostock</strong> wird gezielt auch von<br />

Patienten mit schwersten und komplex -<br />

en Erkrankungen ausgewählt, die die<br />

Möglichkeiten universitärer Spitzenmedizin<br />

nutzen wollen. Diese Patienten<br />

kommen nicht nur aus <strong>Rostock</strong><br />

o<strong>der</strong> Mecklenburg-Vorpommern, son<strong>der</strong>n<br />

auch aus an<strong>der</strong>en Teilen Deutschlands<br />

und dem Ausland. Die <strong>Universität</strong>smedizin<br />

<strong>Rostock</strong> ist einer <strong>der</strong><br />

größten Arbeitgeber des Bundeslandes.<br />

In allen wichtigen Kennzahlen wurden<br />

im Jahr 2008 Steigerungen gegenüber<br />

2007 erreicht: stationäre Behandlungsfälle<br />

41.182 (39.436); ambulante<br />

Behandlungsfälle 164.446 (153.576);<br />

Relativgewichte 49.330 (46.725); CMI<br />

1.415 (1.342).<br />

Im Jahr 2008 wurden umfangreiche<br />

Sanierungsmaßnahmen in den Bereichen<br />

Innere Medizin und Psychosomatik<br />

abgeschlossen, die die Bedingungen<br />

sowohl für Patienten als auch<br />

für die Mitarbeiter verbessern. Dank<br />

<strong>der</strong> Unterstützung des Landes in Höhe<br />

von 10,7 Millionen Euro konnten<br />

hochwertige Geräte <strong>der</strong> Spitzenmedi-<br />

14<br />

zin gekauft werden, zum Beispiel<br />

PET/CT und im Bereich Neuronavigation.<br />

Zu den Meilensteinen im Jahr<br />

2008 gehört weiterhin die Einführung<br />

eines Tarifvertrages für die Mitarbeiter<br />

des <strong>Universität</strong>sklinikums. Im Juni<br />

2008 konnte <strong>der</strong> Neubau <strong>der</strong> Strahlenklinik<br />

eingeweiht werden, <strong>der</strong> dank<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch die Deutsche<br />

Krebshilfe entstand. Eingeweiht wurden<br />

ebenfalls die neue Kin<strong>der</strong>intensivund<br />

Kin<strong>der</strong>kardiologiestation, die inter -<br />

disziplinäre Station für Kin<strong>der</strong>psychiatrie<br />

sowie eine Therapiestation zur<br />

spezifischen Behandlung von Patienten<br />

mit Multipler Sklerose. Zu den Erfolgen<br />

gehört die Beteiligung an einem<br />

Forschungsprojekt, das sich mit den<br />

Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels auf den zukünftigen Bedarf<br />

im stationären Bereich beschäftigt.<br />

Als entscheidende Weichenstellung<br />

wurde die Entscheidung <strong>der</strong> Landesregierung<br />

hervorgehoben, 138 Millionen<br />

Euro an Investitionsmitteln für<br />

Baumaßnahmen am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

zur Verfügung zu stellen. Mit den<br />

Bauarbeiten wurde bereits begonnen.<br />

Ziel ist die Konzentration <strong>der</strong> medizinischen<br />

Leistungserbringung am Campus<br />

Schillingallee, und damit verbunden<br />

eine Optimierung <strong>der</strong> Abläufe und<br />

Nutzung von Synergien und Einsparpotenzialen.<br />

Bereits ab 15. Februar arbeitet<br />

die Klinik für Innere Medizin in<br />

einer neuen Struktur, die in enger Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Fakultät entwickelt wurde. Ziel ist die<br />

fächerübergreifende Patientenversor-


gung durch die Auflösung starrer Abteilungsgrenzen,<br />

die auch eine höhere<br />

Flexibilität hinsichtlich Betten- und<br />

Personalausstattung ermöglicht. Dabei<br />

werden Bereiche wie die Nephrologie<br />

durch eine Sektionsstruktur in ihrer Eigenständigkeit<br />

erhalten, um optimale<br />

Möglichkeiten für eine Spitzenforschung<br />

zu gewährleisten.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Studentinnen und Studenten<br />

an <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät<br />

konnte in den vergangenen zehn Jahren<br />

kontinuierlich gesteigert werden.<br />

Heute sind 1.532 Studierende in <strong>der</strong><br />

Humanmedizin, 156 in <strong>der</strong> Zahnmedizin<br />

und 72 im Bereich Medizinische<br />

Biotechnologie immatrikuliert. Diese<br />

Zahlen sind ein Beleg für die Qualität<br />

<strong>der</strong> Lehre und die Attraktivität des Studienortes<br />

<strong>Rostock</strong>. Durch eine Verbesserung<br />

von Studienplanung und Evaluation,<br />

die Vernetzung <strong>der</strong> Medizinfächer<br />

in vorklinischer und klinischer<br />

Ausbildung, die praxisnahe Aus bildung<br />

mit individueller Betreuung, optimierte<br />

Zahnmediziner vom <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong> sind am<br />

Aufbau des ersten jemenitischen<br />

Behandlungszentrums für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten<br />

in <strong>der</strong> Stadt<br />

Aden beteiligt.<br />

Nach mehreren Arbeitsaufenthalten in<br />

den vergangenen Jahren begaben sich<br />

jetzt erneut Schwestern und Ärzte des<br />

Uniklinikums in den Jemen, um Patienten<br />

zu behandeln und einhei -<br />

focus<br />

Lehr- und Prüfungsformen sowie kontinuierliche<br />

Fortbildungen in <strong>der</strong> Hochschuldidaktik<br />

wird die Zukunftsfähigkeit<br />

<strong>der</strong> medizinischen Ausbildung auf<br />

höchstem Niveau gewährleistet.<br />

Die Kernkompetenz <strong>der</strong> Medizinischen<br />

Fakultät in ihrer engen Verzahnung<br />

von Hochleistungsmedizin,<br />

Grundlagenforschung und biomedizinischer,<br />

auch applikativer Forschung<br />

und Entwicklung ermöglicht anspruchs -<br />

volle Forschungsschwerpunkte. Dazu<br />

gehört an hervorragen<strong>der</strong> Stelle die<br />

Regenerative Medizin. In dem interdisziplinären<br />

Fachgebiet werden Frage -<br />

stellungen und Problemlösungen <strong>der</strong><br />

klinischen Medizin mit Erkenntnissen<br />

<strong>der</strong> Natur- sowie <strong>der</strong> Ingenieurswissen -<br />

schaften verbunden. Das Forschungsgebiet,<br />

reicht über den Organ- und<br />

Gewebeersatz hinaus und schließt<br />

Entwicklungen <strong>der</strong> klassischen Transplantationsmedizin<br />

und Zelltherapie<br />

ebenso ein wie biohybride Systeme<br />

mit funktionellen Verbindungen von<br />

Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen bilden Ärzte aus<br />

mische Mediziner in einem mehrtägigen<br />

Seminar weiterzubilden. Das gemeinsame<br />

Projekt wird vom<br />

Deutschen Akademischen Austauschdienst<br />

(DAAD) geför<strong>der</strong>t.<br />

Das erste Team im November 2008<br />

führte Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen,<br />

Anästhesisten, OP- und Anästhesie -<br />

schwestern an die <strong>Universität</strong> Aden im<br />

Südjemen. Dort behandelten sie zahlreiche<br />

Kin<strong>der</strong> mit Lippen-Kiefer-Gaumen -<br />

15<br />

biologischen und technischen Komponenten.<br />

Die klinische Grundlagenforschung<br />

konzentriert sich dabei auf<br />

die Stammzellforschung, die Neurowissenschaften,<br />

den künstlichen Organersatz<br />

und Biomaterialforschung<br />

sowie Bewegungsstörungen bei degenerativen<br />

Erkrankungen.<br />

Um dem zunehmenden Hausärztemangel<br />

vor allem in den ländlichen<br />

Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns<br />

entgegenzuwirken, wurde 2008 ein<br />

Kooperationsvertrag mit <strong>der</strong> Kassenärztlichen<br />

Vereinigung geschlossen,<br />

<strong>der</strong> gegenwärtig bereits sieben jungen<br />

Medizinern die Weiterbildung zum<br />

Allgemeinmediziner erleichtert. Ab<br />

September dieses Jahres werden zehn<br />

und ab 2010 jährlich 15 Mediziner in<br />

diesem Rahmen weitergebildet. Für<br />

das Sommersemester 2009 wird die<br />

Besetzung einer Stiftungsprofessur Allgemeinmedizin<br />

vorbereitet.<br />

Thomas Niesters<br />

<strong>Rostock</strong>er Zahnmediziner bauen Behandlungszentrum im Jemen auf<br />

