Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
160sie ist gegen Billigkeit und Nächstenliebe. 87 Aus diesem Prinzip folgt, dasses keine ungerechte Wucherei ist, wenn man vom Gläubigen Zinsenverlangt und dabei jenen nicht verletzt. Ezekiel scheint jedoch alle Eigentumsvermehrungauf Kosten anderer zu verdammen (Ez. 18:8). NachCalvin meint er aber eine Situation, in der Reiche auf Kosten der Armenreicher werden. 88In seiner Erklärung zu Psalm 15:5 behandelt Calvin auch die Zinsfrage. Erschreibt, dass der Vers gegen Wucherei und Bestechung gerichtet ist unddass es scheint, als würde David Zinsen ganz verbieten. So ist das Wort“Zins” in so schlechtes Licht geraten, dass Menschen andere Namen dafürerfunden haben. Sie können jedoch Gott mit jenen Decknamen nichttäuschen, denn er sieht die eigentliche Tatsache. Jede Geschäftshandlung,deren Gewinn sich auf Verlust und Schaden der anderen gründet, fälltunter Verdammnis. Betrug im Geschäft und Nichtberücksichtigung desanderen sind so die schlimmsten Formen der Wucherei. 89Calvin stellt fest, dass es gefährlich wäre, kurz auf die Frage zu antworten,ob die Verdammnis oder das Verbot allen Zinsen gelten. Antwortetman, dass es allen Zinsen gilt, können viele nichts tun, ohne sich dabeischuldig zu finden, welches zum Zweifel und daraus zu unüberlegtemHandeln führt. Antwortet man aber, dass es nicht allen Zinsen gilt,87 "La loy de Moyse est politique, laquelle nous astraint point plus oultre que porteequité et la raison d'humanité. .. Mais pource que cela est impossible il faut ceder a lutilitécommune. ..., sinon entant quelles sont contraires a equité ou a charite." De l'Usure (OS II,392–393)88 “Ezechiel quidem 28, 4 quodvis augmentum videtur damnare: sed non dubium estquin ad iniustas et captiosas lucrandi artes respiciat, quibus divites egenam plebemrodebant.” CmPs 15:5 CO 31:14889 “Hoc versu fidelibus David praecipit ne vel foenore gravent proximos suos, velmuneribus corrupti iniustis causis faveant. Quod ad prius membrum spectat, quia videturDavid in genere et sine exceptione damnare usuras omnes, nomen ipsum passim detestabilefuit. Sed quum astuti homines sibi fabricassent speciosos titulos, hoc artificio elapsos seputantes, moiore licentia praedati sunt, quam si palam et aperte foenerati essent. Atqui Deussophistice et fucosis coloribus minime vult secum agi, sed rem ipsam simpliciter respicit,quaere nulla deterior est foeneris species, quam iniusta contrahendi ratio, ubi mutua aequitasnon colitur. Sciamus ersto, contractus omnes quibus alter ex alterius damno lucrum iniquecaptat, quocunque tandem nomine vestiantur, damnari.” CmPs.15:5 CO 31:147
161denken viele, dass sie frei und ohne Grenzen Zinsen nehmen dürfen.Deswegen antwortet Calvin lieber, dass Diebstahl verboten ist, egal unterwelchem Namen er geschieht, und dass nichts erlaubt ist, das an anderenPersonen Schaden verursacht. Unter der Wucherei leiden Arme und daskleine Volk, die eigentlich zu unterstützen sind, aber nicht die Reichen.Deswegen hat Gott angeordnet, dass Arme nicht mit Wucherei zusätzlichbelastet werden sollen. 90In der ausführlichen Dekalog-Erklärung des Kommentars der Mose-Bücher erläutert Calvin das Gebot, das Zinserhebung von einem Bruderverbietet, aber von einem Fremdling zulässt (Ex. 22:25, Lev. 25:35–38 undDtn. 23:19–20). In diesem Zusammenhang lehrt er, dass man Armenhelfen soll, ohne dabei nach eigenem Nutzen zu streben. Freigiebigkeit istfür ihn ein Teil der Gerechtigkeit und des Rechts, und er findet es falsch,einem in Not geratenen Menschen nicht zu helfen. Sich auf einen biblischenSpruch (Spr. 5:15) stützend sieht er, dass der Mensch damitzufrieden sein soll, was er hat. Sollte es Überschuß geben, soll man ihn zurHilfestellung für andere Menschen benutzen, denn, wie ein andererSpruch (Spr. 22:2) sagt, sollen Reiche und Arme sich treffen, weil sie einund denselben Schöpfer haben. Exodus 22:25 schreibt vor, wie man