Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria

10.07.2015 Aufrufe

138eines Gläubigen sind aber vor Gott wertlos, weil die Sündhaftigkeit desTäters auf jeden Fall die Verdienste seiner Werke verhüllt. 15Wenn Calvin über die Moral spricht, geht es um christliche Moral oderum die Moral der Gläubigen. Der Ausgangspunkt seiner Schriften gibtdazu schon eine Erklärung: Er schrieb den Christen, um sie im Glaubenzu belehren und zu erziehen. Die den Gläubigen geltende Moral beiCalvin stellt Eric Fuchs als eine ethische Forderung dar. 16 Die Forderungberührt das Innere des Menschen, wobei die Moral viel mehr als einetugendhafte Lebensführung bedeutet. In der Auffassung Calvins ist dieMoral eng mit dem Verhältnis zu Gott und der Religion verbunden. Esgeht in ihr um die Einhaltung der beiden Tafeln des Gesetzes und derbeiden Gebote der Liebe. 17Moralisches oder unmoralisches Handeln im Sinne Calvins ist nur denGläubigen möglich, denn nur sie können aus den richtigen Ausgangspunkten— aus dem Glauben und aus der Liebe — handeln bzw. handelnlassen. Andere Menschen, die am Glauben nicht teilhaben, können ausder Sicht Calvins nur so handeln, dass ihr Handeln nicht mit den Maßstäbender Moral gemessen werden kann, weil ihre Ausgangspunkte nichtrichtig sind. Eine moralische Bewertung ist unmöglich, weil sie keineWahl haben und weil ihre Werke sowieso Sünde sind. Sie können aberauch richtig handeln, wenn sie ihren Nächsten Gutes und Richtiges tun.utcunque totum cor suum obscoenitate scatare norint: siqua tamen edunt speciosa opera,digna aestimant, quae Deus non aspernetur."IIIxiv715 "Duobus his fortiter insistendum, nullum unquam extitisse pii hominis opus quod sivero Dei iudicio examinaretur, non esset damnabile. Adhaec si tale aliquod detur (quodpossibile homini non est) peccatis tamen, quibus laborare auhtorem ipsum certum est,vitiatum ac inquinatum gratiam perdere;" IIIxiv1116 Fuchs 1986, 41: "C'est puorquoi la Loi de Dieu aura pour fonction tout à la fois deconduire au Christ et de manifester le contenu de l'exigence éthique. On n'accède à selui-cique parce que le Christ est déjà présent dans l'exigence éthique."17 Cadier & Marcel merken bei IVxx15: “Il faut encore ici souligner que CALVIN nesépare pas la morale de la religion, pas plus qu'il ne sépare les deux tables descommandements. Le service de Dieu est le premier point de la vie morale.” — Haas 1997, 85:“Hypocrites find it easy to perform the outward ceremonies commanded by the First Table.It is in doing the works of love commanded by the Second Table that people give trueevidence of the intention of the heart.”

139Nicht-Gläubige können moralisch gut im allgemeinen Sinne des Begriffshandeln, aber nicht im Sinne Calvins, weil alle guten Taten laut ihm nurvon Gott kommen können. Die Moral in Calvins Denken liegt somitaußerhalb des Universalen. Das heißt aber nicht, dass die Aufforderungdes universalen Rechts im Gesetz Gottes laut Calvin nur den Christen gilt.Das Recht als Ausdruck des göttlichen Willens ist universal auch dann,wenn die Moral nur den Christen möglich ist.5.2. usus legisDas göttliche Gesetz hat laut Calvin drei Gebräuche bzw. einen dreifachenGebrauch. 18 Mit diesem Gedanken steht er unter den Reformatoren nichtallein, denn z.B. Bucer und Melanchthon sind für drei Gebräuche desGesetzes. Luther seinerseits sieht nur zwei Gebräuche für das göttlicheGesetz. 19In seinem ersten Gebrauch, usus paedagogicus, zeigt das Gesetz nachCalvin die Ungerechtigkeit des Menschen und treibt ihn zu Gott. Derzweite Gebrauch des Gesetzes, usus politicus, ist ein Teil des gemeinschaftlichenLebens der Menschen. Der Mensch ist ja nach einer DefinitionCalvins ein soziales Tier (animal sociale), das versteht, dass eine Gemeinschaftgewisse Regeln braucht, um funktionieren zu können. Der dritteGebrauch des Gesetzes, usus in renatiis, ist für Calvin der vornehmste undwichtigste. Er geschieht nur in Gläubigen, in deren Herzen der GeistGottes schon lebt und regiert. Das Gesetz treibt sie, in der Gnade ihreZuflucht zu suchen, und es ist für sie die beste Art, Tag für Tag denWillen Gottes besser kennen zu lernen und in seinem Verständnis stärkerzu werden.Der erste Gebrauch des Gesetzes geschieht nach Calvin sowohl in Gläubigenals auch in den nicht wiedergeborenen Menschen und sogar in denzur Verdammnis verurteilten. Das Gesetz zeigt dem Menschen seine18 Calvin hat triplex usus schon in der Ur-Institution von 1535 (Hesselink 1992, 7–8).Battles 1980, 119 führt einen Tabellenvergleich zwischen Gesetzgebrauch, Strafen im Seneca-Kommentar und Kirchenzucht vor. — Zum dreifachen Gebrauch s. z.B. Biéler 1966, 24 undCastrén 1946, 46.19 S. IIvii6,7 — s. auch McGrath 1990, 158.