spalten. Im international anerkannten<br />

Spaltzentrum <strong>Rostock</strong> wurden gerade für<br />

diese angeborene Fehlbildung wirkungs -<br />

volle Behandlungsmethoden entwickelt.<br />

Im Dezember reisten dann Klinikdirek -<br />

tor Professor Dr. mult. Karsten Gundlach<br />

und Oberarzt Dr. Jan-Hendrik Lenz<br />

von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik für Mund-,<br />

Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie<br />

nach Aden, um gemeinsam mit einem<br />

Adener Spezialis ten Mediziner aus-<br />

25. Ausgabe 2009


Foto: Professor Gundlach beim Vortrag in <strong>der</strong> <strong>Universität</strong>. (Quelle UKR)<br />

und weiterzubilden. Dieses fünftägige<br />

Expertenseminar führte insgesamt 19<br />

Mediziner aus dem Jemen, aber auch<br />

aus Äthiopien und Kuba zusammen.<br />

Es ist zentraler Bestandteil eines über<br />

drei Jahre vom Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienst geför<strong>der</strong>ten<br />

Projektes, dessen Ziel es ist, die interdisziplinäre<br />

Versorgung von Patienten<br />

im Jemen zu verbessern. Dabei konnte<br />

mit Prof. Abdul- samad Taresh, Direktor<br />

des Instituts für Public Health von<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Aden, ein Alumnus <strong>der</strong><br />

Die Stiftung <strong>der</strong> Ostsee-Sparkasse<br />

in <strong>Rostock</strong> spendet für<br />

das Mahnmal für die Opfer<br />

<strong>der</strong> Euthanasie im Nationalsozialismus.<br />

Am 6. Januar 2009 übergaben Vertreter<br />

<strong>der</strong> Stiftung symbolisch einen Scheck<br />

über 1500 Euro an Professor Dr. Sabi -<br />

25. Ausgabe 2009<br />

focus<br />

deutsch-jemenitischen Zusammenarbeit<br />

gewonnen werden. Zum Abschluss<br />

fand unter Teilnahme <strong>der</strong> Honoratioren<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> und des jemenitischen<br />

Gesundheitsministeriums eine<br />

Festveranstaltung statt. Dabei wurde<br />

Prof. Gundlach, <strong>der</strong> im Jahre 2004 die<br />

Zusammenarbeit <strong>der</strong> Kliniken begründet<br />

und zusammen mit den Mitarbeitern<br />

seiner Klinik in den Folgejahren ausgebaut<br />

hatte, unter an<strong>der</strong>em mit <strong>der</strong> Medaille<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Aden ausgezeichnet.<br />

OSPA-Stiftung spendet für Gehlsdorfer Mahnmal<br />

Die Gedenkstätte wurde am 27. Januar eingeweiht<br />

ne Herpertz von <strong>der</strong> Klinik und Poliklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

am <strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong>. Das<br />

Mahnmal wurde am 27. Januar 2009<br />

anlässlich des Tages des Gedenkens<br />

<strong>der</strong> Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht.<br />

16<br />

Hintergrund:<br />

Aufgrund <strong>der</strong> gemeinsamen Bemühungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er und <strong>der</strong> Adener<br />

Mediziner konnten im Jahre 2007<br />

Meilensteine <strong>der</strong> zukünftigen Zusammenarbeit<br />

gesetzt werden: die Unterzeichnung<br />

eines Partnerschaftsvertrages<br />

zwischen <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Ros tock und<br />

<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Aden, die Eröffnung des<br />

ersten Zentrums für die Behandlung<br />

von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten<br />

im Jemen und ein weiteres<br />

vom DAAD geför<strong>der</strong>tes Drittmittelprojekt<br />

im Fachbereich Zahnmedizin. Im<br />

Jahr 2009 werden Dozenten aus <strong>der</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Zahnmedizin im Rahmen des<br />

laufenden Projekts zur Ausbildung von<br />

jemenitischen Studenten nach Aden<br />

reisen.<br />

Matthias Schümann<br />

„Die Spende <strong>der</strong> OSPA-Stiftung bedeutet<br />

einen wichtigen Beitrag für die<br />

Errichtung des Mahnmales“, sagte Professor<br />

Dr. Herpertz. Das ausschließlich<br />

aus Spendengel<strong>der</strong>n finanzierte Mahnmal<br />

wird im Eingangsbereich des Zentrums<br />

für Nervenheilkunde in <strong>Rostock</strong>-


Gehlsdorf errichtet. Gestaltet wurde es<br />

von dem Berliner Künstler Rainer Cordes.<br />

Es besteht aus einem Betonqua<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Oberseite Informationen<br />

zur so genannten Euthanasie-Aktionen <strong>der</strong><br />

Nationalsozialisten in <strong>Rostock</strong> enthält.<br />

Zwischen 1940 und 1945 wurden<br />

während dieser Aktion auch kranke<br />

focus<br />

Foto: Mahnmal Enthüllung mit <strong>der</strong> Landtagspräsidentin Sylvia Bretschnei<strong>der</strong> und dem Künstler<br />

Christian Cordes.(Quelle UKR)<br />

und behin<strong>der</strong>te Menschen aus <strong>der</strong> Ros -<br />

tocker Nervenklinik abtransportiert und<br />

umgebracht. „Es ist auch heute noch<br />

wichtig, sich mit diesem dunklen Kapitel<br />

unserer Geschichte auseinan<strong>der</strong>zusetzen“,<br />

sagt Professor Dr. Sabine<br />

Herpertz. „Das Mahnmal wird ein weithin<br />

sichtbares Zeichen setzen.“ Gleichzeitig<br />

beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe<br />

- Achtung Medizinstudenten -<br />

aus Medizinern und Historikern mit<br />

<strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Euthanasie in <strong>Rostock</strong>. Ein schwieriges<br />

Unternehmen, denn die Aktenlage in<br />

<strong>Rostock</strong> ist sehr dünn. Viele Materialien<br />

wurden vernichtet. Allein Unterlagen,<br />

die nach 1989 im Archiv <strong>der</strong><br />

Staatssicherheit <strong>der</strong> DDR gefunden<br />

wurden, belegen, dass auch aus Ros -<br />

tock Patienten verschleppt und ermordet<br />

wurden.<br />

Die OSPA-Stiftung wurde 1998 von<br />

<strong>der</strong> OstseeSparkasse <strong>Rostock</strong> (OSPA)<br />

gegründet und hat ihren Sitz in Ros -<br />

tock. Sie ist eine Unternehmensstiftung<br />

und verfolgt unmittelbar gemeinnützige<br />

Ziele. Stiftungszweck sind die<br />

För<strong>der</strong>ung und Unterstützung von Kunst,<br />

Kultur und Sport sowie die Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendför<strong>der</strong>ung.<br />

