Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

10.07.2015 Aufrufe

24Viele Forscher haben sich auf die zentrale Stellung der Institutio verlassen,weil sie gewusst haben, dass Calvin versucht hat, seine Gedanken in ihrzu kristallisieren. 79 Seit einigen Jahrzehnten hält man es aber nicht mehrfür möglich, Calvin aus einer einzigen Quelle zu studieren. RichardStauffer hat in den Predigten Calvins Nuancen gefunden, die in derInstitutio nicht auftreten. 80 Calvins Kommentare lassen in seinen Umgangmit der Heiligen Schrift blicken, und das hat in großem Maß André Biélerausgenutzt. 81 Die polemischen Schriften und andere kleine theologischeWerke Calvins ergeben auch interessantes Material, und für einigeThemen ist seine Korrespondenz eine wichtige Quelle. 82 Als Beispiele derneuesten Forschung dienen die Arbeiten von Opitz (1994), Haas (1997) undd’Assonville (2001). Opitz benutzt neben der Institutio Kommentare undden Genfer Katechismus, Haas seinerseits Kommentare, Predigten undkleine theologische Schriften, und d’Assonville wählt seine Quellen so,dass verschiedene Perioden und verschiedene Gattungen der SchriftenCalvins berücksichtigt werden.Die Quellen der vorliegenden Arbeit sind eine Auswahl aus den gesamtenSchriften Calvins. Zur Auswahl gehören erstens die Schriften, die in denfünf Bänden der Opera selecta (OS) enthalten sind, unter denen auch dieInstitutio, sowohl in ihrer Anfangsfassung von 1536 wie in ihrer lateinischenFassung von 1559, ist. Die Wahl der Schriften der OS basiertnicht nur auf die relativ leichte Zugänglichkeit, sondern vor allem darauf,dass sie nach Einschätzung führender Calvin-Scholaren der ersten Hälftedes 20. Jahrhunderts das Wesentliche seines dogmatischen undpolemischen Wirkens darbieten. Als weitere Quellen sind Calvinssondern auf das Genfer Glaubensbekenntnis. S. Wendel 1985, 32–33. — S. auch Helm 2004, 8:“Calvin never forgot that the Institutes was not a textbook or a summa but a manual ofinstruction in the Christian faith for believers, which set him against anything that woulddistract him from this task. So the Institutes is not a full system of theology, a textbook inwhich every locus is given equal weight, but an 'occasional' writing.”79 Zum Beispiel Castrén 194680 S. Stauffer 1977 und 1978, 9–13, 303–306.81 S. Biéler 1961.82 Steinmetz 1995, vii stellt fest:: “It is now common for Calvin scholars to assert thatCalvin cannot be understood from the Institutes alone.”

25Kommentare und Predigten zu Mose-Büchern und Evangelien zu nennen,weil er in ihnen Bibelstellen bearbeitet, die von der Schöpfung, vomGesetz und auch von einigen scheinbaren Ausnahmen des Gesetzes sowieder Stellung Jesu zum Gesetz berichten. Der Römerbriefkommentar wirdals Quelle gewählt, da Calvin die paulinische Aussage über ein allenMenschen geltendes Gesetz erläutert. Eine weitere Quelle ist CalvinsKommentar zu Senecas De clementia, das erste veröffentlichte BuchCalvins, mit dem er unter den Humanisten seinen Namen hervorhebenwollte und in dem er stoisches Gedankengut bearbeitete. In der letztenGruppe der Quellen sind Briefe und andere kleine Texte, die als wertvollfür die vorliegende Arbeit scheinen, ebenso wie Fragmente vonKommentaren und Predigten.Wo die Institutio als Quelle dient, werden sowohl die lateinische vom Jahr1559 als auch die französische von 1560 als zuverlässige Quellen betrachtet,denn die französische Ausgabe ist nicht etwa eine Übersetzung,sondern ein Buch aus der Hand Calvins, das inhaltlich mit dem lateinischenvom Vorjahr identisch ist, aber manchmal reicher an Sprachbildern.83 Meistens wird doch die lateinische Ausgabe zitiert, manchmalaber auch die Ur-Institutio von 1536.In der Markierung der Calvin-Zitate gebe ich die Stellenangaben sowieder, dass der jeweilige Text nicht nur in den von mir benutztenAusgaben, sondern auch z.B. in Übersetzungen zu finden ist, obwohl esdie Fußnote für viele Stellen verlängert. Die Institutio von 1536 wird mitder Verkürzung CRI (Christianae religionis institutio) und einer auf demersten Band der Opera selecta hinweisenden Seitenzahl angegeben. Die83 Der Editor der kritischen Ausgabe der französischen Institutio, Benoît hat gezeigt,dass die Edition von 1560 aus der Hand Calvins stammt. Benoît 1966, 114–115. Bis zumAnfang des 20. Jahrhunderts hat man die Autenthizität der Edition von 1560 bezweifelt. Z.B.Doumergue behandelt sie als eine Übersetzung der Institutio von 1559, nicht als eineeigenständige Edition. Doumergue IV ja V. Der wichtigste Unterschied liegt wohl in reicherenSprachbildern der französischen Edition. In den modernen Institutio-Übersetzungen sind diebeiden Editionen berücksichtigt, und auch die Verfasser der Opera Selecta haben diefranzösische Edition im Notenapparat berücksichtigt.

