Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
146und des Bösen gestaltet das Leben des Menschen und so gehört ihr Zweckdamit zum Menschenleben. 37Um zwischen dem Guten und dem Bösen unterscheiden zu können, mussman wissen, was gut und was böse ist. Calvin bringt Menschlichkeit,Wahrheit, Ehrlichkeit und Nächstenliebe als Kriterien des Guten vor.Die Menschlichkeit (humanitas) ist gut, und mehr wert als Unverletzlichkeitdes Völkerrechts und sogar mehr wert als die Gerechtigkeit. 38Inhaltlich kommt die Menschlichkeit dem Prinzip ius suum cuique nah,welches darin zu sehen ist, dass Calvin die Menschlichkeit eigentumsrechtlichenFragen angliedert. Wenn man einem Tagelöhner Lohn zahlt,muss man die Menschlichkeit betrachten, damit man nicht durch Vorwändeoder geizige Bezahlung Schaden anrichtet. 39 Man darf nicht voneinem Armen seinen Mantel als Pfand nehmen, denn Gott liebt dieMenschlichkeit, die verwirklicht wird, wenn ein Armer in seinem zurückerhaltenenMantel schläft. 40 Die Menschlichkeit ist aber nicht mit dem iussuum cuique -Prinzip identisch, denn es wächst nicht aus den Rechten desMenschen allein, sondern den Ausgangspunkt bilden seine Bedürfnisse.Gerade den Lohn eines Tagelöhners darf man nicht vorenthalten, weilsein Leben von seinem täglichen Lohn abhängt, und gerade einem Armenmuss ein von ihm als Pfand genommener Mantel zurückgegeben werden,weil er sonst nachts frieren würde. Zur Menschlichkeit gehören auchFreigiebigkeit und Edelmut, durch die einem in Not stehenden Bruderinexcusabiles:” CmMsHr CO 24, 72537 “discrimen boni et mali, ad formandam hominum vitam data est” CmMsHr CO 24,72538 “ Quanquam haec lex ad humanitatem et clementiam spectat, tamen videtur nonomni ex parte iusta esse. ... Hoc qiudem tolerabile fuit, sed perfugium quod hic servis datur,dominos iure suo fraudat: quoniam causa incognita libertas illis datur habitandi in terraChanaan: hoc etiam modo violatur ius gentium, dum terra quibuslibet fugitivis patet”CmDtn. 23:16,17 CO 24, 63339 “Summa est, ita colendum esse humanitatem, ne quis gravetur, vel ex malignasolutione damnum accipiat.” CmLev 19:11 CO 24, 670-67140 “Ideo additur promissio; humanitatem hanc Deo gratam fore, quum pauper in vestesibi reddita dormiet.” CmDtn 24: 6, 10 CO 24, 678.
147geholfen wird. 41 Die Menschlichkeit wird also durch Beachtung der Nöteanderer Menschen und durch Anbieten der Möglichkeiten einesmenschenwürdigen Lebens verwirklicht.Neben der Menschlichkeit gehören Wahrheit und Ehrlichkeit (rectitudo)zu den guten Werten, die das Leben des Menschen gestalten. DamitWahrheit und Ehrlichkeit blühen, muss man in Gerichtsurteilen dieTatsachen, nicht den Menschen betrachten. 42 Diese Erklärung steht imZusammenhang mit dem Gebot, einen Fremdling zu lieben, was mit derFeststellung anfängt, dass Gott nicht parteiisch ist und dass man ihn nichtbestechen kann (Dtn. 10:17–19). Eine andere Vorschrift, der CalvinEhrlichkeit zuschreibt, ist das Verbot, einen Armen vor Gericht zubegünstigen: Ehrlichkeit gefällt Gott so gut, dass ein Richter macht sichunentschuldbar, inexcusabilis, wenn er auf die Ehrlichkeit verzichtet, egalob er für jemanden oder gegen jemanden das Recht dreht. 