sichverhalten soll, wenn man einem Nächsten ein Darlehen gewährt. LautCalvin geht es hier um die Nächstenliebe, die man zeigen kann, wennman dem Gebot Christi folgt und einem ein Darlehen gibt, ohne zuwissen, ob man es zurückbekommen kann (Lukas 6:34–35). Die Forderungder Gastfreundschaft gilt nicht nur Fremdlingen, sondern auch denArmen des eigenen Volkes. Auch ihnen muss zu Eigentum verholfenwerden, und dazu dient das Zinsverbot. Es ist nach Calvin eine äußereVorschrift, die zum Gebot der Liebe Verbindung hat. Weil ein Armer90 “Videmus finem legis, ne crudeliter opprimantur pauperes, qui potius miserecordiadigni erant. Quanquam autem politica fuit lex quam Deus peculiariter Iudaeis tulit:communis tamen gentium et aetatum omnium est ista aequitas, ne miseros homines etattritos devoremus. Unde sequitur, sub illicito foenore non comprehendi lucrum, quod sinecuiuspiam iniuria facit qui mutuo dat pecuniam. Nomen etiam quo utitur David, amordendo deductum, satis ostendit, usuras, quantenus furandi et praedandi licentiam secumtrahant, damnari. Ezechiel quidem 28, 4 quodvis augmentum videtur damnare: sed nondubium est quin ad iniustas et captiosas lucrandi artes respiciat, quibus divites egenamplebem rodebant. ” CmPs 15:5 CO 31:148.
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161denken viele, dass sie frei und ohne Grenzen Zinsen nehmen dürfen.Deswegen antwortet <strong>Calvin</strong> lieber, dass Diebstahl verboten ist, egal unterwelchem Namen er geschieht, und dass nichts erlaubt ist, das an anderenPersonen Schaden verursacht. Unter der Wucherei leiden Arme und daskleine Volk, die eigentlich zu unterstützen sind, aber nicht die Reichen.Deswegen hat Gott angeordnet, dass Arme nicht mit Wucherei zusätzlichbelastet werden sollen. 90In der ausführlichen Dekalog-Erklärung des Kommentars der Mose-Bücher erläutert <strong>Calvin</strong> das Gebot, das Zinserhebung von einem Bruderverbietet, aber von einem Fremdling zulässt (Ex. 22:25, Lev. 25:35–38 undDtn. 23:19–20). In diesem Zusammenhang lehrt er, dass man Armenhelfen soll, ohne da<strong>bei</strong> nach eigenem Nutzen zu streben. Freigiebigkeit istfür ihn ein Teil der Gerechtigkeit und des <strong>Recht</strong>s, und er findet es falsch,einem in Not geratenen Menschen nicht zu helfen. Sich auf einen biblischenSpruch (Spr. 5:15) stützend sieht er, dass der Mensch damitzufrieden sein soll, was er hat. Sollte es Überschuß geben, soll man ihn zurHilfestellung für andere Menschen benutzen, denn, wie ein andererSpruch (Spr. 22:2) sagt, sollen Reiche und Arme sich treffen, weil sie einund denselben Schöpfer haben. Exodus 22:25 schreibt vor, wie man sichverhalten soll, wenn man einem Nächsten ein Darlehen gewährt. Laut<strong>Calvin</strong> geht es hier um die Nächstenliebe, die man zeigen kann, wennman dem Gebot Christi folgt und einem ein Darlehen gibt, ohne zuwissen, ob man es zurückbekommen kann (Lukas 6:34–35). Die Forderungder Gastfreundschaft gilt nicht nur Fremdlingen, sondern auch denArmen des eigenen Volkes. Auch ihnen muss zu Eigentum verholfenwerden, und dazu dient das Zinsverbot. Es ist nach <strong>Calvin</strong> eine äußereVorschrift, die zum Gebot der Liebe Verbindung hat. Weil ein Armer90 “Videmus finem legis, ne crudeliter opprimantur pauperes, qui potius miserecordiadigni erant. Quanquam autem politica fuit lex quam Deus peculiariter Iudaeis tulit:communis tamen gentium et aetatum omnium est ista aequitas, ne miseros homines etattritos devoremus. Unde sequitur, sub illicito foenore non comprehendi lucrum, quod sinecuiuspiam iniuria facit qui mutuo dat pecuniam. Nomen etiam quo utitur David, amordendo deductum, satis ostendit, usuras, quantenus furandi et praedandi licentiam secumtrahant, damnari. Ezechiel quidem 28, 4 quodvis augmentum videtur damnare: sed nondubium est quin ad iniustas et captiosas lucrandi artes respiciat, quibus divites egenamplebem rodebant. ” CmPs 15:5 CO 31:148.