Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

10.07.2015 Aufrufe

50keitsrechts ist das strenge Recht (ius strictum), das mit dem Wortlaut desGesetzes sogar Recht und Billigkeit beiseite setzen kann. 52Die Rechtschule von Bourges wurde neben Budé vom italienischenHumanisten und Rechtsgelehrten Andreas Alciat begründet. VielePhilologen des Humanismus meinten, dass Juristen viele Fehler bei derDeutung der Quellen des römischen Rechts machten, aber Alciat gehtgegen sie mit der Behauptung vor, dass sie nur die Worte betrachtetenund von der Bedeutung der Gesetze keine Ahnung hätten Wenn er dieDefinition Ulpians des Rechts als Kunst des Guten und Billigen erläutert,stellt er fest, dass das lateinische Wort aequum gleichbedeutend mit demgriechischen Wort bei Aristoteles ist und so eine natürliche Billigkeit oderMäßigung bedeutet, die ihren Sitz im Menschenherzen hat und die durchGesetze nicht genug vorgeschrieben werden kann. Den zweiten Teil inUlpians Definition (bonum) erklärt er mit Hilfe Ciceros als das, was injedem Staat nützlich ist, wenn es auch nicht mit der Billigkeit übereinstimmt.So ist das Recht eine von Juristen gesammelte und geordneteSammlung von aequitas und bonitas. Alciat tritt für ein lückenloses Systemdes positiven Rechts ein, weil es dem Allgemeinwohl dient, unddeswegen ist aequitas für ihn ein gefährliches Werkzeug im allgemeinenRechtssystem. Darum will er das Recht und die Gerechtigkeit auf denGrund des positiven und niedergeschriebenen Rechts stellen und jedewillkürliche Billigkeit ausschließen. 532.4. Zusammenfassung der ThematikViele Philosophen, Theologen und Juristen der Antike und des Mittelalterssahen das Recht so, dass es mehrere Rechtssphären gibt, die eineArt Hierarchie bilden. Dabei bringen sie das Naturrecht oft mit einerRechtsstufe zusammen.Die Meinungen darüber, wie der Mensch Recht erkennen kann, variieren.Eine Hauptlinie sieht, dass die Vernunft das Recht erkennt und den52 Kisch 1960, 177–178, 181, 186–189, 190.53 Kisch 1960, 307–311, 315–316. — Tamm 1993, 283 würdigt Budé und Alciat als zweigroße Juristen des Humanismus neben Zasius.

51Menschen dazu bringt, dass er dem Recht folgt. Eine zweite Hauptliniesieht aber, dass der Wille das Dominierende im Menschen ist: dieVernunft kann zwar das Recht erkennen und dem Willen das Richtigeempfehlen, aber den Willen nicht zwingen, etwas zu tun bzw. zu lassen.In der Geschichte des Naturrechtsdenkens kann man mehrere Hauptprinzipienerkennen. Die goldene Regel ist für viele Autoren das Zentrale.Ein zweites zentrales Prinzip ist aequitas, die Billigkeit, die vor allem vonvielen Humanisten und Juristen als das Zentrale gesehen wird.

50keitsrechts ist das strenge <strong>Recht</strong> (ius strictum), das mit dem Wortlaut desGesetzes sogar <strong>Recht</strong> und Billigkeit <strong>bei</strong>seite setzen kann. 52Die <strong>Recht</strong>schule von Bourges wurde neben Budé vom italienischenHumanisten und <strong>Recht</strong>sgelehrten Andreas Alciat begründet. VielePhilologen des Humanismus meinten, dass Juristen viele Fehler <strong>bei</strong> derDeutung der Quellen des römischen <strong>Recht</strong>s machten, aber Alciat gehtgegen sie mit der Behauptung vor, dass sie nur die Worte betrachtetenund von der Bedeutung der Gesetze keine Ahnung hätten Wenn er dieDefinition Ulpians des <strong>Recht</strong>s als Kunst des Guten und Billigen erläutert,stellt er fest, dass das lateinische Wort aequum gleichbedeutend mit demgriechischen Wort <strong>bei</strong> Aristoteles ist und so eine natürliche Billigkeit oderMäßigung bedeutet, die ihren Sitz im Menschenherzen hat und die durchGesetze nicht genug vorgeschrieben werden kann. Den zweiten Teil inUlpians Definition (bonum) erklärt er mit Hilfe Ciceros als das, was injedem Staat nützlich ist, wenn es auch nicht mit der Billigkeit übereinstimmt.So ist das <strong>Recht</strong> eine von Juristen gesammelte und geordneteSammlung von aequitas und bonitas. Alciat tritt für ein lückenloses Systemdes positiven <strong>Recht</strong>s ein, weil es dem Allgemeinwohl dient, unddeswegen ist aequitas für ihn ein gefährliches Werkzeug im allgemeinen<strong>Recht</strong>ssystem. Darum will er das <strong>Recht</strong> und die Gerechtigkeit auf denGrund des positiven und niedergeschriebenen <strong>Recht</strong>s stellen und jedewillkürliche Billigkeit ausschließen. 532.4. Zusammenfassung der ThematikViele Philosophen, Theologen und Juristen der Antike und des Mittelalterssahen das <strong>Recht</strong> so, dass es mehrere <strong>Recht</strong>ssphären gibt, die eineArt Hierarchie bilden. Da<strong>bei</strong> bringen sie das Naturrecht oft mit einer<strong>Recht</strong>sstufe zusammen.Die Meinungen darüber, wie der Mensch <strong>Recht</strong> erkennen kann, variieren.Eine Hauptlinie sieht, dass die Vernunft das <strong>Recht</strong> erkennt und den52 Kisch 1960, 177–178, 181, 186–189, 190.53 Kisch 1960, 307–311, 315–316. — Tamm 1993, 283 würdigt Budé und Alciat als zweigroße Juristen des Humanismus neben Zasius.

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