162keine Zinsen zahlen kann, soll man sie von ihm auch nicht verlangen.Durch diese Vorschrift versucht Gott, die Israeliten in gegenseitiger Liebezu erziehen. 91Auch in seinem Gutachten über Zinsen und Wucherei, De l’Usure,überlegt <strong>Calvin</strong>, was Christus mit seiner Aufforderung, auch denenDarlehen zu geben, von denen nichts zurück zu erwarten ist, gemeinthaben kann (Lukas 6:34–35). Er meint, dass Christus Zinserhebung nichtallgemein verboten hat, sondern nur Zinsen von Armen. Ein Christ mussbereit sein, gegen die Sitten und Erwartungen dieser Welt zu handeln, indiesem Fall, bereit sein, auch dem Armen Geld zu leihen, der vielleichtnicht einmal seine Schuld tilgen kann. 92 <strong>Das</strong> Zinsverbot bindet dieChristen also nicht, aber sie sind an die Forderung der Liebe gebunden:einem Bruder, der Hilfe braucht, darf man keine untragbare Last zufügen.Weil es für sie keine Grenze zwischen dem erwählten Volk und anderenVölkern gibt, gilt die Forderung ihnen und in ihren Beziehungen zu allenMenschen. Weil alle Menschen zu einer großen Familie gehören, darf derMensch nicht versuchen, sich auf Kosten eines anderen zu bereichern. 9391 “Haec enim vera demum est caritatis probatio, ubi secundum Christi praeceptum(Luc. 6, 34) absque spe mutuum damus. ... Additur preaceptum mutuandi absque foenore,quod tametsi politicum est, pendet tamen ex caritatis regula: ... ideoque tam in foenore quamin aliis expilationibus parcendum est omnibus sine expectione, et erga extraneos quoqueservanda aequitatis.” CmEx 22:25 CO 24:679–683. — Haas 1997, 61–62: “Following Paul’steaching in I Cor. 8:14, <strong>Calvin</strong> believes that the result of this charitble sharing of resources isequality... Equality here does not mean that each one gives an equal amount, but that eachshould give a fair proportion (aequalitate) of what he or she has.”92 “Premierement il ny a point de tesmoignage es escritures par laquel toute usure soittotalement condamnee, car la sentence de Christ vulgairement estimee tres manifeste, cestascavoir prestez, a este faulsement destournee en ce sens, car ainsi comme ailleurs reprenantles convives sumptueux .... aussi en ce lieu corriger la coustume vitieuse du monde, deprester argent, nous commande de prester principallement a ceux dequelz il ny a pointd’espoir de recouvrer. Or nous avons de coustume de regarder premierement la ou largentse peut mettre seurement. Mais plutost il falloit ayder les pauvres vers lesquelz largent est endangier” De l'Usure OS II, 392.93 “Additur praeceptum mutuandi absque foenore, quod tametsi politicum est, pendettamen ex caritatis regula: quia fieri vix potest quin foenoris exactione exhauriantur inopes,et prope exsugatur eorum sanguis. Nec vero alium respxit Deus quam ut mutuo vigeretfraterna dilection apud Israelitas. Hanc quidem politiae iudaicae fuisse partem liquet, quiapermittitur gentibus foenerari: quod discrimen lex spiritualis non admittit. Caeterum ita
163Wenn <strong>Calvin</strong>, anders als es im Christentum vor ihm üblich war, dieZinserhebung als erlaubt erklärt, stellt er zugleich fest, dass sie nichtunbegrenzte Freiheit genießt. In seinem Gutachten über Zinsen stellt ersieben Voraussetzungen dar. Erstens darf man von einem Armen keineZinsen verlangen. Zweitens soll niemand sich so auf Gewinnkonzentrieren, dass er seine notwendige Pflichten vergisst, und niemandsoll so eifrig nach sicheren Investitionen suchen, dass er die Armenverachtet. <strong>Calvin</strong> konnte an keine professionellen Darlehensanbieterdenken, sondern es ging für ihn um Privatpersonen, die ihr Vermögen inder Landwirtschaft, im Handel oder im Gewerbe gesammelt hatten.Drittens muss das Darlehen mit der natürlichen Billigkeit (equite naturelle)und mit der Regel Christi, d.h. der goldenen Regel, im Einklang stehen.Viertens hat der Darlehnsgeber besseres <strong>Recht</strong> auf Gewinn als derSchuldige. Fünftens soll die Ungerechtigkeit dieser Welt (liniquite dumonde) nicht als Maß und Regel des Billigen und des <strong>Recht</strong>en dienen,sondern das Wort Gottes. Sechstens ist der bezahlte Zins eine Rente fürdie Gesellschaft, welches einen gesellschaftlichen Aspekt vorbringt.Siebtens sollen die jeweiligen Sitten und Gesetze berücksichtigt werden,aber auch dann muss man der Billigkeit mehr Gewicht geben als demGewinn. 94Was Eigentum und Zinsen angeht, ist es aus der Sicht <strong>Calvin</strong>s amwichtigsten, dass die Menschen die von Christus gegebene Regel derBilligkeit im Herzen haben (Summa haec sit, modo cordibus nostris insculptasit, quam Christus Matth. 7,12 praescribit, aequitatis regula:); mit der Regelder Billigkeit meint er die goldene Regel im Matthäus-Evangelium (Matt.7:12). 95 <strong>Calvin</strong> gibt also der goldenen Regel den Namen “Regel derabrogatum est ius forense quod veteri populo Deus praescripsit, ut tamen maneat quoddictat caritas, non esse gravandos fratres qui nostra ope indigent. Porro quia diruta estmaceria qua olim discernebantur Iudaei a gentibus, ratio nostra hodie diversa est: ideoquetam in foenore quam in aliis expilationibus parcendum est omnibus sene exceptione, et ergaextraneos quoque servanda aequitas.” CmEx 22:25 CO 24,680.94 De l’Usure OS II, 395–396. “Il fault donc preferer equite laquelle retranche ce qui ilsera de trop.” idem, 395. — Sowohl Ramp als Schulze stellen fest, dass es im Denken <strong>Calvin</strong>skeinen Platz für professionelle Geldverleiher gibt. Ramp 1949, 91–92, Schulze 1984, 222.Schultze 1985, 69–70 stellt die sieben Voraussetzungen zum Geldverleih ausführlicher vor.95 CmPs 15:5 CO 31:148
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