824. ERKENNTNIS DES UNIVERSALEN RECHTSSoll das universale <strong>Recht</strong> im Menschenleben wirksam sein, muss es vomMenschen erkannt werden, sei es nur teilweise und mit Hilfe verdorbenerFähigkeiten. In diesem Kapitel wird vorgeführt, wie und durch welcheMittel es laut <strong>Calvin</strong> dem Menschen möglich ist, das universale <strong>Recht</strong> zuerkennen. 132 Die grundlegende Frage lautet, ob der Mensch mit seinennatürlichen Fähigkeiten, die er in der Schöpfung bekommen hat und dieim Sündenfall verdorben wurden oder verlorengingen, das <strong>Recht</strong>erkennen und ihm auch folgen kann.4.1. <strong>Das</strong> verdorbene Ebenbild GottesWenn nach einem in allen Menschen wirkenden <strong>Recht</strong> gefragt wird, gehtes <strong>bei</strong> einem christlichen Denker vor allem um den Menschen zwischendem Sündenfall und der Wiedergeburt: den Menschen vor demSündenfall, den vollkommenen Menschen gibt es nicht mehr, und indieser Welt gehören nicht alle Menschen zu denen, die Gott durchWiedergeburt erneuert hat. Wie ist der postlapsarische Mensch? Was istdem imago Dei im Sündenfalle geschehen, was ist von ihm übriggeblieben?Hat der Mensch im Sündenfalle alles verloren, oder ist allesnur verdorben worden? 133132 Babelotzky 1977, 79 stellt fest, dass <strong>Calvin</strong>s Erkenntnis-Lehre sonderbar ist, weil dieErkenntnis für <strong>Calvin</strong> viel mehr als der Verstand ist; die Erkenntnis wird von der ganzenPerson getragen; sie ist eine grundlegende Einheit von Subjekt, Akt, Objekt und Reaktion,und kommt so dem alttestamentlichen jada' nah. Partee 1977, 91 merkt, dass <strong>Calvin</strong> keinRationalist in der Epistemologie ist, und dass er Philosophie zur Erklärung des christlichenGlaubens benutzt, nicht als Quelle der Wahrheit. Partee sieht auch, dass <strong>Calvin</strong> Philosophiewählerisch und unsystematisch benutzt. (95) — S. auch Olsson 1943, 238–239.133 Weil diese Abhandlung nicht auf die Anthropologie <strong>Calvin</strong>s zielt, wird sein imagoDei -Verständnis nicht weiter erläutert. Es ist aber zu merken, dass <strong>Calvin</strong> imago undsimilitudo gleichbedeutend sieht: “Atque haec fere communis distinctio, ut imago insubstantia, similitudo in accidentibus. Qui breviter definire volunt, sub imagine traduntcontineri dotes quas Deus in humanam naturam contulit: similitudinem exponunt donagratuita. ... Ego priusquam imaginem Dei definiam, a similitudinem differre nego. Namquum Mises idem postea repetit, praeterita similitudine imaginem nominasse contentus est.Si quis excipiat, brevitati studuisse, ubi nomen imaginis bis inculcat, nulla similitudinis fitmentio. Scimus etiam tritum esse Hebraeis, idem diversis verbis repetere.” CmGen 1:26 CO23, 25–26.
83Wenn es um die Folgen des Sündenfalles geht, spricht <strong>Calvin</strong> sowohl überVerlorengehen als auch über Verderbtheit. Seinen Kommentar zumSündenfall fängt er mit dem Gedanken an, welchen Moses in Genesis 3erzählt, wie das Bild Gottes vernichtet wurde. 134 Wenn es aber umnatürliche Gaben geht, schließt <strong>Calvin</strong> sich Augustin an: die naturlichenGaben sind im Sündenfall verdorben worden. 135 Die natürlichen Fähigkeitender Seele sind laut <strong>Calvin</strong> durch den Sündenfall geschwächtworden, aber nicht völlig verlorengegangen. <strong>Das</strong> bedeutet, dass derVerstand und die Vernunft auch nach dem Sündenfall Dinge erkennenkönnen, die für das gegenwärtige Leben in der verdorbenen Welt relevantsind. Zu den natürlichen und somit verdorbenen Gaben zählt <strong>Calvin</strong>neben der intellektuellen Fähigkeit auch den Willen und das Gewissen. Inübernatürlichen Dingen, die mit der reinen Gotteserkenntnis, der wahrenGerechtigkeit u.s.w. zu tun haben, hat der Mensch laut ihm alleFähigkeiten verloren. 136134 “Hoc capitate exponit Moses, hominen, ... prorsus mutantum, et sic degeneramfactum esse, ut deleta sit Dei imago ad quam formatus erat.” CmGen 3:1 CO 23, 52 —Schreiner 1991, 55 stellt die Debatte zwischen Brunner und Barths vor, in der es u.a. darumging, ob das imago Dei im Sündenfall verlorenging.135 "Ac illa quidem vulgaris sententia quam sumpserunt ex Augustino, mihi placet,naturalia dona fuisse corrupta in homine per peccatum, supernaturalibus autem exinanitumfuisse. Nam hoc posteriore membro intelligunt tam fidei lucem quam iustitiam, quae adcaelestem vitam aeternamque foelicitatem adipiscendam sufficerent." IIii12; IIii13136 IIii12–17 — “In II.2.12–17 <strong>Calvin</strong> describes those capacities which human <strong>bei</strong>ngsposee after the fall, particulary those of reason (ratio) and understanding (intelligentia). Thesenatural gifts have been corrupted, but unlike the supernatural ones, they have not beenobliterated by sin (II.2.12). Concerning celestial things (res caelestes) ... the human minddoesn’t even begin to comprehend the nature and character of God and his will toward us.But there is another realm, viz., terrestial things (res terrenas), which concern this world andpresent life. Here even sinful human <strong>bei</strong>ngs are not destitute of the light of reason (luxrationis) but exhibit ‘a universal apprehension of reason and understanding (universalemrationis et intelligentiea comprehensionem) (II.2.13,14).” Hesselink 1992, 58. — “Donc, <strong>Calvin</strong>compte au nombre des dons naturels la raison, la volonté et le jugement. ... Ainsi il apparaîtque, par corruption des dons naturels, <strong>Calvin</strong> entend la corruption de la raison, de laconscience, de la volonté et même de la sensibilité.” Chenevière 1937, 25. — Schreiner 1991,66:“In order to understand <strong>Calvin</strong>’s analysis of fallen human nature, two principles must beremembered: the distinction between the natural ond the supernatural, and the inherentlyactive character of human nature.”; 71: “Human reason and will did not shut down in thefall.” — “Firstly, <strong>Calvin</strong> distinguishes sharply between man’s original and his fallencondition, which leads him to claim that all emotion felt by man in hin fallen state, is bad.
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"Porro haec ipsa quae ex duabus tab