Matthias Schümann<br />

Das Ev. Krankenhaus Stift Bethlehem in Ludwigslust, Lehrkrankenhaus <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Rostock</strong>, bietet ab Augsut 09 PJ-<br />

Plätze in den Pflichtfächern Innere Medizin und Chirurgie sowie den Wahlfächern Anästhesie/Intensivmedizin und Gynäkologie/Geburtshilfe<br />

an.<br />

Wir bieten: - Heranführen an die ärztlichen Tätigkeiten - Praktisches Arbeiten<br />

- freie Verpflegung und Unterbringung<br />

- Möglichkeit <strong>der</strong> Übernahme nach dem PJ<br />

- mtl. Vergütung von 300,- €<br />

Wir erwarten: - Fleiß und Engagement - Teilnahme an den hausinternen Fortbildungen<br />

Nähere Informationen erhalten Sie unter <strong>der</strong> Tel.-Nr: 03874-433-566 o<strong>der</strong> unter Homepage<br />

www.stift-bethlehem/krankenhaus/lehrkrankenhaus.de .<br />

17<br />

25. Ausgabe 2009


Die „Neuen in <strong>Rostock</strong>“ o<strong>der</strong>“ Wer o<strong>der</strong> Was ist die EMSA“<br />

Minimal-Invasive-Chirurgie-Kurs für Studenten<br />

EMSA? Nie gehört! Was ist das?<br />

Und was bedeutet das?! EMSA<br />

ausgesprochen bedeutet „European<br />

Medical Student Association“ zu<br />

Deutsch <strong>der</strong> Europäische Verbund <strong>der</strong><br />

Medizinstudenten. Die EMSA ist eine<br />

Organisation, die zwischen <strong>der</strong> lokalen<br />

<strong>Fachschaft</strong> und <strong>der</strong> internationalen<br />

Vertretung <strong>der</strong> Medizinstudenten <strong>der</strong><br />

IFMSA steht. Sie bietet allen europä -<br />

ischen Medizinstudenten eine Plattform<br />

miteinan<strong>der</strong> zu kommunizieren<br />

und über Probleme und Projekte zu<br />

diskutieren. Und jetzt die Details:<br />

Die EMSA wurde 1991 von Medizinstudenten<br />

gegründet, die den Wunsch<br />

hatten mit ihren europäischen Nachbarn<br />

und Kommilitonen näher in Kontakt<br />

zu treten und bei einem gemeinsamen<br />

Gläschen Bier neue Ideen zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikation untereinan<strong>der</strong><br />

auszubrüten. Natürlich<br />

stand nicht <strong>der</strong> Wunsch im Vor<strong>der</strong>grund<br />

gelegentlich ins Ausland zu jetten,<br />

son<strong>der</strong>n als eine ernste<br />

Repräsentation <strong>der</strong> europäischen Medizinstudenten<br />

gegenüber nationalen<br />

und internationalen Körperschaften zu<br />

fungieren. Nebenbei entstanden in<br />

den letzten Jahren nicht nur freundschaftliche<br />

Kontakte, son<strong>der</strong>n auch<br />

Projekte wie Twinning, das sich mit<br />

einem 10-tägigen Austausch europä -<br />

ischer Medizinstudenten befasst. An<br />

dem Twinning Projekt nehmen jeweils<br />

zwei Fakultäten zweier Län<strong>der</strong> teil und<br />

diese organisieren einen Austausch.<br />

Dieses Projekt soll es ermöglichen, die<br />

25. Ausgabe 2009<br />

studium und lehre<br />

Gesundheitssysteme des jeweiligen<br />

Gastlandes kennen zu lernen. Auch<br />

die Idee des Teddy Bear Hospitals ist<br />

in den Zusammenkünften <strong>der</strong> EMSA-<br />

Mitglie<strong>der</strong> geboren worden. Dieses<br />

Projekt beschäftigt sich mit Ängsten<br />

von Kin<strong>der</strong>n vorm Krankenhaus. Sie<br />

können ihre Kuscheltiere und Puppen<br />

in ein improvisiertes Krankenhaus mitbringen<br />

um sie dort von Medizinstudenten<br />

- den Teddy-Docs - untersuchen<br />

zu lassen. Dieses Projekt läuft<br />

seit Jahren erfolgreich in <strong>Rostock</strong> und<br />

erfreut sich großer Beliebtheit.<br />

Neben <strong>der</strong> Initiation vieler Projekte ist<br />

die EMSA Herausgeber und Grün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> JEMSA, dem „Journal of EMSA on<br />

Medical and Scientific Affairs“ und<br />

Organisator von Kongressen in Europa<br />

wie auch den jährlichen Summerschools.<br />

Die Summerschools werden<br />

jedes Jahr mit wechselnden Standorten<br />

und Themen für Studenten ausgerichtet.<br />

Auch die medizinische Fakultät<br />

<strong>Rostock</strong> veranstaltet jedes Jahr eine<br />

Summerschool für Studenten seiner<br />

Partneruniversitäten <strong>der</strong> Brown Medical<br />

School/USA.<br />

Um all die Aktivitäten zu koordinieren,<br />

treffen sich die EMSA- Mitglie<strong>der</strong><br />

einmal zu dem sogenannten EuReg-<br />

Medem European Regional Meeting.<br />

Die Ziele sind klar definiert: Zum<br />

einen dienen sie dem Networking, <strong>der</strong><br />

Ausarbeitung von Projekten, <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Motivation und <strong>der</strong> Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Kommunikation unter-<br />

18<br />

einan<strong>der</strong>. Die EMSA wirkt auch bei<br />

politische Problemen wie z.B. dem<br />

heiß diskutierten „Bologna- Prozess“<br />

auf europäischer Ebene mit um somit<br />

die Anliegen <strong>der</strong> Studenten zu unterstützen<br />

und zu verteidigen. Es werden<br />

ebenso Workshops, von EMSA- Mitglie<strong>der</strong>n<br />

organisiert, zu den unterschiedlichsten<br />

Themen angeboten.<br />

Warum erzählen wir euch das alles?<br />

Seit diesem Jahr gibt es eine Vertretung<br />

<strong>der</strong> EMSA in <strong>Rostock</strong>! Momentan ist<br />

die Mitglie<strong>der</strong>zusammensetzung noch<br />

sehr kuschlig- lediglich die drei Gründungsmitglie<strong>der</strong><br />

Veronika, Paul und<br />

Constanze treffen sich <strong>der</strong>zeit einmal<br />

im Monat und sonst zu einer Mitglie<strong>der</strong>versammlung.<br />

Dieses Jahr werden<br />

sie auch zum ersten Mal am EuRegMe<br />

in Bulgarien teilnehmen.<br />

Wenn du jetzt Lust bekommen hast<br />

bei den Aufbauarbeiten <strong>der</strong> lokalen<br />

EMSA- Gruppe mitzuarbeiten kannst<br />

du gerne zu den monatlichen EMSA-<br />

Treffen kommen! Dieses gibt dir die<br />

Möglichkeit mit deinen europäischen<br />

Kommilitonen in Verbindung zu treten<br />

und sinnvolle Projekte zu organisieren.<br />

Expand your horizons with an E-mail<br />

to: emsa.rostock@googlemail.com!<br />

Eure EMSA FMO <strong>Rostock</strong>


studium und lehre<br />

Docendo discimus<br />

- neues Logo für den <strong>Fachschaft</strong>srat Medizin und Medizinische Biotechnologie<br />

