Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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84Wie schon vorher festgestellt worden ist, zeigt Calvin kein Interesse anrein philosophischen Fragen. So hat er auch keine philosophischeAnthropologie vorgestellt und damit auch nicht direkt die Fähigkeit desMenschen, Recht zu begreifen, behandelt. Als Theologe und Lehrer derKirche hat er ein Interesse am Verhältnis zwischen Gott und demMenschen. Deswegen hat er öfter die menschliche Fähigkeit, Gottheit oderGöttlichkeit zu begreifen, dargestellt. Der divinitatis sensus wohnt im Sinnedes Menschen und das semen religionis ist ein Teil der menschlichenNatur. Der sensus ist ein Gefühl oder eine Erkenntnis oder ein Empfindendes Göttlichen bzw. für das Göttliche und er kann nie völlig ausgerottetund weggewischt werden. Sowohl der sensus als das semen sind so tief indie menschliche Natur eingesetzt, dass sie nicht einmal durch denSündenfall völlig verlorengegangen sind. Von großer Bedeutung für dasNaturrechtsverständnis Calvins sind seine Aussagen, dass Gott in allenMenschen einen Verstand für seinen Willen eingesetzt hat und dass derMensch in seinem Herzen ein Bildnis und ein natürliches Licht hat, dieüber Gott Zeugnis ablegen. 137 So sagt er einerseits, dass der Mensch fähigist, den Willen Gottes zu verstehen, und andererseits dass das “Herz” derBerührungspunkt des Menschen mit Gott ist.Calvin sieht zwei Beweise dafür, dass der Mensch das Göttlicheempfinden kann. Er schließt sich einerseits der Aussage Ciceros an, dass eskein Volk gibt, das nicht wüsste, dass Gott ist und existiert. Anderseitssieht er einen Beweis in der Idolatrie, die zeigt, dass es nach MeinungSecondly, he insists that the emotions as given to man initially were not merely subdued andguided by reason but actually compatible with it and therefore virtuous.” Backus 2003, 75. —Helm 2004, 136 “It is important to realize that, for Calvin, there is a sense in which the Fallhas changed certain things and other things have remained the same. After the Fall,understanding and judgement remain, although in weakened and damaged states.”137 "inesse humanae menti,... divinitatis sensum. ... sui numinis intelligentiam universisDeus ipse indidit," Iiii1; "insculptum mentibus humanis esse divinitatis sensum, qui delerinunquam potest." Iiii3; "Imo prodigiosos hodie multos spiritus terra sustinet, qui totum divinitatissemen in natura humana sparsum conferre non dubitant ad obruendum Deinomen." Iv4; "Mais laissant la les infideles lesquelz ne cherchent autre chose que deffacer deleur memoire celle opinion de Dieu laquelle est plantee en leurs cueurs," Cath1537, 33; "Nousavons ceste impression en nostre cueur et ceste lumiere naturelle, telles que chacun dira quec'est un vice trop grand que ingratitude." SC6, 173 — S. Olsson 1943, 63.

85vieler Völker besser ist, ein steinernes oder hölzernes Bild anzubeten, alsganz und gar ohne Gott zu leben. 1 3 8 Das religiöse Bedürfnis desMenschen, Gott oder Götter zu haben, beweist für Calvin, dass derMensch ein angeborenes Empfinden für das Göttliche hat — vielleichtsogar für Gott.Der andere Name, den Calvin für das wegen der Schöpfung im Menscheninnewohnende religiöse Element gibt, ist “Samen der Religion” (semenreligionis). 139 Er gehört so wesentlich dem Menschen, dass es unmöglichist, ihn aus dem menschlichen Sinne zu entfernen. 140 Die Natur lässt nichtzu, dass der Mensch ihn vergesse, welches beweist, dass er nicht erlerntist. 141 Die verschiedenen Namen für das religiöse Element decken dasgleiche Bedeutungsfeld, und sie sind Worte, mit denen Calvin Abwechslungin seine Schreiben gebracht hat. 142138 "Atqui nulla est etiam, ut Ethnicus ille ait, tam barbara natio, gens tam efferata, cuinon insideat haec persuasio, Deum [Cic. de Nat. deorum.l]. Et qui in aliis vitae partibusminimum videntur a belluis differre, quoddam tamen perpetuo religionis semen retinent;adeo penitus omnium animos occupavit, adeo tenaciter omnium visceribus inhaeretcommunis ista praesumptio. Nulla ergo quum ab initio mundi regio, nulla urbs nulladenique domus fuerit quae religione carere posset: in eo tacita quaedam confessio est,-inscriptum omnium cordibus divinitatis sensum. Quin et idolatria, huius conceptionisamplum est documentum. Quam non libenter se deiiciat homo, ut alis prae se creaturassuspiciat, scimus. Proinde quum lignum potius et lapidem colere malit, quam ut nullumputetur habere Deum: constat vehementissimam istam esse de numine impressionem, quaeadeo ex hominis mente obliterari nequeat, ut facilius sit naturae affectum frangi: quemadmodumcerte frangitur, dum homo ex illa naturali inflatione ad infirma quaeque sponte sedemittit, quo Deum revereatur." Iiii1 — Calvin kannte Cicero sehr gut. In seinem Seneca-Kommentar hat er beinahe alle Schriften Ciceros benutzt. Babelotzky 1977, 42.139 “Duae sunt praecipuae luminis partes, quod adhuc in corrupta natura residet. Namomnibus ingenitum est aliquod religionis semen: deinde insculptum est eorum conscientiisboni et mali discrimen.” CmIoan 1:5,9 CO 47,6140 "adeo penitus omnium animos occupavit, adeo tenaciter omnium visceribus inhaeretcommunis ista praesumptio." Iiii1141 "Unde colligimus non esse doctrinam quae in scholis primum discenda sit, sed cuiussibi quisque ab utero magister est, et cuius neminem oblivisci, natura ipsa patitur, quanvishuc multi nervos omnes intendant." Iiii3142 Ob die Sprache Calvins in den guten zwei Jahrzehnten der Institutio-Entwicklungsich verändert hat, ist nicht ein Thema für dieses Studium.