138eines Gläubigen sind aber vor Gott wertlos, weil die Sündhaftigkeit desTäters auf jeden Fall die Verdienste seiner Werke verhüllt. 15Wenn <strong>Calvin</strong> über die Moral spricht, geht es um christliche Moral oderum die Moral der Gläubigen. Der Ausgangspunkt seiner Schriften gibtdazu schon eine Erklärung: Er schrieb den Christen, um sie im Glaubenzu belehren und zu erziehen. Die den Gläubigen geltende Moral <strong>bei</strong><strong>Calvin</strong> stellt Eric Fuchs als eine ethische Forderung dar. 16 Die Forderungberührt das Innere des Menschen, wo<strong>bei</strong> die Moral viel mehr als einetugendhafte Lebensführung bedeutet. In der Auffassung <strong>Calvin</strong>s ist dieMoral eng mit dem Verhältnis zu Gott und der Religion verbunden. Esgeht in ihr um die Einhaltung der <strong>bei</strong>den Tafeln des Gesetzes und der<strong>bei</strong>den Gebote der Liebe. 17Moralisches oder unmoralisches Handeln im Sinne <strong>Calvin</strong>s ist nur denGläubigen möglich, denn nur sie können aus den richtigen Ausgangspunkten— aus dem Glauben und aus der Liebe — handeln bzw. handelnlassen. Andere Menschen, die am Glauben nicht teilhaben, können ausder Sicht <strong>Calvin</strong>s nur so handeln, dass ihr Handeln nicht mit den Maßstäbender Moral gemessen werden kann, weil ihre Ausgangspunkte nichtrichtig sind. Eine moralische Bewertung ist unmöglich, weil sie keineWahl haben und weil ihre Werke sowieso Sünde sind. Sie können aberauch richtig handeln, wenn sie ihren Nächsten Gutes und Richtiges tun.utcunque totum cor suum obscoenitate scatare norint: siqua tamen edunt speciosa opera,digna aestimant, quae Deus non aspernetur."IIIxiv715 "Duobus his fortiter insistendum, nullum unquam extitisse pii hominis opus quod sivero Dei iudicio examinaretur, non esset damnabile. Adhaec si tale aliquod detur (quodpossibile homini non est) peccatis tamen, quibus laborare auhtorem ipsum certum est,vitiatum ac inquinatum gratiam perdere;" IIIxiv1116 Fuchs 1986, 41: "C'est puorquoi la Loi de Dieu aura pour fonction tout à la fois deconduire au Christ et de manifester le contenu de l'exigence éthique. On n'accède à selui-cique parce que le Christ est déjà présent dans l'exigence éthique."17 Cadier & Marcel merken <strong>bei</strong> IVxx15: “Il faut encore ici souligner que CALVIN nesépare pas la morale de la religion, pas plus qu'il ne sépare les deux tables descommandements. Le service de Dieu est le premier point de la vie morale.” — Haas 1997, 85:“Hypocrites find it easy to perform the outward ceremonies commanded by the First Table.It is in doing the works of love commanded by the Second Table that people give trueevidence of the intention of the heart.”

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!