Vielleicht erinnern sich einige<br />

von euch an den Aufruf in <strong>der</strong><br />

Schillingallee „<strong>Fachschaft</strong>srat<br />

sucht neues Logo“? Der FSR hatte einen<br />

Wettbewerb ins Leben gerufen: Gesucht<br />

wurde ein neues Logo für uns, geboten<br />

wurde Ruhm, Ehre und ein<br />

Preisgeld von 200 Euro für den Sieger.<br />

Ein Logo ist ein Zeichen, das gleichzeitig<br />

Symbol ist. Es soll die Gemeinschaft,<br />

die dahinter steht repräsentieren. Solch<br />

ein Logo zu entwerfen, ist nicht eben<br />

mal so getan. Dazu bedarf es künstlerischen<br />

Könnens sowie Kenntnis über die<br />

Gemeinschaft, die das Logo vertreten<br />

soll.<br />

Nun steht <strong>der</strong> Gewinner fest! Unsere<br />

<strong>Fachschaft</strong> verfügt über ein neues Logo,<br />

<strong>der</strong> Künstler über den Ruhm und das<br />

Preisgeld.<br />

Peter Kraska überzeugte mit seinem an<br />

das <strong>Universität</strong>ssiegel angelehnten Entwurf,<br />

<strong>der</strong> künftig Briefe, Aushänge und<br />

die Homepage des <strong>Fachschaft</strong>srates zieren<br />

und uns so in <strong>der</strong> Öffentlichkeit repräsentieren<br />

wird.<br />

Wir haben mit dem Künstler Peter<br />

Kaska ein Gespräch geführt und mit<br />

ihm über den Weg zum Logo und seine<br />

Gedanken dabei gesprochen.<br />

Hallo Peter, vielleicht beginnen wir mit<br />

einer kleinen Vorstellung deinerseits.<br />

Ich bin Peter Kraska, 40 Jahre alt, Architekt<br />

und lebe in <strong>Rostock</strong>. Seit gut<br />

zwei Jahren bin ich selbständig und erarbeite<br />

Bil<strong>der</strong> – Freihandzeichnungen,<br />

also reines Handwerk, in Kombination<br />

mit dem Computer.<br />

Wie hast du von dem Logo-Wettbewerb<br />

erfahren? Was hat dich daran interessiert?<br />

Aufmerksam gemacht wurde ich durch<br />

einen Freund, <strong>der</strong> selbst Medizin an <strong>der</strong><br />

Uni <strong>Rostock</strong> studiert und regelmäßig<br />

die Aushänge liest. Natürlich hat mich<br />

das Preisgeld interessiert, aber in erster<br />

Linie die Aussicht auf ein schöpfe -<br />

risches Werk. Dazu kommt, dass es<br />

mich freut, wenn an<strong>der</strong>e meine Arbeiten<br />

schön finden und sie sozusagen im<br />

Banner tragen.<br />

Welche Verbindung hast du zur Uni<br />

<strong>Rostock</strong> und speziell zur Medizinischen<br />

Fakultät?<br />

Es gibt einige Verbindungen zur Medizin,<br />

angefangen bei Schil<strong>der</strong>ungen des<br />

Alltags an eurer Fakultät durch befreundete<br />

Studenten. Darüber hinaus faszinieren<br />

mich Wissenschaftsthemen zum<br />

Menschen, wie z.B. Hirnforschung o<strong>der</strong><br />

Formenbildung. Für meinen Teil studiere<br />

ich neben meiner selbständigen<br />

Tätigkeit außerdem auch noch.<br />

Wie ist das neue Logo entstanden? Wie<br />

bist du an das Projekt herangegangen?<br />

Der erste Entwurf war eher ein Test, da<br />

ich ja nicht wissen konnte, was zu euch<br />

passt o<strong>der</strong> was ihr euch wünscht. Auf<br />

eure Reaktion hin entstand dann schrittweise<br />

das jetzige Ergebnis, welches<br />

doch verschieden vom Ausgangsentwurf<br />

ist.<br />

Die Idee war nicht sofort da. Ich hatte<br />

eine Vielzahl von Assoziationen, die,<br />

als Bild gedacht, ja dann irgendwie in<br />

den Kreis – die Ähnlichkeit zum Ros -<br />

tocker <strong>Universität</strong>ssiegel ist ja Absicht –<br />

19<br />

passen sollten. Und es gab zwar Varianten,<br />

aber nur im Kopf. Mein favorisiertes<br />

Gestaltungsbild hat sich dann<br />

sehr schnell wie von selbst ergeben.<br />

Das Logo setzt sich ja aus verschiedenen<br />

Bestandteilen, Symbolen und Abbildungen<br />

zusammen. Kannst du bitte<br />

kurz beschreiben, was du dir bei den<br />

einzelnen Elementen gedacht hast und<br />

was sie ausdrücken sollen?<br />

Die Siegelform – wie beim Poststempel<br />

o<strong>der</strong> auch beim Uni-Siegel – ist nichts<br />

Neues. Auch die Vitruvius–Figur von<br />

Leonardo da Vinci, das Ginkgo-Blatt,<br />

das Herzsymbol und die Windrose sind<br />

an sich schon da gewesen, ebenso habt<br />

ihr mir den Schriftzug “docendo discimus”<br />

(Durch Lehren lernen wir. nach<br />

Seneca) vorgegeben.<br />

Spannend wird es, diese Elemente neu<br />

zu kombinieren und so unerwartete Bil<strong>der</strong><br />

zu bekommen. Die umlaufende<br />

Schrift (<strong>Fachschaft</strong> Medizin <strong>Rostock</strong>),<br />

wo das M gleichzeitig zum W in <strong>der</strong><br />

Kompassrose wird, ist eines von diesen<br />

Bil<strong>der</strong>n. Jedes dieser Bil<strong>der</strong> hat für sich<br />

in unseren Augen ja auch einen Symbolgehalt,<br />

über den wir uns einigermaßen<br />

einig sind. Und so lesen die<br />

meisten dann auch: Mensch – Wissenschaft<br />

– See(fahrt) – Gesundheit/Heilung<br />

etc. Und diese ewig mo<strong>der</strong>nen<br />

Themen wollte ich in einem ehrwürdig<br />

konservativen, verpflichtenden Siegel<br />

verbinden.<br />

Wir bedanken uns für das Interview bei<br />

Peter Kraska.<br />

Henriette Booß & Marie Rutke<br />

25. Ausgabe 2009


Planungsspiel Einsatztaktik<br />

Z<br />

usammenstoß zwischen Bus<br />

und Personenzug in Pölchow<br />

in <strong>der</strong> Nähe von <strong>Rostock</strong>.<br />

Mehrere Schwerverletzte! So lautete<br />

die knappe Einsatzbeschreibung, die<br />

wir als Medizinstudenten in einem<br />

Planspiel erhielten.<br />

Am Unfallort zeigte sich dann das<br />

ganze Ausmaß des Unglücks. Der verunfallte<br />

Bus wurde mehrere Meter<br />

vom Personenzug mitgeschleift und<br />

lag nun stark zusammengedrückt auf<br />

dem Dach. Mehrere Passagiere waren<br />

eingeklemmt und konnten nicht ohne<br />

schweres Gerät befreit werden. An <strong>der</strong><br />

Unfallstelle sammelten sich erste Gaffer<br />

und auch die Presse war bereits vor<br />

Ort, auf <strong>der</strong> Suche nach einer Story für<br />

die Abendnachrichten.<br />

Um keine wertvolle Zeit zu verlieren,<br />

begann <strong>der</strong> erste eintreffende Notarzt<br />

sofort damit, sich ein Bild von <strong>der</strong><br />

Lage zu verschaffen. Er zählte fünf<br />

schwer, zehn mittelschwer und zwanzig<br />

leicht verletzte Personen, die ver-<br />

Foto: hinabfallende Ladung.<br />

(Quelle: Dr. med. Gernot Rücker)<br />

25. Ausgabe 2009<br />

studium und lehre<br />

Foto: Auffahrunfall mit Gefahrguttransporter und auslaufen<strong>der</strong> Flüssigkeit.<br />

