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Der BastardkeynesianismusJohn Maynard Keynes hat in den 1920er Jahren mit zahlreichen Schriften die geplantedeflationäre Depression zu verhindern versucht, mit der dann von 1929-33 die Senkungder Löhne und Preise und des Lebensstandards der Arbeiter auf das Vorkriegsniveau von1913 durchgesetzt werden sollte. Keynes konnte nicht einfach totgeschwiegen werden undman musste nach dem geistigen Bankrott der Neoklassik in der Weltwirtschaftskrise diealten Thesen erst einmal als keynesianische Theorie maskieren, um sie dem Publikumweiterhin eintrichtern zu können. So entstand der von Joan Robinson so genannteBastardkeynesianismus, die Verfälschung der Lehren von Keynes.Den unter verschiedensten Bezeichnungen auftretenden Bastardkeynesianer erkennt manzuverlässig daran, dass ihm das Gleichgewicht der Ökonomie das wichtigste Thema ist,dem echten Keynesianer dagegen die optimale Auslastung des Produktionspotentials unddie Vollbeschäftigung. Für den echten Keynesianer streben die Marktkräfte immer stärkervon jedem optimalen Grad der Auslastung weg, während der Bastardkeynesianer dieTeilmärkte von selbst einem optimalen Gleichgewicht zustreben sieht, was nur vonGewerkschaften (rigide Löhne) und Regierung (externe Schocks) behindert oder garverhindert wird.Die bastardkeynesianischen Modelle berufen sich auf Keynes, weil sie angeblich rigideLöhne und unvorhersehbare externe Schocks in ihrem Modell berücksichtigen und dieSparquote meist noch vom Einkommen und nicht wie früher vom Zins abhängt. Vondergleichen hat Keynes zwar irgendwo einmal geschrieben, aber das ist alles nicht derwesentliche Punkt seiner Theorie. Bei Keynes ist es die Notenbankpolitik, die einedeflationäre Depression auslösen und beenden kann, was er allerdings nach der GroßenDepression aus menschlich verständlichen Gründen bei seiner General Theory weggelassenhat; die Verheerungen durch die Krise waren schon geschehen und nicht mehr zuverhindern und er wollte die Verantwortlichen und ihre Kreise, mit denen er ja täglichUmgang hatte, wohl nicht der Rache der Straße ausliefern.Dieser weiche Charakter von Keynes wurde sofort von interessierter Seite ausgenutzt, umaus seiner Lehre beginnend mit dem IS/LM-Modell von Hicks und Samuelson eine Karikaturder echten keynesianischen Überzeugungen zu fabrizieren. An den Universitäten wird bisheute generell nur Bastardkeynesianismus gelehrt, was für die interessierten Kreise nochden Vorteil hat, dass die Studenten sich über die keynesianischen Vorstellungen für vollinformiert halten und von Keynes schon gar nichts mehr hören und lesen wollen. SeineEssays in Persuasion aus den 1920er Jahren, in denen die wirklichen Hintergründe derKrise zur Sprache kommen, bleiben daher weitgehend unbekannt:74

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