150Bergpredigt vorträgt, und auch deswegen, weil sie der rabbinischenTradition angehört. 50 Sie kommt schon in frühchristlichen Schriften vor,und <strong>bei</strong> Kirchenvätern hat sie wichtige Aufgabe im ethischen Denken,wenn diese sie mit dem natürlichen Gesetz identifizieren oder alsZusammenfassung der zweiten Tafel vorstellen. 51 Für Luther ist sie daszentrale naturrechtliche Prinzip. 52Die Ausführung der goldenen Regel hat zwei Formen: eine positive undeine negative. In ihrer positiven Form fordert sie auf, dem Nächsten daszu tun, was man für sich selbst wünscht, und in der negativen Formermahnt sie, gegenüber dem Nächsten das zu vermeiden, was man fürsich nicht will. 53Die geringe Zahl der Belegstellen lässt vermuten, dass die goldene Regelim Denken <strong>Calvin</strong>s keine zentrale Stellung hat. 54 In der Erklärung desGesetzes Gottes erwähnt er sie nur dreimal, 55 in der Institutio nurzweimal, 56 und im Kommentar der Evangelienharmonie benutzt er ausden über 800 Spalten nur gut eine halbe Spalte zu ihrer Erläuterung.Darüber hinaus kommt sie z.B. im Psalmenkommentar zu Ps. 15:5 undanderen Schreiben vor, wenn <strong>Calvin</strong> das Zinsnahmeverbot erläutert. 57Eine erste Bemerkung <strong>bei</strong> der Untersuchung der Vorstellung <strong>Calvin</strong>s überdie goldene Regel ist, dass er sie in seinem Dekalogkommentar immer in50 Raunio 1993, 60.51 Raunio 1993, 61.52 Raunio 1993, Laulaja 1980.53 Laut Raunio 1993 besteht es kein Konsensus über die Bedeutung der goldenen Regel,denn sie kann als Befehl zur Reziprozität oder Vergeltung oder aber Nächstenliebe gesehenwerden. Deswegen ist es wichtig nachzuforschen, was der jeweilige Autor mit ihr versteht.(17)54 Es geht hier um den Inhalt der o.g. Bibelstelle Matthäus 7:12, nicht um dieBezeichnung “regula aurea”. Ähnlich ist die Lage <strong>bei</strong> Luther, der auch nicht den terminustechnicus benutzt, <strong>bei</strong> dem es jedoch wohl möglich ist, die große, ja sogar zentrale Bedeutungder goldenen Regel in der Ethik festzustellen und nachzuweisen. S. Raunio 1993, bes. S.353–362.55 CmEx 20:15 CO 24, 669, CmEx 22:24 CO 24, 681, CmEx 22:24 CO 24, 683.56 IIviii53, IIIxx45.57 CmPs 15:5 CO 31:148; für weitere Stellen s. Kapitel 5.1.4
151der negativen Form und in der Institutio in der positiven Form vorträgt —unabhängig davon, ob er sie frei oder als Zitat darlegt. In der Erklärungder Harmonie der Mose-Bücher kommt es in den Formen “nec quisquamalteri faciat quod sibi non vult fieri”, “Quod tibi fieri non vis, alteri nefeceris” und “nec proximo suo faciat quod sibi fieri nollet” vor. 58 Diemittlere Ausführung ist deswegen interessant, weil <strong>Calvin</strong> die goldeneRegel in der negativen Form ausführt, obwohl er sie direkt am GebotChristi angegliedert hat. 59In der Institutio führt <strong>Calvin</strong> die goldene Regel einmal imZusammenhang des Gebets des Herrn und einmal in der Erläuterung desGesetzes aus. Der der fünften Bitte des Vater Unsers angeschlossene Satz“Poscimus enim ut nobis faciat, quam alii facimus” stammt schon aus derInstitutio von 1536. 60 In der Erklärung des Gesetzes zitiert <strong>Calvin</strong> dieVulgata, aber nicht ganz wortwörtlich: “Non alium docet quam Christusipse, dum ait, Quaecunque vultis ut faciant vobis homines, eadem faciteillis; hoc est enim Lex et Prophetae.” 61Im Kommentar der Harmonie der Mose-Bücher benutzt <strong>Calvin</strong> dienegative Form der goldenen Regel, wenn er das achte Gebot erläutert. Sieist dort für ihn der zweite Teil des Inhalts der Regel der Liebe neben demius suum –Prinzip. 62 Sie drückt die allgemeine Regel der Billigkeit(communi aequitatis regula) aus. 63 Drittens ist sie das Funktionsprinzip58 CmEx 20:15 CO 24, 669, CmEx 22:24 CO 24, 681, CmEx 22:24 CO 24, 683.59 “ac praesertim ex Christi sententia, ex qua pendent lex et prophetae {Matt. 7, 12):Quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris.“ CmEx 22:24 CO 24, 68160 IIIxx45 und RCI 11261 IIviii53. Vulgata: “Omnia ergo quaecumque vultis ut faciant vobis homines, et vosfacite illis. haec est enim lex et prophetae.” — Die Unterschiede im Kursiv..62 “Quando caritas est finis legis, inde petenda est definitio. Haec porro caritatis regulaest, ut ius suum cuique salvum maneat, nec quisquam alteri faciat quod sibi non vult fieri.”CmEx 20:15 CO 24, 669 — Vgl. Luther, der in der Galaterbriefvorlesung von 1519 das Gebot,den Nächsten wie sich selbst zu lieben, inhaltlich mit der goldenen Regel identisch hält.Raunio 1993, 57.63 “Si tamen de re ipsa certo pronunciandum est, non aliunde quam ex communiaequitatis regula sumenda est definitio, ac praesertim ex Christi sententia, ex qua pendent lexet prophetae (Matt. 7, 12): Quod tibi fieri non vis, alteri ne feceris.“ CmEx 22:24 CO 24, 681 —Haas 1997, 46 “They [Zwingli, Bucer, Luther, Melanchthon] are quick to stress that only the
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"Porro haec ipsa quae ex duabus tab