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Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

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153untergeordnete Stellung als Ausdruck der allgemeineren Billigkeitsregelim Menschenherzen hat.Die goldene Regel hat also nach <strong>Calvin</strong> mehrere Verbindungen zumNaturrecht, denn sowohl das ius suum -Prinzip als auch Billigkeit undGewissen gehören wesentlich zum Naturrecht. Die goldene Regel hat aberkeine eigenständige Stellung, sondern sie drückt die Reziprozität aus, diezur Liebe und zur Billigkeit gehört. Sie gibt aber der Liebe nicht allein denAusdruck, sondern zusammen mit dem ius suum -Prinzip. 67Die Stellung der goldenen Regel im jeweiligen <strong>Recht</strong>sdenken bietet Anlasszu einem Vergleich zwischen Luther und <strong>Calvin</strong>, weil die finnischeLuther-Forschung gezeigt hat, dass die goldene Regel das Prinzip desNaturrechts und der damit verbundenen Ethik im Denken Luthers ist. Siedrückt eine Reziprozität aus, die laut Raunio <strong>bei</strong> Luther sogar im Verhältnisdes Menschen mit Gott Bedeutung hat. 68 Hier folgt Luther einerwichtigen Tradition des Naturrechtsdenkens, deren Geschichte Raunio inseinem Studium vorstellt. 69 Für <strong>Calvin</strong> ist die goldene Regel nicht dasPrinzip des Naturrechtsdenkens, sondern sie hat eher eine erklärendeFunktion. Wenn die göttliche Liebesforderung nach Luther ihre zentralsteFormulierung in der goldenen Regel hat, geht <strong>Calvin</strong> davon aus, dass vorallem die Billigkeit und das Doppelgebot der Liebe die Liebesforderungausdrücken, und dass die goldene Regel erläutert, wie z.B. die Billigkeitverwirklicht werden kann.5.4. Die Billigkeit (aequitas)Die Untersuchung der goldenen Regel zeigt, dass das Naturrecht für<strong>Calvin</strong> sich nicht auf der goldenen Regel aufbaut. Die Geschichte desNaturrechtsdenkens zeigt, dass eine sich auf das Naturrecht gründendeEthik eine andere Basis als die goldene Regel haben kann. Im Huma-67 Johnson 2000, 76–79 sieht eine viel wichtigere Stellung der goldenen Regel im Denken<strong>Calvin</strong>s, aber das ist nur dadurch möglich, dass er die goldene Regel in einem viel weiterenSinn versteht und z.B. das ius suum cuique -Prinzip und das Doppelgebot der Liebe ihrunterordnet.68 Raunio 1993, 311–344.69 Raunio 1993, 57–122.

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