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Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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174Seele ist der Wille, dessen Aufgabe es ist, das zu wählen, was derVerstand als gut erkannt hat, und danach zu handeln. Der verdorbeneWille ist aber des Guten nicht fähig, denn alles Gute — sowohl guter Willeals gute Taten — kommen von Gott.Die Sittlichkeit einer Tat wird von <strong>Calvin</strong> nach dem inneren Motiv destätigen Subjekts beurteilt. Entscheidend in seiner Moralbeurteilung sindnicht die Folgen einer Tat, sondern das, was das Ziel der Tat ist und auswelchen Motiven sie entspringt. Gute Taten sind Taten, die aus demGlauben und aus der Liebe entstehen. Sie haben aber keinen Einfluss aufdie <strong>Recht</strong>fertigung des Menschen, weil die Sündhaftigkeit des Menschenin allen Fällen größer ist als die Verdienste einer Tat. Wenn <strong>Calvin</strong> überMoral spricht, geht es um die Moral der Christen, der Gläubigen. DieMoral ist dadurch mit dem Gott-Verhältnis verbunden, dass es in derMoral um die Verwirklichung der <strong>bei</strong>den Tafeln des Gesetzes geht: umGlauben und Nächstenliebe. Eine Unterscheidung zwischen demMoralischen und dem Unmoralischen ist nur <strong>bei</strong> den Gläubigen möglich.Die Taten der anderen Menschen sind in allen Fällen aus der Sicht <strong>Calvin</strong>sSünde, weil sie nicht aus dem Glauben entstehen. Sie stehen außerhal<strong>bei</strong>ner moralischen Beurteilung und sind deswegen eigentlich eher nichtmoralischals etwa unmoralisch oder moralisch.Der Sündenfall und die daraus entstandene Verderblichkeit wirken aufdie moralische Entscheidung, die vom Verstand geleitetet wird, wenn erdas Gute oder das Böse erkennt und dem Willen das Gute empfiehlt, undin der der Wille dem Verstand folgen soll. Die erste Prämisse einesmoralischen Syllogismus ist ein allgemeiner Wertsatz, in dem derVerstand sich nur selten in grober Weise irrt. Er irrt sich aber vielwahrscheinlicher in der zweiten Prämisse, die eine Hypothese über diejeweilige Lage ist. Weil der Schlusssatz, der ja zu der eigentlichen Tat undAktion führt, nicht vom Verstand allein formuliert wird, sondern auch derWille da<strong>bei</strong> mitspielt, ist die Möglichkeit eines Irrtums schon sehr groß.Es gibt äußerliche Dinge, die in sich weder gut noch böse sind. In solchenFragen hat der Mensch eine freie Entscheidung (liber arbitrium) und freieWahl (electio). Aber auch sehr alltägliche Dinge können aus der freien

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