Das Universale Recht bei Johannes Calvin - Doria
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10Calvin hatte also eine ausgezeichnete Ausbildung sowohl in altenSprachen als auch in der Jurisprudenz bekommen. Er hatte unter denbesten Lehrern seiner Zeit studieren dürfen und auch Kirchenväter undscholastisches Denken kennengelernt. Er war Humanist und Jurist, als erseine reformatorische und theologische Tätigkeit wahrnahm. 311.2. ForschungsstandCalvins Naturrechtsauffassung taucht als Nebenthema in der Calvin-Forschung gelegentlich auf. Auf sie wird in allgemeinen Darstellungenüber Calvins Theologie hingewiesen, 32 sie ist Teil in Studien über GesetzoderRechtsauffassung und Ethik Calvins, 33 und Calvin wird in Allgemeindarstellungender Naturrechtslehre erwähnt. 34 So ist die BemerkungSchreiners “Calvin scholars have examined Calvin and natural law from variousperspectives” 35 einerseits berechtigt. Verschiedene Perspektiven werden indiesem Unterkapitel vorgestellt und kritisch betrachtet. Es wird andererseitssich zeigen, dass es auch berechtigt ist, eine Lücke in der Calvin-Forschung bei den Fragen nach dem Wesen, dem Inhalt, der Rolle undden Aufgaben des Naturrechts in seinem Denken zu sehen. Die Beo-31 Augustijn will aber Calvin nicht als Vertreter des Humanismus sehen, weil Calvinseiner inhaltlichen Definition des Humanismus — Anknüpfung der antiken Gott-Suche unddes ehrbaren Lebens dem christlichen Glauben an Gott — nicht hineinpasst. Augustijn abergibt zu, dass Calvin sich der modernsten Methoden seiner Zeit bediente, die eben derHumanismus darbot. (1988, 139.) — Zur Spannung zwischen dem Humanismus und derReformation s. z.B. Opitz 1994. In der Einleitung schreibt er (4–5): “Einmal geht es um dasVerhältnis des reformatorischen Theologen Calvin zum Humanisten Calvin. Oft wird hiereine die Theologie Calvins grundsätzlich bestimmende Spannung diagnostiziert, die darausresultiert, dass Calvin seine reformatorischen Einsichten und seinen Humanismus nie ganzzusammengebracht habe. Von lutherischer Seite wird dabei Calvins Humanismus alsplatonische Trübung der reinen reformatorischen Theologie Luthers empfunden.”Baur 1965,3 sieht Calvin jedoch vor allem als Theologe: “Trotz seiner juristischen Vorbildung undseiner einflussreichen politischen Stellung im Genfer Stadtstaat ist Calvin in seinenÄusserungen, ebenso wie die übrigen Reformatoren, zuerst Theologe.”32 Niesel 1957, Olsson 1943, und Wendel 1985 (1968).33 Bohatec 1934, Ellul 1948, Baur 1965, Schellong 1968, Schreiner 1991, Hesselink 1992,Strohm 1996, Haas 1997, und Thiel 1999.34 Z.B. von Erik Wolf 1964, Welzel 1960, und Herr 1972.35 Schreiner 1991, 78.
11bachtung wird dadurch bestätigt, dass es keine Gesamtdarstellung überdas Naturrecht bei Calvin gibt. 36Chenevière stellt fest, dass die Vernunft laut Calvin nicht Regel des Rechts,sondern nur ein Mittel zur Kenntnis der äußeren Wirklichkeit ist. DerMensch hat aber eine innere Stimme, die das von Gott in allen Herzengeschriebene Gesetz resoniert. Die innere Stimme ist das Gewissen, dasdie Vernunft leitet, damit sie das Gute vom Bösen unterscheiden kann. 37Nach Bohatec versteht Calvin die Natur als Quelle der Moral, wasBedeutung für das Verständnis Calvins über die psychische Wirklichkeithat. Die Natur ist hier die Menschennatur, die mit der Vernunft identischist. In ihr hat Gott die Normen der Gerechtigkeit und Billigkeit gesetzt. 38Die Urteilskraft, die die Normen bedient, nennt Calvin Gewissen (conscientia),das als Vermittler zwischen Gott und dem Menschen tätig istund das er auch das Gericht Gottes nennt. 39 Die Befunde Chenevières undBohatecs über das Gewissen als Sitz des natürlichen Gesetzes hat Baurspäter auch anerkannt. 40 Schreiner setzt sogar das Gewissen mit demNaturrecht gleich. 41Sowohl Bohatec als auch Chenevière haben festgestellt, dass dasnatürliche Gesetz nach Calvin keine volle Kenntnis und Beobachtung desGesetzes bewirken kann, weil das Gewissen als Teil des Menschen mit36 S. Niesel, Wilhelm. Calvin-Bibliographie 1901–1960. München: Chr. Kaiser. 1961, 102:Das Recht; Bibliographia Calviniana. Catalogus chronologicus operum Calvini. Catalogussystematicus operum quae sunt de Calvino cum indice auctorum alphabetico edidit D.Alfredus Erichson. Niewkoop: B. De Graaf. MCMLX (1900), 114: Quaestiones ethicae. undCTJ.37 Chenevière 1937, 62.38 Bohatec 1934,5. Unter den Calvin-Studien Bohatecs ist für das Naturrecht Calvin unddas Recht (1934) das bedeutenste und ausführlichste. In seinen späteren Werken weist er aufes hin, wenn es um ein tiefgreifendes Bild über Rechts- und Gesetzauffassung Calvins geht.S. Bohatec 1937, 27.39 Bohatec 1934, 6–7.40 Baur 1965, 46–50.41 Schreiner 1991, 87–88.