(Quelle: Dr. med. Gernot Rücker)<br />

sorgt werden mussten. Da <strong>der</strong> zunächst<br />

anwesende Rettungsdienst mit seinen<br />

Mitteln nicht in <strong>der</strong> Lage war, die Situation<br />

zu entschärfen, for<strong>der</strong>te er in<br />

<strong>der</strong> Leitstelle weitere Unterstützung<br />

an. Außerdem waren ein Kran und<br />

schwere Technik <strong>der</strong> Feuerwehr vonnöten,<br />

um die Verletzten zu befreien.<br />

Um bei solchen Massenanfällen von<br />

Verletzten möglichst viele Opfer zu<br />

retten, ist ein sinnvoller Einsatz von<br />

Mensch und Material notwendig.<br />

Damit die Ressourcen effektiv genutzt<br />

werden können, trainieren Notfallmediziner<br />

solche komplexen Situationen<br />

immer wie<strong>der</strong>.<br />

Im letzten Semester hatten einige Medizinstudenten<br />

<strong>der</strong> AG EH-Med (Arbeitsgemeinschaft<br />

Erste Hilfe und<br />

Notfallkunde für Medizinstudierende<br />

20<br />

e.V.) die Möglichkeit, selbst einmal<br />

den Umgang mit einem Massenanfall<br />

von Verletzten zu trainieren.<br />

Ermöglicht wurde uns <strong>der</strong> Einblick in<br />

die Arbeit des Rettungsdienstes durch<br />

Dr. med. Gernot Rücker, den Leiter <strong>der</strong><br />

RoSaNa (<strong>Rostock</strong>er Simulationsanlage<br />

für Notfallausbildung), <strong>der</strong> das Planspiel<br />

mit uns durchführte.<br />

Mit Hilfe einer Modellbauplatte und<br />

den dazugehörigen Miniaturfahrzeugen<br />

wurde die Szenerie realistisch<br />

nachgestellt. Alle verwendeten Rettungsmittel<br />

hatten die originale Beschriftung,<br />

wie man sie aus dem<br />

Stadtbild kennt und sogar <strong>der</strong> Bus war<br />

zuvor liebevoll zerstört worden. Um<br />

die Schwierigkeit zu erhöhen, bewegten<br />

wir uns mit einer Minikamera<br />

durch den Einsatzort, so dass die Grö


ßenverhältnisse stimmten und wir keinen<br />

Überblick aus <strong>der</strong> Vogelperspektive<br />

bekommen konnten. Die Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Kamera wurden mittels Beamer an<br />

die Wand projiziert.<br />

Je<strong>der</strong> Student bekam außerdem eine<br />

Rolle in <strong>der</strong> Rettungskette zugewiesen.<br />

Die Organisation des Einsatzes unterstand<br />

dem leitenden Notarzt. In <strong>der</strong><br />

Realität sind es speziell ausgebildete<br />

und sehr erfahrene Notfallmediziner,<br />

die den Großeinsatz koordinieren. Sie<br />

übernehmen die Triage, also die Einteilung<br />

<strong>der</strong> Patienten in die Kategorien<br />

schwer, mittel und leicht verletzt. Sie<br />

verteilen die Patienten an das Rettungspersonal<br />

und müssen auch die<br />

unangenehmen Entscheidungen treffen,<br />

welche Patienten so schwer verletzt<br />

sind, dass ihre Rettung keinen<br />

Sinn mehr macht.<br />

Unterstützt wird <strong>der</strong> leitende Notarzt<br />

in seiner Arbeit vom OrgL, dem Organisatorischen<br />

Leiter des Rettungsdienstes,<br />

<strong>der</strong> für die Koordination <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge zuständig ist. Er sorgt dafür,<br />

dass die Rettungstransportwagen und<br />

Einsatzfahrzeuge sich nicht gegenseitig<br />

zuparken. Außerdem organisiert er<br />

den sinnvollen Abtransport <strong>der</strong> Patienten.<br />

Ein weiterer Medizinstudent übernahm<br />

die Funktion <strong>der</strong> Leitstelle, die<br />

sämtliche verfügbaren Rettungsmittel<br />

in Mecklenburg-Vorpommern koordiniert.<br />

Als Hilfestellung hatte die Leitstelle<br />

eine Karte zur Verfügung, in <strong>der</strong><br />

alle Standorte mit dazugehörigen Rettungsmitteln<br />

eingezeichnet waren. Die<br />

beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit für die Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> Leitstelle besteht darin, den<br />

Überblick über die Fahrzeuge zu behalten<br />

und auch die nebenbei im Ta-<br />

studium und lehre<br />

Foto: Zusammenstoß zwischen Auto und Zug. (Quelle: Dr. med. Gernot Rücker)<br />

gesgeschäft anfallenden Notfälle wie<br />

Herzinfarkte o<strong>der</strong> Schlaganfälle zu koordinieren.<br />

Weitere Rollen waren die <strong>der</strong> Polizei,<br />

<strong>der</strong> Feuerwehr, <strong>der</strong> Presse o<strong>der</strong> auch<br />

