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Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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175Entscheidung entzogen werden, wenn es in ihnen um Verhältnissezwischen den Menschen geht und wenn sie so zu Prüfsteinen derNächstenliebe geworden sind. Dann muss nach der Liebe entschiedenwerden, und dann ist die Entscheidung an den Willen Gottes gebunden,denn er steht über der Entscheidung.Die Auffassung <strong>Calvin</strong>s über die Fähigkeiten der Seele — und des ganzenMenschen — nach dem Sündenfall lässt sich als ein Schema darstellen, indem es eine Korrelation zwischen der Bedeutung der Fähigkeit und ihrerVerderbtheit gibt. Die eigentliche Weisheit des Menschen ist dieGotteserkenntnis. Im Sündenfall hat der Mensch die Fähigkeit, Gott zuerkennen, ganz und gar verloren, und der gefallene Mensch bzw. dernatürliche Mensch kann höchstens ahnen, dass es einen Gott oder eineGottheit gibt. Der Wille steht seinerseits an zentraler Stelle, wenn es umLebensentscheidungen des Menschen geht, denn es ist gerade der Wille,der den Menschen zur Aktion und zur Reaktion an dem, was derVerstand erkannt und erforscht hat, bringt. Der Wille des natürlichenMenschen ist aber so verdorben und verdreht, dass er sehr leicht von denvom Verstand gegebenen Prämissen zu einer falschen Schlussfolgerungund zu einer falschen Tat kommt. Der Verstand irrt sich selten in derBeurteilung allgemeiner Wertsätze, und obwohl Irrtümer <strong>bei</strong> derBeurteilung der jeweiligen Situation relativ häufig sind, kann er auchvieles richtig beurteilen. <strong>Das</strong> zeigt — nach der o.g. Korrelation —, dassder Verstand unter den Fähigkeiten der Seele am wenigsten verdorben ist,denn die Wirkung der Verderbnis ist im Schema je größer, destowesentlicher die Fähigkeit ist.<strong>Calvin</strong> zählt das Gewissen nicht unter die Fähigkeiten der Seele. SeineTerminologie unterscheidet sich von der Tradition des Mittelalters, denner behandelt Gewissen nur in der Bedeutung “conscientia”, nicht aber inder Bedeutung “synteresis”. Durch das Gewissen ist der Mensch amWissen Gottes teilhaftig. <strong>Das</strong> Gewissen ar<strong>bei</strong>tet vor allem im geistlichenRegiment, aber es wirkt auch im weltlichen Regiment. Es beurteilt denMenschen nach seinen Taten und so gleicht es einem Gericht in seinerAr<strong>bei</strong>tsweise.

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