43Die oben genannten guten Werte können einander in gewissen Lebenssituationenso widersprechen, dass entweder die Menschlichkeit auf dereinen Seite oder die Ehrlichkeit und die Wahrheit auf der anderen Seitebevorzugt werden müssen. Calvin behandelt dieses Problem nicht direktim Dekalogkommentar, aber die Kontexte zeigen, dass es entscheidendist, wo der Widerspruch zu lösen ist. Die Ehrlichkeit tritt vor allem im41 “His locis docemur non sufficere si quis ab alieno sibi temperet, nisi vigeathumanitas, et misericordia ad pauperes sublevandos. Viderunt id quoque profani scriptores,licet non satis dilucide: quum omnes hominum causa geniti sint, non recte coli vitaecommunitatem, nisi inter se officia conferant. Ergo, ne proximos fraudemus, atque itareputemur coram Deo fures, discamus quoad feret cuiusque facultas, in eos qui ope nostraindigent, esse benefici. Pars enim iustitiae est liberalitas, ubi merito iniustus censeri debeatqui fratrum necessitati non succurrit ubi potest.” CmEx 22:24 CO 24, 67942 “Ideo Christus rectum iudicium esse docet quod non fertur secundum personas: quianunquam dominatur veritas et rectitudo nisi dum ad rem ipsam attendimus. Sequitur, nonimpune laedi contemptibiles, quia si destituuntur humano auxilio.” CmDtn 10:17–19 CO 24,67443 “Respondeo, tantopere Deo placere rectitudinem, ut nullo modo excusabilis sitiudex, quocunque praetexta vel tantillum ab ea declinet,” CmEx 23:6 CO 24,688 — Haas 1997,53: “This also relates to the sinful human tendency to show favouritism in love, to omitcertain sections of God’s law with reference to certain people. Equity does not allow this srtof favourism.”
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146und des Bösen gestaltet das Leben des Menschen und so gehört ihr Zweckdamit zum Menschenleben. 37Um zwischen dem Guten und dem Bösen unterscheiden zu können, mussman wissen, was gut und was böse ist. <strong>Calvin</strong> bringt Menschlichkeit,Wahrheit, Ehrlichkeit und Nächstenliebe als Kriterien des Guten vor.Die Menschlichkeit (humanitas) ist gut, und mehr wert als Unverletzlichkeitdes Völkerrechts und sogar mehr wert als die Gerechtigkeit. 38Inhaltlich kommt die Menschlichkeit dem Prinzip ius suum cuique nah,welches darin zu sehen ist, dass <strong>Calvin</strong> die Menschlichkeit eigentumsrechtlichenFragen angliedert. Wenn man einem Tagelöhner Lohn zahlt,muss man die Menschlichkeit betrachten, damit man nicht durch Vorwändeoder geizige Bezahlung Schaden anrichtet. 39 Man darf nicht voneinem Armen seinen Mantel als Pfand nehmen, denn Gott liebt dieMenschlichkeit, die verwirklicht wird, wenn ein Armer in seinem zurückerhaltenenMantel schläft. 40 Die Menschlichkeit ist aber nicht mit dem iussuum cuique -Prinzip identisch, denn es wächst nicht aus den <strong>Recht</strong>en desMenschen allein, sondern den Ausgangspunkt bilden seine Bedürfnisse.Gerade den Lohn eines Tagelöhners darf man nicht vorenthalten, weilsein Leben von seinem täglichen Lohn abhängt, und gerade einem Armenmuss ein von ihm als Pfand genommener Mantel zurückgegeben werden,weil er sonst nachts frieren würde. Zur Menschlichkeit gehören auchFreigiebigkeit und Edelmut, durch die einem in Not stehenden Bruderinexcusabiles:” CmMsHr CO 24, 72537 “discrimen boni et mali, ad formandam hominum vitam data est” CmMsHr CO 24,72538 “ Quanquam haec lex ad humanitatem et clementiam spectat, tamen videtur nonomni ex parte iusta esse. ... Hoc qiudem tolerabile fuit, sed perfugium quod hic servis datur,dominos iure suo fraudat: quoniam causa incognita libertas illis datur habitandi in terraChanaan: hoc etiam modo violatur ius gentium, dum terra quibuslibet fugitivis patet”CmDtn. 23:16,17 CO 24, 63339 “Summa est, ita colendum esse humanitatem, ne quis gravetur, vel ex malignasolutione damnum accipiat.” CmLev 19:11 CO 24, 670-67140 “Ideo additur promissio; humanitatem hanc Deo gratam fore, quum pauper in vestesibi reddita dormiet.” CmDtn 24: 6, 10 CO 24, 678.