<strong>der</strong> Bettenzentrale, die die Verteilung<br />

<strong>der</strong> Patienten auf die Krankenhäuser<br />

organisiert. Sie ist wichtig, damit nicht<br />

ein Krankenhaus mit fünf Schwerverletzten<br />

gleichzeitig belegt wird, während<br />

eine an<strong>der</strong>e Klinik kaum etwas<br />

zu tun hat. Zu bedenken war auch,<br />

dass nicht jedes Krankenhaus alle Verletzungsmuster,<br />

wie Kopf- o<strong>der</strong> Thoraxverletzungen<br />

versorgen kann und<br />

dass die Transportzeiten zu den Kliniken<br />

unterschiedlich lang sind.<br />

Erschwerend kam hinzu, dass viele<br />

Verletzte eingeklemmt waren und erst<br />

nach und nach befreit und versorgt<br />

werden konnten. So musste immer<br />

noch eine Option in einer nahen Klinik<br />

für einen Schwerverletzten offen<br />

gehalten werden.<br />

21<br />

Die Verletzungsmuster <strong>der</strong> einzelnen<br />

Unfallopfer waren dabei auf Karten<br />

festgehalten, die <strong>der</strong> Spielleiter verteilte.<br />

Neben dem Busunglück wurden noch<br />

weitere Unfallszenarien simuliert, so<br />

dass wir Studenten auch unterschiedliche<br />

Rollen spielen konnten. Immer<br />

war die Szenerie sehr realistisch gestaltet.<br />

Gefahrguttransporter, zerstörte<br />

Autos und auslaufende Flüssigkeiten<br />

erleichterten die Vorstellung und sorgten<br />

für Abwechslung vom Vorlesungsalltag.<br />

Alle Beteiligten waren mit sehr<br />

viel Eifer dabei und konnten einen ersten<br />

Eindruck über das Vorgehen bei<br />

Großschadensereignissen gewinnen.<br />

Ein großes Lob gebührt den Mitarbeitern,<br />

<strong>der</strong> RoSaNa, die immer wie<strong>der</strong><br />

neue Ideen entwickeln, um Lehre<br />

praktisch zu gestalten.<br />

Christian Klein<br />

25. Ausgabe 2009


Gruezi aus Walenstadt<br />

Famulaturen und PJ-Tertiale in<br />

<strong>der</strong> Schweiz sind sehr beliebt.<br />

Studenten schätzen die familiäre<br />

Atmosphäre und das gute Bed-<br />

Side-Teaching. Während einer Famulatur<br />

in einem kleinen Spital in Walenstadt<br />

durfte auch ich einen Querschnitt<br />

durch die Medizin genießen.<br />

Die Bewerbung und Zimmersuche<br />

waren unkompliziert und kurzfristig<br />

per Email möglich. Für 350 SFR im<br />

Monat mietete ich ein möbliertes 16<br />

m²-Zimmer in einem Wohnheim direkt<br />

neben dem Spital. Die meisten<br />

Personalwohnheime in <strong>der</strong> Schweiz<br />

stammen aus den 80er Jahren mit<br />

Duschen und WCs auf dem Flur.<br />

Damit entspricht die Einrichtung <strong>der</strong><br />

Zimmer vielleicht nicht dem neuesten<br />

IKEA-Katalog – für die Zeit <strong>der</strong> Famulatur<br />

reicht sie aber vollkommen aus.<br />

Jeden Abend traf ich mich mit den an<strong>der</strong>en<br />

Unterassistenten (so heißen die<br />

Famuli und PJ-Studenten in <strong>der</strong><br />

Schweiz) im Aufenthaltsraum zum gemeinsamem<br />

Spaghetti-Essen, Fernsehen<br />

und Karten spielen.<br />

Die Arbeit auf <strong>der</strong> Station<br />

Das Spital in Walenstadt war zwar nur<br />

ein kleines Krankenhaus mit rund 140<br />

Betten. Es waren aber viele Fachrichtungen<br />

vertreten. Neben chirurgischen<br />

und medizinischen (internistischen)<br />

Stationen gab es eine Orthopädie,<br />

eine Gynäkologie, eine Dialysestation<br />

und eine kleine Intensivstation.<br />

25. Ausgabe 2009<br />

studium<br />

Foto: Blick vom Klinikdach.<br />

Ich war in <strong>der</strong> Orthopädie beschäftigt,<br />

die im Kanton einen guten Ruf hatte,<br />

so dass Patienten aus einem großen<br />

Einzugsgebiet versorgt wurden. Durch<br />

ein breites Spektrum <strong>der</strong> Eingriffe gestaltete<br />

die Arbeit sehr abwechslungsreich.<br />

Neben künstlichen Hüft- und Kniegelenken<br />

wurden auch Schulterendoprothesen<br />

eingesetzt. Zusätzlich konnte ich<br />

mir Kreuzbandplastiken, Meniskusoperationen,<br />

Eingriffe an <strong>der</strong> Rotatorenmanschette<br />

o<strong>der</strong> Hallux-Operationen<br />

ansehen. Durch die Nähe zu den Skipisten<br />

kamen noch viele Frakturen<br />

und Bandverletzungen sowie Patellarsehnendurchtrennungen<br />

hinzu.<br />

Neben <strong>der</strong> Assistenz im Operationssaal,<br />

gehörte zu meinen täglichen Auf-<br />

22<br />

gaben die Aufnahme, Untersuchung<br />

und Aufklärung <strong>der</strong> Patienten. Nach<br />

Rücksprache mit den Stationsärzten<br />

durfte ich Röntgen- und Physiotherapieanordnungen<br />

erstellen, Medikamente<br />

verordnen und Rezepte<br />

schreiben. Auch das Verfassen von Entlassungs-<br />

und Verlegungsberichten gehörte<br />

zum Stationsalltag.<br />

Angenehm in <strong>der</strong> Schweiz war, dass<br />

auch je<strong>der</strong> Unterassistent mit einem<br />

tragbaren Telefon und Pieper ausgestattet<br />

wurde. Wann immer Fragen<br />

auftraten, konnte man jeden Arzt in<br />

<strong>der</strong> Klinik, bis hin zum Chefarzt, anklingeln<br />

und bekam bereitwillig Antworten<br />

und Erklärungen auf alle<br />

Fragen - egal ob auf <strong>der</strong> Station, im<br />

Operationssaal o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Notaufnahme.


Bei dieser netten Atmosphäre war es<br />

auch nicht weiter schlimm, dass ich<br />

als Unterassistent meist zehn bis zwölf<br />

Stunden pro Tag im Spital war, da auch<br />

die Ärzte Arbeitsverträge von 55 Stunden<br />

pro Woche haben.<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Erlebnis waren die Pickett-Dienste,<br />

die ich auch als Student<br />

leisten durfte.<br />

Pickett bedeutet, dass man nach seinem<br />

regulären Dienst einen Notfall-<br />

Pieper und ein Not-Telefon bekommt.<br />

Sobald eine dringende Operation ansteht,<br />

bei <strong>der</strong> die Chirurgen Hilfe brauchen<br />

o<strong>der</strong> wenn die Notaufnahme<br />

sehr voll ist, wird man angepiept und<br />

muss in kurzer Zeit in die Klinik kommen.<br />

Es kann natürlich auch sein, dass<br />

kein Anruf kommt, so dass man durchschlafen<br />

kann.<br />

Für drei Pickett-Dienste in <strong>der</strong> Woche<br />

bekam ich in Walenstadt einen Tag<br />

frei, für den Pickett-Dienst von Freitagabend<br />

bis Montagfrüh gab es zwei<br />

freie Tage.<br />

Die Pickett-Dienste waren beson<strong>der</strong>s<br />

interessant, wenn es in <strong>der</strong> Notaufnahme<br />

viel zu erledigen gab. Da dort<br />

Patienten aller Fachrichtungen untersucht<br />

wurden, war für viel Abwechslung<br />

gesorgt.<br />

Ich durfte weitgehend selbständig die<br />

Patienten untersuchen und zusammen<br />

mit dem Notfallarzt die weitere Diagnostik<br />

und Therapie erarbeiten.<br />

Die Pickett-Dienste waren bei uns Unterassistenten<br />

beson<strong>der</strong>s beliebt, um<br />

sich freie Tage unter <strong>der</strong> Woche zu erarbeiten.<br />

studium<br />

Foto: Das Spital in Walenstadt.<br />

An Wochentagen waren die Skipisten<br />

in <strong>der</strong> Regel nicht so überfüllt. Da man<br />

mit <strong>der</strong> ID-Karte vom Spital zusätzlich<br />

Rabatt auf den Skipass bekam, war für<br />

sportliche Ertüchtigung gesorgt.<br />

Neben Wintersport eignet sich die<br />

Schweiz aber auch hervorragend zum<br />

Wan<strong>der</strong>n, Bergsteigen und Fahrradfahren.<br />

Die großen Städte wie Bern, Basel und<br />

Zürich sind alle eine Reise wert. Da<br />

sich die Schweizer im letzten Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

aus allen Kriegen heraushalten<br />

konnten, gab es auch keine Zerstörungen,<br />

so dass man überall noch sehr alte<br />

Häuser, kleine Gassen mit Cafés und<br />

viele Sehenswürdigkeiten finden kann.<br />

Auch in Walenstadt war nach Feierabend<br />

für ein breites Freizeitprogramm<br />

gesorgt. Durch die familiäre Atmosphäre<br />

im kleinen Spital gingen die<br />

Unterassistenten und Mitarbeiter des<br />

Spitals regelmäßig zusammen weg. So<br />

waren wir abends gemeinsam beim<br />

23<br />

Bowling, im Lokal, beim Picknick in<br />

den Bergen o<strong>der</strong> haben Filmabende<br />

im Spital über einen Beamer veranstaltet.<br />

Auch von den Ärzten wurden wir regelmäßig<br />

nach Hause zum Essen eingeladen,<br />

wo wir dann in großer Runde<br />

mit Ärzten, Schwestern und Studenten<br />

gemütlich zusammensaßen.<br />

Diese gemeinschaftlichen Aktionen<br />

verstärkten das gute Arbeitsklima und<br />

rundeten eine sehr schöne Famulatur<br />

ab.<br />

Christian Klein<br />

25. Ausgabe 2009


Keiner simuliert so gut wie Igor<br />

Die <strong>Universität</strong>sklinik <strong>Rostock</strong> besitzt den <strong>der</strong>zeit mo<strong>der</strong>nsten Patientensimulator<br />