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10<strong>Calvin</strong> hatte also eine ausgezeichnete Ausbildung sowohl in altenSprachen als auch in der Jurisprudenz bekommen. Er hatte unter denbesten Lehrern seiner Zeit studieren dürfen und auch Kirchenväter undscholastisches Denken kennengelernt. Er war Humanist und Jurist, als erseine reformatorische und theologische Tätigkeit wahrnahm. 311.2. Forschungsstand<strong>Calvin</strong>s Naturrechtsauffassung taucht als Nebenthema in der <strong>Calvin</strong>-Forschung gelegentlich auf. Auf sie wird in allgemeinen Darstellungenüber <strong>Calvin</strong>s Theologie hingewiesen, 32 sie ist Teil in Studien über Gesetzoder<strong>Recht</strong>sauffassung und Ethik <strong>Calvin</strong>s, 33 und <strong>Calvin</strong> wird in Allgemeindarstellungender Naturrechtslehre erwähnt. 34 So ist die BemerkungSchreiners “<strong>Calvin</strong> scholars have examined <strong>Calvin</strong> and natural law from variousperspectives” 35 einerseits berechtigt. Verschiedene Perspektiven werden indiesem Unterkapitel vorgestellt und kritisch betrachtet. Es wird andererseitssich zeigen, dass es auch berechtigt ist, eine Lücke in der <strong>Calvin</strong>-Forschung <strong>bei</strong> den Fragen nach dem Wesen, dem Inhalt, der Rolle undden Aufgaben des Naturrechts in seinem Denken zu sehen. Die Beo-31 Augustijn will aber <strong>Calvin</strong> nicht als Vertreter des Humanismus sehen, weil <strong>Calvin</strong>seiner inhaltlichen Definition des Humanismus — Anknüpfung der antiken Gott-Suche unddes ehrbaren Lebens dem christlichen Glauben an Gott — nicht hineinpasst. Augustijn abergibt zu, dass <strong>Calvin</strong> sich der modernsten Methoden seiner Zeit bediente, die eben derHumanismus darbot. (1988, 139.) — Zur Spannung zwischen dem Humanismus und derReformation s. z.B. Opitz 1994. In der Einleitung schreibt er (4–5): “Einmal geht es um dasVerhältnis des reformatorischen Theologen <strong>Calvin</strong> zum Humanisten <strong>Calvin</strong>. Oft wird hiereine die Theologie <strong>Calvin</strong>s grundsätzlich bestimmende Spannung diagnostiziert, die darausresultiert, dass <strong>Calvin</strong> seine reformatorischen Einsichten und seinen Humanismus nie ganzzusammengebracht habe. Von lutherischer Seite wird da<strong>bei</strong> <strong>Calvin</strong>s Humanismus alsplatonische Trübung der reinen reformatorischen Theologie Luthers empfunden.”Baur 1965,3 sieht <strong>Calvin</strong> jedoch vor allem als Theologe: “Trotz seiner juristischen Vorbildung undseiner einflussreichen politischen Stellung im Genfer Stadtstaat ist <strong>Calvin</strong> in seinenÄusserungen, ebenso wie die übrigen Reformatoren, zuerst Theologe.”32 Niesel 1957, Olsson 1943, und Wendel 1985 (1968).33 Bohatec 1934, Ellul 1948, Baur 1965, Schellong 1968, Schreiner 1991, Hesselink 1992,Strohm 1996, Haas 1997, und Thiel 1999.34 Z.B. von Erik Wolf 1964, Welzel 1960, und Herr 1972.35 Schreiner 1991, 78.