156<strong>Recht</strong> und schützt die Heiligkeit seines Namen, aber er lehrt nicht, welchePflichten Menschen zueinander haben. 76Auch sonst verbindet <strong>Calvin</strong> die Billigkeit mit der zweiten Tafel desGesetzes. In Erläuterungen der Gebote drückt er aus, dass Menscheneinander Billigkeit auch ohne Gotteserkenntnis erweisen könnten, aberdass derartige Ausübung der Billigkeit und anderer Tugenden vor Gottwertlos ist. In einer späteren Stelle desselben Kapitels bemerkt er, dass diePropheten fast immer mit ihren Ermahnungen zur Buße an der erstenTafel vor<strong>bei</strong>gehen und Glauben, <strong>Recht</strong>, Barmherzigkeit und Billigkeitverlangen. 77 Schon der Gedanke, dass Menschen Billigkeit auch ohneGotteserkenntnis ausüben können, zeigt, dass es im Denken <strong>Calvin</strong>s einennaturrechtlichen Blickwinkel gibt. Die Ausübung der Billigkeit istallgemeinmenschlich.5.4.1. aequitas in der ZinsfrageWeil <strong>Calvin</strong> vor allem die Frage der Zinsen aus der Sicht der Billigkeitbetrachtet, untersuche ich die Stellen und Situationen genauer, in denen erRatschläge dazu gibt und seine Meinung niederschreibt. 78 Dadurch76 "Hic autem de cultu Dei pracipi et reverentia nominis eius, non autem de aequitatequae inter homines colenda est, inde patet quod deinde in secunda tabula periurium etfalsum testimonium damnabit, quo laeditur humana societas; supervacua autem essetrepetitio si hoc preaceptum tractaret de officio charitatis. Iam ipsa quoque distinctio hocpostulat, quia non frustra Deus, ut dictum est, duas Legi suae tabulas attribuit. Unde colligiturhoc ius suum sibi vendicare, ac tueri nominis sanctitatem, non autem docere quidhomines hominibus debeant." IIviii2277 "Neque modo est praecipua ipsius pars, sed anima quoque, qua tota ipsa spirat etvegetatur; neque enim citra Dei timorem inter se homines aequitatem ac dilectionem servant.Principiium ergo et fundamentum iustitiae vocamus Dei cultum: quod eo sublato, quicquidinter se aequitatis, continentiae, temperantiae homines exercent, inane est ac frivolum coramDeo." IIviii52 "Nam fere quoties hortantur ad poenitentiam, omissa priore tabula, fidem,iudicium, miserecordiam et aequitatem urgent. " IIviii11 — Haas 1997, 50: “This briefdefinition of equity presents aequitas as a formal guide. All that the Law and the Prophetsteach on charity and righeousness in the Second Table of the law must be related to thistheme. To live by equity is to follow the guidance of the last six commandements inmanifesting the righteousness of Christ.”78 Den Geldverleih mit Zinsen bespricht <strong>Calvin</strong> im Mose-Kommentar, (CO 24), <strong>bei</strong>Kommentierung der Bibelstellen Ps.15:5 (CmPs 15:5 CO 31, 147–148), Hes. 18:13 (PrEz 18:13CO 40, 428–432) und Lk. 6:35 (CmLc 6:35 CO 45, 186–187) in der Predigt über Dtn. 23:18–20
157versuche ich, die Stellung des Naturrechts in <strong>Calvin</strong>s Anweisungen zukonkreten Lebenssituationen der Menschen darzustellen.Wenn <strong>Calvin</strong> in Zusammenhang des achten Gebotes Regeln für das Lebender Menschen miteinander erläutert, macht er oft die Billigkeit zumSchlüssel seiner Erklärung. Er ordnet ja verschiedenste dem Eigentumund den Eigentumsverhältnissen zusammenhängende Aspekte deszwischenmenschlichen Lebens unter das achte Gebot. Die Bedeutung derBilligkeit führt er besonders vor, wenn er erläutert, wie man sich zumGelddarlehen und zur Zinserhebung zu verhalten hat. 79Gott hat im gesellschaftlichen <strong>Recht</strong> des Volkes des alten Bundes dieZinserhebung von Mitgliedern des eigenen Volkes verboten, aber dieZinserhebung von Fremdlingen gebilligt (Dtn. 23:19–20). <strong>Calvin</strong> erklärt,dass daraus zu schlußfolgern sei, dass die Heiden voneinander Zinsenverlangten. Die Schrift aber verbietet seines Erachtens nicht die Zinserhebungim Allgemeinen, denn die Zinsverbote des Mose-Gesetzesgehören zum politischen Gesetz und sie verpflichten deswegen dieChristen nicht strenger als die Billigkeit und die menschliche Vernunft.Seinen Schluss, dass Gott das Zinsverbot nur für gewisse Zeit gemeint hat,begründet er damit, dass es nicht möglich wäre, einem Fremdlinggegenüber etwas zu billigen, das einem aus dem eigenen Volk gegenübernicht erlaubt ist, falls es um eine ewige Moralregel gehen soll. 80Nach seiner Feststellung, dass es um keine ewige Vorschrift des Gesetzesim Zinsverbot geht, fragt <strong>Calvin</strong>, ob Zinserhebung in sich schlecht (per semalum) ist, und führt fort, dass das für Heiden Unzulässige für Christen(SrDtn 23:18–20 CO 28, 111–124), in seinem Gutachten über Zinsnahme De l'Usure (OS II,391–396) und in den Briefen an einen französischen Hugenotten vom 28.4.1556 (Brief 2441,CO 10/1, 264–266) und an F. de Morel vom 10.1.1562 (Brief 3692, CO 19, 245–246).79 Ramp 1949 ist ein Studium über Luthers, Zwinglis und <strong>Calvin</strong>s Stellung zurZinsfrage.80 CO 24:679–683. "La loy de Moyse est politique, laquelle nous astraint point plusoultre que porte equité et la raison d'humanité." De l'Usure (OS II, 391–396) — Schulze 1985,59–60: “The fact that strangers were treated in another way, and that interest could be takenfrom them, proves clearly that the prohibition of taking interest was a political law applyingto the Jews.”
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Kalle ElonheimoDas Universale Recht
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31. EINLEITUNG“Porro haec ipsa qu
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5Von Orléans wechselte der junge H
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17Ebenso gibt er zu, dass Calvin si
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