Junge Piloten trainieren im Flugsimulator,<br />

wie sie im Ernstfall mit unvorhergesehenen<br />

Situationen zurechtkommen.<br />

Durch diese Simulationen<br />

können sie Ihre Fähigkeiten verbessern,<br />

bevor sie für das Leben hun<strong>der</strong>ter<br />

Passagiere verantwortlich sind. Auch<br />

Mediziner arbeiten in Grenzbereichen<br />

mit großer Verantwortung für ihre Patienten.<br />

Das Wissen und die manuellen<br />

Fertigkeiten, die sie für ihre Arbeit<br />

benötigen, sind sehr komplex und<br />

müssen immer wie<strong>der</strong> trainiert werden.<br />

Gerade für junge Ärzte und Studenten<br />

ist es schwierig, Erfahrung zu sammeln<br />

ohne Patienten zu gefährden.<br />

Eine Verbesserung dieser Ausbildung<br />

ist in <strong>Rostock</strong> jetzt möglich. Als erste<br />

<strong>Universität</strong> in Deutschland hat Ros -<br />

tock einen beson<strong>der</strong>s realitätsnahen<br />

Patientensimulator erhalten. Igor, so<br />

wurde <strong>der</strong> künstliche Patient von den<br />

Ausbil<strong>der</strong>n getauft, stellt die Studenten<br />

und Ärzte <strong>der</strong> Uniklinik auf eine harte<br />

Probe. Der Simulator ist unglaublich<br />

nah an <strong>der</strong> menschlichen Anatomie<br />

konstruiert und kann physiologische<br />

Vorgänge täuschend echt darstellen,<br />

berichtet Dr. med. Gernot Rücker, Leiter<br />

<strong>der</strong> <strong>Rostock</strong>er Simulationsanlage<br />

für Notfallausbildung (RoSaNa).<br />

Igor atmet wie ein richtiger Patient. Er<br />

hebt den Thorax, klimpert mit den<br />

Augen und spricht zum Behandler.<br />

Auch die Größe und das Gewicht entsprechen<br />

denen eines ausgewach -<br />

senen Mannes. Durch viele kleine<br />

Gelenke kann <strong>der</strong> Simulator passiv genauso<br />

bewegt werden, wie ein realer<br />

25. Ausgabe 2009<br />

klinikum<br />

Patient. Er kann also auch im Stuhl sitzen,<br />

um dem Arzt sein Leid zu klagen.<br />

Um Werte wie Puls und Blutdruck zu<br />

erfahren, müssen wir Studenten sie<br />

selbst messen. Das Gleiche gilt für<br />

Herz-, Lungen- und Darmgeräusche,<br />

die mit dem Stethoskop auskultiert<br />

werden können. Wenn man Pech hat,<br />

fängt Igor während <strong>der</strong> Untersuchung<br />

an zu schwitzen, uriniert, bekommt<br />

einen Krampfanfall o<strong>der</strong> beginnt realis -<br />

tisch zu bluten.<br />

Zum Glück sind auch die Venen sehr<br />

natürlich gestaltet, so dass mit wenig<br />

Übung ein Zugang gelegt und Medikamente<br />

appliziert werden können.<br />

Bei <strong>der</strong> Medikamentengabe ist jedoch<br />

Vorsicht geboten. Wie ein richtiger Patient<br />

reagiert Igor immer ein wenig an<strong>der</strong>s<br />

auf die Arzneimittel. Er kann<br />

Allergien bekommen o<strong>der</strong> die verschiedenen<br />

Medikamente können in<br />

Wechselwirkung treten und Nebenwirkungen<br />

hervorrufen. So bietet <strong>der</strong><br />

Simulator auch gestandenen Profis<br />

ständig neue Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Gesteuert wird Igor vom Kursleiter<br />

über einen Laptop und Bluetooth. Ein<br />

Knopfdruck genügt und Igor beginnt<br />

zu husten, bekommt Asthma o<strong>der</strong> verliert<br />

das Bewusstsein.<br />

Über ein Mikrofon spricht <strong>der</strong> künstliche<br />

Patient zu seinem Behandler. Die<br />

wirklich realistische Interaktion sorgt<br />

dafür, dass man sich leicht in die<br />

Szene hineinversetzen kann und völlig<br />

vergisst, dass es sich um eine Simulation<br />

handelt. Durch die<br />

entstehende Anspannung bleibt das<br />

24<br />

erworbene Wissen deutlich länger präsent<br />

und kann auch in realen Stresssituationen<br />

abgerufen werden.<br />

Gerade in <strong>der</strong> Notfallmedizin ist es<br />

wichtig, schnell und sicher handeln zu<br />

können, so dass es keine bessere Vorbereitung<br />

auf einen Notfall gibt als das<br />

Training mit einer Puppe.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass Igor je<strong>der</strong>zeit<br />