24Viele Forscher haben sich auf die zentrale Stellung der Institutio verlassen,weil sie gewusst haben, dass <strong>Calvin</strong> versucht hat, seine Gedanken in ihrzu kristallisieren. 79 Seit einigen Jahrzehnten hält man es aber nicht mehrfür möglich, <strong>Calvin</strong> aus einer einzigen Quelle zu studieren. RichardStauffer hat in den Predigten <strong>Calvin</strong>s Nuancen gefunden, die in derInstitutio nicht auftreten. 80 <strong>Calvin</strong>s Kommentare lassen in seinen Umgangmit der Heiligen Schrift blicken, und das hat in großem Maß André Biélerausgenutzt. 81 Die polemischen Schriften und andere kleine theologischeWerke <strong>Calvin</strong>s ergeben auch interessantes Material, und für einigeThemen ist seine Korrespondenz eine wichtige Quelle. 82 Als Beispiele derneuesten Forschung dienen die Ar<strong>bei</strong>ten von Opitz (1994), Haas (1997) undd’Assonville (2001). Opitz benutzt neben der Institutio Kommentare undden Genfer Katechismus, Haas seinerseits Kommentare, Predigten undkleine theologische Schriften, und d’Assonville wählt seine Quellen so,dass verschiedene Perioden und verschiedene Gattungen der Schriften<strong>Calvin</strong>s berücksichtigt werden.Die Quellen der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t sind eine Auswahl aus den gesamtenSchriften <strong>Calvin</strong>s. Zur Auswahl gehören erstens die Schriften, die in denfünf Bänden der Opera selecta (OS) enthalten sind, unter denen auch dieInstitutio, sowohl in ihrer Anfangsfassung von 1536 wie in ihrer lateinischenFassung von 1559, ist. Die Wahl der Schriften der OS basiertnicht nur auf die relativ leichte Zugänglichkeit, sondern vor allem darauf,dass sie nach Einschätzung führender <strong>Calvin</strong>-Scholaren der ersten Hälftedes 20. Jahrhunderts das Wesentliche seines dogmatischen undpolemischen Wirkens darbieten. Als weitere Quellen sind <strong>Calvin</strong>ssondern auf das Genfer Glaubensbekenntnis. S. Wendel 1985, 32–33. — S. auch Helm 2004, 8:“<strong>Calvin</strong> never forgot that the Institutes was not a textbook or a summa but a manual ofinstruction in the Christian faith for believers, which set him against anything that woulddistract him from this task. So the Institutes is not a full system of theology, a textbook inwhich every locus is given equal weight, but an 'occasional' writing.”79 Zum Beispiel Castrén 194680 S. Stauffer 1977 und 1978, 9–13, 303–306.81 S. Biéler 1961.82 Steinmetz 1995, vii stellt fest:: “It is now common for <strong>Calvin</strong> scholars to assert that<strong>Calvin</strong> cannot be understood from the Institutes alone.”

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