84Wie schon vorher festgestellt worden ist, zeigt <strong>Calvin</strong> kein Interesse anrein philosophischen Fragen. So hat er auch keine philosophischeAnthropologie vorgestellt und damit auch nicht direkt die Fähigkeit desMenschen, <strong>Recht</strong> zu begreifen, behandelt. Als Theologe und Lehrer derKirche hat er ein Interesse am Verhältnis zwischen Gott und demMenschen. Deswegen hat er öfter die menschliche Fähigkeit, Gottheit oderGöttlichkeit zu begreifen, dargestellt. Der divinitatis sensus wohnt im Sinnedes Menschen und das semen religionis ist ein Teil der menschlichenNatur. Der sensus ist ein Gefühl oder eine Erkenntnis oder ein Empfindendes Göttlichen bzw. für das Göttliche und er kann nie völlig ausgerottetund weggewischt werden. Sowohl der sensus als das semen sind so tief indie menschliche Natur eingesetzt, dass sie nicht einmal durch denSündenfall völlig verlorengegangen sind. Von großer Bedeutung für dasNaturrechtsverständnis <strong>Calvin</strong>s sind seine Aussagen, dass Gott in allenMenschen einen Verstand für seinen Willen eingesetzt hat und dass derMensch in seinem Herzen ein Bildnis und ein natürliches Licht hat, dieüber Gott Zeugnis ablegen. 137 So sagt er einerseits, dass der Mensch fähigist, den Willen Gottes zu verstehen, und andererseits dass das “Herz” derBerührungspunkt des Menschen mit Gott ist.<strong>Calvin</strong> sieht zwei Beweise dafür, dass der Mensch das Göttlicheempfinden kann. Er schließt sich einerseits der Aussage Ciceros an, dass eskein Volk gibt, das nicht wüsste, dass Gott ist und existiert. Anderseitssieht er einen Beweis in der Idolatrie, die zeigt, dass es nach MeinungSecondly, he insists that the emotions as given to man initially were not merely subdued andguided by reason but actually compatible with it and therefore virtuous.” Backus 2003, 75. —Helm 2004, 136 “It is important to realize that, for <strong>Calvin</strong>, there is a sense in which the Fallhas changed certain things and other things have remained the same. After the Fall,understanding and judgement remain, although in weakened and damaged states.”137 "inesse humanae menti,... divinitatis sensum. ... sui numinis intelligentiam universisDeus ipse indidit," Iiii1; "insculptum mentibus humanis esse divinitatis sensum, qui delerinunquam potest." Iiii3; "Imo prodigiosos hodie multos spiritus terra sustinet, qui totum divinitatissemen in natura humana sparsum conferre non dubitant ad obruendum Deinomen." Iv4; "Mais laissant la les infideles lesquelz ne cherchent autre chose que deffacer deleur memoire celle opinion de Dieu laquelle est plantee en leurs cueurs," Cath1537, 33; "Nousavons ceste impression en nostre cueur et ceste lumiere naturelle, telles que chacun dira quec'est un vice trop grand que ingratitude." SC6, 173 — S. Olsson 1943, 63.

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