per Knopfdruck wie<strong>der</strong> zum<br />

Leben erweckt werden kann. Dank<br />

dieses Sicherheitsnetzes können wir<br />

Studenten auch komplexe Eingriffe<br />

selbständig üben, ohne dass Patienten<br />

gefährdet werden.<br />

Gerade seltenere Krankheitsbil<strong>der</strong>, die<br />

wir früher nur aus Büchern kannten<br />

o<strong>der</strong> die Ärzten erst nach Jahren ihrer<br />

Berufslaufbahn begegneten, können<br />

wir jetzt schon im Studium trainieren.<br />

Schon in den letzten Jahren hat die<br />

praxisnahe Ausbildung <strong>der</strong> Klinik und<br />

Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie,<br />

die von Frau Prof. G.<br />

Nöldge-Schomburg geleitet wird, die<br />

Studenten begeistert, wovon hervorragende<br />

Ergebnisse in den Evaluationen<br />

zeugen.<br />

Igor wird allen sicher noch viel Spaß<br />

bereiten, auch wenn er dafür Einiges<br />

über sich ergehen lassen muss. Er ist<br />

jedoch nicht allein, son<strong>der</strong>n Igor<br />

wohnt zusammen mit mehr als 40 an<strong>der</strong>en<br />

Dummies und Modellen in <strong>der</strong><br />

<strong>Rostock</strong>er Simulationsanlage für Notfallausbildung<br />

(RoSaNa), wo er auf seinen<br />

nächsten Einsatz wartet.<br />

Christian Klein


Neurochirurgen vermin<strong>der</strong>n Risiken<br />

Hochmo<strong>der</strong>nes Navigationsgerät für präzise Operationen<br />

Millimeterarbeit an Kopf<br />

und Wirbelsäule: Am <strong>Universität</strong>sklinikum<br />

<strong>Rostock</strong><br />

werden neurochirurgische Eingriffe jetzt<br />

mit Hilfe eines neuen, hochmo<strong>der</strong>nen<br />

Navigationssystems durchgeführt.<br />

„Eine Operationen an Kopf und Wirbelsäule<br />

ist immer Präzisionsarbeit“,<br />

sagt Professor Dr. Jürgen Piek, Leiter<br />

<strong>der</strong> Abteilung für Neurochirurgie. „Das<br />

neue Gerät eröffnet uns neue Mög lichkeiten<br />

<strong>der</strong> Überwachung einer OP, die<br />

unsere Arbeit wesentlich erleichtern.“<br />

Rund 600.000 Euro investierte das Klinikum<br />

in das Neuronavigationssystem,<br />

das interdisziplinär auch von an<strong>der</strong>en<br />

Abteilungen genutzt werden kann.<br />

Die „Navi“ unterstützt Operationen,<br />

indem sie die Position <strong>der</strong> OP-Instrumente<br />

und des Operationsmikroskops<br />

während des Eingriffs mit einer Genauigkeit<br />

im Millimeterbereich zuverlässig<br />

anzeigt. Der Operateur nutzt die<br />

Navigation, um komplexe Gehirn-<br />

Foto: Die erste navigierte OP in <strong>Rostock</strong>.<br />

(Quelle UKR)<br />

klinikum<br />

FOTO: Professor Piek (2.v.r.) erklärt Studenten die Funktion <strong>der</strong> Neuronavigation. Der Monitor dient<br />

dem Operateur als Kontrolle während <strong>der</strong> navigierten OP und zeigt „online“ die augenblickliche Position<br />

des navigierten OP-Instruments am Kopf des Patienten. Die Rohdaten für die OP liegen in digitaler<br />

Form vor und werden über das klinikeigene Netz von <strong>der</strong> Röntgenabteilung bzw. <strong>der</strong><br />

Abteilung für Neurochirurgie zum OP übertragen.(Quelle UKR)<br />

und Wirbelsäulenoperationen zu planen<br />

und um sich während <strong>der</strong> Operation<br />

im Inneren des Schädels und an<br />

<strong>der</strong> Wirbelsäule besser orientieren zu<br />

können. „Auf diese Weise können<br />

wichtige Areale des Gehirns geschont<br />

und Verletzungen von Blutgefäßen<br />

vermieden werden“, so Professor Piek.<br />

Mit dem neuen System wurden bereits<br />

mehrere Patienten erfolgreich operiert.<br />

„Damit verfügen wir über die mo<strong>der</strong>nste<br />

Ausstattung in unserem Bundesland<br />

und können uns auch<br />

international messen“, so Professor<br />

Piek. Die Abteilung für Neurochirurgie<br />

am Uniklinikum <strong>Rostock</strong> hat sich<br />

25<br />

auf die Behandlung von Hirntumoren<br />

spezialisiert und gemeinsam mit an<strong>der</strong>en<br />

Fachbereichen innovative Möglichkeiten<br />

von Therapien entwickelt.<br />

Jährlich werden in <strong>der</strong> Abteilung für<br />

Neurochirurgie 120 bis 150 Patienten<br />

mit Hirntumoren operiert. „Solche<br />

schwierigen Operationen werden<br />

dank des neuen Systems noch risikoärmer“,<br />

betont Professor Piek.<br />

Matthias Schümann<br />

25. Ausgabe 2009


Das <strong>Universität</strong>sklinikum Ros -<br />

tock lud am 27. Februar<br />

2009 zum „1. <strong>Rostock</strong>er<br />

Psychiatriepflegetag“ ins Zentrum für<br />

Nervenheilkunde.<br />

Zu <strong>der</strong> Veranstaltung, die sich an Pflegekräfte<br />

richtete, hatten sich mehr als<br />

140 Teilnehmer aus ganz Mecklenburg-Vorpommern<br />

angemeldet. Hauptthema<br />

waren die so genannten Pflegediagnosen<br />

in <strong>der</strong> Psychiatrie. Dabei<br />

handelt es sich um eine einheitliche<br />

Sprachregelung für die Beschreibung<br />

und Dokumentation von Problemen<br />

und Ressourcen von Patienten in <strong>der</strong><br />

Psychiatrie, die jetzt von Pflegekräften<br />

als mögliche Richtlinie für Mecklenburg-Vorpommern<br />

erstellt wurde.<br />

klinikum<br />

Den Pflegenden eine gemeinsame Sprache geben<br />

Uniklinikum <strong>Rostock</strong> veranstaltete 1. Psychiatrie-Pflegetag<br />

Foto:(aboutpixel.de / © kim czuma.jpg)<br />

25. Ausgabe 2009<br />

„Es geht darum, ein einheitliches Vokabular<br />

zu erstellen, damit Krankenschwestern<br />

und Pfleger über ihr<br />

eigenes Krankenhaus hinaus in <strong>der</strong><br />

gleichen Sprache über ihre Patienten<br />

sprechen“, erläuterte Ute Fricke, Pflegedienstleiterin<br />

<strong>der</strong> Klinik und Poliklinik<br />

für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

des Zentrums für Nervenheilkunde am<br />

<strong>Universität</strong>sklinikum <strong>Rostock</strong> (AöR). In<br />

<strong>der</strong> Psychiatrie gehe es an<strong>der</strong>s als in<br />

an<strong>der</strong>en medizinischen Berichten um<br />

die schwierige und unmissverständliche<br />

Beschreibung und Dokumentation<br />

von Problemen und Ressourcen von<br />

Patienten. Mit diesem Thema beschäftigte<br />

sich eine landesweite Arbeitsgruppe.<br />

„Jetzt geht es darum, die<br />

vorgeschlagenen sprachlichen Krite-<br />

26<br />

rien auch in <strong>der</strong> Praxis umzusetzen“,<br />

so Ute Fricke.<br />

Weitere Themen des 1. Psychiatriepflegetages:<br />

die Möglichkeiten und Facetten<br />

<strong>der</strong> Behandlung von Menschen<br />

mit altersbedingten psychischen<br />

Krankheiten sowie die Therapie von<br />

Patienten mit Bor<strong>der</strong>line-Persönlichkeitsstörungen.<br />

Organisiert wurde die Veranstaltung<br />

durch die Pflegekräfte <strong>der</strong> Klinik und<br />

Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

des Uniklinikums <strong>Rostock</strong>,<br />

die auch die Workshops selbst durchführten.<br />

Weitere Pflegetage zu speziellen<br />

klinischen Bereichen sollen<br />

folgen.<br />

Matthias Schümann


Sie sind für Ihre Patienten da.<br />

Wir für Ihre Finanzen.<br />

Unsere individuellen Finanzlösungen für Mediziner.<br />

Wir entwickeln als unabhängiger Makler Finanzlösungen speziell für anspruchsvolle Mediziner. Das Beson<strong>der</strong>e an diesen Lösungen ist,<br />

dass sie die einzelnen Bausteine aus den Bereichen Vorsorge, Vermögens- und Risikomanagement individuell miteinan<strong>der</strong> verknüpfen.<br />

MLP bietet Ihnen damit integrierte Bank- und Versicherungsdienstleistungen, die perfekt zu Ihren Bedürfnissen und Zielen passen.<br />

Rufen Sie uns an.<br />

MLP Finanzdienstleistungen AG<br />

Geschäftsstelle <strong>Rostock</strong> I, Grubenstraße 48<br />

18055 <strong>Rostock</strong>, Telefon (0381) 49282-0<br />

E-Mail: rostock1@mlp-ag.com<br />

www.mlp.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!