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Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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176Im Gewissen begegnen sich das natürliche Gesetz und der Mensch. Soentspricht das Gewissen dem im Herzen geschriebenen Gesetz. Es ar<strong>bei</strong>tetteils auf dem Gebiet des Verstandes, teils auf dem des Willens, denn seineFähigkeit, das Gute vom Bösen zu unterscheiden, ist weder eine reineAufgabe des Verstandes noch des Willens. Als Bewusstsein über das Guteund das Böse steht es aber dem Verstand näher. So ist es mit dennatürlichen Fähigkeiten des Menschen verbunden und somit eineEigenschaft aller Menschen — so kann auch ein jeder Mensch gewisseErkenntnis des Naturrechts besitzen, und so ist ein jeder Menschunentschuldbar.<strong>Das</strong> eigentliche Ziel des Gewissens ist das Verhältnis des Menschen zuGott. Seine obersten Richtschnuren sind der Wille und die Gebote Gottes.Es enthüllt den wirklichen Charakter des Menschen und bringt ihn dazu,dass er nach der Gnade und Vergebung Gottes sucht. So spielt es aucheine Rolle im theologischen Gebrauch des Gesetzes.In Dingen, über die Gott weder Gebote noch Verbote gegeben hat, ist dasGewissen frei, aber der Mensch muss darauf achten, dass er anderenMenschen keinen Anstoß gibt. Zur Vermeidung des Anstoßes kann esäußere Gebote geben, die doch das Gewissen nicht binden, denn wo Gottkeine Befehle gegeben hat, darf das Gewissen auch nicht durchMenschensatzungen gebunden, seiner Freiheit beraubt und so zurHoffnungslosigkeit geführt werden. Der Mensch kann sich da freiüberlegen, aber doch an den Willen Gottes gebunden, Gott und Nächstenzu lieben. Als geistliches Gericht beurteilt das Gewissen vor allem, wieder Mensch dem Willen Gottes gefolgt ist, und deswegen geht es nichtnur um äußere Taten und Werke.Obwohl die Terminologie <strong>Calvin</strong>s sich von der mittelalterlichenunterscheidet, sind gewisse strukturelle Ähnlichkeiten zu sehen. Wo conscientiaconsequens im scholastischen Muster nach der Tat sie beurteilt,beurteilt im Denken <strong>Calvin</strong>s das Gewissen die Tat, und wo conscientiaantecedens im scholastischen Muster vorher das Gute und das Bösevoneinander unterscheidet und dem Willen das Gute empfiehlt, steht imMuster <strong>Calvin</strong>s der Verstand in derselben Funktion. Obwohl das

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